Modellbildung und Simulation in der Biomechanik - Biomechanik an ...
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Biomech<strong>an</strong>ische <strong>Modellbildung</strong> zur<br />
<strong>Simulation</strong> zweier<br />
Mensch-Masch<strong>in</strong>en-Schnittstellen<br />
DISSERTATION<br />
zur Erl<strong>an</strong>gung des Grades e<strong>in</strong>es Doktors<br />
<strong>der</strong> Naturwissenschaften<br />
<strong>der</strong> Fakultät für Physik<br />
<strong>der</strong> Eberhard-Karls-Universität zu Tüb<strong>in</strong>gen<br />
vorgelegt von<br />
Valent<strong>in</strong> Keppler<br />
aus Schorndorf (Rems-Murr)<br />
2003
Tag <strong>der</strong> mündlichen Prüfung: 21.07.2003<br />
Dek<strong>an</strong>: Prof. Dr. Herbert Müther<br />
1. Berichterstatter: Prof. Dr. H<strong>an</strong>ns Ru<strong>der</strong><br />
2. Berichterstatter: Prof. Dr. rer. nat. Dr. med. habil. G<strong>und</strong>olf Beier
Zusammenfassung<br />
Das Ziel dieser Arbeit war, e<strong>in</strong> biomech<strong>an</strong>isches Menschmodell zu erstellen,<br />
welches <strong>in</strong> Wechselwirkung mit se<strong>in</strong>er virtuellen Umwelt treten k<strong>an</strong>n. Insbeson<strong>der</strong>e<br />
die mech<strong>an</strong>ische Wechselwirkung des Menschen mit von ihm bedienten<br />
Masch<strong>in</strong>en, die Mensch-Masch<strong>in</strong>e-Schnittstelle, sollte mit e<strong>in</strong>em solchen Modell<br />
beschrieben werden können. Mit e<strong>in</strong>em solchen Gesamtmodell lassen sich<br />
zwei gr<strong>und</strong>legende Fragenkomplexe beh<strong>an</strong>deln. Dies wäre zum e<strong>in</strong>en die Frage<br />
nach <strong>der</strong> Belastung des Bedieners durch die Masch<strong>in</strong>e, <strong>und</strong> zum <strong>an</strong><strong>der</strong>en die<br />
Frage nach <strong>der</strong> Auswirkung des Bedieners auf das Verhalten <strong>der</strong> Masch<strong>in</strong>e<br />
während <strong>der</strong> Bedienung.<br />
Um die mech<strong>an</strong>ischen Eigenschaften biologischer Systeme <strong>in</strong> Computersimulationen<br />
untersuchen zu können, wurden geeignete Modelle erstellt, <strong>der</strong>en<br />
Eigenschaften durch physikalische Gesetze bestimmt s<strong>in</strong>d. Im Rahmen dieser<br />
Arbeit wurden Starrkörpermodelle des Menschen erstellt, wobei zur Aufstellung<br />
<strong>und</strong> Lösung <strong>der</strong> Bewegungsgleichungen ausgereifte Programmpakete<br />
verwendet wurden.<br />
Der Schwerpunkt dieser Arbeit lag primär bei <strong>der</strong> <strong>Modellbildung</strong>. Die<br />
e<strong>in</strong>gesetzten <strong>Simulation</strong>sprogramme s<strong>in</strong>d für die Anwendung <strong>in</strong> technischen<br />
Fragestellungen konzipiert. Biomech<strong>an</strong>ische Modelle erfor<strong>der</strong>n aber spezielle<br />
Elemente, da sich <strong>der</strong> mech<strong>an</strong>ische Aufbau des Menschen stark von technischen<br />
Konzepten unterscheidet. Aus diesem Gr<strong>und</strong> mussten die <strong>Simulation</strong>sprogramme<br />
erweitert <strong>und</strong> <strong>an</strong>gepasst werden. Diese Arbeit gibt zum e<strong>in</strong>en<br />
e<strong>in</strong>en Überblick über die e<strong>in</strong>setzbare Software, zum <strong>an</strong><strong>der</strong>en wird durch Anwendungsbeispiele<br />
<strong>der</strong> Vorg<strong>an</strong>g <strong>der</strong> <strong>Modellbildung</strong>, <strong>Simulation</strong>, Parameteridentifizierung<br />
<strong>und</strong> Parameterverifikation bei biomech<strong>an</strong>ischen Systemen beschrieben.<br />
Es wurde e<strong>in</strong>e Visualisierung des Menschmodells, basierend auf CAD-<br />
Flächen, entwickelt <strong>und</strong> eng mit e<strong>in</strong>er Kollisionserkennung verb<strong>und</strong>en, womit<br />
die Gr<strong>und</strong>lage für komplexe <strong>Simulation</strong>en <strong>der</strong> Mensch-Masch<strong>in</strong>en-Schnittstelle,<br />
<strong>und</strong> allgeme<strong>in</strong>er <strong>der</strong> Interaktion des Modells mit e<strong>in</strong>er virtuellen Umgebung,<br />
geschaffen wurde.<br />
Das Menschmodell wurde <strong>in</strong> zwei Anwendungen e<strong>in</strong>gesetzt. Zum e<strong>in</strong>en<br />
wurde e<strong>in</strong> Modell des PKW-Fußgängerunfalls erstellt <strong>und</strong> mit konventionellen<br />
Methoden <strong>der</strong> Unfallrekonstruktion abgeglichen. Zum <strong>an</strong><strong>der</strong>en wurde das<br />
H<strong>an</strong>d-Arm-System h<strong>in</strong>sichtlich se<strong>in</strong>er Eigenschaften bezüglich e<strong>in</strong>geleiteten<br />
Vibrationen untersucht.<br />
Als übergeordnete Fragestellung wurde d<strong>an</strong>n <strong>an</strong> beiden Anwendungen gezeigt,<br />
dass biomech<strong>an</strong>ische Starrkörpermodelle mit systematischen Parameterstudien<br />
<strong>und</strong> Sensitivitäts<strong>an</strong>alysen sowie den Methoden <strong>der</strong> Optimierung<br />
h<strong>in</strong>sichtlich <strong>in</strong>nerer <strong>und</strong> äußerer Zusammenhänge s<strong>in</strong>nvoll <strong>an</strong>alysiert werden<br />
können.
Inhaltsverzeichnis<br />
Inhaltsverzeichnis 1<br />
1 Computersimulation <strong>und</strong> <strong>Biomech<strong>an</strong>ik</strong> 5<br />
1.1 Ziele dieser Arbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5<br />
1.2 Motivation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6<br />
1.3 <strong>Modellbildung</strong> <strong>und</strong> <strong>Simulation</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7<br />
1.4 Computergestützte Verfahren <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Biomech<strong>an</strong>ik</strong> . . . . . . . . . . . 9<br />
1.5 Starrkörperketten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12<br />
1.6 Gleichungsgeneratoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14<br />
1.7 Mehrkörpersysteme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14<br />
1.8 Modellierung von Starrkörperketten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16<br />
1.9 Gr<strong>und</strong>sätzliche Unterschiede zwischen 2-d <strong>und</strong> 3-d <strong>Simulation</strong>en . . . 16<br />
2 <strong>Modellbildung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Biomech<strong>an</strong>ik</strong> 18<br />
2.1 Anthropomorphe Starrkörpermodelle . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19<br />
2.1.1 Menschmodell mit Schwabbelmassen . . . . . . . . . . . . . . 21<br />
2.1.2 Die Körper . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23<br />
2.1.3 Gelenke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23<br />
2.2 Interaktion des Modells mit se<strong>in</strong>er virtuellen Umgebung . . . . . . . . 25<br />
2.2.1 Biomech<strong>an</strong>ische Aktuatoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26<br />
2.3 Menschmodell <strong>in</strong> SIMPACK . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29<br />
2.3.1 Parametrisierung des Modells . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30<br />
2.3.2 Visualisierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30<br />
2.3.3 Visualisierung mit CAD-Flächen . . . . . . . . . . . . . . . . 31<br />
2.4 Menschmodell <strong>in</strong> ADAMS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34<br />
2.4.1 Unterschiede zu <strong>der</strong> Modellierung unter SIMPACK . . . . . . 34<br />
2.4.2 Parametrisierte Modellierung unter ADAMS . . . . . . . . . . 35<br />
2.4.3 Modellgenerierung mit GENMOD . . . . . . . . . . . . . . . . 35<br />
2.5 Kommerzielle Menschmodelle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37<br />
3 Der virtuelle Unfall 39<br />
3.1 Ansätze zur Kollisionsbeh<strong>an</strong>dlung <strong>in</strong> SIMPACK . . . . . . . . . . . . 40<br />
3.1.1 St<strong>an</strong>dard<strong>an</strong>satz <strong>in</strong> SIMPACK . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40<br />
3.1.2 Eigene Implementation: Gr<strong>und</strong>lagen . . . . . . . . . . . . . . . 41<br />
3.1.3 Kollisionserkennung mit PQP . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43<br />
3.1.4 Die Anwendung von PQP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45<br />
3.1.5 Unterschiede zu <strong>der</strong> St<strong>an</strong>dardumgebung von SIMPACK . . . . 47<br />
3.1.6 Erweiterung des Flächenkonvertierungstools . . . . . . . . . . 47<br />
3.2 Das Modell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47<br />
3.2.1 Kraftgesetze bei <strong>der</strong> Unfallsimulation . . . . . . . . . . . . . . 48<br />
1
3.3 Unfallrekonstruktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54<br />
3.3.1 Stoßparameter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56<br />
3.4 Klassifizierung von Schädigungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59<br />
3.5 <strong>Simulation</strong>en . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60<br />
3.5.1 Fall 8 Ordnungsnummer 1-5/12 . . . . . . . . . . . . . . . . . 61<br />
3.5.2 Beurteilung <strong>der</strong> <strong>Simulation</strong>sergebnisse von Fall 8 . . . . . . . . 66<br />
3.5.3 Fall 24 Ordnungsnummer 2-12/5 . . . . . . . . . . . . . . . . 68<br />
3.5.4 Beurteilung <strong>der</strong> <strong>Simulation</strong>sergebnisse von Fall 24 . . . . . . . 74<br />
3.5.5 Hypothetischer Fall . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76<br />
3.6 Bewertung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80<br />
3.6.1 Zusammenfassung <strong>der</strong> Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . 80<br />
3.6.2 Beurteilung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80<br />
3.6.3 Ausblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80<br />
4 Anwendung: Das H<strong>an</strong>d-Arm-System 82<br />
4.1 St<strong>an</strong>d <strong>der</strong> Forschung: H<strong>an</strong>d-Arm-System . . . . . . . . . . . . . . . . 82<br />
4.1.1 Norm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83<br />
4.1.2 Wirkung von Vibrationen auf den Bediener . . . . . . . . . . . 84<br />
4.1.3 Vorh<strong>an</strong>dene Datenquellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85<br />
4.1.4 Admitt<strong>an</strong>ztensor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85<br />
4.1.5 <strong>Simulation</strong>smodelle als virtueller Prüfst<strong>an</strong>d . . . . . . . . . . . 87<br />
4.1.6 Vorarbeiten / Quellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87<br />
4.1.7 Geeignete Messmethoden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87<br />
4.2 Modell des H<strong>an</strong>d-Arm-Systems . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89<br />
4.2.1 Segmente . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89<br />
4.2.2 Gelenke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89<br />
4.2.3 Aktuatoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91<br />
4.2.4 Realisierung <strong>in</strong> SIMPACK <strong>und</strong> ADAMS . . . . . . . . . . . . 96<br />
4.2.5 Validierung <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d von Messungen . . . . . . . . . . . . . . . 97<br />
4.3 H<strong>an</strong>d-Arm-<strong>Simulation</strong>en . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101<br />
4.3.1 Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109<br />
4.4 Parameterstudien bei <strong>der</strong> H<strong>an</strong>d-Arm-<strong>Simulation</strong> . . . . . . . . . . . . 110<br />
4.4.1 Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 122<br />
4.5 Der E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Schwabbelmassen im HAS-Modell . . . . . . . . . . 123<br />
4.5.1 Energiedissipation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 123<br />
4.5.2 <strong>Simulation</strong>en . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 124<br />
4.5.3 Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 131<br />
4.6 Bewertung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 132<br />
4.6.1 Zusammenfassung <strong>der</strong> Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . 132<br />
4.6.2 Beurteilung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 132<br />
4.6.3 Ausblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 135<br />
2
5 Techniken zur Sensitivitäts<strong>an</strong>alyse <strong>und</strong> Optimierung 138<br />
5.1 Sensitivitäts<strong>an</strong>alyse <strong>und</strong> Optimierung bei MKS-Modellen . . . . . . . 139<br />
5.2 PKW-Fußgänger Unfall . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 142<br />
5.2.1 Geeignete Bewertungsfunktionen . . . . . . . . . . . . . . . . 142<br />
5.2.2 Sensitivitätsstudien beim Unfallmodell . . . . . . . . . . . . . 143<br />
5.2.3 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 149<br />
5.3 H<strong>an</strong>d-Arm-System . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 151<br />
5.3.1 Bewertungsfunktion beim H<strong>an</strong>d-Arm-Modell . . . . . . . . . . 151<br />
5.3.2 Sensitivitäts<strong>an</strong>alysen beim H<strong>an</strong>d-Arm-System . . . . . . . . . 155<br />
5.3.3 Optimieren des HAS im Frequenzraum . . . . . . . . . . . . . 162<br />
5.3.4 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 167<br />
5.4 Zusammenfassung: Sensitivitäts<strong>an</strong>alyse <strong>und</strong> Optimierung . . . . . . . 167<br />
6 Zusammenfassung <strong>und</strong> Ausblick 169<br />
6.1 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 169<br />
6.2 Ausblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 172<br />
A Parameter <strong>der</strong> Modelle 174<br />
A.1 Abschätzung des Schwabbelmassen<strong>an</strong>teils . . . . . . . . . . . . . . . . 174<br />
A.2 Ankopplung <strong>der</strong> Schwabbelmassen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 175<br />
A.3 Parameter des H<strong>an</strong>dpolsters . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 177<br />
A.4 Gelenksteifigkeiten H<strong>an</strong>d-Arm-Modell . . . . . . . . . . . . . . . . . . 178<br />
A.5 Modellparameter Unfallsimulation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 179<br />
B GENMOD: Matlabrout<strong>in</strong>en 181<br />
B.1 genmod.m . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 181<br />
B.2 mbsstruct.m . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 182<br />
B.3 sett<strong>in</strong>gs.m . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 182<br />
B.4 <strong>an</strong>topometric.m . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 183<br />
B.5 values.m . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 183<br />
B.6 designvars.m . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 183<br />
B.7 bodys.m . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 184<br />
B.8 jo<strong>in</strong>ts.m . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 185<br />
B.9 statevars.m . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 187<br />
B.10 measures.m . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 187<br />
C Beurteilung <strong>der</strong> e<strong>in</strong>gesetzten MKS-Programme 188<br />
C.1 Beurteilung ADAMS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 188<br />
C.2 Beurteilung SIMPACK . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 189<br />
C.3 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 190<br />
D Verwendete Wortabkürzungen 191<br />
3
E Literaturverzeichnis 193<br />
Tabellenverzeichnis<br />
1 Gelenke <strong>und</strong> Freiheitsgrade des Modells . . . . . . . . . . . . . . . . . 25<br />
2 Def<strong>in</strong>ierte Kontakte bei <strong>der</strong> Unfallsimulation . . . . . . . . . . . . . . 49<br />
3 Analytische Näherungen für den Stoßvorg<strong>an</strong>g . . . . . . . . . . . . . 57<br />
4 Validierung <strong>der</strong> <strong>an</strong>alytischen Näherungen . . . . . . . . . . . . . . . . 58<br />
5 Parameter für das Schw<strong>in</strong>gungsmodell des HAS . . . . . . . . . . . . 83<br />
6 Gelenkstruktur: Vari<strong>an</strong>ten des 3-dimensionalen Armmodells . . . . . 91<br />
7 Variationsbereich <strong>der</strong> Rauhigkeitsabschätzung . . . . . . . . . . . . . 143<br />
8 Bereich <strong>der</strong> Variation <strong>der</strong> Parameter des HAS . . . . . . . . . . . . . 161<br />
9 Optimierung H<strong>an</strong>dpolster (<strong>in</strong> Z) <strong>und</strong> Schwabbelmasse Unterarm . . . 164<br />
10 Ergebnisse <strong>der</strong> Optimierung <strong>der</strong> Parameter des HAS-Modells . . . . . 164<br />
11 Masse <strong>und</strong> Trägheit <strong>der</strong> Schwabbelmassen . . . . . . . . . . . . . . . 175<br />
12 H<strong>an</strong>dpolsterparameter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 177<br />
13 Vergleich <strong>der</strong> Literaturwerte für Gelenksteifigkeiten . . . . . . . . . . 178<br />
14 Gelenkstruktur HAS: Realisierte Vari<strong>an</strong>te . . . . . . . . . . . . . . . . 179<br />
15 Parameter <strong>der</strong> B<strong>an</strong>dscheiben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 179<br />
16 Gelenksteifigkeiten bei Unfallmodell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 180<br />
17 Kontaktparameter bei Unfallmodell (Fall 8) . . . . . . . . . . . . . . 180<br />
18 Pseudocode genmod.m . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 181<br />
19 Hierarchie des Modellgenerators . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 182<br />
4
Gr<strong>und</strong>lagen 5<br />
1 Computersimulation <strong>und</strong> <strong>Biomech<strong>an</strong>ik</strong><br />
Der Forschungsbereich <strong>Biomech<strong>an</strong>ik</strong> ist stark <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>är ausgerichtet. Es beschäftigen<br />
sich die verschiedensten Diszipl<strong>in</strong>en mit biomech<strong>an</strong>ischen Fragestellungen.<br />
Da die Gr<strong>und</strong>lage <strong>der</strong> <strong>Biomech<strong>an</strong>ik</strong>, nämlich die Beschreibung <strong>der</strong> Gesetzmäßigkeiten<br />
<strong>der</strong> Mech<strong>an</strong>ik, auf dem Gebiet <strong>der</strong> Physik liegt, lässt sich die <strong>Biomech<strong>an</strong>ik</strong> als<br />
Teilgebiet <strong>der</strong> Computational Physic bzw. des Wissenschaftlichen Rechnens auffassen.<br />
Um sich mit Computersimulationen physikalischer Systeme, <strong>in</strong> diesem Fall biomech<strong>an</strong>ischer<br />
Systeme, ause<strong>in</strong><strong>an</strong><strong>der</strong>setzen zu können, muss m<strong>an</strong> sich mit Computern <strong>und</strong><br />
<strong>Simulation</strong>stechniken beschäftigen. Unter dem Begriff Computer sollen hier neben<br />
<strong>der</strong> re<strong>in</strong>en Hardware <strong>und</strong> den verschiedenen Betriebssystemen auch Programmiersprachen,<br />
GUI 1 ,API 2 , Visualisierung, Kollisionserkennung <strong>und</strong> digitale Signalverarbeitung<br />
gen<strong>an</strong>nt werden. Um die physikalischen Gesetze <strong>der</strong> <strong>Biomech<strong>an</strong>ik</strong> <strong>in</strong> <strong>Simulation</strong>en<br />
umsetzen zu können, muss vorh<strong>an</strong>dene Software <strong>an</strong>gewendet <strong>und</strong> m<strong>an</strong>chmal<br />
auch erweitert werden. Gegebenenfalls müssen auch eigene Programme entwickelt<br />
werden.<br />
Um die Problemstellungen <strong>der</strong> <strong>Biomech<strong>an</strong>ik</strong> lösen zu können, müssen nicht nur<br />
die physikalischen Gesetze <strong>der</strong> Starrkörperbewegung berücksichtigt werden, son<strong>der</strong>n<br />
auch Gr<strong>und</strong>lagen aus Mediz<strong>in</strong>, Biologie, sowie den Neuro- <strong>und</strong> Ingenieurswissenschaften.<br />
Es müssen Messungen gepl<strong>an</strong>t <strong>und</strong> durchgeführt <strong>und</strong> Messergebnisse aufbereitet<br />
<strong>und</strong> <strong>in</strong>terpretiert werden. Parallel hierzu s<strong>in</strong>d Modelle zu erstellen <strong>und</strong> <strong>der</strong>en<br />
Dynamik <strong>in</strong> <strong>Simulation</strong>en zu berechnen.<br />
1.1 Ziele dieser Arbeit<br />
Es soll e<strong>in</strong> mech<strong>an</strong>isches Menschmodell beschrieben werden, welches <strong>in</strong> Wechselwirkung<br />
mit se<strong>in</strong>er (virtuellen) Umwelt treten k<strong>an</strong>n. Diese Fragestellung ist beson<strong>der</strong>s<br />
im H<strong>in</strong>blick auf die <strong>Simulation</strong> <strong>der</strong> mech<strong>an</strong>ischen Mensch-Masch<strong>in</strong>e-Schnittstelle von<br />
zunehmen<strong>der</strong> Bedeutung.<br />
Das entwickelte Menschmodell wird d<strong>an</strong>n <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er passiven G<strong>an</strong>zkörperbewegung<br />
e<strong>in</strong>gesetzt. Als Anwendung wurde <strong>der</strong> Unfall zwischen Personenkraftwagen <strong>und</strong> Fußgänger<br />
gewählt.<br />
Als weitere Anwendung wird e<strong>in</strong> reduziertes Modell als Beispiel e<strong>in</strong>er <strong>Simulation</strong> <strong>der</strong><br />
mech<strong>an</strong>ischen Mensch-Masch<strong>in</strong>e-Schnittstelle beschrieben. Das Modell beschreibt<br />
das menschliche H<strong>an</strong>d-Arm-System <strong>und</strong> se<strong>in</strong> Verhalten bei E<strong>in</strong>leitung von Vibrationen.<br />
In e<strong>in</strong>em weiteren Kapitel wird auf die Problematik e<strong>in</strong>geg<strong>an</strong>gen, dass biomech<strong>an</strong>ische<br />
Modelle oft e<strong>in</strong>e Vielzahl von nur ungenau bek<strong>an</strong>nten Parametern be<strong>in</strong>halten.<br />
1 Graphical User Interface<br />
2 A Programmers Interface
6 Gr<strong>und</strong>lagen<br />
Es sollen Möglichkeiten aufgezeigt werden, wie sich Aussagekraft o<strong>der</strong> Parametersicherheit<br />
<strong>der</strong> Modelle bewerten lässt.<br />
1.2 Motivation<br />
Forschung auf dem Gebiet <strong>der</strong> <strong>Biomech<strong>an</strong>ik</strong> untersucht im weitesten S<strong>in</strong>ne das Wechselspiel<br />
<strong>der</strong> auf <strong>und</strong> <strong>in</strong> biologischen Strukturen wirkenden Kräfte <strong>und</strong> <strong>der</strong> dadurch<br />
determ<strong>in</strong>ierten Bewegung, Belastung <strong>und</strong> Be<strong>an</strong>spruchung. Oft ist ebenfalls von Interesse,<br />
die Auswirkungen <strong>der</strong> mech<strong>an</strong>ischen Eigenschaften biologischer Strukturen<br />
<strong>und</strong> Materialien, respektive <strong>der</strong>en Bewegung, auf technische Systeme zu untersuchen<br />
(Mensch-Masch<strong>in</strong>e-Schnittstelle).<br />
Die ras<strong>an</strong>te Entwicklung von Soft- <strong>und</strong> Hardware <strong>in</strong> den letzten Jahren schuf die<br />
Gr<strong>und</strong>lage für immer komplexere <strong>Simulation</strong>smodelle.<br />
E<strong>in</strong>e gr<strong>und</strong>legende Motivation für die Durchführung von <strong>Simulation</strong>en ist, dass die<br />
<strong>Modellbildung</strong> <strong>und</strong> <strong>Simulation</strong> pr<strong>in</strong>zipiell nötig ist, um Messungen überhaupt <strong>in</strong>terpretieren<br />
(<strong>und</strong> damit auch pl<strong>an</strong>en) zu können. Erst e<strong>in</strong>e Modellvorstellung über<br />
die Zusammenhänge ermöglicht es, abzuschätzen, welche Größen gemessen werden<br />
müssen. Die Resultate dieser Messungen bestätigen o<strong>der</strong> wi<strong>der</strong>legen die primär gemachten<br />
Annahmen, so dass gegebenenfalls e<strong>in</strong> korrigiertes Modell erstellt werden<br />
muss, was wie<strong>der</strong>um zu neuen Messreihen führen k<strong>an</strong>n. Messungen ohne e<strong>in</strong>e Modellvorstellung<br />
über die <strong>in</strong>neren Zusammenhänge des gemessenen Systems s<strong>in</strong>d also<br />
nicht s<strong>in</strong>nvoll!<br />
Die Computersimulation ist auch deshalb e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> Hauptzweige <strong>der</strong> <strong>Biomech<strong>an</strong>ik</strong>,<br />
da Experimente o<strong>der</strong> <strong>in</strong>vasive Messungen mit <strong>und</strong> <strong>an</strong> Lebewesen, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e beim<br />
Menschen, aus ethischen Gründen nur <strong>in</strong> g<strong>an</strong>z gewissem Rahmen durchführbar s<strong>in</strong>d.<br />
Oft <strong>in</strong>teressiert das mech<strong>an</strong>ische Verhalten beson<strong>der</strong>s im grenzwertigen <strong>und</strong> traumatisierenden<br />
Bereich.<br />
M<strong>an</strong> denke <strong>an</strong> folgende, von Hospach [41] untersuchte Fragestellung: Es sollten Gerüstabstürze<br />
mit eventueller Verletzungsfolge untersucht werden, um die Auslegung<br />
von Gerüstbohlen zu optimieren. Natürlich konnte e<strong>in</strong> Experiment mit e<strong>in</strong>em Prob<strong>an</strong>den<br />
hier nicht realisiert werden. E<strong>in</strong>e denkbare Lösung dieses Dilemmas war nun<br />
<strong>der</strong> Dummyversuch. Versuche ergaben, dass <strong>der</strong> Dummy ke<strong>in</strong>e realistischen L<strong>an</strong>deversuche<br />
<strong>und</strong> Abf<strong>an</strong>gbewegungen realisieren k<strong>an</strong>n. Das bedeutet, dass auch die Reaktionskräfte<br />
auf die Bohle beim Dummyversuch nicht realistisch s<strong>in</strong>d. Der <strong>in</strong> diesem<br />
Fall gewählte Weg war, Messungen im nicht traumatisierenden Höhenbereich durchzuführen<br />
<strong>und</strong> mit diesen e<strong>in</strong> <strong>Simulation</strong>smodell zu validieren. Nun konnte das Modell<br />
die Dynamik <strong>in</strong> den traumatisierenden Höhenbereich extrapolieren. Natürlich wird<br />
die Prediktionsgüte biomech<strong>an</strong>ischer <strong>Simulation</strong>en mit steigendem Extrapolationsbereich<br />
schlechter, aber m<strong>an</strong> hat gr<strong>und</strong>sätzlich e<strong>in</strong>en vertretbaren Zug<strong>an</strong>g zu solchen<br />
Fragestellungen.<br />
E<strong>in</strong> biomech<strong>an</strong>isches Modell k<strong>an</strong>n auch dazu her<strong>an</strong>gezogen werden, um Messungen
Gr<strong>und</strong>lagen 7<br />
<strong>an</strong> biologischen Strukturen durch <strong>Simulation</strong>srgebnisse zu ersetzen. M<strong>an</strong> denke hier<br />
<strong>an</strong> <strong>in</strong>nere Strukturen <strong>und</strong> Parameter, die nur <strong>in</strong>vasiv messbar s<strong>in</strong>d. Im konkreten<br />
Fallbeispiel ” H<strong>an</strong>d-Arm-System“ (HAS) k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> hier zum Beispiel <strong>an</strong> die Belastungen<br />
<strong>und</strong> Be<strong>an</strong>spruchungen <strong>der</strong> Gelenke denken, o<strong>der</strong> <strong>an</strong> das Übertragungsverhalten<br />
bezüglich <strong>in</strong>duzierter Vibration. Denkbar wären auch weiterh<strong>in</strong> Abschätzungen darüber,<br />
<strong>an</strong> welcher Stelle des HAS wie viel Leistung <strong>in</strong> bestimmten Frequenzbän<strong>der</strong>n<br />
dissipiert wird.<br />
E<strong>in</strong> <strong>Simulation</strong>smodell k<strong>an</strong>n auch bei <strong>in</strong>dustriellen Entwicklungsprozessen im Rahmen<br />
<strong>der</strong> Mensch-Masch<strong>in</strong>e-Schnittstelle zum E<strong>in</strong>satz kommen. M<strong>an</strong> denke hier <strong>an</strong><br />
Rapid Prototyp<strong>in</strong>g, wo die Optimierung von Geräten im H<strong>in</strong>blick auf die Wechselwirkung<br />
mit dem Bediener untersucht werden k<strong>an</strong>n. Hier wird durch e<strong>in</strong> Modell<br />
des Menschen die <strong>Simulation</strong> nicht nur des Gerätes, son<strong>der</strong>n des Gesamtsystems<br />
möglich.<br />
E<strong>in</strong> weiterer E<strong>in</strong>satzzweck läge im Bereich aktiv geregelter Mensch-Masch<strong>in</strong>e-Schnittstellen<br />
(z.B. adaptive Airbags, virtueller Prüfst<strong>an</strong>d), <strong>in</strong> dem e<strong>in</strong> echtzeitfähiges <strong>Simulation</strong>smodell<br />
parallel im Regelkreis mitgeführt wird, um Abgleiche zwischen Soll<strong>und</strong><br />
Istwert zu realisieren.<br />
1.3 <strong>Modellbildung</strong> <strong>und</strong> <strong>Simulation</strong><br />
Vor <strong>der</strong> eigentlichen <strong>Simulation</strong> steht die <strong>Modellbildung</strong>. Es ist hierzu nötig, die<br />
Realität <strong>in</strong> e<strong>in</strong> vere<strong>in</strong>fachtes Modell zu überführen. E<strong>in</strong> gutes Modell ist immer e<strong>in</strong><br />
Kompromiss zwischen Vere<strong>in</strong>fachung <strong>und</strong> Komplexität. E<strong>in</strong>e höhere Modellkomplexität<br />
führt nicht immer zw<strong>an</strong>gsläufig nur zu besseren Ergebnissen, son<strong>der</strong>n vielleicht<br />
nur zu e<strong>in</strong>er Erhöhung <strong>der</strong> Parameter<strong>an</strong>zahl. Zum e<strong>in</strong>en s<strong>in</strong>d Pr<strong>in</strong>zipien nur<br />
<strong>in</strong> niedrig-dimensionalen Systemen klar erkennbar. Zum <strong>an</strong><strong>der</strong>en ist es beson<strong>der</strong>s <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> <strong>Biomech<strong>an</strong>ik</strong> schwer, jedem freien Parameter e<strong>in</strong>en geeigneten Wert zuzuweisen.<br />
Durch die sehr e<strong>in</strong>geschränkten Messmöglichkeiten am lebenden Mensch müssen oft<br />
nähernde Annahmen getroffen werden, was dazu führt, dass mit steigen<strong>der</strong> Parameter<strong>an</strong>zahl<br />
die Vorhersageunsicherheit des Modells zunimmt. Jedoch führt e<strong>in</strong>e zu<br />
starke Vere<strong>in</strong>fachung zur Unterschlagung wesentlicher Eigenschaften, was ebenfalls<br />
das <strong>Simulation</strong>sergebnis <strong>in</strong> <strong>der</strong> Aussagekraft schwächt. Somit ist es unabd<strong>in</strong>gbar, die<br />
<strong>Modellbildung</strong> nicht als e<strong>in</strong>en <strong>der</strong> eigentlichen <strong>Simulation</strong> vorgeordneten Prozess zu<br />
betrachten, son<strong>der</strong>n <strong>Modellbildung</strong>, <strong>Simulation</strong> <strong>und</strong> Modellvalidierung als iterativen<br />
Prozess zu verstehen <strong>und</strong> umzusetzen.<br />
Zielsetzung: Letztlich will m<strong>an</strong> Wissen bzw. Informationen gew<strong>in</strong>nen. Es geht<br />
darum, aus e<strong>in</strong>em realen Szenario genug Information <strong>in</strong> e<strong>in</strong> geeignetes Modell abzubilden,<br />
so dass m<strong>an</strong> e<strong>in</strong> besseres Verständnis <strong>der</strong> <strong>in</strong>neren Zusammenhänge gew<strong>in</strong>nen,<br />
o<strong>der</strong> nicht direkt messbare Größen durch die <strong>Simulation</strong> bestimmen k<strong>an</strong>n. E<strong>in</strong>e<br />
<strong>Simulation</strong> wird hier als Werkzeug zur Untersuchung des Verhaltens e<strong>in</strong>es physikali-
8 Gr<strong>und</strong>lagen<br />
schen Systems mittels e<strong>in</strong>es Modells verst<strong>an</strong>den. E<strong>in</strong> Modell ist per Def<strong>in</strong>ition nicht<br />
mit dem real Gegebenen gleichzusetzen. Es k<strong>an</strong>n aber von e<strong>in</strong>em Modell erwartet<br />
werden, dass es die relev<strong>an</strong>ten Eigenschaften des real Gegebenen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em gewissen<br />
Def<strong>in</strong>itionsbereich mit befriedigen<strong>der</strong> Genauigkeit reproduziert.<br />
Um dies sicherzustellen, muss <strong>der</strong> Abstraktionsgrad des Modells geeignet gewählt<br />
werden:<br />
Modell zu e<strong>in</strong>fach → Falsche Ergebnisse wegen m<strong>an</strong>gelhafter Abbildung<br />
<strong>der</strong> Eigenschaften des realen Objekts<br />
Modell zu komplex → Unsichere Ergebnisse, da zu viele Modellparameter<br />
nur ungenau festgelegt werden können<br />
<strong>Modellbildung</strong> <strong>und</strong> Validierung s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> iterativer Prozess <strong>in</strong> dessen Verlauf Modelle<br />
entstehen sollten, die geeignet s<strong>in</strong>d, die untersuchten Phänomene zu simulieren <strong>und</strong><br />
somit zu erklären. Darüber h<strong>in</strong>aus könnte das Modell weitere Phänomene vorhersagen.<br />
Die Abbildung 1 soll das iterative Vorgehen visualisieren.<br />
Die Güte e<strong>in</strong>es Modells hängt davon ab,<br />
1. wie vielfältig reale Phänomene ohne Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Modellstruktur <strong>und</strong> e<strong>in</strong>zig<br />
durch Wahl variierter Modellparameterwerte reproduziert werden können<br />
(Anpassung/Interpolation)<br />
2. ob Vorhersagen über Phänomene gemacht werden können, die erst a posteriori<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Messung bestätigt werden (Extrapolation)<br />
E<strong>in</strong>e Reihe von Techniken zur Parameteridentifikation, Parameteroptimierung <strong>und</strong><br />
Sensitivitäts<strong>an</strong>alyse beg<strong>in</strong>nt im Bereich <strong>der</strong> MKS-Modellierung E<strong>in</strong>zug zu halten.<br />
Dies wird <strong>in</strong> Zukunft helfen, den Vorg<strong>an</strong>g <strong>der</strong> <strong>Modellbildung</strong> <strong>und</strong> Validierung tr<strong>an</strong>sparenter,<br />
sicherer <strong>und</strong> effektiver zu gestalten. Zur Zeit s<strong>in</strong>d die entsprechenden mathematischen<br />
Methoden nur unzureichend mit <strong>der</strong> <strong>Simulation</strong>ssoftware verwoben, so<br />
dass vieles im Pr<strong>in</strong>zip noch durch Versuch <strong>und</strong> Irrtum untersucht wird.<br />
Um von <strong>der</strong> Realität zu Modell <strong>und</strong> <strong>Simulation</strong> zu gel<strong>an</strong>gen, s<strong>in</strong>d folgende Schritte<br />
zu gehen:<br />
⋄ Modellvorstellung entwickeln<br />
⋄ Modell <strong>in</strong> Gleichungen beschreiben<br />
⋄ geeignete numerische <strong>Simulation</strong> durchführen<br />
⋄ Validierung, Parameteridentifikation, Parameterbestimmung <strong>und</strong> ggf. Modellvorstellung<br />
korrigieren
Gr<strong>und</strong>lagen 9<br />
Das Resultat ist e<strong>in</strong> Modell, das genau genommen erst e<strong>in</strong>mal nur geeignet ist, die<br />
zur Validierung her<strong>an</strong>gezogenen Messungen zu reproduzieren. E<strong>in</strong>e Variation <strong>der</strong><br />
R<strong>an</strong>dbed<strong>in</strong>gungen o<strong>der</strong> Parameter führt letztendlich ja zu <strong>an</strong><strong>der</strong>en Ergebnissen. Extrapoliert<br />
m<strong>an</strong> mit dem Modell, heraus aus dem durch die Messungen festgelegten<br />
Def<strong>in</strong>itionsbereich, so muss m<strong>an</strong> mit wachsendem Abst<strong>an</strong>d mit ger<strong>in</strong>gerer Prediktionsgüte<br />
rechnen.<br />
1.4 Computergestützte Verfahren <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Biomech<strong>an</strong>ik</strong><br />
Hier soll kurz e<strong>in</strong> Überblick über e<strong>in</strong>ige <strong>Simulation</strong>stechniken <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Biomech<strong>an</strong>ik</strong><br />
gegeben werden. Im Pr<strong>in</strong>zip legt die zu untersuchende Frage das letztlich <strong>an</strong>zuwendende<br />
Verfahren fest. Es kommen zur Anwendung:<br />
⋄ Mehrkörpersysteme (MKS): E<strong>in</strong>e durch Zw<strong>an</strong>gsbed<strong>in</strong>gungen gebildete k<strong>in</strong>ematische<br />
Kette mehrerer Starrkörper resultiert <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Satz von Bewegungsgleichungen,<br />
welcher die Dynamik des Systems beschreibt.<br />
⊲ Vorwärtssimulation: E<strong>in</strong> Modell, <strong>in</strong> dem festzulegende Kräfte <strong>und</strong> Momente<br />
zeitabhängig wirken, wird <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zeit <strong>in</strong>tegriert, um die Bewegung<br />
o<strong>der</strong> das Verhalten bei Interaktion zu synthetisieren.<br />
⊲ Inverse Dynamik: E<strong>in</strong> Bewegungsablauf wird als bek<strong>an</strong>nt vorausgesetzt<br />
(z.B. Messung), <strong>und</strong> durch die Analyse werden die wirkenden <strong>in</strong>neren <strong>und</strong><br />
evtl. äußeren Kräfte <strong>und</strong> Momente berechnet.<br />
Beide Verfahren f<strong>in</strong>den <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Biomech<strong>an</strong>ik</strong> Anwendung. Zu beachten ist jedoch,<br />
dass die <strong>in</strong>verse Dynamik bei e<strong>in</strong>em, nicht zur Messung passenden Modell,<br />
zwar die Bewegung reproduzieren k<strong>an</strong>n, aber hierbei große Artefakte <strong>in</strong><br />
den berechneten Kräften <strong>und</strong> Momenten auftreten [32], was bei unzureichen<strong>der</strong><br />
H<strong>in</strong>terfragung des Ergebnisses unbemerkt bleiben k<strong>an</strong>n. Diese Artefakte<br />
lassen sich aber h<strong>an</strong>dhaben ([28]). Bei <strong>der</strong> Vorwärtssimulation h<strong>in</strong>gegen erkennt<br />
m<strong>an</strong> <strong>an</strong> <strong>der</strong> Abweichung <strong>der</strong> synthetisierten Bewegung zur gemessenen<br />
o<strong>der</strong> erwarteten Größe Modellierungsfehler direkter.<br />
⋄ F<strong>in</strong>ite Elemente Methode (FEM): E<strong>in</strong>e räumliche Struktur wird diskretisiert,<br />
um e<strong>in</strong>en Satz von partiellen Differentialgleichungen (PDE) zu erhalten. Nach<br />
Festlegung von R<strong>an</strong>dwerten wird die Lösung <strong>der</strong> PDE berechnet. Dieses Verfahren<br />
wird <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Biomech<strong>an</strong>ik</strong> <strong>an</strong>gewendet, wenn es auf das Deformationsverhalten<br />
e<strong>in</strong>zelner Körperteile <strong>an</strong>kommt.<br />
Aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> nichtl<strong>in</strong>earen Materialgesetze <strong>und</strong> des <strong>in</strong>homogenen Aufbaus<br />
menschlicher Körperteile, s<strong>in</strong>d FEM-Analysen <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Biomech<strong>an</strong>ik</strong> nur <strong>in</strong> speziellen<br />
Fällen e<strong>in</strong>zusetzen. Insbeson<strong>der</strong>e auf dem Gebiet <strong>der</strong> <strong>Simulation</strong> von<br />
Insassenverletzungen o<strong>der</strong> PKW-Fußgängerunfällen ist es möglich mit dem
10 Gr<strong>und</strong>lagen<br />
<strong>Simulation</strong>sprogramm MADYMO (TNO) FEM Methoden mit e<strong>in</strong>em MKS-<br />
Menschmodell zu verb<strong>in</strong>den. Bei diesen Fragestellungen werden auch die Programme<br />
Pamcrash o<strong>der</strong> LS-Dyna e<strong>in</strong>gesetzt.<br />
Die Strukturen von Knochen, Bän<strong>der</strong>n <strong>und</strong> realistischen aktiven Muskeln lassen<br />
sich moment<strong>an</strong> kaum <strong>in</strong> e<strong>in</strong> geeignetes FEM-G<strong>an</strong>zkörpermodell des Menschen<br />
umsetzen, weshalb FEM häufig dort verwendet wird, wo diese Komplikationen<br />
nicht <strong>in</strong> den Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong> treten. E<strong>in</strong> Beispiel hierfür s<strong>in</strong>d Hüftgelenksimpl<strong>an</strong>tate.<br />
Die Methode <strong>der</strong> f<strong>in</strong>iten Elemente erfor<strong>der</strong>t zudem die Bestimmung<br />
von wesentlich mehr Materialparametern als bei e<strong>in</strong>em MKS-Modell<br />
benötigt werden. Das MKS-Modell ist niedrigdimensionaler <strong>und</strong> somit reduktionistischer.<br />
Um ausladende komplexe G<strong>an</strong>zkörperbewegungen zu simulieren, bei denen <strong>der</strong><br />
Fokus auf <strong>der</strong> aktiven Bewegungssynthese liegt, ist e<strong>in</strong> MKS-Modell besser geeignet<br />
als e<strong>in</strong> FEM-Modell, weil dynamische FEM-Analysen e<strong>in</strong> Vielfaches <strong>an</strong><br />
Rechenzeit benötigen. M<strong>an</strong> denke hier zum Beispiel <strong>an</strong> die geregelte Synthese<br />
des menschlichen dreidimensionalen Gehens.<br />
Aus diesem Gr<strong>und</strong> kommen dynamische FEM-Analysen bei biomech<strong>an</strong>ischen<br />
Studien zur Zeit meist nur bei Crash-Analysen zum E<strong>in</strong>satz.<br />
Es ist mittlerweile <strong>in</strong> kommerziellen Programmpaketen möglich, FEM <strong>und</strong> MKS mite<strong>in</strong><strong>an</strong><strong>der</strong><br />
zu koppeln. Erfahrungen aus biomech<strong>an</strong>ischen Anwendungen liegen bisl<strong>an</strong>g<br />
jedoch nur mit dem Program MADYMO vor.<br />
Spezielle Fragestellungen wie<strong>der</strong>um erfor<strong>der</strong>n spezielle <strong>Simulation</strong>stechniken: M<strong>an</strong><br />
denke hier beispielsweise <strong>an</strong> die fluidmech<strong>an</strong>ische Untersuchung <strong>der</strong> Blutströme.
Gr<strong>und</strong>lagen 11<br />
4 A = � E J � J � � A I I K � C<br />
� � @ A � � > E � @ K � C<br />
2 = H = � A J A H M = D �<br />
5 J = � @ = H @ � � � @ A � � �<br />
/ � A E ? D K � C I � � I K � C � 1 � J A C H = J E � �<br />
) � = � O I A<br />
� A E J H A E D A � � 6 H = � A � J � H E A �<br />
E � L A H I A , O � = � E �<br />
5 J H K � J K H B E � @ K � C � 2 = H = � A J A H E @ A � J E B E � = J E � �<br />
� 5 E � K � = J E � �<br />
� � @ A � � A � J M E ? � � K � C<br />
5 O � J D A I A<br />
) � F = I I K � C<br />
@ E H A � J A , O � = � E �<br />
= F H E � H E<br />
1 � J A H F � � = J E � �<br />
4 A F H � @ K � J E � � @ A H<br />
8 A H C = � C A � D A E J<br />
1 � J A H F H A J = J E � � @ A H � A I I M A H J A @ K H ? D 4 A F H � @ K � J E � � @ A H<br />
� A I I K � C � E J J A � I . A I J � A C K � C @ A H � � @ A � � F = H = � A J A H<br />
Abb. 1: Iterativer Prozess <strong>der</strong> <strong>Modellbildung</strong><br />
� A I I A H C A > � E I<br />
) > C � A E ? D �<br />
- N J H = F � � = J E � �<br />
5 E � K � = J E � � I A H C A > � E I<br />
8 � H D A H I = C A E � @ E A<br />
� K � K � B J<br />
= F � I J A H E � H E
12 Gr<strong>und</strong>lagen<br />
1.5 Starrkörperketten<br />
Die Bewegung e<strong>in</strong>es Starrkörpers im 3-dimensionalen Raum lässt sich durch die<br />
Newton-Euler-Gleichungen beschreiben. E<strong>in</strong> freier Starrkörper hat 6 Freiheitsgrade.<br />
Das bedeutet, dass e<strong>in</strong> System aus 6 Gleichungen die Bewegung beschreibt (mit<br />
den Größen Masse m, Kraftvektor F , Momentenvektor M, Trägheitstensor I sowie<br />
W<strong>in</strong>kelgeschw<strong>in</strong>digkeit ω):<br />
m¨x = Fx (1)<br />
m¨y = Fy<br />
m¨z = Fz<br />
Ixx ˙ωx − ωyωz(Iyy − Izz) = Mx<br />
Iyy ˙ωy − ωzωx(Izz − Ixx) = My<br />
Izz ˙ωz − ωxωy(Ixx − Iyy) = Mz<br />
Betrachtet m<strong>an</strong> nun e<strong>in</strong> System aus n Starrkörpern ergeben sich also 6n Gleichungen.<br />
Diese müssen zweimal <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zeit <strong>in</strong>tegriert werden, um aus den Startwerten<br />
zur Zeit t0, <strong>und</strong> den auf den Körper wirkenden Kräften <strong>und</strong> Momenten, den Systemzust<strong>an</strong>d<br />
zur Zeit t zu gew<strong>in</strong>nen. Somit k<strong>an</strong>n die Bewegung <strong>der</strong> n freien Starrkörper<br />
zu jedem späteren Zeitpunkt bestimmt werden (im Rahmen <strong>der</strong> Gültigkeit <strong>der</strong> determ<strong>in</strong>istischen<br />
Mech<strong>an</strong>ik). Meist werden die n Starrkörper aber nicht vollkommen<br />
frei, son<strong>der</strong>n durch Gelenke mite<strong>in</strong><strong>an</strong><strong>der</strong> verb<strong>und</strong>en se<strong>in</strong>. Dies bedeutet, dass nicht<br />
alle 6n Freiheitsgrade unabhängig vone<strong>in</strong><strong>an</strong><strong>der</strong> e<strong>in</strong>genommen werden, son<strong>der</strong>n m<br />
Freiheitsgrade gesperrt s<strong>in</strong>d. Dies muss durch m zusätzliche Kräfte o<strong>der</strong> Momente<br />
berücksichtigt werden. Diese zw<strong>in</strong>gen die Körper, die durch die Gelenke vorgegebenen<br />
E<strong>in</strong>schränkungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bewegung des Systems e<strong>in</strong>zuhalten. Allgeme<strong>in</strong> werden<br />
die Gelenke als Zw<strong>an</strong>gsbed<strong>in</strong>gung bezeichnet, <strong>und</strong> die durch sie verursachten Kräfte<br />
<strong>und</strong> Momente als Zw<strong>an</strong>gskräfte <strong>und</strong> -momente. Nun können im Pr<strong>in</strong>zip drei Wege<br />
beschritten werden, um die Gelenke <strong>in</strong> den Bewegungsgleichungen zu berücksichtigen.<br />
Pr<strong>in</strong>zipiell könnten die Gelenke als Kraftelemente beschrieben werden, welche<br />
aus e<strong>in</strong>er Abweichung δx von dem Kopplungspunkt e<strong>in</strong>e Kraft berechnet. Dies<br />
ist bei biomech<strong>an</strong>ischen Modellen durchaus denkbar, da die Gelenke im menschlichen<br />
Körper wegen <strong>der</strong> elastischen Knorpel weicher s<strong>in</strong>d, als Gelenke <strong>in</strong> technischen<br />
Anwendungen. Dieses Vorgehen würde die tatsächlich gegebene, aber meist ger<strong>in</strong>ge<br />
Verschiebung <strong>der</strong> Knochen gegene<strong>in</strong><strong>an</strong><strong>der</strong> im Gelenk wie<strong>der</strong>geben, aber höhere<br />
Rechenzeiten verursachen. Ferner müssten erst die Parameter für Steifigkeit <strong>und</strong><br />
Dämpfung <strong>der</strong> Knorpel bek<strong>an</strong>nt se<strong>in</strong> o<strong>der</strong> bestimmt werden.<br />
E<strong>in</strong> reduktionistischer Weg ist es, die Zw<strong>an</strong>gsbed<strong>in</strong>gungen als tatsächlichen Zw<strong>an</strong>g zu<br />
betrachten, womit die Bewegungse<strong>in</strong>schränkung exakt e<strong>in</strong>gehalten wird. Dies k<strong>an</strong>n<br />
geschehen, <strong>in</strong>dem m<strong>an</strong> aus den m Zw<strong>an</strong>gsbed<strong>in</strong>gungen m zusätzliche Gleichungen
Gr<strong>und</strong>lagen 13<br />
erstellt. Nun ergeben sich zwei pr<strong>in</strong>zipielle Möglichkeiten:<br />
⋄ M<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n mit den m Gleichungen, welche aus den Zw<strong>an</strong>gsbed<strong>in</strong>gungen resultieren<br />
m Freiheitsgrade elim<strong>in</strong>ieren, so dass nur noch 6n−m Gleichungen <strong>in</strong>tegriert<br />
werden müssen.Dieses Vorgehen entspricht dem Lagr<strong>an</strong>ge-Formalismus,<br />
bei dem durch die E<strong>in</strong>führung generalisierter Koord<strong>in</strong>aten nur die möglichen<br />
Freiheitsgrade beschrieben werden. Die Bewegung wird <strong>in</strong> unabhängigen Koord<strong>in</strong>aten<br />
formuliert. Bei diesem Vorgehen müssen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em zweiten Schritt die<br />
Zw<strong>an</strong>gskräfte <strong>und</strong> Momente berechnet werden. Ferner müssen die unabhängigen<br />
Koord<strong>in</strong>aten ggf. <strong>in</strong> die ursprünglichen Koord<strong>in</strong>aten zurücktr<strong>an</strong>sformiert<br />
werden. Die eigentliche Schwäche dieses Vorgehens liegt dar<strong>in</strong>, dass bei komplexen<br />
3-d Modellen die symbolische Generierung <strong>der</strong> Bewegungsgleichungen<br />
(Elim<strong>in</strong>ation <strong>der</strong> unfreien Koord<strong>in</strong>aten) sehr schnell auf riesige symbolische<br />
Terme führt, welche schlecht h<strong>an</strong>dhabbar s<strong>in</strong>d. Vorteile s<strong>in</strong>d die exakte E<strong>in</strong>haltung<br />
<strong>der</strong> Zw<strong>an</strong>gsbed<strong>in</strong>gungen <strong>und</strong> eventuell kürzere Rechenzeiten gegenüber<br />
dem im folgenden beschriebenen Vorgehen.<br />
⋄ Das im allgeme<strong>in</strong>en gewählte Vorgehen ist daher, die m zusätzlichen Zw<strong>an</strong>gsgleichungen<br />
(<strong>in</strong> den Koord<strong>in</strong>aten ri) zweimal abzuleiten. Die so gewonnenen,<br />
zusätzlichen m Gleichungen (<strong>in</strong> ¨ri) s<strong>in</strong>d nun <strong>in</strong> den gleichen Koord<strong>in</strong>aten wie<br />
die Newton-Euler-Gleichungen, <strong>und</strong> können nun dazu verwendet werden, mit<br />
den 6n Euler-Newton-Bewegungsgleichungen e<strong>in</strong> gegenüber dem Lagr<strong>an</strong>ge-<br />
Formalismus größeres System Ax = b von 6n + m Gleichungen aufzustellen.Dieses<br />
Gleichungssystem muss bei jedem Integrationsschritt gelöst werden.<br />
Der Lösungsvektor x = (¨ri, Zi) be<strong>in</strong>haltet die m Zw<strong>an</strong>gskräfte Zi. Der Nachteil<br />
dieser Methode ist, dass die Zw<strong>an</strong>gsbed<strong>in</strong>gungen nicht explizit e<strong>in</strong>gehalten werden.<br />
Die Zw<strong>an</strong>gsbed<strong>in</strong>gungen werden u.U. rasch verletzt (Driftproblematik).<br />
Daher werden oft Korrekturterme e<strong>in</strong>geführt, welche <strong>in</strong>tuitiv Fe<strong>der</strong>n-Dämpfer-<br />
Elementen entsprechen, welche die Gelenke wie<strong>der</strong> zusammenziehen. Der wesentliche<br />
Vorteil dieser Methode ist h<strong>in</strong>gegen, dass die Gleichungen recht e<strong>in</strong>fach<br />
masch<strong>in</strong>ell generiert werden können <strong>und</strong> tr<strong>an</strong>sparent bleiben.<br />
E<strong>in</strong>e ausführlichere Beschreibung <strong>der</strong> Newton-Euler-Methode f<strong>in</strong>det sich bei Hospach<br />
[41]. Die eigentliche Schwierigkeit bei MKS-<strong>Simulation</strong>en besteht also <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
fehlerfreien Aufstellung <strong>der</strong> im dreidimensionalen Fall recht unh<strong>an</strong>dlichen Bewegungsgleichungen.<br />
Hat m<strong>an</strong> die Gleichungen erst e<strong>in</strong>mal aufgestellt, k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> auf<br />
e<strong>in</strong>e Reihe von effizienten MKS-Integratoren, welche von <strong>der</strong> numerischen Mathematik<br />
hervorgebracht wurden, zurückgreifen. Es sei hier als e<strong>in</strong> Beispiel MexAx [13]<br />
gen<strong>an</strong>nt.
14 Gr<strong>und</strong>lagen<br />
1.6 Gleichungsgeneratoren<br />
Während die Aufstellung <strong>der</strong> Bewegungsgleichungen von H<strong>an</strong>d für e<strong>in</strong>fache zweidimensionale<br />
Probleme noch zu bewerkstelligen ist, ist dies im Allgeme<strong>in</strong>en bei 3dimensionalen<br />
Systemen nicht mehr s<strong>in</strong>nvoll. M<strong>an</strong> benötigt also Generatoren, welche<br />
aus e<strong>in</strong>er Beschreibung des Systems die Bewegungsgleichungen erzeugen. Hospach<br />
[41] erstellte e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>faches Programm bgg, welches die Bewegungsgleichungen <strong>in</strong> drei<br />
Dimensionen (unter <strong>der</strong> Beschränkung auf Kugelgelenke) generieren k<strong>an</strong>n. E<strong>in</strong> komplexerer<br />
Vertreter dieser Generatoren ist NewEul von Schielen [70].<br />
Das Problem, geeignete Gleichungsgeneratoren <strong>und</strong> passende Integratoren zu entwickeln,<br />
k<strong>an</strong>n als gelöst bezeichnet werden. Zwei Punkte schränken diese Aussage<br />
jedoch e<strong>in</strong>: Zum e<strong>in</strong>en s<strong>in</strong>d die entsprechenden Programmumgebungen meist kommerziell,<br />
<strong>und</strong> somit nicht im Quellcode verfügbar, zum <strong>an</strong><strong>der</strong>en s<strong>in</strong>d die Programme<br />
auf das zahlungskräftige Klientel aus <strong>der</strong> Industrie ausgerichtet. Das bedeutet für<br />
den kle<strong>in</strong>en Kreis <strong>der</strong> biomech<strong>an</strong>isch orientierten Anwen<strong>der</strong> starke E<strong>in</strong>schränkungen<br />
<strong>in</strong> dem eigentlich benötigten Funktionsumf<strong>an</strong>g. Diese zwei Punkte sorgen für e<strong>in</strong>ige<br />
Probleme, auf die <strong>in</strong> folgenden Kapiteln e<strong>in</strong>geg<strong>an</strong>gen wird.<br />
1.7 Mehrkörpersysteme<br />
Es existieren Programme, um Mehrkörpersysteme k<strong>in</strong>ematisch zu untersuchen. E<strong>in</strong>ige<br />
kommerzielle Vertreter s<strong>in</strong>d ADAMS, DADS o<strong>der</strong> SIMPACK, welche stark im<br />
Masch<strong>in</strong>enbau e<strong>in</strong>gesetzt werden. MADYMO ist e<strong>in</strong> weiteres Programm, welches<br />
hauptsächlich für die <strong>Simulation</strong> von Verletzungen im Bezug auf Insassen- o<strong>der</strong><br />
Fußgängerunfälle e<strong>in</strong>gesetzt wird. In diesen Umgebungen k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> k<strong>in</strong>ematische<br />
Ketten, bestehend aus Starrkörpern 3 , welche über Gelenke mite<strong>in</strong><strong>an</strong><strong>der</strong> verb<strong>und</strong>en<br />
werden können, simulieren. Auf die e<strong>in</strong>zelnen Körper <strong>und</strong> zwischen ihnen können<br />
Kräfte <strong>und</strong> Momente wirken. Mit diesen Programmen werden im allgeme<strong>in</strong>en <strong>in</strong>dustrielle<br />
Probleme aus den Bereichen Forschung <strong>und</strong> Entwicklung untersucht. Es wird<br />
hierbei e<strong>in</strong> hoher Grad <strong>an</strong> Validität erreicht. Dieses f<strong>in</strong>det hier deshalb beson<strong>der</strong>e<br />
Erwähnung, da die Programme zum jetzigen St<strong>an</strong>d <strong>der</strong> D<strong>in</strong>ge meist nur ger<strong>in</strong>ge<br />
Ausrichtung auf biomech<strong>an</strong>ische Fragestellungen haben. E<strong>in</strong> biomech<strong>an</strong>isches Modell<br />
wird sich deutlich von e<strong>in</strong>em Getriebemodell unterscheiden. Die Körpersegmente<br />
s<strong>in</strong>d nicht homogen aus e<strong>in</strong>em gängigen Werkstoff son<strong>der</strong>n meist mehrteilig <strong>und</strong> aus<br />
sehr <strong>in</strong>homogenen Strukturen <strong>und</strong> Materialien. Es dom<strong>in</strong>ieren vielfach nichtl<strong>in</strong>eare<br />
Zusammenhänge <strong>der</strong> Materialgesetze. Auch die Momente <strong>und</strong> Kräfte s<strong>in</strong>d nicht<br />
durch z.B. Steppermotoren im Gelenk erzeugt, son<strong>der</strong>n resultieren aus komplexen<br />
muskulären Zugstrukturen mit variablen 3-d-Umlenkstrukturen.<br />
Oft besteht jedoch <strong>der</strong> Wunsch, biomech<strong>an</strong>ische Modelle mit bestimmten MKS-<br />
Programmen zu realisieren. Gründe hierfür s<strong>in</strong>d die Verfügbarkeit <strong>der</strong> Programme,<br />
3 Es s<strong>in</strong>d auch elastische Körper verwendbar - Schnittstellen zu FEM
Gr<strong>und</strong>lagen 15<br />
Abb. 2: Open Dynamics Eng<strong>in</strong>e: E<strong>in</strong> frei verfügbares Starrkörpersimulationsprogramm<br />
mit Kollisionsbeh<strong>an</strong>dlung<br />
o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Wunsch, das Modell mit dem St<strong>an</strong>dardprogramm <strong>der</strong> Arbeitsgruppe o<strong>der</strong><br />
Abteilung umzusetzen. So bleibt nur <strong>der</strong> Weg, das Modell mit den verfügbaren<br />
St<strong>an</strong>dardelementen <strong>der</strong> Zielplattform zu realisieren.<br />
Neuerd<strong>in</strong>gs entstehen auch nichtkommerzielle <strong>Simulation</strong>sprogramme wie z.B. AERO<br />
[1]. Insbeson<strong>der</strong>e das Programm ode (Open Dynamics Eng<strong>in</strong>e) [74], welches zur Zeit<br />
erst <strong>in</strong> <strong>der</strong> Version 0.03 vorliegt, könnte für biomech<strong>an</strong>ische <strong>Simulation</strong>en <strong>in</strong> Zukunft<br />
<strong>in</strong>teress<strong>an</strong>t werden. Unter ode werden physikalisch wichtige Aspekte berücksichtigt,<br />
so zum Beispiel e<strong>in</strong>e Kollisionserkennung, welche bereits e<strong>in</strong> realistisches<br />
Reibungsmodell (Haftreibung-Gleitreibung) realisiert. Die freie Verfügbarkeit (auch<br />
des Source-Codes) lässt im Pr<strong>in</strong>zip jede notwendige Erweiterung machbar ersche<strong>in</strong>en.<br />
Moment<strong>an</strong> beschränkt sich die Kollisionserkennung auf Kugeln, Zyl<strong>in</strong><strong>der</strong>, Kuboide<br />
<strong>und</strong> Verb<strong>und</strong>geometrien dieser Primitive. Es ist jedoch für die Zukunft auch<br />
die Verwendung von sogen<strong>an</strong>nten ” Polygon-Soups“ (Mengen von Polygonen, welche<br />
ke<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>schränkung z.B. bezüglich Orientierung o<strong>der</strong> Geschlossenheit <strong>der</strong> Flächen<br />
unterliegen müssen) vorgesehen. ode lässt sich über sourceforge herunterladen, <strong>und</strong><br />
steht unter <strong>der</strong> Gnu Public License. Das Programm ist für LINUX gleichermaßen wie<br />
für WINDOWS übersetzbar, <strong>und</strong> überzeugt mit e<strong>in</strong>er Reihe e<strong>in</strong>drücklicher Demo-<br />
<strong>Simulation</strong>en, wie zum Beispiel e<strong>in</strong> Modell e<strong>in</strong>es <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ebene fahrenden Buggy. E<strong>in</strong><br />
Bildschirmausdruck hiervon ist <strong>in</strong> Abbildung 2 zu sehen.
16 Gr<strong>und</strong>lagen<br />
1.8 Modellierung von Starrkörperketten<br />
E<strong>in</strong> Starrkörpermodell besteht m<strong>in</strong>destens aus e<strong>in</strong>em, meist aber aus mehreren Körpern,<br />
welche teilweise untere<strong>in</strong><strong>an</strong><strong>der</strong> durch Gelenke (Zw<strong>an</strong>gsbed<strong>in</strong>gungen) verb<strong>und</strong>en<br />
s<strong>in</strong>d. Es werden auch Kraft- o<strong>der</strong> Momentenkopplungen e<strong>in</strong>gesetzt, um entwe<strong>der</strong> die<br />
Wechselwirkung des Modells mit <strong>der</strong> Umwelt (äußere Kräfte- <strong>und</strong> Momente), o<strong>der</strong><br />
die Bewegungsabläufe <strong>und</strong> Haltungsän<strong>der</strong>ungen (<strong>in</strong>nere Kräfte <strong>und</strong> Momente), zu<br />
beschreiben. Zuerst müssen die Massen- <strong>und</strong> Trägheitseigenschaften <strong>der</strong> Körper def<strong>in</strong>iert<br />
werden. Da die Starrkörpersimulation auf dieser Def<strong>in</strong>ition beruht, ist die<br />
geometrische Struktur <strong>der</strong> Körper, im Gegensatz zu FEM-Modellen, also nur <strong>in</strong><br />
ger<strong>in</strong>gem Maße berücksichtigt. Teilaspekte <strong>der</strong> Geometrie fließen e<strong>in</strong>zig über die<br />
Anlenkpunkte <strong>der</strong> Gelenke <strong>und</strong> Kraftelemente <strong>in</strong> die <strong>Simulation</strong> e<strong>in</strong>. E<strong>in</strong>e Durchdr<strong>in</strong>gung<br />
<strong>der</strong> Körper untere<strong>in</strong><strong>an</strong><strong>der</strong>, wie sie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Realität nicht möglich ist, ist<br />
aber dennoch weiterh<strong>in</strong> möglich. Um diese zu verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n muss e<strong>in</strong> geeigneter Formalismus<br />
<strong>in</strong> Form von weiteren Kraftelementen implementiert werden. Pr<strong>in</strong>zipiell<br />
besteht neben <strong>der</strong> realistischeren <strong>Simulation</strong> von Bewegungen im dreidimensionalen<br />
Raum auch die Möglichkeit ebene Bewegungen im zweidimensionalen Raum zu<br />
modellieren. Heute kommen jedoch meist re<strong>in</strong>e 3-d <strong>Simulation</strong>en zum E<strong>in</strong>satz.<br />
1.9 Gr<strong>und</strong>sätzliche Unterschiede zwischen 2-d <strong>und</strong> 3-d <strong>Simulation</strong>en<br />
In <strong>der</strong> Natur gibt es ke<strong>in</strong>e 2-d Mech<strong>an</strong>ik. Alle mech<strong>an</strong>ischen Abläufe, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />
die Bewegungen des Menschen f<strong>in</strong>den <strong>in</strong> dem uns bek<strong>an</strong>nten 3-d Raum statt.<br />
Dennoch können e<strong>in</strong>ige menschliche Bewegungen gut als ebene Bewegung approximiert<br />
werden. E<strong>in</strong> gutes Beispiel s<strong>in</strong>d hier sportliche Bewegungen wie Nie<strong>der</strong>sprünge,<br />
Flick-Flack, Riesenfelge am Reck o<strong>der</strong> 2-dimensionale G<strong>an</strong>gsimulationen.<br />
Beispiele hierfür s<strong>in</strong>d z.B. <strong>in</strong> [9, 85, 86] beschrieben. E<strong>in</strong>e realistische G<strong>an</strong>gsimulation<br />
des Menschen muss jedoch im 3-d Raum erfolgen. E<strong>in</strong> Beispiel für e<strong>in</strong>e 2-d<br />
G<strong>an</strong>gsimulation liefert die Arbeit von Günther [27], welche beson<strong>der</strong>es Augenmerk<br />
auf die Muskelmodellierung bis h<strong>in</strong>ab zu den Elektrolytkonzentrationen legte. Viele<br />
Erkenntnisse können aus diesem Modell abgeleitet werden, es eignet sich h<strong>in</strong>gegen<br />
nicht, um Regelungsmech<strong>an</strong>ismen für reale zweibe<strong>in</strong>ige Laufmasch<strong>in</strong>en abzuleiten,<br />
da dieses Modell im realen Fall seitlich kippen würde. Bei e<strong>in</strong>em Modell, welches die<br />
Zielsetzung hat H<strong>in</strong>weise zur Regelung autonomer Laufmasch<strong>in</strong>en zu liefern, muss<br />
natürlich 3-dimensional modelliert werden. Gr<strong>und</strong>sätzlich erhöht die dritte Dimension<br />
den Modellierungsaufw<strong>an</strong>d erheblich, dennoch ist es mit <strong>der</strong> heute zur Verfügung<br />
stehenden Software leicht möglich 3-d Modelle zu erstellen, <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Verhalten<br />
zu simulieren. Da die Bewegungsgleichungen masch<strong>in</strong>ell erstellt werden <strong>und</strong> die Algorithmen<br />
<strong>und</strong> Prozessoren mittlerweile sehr effizient s<strong>in</strong>d, stehen hier zum<strong>in</strong>dest<br />
für Anwendungen aus dem Ingenieursbereich ke<strong>in</strong>e nennenswerten E<strong>in</strong>schränkungen
Gr<strong>und</strong>lagen 17<br />
mehr im Weg. Aus biomech<strong>an</strong>ischer Sicht gibt es noch viele E<strong>in</strong>schränkungen, hier<br />
sei als Beispiel die realistische 3-d-Umlenkung von Muskelzügen gen<strong>an</strong>nt.<br />
Auch bei Verzicht auf e<strong>in</strong>e realistische Muskelmodellierung br<strong>in</strong>gen 3-dimensionale<br />
biomech<strong>an</strong>ische Modelle e<strong>in</strong>ige Schwierigkeiten mit sich. Die meisten Probleme verursacht<br />
die un<strong>an</strong>schauliche Beschreibung von 3-d Rotationen. Diese können z.B. durch<br />
Kard<strong>an</strong>w<strong>in</strong>kel (Rotationsfolge xyz) o<strong>der</strong> Eulerw<strong>in</strong>kel (Rotationsfolge zxz) beschrieben<br />
werden (z.B. Abbildung 3). In den Bewegungsgleichungen bestehen nichtl<strong>in</strong>ea-<br />
Abb. 3: Parametrisierung e<strong>in</strong>er dreidimensionalen Rotation<br />
re Abhängigkeiten, <strong>und</strong> das Rückstellverhalten des Segments ist nicht <strong>in</strong>tuitiv erfassbar.<br />
Beide Formulierungen haben s<strong>in</strong>guläre Punkte <strong>und</strong> stellen die Integratoren<br />
oft vor erhebliche Probleme wenn kritische W<strong>in</strong>kelkonfigurationen erreicht werden.<br />
Dies tritt bei ausladenden Bewegungen von G<strong>an</strong>zkörpermodellen mit vielen Kugelgelenken<br />
jedoch oft auf, <strong>und</strong> k<strong>an</strong>n zum Abbruch <strong>der</strong> Integration führen. E<strong>in</strong>e noch<br />
stärkere Problematik verursachen Kraftelemente, welche von den W<strong>in</strong>keltrippeln abhängen.<br />
Die ersten biomech<strong>an</strong>ischen Modelle waren 2-dimensional. Hier treten nur<br />
Scharniergelenke auf, die sich wesentlich unkritischer parametrisieren lassen. Aus<br />
diesem Gr<strong>und</strong> wurden hier die Bewegungen meist durch Momente <strong>in</strong> den Gelenken<br />
bee<strong>in</strong>flusst, was m<strong>an</strong> sich im e<strong>in</strong>fachsten Fall als Ersatzmodell e<strong>in</strong>er Drehfe<strong>der</strong><br />
vorstellen k<strong>an</strong>n. Bereits hier muss m<strong>an</strong> berücksichtigen, dass es natürlich ke<strong>in</strong>e ausdehnungslose<br />
Drehfe<strong>der</strong> gibt, welche <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em s<strong>in</strong>gulären Punkt wirkt. Aber dennoch<br />
ergeben sich durch diese Näherung im 2-dimensionalen ke<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>schränkungen. Im<br />
3-dimensionalen Fall k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> sich ebenfalls ke<strong>in</strong>e technische Realisierung e<strong>in</strong>er<br />
ausdehnungslosen 3-d Drehfe<strong>der</strong> vorstellen, jedes real existierende Kraftelement be-
18 <strong>Modellbildung</strong><br />
sitzt e<strong>in</strong>e räumliche Ausdehnung. Die Momente resultieren also aus Kräften die <strong>an</strong><br />
Hebelarmen <strong>an</strong>greifen. Beim Menschen s<strong>in</strong>d dies die Bän<strong>der</strong> <strong>und</strong> Muskeln, welche<br />
<strong>an</strong> den Ansatzpunkten <strong>an</strong> das skelettale System <strong>an</strong>greifen. Es ist leicht e<strong>in</strong>sehbar,<br />
dass menschliche Bewegungen auf die Verkürzung <strong>und</strong> Verlängerung <strong>der</strong> Muskeln<br />
zurückzuführen s<strong>in</strong>d.<br />
Das lässt sich so <strong>in</strong>terpretieren, dass alle Probleme, die bei 3-d Modellen mit Drehfe<strong>der</strong>n<br />
auftreten, durch e<strong>in</strong> gr<strong>und</strong>sätzlich nur bed<strong>in</strong>gt geeignetes Modell verursacht<br />
werden. Die e<strong>in</strong>zige Begründung für die Weiterverwendung <strong>der</strong> Gelenkmomente k<strong>an</strong>n<br />
nur dar<strong>in</strong> gesucht werden, dass es noch ke<strong>in</strong> geeignetes Menschmodell mit Muskeln<br />
<strong>und</strong> Bän<strong>der</strong>n gibt. Für Bewegungen, die nur mit kle<strong>in</strong>en W<strong>in</strong>kelauslenkungen verb<strong>und</strong>en<br />
s<strong>in</strong>d, lässt sich die Modellvorstellung über punktförmige Drehfe<strong>der</strong>n jedoch<br />
meist unproblematisch verwenden. Probleme ergeben sich erst bei großen W<strong>in</strong>keln,<br />
welche jedoch beson<strong>der</strong>s bei <strong>der</strong> Beschreibung <strong>der</strong> Gelenk<strong>an</strong>schläge von Bedeutung<br />
s<strong>in</strong>d.<br />
2 <strong>Modellbildung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Biomech<strong>an</strong>ik</strong><br />
Im Rahmen dieser Arbeit sollen MKS-Modelle des menschlichen Körpers betrachtet<br />
werden. Hier lässt sich die primäre <strong>Modellbildung</strong> <strong>in</strong> folgendes Schema aufglie<strong>der</strong>n:<br />
1. Def<strong>in</strong>ition <strong>der</strong> Körper<br />
2. Def<strong>in</strong>ition <strong>der</strong> Massen <strong>und</strong> Trägheitstensoren<br />
3. Def<strong>in</strong>ition <strong>der</strong> Anlenkpunkte 4<br />
4. Def<strong>in</strong>ition <strong>der</strong> Gelenktopologie<br />
5. Def<strong>in</strong>ition <strong>der</strong> Kraftelemente<br />
M<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n pr<strong>in</strong>zipiell zwischen f<strong>und</strong>amentalen Modellelementen, welche bei fast allen<br />
biomech<strong>an</strong>ischen Modellen benötigt werden, <strong>und</strong> problemspezifischen Modellelementen<br />
unterscheiden:<br />
F<strong>und</strong>amentale Modellelemente: Unabhängig von <strong>der</strong> zu untersuchenden Bewegungs-<br />
o<strong>der</strong> Belastungsform können allgeme<strong>in</strong>e Modellelemente beschrieben werden.<br />
Die Körper mit ihren mech<strong>an</strong>ischen Eigenschaften Masse <strong>und</strong> Trägheit, sowie Gelenktopologie<br />
<strong>und</strong> Struktur. Diese Elemente s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> jedem Modell enthalten, <strong>und</strong><br />
hängen nicht vom konkreten E<strong>in</strong>satzzweck ab. Dies stellt sozusagen das Rohgerüst<br />
des Modells dar.<br />
4 auch oft als Kraft<strong>an</strong>griffspunkte o<strong>der</strong> Hebel bezeichnet
Anthropomorphe Starrkörpermodelle 19<br />
Spezifische Modellelemente: Hier können die Aktuatoren bzw. Kraftelemente<br />
klassifiziert werden. Die Implementation von realistischen <strong>in</strong>neren <strong>und</strong> äußeren Kräften<br />
br<strong>in</strong>gt sek<strong>und</strong>är oft e<strong>in</strong>e Vielzahl von weiteren speziellen Elementen mit sich, was<br />
e<strong>in</strong>e allgeme<strong>in</strong>gültige Modellierung sehr erschwert. Als Beispiel sei hier die Kontaktmech<strong>an</strong>ik,<br />
also Kraftelemente, welche zur Realisierung von Kontakten zwischen dem<br />
Modell <strong>und</strong> se<strong>in</strong>er virtuellen Umwelt verwendet werden sollen. Diese benötigen die<br />
E<strong>in</strong>beziehung nicht nur <strong>der</strong> Körpergeometrie, son<strong>der</strong>n auch <strong>der</strong> Geometrie aller potentiellen<br />
Stoßpartner.<br />
Im folgenden wird genauer auf die <strong>Modellbildung</strong> e<strong>in</strong>geg<strong>an</strong>gen. Die Punkte 1 bis 4,<br />
die die Anthropometrie betreffen werden im nächsten Unterkapitel 2.1 diskutiert. Auf<br />
Punkt 5 wird im d<strong>an</strong>n folgenden Unterkapitel 2.2 genauer e<strong>in</strong>geg<strong>an</strong>gen.<br />
2.1 Anthropomorphe Starrkörpermodelle<br />
Zu Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> <strong>Modellbildung</strong> steht die Frage nach <strong>der</strong> gr<strong>und</strong>sätzlichen Struktur des<br />
Menschmodells. Im e<strong>in</strong>fachsten Fall könnte m<strong>an</strong> den Menschen als e<strong>in</strong>en Starrkörper<br />
mit menschähnlicher Masse (<strong>und</strong> Massenverteilung) rechnen. Die Detailtiefe k<strong>an</strong>n<br />
natürlich fast beliebig erhöht werden.<br />
Etabliert hat sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Biomech<strong>an</strong>ik</strong> des Menschen mittlerweile e<strong>in</strong> 3-d-MKS-<br />
Modell, dass die Extremitäten jeweils dreigeteilt betrachtet. Der Rumpf wird ebenfalls<br />
als aus drei Teilen bestehend <strong>an</strong>genommen. Kopf <strong>und</strong> Hals werden oft zusammengefasst,<br />
können aber auch eigenständig modelliert werden. So ergibt sich also als<br />
weitere Frage, wie m<strong>an</strong> diesen 17 Modellsegmenten realistische Massen <strong>und</strong> Trägheitstensoren<br />
zuweist. Auch die Lage <strong>der</strong> Gelenke muss wirklichkeitsnah bestimmt<br />
werden.<br />
Bed<strong>in</strong>gt durch die <strong>in</strong>dividuelle Geometrie e<strong>in</strong>es jeden Menschen, se<strong>in</strong>en Körperbau,<br />
können biomech<strong>an</strong>ische Modelle jedoch nur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em gewissen Rahmen die Realität<br />
wie<strong>der</strong>geben. Die Streuung bei Werten wie Segmentlängen o<strong>der</strong> Muskel<strong>an</strong>satzpunkten<br />
beträgt oft weit über 50 Prozent (z.B. K<strong>in</strong>d zu Erwachsenen), womit es fast<br />
unmöglich ist, e<strong>in</strong> <strong>in</strong>dividuelles Modell ohne aufwändigste Untersuchungen zu erstellen.<br />
Um e<strong>in</strong>e h<strong>in</strong>reichende Genauigkeit zu erreichen, greift m<strong>an</strong> deshalb auf <strong>an</strong>thropometrische<br />
Menschmodelle zurück. Mit diesen Näherungsformeln können <strong>in</strong>dividuelle<br />
Modelle parametrisiert werden. Die Modelle basieren oft auf Reihenuntersuchungen<br />
<strong>und</strong> Statistiken, <strong>und</strong> spiegeln so den durchschnittlichen Menschentyp wie<strong>der</strong>, <strong>der</strong><br />
den Untersuchungen zu Gr<strong>und</strong>e lag. Dieser Typus ist meist e<strong>in</strong>e bestimmte Bevölkerungsgruppe<br />
aus e<strong>in</strong>em zurückliegenden Zeitabschnitt. Das bedeutet konkret, dass<br />
sich die Gegebenheiten mit <strong>der</strong> Zeit eventuell geän<strong>der</strong>t haben (die Menschen werden<br />
zum Beispiel, wahrsche<strong>in</strong>lich bed<strong>in</strong>gt durch die gute Versorgung, immer größer),
20 Anthropomorphe Starrkörpermodelle<br />
o<strong>der</strong> <strong>der</strong> untersuchte Volksstamm ist nicht optimal geeignet.<br />
Die durch Näherungsformeln bestimmten Menschmodelle s<strong>in</strong>d aber dennoch genau<br />
genug, weil die eventuell vorh<strong>an</strong>denen Unterschiede <strong>in</strong> ihrem E<strong>in</strong>fluss auf die Ergebnisse<br />
im Vergleich zu <strong>an</strong><strong>der</strong>en, weit unsichereren, weil meist nur <strong>in</strong>vasiv messbaren,<br />
Parametern nicht zu groß s<strong>in</strong>d. Dies ist jedoch im speziellen Anwendungsfall gegebenenfalls<br />
zu überprüfen.<br />
Die Vermessung des Menschen zu dem Zweck <strong>der</strong> Ermittlung se<strong>in</strong>er mech<strong>an</strong>ischen<br />
Eigenschaften ist die Gr<strong>und</strong>lage von <strong>an</strong>thropometrischen Menschmodellen. Die e<strong>in</strong>zelnen<br />
Verfahren <strong>und</strong> Modelle s<strong>in</strong>d oft schon <strong>in</strong> <strong>der</strong> entsprechenden Literatur beschrieben<br />
worden. Es f<strong>in</strong>det sich zum Beispiel bei [11] e<strong>in</strong> historischer Vergleich.<br />
Es soll hier nicht mehr auf die historischen Gr<strong>und</strong>lagen e<strong>in</strong>geg<strong>an</strong>gen werden. Das<br />
Abb. 4: Menschmodell nach H<strong>an</strong>av<strong>an</strong> (aus [51])<br />
verwendete Menschmodell basiert auf den im Programm CALCMAN umgesetzten<br />
Regressionsgleichungen aus Studien <strong>der</strong> NASA [15, 18, 65] <strong>und</strong> ist <strong>in</strong> <strong>der</strong> Struktur<br />
dem Modell <strong>in</strong> Abbildung 4 entsprechend.<br />
Es wäre hier auch möglich, <strong>an</strong><strong>der</strong>e Datensätze zu verwenden. E<strong>in</strong>e mögliche Quelle<br />
wäre das Program RAMSIS [63] (e<strong>in</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Automobil<strong>in</strong>dustrie vielfach für Ergonomieuntersuchungen<br />
verwendetes Menschmodell ohne eigene Dynamik - e<strong>in</strong>e Schnittstelle<br />
zu SIMPACK ist gepl<strong>an</strong>t) o<strong>der</strong> die DIN-Norm [2]. Auch die Modelle nach<br />
H<strong>an</strong>av<strong>an</strong> [37] o<strong>der</strong> Hatze [38] würden ger<strong>in</strong>gfügig <strong>an</strong><strong>der</strong>e Daten liefern. Ob diese fe<strong>in</strong>en<br />
Unterschiede sich letztlich <strong>in</strong> den Resultaten nie<strong>der</strong>schlagen, k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> erst nach<br />
e<strong>in</strong>gehenden Parameterstudien sagen. Es k<strong>an</strong>n erwartet werden, dass die Parame-
Anthropomorphe Starrkörpermodelle 21<br />
Abb. 5: Schichtaufnahme aus dem Visible Hum<strong>an</strong> Project<br />
terunsicherheit bei <strong>an</strong><strong>der</strong>en, wesentlich kritischeren, Daten jedoch höher ist als <strong>der</strong><br />
eventuelle Fehler bei <strong>der</strong> Parametrisierung <strong>der</strong> Körpersegmente <strong>und</strong> Gelenkachsen.<br />
2.1.1 Menschmodell mit Schwabbelmassen<br />
Zuerst soll e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tuitive E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> das Konzept <strong>der</strong> Schwabbelmassen gegeben<br />
werden. In dem gewählten Beispiel h<strong>an</strong>delt es sich bewusst um e<strong>in</strong>e hochdynamische<br />
Bewegung, da Schwabbelmassen primär bei Stoßvorgängen untersucht wurden 5 , <strong>und</strong><br />
hier das Konzept recht <strong>an</strong>schaulich wird. Bei Vibrations<strong>in</strong>duktion wurde bisl<strong>an</strong>g ke<strong>in</strong>e<br />
direkte Messung <strong>der</strong> Weichteilbewegung realisiert. Es ist sehr schwierig, hier zwischen<br />
tiefliegenden Volumenverschiebungen <strong>und</strong> oberflächlicher Hautverschiebung<br />
[10] zu unterscheiden. Versuche, dem Phänomen <strong>der</strong> Weichteilbewegung mittels Beschleunigungsmessungen<br />
auf <strong>der</strong> Haut auf die Spur zu kommen, verliefen unergiebig<br />
[39]. E<strong>in</strong>e Abschätzung des Vibrationsverhaltens am Unterschenkel wird <strong>in</strong> [83] beschrieben;<br />
erst Parameterstudien <strong>an</strong> den Menschmodellen können zeigen, ob diese<br />
Messungen hilfreiche H<strong>in</strong>weise zu <strong>der</strong> Dynamik <strong>der</strong> Weichteile des Menschmodells liefern.<br />
Nicht zuletzt ist oft die Eigendynamik des Beschleunigungsaufnehmers zusammen<br />
mit <strong>der</strong> elastischen Haut <strong>der</strong> dom<strong>in</strong>ierende Faktor. Beschleunigungsmessungen<br />
können nur <strong>an</strong> möglichst knochennahen Punkten <strong>der</strong> Körperoberfläche abgeleitet<br />
werden. Mit Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitsaufnahmen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>iger Sorgfalt k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> mit<br />
diesen Problemen aber umgehen, wie <strong>in</strong> [28] gezeigt wird.<br />
E<strong>in</strong> Anteil von durchschnittlich 70 bis 95 Prozent <strong>der</strong> Körpermasse liegt <strong>in</strong> Form<br />
von Weichteilen vor, wie ausgehend von den Schichtaufnahmen (siehe Abbildung<br />
5) des Visible Hum<strong>an</strong> Project [59] abgeschätzt wurde 6 . In Mehrkörpersimulationen<br />
ergibt sich bei e<strong>in</strong>er Nichtberücksichtigung dieser Tatsache bei hochdynamischen<br />
5 Die Anregung <strong>der</strong> Schwabbelmassen ist bei Stoßvorgängen e<strong>in</strong>deutig beobachtbar.<br />
6 Die Werte differieren natürlich je nach Körperbau, Körperteil o<strong>der</strong> Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gszust<strong>an</strong>d <strong>und</strong> beziehen<br />
sich auf folgende Veröffentlichungen [31, 32, 30] sowie auf das Kap. A.1 <strong>in</strong> diesem Bericht,<br />
<strong>in</strong> dem explizit auf die Abschätzung <strong>der</strong> Werte e<strong>in</strong>geg<strong>an</strong>gen wurde.
22 Anthropomorphe Starrkörpermodelle<br />
Abb. 6: Dreigliedriges Menschmodell mit Schwabbelmassen<br />
Vorgängen wie Nie<strong>der</strong>sprüngen, Anprallvorgängen im Unfallgeschehen o<strong>der</strong> eben bei<br />
Belastungen im Zusammenh<strong>an</strong>g mit technischem Gerät e<strong>in</strong> Fehler im Vergleich mit<br />
<strong>der</strong> Realität.<br />
Nimmt m<strong>an</strong> als Beispiel zur Verdeutlichung den Nie<strong>der</strong>sprung, so beobachtet m<strong>an</strong><br />
folgende Relativbewegung <strong>der</strong> Weichteile bezüglich des Skelett:<br />
�<br />
�<br />
�<br />
� Auftreffgeschw<strong>in</strong>digkeit 4 m/s<br />
� Weg ∼ 4 cm<br />
Verzögerungsdauer 10 ms<br />
�<br />
�<br />
�<br />
� W<strong>in</strong>kelgeschw<strong>in</strong>digkeit 400◦ �<br />
/s<br />
Verdrehung ∼ 4<br />
Verzögerungsdauer 10 ms<br />
◦<br />
Hierbei wird <strong>an</strong>genommen, dass die Schwabbelmassen (wie auf Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitsaufnahmen<br />
zu sehen) <strong>in</strong> etwa 10 ms verzögert werden. 7 Die Starrkörper (also<br />
7 Die hier gen<strong>an</strong>nten Größen s<strong>in</strong>d laut persönlicher Mitteilung des Verfassers von [28] teilweise<br />
zu Korrigieren. Die Verzögerungsdauer liegt zwischen 5ms beim Unterschenkel <strong>und</strong> 15ms beim<br />
Oberschenkel, was die 10ms bestätigt. Die beobachtbaren Auslenkungen überschreiten 2cm aber<br />
selten!
Anthropomorphe Starrkörpermodelle 23<br />
<strong>der</strong> knöcherne Anteil des Unterschenkels) werden aber <strong>in</strong>st<strong>an</strong>t<strong>an</strong> verzögert. Dadurch<br />
kommen die Knochen <strong>der</strong> Unterschenkel beim Auftreffen sehr schnell zur Ruhe, während<br />
die Weichteile noch weitgehend ungebremst weiterfallen. Es wird daher <strong>in</strong> den<br />
ersten Millisek<strong>und</strong>en e<strong>in</strong>es Kraftstoßes wesentlich weniger Masse abgebremst <strong>und</strong> <strong>in</strong><br />
Rotation versetzt als bei e<strong>in</strong>em System, das nur aus starren Massen besteht (Abbildung<br />
6) . Würde die gesamte Masse des Unterschenkels beim Aufprall auf den Boden<br />
sofort verzögert, wären die Peaks <strong>der</strong> Bodenreaktionskraft viel schmäler <strong>und</strong> damit<br />
wesentlich höher als <strong>in</strong> Messungen beobachtet. Hieraus lässt sich folgendes schließen:<br />
Rechnungen mit Modellen, bestehend aus starren Elementen, liefern während e<strong>in</strong>es<br />
Aufpralls vollkommen unrealistische Kräfte <strong>und</strong> Momente.<br />
E<strong>in</strong> biomech<strong>an</strong>isches Menschmodell sollte also Schwabbelmassen be<strong>in</strong>halten. Im Rahmen<br />
<strong>der</strong> Sensitivitäts<strong>an</strong>alyse k<strong>an</strong>n geprüft werden, ob die Schwabbelmassen e<strong>in</strong>en<br />
relev<strong>an</strong>ten E<strong>in</strong>fluss auf die Bewertungsfunktion haben. Die Abbildung 12 zeigt e<strong>in</strong>e<br />
Visualisierung zum Schwabbelmassenmodell. M<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n sich die Knochen als mit<br />
gängigen Gelenken (Scharnier etc.) verb<strong>und</strong>ene Starrkörper vorstellen. An diesen<br />
” hängen“ die tr<strong>an</strong>sparent visualisierten Schwabbelmassen im Schwerpunkt <strong>an</strong> speziellen<br />
Kraftelementen.<br />
2.1.2 Die Körper<br />
Im vorigen Kapitel wurde auf die etablierten G<strong>an</strong>zkörpermodelle h<strong>in</strong>gewiesen, welche<br />
im Allgeme<strong>in</strong>en re<strong>in</strong>e Starrkörpermodelle s<strong>in</strong>d. Die konkrete Modellstruktur mit<br />
Schwabbelmassen stellt sich also wie <strong>in</strong> Abbildung 7) dar.<br />
Hierbei ist zu beachten, dass bei Bedarf je<strong>der</strong>zeit durch Wahl e<strong>in</strong>es geeigneten Gelenkes<br />
e<strong>in</strong>zelne Freiheitsgrade gesperrt werden können. Dies ermöglicht es, z.B. auf<br />
e<strong>in</strong>fache Weise Kopf <strong>und</strong> Hals als e<strong>in</strong>en Gesamtkörper zu betrachten, wenn es gewünscht<br />
ist.<br />
2.1.3 Gelenke<br />
Durch das erste Gelenk (6 Freiheitsgrade) k<strong>an</strong>n die Anf<strong>an</strong>gsposition <strong>und</strong> -orientierung<br />
des Körpers e<strong>in</strong>gestellt werden. Im Weiteren ist es als realistisch <strong>an</strong>zunehmen,<br />
die meisten Gelenke als Kugelgelenke auszulegen. Konkret wurden die Gelenke wie<br />
<strong>in</strong> Tab. 1 <strong>an</strong>gegeben gewählt. Abweichend hiervon k<strong>an</strong>n vermerkt werden, dass die<br />
Schulter durch e<strong>in</strong> Kugelgelenk nicht beson<strong>der</strong>s gut abgebildet wird. Es muss ggf. e<strong>in</strong><br />
detaillierteres Modell <strong>der</strong> Schulter entwickelt werden. Das Fußgelenk lässt sich durch<br />
zwei schräg orientierte Scharniergelenke realistischer beschreiben. Auch werden Ellbogen,<br />
Knie <strong>und</strong> H<strong>an</strong>dgelenk sowie Nacken oft als Scharniergelenke beschrieben.
24 Anthropomorphe Starrkörpermodelle<br />
⋄ Becken (K1)<br />
⋄ Bauch (K2)<br />
⋄ Brust (K3)<br />
⋄ Nacken (K4)<br />
⋄ Kopf (K5)<br />
⋄ Oberarm (K6, K9)<br />
⋄ Unterarm (K7, K10)<br />
⋄ H<strong>an</strong>d (K8, K11)<br />
⋄ Oberschenkel (K12,<br />
K15)<br />
⋄ Unterschenkel (K13,<br />
K16)<br />
⋄ Fuß (K14, K17)<br />
Abb. 7: Struktur <strong>der</strong> k<strong>in</strong>ematischen Kette: 17 Starrkörper + 17 Schwabbelmassen
Anthropomorphe Starrkörpermodelle 25<br />
Gelenk Typ Freiheitsgrade<br />
Aufpunkt Frei 6<br />
Becken zu Bauch Kugel 3<br />
Bauch zu Brust Kugel 3<br />
Brust zu Hals Kugel 3<br />
Hals zu Kopf Kugel 3<br />
Brust zu Oberarm Kugel 3 (2x)<br />
Oberarm zu Unterarm Kugel 3 (2x)<br />
Unterarm zu H<strong>an</strong>d Kugel 3 (2x)<br />
Becken zu Oberschenkel Kugel 3 (2x)<br />
Oberschenkel zu Unterschenkel Kugel 3 (2x)<br />
Unterschenkel zu Fuß Kugel 3 (2x)<br />
Zwischensumme: 54<br />
17 Schwabbelmassen Frei 102<br />
Freiheitsgrade 156<br />
Tabelle 1: Gelenke <strong>und</strong> Freiheitsgrade des Modells<br />
2.2 Interaktion des Modells mit se<strong>in</strong>er virtuellen Umgebung:<br />
Mensch-Masch<strong>in</strong>e-Schnittstelle<br />
Bewegungsän<strong>der</strong>ungen von Lebewesen können nur durch, zwischen Körperteilen <strong>und</strong><br />
<strong>der</strong> Umwelt wirkende, Kräfte <strong>und</strong> Momente realisiert werden. Ansonsten gelten<br />
Energie-, Impuls-, <strong>und</strong> Drehimpulserhaltung <strong>und</strong> es s<strong>in</strong>d nur Haltungsän<strong>der</strong>ungen<br />
<strong>und</strong> Sche<strong>in</strong>drehungen 8 möglich. Gerade im H<strong>in</strong>blick auf den späteren E<strong>in</strong>satz des<br />
Menschmodells <strong>in</strong> Anwendungen aus dem Bereich Mensch-Masch<strong>in</strong>e-Schnittstelle<br />
ist es also nötig, e<strong>in</strong>e solche Interaktion zu ermöglichen. Hierzu müssen geeignete<br />
Aktuatoren entwickelt werden. Die Form <strong>der</strong> Wechselwirkung mit <strong>der</strong> Umwelt<br />
k<strong>an</strong>n vielfältiger Natur se<strong>in</strong>. Die häufigste Wechselwirkung dürfte <strong>der</strong> Volumenkontakt<br />
se<strong>in</strong>. M<strong>an</strong> denke hier <strong>an</strong> die Kontaktpaarung Fuß-Boden. E<strong>in</strong>e speziellere, aber<br />
dennoch wichtige, Kontaktkraft wäre das Greifen von Gegenständen. Nötig wären<br />
aber m<strong>an</strong>chmal auch sehr spezielle Wechselwirkungen die durch umgebende Medien<br />
vermittelt werden können (Druckstösse, W<strong>in</strong>d, Schwimmen etc. ).<br />
Aber, es s<strong>in</strong>d nicht nur Kraftelemente nötig, son<strong>der</strong>n eigentlich auch e<strong>in</strong>e höhere<br />
Koord<strong>in</strong>ation <strong>der</strong> Aktuatoren, um das Modell flexibel e<strong>in</strong>setzen zu können. Als Mi-<br />
8 E<strong>in</strong>e Katze dreht sich während e<strong>in</strong>es Absturzes bek<strong>an</strong>ntlich immer <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e günstige Position,<br />
um den Aufprall mit ihnen Be<strong>in</strong>en abzuf<strong>an</strong>gen. Dies ist ke<strong>in</strong>e physikalische Drehung im eigentlichen<br />
S<strong>in</strong>n, da sie ke<strong>in</strong>e Momente mit ihrer Umgebung austauscht. Der Drehimpuls des Katze bleibt somit<br />
während dem freien Fall konst<strong>an</strong>t. E<strong>in</strong> <strong>an</strong><strong>der</strong>es Beispiel für Sche<strong>in</strong>drehungen ist die Schraube beim<br />
Turmspr<strong>in</strong>gen o<strong>der</strong> Trampol<strong>in</strong>turnen.
26 Anthropomorphe Starrkörpermodelle<br />
nimal<strong>an</strong>for<strong>der</strong>ung sollte das Vorh<strong>an</strong>dense<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er primitiven Lageregelung (Gleichgewichtss<strong>in</strong>n)<br />
gen<strong>an</strong>nt se<strong>in</strong>, damit das Modell auch bei kle<strong>in</strong>en Störungen stehen bleibt.<br />
Aber das Modell sollte, wenn es im Rahmen <strong>der</strong> Mensch-Masch<strong>in</strong>e-Schnittstelle e<strong>in</strong>gesetzt<br />
wird, auch gr<strong>und</strong>legende Aktionen ausführen können. Gedacht sei hier z.B. <strong>an</strong><br />
das Greifen <strong>und</strong> Bewegen von Gegenständen.<br />
Aktuatoren können <strong>in</strong> zwei Hauptgruppen geglie<strong>der</strong>t werden: Die passiven <strong>und</strong> aktiven<br />
Elemente. Dies soll so def<strong>in</strong>iert werden, das passive Elemente nur auf äußere<br />
Störungen reagieren, <strong>und</strong> somit e<strong>in</strong>e feste Körperhaltung stabilisieren, während aktive<br />
Elemente auch ohne Störung wirken können <strong>und</strong> <strong>der</strong> Generierung komplexer<br />
Bewegungsmuster dienen.<br />
Passive Elemente:<br />
⋄ Gelenk<strong>an</strong>schläge<br />
⋄ Im Arbeitspunkt versp<strong>an</strong>nte Gelenke<br />
⋄ Bän<strong>der</strong> o<strong>der</strong> passive Muskeln (konst<strong>an</strong>te Erregung)<br />
⋄ Kontaktelemente<br />
Aktive Elemente:<br />
⋄ Geregelte Momentengeneratoren<br />
⋄ Geregelte, aktive Muskeln<br />
2.2.1 Biomech<strong>an</strong>ische Aktuatoren<br />
Gelenkmomente: Die e<strong>in</strong>fachste Fragestellung, bei <strong>der</strong> Aktuatoren zum E<strong>in</strong>satz<br />
kommen, ist die Versteifung <strong>der</strong> Gelenke des Menschmodells. Dies ist meist nötig,<br />
<strong>und</strong> entspricht <strong>der</strong> Realität, da auch <strong>der</strong> Mensch e<strong>in</strong>en gewissen Gr<strong>und</strong>tonus <strong>der</strong><br />
Muskulatur zeigt. E<strong>in</strong> versteiftes Modell k<strong>an</strong>n beispielsweise bei geschickter Wahl<br />
<strong>der</strong> Körperhaltung bereits stehenbleiben, was vielleicht mit e<strong>in</strong>er Statue verglichen<br />
werden k<strong>an</strong>n. Wirkt jedoch e<strong>in</strong>e zu große Störung, wird das Modell umfallen. Mit<br />
e<strong>in</strong>em versteifen Modell k<strong>an</strong>n auch das statische Halten e<strong>in</strong>es Gegenst<strong>an</strong>des modelliert<br />
werden. Um das Modell zu versteifen, müssen natürlich <strong>in</strong> wohl def<strong>in</strong>ierter<br />
Weise Momente <strong>in</strong> den Gelenken e<strong>in</strong>er Störung entgegenwirken.<br />
Die Gelenkmomente können <strong>in</strong> Form von PD-Reglern realisiert werden. Oft wird φsoll<br />
zu Null <strong>an</strong>genommen, wobei die Anlenkpunkte <strong>an</strong> den Körpern <strong>in</strong> die gewünschte<br />
Ausg<strong>an</strong>gslage gedreht werden müssen. Dies erleichtert die Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Ausg<strong>an</strong>gsposition<br />
des Modells. Natürlich könnte m<strong>an</strong> auch e<strong>in</strong>e Funktion als Sollwert vorgeben,<br />
<strong>und</strong> so auch Bewegungen generieren. Vorsicht ist <strong>an</strong>gebracht, wenn m<strong>an</strong> e<strong>in</strong>e
Anthropomorphe Starrkörpermodelle 27<br />
Abb. 8: Relaxierter Endzust<strong>an</strong>d e<strong>in</strong>es statisch gestörten PD-geregelten Systems<br />
Funktion im Ort vorgibt. Da m<strong>an</strong> beim PD Regler ja auch mit Sollgeschw<strong>in</strong>digkeiten<br />
operiert, müssen diese auch korrekt beh<strong>an</strong>delt werden. M<strong>an</strong> darf hier nicht auf<br />
die Geschw<strong>in</strong>digkeit Null regeln, wie m<strong>an</strong> dies von dem Fe<strong>der</strong>-Dämpfer-Element her<br />
kennt.<br />
Es könnte auch e<strong>in</strong> PID-Regler zum E<strong>in</strong>satz kommen. Der Unterschied ist, das mit<br />
e<strong>in</strong>em PID-Regler die vorgegebene Gelenkstellung exakter e<strong>in</strong>gehalten wird, mit<br />
e<strong>in</strong>em PD-Regler nur <strong>an</strong>nähernd. Da e<strong>in</strong> PD-Regler mech<strong>an</strong>isch e<strong>in</strong> Fe<strong>der</strong>-Dämpfer-<br />
Element darstellt, k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> e<strong>in</strong>en PD-Regler <strong>in</strong> Programmen wie SIMPACK o<strong>der</strong><br />
ADAMS relativ leicht implementieren. Die Grafik <strong>in</strong> Abbildung 8 soll den Unterschied<br />
zwischen e<strong>in</strong>em Regler mit <strong>und</strong> ohne Integral<strong>an</strong>teil ver<strong>an</strong>schaulichen.<br />
Die Rolle <strong>der</strong> Muskeln: Natürlich ist die im vorstehenden beschriebene Vorgehensweise<br />
nur e<strong>in</strong>e Näherung. Bei exakter Modellierung müsste m<strong>an</strong> Muskelzugstrukturen<br />
e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen. Dies würde aber zusätzlich die Kenntnis komplexer Muskelaktivierungs<br />
<strong>und</strong> - Rekrutierungsfunktionen voraussetzen. Es ist sehr kompliziert, e<strong>in</strong>e<br />
Haltungsregelung mit Muskelmodellen aufzusetzen. Dies liegt unter <strong>an</strong><strong>der</strong>em <strong>an</strong> <strong>der</strong><br />
Red<strong>und</strong><strong>an</strong>z <strong>der</strong> Lastverteilung. Es k<strong>an</strong>n mit verschiedensten Aktivierungsmustern e<strong>in</strong>e<br />
bestimmte Bewegung ausgeführt, e<strong>in</strong>e bestimmte Haltung e<strong>in</strong>genommen werden.<br />
Die wenigsten MKS-Programme unterstützen umgelenkte Zugstrukturen direkt, die<br />
Kraftwirkung f<strong>in</strong>det def<strong>in</strong>itionsgemäß zwischen zwei Anlenkpunkten statt. Aus diesem<br />
Gr<strong>und</strong> ist es schwierig, h<strong>an</strong>dliche biomech<strong>an</strong>ische 3-d Modelle mit Muskeln zu<br />
erstellen, die mit dem Formalismus <strong>der</strong> Muskelumlenkung aus dem <strong>in</strong> [27] beschrie-
28 Anthropomorphe Starrkörpermodelle<br />
Abb. 9: Armmodell mit Muskeln aus [17]<br />
benen 2-d-Modell des menschlichen Gehens vergleichbar wären.<br />
Die Unbek<strong>an</strong>nten würden bei e<strong>in</strong>er solchen Lösung stark zunehmen. Dem gegenüber<br />
stünde z.B. <strong>der</strong> Vorteil, realistische Gelenkbelastungen ableiten zu können.<br />
Wenn mit den gängigen <strong>Simulation</strong>sprogrammen wie z.B. SIMPACK umgelenkte<br />
Muskulatur modelliert werden soll, ist es nötig auf komplizierte Konstrukte zurückzugreifen,<br />
wie dies zum Beispiel von Praxl [61] <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d e<strong>in</strong>es muskelbehafteten<br />
Armmodells beschrieben wurde. Auch <strong>in</strong> MADYMO s<strong>in</strong>d umgelenkte Muskelzüge<br />
implementiert. Bei allen komplexen Muskelmodellen ist es jedoch unumgänglich, die<br />
Verteilung <strong>der</strong> Last auf den red<strong>und</strong><strong>an</strong>ten Muskelapparat realistisch zu modellieren.<br />
Die Abbildung 9 zeigt e<strong>in</strong> Modell aus [17] mit Muskeln. Die Motivierung, die Muskelkräfte<br />
durch Gelenksteifigkeiten o<strong>der</strong> Dämpfungen zu ersetzen, liefert das folgende<br />
Ged<strong>an</strong>kenmodell. Im Gelenk stehen sich die Ansatzpunkte von Beuger <strong>und</strong><br />
Strecker gegenüber. Durch e<strong>in</strong>e Versp<strong>an</strong>nung <strong>der</strong> Muskulatur wirken auf beiden Seiten<br />
<strong>an</strong> Hebeln Kräfte, welche resultierende Momente erzeugen. Gleichen sich diese<br />
Momente gerade aus, bleibt <strong>der</strong> Gelenkw<strong>in</strong>kel unverän<strong>der</strong>t. Wirkt nun aber e<strong>in</strong>e<br />
Störung auf den Gelenkw<strong>in</strong>kel, verän<strong>der</strong>n sich <strong>in</strong>folge <strong>der</strong> W<strong>in</strong>kelän<strong>der</strong>ung die effektiven<br />
Muskellängen. Daraus resultiert e<strong>in</strong>, <strong>der</strong> Störung entgegenwirkendes, Moment.
Anthropomorphe Starrkörpermodelle 29<br />
Wenn m<strong>an</strong> dieses Moment gegen die Störung aufträgt, k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> im naher Umgebung<br />
zum Gleichgewicht e<strong>in</strong>e L<strong>in</strong>earisierung vornehmen, <strong>und</strong> die Muskulatur durch<br />
l<strong>in</strong>eare Drehfe<strong>der</strong>n modellieren.<br />
Gelenk<strong>an</strong>schläge: Die E<strong>in</strong>schränkung <strong>der</strong> Bewegung <strong>der</strong> Körpersegmente resultiert<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Realität aus zwei Pr<strong>in</strong>zipien. Zum E<strong>in</strong>en können sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Realität<br />
die e<strong>in</strong>zelnen Körpersegmente nicht gegenseitig durchdr<strong>in</strong>gen, zum <strong>an</strong><strong>der</strong>en h<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />
Gelenkstrukturen <strong>und</strong> Bän<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Überdehnung <strong>der</strong> Gelenke. Letzten Endes k<strong>an</strong>n<br />
m<strong>an</strong> hier feststellen, dass für e<strong>in</strong>e realistische E<strong>in</strong>schränkung <strong>der</strong> Segmentbewegungen<br />
ebenfalls die Umsetzung e<strong>in</strong>es Flächenkontakts zwischen den e<strong>in</strong>zelnen Körpersegmenten<br />
nötig ist. Ferner werden hier eigentlich ebenfalls Muskeln <strong>und</strong> Bän<strong>der</strong> als<br />
Modellelement benötigt.<br />
Ankopplung <strong>der</strong> Schwabbelmassen: Das Konzept <strong>der</strong> Schwabbelmassen wurde<br />
bereits e<strong>in</strong>geführt. E<strong>in</strong>e denkbare Modellvorstellung zu den Schwabbelmassen ist,<br />
sie sich als e<strong>in</strong> Starrkörper vorzustellen, welcher im Schwerpunkt <strong>an</strong> dem entsprechenden<br />
Knochen aufgehängt ist. Die Schwabbelmassen haben so 6 Freiheitsgrade,<br />
drei rotatorisch <strong>und</strong> drei tr<strong>an</strong>slatorisch. Dementsprechend müssen also 3 Kräfte <strong>und</strong><br />
3 Momente auf geeignete Weise dafür sorgen, dass die Ankopplung realistisch ist.<br />
Im e<strong>in</strong>fachsten Fall können hier PD-Regler zum E<strong>in</strong>satz kommen, welche auch e<strong>in</strong>e<br />
nichtl<strong>in</strong>eare Charakteristik haben können. Pr<strong>in</strong>zipiell wäre es natürlich realistischer,<br />
die Gelenkversteifung, vielleicht sogar durch Muskeln, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Rückstellcharakteristik<br />
<strong>der</strong> Schwabbelmassen zu berücksichtigen. So würde die Abhängigkeit <strong>der</strong> Steifigkeit<br />
des Muskelgewebes vom Erregungszust<strong>an</strong>d mit berücksichtigt, was im e<strong>in</strong>fachen PD-<br />
Modell meist nicht <strong>der</strong> Fall ist. Genau diesen Effekt k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong>, moment<strong>an</strong> aber nur<br />
qualitativ, laut [28] beobachten.<br />
3-d Flächen- <strong>und</strong> Volumenkontakte: Die Interaktion des Menschen mit se<strong>in</strong>er<br />
Umwelt basiert auf äußeren Kräften (<strong>und</strong> je nach Def<strong>in</strong>ition auch aus äußeren Momenten,<br />
wenn Flächenkontakte über Punkt zu Punkt Modelle realisiert werden). Der<br />
Realität kommen über 3-d Flächen def<strong>in</strong>ierte Volumenkontakte sicherlich schon recht<br />
nahe. Lei<strong>der</strong> bieten die verfügbaren Programme nur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em sehr e<strong>in</strong>geschränkten<br />
Umf<strong>an</strong>g e<strong>in</strong>e Unterstützung für allgeme<strong>in</strong>e Flächen o<strong>der</strong> Volumenkontakte.<br />
2.3 Menschmodell <strong>in</strong> SIMPACK<br />
Das MKS-Programm SIMPACK (SImulation of Multibody systems PACKage) wird<br />
von <strong>der</strong> DLR (Deutsche Forschungs<strong>an</strong>stalt für Luft <strong>und</strong> Raumfahrt) entwickelt, <strong>und</strong><br />
von <strong>der</strong> Firma Intec [44] vermarktet. In diesem Kapitel soll e<strong>in</strong>e Übersicht über<br />
Möglichkeiten <strong>und</strong> Schwächen dieses Programms geliefert werden. In weiteren Kapiteln<br />
werden Anwendungen beschrieben, <strong>in</strong> denen SIMPACK zur <strong>Simulation</strong> <strong>und</strong><br />
<strong>Modellbildung</strong> verwendet wurde.
30 Anthropomorphe Starrkörpermodelle<br />
Im Rahmen <strong>der</strong> MKS-Technik müssen nun, neben den geeigneten Massen- <strong>und</strong> Trägheitseigenschaften,<br />
noch ausgezeichnete Koord<strong>in</strong>aten wie z.B. Anlenkpunkte auf diesen<br />
Körpern def<strong>in</strong>iert werden. Dies bedeutet im Allgeme<strong>in</strong>en die E<strong>in</strong>gabe aller Parameter<br />
über das GUI des <strong>Simulation</strong>sprogramms. Die Werte <strong>der</strong> Parameter werden<br />
zweckmäßigerweise mit statistisch abgeleiteten Näherungswerten belegt. Die <strong>in</strong> verschiedenen<br />
Vorarbeiten des Instituts für Theoretische Astrophysik Tüb<strong>in</strong>gen wie<br />
z.B. <strong>in</strong> [71] beschriebene Vorgehensweise, die Daten mittels des eigenständigen Programms<br />
CALCMAN zu ermitteln, <strong>und</strong> diese d<strong>an</strong>n m<strong>an</strong>uell <strong>in</strong> die Modelle e<strong>in</strong>zufügen<br />
ist jedoch umständlich <strong>und</strong> för<strong>der</strong>t Übertragungsfehler. Ferner ist es so sehr schwierig,<br />
<strong>an</strong>thropometrische Parameter e<strong>in</strong>er Parametervariation o<strong>der</strong> gar Optimierung<br />
zu unterziehen. Es wurde e<strong>in</strong> geeignetes Verfahren entwickelt, die Vorgehensweise<br />
zu beschleunigen.<br />
2.3.1 Parametrisierung des Modells<br />
SIMPACK bietet die Möglichkeit, Parameter des Modells <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er sogen<strong>an</strong>nten Parameterdatenb<strong>an</strong>k<br />
abzulegen. Die Werte im Modell stellen d<strong>an</strong>n e<strong>in</strong>e Referenz auf<br />
die entsprechenden Daten dar. Somit ist es auch möglich die Parameter mit selbsterklärenden<br />
Namen zu belegen. Die SIMPACK-Datenb<strong>an</strong>k stellt ebenfalls e<strong>in</strong>fache<br />
mathematische Funktionen zur Verfügung, womit es möglich ist, Parameter vone<strong>in</strong><strong>an</strong><strong>der</strong><br />
abhängig zu formulieren.<br />
Die gewählte Vorgehensweise war nun, e<strong>in</strong>en zur gewählten Modellstruktur kompatiblen<br />
Datensatz <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Datenb<strong>an</strong>k zur Verfügung zu stellen. Dieser wurde aus<br />
dem Programm CALCMAN abgeleitet. Somit ist es möglich mit <strong>der</strong> Festlegung<br />
<strong>der</strong> drei f<strong>und</strong>amentalen Variablen Größe, Gewicht <strong>und</strong> Geschlecht alle relev<strong>an</strong>ten<br />
Modellparameter <strong>in</strong> <strong>der</strong> Datenb<strong>an</strong>k zu generieren. Die Datenb<strong>an</strong>ken s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> ASCII<br />
gespeichert, <strong>und</strong> können mit jedem Editor bearbeitet werden.<br />
2.3.2 Visualisierung<br />
Damit auch die Visualisierung zum <strong>in</strong>dividuellen Datensatz passt, musste neben den<br />
Parametern für die Körper <strong>und</strong> Gelenke auch e<strong>in</strong> Satz von Visualisierungsparametern<br />
erzeugt werden. Die Visualisierung <strong>der</strong> Arme <strong>und</strong> Be<strong>in</strong>e basiert auf Rotationskörpern<br />
aus drei Stützpunkten. Becken, Bauch <strong>und</strong> Brust sowie <strong>der</strong> Kopf wurden als Kugeln<br />
beschreiben, <strong>der</strong> Hals als Zyl<strong>in</strong><strong>der</strong>. Die Schwabbelmassen s<strong>in</strong>d tr<strong>an</strong>sparent ausgelegt,<br />
was es ermöglicht die Knochen (zusammengesetzt aus Zyl<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>und</strong> Kugeln) zu<br />
sehen, <strong>und</strong> somit die Auslenkungen <strong>der</strong> Schwabbelmassen sichtbar zu machen.<br />
Um die Abhängigkeit <strong>der</strong> Radien vom Körpergewicht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Visualisierung zu berücksichtigen,<br />
wurde aus <strong>der</strong> jeweiligen Segmentmasse mit e<strong>in</strong>er geschätzten mittleren<br />
Dichte das Volumen berechnet. Zusammen mit <strong>der</strong> gegebenen Segmentlänge k<strong>an</strong>n<br />
somit e<strong>in</strong> mittlerer Radius für das Segment abgeschätzt werden.
Anthropomorphe Starrkörpermodelle 31<br />
Abb. 10: An die Anthropometrie <strong>an</strong>gepasste Visualisierung unter SIMPACK: Von<br />
l<strong>in</strong>ks nach rechts <strong>an</strong>geordnet werden gezeigt: M<strong>an</strong>n 1.75m 70kg, Frau 1.75m 70kg,<br />
M<strong>an</strong>n 2.10m 80kg, Frau 1.55m 80kg<br />
M<strong>an</strong> erkennt <strong>an</strong> dieser direkten Kopplung <strong>der</strong> Visualisierung <strong>in</strong> Abbildung 10 <strong>an</strong><br />
die <strong>an</strong>thropometrischen Daten gut, dass die Regressionsgleichungen für Extremfälle<br />
schlechter geeignet s<strong>in</strong>d, als für Personen, die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nähe des Durchschnittsmenschen<br />
liegen. E<strong>in</strong> Schwachpunkt ist <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Hals, welcher den Gesamtfehler<br />
(Differenz <strong>der</strong> Summe <strong>der</strong> E<strong>in</strong>zellängen zu <strong>der</strong> vorgegebenen Gesamtkörperlänge)<br />
aufnimmt. Dieses Verhalten ist aber durch die Regressionsgleichungen <strong>der</strong> NASA<br />
bestimmt, <strong>und</strong> lässt sich nur schwer bei gleichzeitiger E<strong>in</strong>haltung <strong>der</strong> Gesamtgröße<br />
än<strong>der</strong>n.<br />
M<strong>an</strong> könnte eventuell <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em iterativen Prozess den Größenfehler gleichmäßig auf<br />
alle Segmente verteilen. In den meisten Anwendungen wirkt sich dieser Fehler jedoch<br />
nicht aus. Modelle, die stark auf die Nackenregion bezogen s<strong>in</strong>d (z.B. Schleu<strong>der</strong>trauma),<br />
sollten aber hier mit e<strong>in</strong>em verbesserten Modell arbeiten.<br />
2.3.3 Visualisierung mit CAD-Flächen<br />
Die oben beschriebene Visualisierung ist recht gut geeignet um das Verhalten des<br />
Modells sichtbar zu machen. Dennoch wäre es <strong>an</strong>schaulicher e<strong>in</strong>e dem Menschen ähnlichere<br />
Visualisierung zur Verfügung zu haben. Dazu ist es nötig, die Oberfläche des<br />
Menschen als CAD-Fläche zu beschreiben. SIMPACK bietet durchaus die Funktionalität<br />
CAD-Flächen zur Visualisierung e<strong>in</strong>zusetzen. Das vorgesehene Format .slp o<strong>der</strong><br />
.stl ist aber sehr speziell, deshalb müssen Flächen aus gängigen Formaten (z.B. obj)<br />
konvertiert werden.
32 Anthropomorphe Starrkörpermodelle<br />
Aufbereitung <strong>der</strong> Flächen:<br />
Nach <strong>der</strong> Vorbereitung <strong>der</strong> Daten durch Xroads [67] lagen die Eckpunkte <strong>und</strong> Flächennormalen<br />
als .obj vor. Dieses Format muss nun <strong>in</strong> das gewünschte Endformat<br />
.slp überführt werden. Im Allgeme<strong>in</strong>en liegen die Daten als Oberfläche e<strong>in</strong>es G<strong>an</strong>zkörpermodells<br />
vor, fassen also im Raum die vollen Körperausmaße. In SIMPACK<br />
sollten die Körperflächen bezogen auf e<strong>in</strong>e ausgezeichnete Koord<strong>in</strong>ate auf dem Segment<br />
beschrieben werden, was bedeutet, dass die Flächendaten segmentiert, tr<strong>an</strong>slatorisch<br />
tr<strong>an</strong>sformiert <strong>und</strong> geeignet skaliert werden müssen. Da es ke<strong>in</strong>e passende<br />
Lösung für dieses Problem gab, musste erst e<strong>in</strong> Programm entwickelt werden.<br />
Abb. 11: Entwickeltes Programm zur Vorbearbeitung <strong>der</strong> Flächendef<strong>in</strong>itionsdateien<br />
Um die E<strong>in</strong>zelnen Arbeitsschritte möglichst e<strong>in</strong>fach zu machen, wurde das Programm<br />
mit e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>fachen GUI ausgestattet (Abbildung 11). Das GUI basiert auf <strong>der</strong><br />
GLUI-Library [62] welche ihrerseits auf GLUT [48] <strong>und</strong> damit letztlich auf OpenGL<br />
basiert. Dieses Vorgehen hat den Vorteil, das das Programm unter W<strong>in</strong>dows <strong>und</strong><br />
L<strong>in</strong>ux übersetzbar ist.<br />
Ergebnis: Um die Schwabbelmassen am Skelett zu visualisieren, war es nötig, e<strong>in</strong>e<br />
Körperhülle <strong>und</strong> e<strong>in</strong> Skelett zu segmentieren. Diese beiden Flächenmodelle stammten<br />
nicht aus <strong>der</strong> selben Quelle, <strong>und</strong> wurden zudem nicht <strong>in</strong> <strong>der</strong> gleichen Haltung<br />
tri<strong>an</strong>guliert, weshalb sie nur <strong>an</strong>nähernd überlagerungsfähig s<strong>in</strong>d. Diese Schwäche<br />
zeigt sich beson<strong>der</strong>s bei <strong>der</strong> H<strong>an</strong>d, bei <strong>der</strong> die Knochendaten e<strong>in</strong>e <strong>an</strong><strong>der</strong>e Haltung<br />
aufzeigen, als die Hautdaten.<br />
Bei e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>heitlichen Generierung von Knochen- <strong>und</strong> Hautdaten sollten die beiden<br />
Sätze <strong>in</strong> E<strong>in</strong>kl<strong>an</strong>g se<strong>in</strong>, was durch die Erzeugung aus e<strong>in</strong>er geme<strong>in</strong>samen Quelle<br />
(z.B. CT-Schichtaufnahme) gewährleistet würde. Dieses Vorhaben währe aber nur<br />
<strong>in</strong> enger Zusammenarbeit mit Computergrafikern s<strong>in</strong>nvoll zu bewerkstelligen.<br />
Es ist mit den bisl<strong>an</strong>g zur Verfügung stehenden Daten e<strong>in</strong>e <strong>an</strong>sprechende Visualisierung<br />
mit SIMPACK möglich, wie die Abbildung 12 zeigt. Gr<strong>und</strong>sätzlich ist es<br />
möglich, die Hautflächen mit <strong>der</strong> Relativk<strong>in</strong>ematik <strong>der</strong> Schwabbelmassen zu visualisieren,<br />
womit die Schwabbelmassenauslenkung visualisiert werden k<strong>an</strong>n.
Anthropomorphe Starrkörpermodelle 33<br />
Abb. 12: Visualisierung des im Rahmen dieser Arbeit unter SIMPACK erstellten<br />
Menschmodells mit CAD-Flächen
34 Anthropomorphe Starrkörpermodelle<br />
2.4 Menschmodell <strong>in</strong> ADAMS<br />
Es soll hier zunächst e<strong>in</strong>mal auf die Unterschiede zwischen <strong>der</strong> Modellierung unter<br />
SIMPACK <strong>und</strong> ADAMS gerade <strong>in</strong> H<strong>in</strong>sicht auf das gewählte Ziel ” Biomech<strong>an</strong>isches<br />
Menschmodell“e<strong>in</strong>geg<strong>an</strong>gen werden. In e<strong>in</strong>em späteren Kapitel wird die konkrete<br />
Realisierung unter ADAMS beschrieben.<br />
2.4.1 Unterschiede zu <strong>der</strong> Modellierung unter SIMPACK<br />
In <strong>der</strong> Abteilung für Theoretische Astrophysik <strong>an</strong> <strong>der</strong> Universität Tüb<strong>in</strong>gen wurden<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Verg<strong>an</strong>genheit vornehmlich die MKS-Programme DADS <strong>und</strong> SIMPACK<br />
zur Modellierung biomech<strong>an</strong>ischer Systeme e<strong>in</strong>gesetzt. Der Autor hat die meiste Erfahrung<br />
unter SIMPACK erworben. Insofern k<strong>an</strong>n es se<strong>in</strong>, dass alle<strong>in</strong>e deshalb die<br />
<strong>Modellbildung</strong> unter SIMPACK als wesentlich e<strong>in</strong>facher für komplexe biomech<strong>an</strong>ische<br />
Modelle empf<strong>und</strong>en wurde. Dennoch sollen hier e<strong>in</strong>ige Schwierigkeiten bei <strong>der</strong><br />
Modellierung unter ADAMS beschrieben werden.<br />
Um e<strong>in</strong>e k<strong>in</strong>ematische Kette komplexer Struktur zu beschreiben, ist es <strong>an</strong>genehm, die<br />
Kette <strong>in</strong>tuitiv entl<strong>an</strong>g ihres Verlaufs zu beschreiben. Klarer ausgedrückt: Beschreibt<br />
m<strong>an</strong> die Lage <strong>der</strong> Gelenkmarker auf zwei Körpern <strong>und</strong> gibt m<strong>an</strong> <strong>an</strong>, mit welchem<br />
Gelenk diese Körper verb<strong>und</strong>en s<strong>in</strong>d, ist das Problem bereits vollständig formuliert.<br />
Hier ist die Modellierung unter ADAMS etwas umständlich. Es ist nämlich möglich,<br />
die Körper beliebig im Raum zu positionieren <strong>und</strong> d<strong>an</strong>n e<strong>in</strong> Gelenk h<strong>in</strong>zuzufügen,<br />
welches <strong>an</strong> dieser Stelle mathematisch eigentlich nicht möglich ist. Die Folge ist<br />
unter dem Preprocessor grafisch als zwei halbe Gelenke zu erkennen. Erst durch e<strong>in</strong><br />
so gen<strong>an</strong>ntes ” assembl<strong>in</strong>g“ werden die Zw<strong>an</strong>gsbed<strong>in</strong>gungen des Gelenkes erfüllt, <strong>in</strong><br />
dem ADAMS versucht, die entsprechenden Än<strong>der</strong>ungen bei Körperpositionen <strong>und</strong><br />
Gelenkw<strong>in</strong>keln auszuführen. Für das <strong>an</strong>gestrebte Menschmodell soll aber die Haltung<br />
e<strong>in</strong>deutig vorgegeben werden.<br />
E<strong>in</strong>e weitere Fähigkeit sollte e<strong>in</strong> Menschmodell aufweisen. Es sollte z.B. im Rahmen<br />
<strong>der</strong> immer aktuelleren Fragestellung Mensch-Masch<strong>in</strong>e-Schnittstelle zu Zwecken <strong>der</strong><br />
Kopplung mit e<strong>in</strong>em Masch<strong>in</strong>enmodell möglich se<strong>in</strong>, das gesamte Menschmodell mit<br />
e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>zigen Tr<strong>an</strong>sformation beliebig im Raum zu verschieben o<strong>der</strong> zu verdrehen.<br />
Unter ADAMS ist das Ergebnis e<strong>in</strong>es solchen Versuches oft nicht mit dem Gewünschten<br />
identisch. Das Modell k<strong>an</strong>n sich dabei, lax formuliert, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelne Teile zerlegen.<br />
Wesentlich komfortabler ist es, e<strong>in</strong>en Marker des Menschmodells als Referenz auszulegen,<br />
bezüglich <strong>der</strong>er das restliche Modell relativ beschrieben ist. In letzter Inst<strong>an</strong>z<br />
ist es so zum Beispiel möglich, den Koppelmarker zwischen Masch<strong>in</strong>e <strong>und</strong> e<strong>in</strong>er<br />
H<strong>an</strong>d auszuzeichnen. Verb<strong>in</strong>det m<strong>an</strong> Masch<strong>in</strong>e <strong>und</strong> H<strong>an</strong>d mit diesem Marker e<strong>in</strong>deutig,<br />
bef<strong>in</strong>det sich das Menschmodell nun komplett <strong>und</strong> e<strong>in</strong>deutig beschrieben <strong>an</strong><br />
<strong>der</strong> Masch<strong>in</strong>e. Die Gelenkw<strong>in</strong>kel s<strong>in</strong>d ebenfalls e<strong>in</strong>deutig mit <strong>der</strong> gewünschten Körperhaltung<br />
<strong>in</strong> E<strong>in</strong>kl<strong>an</strong>g. Natürlich könnte m<strong>an</strong> auch das Masch<strong>in</strong>enmodell <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
solchen relativen Beschreibung abfassen, die Probleme bei <strong>der</strong> Än<strong>der</strong>ung von <strong>in</strong>neren
Anthropomorphe Starrkörpermodelle 35<br />
Modellparametern des Menschmodell (Haltung, Anthropometrie etc.) würden aber<br />
weiterh<strong>in</strong> bestehen.<br />
Unter SIMPACK s<strong>in</strong>d obige Anfor<strong>der</strong>ungen mit wenig Aufw<strong>an</strong>d automatisch erfüllbar.<br />
Da hier die Topologie des Modells durch die Angabe von Gelenkart, Gelenk<strong>an</strong>f<strong>an</strong>gsbed<strong>in</strong>gungen<br />
<strong>und</strong> relativen Markerlagen auf den e<strong>in</strong>zelnen Körpern <strong>an</strong>gegeben<br />
wird, k<strong>an</strong>n es ke<strong>in</strong>e ” halben“ Gelenke geben. Auch k<strong>an</strong>n das gesamte Modell mit<br />
e<strong>in</strong>em Marker im Raum positioniert werden. Dies k<strong>an</strong>n relativ zu dem Inertialsystem,<br />
o<strong>der</strong> eben relativ zu e<strong>in</strong>em Masch<strong>in</strong>enmodell erfolgen.<br />
2.4.2 Parametrisierte Modellierung unter ADAMS<br />
ADAMS hat natürlich e<strong>in</strong>en Mech<strong>an</strong>ismus, um solche Problemstellungen zu bedienen.<br />
Es ist möglich, e<strong>in</strong>en Marker relativ zu e<strong>in</strong>em <strong>an</strong><strong>der</strong>en Marker zu beschreiben.<br />
Hierzu s<strong>in</strong>d unter <strong>der</strong> Oberfläche des Preprocessors bereits zwei H<strong>an</strong>dlungen nötig.<br />
Da ADAMS beim H<strong>in</strong>zufügen e<strong>in</strong>es Gelenkes (o<strong>der</strong> auch e<strong>in</strong>es Kraftelementes) viele<br />
Marker erzeugt, die <strong>in</strong> weiteren Aktionen mit aussagekräftigen Namen versehen<br />
werden müssen, wird die Situation immer komplexer. Es s<strong>in</strong>d sehr viele Bedieneraktionen<br />
nötig, um e<strong>in</strong> komplexes Modell unter ADAMS vollständig parametrisiert<br />
zu erstellen. Es ist nahezu unvermeidlich, dass es durch Fehle<strong>in</strong>gaben des Bedieners<br />
zu Modellfehlern kommt, die wahrsche<strong>in</strong>lich unbemerkt bleiben.<br />
Es st<strong>an</strong>d also zu Beg<strong>in</strong>n die Aufgabe im Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong>, <strong>in</strong> Anbetracht <strong>der</strong> Komplexität<br />
des Menschmodells e<strong>in</strong>e geeignete Technik zu entwickeln um e<strong>in</strong> übersichtliches<br />
Modell fehlerfrei zu realisieren. Anfor<strong>der</strong>ungen hierbei waren:<br />
⋄ nur so viele Marker wie nötig erzeugen<br />
⋄ vollständige Parametrisierung ermöglichen<br />
⋄ e<strong>in</strong>fache Kopplung mit Werkzeugmodellen vorbereiten<br />
2.4.3 Modellgenerierung mit GENMOD<br />
Bereits zu e<strong>in</strong>em frühen Zeitpunkt wurde beschlossen, das Menschmodell nicht mit<br />
dem eigentlichen Preprocessor von ADAMS zu erzeugen. Als Alternative best<strong>an</strong>d die<br />
Möglichkeit, e<strong>in</strong> so gen<strong>an</strong>ntes ” comm<strong>an</strong>dfile“ als Textdatei zu erzeugen. Die Datei<br />
könnte natürlich von H<strong>an</strong>d erstellt werden. Wesentlich komfortabler ist es, das Modell<br />
von e<strong>in</strong>em externen Programm erzeugen zu lassen. E<strong>in</strong> solches Vorgehen <strong>an</strong> sich<br />
ist nicht neu. Es existieren kommerzielle Tools, um den eigentlichen Preprocessor zu<br />
umgehen (Hyperworks von Altair) o<strong>der</strong> Damos-C [82]. Beide Programme st<strong>an</strong>den<br />
<strong>an</strong> unserem Institut nicht zur Verfügung. Ferner war unklar, ob diese Programme<br />
nicht ebenfalls E<strong>in</strong>schränkungen mit sich br<strong>in</strong>gen würden. So wurde entschieden, e<strong>in</strong><br />
entsprechendes Programm durch Rout<strong>in</strong>en unter MATLAB zu erstellen.
36 Anthropomorphe Starrkörpermodelle<br />
Das Ziel war, e<strong>in</strong> vollständig parametrisiertes Modell unter ADAMS zu erzeugen,<br />
welches mit <strong>in</strong>dividuellen Anthropometrien arbeiten k<strong>an</strong>n. Die entsprechenden mfiles<br />
werden im Anh<strong>an</strong>g B <strong>in</strong> kurzer Form erläutert. Der Modellgenerator automatisiert<br />
folgende Arbeitsschritte:<br />
1. Körper <strong>und</strong> Anlenkpunkte erzeugen<br />
2. Gelenke parametrisiert erzeugen<br />
3. Kraftelemente parametrisiert erzeugen<br />
4. Designvariablen erzeugen (Anthropometrische Datenb<strong>an</strong>k)<br />
5. Modellvariablen auf die Designvariablen referenzieren<br />
Die Struktur des Generators stellt sich wie folgt dar:<br />
genmod.m---mbsstruct.m---sett<strong>in</strong>gs.m<br />
|<br />
---<strong>an</strong>topometric.m<br />
|<br />
---values.m<br />
|<br />
---designvars.m---designvars_<strong>an</strong>topometrie.m<br />
| ---designvars_mass_<strong>in</strong>ertia.m<br />
| ---designvars_marker.m<br />
| ---designvars_wobbel_rigid.m<br />
| ---designvars_grafik.m<br />
| ---designvars_forceparams.m<br />
|<br />
---bodys.m<br />
|<br />
---jo<strong>in</strong>ts.m<br />
|<br />
---statevars.m<br />
|<br />
---measures.m<br />
Der eigentliche Generator ist genmod.m, welcher die Modelldatei schreibt. Die Datei<br />
mbsstruct.m ruft nache<strong>in</strong><strong>an</strong><strong>der</strong> e<strong>in</strong>ige Dateien auf, <strong>in</strong> denen nur Datenstrukturen<br />
def<strong>in</strong>iert werden. So ist es möglich, durch zusätzliche E<strong>in</strong>träge Elemente wie Körper,<br />
Gelenke etc. dem Modell h<strong>in</strong>zuzufügen. Die Kraftelemente s<strong>in</strong>d eng mit <strong>der</strong><br />
Erzeugung von Gelenken verb<strong>und</strong>en. So ist es sehr e<strong>in</strong>fach, im Gelenk Aktuatoren<br />
zu plazieren.
Anthropomorphe Starrkörpermodelle 37<br />
Abb. 13: Das Menschmodell ADAMS/Figure<br />
Wenn modellspezifische Aktuatoren benötigt werden, k<strong>an</strong>n <strong>der</strong> Generator entsprechend<br />
erweitert werden. Im Kapitel zur <strong>Simulation</strong> des H<strong>an</strong>d-Arm-Systems 4.2 wird<br />
auf e<strong>in</strong>ige implementierte Aktuatoren e<strong>in</strong>geg<strong>an</strong>gen.<br />
2.5 Kommerzielle Menschmodelle<br />
Es soll <strong>an</strong> dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben, dass mittlerweile zwei komplexe<br />
Menschmodelle auf dem Markt erhältlich s<strong>in</strong>d. Dies s<strong>in</strong>d ADAMS/Figure <strong>und</strong> SIMM.<br />
ADAMS/Figure:Das Programm [43] ist e<strong>in</strong> Add-On zu ADAMS. Primär generiert<br />
es automatisch e<strong>in</strong> <strong>an</strong>thropomorphes Starrkörpermodell des Menschen. Es können<br />
Körperhaltungen aus e<strong>in</strong>er Datenb<strong>an</strong>k e<strong>in</strong>gelesen werden. Ferner verfügt es über<br />
Muskel <strong>und</strong> B<strong>an</strong>d-Modelle. ADAMS/Figure k<strong>an</strong>n <strong>an</strong>sprechende Visualisierungen<br />
(Abbildung13) liefern. Das Menschmodell ist h<strong>in</strong>gegen ohne Schwabbelmassen ausgelegt.<br />
ADAMS/Figure ist deshalb für <strong>Simulation</strong>en, bei denen die Weichteilmech<strong>an</strong>ik<br />
e<strong>in</strong>e Rolle spielt nur bed<strong>in</strong>gt geeignet.<br />
SIMM: SIMM [57] ist aus e<strong>in</strong>em Visualisierungstool zur Muskelmech<strong>an</strong>ik heraus<br />
entst<strong>an</strong>den. Erst im Zusammenspiel mit SD-FAST [79] k<strong>an</strong>n SIMM auch für dynamische<br />
Analysen e<strong>in</strong>gesetzt werden. SIMM verfügt über e<strong>in</strong> komplexes Modell des Muskelapparates<br />
des Menschen (Abbildung 14). Auch hier s<strong>in</strong>d, wie <strong>in</strong> ADAMS/Figure,<br />
ke<strong>in</strong>e Schwabbelmassen implementiert. Inwieweit SIMM erweiterbar wäre ist dem
38 Anthropomorphe Starrkörpermodelle<br />
Abb. 14: Das Menschmodell SIMM<br />
Autor nicht bek<strong>an</strong>nt. Die vorwärtsdynamische <strong>Simulation</strong> muskulär erzeugter Bewegungsformen<br />
unterliegt natürlich den allgeme<strong>in</strong>en Problemen, m<strong>an</strong> denke hier nur<br />
<strong>an</strong> das loadshar<strong>in</strong>g, also die Verteilung <strong>der</strong> Kräfte auf den (red<strong>und</strong><strong>an</strong>t ausgelegten)<br />
Muskelapparat.
Der virtuelle Unfall 39<br />
3 Der virtuelle Unfall<br />
Das im vorigen beschriebene Menschmodell soll nun <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er konkreten Anwendung<br />
e<strong>in</strong>gesetzt werden. Es wurde <strong>der</strong> Unfall zwischen PKW <strong>und</strong> Fußgänger gewählt, da<br />
hier auf Erfahrungen aus Vorarbeiten zurückgegriffen werden konnte. Schüszler [71]<br />
erstellte unter SIMPACK e<strong>in</strong> entsprechendes <strong>Simulation</strong>smodell <strong>und</strong> verglich die<br />
Ergebnisse mit <strong>an</strong>alysierten Unfällen [6]. Auch die Arbeit von [75] beschäftigt sich<br />
mit <strong>der</strong> <strong>Simulation</strong> von PKW-Fußgängerunfällen unter SIMPACK.<br />
Die Zielsetzung dieses Modells sollte primär weniger <strong>in</strong> <strong>der</strong> exakten Reproduktion<br />
von Messergebnissen liegen, son<strong>der</strong>n es sollten Aussagen über relative Än<strong>der</strong>ungen<br />
des Modellverhaltens bezüglich <strong>der</strong> Variation biomech<strong>an</strong>ischer Parameter ermöglicht<br />
werden. In [88] wird e<strong>in</strong> <strong>Simulation</strong>smodell unter MADYMO (TNO) beschrieben,<br />
wobei die Kopfbelastung beim Stoß als Validierungskriterium her<strong>an</strong>gezogen, <strong>und</strong><br />
d<strong>an</strong>n Variationen <strong>an</strong> <strong>der</strong> PKW-Geometrie gerechnet wurden. Die biomech<strong>an</strong>ischen<br />
Parameter wurden hierbei aus <strong>der</strong> Literatur entnommen.<br />
In dieser Arbeit soll h<strong>in</strong>gegen untersucht werden, mit welcher Genauigkeit biomech<strong>an</strong>ische<br />
Parameter festgelegt werden müssen bzw. können. Als Ausg<strong>an</strong>gsbasis für<br />
diese Überlegungen können die <strong>in</strong> [88] zusammengestellten Literaturwerte dienen.<br />
Ferner soll untersucht werden, welche Daten zur Validierung e<strong>in</strong>er vollständig <strong>in</strong>dividuellen<br />
Unfallsimulation vorh<strong>an</strong>den se<strong>in</strong> sollten. Dies ist von Interesse, wenn reale<br />
Unfälle als Fallbeispiel gerechnet werden sollen. In Kooperation mit verschiedensten<br />
Instituten <strong>und</strong> Forschungse<strong>in</strong>richtungen <strong>der</strong> Universität Tüb<strong>in</strong>gen soll im Rahmen<br />
e<strong>in</strong>es Forschungsschwerpunkts (BW) e<strong>in</strong> Modell zur Rekonstruktion <strong>und</strong> Prediktion<br />
von Verletzungsbil<strong>der</strong>n bei Stoßtraumen erstellt werden. Ausg<strong>an</strong>gsbasis soll hier e<strong>in</strong>e<br />
Reihe von realen Unfällen se<strong>in</strong>, mit denen das Modell validiert <strong>und</strong> konzipiert werden<br />
k<strong>an</strong>n. Aus Sicht <strong>der</strong> biomech<strong>an</strong>ischen MKS-Modellierung s<strong>in</strong>d hierbei folgende<br />
Aufgabenstellungen zu bewältigen:<br />
⋄ E<strong>in</strong> <strong>der</strong> Opfer<strong>an</strong>thropometrie <strong>an</strong>gepasstes, <strong>in</strong>dividuelles, Modell muss generiert<br />
werden.<br />
⋄ Die passiven Eigenschaften des Opfers, wie resultierende Gelenksteifigkeit- <strong>und</strong><br />
Dämpfung o<strong>der</strong> W<strong>in</strong>kelbegrenzungen (Gelenk<strong>an</strong>schläge) s<strong>in</strong>d zu berücksichtigen.<br />
⋄ Die Kontakte zwischen Opfer <strong>und</strong> Stoßpartner s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> geeigneter Weise zu berücksichtigen.<br />
Hierzu müssen <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die geometrischen Ausmaße auch<br />
des Stoßpartners (z.B. PKW), dessen K<strong>in</strong>ematik sowie die Materialeigenschaften<br />
berücksichtigt werden.<br />
Begonnen werden soll mit <strong>der</strong> Beschreibung des Kollisionsmodells, welches für diese<br />
Anwendung entwickelt wurde.
40 Der virtuelle Unfall<br />
Abb. 15: SIMPACK Dokumentation: Anwendung Flächenkontakt<br />
3.1 Ansätze zur Kollisionsbeh<strong>an</strong>dlung <strong>in</strong> SIMPACK<br />
In <strong>der</strong> Arbeit von Schüszler [71] wurde bereits <strong>der</strong> <strong>in</strong>terne Mech<strong>an</strong>ismus von SIM-<br />
PACK zur Kontaktbeh<strong>an</strong>dlung beschrieben <strong>und</strong> e<strong>in</strong>gesetzt (Abbildung 16). In dieser<br />
Arbeit g<strong>in</strong>g es um die Analyse von gut dokumentierten PKW-Fußgängerunfällen [6].<br />
Die Modellierung des Opfers wurde ebenfalls <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d <strong>der</strong> Näherungsgleichungen mit<br />
CALCMAN bewerkstelligt. Die Arbeit zeigte zum e<strong>in</strong>en die Machbarkeit <strong>der</strong> <strong>Simulation</strong><br />
von PKW-Fußgängerunfällen. Sie zeigte aber auch E<strong>in</strong>schränkungen des<br />
Kontaktalgorithmus auf. Auch die Arbeit von Sporrer[75] beschäftigte sich mit dieser<br />
Thematik. Hier wurde versucht e<strong>in</strong>e eigene Flächenapproximation <strong>in</strong> SIMPACK<br />
zu implementieren. Es zeigte sich jedoch, dass e<strong>in</strong>e alle<strong>in</strong>ige Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Approximation<br />
über Spl<strong>in</strong>es das Gr<strong>und</strong>problem nicht behob. Um e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> <strong>Biomech<strong>an</strong>ik</strong><br />
<strong>an</strong>gepasste Kontaktbeh<strong>an</strong>dlung <strong>in</strong> SIMPACK zu realisieren, müsste <strong>an</strong> e<strong>in</strong>er tieferen<br />
Stelle e<strong>in</strong>gegriffen werden. Im folgenden soll die pr<strong>in</strong>zipielle Funktionalität <strong>der</strong><br />
Kontaktbeh<strong>an</strong>dlung <strong>in</strong> SIMPACK beschrieben werden, <strong>und</strong> e<strong>in</strong> alternativer Ansatz<br />
zur Lösung <strong>der</strong> bestehenden Probleme dokumentiert werden.<br />
3.1.1 St<strong>an</strong>dard<strong>an</strong>satz <strong>in</strong> SIMPACK<br />
Um e<strong>in</strong>en Stoß zwischen zwei Körpern <strong>in</strong> SIMPACK zu realisieren muss e<strong>in</strong> Kraftelement<br />
zwischen den Stoßpartnern def<strong>in</strong>iert werden. Die konkrete Realisierung des<br />
Kraft-Deformations-Verhaltens ist wie gewohnt über e<strong>in</strong> benutzerdef<strong>in</strong>iertes Kraftelement<br />
o<strong>der</strong> e<strong>in</strong> St<strong>an</strong>dardelement (fel18: Halbseitenkontakt) möglich. Spezifisch für<br />
die Stoßproblematik ist h<strong>in</strong>gegen, dass die Lage des Kraft<strong>an</strong>griffspunkts auf den<br />
Stoßpartnern nicht räumlich fixiert ist. Diesem Umst<strong>an</strong>d muss Rechnung getragen<br />
werden, <strong>in</strong>dem m<strong>an</strong> bewegliche Angriffspunkte, sogen<strong>an</strong>nte Mov<strong>in</strong>g Marker auf den<br />
Körpern def<strong>in</strong>iert (Abbildung 15). SIMPACK bietet auch hier, neben den St<strong>an</strong>dardelementen,<br />
die Möglichkeit benutzerdef<strong>in</strong>ierte Elemente zu verwenden. Allgeme<strong>in</strong><br />
wird zur Beh<strong>an</strong>dlung <strong>der</strong> Kontaktproblematik <strong>der</strong> auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Arbeiten von [71, 75]
Der virtuelle Unfall 41<br />
verwendete Mov<strong>in</strong>g Marker 87: Marker for General 3D Surface Contact e<strong>in</strong>gesetzt.<br />
Auf den beiden Stoßpartnern wird jeweils e<strong>in</strong> Marker auf e<strong>in</strong>er 3-d Oberfläche def<strong>in</strong>iert.<br />
Auf diesen Oberflächen k<strong>an</strong>n <strong>der</strong> Marker sich tr<strong>an</strong>slatorisch bewegen. Se<strong>in</strong>e<br />
Ausrichtung ist ebenfalls zeitlich variabel. Nach <strong>der</strong> Def<strong>in</strong>ition des Markerpaares<br />
muss über e<strong>in</strong> sogen<strong>an</strong>ntes Assembl<strong>in</strong>g e<strong>in</strong> geeigneter Startwert für beide Marker<br />
gef<strong>und</strong>en werden. Dies entspricht e<strong>in</strong>er Optimierung, bei <strong>der</strong> die Zielfunktion, <strong>der</strong><br />
Abst<strong>an</strong>d zwischen beiden Markern, m<strong>in</strong>imiert wird. Während <strong>der</strong> Integration werden<br />
die Koord<strong>in</strong>aten <strong>der</strong> Marker, unter Berücksichtigung <strong>der</strong> durch die Flächendef<strong>in</strong>itionen<br />
implizierten Zw<strong>an</strong>gsbed<strong>in</strong>gungen, kont<strong>in</strong>uierlich nachgeführt, so dass immer <strong>der</strong><br />
kürzeste Abst<strong>an</strong>d e<strong>in</strong>gehalten wird. Dieser Ansatz ist auf e<strong>in</strong>er tieferen Ebene <strong>in</strong><br />
SIMPACK <strong>in</strong>tegriert, <strong>und</strong> k<strong>an</strong>n vom Anwen<strong>der</strong> nicht bee<strong>in</strong>flusst werden. Probleme<br />
treten auf, wenn die Nachführung <strong>der</strong> Marker nicht mehr möglich ist. Dieses ist <strong>der</strong><br />
Fall, wenn e<strong>in</strong> Marker auf <strong>der</strong> Oberfläche, die im Raum ja begrenzt ist, über die<br />
Flächenbegrenzung laufen müsste. Nachdem die M<strong>in</strong>imierung des Abst<strong>an</strong>ds nicht<br />
mehr möglich ist, bricht <strong>der</strong> Integrator mit e<strong>in</strong>er Fehlermeldung ab. Konkret bedeutet<br />
dies, dass von Schüszler [71] e<strong>in</strong> Überwurf über den PKW nicht simuliert<br />
werden konnte. Damit wurde e<strong>in</strong> wichtiges Primärziel dieser Untersuchung, nämlich<br />
die Validierung des Modells über die, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Rekonstruktion ermittelte, Wurfweite<br />
unerreichbar.<br />
E<strong>in</strong> weiteres Problem wurde <strong>in</strong> <strong>der</strong> gleichen Arbeit sichtbar: Die Flächen dürfen ke<strong>in</strong>e<br />
Übergänge von konvex zu konkav aufzeigen (Abbildung 17). Es darf <strong>an</strong> ke<strong>in</strong>er Stelle<br />
e<strong>in</strong>e Une<strong>in</strong>deutigkeit bezüglich des m<strong>in</strong>imalen Abst<strong>an</strong>ds auftreten. Das Problem wird<br />
durch die Abbildung 17 im Fall b) <strong>an</strong>schaulicher: Ab e<strong>in</strong>em gewissen Zeitpunkt<br />
s<strong>in</strong>d die Abstände zwischen Haube <strong>und</strong> W<strong>in</strong>dschutzscheibe gleich, weshalb ke<strong>in</strong>e<br />
Konvergenz mehr erzielt werden k<strong>an</strong>n. Das bedeutet, es ist <strong>in</strong> SIMPACK bisl<strong>an</strong>g<br />
nicht möglich, realistische Autogeometrien auf dem St<strong>an</strong>dardweg zur <strong>Simulation</strong> des<br />
Aufpralls zu verwenden.<br />
3.1.2 Eigene Implementation: Gr<strong>und</strong>lagen<br />
Das gr<strong>und</strong>sätzliche Konzept <strong>der</strong> bewegten Anlenkpunkte ist durchaus e<strong>in</strong> praktikabler<br />
Ansatz zur Beh<strong>an</strong>dlung <strong>der</strong> Kontaktproblematik. Die auftretenden Probleme<br />
werden h<strong>in</strong>gegen durch die algorithmische Umsetzung <strong>der</strong> Markerbewegung auf den<br />
Flächen verursacht. E<strong>in</strong> Austausch auf Ebene <strong>der</strong> Spl<strong>in</strong>e<strong>in</strong>terpolation h<strong>in</strong>gegen k<strong>an</strong>n<br />
nicht erfolgreich se<strong>in</strong>, da <strong>der</strong> <strong>in</strong>terne Algorithmus zur Markerbewegung gr<strong>und</strong>sätzlich<br />
nicht für die <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Biomech<strong>an</strong>ik</strong> oft auftretenden Probleme mit Übergängen<br />
zwischen konvex <strong>und</strong> konkav geeignet ist. E<strong>in</strong>e Anpassung des Ansatzes muss also<br />
direkt auf <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> Markernachführung gesucht werden. Die Aufgabe des zu erstellenden<br />
Algorithmus wäre es demnach, auf frei vorgegebenen Flächen (z.B. CAD)<br />
von zwei potentiellen Stoßpartnern Markerpositionen zu bestimmen, welche den kürzesten<br />
Abst<strong>an</strong>d <strong>der</strong> beiden Körper beschreiben. Aus <strong>der</strong> Lage dieser Marker auf den
42 Der virtuelle Unfall<br />
Abb. 16: <strong>Simulation</strong> von Schüszler [71]: Fall 8 aus [6]
Der virtuelle Unfall 43<br />
Abb. 17: Problem beim Überg<strong>an</strong>g zwischen konvexen <strong>und</strong> konkaven Flächenabschnitten:<br />
im Fall b) existieren zwei gleichwertige Lösungen für die kürzeste Verb<strong>in</strong>dung<br />
Stoßpartnern muss d<strong>an</strong>n noch die Orientierung <strong>der</strong> Marker entsprechend gewählt<br />
werden, so dass die beiden Marker e<strong>in</strong>e def<strong>in</strong>ierte Lage zue<strong>in</strong><strong>an</strong><strong>der</strong> aufweisen. Diese<br />
ausgezeichnete Richtung k<strong>an</strong>n als die z-Achse des Markers def<strong>in</strong>iert werden.<br />
Die so def<strong>in</strong>ierte Aufgabe ist e<strong>in</strong>e allgeme<strong>in</strong> bek<strong>an</strong>nte Fragestellung aus dem Gebiet<br />
<strong>der</strong> Computergrafik <strong>und</strong> Virtual Reality. Es liegt nahe, hier e<strong>in</strong>en geeigneten Ansatz<br />
zu suchen, <strong>der</strong> die gefor<strong>der</strong>ten Fähigkeiten abdeckt.<br />
3.1.3 Kollisionserkennung mit PQP<br />
Auf dem Gebiet <strong>der</strong> Computergrafik bzw. <strong>der</strong> Virtual Reality wurden bereits gr<strong>und</strong>legende<br />
Arbeiten zur Kollisionsbeh<strong>an</strong>dlung erstellt. Unter den, zum<strong>in</strong>dest auf Anfrage<br />
zu nichtkommerzieller Nutzung, verfügbaren Lösungen wurde e<strong>in</strong>e Implementation<br />
gewählt, die hier stellvertretend für diese Klasse von Hilfsmitteln stehen soll.<br />
Die Library PQP [52] akzeptiert als E<strong>in</strong>gabedaten sogen<strong>an</strong>nte polygon soups, ist<br />
also nicht auf re<strong>in</strong>e konvexe Strukturen begrenzt. Dies ist für die Anwendung im<br />
Bereich PKW-Fußgänger-Unfall, bei dem es durchaus zu Übergängen von konvex zu<br />
konkav kommt, von Wichtigkeit. E<strong>in</strong>e, sich aus <strong>der</strong> Erweiterung auf verallgeme<strong>in</strong>erte<br />
Polygon-Suppen ergebende, Schwierigkeit soll hier nicht unerwähnt bleiben: Die<br />
Durchdr<strong>in</strong>gungstiefe im Falle e<strong>in</strong>er Kollision lässt sich nur bei geschlossenen Konvexen<br />
Körpern e<strong>in</strong>fach ableiten. PQP <strong>und</strong> vergleichbare Hilfsmittel h<strong>in</strong>gegen liefern die<br />
Kollision selbst nur als ” wahr“ o<strong>der</strong> ” falsch“ zurück. Ferner k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> meist als Rück-<br />
=<br />
>
44 Der virtuelle Unfall<br />
Abb. 18: Berechnung <strong>der</strong> kürzesten Verb<strong>in</strong>dung mit PQP<br />
Abb. 19: Gr<strong>und</strong>pr<strong>in</strong>zip <strong>der</strong> schnellen Kollisionserkennung (aus [29])<br />
gabewert e<strong>in</strong>e Liste <strong>der</strong> kollidierenden Dreiecke erhalten. Im besten Fall k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong><br />
die jeweils kürzeste Verb<strong>in</strong>dung zwischen zwei polygon soups abfragen (Abbildung<br />
18). Dies ist zum<strong>in</strong>dest bei PQP möglich. Die Weiterverarbeitung dieser Rohdaten<br />
zu e<strong>in</strong>er repulsiven Kraft bleibt dem Anwen<strong>der</strong> überlassen.<br />
Die Beschreibung <strong>der</strong> Interna von PQP soll hier nur <strong>in</strong> Ansätzen Erfolgen. Unter<br />
<strong>der</strong> Annahme, dass die beiden Flächenbeschreibungen durch die Angabe von m <strong>und</strong><br />
n Dreiecksflächen erfolgt müssten pro Integrationsschritt e<strong>in</strong>zelnen Abstände aller<br />
möglichen Paarungen berechnet werden, <strong>und</strong> das Ergebnis d<strong>an</strong>ach geeignet sortiert<br />
werden. Dies entspräche m*n Auswertungen. Bei komplexen Flächen ist dieses Vorgehen<br />
zu zeit<strong>in</strong>tensiv. Deshalb werden die beiden Kontaktflächen bei <strong>der</strong> Initialisierung<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Baumstruktur aus immer fe<strong>in</strong>er aufgelösten Hüllgeometrien zerlegt (Abbildung<br />
19). Die Hüllgeometrie k<strong>an</strong>n im E<strong>in</strong>fachsten Fall e<strong>in</strong> Kuboid (Bo<strong>und</strong><strong>in</strong>g Box)<br />
se<strong>in</strong>. Dies räumliche Orientierung k<strong>an</strong>n optimal gewählt se<strong>in</strong>, wobei m<strong>an</strong> von OBB<br />
(Oriented Bo<strong>und</strong><strong>in</strong>g Box) spricht. Natürlich kommen auch Hüllkugeln <strong>in</strong> Frage. Die<br />
Unterschiede <strong>der</strong> verschiedenen Verfahren werden <strong>in</strong> <strong>der</strong> entsprechenden Literatur<br />
beschrieben <strong>und</strong> s<strong>in</strong>d für die Anwendung von untergeordnetem Interesse.
Der virtuelle Unfall 45<br />
3.1.4 Die Anwendung von PQP<br />
Die Anwen<strong>der</strong>schnittstelle von PQP soll hier nur oberflächlich beschrieben werden.<br />
Für weitergehende Informationen sei hier auf die Dokumentation von PQP [52] verwiesen.<br />
Um die gewünschten Informationen zu berechnen muss wie folgt vorgeg<strong>an</strong>gen<br />
werden:<br />
⋄ Initialisierung: Die Koord<strong>in</strong>aten <strong>der</strong> Polygone <strong>der</strong> Flächen im Bezugssystem<br />
des Flächenmodells müssen e<strong>in</strong>gelesen werden.<br />
⋄ Um die gewünschten Resultate von PQP errechnen zu lassen, müssen bei jedem<br />
Integrationsschritt die Lagekoord<strong>in</strong>aten <strong>der</strong> beiden Flächen zusammen mit <strong>der</strong><br />
Orientierung im Raum <strong>an</strong>gegeben werden.<br />
⋄ Das zurückgegebene Resultat enthält unter <strong>an</strong><strong>der</strong>em die Koord<strong>in</strong>aten <strong>der</strong> Punkte<br />
auf den beiden Flächen, <strong>der</strong>en Verb<strong>in</strong>dung den kürzesten Abst<strong>an</strong>d <strong>der</strong> beiden<br />
Stoßpartner ergibt. Die Koord<strong>in</strong>aten s<strong>in</strong>d jedoch im jeweiligen körpereigenen<br />
System dargestellt.<br />
⋄ Die Koord<strong>in</strong>aten müssen nun <strong>in</strong> e<strong>in</strong> geeignetes System tr<strong>an</strong>sformiert werden.<br />
Schließlich muss, um den bewegten Marker vollständig zu beschreiben, noch<br />
die Orientierung <strong>der</strong> Marker berechnet werden.<br />
Die Entwicklung e<strong>in</strong>er Schnittstelle zwischen PQP <strong>und</strong> SIMPACK wurde aus Gründen<br />
<strong>der</strong> Tr<strong>an</strong>sparenz <strong>in</strong> vier Funktionen geglie<strong>der</strong>t:<br />
⋄ Gr<strong>und</strong>legende Anb<strong>in</strong>dung des C++ Codes <strong>an</strong> SIMPACK<br />
⋄ Entwicklung e<strong>in</strong>es Controllers (als benutzerdef<strong>in</strong>iertes Kraftelement) welcher<br />
die vom eigentlichen Moved Marker benötigten Größen (Position <strong>und</strong> Orientierung<br />
des bewegten Markers relativ zum Bezugskörper) berechnet<br />
⋄ Entwicklung e<strong>in</strong>es Moved Marker, welcher die Kraft<strong>an</strong>griffspunkte auf den Körpern<br />
beschreibt<br />
⋄ Entwicklung e<strong>in</strong>es geeigneten Kraftelementes, welches Kontaktkugeln <strong>an</strong> den<br />
berechneten Markerpunkten <strong>an</strong>nimmt, <strong>und</strong> gegebenenfalls e<strong>in</strong>e repulsive Kraft<br />
e<strong>in</strong>leitet<br />
Die Funktionsweise des Controllers lässt sich so zusammenfassen:<br />
Benötigt wird für e<strong>in</strong> Kontaktpaar aus Fläche a <strong>und</strong> Fläche b:<br />
⋄ Fläche a: Ort −→ R 1 <strong>und</strong> Orientierung A1:1<br />
⋄ Fläche b: Ort −→ R 2 <strong>und</strong> Orientierung A1:2
46 Der virtuelle Unfall<br />
Im Controller unter SIMPACK wird im System von Körper 1 ( ” from-body“) gerechnet,<br />
deshalb werden von SIMPACK die Lage <strong>und</strong> die Orientierung des zweiten<br />
Bezugskörpers im System des ersten <strong>an</strong>gefor<strong>der</strong>t. Somit stehen also alle Angaben,<br />
die PQP benötigt zur Verfügung, nämlich die Lokalisierungen −→ R 1 <strong>und</strong> −→ R 2 sowie die<br />
Orientierungen A1:1 <strong>und</strong> A1:2.<br />
Die Fläche a soll sich im Ursprung des Bezugssystems des ersten Körpers (unrotiert)<br />
bef<strong>in</strong>den. Damit folgt für die Ortsvektoren:<br />
⎛ ⎞<br />
0<br />
−→<br />
R1 = ⎝ 0 ⎠<br />
0<br />
⎛<br />
−→<br />
R2 = ⎝<br />
Die Orientierung des ersten Körpers ist die Identität:<br />
⎛<br />
1 0<br />
⎞<br />
0<br />
⎛<br />
A1:1 = ⎝ 0 1 0 ⎠ A1:2 = ⎝<br />
0 0 1<br />
Rx<br />
Ry<br />
Rz<br />
⎞<br />
⎠<br />
Axx Axy Axz<br />
Ayx Ayy Ayz<br />
Azx Azy Azz<br />
Das Resultat des PQP-Aufrufs s<strong>in</strong>d die Punkte −→ P 1 <strong>und</strong> −→ P 2 auf den Oberflächen<br />
im jeweiligen körpereigenen System. Diese Information ist bereits ausreichend, um<br />
die Marker auf den Körpern zu positionieren. Um jedoch auch noch die Markerorientierung<br />
bestimmen zu können, müssen auch die Positionen <strong>der</strong> Marker <strong>in</strong>s jeweils<br />
<strong>an</strong><strong>der</strong>e körpereigene System tr<strong>an</strong>sformiert werden. Diese legen ja die Z-Achse des<br />
jeweiligen Markers fest. Der Marker auf dem zweiten Körper ( ” to-body“) liegt vom<br />
ersten Körper aus gesehen bei:<br />
−→ P 2(K1) = −→ R 2(K1) + A2:1<br />
−→ P 2(K2)<br />
Der Marker auf dem ersten Körper ( ” from-body“) liegt vom zweiten Körper aus gesehen<br />
bei:<br />
−→ −→ −→<br />
P 1(K2) = −(A1:2 R 2(K1) + A1:2 P 1(K1))<br />
Hierbei gilt:A2:1 = A −1<br />
1:2 = A T 1:2 Aus diesen Informationen k<strong>an</strong>n nun die Richtung<br />
<strong>der</strong> Z-Achse <strong>und</strong> damit e<strong>in</strong> geeignetes Orthonormalsystem für die Marker gewonnen<br />
werden. Diese Angaben s<strong>in</strong>d ausreichend, um die Nachführung <strong>der</strong> Marker zu<br />
realisieren. E<strong>in</strong> geeignetes Kraftelement k<strong>an</strong>n nun erstellt werden. Da es bei unstrukturierten<br />
<strong>und</strong> nicht geschlossenen Flächen ke<strong>in</strong> allgeme<strong>in</strong>gültiger Algorithmus<br />
<strong>an</strong>gegeben werden k<strong>an</strong>n, <strong>der</strong> die Penetrationstiefe berechnet, wurde e<strong>in</strong> Hilfsmodell<br />
gewählt. Es werden <strong>an</strong> den Markern Kontaktkugeln def<strong>in</strong>iert, womit sich die Durchdr<strong>in</strong>gung<br />
berechnen lässt. Dies stellt e<strong>in</strong>e akzeptable Näherung des Sachverhaltes<br />
dar. Kompliziertere Berechnungsverfahren s<strong>in</strong>d jedoch denkbar, <strong>und</strong> könnten realisiert<br />
werden, <strong>in</strong> dem m<strong>an</strong> das durchdrungene Volumen berechnet, o<strong>der</strong> die Flächen<br />
als deformierbar betrachte.<br />
⎞<br />
⎠
Der virtuelle Unfall 47<br />
3.1.5 Unterschiede zu <strong>der</strong> St<strong>an</strong>dardumgebung von SIMPACK<br />
Um die PQP-Library unter SIMPACK verwenden zu können, müssen e<strong>in</strong>ige Än<strong>der</strong>ungen<br />
außerhalb <strong>der</strong> vorgesehenen Erweiterbarkeit von SIMPACK vorgenommen<br />
werden. Nach dem Build von PQP liegt die Library vor. Mit dieser müssen die Solverexecutables<br />
gel<strong>in</strong>kt werden. Diese Tatsache muss <strong>in</strong> den Dateien b s <strong>und</strong> b sui im<br />
Verzeichnis C:/SIMPACKvX.X/s 8000/simpack/uti berücksichtigt werden. Ferner<br />
muss e<strong>in</strong> C++ Programm e<strong>in</strong>gefügt werden können, was so nicht vorgesehen ist. Dieses<br />
k<strong>an</strong>n mit e<strong>in</strong>em adaptierten Skript namens cpp s vollzogen werden, welches von<br />
dem Orig<strong>in</strong>al-Skript c s abgeleitet wurde. Nach diesen Än<strong>der</strong>ungen ist SIMPACK<br />
so modifiziert, dass <strong>der</strong> Rest <strong>der</strong> Implementierung direkt mit St<strong>an</strong>dar<strong>der</strong>weiterungen<br />
realisierbar ist. M<strong>an</strong> erkennt, dass die nötigen Verän<strong>der</strong>ungen tiefgreifen<strong>der</strong> Natur<br />
s<strong>in</strong>d, <strong>und</strong> somit primär von Seiten des Programmentwicklers implementiert werden<br />
sollten. Entsprechende Ansätze s<strong>in</strong>d mittlerweile <strong>in</strong> Arbeit. SIMPACK dürfte nach<br />
dieser Erweiterung sicherlich gute Möglichkeiten zur biomech<strong>an</strong>ischen <strong>Simulation</strong><br />
bieten.<br />
3.1.6 Erweiterung des Flächenkonvertierungstools<br />
Die Kontaktdetektion <strong>und</strong> die Abst<strong>an</strong>dsberechnung mit PQP verl<strong>an</strong>gt nach <strong>der</strong> Angabe<br />
<strong>der</strong> Dreiecke durch e<strong>in</strong> .tris-File. In diesem s<strong>in</strong>d die Koord<strong>in</strong>aten <strong>der</strong> Eckpunkte<br />
<strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Dreiecke abzulegen. Das Programm zur Konvertierung <strong>der</strong> Flächen aus<br />
dem .obj -Format <strong>in</strong> das .slp-Format, das ja letztlich die zur Visualisierung verwendeten<br />
Oberflächen generiert, musste so erweitert werden, dass mit <strong>der</strong> erstellten<br />
Visualisierungsgeometrie gleichzeitig die Kontaktgeometrie erzeugt wird. Dies stellt<br />
sicher, dass die visualisierte Fläche mit <strong>der</strong> zur Kontaktdetektion verwendeten Fläche<br />
identisch ist! Da das Konzept <strong>der</strong> Mov<strong>in</strong>g Marker for<strong>der</strong>t, dass das Bezugskoord<strong>in</strong>atensystem<br />
im Anlenkpunkt des zum Körper führenden Gelenk liegen muss, war es<br />
erfor<strong>der</strong>lich die Tr<strong>an</strong>sformationsmöglichkeiten zu erweitern. Nun ist es auch möglich,<br />
die Fläche über o<strong>der</strong> unter den Koord<strong>in</strong>atenursprung zu legen.<br />
3.2 Das Modell<br />
Im wesentlichen entspricht das Modell (Abbildung 20) dem im vorhergehenden beschriebenen<br />
G<strong>an</strong>zkörpermodell. Die Modellierung des Halses wurde jedoch verfe<strong>in</strong>ert,<br />
um die Abschätzung <strong>der</strong> Unfallfolgen auf die Halswirbelsäule besser abschätzen<br />
zu können. Die gelenkige Kopplung wurde aufgehoben <strong>und</strong> durch Elemente des Typs<br />
” ufel43 (non/l<strong>in</strong>ear Bush<strong>in</strong>g)“ ersetzt. Die Gelenke <strong>der</strong> Füße <strong>und</strong> Hände wurden gesperrt,<br />
um die Freiheitsgrade e<strong>in</strong>zuschränken. Ferner wurden die Schwabbelmassen<br />
gesperrt. Sie s<strong>in</strong>d aber implementiert, <strong>und</strong> können leicht zu Zwecken <strong>der</strong> Parameterstudie<br />
freigegeben werden.
48 Der virtuelle Unfall<br />
Abb. 20: Erstelltes Menschmodell zur <strong>Simulation</strong> e<strong>in</strong>es PKW- Fußgängerunfalls<br />
Die wesentliche Erweiterung dieses Modells stellt die Kontaktmodellierung dar. Die<br />
<strong>in</strong> dem Modell implementierten Kontakte s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Tabelle 2 aufgelistet.<br />
Es s<strong>in</strong>d also moment<strong>an</strong> 17 Kontaktelemente <strong>in</strong> das Modell implementiert. Die nötigen<br />
Flächendef<strong>in</strong>itionsdateien stehen jedoch für alle Körpersegmente zur Verfügung, so<br />
dass das Modell leicht um weitere Kontakte erweitert werden k<strong>an</strong>n.<br />
3.2.1 Kraftgesetze bei <strong>der</strong> Unfallsimulation<br />
Das Modell sollte m<strong>in</strong>destens folgende Kraftelemente aufweisen können:<br />
⋄ Gelenke als Drehfe<strong>der</strong>n mit Dämpfung<br />
⋄ Kontaktkraft zu Pkw<br />
⋄ Bodenreaktionskraft um Modell stehend <strong>an</strong>fahren zu können<br />
⋄ Wo benötigt, Kraftelemente, die die Selbstdurchdr<strong>in</strong>gung des Körpers verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />
(z.B. Unterarm zu Bauch)<br />
Um das Modell realistischer zu machen wären Gelenk<strong>an</strong>schläge wünschenswert. Aus<br />
den im vor<strong>an</strong>gehenden beschriebenen Gründen ist es s<strong>in</strong>nvoll diese Anschläge auf<br />
Basis von Bän<strong>der</strong>n zu realisieren. Die von Schüszler [71] beschriebenen Anschläge
Der virtuelle Unfall 49<br />
Kontakt Parent Child<br />
1 PKW Kopf<br />
2 PKW Brust<br />
3 PKW Bauch<br />
4 PKW Oberschenkel li<br />
5 PKW Oberschenkel re<br />
6 PKW Unterschenkel li<br />
7 PKW Unterschenkel re<br />
8 PKW Oberarm li<br />
9 PKW Oberarm re<br />
10 PKW Unterarm li<br />
11 PKW Unterarm re<br />
12 Unterschenkel li Unterschenkel re<br />
13 Oberschenkel li Oberschenkel re<br />
14 Bauch Unterarm li<br />
15 Bauch Unterarm re<br />
16 Thorax Oberarm li<br />
17 Thorax Oberarm re<br />
Tabelle 2: Def<strong>in</strong>ierte Kontakte bei <strong>der</strong> Unfallsimulation<br />
s<strong>in</strong>d verfügbar, aber im aktuellen St<strong>an</strong>d des Modells nicht aktiv. In laufenden Studien<br />
wird <strong>an</strong> <strong>der</strong> Realisierung von geeigneten Anschlägen gearbeitet.<br />
Auch die Kopplung <strong>der</strong> Schwabbelmassen ist teilweise implementiert (Pelvis, Lumbus<br />
<strong>und</strong> Thorax), moment<strong>an</strong> aber deaktiviert. Die Gelenke <strong>der</strong> Schwabbelmassen<br />
s<strong>in</strong>d gesperrt.<br />
Im vor<strong>an</strong>gehenden Kapitel wurde die Methodik <strong>der</strong> Kontaktf<strong>in</strong>dung beschrieben. Um<br />
aus <strong>der</strong> ermittelten E<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gung e<strong>in</strong>e Kraft zu berechnen, ist es nötig, e<strong>in</strong> entsprechendes<br />
Modell zu entwickeln. Primär stellt sich die Frage nach <strong>der</strong> Charakteristik<br />
e<strong>in</strong>es solchen Kontaktes. Aus diesem Gr<strong>und</strong> soll nun e<strong>in</strong>e <strong>an</strong>alytische Abschätzung<br />
zu e<strong>in</strong>em Aufprall e<strong>in</strong>er deformierbaren Kugel folgen:<br />
Aufprall e<strong>in</strong>er deformierbaren Halbkugel: Wenn m<strong>an</strong> ohne e<strong>in</strong>e komplexe<br />
Kontaktbeh<strong>an</strong>dlung über Volumendeformation die aus e<strong>in</strong>er Kollision resultierenden<br />
Kräfte modellieren will, ist m<strong>an</strong> auf re<strong>in</strong>e Punkt zu Punkt Kräfte <strong>an</strong>gewiesen.<br />
Diese Kraftelemente berechnen meist e<strong>in</strong>en Kraft-Deformations-Zusammenh<strong>an</strong>g <strong>der</strong><br />
nur von Deformation <strong>und</strong> Deformationsgeschw<strong>in</strong>digkeit abhängt: Fres = f(δr, ˙r).<br />
Hier soll aber nicht unerwähnt bleiben, dass solche Modelle im allgeme<strong>in</strong>en von <strong>der</strong><br />
Geometrie <strong>der</strong> Kontaktpartner abhängen, da sich die Reaktionskraft aus dem Druck<br />
auf die von verdrängten Volumen abhängige Kontaktfläche ergibt. Im Folgenden soll<br />
abgeschätzt werden, wie sich e<strong>in</strong> Kraft-Deformations-Zusammenh<strong>an</strong>g für e<strong>in</strong>e kugel-
50 Der virtuelle Unfall<br />
förmige, deformierbare Masse beim Anprall auf e<strong>in</strong>en nicht deformierbaren Körper<br />
<strong>an</strong>nähern lässt: Die Elastische Sp<strong>an</strong>nung σ sei def<strong>in</strong>iert durch das Verhältnis <strong>der</strong><br />
elastischen Kraft Fel <strong>und</strong> <strong>der</strong> Flächene<strong>in</strong>heit A des Körperquerschnitts:<br />
σ = Fel<br />
A<br />
Mit <strong>der</strong> relativen Deformation, die durch das Verhältnis <strong>der</strong> absoluten Deformation<br />
∆x <strong>und</strong> dem Anf<strong>an</strong>gswert x def<strong>in</strong>iert ist, lautet das Hooksche Gesetz: Die Sp<strong>an</strong>nung<br />
e<strong>in</strong>es elastisch deformierten Körpers ist direkt proportional se<strong>in</strong>er relativen<br />
Deformation.<br />
∆x<br />
σ = Kx<br />
(3)<br />
x<br />
Hierbei ist Kx <strong>der</strong> Elastizitätsmodul, welcher die Sp<strong>an</strong>nung ist, die e<strong>in</strong>e relative<br />
Deformation des Wertes E<strong>in</strong>s verursacht.<br />
Im speziellen soll nun die longitud<strong>in</strong>ale Kompression um die Länge ∆l bei e<strong>in</strong>er<br />
Anf<strong>an</strong>gslänge l0 betrachtet werden. Hier lässt sich das Hooksche Gesetz mit dem<br />
Youngschen Modul E, welcher gleich <strong>der</strong> Normalsp<strong>an</strong>nung ist, die zur Verdopplung<br />
<strong>der</strong> l<strong>in</strong>earen Abmessungen führen würde, wie folgt formulieren:<br />
σ = E ∆l<br />
Mit <strong>der</strong> Def<strong>in</strong>ition des Druckes 2 ergibt sich:<br />
F<br />
A<br />
l0<br />
E<br />
= ∆l<br />
Für den Kraft-Deformations-Zusammenh<strong>an</strong>g k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> nun schreiben:<br />
l0<br />
F (∆l) = A(∆l) E<br />
∆l<br />
Mit dem Radius rG e<strong>in</strong>er Gr<strong>und</strong>fläche e<strong>in</strong>es sich aus <strong>der</strong> Deformation ∆r ergebenden<br />
Kugelabschnitts e<strong>in</strong>er Kugel mit Radius r:<br />
l0<br />
rG = � ∆l(2r − ∆r)<br />
Folgt für die deformationsabhängige Gr<strong>und</strong>fläche dieses Abschnitts:<br />
A(∆r) = πr 2 G = π(∆r(2r − ∆r))<br />
so ergibt sich <strong>der</strong> Kraft-Deformationszusammenh<strong>an</strong>g <strong>der</strong> Halbkugel mit l0 = r0 <strong>und</strong><br />
∆l = ∆r:<br />
F (∆r) = E<br />
π(2r0∆r 2 − ∆r 3 )<br />
r0<br />
(2)<br />
(4)
Der virtuelle Unfall 51<br />
Reaktionskraft [kN]<br />
1.6e+03<br />
1.4e+03<br />
1.2e+03<br />
1e+03<br />
8e+02<br />
6e+02<br />
4e+02<br />
2e+02<br />
<strong>an</strong>alytisch<br />
FEM<br />
0<br />
-2 -1.8 -1.6 -1.4 -1.2 -1 -0.8 -0.6 -0.4 -0.2 0<br />
Auslenkung [mm]<br />
Abb. 21: Vergleich <strong>der</strong> <strong>an</strong>alytischen Näherung mit FEM-Rechnung<br />
Demzufolge lässt sich das elastische Kraftgesetz für die Deformation e<strong>in</strong>er Halbkugel<br />
für kle<strong>in</strong>e Deformationen <strong>an</strong>nähern durch e<strong>in</strong>en Quadratischen Ansatz:<br />
F (∆r) ≈ C ∗ ∆r 2<br />
Unter <strong>der</strong> Annahme das die Dissipation proportional <strong>der</strong> Deformationsgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />
˙r <strong>und</strong> dem deformierten Volumen welches ebenfalls durch V ∼ ∆r 2 − ∆r 3<br />
genähert werden k<strong>an</strong>n lässt sich <strong>der</strong> Kraft-Deformationszusammenh<strong>an</strong>g schreiben<br />
zu:<br />
F (∆r) ≈ C∆r 2 + D ˙r|∆r 2 |<br />
Hierbei ist jedoch nur die Deformation <strong>in</strong> Richtung <strong>der</strong> Kompression berücksichtigt.<br />
Genauer wäre es, noch die Verformung senkrecht zur Kompressionsrichtung zu<br />
berücksichtigen, da das Volumen bei <strong>in</strong>kompressiblen Materialien erhalten bleibt.<br />
Dennoch lässt sich mit dieser Näherung schon recht gut arbeiten, wie <strong>der</strong> Vergleich<br />
<strong>der</strong> <strong>an</strong>alytischen Lösung mit e<strong>in</strong>er FEM-Rechnung zeigt (Abbildung 21). Diese Näherung<br />
k<strong>an</strong>n beispielsweise verwendet werden, um die Deformation von Gewebspolstern<br />
zu modellieren.<br />
Kraftelement Fersenpolster: Eng verw<strong>an</strong>dt mit dem obigen ist die Beschreibung<br />
<strong>der</strong> menschlichen Ferse durch e<strong>in</strong>e deformierbare Halbkugel. Die Kraft-Weg-<br />
Zusammenhänge s<strong>in</strong>d also auch hier nichtl<strong>in</strong>ear <strong>und</strong> <strong>der</strong> Kompressionsweg geht mit
52 Der virtuelle Unfall<br />
Kraft [N]<br />
1000<br />
800<br />
600<br />
400<br />
200<br />
Vergleich <strong>der</strong> Fersenpolstermodelle (1kg mit 1m/s)<br />
0<br />
0 0.002 0.004 0.006 0.008 0.01 0.012<br />
E<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gung [m]<br />
Gruber<br />
Gerritsen<br />
Scott et al.<br />
Abb. 22: Vergleich verschiedener Modelle des Fersenpolsters<br />
e<strong>in</strong>em Exponenten <strong>in</strong> das Kraftgesetz e<strong>in</strong>. Um das Fußgängermodell bei Bedarf auch<br />
vor dem Anprall auf <strong>der</strong> Straße stehen lassen zu können, wurde e<strong>in</strong>, auf dem folgenden<br />
beruhendes, Kraftelement entwickelt <strong>und</strong> <strong>in</strong> das Modell implementiert:<br />
Die Bodenreaktionskraft ist <strong>in</strong> den drei Raumrichtungen als separabel <strong>an</strong>zunehmen.<br />
Der Zusammenh<strong>an</strong>g dieser drei Komponenten mit den relev<strong>an</strong>ten Zust<strong>an</strong>dsgrößen<br />
wie E<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gtiefe, E<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gungsgeschw<strong>in</strong>digkeit o<strong>der</strong> Materialeigenschaften ist <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Realität äußerst komplex. Zum Beispiel hängt bei <strong>der</strong> Ferse, das Deformationsverhalten<br />
von <strong>der</strong> Deformationsgeschw<strong>in</strong>digkeit ab [30]. Bei Computersimulationen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
<strong>Biomech<strong>an</strong>ik</strong> ist m<strong>an</strong> auf e<strong>in</strong> Modell des Bodens <strong>an</strong>gewiesen, welches diesen Zusammenh<strong>an</strong>g<br />
<strong>in</strong> <strong>an</strong>gemessener Weise wie<strong>der</strong>gibt. E<strong>in</strong>e Arbeit, die aus gemessenen Daten<br />
e<strong>in</strong>en solchen Zusammenh<strong>an</strong>g aufzeigt, wurde von Gruber [30] veröffentlicht. An<strong>der</strong>e<br />
Arbeiten stammen von Scott <strong>und</strong> W<strong>in</strong>ter [72] sowie Gerritsen et al. [25]. (Verschiedene<br />
Modelle zur Repräsentation <strong>der</strong> Deformation von Boden sowie Fersenpolster<br />
wurden von Günther [27] <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>heitlichen Form beschrieben.)<br />
In SIMSYS wurde von Günther [27] e<strong>in</strong> Kraftgesetz implementiert, welches es erlaubt,<br />
diese <strong>und</strong> <strong>an</strong><strong>der</strong>e Bodenmodelle <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Simulation</strong> e<strong>in</strong>zusetzen <strong>und</strong> zu vergleichen.<br />
In Anlehnung <strong>an</strong> diese allgeme<strong>in</strong> gehaltene Kraftrout<strong>in</strong>e wurde e<strong>in</strong> SIMPACK<br />
Kraftelement geschrieben, welches dieses Kraftgesetz <strong>in</strong> 3 Dimensionen abbildet. In<br />
Abbildung 22 ist das Resultat e<strong>in</strong>es Aufpralls mit 1m/s e<strong>in</strong>er Masse von 1kg <strong>in</strong> den<br />
verschiedenen Parametrisierungen abgebildet. Das Resultat steht <strong>in</strong> guter Übere<strong>in</strong>stimmung<br />
mit den Ergebnissen von Günther.
Der virtuelle Unfall 53<br />
Der Formalismus, <strong>der</strong> den Kraft-Deformationszusammenh<strong>an</strong>g beschreibt, lautet möglichst<br />
allgeme<strong>in</strong>gültig:<br />
Mit den Größen:<br />
Fxi<br />
= −Elxi ∆xi<br />
−Enlxi ∆xi|∆xi| Enlexpx i −1<br />
−Dlxi ˙xi<br />
−Dnlxi ˙xi| ˙xi| Dnlexpx i −1<br />
−Gemxi ˙xi|∆xi| Gemexpx i<br />
Fxi : Komponente i <strong>der</strong> Reaktionskraft<br />
∆xi : Deformation<br />
˙xi : Deformationsgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />
Elxi : l<strong>in</strong>eare Elastizität<br />
Enlxi : nichtl<strong>in</strong>eare Elastizität<br />
Enlexpxi : Exponent nichtl<strong>in</strong>eare Elastizität<br />
Dlxi : l<strong>in</strong>eare Dämpfung<br />
Dnlxi : l<strong>in</strong>eare Dämpfung<br />
Dnlexpxi : Exponent nichtl<strong>in</strong>eare Dämpfung<br />
Gemxi : gemischter Term<br />
Gemexpxi : Exponent gemischter Term<br />
Als Parameter wurden die <strong>in</strong> [27] <strong>in</strong> e<strong>in</strong>heitlicher Form dokumentieren Werte verwendet.<br />
Kraftelement B<strong>an</strong>dscheiben: Die logische Komb<strong>in</strong>ation <strong>der</strong> 3-dimensionalen<br />
Fe<strong>der</strong> <strong>und</strong> <strong>der</strong> 3-dimensionalen Drehfe<strong>der</strong> ist unter SIMPACK unter dem Namen<br />
non/l<strong>in</strong>ear Bush<strong>in</strong>g verfügbar. Das Kraftelement beschreibt folgende Abhängigkeit:<br />
Mit den Größen:<br />
Fi = ctiδri + dti ˙ri<br />
Mi = criδφi + dri ˙ φi
54 Der virtuelle Unfall<br />
Fi : Kraftkomponente<br />
Mi : Momentkomponente<br />
cti : tr<strong>an</strong>slatorische Elastizität<br />
dti : tr<strong>an</strong>slatorische Dämpfung<br />
cri : rotatorische Elastizität<br />
dri : rotatorische Dämpfung<br />
δri : Verschiebung<br />
δφi : Verdrehung<br />
Die Parameter für die Kraftelemente <strong>der</strong> B<strong>an</strong>dscheiben <strong>der</strong> Wirbel Kopf-C1 <strong>und</strong><br />
C7-T1 wurden mit Werten aus [20, 21, 45] belegt <strong>und</strong> wurden im Weiteren durch<br />
Angaben aus [81, 64] ergänzt. Sie s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Anh<strong>an</strong>g als Tabelle 15 aufgelistet.<br />
3.3 Unfallrekonstruktion<br />
Um bei dem nachfolgenden Abgleich des Modells mit den Ergebnissen <strong>der</strong> gerichtsmediz<strong>in</strong>ischen<br />
Analyse <strong>der</strong> Fallbeispiele die Kriterien besser E<strong>in</strong>schätzen zu können,<br />
soll <strong>an</strong> dieser Stelle e<strong>in</strong>e sehr kurze Zusammenfassung <strong>der</strong> von Auer [6] beschriebenen<br />
Vorgehensweise bei <strong>der</strong> Rekonstruktion gegeben werden. Diese erhebt jedoch<br />
ke<strong>in</strong>eswegs den Anspruch auf Vollständigkeit.<br />
Als Ausg<strong>an</strong>gspunkt für die Unfall<strong>an</strong>alyse k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> die Ermittlung <strong>der</strong> Differenzgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />
zwischen PKW <strong>und</strong> Opfer betrachten. Diese Größe wird <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie<br />
aus dem Spurenmaterial <strong>an</strong> dem Fahrzeug <strong>und</strong> auf <strong>der</strong> Straße ermittelt. Zusammen<br />
mit den Daten aus <strong>der</strong> Sektion des Unfallopfers k<strong>an</strong>n so die Ausg<strong>an</strong>gssituation des<br />
Unfalls abgeschätzt werden. Es wird so e<strong>in</strong>e Primär<strong>an</strong>nahme bezüglich Position,<br />
Orientierung <strong>und</strong> Geschw<strong>in</strong>digkeiten getroffen.<br />
Aus den Spuren am Fahrzeug (vornehmlich Beule durch Kopfaufprall) wird mit<br />
e<strong>in</strong>fachen <strong>an</strong>alytischen Abschätzungen die Aufprallgeschw<strong>in</strong>digkeit des Kopfes auf<br />
das Fahrzeug abgeschätzt. Das g<strong>an</strong>ze Verfahren ist jedoch iterativer Natur, da die<br />
Primär<strong>an</strong>nahmen eventuell nach den ersten Abschätzungen <strong>der</strong> Aufprallk<strong>in</strong>ematik<br />
korrigiert werden müssen.<br />
Auer [6] betont <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Arbeit, das die technische Unfallrekonstruktion <strong>und</strong> die biomech<strong>an</strong>ische<br />
Unfallrekonstruktion nicht getrennt betrachtet werden können, son<strong>der</strong>n<br />
vielmehr als iterativer Prozess betrachtet werden müssen. Auch hier wird deutlich,<br />
das die <strong>Modellbildung</strong> <strong>und</strong> die <strong>Simulation</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em iterativen Prozess betrieben werden.<br />
Im Fall <strong>der</strong> etablierten technischen Unfallrekonstruktion k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> sicherlich<br />
auch von e<strong>in</strong>er <strong>Simulation</strong> sprechen, da ausgehend von den Primär<strong>an</strong>nahmen <strong>der</strong><br />
Unfallverlauf zum<strong>in</strong>dest im Geiste <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er mech<strong>an</strong>ische ” <strong>Simulation</strong>“ nachvollzogen
Der virtuelle Unfall 55<br />
wird. (Der Mensch hat e<strong>in</strong> erstaunliches Gefühl für Bewegungsabläufe. E<strong>in</strong>e qualitative<br />
Aussage für den Bewegungsablauf liefert das Gehirn wesentlich schneller als<br />
<strong>der</strong> Rechner.)<br />
Der Ablauf <strong>der</strong> Rekonstruktion stellt sich also so dar:<br />
⋄ Die Kollisionsgeschw<strong>in</strong>digkeit vKoll, also die Relativgeschw<strong>in</strong>digkeit zwischen<br />
Fußgänger <strong>und</strong> PKW direkt vor dem primären Anprall, sowie die Anstoßgeometrie<br />
wird abgeschätzt.<br />
⋄ Die Kopf<strong>an</strong>prallgeschw<strong>in</strong>digkeit wird aus dieser Größe abgeleitet. Hierzu wird<br />
<strong>der</strong> Zusammenh<strong>an</strong>g zwischen Kollisionsgeschw<strong>in</strong>digkeit <strong>und</strong> Kopf<strong>an</strong>prallgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />
aus e<strong>in</strong>em Formfaktor cF orm = vKopf⊥/vKoll abgeschätzt. Die<br />
Größe vKopf⊥ bezeichnet hier die Komponente <strong>der</strong> Anprallgeschw<strong>in</strong>digkeit senkrecht<br />
zur Kontaktfläche. Der Formfaktor cF orm ist e<strong>in</strong>e Funktion <strong>der</strong> Höhe <strong>der</strong><br />
Motorhaubenvor<strong>der</strong>k<strong>an</strong>te <strong>und</strong> k<strong>an</strong>n Werte von 0.75 bis 1.25 <strong>an</strong>nehmen.<br />
⋄ Aus den Spuren am Fahrzeug wird die statische Deformation (die Tiefe <strong>der</strong><br />
Beule) entnommen. Aus dieser Größe wird die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel größere dynamische<br />
Verformung sdyn abgeschätzt.<br />
⋄ Da nun die Aufprallgeschw<strong>in</strong>digkeit <strong>und</strong> <strong>der</strong> dynamische Verformungsweg bek<strong>an</strong>nt<br />
s<strong>in</strong>d, k<strong>an</strong>n <strong>an</strong>alytisch die mittlere Beschleunigung ā <strong>und</strong> die Dauer des<br />
Impacts t1 berechnet werden.<br />
⋄ Wenn die am Stoß teilnehmende Masse bek<strong>an</strong>nt wäre könnte nun die mittlere<br />
Stoßkraft F ∗ berechnet werden. Die Kopfmasse nimmt aber zeitlich fraktioniert<br />
am Stoß teil, weshalb die Kopfmasse <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e effektive Masse meff übergeht.<br />
Diese ist meist erheblich ger<strong>in</strong>ger als die Kopfmasse. Die mittlere Stoßkraft ist<br />
also nur e<strong>in</strong>e theoretische Rechengröße <strong>und</strong> schreibt sich zu F ∗ = meff ∗ ā.<br />
In den untersuchten Fällen werden also die Werte für sdyn, vKopf⊥, ā (<strong>und</strong> daraus<br />
abgeleitet amax) sowie F ∗ <strong>an</strong>gegeben. Diese Werte werden zum Abgleich des<br />
Modells her<strong>an</strong>gezogen. Anbetracht <strong>der</strong> Methodik, aus <strong>der</strong> diese Größen abgeleitet<br />
werden, muss das <strong>Simulation</strong>smodell jedoch nicht unbed<strong>in</strong>gt alle Zahlenwerte genau<br />
reproduzieren.<br />
Der Formfaktor cF orm stellt ja letztlich e<strong>in</strong>e sehr vere<strong>in</strong>fachte Modellvorstellung für<br />
den Unfall dar. Durch <strong>Simulation</strong>en könnte letztlich geprüft werden, ob diese Größe<br />
wirklich nur von e<strong>in</strong>er geometrischen Größe abhängt, o<strong>der</strong> ob komplexere Zusammenhänge<br />
vorliegen.<br />
Es soll <strong>an</strong> dieser Stelle abschließend erwähnt werden, dass die maximale Beschleunigung<br />
amax <strong>und</strong> die mittlere Beschleunigung ā <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Verhältnis zue<strong>in</strong><strong>an</strong><strong>der</strong> stehen,<br />
welches von <strong>der</strong> Potenz des Kraft-Weg-Zusammenh<strong>an</strong>gs abhängt. Die meisten Anprallstellen<br />
am PKW weisen e<strong>in</strong>e quadratischen Zusammenh<strong>an</strong>g auf. Hier gilt ā =
56 Der virtuelle Unfall<br />
2/3 ∗ amax. An beson<strong>der</strong>s harten Stellen mit m<strong>in</strong>imaler Verformung (z.B. A-Säule)<br />
wird e<strong>in</strong> l<strong>in</strong>earer Zusammenh<strong>an</strong>g <strong>an</strong>genommen, was bedeutet das ā = 1/2 ∗ amax<br />
gilt. Zu <strong>der</strong> Ableitung dieser Zusammenhänge soll auf die Arbeit von Auer verwiesen<br />
werden [6], <strong>in</strong> <strong>der</strong> auch entsprechende Literatur<strong>an</strong>gaben zu dem Formfaktor <strong>und</strong><br />
Abschätzung <strong>der</strong> Kollisionsgeschw<strong>in</strong>digkeit zu f<strong>in</strong>den s<strong>in</strong>d.<br />
3.3.1 Stoßparameter<br />
Von Auer [6] wurde beschrieben, wie sich aus dynamischer E<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gtiefe <strong>und</strong> Anprallgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />
des Kopfes die Stoßzeit <strong>und</strong> die maximale Beschleunigung abschätzen<br />
lässt. Nach ersten <strong>Simulation</strong>sreihen zu e<strong>in</strong>em beschriebenen Fall fiel e<strong>in</strong>e<br />
starke Diskrep<strong>an</strong>z <strong>der</strong> <strong>Simulation</strong>sergebnisse <strong>und</strong> den Ergebnissen <strong>der</strong> Rekonstruktion<br />
von Auer auf. (Diese Abweichung war bereits <strong>an</strong> den Ergebnissen von Schüszler<br />
[71] erkennbar.) Obwohl sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Simulation</strong> die senkrechte Anprallgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />
des Kopfes <strong>an</strong> <strong>der</strong> unteren <strong>an</strong>gegebenen Grenze aus <strong>der</strong> Rekonstruktion bef<strong>an</strong>d,<br />
waren die Werte für die Kopfbeschleunigung <strong>und</strong> Stoßkraft <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Simulation</strong> teilweise<br />
deutlich höher als <strong>in</strong> <strong>der</strong> Rekonstruktion beschrieben. Aus diesem Gr<strong>und</strong> wurde<br />
nachvollzogen wie die Werte <strong>in</strong> <strong>der</strong> Rekonstruktion zu St<strong>an</strong>de kamen.<br />
Analytische Abschätzung: Auer [6] nimmt für fe<strong>der</strong>nde Aufprallcharakteristiken<br />
(z.B. Motorhaube) e<strong>in</strong>en parabelförmigen Beschleunigungsverlauf <strong>an</strong> (Abb. 23) 9 :<br />
�<br />
a(t) = amax ∗ 1 − 1<br />
t2 (t − t1)<br />
1<br />
2<br />
�<br />
Diese Annahme führt direkt zu <strong>der</strong> mittleren Beschleunigung:<br />
ā =<br />
� 2t1<br />
0 a(t)dt<br />
2t1<br />
= 2<br />
3 amax<br />
Unter <strong>der</strong> Annahme, das bei t1 das Maximum <strong>der</strong> Beschleunigung liegt, also die<br />
Geschw<strong>in</strong>digkeit e<strong>in</strong>e Nullstelle hat, <strong>und</strong> die maximale E<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gung sdyn erreicht<br />
wird, k<strong>an</strong>n formuliert werden:<br />
Für den Weg s(t1) folgt:<br />
v(t1) = 0 = v⊥ +<br />
s(t1) = sdyn = v⊥t1 +<br />
� t1<br />
0<br />
� t1<br />
0<br />
a(t)dt = v⊥ + 2<br />
3 amaxt1<br />
�<br />
a(t)dt 2 = v⊥t1 + 1<br />
4 amaxt 2 1<br />
9 Auer nimmt das Maximum <strong>der</strong> Beschleunigung bei 0.5 ∗ t1 <strong>an</strong>. Aus Gründen <strong>der</strong> Übersichtlichkeit<br />
wurde <strong>in</strong> dieser Ableitung <strong>an</strong>genommen das <strong>der</strong> Stoß <strong>in</strong>sgesamt 2 ∗ t1 dauert, das Maximum<br />
<strong>der</strong> Beschleunigung also bei t1 liegt.
Der virtuelle Unfall 57<br />
Die For<strong>der</strong>ung v(t1) = 0 führt auf den Ausdruck für t1:<br />
t1 = −3v⊥<br />
2amax<br />
Setzt m<strong>an</strong> diesen Ausdruck <strong>in</strong> den Weg s(t1) e<strong>in</strong> <strong>und</strong> löst nach amax auf erhält m<strong>an</strong>:<br />
amax = −15v2 ⊥<br />
16sdyn<br />
Hieraus folgt für die mittlere Beschleunigung ā:<br />
ā = −5v2 ⊥<br />
8sdyn<br />
Setzt m<strong>an</strong> amax <strong>in</strong> den Ausdruck für t1 e<strong>in</strong> erhält m<strong>an</strong>:<br />
t1 = 8sdyn<br />
5v⊥<br />
Anh<strong>an</strong>d <strong>der</strong> im Nachfolgenden beschriebenen Validierung <strong>der</strong> <strong>an</strong>alytischen Abschätzung<br />
wurde sichtbar, das für e<strong>in</strong> quadratisches Kraftgesetz 10 die Näherung <strong>der</strong> Beschleunigung<br />
durch e<strong>in</strong>e Parabel nicht optimal ist. E<strong>in</strong> alternativer Ansatz wird<br />
beschrieben durch:<br />
�<br />
a(t) = amax s<strong>in</strong> 2 (t ∗ π<br />
�<br />
)<br />
2t1<br />
E<strong>in</strong> zum obigen <strong>an</strong>aloges Vorgehen führt zu <strong>an</strong><strong>der</strong>en Näherungsformeln. Die Ergebnisse<br />
werden tabellarisch zusammengefasst.<br />
Tabelle 3: Analytische Näherungen für den Stoßvorg<strong>an</strong>g<br />
Kenngröße x 2 s<strong>in</strong> 2<br />
amax<br />
ā<br />
t1<br />
−15v 2 ⊥<br />
16sdyn<br />
−5v 2 ⊥<br />
8sdyn<br />
8sdyn<br />
5v⊥<br />
−4v 2 ⊥ −π2 v 2 ⊥<br />
π 2 sdyn<br />
−4v 2 ⊥ −π2 v 2 ⊥<br />
2π 2 sdyn<br />
−2π 2 sdynv⊥<br />
−4v 2 ⊥ −π2 v 2 ⊥<br />
10 Was <strong>in</strong> erster Näherung den Aufprall e<strong>in</strong>er Kugel gut beschreibt, wie bereits gezeigt wurde.
58 Der virtuelle Unfall<br />
a [m/s 2 ]<br />
1800<br />
1600<br />
1400<br />
1200<br />
1000<br />
800<br />
600<br />
400<br />
200<br />
Näherungen für die Beschleunigung a(t) beim Stoß<br />
0<br />
0.09 0.095 0.1 0.105 0.11 0.115<br />
t [s]<br />
x 2<br />
s<strong>in</strong> 2<br />
<strong>Simulation</strong><br />
Abb. 23: Verifikation <strong>der</strong> abgeleiteten Näherungsformeln <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d e<strong>in</strong>er <strong>Simulation</strong><br />
Verifikation <strong>der</strong> <strong>an</strong>alytischen Näherung:<br />
Es wurde e<strong>in</strong> SIMPACK-Modell e<strong>in</strong>es Körpers, <strong>der</strong> mit 10m/s auf e<strong>in</strong>en Wi<strong>der</strong>st<strong>an</strong>d<br />
trifft erstellt. Aus <strong>der</strong> <strong>Simulation</strong> wurde die Stoßzeit <strong>und</strong> die maximale Beschleunigung<br />
entnommen. Ferner wurde die aus e<strong>in</strong>em im Ort quadratischen Kraftgesetz<br />
resultierende Form <strong>der</strong> Beschleunigung mit den Näherungen verglichen. Wie m<strong>an</strong><br />
<strong>in</strong> Abbildung 23 erkennen k<strong>an</strong>n, ist im unbedämpften Fall die Ableitung aus e<strong>in</strong>em<br />
quadrierten S<strong>in</strong>us eher zutreffend, als die Ableitung aus e<strong>in</strong>em quadratischen<br />
Term. Die quadratische Näherung führt zu e<strong>in</strong>er Unterschätzung <strong>der</strong> maximalen Beschleunigungen.<br />
Die Situation wird sich bei e<strong>in</strong>er vorliegenden Bedämpfung <strong>an</strong><strong>der</strong>s<br />
darstellen, da <strong>in</strong> diesem Fall <strong>der</strong> Maximalwert <strong>der</strong> Beschleunigung <strong>an</strong><strong>der</strong>s ausfallen<br />
wird, <strong>und</strong> die Kurve zudem unsymmetrisch wird. Die Ergebnisse <strong>der</strong> Validierung s<strong>in</strong>d<br />
tabellarisch <strong>in</strong> Tabelle 4 zusammengefasst. Als E<strong>in</strong>gabegrößen für die Näherungsformeln<br />
wurden aus <strong>der</strong> <strong>Simulation</strong> e<strong>in</strong>e dynamische Verformung von ca. -0.0985 m<br />
sowie e<strong>in</strong>e Anprallgeschw<strong>in</strong>digkeit von -10m/s ermittelt.<br />
Tabelle 4: Validierung <strong>der</strong> <strong>an</strong>alytischen Näherungen<br />
Kenngröße <strong>Simulation</strong> x 2 s<strong>in</strong> 2<br />
amax 1515 m/s 2 951.7 m/s 2 1426.7 m/s 2<br />
ā 775 m/s 2 634.5 m/s 2 713.3 m/s 2<br />
t1 14ms 15.7 ms 14 ms<br />
2 ∗ t1 28ms 31.5 ms 28 ms<br />
Anh<strong>an</strong>d dieser Ergebnisse dürfen die hier abgeleiteten Näherungsformeln als va-
Der virtuelle Unfall 59<br />
lidiert betrachtet werden. Die Näherung über e<strong>in</strong>en parabelförmigen Beschleunigungsverlauf<br />
unterschätzt die maximale Beschleunigung. (Da das Integral über a(t)<br />
aber immer erhalten bleibt, überschätzt diese Formel die Stoßzeit.) Dennoch liegen<br />
die Ergebnisse über denen, die die von Auer vorgestellten Näherungsformeln liefern<br />
würden. In den folgenden <strong>Simulation</strong>en untersuchter Unfälle wird deshalb neben<br />
den von Auer ermittelten Beschleunigungen <strong>und</strong> Kräften e<strong>in</strong>e eigene Abschätzung<br />
gegenübergestellt.<br />
3.4 Klassifizierung von Schädigungen<br />
In <strong>der</strong> Unfallforschung haben sich für jeden Körperteil Belastungsgrößen etabliert,<br />
welche auch <strong>in</strong> diesem Rahmen untersucht werden können. In den <strong>Simulation</strong>en<br />
sollen neben den Werten von Auer noch <strong>an</strong><strong>der</strong>e relev<strong>an</strong>te Größen untersucht werden.<br />
Dies währen zum e<strong>in</strong>en das sogen<strong>an</strong>nte Head Injury Criterion (HIC), sowie <strong>an</strong>alog<br />
zu diesem das Neck Injury Criterion (NIC). Ferner sollen weitere Größen wie die<br />
Beschleunigung <strong>der</strong> Tibia o<strong>der</strong> die Kraft auf den Oberschenkel betrachtet werden.<br />
HIC Das HIC lässt sich mit folgen<strong>der</strong> Formel <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d <strong>der</strong> auf den Kopf wirkenden<br />
Beschleunigung aabs(t) berechnen:<br />
Hierbei gilt für aabs:<br />
�<br />
HIC = (t2 − t1) ∗<br />
aabs =<br />
1<br />
t2 − t1<br />
∗<br />
� t2<br />
t1<br />
�<br />
ax(t) 2 + ay(t) 2 + az(t) 2<br />
aabs(t)dt<br />
9.81 m<br />
s2 �2.5<br />
maxt1t2<br />
Um den HIC (E<strong>in</strong>heit s) 11 für e<strong>in</strong>en Unfall zu berechnen, müssen alle möglichen<br />
Intervalle für die gilt t2 > t1 betrachtet werden. Das Intervall, für das <strong>der</strong> HIC den<br />
Maximalwert <strong>an</strong>nimmt ist relev<strong>an</strong>t. Das bedeutet, das die Zeiten t1 <strong>und</strong> t2 mit e<strong>in</strong>em<br />
Algorithmus aus den Beschleunigungen berechnet werden. Die Zeit ∆t = t2 − t1 ist<br />
e<strong>in</strong>e, <strong>der</strong> Stoßzeit t1 die von Auer <strong>an</strong>gegeben wird, ähnliche Größe.<br />
NIC Das NIC lässt sich mit folgen<strong>der</strong> Formel aus <strong>der</strong> relativen Beschleunigung<br />
<strong>und</strong> Geschw<strong>in</strong>digkeit zwischen dem Ansatz Kopf-C1 <strong>und</strong> C7-T1 berechnen:<br />
NIC = l ∗ ∆ax + (∆vx) 2<br />
Die Größe l stellt im Pr<strong>in</strong>zip die Länge des Halses dar, <strong>und</strong> wird im folgenden als<br />
0.2 <strong>an</strong>genommen. Das NIC hat die E<strong>in</strong>heit m 2 /s 2 .<br />
11 Bezüglich <strong>der</strong> E<strong>in</strong>heit des HIC <strong>und</strong> NIC sche<strong>in</strong>t es sich etabliert zu haben, dieses e<strong>in</strong>heitenlos<br />
<strong>an</strong>zugeben. Aus <strong>der</strong> oben <strong>an</strong>gegebenen Def<strong>in</strong>ition des HIC folgt die E<strong>in</strong>heit Sek<strong>und</strong>e.
60 Der virtuelle Unfall<br />
Schädigungsgrenzen In [87] wurden e<strong>in</strong>er Übersicht folgende Toler<strong>an</strong>zgrenzen<br />
entnommen: Für das HIC wird <strong>an</strong>genommen, das bei e<strong>in</strong>em Wert von über 1000<br />
s mit großer Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit e<strong>in</strong>e letale Schädigung auftritt. Am Femur werden<br />
ab e<strong>in</strong>er Kraft von Ffemur > 4kN Schädigungen erwartet, bei <strong>der</strong> Tibia treten<br />
Brüche ab atibia > 150g auf. Beim Pelvis liegen die Toler<strong>an</strong>zgrenzen für fpelvis bei<br />
10 kN (Männer) <strong>und</strong> 4kN (Frauen). E<strong>in</strong> NIC über 15 verursacht e<strong>in</strong> sogen<strong>an</strong>ntes<br />
Schleu<strong>der</strong>trauma (mediz<strong>in</strong>isch meist nicht nachweisbare Schädigungen), wenn er<br />
länger als 3ms wirksam ist. Das NIC ist jedoch e<strong>in</strong> Kriterium, das für die Bewertung<br />
von Schleu<strong>der</strong>traumen <strong>der</strong> HWS entwickelt wurde. Es k<strong>an</strong>n daher nicht für die<br />
Bewertung eventueller Schädigungen durch PKW-Fußgänger-Unfällen her<strong>an</strong>gezogen<br />
werden. Mertz <strong>und</strong> Patrick [55] veröffentlichten Grenzwerte für die Schädigung <strong>der</strong><br />
HWS, welche aber aus Schlittenversuchen abgeleitet wurden, <strong>und</strong> daher auch vorr<strong>an</strong>gig<br />
das Schleu<strong>der</strong>trauma als Lastfall her<strong>an</strong>ziehen. Hier wurden kritische Momente<br />
von 47 Nm für die Extension <strong>und</strong> 88 Nm für die Hyperflexion <strong>an</strong>gegeben, unterhalb<br />
<strong>der</strong>er nicht mit Verletzungen gerechnet werden muss. Für die Scherkräfte wurden<br />
845 N <strong>und</strong> für die axialen Kräfte wurden 1112 N als Grenze ermittelt, unterhalb<br />
<strong>der</strong>er ke<strong>in</strong>e Verletzungen auftreten.<br />
3.5 <strong>Simulation</strong>en<br />
Das im vorhergehenden beschriebene Modell wird nun <strong>in</strong> <strong>Simulation</strong>en umgesetzt.<br />
Es wird untersucht, <strong>in</strong>wiefern sich aus den <strong>Simulation</strong>en konkrete Daten ableiten<br />
lassen, welche zur Beurteilung <strong>der</strong> Verletzungsbil<strong>der</strong> her<strong>an</strong>gezogen werden können.<br />
Es werden nun folgende <strong>Simulation</strong>sergebnisse beschrieben <strong>und</strong> diskutiert:<br />
1. Anstoß von dorsal:<br />
Hier wurde <strong>der</strong> schon von [71] simulierte Fall 8 aus <strong>der</strong> gerichtsmediz<strong>in</strong>ischen<br />
Analyse von [6] simuliert.<br />
2. Anstoß von lateral:<br />
Als Beispiel e<strong>in</strong>es lateralen Anstoßes wurde Fall 24 aus <strong>der</strong> gerichtsmediz<strong>in</strong>ischen<br />
Analyse von [6] simuliert.<br />
3. Hypothetische Fallbeispiele:<br />
In diesem Abschnitt wird zum e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>e <strong>Simulation</strong> e<strong>in</strong>es Anpralls <strong>der</strong> Fahrzeugseitenfront<br />
von dorsal gezeigt, um die Flexibilität <strong>und</strong> Stabilität des Modells<br />
zu dokumentieren. Ferner wird e<strong>in</strong>e Sequenz mit Überwurf des Fußgängers<br />
über die Fahrzeuggeometrie gezeigt.
Der virtuelle Unfall 61<br />
3.5.1 Fall 8 Ordnungsnummer 1-5/12<br />
Anstoßfläche:Anstoß von Dorsal.<br />
Verletzungen:Tod durch zentrale Lähmung <strong>in</strong>folge des Abrisses <strong>der</strong> Halswirbelsäule<br />
zwischen erstem <strong>und</strong> zweitem Halswirbel. Multiples Schädel-Hirn-<br />
Trauma. E<strong>in</strong>blutungen <strong>in</strong> beiden Unterschenkeln <strong>und</strong> Trümmerzone im Bereich<br />
des rechten Oberschenkels.<br />
Abb. 24: Verletzungskarte Fall 8
62 Der virtuelle Unfall<br />
Abb. 25: <strong>Simulation</strong>: Fall 8
Der virtuelle Unfall 63<br />
v Head Z rel [m/s]<br />
a Head [m/s 2 ]<br />
10<br />
5<br />
0<br />
−5<br />
−10<br />
−15<br />
Fall 8 Ordnungsnummer 1−5/12<br />
V Koll =9.72<br />
V Koll =11.11<br />
V Koll =12.5<br />
−20<br />
0 0.05 0.1 0.15 0.2<br />
1400<br />
1200<br />
1000<br />
800<br />
600<br />
400<br />
200<br />
time [s]<br />
Abb. 26: Anprallgeschw<strong>in</strong>digkeit Kopf vkopf⊥<br />
Fall 8 Ordnungsnummer 1−5/12<br />
V Koll =9.72<br />
V Koll =11.11<br />
V Koll =12.5<br />
0<br />
0 0.05 0.1 0.15 0.2<br />
time [s]<br />
Abb. 27: Beschleunigung Kopf akopf
64 Der virtuelle Unfall<br />
f Head [N]<br />
f Pelvis [N]<br />
8000<br />
7000<br />
6000<br />
5000<br />
4000<br />
3000<br />
2000<br />
1000<br />
800<br />
700<br />
600<br />
500<br />
400<br />
300<br />
200<br />
100<br />
Fall 8 Ordnungsnummer 1−5/12<br />
V Koll =9.72<br />
V Koll =11.11<br />
V Koll =12.5<br />
0<br />
0 0.05 0.1 0.15 0.2<br />
time [s]<br />
Abb. 28: Stoßkraft Kopf fkopf<br />
Fall 8 Ordnungsnummer 1−5/12<br />
0<br />
0 0.05 0.1 0.15 0.2<br />
time [s]<br />
V Koll =9.72<br />
V Koll =11.11<br />
V Koll =12.5<br />
Abb. 29: Stoßkraft Pelvis fP elvis
Der virtuelle Unfall 65<br />
f Femur [N]<br />
a Tibia [m/s 2 ]<br />
4000<br />
3500<br />
3000<br />
2500<br />
2000<br />
1500<br />
1000<br />
500<br />
1400<br />
1200<br />
1000<br />
800<br />
600<br />
400<br />
200<br />
Fall 8 Ordnungsnummer 1−5/12<br />
0<br />
0 0.05 0.1 0.15 0.2<br />
time [s]<br />
V Koll =9.72<br />
V Koll =11.11<br />
V Koll =12.5<br />
Abb. 30: Stoßkraft Oberschenkel fF emur<br />
Fall 8 Ordnungsnummer 1−5/12<br />
0<br />
0 0.05 0.1 0.15 0.2<br />
time [s]<br />
V Koll =9.72<br />
V Koll =11.11<br />
V Koll =12.5<br />
Abb. 31: Beschleunigung Unterschenkel aT ibia
66 Der virtuelle Unfall<br />
Ergebnisse <strong>und</strong> Daten:<br />
Die Analyse von Auer wird hier mit den <strong>Simulation</strong>sergebnissen verglichen. Die<br />
Daten s<strong>in</strong>d den Kurven aus den Abbildungen 26 bis 31 entnommen.<br />
Rekonstruktion: Auer x2 s<strong>in</strong>2 Körpergröße 1.62 m<br />
Körpergewicht 62 kg<br />
Geschlecht m<br />
vKoll<br />
9.72 bis 11.1 m/s<br />
vKopf⊥<br />
9.72 bis 15.0 m/s<br />
sdyn<br />
0.1 m<br />
amax 90 - 214 g 135 -322 g<br />
ā 24 - 57 g 60 - 143 g 67 - 161 g<br />
meff<br />
4 - 4.5 kg<br />
F ∗ 0.9 - 2.7 kN 2.3 - 6.3 kN 2.6 - 7.1 kN<br />
Stoßzeit t1 41 - 27 ms 32 - 21 ms 29 - 19 ms<br />
<strong>Simulation</strong>sergebnisse: vKoll = 9.72 m/s 11.1 m/s 12.5 m/s<br />
vKopf⊥ 11.7 m/s 15.0 m/s 16.0 m/s<br />
sdyn 0.097m 0.092 m 0.100 m<br />
amax 130.7 g 152.8 g 144.8 g<br />
Fmax 6.2 kN 6.3 kN 7.1 kN<br />
ā = (2/3) ∗ amax 87.1 g 101.9 g 96.5 g<br />
meff = Fmax/amax 4.88 kg 4.22 kg 4.99 kg<br />
F ∗ = meff ∗ ā 4.17 kN 4.22 kN 4.73 kN<br />
t1 30 ms 24 ms 24 ms<br />
HIC 1922 1987 2315<br />
Ffemur 2.7 kN 3.3 kN 3.8 kN<br />
atibia 102 g 125 g 148 g<br />
Fpelvis 0.4 kN 0.6 kN 0.8 kN<br />
3.5.2 Beurteilung <strong>der</strong> <strong>Simulation</strong>sergebnisse von Fall 8<br />
Nach E<strong>in</strong>führung <strong>der</strong> Bewertungskriterien, k<strong>an</strong>n das <strong>Simulation</strong>sergebnis für den<br />
<strong>in</strong> [6] rekonstruierten Fall 8 <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d <strong>der</strong> dokumentierten Schädigungen verglichen<br />
werden.<br />
Die Aufschlagstelle des Kopfes wird gut reproduziert, das Verletzungsbild lässt sich<br />
weitgehend nachvollziehen:
Der virtuelle Unfall 67<br />
⋄ E<strong>in</strong>blutungen <strong>an</strong> den Unterschenkeln:<br />
Die Beschleunigung <strong>der</strong> Unterschenkel atibia liegt mit knapp 150g <strong>an</strong> <strong>der</strong> Toler<strong>an</strong>zgrenze.<br />
Brüche s<strong>in</strong>d demzufolge unwahrsche<strong>in</strong>lich, die starken E<strong>in</strong>blutungen<br />
lassen sich so jedoch verstehen, zumal <strong>der</strong> Anstoß von <strong>der</strong> H<strong>in</strong>terseite <strong>der</strong><br />
Unterschenkel erfolgte.<br />
⋄ Multiples Schädel-Hirn-Trauma:<br />
Das multiple SHT lässt sich <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d des aus <strong>der</strong> <strong>Simulation</strong> ermittelten HIC<br />
von 2000-2400 nachvollziehen, da <strong>der</strong> Wert deutlich oberhalb von <strong>der</strong> Toler<strong>an</strong>zgrenze<br />
von 1000 liegt.<br />
⋄ Abriss des verlängerten Marks:<br />
Bei <strong>der</strong> <strong>Simulation</strong> k<strong>an</strong>n schon mit <strong>der</strong> extrem vere<strong>in</strong>fachten Halswirbelsäule<br />
e<strong>in</strong>e Peitschenbewegung beobachtet werden. Vielleicht sollte das Modell noch<br />
mit e<strong>in</strong>er detaillierteren Halswirbelmodellierung simuliert werden, um den Abriss<br />
besser verstehen zu können. Aus <strong>der</strong> Dokumentation <strong>der</strong> Prellmarken ist<br />
erkennbar, das e<strong>in</strong> starker Aufprall des Thorax zwischen den Schulterblättern<br />
stattgef<strong>und</strong>en hat. Nach dem Primär<strong>an</strong>stoß wird <strong>der</strong> Körper e<strong>in</strong>gedreht, <strong>der</strong><br />
Kopf bleibt aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> weichen HWS <strong>und</strong> <strong>der</strong> Trägheit nahe se<strong>in</strong>er Anf<strong>an</strong>gsorientierung.<br />
Deshalb ist <strong>der</strong> Nacken beim Aufprall des Thorax noch <strong>in</strong><br />
Richtung Brustbereich ausgelenkt. Nach dem Anstoß des Rückens wird <strong>der</strong><br />
Kopf peitschenartig <strong>in</strong> Richtung Motorhaube beschleunigt, was den Abriss begünstigt<br />
haben könnte.<br />
E<strong>in</strong> weiteres denkbares Szenario ist, dass <strong>der</strong> Kopf durch se<strong>in</strong>e tiefe E<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gung<br />
<strong>in</strong> die Haube gleichsam festgehakt war, während nun <strong>der</strong> Körper über<br />
diese Position herumgehebelt wird, wie <strong>in</strong> [33] bezüglich dieses Falls vermutet<br />
wurde. Dies könnte gleichfalls die Abscherung <strong>der</strong> HWS begünstigt haben. E<strong>in</strong>e<br />
genauere Interpretation dieser Verletzung k<strong>an</strong>n aber nur durch e<strong>in</strong>e vertiefte<br />
HWS-Modellierung erfolgen.<br />
⋄ Trümmerzone im Bereich rechter Oberschenkels:<br />
Diese Verletzung k<strong>an</strong>n mit diesem Modell nicht befriedigend reproduziert werden,<br />
da diese Verletzung aus <strong>der</strong> Geometrie <strong>der</strong> Motorhaubenvor<strong>der</strong>k<strong>an</strong>te resultiert.<br />
Die berechnete Belastung liegt unterhalb <strong>der</strong> Toler<strong>an</strong>zgrenze von 10kn,<br />
weshalb eigentlich ke<strong>in</strong> Bruch zu erwarten wäre. Auch die Belastung des Pelvis<br />
liegt unterhalb <strong>der</strong> Toler<strong>an</strong>zgrenze. Da die verwendete Fläche lei<strong>der</strong> nicht dem<br />
genauen Typ des Unfallfahrzeugs entspricht <strong>und</strong> <strong>in</strong> diesem Bereich die stärkste<br />
Abweichung zeigt, lässt sich <strong>der</strong> Anstoß des Oberschenkels lei<strong>der</strong> mit diesem<br />
Modell nicht reproduzieren. Dies zeigt, das die Verwendung <strong>in</strong>dividueller Geometrien<br />
unabd<strong>in</strong>gbar für die <strong>an</strong>gestrebte Fragestellung ist.
68 Der virtuelle Unfall<br />
3.5.3 Fall 24 Ordnungsnummer 2-12/5<br />
Anstoßfläche:Anstoß von rechts Lateral.<br />
Verletzungen:Zentrale Lähmung <strong>in</strong>folge e<strong>in</strong>es Schädelbasisbruchs mit Hirnprellung.<br />
Multiples Schädel-Hirn-Trauma. Rippenserienbrüche beidseits, rechts<br />
ausgeprägter, mit Lungenverletzungen. Ausblutung <strong>in</strong>nerer Org<strong>an</strong>e. Oberarmbruch<br />
rechts, Bruch des rechten Schambe<strong>in</strong>astes, E<strong>in</strong>blutungen im Bereich des<br />
kle<strong>in</strong>en Beckens. Rechter Unterschenkel gebrochen, Weichteile<strong>in</strong>blutung l<strong>in</strong>ker<br />
Unterschenkel.<br />
Abb. 32: Verletzungskarte Fall 24
Der virtuelle Unfall 69<br />
Abb. 33: <strong>Simulation</strong>: Fall 24
70 Der virtuelle Unfall<br />
Abb. 34: <strong>Simulation</strong>: Fall 24
Der virtuelle Unfall 71<br />
v Head Z rel [m/s]<br />
a Head [m/s 2 ]<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
−5<br />
−10<br />
−15<br />
Fall 24 Ordnungsnummer 2−12/5<br />
V Koll =11.1<br />
V Koll =12.45<br />
V Koll =13.8<br />
−20<br />
0 0.05 0.1 0.15 0.2<br />
3500<br />
3000<br />
2500<br />
2000<br />
1500<br />
1000<br />
500<br />
time [s]<br />
Abb. 35: Anprallgeschw<strong>in</strong>digkeit Kopf vkopf⊥<br />
Fall 24 Ordnungsnummer 2−12/5<br />
V Koll =11.1<br />
V Koll =12.45<br />
V Koll =13.8<br />
0<br />
0 0.05 0.1 0.15 0.2<br />
time [s]<br />
Abb. 36: Beschleunigung Kopf akopf
72 Der virtuelle Unfall<br />
f Head [N]<br />
f Pelvis [N]<br />
25000<br />
20000<br />
15000<br />
10000<br />
5000<br />
14000<br />
12000<br />
10000<br />
8000<br />
6000<br />
4000<br />
2000<br />
Fall 24 Ordnungsnummer 2−12/5<br />
V Koll =11.1<br />
V Koll =12.45<br />
V Koll =13.8<br />
0<br />
0 0.05 0.1 0.15 0.2<br />
time [s]<br />
Abb. 37: Stoßkraft Kopf fkopf<br />
Fall 24 Ordnungsnummer 2−12/5<br />
0<br />
0 0.05 0.1 0.15 0.2<br />
time [s]<br />
V Koll =11.1<br />
V Koll =12.45<br />
V Koll =13.8<br />
Abb. 38: Stoßkraft Pelvis fP elvis
Der virtuelle Unfall 73<br />
f Femur [N]<br />
a Tibia [m/s 2 ]<br />
25000<br />
20000<br />
15000<br />
10000<br />
5000<br />
1400<br />
1200<br />
1000<br />
800<br />
600<br />
400<br />
200<br />
Fall 24 Ordnungsnummer 2−12/5<br />
0<br />
0 0.05 0.1 0.15 0.2<br />
time [s]<br />
V Koll =11.1<br />
V Koll =12.45<br />
V Koll =13.8<br />
Abb. 39: Stoßkraft Oberschenkel fF emur<br />
Fall 24 Ordnungsnummer 2−12/5<br />
0<br />
0 0.05 0.1 0.15 0.2<br />
time [s]<br />
V Koll =11.1<br />
V Koll =12.45<br />
V Koll =13.8<br />
Abb. 40: Beschleunigung Unterschenkel aT ibia
74 Der virtuelle Unfall<br />
Ergebnisse <strong>und</strong> Daten:<br />
Die Analyse von Auer wird hier mit den <strong>Simulation</strong>sergebnissen verglichen. Die<br />
Daten s<strong>in</strong>d den Kurven aus den Abbildungen 35 bis 40 entnommen.<br />
Rekonstruktion: Auer x2 s<strong>in</strong>2 Körpergröße 1.67 m<br />
Körpergewicht 80.7 kg<br />
Geschlecht w<br />
vKoll<br />
11.1 - 13.8 m/s<br />
vKopf⊥<br />
11.1 - 13.8 m/s<br />
sdyn<br />
0.035 m<br />
amax - 294 - 607 g 441 - 909 g<br />
ā 148 - 275 g 196 - 404 g 220 - 455 g<br />
meff<br />
3 - 4 kg<br />
F ∗ 4.3 - 10.8 kN 5.8 - 15.9 kN 6.4 - 17.8kN<br />
Stoßzeit t1 5.8 - 3.1 ms 11.5 -6.9 ms 10.2 - 6.2 ms<br />
<strong>Simulation</strong>sergebnisse Vkoll= 11 m/s 12.5 m/s 14 m/s<br />
sdyn 0.05 m 0.05 m 0.04 m<br />
vKopf⊥ 14.9 m/s 16.3 16.9 m/s<br />
amax 177 g 253 g 322 g<br />
Fmax 20.9 kN 20.6 kN 16.6 kN<br />
ā = (1/2) ∗ amax 118 g 169 g 221 g<br />
meff = Fmax/amax 12.0 kg 8.3 kg 5.1 kg<br />
F ∗ = meff ∗ ā 13.9 kN 13.7 kN 11.1 kN<br />
t1 31 ms 24 ms 11 ms<br />
HIC 3257 8086 9859<br />
Ffemur 9 kN 16 kN 21 kN<br />
atibia 103 g 122 g 141 g<br />
Fpelvis 8.0 kN 8.8 kN 12.1 kN<br />
3.5.4 Beurteilung <strong>der</strong> <strong>Simulation</strong>sergebnisse von Fall 24<br />
Nach E<strong>in</strong>führung <strong>der</strong> Bewertungskriterien, k<strong>an</strong>n das <strong>Simulation</strong>sergebnis für den<br />
<strong>in</strong> [6] rekonstruierten Fall 8 <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d <strong>der</strong> dokumentierten Schädigungen verglichen<br />
werden.<br />
Die Aufschlagstelle des Kopfes wird gut reproduziert, das Verletzungsbild lässt sich<br />
weitgehend nachvollziehen:
Der virtuelle Unfall 75<br />
⋄ Multiples Schädel-Hirn-Trauma:<br />
Der Wert des HIC von 3200 bis 9900 liegt deutlich über <strong>der</strong> Grenze von 1000,<br />
weshalb aus <strong>der</strong> <strong>Simulation</strong> heraus multiple Schädel-Hirn-Verletzungen mit<br />
Todesfolge bestätigt werden. E<strong>in</strong>e Trennung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelne Schädigungen, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />
des Schädel-Basis-Bruchs, k<strong>an</strong>n aufgr<strong>und</strong> des e<strong>in</strong>fachen Kopfmodells<br />
nicht erfolgen. Hier ergibt sich e<strong>in</strong>e Möglichkeit für weitergehende Studien, bei<br />
denen FEM-Modelle des Kopfes mit den R<strong>an</strong>dbed<strong>in</strong>gungen aus den <strong>Simulation</strong>sergebnissen<br />
des MKS-Modells gerechnet werden könnten, wie dies schon<br />
von [33] <strong>an</strong> Fall 8 aus [6] demonstriert wurde.<br />
⋄ Rippenserienbrüche:<br />
In <strong>der</strong> <strong>Simulation</strong> ergeben sich Beschleunigungen für den Thorax von 35 bis<br />
45 g. Der Grenzwert liegt hier bei 85 g. Hier liegt eventuell e<strong>in</strong>e Abweichung<br />
des errechneten Szenarios von dem realen Unfall vor, <strong>an</strong><strong>der</strong>erseits könnte <strong>der</strong><br />
Grenzwert <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e beim Thorax e<strong>in</strong> weiches Kriterium se<strong>in</strong>, welches nicht<br />
für jede Anprallgeometrie geeignet ist. Die Form <strong>der</strong> Karosserie im Anprallbereich<br />
des Thorax weist e<strong>in</strong>e stark abger<strong>und</strong>ete Form auf, was zu e<strong>in</strong>er sehr<br />
punktuellen Belastung <strong>der</strong> Rippen führen k<strong>an</strong>n. Insofern k<strong>an</strong>n es bei e<strong>in</strong>er solchen<br />
Konfiguration auch schon bei vergleichsweise niedrigen Beschleunigungen<br />
schon zu Brüchen kommen.<br />
⋄ Beckenverletzungen:<br />
Die Kraft auf die Beckenregion liegt mit 8-12 kN deutlich über <strong>der</strong> Toler<strong>an</strong>zgrenze<br />
bei Frauen, die bei 4 kN liegt. Die E<strong>in</strong>blutungen <strong>und</strong> Brüche <strong>in</strong> dieser<br />
Region s<strong>in</strong>d somit auch aus <strong>der</strong> <strong>Simulation</strong> heraus zu erwarten.<br />
⋄ Unterschenkelverletzungen:<br />
Die Werte <strong>der</strong> Beschleunigung liegen hier knapp <strong>an</strong> <strong>der</strong> Toler<strong>an</strong>zgrenze von<br />
150g. Die E<strong>in</strong>blutungen s<strong>in</strong>d somit nachvollziehbar, e<strong>in</strong> Bruch des Unterschenkels<br />
h<strong>in</strong>gegen wäre aus <strong>der</strong> <strong>Simulation</strong> heraus nicht zw<strong>in</strong>gend zu erwarten,<br />
jedoch auch nicht unwahrsche<strong>in</strong>lich.
76 Der virtuelle Unfall<br />
3.5.5 Hypothetischer Fall<br />
Zielsetzung:<br />
Angenommen wird e<strong>in</strong> Anstoß von Dorsal. Es soll mit dieser <strong>Simulation</strong> gezeigt<br />
werden, dass mit dem Modell verschiedenste Szenarios durchgespielt werden<br />
können. Gr<strong>und</strong>lage war das Modell zu Fall 8. E<strong>in</strong>zig die Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Anf<strong>an</strong>gsbed<strong>in</strong>gungen<br />
für die Fahrzeugbewegung war nötig um zu simulieren, wie sich<br />
<strong>der</strong> Unfall entwickelt hätte, wenn <strong>der</strong> PKW noch e<strong>in</strong>e Eigendrehung vollzogen<br />
hätte. Dies zeigt, das das entwickelte Modell s<strong>in</strong>nvoll <strong>in</strong> <strong>der</strong> Unfallrekonstruktion<br />
<strong>und</strong> Analyse e<strong>in</strong>gesetzt werden k<strong>an</strong>n. Die Flächenkontakte s<strong>in</strong>d im jetzigen<br />
Entwicklungsst<strong>an</strong>d bereits <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage e<strong>in</strong>en Anstoß aus je<strong>der</strong> Richtung zu erkennen.<br />
Auch die Variation <strong>der</strong> Fahrzeuggeschw<strong>in</strong>digkeit führte bisl<strong>an</strong>g nicht zu<br />
Problemen.<br />
Dies zeigt, das die <strong>in</strong> Vorarbeiten durch die SIMPACK-<strong>in</strong>terne Beh<strong>an</strong>dlung von<br />
Kollisionen auftretenden Probleme mit dem hier vorgestellten Algorithmus nicht<br />
auftreten.<br />
K<strong>in</strong>ematik des Fahrzeugs:<br />
Es wurde <strong>an</strong>genommen, dass das Fahrzeug sich tr<strong>an</strong>slatorisch mit 10 m/s bewegt.<br />
Dies entspricht 36 km/h. Die Rotation des Fahrzeugs wurde mit 7.5 rad/s<br />
<strong>an</strong>genommen. Es wurde im Gegensatz zu den im vorigen beschriebenen <strong>Simulation</strong>en,<br />
bei denen e<strong>in</strong> rheonomes Gelenk das Fahrzeug (wie bei Schüszler [71]<br />
vorgeschlagen) zw<strong>an</strong>gsführte, e<strong>in</strong> pl<strong>an</strong>ares Gelenk verwendet. Dazu musste das<br />
Fahrzeug mit e<strong>in</strong>er realistischen Masse parametrisiert werden, die zu 1000 kg<br />
gewählt wurde. We<strong>der</strong> verlängerten sich die Integrationszeiten, noch kam es<br />
zu numerischen Problemen, weshalb dieses Vorgehen durchaus e<strong>in</strong>e Alternative<br />
darstellt.<br />
Bodenreaktionskraft:<br />
In diesem Modell ist die Bodenreaktionskraft aktiviert, so dass das Menschmodell<br />
auf dem Boden steht. Somit k<strong>an</strong>n <strong>in</strong> dieser <strong>Simulation</strong> auch untersucht<br />
werden, ob das eigenständige Stehen des Modells zu relev<strong>an</strong>ten Verän<strong>der</strong>ungen<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Simulation</strong> führt. Der primäre Gr<strong>und</strong>, weshalb <strong>in</strong> dieser <strong>Simulation</strong> e<strong>in</strong>e<br />
Bodenreaktionskraft verwendet wird, ist, dass das Modell sonst bei Variation <strong>der</strong><br />
Anf<strong>an</strong>gsbed<strong>in</strong>gungen <strong>der</strong> Fahrzeugbewegung nicht immer auf <strong>der</strong> selben Höhe<br />
zum Fahrzeug ist. Dies könnte zu Verfälschungen <strong>der</strong> Ergebnisse führen, wenn<br />
sich z.B. das Fahrzeug mit unterschiedlichen Geschw<strong>in</strong>digkeiten auf das Opfermodell<br />
zu bewegt, da das Modell d<strong>an</strong>n <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zeit bis zum Anprall verschieden<br />
weit gefallen wäre.
Der virtuelle Unfall 77<br />
Abb. 41: <strong>Simulation</strong>: Schleu<strong>der</strong>ndes Fahrzeug mit seitlichem Anprall (Ansicht I)
78 Der virtuelle Unfall<br />
Abb. 42: <strong>Simulation</strong>: Schleu<strong>der</strong>ndes Fahrzeug mit seitlichem Anprall (Ansicht II)
Der virtuelle Unfall 79<br />
Abb. 43: Unfall mit Überwurf des Opfers
80 Der virtuelle Unfall<br />
3.6 Bewertung<br />
3.6.1 Zusammenfassung <strong>der</strong> Ergebnisse<br />
Gezeigt wurde, dass die <strong>Simulation</strong> von realen Unfällen schon jetzt möglich ist, <strong>und</strong><br />
zu e<strong>in</strong>er sehr guten Übere<strong>in</strong>stimmung mit den Daten aus <strong>der</strong> Rekonstruktion führt.<br />
Anh<strong>an</strong>d e<strong>in</strong>er <strong>an</strong>f<strong>an</strong>gs auftretenden systematischen Abweichung von <strong>Simulation</strong>sergebnissen<br />
zu den Werten aus <strong>der</strong> Rekonstruktion, die auch mit Parametervariationen<br />
im s<strong>in</strong>nvollen Bereich nicht kompensiert werden konnten, wurde e<strong>in</strong> Flüchtigkeitsfehler<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Ableitung <strong>der</strong> <strong>in</strong> [6] verwendeten Formeln erkenntlich. Dies sei nur<br />
erwähnt, um aufzuzeigen, dass auch bei so m<strong>an</strong>cher Schwäche des Modells, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />
bei e<strong>in</strong>igen noch unzureichend bek<strong>an</strong>nten Parametern, das Modell <strong>in</strong> sich<br />
stimmig ist, <strong>und</strong> die Physik <strong>der</strong> Kollision zufriedenstellend wie<strong>der</strong>gibt.<br />
3.6.2 Beurteilung<br />
Das beschriebene Modell des PKW-Fußgänger-Unfalls stellt e<strong>in</strong>e konsequente Weiterentwicklung<br />
des bisher unter SIMPACK existierenden Modells [71] dar. Durch die<br />
stabile <strong>und</strong> flexible Kollisionsbeh<strong>an</strong>dlung k<strong>an</strong>n mit diesem Modell jetzt mit verschiedensten<br />
realistischen PKW-Oberflächen simuliert werden. Insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> komplette<br />
Überwurf bzw. Abwurf k<strong>an</strong>n bis zum Aufprall auf die Straße simuliert werden,<br />
was für sie Validierung <strong>und</strong> Weiterentwicklung des Modells e<strong>in</strong> wichtiger Faktor ist.<br />
Durch die <strong>Simulation</strong> e<strong>in</strong>er Reihe von gut rekonstruierten realen Unfällen soll <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Zukunft e<strong>in</strong> noch realistischeres Modell entstehen.<br />
Es ist somit e<strong>in</strong> Werkzeug entst<strong>an</strong>den, welches <strong>in</strong> <strong>der</strong> Unfallrekonstruktion ergänzend<br />
zu den konventionellen Rekonstruktionsmethoden e<strong>in</strong>gesetzt werden k<strong>an</strong>n.<br />
3.6.3 Ausblick<br />
Wünschenswert wäre es, von e<strong>in</strong>em Punkt-zu-Punkt-Kontakt zu e<strong>in</strong>er durch das<br />
deformierte Volumen def<strong>in</strong>ierten Kontaktkraft überzugehen. Es ist zu prüfen, ob<br />
mit vertretbarem Aufw<strong>an</strong>d, vielleicht mit Hilfe deformierbarer Netze, e<strong>in</strong> schneller<br />
Algorithmus entwickelt werden k<strong>an</strong>n, ohne <strong>in</strong> den Bereich von FEM-Methoden<br />
e<strong>in</strong>zudr<strong>in</strong>gen.<br />
E<strong>in</strong> weiterer Punkt, <strong>an</strong> dem das Modell verbessert werden sollte, ist die Beschreibung<br />
<strong>der</strong> Gelenkeigenschaften. Zu klären wäre, wie die realen Versteifungen <strong>und</strong><br />
Dämpfungen beim St<strong>an</strong>d vorliegen. Hier wären eventuell Modelle zur St<strong>an</strong>dkontrolle<br />
dienlich, aus denen die Muskelversp<strong>an</strong>nungen abgeleitet werden könnten. So<br />
könnten die Versteifungen <strong>in</strong> physiologisch s<strong>in</strong>nvolle Bereiche e<strong>in</strong>gegrenzt werden.<br />
In diesem Zusammenh<strong>an</strong>g ist weiter unklar, wie schnell <strong>der</strong> Bewegungsapparat erschlafft,<br />
o<strong>der</strong> ob sogar reflexive Mech<strong>an</strong>ismen beim Aufprall, o<strong>der</strong> <strong>in</strong> Erwartung<br />
dessen, e<strong>in</strong>e zusätzliche Versteifung verursachen. Auch liegen stark unterschiedliche<br />
Steifigkeiten <strong>in</strong> <strong>und</strong> außerhalb <strong>der</strong> physiologischen Bewegungsbereiche vor. Durch
Der virtuelle Unfall 81<br />
Frakturen bekommt das System zusätzliche Freiheitsgrade. Diesen Tatsachen sollte<br />
<strong>in</strong> späteren Modellen Rechnung getragen werden.<br />
Die Gelenkw<strong>in</strong>kelbegrenzungen könnten durch die Realisierung über B<strong>an</strong>dstrukturen<br />
physiologisch s<strong>in</strong>nvoller parametrisiert werden. Bisl<strong>an</strong>g werden hauptsächlich<br />
re<strong>in</strong> elastische Anschläge verwendet, was aber bei <strong>der</strong> d<strong>an</strong>n nötigen Steifigkeit zu<br />
unrealistischen Prellvorgängen, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e beim Kopf<strong>an</strong>prall führen k<strong>an</strong>n (wie bei<br />
Fall 24 zu beobachten). In <strong>der</strong> aktuellen Modellierung ist e<strong>in</strong>e Dämpfung im Gelenk<strong>an</strong>schlag<br />
vorgesehen, unklar ist aber die qu<strong>an</strong>titative Beschreibung.<br />
Ferner könnte das Modell durch e<strong>in</strong> realistisches Reibungsmodell verbessert werden,<br />
was aber mit <strong>der</strong> Methodik <strong>der</strong> Bewegten Marker moment<strong>an</strong> nicht optimal zu<br />
vere<strong>in</strong>baren ist. Für e<strong>in</strong>e realistische Reibung müsste die Nachführung <strong>der</strong> Marker<br />
modifiziert werden, die E<strong>in</strong>nahme neuer Positionen müsste mit e<strong>in</strong>er gewissen Verzögerung<br />
erfolgen, so dass die resultierende Kraft <strong>der</strong> gewünschten Reibung entspricht.<br />
Dies steht aber <strong>in</strong> engem Kontext zu e<strong>in</strong>er Erweiterung <strong>der</strong> Kontaktmodellierung auf<br />
e<strong>in</strong>en Volumenkontakt.<br />
Das Modell ist im jetzigen St<strong>an</strong>d zwar mit Schwabbelmassen ausgelegt, ihre Freiheitsgrade<br />
s<strong>in</strong>d moment<strong>an</strong> aber noch gesperrt. Erst wenn sich die noch unsicheren<br />
Parameter genauer e<strong>in</strong>grenzen lassen, wird es s<strong>in</strong>nvoll mit Schwabbelmassenbewegungen<br />
zu simulieren.<br />
Durch den Abgleich des bisher bestehenden Modells mit realistischen Unfalldaten<br />
sollte geklärt werden, welche dieser Punkte von hoher Relev<strong>an</strong>z s<strong>in</strong>d, <strong>und</strong> entsprechende<br />
Verbesserungen des Modells erfor<strong>der</strong>lich machen.
82 H<strong>an</strong>d Arm System<br />
4 Anwendung: Das H<strong>an</strong>d-Arm-System<br />
Im Folgenden soll als weiteres Anwendungsbeispiel des Menschmodells das Verhalten<br />
des H<strong>an</strong>d-Arm-Systems bei E<strong>in</strong>leitung von Vibrationen untersucht werden. Es<br />
wurden hierbei MKS-Modelle unter SIMPACK <strong>und</strong> ADAMS erstellt. Das Haupt<strong>an</strong>liegen<br />
war, das Verständnis für die komplexen Zusammenhänge zu vertiefen, die<br />
das Verhalten des menschlichen H<strong>an</strong>d-Arm-Systems bei E<strong>in</strong>leitung von Vibrationen<br />
festlegen.<br />
Es sollte mit diesen Studien e<strong>in</strong> Modell erstellt werden, welches durch Messdaten<br />
validiert werden k<strong>an</strong>n. Nach <strong>an</strong>fänglichen <strong>Simulation</strong>en mit dem SIMPACK-Modell<br />
wurde e<strong>in</strong> Modell unter ADAMS realisiert. So konnte e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>druck <strong>der</strong> Unterschiede<br />
bei<strong>der</strong> Programme erarbeitet werden. Die automatisierte Modellerstellung wurde<br />
<strong>an</strong>h<strong>an</strong>d dieses Anwendungsbeispiels entwickelt <strong>und</strong> getestet. Es wurden Parametervariationen<br />
<strong>der</strong> relev<strong>an</strong>ten Parameter durchgeführt, um die <strong>in</strong>neren Zusammenhänge<br />
aufzuzeigen.<br />
Abb. 44: Shakerversuch: Anordnung <strong>und</strong> Koord<strong>in</strong>aten (aus [47] entnommen)<br />
4.1 St<strong>an</strong>d <strong>der</strong> Forschung: H<strong>an</strong>d-Arm-System<br />
Der Untersuchung <strong>der</strong> Auswirkung von e<strong>in</strong>geleiteten mech<strong>an</strong>ischen Vibrationen auf<br />
den menschlichen Körper wird <strong>in</strong> vielen Bereichen <strong>der</strong> mediz<strong>in</strong>ischen Wissenschaft<br />
hohe Aufmerksamkeit entgegengebracht. Gerade im Bezug auf ges<strong>und</strong>heitliche Ri-
HAS: St<strong>an</strong>d <strong>der</strong> Forschung 83<br />
siken für Bediener von vibrations<strong>in</strong>duzierenden Werkzeugen ist die Untersuchung<br />
<strong>der</strong> Kr<strong>an</strong>kheitsbil<strong>der</strong>, die unter <strong>der</strong> Bezeichnung ” VWS (Vibration White F<strong>in</strong>ger)“<br />
o<strong>der</strong> ” Raynaudsyndrome“ bek<strong>an</strong>nt s<strong>in</strong>d, unter vielfältigen Gesichtspunkten betrieben<br />
worden.<br />
Um Prüfstände auszulegen bzw. <strong>Simulation</strong>smodelle zu erstellen, welche das Verhalten<br />
des H<strong>an</strong>d-Arm-Systems valid reproduzieren, wurden vielfach Messungen des<br />
Frequenzg<strong>an</strong>gs <strong>der</strong> Imped<strong>an</strong>z 12 <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Raumrichtung mittels Shakerversuch (Abbildung<br />
44) durchgeführt <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Ergebnisse statistisch ausgewertet. Die gewonnenen<br />
Kurven mündeten <strong>in</strong> Normen <strong>und</strong> Normvorschläge [4, 5]. Es wurden verschiedentlich<br />
Versuche unternommen, die freie Imped<strong>an</strong>z des HAS 13 mittels Schw<strong>in</strong>gerketten<br />
zu reproduzieren. Die Resultate waren meist re<strong>in</strong> abstrakte Massenverteilungen<br />
auf mehrere Körper. Die erhaltenen Massen lassen sich jedoch nur schwer den<br />
entsprechenden Körperteilen zuordnen. Selten f<strong>in</strong>den sich biomech<strong>an</strong>isch motivierte<br />
HAS-Modelle [23].<br />
4.1.1 Norm<br />
In dem Normvorschlag [5] wird e<strong>in</strong>e Drei-Massen-Schw<strong>in</strong>gerkette vorgeschlagen, mit<br />
<strong>der</strong> unter Verwendung <strong>der</strong> <strong>in</strong> Tabelle 5 aufgeführten Parameter zuverlässig gemessene<br />
Imped<strong>an</strong>zen des H<strong>an</strong>d-Arm-Systems nachgebildet werden können. Der Dreimassenschw<strong>in</strong>ger<br />
ist <strong>in</strong> Abbildung 45 dargestellt.<br />
Der Normvorschlag gibt R<strong>an</strong>dbed<strong>in</strong>gungen vor, die die Arbeitshaltung, wirkende<br />
Beschleunigungen, den Frequenzbereich <strong>der</strong> Anregung (10 Hz bis 500 Hz), Andruck<strong>und</strong><br />
Greifkraft sowie den Griffradius e<strong>in</strong>grenzen. Über die Griffmasse wird h<strong>in</strong>gegen<br />
ke<strong>in</strong>e Aussage getroffen.<br />
12 Imped<strong>an</strong>ce(ν) = velocity(ν)/force(ν)<br />
13 HAS: H<strong>an</strong>d-Arm-System<br />
Parameter E<strong>in</strong>heit x-Richtung x-Richtung x-Richtung<br />
m1 kg 0.03 0.01 0.03<br />
m2 kg 0.5 0.4 0.7<br />
m3 kg 3 3 3<br />
k1 N/m 4400 27000 5000<br />
k2 N/m 130 300 30000<br />
k3 N/m 1600 6400 2500<br />
c1 Ns/m 210 70 230<br />
c2 Ns/m 20 50 380<br />
c3 Ns/m 10 30 30<br />
Tabelle 5: Parameter für das Schw<strong>in</strong>gungsmodell des H<strong>an</strong>d-Arm-Systems (nach [5])
84 HAS: St<strong>an</strong>d <strong>der</strong> Forschung<br />
m 1<br />
k c<br />
1 1<br />
m 2<br />
k c<br />
2 2<br />
m 3<br />
k c<br />
3 3<br />
¡ ¡ ¡ ¡ ¡ ¡ ¡ ¡ ¡ ¡ ¡ ¡ ¡ ¡ ¡ ¡ ¡<br />
¡ ¡ ¡ ¡ ¡ ¡ ¡ ¡ ¡ ¡ ¡ ¡ ¡ ¡ ¡ ¡ ¡<br />
Abb. 45: Drei-Massen-Schw<strong>in</strong>gungsmodell des H<strong>an</strong>d-Arm-Systems (nach [5])<br />
4.1.2 Wirkung von Vibrationen auf den Bediener<br />
Es soll <strong>an</strong> dieser Stelle erwähnt werden, dass sich dieses Kapitel gänzlich auf die<br />
Untersuchung <strong>der</strong> mech<strong>an</strong>ischen Wirkung des Bedieners auf die Masch<strong>in</strong>e bezieht.<br />
E<strong>in</strong>en Rückschluss auf die Wirkung <strong>der</strong> Vibrations<strong>in</strong>duktion auf den Bediener k<strong>an</strong>n<br />
m<strong>an</strong> aus jetziger Sicht <strong>der</strong> D<strong>in</strong>ge nicht ziehen. Obwohl mit e<strong>in</strong>em validen Modell<br />
vorsichtige Abschätzungen des Übertragungsverhaltens möglich wären, ist gerade<br />
<strong>an</strong>gesichts <strong>der</strong> bisl<strong>an</strong>g vorliegenden Studien aus den verschiedensten mediz<strong>in</strong>ischen<br />
Fachbereichen nicht ersichtlich, welche Erkenntnisrückschlüsse m<strong>an</strong> hieraus ziehen<br />
könnte. Erst wenn durch mediz<strong>in</strong>ische Untersuchungen e<strong>in</strong>deutige Schädigungsmech<strong>an</strong>ismen<br />
identifiziert werden, ist m<strong>an</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage, diese <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em biomech<strong>an</strong>ischen<br />
Modell zu berücksichtigen. Moment<strong>an</strong> stehen nur die gängigen Normen als Kriterium<br />
zur Abschätzung <strong>der</strong> ges<strong>und</strong>heitlichen Risiken zur Verfügung. Gleichwohl k<strong>an</strong>n dies<br />
jedoch helfen zu bewerten, wie sich die Situation darstellt, falls die <strong>Simulation</strong>sergebnisse<br />
e<strong>in</strong>e starke Kopplung unter den Raumachsen erwarten lassen. Falls es gelänge,<br />
die Energiedissipation <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen betroffenen Regionen abzuschätzen, könnte<br />
dies eventuell Anhaltspunkte für e<strong>in</strong>e Identifikation <strong>der</strong> Schädigungsmech<strong>an</strong>ismen<br />
liefern.
HAS: St<strong>an</strong>d <strong>der</strong> Forschung 85<br />
4.1.3 Vorh<strong>an</strong>dene Datenquellen<br />
In <strong>der</strong> e<strong>in</strong>schlägigen Literatur (z.B. Proceed<strong>in</strong>gs [3]), die hier nicht geson<strong>der</strong>t aufgeschlüsselt<br />
werden soll, da <strong>der</strong> Schwerpunkt des Projektes nicht auf dem Bereich <strong>der</strong><br />
Arbeitsmediz<strong>in</strong> liegt, f<strong>in</strong>den sich e<strong>in</strong>e Vielfalt von Daten <strong>und</strong> Grenzwerten zu <strong>der</strong><br />
Thematik ” Schädigung durch Vibration“. Im Allgeme<strong>in</strong>en lassen sich die Veröffentlichungen<br />
<strong>in</strong> folgendes Schema unterglie<strong>der</strong>n:<br />
⋄ Feldstudien (z.B. Forstarbeiter)<br />
⋄ mediz<strong>in</strong>ische Untersuchungen (vaskuläre, muskuläre o<strong>der</strong> neurologische Faktoren,<br />
vegetatives Nervensystem)<br />
⋄ Grenzwerte aus Feldstudien<br />
⋄ technische Maßnahmen, um die Grenzwerte zu unterschreiten<br />
Die Hauptaussage dieser Studien ist, wenn auch nicht unumstritten, z.B. [60], dass<br />
die Schwere <strong>der</strong> Schädigung durch L<strong>an</strong>gzeitbelastung durch Vibration mittels Dosen<strong>an</strong>gaben<br />
<strong>und</strong> bewerteten Beschleunigungen vorausgesagt werden k<strong>an</strong>n. Noch weitgehend<br />
unbeh<strong>an</strong>delt ist hier <strong>der</strong> E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Energiedissipation im System [12, 76],<br />
da diese Größe <strong>in</strong> vivo nur grob gemessen werden k<strong>an</strong>n. In <strong>Simulation</strong>en ist diese<br />
Größe noch nicht beh<strong>an</strong>delt worden.<br />
Es gibt e<strong>in</strong>ige Ansätze, die versuchen, das H<strong>an</strong>d-Arm-System <strong>in</strong> <strong>Simulation</strong>en zu<br />
<strong>an</strong>alysieren. Die Normierungsgremien vertreten, motiviert durch vor<strong>an</strong>geg<strong>an</strong>gene<br />
Studien, zur Zeit die Me<strong>in</strong>ung, dass das System als vollständig separierbar <strong>an</strong>genommen<br />
werden darf, was bedeutet, dass m<strong>an</strong> e<strong>in</strong> geson<strong>der</strong>tes Modell für jede <strong>der</strong><br />
drei Raumrichtungen erstellen k<strong>an</strong>n [4, 5]. Solche Schw<strong>in</strong>gerketten (Schema wie <strong>in</strong><br />
Abb. 45) werden z.B. <strong>in</strong> [54, 49] beschrieben. Diese Modelle s<strong>in</strong>d teilweise une<strong>in</strong>heitlich<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Beh<strong>an</strong>dlung <strong>der</strong> Shakermasse.<br />
4.1.4 Admitt<strong>an</strong>ztensor<br />
Es ist üblich, die Schw<strong>in</strong>gungseigenschaften e<strong>in</strong>es mech<strong>an</strong>ischen Systems <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d<br />
se<strong>in</strong>es Verhaltens bei E<strong>in</strong>leitung von Kräften <strong>in</strong> bestimmten Frequenzbän<strong>der</strong>n zu<br />
klassifizieren. Wenn m<strong>an</strong> wenig über die <strong>in</strong>neren Strukturen e<strong>in</strong>es schw<strong>in</strong>gfähigen<br />
Systems weiß, k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> es sich als Blackbox vorstellen. Lässt m<strong>an</strong> auf e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>leitungspunkt<br />
e<strong>in</strong>e frequenzabhängige Kraftamplitude Fi(ν) wirken, wird dieser mit<br />
e<strong>in</strong>er Verschiebung ri(ν) <strong>an</strong>tworten. Aus dieser Verschiebung lässt sich natürlich<br />
auch die Geschw<strong>in</strong>digkeit ˙ri(ν) <strong>und</strong> Beschleunigung ¨ri(ν) ableiten, wobei es am gebräuchlichsten<br />
ist die Beschleunigung zu messen. Misst m<strong>an</strong> nun die Kraft <strong>und</strong> die<br />
Beschleunigung am äußeren R<strong>an</strong>d des Systems, erhält m<strong>an</strong> e<strong>in</strong>e frequenzabhängige<br />
Größe (z.B. mdyn(ν) = Fi(ν)<br />
). Im Pr<strong>in</strong>zip darf m<strong>an</strong> sie sich als die dynamische Masse<br />
¨ri(ν)<br />
des Systems vorstellen. In <strong>der</strong> Abbildung 46 s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>ige Grenzfälle unterschieden.
86 HAS: St<strong>an</strong>d <strong>der</strong> Forschung<br />
Gebräuchlicher ist es jedoch [54], den Kehrwert <strong>der</strong> dynamischen Masse <strong>an</strong>zugeben<br />
- die Admitt<strong>an</strong>z A:<br />
Ai,j = ¨ri<br />
Fj<br />
Es ergibt sich also folgen<strong>der</strong> Zusammenh<strong>an</strong>g:<br />
¨ri = �<br />
i<br />
Ai,j ∗ Fj<br />
Der Tensor Ai,j ist per Def<strong>in</strong>ition jedoch nicht diagonal, son<strong>der</strong>n k<strong>an</strong>n theoretisch<br />
auch E<strong>in</strong>träge <strong>in</strong> allen Nebendiagonalelementen haben. Bisl<strong>an</strong>g gültige Normen <strong>und</strong><br />
Ersatzmodelle berücksichtigen diese Tatsache jedoch nicht. Gleichwohl existieren<br />
H<strong>in</strong>weise darauf, dass das System nicht vollständig entkoppelt ist [78].<br />
Alle weiteren üblichen Imped<strong>an</strong>zgrößen [40] können <strong>in</strong>e<strong>in</strong><strong>an</strong><strong>der</strong> umgerechnet werden,<br />
<strong>und</strong> liefern e<strong>in</strong>e äquivalente Information. Die Admitt<strong>an</strong>z hat jedoch die <strong>an</strong>genehme<br />
Eigenschaft, dass sie bei hohen Frequenzen, wenn das HAS vollständig entkoppelt,<br />
gegen e<strong>in</strong>en konst<strong>an</strong>ten Grenzwert konvergiert, dem Kehrwert <strong>der</strong> dynamischen Masse<br />
des Starrkörpers. Hierdurch erhält m<strong>an</strong> also <strong>in</strong> je<strong>der</strong> Frequenzb<strong>an</strong>d<strong>an</strong>alyse e<strong>in</strong>e<br />
Validierung <strong>und</strong> Kontrolle des Messaufbaus.<br />
Abb. 46: Admitt<strong>an</strong>z <strong>und</strong> dynamische Masse: a) Freier Starrkörper, b) Schw<strong>in</strong>gfähiges<br />
System c) Ersatzvorstellung dynamische Masse d) Vollständig entkoppelt (hohe<br />
Frequenz)
HAS: St<strong>an</strong>d <strong>der</strong> Forschung 87<br />
4.1.5 <strong>Simulation</strong>smodelle als virtueller Prüfst<strong>an</strong>d<br />
Der Prüfst<strong>an</strong>d, <strong>und</strong> <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Verallgeme<strong>in</strong>erung das <strong>Simulation</strong>smodell, bietet gegenüber<br />
<strong>der</strong> Testreihe mit Prob<strong>an</strong>den den Vorteil, die ges<strong>und</strong>heitliche Belastung<br />
<strong>der</strong> Prob<strong>an</strong>den zu m<strong>in</strong>imieren. Außerdem ist e<strong>in</strong> <strong>Simulation</strong>smodell o<strong>der</strong> Prüfst<strong>an</strong>d<br />
wesentlich besser <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage, reproduzierbare Ergebnisse zu liefern. E<strong>in</strong> Bediener<br />
unterliegt immer se<strong>in</strong>er Tagesform, er lernt bei Wie<strong>der</strong>holungsmessungen h<strong>in</strong>zu , er<br />
ermüdet im Laufe <strong>der</strong> Messungen <strong>und</strong> er hält die R<strong>an</strong>dbed<strong>in</strong>gungen nicht konst<strong>an</strong>t<br />
(Andruckkraft, Greifkraft o<strong>der</strong> Versp<strong>an</strong>nungszust<strong>an</strong>d <strong>der</strong> Muskulatur, um die wesentlichen<br />
Faktoren zu nennen). E<strong>in</strong> Beispiel für e<strong>in</strong> <strong>Simulation</strong>smodell, das HAS<br />
<strong>und</strong> Masch<strong>in</strong>e gekoppelt rechnet, ist <strong>in</strong> [68] beschrieben. E<strong>in</strong> valides <strong>Simulation</strong>smodell<br />
k<strong>an</strong>n den Umf<strong>an</strong>g von Messreihen <strong>und</strong> Studien wesentlich reduzieren helfen, da<br />
es bereits erste Anhaltspunkte für die Pl<strong>an</strong>ung von Experimenten liefern k<strong>an</strong>n. Ferner<br />
k<strong>an</strong>n es unter Umständen auch bei <strong>der</strong> Konzeption neuer Prüfstände H<strong>in</strong>weise<br />
zur Auslegung <strong>und</strong> Pl<strong>an</strong>ung liefern, o<strong>der</strong> Prüfstände sogar schlicht ersetzen. Falls es<br />
nötig ist, k<strong>an</strong>n es, unter <strong>der</strong> Voraussetzung <strong>der</strong> Realisierbarkeit e<strong>in</strong>es echtzeitfähigen<br />
Modells, bei <strong>der</strong> Regelung aktiver <strong>und</strong> semi-aktiver Prüfstände e<strong>in</strong>gesetzt werden<br />
[7, 35].<br />
4.1.6 Vorarbeiten / Quellen<br />
Es wurden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Verg<strong>an</strong>genheit <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit Industriepartnern biomech<strong>an</strong>ische<br />
<strong>Simulation</strong>en <strong>und</strong> Messungen zum Themenbereich Werkzeug <strong>und</strong> H<strong>an</strong>d-<br />
Arm-System <strong>in</strong> unserer Arbeitsgruppe durchgeführt (z.B. [36, 50]). Seit dem damaligen<br />
St<strong>an</strong>d hat sich die Soft- <strong>und</strong> Hardware stark weiterentwickelt. Die Modelle,<br />
die untersucht wurden hatten nur e<strong>in</strong>geschränkte Aussagekraft, da sie zweidimensional<br />
ausgelegt waren, <strong>und</strong> Messung wie <strong>Simulation</strong> nur bei wenigen festen Frequenzen<br />
stattf<strong>an</strong>d. Im Bereich <strong>der</strong> G<strong>an</strong>zkörpermodelle aus dem weitläufigen Umfeld<br />
von Fahrkomfort<strong>an</strong>alysen f<strong>in</strong>den sich e<strong>in</strong>ige biomech<strong>an</strong>ische Ansätze. Der Fokus liegt<br />
hier aber auf den bei niedrigen Frequenzen liegenden Moden, die überwiegend aus<br />
dem Torso-Kopf-System resultieren (z.B. [53, 24]). In [23] wird e<strong>in</strong> biomech<strong>an</strong>isches<br />
2-d-Modell des HAS beschrieben, welches sogar e<strong>in</strong>e Art ” Schwabbelmasse“ <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
H<strong>an</strong>d berücksichtigt.<br />
E<strong>in</strong> 3D-<strong>Simulation</strong>smodell des HAS zur Analyse <strong>der</strong> Reaktionen auf Vibrationse<strong>in</strong>leitung<br />
wurde <strong>in</strong> <strong>der</strong> biomech<strong>an</strong>ischen Literatur bisher nicht beschrieben.<br />
4.1.7 Geeignete Messmethoden<br />
Allgeme<strong>in</strong> k<strong>an</strong>n gesagt werden, dass nur Reaktionskräfte, also die Kräfte zwischen<br />
Mensch <strong>und</strong> Umgebung, <strong>in</strong> diesem Fall e<strong>in</strong> Werkzeug o<strong>der</strong> Shakergriff, verlässlich gemessen<br />
werden können. Die nicht-<strong>in</strong>vasive Ableitung von Beschleunigungen ist h<strong>in</strong>gegen<br />
wesentlich schwieriger zu bewerkstelligen. Als Hauptfehlerquellen s<strong>in</strong>d hier die
88 HAS: St<strong>an</strong>d <strong>der</strong> Forschung<br />
Verschiebung <strong>der</strong> Haut gegen das tiefliegende Gewebe o<strong>der</strong> die Bee<strong>in</strong>flussung durch<br />
die Masse <strong>der</strong> Beschleunigungsaufnehmer sowie weitere unerfreuliche Eigenarten,<br />
z.B. Temperaturdrift, <strong>der</strong> Aufnehmer zu nennen. Es gibt e<strong>in</strong>ige wenige Beschreibungen<br />
<strong>in</strong>vasiver Messmethoden, die aber <strong>in</strong> Deutschl<strong>an</strong>d aus ethischen Beweggründen<br />
<strong>in</strong>diskutabel s<strong>in</strong>d (z.B. Verschraubung <strong>der</strong> Beschleunigungsaufnehmer mit Knochen<br />
o<strong>der</strong> E<strong>in</strong>weben von Dehnungsmessstreifen <strong>in</strong> Sehnen). E<strong>in</strong>e masselose Beschleunigungsabtastung,<br />
hier sei die Laser<strong>in</strong>terferometrie als Stichwort gen<strong>an</strong>nt [12], wäre<br />
wahrsche<strong>in</strong>lich realisierbarer, wenngleich auch hier die Eigendynamik <strong>der</strong> Oberflächenwellen<br />
auf <strong>der</strong> Haut eventuell Fehler e<strong>in</strong>streuen könnte. E<strong>in</strong>e Erfassung <strong>der</strong><br />
Greifkräfte [14] o<strong>der</strong> Druckverhältnisse [34] am Griff könnte Anhaltspunkte zu Lage<br />
<strong>und</strong> Art <strong>der</strong> Kopplung zwischen H<strong>an</strong>d <strong>und</strong> Griff liefern. Diese Messungen könnten<br />
auch getrennt von den Messungen <strong>der</strong> Admitt<strong>an</strong>z erfolgen, damit die Admitt<strong>an</strong>zmessung<br />
nicht durch zusätzliche Dynamik gestört wird. Die statischen Messungen<br />
würden die Entwicklung e<strong>in</strong>er verbesserten Modellierung des Greifens bereits unterstützen.<br />
In [40, 54] wird e<strong>in</strong> Messaufbau zur Ermittlung <strong>der</strong> Admitt<strong>an</strong>z beschrieben. Hierbei<br />
wird die Kraft zwischen Messgriff <strong>und</strong> Shaker, sowie die Beschleunigung des<br />
Messgriffs gemessen. Letztlich ist dies aus biomech<strong>an</strong>ischer Sicht e<strong>in</strong>e sehr <strong>in</strong>direkte<br />
Messung, wird hier ja nur die zusätzlich zum Shakergriff wirkende, durch das HAS<br />
e<strong>in</strong>gekoppelte Imped<strong>an</strong>z gemessen. Bei diesem Messverfahren wird also sozusagen<br />
vom Griff e<strong>in</strong>wärts <strong>in</strong> das HAS sondiert. Das bedeutet für die Validierung e<strong>in</strong>es<br />
Modells, dass die Modellfehler vom Griff e<strong>in</strong>wärts Richtung Schulter zunehmen werden,<br />
da m<strong>an</strong> ke<strong>in</strong>e weiteren Validierungsstützpunkte im HAS ableitet. Bed<strong>in</strong>gt durch<br />
die Fehlerfortpfl<strong>an</strong>zung wird die Prediktionsgüte also ” nach oben“ immer schlechter.<br />
Aus E<strong>in</strong>g<strong>an</strong>gs erwähnten Gründen ist das Vorgehen aber dennoch s<strong>in</strong>nvoll, da diese<br />
Messung letztlich präziser se<strong>in</strong> dürfte als Messungen am lebenden Gewebe. Wenn<br />
es gelänge, zusätzlich zu dieser Messung weitere Beschleunigungsmessungen auf <strong>der</strong><br />
Seite des HAS zu machen, könnte dies zu tieferem Modellverständnis verhelfen, falls<br />
die Messungen e<strong>in</strong>en ausreichenden Informationsgehalt hätten. E<strong>in</strong> Schwachpunkt<br />
bei vielen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Literatur beschriebenen Shakermessungen <strong>der</strong> Imped<strong>an</strong>z des HAS<br />
ist, dass jeweils nur e<strong>in</strong>e Raumrichtung isoliert gemessen wurde. Mit solchen Messungen<br />
k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> nicht auflösen, ob die Raumrichtungen entkoppeln o<strong>der</strong> nicht.<br />
E<strong>in</strong>e gleichzeitige Messung <strong>der</strong> 6 Freiheitsgrade ist zur Validierung unabd<strong>in</strong>gbar. In<br />
[78] wird e<strong>in</strong>e entsprechende Messung beschrieben, welche e<strong>in</strong>e Kopplung unter den<br />
Raumachsen belegte.<br />
Ist bei e<strong>in</strong>em Messaufbau mit e<strong>in</strong>em Freiheitsgrad des Messgriffs <strong>und</strong> Anregung <strong>in</strong><br />
z-Richtung e<strong>in</strong>e komplexe Admitt<strong>an</strong>z, also Betrag <strong>und</strong> Phase, auszuwerten, fallen<br />
bei e<strong>in</strong>em freien Messgriff <strong>und</strong> Anregung aller 6 Freiheitsgrade jedoch 72 Kurven <strong>an</strong>,<br />
was die Auswertung am Modell sehr zeitaufwändig macht.
HAS: Topologie <strong>der</strong> Modelle 89<br />
4.2 Modell des H<strong>an</strong>d-Arm-Systems<br />
Unabhängig von <strong>der</strong> nachher gewählten Implementation <strong>in</strong> ADAMS o<strong>der</strong> SIMPACK<br />
ist die benötigte Modellstruktur geeignet zu wählen. Es muss e<strong>in</strong> möglichst e<strong>in</strong>faches<br />
Modell erstellt werden, welches jedoch alle relev<strong>an</strong>ten Validierungskriterien erfüllen<br />
k<strong>an</strong>n.<br />
4.2.1 Segmente<br />
Das im folgenden entst<strong>an</strong>dene reduzierte Modell für das System aus Arm <strong>und</strong> Messgriff<br />
besteht aus 7 Starrkörpern, wie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Abbildung 47 verdeutlicht wird:<br />
⋄ Oberarm Skelett<strong>an</strong>teil <strong>und</strong> Weichteil<br />
⋄ Unterarm Skelett<strong>an</strong>teil <strong>und</strong> Weichteil<br />
⋄ H<strong>an</strong>d Skelett<strong>an</strong>teil <strong>und</strong> Weichteil<br />
⋄ Griff<br />
Es s<strong>in</strong>d jedoch noch weitere Körper <strong>in</strong> den Modellen realisiert, um den zweiarmigen<br />
Anwendungsfall adäquat beh<strong>an</strong>deln zu können, <strong>und</strong> zwar Brustkorb, Nacken <strong>und</strong><br />
Kopf. Sie s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> dem S<strong>in</strong>ne nicht als relev<strong>an</strong>te Körper zu betrachten. Die Parametersicherheit<br />
<strong>der</strong> hier gewählten Parameter ist als sehr niedrig <strong>an</strong>zusehen. Diese<br />
Körper erhöhen <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie die Anschaulichkeit des Modells <strong>in</strong> <strong>der</strong> Visualisierung.<br />
Gleichwohl können hier auch <strong>Simulation</strong>en H<strong>in</strong>weise liefern, welche dem Design of<br />
Experiments dienen könnten. Somit ergibt sich für das Modell e<strong>in</strong>e Starrkörper<strong>an</strong>zahl<br />
von maximal 16. Die Skelett<strong>an</strong>teile H<strong>an</strong>d, Unterarm, Oberarm <strong>und</strong> Thorax s<strong>in</strong>d<br />
durch Kugelgelenke mite<strong>in</strong><strong>an</strong><strong>der</strong> verb<strong>und</strong>en. Die Schwabbelmassen s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>zig durch<br />
Kraftelemente <strong>an</strong> den jeweiligen Knochen <strong>an</strong>gekoppelt.<br />
4.2.2 Gelenke<br />
Bei <strong>der</strong> Wahl <strong>der</strong> Gelenkstruktur des Modells stößt m<strong>an</strong> beim H<strong>an</strong>d-Arm-System auf<br />
e<strong>in</strong>ige Schwierigkeiten. Die Realisierungen (Nr.1 bis Nr.4) s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Tab. 6 aufgeführt.<br />
Bei genauer Betrachtung <strong>der</strong> realen <strong>und</strong> <strong>der</strong> mit den jeweiligen Modellierungen erreichbaren<br />
Freiheitsgrade bemerkt m<strong>an</strong>, dass Realisierung Nr. 1 unstimmig ist <strong>und</strong><br />
e<strong>in</strong> solches Modell mit <strong>der</strong> H<strong>an</strong>d ke<strong>in</strong>e Rotation um die Unterarmachse 14 ausführen<br />
k<strong>an</strong>n.<br />
Die nächste Verfe<strong>in</strong>erung ist es, das H<strong>an</strong>dgelenk als Kugelgelenk auszulegen. Hierbei<br />
hat m<strong>an</strong> im Pr<strong>in</strong>zip alle wesentlichen Freiheitsgrade abgebildet. Bei genauerer<br />
Betrachtung <strong>der</strong> H<strong>an</strong>drotation im Rahmen des oben beschriebenen Ged<strong>an</strong>kenexperiments<br />
fällt jedoch auf, dass die Rotation <strong>in</strong>nerhalb des Unterarms zu erfolgen<br />
14 PS-Bewegung , Pronation/Sup<strong>in</strong>ation
90 HAS: Topologie <strong>der</strong> Modelle<br />
Abb. 47: Die Starrkörper <strong>und</strong> Gelenke des H<strong>an</strong>d-Arm-Modells<br />
sche<strong>in</strong>t. Der Gr<strong>und</strong> erschließt sich e<strong>in</strong>em bei Betrachtung <strong>der</strong> Abbildung 48. Die<br />
Rotation folgt aus <strong>der</strong> komplexen Gelenkgeometrie <strong>der</strong> beiden Unterarmknochen<br />
[84, 66]. Pr<strong>in</strong>zipiell wäre es also <strong>an</strong>gemessen, den Unterarm aus m<strong>in</strong>destens drei<br />
Körpern zu bilden: Elle, Speiche <strong>und</strong> Unterarmweichteil. Dieses Vorgehen br<strong>in</strong>gt<br />
aber etliche Komplikationen, so zum Beispiel geschlossene k<strong>in</strong>ematische Ketten, mit<br />
sich. Die E<strong>in</strong>stellung <strong>der</strong> Segmenthaltung lässt sich so nicht mehr <strong>in</strong> dem S<strong>in</strong>ne <strong>in</strong>tuitiv<br />
zugänglich vornehmen wie im e<strong>in</strong>facheren Fall des zweiteiligen Unterarms. Auch<br />
die E<strong>in</strong>stellung <strong>der</strong> Gelenksteifigkeit ist so erschwert, m<strong>an</strong> müsste bei diesem Vorgehen<br />
auch die Muskulatur mit modellieren. Diese Modellvari<strong>an</strong>te ist aber <strong>in</strong> dem<br />
vorgesehenen Zeitrahmen nicht zu realisieren gewesen. Die korrekte Modellierung<br />
von Muskelstrukturen erfor<strong>der</strong>t zudem Züge mit Umlenkgeometrie [16], was <strong>in</strong> den<br />
beiden Plattformen SIMPACK <strong>und</strong> ADAMS nicht verfügbar ist. Inwieweit mit dem<br />
Toolkit ” Virtual Muscle“ [17] e<strong>in</strong>e ausreichend genaue Modellierung möglich wäre ist<br />
ungewiss 15 . Die Abweichung zur Realität, die <strong>in</strong> dem Modell durch die Vere<strong>in</strong>fachung<br />
auf drei Kugelgelenke im Arm resultiert, wird am stärksten schnelle PS-Bewegungen<br />
betreffen [84]. Bezüglich <strong>der</strong> rotatorischen Imped<strong>an</strong>zen herrscht jedoch sowieso allgeme<strong>in</strong><br />
noch e<strong>in</strong> M<strong>an</strong>gel <strong>an</strong> Wissen. Alle<strong>in</strong> <strong>in</strong> [46] f<strong>in</strong>det m<strong>an</strong> Angaben hierzu.<br />
In letzter Inst<strong>an</strong>z wurde die Realisierung Nr. 3 gewählt. Diese br<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong>e höhere<br />
Anzahl zu bestimmen<strong>der</strong> Parameter mit sich, letztlich k<strong>an</strong>n über entsprechende Sensitivitäts<strong>an</strong>alysen<br />
geprüft werden, welche Gelenksteifigkeitsparameter E<strong>in</strong>g<strong>an</strong>g <strong>in</strong> die<br />
15 Zudem wäre das Modell d<strong>an</strong>n nur mit e<strong>in</strong>er SIMULINK-Kopplung lauffähig
HAS: Aktuatoren 91<br />
Bewertungsfunktion f<strong>in</strong>den. Nur d<strong>an</strong>n k<strong>an</strong>n geklärt werden, ob das Ellbogengelenk<br />
eventuell auch als Scharnier modelliert werden k<strong>an</strong>n.<br />
Abb. 48: Anatomie <strong>der</strong> Gelenke im Arm: Pronation <strong>und</strong> Sup<strong>in</strong>ation resultieren aus<br />
Verdrehung von Ulna <strong>und</strong> Radius<br />
Gelenk: Schulter Ellbogen H<strong>an</strong>d<br />
Nr. 1 Kugelgelenk Scharniergelenk Scharniergelenk<br />
Nr. 2 Kugelgelenk Scharniergelenk Kugelgelenk<br />
Nr. 3 Kugelgelenk Kugelgelenk Kugelgelenk<br />
Nr. 4 Kugelgelenk komplexe Struktur komplexe Struktur<br />
Tabelle 6: Gelenkstruktur: Vari<strong>an</strong>ten des 3-dimensionalen Armmodells<br />
4.2.3 Aktuatoren<br />
Die gr<strong>und</strong>sätzliche Thematik <strong>der</strong> Aktuatoren wurde <strong>in</strong> Kap. 2.2 dargestellt. In <strong>der</strong><br />
konkreten Anwendung HAS s<strong>in</strong>d drei Arten von Kraftelement zu realisieren, <strong>der</strong>en<br />
Lokalisierung im Modell aus <strong>der</strong> Abbildung 49 ersichtlich ist:<br />
⋄ Momente <strong>in</strong> den Gelenken (Schulter, Ellbogen <strong>und</strong> H<strong>an</strong>dgelenk)<br />
⋄ Ankopplung <strong>der</strong> Schwabbelmassen <strong>an</strong> das Skelett<br />
⋄ Ankopplung des Griffs <strong>an</strong> die H<strong>an</strong>d
92 HAS: Aktuatoren<br />
Abb. 49: Kraftelemente des H<strong>an</strong>d-Arm-Modells<br />
Gelenkmomente: In den Kugelgelenken wirken Rückstellmomente, welche durch<br />
e<strong>in</strong>en PD-Regler def<strong>in</strong>iert werden. Bei <strong>der</strong> Vibrations<strong>in</strong>duktion kle<strong>in</strong>er Amplitude<br />
ist die gefor<strong>der</strong>te Nähe zur Gleichgewichtslage gegeben. Demzufolge ist die Näherung<br />
durch l<strong>in</strong>eare PD-Regler <strong>in</strong> den Gelenken gerechtfertigt. In ersten <strong>Simulation</strong>en<br />
wurden die Kraftelemente <strong>in</strong> SIMULINK ausgelegt, wobei die Momentenregler<br />
<strong>in</strong> Schulter, Ellbogen <strong>und</strong> H<strong>an</strong>dgelenk noch als PID-Regler ausgelegt waren. Der<br />
I-Anteil wurde später auf Null gesetzt, da experimentelle Resultate ohne I-Anteile<br />
reproduzierbar waren <strong>und</strong> zusätzlich <strong>der</strong>en Eigendynamik <strong>in</strong> <strong>Simulation</strong>en vermieden<br />
wurde. Es wurde ferner davon abgesehen, die Körperhaltung des e<strong>in</strong>en o<strong>der</strong> bei<strong>der</strong><br />
Arme mit Thorax über PID-Regler e<strong>in</strong>zustellen, die Gelenkw<strong>in</strong>kel s<strong>in</strong>d durch entsprechende<br />
Gelenkmarkerverdrehungen e<strong>in</strong>zustellen, so dass <strong>der</strong> Sollw<strong>in</strong>kel jeweils<br />
null ist.<br />
Gegen Verdrehung wirkt e<strong>in</strong> Rückstellmoment von:<br />
Mit den Größen:<br />
Mi = ci∆φi + di∆ ˙ φi<br />
φi : Verdrehung<br />
˙φi : Verdrehungsgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />
∆φi = φSOLL − φIST<br />
∆ ˙ φi = ˙ φSOLL − ˙ φIST
HAS: Aktuatoren 93<br />
Die Parameter für Steifigkeiten <strong>und</strong> Dämpfungen wurden <strong>der</strong> Literatur entnommen<br />
<strong>und</strong> im Anh<strong>an</strong>g A aufgelistet. Die Parameter s<strong>in</strong>d natürlich nur vage Näherungen, da<br />
sich Menschen h<strong>in</strong>sichtlich ihres Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gszust<strong>an</strong>ds <strong>und</strong> <strong>an</strong><strong>der</strong>en Faktoren sicherlich<br />
stark unterscheiden.<br />
Schwabbelmassen: Die Schwabbelmassen s<strong>in</strong>d durch e<strong>in</strong> geson<strong>der</strong>tes Kraftgesetz<br />
<strong>an</strong> den Knochen geb<strong>und</strong>en, welches <strong>in</strong> sechs Freiheitsgraden wirkt:<br />
Mit den Größen:<br />
Mi = cri ∗ ∆φi + dri ∗ ˙ φi<br />
Fi = (cti ∗ ∆ri 3 + dti ∗ ˙ri) ∗ fi<br />
Mi : Moment<br />
Fi : Kraft<br />
cri : rotatorische Elastizität<br />
dri : rotatorische Dämpfung<br />
cti : tr<strong>an</strong>slatorische Elastizität<br />
dti : tr<strong>an</strong>slatorische Dämpfung<br />
fi : Querschnittsfläche Weichteil<br />
Der Faktor fi setzt die Rückstellkraft <strong>in</strong> Relation mit <strong>der</strong> Schnittfläche des koppelnden<br />
Gewebestr<strong>an</strong>gs, dies soll e<strong>in</strong>e Abhängigkeit <strong>der</strong> Schwabbelmassendynamik von<br />
dem Segmentquerschnitt beschreiben. Laut den Ergebnissen von [28] ist e<strong>in</strong> solcher<br />
Zusammenh<strong>an</strong>g nicht zu erkennen. S<strong>in</strong>nvoller wäre <strong>in</strong> zukünftigen Studien e<strong>in</strong>e Abhängigkeit<br />
von <strong>der</strong> Aktivierung <strong>in</strong>volvierter Muskelmassen zu berücksichtigen! Die<br />
<strong>in</strong> 2.1.1 motivierte Methodik <strong>der</strong> Schwabbelmassenmodellierung wird <strong>in</strong> [31, 32, 30]<br />
ausführlich geschil<strong>der</strong>t. Die Parameter <strong>der</strong> Schwabbelmassenkopplung s<strong>in</strong>d [30] entnommen<br />
<strong>und</strong> im Anh<strong>an</strong>g A aufgelistet.<br />
Kraftelement H<strong>an</strong>dpolster: In [36] wurde e<strong>in</strong> Modell für die Beschreibung<br />
des Kraft-Deformations-Zusammenh<strong>an</strong>gs des H<strong>an</strong>dpolsters beim Betrieb e<strong>in</strong>es Bohrhammers<br />
beschrieben. E<strong>in</strong> experimentelles Verfahren zur Ermittlung <strong>der</strong> relev<strong>an</strong>ten<br />
Größen wurde <strong>in</strong> [50] beschrieben. Aus dieser Arbeit ist die Skizze <strong>in</strong> Abbildung 50<br />
mit dem Messaufbau entnommen.<br />
Es wurden zwei Kurven aufgenommen. Gemessen wurde jeweils die Deformation des<br />
H<strong>an</strong>dpolsters <strong>in</strong> Abhängigkeit von <strong>der</strong> Andruckkraft. In e<strong>in</strong>er Messung wurde die Andruckkraft<br />
sehr l<strong>an</strong>gsam geän<strong>der</strong>t, weshalb <strong>in</strong> diesem Fall von e<strong>in</strong>er quasistatischen<br />
Messung gesprochen werden soll. In e<strong>in</strong>er zweiten Messung wurde die Andruckkraft<br />
ruckartig geän<strong>der</strong>t, was als dynamische Messung bezeichnet wird. Die beiden ermittelten<br />
Kraft-Deformations-Kurven (Abbildung 51 <strong>und</strong> 52 aus [50]) unterscheiden
94 HAS: Aktuatoren<br />
Abb. 50: Mess<strong>an</strong>ordnung zur Bestimmung <strong>der</strong> H<strong>an</strong>dpolsterparameter<br />
sich, da das H<strong>an</strong>dpolster viskose Eigenschaften hat. Der dynamische Lastfall ist für<br />
e<strong>in</strong> Bedienermodell e<strong>in</strong>es Bohrhammers Anbetracht <strong>der</strong> schlagartigen Belastung des<br />
H<strong>an</strong>dpolsters als realistischer <strong>an</strong>zunehmen.<br />
Aus den aufgenommenen Kraft-Deformations-Kurven, welche im dynamischen Fall<br />
im Allgeme<strong>in</strong>en die Form e<strong>in</strong>er Hysterese haben, k<strong>an</strong>n über e<strong>in</strong>en Potenzreihen<strong>an</strong>satz<br />
e<strong>in</strong> Kraftgesetz entwickelt werden:<br />
Mit den Größen:<br />
Fi = ci0 + ci1δxi 1 + ci2δxi 2 + ci3δxi 3 + ...<br />
+di1xi ˙<br />
1 + di2xi ˙<br />
2 + di3xi ˙<br />
3 + ...<br />
Fi : Reaktionskraft<br />
cij : Koeffizient Elastizität<br />
dij : Koeffizient Dämpfung<br />
δxi : Deformation<br />
˙xi : Deformationsgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />
Allgeme<strong>in</strong> wird e<strong>in</strong> nichtl<strong>in</strong>earer Zusammenh<strong>an</strong>g zwischen <strong>der</strong> Deformation des H<strong>an</strong>dpolsters<br />
<strong>und</strong> <strong>der</strong> Reaktionskraft vorliegen. Da aber zum<strong>in</strong>dest beim Shakerversuch<br />
e<strong>in</strong>e Schw<strong>in</strong>gung kle<strong>in</strong>er Amplitude vorliegt, ist e<strong>in</strong>e Validierung e<strong>in</strong>es nichtl<strong>in</strong>earen<br />
Ansatzes nicht möglich. Da bei kle<strong>in</strong>en Auslenkungen um die Gleichgewichtslage das
HAS: Aktuatoren 95<br />
Abb. 51: Quasistatische Messung des H<strong>an</strong>dpolsters<br />
Potential l<strong>in</strong>earisiert werden k<strong>an</strong>n, wurde folgen<strong>der</strong> Ansatz gewählt (i = 1...6):<br />
Fi = ci ∗ δxi + di ∗ xi ˙<br />
Die Steifigkeit k<strong>an</strong>n <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d e<strong>in</strong>er <strong>an</strong>gelegten T<strong>an</strong>gente im Arbeitspunkt (i.A. 150N)<br />
zu c = 40000N/m bis 60000N/m abgeschätzt werden.<br />
Hahn [50] <strong>und</strong> Kle<strong>in</strong>au [50] ermittelten jeweils verschiedene Parametersätze aus Shakerversuch,<br />
Bohrhammerversuch <strong>und</strong> statischer Messung. Hahn verwendete zur Parameterf<strong>in</strong>dung<br />
auch aus Beschleunigungsmessungen errechnete Deformationen <strong>und</strong><br />
ermittelte hieraus e<strong>in</strong>en Satz von Parametern, welcher sich stark von den aus den<br />
T<strong>an</strong>genten abgeleiteten Werten unterscheidet.<br />
Im Anh<strong>an</strong>g A werden <strong>in</strong> Tabelle 12 die Parameter <strong>der</strong> damaligen Modelle verglichen,<br />
um die Größenordnungen aufzuzeigen. Die effektive Kraft-Deformations-Beziehung<br />
<strong>der</strong> H<strong>an</strong>dpolster ist lei<strong>der</strong> von e<strong>in</strong>igen Faktoren abhängig, die nicht dokumentiert<br />
wurden. Es soll darauf h<strong>in</strong>gewiesen werden, dass die Betrachtung des H<strong>an</strong>dpolsters<br />
als e<strong>in</strong> Kraftelement <strong>an</strong> sich e<strong>in</strong>e grobe Näherung ist. Es h<strong>an</strong>delt sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Realität<br />
ja nicht um e<strong>in</strong>e Punkt-zu-Punkt-Kopplung, son<strong>der</strong>n um e<strong>in</strong>e Flächenkopplung.<br />
Bei <strong>der</strong> verwendeten Modellvorstellung können sich Unterschiede <strong>in</strong> H<strong>an</strong>dpolsterparametern<br />
verschiedener Messungen o<strong>der</strong> Modelle ergeben. Der Kraft-Deformations-<br />
Zusammenh<strong>an</strong>g müsste also zum<strong>in</strong>dest auf die Fläche <strong>der</strong> deformierten Gewebeteile<br />
bezogen werden, o<strong>der</strong> es könnten Druckverteilungsmessungen dazu verwendet werden<br />
um die relev<strong>an</strong>ten Flächenbereiche zu ermitteln. So könnte mit mehreren diskreten<br />
Kraftelementen das Modell verbessert werden. E<strong>in</strong> weiterer <strong>in</strong>teress<strong>an</strong>ter Zug<strong>an</strong>g<br />
wäre es, die im Rahmen des Unfallmodells entwickelte Flächenkontaktbeh<strong>an</strong>dlung<br />
auch <strong>an</strong> dieser Stelle e<strong>in</strong>zusetzen, was jedoch e<strong>in</strong>e komplexere H<strong>an</strong>dmodellierung mit
96 HAS: Das Modell <strong>in</strong> SIMPACK <strong>und</strong> ADAMS<br />
Abb. 52: Dynamische Messung des H<strong>an</strong>dpolsters<br />
beweglichen F<strong>in</strong>gern erfor<strong>der</strong>n würde.<br />
Für die rotatorischen Freiheitsgrade liefert diese Messung ke<strong>in</strong>e Daten, so dass hier<br />
gegebenenfalls geeignete Werte geschätzt werden müssen. Es wurde <strong>an</strong>genommen,<br />
dass die Steifigkeiten <strong>und</strong> Dämpfungen im Bereich <strong>der</strong>er des H<strong>an</strong>dgelenks nach [69]<br />
liegen. Die Parameter wurden entsprechend den im Anh<strong>an</strong>g A aufgelisteten gewählt.<br />
Es muss eventuell mit Messungen versucht werden, die Werte entsprechend zu identifizieren,<br />
wenn e<strong>in</strong>, zum jeweiligen Messgriff passendes, Kraftgesetz gesucht wird.<br />
4.2.4 Realisierung <strong>in</strong> SIMPACK <strong>und</strong> ADAMS<br />
An dieser Stelle soll kurz auf die Umsetzung des Modells unter SIMPACK (Abbildung<br />
54) <strong>und</strong> ADAMS (Abbildung 55) e<strong>in</strong>geg<strong>an</strong>gen werden. In beiden Programmen<br />
wurden das Modell vollständig parametrisiert. Neben <strong>der</strong> bereits beschriebenen Parameterdatenb<strong>an</strong>k<br />
für die Anthropometrie wurden die Parameter für die Kraftelemente<br />
h<strong>in</strong>zugenommen <strong>und</strong> mit globalen Vorfaktoren versehen, so dass sehr e<strong>in</strong>fach<br />
z.B. alle Gelenke steifer gemacht werden können. Auf die Auflistung <strong>der</strong> Parameterdatenb<strong>an</strong>ken<br />
soll <strong>an</strong> dieser Stelle verzichtet werden.<br />
Das im Kapitel 2.1.1 beschriebene Mensch-Modell wurde um problemspezifische Elemente<br />
erweitert <strong>und</strong> auf die benötigte Komplexität reduziert, um erste Studien <strong>und</strong><br />
Validierungen durchzuführen.<br />
Simuliert wurde die E<strong>in</strong>leitung e<strong>in</strong>er s<strong>in</strong>usförmigen Erregungskraft auf den Messgriff,<br />
<strong>der</strong>en Frequenz von 0 bis νmax variiert wurde. Verglichen wurden die Ergebnisse aus<br />
<strong>der</strong> <strong>Simulation</strong> mit e<strong>in</strong>er gemessenen Admitt<strong>an</strong>zkurve.
HAS: Das Modell <strong>in</strong> SIMPACK <strong>und</strong> ADAMS 97<br />
Abb. 53: In <strong>der</strong> Literatur f<strong>in</strong>den sich neben dem Kelv<strong>in</strong>-Element (a) auch das<br />
Maxwell-Element (b), o<strong>der</strong> das sogen<strong>an</strong>nte Kelv<strong>in</strong>-Maxwell-Element (c) als Mischform<br />
bei<strong>der</strong>, um das Deformationsverhalten des menschlichen Gewebes zu beschreiben.<br />
Kraftelemente SIMPACK:<br />
Die Gelenkmomente wurden durch St<strong>an</strong>dardelemente realisiert (Torsionsfe<strong>der</strong> für<br />
Kugelgelenke). Für die Schwabbelmassenkopplung <strong>und</strong> für die H<strong>an</strong>dpolsterkraft wurde<br />
e<strong>in</strong> benutzerdef<strong>in</strong>iertes Kraftelement (ufel26) erstellt. Die Ankopplung des Rumpfes<br />
<strong>an</strong> das Inertialsystem wurde auch mit diesem Kraftelement implementiert. Dies<br />
ist nur für den Fall von Parameterstudien gedacht. Es wird davon ausgeg<strong>an</strong>gen, dass<br />
<strong>der</strong> Rumpf starr mit dem Gr<strong>und</strong> verb<strong>und</strong>en ist, <strong>und</strong> so mit e<strong>in</strong>em entsprechenden<br />
Gelenk gesperrt werden k<strong>an</strong>n.<br />
Kraftelemente ADAMS:<br />
In ADAMS muss für jedes Kraftelement jede Komponente im sog function-buil<strong>der</strong><br />
erstellt werden. Dieses Vorgehen ist mühsam <strong>und</strong> für komplexe Modelle <strong>in</strong>effektiv.<br />
Deshalb wurde GENMOD so ausgelegt, dass für jedes Gelenk gleich e<strong>in</strong> Kraftelement<br />
mit erzeugt wird. Die Parameter werden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Datenb<strong>an</strong>k abgelegt. Für<br />
Kugel-Gelenke werden PD-Regler erstellt. Freie Gelenke (6DOF) können als Schwabbelmasse,<br />
als Shaker<strong>an</strong>regung o<strong>der</strong> allgeme<strong>in</strong> als sechsdimensionales Fe<strong>der</strong>-Dämpfer-<br />
Element def<strong>in</strong>iert werden.<br />
4.2.5 Validierung <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d von Messungen<br />
Nach <strong>der</strong> Realisierung des Modells wurde e<strong>in</strong>e Validierung <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>dimensionalen<br />
Messung vorgenommen. Der Messaufbau ist <strong>in</strong> Abbildung 56 dargestellt. Der<br />
Shaker ist im Pr<strong>in</strong>zip e<strong>in</strong>e Spule, welche <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em starken Magnetfeld durch Anregung
98 HAS: Das Modell <strong>in</strong> SIMPACK <strong>und</strong> ADAMS<br />
Abb. 54: Das HAS-Modell <strong>in</strong> SIM-<br />
PACK<br />
Abb. 55: Das HAS-Modell <strong>in</strong> ADAMS<br />
<strong>in</strong> Schw<strong>in</strong>gung versetzt wird. Diese Schw<strong>in</strong>gung wird über e<strong>in</strong>e geeignet gelagerte<br />
Schubst<strong>an</strong>ge auf den dar<strong>an</strong> über e<strong>in</strong>en Kraftsensor gekoppelten Messgriff übertragen.<br />
An diesem Griff ist e<strong>in</strong> Beschleunigungssensor befestigt. Der Messgriff wurde<br />
nach def<strong>in</strong>ierten Bed<strong>in</strong>gungen bezüglich Andruck <strong>und</strong> Greifkraft von dem Prob<strong>an</strong>den<br />
umfasst <strong>und</strong> <strong>an</strong>gedrückt. So waren reproduzierbare Bed<strong>in</strong>gungen gewährleistet. Die<br />
Messmethode wurde bereits <strong>in</strong> Kapitel 4.1.7 beschrieben. Betrachtet wird <strong>der</strong> Kehrwert<br />
<strong>der</strong> dynamischen Masse, welcher als Admitt<strong>an</strong>z bezeichnet wird. Die Admitt<strong>an</strong>z<br />
wurde <strong>in</strong> Kapitel 4.1.4 e<strong>in</strong>geführt. Aus den nach <strong>der</strong> Messung fouriertr<strong>an</strong>sformierten<br />
Beschleunigungen <strong>und</strong> Kräften wird die Admitt<strong>an</strong>zkurve A(ν) = ¨ r(ν)<br />
gegen die Fre-<br />
F (ν)<br />
quenz aufgetragen. Die Anregung des Shakers wurde durch e<strong>in</strong>en durchgestimmten<br />
S<strong>in</strong>us-Sweep (Frequenz: ν = ν0...νmax) o<strong>der</strong> durch e<strong>in</strong> weißes Rauschen realisiert.<br />
In ersten Messreihen wurde festgestellt, das beide Anregungsarten zu vergleichbaren<br />
Admitt<strong>an</strong>zkurven führten. Da die Admitt<strong>an</strong>zkurven, wie im weiteren dargelegt wird,<br />
von vielen Faktoren abhängen, <strong>und</strong> die Lagen <strong>der</strong> Reson<strong>an</strong>zen daher abhängig von<br />
diesen Faktoren s<strong>in</strong>d, werden die Admitt<strong>an</strong>zen im weiteren nur relativ zu e<strong>in</strong>er Maximalfrequenz<br />
νmax aufgetragen. Die Maximalfrequenz wurde so gewählt, dass die<br />
Entkopplungsfrequenz <strong>in</strong> jedem betrachteten Fallbeispiel unterhalb von νmax lag.<br />
Aus <strong>der</strong> <strong>Simulation</strong> werden <strong>an</strong>alog die Beschleunigungen <strong>und</strong> Kräfte fouriertr<strong>an</strong>sformiert<br />
<strong>und</strong> <strong>in</strong>s Verhältnis gesetzt. Die Anregung erfolgte mit e<strong>in</strong>em S<strong>in</strong>us-Sweep.<br />
In Abbildung 57 wurde die Admitt<strong>an</strong>zkurve aus <strong>der</strong> <strong>Simulation</strong> mit <strong>der</strong> Admitt<strong>an</strong>zkurve<br />
aus <strong>der</strong> Messung aufgetragen.<br />
Es wurden bei e<strong>in</strong>er ersten Validierung die Parameter <strong>der</strong> Kraftelemente des Modelles<br />
mit geeigneten Werten belegt, die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nähe <strong>der</strong> im Anh<strong>an</strong>g aufgelisteten<br />
Literaturwerte lagen.
HAS: Das Modell <strong>in</strong> SIMPACK <strong>und</strong> ADAMS 99<br />
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Beschleunigungssensor<br />
Kraftsensor<br />
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Abb. 56: Messaufbau zur Ermittlung <strong>der</strong> Admitt<strong>an</strong>z<br />
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Shaker<br />
Die Schwabbelmassen s<strong>in</strong>d im diesem Modell noch <strong>in</strong> allen Freiheitsgraden gesperrt.<br />
Die <strong>an</strong>thropometrieabhängigen Größen wurden auf den Prob<strong>an</strong>den <strong>an</strong>gepasst. Die<br />
Übere<strong>in</strong>stimmung ist als recht gut e<strong>in</strong>zuschätzen (siehe Abbildung 57), obwohl hier<br />
die Parameter <strong>der</strong> Kraftelemente noch nicht optimal auf den Prob<strong>an</strong>den e<strong>in</strong>gestellt<br />
wurden.<br />
Die Admitt<strong>an</strong>zkurve wird hier <strong>und</strong> im weiteren im Betrag normiert. Da die Admitt<strong>an</strong>z<br />
<strong>der</strong> Kehrwert <strong>der</strong> dynamischen Masse ist, geht die Admitt<strong>an</strong>zkurve bei hohen<br />
Frequenzen gegen den Kehrwert <strong>der</strong> Griffmasse, da das HAS bei hohen Frequenzen<br />
vollständig entkoppelt. Durch Multiplikation <strong>der</strong> Admitt<strong>an</strong>z mit <strong>der</strong> Griffmasse wird<br />
sichergestellt, das die dargestellten Admitt<strong>an</strong>zkurven immer gegen E<strong>in</strong>s gehen.<br />
In dem Vergleich zwischen Messung <strong>und</strong> <strong>Simulation</strong> (Abbildung 57) ist zu erkennen,<br />
das die <strong>Simulation</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage ist zwei Reson<strong>an</strong>zen zu erklären. Die erste Reson<strong>an</strong>z<br />
bei ca. 2%νmax beschreibt die Eigenschw<strong>in</strong>gung des gesamten Arms. Die zweite Reson<strong>an</strong>z<br />
bei ca. 30%νmax ist die Eigenmode des Griffs gegen die H<strong>an</strong>dmasse. In <strong>der</strong><br />
Messkurve s<strong>in</strong>d jedoch weitere Reson<strong>an</strong>zen zu erkennen. Insbeson<strong>der</strong>e im Bereich<br />
zwischen 2%νmax <strong>und</strong> 17%νmax ist e<strong>in</strong>e deutliche Abweichung zwischen Messung<br />
<strong>und</strong> <strong>Simulation</strong> zu erkennen. Es ist zu vermuten, dass dieser Reson<strong>an</strong>zbereich den<br />
Schwabbelmassen zuzuordnen ist, welche <strong>in</strong> dieser <strong>Simulation</strong> ja noch gesperrt waren.<br />
Das Modell soll im weiteren als Beispiel her<strong>an</strong>gezogen werden, wie aus e<strong>in</strong>em<br />
validen Modell Aussagen extrapoliert werden können.
100 HAS: Das Modell <strong>in</strong> SIMPACK <strong>und</strong> ADAMS<br />
Admitt<strong>an</strong>z A zz (Betrag)<br />
1.6<br />
1.4<br />
1.2<br />
1<br />
0.8<br />
0.6<br />
0.4<br />
0.2<br />
0<br />
Erste Validierung SIMPACK−Modell<br />
(Anregung <strong>in</strong> Schlagrichtung (z))<br />
<strong>Simulation</strong><br />
Experiment<br />
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90<br />
Frequenz [%νmax ]<br />
Abb. 57: Modellvalidierung mit gesperrten Schwabbelmassen
HAS: Erste <strong>Simulation</strong>en 101<br />
4.3 H<strong>an</strong>d-Arm-<strong>Simulation</strong>en<br />
Nach <strong>der</strong> Validierung des Modells <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Vertrauensbereich, sollen <strong>an</strong> dieser Stelle<br />
Aussagen aus dem validen Bereich heraus extrapoliert werden (ähnlich wie das <strong>in</strong><br />
Kapitel 1.2 beschriebene Vorgehen von Hospach[41]). Dies diente auch dazu um e<strong>in</strong><br />
besseres ” Gefühl“ für das Verhalten des HAS zu erl<strong>an</strong>gen. Die Ergebnisse dieser<br />
ersten <strong>Simulation</strong>en flossen teilweise <strong>in</strong> die Pl<strong>an</strong>ung e<strong>in</strong>er Messreihe e<strong>in</strong>, es wurde<br />
versucht abzuschätzen, welche Größen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Messreihe variiert werden sollten.<br />
Es werden nun folgende <strong>Simulation</strong>sergebnisse beschrieben <strong>und</strong> diskutiert:<br />
1. E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Griffmasse:<br />
Um abzuschätzen, wie sich das HAS nach Ankopplung e<strong>in</strong>es realen Werkzeuges<br />
verhalten würde, wurde die Masse des Shakergriffs im Modell variiert. Es sollte<br />
bestimmt werden, wie sich Werkzeugmassen von 407% , 490% <strong>und</strong> 570% <strong>der</strong><br />
Masse des <strong>in</strong> <strong>der</strong> Messung verwendeten Griffs auswirken. In den Graphen wird<br />
jeweils noch die Referenzsimulation mit <strong>der</strong> realen Masse des Messgriffs mit<br />
<strong>an</strong>gegeben, um die Massenabhängigkeit deutlicher hervorzuheben.<br />
Der Gr<strong>und</strong>, warum mit sehr kle<strong>in</strong>en Griffmassen gemessen wurde, ist dar<strong>in</strong><br />
zu suchen, dass es <strong>in</strong> <strong>der</strong> gesamten Literatur zu diesen Messmethoden immer<br />
leichte Griffe verwendet werden. Die Variation <strong>der</strong> Griffmasse dient also auch<br />
<strong>der</strong> Be<strong>an</strong>twortung <strong>der</strong> Frage, ob es gerechtfertigt ist mit solch kle<strong>in</strong>en Griffmassen<br />
zu messen.<br />
2. E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Arbeitshaltung:<br />
Es soll hier gezeigt werden, wie sich die Arbeitshaltung auf die Admitt<strong>an</strong>z des<br />
HAS auswirkt. Diese <strong>Simulation</strong> sollte auch zeigen, ob die Arbeitshaltung <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>er gepl<strong>an</strong>ten Messreihe variiert werden sollte.<br />
3. E<strong>in</strong>fluss beidseitigen Greifens:<br />
Diese <strong>Simulation</strong> sollte aufzeigen, ob sich die Admitt<strong>an</strong>z des HAS, o<strong>der</strong> besser<br />
des Bedieners än<strong>der</strong>t, wenn e<strong>in</strong> Werkzeug mit beiden Händen gegriffen wird.<br />
Es wurde hierzu das Modell um e<strong>in</strong>en zweiten Shakergriff erweitert, welcher<br />
mit dem ersten Griff starr verb<strong>und</strong>en wurde. Es ist bei diesen Ergebnissen also<br />
immer zu berücksichtigen, dass die Admitt<strong>an</strong>z (als Kehrwert <strong>der</strong> dynamischen<br />
Masse) nicht direkt mit <strong>der</strong> des e<strong>in</strong>händigen Greifens verglichen werden k<strong>an</strong>n.
102 HAS: Erste <strong>Simulation</strong>en<br />
1) Beurteilung des E<strong>in</strong>flusses <strong>der</strong> Griffmasse:<br />
Es zeigt sich, dass das Schw<strong>in</strong>gungsverhalten des Gesamtsystems stark durch die<br />
Masse des Shakergriffs respektive Werkzeuges abhängt (Abbildung 58). Die Amplitude<br />
<strong>der</strong> zu erwartenden Schw<strong>in</strong>gung bei hohen Frequenzen ist beim Werkzeug<br />
demnach wesentlich kle<strong>in</strong>er als beim leichten Shakergriff. Die Reson<strong>an</strong>z verschiebt<br />
sich zu tieferen Frequenzen h<strong>in</strong>. Die erste Reson<strong>an</strong>z des HAS bei tiefen Frequenzen<br />
bleibt <strong>in</strong> Höhe <strong>und</strong> Lage weitgehend unbee<strong>in</strong>flusst, so dass sie sogar <strong>in</strong> <strong>der</strong> Amplitude<br />
dom<strong>in</strong>iert. Der Bereich zwischen den Reson<strong>an</strong>zen wird nach dieser Abschätzung immer<br />
kle<strong>in</strong>er, je schwerer <strong>der</strong> Griff ist. Es wird so schwerer, mit <strong>der</strong> Anregungsfrequenz<br />
ke<strong>in</strong>e Reson<strong>an</strong>z zu treffen.<br />
Das <strong>der</strong> Griff mit betrachtet werden muss wird aus diesem Ergebnis heraus deutlich.<br />
Die Reson<strong>an</strong>z zwischen Griff <strong>und</strong> H<strong>an</strong>dpolster ist direkt von <strong>der</strong> Griffmasse abhängig.<br />
Im Bezug auf den Normvorschlag [5] lässt sich aufgr<strong>und</strong> dieses Ergebnisses<br />
aussagen, das die Angabe <strong>der</strong> zur Messung verwendeten Griffmasse die Aussagekraft<br />
<strong>der</strong> <strong>an</strong>gestrebten Norm deutlich erhöhen könnte.<br />
Admitt<strong>an</strong>z A zz (Betrag)<br />
2<br />
1.5<br />
1<br />
0.5<br />
E<strong>in</strong>fluss Shakermasse Z<br />
(Anregung <strong>in</strong> Schlagrichtung (z))<br />
m Griff<br />
m V1<br />
m V2<br />
m V3<br />
0<br />
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90<br />
Frequenz [%νmax ]<br />
Abb. 58: Variation <strong>der</strong> Griffmasse: Z-Komponente<br />
Die Kurven <strong>in</strong> Abbildung 59 <strong>und</strong> 60 belegen, dass <strong>der</strong> Admitt<strong>an</strong>ztensor <strong>in</strong> <strong>der</strong> Tat<br />
auch Nebendiagonale<strong>in</strong>träge aufweist. Die Admitt<strong>an</strong>z <strong>in</strong> den Nebendiagonalen hängt<br />
auch von <strong>der</strong> Griffmasse ab, än<strong>der</strong>t sich jedoch <strong>in</strong> Übere<strong>in</strong>stimmung mit den Diagonalelementen<br />
<strong>und</strong> weist ke<strong>in</strong>e weiteren Beson<strong>der</strong>heiten auf.
HAS: Erste <strong>Simulation</strong>en 103<br />
Admitt<strong>an</strong>z A zx (Betrag)<br />
Admitt<strong>an</strong>z A zy (Betrag)<br />
0.012<br />
0.01<br />
0.008<br />
0.006<br />
0.004<br />
0.002<br />
E<strong>in</strong>fluss Shakermasse X<br />
(Anregung <strong>in</strong> Schlagrichtung (z))<br />
m Griff<br />
m V1<br />
m V2<br />
m V3<br />
0<br />
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90<br />
Frequenz [%νmax ]<br />
Abb. 59: Variation <strong>der</strong> Griffmasse: X-Komponente<br />
0.6<br />
0.5<br />
0.4<br />
0.3<br />
0.2<br />
0.1<br />
E<strong>in</strong>fluss Shakermasse Y<br />
(Anregung <strong>in</strong> Schlagrichtung (z))<br />
m Griff<br />
m V1<br />
m V2<br />
m V3<br />
0<br />
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90<br />
Frequenz [%νmax ]<br />
Abb. 60: Variation <strong>der</strong> Griffmasse: Y-Komponente
104 HAS: Erste <strong>Simulation</strong>en<br />
2) E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Arbeitshaltung:<br />
Es sollte abgeschätzt werden, wie die Admitt<strong>an</strong>z durch die Arbeitshaltung bee<strong>in</strong>flusst<br />
wird. Im Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong> <strong>in</strong>teressierte hier die Kopplung unter den Raumrichtungen.<br />
Es wurde vermutet, dass die Topologie <strong>und</strong> Gelenkstruktur des Armes die Kopplung<br />
verursacht. Die Kopplung zwischen Anregungsrichtung (Z) <strong>und</strong> Vertikalrichtung (Y)<br />
sollte bei gestreckter Arbeitshaltung schwächer werden. Die Referenzhaltung beim<br />
Shakerversuch ist <strong>in</strong> <strong>der</strong> Abbildung 61 l<strong>in</strong>ks oben abgebildet. Ferner wurden simuliert:<br />
Gestreckte Haltung, <strong>an</strong>gew<strong>in</strong>kelte Haltung sowie beidhändiges Greifen.<br />
Abb. 61: Verglichene Arbeitshaltungen<br />
Die Ergebnisse zeigen, unter <strong>der</strong> Annahme, dass das Modell bereits die Zusammenhänge<br />
ausreichend gut wie<strong>der</strong>gibt, e<strong>in</strong>e starke Abhängigkeit <strong>der</strong> Admitt<strong>an</strong>z von <strong>der</strong><br />
Arbeitshaltung. Die Kopplung zwischen den Raumachsen hängt diesen Ergebnissen<br />
nach aber nicht nur von dem Ellbogenw<strong>in</strong>kel ab. Es muss mit <strong>an</strong>schließenden<br />
Parameterstudien noch weitergehend nach den ursächlichen Gründen für die starke
HAS: Erste <strong>Simulation</strong>en 105<br />
Kopplung zwischen Anregungsrichtung <strong>und</strong> Vertikalrichtung gesucht werden.<br />
Es zeigt sich jedoch hier, dass die Haltung 2 <strong>und</strong> die Referenzhaltung fast den selben<br />
Kurvenverlauf zeigen. Da bei beiden Arbeitshaltungen <strong>der</strong> Ellbogenw<strong>in</strong>kel <strong>der</strong><br />
gleiche ist, darf gemutmaßt werden, dass dieser Parameter die erste Reson<strong>an</strong>z des<br />
HAS maßgeblich bee<strong>in</strong>flusst. M<strong>an</strong> erkennt bei <strong>der</strong> Haltung 1 e<strong>in</strong>e deutliche Verstärkung<br />
<strong>der</strong> Reson<strong>an</strong>z gegenüber <strong>der</strong> Referenzhaltung (Abbildung 62). Dies bestärkt<br />
die Vermutung, dass die Haltung die Admitt<strong>an</strong>z stark bee<strong>in</strong>flusst.<br />
Admitt<strong>an</strong>z A zz (Betrag)<br />
2<br />
1.8<br />
1.6<br />
1.4<br />
1.2<br />
1<br />
0.8<br />
0.6<br />
0.4<br />
0.2<br />
0<br />
E<strong>in</strong>fluss Arbeitshaltung Z<br />
(Anregung <strong>in</strong> Schlagrichtung (z))<br />
Referenz<br />
Haltung 1<br />
Haltung 2<br />
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90<br />
Frequenz [%νmax ]<br />
Abb. 62: Variation <strong>der</strong> Arbeitshaltung: Z-Komponente<br />
Die Arbeitshaltung hat e<strong>in</strong>en großen E<strong>in</strong>fluss auf die Kopplung zwischen den Raumrichtungen<br />
wie die Abbildungen 63 <strong>und</strong> 64 zeigen. Dies zeigt deutlich, dass e<strong>in</strong> Ersatzmodell<br />
des HAS nicht <strong>in</strong> drei separierten Modellen für die Raumrichtungen abgebildet<br />
werden sollte. [h]
106 HAS: Erste <strong>Simulation</strong>en<br />
Admitt<strong>an</strong>z A zx (Betrag)<br />
Admitt<strong>an</strong>z A zy (Betrag)<br />
0.6<br />
0.5<br />
0.4<br />
0.3<br />
0.2<br />
0.1<br />
E<strong>in</strong>fluss Arbeitshaltung X<br />
(Anregung <strong>in</strong> Schlagrichtung (z))<br />
Referenz<br />
Haltung 1<br />
Haltung 2<br />
0<br />
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90<br />
Frequenz [%νmax ]<br />
Abb. 63: Variation <strong>der</strong> Arbeitshaltung: X-Komponente<br />
1<br />
0.9<br />
0.8<br />
0.7<br />
0.6<br />
0.5<br />
0.4<br />
0.3<br />
0.2<br />
0.1<br />
0<br />
E<strong>in</strong>fluss Arbeitshaltung Y<br />
(Anregung <strong>in</strong> Schlagrichtung (z))<br />
Referenz<br />
Haltung 1<br />
Haltung 2<br />
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90<br />
Frequenz [%νmax ]<br />
Abb. 64: Variation <strong>der</strong> Arbeitshaltung: Y-Komponente
HAS: Erste <strong>Simulation</strong>en 107<br />
3) E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> zweiten H<strong>an</strong>d:<br />
Hier zeigt sich (Abbildung 65), verglichen mit dem e<strong>in</strong>händigen Greifen, e<strong>in</strong>e starke<br />
Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Admitt<strong>an</strong>z. Es ist jedoch davon auszugehen, dass das Modell jetzt zu<br />
steif ist. In den Modellen von Melzer [54] ist ebenfalls belegt, dass zum beidhändigen<br />
Greifen das Modell weicher ausgelegt werden muss. Dies k<strong>an</strong>n dar<strong>an</strong> liegen,<br />
dass bei <strong>der</strong> Verteilung <strong>der</strong> Andruckkraft auf beide Arme die Muskulatur weniger<br />
versp<strong>an</strong>nt ist. Ferner ist bei nichtl<strong>in</strong>earem Kraftgesetz <strong>der</strong> H<strong>an</strong>dpolster davon auszugehen,<br />
das bei ger<strong>in</strong>gerer Vorsp<strong>an</strong>nung durch Andruckkraft, gleichfalls niedrigere<br />
Steifigkeiten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gleichgewichtslage vorliegen. Um e<strong>in</strong>e endgültige Validierung<br />
des beidhändigen Greifens zu ermöglichen, sollten entsprechende Messungen mittels<br />
e<strong>in</strong>es Shakeraufbaus mit zwei Griffen gemacht werden. Dies könnte auch am<br />
e<strong>in</strong>dimensionalen Shaker erfolgen, falls die Messung im multiaxialen Shaker nicht<br />
beidhändig erfolgen k<strong>an</strong>n.<br />
Admitt<strong>an</strong>z A zz (Betrag)<br />
1.8<br />
1.6<br />
1.4<br />
1.2<br />
1<br />
0.8<br />
0.6<br />
Beidhändiges Greifen Z<br />
(Anregung <strong>in</strong> Schlagrichtung (z))<br />
0.4<br />
0.2<br />
0<br />
E<strong>in</strong>händig<br />
Zweihändig<br />
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90<br />
Frequenz [%νmax ]<br />
Abb. 65: Beidhändiges Greifen: Z-Komponente<br />
Die H<strong>in</strong>zunahme <strong>der</strong> zweiten H<strong>an</strong>d <strong>in</strong> das Modell hat auch <strong>in</strong> den Nebendiagonalen<br />
(Abbildungen 66 <strong>und</strong> 67) großen E<strong>in</strong>fluss auf die Kopplung unter den Raumrichtungen.<br />
Dies deutet darauf h<strong>in</strong>, das es bei <strong>der</strong> <strong>Simulation</strong> e<strong>in</strong>es gekoppelten Systems aus<br />
Mensch <strong>und</strong> Masch<strong>in</strong>e auf die korrekte Beschreibung <strong>der</strong> Schnittstelle <strong>an</strong>kommt. Im<br />
konkreten Fall des HAS lässt sich hier die Frage aufwerfen, <strong>in</strong> wie fern m<strong>an</strong> aus e<strong>in</strong>em<br />
E<strong>in</strong>-Arm-Modell (wie z.B. aus <strong>der</strong> Norm [4, 5]) e<strong>in</strong> reales Zweih<strong>an</strong>d-Bedienermodell<br />
” stückeln“ darf.
108 HAS: Erste <strong>Simulation</strong>en<br />
Admitt<strong>an</strong>z A zx (Betrag)<br />
Admitt<strong>an</strong>z A zy (Betrag)<br />
0.3<br />
0.25<br />
0.2<br />
0.15<br />
0.1<br />
0.05<br />
Beidhändiges Greifen X<br />
(Anregung <strong>in</strong> Schlagrichtung (z))<br />
E<strong>in</strong>händig<br />
Zweihändig<br />
0<br />
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90<br />
Frequenz [%νmax ]<br />
Abb. 66: Beidhändiges Greifen: X-Komponente<br />
0.7<br />
0.6<br />
0.5<br />
0.4<br />
0.3<br />
0.2<br />
0.1<br />
Beidhändiges Greifen Y<br />
(Anregung <strong>in</strong> Schlagrichtung (z))<br />
E<strong>in</strong>händig<br />
Zweihändig<br />
0<br />
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90<br />
Frequenz [%νmax ]<br />
Abb. 67: Beidhändiges Greifen: Y-Komponente
HAS: Erste <strong>Simulation</strong>en 109<br />
4.3.1 Ergebnisse<br />
Anh<strong>an</strong>d dieser <strong>Simulation</strong>en ließen sich bereits erste Erkenntnisse gew<strong>in</strong>nen, <strong>und</strong> das<br />
Modellverständnis ausbauen. Folgende Schlüsse lassen sich aus den <strong>Simulation</strong>sergebnissen<br />
ziehen:<br />
⋄ Admitt<strong>an</strong>z ist von Arbeitshaltung abhängig.<br />
⋄ Auch <strong>in</strong> den nicht <strong>an</strong>geregten Raumrichtungen kommt es zu Auslenkungen.<br />
⋄ Bei beidhändigem Greifen än<strong>der</strong>t sich die Admitt<strong>an</strong>z <strong>in</strong> je<strong>der</strong> Raumrichtung<br />
stark.<br />
Da sich das Verhalten des HAS durch das beidhändige Greifen stark än<strong>der</strong>t, wäre es<br />
s<strong>in</strong>nvoll auch e<strong>in</strong>en Messaufbau, wie er z.B. von Melzer [54] vorgeschlagen wurde (siehe<br />
Abbildung 68 aus [54]) zu realisieren, <strong>und</strong> die Ergebnisse <strong>in</strong> die Modellvalidierung<br />
mit e<strong>in</strong>zubeziehen. Damit könnten die stark von den Ergebnissen des e<strong>in</strong>händigen<br />
Greifens abweichenden Resultate <strong>der</strong> <strong>Simulation</strong> überprüft werden.<br />
Abb. 68: Messaufbau für die beidhändige Bedienung nach Melzer [54]
110 HAS: Parameterstudien<br />
4.4 Parameterstudien bei <strong>der</strong> H<strong>an</strong>d-Arm-<strong>Simulation</strong><br />
Nachdem <strong>in</strong> den ersten <strong>Simulation</strong>en e<strong>in</strong> teilweises Verständnis des Modells erarbeitet<br />
wurde, folgte e<strong>in</strong>e Reihe von Messungen, welche zur weiteren Validierung des 3-d<br />
Modells dienen sollten. Da die Arbeitshaltung e<strong>in</strong>en großen E<strong>in</strong>fluss auf die Admitt<strong>an</strong>z<br />
hat, wurde bei den Parameterstudien das Modell mit <strong>der</strong> selben Arbeitshaltung<br />
parametrisiert, welche auch bei den Messungen von den Prob<strong>an</strong>den e<strong>in</strong>genommen<br />
e<strong>in</strong>genommen wurde (Abbildung 69). Die ersten Messungen entspr<strong>an</strong>gen e<strong>in</strong>er typischen<br />
1-d Shakermessung. Die Ergebnisse <strong>der</strong> ersten <strong>Simulation</strong>en wiesen aber auf<br />
e<strong>in</strong>e deutliche Kopplung <strong>der</strong> Schw<strong>in</strong>gungsachsen bezüglich e<strong>in</strong>geleiteter Vibrationen<br />
h<strong>in</strong>. Deshalb wurde e<strong>in</strong>e Messreihe mit 6 Freiheitsgraden des Messgriffs nötig. Aus<br />
<strong>der</strong> Fülle <strong>der</strong> Messungen wurde e<strong>in</strong>e repräsentative Messung e<strong>in</strong>es Prob<strong>an</strong>den als<br />
Validierungskriterium ausgewählt. Diese gemessene Admitt<strong>an</strong>zkurve wird im Folgenden<br />
<strong>in</strong> Vergleich mit <strong>Simulation</strong>sergebnissen gesetzt. Es sollen e<strong>in</strong>ige wichtige<br />
Modellparameter variiert werden, um e<strong>in</strong>e Möglichkeit zu gew<strong>in</strong>nen, die Modellparameter<br />
bezüglich ihrer Sensitivität auf die Modellgüte abschätzen zu können. Dies<br />
stellt sozusagen e<strong>in</strong>e Vorstufe zur richtigen Sensitivitäts<strong>an</strong>alyse dar. Das Resultat<br />
<strong>der</strong> Parametervariation, e<strong>in</strong>e Kurvenschar, welche jeweils zusammen mit <strong>der</strong> Referenzmessung<br />
aufgetragen wurde, muss subjektiv bewertet werden. E<strong>in</strong>en direkten<br />
Zahlenwert für die Sensitivität des jeweiligen Parameters erhält m<strong>an</strong> jedoch nicht.<br />
Zunächst wurden die Parameter für Steifigkeit <strong>und</strong> Dämpfung <strong>der</strong> Gelenke variiert,<br />
da diese Parameter nur sehr ungenau abgeschätzt werden konnten weil sie direkt<br />
von <strong>der</strong> willkürlichen Ansp<strong>an</strong>nung des HAS abhängen.<br />
Der zweite Parametersatz, <strong>der</strong> variiert wurde, betraf das H<strong>an</strong>dpolster. Hier lagen<br />
Messungen vor [36, 50], <strong>der</strong>en Ergebnisse aber nicht auf den Messaufbau abgestimmt<br />
waren. Da <strong>der</strong> Kraft-Deformations-Zusammenh<strong>an</strong>g <strong>in</strong> Realität durch die flächenartige<br />
Kopplung direkt von den Griffradien abhängt, im Modell aber nur Kräfte<br />
zwischen zwei Punkten wirken können muss für jeden Griff <strong>der</strong> Kraft-Deformations-<br />
Zusammenh<strong>an</strong>g neu ermittelt werden.<br />
Die Parameter <strong>der</strong> Ankopplung <strong>der</strong> Schwabbelmassen wurden ebenfalls variiert, da<br />
bisl<strong>an</strong>g für den Belastungsfall e<strong>in</strong>geleiteter Vibrationen kle<strong>in</strong>er o<strong>der</strong> mittlerer Amplitude<br />
ke<strong>in</strong>e Parameter experimentell ermittelt wurden.
HAS: Parameterstudien 111<br />
Es werden nun folgende Parametervariationen beschrieben <strong>und</strong> diskutiert,<br />
wobei die Arbeitshaltung gemäß Abb. 69 parametrisiert wurde:<br />
1. E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Gelenkparameter:<br />
a. Schulter<br />
b. Ellbogen<br />
c. H<strong>an</strong>dgelenk<br />
2. E<strong>in</strong>fluss des H<strong>an</strong>dpolsterparameter:<br />
3. E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Schwabbelmassen:<br />
a. Schwabbelmasse Unterarm mit l<strong>in</strong>earem Kraftgesetz<br />
b. Schwabbelmasse Unterarm mit nichtl<strong>in</strong>earem Kraftgesetz<br />
c. Schwabbelmasse Oberarm mit l<strong>in</strong>earem Kraftgesetz, wobei die Schwabbelmasse<br />
des Unterarms frei war<br />
d. Schwabbelmasse Oberarm mit l<strong>in</strong>earem Kraftgesetz, wobei die Schwabbelmasse<br />
des Unterarms gesperrt war<br />
e. Schwabbelmasse H<strong>an</strong>d mit l<strong>in</strong>earem Kraftgesetz<br />
Abb. 69: Arbeitshaltung bei den Parametervariationen
112 HAS: Parameterstudien<br />
Variation <strong>der</strong> Parameter:<br />
Die Frage nach den ” richtigen“ Gelenkparametern wurde als Ausg<strong>an</strong>gspunkt für<br />
weitergehende Untersuchungen gewählt. Die <strong>Simulation</strong> wurde mit dem SIMPACK-<br />
Modell ausgeführt, da hier die Rechenzeit bei ca. 4 M<strong>in</strong>uten Realzeit lag. ADAMS<br />
benötigte auf demselben PC ca. 20 M<strong>in</strong>uten für e<strong>in</strong>e Auswertung. Variiert wurden<br />
Faktoren, die die Steifigkeit bee<strong>in</strong>flussen. Im SIMPACK-Modell wurden die Kraftelemente<br />
so parametrisiert, dass die Gelenkparameter global <strong>und</strong> lokal variiert werden<br />
können. Die Berechnung des Moments erfolgt nach folgendem Zusammenh<strong>an</strong>g:<br />
Mi = Ci ∗ δφi + Di ∗ ˙ φi<br />
Die Steifigkeit Ci <strong>und</strong> Dämpfung Di wurden wie folgt def<strong>in</strong>iert:<br />
Die Parameter verstehen sich wie folgt:<br />
⋄ Cgr: Globale Steifigkeit rotatorisch<br />
⋄ Clr: Lokale Steifigkeit rotatorisch<br />
⋄ Dgr: Globale Dämpfung rotatorisch<br />
⋄ Dlr: Lokale Dämpfung rotatorisch<br />
Ci = Cgr ∗ Clr ∗ C0i<br />
Di = Dgr ∗ Dlr ∗ D0i<br />
⋄ C0i: Normale Steifigkeit des Gelenkes<br />
⋄ D0i: Normale Dämpfung des Gelenkes<br />
Die globalen Größen verän<strong>der</strong>n das Verhalten aller Gelenksteifigkeiten, die lokalen<br />
Größen h<strong>in</strong>gegen verstimmen h<strong>in</strong>gegen nur das entsprechende Gelenk.<br />
Variiert wurden die lokalen Vorfaktoren Clr <strong>und</strong> Dlr <strong>und</strong> <strong>an</strong><strong>der</strong>e Parameter B des<br />
Modells <strong>in</strong> folgen<strong>der</strong> Weise:<br />
B = Bm<strong>in</strong> + n ∗ ∆B<br />
wobei n = 0...nmax gilt. In den folgenden Ergebnissen wurde entsprechend die jeweilige<br />
Kurve mit n∆ bezeichnet. Die Admitt<strong>an</strong>zen wurden auf die Masse des H<strong>an</strong>dgriffs<br />
normiert <strong>und</strong> s<strong>in</strong>d demzufolge e<strong>in</strong>heitenlos.
HAS: Parameterstudien 113<br />
1a) Variation <strong>der</strong> Parameter <strong>der</strong> Schulter:<br />
Die Variation <strong>der</strong> Steifigkeit (Abbildung 70) <strong>und</strong> Dämpfung (Abbildung 71) <strong>der</strong><br />
Schulter ergab ke<strong>in</strong>en H<strong>in</strong>weis auf e<strong>in</strong>e starke Abhängigkeit <strong>der</strong> Admitt<strong>an</strong>z. Bee<strong>in</strong>flusst<br />
wird e<strong>in</strong>zig die Reson<strong>an</strong>z bei ca. 2%νmax. Dies bedeutet, dass diese Parameter<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Simulation</strong> fast frei gewählt werden können. Es empfiehlt sich hier, auf Literaturwerte<br />
zurückzugreifen, wie sie im Anh<strong>an</strong>g beschrieben s<strong>in</strong>d.<br />
Admitt<strong>an</strong>z A zz (Betrag)<br />
2<br />
1.8<br />
1.6<br />
1.4<br />
1.2<br />
1<br />
0.8<br />
0.6<br />
0.4<br />
0.2<br />
Steifigkeit Schulter<br />
Messung<br />
0Δ<br />
1Δ<br />
2Δ<br />
3Δ<br />
4Δ<br />
0<br />
0 20 40 60 80 100<br />
Frequenz [%νmax ]<br />
Abb. 70: E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Steifigkeit des Schultergelenks<br />
Admitt<strong>an</strong>z A zz (Betrag)<br />
2<br />
1.8<br />
1.6<br />
1.4<br />
1.2<br />
1<br />
0.8<br />
0.6<br />
0.4<br />
0.2<br />
Dämpfung Schulter<br />
Messung<br />
0Δ<br />
1Δ<br />
2Δ<br />
3Δ<br />
4Δ<br />
0<br />
0 20 40 60 80 100<br />
Frequenz [%νmax ]<br />
Abb. 71: E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Dämpfung des Schultergelenks
114 HAS: Parameterstudien<br />
1b) Variation <strong>der</strong> Parameter des Ellbogen:<br />
Die Admitt<strong>an</strong>z ist ebenfalls fast unabhängig von den Parametern für Steifigkeit<br />
(Abbildung 72) <strong>und</strong> Dämpfung (Abbildung 73) des Ellbogen. Für die Wahl <strong>der</strong><br />
Parameter gilt daher das gleiche wie für die Schulterparameter.<br />
Admitt<strong>an</strong>z A zz (Betrag)<br />
2<br />
1.8<br />
1.6<br />
1.4<br />
1.2<br />
1<br />
0.8<br />
0.6<br />
0.4<br />
0.2<br />
Steifigkeit Ellbogen<br />
Messung<br />
0Δ<br />
1Δ<br />
2Δ<br />
3Δ<br />
4Δ<br />
0<br />
0 20 40 60 80 100<br />
Frequenz [%νmax ]<br />
Abb. 72: E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Steifigkeit des Ellbogengelenks<br />
Admitt<strong>an</strong>z A zz (Betrag)<br />
2.5<br />
2<br />
1.5<br />
1<br />
0.5<br />
Dämpfung Ellbogen<br />
Messung<br />
0Δ<br />
1Δ<br />
2Δ<br />
3Δ<br />
4Δ<br />
0<br />
0 20 40 60 80 100<br />
Frequenz [%νmax ]<br />
Abb. 73: E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Dämpfung des Ellbogengelenks
HAS: Parameterstudien 115<br />
1c) Variation <strong>der</strong> Parameter des H<strong>an</strong>dgelenks:<br />
Die Steifigkeiten (Abbildung 74) <strong>und</strong> Dämpfungen (Abbildung 75) des H<strong>an</strong>dgelenks<br />
haben bei dem dieser <strong>Simulation</strong> zugr<strong>und</strong>e liegende Starrkörpermodell (Schwabbelmassen<br />
gesperrt) gar ke<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluss auf das Ergebnis. Dies liegt dar<strong>an</strong>, das <strong>der</strong> Anlenkpunkt<br />
<strong>der</strong> Anregung <strong>in</strong> Verlängerung des H<strong>an</strong>dgelenks modelliert wurde. Sollten<br />
Messungen mit Fel<strong>der</strong>n aus drucksensitiver Folie <strong>an</strong><strong>der</strong>e Ankoppelpunkte nahelegen,<br />
könnte sich aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> d<strong>an</strong>n resultierenden Momente die Situation <strong>an</strong><strong>der</strong>s darstellen.<br />
Admitt<strong>an</strong>z A zz (Betrag)<br />
2<br />
1.8<br />
1.6<br />
1.4<br />
1.2<br />
1<br />
0.8<br />
0.6<br />
0.4<br />
0.2<br />
Steifigkeit H<strong>an</strong>dgelenk<br />
Messung<br />
0Δ<br />
1Δ<br />
2Δ<br />
3Δ<br />
4Δ<br />
0<br />
0 20 40 60 80 100<br />
Frequenz [%νmax ]<br />
Abb. 74: E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Steifigkeit des H<strong>an</strong>dgelenks<br />
Admitt<strong>an</strong>z A zz (Betrag)<br />
2<br />
1.8<br />
1.6<br />
1.4<br />
1.2<br />
1<br />
0.8<br />
0.6<br />
0.4<br />
0.2<br />
Dämpfung H<strong>an</strong>dgelenk<br />
Messung<br />
0Δ<br />
1Δ<br />
2Δ<br />
3Δ<br />
4Δ<br />
0<br />
0 20 40 60 80 100<br />
Frequenz [%νmax ]<br />
Abb. 75: E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Dämpfung des H<strong>an</strong>dgelenks
116 HAS: Parameterstudien<br />
2) Variation <strong>der</strong> Parameter des H<strong>an</strong>dpolsters:<br />
Steifigkeit (Abbildung 76) <strong>und</strong> Dämpfung (Abbildung 77) <strong>der</strong> Kopplung zwischen<br />
H<strong>an</strong>d <strong>und</strong> Griff haben großen E<strong>in</strong>fluss auf das Ergebnis. Es wird maßgeblich die<br />
Reson<strong>an</strong>z bei hoher Frequenz (35%νmax)bee<strong>in</strong>flusst. Dies war zu erwarten, da bei<br />
hohen Frequenzen das HAS weitgehend entkoppelt, <strong>und</strong> so die letzte Reson<strong>an</strong>z die<br />
Eigenfrequenz des Griffs gegen das Fe<strong>der</strong>-Dämpfer-System des H<strong>an</strong>dpolsters darstellt.<br />
Separation sowie Parameterbestimmung <strong>der</strong> Wechselwirkung zwischen H<strong>an</strong>dpolster<br />
<strong>und</strong> Griffmasse ist elementar für die Modellierung <strong>der</strong> Mensch-Masch<strong>in</strong>e-Schnittstelle!<br />
Admitt<strong>an</strong>z A zz (Betrag)<br />
2.5<br />
2<br />
1.5<br />
1<br />
0.5<br />
H<strong>an</strong>dpolster Cz<br />
Messung<br />
0Δ<br />
1Δ<br />
2Δ<br />
3Δ<br />
4Δ<br />
0<br />
0 20 40 60 80 100<br />
Frequenz [%νmax ]<br />
Abb. 76: E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Steifigkeit des H<strong>an</strong>dpolsters<br />
Admitt<strong>an</strong>z A zz (Betrag)<br />
3.5<br />
3<br />
2.5<br />
2<br />
1.5<br />
1<br />
0.5<br />
H<strong>an</strong>dpolster Dz<br />
Messung<br />
0Δ<br />
1Δ<br />
2Δ<br />
3Δ<br />
4Δ<br />
0<br />
0 20 40 60 80 100<br />
Frequenz [%νmax ]<br />
Abb. 77: E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Dämpfung des H<strong>an</strong>dpolsters
HAS: Parameterstudien 117<br />
3a) Variation <strong>der</strong> Parameter <strong>der</strong> Schwabbelmasse Unterarm<br />
(l<strong>in</strong>eares Kraftgesetz):<br />
Es sollte untersucht werden, wie sich die Freigabe <strong>der</strong> Freiheitsgrade <strong>der</strong> Schwabbelmassen<br />
des Unterarms auf das Modellverhalten auswirkt. Hierzu wurden zwei<br />
Kraftgesetze verwendet: e<strong>in</strong> l<strong>in</strong>eares <strong>und</strong> e<strong>in</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Steifigkeit nichtl<strong>in</strong>eares mit dritter<br />
Potenz. Variiert wurde die Steifigkeit (Abbildung 78) bei konst<strong>an</strong>ter Dämpfung,<br />
sowie die Dämpfung (Abbildung 79) bei fester Steifigkeit. E<strong>in</strong> Modell mit starr <strong>an</strong>gekoppelten<br />
Schwabbelmassen entspräche e<strong>in</strong>er unendlich hohen Steifigkeit. Weichere<br />
Ankopplung <strong>der</strong> Schwabbelmassen wird durch kle<strong>in</strong>ere Werte für Steifigkeit <strong>und</strong><br />
Dämpfung erzielt. Anh<strong>an</strong>d des Ergebnisses k<strong>an</strong>n vermutet werden, dass die Reson<strong>an</strong>z<br />
bei ca. 10%νmax von den Schwabbelmassen herrührt.<br />
Admitt<strong>an</strong>z A zz (Betrag)<br />
1.8<br />
1.6<br />
1.4<br />
1.2<br />
1<br />
0.8<br />
0.6<br />
0.4<br />
0.2<br />
Schwabbelmasse Unterarm C<br />
Messung<br />
0Δ<br />
1Δ<br />
2Δ<br />
3Δ<br />
4Δ<br />
0<br />
0 20 40 60 80 100<br />
Frequenz [%νmax ]<br />
Abb. 78: E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Steifigkeit von l<strong>in</strong>earen Schwabbelmassen<br />
Admitt<strong>an</strong>z A zz (Betrag)<br />
1.6<br />
1.4<br />
1.2<br />
1<br />
0.8<br />
0.6<br />
0.4<br />
0.2<br />
Schwabbelmasse Unterarm D<br />
Messung<br />
0Δ<br />
1Δ<br />
2Δ<br />
3Δ<br />
4Δ<br />
0<br />
0 20 40 60 80 100<br />
Frequenz [%νmax ]<br />
Abb. 79: E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Dämpfung von l<strong>in</strong>earen Schwabbelmassen:
118 HAS: Parameterstudien<br />
3b) Variation <strong>der</strong> Parameter <strong>der</strong> Schwabbelmasse Unterarm<br />
(nichtl<strong>in</strong>eares Kraftgesetz):<br />
Der direkte Vergleich zwischen nichtl<strong>in</strong>earer (Abbildungen 80 <strong>und</strong> 81) <strong>und</strong> l<strong>in</strong>earer<br />
(Abbildungen 78 <strong>und</strong> 79) Modellierung des Schwabbelmassen<strong>an</strong>kopplung deutet<br />
darauf h<strong>in</strong>, dass die l<strong>in</strong>eare Modellierung besser geeignet zu se<strong>in</strong> sche<strong>in</strong>t. Aus diesem<br />
Gr<strong>und</strong> werden <strong>in</strong> den weiteren <strong>Simulation</strong>en immer l<strong>in</strong>eare Schwabbelmassen<strong>an</strong>kopplungen<br />
<strong>an</strong>genommen. Es muss jedoch <strong>an</strong>gemerkt werden, dass diese L<strong>in</strong>earisierung<br />
zunächst nur für kle<strong>in</strong>e Amplituden gilt. Wenn große Amplituden erreicht werden,<br />
muss <strong>der</strong> Zusammenh<strong>an</strong>g neu geprüft werden. Um Anhaltspunkte zu erhalten, müssten<br />
Messreihen mit verschiedenen Auslenkungen des Shakers erstellt werden.<br />
Admitt<strong>an</strong>z A zz (Betrag)<br />
4<br />
3.5<br />
3<br />
2.5<br />
2<br />
1.5<br />
1<br />
0.5<br />
Schwabbelmasse Unterarm C<br />
Messung<br />
0Δ<br />
1Δ<br />
2Δ<br />
3Δ<br />
4Δ<br />
0<br />
0 20 40 60 80 100<br />
Frequenz [%νmax ]<br />
Abb. 80: E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Steifigkeit von nichtl<strong>in</strong>earen Schwabbelmassen des Unterarms<br />
Admitt<strong>an</strong>z A zz (Betrag)<br />
1.8<br />
1.6<br />
1.4<br />
1.2<br />
1<br />
0.8<br />
0.6<br />
0.4<br />
0.2<br />
Schwabbelmasse Unterarm D<br />
Messung<br />
0Δ<br />
1Δ<br />
2Δ<br />
3Δ<br />
4Δ<br />
0<br />
0 20 40 60 80 100<br />
Frequenz [%νmax ]<br />
Abb. 81: E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Dämpfung von nichtl<strong>in</strong>earen Schwabbelmassen des Unterarms
HAS: Parameterstudien 119<br />
3c) Variation <strong>der</strong> Parameter <strong>der</strong> Schwabbelmasse Oberarm<br />
(Schwabbelmasse Unterarm frei):<br />
Das Freigeben <strong>der</strong> Oberarmschwabbelmasse erfor<strong>der</strong>t offensichtlich e<strong>in</strong>e weitere Verän<strong>der</strong>ung<br />
<strong>der</strong> bereits e<strong>in</strong>gestellten Modellparameter. Die Notwendigkeit, die H<strong>an</strong>dpolstersteifigkeit<br />
neu zu wählen, war bereits nach Freigabe <strong>der</strong> Unterarmschwabbelmasse<br />
gegeben, aber <strong>der</strong> tendenzielle E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Unterarmschwabbelmasse war zu<br />
beurteilen. Bei gleichzeitiger Freigabe von beiden Schwabbelmassen wird das Bild<br />
diffuser (Abbildungen 82 <strong>und</strong> 83) . Deshalb wurde die Oberarmschwabbelmasse auch<br />
noch e<strong>in</strong>zeln freigegeben <strong>und</strong> die Unterarmschwabbelmasse wie<strong>der</strong> gesperrt.<br />
Admitt<strong>an</strong>z A zz (Betrag)<br />
1.4<br />
1.2<br />
1<br />
0.8<br />
Schwabbelmasse Oberarm C<br />
0.6<br />
0.4<br />
Messung<br />
0Δ<br />
1Δ<br />
0.2<br />
0<br />
0 20 40 60<br />
2Δ<br />
3Δ<br />
4Δ<br />
80 100<br />
Frequenz [%νmax ]<br />
Abb. 82: E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Steifigkeit <strong>der</strong> Schwabbelmassen des Oberarms I<br />
Admitt<strong>an</strong>z A zz (Betrag)<br />
1.4<br />
1.2<br />
1<br />
0.8<br />
Schwabbelmasse Oberarm D<br />
0.6<br />
Messung<br />
0.4<br />
0Δ<br />
1Δ<br />
0.2<br />
2Δ<br />
3Δ<br />
0<br />
4Δ<br />
0 20 40 60 80 100<br />
Frequenz [%νmax ]<br />
Abb. 83: E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Dämpfung <strong>der</strong> Schwabbelmassen des Oberarms I
120 HAS: Parameterstudien<br />
3d) Variation <strong>der</strong> Parameter <strong>der</strong> Schwabbelmasse Oberarm<br />
(Schwabbelmasse Unterarm gesperrt):<br />
Es sche<strong>in</strong>t so, dass <strong>der</strong> E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Oberarmschwabbelmasse nicht so stark ist, wie<br />
<strong>der</strong> des Unterarms (Abbildungen 84 <strong>und</strong> 85). Dies legt nahe, das die Sperrung <strong>der</strong><br />
Oberarmschwabbelmasse gerechtfertigt ist. Das wäre aber e<strong>in</strong> Trugschluss. Nur wenn<br />
die Unterarmschwabbelmasse freigegeben wird, wirken am Oberarmknochen relev<strong>an</strong>te<br />
Amplituden. Bei ” hartem“ Unterarm werden eben ger<strong>in</strong>gere Amplituden auf den<br />
Oberarm übertragen. Das bedeutet konkret, dass eigentlich beide Schwabbelmassen<br />
freigegeben werden sollten. Natürlich ist d<strong>an</strong>n <strong>der</strong> Aufw<strong>an</strong>d zur Parameteridentifikation<br />
wesentlich höher, da alle Parameter aufe<strong>in</strong><strong>an</strong><strong>der</strong> abgestimmt werden müssen.<br />
Admitt<strong>an</strong>z A zz (Betrag)<br />
1.8<br />
1.6<br />
1.4<br />
1.2<br />
1<br />
0.8<br />
0.6<br />
0.4<br />
0.2<br />
Schwabbelmasse Oberarm C<br />
Messung<br />
0Δ<br />
1Δ<br />
2Δ<br />
3Δ<br />
4Δ<br />
0<br />
0 20 40 60 80 100<br />
Frequenz [%νmax ]<br />
Abb. 84: E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Steifigkeit <strong>der</strong> Schwabbelmassen des Oberarms II<br />
Admitt<strong>an</strong>z A zz (Betrag)<br />
1.8<br />
1.6<br />
1.4<br />
1.2<br />
1<br />
0.8<br />
0.6<br />
0.4<br />
0.2<br />
Schwabbelmasse Oberarm D<br />
Messung<br />
0Δ<br />
1Δ<br />
2Δ<br />
3Δ<br />
4Δ<br />
0<br />
0 20 40 60 80 100<br />
Frequenz [%νmax ]<br />
Abb. 85: E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Dämpfung <strong>der</strong> Schwabbelmassen des Oberarms bei II
HAS: Parameterstudien 121<br />
3e) Variation <strong>der</strong> Parameter <strong>der</strong> Schwabbelmasse H<strong>an</strong>d:<br />
Die Schwabbelmassenkopplung <strong>der</strong> H<strong>an</strong>d hat ebenfalls e<strong>in</strong>en großen E<strong>in</strong>fluss auf<br />
das Ergebnis (Abbildungen 86 <strong>und</strong> 87). Die Modellierung <strong>der</strong> H<strong>an</strong>d stellt sich somit<br />
<strong>in</strong>sgesamt (siehe Parametervariation H<strong>an</strong>dpolster) als das wichtigste Detail des<br />
HAS-Modells dar. In weiterführenden Studien sollte deshalb auf e<strong>in</strong>e detaillierte<br />
H<strong>an</strong>dmodellierung das Hauptaugenmerk gelegt werden.<br />
Admitt<strong>an</strong>z A zz (Betrag)<br />
2<br />
1.8<br />
1.6<br />
1.4<br />
1.2<br />
1<br />
0.8<br />
0.6<br />
0.4<br />
0.2<br />
Schwabbelmasse H<strong>an</strong>d C<br />
Messung<br />
0Δ<br />
1Δ<br />
2Δ<br />
3Δ<br />
4Δ<br />
0<br />
0 20 40 60 80 100<br />
Frequenz [%νmax ]<br />
Abb. 86: E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Steifigkeit <strong>der</strong> Schwabbelmassenkopplung <strong>der</strong> H<strong>an</strong>d<br />
Admitt<strong>an</strong>z A zz (Betrag)<br />
2.5<br />
2<br />
1.5<br />
1<br />
0.5<br />
Schwabbelmasse H<strong>an</strong>d D<br />
Messung<br />
0Δ<br />
1Δ<br />
2Δ<br />
3Δ<br />
4Δ<br />
0<br />
0 20 40 60 80 100<br />
Frequenz [%νmax ]<br />
Abb. 87: E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Dämpfung <strong>der</strong> Schwabbelmassenkopplung <strong>der</strong> H<strong>an</strong>d
122 HAS: Parameterstudien<br />
4.4.1 Ergebnisse<br />
In Anbetracht <strong>der</strong> Tatsache, dass das Modell sehr komplex ist <strong>und</strong> die Rechenzeit für<br />
e<strong>in</strong>e Auswertung mehrere M<strong>in</strong>uten beträgt, konnten nur <strong>in</strong> begrenztem Umf<strong>an</strong>g Parameterstudien<br />
durchgeführt werden. Die durchgeführten Parameterstudien halfen<br />
dabei, e<strong>in</strong> Modellverständnis zu entwickeln. Tendenzen konnten aufgezeigt werden.<br />
Die Variation <strong>der</strong> Schwabbelmassenparameter zeigte, das auf die Verwendung von<br />
Schwabbelmassen nicht verzichtet werden darf. Die Schwabbelmassen verursachen<br />
die Reson<strong>an</strong>z unter 20%νmax. Die Reson<strong>an</strong>z sche<strong>in</strong>t noch etwas scharf ausgeprägt<br />
zu se<strong>in</strong>. Dies liegt eventuell dar<strong>an</strong>, dass sich die Weichteilreson<strong>an</strong>zen von Oberarm<br />
<strong>und</strong> Unterarm überlagern, <strong>und</strong> dies im Modell aus Gründen <strong>der</strong> benötigten Rechenzeit<br />
noch nicht optimal berücksichtigt werden konnte. Wahrsche<strong>in</strong>lich ist jedoch die<br />
Näherung <strong>der</strong> Weichteile als weich <strong>an</strong>gekoppelte Starrkörper nur bed<strong>in</strong>gt geeignet,<br />
um exakt die Admitt<strong>an</strong>z <strong>der</strong> Weichteile zu beschreiben. Erwähnenswert ist noch,<br />
dass bei e<strong>in</strong>em Schwabbelmassenmodell die Parameter des HAS (<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e beim<br />
H<strong>an</strong>dpolster) neu <strong>an</strong>gepasst werden müssen, was bedeutet, dass e<strong>in</strong> re<strong>in</strong>es Starrkörpermodell<br />
zu falschen Aussagen bezüglich e<strong>in</strong>iger Modellelemente führt.<br />
Im moment<strong>an</strong>en Modell s<strong>in</strong>d alle Kraftelemente l<strong>in</strong>earisiert. Die Validierung erfolgte<br />
<strong>an</strong> Shakermessungen, welche im Hub e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>ge Amplitude produzieren. Es müssten<br />
Wie<strong>der</strong>holungsmessungen mit verschiedenen Amplituden (bis über den Bereich<br />
<strong>der</strong> real beim Arbeiten mit den entsprechenden Werkzeugen erreichten Amplituden)<br />
durchgeführt werden, um Nichtl<strong>in</strong>earitäten bei den Kraftelementen zu identifizieren .<br />
Im Allgeme<strong>in</strong>en k<strong>an</strong>n davon ausgeg<strong>an</strong>gen werden, dass nichtl<strong>in</strong>eare Kraftzusammenhänge<br />
realistischer s<strong>in</strong>d, dies zeigt sich <strong>an</strong> den durch Messungen belegten Modellen<br />
des Fersenpolsters sowie <strong>an</strong> den Ergebnissen aus [28]. Dies bezieht sich nicht nur<br />
auf die Schwabbelmassen, son<strong>der</strong>n betrifft auch auch die Berücksichtigung e<strong>in</strong>er Andruckkraft.<br />
E<strong>in</strong>e Vorsp<strong>an</strong>nung durch Andruckkraft wirkt sich erst bei nichtl<strong>in</strong>earen<br />
Kennl<strong>in</strong>ien auf die Admitt<strong>an</strong>z aus.<br />
Die Variation <strong>der</strong> Gelenkeigenschaften wirkt sich nicht auf die Admitt<strong>an</strong>z aus. Deshalb<br />
k<strong>an</strong>n auch aus <strong>der</strong> Messung <strong>der</strong> Admitt<strong>an</strong>z nicht auf die biomech<strong>an</strong>ischen<br />
Gelenkparameter geschlossen werden. Da nur wenige Angaben zu Steifigkeit <strong>und</strong><br />
Dämpfung <strong>in</strong> Ellbogen, Schulter o<strong>der</strong> H<strong>an</strong>dgelenk existieren, sollte geprüft werden,<br />
ob nicht mit ger<strong>in</strong>gem Aufw<strong>an</strong>d durch Messungen e<strong>in</strong>e Abschätzung dieser Größen<br />
<strong>in</strong> repräsentativen Belastungsfällen erfolgen könnte. Dies wäre <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e von<br />
Wichtigkeit, wenn e<strong>in</strong> Modell mit PID-Reglern erstellt werden sollte, um z.B. die<br />
Andruckkraft besser abzubilden. Hier würden Messungen helfen die entsprechenden<br />
Reglerparameter e<strong>in</strong>zustellen.
HAS: E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Schwabbelmassen 123<br />
4.5 Der E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Schwabbelmassen im HAS-Modell<br />
In diesem Kapitel soll <strong>der</strong> E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Schwabbelmassen auf die Modellgüte untersucht<br />
werden. Kriterien hierfür s<strong>in</strong>d die Übertragung <strong>der</strong> Vibration auf das HAS,<br />
sowie die <strong>in</strong> den jeweiligen Modellelementen dissipierte Energie. Entgegen <strong>der</strong> bisherigen<br />
Annahme, dass die ges<strong>und</strong>heitlichen Belastungen durch Vibrationen am besten<br />
durch frequenzgewichtete Dosis<strong>an</strong>gaben erfasst <strong>und</strong> abgeschätzt werden können, weisen<br />
die Arbeiten [12, 76] <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e <strong>an</strong><strong>der</strong>e Richtung. Hier wird vermutet, dass die ges<strong>und</strong>heitliche<br />
Belastung besser durch die im Gewebe absorbierte Energie abgeschätzt<br />
werden könnte. Weitere Faktoren dürften aus biomech<strong>an</strong>ischer Sicht Kraftspitzen,<br />
Kraft<strong>in</strong>tegrale, Auslenkungen, Beschleunigungen sowie Produkte aus solchen Größen<br />
sowie <strong>der</strong>en Wie<strong>der</strong>holungsraten se<strong>in</strong>. Diese Abschätzung ist durch Messungen am<br />
Prob<strong>an</strong>den nur e<strong>in</strong>geschränkt möglich. E<strong>in</strong> <strong>Simulation</strong>smodell könnte hier hilfreiche<br />
H<strong>in</strong>weise liefern. Natürlich zeigt sich hier sicherlich e<strong>in</strong> großer Unterschied zwischen<br />
e<strong>in</strong>em re<strong>in</strong>en Starrkörpermodell <strong>und</strong> e<strong>in</strong>em Schwabbelmassenmodell. Die Weichteile<br />
nehmen wahrsche<strong>in</strong>lich neben dem H<strong>an</strong>dpolster e<strong>in</strong>en großen Teil <strong>der</strong> gesamten<br />
absorbierten Energie auf. In diesem Kapitel soll versucht werden, das Starrkörpermodell<br />
im Vergleich zum Schwabbelmassenmodell h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Dissipationspfade<br />
im System zu untersuchen.<br />
4.5.1 Energiedissipation<br />
Um die Energiedissipation abzuschätzen wird ausgenutzt, dass <strong>in</strong> den Kraftelementen<br />
die Dissipationsterme des Kraftgesetzes als bek<strong>an</strong>nt vorausgesetzt werden können.<br />
Aus <strong>der</strong> Def<strong>in</strong>ition <strong>der</strong> Arbeit W als Produkt von Kraft F <strong>und</strong> Weg s<br />
W =<br />
� s2<br />
s1<br />
F ∗ ds =<br />
� t2<br />
t1<br />
F ds<br />
dt dt<br />
errechnet sich die geleistete Arbeit (<strong>in</strong> SI-E<strong>in</strong>heiten J = N ∗ m). Die eigentlich<br />
<strong>in</strong>teress<strong>an</strong>te Angabe ist jedoch die Leistung, die im allgeme<strong>in</strong>en bei <strong>der</strong> betrachteten<br />
Fragestellung frequenzabhängig ist. Es folgt aus obigem Term für die Leistung P<br />
P = F ∗ ds<br />
dt<br />
= F ∗ v<br />
P beschreibt die moment<strong>an</strong> umgesetzte Leistung. 16<br />
Simult<strong>an</strong> gilt für P bezüglich Rotation <strong>und</strong> wirkendem Moment M:<br />
P = M ∗ ω<br />
In dem Kraftelement für die Schwabbelmassen, welches verallgeme<strong>in</strong>ert auch als<br />
Drehfe<strong>der</strong> <strong>in</strong> den Gelenken e<strong>in</strong>gesetzt werden k<strong>an</strong>n wurden die beschriebenen Zusammenhänge<br />
umgesetzt, so dass als Ausgabegröße des Kraftelementes nun auch die<br />
16 In SI-E<strong>in</strong>heiten gilt [P ] = W = J/s.
124 HAS: E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Schwabbelmassen<br />
Moment<strong>an</strong>leistung berechnet wurde. Neben den e<strong>in</strong>zelnen Komponenten für jeden<br />
Freiheitsgrad k<strong>an</strong>n auch <strong>der</strong> Gesamtbetrag von P<br />
Pges = � Pi<br />
mit (i = 1..6) ausgegeben werden.<br />
Die Kurven für die Energiedissipation im HAS s<strong>in</strong>d wie folgt erzeugt worden. Während<br />
des gesamten S<strong>in</strong>us-Sweep wurde zu jedem Zeitpunkt die Moment<strong>an</strong>leistung<br />
berechnet. Um e<strong>in</strong>e qualitative Aussage über die spektrale Verteilung <strong>der</strong> Verlustleistung<br />
treffen zu können, wurde die Moment<strong>an</strong>leistung fouriertr<strong>an</strong>sformiert. Da<br />
die Leistung e<strong>in</strong>e quadratische Funktion ist, wurden die Frequenzen entsprechend<br />
umgerechnet (halbiert), da ohne diese Korrektur das Maximum <strong>in</strong> <strong>der</strong> FFT beim<br />
doppelten des Frequenzwertes auftreten würde. Die entst<strong>an</strong>denen Kurven entsprechen<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Form also <strong>der</strong> E<strong>in</strong>hüllenden <strong>der</strong> Verlustleistung im Frequenzraum.<br />
4.5.2 <strong>Simulation</strong>en<br />
Verglichen wird e<strong>in</strong> Modell mit Berücksichtigung <strong>der</strong> Schwabbelmassen <strong>und</strong> e<strong>in</strong> re<strong>in</strong>es<br />
Starrkörpermodell. Ferner wird <strong>der</strong> E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Griffmasse untersucht. Es werden<br />
nun folgende <strong>Simulation</strong>sergebnisse beschrieben <strong>und</strong> diskutiert:<br />
1. Modellgüte:<br />
Zuerst wird die Übere<strong>in</strong>stimmung <strong>der</strong> beiden Modelle mit <strong>der</strong> Messung gezeigt.<br />
Hier soll e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>druck vermittelt werden, ob die Schwabbelmassenmodellierung<br />
e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluss auf die Güte des Modells hat. Es wird hier auch gezeigt, wie<br />
sich die Ergebnisse verän<strong>der</strong>n, wenn mit e<strong>in</strong>em realistischeren Belastungsfall<br />
(560% Griffmasse, 15 fache Kraftamplitude) simuliert wird.<br />
2. Tr<strong>an</strong>sfer <strong>der</strong> Beschleunigung:<br />
Diese <strong>Simulation</strong> zeigt auf, <strong>in</strong>wieweit sich bei Berücksichtigung <strong>der</strong> Schwabbelmassen<br />
die Tr<strong>an</strong>sfereigenschaft des Modells bezüglich, vibrations<strong>in</strong>duzierter<br />
Beschleunigungen verän<strong>der</strong>t. Als Tr<strong>an</strong>sferfunktion U wird hier das Verhältnis<br />
<strong>der</strong> Beschleunigung des Knochens von Unterarm <strong>und</strong> Oberarm zu <strong>der</strong> Beschleunigung<br />
des Griffs betrachtet: Ui = ai/aGriff<br />
3. Energiedissipation:<br />
In diesen Ergebnissen soll gezeigt werden, ob sich die Lokalisierung <strong>und</strong> Stärke<br />
<strong>der</strong> Energiedissipation bei e<strong>in</strong>em Modell mit Schwabbelmassen gegenüber e<strong>in</strong>em<br />
re<strong>in</strong>en Starrkörpermodell än<strong>der</strong>t. Gezeigt wird zum e<strong>in</strong>en die Dissipation<br />
<strong>in</strong> den Schwabbelmassen, zum <strong>an</strong><strong>der</strong>en die Dissipation <strong>in</strong> den Gelenken.<br />
Die im weiteren präsentierten Admitt<strong>an</strong>zkurven unterscheiden sich von den Kurven<br />
<strong>in</strong> Abbildung 57. Die Messungen wurden nun mit e<strong>in</strong>em abgeän<strong>der</strong>ten Aufbau
HAS: E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Schwabbelmassen 125<br />
realisiert, welcher die Bewegung des Griffs <strong>in</strong> alle Richtungen zuließ (ähnlich dem<br />
multiaxialen Messaufbau aus [78]). Ferner wurde e<strong>in</strong> Griff mit <strong>an</strong><strong>der</strong>er Masse e<strong>in</strong>gesetzt.<br />
Das Modell wurde <strong>an</strong> diese geän<strong>der</strong>ten R<strong>an</strong>dbed<strong>in</strong>gungen <strong>an</strong>gepasst.<br />
Da sich das Verhalten e<strong>in</strong>es schwabbelmassenbehafteten Modells von dem e<strong>in</strong>es re<strong>in</strong>en<br />
Starrkörpermodells unterscheidet, mussten geän<strong>der</strong>te Werte für das H<strong>an</strong>dpolster<br />
verwendet werden. Beim Starrkörpermodell musste die Steifigkeit des H<strong>an</strong>dpolsters<br />
um 80% erniedrigt <strong>und</strong> die Dämpfung um 20% erhöht werden.<br />
E<strong>in</strong> geeigneter Parametersatz für die weiteren <strong>Simulation</strong>en wurde aus den Ergebnissen<br />
<strong>der</strong> <strong>in</strong> Kapitel 4.4 dokumentierten Parametervariationen abgeleitet.<br />
1a) Vergleich <strong>der</strong> <strong>Simulation</strong> mit <strong>der</strong> Shakermessung:<br />
In Abbildung 88 erkennt m<strong>an</strong> deutlich, dass mit e<strong>in</strong>em re<strong>in</strong>en Starrkörpermodell<br />
(rote Kurve) die Messung (schwarze Kurve) nicht so gut reproduziert werden k<strong>an</strong>n<br />
wie mit e<strong>in</strong>em Schwabbelmassenmodell (blaue Kurve) 17 . Offensichtlich fehlen dem<br />
Starrkörpermodell wichtige Eigenschaften. Im Bezug auf die <strong>in</strong> <strong>der</strong> E<strong>in</strong>leitung <strong>an</strong>gesprochene<br />
Problematik, die richtige Detailtiefe des Modells zu f<strong>in</strong>den, k<strong>an</strong>n hier<br />
gezeigt werden, dass e<strong>in</strong> Starrkörpermodell <strong>in</strong> dieser Fragestellung nicht zu realistischen<br />
Ergebnissen führt. Für die weiteren Untersuchungen <strong>in</strong> diesem Kapitel<br />
bedeutet dies ferner, dass die Ergebnisse des Schwabbelmassenmodells <strong>in</strong> ihrer Voraussagekraft<br />
glaubhafter s<strong>in</strong>d.<br />
1b) Voraussage des Verhaltens bei e<strong>in</strong>em schweren Griff:<br />
Die Ergebnisse von Starrkörpermodell <strong>und</strong> Schwabbelmassenmodell (Abbildung 89)<br />
weichen nun natürlich von den Messungen (vgl. Abbildung 88) die mit e<strong>in</strong>em leichten<br />
Griff gemacht wurden ab. M<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n wie<strong>der</strong> <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d <strong>der</strong> <strong>Simulation</strong>sergebnisse<br />
erkennen, dass die Gesamtdynamik stark von <strong>der</strong> Masse <strong>der</strong> <strong>an</strong>gekoppelten Masch<strong>in</strong>e<br />
abhängt.<br />
Das Schwabbelmassenmodell (blaue Kurve <strong>in</strong> Abb. 89) zeigt bei ca. 7%νmax e<strong>in</strong>e<br />
Reson<strong>an</strong>z, welche das starre Modell nicht vorhersagt. Ferner liegt das Maximum<br />
bei hohen Frequenzen beim starren Modell bei ungefähr 18%νmax, während es beim<br />
Schwabbelmassenmodell bei höheren Frequenzen (ca. 30%νmax) liegt.<br />
17 Im weiteren gelten folgende Kürzel: (S) Starrkörpermodell <strong>und</strong> (W) Schwabbelmassenmodell
126 HAS: E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Schwabbelmassen<br />
Admitt<strong>an</strong>z A zz (Betrag)<br />
Beste Anpassung <strong>an</strong> Messung: Mit <strong>und</strong> ohne Schwabbelmassen<br />
1.4<br />
1.2<br />
1<br />
0.8<br />
0.6<br />
A exp<br />
0.4<br />
Asim (S)<br />
0.2<br />
0<br />
Asim (W)<br />
0 20 40 60 80 100<br />
Frequenz [%νmax ]<br />
Abb. 88: Vergleich <strong>der</strong> Messung mit <strong>Simulation</strong>sergebnissen von Modell mit <strong>und</strong><br />
ohne Schwabbelmassen<br />
Admitt<strong>an</strong>z A zz (Betrag)<br />
Extrapolation zu schwerem Griff: Mit <strong>und</strong> ohne Schwabbelmassen<br />
0.2<br />
0.18<br />
0.16<br />
0.14<br />
0.12<br />
0.1<br />
0.08<br />
0.06<br />
0.04<br />
A sim (S)<br />
0.02<br />
0<br />
Asim (W)<br />
0 20 40 60 80 100<br />
Frequenz [%νmax ]<br />
Abb. 89: Modellvorhersage für e<strong>in</strong>en schweren Griff
HAS: E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Schwabbelmassen 127<br />
2) Tr<strong>an</strong>sfer <strong>der</strong> Vibration:<br />
Um die Übertragung <strong>der</strong> Beschleunigungen vom Griff auf die Knochen von Un-<br />
terarm <strong>und</strong> Oberarm zu qu<strong>an</strong>tifizieren wurde <strong>der</strong> Übertragungsfaktor Ui = ai<br />
agriff<br />
berechnet <strong>und</strong> <strong>in</strong> Abbildung 90 für das Starrkörpermodell sowie das Schwabbelmassenmodell<br />
aufgetragen. Beim Unterarm zeigen beide Modelle e<strong>in</strong>e Verstärkung<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em gewissen Frequenzb<strong>an</strong>d. Der eigentliche Unterschied zwischen Starrkörpermodell<br />
<strong>und</strong> Schwabbelmassenmodell (blaue <strong>und</strong> grüne Kurve) liegt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage<br />
des Maximums. Da beim Schwabbelmassenmodell <strong>der</strong> Unterarmknochen e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>gere<br />
Masse als <strong>der</strong> starre Arm hat, verschiebt sich die Reson<strong>an</strong>z zu höheren<br />
Frequenzen h<strong>in</strong>. Beim Schwabbelmassenmodell liegt das Maximum <strong>der</strong> Übertragungsfunktion<br />
U bei 20%νmax, beim Starrkörpermodell h<strong>in</strong>gegen bei 8%νmax. Dieser<br />
Unterschied könnte h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> frequenzbewerteten Schädigungsgrenzwerte von<br />
Interesse se<strong>in</strong>, da <strong>an</strong>genommen werden muss, dass auch bei höheren Frequenzen<br />
Beschleunigungen <strong>in</strong> den Unterarm e<strong>in</strong>getragen werden.<br />
Übertragungsfaktor U<br />
Tr<strong>an</strong>sfer <strong>der</strong> Griffbeschleunigung: Mit <strong>und</strong> ohne Schwabbelmassen<br />
2.5<br />
2<br />
1.5<br />
1<br />
0.5<br />
U Unterarm (S)<br />
U Oberarm (S)<br />
U Unterarm (W)<br />
U Oberarm (W)<br />
0<br />
0 20 40 60 80 100<br />
Frequenz [%νmax ]<br />
Abb. 90: Tr<strong>an</strong>sferfunktion <strong>der</strong> Beschleunigungen bei starrem Modell <strong>und</strong> leichtem<br />
Griff
128 HAS: E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Schwabbelmassen<br />
3a) Energiedissipation <strong>der</strong> Schwabbelmassen:<br />
Das starre Modell zeigt für das H<strong>an</strong>dpolster <strong>in</strong> Abbildung 91 (schwarz) erwartungsgemäß<br />
e<strong>in</strong> Maximum <strong>der</strong> Dissipation bei ungefähr 25 %νmax. Beim Schwabbelmassenmodell<br />
nimmt das Maximum deutlich kle<strong>in</strong>ere Werte bei höherer Frequenz e<strong>in</strong>.<br />
M<strong>an</strong> sieht <strong>in</strong> dieser Abbildung schon, dass die Unterarmschwabbelmasse (grün) auch<br />
bei höheren Frequenzen noch Energie vernichtet. In direkten Vergleich setzen sollte<br />
m<strong>an</strong> hier die Dissipation <strong>in</strong> dem H<strong>an</strong>dpolster des Schwabbelmassenmodells (rot).<br />
Deutlicher zeigt sich dieses Verhalten bei dem schweren Griff mit höherer Kraftamplitude<br />
<strong>in</strong> Abbildung 92. Vergleicht m<strong>an</strong> hier die Verteilung <strong>der</strong> Dissipation auf<br />
H<strong>an</strong>dpolster (rot) <strong>und</strong> Schwabbelmasse des Unterarms (grün), erkennt m<strong>an</strong> wie groß<br />
die Unterschiede zu dem starren Modell (schwarz) s<strong>in</strong>d. Wenn diese Modellvorhersagen<br />
sich im Experiment validieren ließen, müssten die etablierten Modelle des HAS<br />
e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>gehenden Prüfung unterzogen werden, da sie eventuell e<strong>in</strong> falsches Bild über<br />
die Lokalisierungen von vibrations<strong>in</strong>duzierten Schädigungen liefern.<br />
3b) Energiedissipation <strong>der</strong> Gelenke:<br />
In den hier dargestellten Ergebnissen wir nur <strong>der</strong> Bereich von 15%νmax bis 35%νmax<br />
betrachtet. Bei nie<strong>der</strong>en Frequenzen liegen erwartungsgemäß ausgeprägte Maxima<br />
<strong>der</strong> Dissipation <strong>in</strong> den Gelenken, da hier Griff <strong>und</strong> HAS <strong>in</strong> Phase schw<strong>in</strong>gen. Interess<strong>an</strong>ter<br />
ist daher <strong>der</strong> hier vorgestellte Frequenzbereich. In diesem Bereich sollte HAS,<br />
wenn m<strong>an</strong> es als Starrkörpermodell betrachtet, kaum Dissipation im Schultergelenk<br />
zeigen, da <strong>der</strong> Griff nur noch gegen das H<strong>an</strong>dpolster schw<strong>in</strong>gt. In Abbildung 93 wird<br />
dies durch die schwarze Kurve bestätigt.<br />
Wenn m<strong>an</strong> die Schwabbelmassen jedoch berücksichtigt (rote Kurve), erkennt m<strong>an</strong>,<br />
dass die Dissipation <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schulter durch das Starrkörpermodell um den Faktor<br />
10 unterschätzt wird. In Vergleich gesetzt wird zudem die Dissipation im H<strong>an</strong>dpolster<br />
des Schwabbelmassenmodells (blau). Interess<strong>an</strong>t ist dies vor allem deshalb, da<br />
bisl<strong>an</strong>g davon ausgeg<strong>an</strong>gen wird, dass das HAS bei hohen Frequenzen <strong>an</strong> <strong>der</strong> E<strong>in</strong>leitungsstelle<br />
entkoppelt, <strong>und</strong> daher Energie bei hohen Frequenzen hauptsächlich im<br />
H<strong>an</strong>dpolster dissipiert wird.<br />
In Abbildung 94 wird wie<strong>der</strong>um im Modell <strong>der</strong> schwere Griff <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e höhere Kraftamplitude<br />
<strong>an</strong>genommen. An diesen Ergebnissen k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> die Unterschiede zum starren<br />
Modell noch deutlicher erkennen. Hier ist die Dissipation <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schulter sogar noch<br />
höher als im H<strong>an</strong>dpolster. Beide Kurven (rot <strong>und</strong> blau) s<strong>in</strong>d im Vergleich zu den<br />
Ergebnissen aus Abbildung 93 zu tieferen Frequenzen h<strong>in</strong> verschoben, was sich durch<br />
die höhere Griffmasse erklären lässt.
HAS: E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Schwabbelmassen 129<br />
FFT(P diss (t))<br />
0.003<br />
0.0025<br />
0.002<br />
0.0015<br />
0.001<br />
0.0005<br />
Energiedissipation im H<strong>an</strong>dpolster <strong>und</strong> den Schwabbelmassen<br />
H<strong>an</strong>dpolster (S)<br />
H<strong>an</strong>dpolster (W)<br />
SM H<strong>an</strong>d (W)<br />
SM Unterarm (W)<br />
0<br />
0 20 40 60 80 100<br />
Frequenz [%νmax ]<br />
Abb. 91: Energiedissipation <strong>in</strong> den Schwabbelmassen bei leichtem Griff<br />
FFT(P diss (t))<br />
Energiedissipation im H<strong>an</strong>dpolster <strong>und</strong> den Schwabbelmassen<br />
0.2<br />
0.15<br />
0.1<br />
0.05<br />
H<strong>an</strong>dpolster (S)<br />
H<strong>an</strong>dpolster (W)<br />
SM H<strong>an</strong>d (W)<br />
SM Unterarm (W)<br />
0<br />
0 20 40 60 80 100<br />
Frequenz [%νmax ]<br />
Abb. 92: Energiedissipation <strong>in</strong> den Schwabbelmassen bei schwerem Griff
130 HAS: E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Schwabbelmassen<br />
FFT(P diss (t))<br />
0.002<br />
0.0015<br />
0.001<br />
0.0005<br />
Energiedissipation<br />
Schulter (S)<br />
Schulter (W)<br />
H<strong>an</strong>dpolster (W)<br />
0<br />
15 20 25<br />
Frequenz [%νmax ]<br />
30 35<br />
Abb. 93: Energiedissipation im Schultergelenk bei leichtem Griff<br />
FFT(P diss (t))<br />
0.02<br />
0.018<br />
0.016<br />
0.014<br />
0.012<br />
0.01<br />
0.008<br />
0.006<br />
0.004<br />
0.002<br />
Energiedissipation<br />
Schulter (S)<br />
Schulter (W)<br />
H<strong>an</strong>dpolster (W)<br />
0<br />
15 20 25<br />
Frequenz [%νmax ]<br />
30 35<br />
Abb. 94: Energiedissipation im Schultergelenk bei schwerem Griff
HAS: E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Schwabbelmassen 131<br />
4.5.3 Ergebnisse<br />
Es hat sich deutlich gezeigt, dass die Berücksichtigung <strong>der</strong> Weichteileigenschaften<br />
von großer Bedeutung <strong>in</strong> dieser biomech<strong>an</strong>ischen Fragestellung ist. Dies zeigt sich<br />
deutlich <strong>an</strong> dem Vergleich zwischen Starrkörpermodell <strong>und</strong> Schwabbelmassenmodell.<br />
Nur das Schwabbelmassenmodell k<strong>an</strong>n die Reson<strong>an</strong>z unterhalb 20%νmax erklären.<br />
Dies lässt den Schluss zu, dass das Starrkörpermodell nicht geeignet ist, um<br />
die Verhältnisse bei <strong>der</strong> E<strong>in</strong>leitung von Vibrationen <strong>in</strong> das HAS zu untersuchen.<br />
Insbeson<strong>der</strong>e die aus dem Verhalten des Starrkörpermodells ableitbare vollständige<br />
Entkoppelung des HAS bei hohen Frequenzen muss <strong>in</strong> Frage gestellt werden.<br />
Wie die im vorigen gezeigten Ergebnisse belegen, lässt sich aus dem Schwabbelmassenmodell<br />
ableiten, dass auch bei höheren Frequenzen Tr<strong>an</strong>sfer von vibrations<strong>in</strong>duzierten<br />
Beschleunigungen, <strong>und</strong> demzufolge auch Dissipation von Energie, sogar<br />
noch im Schultergelenk vermutet werden muss. Im Vergleich zum Starrkörpermodell<br />
zeigt das Schwabbelmassenmodell e<strong>in</strong>e Verschiebung <strong>der</strong> Maxima <strong>der</strong> Tr<strong>an</strong>sferfunktion<br />
h<strong>in</strong> zu höheren Frequenzen. H<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Energiedissipation ergibt sich sogar<br />
e<strong>in</strong> noch deutlicherer Unterschied. Das Schwabbelmassenmodell zeigt e<strong>in</strong>e Umverteilung<br />
<strong>und</strong> Verschiebung h<strong>in</strong> zu höheren Frequenzen. Ferner zeigte sich, dass die<br />
Ankopplung e<strong>in</strong>er Griffmasse, mit e<strong>in</strong>em für typische Masch<strong>in</strong>en realistischen Eigengewicht,<br />
zu e<strong>in</strong>em deutlich <strong>an</strong><strong>der</strong>en Ergebnis bezüglich <strong>der</strong> Gesamtdynamik führt, als<br />
es die aus <strong>der</strong> Shakermessung gewonnene Admitt<strong>an</strong>zkurve vermuten lässt. Dies stellt<br />
die Verwendung gängiger Ersatzmodelle, welche e<strong>in</strong>e feste äußere Masse <strong>an</strong>nehmen,<br />
<strong>in</strong> Frage. Realistischer ist sicherlich die Annahme, dass das äußerste Element e<strong>in</strong>es<br />
Ersatzmodells e<strong>in</strong> Fe<strong>der</strong>-Dämpfer-Element se<strong>in</strong> sollte, <strong>an</strong> welches d<strong>an</strong>n Masch<strong>in</strong>en<br />
gekoppelt werden.<br />
Diese Aussagen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e für die Suche nach Schädigungsmech<strong>an</strong>ismen bezüglich<br />
Vibrationsbelastungen von Wichtigkeit. Die dargestellten Ergebnisse lassen<br />
sogar Schädigungen im Bereich <strong>der</strong> Schulter o<strong>der</strong> sogar <strong>in</strong> <strong>der</strong> Wirbelsäule denkbar<br />
ersche<strong>in</strong>en. Es ist daher wünschenswert, die Vorhersagen aus dem Modell <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Realität durch Messungen zu überprüfen. Dies könnte durch e<strong>in</strong>e Messung des Energietr<strong>an</strong>sfers<br />
im HAS bei e<strong>in</strong>geleiteten Vibrationen erfolgen. Im Experiment wurde<br />
nachgewiesen [77], dass e<strong>in</strong>e Energieübertragung auf verschiedene Teile des HAS<br />
messtechnisch erfassbar ist <strong>und</strong> auch bei höheren Frequenzen stattf<strong>in</strong>det.
132 HAS: Bewertung<br />
4.6 Bewertung<br />
4.6.1 Zusammenfassung <strong>der</strong> Ergebnisse<br />
Hier sollen die aus Sicht des Verfassers wichtigsten Ergebnisse <strong>der</strong> <strong>Simulation</strong>en des<br />
H<strong>an</strong>d-Arm-Masch<strong>in</strong>e-Systems zusammengefasst werden:<br />
⋄ Die Berücksichtigung <strong>der</strong> Schwabbelmassen ist von großer Bedeutung, um die<br />
Messungen gut reproduzieren zu können. E<strong>in</strong> Schwabbelmassenmodell führt zu<br />
Ergebnissen, welche zum Teil von bisherigen Annahmen abweichen. Dies gilt<br />
<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e für die Aussagen, welche den Energietr<strong>an</strong>sfer im System betreffen,<br />
<strong>und</strong> somit für arbeitsmediz<strong>in</strong>ische Überlegungen relev<strong>an</strong>t se<strong>in</strong> könnten.<br />
⋄ Die <strong>Simulation</strong>sergebnisse wi<strong>der</strong>sprechen <strong>der</strong> Annahme, dass das Modell <strong>in</strong> drei<br />
Raumrichtungen separabel ist. Es besteht e<strong>in</strong>e starke Kopplung, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />
bei niedrigen <strong>und</strong> mittleren Frequenzen. Hier s<strong>in</strong>d die Amplituden <strong>der</strong> nicht<br />
<strong>an</strong>geregten Raumrichtungen <strong>in</strong> ihrer Stärke durchaus vergleichbar mit <strong>der</strong> <strong>an</strong>geregten<br />
Achse. Diese Kopplung hängt stark von <strong>der</strong> Arbeitshaltung <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />
Schnittstelle Masch<strong>in</strong>e-H<strong>an</strong>d ab.<br />
⋄ Die Beschreibung des HAS durch e<strong>in</strong> Ersatzmodell, wie es auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Norm<br />
[4, 5] beschrieben ist, ist <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Interpretation <strong>an</strong>zuzweifeln. Dieser Punkt<br />
wird im folgenden Unterkapitel noch e<strong>in</strong>mal näher erläutert.<br />
⋄ Die H<strong>an</strong>d als primärer Kontaktpartner hat den größten E<strong>in</strong>fluss auf das Modellverhalten.<br />
E<strong>in</strong>e z<strong>an</strong>genartige Greifkraft ist nicht realisiert. Die Hauptschwächen<br />
des Modells liegen bisl<strong>an</strong>g vorwiegend bei <strong>der</strong> H<strong>an</strong>dmodellierung. Hier<br />
wäre e<strong>in</strong>e Modellverfe<strong>in</strong>erung s<strong>in</strong>nvoll.<br />
⋄ Um Greifkraft <strong>und</strong> Andruckkraft besser e<strong>in</strong>stellen zu können, wäre e<strong>in</strong> Regler<br />
- z.B. basierend auf SIMULINK - nötig.<br />
4.6.2 Beurteilung<br />
H<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Parametersicherheit muss bei biomech<strong>an</strong>ischen Modellen immer mit<br />
e<strong>in</strong>geschränkten Erwartungen her<strong>an</strong>geg<strong>an</strong>gen werden. E<strong>in</strong> Stück Baustahl St38 lässt<br />
sich h<strong>in</strong>sichtlich Zusammensetzung <strong>und</strong> Verhalten normieren. Von e<strong>in</strong>er solchen Parametersicherheit<br />
<strong>in</strong> biomech<strong>an</strong>ischen Anwendungen k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> nicht ausgehen. H<strong>in</strong>zu<br />
kommt, dass das gesamte Themengebiet noch eher zu den neueren Forschungszweigen<br />
zählt. Viele Erkenntnisse müssen erst noch gewonnen werden. Das bedeutet,<br />
<strong>der</strong> Erkenntnisgew<strong>in</strong>n liegt eher im qualitativen als im qu<strong>an</strong>titativen Bereich. Die<br />
<strong>in</strong> diesem Modell e<strong>in</strong>gestellten Parameter stützen sich auf Plausibilitätsüberlegungen,<br />
phänomenologische Bewertungen <strong>und</strong> Messungen sowie Vorarbeiten, die jedoch<br />
nicht immer mite<strong>in</strong><strong>an</strong><strong>der</strong> verglichen werden können. Das Modell ist im Rahmen
HAS: Bewertung 133<br />
<strong>der</strong> beschriebenen Validierung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage, die gemessenen Zusammenhänge phänomenologisch<br />
zu erklären. Es stellt jedoch ke<strong>in</strong>e ultima ratio dar. Es werden sich<br />
sicherlich bei dem E<strong>in</strong>satz <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kopplung mit Masch<strong>in</strong>enmodellen neue, noch nicht<br />
geklärte Eigenschaften des HAS zeigen. So k<strong>an</strong>n bei weiterer Verbesserung <strong>der</strong> Modellierung<br />
versucht werden, <strong>in</strong> systematischer Fe<strong>in</strong>arbeit die Modellsicherheit <strong>und</strong><br />
die Parametersicherheit zu erhöhen.<br />
Andruckkraft o<strong>der</strong> Masch<strong>in</strong>enführung: Da das Modell unter ADAMS möglichst<br />
ohne SIMULINK-Anb<strong>in</strong>dung laufen sollte, konnte ke<strong>in</strong>e komfortable Implementation<br />
<strong>der</strong> Andruckkraft realisiert werden. Im Moment müssen die Sollstellungen<br />
<strong>der</strong> Gelenke so variiert werden, bis nach E<strong>in</strong>stellung des statischen Gleichgewichts<br />
<strong>der</strong> gewünschte Andruckkraftvektor wirkt. Wenn hier e<strong>in</strong>e Verbesserung <strong>an</strong>gestrebt<br />
werden soll, müsste e<strong>in</strong> entsprechen<strong>der</strong> Regler unter SIMULINK entwickelt werden.<br />
Dies könnte im Zusammenh<strong>an</strong>g mit <strong>der</strong> eventuellen Entwicklung e<strong>in</strong>es Reglers für<br />
e<strong>in</strong> detaillierteres H<strong>an</strong>dmodell erfolgen.<br />
Ableitung weiterer Validierungsgrößen: Es wurde bereits erwähnt, dass die<br />
Modellgüte vom Griff zur Schulter h<strong>in</strong> immer unsicherer wird, da e<strong>in</strong>zig <strong>an</strong> <strong>der</strong><br />
Krafte<strong>in</strong>leitungsstelle gemessen wird. Wenn auf seiten des HAS weitere Messungen<br />
abgeleitet würden, könnte das Modell besser validiert werden. Diese Messungen<br />
sollten nicht als zusätzlich son<strong>der</strong>n als begleitend o<strong>der</strong> unterstützend verst<strong>an</strong>den<br />
werden. Die bisl<strong>an</strong>g vorh<strong>an</strong>dene Datenmenge soll damit nicht vergrößert, son<strong>der</strong>n<br />
die Auswertung <strong>in</strong> Detailfragen erleichtert werden.<br />
Modellverständnis: Die <strong>Simulation</strong>en halfen, e<strong>in</strong>ige wichtige Zusammenhänge<br />
aufzuzeigen. So ist zum Beispiel deutlich geworden, dass auf die Berücksichtigung<br />
<strong>der</strong> Weichteileigenschaften durch Schwabbelmassen nicht verzichtet werden k<strong>an</strong>n.<br />
Ferner wurde deutlich, dass das Hauptaugenmerk bei zukünftigen Arbeiten auf <strong>der</strong><br />
Modellierung e<strong>in</strong>er realistischen H<strong>an</strong>d gelegt werden sollte. Da umf<strong>an</strong>greiche Parameterstudien<br />
aus Zeitgründen nicht mehr im Rahmen dieser Arbeit durchgeführt<br />
werden konnten, s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>ige Zusammenhänge noch nicht optimal geklärt. Das Modell<br />
muss durch weitere lokale Messungen noch besser validiert werden. Die größten<br />
Unsicherheiten liegen im Bereich <strong>der</strong> H<strong>an</strong>dmodellierung. Da <strong>der</strong> E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> H<strong>an</strong>dmodellierung<br />
auf das Verhalten des HAS maximal ist, k<strong>an</strong>n ohne e<strong>in</strong> ausreichendes<br />
Verständnis <strong>der</strong> Zusammenhänge ke<strong>in</strong> <strong>in</strong> weiten Bereichen <strong>und</strong> unter verschiedenen<br />
R<strong>an</strong>dbed<strong>in</strong>gungen gültiger Parametersatz bestimmt werden.<br />
Die Admitt<strong>an</strong>z beschreibt die Schw<strong>in</strong>gungseigenschaften des H<strong>an</strong>d-Arm-<br />
Systems mit dem Griff : Wenn m<strong>an</strong> den Normvorschlag [5] durchdenkt, welcher<br />
im Kapitel 4.1.1 beschrieben wurde, wird <strong>der</strong> E<strong>in</strong>druck erweckt, m<strong>an</strong> könne die
134 HAS: Bewertung<br />
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/ H E B B<br />
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- H H A C K � C<br />
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Abb. 95: Ersatzmodell HAS: a)Mess<strong>an</strong>ordnung, b)Interpretation: Drei-Massen-<br />
Ersatzmodell, c)Physikalisch s<strong>in</strong>nvolles Ersatzmodell: Äußerstes Element ist H<strong>an</strong>dpolster<br />
Schw<strong>in</strong>gungseigenschaften des menschlichen HAS durch e<strong>in</strong>en Dreimassenschw<strong>in</strong>ger<br />
allgeme<strong>in</strong>gültig reproduzieren. Dies entspricht dem Wunsch e<strong>in</strong>e freie Imped<strong>an</strong>z<br />
bzw. e<strong>in</strong>e freie Admitt<strong>an</strong>z des HAS def<strong>in</strong>ieren zu können. Entwe<strong>der</strong> dieses Bild wird<br />
so <strong>in</strong>terpretiert, das m<strong>an</strong> <strong>an</strong> den Dreimassenschw<strong>in</strong>ger beliebige schw<strong>in</strong>gungserregende<br />
Masch<strong>in</strong>en o<strong>der</strong> Werkzeuge <strong>an</strong>koppeln k<strong>an</strong>n, o<strong>der</strong> es wird vorgeschlagen den<br />
E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Griffmasse durch Rechentricks aus <strong>der</strong> mit e<strong>in</strong>er Griffmasse gemessenen<br />
Admitt<strong>an</strong>z zu elim<strong>in</strong>ieren. Das heist, es wird e<strong>in</strong>e Massenkorrektur vorgeschlagen,<br />
was zum Beispiel bedeuten könnte, dass m<strong>an</strong> von <strong>der</strong> Admitt<strong>an</strong>z, die ja den Kehrwert<br />
<strong>der</strong> dynamischen Gesamtmasse darstellt, e<strong>in</strong>fach den Kehrwert <strong>der</strong> Griffmasse<br />
abzieht.<br />
Aus physikalischer Sicht lässt sich jedoch s<strong>in</strong>nvoll ke<strong>in</strong>e Admitt<strong>an</strong>z des HAS ohne<br />
Griffmasse def<strong>in</strong>ieren, da die eigentliche Schnittstelle zwischen Mensch <strong>und</strong> Masch<strong>in</strong>e<br />
nicht e<strong>in</strong>e Masse ist, son<strong>der</strong>n e<strong>in</strong> Kraftelement, das sogen<strong>an</strong>nte H<strong>an</strong>dpolster. Die<br />
Admitt<strong>an</strong>z, wie sie <strong>in</strong> <strong>der</strong> bisherigen Def<strong>in</strong>ition betrachtet wird, setzt jedoch e<strong>in</strong>e<br />
Masse, z.B. den Griff am E<strong>in</strong>leitungspunkt voraus. In diesem Bild hängt die letzte<br />
Reson<strong>an</strong>z, also auch die Admitt<strong>an</strong>z, <strong>in</strong> Höhe <strong>und</strong> Lage direkt von den Parametern<br />
des H<strong>an</strong>dpolsters <strong>und</strong> <strong>der</strong> Masse des Messgriffs gemäß <strong>der</strong> Abschätzung für die Eigenfrequenz<br />
ωres = � k/m ab. Bleibt die Steifigkeit k fest <strong>und</strong> wird die Griffmasse<br />
m variiert, än<strong>der</strong>t sich eben auch die Frequenz <strong>der</strong> Reson<strong>an</strong>z.<br />
Die Ergebnisse <strong>der</strong> <strong>Simulation</strong>en bezüglich variierter Griffmassen (vgl. Kap 4.3) bestätigen<br />
die Abschätzung, dass die Reson<strong>an</strong>z bei hohen Frequenzen stark von <strong>der</strong><br />
Masse des Griffs o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Masch<strong>in</strong>e <strong>und</strong> den elastischen Eigenschaften des H<strong>an</strong>dpolsters<br />
abhängt. Daher ist die Angabe e<strong>in</strong>er freien Admitt<strong>an</strong>z <strong>und</strong> e<strong>in</strong>es damit<br />
def<strong>in</strong>ierten allgeme<strong>in</strong> gültigen Prüfst<strong>an</strong>des nicht s<strong>in</strong>nvoll.<br />
Die Abb. 95 soll diese Thematik weiter verdeutlichen. Die Mess<strong>an</strong>ordnung k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong><br />
sich wie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Abbildung im Fall a) vorstellen. Die Erregungskraft wird am Messgriff<br />
e<strong>in</strong>geleitet <strong>und</strong> gemessen. Dieser Griff koppelt über e<strong>in</strong> Kraftelement <strong>an</strong> das HAS.<br />
=<br />
><br />
?
HAS: Bewertung 135<br />
Versucht m<strong>an</strong> nun mit den Messungen e<strong>in</strong> Drei-Massen-Modell <strong>an</strong>zufitten, entspräche<br />
die äußerste Masse damit eigentlich dem Messgriff. Oft wird h<strong>in</strong>gegen, auch <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Norm, diese dritte Masse dem HAS zugeschlagen. Mit Hilfe dieses Normersatzmodells<br />
soll das Verhalten des HAS im Zusammenspiel mit Werkzeugen vorhergesagt<br />
werden können. In diesem Bild ist <strong>der</strong> E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Griffmasse völlig unterschlagen.<br />
An dieses Drei-Massen-Ersatzmodell soll nun die Masch<strong>in</strong>e fest <strong>an</strong>gekoppelt werden,<br />
wie <strong>in</strong> Fall b) gezeigt wird. Diese Modellvorstellung setzt aber die Existenz e<strong>in</strong>er<br />
Größe wie <strong>der</strong> freien Admitt<strong>an</strong>z des HAS voraus.<br />
Es wäre deshalb vorzuschlagen, dass e<strong>in</strong> valides Ersatzmodell wie <strong>in</strong> Fall c) dargestellt<br />
werden könnte. Das äußerste Ende des HAS ist das Gewebe <strong>der</strong> H<strong>an</strong>d, <strong>und</strong><br />
damit <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie e<strong>in</strong> Kelv<strong>in</strong>(-Maxwell)-Element, wie es z.B. <strong>in</strong> [58] im Bezug<br />
auf e<strong>in</strong> Modell <strong>der</strong> F<strong>in</strong>gerspitzen beschrieben wird. Wenn m<strong>an</strong> also e<strong>in</strong> universales<br />
Ersatzmodell des HAS def<strong>in</strong>ieren will, muss m<strong>an</strong> sich demnach das Ersatzmodell wie<br />
<strong>in</strong> Fall c) gezeigt vorstellen.<br />
Will m<strong>an</strong> die Admitt<strong>an</strong>z zur Normbildung verwenden, so spräche m<strong>an</strong> besser von<br />
e<strong>in</strong>er normierten Admitt<strong>an</strong>z, die m<strong>an</strong> def<strong>in</strong>ieren könnte, <strong>in</strong>dem m<strong>an</strong> entwe<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e<br />
genormte Griffmasse festlegt, was im aktuellen Normvorschlag jedoch unterlassen<br />
wurde, o<strong>der</strong> aber bei <strong>der</strong> Berechnung die Beschleunigung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em def<strong>in</strong>ierten Punkt<br />
des HAS verwendet.<br />
Was wäre denn die Aussagekraft e<strong>in</strong>er freien Admitt<strong>an</strong>z? Von Interesse ist doch<br />
letztlich die Dynamik des Gesamtsystems. Die Reson<strong>an</strong>zen des Gesamtsystems hängen<br />
aber direkt auch von <strong>der</strong> <strong>an</strong>gekoppelten Masse, also dem bedienten Werkzeug<br />
ab. E<strong>in</strong> Ersatzmodell des HAS sollte also wie <strong>in</strong> Abb. 95 Fall c) ausgelegt werden:<br />
Die Schnittstelle zwischen Griff <strong>und</strong> Mensch ist das Gewebspolster, also e<strong>in</strong><br />
Kraftelement. Nur so können zutreffende Aussagen bezüglich e<strong>in</strong>er Gesamtdynamik<br />
Mensch-Masch<strong>in</strong>e getroffen werden.<br />
4.6.3 Ausblick<br />
Aus jetziger Sicht <strong>der</strong> Sachlage sche<strong>in</strong>t die detaillierte Ausmodellierung <strong>der</strong> H<strong>an</strong>d<br />
von großem Interesse, sie ist <strong>der</strong> direkte Kontaktpartner zur Masch<strong>in</strong>e. E<strong>in</strong> wichtiger,<br />
bis jetzt unrealisierbarer Aspekt ist hierbei zum e<strong>in</strong>en die Greifkraft als Z<strong>an</strong>genkraft,<br />
zum <strong>an</strong><strong>der</strong>en können hier eventuell Reson<strong>an</strong>zen auftreten, welche bisl<strong>an</strong>g nur durch<br />
e<strong>in</strong>en stark vere<strong>in</strong>fachten Ansatz (Schwabbelmasse <strong>der</strong> H<strong>an</strong>d) postuliert wurden.<br />
Wenn m<strong>an</strong> die <strong>an</strong>atomische Struktur <strong>der</strong> H<strong>an</strong>d betrachtet (Abbildung 96), lässt sich<br />
die Schwierigkeit erahnen, mit <strong>der</strong> die Realisierung e<strong>in</strong>es validen Starrkörpermodells<br />
<strong>der</strong> menschlichen H<strong>an</strong>d behaftet ist. In allen Gelenken müsste e<strong>in</strong> Kraftelement implementiert<br />
werden. Die Parameter<strong>an</strong>zahl würde weiter <strong>an</strong>steigen. H<strong>in</strong>zu käme noch<br />
die Frage nach den entsprechenden Kontakten zum Griff. In <strong>der</strong> biomech<strong>an</strong>ischen<br />
Literatur ist bisl<strong>an</strong>g ke<strong>in</strong> detailliertes H<strong>an</strong>dmodell zur Bewegungssynthese beschrieben,<br />
zur <strong>in</strong>versen Dynamik ist e<strong>in</strong> Modell <strong>in</strong> [22] e<strong>in</strong>gesetzt worden.
136 HAS: Bewertung<br />
Abb. 96: Die Knochen <strong>der</strong> menschlichen H<strong>an</strong>d<br />
Aus dem Bereich <strong>der</strong> Computergrafik f<strong>in</strong>det sich e<strong>in</strong> Ansatz zur Interaktion <strong>der</strong><br />
H<strong>an</strong>d mit <strong>der</strong> Umgebung <strong>in</strong> [56]. Die Abbildung 97 ist dieser Quelle entnommen.<br />
M<strong>an</strong> erkennt, das bei diesem Ansatz <strong>in</strong> <strong>der</strong> H<strong>an</strong>d e<strong>in</strong>ige Kontaktsphären def<strong>in</strong>iert<br />
werden. Es wäre denkbar, diesen Ansatz noch zu verfe<strong>in</strong>ern, wenn Volumenkontakte<br />
zwischen durch CAD-Flächen def<strong>in</strong>ierten Körpern e<strong>in</strong>gesetzt werden können.<br />
Abb. 97: Mögliche Modellverbesserung durch detaillierte Kontaktbeh<strong>an</strong>dlung<br />
Um e<strong>in</strong> absehbares Teilvorhaben zu def<strong>in</strong>ieren, müsste e<strong>in</strong> Kompromiss zwischen<br />
<strong>der</strong> detailarmen Modellierung, wie sie bisl<strong>an</strong>g verwirklicht wurde <strong>und</strong> dem voll realistischen<br />
Modell <strong>an</strong>gestrebt werden. Die H<strong>an</strong>d muss zur Verwirklichung e<strong>in</strong>er Z<strong>an</strong>genkraft<br />
aus m<strong>in</strong>destens zwei Segmenten modelliert werden. Diese Segmente sollten<br />
jeweils auch mit Schwabbelmassen modelliert werden. Vermutlich muss e<strong>in</strong> Regler
HAS: Bewertung 137<br />
unter SIMULINK entwickelt werden, <strong>der</strong> die Greifkraft berechnet. Eng verwoben mit<br />
<strong>der</strong> obigen Thematik ist auch die Entwicklung von e<strong>in</strong>em verbesserten Modell des<br />
H<strong>an</strong>dpolsters. Es ist moment<strong>an</strong> ja so, dass die Kontaktkraft e<strong>in</strong>e Punkt-zu-Punkt-<br />
Kraft ist. Es entspräche eher den Gegebenheiten, e<strong>in</strong>e flächenbezogene Größe zu<br />
def<strong>in</strong>ieren, um die Parameter unabhängig von <strong>der</strong> Geometrie des Messgriffs <strong>an</strong>geben<br />
zu können. Zu dem Kraft-Deformationsverhalten von F<strong>in</strong>gerkuppen s<strong>in</strong>d Untersuchungen<br />
<strong>in</strong> [73, 58] beschrieben, Anhaltspunkte können auch Untersuchungen zum<br />
Fersenpolster wie z.B. <strong>in</strong> [26] liefern.<br />
Um flexible Bedienermodelle für die Anwendung im Themenbereich Mensch-Masch<strong>in</strong>e-Schnittstelle<br />
zu erstellen muss die passive <strong>Biomech<strong>an</strong>ik</strong> des Menschen um geeignete<br />
Ansätze zur Bewegungssynthese <strong>und</strong> Haltungskontrolle erweitert werden. Nur<br />
d<strong>an</strong>n können physiologisch s<strong>in</strong>nvolle Bedienermodelle erstellt werden, die auch Tätigkeiten<br />
simulieren können. Hierzu ist aber auch e<strong>in</strong> geeigneter Ansatz zur Kontaktbeh<strong>an</strong>dlung<br />
nötig, wobei ebenfalls auf Methoden <strong>der</strong> Virtual Reality zurückgegriffen<br />
werden k<strong>an</strong>n (Beispiel Abbildung 98: Das Greifen o<strong>der</strong> Führen e<strong>in</strong>es Hammers, Abbildung<br />
ebenfalls aus [56]).<br />
Abb. 98: Ausg<strong>an</strong>gspunkt für flexible <strong>Simulation</strong>en <strong>der</strong> Mensch-Masch<strong>in</strong>e-<br />
Schnittstelle im Bereich <strong>der</strong> H<strong>an</strong>dwerkzeuge sollte e<strong>in</strong>e detaillierte H<strong>an</strong>dmodellierung<br />
se<strong>in</strong>.
138 Sensitivitäts<strong>an</strong>alyse <strong>und</strong> Optimierung<br />
5 Techniken zur Sensitivitäts<strong>an</strong>alyse <strong>und</strong> Optimierung<br />
In den vor<strong>an</strong>gehenden Kapiteln wurden zwei biomech<strong>an</strong>ische Modelle beschrieben.<br />
Beide Modelle erfor<strong>der</strong>n die E<strong>in</strong>gabe e<strong>in</strong>er Vielzahl von Parametern. In beiden Anwendungen<br />
hat sich gezeigt, dass es schwierig ist, den E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Modellparameter<br />
auf das Modellverhalten zu beschreiben. Der Ersteller <strong>der</strong> <strong>Simulation</strong> bekommt durch<br />
” trial <strong>an</strong>d error“ bzw. Parametervariationen mit <strong>der</strong> Zeit e<strong>in</strong> Gefühl für das Modell<br />
<strong>und</strong> die Zusammenhänge, oft k<strong>an</strong>n dieses aber nur qualitativ beschrieben werden.<br />
Zuerst soll die Begrifflichkeit von sich <strong>in</strong> ihren Auswirkungen auf das Modellverhalten<br />
wechselseitig bee<strong>in</strong>flussenden Parametern <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d e<strong>in</strong>es Beispiels erläutert<br />
werden: Wechselt m<strong>an</strong> vom Starrkörpermodell zum Schwabbelmassenmodell, müssen<br />
die Parameter des H<strong>an</strong>dpolsters mit <strong>an</strong><strong>der</strong>en Werten belegt werden, um die<br />
Messdaten reproduzieren zu können. Die Parameter können also nicht unabhängig<br />
vone<strong>in</strong><strong>an</strong><strong>der</strong> bestimmt werden. Dies ist e<strong>in</strong> Extremfall e<strong>in</strong>er Parameterän<strong>der</strong>ung, das<br />
Gleiche gilt aber auch für weichere Übergänge.<br />
Nicht nur bei <strong>der</strong> Parameterbestimmung, son<strong>der</strong>n auch bei <strong>der</strong> Modellreduktion ist<br />
es nötig, den E<strong>in</strong>fluss e<strong>in</strong>zelner Modellparameter auf die relev<strong>an</strong>ten Modelleigenschaften<br />
bestimmen zu können. Nur so können irrelev<strong>an</strong>te Modellelemente sukzessive<br />
entfernt werden, bis e<strong>in</strong> reduziertes Modell zur Verfügung steht. E<strong>in</strong> optimal<br />
reduziertes Modell führt meist zu e<strong>in</strong>em besseren Verständnis <strong>der</strong> beobachteten Zusammenhänge.<br />
Interess<strong>an</strong>t ist <strong>in</strong> diesem Zusammenh<strong>an</strong>g auch die Variabilität des<br />
Modells h<strong>in</strong>sichtlich e<strong>in</strong>er Störung <strong>der</strong> Parameter. Die Aussagekraft e<strong>in</strong>er biomech<strong>an</strong>ischen<br />
<strong>Simulation</strong> hängt also davon ab, ob es möglich ist, Aussagen über Parametersensitivitäten<br />
qualitativ o<strong>der</strong> besser noch qu<strong>an</strong>titativ zu beschreiben. Beson<strong>der</strong>s<br />
bei biomech<strong>an</strong>ischen <strong>Simulation</strong>en ist es oft nicht möglich, die benötigten Parameter<br />
direkt zu messen, da messtechnische, ethische <strong>und</strong> systematische (z.B. unklare<br />
R<strong>an</strong>dbed<strong>in</strong>gungen) Gründe entgegenstehen.<br />
Bei Fragestellungen aus dem Bereich des Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g wird zunehmend mit Techniken<br />
gearbeitet, welche systematischen Zug<strong>an</strong>g zu dem Verständnis <strong>der</strong> Auswirkung<br />
e<strong>in</strong>zelner Parameter auf das Gesamtverhalten des Systems ermöglichen. Immer komplexer<br />
werdende Modelle lassen sich mit dem <strong>in</strong>tuitiven ” trial <strong>an</strong>d error“ nur unzureichend<br />
untersuchen.<br />
Starrkörpermodelle mit e<strong>in</strong>er hohen Zahl von, oft nicht unabhängig vone<strong>in</strong><strong>an</strong><strong>der</strong> bestimmbaren,<br />
Parametern lassen sich ohne geeignete Techniken zur Parameterf<strong>in</strong>dung<br />
nicht mehr s<strong>in</strong>nvoll h<strong>an</strong>dhaben.<br />
Im folgenden soll beschrieben werden, wie sich bei biomech<strong>an</strong>ischen MKS-Modellen<br />
mit verfügbarer Software Methoden e<strong>in</strong>setzen lassen, mit denen sich <strong>der</strong> E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong><br />
Modellparameter qu<strong>an</strong>titativ erfassen lässt.
Sensitivitäts<strong>an</strong>alyse <strong>und</strong> Optimierung 139<br />
5.1 Sensitivitäts<strong>an</strong>alyse <strong>und</strong> Optimierung bei MKS-Modellen<br />
Abb. 99: Die <strong>Simulation</strong> des schiefen Wurfs<br />
E<strong>in</strong> SIMPACK-Modell des schiefen Wurfs wurde erstellt (Abbildung 99), um <strong>an</strong><br />
diesem e<strong>in</strong>fachen Beispiel die entwickelte Methodik zur Optimierung <strong>und</strong> Sensitivitäts<strong>an</strong>alyse<br />
darzustellen. Natürlich ist die <strong>an</strong>alytische Lösung des optimalen Abwurfw<strong>in</strong>kels<br />
φopt = 45.0 bek<strong>an</strong>nt. Das Modell besteht aus e<strong>in</strong>em Körper. Dieser wird<br />
durch e<strong>in</strong>e Wurfkraft beschleunigt <strong>und</strong> bewegt sich ab e<strong>in</strong>em bestimmten Zeitpunkt<br />
nur unter dem E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Gravitation. Beim Aufprall auf den Boden, wirkt e<strong>in</strong>e<br />
elastische <strong>und</strong> stark dissipative Reaktionskraft. So wird e<strong>in</strong> erneutes Abspr<strong>in</strong>gen vom<br />
Boden verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t.<br />
Unterschiedliche Abwurfw<strong>in</strong>kel werden so realisiert, dass die zeitabhängige Kraftamplitude<br />
dem W<strong>in</strong>kel entsprechend <strong>in</strong> zwei Komponenten zerlegt wird. Um flexibel<br />
Techniken zur Optimierung <strong>und</strong> Sensitivitäts<strong>an</strong>alyse entwickeln zu können, wurde<br />
<strong>der</strong> Weg e<strong>in</strong>geschlagen die Bewertungsfunktion unter MATLAB zu realisieren. In<br />
dieser Funktion wird e<strong>in</strong>e Parameterdatenb<strong>an</strong>k für das SIMPACK-Modell geschrieben<br />
<strong>und</strong> d<strong>an</strong>n e<strong>in</strong>e Cosimulation zwischen SIMULINK <strong>und</strong> SIMPACK gestartet.<br />
SIMULINK schreibt die von SIMPACK errechneten Ergebnisse <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Datei. Diese<br />
wird nach <strong>der</strong> Cosimulation <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Bewertungsfunktion ausgewertet, <strong>und</strong> <strong>in</strong><br />
die geeignete Bewertungsgröße umgesetzt.<br />
Um e<strong>in</strong>e qu<strong>an</strong>titative Aussage über den E<strong>in</strong>fluss e<strong>in</strong>es Parameters treffen zu können,<br />
ist es hilfreich e<strong>in</strong>e sogen<strong>an</strong>nte Sensitivitäts<strong>an</strong>alyse durchzuführen. Hier wird<br />
die Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Bewertungsfunktion aufgr<strong>und</strong> e<strong>in</strong>er Variation e<strong>in</strong>es Parameters<br />
erfasst.<br />
Die Def<strong>in</strong>ition <strong>der</strong> Sensitivität ist demnach allgeme<strong>in</strong> formuliert S = n(Bi) d<br />
dBi<br />
T (Bi)<br />
mit Bewertungsfunktion T , dem Parameter Bi <strong>und</strong> e<strong>in</strong>er Normierung n(Bi), welche<br />
die Sensitivitäten verschiedener Parameter untere<strong>in</strong><strong>an</strong><strong>der</strong> vergleichbar macht. Im
140 Sensitivitäts<strong>an</strong>alyse <strong>und</strong> Optimierung<br />
Pr<strong>in</strong>zip sollte die Analyse <strong>in</strong> dem zuvor bestimmten Optimum gemacht werden. Der<br />
Normierungsfaktor wäre d<strong>an</strong>n mit n(Bi) = 1 zu wählen.<br />
Bi opt<br />
Lei<strong>der</strong> ist zu Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Untersuchungen das Optimum nicht bek<strong>an</strong>nt. Ferner ist es<br />
aus Gründen <strong>der</strong> Rechenzeit nicht machbar, e<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>nvolle numerische Ableitung zu<br />
bilden, da zum<strong>in</strong>dest bei den untersuchten <strong>Simulation</strong>en nur ca. fünf Stützstellen berechnet<br />
werden konnten. Deshalb wurde e<strong>in</strong> alternativer Zug<strong>an</strong>g beschritten. Es wurde<br />
sozusagen e<strong>in</strong>e Rauhigkeitsabschätzung <strong>der</strong> M<strong>an</strong>nigfaltigkeit berechnet. Die Parameter<br />
des Modells wurden <strong>in</strong> den Grenzen ihrer physiologischen o<strong>der</strong> literarischen<br />
Ungenauigkeit variiert. In den <strong>an</strong>schließenden Anwendungen beim Modell des Unfalls<br />
<strong>und</strong> dem H<strong>an</strong>d-Arm-System wurde nun die Streuung δTmax = Tmax(Bi) − Tm<strong>in</strong>(Bi)<br />
<strong>der</strong> Bewertungsfunktion bei Variation des Parameters Bi im Bereich <strong>der</strong> gegebenen<br />
Ungenauigkeit betrachtet.<br />
In diesem Beispiel soll als Bewertungsfunktion T die Wurfweite18 betrachtet werden.<br />
Denkbar wären aber sicherlich alle möglichen Größen als Bewertungsfunktion, so<br />
z.B. die maximale Aufprallkraft, wenn diese Größe von Interesse wäre.<br />
Sensitivität bezüglich des Abwurfw<strong>in</strong>kels:<br />
In <strong>der</strong> Abbildung 100 ist die Sensitivität bezüglich <strong>der</strong> Än<strong>der</strong>ung des Abwurfw<strong>in</strong>kels<br />
aufgetragen. M<strong>an</strong> sieht e<strong>in</strong>e Nullstelle bei 45 Grad, e<strong>in</strong> direkter H<strong>in</strong>weis für e<strong>in</strong><br />
Optimum bei diesem Wert. In <strong>der</strong> Abbildung 101 ist die Wurfweite als Funktion des<br />
Abwurfw<strong>in</strong>kels aufgetragen. Der optimale Wurfw<strong>in</strong>kel ist wie erwartet 45 Grad.<br />
dT/dφ[m/°]<br />
0.08<br />
0.06<br />
0.04<br />
0.02<br />
0<br />
−0.02<br />
−0.04<br />
−0.06<br />
−0.08<br />
Sensitivitäts<strong>an</strong>alyse<br />
Sensitivität Wurfw<strong>in</strong>kel<br />
−0.1<br />
25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75<br />
W<strong>in</strong>kel φ [°]<br />
Abb. 100: Sensitivität bezüglich <strong>der</strong> Än<strong>der</strong>ung des Abwurfw<strong>in</strong>kels<br />
18 Aus geometrischen Gründen ist diese negativ. Das Modell wirft eben <strong>in</strong> die negative x Richtung.
Sensitivitäts<strong>an</strong>alyse <strong>und</strong> Optimierung 141<br />
Weite [m]<br />
0<br />
−0.2<br />
−0.4<br />
−0.6<br />
−0.8<br />
−1<br />
−1.2<br />
−1.4<br />
−1.6<br />
Wurfweite<br />
−1.8<br />
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90<br />
W<strong>in</strong>kel φ [°]<br />
Wurfweite<br />
Abb. 101: Wurfweite als Funktion des Abwurfw<strong>in</strong>kels<br />
Da nun die Wurfweite unter MATLAB als Funktion zur Verfügung steht, k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong><br />
auf e<strong>in</strong>en vielfältigen F<strong>und</strong>us von Optimierungsalgorithmen zurückgreifen, um e<strong>in</strong>en<br />
optimalen Satz <strong>an</strong> Parametern zu erhalten. Anh<strong>an</strong>d <strong>der</strong> Sensitivitäts<strong>an</strong>alyse war<br />
zu erkennen, dass die Wurfweite mit <strong>der</strong> Abwurfkraft <strong>an</strong>steigt. Das Optimum läge<br />
hiermit also bei e<strong>in</strong>er unendlich hohen Abwurfkraft. Daher wurde die Abwurfkraft<br />
nicht als zu optimieren<strong>der</strong> Parameter betrachtet. Der Abwurfw<strong>in</strong>kel h<strong>in</strong>gegen k<strong>an</strong>n<br />
<strong>in</strong> diesem Beispiel optimiert werden.<br />
Wie <strong>in</strong> Abbildung 102 zu erkennen, erhält m<strong>an</strong> durchaus e<strong>in</strong> Ergebnis <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nähe des<br />
<strong>an</strong>alytischen Optimums. Die ger<strong>in</strong>ge Abweichung folgt aus <strong>der</strong> Tatsache, das eben<br />
e<strong>in</strong> Modell optimiert wurde, <strong>und</strong> nicht die <strong>an</strong>alytische Beschreibung. Modellfehler<br />
(leichtes Weiterrutschen am Boden) <strong>und</strong> numerische Artefakte sorgen dafür, das<br />
m<strong>an</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel nicht das (im Allgeme<strong>in</strong>en sowieso nicht <strong>an</strong>alytisch erfassbare)<br />
Optimum erhält, son<strong>der</strong>n e<strong>in</strong>e gute Annäherung.<br />
E<strong>in</strong>e zu erwartende Problematik bei <strong>der</strong> Optimierung hochparametrischer biomech<strong>an</strong>ischer<br />
Modelle ist, dass m<strong>an</strong> meistens am globalen Optimum <strong>in</strong>teressiert ist.<br />
Globale Optimierungen erfor<strong>der</strong>n aber e<strong>in</strong>en wesentlich höheren Aufw<strong>an</strong>d als lokale<br />
Verfahren. Bei Modellen mit sehr l<strong>an</strong>gen Rechenzeiten k<strong>an</strong>n dies dazu führen, das<br />
m<strong>an</strong> nur mit guten Startwerten e<strong>in</strong>e lokale Optimierung durchführen k<strong>an</strong>n.
142 Sensitivitäts<strong>an</strong>alyse <strong>und</strong> Optimierung<br />
Wurfweite [m]<br />
−1.2<br />
−1.3<br />
−1.4<br />
−1.5<br />
−1.6<br />
Bewertungsfunktion: Wurfweite<br />
−1.7<br />
0 5 10 15 20 25<br />
Iteration<br />
W<strong>in</strong>kel [°]<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
Optimierter Parameter: Abwurfw<strong>in</strong>kel<br />
20<br />
0 5 10 15 20 25<br />
Iteration<br />
Abb. 102: Die Optimierung des schiefen Wurfs<br />
5.2 PKW-Fußgänger Unfall<br />
5.2.1 Geeignete Bewertungsfunktionen<br />
In dem Kapitel zu den <strong>Simulation</strong>en beim PKW-Fußgängerunfall wurden bereits e<strong>in</strong>ige<br />
Größen e<strong>in</strong>geführt, welche sich zu e<strong>in</strong>er Beurteilung <strong>der</strong> Modellgüte eignen. Dies<br />
s<strong>in</strong>d die die Anprallgeschw<strong>in</strong>digkeit des Kopfes vKopf⊥, die mittlere Beschleunigung<br />
ā <strong>und</strong> die Stoßkraft F ∗ .<br />
E<strong>in</strong> <strong>in</strong> diesem Zusammenh<strong>an</strong>g sehr <strong>in</strong>teress<strong>an</strong>ter Parameter ist zum Beispiel <strong>der</strong><br />
Formfaktor cF orm = vKopf⊥/vKoll. Die Abhängigkeit zwischen Kollisionsgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />
<strong>und</strong> Anprallgeschw<strong>in</strong>digkeit des Kopfes soll nur von <strong>der</strong> Geometrie des Fahrzeugs<br />
<strong>und</strong> <strong>der</strong> Kollisionsgeschw<strong>in</strong>digkeit abhängig se<strong>in</strong>. Durch e<strong>in</strong>e entsprechende<br />
Sensitivitäts<strong>an</strong>alyse k<strong>an</strong>n geklärt werden, wie stark die muskuläre Versp<strong>an</strong>nung des<br />
Opfers o<strong>der</strong> die Steifigkeiten <strong>der</strong> Kontakte den Formfaktor mit bee<strong>in</strong>flussen.<br />
Ferner k<strong>an</strong>n die Abhängigkeit des HIC von den Modellparametern untersucht wer-
Sensitivitäts<strong>an</strong>alyse <strong>und</strong> Optimierung 143<br />
den, was helfen k<strong>an</strong>n abzuschätzen, wie gut das Modell für die Prediktion von Schädigungen<br />
verwendbar ist.<br />
5.2.2 Sensitivitätsstudien beim Unfallmodell<br />
Im Folgenden sollen die wichtigsten Parameter des Modells bezüglich <strong>der</strong> oben erwähnten<br />
Bewertungskriterien auf ihren E<strong>in</strong>fluss geprüft werden.<br />
Es wurden fünf Werte zwischen M<strong>in</strong>imum <strong>und</strong> Maximum <strong>der</strong> untersuchten Parameter<br />
variiert, während die <strong>an</strong><strong>der</strong>en Parameter auf dem Normalwert gehalten wurden.<br />
Anstatt die Sensitivitäts<strong>an</strong>alyse im optimalen Punkt im Parameterraum durchzuführen,<br />
werden im folgenden die Parameter des Modells im s<strong>in</strong>nvollen Bereich, welcher<br />
z.B. durch die Parameterunsicherheit def<strong>in</strong>iert wird variiert, <strong>und</strong> die relative<br />
Än<strong>der</strong>ung <strong>in</strong>teress<strong>an</strong>ter Größen betrachtet. Es wurde somit eher e<strong>in</strong>e Rauhigkeitsabschätzung<br />
als e<strong>in</strong>e re<strong>in</strong>e Sensitivitäts<strong>an</strong>alyse vollzogen. Dieses Vorgehen wurde<br />
schon alle<strong>in</strong>e deshalb gewählt, da ke<strong>in</strong> optimaler Punkt im Parameterraum <strong>an</strong>gegeben<br />
werden k<strong>an</strong>n, da zur vollständigen Validierung <strong>und</strong> Optimierung des Modells<br />
noch weitere Tests <strong>an</strong> geeigneten Realunfällen durchgeführt werden müssen. Diese<br />
Rauhigkeitsabschätzung soll hierzu e<strong>in</strong>e Ausg<strong>an</strong>gsbasis liefern.<br />
Tabelle 7: Variationsbereich <strong>der</strong> Rauhigkeitsabschätzung<br />
Parameter M<strong>in</strong>imum Maximum Normal Kürzel<br />
Anstoßgeschw<strong>in</strong>digkeit 8m/s 12.5m/s 10 m/s V0<br />
Steifigkeit Kontakt 500 kN/m 2 2000 kN/m 2 800 kN/m 2 C(K)<br />
Dämpfung Kontakt 5kNs/m 2 20kNs/m 2 15kNs/m 2 D(K)<br />
Steifigkeit PKW-Kopf 0.2 2.0 0.5 C(H)<br />
Dämpfung PKW-Kopf 0.2 2.0 0.5 D(H)<br />
Steifigkeit Gelenke 10Nm/rad 600Nm/rad 57.3 Nm/rad C(G)<br />
Dämpfung Gelenke 2Nms/rad 15Nms/rad 5.00Nms/rad D(G)<br />
Steifigkeit Genick (r) 10 Nm/rad 200 Nm/rad 57.3 Nm/rad C(Nr)<br />
Dämpfung Genick (r) 1Nms/rad 10 Nms/rad 5.00 Nms/rad D(Nr)<br />
Steifigkeit Genick (t) 50 kN/m 500 kN/m 100 kN/m C(Nt)<br />
Dämpfung Genick (t) 0.1 kNs/m 2 kNs/m 0.3 kNs/m D(Nt)<br />
Die maximale Kraft auf den Unterschenkel (Abbildung 103) ist noch recht e<strong>in</strong>deutig<br />
nachzuvollziehen. Sie hängt hauptsächlich von <strong>der</strong> Anprallgeschw<strong>in</strong>digkeit <strong>und</strong> den<br />
Parametern des Kontaktes zwischen Karosserie <strong>und</strong> Körper ab, wobei <strong>der</strong> dissipative<br />
Anteil deutlich dom<strong>in</strong>iert. E<strong>in</strong>e weitere nachvollziehbare Abhängigkeit besteht <strong>in</strong><br />
dem Momentaufbau <strong>in</strong> den Gelenken des Körpers, die letztlich die effektive Masse<br />
des Unterschenkels mit bestimmen.<br />
Die Kraft auf den Kopf hängt bereits von deutlich mehr Faktoren ab (Abbildung<br />
104). Den stärksten E<strong>in</strong>fluss nehmen aber die Parameter des Kontaktes zwischen
144 Sensitivitäts<strong>an</strong>alyse <strong>und</strong> Optimierung<br />
Δ max [N]<br />
Δ max [N]<br />
3500<br />
3000<br />
2500<br />
2000<br />
1500<br />
1000<br />
500<br />
0<br />
5000<br />
4000<br />
3000<br />
2000<br />
1000<br />
Stoßkraft Unterschenkel (M<strong>in</strong>=3331.85N Max=7302.87N)<br />
D(Nt) C(H) D(H) C(Nt) C(Nr) D(Nr) C(G) C(K) D(G) D(K) V0<br />
Abb. 103: Bewertungskriterium: Kraft auf Unterschenkel<br />
0<br />
Stoßkraft Kopf (M<strong>in</strong>=4395.07N Max=10023.5N)<br />
D(Nt) C(Nt) C(G) D(K) D(Nr) D(G) C(Nr) C(K) V0 D(H) C(H)<br />
Abb. 104: Bewertungskriterium: Maximalkraft beim Kopf<strong>an</strong>prall<br />
Kopf <strong>und</strong> PKW, sowie die Kollisionsgeschw<strong>in</strong>digkeit, welche implizit die Anprallgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />
des Kopfes bee<strong>in</strong>flusst. Neben diesen offensichtlichen Zusammenhängen<br />
bee<strong>in</strong>flussen jedoch e<strong>in</strong>e Reihe von Faktoren das Modellverhalten merklich, was<br />
verständlich ist, da <strong>der</strong> Kopf<strong>an</strong>prall <strong>an</strong> Ende des komplexen Abwickelungsprozesses<br />
steht.<br />
Im Kontext zum vor<strong>an</strong> Beschriebenen, k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> die Ähnlichkeit <strong>der</strong> Abhängigkeiten<br />
bezüglich <strong>der</strong> Kopfbeschleunigung (Abbildung 105) nachvollziehen. Dennoch ergeben<br />
sich gewisse Unterschiede, die <strong>in</strong>terpretiert werden können. Es wird deutlich, dass<br />
die Stoßkraft nicht nur von <strong>der</strong> Beschleunigung abhängt, son<strong>der</strong>n ebenfalls von <strong>der</strong><br />
effektiven Masse mitbestimmt wird. Deshalb hängt die Stoßkraft stärker von <strong>der</strong><br />
Steifigkeit des Nackens ab als die Kopfbeschleunigung.<br />
Die Komplexität <strong>der</strong> Zusammenhänge wird nun verdeutlicht, wenn m<strong>an</strong> das oben<br />
Gesagte zusammen mit den Abhängigkeiten bezüglich <strong>der</strong> effektiven Masse durch-
Sensitivitäts<strong>an</strong>alyse <strong>und</strong> Optimierung 145<br />
Δ max [g]<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
Maximale Beschleunigung (M<strong>in</strong>=104.149g Max=226.798g)<br />
D(Nt) C(Nr) C(Nt) D(G) D(Nr) D(K) C(G) C(K) V0 D(H) C(H)<br />
Abb. 105: Bewertungskriterium: Maximale Beschleunigung des Kopfes<br />
denkt. Die effektive Masse (Abbildung 106) hängt relativ diffus von e<strong>in</strong>er Reihe von<br />
Faktoren ab, welche sich nur teilweise erwarten ließen. Am verständlichsten ist noch<br />
die zweitstärkste Abhängigkeit von <strong>der</strong> Steifigkeit des Nackens. Hier wird letztlich<br />
<strong>der</strong> Kopf vom Körper entwe<strong>der</strong> <strong>in</strong> die Karosserie gedrückt, o<strong>der</strong> eben von ihr weggezogen.<br />
Dieser Faktor tritt bei <strong>der</strong> Beschleunigung nicht so <strong>in</strong> den Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong> wie<br />
bei <strong>der</strong> Stoßkraft.<br />
Δ max [kg]<br />
1<br />
0.8<br />
0.6<br />
0.4<br />
0.2<br />
0<br />
Effektive Masse (M<strong>in</strong>=4.0056kg Max=5.2944kg)<br />
D(Nt) D(H) D(Nr) C(H) C(Nt) D(G) C(K) C(G) V0 C(Nr) D(K)<br />
Abb. 106: Bewertungskriterium: Effektive Masse beim Kopf<strong>an</strong>prall<br />
An die vorhergehenden Aussagen schließen sich die Ergebnisse für die Stoßzeit des<br />
Kopfes bündig <strong>an</strong>. E<strong>in</strong>e Verlängerung <strong>der</strong> Stoßzeit des Kopf<strong>an</strong>pralls ist durch e<strong>in</strong>en<br />
weicheren Kontakt zu erzielen (Abbildung 107). Dies lässt sich nur durch konstruktive<br />
Maßnahmen beim PKW o<strong>der</strong> durch das Tragen e<strong>in</strong>es Helms erreichen. Aus Sicht<br />
<strong>der</strong> <strong>Modellbildung</strong> ist zu erwähnen, dass die Eigenschaften <strong>der</strong> Gelenke die Stoßzeit<br />
maßgeblich mitbestimmen. Diese Parameter s<strong>in</strong>d moment<strong>an</strong> jedoch nur sehr
146 Sensitivitäts<strong>an</strong>alyse <strong>und</strong> Optimierung<br />
ungenau abzuschätzen.<br />
Δ max [ms]<br />
14<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
Stoßzeit (M<strong>in</strong>=18ms Max=36ms)<br />
D(Nt) C(Nt) D(Nr) C(Nr) D(K) V0 C(G) C(K) D(G) D(H) C(H)<br />
Abb. 107: Bewertungskriterium: Stoßzeit Kopf<strong>an</strong>prall<br />
Die dynamische Verformung (Abbildung 108) ist ebenfalls maßgeblich durch die Härte<br />
des PKW bee<strong>in</strong>flusst. Da beim Stoß Energie umgesetzt wird, ist die dynamische<br />
Verformung ebenfalls stark von <strong>der</strong> Primärenergie, sprich <strong>der</strong> Kollisionsgeschw<strong>in</strong>digkeit,<br />
abhängig. E<strong>in</strong> weitere Faktor ist hier ebenfalls die Steifigkeit <strong>der</strong> Halswirbelsäule,<br />
welche die dynamische Masse bee<strong>in</strong>flusst.<br />
Δ max [m]<br />
0.07<br />
0.06<br />
0.05<br />
0.04<br />
0.03<br />
0.02<br />
0.01<br />
0<br />
Dynamische Verformung (M<strong>in</strong>=−0.1181m Max=−0.057972m)<br />
D(Nt) C(Nt) D(Nr) C(G) D(G) C(Nr) C(K) V0 D(K) C(H) D(H)<br />
Abb. 108: Bewertungskriterium: Dynamische Verformung<br />
Wenn m<strong>an</strong> das bisher Beschriebene berücksichtigt, ist nachvollziehbar, dass die senkrechte<br />
Anprallgeschw<strong>in</strong>digkeit des Kopfes am stärksten von <strong>der</strong> Kollisionsgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />
abhängt (Abbildung 109). Die sek<strong>und</strong>ären Größen wie Beschleunigung <strong>und</strong><br />
Kraft ergeben sich aus <strong>der</strong> Anprallgeschw<strong>in</strong>digkeit. Neben <strong>der</strong> Kollisionsgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />
gehen die Dämpfung <strong>und</strong> Steifigkeit <strong>in</strong> den Gelenken e<strong>in</strong>.
Sensitivitäts<strong>an</strong>alyse <strong>und</strong> Optimierung 147<br />
Δ max [m/s]<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
Anprallgeschw<strong>in</strong>digkeit Kopf senkrecht (M<strong>in</strong>=10.121m/s Max=15.9877m/s)<br />
D(Nt) C(H) D(H) C(Nt) C(G) C(Nr) C(K) D(K) D(Nr) D(G) V0<br />
Abb. 109: Bewertungskriterium: Relativgeschw<strong>in</strong>digkeit Kopf senkrecht<br />
Die Ergebnisse für den Formfaktor (Abbildung 110) decken sich hier direkt mit<br />
<strong>der</strong> Anprallgeschw<strong>in</strong>digkeit des Kopfes, was nicht weiter verw<strong>und</strong>ert. Eigentlich ist<br />
dieser Plot also red<strong>und</strong><strong>an</strong>t. Er soll aber dennoch gezeigt werden, da hier explizit<br />
verdeutlicht wird, dass die Anprallgeschw<strong>in</strong>digkeit des Kopfes eben nicht nur von<br />
<strong>der</strong> Kollisionsgeschw<strong>in</strong>digkeit <strong>und</strong> <strong>der</strong> PKW-Geometrie abhängt (die <strong>in</strong> diesem Fall<br />
nicht variiert wurde), son<strong>der</strong>n ebenfalls stark von den biomech<strong>an</strong>ischen Parametern<br />
(Gelenkeigenschaften) bestimmt wird.<br />
Δ max<br />
0.5<br />
0.4<br />
0.3<br />
0.2<br />
0.1<br />
0<br />
Formfaktor (M<strong>in</strong>=0.80968 Max=1.4411 )<br />
D(Nt) C(H) D(H) C(Nt) C(G) C(Nr) C(K) D(K) D(Nr) D(G) V0<br />
Abb. 110: Bewertungskriterium: Formfaktor<br />
Die Maximalbeschleunigung des Pelvis (Abbildung 111) hängt am stärksten von <strong>der</strong><br />
Kollisionsgeschw<strong>in</strong>digkeit, den Gelenkeigenschaften <strong>und</strong> <strong>der</strong> Härte des PKW ab. Der<br />
E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Steifigkeit <strong>der</strong> Halswirbelsäule <strong>und</strong> <strong>der</strong> Parameter des Kopf<strong>an</strong>pralls s<strong>in</strong>d<br />
nachvollziehbarerweise m<strong>in</strong>imal.<br />
Im Gegensatz zum oben gesagten, hängt die maximale Beschleunigung des Thorax
148 Sensitivitäts<strong>an</strong>alyse <strong>und</strong> Optimierung<br />
Δ max [m/s 2 ]<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
Maximalbeschleunigung Pelvis (M<strong>in</strong>=261.347m/s 2 Max=459.28m/s 2 )<br />
C(H) D(H) D(Nt) C(Nr) D(Nr) C(Nt) D(K) C(G) C(K) D(G) V0<br />
Abb. 111: Bewertungskriterium: Maximalbeschleunigung Pelvis<br />
(Abbildung 112) <strong>in</strong> diesem Fallbeispiel (Fall 8) nicht nur von <strong>der</strong> Härte des PKW<br />
<strong>und</strong> <strong>der</strong> Kollisionsgeschw<strong>in</strong>digkeit ab. Die Abhängigkeiten s<strong>in</strong>d recht komplex, da<br />
sich <strong>der</strong> Anprall des Thorax zeitlich mit dem Kopf<strong>an</strong>prall überschneidet, so dass<br />
auch die kopfbezogenen Größen mit <strong>in</strong> die Thoraxbeschleunigung e<strong>in</strong>gehen.<br />
Δ max [m/s 2 ]<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
Beschleunigung Thorax (M<strong>in</strong>=118.192m/s 2 Max=199.345m/s 2 )<br />
D(Nt) D(H) C(Nt) D(K) D(Nr) C(Nr) C(G) C(H) D(G) V0 C(K)<br />
Abb. 112: Bewertungskriterium: Maximalbeschleunigung Thorax<br />
Das Verletzungsrisiko bezüglich des Kopfes, ausgedrückt als HIC, hängt am stärksten<br />
von den Parametern des Kontaktes zusammen (Abbildung 113). E<strong>in</strong>e weicherer<br />
Aufprall verlängert den Stoß <strong>und</strong> erniedrigt so die Beschleunigung entsprechend. Neben<br />
dieser recht trivialen Erkenntnis ist zu bemerken, das die Anprallgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />
hier <strong>an</strong> vierter Stelle steht. Somit wird die ebenfalls bek<strong>an</strong>nte Tatsache belegt, dass<br />
e<strong>in</strong>e Begrenzung <strong>der</strong> Höchstgeschw<strong>in</strong>digkeit statistisch zu e<strong>in</strong>er Verr<strong>in</strong>gerung <strong>der</strong><br />
Anzahl von Unfällen mit Todesfolge führen würde.
Sensitivitäts<strong>an</strong>alyse <strong>und</strong> Optimierung 149<br />
Δ max [s]<br />
4000<br />
3000<br />
2000<br />
1000<br />
0<br />
5.2.3 Zusammenfassung<br />
Head Injury Criterion (M<strong>in</strong>=834.893s Max=5016.05s)<br />
D(Nt) C(Nt) D(Nr) C(G) D(K) D(G) C(Nr) V0 C(K) D(H) C(H)<br />
Abb. 113: Bewertungskriterium: HIC<br />
Aus den Sensitivitäts<strong>an</strong>alysen lassen sich e<strong>in</strong>ige Aussagen ableiten. Diese betreffen<br />
zum e<strong>in</strong>en die Modellierung <strong>und</strong> zum <strong>an</strong><strong>der</strong>en generelle Aspekte des Fußgängerschutzes.<br />
Aus Sicht des Modellerstellers ist es wichtig zu sehen, dass trotz <strong>der</strong> hohen Parameter<strong>an</strong>zahl<br />
die Zusammenhänge plausibel erkennbar werden. Im Modell s<strong>in</strong>d neben<br />
<strong>der</strong> Kollisionsgeschw<strong>in</strong>digkeit die Gelenkeigenschaften <strong>und</strong> die Kontaktmech<strong>an</strong>ik des<br />
Anpralls beson<strong>der</strong>s sensitiv, aber auch noch recht unbestimmt. Wenn das Modell <strong>in</strong><br />
Anschlussarbeiten konsequent beson<strong>der</strong>s bezüglich dieser beiden Parametergruppen<br />
besser abgesichert wird, besteht nach den vorstehenden Ergebnissen durchaus die<br />
Möglichkeit, die Kollisionsgeschw<strong>in</strong>digkeit, also im Allgeme<strong>in</strong>en die Geschw<strong>in</strong>digkeit<br />
des PKW, sehr genau zu bestimmen. Dies ist aus rechtsmediz<strong>in</strong>ischer Sicht e<strong>in</strong><br />
wesentlicher Aspekt.<br />
In <strong>der</strong> rechtsmediz<strong>in</strong>ischen Rekonstruktion wird laut Auer [6] <strong>der</strong> Formfaktor als<br />
Funktion <strong>der</strong> Fahrzeuggeometrie <strong>und</strong> <strong>der</strong> Kollisionsgeschw<strong>in</strong>digkeit aufgefasst. Die<br />
Ergebnisse <strong>der</strong> Sensitivitäts<strong>an</strong>alyse legen nahe, dass hier <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die Gelenkeigenschaften<br />
sensitiv s<strong>in</strong>d. Das bedeutet auch bei e<strong>in</strong>er guten Absicherung dieser Parameter<br />
e<strong>in</strong>e starke Abhängigkeit von <strong>der</strong> Relativposition des Fußgängers bezüglich<br />
des KFZ vor dem Anprall, da die Gelenke <strong>in</strong> verschiedenen Auslenkungsrichtungen<br />
stark unterschiedlich reagieren.<br />
Die Sensitivitäts<strong>an</strong>alyse belegt auch schön die Tatsache, dass die Anpralldynamik des<br />
Kopfes als meist letztes Glied <strong>der</strong> k<strong>in</strong>ematischen Kette beim Unfall von allen vorher<br />
stattf<strong>in</strong>denden Kollisionen bestimmt wird. Das zeigt, dass die Vorhersagesicherheit<br />
für spätere Szenen des Abwickelungsvorg<strong>an</strong>gs schlechter wird. Dies entspricht <strong>der</strong><br />
Fehlerfortpfl<strong>an</strong>zung. Für die weitere Arbeit auf diesem Gebiet bedeutet dies, das für<br />
die <strong>Simulation</strong> realer Unfälle nicht die letale Kopfverletzung am besten dokumen-
150 Sensitivitäts<strong>an</strong>alyse <strong>und</strong> Optimierung<br />
tiert werden muss, son<strong>der</strong>n bei <strong>der</strong> Spurensicherung beson<strong>der</strong>es Augenmerk auf die<br />
primären Kollisionen zu legen ist. Die Arbeit von Auer [6] ist aus diesem Gr<strong>und</strong><br />
nicht beson<strong>der</strong>s gut geeignet, um dieses Modell zu validieren. Es ist wünschenswert,<br />
<strong>in</strong> folgenden Kooperationen diesem Aspekt Rechnung zu tragen.<br />
Aus Sicht des Schutzes von Fußgängern im Straßenverkehr lassen sich aus den Sensitivitäts<strong>an</strong>alysen<br />
mehrere Vorschläge ableiten. Entwe<strong>der</strong> m<strong>an</strong> macht das gesamte<br />
Fahrzeug weicher. Dies ist beson<strong>der</strong>s im Bereich <strong>der</strong> Holme <strong>und</strong> Scheiben moment<strong>an</strong><br />
technisch nicht umgesetzt. Es wäre eventuell möglich die Holme zu polstern.<br />
Scheiben aus speziellem Kunststoff könnten eventuell auch e<strong>in</strong>en weicheren Aufprall<br />
ermöglichen. Die selbe Problematik e<strong>in</strong>er fußgängerfre<strong>und</strong>lichen Konstruktion gilt<br />
auch beim Motorrad, bei dem es aber noch schwieriger se<strong>in</strong> dürfte, weiche Anprallstellen<br />
zu realisieren.<br />
Die dom<strong>in</strong>ierende Größe bei den Kopfverletzungen spielt jedoch immer noch die<br />
Energie, die beim Anprall umgesetzt wird. Sie ist e<strong>in</strong>e quadratische Form <strong>der</strong> Geschw<strong>in</strong>digkeit,<br />
was sich deutlich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Dom<strong>in</strong><strong>an</strong>z <strong>der</strong> Kollisionsgeschw<strong>in</strong>digkeit bei<br />
den verletzungsrelev<strong>an</strong>ten Bewertungsgrößen zeigt.<br />
Dies ist aber letztlich e<strong>in</strong>e triviale Erkenntnis, da allgeme<strong>in</strong> <strong>an</strong>erk<strong>an</strong>nt ist, das bei<br />
e<strong>in</strong>em generellen Tempolimit von 30 Km/h <strong>in</strong> geschlossenen Ortschaften nicht nur<br />
die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit von Unfällen allgeme<strong>in</strong> verm<strong>in</strong><strong>der</strong>t würde, son<strong>der</strong>n auch die<br />
Verletzungsfolgen deutlich reduziert würden. E<strong>in</strong>e grobe Abschätzung wäre, dass<br />
bei fast halbierter Geschw<strong>in</strong>digkeit die Unfälle mit letalem Ausg<strong>an</strong>g auf fast e<strong>in</strong><br />
Viertel des bisherigen Wertes gesenkt werden könnte 19 . Diese Abschätzung betrifft<br />
natürlich nicht nur die Unfälle mit tödlichem Ausg<strong>an</strong>g. Auch die Zahl <strong>der</strong> hohe Kosten<br />
verursachenden überlebenden Verletzten mit oft schweren bleibenden zerebralen<br />
Schädigungen könnte mit e<strong>in</strong>er solchen Maßnahme wahrsche<strong>in</strong>lich deutlich gesenkt<br />
werden.<br />
19 Das diese Aussagen nicht allgeme<strong>in</strong>gültig s<strong>in</strong>d, erfuhr e<strong>in</strong>e Bek<strong>an</strong>nte des Autors am eigenen<br />
Leib. Sie überlebte e<strong>in</strong>e Kollision mit e<strong>in</strong>em PKW <strong>in</strong> <strong>der</strong> Stadt mit e<strong>in</strong>er rekonstruierten Anprallgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />
von ca. 70 km/h. Die Verletzungen konzentrierten sich auf Unterschenkel <strong>und</strong> Knie.<br />
Genaue Daten zur Rekonstruktion st<strong>an</strong>den dem Verfasser lei<strong>der</strong> nicht zur Verfügung, m<strong>an</strong> muss<br />
aber vermuten, das während des Wurfs von ca. 40 m zufälligerweise ke<strong>in</strong> starker Anprall des Kopfes<br />
auf den PKW erfolgte.
Sensitivitäts<strong>an</strong>alyse <strong>und</strong> Optimierung 151<br />
5.3 H<strong>an</strong>d-Arm-System<br />
5.3.1 Bewertungsfunktion beim H<strong>an</strong>d-Arm-Modell<br />
Um den E<strong>in</strong>fluss e<strong>in</strong>es Parameters auf das Verhalten des H<strong>an</strong>d-Arm-Systems abschätzen<br />
zu können, muss m<strong>an</strong> zu erst e<strong>in</strong>e qu<strong>an</strong>tifizierbare Größe als Bewertungsfunktion<br />
festlegen, welche die Güte des Modells <strong>an</strong>gibt. E<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tuitive Begutachtung<br />
<strong>der</strong> <strong>Simulation</strong>sergebnisse führt e<strong>in</strong> Betrachter meist durch, <strong>in</strong>dem er die Übere<strong>in</strong>stimmung<br />
zwischen gemessenen Größen <strong>und</strong> den Entsprechungen aus <strong>der</strong> <strong>Simulation</strong><br />
visuell vergleicht. Mathematisch gesehen ist dieses am besten durch e<strong>in</strong>e χ 2 -Funktion<br />
zu realisieren, welche die Abweichung e<strong>in</strong>er Referenzgröße, <strong>in</strong> diesem Fall <strong>der</strong> gemessenen<br />
Admitt<strong>an</strong>z, AMess <strong>und</strong> <strong>der</strong> zu vergleichenden Größe, <strong>in</strong> diesem Fall <strong>der</strong><br />
Admitt<strong>an</strong>z aus <strong>der</strong> <strong>Simulation</strong> ASim erfasst:<br />
χ 2 =<br />
νmax �<br />
νm<strong>in</strong><br />
(AMess − ASim) 2<br />
Abb. 114: Optimierung im Frequenzraum<br />
Zu beachten ist, dass die Bewertungsfunktion im Frequenzraum betrachtet werden<br />
muss, da die <strong>in</strong>teress<strong>an</strong>ten Größen als Frequenzg<strong>an</strong>g def<strong>in</strong>iert s<strong>in</strong>d. Daraus ergibt<br />
sich, dass die Ergebnisse nach <strong>der</strong> <strong>Simulation</strong> jeweils fouriertr<strong>an</strong>sformiert werden<br />
müssen (Abbildung 114). Deshalb wurde die χ 2 -Funktion über die Frequenzen summiert.
152 Sensitivitäts<strong>an</strong>alyse <strong>und</strong> Optimierung<br />
Die Admitt<strong>an</strong>z ist e<strong>in</strong>e komplexe Größe, weshalb m<strong>an</strong> pr<strong>in</strong>zipiell Amplitude <strong>und</strong><br />
Phase simult<strong>an</strong> vergleichen müsste.<br />
� �<br />
¨ri<br />
Mag(Admitt<strong>an</strong>zij) = Mag<br />
Fj<br />
� �<br />
¨ri<br />
Angle(Admitt<strong>an</strong>zij) = Angle<br />
In obiger Formulierung laufen i <strong>und</strong> j jeweils über die Anzahl <strong>der</strong> Freiheitsgrade. Also<br />
ergeben sich genau genommen 6 ∗ 6 ∗ 2 = 72 zu vergleichende Kurven, was letztlich<br />
zu 72 Bewertungsfunktionen χ2 i für i = 1...72 führt. Die meisten Optimierer o<strong>der</strong><br />
Werkzeuge zur Sensitivitäts<strong>an</strong>alyse for<strong>der</strong>n aber die Rückgabe e<strong>in</strong>er Bewertungsfunktion.<br />
E<strong>in</strong> Lösungs<strong>an</strong>satz ist hier, das Gesamtfehlerquadrat zu ermitteln, <strong>in</strong>dem<br />
die e<strong>in</strong>zelnen Bewertungsfunktionen mittels e<strong>in</strong>er geeigneten Gewichtung aufaddiert<br />
werden.<br />
χ 2 �72<br />
Gesamt =<br />
i=1<br />
wi ∗ χ 2 i<br />
In bisherigen Untersuchungen wurde jeweils nur die Antwort des Systems <strong>in</strong> Anregungsrichtung<br />
untersucht, was letztlich, bei sequentieller Auswertung, auf die Diagonalelemente<br />
des Admitt<strong>an</strong>ztensors führt. Es wurde jetzt e<strong>in</strong>e Erweiterung <strong>an</strong>gestrebt.<br />
Betrachtet wurde im Rahmen <strong>der</strong> weiteren <strong>Simulation</strong>en bei Anregung <strong>in</strong><br />
z-Richtung die Antwort <strong>in</strong> den drei tr<strong>an</strong>slatorischen Richtungen <strong>in</strong> Form des Betrags<br />
<strong>der</strong> Admitt<strong>an</strong>z. Diese drei Amplituden wurden mit e<strong>in</strong>em Gewichtungsfaktor<br />
wi multipliziert <strong>und</strong> aufaddiert. Der Gewichtungsfaktor wurde konkret, nach e<strong>in</strong>igen<br />
Versuchen mit komplizierteren Vari<strong>an</strong>ten letztlich für die <strong>in</strong>teress<strong>an</strong>ten Ergebnisgrößen<br />
zu E<strong>in</strong>s gewählt, die restlichen Gewichte wurden zu Null gewählt. Der Fehler <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Phase k<strong>an</strong>n mit ausgegeben <strong>und</strong> gegebenenfalls mit e<strong>in</strong>bezogen werden.<br />
Ermittlung <strong>der</strong> Bewertungsfunktion im Frequenzraum:<br />
Um e<strong>in</strong>e geeignete Bewertungsfunktion zu erhalten wird die Beschleunigung sowie<br />
die Anregung fouriertr<strong>an</strong>sformiert (Abbildung 115) <strong>und</strong> geglättet (Abbildung 116).<br />
Nun k<strong>an</strong>n die Admitt<strong>an</strong>z <strong>in</strong> Betrag (Abbildung 116)<strong>und</strong> Phase (Abbildung 117)<br />
berechnet werden. Das Ergebnis wird mit den Messungen verglichen, die Abweichung<br />
zu <strong>der</strong> gesuchten Bewertungsfunktion addiert (Abbildung 118) 20 .<br />
20 Diese Ergebnisse beziehen sich auf e<strong>in</strong> Modell, welches stark von <strong>der</strong> gesuchten Parameterkonfiguration<br />
abweicht. Aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> <strong>in</strong> diesem Fall ziemlich falschen Parameter ist die ungefilterte<br />
Admitt<strong>an</strong>z stark verrauscht. Bessere Parametersätze führten zu weniger verrauschten Admitt<strong>an</strong>zen.<br />
Fj
Sensitivitäts<strong>an</strong>alyse <strong>und</strong> Optimierung 153<br />
Admitt<strong>an</strong>z A zz<br />
Admitt<strong>an</strong>z A zz<br />
2<br />
1.8<br />
1.6<br />
1.4<br />
1.2<br />
1<br />
0.8<br />
0.6<br />
0.4<br />
0.2<br />
Admitt<strong>an</strong>z (Betrag) ungeglättet<br />
Admitt<strong>an</strong>z<br />
0<br />
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100<br />
Frequenz [%νmax ]<br />
1.6<br />
1.4<br />
1.2<br />
1<br />
0.8<br />
0.6<br />
0.4<br />
Abb. 115: Admitt<strong>an</strong>z (nicht geglättet)<br />
Vergleich <strong>Simulation</strong> <strong>und</strong> Experiment − Betrag<br />
0.2<br />
0<br />
Admitt<strong>an</strong>z Experiment<br />
Admitt<strong>an</strong>z <strong>Simulation</strong><br />
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100<br />
Frequenz [%νmax ]<br />
Abb. 116: Vergleich Admitt<strong>an</strong>z (Amplitude) mit Shakermessung
154 Sensitivitäts<strong>an</strong>alyse <strong>und</strong> Optimierung<br />
Admitt<strong>an</strong>z A zz<br />
χ 2<br />
0<br />
−0.5<br />
−1<br />
−1.5<br />
−2<br />
−2.5<br />
−3<br />
−3.5<br />
−4<br />
Vergleich <strong>Simulation</strong> <strong>und</strong> Experiment − Phase<br />
Admitt<strong>an</strong>z Experiment<br />
Admitt<strong>an</strong>z <strong>Simulation</strong><br />
−4.5<br />
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100<br />
Frequenz [%νmax ]<br />
Abb. 117: Vergleich Admitt<strong>an</strong>z (Phase) mit Shakermessung<br />
300<br />
250<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
Bewertungsfunktion χ 2<br />
gesamt<br />
0<br />
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100<br />
Frequenz [%νmax ]<br />
Abb. 118: Integral <strong>der</strong> Abweichung zwischen Messung <strong>und</strong> Modell<br />
χ 2
Sensitivitäts<strong>an</strong>alyse <strong>und</strong> Optimierung 155<br />
5.3.2 Sensitivitäts<strong>an</strong>alysen beim H<strong>an</strong>d-Arm-System<br />
Im Vor<strong>an</strong>geg<strong>an</strong>genen wurden bereits Parametervariationen beim Modell des HAS<br />
beschrieben. E<strong>in</strong> gewisses M<strong>an</strong>ko war dabei, dass nur e<strong>in</strong> subjektiver optischer E<strong>in</strong>druck<br />
von <strong>der</strong> Stärke des E<strong>in</strong>flusses des jeweiligen Parameters entst<strong>an</strong>d. Die im<br />
Vorigen e<strong>in</strong>geführte Sensitivitäts<strong>an</strong>alyse soll nun <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d e<strong>in</strong>iger <strong>Simulation</strong>en des<br />
HAS <strong>an</strong>gewendet werden. Sie k<strong>an</strong>n helfen, aus <strong>der</strong> Vielzahl <strong>der</strong> Parameter diejenigen<br />
zu selektieren, welche zur Validierung respektive Optimierung her<strong>an</strong>gezogen werden<br />
sollten.<br />
Die e<strong>in</strong>dimensionalen Sensitivitäts<strong>an</strong>alysen berücksichtigen natürlich nicht die Wechselwirkungen<br />
<strong>der</strong> Parameter bezüglich <strong>der</strong> Bewertungsfunktion. Ferner ist auch hier<br />
darauf h<strong>in</strong>zuweisen, dass die folgenden <strong>Simulation</strong>en wie<strong>der</strong>um Rauhigkeitsabschätzungen<br />
s<strong>in</strong>d, da zu Beg<strong>in</strong>n dieser Untersuchungen ebenfalls ke<strong>in</strong> optimaler Parametersatz<br />
zur Verfügung st<strong>an</strong>d, son<strong>der</strong>n e<strong>in</strong>e Optimierung ja erst hierdurch vorbereitet<br />
wurde.<br />
Es werden nun folgende <strong>Simulation</strong>sergebnisse beschrieben <strong>und</strong> diskutiert:<br />
1. Anthropometrieparameter:<br />
Zu Beg<strong>in</strong>n <strong>in</strong> dieser Arbeit wurden die <strong>an</strong>thropometrischen Menschmodelle<br />
e<strong>in</strong>geführt (vgl. Kap. 2.1). Variiert wurde die Statur von 1.50 m bis 2.10 m, <strong>und</strong><br />
die Körpermasse von 50 kg bis 140 kg. Es sollte untersucht werden, wie stark<br />
<strong>der</strong> E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Anthropometrie im Vergleich zu <strong>an</strong><strong>der</strong>en Modellparametern<br />
ist.<br />
2. Gelenkparameter <strong>der</strong> Schulter:<br />
Aus den Parametervariationen ist bereits bek<strong>an</strong>nt, dass <strong>der</strong> E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Gelenkparameter<br />
auf die Modelleigenschaften sehr ger<strong>in</strong>g ist. Mit dieser Analyse<br />
sollte untersucht werden, ob sich diese Erwartung qu<strong>an</strong>titativ belegen lässt.<br />
3. Unterarmschwabbelmasse:<br />
Aus den Parametervariationen lässt sich vermuten, dass dieser Parameter von<br />
mittlerer Sensitivität se<strong>in</strong> sollte, falls <strong>der</strong> subjektive E<strong>in</strong>druck realistisch ist.<br />
4. H<strong>an</strong>dpolster:<br />
Bei diesem Parameter wurde <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d <strong>der</strong> Parametervariation e<strong>in</strong>e hohe Sensitivität<br />
vermutet.
156 Sensitivitäts<strong>an</strong>alyse <strong>und</strong> Optimierung<br />
Sensitivität <strong>der</strong> Anthropometrie:<br />
M<strong>an</strong> erkennt, das bei diesem Modell die Masse (Abbildung 119) e<strong>in</strong>en größeren<br />
E<strong>in</strong>fluss auf die Modelleigenschaften hat als die Statur (Abbildung 120) . Wenn<br />
m<strong>an</strong> nun bedenkt, dass die <strong>an</strong>thropometrischen Daten ja pr<strong>in</strong>zipiell den <strong>in</strong>dividuellen<br />
Prob<strong>an</strong>den wi<strong>der</strong>spiegeln, haben eventuell gemachte Fehler <strong>in</strong> diesem Bereich,<br />
relativ betrachtet, e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>eren E<strong>in</strong>fluss. M<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n also davon ausgehen, dass<br />
die verwendeten Parameter, trotz eventueller Abweichungen von den realen Werten<br />
beim Prob<strong>an</strong>den mit Sicherheit für dieses Modell genau genug s<strong>in</strong>d.<br />
Sensitivität des Schulterparameter:<br />
Der subjektive E<strong>in</strong>druck aus <strong>der</strong> Parametervariation wird durch dieses Ergebnis<br />
voll bestätigt. Offensichtlich ist <strong>der</strong> E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Dämpfung (Abbildung 121), wie<br />
auch <strong>der</strong> Steifigkeit (Abbildung 122) <strong>der</strong> Schulter, m<strong>in</strong>imal. Für die Modellvalidierung<br />
bedeutet dies, dass dieser Parameter nur extrem ungenau aus den vorliegenden<br />
Messungen heraus bestimmt werden k<strong>an</strong>n. An<strong>der</strong>erseits ist e<strong>in</strong>e genaue Kenntnis<br />
für die Zielsetzung des HAS-Modells nicht wichtig, da e<strong>in</strong> falsch gewählter Wert die<br />
abzubildenden Eigenschaften fast nicht bee<strong>in</strong>flusst. Die Admitt<strong>an</strong>z k<strong>an</strong>n durch das<br />
Modell dennoch <strong>in</strong> <strong>der</strong> gewünschten Güte reproduziert werden. Dieser Parameter<br />
k<strong>an</strong>n also bei e<strong>in</strong>er folgenden Optimierung ausgespart werden.<br />
Sensitivität des Unterarmschwabbelmasse:<br />
Aus den Ergebnissen <strong>der</strong> Parametervariation wurde geschlossen, dass diese Parameter<br />
e<strong>in</strong>en mittleren bis großen E<strong>in</strong>fluss auf die Modelleigenschaften haben. Anh<strong>an</strong>d<br />
<strong>der</strong> Sensitivitäten k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> aber erkennen, dass eigentlich nur die Steifigkeit (Abbildung<br />
123) e<strong>in</strong>en großen E<strong>in</strong>fluss hat. In e<strong>in</strong>er folgenden Optimierung k<strong>an</strong>n also<br />
die Dämpfung eigentlich vorerst ausgespart werden (Abbildung 124), <strong>und</strong> eventuell<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em zweiten Durchlauf korrigiert werden, wenn Parameter mit e<strong>in</strong>em großen<br />
E<strong>in</strong>fluss, wie die Steifigkeit <strong>der</strong> Schwabbelmasse, bereits ermittelt wurden.<br />
Sensitivität des H<strong>an</strong>dpolsters:<br />
Das H<strong>an</strong>dpolster als primäre Schnittstelle zwischen Mensch <strong>und</strong> Masch<strong>in</strong>e hat <strong>in</strong><br />
Steifigkeit (Abbildung 126) <strong>und</strong> Dämpfung (Abbildung 125) großen E<strong>in</strong>fluss. Beide<br />
Parameter müssen also <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Optimierung berücksichtigt werden. An dieser Stelle<br />
k<strong>an</strong>n aber auch schon festgestellt werden, dass e<strong>in</strong>e eventuell detailliertere Modellierung<br />
<strong>der</strong> H<strong>an</strong>d s<strong>in</strong>nvoll wäre, da <strong>der</strong> E<strong>in</strong>fluss des H<strong>an</strong>dpolsters, also letztlich des<br />
Modells <strong>der</strong> H<strong>an</strong>d auf die Armdynamik groß ist.
Sensitivitäts<strong>an</strong>alyse <strong>und</strong> Optimierung 157<br />
Bewertungsfunktion<br />
Bewertungsfunktion<br />
220<br />
200<br />
180<br />
160<br />
140<br />
Körpergewicht<br />
120<br />
0 1 2 3 4<br />
160<br />
155<br />
150<br />
145<br />
Parameter [M<strong>in</strong>+n*Δ]<br />
Abb. 119: E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Körpermasse<br />
Statur<br />
140<br />
0 1 2 3 4<br />
Parameter [M<strong>in</strong>+n*Δ]<br />
Abb. 120: E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Körpergröße
158 Sensitivitäts<strong>an</strong>alyse <strong>und</strong> Optimierung<br />
Bewertungsfunktion<br />
Bewertungsfunktion<br />
150.5<br />
150<br />
149.5<br />
149<br />
Dämpfung Schulter<br />
0 1 2 3 4<br />
Parameter [M<strong>in</strong>+n*Δ]<br />
Abb. 121: E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Dämpfung des Schultergelenks<br />
164<br />
162<br />
160<br />
158<br />
156<br />
154<br />
152<br />
150<br />
Steifigkeit Schulter<br />
148<br />
0 1 2 3 4<br />
Parameter [M<strong>in</strong>+n*Δ]<br />
Abb. 122: E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Steifigkeit des Schultergelenks
Sensitivitäts<strong>an</strong>alyse <strong>und</strong> Optimierung 159<br />
Bewertungsfunktion<br />
150.5<br />
150<br />
149.5<br />
149<br />
148.5<br />
Schwabbelmasse Unterarm D<br />
148<br />
0 1 2 3 4<br />
Parameter [M<strong>in</strong>+n*Δ]<br />
Abb. 123: E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Steifigkeit <strong>der</strong> Schwabbelmasse des Unterarms<br />
Bewertungsfunktion<br />
450<br />
400<br />
350<br />
300<br />
250<br />
200<br />
150<br />
Schwabbelmasse Unterarm C<br />
100<br />
0 1 2 3 4<br />
Parameter [M<strong>in</strong>+n*Δ]<br />
Abb. 124: E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Dämpfung <strong>der</strong> Schwabbelmasse des Unterarms
160 Sensitivitäts<strong>an</strong>alyse <strong>und</strong> Optimierung<br />
Bewertungsfunktion<br />
Bewertungsfunktion<br />
260<br />
240<br />
220<br />
200<br />
180<br />
160<br />
H<strong>an</strong>dpolster Dz<br />
140<br />
0 1 2 3 4<br />
450<br />
400<br />
350<br />
300<br />
250<br />
200<br />
Parameter [M<strong>in</strong>+n*Δ]<br />
Abb. 125: E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Dämpfung des H<strong>an</strong>dpolsters<br />
H<strong>an</strong>dpolster Cz<br />
150<br />
0 1 2 3 4<br />
Parameter [M<strong>in</strong>+n*Δ]<br />
Abb. 126: E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Steifigkeit des H<strong>an</strong>dpolsters
Sensitivitäts<strong>an</strong>alyse <strong>und</strong> Optimierung 161<br />
Δ Bewertung<br />
300<br />
250<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
Parameter: Variation Kürzel<br />
Körpergewicht 53%-150% Masse<br />
Körpergröße 77%-110% Statur<br />
Dämpfung Schulter 10%-100% Sch(D)<br />
Steifigkeit Schulter 10%-100% SCH(C)<br />
Dämpfung Unterarmschwabbelmasse 1%-500% SMU(D)<br />
Steifigkeit Unterarmschwabbelmasse 0.1%-1200% SMU(C)<br />
Dämpfung H<strong>an</strong>dpolster 32%-164% HP(D)<br />
Steifigkeit H<strong>an</strong>dpolster 34%-278% HP(C)<br />
Tabelle 8: Bereich <strong>der</strong> Variation <strong>der</strong> Parameter des HAS<br />
Bewertungsfunktion M<strong>in</strong>=140.24 Max=433.64<br />
Sch(D) SMU(D) Sch(C) Statur Masse HP(D) HP(C) SMU(C)<br />
Abb. 127: Der E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Modellparameter auf die Abweichung zwischen <strong>Simulation</strong><br />
<strong>und</strong> Messung<br />
Ergebnis<br />
Im Vor<strong>an</strong>geg<strong>an</strong>gen wurden die Variationen e<strong>in</strong>iger wichtiger Parameter des HAS dokumentiert.<br />
Der Bereich <strong>in</strong>nerhalb dessen variiert wurde ist <strong>in</strong> Tabelle 8 aufgelistet.<br />
Aus den Kurven <strong>in</strong> Abbildung 119 bis 126 wurden jeweils die maximalen Schw<strong>an</strong>kungen<br />
<strong>der</strong> Bewertungsfunktion entnommen <strong>und</strong> <strong>in</strong> Abbildung 127 zusammengefasst.<br />
Natürlich beziehen sich die Schw<strong>an</strong>kungen auf den variierten Bereich. Es wurde<br />
jeweils versucht, e<strong>in</strong>en s<strong>in</strong>nvollen Bereich abzudecken, welcher sich meist aus <strong>der</strong><br />
jeweiligen Parameterunsicherheit ergab. Aus den zuvor beschriebenen Parameterstudien<br />
wurden die Extremalwerte abgeschätzt. Die Ergebnisse (Abbildung 127)<br />
legen nahe, bei e<strong>in</strong>er <strong>an</strong>schließenden Optimierung die Dämpfung <strong>und</strong> Steifigkeit des<br />
H<strong>an</strong>dpolsters <strong>und</strong> <strong>der</strong> Schwabbelmasse des Unterarms zu variieren.
162 Sensitivitäts<strong>an</strong>alyse <strong>und</strong> Optimierung<br />
5.3.3 Optimieren des HAS im Frequenzraum<br />
Im Pr<strong>in</strong>zip ist das Vorgehen das Gleiche, wie es schon am e<strong>in</strong>fachen Beispiel des<br />
schiefen Wurfs beschrieben wurde. Der Unterschied besteht nur dar<strong>in</strong>, dass die<br />
Bewertungsfunktion noch <strong>in</strong> den Frequenzraum tr<strong>an</strong>sformiert wird. Aus <strong>der</strong> Bewertungsfunktion<br />
heraus wird wie<strong>der</strong>um mittels dem MATLAB-Befehl sim(...) die<br />
SIMPACK-SIMULINK-Cosimulation gestartet. SIMULINK dient <strong>in</strong> diesem konkreten<br />
Fall nur als Werkzeug, um die Starrkörpersimulation von MATLAB aus starten<br />
zu können, <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Ergebnisse <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er für MATLAB geeigneten Form zur Verfügung<br />
stellen zu können. Es wäre aber mit dieser Methodik auch möglich komplexe<br />
Regelungen unter SIMULINK zu realisieren <strong>und</strong> zusammen mit dem Starrkörpermodell<br />
zu optimieren. An def<strong>in</strong>ierten Kommunikationspunkten übergibt SIMPACK<br />
<strong>an</strong> SIMULINK die wirkenden Shakerkräfte <strong>und</strong> Griffbeschleunigungen. SIMULINK<br />
schreibt e<strong>in</strong> mat-file heraus, welches <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bewertungsfunktion geladen wird. Nun<br />
k<strong>an</strong>n die Auswertung im Frequenzraum stattf<strong>in</strong>den <strong>und</strong> die Gesamtsumme <strong>der</strong> E<strong>in</strong>zelbewertungsfunktionen<br />
als Rückgabewert bestimmt werden. Die E<strong>in</strong>gabe <strong>der</strong> Bewertungsfunktion<br />
ist <strong>der</strong> Vektor <strong>der</strong> zu verän<strong>der</strong>nden Parameter. Vor Aufruf des<br />
SIMULINK-Modells wird nun e<strong>in</strong>e neue Datenb<strong>an</strong>k für das SIMPACK-Modell geschrieben.<br />
Somit erfüllt die Bewertungsfunktion für die meisten Optimierer alle Anfor<strong>der</strong>ungen.<br />
Das Pr<strong>in</strong>zip wird <strong>in</strong> <strong>der</strong> Abbildung 128 ver<strong>an</strong>schaulicht.<br />
Abb. 128: Ablaufschema e<strong>in</strong>er Optimierung e<strong>in</strong>es SIMPACK-Modells mittels <strong>der</strong><br />
Anb<strong>in</strong>dung <strong>an</strong> MATLAB über SIMULINK/SIMAT
Sensitivitäts<strong>an</strong>alyse <strong>und</strong> Optimierung 163<br />
E<strong>in</strong>gesetzte Optimierer:<br />
Es kamen drei Optimierer zum E<strong>in</strong>satz:<br />
⋄ fm<strong>in</strong>search (MATLAB <strong>in</strong>terner Optimierer - Simplex Downhill, lokale Optima)<br />
⋄ simps (modifizierter Simplex Downhill - meist lokale Optima)<br />
⋄ MCS (Multilevel Coord<strong>in</strong>ate Search - meist globale Optima, l<strong>an</strong>ge Rechenzeiten)<br />
Es zeigte sich schnell, dass fm<strong>in</strong>search[80] für das Problem wie die meisten lokalen<br />
Verfahren schlecht geeignet war, da die Bewertungsfunktion aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Fouriertr<strong>an</strong>sformation<br />
nicht beson<strong>der</strong>s glatt ist. Der Optimierer f<strong>an</strong>d meist e<strong>in</strong> ” Optimum“<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Nähe <strong>der</strong> Startwerte. Der nächste Versuch war, simps[8] zu verwenden, da<br />
dieses Verfahren für dieses Problem geeigneter war. Hiermit waren die Ergebnis besser,<br />
obwohl SIMPS auch nur lokale Optima sucht. Die Konvergenz war als recht gut<br />
zu bewerten. Nach relativ wenigen Schritten wurde e<strong>in</strong> Optimum gef<strong>und</strong>en, falls bei<br />
geeigneten Startwerten begonnen wurde. Abschließend wurde e<strong>in</strong> globales Verfahren<br />
MCS [42] e<strong>in</strong>gesetzt, um Grenzen <strong>und</strong> Möglichkeiten abzuschätzen.<br />
Allgeme<strong>in</strong> k<strong>an</strong>n hier gesagt werden, dass m<strong>an</strong> bei biomech<strong>an</strong>ischen Modellen meist<br />
e<strong>in</strong>en globalen Optimierer e<strong>in</strong>setzen müsste, da die Bewertungsfunktion meist mehrere<br />
lokale Optima aufweist. In diesem Beispiel ist die Rechenzeit für e<strong>in</strong>e Auswertung<br />
deshalb so hoch, weil e<strong>in</strong> g<strong>an</strong>zer Frequenzg<strong>an</strong>g gerechnet werden musste. Hier noch<br />
e<strong>in</strong> globales Verfahren über viele Parameter zu starten, ist mit e<strong>in</strong>em normalen PC<br />
gleichbedeutend mit e<strong>in</strong>er wochenl<strong>an</strong>gen Rechnung. In diesem konkreten Anwendungsbeispiel<br />
ist es deshalb recht dienlich gewesen, die Massen <strong>und</strong> Steifigkeiten im<br />
Bezug auf eventuelle Reson<strong>an</strong>zen abzuschätzen, <strong>und</strong> so <strong>in</strong> geeigneten Gebieten mit<br />
<strong>der</strong> Optimierung zu starten. D<strong>an</strong>n k<strong>an</strong>n e<strong>in</strong> schnell konvergierendes lokales Verfahren<br />
(z.B. simps) gewählt werden.<br />
Ergebnis<br />
Im Vor<strong>an</strong>geg<strong>an</strong>genen wurden die E<strong>in</strong>flüsse <strong>der</strong> verschiedenen Parameter dargestellt.<br />
Es konnten den jeweiligen Graphen erste Richtwerte entnommen werden, welche bei<br />
e<strong>in</strong>er Optimierung als Startwert gewählt werden können. Die hohe Dimension des<br />
Parameterraums würde eigentlich e<strong>in</strong>e globale Optimierung im gesamten Parameterraum<br />
erfor<strong>der</strong>n. In Anbetracht <strong>der</strong> Tatsache, dass e<strong>in</strong>e Auswertung auf dem zur<br />
Verfügung stehenden PC ca. 4 M<strong>in</strong>uten Rechenzeit for<strong>der</strong>t, war dieses Vorgehen nicht<br />
<strong>in</strong> dem zur Verfügung stehenden Zeitraum machbar. Deshalb wird im Folgenden e<strong>in</strong>e<br />
lokale Optimierung auf e<strong>in</strong>em Unterraum des Parameterraums beschrieben.<br />
Es wurde e<strong>in</strong>e lokale Optimierung über die Parameter des H<strong>an</strong>dpolsters (Steifigkeit<br />
<strong>und</strong> Dämpfung) <strong>in</strong> <strong>der</strong> Z-Komponente sowie <strong>der</strong> Parameter <strong>der</strong> Schwabbelmasse des<br />
Unterarms (Steifigkeit <strong>und</strong> Dämpfung) durchgeführt. Es ist zu erkennen, dass obwohl<br />
e<strong>in</strong>e systematische Analyse aller Modellparameter im Rahmen <strong>der</strong> vorliegenden
164 Sensitivitäts<strong>an</strong>alyse <strong>und</strong> Optimierung<br />
Arbeit nicht abgeschlossen werden konnte, die Resultate dennoch ermutigen <strong>in</strong> diese<br />
Richtung weiter vorzustoßen. M<strong>an</strong> erkennt, das die H<strong>in</strong>zunahme <strong>der</strong> Schwabbelmassen<br />
e<strong>in</strong>en hohen E<strong>in</strong>fluss auf die Modellgüte hat. Es müssen jedoch alle Modellparameter<br />
aufe<strong>in</strong><strong>an</strong><strong>der</strong> abgestimmt betrachtet werden. E<strong>in</strong> Modell mit Schwabbelmassen<br />
weist <strong>an</strong> <strong>der</strong> H<strong>an</strong>d <strong>an</strong><strong>der</strong>e Steifigkeiten auf, als sie e<strong>in</strong> re<strong>in</strong>es Starrkörpermodell hat.<br />
Die gewonnenen Kurvenverläufe stellen e<strong>in</strong>e recht gute Übere<strong>in</strong>stimmung zwischen<br />
Modell <strong>und</strong> Realität dar. Nicht nur die Beträge <strong>der</strong> Admitt<strong>an</strong>z, son<strong>der</strong>n auch zum<strong>in</strong>dest<br />
die Phase <strong>der</strong> Z-Komponente s<strong>in</strong>d im Modell zufriedenstellend synthetisiert<br />
worden. Es steht außer Frage, dass mit umf<strong>an</strong>greicheren Messergebnissen weiter<br />
<strong>an</strong>alysiert werden sollte, um e<strong>in</strong>e größere Parameter- <strong>und</strong> Modellsicherheit zu bieten.<br />
E<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>nvolle Größe wäre die Beschleunigung des Ellbogen. Hier könnte versucht<br />
werden mit Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitsaufnahmen die Knochenk<strong>an</strong>te zu erfassen.<br />
Die Schwabbelmassen reproduzieren gut die Reson<strong>an</strong>z des HAS im Bereich von 10%<br />
νmax. Die Ergebnisse von Messungen [83] belegen, dass die freien Vibrationen des<br />
Quadriceps durchschnittlich zwischen 8 bis 32 Hz (abhängig von Anthropometrie<br />
des Prob<strong>an</strong>den <strong>und</strong> <strong>der</strong> Muskel<strong>an</strong>sp<strong>an</strong>nung) liegen. Deshalb ist es plausibel <strong>an</strong>zunehmen,<br />
dass die freien Vibrationen des Unterarmweichteils bei Ansp<strong>an</strong>nung ihre<br />
größte Ausprägung unter 50 Hz haben. Die Eigenfrequenzen <strong>der</strong> Knochen des Arms<br />
werden oberhalb <strong>der</strong> Eigenfrequenzen des Oberschenkels liegen, welche <strong>in</strong> [19] mit<br />
353.5 Hz <strong>und</strong> 931.9 Hz <strong>an</strong>gegeben werden.<br />
Tabelle 9: Optimierung H<strong>an</strong>dpolster (<strong>in</strong> Z) <strong>und</strong> Schwabbelmasse Unterarm<br />
Parameter Startwert Maximalwert M<strong>in</strong>imalwert Optimum<br />
H<strong>an</strong>dpolster C 65% 100% 38% 58,9%<br />
H<strong>an</strong>dpolster D 28% 100% 17% 17%<br />
Schwabbelmasse C 60% 100% 20% 29,1%<br />
Schwabbelmasse D 50% 100% 2% 50,5%<br />
Tabelle 10: Ergebnisse <strong>der</strong> Optimierung <strong>der</strong> wichtigsten Parameter des HAS-Modells<br />
Das Ergebnis <strong>der</strong> Optimierung k<strong>an</strong>n als sehr zufriedenstellend <strong>an</strong>gesehen werden. Es<br />
ist gelungen die Admitt<strong>an</strong>z aus <strong>der</strong> Messung nicht nur im Betrag (Abbildung 129),<br />
son<strong>der</strong>n auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Phase (Abbildung 130) <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Simulation</strong> zu reproduzieren. Beson<strong>der</strong>s<br />
bei <strong>der</strong> Phase wurde e<strong>in</strong>e größere Abweichung erwartet, da sie nicht <strong>in</strong> die<br />
Bewertungsfunktion mite<strong>in</strong>bezogen wurde. Die Übere<strong>in</strong>stimmung <strong>in</strong> den Seitenrichtungen<br />
ist hier schon deshalb nicht so gut, wie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Anregungsrichtung, da die<br />
Parameter nur <strong>in</strong> den Komponenten <strong>in</strong> Anregungsrichtung optimiert wurden. Es ist<br />
zu erwarten, dass diese Ergebnisse verbessert werden könnten, wenn auch die entsprechenden<br />
Parameter mit variiert würden. Dennoch ist bereits zu erkennen, dass<br />
die Kurven (Abb. 131 <strong>und</strong> 132), zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong> <strong>der</strong> Form <strong>und</strong> Lage <strong>der</strong> Reson<strong>an</strong>z,<br />
ähnlich zu den Messwerten s<strong>in</strong>d.
Sensitivitäts<strong>an</strong>alyse <strong>und</strong> Optimierung 165<br />
Admitt<strong>an</strong>z A zz<br />
Admitt<strong>an</strong>z A zz Phase<br />
1.2<br />
1<br />
0.8<br />
0.6<br />
0.4<br />
Vergleich <strong>Simulation</strong> <strong>und</strong> Experiment − Betrag<br />
0.2<br />
0<br />
Admitt<strong>an</strong>z Experiment<br />
Admitt<strong>an</strong>z <strong>Simulation</strong><br />
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100<br />
Frequenz [%νmax ]<br />
Abb. 129: Betrag <strong>der</strong> Admitt<strong>an</strong>z <strong>in</strong> Anregungsrichtung<br />
0<br />
−0.5<br />
−1<br />
−1.5<br />
−2<br />
−2.5<br />
−3<br />
−3.5<br />
−4<br />
Vergleich <strong>Simulation</strong> <strong>und</strong> Experiment − Phase<br />
Admitt<strong>an</strong>z Experiment<br />
Admitt<strong>an</strong>z <strong>Simulation</strong><br />
−4.5<br />
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100<br />
Frequenz [%νmax ]<br />
Abb. 130: Phase <strong>der</strong> Admitt<strong>an</strong>z <strong>in</strong> Anregungsrichtung
166 Sensitivitäts<strong>an</strong>alyse <strong>und</strong> Optimierung<br />
Admitt<strong>an</strong>z A xz<br />
Admitt<strong>an</strong>z A yz<br />
0.25<br />
0.2<br />
0.15<br />
0.1<br />
0.05<br />
0.35<br />
0.25<br />
0.15<br />
0.05<br />
Vergleich <strong>Simulation</strong> <strong>und</strong> Experiment − Betrag<br />
Admitt<strong>an</strong>z Experiment<br />
Admitt<strong>an</strong>z <strong>Simulation</strong><br />
0<br />
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100<br />
Frequenz [%νmax ]<br />
0.3<br />
0.2<br />
0.1<br />
Abb. 131: Betrag <strong>der</strong> Admitt<strong>an</strong>z <strong>in</strong> X-Richtung<br />
Vergleich <strong>Simulation</strong> <strong>und</strong> Experiment − Betrag<br />
Admitt<strong>an</strong>z Experiment<br />
Admitt<strong>an</strong>z <strong>Simulation</strong><br />
0<br />
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100<br />
Frequenz [%νmax ]<br />
Abb. 132: Betrag <strong>der</strong> Admitt<strong>an</strong>z <strong>in</strong> Y-Richtung
Sensitivitäts<strong>an</strong>alyse <strong>und</strong> Optimierung 167<br />
5.3.4 Zusammenfassung<br />
Die Ergebnisse zeigen, dass es gelungen ist, durch e<strong>in</strong>e Optimierung <strong>der</strong> Parameter<br />
mit großer Sensitivität e<strong>in</strong>e gute Übere<strong>in</strong>stimmung zwischen Messung <strong>und</strong> <strong>Simulation</strong><br />
zu erzielen. Die Kurven für die Horizontal- <strong>und</strong> Vertikalrichtung s<strong>in</strong>d, trotzdem<br />
die für diese Richtungen relev<strong>an</strong>ten Parameter nicht mit optimiert wurden, recht<br />
ähnlich zu den Messdaten. Die Phase, als sehr sensibles Kriterium, ist ebenfalls <strong>in</strong><br />
guter Übere<strong>in</strong>stimmung mit <strong>der</strong> Messung.<br />
Die Ergebnisse zeigen, dass die entwickelten Techniken zur Sensitivitäts<strong>an</strong>alyse <strong>und</strong><br />
Optimierung s<strong>in</strong>nvoll bei biomech<strong>an</strong>ischen Modellen mit vielen Parametern e<strong>in</strong>gesetzt<br />
werden können. E<strong>in</strong>e Parameter<strong>an</strong>passung von H<strong>an</strong>d hätte sicherlich nicht mit<br />
vergleichbarem Aufw<strong>an</strong>d zu e<strong>in</strong>em solchen Ergebnis geführt.<br />
Der Vorteil des Verfahrens, e<strong>in</strong> SIMPACK-Modell mittels MATLAB zu optimieren,<br />
hat sich gezeigt, da verschiedene Optimierer e<strong>in</strong>gesetzt werden konnten. Da<br />
MATLAB schon über e<strong>in</strong>e Vielzahl von gr<strong>und</strong>legenden Funktionalitäten verfügt,<br />
können <strong>Simulation</strong>sergebnisse für die Bewertungsfunktion den jeweiligen Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
entsprechend fouriertr<strong>an</strong>sformiert, geglättet, <strong>in</strong>tegriert o<strong>der</strong> auf <strong>an</strong><strong>der</strong>e Weise<br />
bearbeitet werden.<br />
E<strong>in</strong> Problem waren die l<strong>an</strong>gen Rechenzeiten, da die Bewertungsfunktion im Frequenzraum<br />
lag, <strong>und</strong> so l<strong>an</strong>ge Rechenzeiten nötig wurden. Deshalb konnte ke<strong>in</strong> globales<br />
Optimierungsverfahren s<strong>in</strong>nvoll e<strong>in</strong>gesetzt werden. Diese E<strong>in</strong>schränkung entfällt<br />
bei Modellen mit kurzen Rechenzeiten o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Verwendung von Höchstleistungsrechnern.<br />
5.4 Zusammenfassung: Sensitivitäts<strong>an</strong>alyse <strong>und</strong> Optimierung<br />
Durch den E<strong>in</strong>satz <strong>der</strong> entwickelten Methodik <strong>der</strong> Sensitivitätsstudien bei SIMPACK-<br />
Modellen konnten mehrere gr<strong>und</strong>legende Modellierungsprobleme erfolgversprechend<br />
<strong>an</strong>geg<strong>an</strong>gen werden. Dies erhöht letztlich das Modellverständnis bei hochparametrischen<br />
Modellen deutlich. Nur durch den E<strong>in</strong>satz solcher Methoden können Aussagen<br />
bezüglich <strong>der</strong> Parametersicherheit bei aus dem Abgleich zwischen Modell <strong>und</strong><br />
Messung gewonnenen Parametern gemacht werden. Dadurch wird das Modell tr<strong>an</strong>sparenter.<br />
Bei <strong>der</strong> <strong>Simulation</strong> des Unfalls konnten aus den Ergebnissen <strong>der</strong> Sensitivitäts<strong>an</strong>alysen<br />
Aussagen gemacht werden, wie durch konstruktive o<strong>der</strong> gesetzliche Maßnahmen<br />
die Verletzungsfolgen gem<strong>in</strong><strong>der</strong>t werden können. Es war hier ferner möglich beispielhaft<br />
am Formfaktor zu zeigen, dass die Zusammenhänge beim Unfall komplex s<strong>in</strong>d,<br />
<strong>und</strong> e<strong>in</strong>fache Näherungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> konventionellen Rekonstruktion durch die komplexe<br />
<strong>Simulation</strong> ergänzt werden sollten. Es war weiterh<strong>in</strong> möglich die beson<strong>der</strong>s e<strong>in</strong>flussreichen<br />
Parameter zu identifizieren <strong>und</strong> damit die Gr<strong>und</strong>lage für weitergehende<br />
Untersuchungen zu legen.
168 Sensitivitäts<strong>an</strong>alyse <strong>und</strong> Optimierung<br />
Es ist bei <strong>der</strong> Anwendung des HAS gelungen mittels Optimierung e<strong>in</strong>en Satz von<br />
Parametern zu f<strong>in</strong>den, <strong>der</strong> die <strong>Simulation</strong> gut <strong>in</strong> Übere<strong>in</strong>kl<strong>an</strong>g mit <strong>der</strong> Messungen<br />
brachte. Hierbei erwies es sich von Vorteil, dass die Parameter mit starkem E<strong>in</strong>fluss<br />
zuvor durch Sensitivitätsabschätzungen bestimmt identifiziert wurden.<br />
Das <strong>in</strong> diesem Fall verwendete Gütekriterium Admitt<strong>an</strong>z ist ungeeignet um die Gelenksteifigkeiten<br />
zu bestimmen, da die Messungen im für die Gelenkdynamik relev<strong>an</strong>ten<br />
Frequenzbereich zum<strong>in</strong>dest beim verwendeten Messaufbau ke<strong>in</strong>e geeignete<br />
Ausg<strong>an</strong>gsbasis boten. Hier muss nach geeigneten zusätzlichen lokalen Messungen<br />
gesucht werden, um das Modell valide zu machen. Hilfreich wären zusätzliche<br />
Beschleunigungsmessungen am HAS (z.B. Ellbogen). Ferner hat sich gezeigt, das<br />
es wichtig ist, die H<strong>an</strong>dmodellierung zu verbessern. Hierzu wären Messungen <strong>der</strong><br />
Druckverteilungen beim Greifen <strong>in</strong> <strong>der</strong> H<strong>an</strong>d <strong>an</strong>zustreben. Nur so k<strong>an</strong>n vom e<strong>in</strong>fachen<br />
Punkt-zu-Punkt Modell des H<strong>an</strong>dpolsters auf e<strong>in</strong>e Flächenlast übergeg<strong>an</strong>gen<br />
werden.<br />
Aus <strong>der</strong> gemessenen Admitt<strong>an</strong>z konnte h<strong>in</strong>gegen gut auf die gr<strong>und</strong>sätzlichen Zusammenhänge<br />
geschlossen werden. Insbeson<strong>der</strong>e die Notwendigkeit <strong>der</strong> Berücksichtigung<br />
von Schwabbelmassen konnte gezeigt werden. Aus <strong>der</strong> Lage <strong>der</strong> entsprechenden Reson<strong>an</strong>zen<br />
konnte auf die entsprechenden Parameter zurückgeschlossen werden.
Zusammenfassung <strong>und</strong> Ausblick 169<br />
6 Zusammenfassung <strong>und</strong> Ausblick<br />
6.1 Zusammenfassung<br />
Auf die Ergebnisse <strong>der</strong> beiden Anwendungen wurde bereits im jeweiligen Kapitel<br />
ausführlich e<strong>in</strong>geg<strong>an</strong>gen, weshalb <strong>an</strong> dieser Stelle e<strong>in</strong>e Zusammenfassung auf e<strong>in</strong>em<br />
allgeme<strong>in</strong>eren Niveau erfolgen soll.<br />
Das Ziel dieser Arbeit war, e<strong>in</strong> biomech<strong>an</strong>isches MKS-Modell des Menschen zu erstellen,<br />
welches flexibel e<strong>in</strong>setzbar ist. Der Schwerpunkt lag auf <strong>der</strong> <strong>Modellbildung</strong>,<br />
<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e im H<strong>in</strong>blick auf die Gesamtdynamik im Zusammenspiel mit Interaktionen<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er virtuellen Umgebung. In beiden Anwendungen trat das Modell <strong>in</strong><br />
mech<strong>an</strong>ischen Kontakt mit Masch<strong>in</strong>en im weitesten S<strong>in</strong>ne.<br />
Die beiden Anwendungen, die hochdynamische ausladende Bewegung beim PKW-<br />
Fußgänger-Unfall, sowie die räumlich fast statische Bewegung bei <strong>der</strong> E<strong>in</strong>leitung<br />
von Vibrationen <strong>in</strong> das H<strong>an</strong>d-Arm-System, liegen <strong>in</strong> ihrer Belastungsform sehr weit<br />
ause<strong>in</strong><strong>an</strong><strong>der</strong>. In beiden Fällen ist e<strong>in</strong> komplexes, hochparametrisches Menschmodell<br />
entst<strong>an</strong>den, dessen mech<strong>an</strong>ische Gr<strong>und</strong>größen auf das betreffende Individuum <strong>an</strong>gepasst<br />
wurden. Die vorh<strong>an</strong>denen Techniken <strong>und</strong> Methoden wurden auf geeignete<br />
Weise entwickelt o<strong>der</strong> ergänzt, um die Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>an</strong> den Prozess von <strong>Modellbildung</strong>,<br />
<strong>Simulation</strong> <strong>und</strong> Auswertung erfüllen zu können.<br />
Nun steht am Ende dieser Arbeit die Frage, die als Ausg<strong>an</strong>gspunkt formuliert wurde:<br />
Was ist die geeignete Komplexitätsstufe für e<strong>in</strong>e <strong>Simulation</strong>? Ist das jeweils entst<strong>an</strong>dene<br />
Modell zu e<strong>in</strong>fach, o<strong>der</strong> zu komplex?<br />
Um diese Frage diskutieren zu können, soll zunächst auf das Beispiel des Unfalls<br />
e<strong>in</strong>geg<strong>an</strong>gen werden. Hier wurde bewusst auf <strong>an</strong>alysierte Fälle <strong>der</strong> Gerichtsmediz<strong>in</strong><br />
zurückgegriffen, stellt die klassische Unfallrekonstruktion ihrerseits doch auch e<strong>in</strong><br />
Modell dar: Aus <strong>der</strong> Spuren<strong>an</strong>alyse wird die Kollisionsgeschw<strong>in</strong>digkeit abgeschätzt.<br />
Hieraus wird über e<strong>in</strong>en Formfaktor auf die Aufprallgeschw<strong>in</strong>digkeit des Kopfes geschlossen.<br />
Unter <strong>der</strong> Annahme, dass die Beschleunigung den Verlauf e<strong>in</strong>er umgedrehten<br />
Parabel zeigt, k<strong>an</strong>n d<strong>an</strong>n mit <strong>der</strong> E<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gtiefe (Beule) berechnet werden,<br />
welche Beschleunigung über e<strong>in</strong>en gewissen Zeitraum aus dieser Modellvorstellung<br />
resultiert. Dies stellt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Tat e<strong>in</strong> Modell des PKW-Fußgängers dar, <strong>und</strong> kommt<br />
mit sehr wenigen Parametern aus. Auf <strong>der</strong> <strong>an</strong><strong>der</strong>en Seite des Spektrums (aber l<strong>an</strong>ge<br />
nicht am äußersten Ende) steht die hier vorgestellte MKS <strong>Simulation</strong>.<br />
Kritische Stimmen könnten nun Bedenken äußern, mit e<strong>in</strong>er h<strong>in</strong>reichenden Anzahl<br />
von Parametern könnte m<strong>an</strong> jedes beliebige Verhalten e<strong>in</strong>es Modells synthetisieren.<br />
Dies ist wohl teilweise wahr, es k<strong>an</strong>n aber entgegengesetzt werden, dass e<strong>in</strong> Modell<br />
nie<strong>der</strong>er Komplexität wesentliche Eigenschaften <strong>der</strong> realen Entsprechung unterdrückt.<br />
E<strong>in</strong> Ausweg aus diesem Dilemma k<strong>an</strong>n nur gef<strong>und</strong>en werden, <strong>in</strong>dem m<strong>an</strong> den Wertebereich<br />
für alle Parameter, sowie die <strong>Simulation</strong>sergebnisse e<strong>in</strong>er kritischen Prüfung
170 Zusammenfassung <strong>und</strong> Ausblick<br />
unterzieht. Zusätzlich k<strong>an</strong>n die optische Beurteilung <strong>der</strong> Animation <strong>der</strong> Ergebnisse<br />
helfen, offensichtlich falsche Bewegungsabläufe zu erkennen, <strong>und</strong> entsprechende<br />
E<strong>in</strong>schränkungen auf dem Wertebereich <strong>der</strong> Parameter vorzunehmen. Die Visualisierung<br />
ist natürlich e<strong>in</strong> sehr grobes Kriterium, vollkommen unrealistische Bewegungen<br />
werden jedoch meist erk<strong>an</strong>nt.<br />
Nun soll die Frage nach den Unterschieden zwischen den beiden, sich <strong>in</strong> ihrer Komplexität<br />
stark unterscheidenden Modellen des Unfalls e<strong>in</strong>gehen<strong>der</strong> diskutiert werden.<br />
Welchen Mehrgew<strong>in</strong>n <strong>an</strong> Informationen beschert das aufwändige Modell eigentlich?<br />
In dieser Fragestellung können hier klare Aussagen getroffen werden.<br />
Die Aufprallgeschw<strong>in</strong>digkeit des Kopfes auf die KFZ-Geometrie hängt sicher von<br />
mehr Faktoren ab, als von <strong>der</strong> Höhe <strong>der</strong> Motorhaubenvor<strong>der</strong>k<strong>an</strong>te. Die effektive<br />
Masse im Stoßvorg<strong>an</strong>g ist sicher nicht immer kle<strong>in</strong>er als die statische Kopfmasse.<br />
Hier kommt es zum Beispiel darauf <strong>an</strong>, ob sich während des Aufpralls auf dem Kopf<br />
noch <strong>der</strong> Restkörper abstützt. In diesem Fall wird die effektive Masse sogar über<br />
<strong>der</strong> Kopfmasse liegen. E<strong>in</strong>e weitere Eigenschaft des komplexen Modells ist es, e<strong>in</strong>en<br />
Peitscheneffekt vorhersagen zu können, <strong>der</strong> die Aufprallgeschw<strong>in</strong>digkeit des Kopfes<br />
eventuell erhöht. Dies alles s<strong>in</strong>d Beispiele für qualitative Aussagen, die <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d e<strong>in</strong>es<br />
komplexen Modells belegt werden können.<br />
H<strong>in</strong>zu kommt, dass das komplexe Modell e<strong>in</strong>ige Sachverhalte nachprüft, welche beim<br />
e<strong>in</strong>fachen Modell postuliert wurden. So ist zum Beispiel die Beschleunigung <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Zeit nicht unbed<strong>in</strong>gt von <strong>der</strong> Form e<strong>in</strong>er umgedrehten Parabel. Die Form wird vielmehr<br />
durch den Kraft-Deformations-Zusammenh<strong>an</strong>g bestimmt. Dieser ist, wie gezeigt<br />
wurde, quadratisch abhängig von <strong>der</strong> E<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gung. Das bedeutet, dass nicht<br />
die abstrakte Größe <strong>der</strong> Beschleunigungsform, son<strong>der</strong>n e<strong>in</strong> überprüfbares Kraftgesetz<br />
im Modell umgesetzt wird, die Beschleunigung ergibt sich d<strong>an</strong>n entsprechend<br />
<strong>der</strong> Gesetze <strong>der</strong> Physik.<br />
Nun liegen beruhigen<strong>der</strong>weise die Werte aus <strong>der</strong> MKS-<strong>Simulation</strong> <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> recht<br />
weiten Grenzen, welche aus <strong>der</strong> Unfallrekonstruktion vorhergesagt wurden, so dass<br />
sich beide Modelle eher ergänzen, als wi<strong>der</strong>sprechen. Beide haben ihre Schwächen<br />
<strong>und</strong> Stärken.<br />
Die Aussagekraft des MKS-Modells k<strong>an</strong>n letztlich durch Sensitivitäts<strong>an</strong>alysen noch<br />
wesentlich gesteigert werden. Diese systematischen Analysen s<strong>in</strong>d wichtig, auch im<br />
Bezug auf das e<strong>in</strong>fache Modell. So k<strong>an</strong>n geklärt werden, durch welche Modellelemente<br />
<strong>und</strong> Parameter die relev<strong>an</strong>ten Größen wie Beschleunigung o<strong>der</strong> Stoßdauer<br />
bee<strong>in</strong>flusst werden: Von welchen Faktoren hängt <strong>der</strong> Formfaktor ab? Geht die Unfallrekonstruktion<br />
hier von korrekten Annahmen aus, o<strong>der</strong> ist <strong>der</strong> Formfaktor noch<br />
von bisher unberücksichtigten Parametern <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Weise abhängig, die bisl<strong>an</strong>g unberücksichtigt<br />
blieb?<br />
Hier ergeben sich gute Möglichkeiten aus e<strong>in</strong>er dem Zusammenwirken verschiedener<br />
Modell-Komplexitätsstufen <strong>und</strong> Arbeitsgruppen zu profitieren. K<strong>an</strong>n zum Beispiel<br />
aus Untersuchungen o<strong>der</strong> Crashversuchen <strong>der</strong> Formfaktor systematisch so genau
Zusammenfassung <strong>und</strong> Ausblick 171<br />
bestimmt werden, dass sich hieraus zusammen mit dem komplexen Modell biomech<strong>an</strong>ische<br />
Parameter bestimmen lassen?<br />
Das hier vorgestellte <strong>Simulation</strong>smodell stellt e<strong>in</strong>e gute Basis für e<strong>in</strong>e Kooperation<br />
mit mediz<strong>in</strong>ischen Instituten dar. Parameter <strong>und</strong> Modellelemente können so <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
iterativen Prozess weiter e<strong>in</strong>gegrenzt werden, so dass das Modell <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage<br />
se<strong>in</strong> wird, Verletzungsmech<strong>an</strong>ismen qualitativ, <strong>und</strong> <strong>in</strong> gewissen Grenzen auch qu<strong>an</strong>titativ,<br />
vorhersagen <strong>und</strong> klassifizieren zu können.<br />
Auch im Bezug auf das H<strong>an</strong>d-Arm-System k<strong>an</strong>n <strong>an</strong>alog argumentiert werden, weshalb<br />
nur kurz auf die Möglichkeiten <strong>und</strong> Unterschiede bei e<strong>in</strong>em komplexen Modell<br />
e<strong>in</strong>geg<strong>an</strong>gen wird. E<strong>in</strong> e<strong>in</strong>faches Modell geht von e<strong>in</strong>em Zwei- o<strong>der</strong> Dreimassenschw<strong>in</strong>ger<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Raumrichtung aus. Das hier vorgestellte Modell belegt jedoch e<strong>in</strong>e<br />
Kopplung zwischen allen Freiheitsgraden. Die Schw<strong>in</strong>gungen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> gewissen Frequenzbereichen<br />
sogar von gleicher Amplitude wie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Anregungsrichtung. Ferner<br />
wurde <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d von <strong>Simulation</strong>en gezeigt, dass e<strong>in</strong> Ersatzmodell als E<strong>in</strong>koppelpunkt<br />
ke<strong>in</strong>e Masse, son<strong>der</strong>n e<strong>in</strong> Kraftelement (z.B. Bush<strong>in</strong>g) aufweisen muss. E<strong>in</strong> weiteres<br />
wesentliches Ergebnis ist, das die Prediktionsgüte durch die Berücksichtigung von<br />
Schwabbelmassen wesentlich verbessert werden k<strong>an</strong>n.<br />
In Sensitivitätsstudien wurde gezeigt, welcher Teil des Modells, nämlich die H<strong>an</strong>d,<br />
den größten E<strong>in</strong>fluss auf die Resultate nimmt. So konnte gezeigt werden, dass das<br />
vorgestellte Modell im Bezug auf die Detailtiefe <strong>der</strong> H<strong>an</strong>dmodellierung noch zu e<strong>in</strong>fach<br />
ist.<br />
Der allgeme<strong>in</strong>e Vorteil e<strong>in</strong>er systematischen Sensitivitäts<strong>an</strong>alyse konnte gezeigt werden.<br />
Die Sensitivitäts<strong>an</strong>alyse liefert e<strong>in</strong>en enormen Zugew<strong>in</strong>n <strong>an</strong> Information über<br />
die <strong>in</strong>neren Zusammenhänge <strong>der</strong> <strong>an</strong>alysierten Dynamik. Sie ist von großer Bedeutung<br />
beim Validierungsprozess, da hier isoliert <strong>der</strong> E<strong>in</strong>fluss e<strong>in</strong>zelner Modellelemente<br />
<strong>und</strong> Parameter auf relev<strong>an</strong>te Validierungsgrößen sichtbar wird. Fehler im Modell o<strong>der</strong><br />
<strong>Simulation</strong>sprogramm, die von <strong>der</strong> Gesamtdynamik überdeckt werden <strong>und</strong> so unentdeckt<br />
bleiben können, werden so mit größerer Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit entdeckt. Ferner<br />
können so Modellelemente, welchen nur m<strong>in</strong>imalen E<strong>in</strong>fluss nehmen, identifiziert<br />
<strong>und</strong> gegebenenfalls aus dem Modell entfernt werden.<br />
Aus den Resultaten <strong>der</strong> Sensitivitäts<strong>an</strong>alyse können zudem die Parameter identifiziert<br />
werden, <strong>der</strong>en Größe durch zusätzliche Experimente besser abgesichert werden<br />
sollten. So dient die <strong>Simulation</strong> auch dem Entwurf von Experimenten.<br />
Hiermit schließt sich <strong>der</strong> Kreis, welcher zu Beg<strong>in</strong>n dieser Arbeit begonnen wurde:<br />
<strong>Modellbildung</strong>, <strong>Simulation</strong> <strong>und</strong> Messung sollten e<strong>in</strong>en iterativen Prozess bilden, dessen<br />
Effizienz stark von <strong>der</strong> Zusammenarbeit verschiedener wissenschaftlicher Fachrichtungen<br />
<strong>und</strong> Institutionen abhängig ist. Deshalb ist das Zusammenwirken zwischen<br />
Modellentwicklern, Entwicklern von <strong>Simulation</strong>sprogrammen, Experimentatoren<br />
<strong>und</strong> nicht zuletzt den Anwen<strong>der</strong>n essentiell, <strong>und</strong> sollte weiter ausgebaut werden.
172 Zusammenfassung <strong>und</strong> Ausblick<br />
6.2 Ausblick<br />
Die vorgestellten Menschmodelle stellen e<strong>in</strong>e gute Basis für weitergehende Studien<br />
dar. Dies gilt nicht nur für die Vertiefung <strong>der</strong> beiden vorgestellten Anwendungen,<br />
son<strong>der</strong>n auch für die Anwendung auf <strong>an</strong><strong>der</strong>e Fragestellungen. Dabei ist es eigentlich<br />
nebensächlich, ob die unterschiedlichen Teilmodelle tatsächlich <strong>in</strong> e<strong>in</strong> skalierbares<br />
Menschmodell münden. Aus numerischen Effizienzgründen ist dies nicht geboten,<br />
<strong>und</strong> aus biomech<strong>an</strong>ischer Sicht ist es nicht nötig, da oft nur Teilbereiche des Körpers<br />
signifik<strong>an</strong>t mit <strong>der</strong> Umgebung wechselwirken. Die <strong>Simulation</strong> <strong>der</strong> mech<strong>an</strong>ischen<br />
Mensch-Masch<strong>in</strong>e-Schnittstelle stellt nur e<strong>in</strong>e Vorstufe zu e<strong>in</strong>er komplexeren Darstellung<br />
<strong>der</strong> Schnittstellen des Menschen zu se<strong>in</strong>er Umgebung dar.<br />
M<strong>an</strong> darf es wagen vorauszusagen, dass mit zunehmen<strong>der</strong> Effizienz <strong>der</strong> <strong>Simulation</strong>swerkzeuge<br />
(dies gilt für Rechner wie für Programme) immer umfassen<strong>der</strong>e <strong>Simulation</strong>en<br />
durchgeführt werden, <strong>in</strong> denen jedoch neben allerlei speziellen Aspekten<br />
(z.B. Neuroscience) meist auch die mech<strong>an</strong>ischen Eigenschaften des Menschen <strong>in</strong> e<strong>in</strong><br />
komplexes Geflecht e<strong>in</strong>gefügt werden müssen. Das Fernziel dieses Prozesses ist mit<br />
dem Begriff Mensch-Umgebungs-Schnittstelle weitaus treffen<strong>der</strong> zu beschreiben, als<br />
mit dem aktuellen Begriff Mensch-Masch<strong>in</strong>e-Schnittstelle, wenn m<strong>an</strong> e<strong>in</strong>en Schritt<br />
weiter denkt.<br />
Schon diese Arbeit zeigt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Anwendung des Unfalls e<strong>in</strong>e <strong>Simulation</strong>, die nur<br />
unzureichend als Wechselwirkung e<strong>in</strong>es Menschen mit e<strong>in</strong>er Masch<strong>in</strong>e beschrieben<br />
werden k<strong>an</strong>n, da ja bei Berücksichtigung von Sek<strong>und</strong>är- <strong>und</strong> Tertiärkollisionen neben<br />
dem PKW ja auch die Umgebung <strong>in</strong>volviert ist.<br />
Aus Sicht des Modellerstellers ist e<strong>in</strong> Aspekt hervorzuheben, <strong>der</strong> <strong>in</strong> fast allen Anwendungen<br />
benötigt würde, aber bisl<strong>an</strong>g nur unzureichend umgesetzt wurde: Die<br />
bisl<strong>an</strong>g entwickelten Modelle des Menschen lassen sich besser mit dem Begriff des<br />
realistischen Dummy beschreiben, als dass sie als virtueller Homunculus bezeichnet<br />
werden könnten. Es dom<strong>in</strong>ieren bisl<strong>an</strong>g die passiven Eigenschaften. Von den komplexen<br />
G<strong>an</strong>gsimulationen abgesehen, die ihrerseits nur e<strong>in</strong>en Teilaspekt menschlicher<br />
Bewegungen beschreiben, k<strong>an</strong>n das Modell auch e<strong>in</strong>fachste Aktionen nur sehr unbefriedigend<br />
abbilden.<br />
Nimmt m<strong>an</strong> als Beispiel das H<strong>an</strong>d-Arm-Modell, so k<strong>an</strong>n moment<strong>an</strong> ke<strong>in</strong>e Regelung<br />
<strong>der</strong> Andruck- o<strong>der</strong> Greifkraft realisiert werden. Natürlich könnte mit e<strong>in</strong>em gewissen<br />
Aufw<strong>an</strong>d e<strong>in</strong>e spezielle Lösung für dieses Problem gef<strong>und</strong>en werden. Es macht aber<br />
wenig S<strong>in</strong>n, für jede spezielle <strong>Simulation</strong> e<strong>in</strong>en eigenen Regelungsalgorithmus zu<br />
erstellen.<br />
Viel dienlicher wäre es, e<strong>in</strong>e Regelung auf abstrakterem Niveau <strong>an</strong>zustreben. Ziel<br />
könnte e<strong>in</strong>e Art Programmiersprache für Bewegungsmuster se<strong>in</strong>, mit <strong>der</strong> leicht spezifische<br />
Lösungen umgesetzt werden könnten. Hierbei ist wichtig, dass diese Regelung<br />
sich <strong>an</strong> den physiologischen sensomotorischen Abläufen beim Menschen orientieren<br />
muss, damit das Modell e<strong>in</strong> menschliches Verhalten zeigt.
Zusammenfassung <strong>und</strong> Ausblick 173<br />
Gr<strong>und</strong><strong>an</strong>for<strong>der</strong>ungen <strong>an</strong> e<strong>in</strong> solches geregeltes Menschmodell wäre e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>fache Lageregelung,<br />
e<strong>in</strong>e Art virtueller Gleichgewichtss<strong>in</strong>n. So könnte das Modell im Beispiel<br />
des Unfalls flexibel auf die Straße gestellt werden. Im Beispiel des H<strong>an</strong>d-Arm-<br />
Systems wäre es dienlich, auf e<strong>in</strong> Greifen <strong>und</strong> Führen von Gegenständen o<strong>der</strong> Masch<strong>in</strong>enteilen<br />
mit <strong>der</strong> H<strong>an</strong>d Zugriff zu haben. Insassenmodelle bei <strong>Simulation</strong>en von<br />
Kurvenfahrten sollten nicht aus ihren Sitzen kippen, son<strong>der</strong>n natürlich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
gewissen Rahmen Ausgleichsbewegungen ausführen.<br />
Es k<strong>an</strong>n also die Erstellung e<strong>in</strong>es virtuellen Homunculus als e<strong>in</strong> Fernziel <strong>der</strong> biomech<strong>an</strong>ischen<br />
Forschung auf dem Gebiet <strong>der</strong> Computersimulation gen<strong>an</strong>nt werden.<br />
Diese Fernziel ist beson<strong>der</strong>s im H<strong>in</strong>blick auf den Nutzen akademischer Gr<strong>und</strong>lagenforschung,<br />
von großer Bedeutung. E<strong>in</strong> virtueller Homunculus würde a priori alle<br />
Wechselwirkungen berücksichtigen. Das würde es ermöglichen, a posteriori durch<br />
Test <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Simulation</strong> das Modell <strong>der</strong> jeweiligen Anwendung entsprechend zu reduzieren.
174 Parameter <strong>der</strong> Modelle<br />
A Parameter <strong>der</strong> Modelle<br />
E<strong>in</strong>heiten: Soweit nichts <strong>an</strong><strong>der</strong>es <strong>an</strong>gegeben ist, ergeben sich die E<strong>in</strong>heiten <strong>der</strong><br />
<strong>an</strong>gegebenen Parameter aus Meter, Kilogramm, Sek<strong>und</strong>e (W<strong>in</strong>kel <strong>in</strong> rad).<br />
A.1 Abschätzung des Schwabbelmassen<strong>an</strong>teils<br />
Modell des Arms: Der Arm besteht aus Ober- <strong>und</strong> Unterarm, die wie<strong>der</strong>um aus<br />
Knochen <strong>und</strong> Muskeln bestehen. In 0. Näherung wird <strong>der</strong> Knochen als Zyl<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>und</strong><br />
die umhüllende Muskelmasse als Hohlzyl<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>an</strong>genommen.<br />
Abb. 133: Zyl<strong>in</strong><strong>der</strong>modell<br />
Die Trägheitsmomente <strong>der</strong> Hohlzyl<strong>in</strong><strong>der</strong>, die die Weichteile darstellen, werden als<br />
Differenz <strong>der</strong> Trägheitsmomente zweier Vollzyl<strong>in</strong><strong>der</strong> mit den Radien des Arms <strong>und</strong><br />
des Knochens berechnet. Trägheitstensor e<strong>in</strong>es Zyl<strong>in</strong><strong>der</strong>s:<br />
Die Diagonalelemente lauten:<br />
Iz = MR2<br />
2<br />
Ixx = Iyy = MR2<br />
4<br />
+ Ml2<br />
12<br />
Daten: Die relev<strong>an</strong>ten Daten wurden auf Basis des Visible Hum<strong>an</strong> Projects [59] <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Abteilung für Theoretische Astrophysik <strong>an</strong> <strong>der</strong> Universität Tüb<strong>in</strong>gen ermittelt 21 .<br />
Aus Bildmaterial, welches im Internet verfügbar ist, wurden die Abschätzungen für<br />
die Schwabbelmassen<strong>an</strong>teile gewonnen.<br />
21 A. Pichler, Februar 1999
Parameter <strong>der</strong> Modelle 175<br />
Die Dichten wurden so festgelegt, dass für den Knochen e<strong>in</strong> Mittelwert 1.45kg/dm 3<br />
aus den Dichten von Kortikalis <strong>und</strong> Spongiosa gebildet wurde. Für die Weichteile<br />
wurde die Dichte von Muskelgewebe zu 1.1kg/dm 3 <strong>an</strong>genommen.<br />
Oberarm D [mm] L [mm] V [cm 3 ] m [g] Iz[gcm 3 ] Ir[gcm 3 ] m%<br />
gesamt 122 303 3542<br />
Knochen 24 303 137 199 143 15368 5%<br />
Weichteil 3745 69391 321489 95%<br />
Unterarm D [mm] L [mm] V [cm 3 ] m[g] Izgcm 3 Ir[gcm 3 ] m%<br />
gesamt 102 268 2175<br />
Knochen 24 268 121 175 126 10600 8%<br />
Weichteil 2260 29391 149964 92%<br />
Tabelle 11: Masse <strong>und</strong> Trägheit <strong>der</strong> Schwabbelmassen<br />
Die Daten s<strong>in</strong>d natürlich nicht die e<strong>in</strong>es durchschnittlichen Menschen, son<strong>der</strong>n sehr<br />
<strong>in</strong>dividuell. Da <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d des visuellen E<strong>in</strong>drucks e<strong>in</strong>iges dafür sprach, dass <strong>der</strong> Schwabbelmassen<strong>an</strong>teil<br />
<strong>in</strong> diesem Datensatz eher überdurchschnittlich war, wurde <strong>der</strong> Prozentsatz<br />
auf 70 Prozent nach unten korrigiert.<br />
A.2 Ankopplung <strong>der</strong> Schwabbelmassen<br />
In <strong>der</strong> Literatur wurden verschiedene Möglichkeiten zur Modellierung <strong>der</strong> Schwabbelmassen<br />
beschrieben. Sie werden m<strong>an</strong>chmal durch mehrere Tr<strong>an</strong>slationsfe<strong>der</strong>n <strong>an</strong> den<br />
Knochen gekoppelt, wie <strong>in</strong> [50, 36] beschrieben. Von [30] wird e<strong>in</strong>e Ankopplung <strong>der</strong><br />
Schwabbelmassen durch e<strong>in</strong>e Art nichtl<strong>in</strong>eares Bush<strong>in</strong>g-Element (Fe<strong>der</strong>-Dämpfer-<br />
Element für Rotation <strong>und</strong> Tr<strong>an</strong>slation) favorisiert. In dem Modell des HAS wurde<br />
die Schwabbelmasse des Unterarms als l<strong>in</strong>eares Bush<strong>in</strong>g beschrieben. Die Parameter<br />
wurden so e<strong>in</strong>gestellt, dass die Reson<strong>an</strong>z des HAS im Bereich unter 20% νmax<br />
zu erklären. Die Parameter ergeben sich also jeweils aus dem gewählten Ersatzmodell<br />
<strong>und</strong> dem Exponenten. Es sche<strong>in</strong>t e<strong>in</strong>e Unterschied zwischen Vibrationen kle<strong>in</strong>er<br />
Amplitude <strong>und</strong> großen, stoßbed<strong>in</strong>gten Auslenkungen zu existieren, was die Elastizitätsparameter<br />
<strong>der</strong> Schwabbelmassen <strong>an</strong>geht. Etablierte, durch Messungen validierte<br />
Parameter s<strong>in</strong>d bisl<strong>an</strong>g nur für Stoßvorgänge beschrieben. In [28] werden die Werte<br />
von [32] mit denen e<strong>in</strong>es variierten Modells verglichen. Im folgenden wird das Modell<br />
nach [32] beschrieben:<br />
Mit den Größen:<br />
Twi = a∆ϕi + b∆ ˙ϕi<br />
Fwi = [c sign(∆ril)|∆r 3 il| + d∆ ˙ril]Ai
176 Parameter <strong>der</strong> Modelle<br />
Twi : Moment auf Schwabbelmasse i bei Rotation um ϕi<br />
Fwi : Kraft auf Schwabbelmasse i bei Tr<strong>an</strong>slation <strong>in</strong> ril<br />
a = 6.3 × 10 3 kg m 2 s −2<br />
b = 31.6 kg m 2 s −1<br />
c = 1.6 × 10 10 kg m −4 s −2<br />
d = 1.4 × 10 4 kg m −2 s −1<br />
A1 = 0.02 m 2 Für Unterschenkel<br />
A2 = 0.04 m 2 Für Oberschenkel<br />
A3 = 0.05 m 2 Für Rumpf<br />
Bei <strong>der</strong> Parameterbestimmung wurde hier so vorgeg<strong>an</strong>gen, das die Frequenzen <strong>der</strong><br />
Schwabbelmassen bei 30 Hz zu lagen. Die Dämpfung wurde so e<strong>in</strong>gestellt, dass das<br />
System nach zwei Schw<strong>in</strong>gungen zur Ruhe kam. Dies entspricht relativ gut den Ergebnissen<br />
[83] von Messungen die zeigen, dass die freien Vibrationen des Quadriceps<br />
durchschnittlich zwischen 8 bis 32 Hz (abhängig von Anthropometrie des Prob<strong>an</strong>den<br />
<strong>und</strong> <strong>der</strong> Muskel<strong>an</strong>sp<strong>an</strong>nung) liegen. Deshalb ist es plausibel <strong>an</strong>zunehmen, dass die<br />
freien Vibrationen des Unterarmweichteils bei Ansp<strong>an</strong>nung ihre größte Ausprägung<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em ähnlichen Frequenzbereich haben. Die Eigenfrequenzen <strong>der</strong> Knochen des<br />
Arms sollten oberhalb <strong>der</strong>er des Oberschenkels liegen, welche <strong>in</strong> [19] mit 353.5 Hz<br />
<strong>und</strong> 931.9 Hz <strong>an</strong>gegeben werden.
Parameter <strong>der</strong> Modelle 177<br />
A.3 Parameter des H<strong>an</strong>dpolsters<br />
In den Arbeiten von [50, 36] wurde <strong>in</strong> mehreren Fällen e<strong>in</strong> Potenzreihen<strong>an</strong>satz für<br />
den Kraft-Deformationszusammenh<strong>an</strong>g gemacht:<br />
Fi = ci0 + ci1δxi 1 + ci2δxi 2 + ci3δxi 3 + di1xi ˙<br />
1 + di2xi ˙<br />
2 + di3xi ˙<br />
3<br />
—— c0 [N] c1 [N/m] c2 [N/m 2 ] c3 [N/m 3 ]<br />
z(a) 0.0 0.0 4.0 ∗ 10 6 0.0<br />
z(b) 0.0 0.0 1.0 ∗ 10 7 0.0<br />
z(c) 0.0 0.0 4.0 ∗ 10 6 0.0<br />
z(d) 150.0 1.5 ∗ 10 5 0.0 0.0<br />
y(a) 0.0 1.0 ∗ 10 3 0.0 0.0<br />
y(b) 0.0 1.0 ∗ 10 3 0.0 0.0<br />
y(d) 0.0 4.0 ∗ 10 3 0.0 0.0<br />
—— d1 [Ns/m] d2 [Ns 2 /m 2 ] d3 [Ns 3 /m 3 ]<br />
z(a) — 2.9 ∗ 10 3 0.0 0.0<br />
z(b) — 1.0 ∗ 10 1 0.0 0.0<br />
z(c) — 1.9 ∗ 10 2 0.0 0.0<br />
z(d) — 2.3 ∗ 10 2 0.0 6.4 ∗ 10 3<br />
y(a) — 1.9 ∗ 10 1 0.0 0.0<br />
y(b) — 0.5 ∗ 10 1 0.0 0.0<br />
y(d) — 1.7 ∗ 10 1 0.0 0.0<br />
Tabelle 12: Vergleich <strong>der</strong> H<strong>an</strong>dpolsterparameter von Kle<strong>in</strong>au [50] <strong>und</strong> Hahn [36]
178 Parameter <strong>der</strong> Modelle<br />
A.4 Gelenksteifigkeiten H<strong>an</strong>d-Arm-Modell<br />
Da die effektiven Steifigkeiten <strong>und</strong> Dämpfungen <strong>in</strong> Gelenken letztlich tonusabhängig<br />
s<strong>in</strong>d, k<strong>an</strong>n ke<strong>in</strong> allgeme<strong>in</strong>gültiger Datensatz <strong>an</strong>gegeben werden. Literaturwerte s<strong>in</strong>d<br />
daher selten <strong>und</strong> mit Vorsicht zu betrachten.<br />
Es f<strong>in</strong>det sich zum Beispiel (zum Teil aus Untersuchungen zum Skifahren abgeleitet)<br />
<strong>in</strong> [69] e<strong>in</strong> Parametersatz.<br />
Den Angaben von [36, 50] liegt jedoch die Annahme e<strong>in</strong>e Vorauslenkung zugr<strong>und</strong>e,<br />
so dass diese Werte nicht direkt mit den <strong>an</strong><strong>der</strong>en verglichen werden können. 22<br />
Scheurer [69] c1 c2 c3<br />
Schulter 800 (Nm/ o ) 800 (Nm/ o ) 800 (Nm/ o )<br />
Ellbogen 400 (Nm/ o ) — —<br />
H<strong>an</strong>d 100 (Nm/ o ) 100 (Nm/ o ) 100 (Nm/ o )<br />
d1 d2 d3<br />
Schulter 6.0 (Nms/ o ) 6.0 (Nms/ o ) 6.0 (Nms/ o )<br />
Ellbogen 3.0 — —<br />
H<strong>an</strong>d 1.0 (Nms/ o ) 1.0 (Nms/ o ) 1.0 (Nms/ o )<br />
Kle<strong>in</strong>hau/Hahn (1)[50, 36] c1 c2 c3<br />
Schulter 57.3 (Nm/ o ) — —<br />
Ellbogen 286 (Nm/ o ) — —<br />
H<strong>an</strong>d — — —<br />
d1 d2 d3<br />
Schulter 5729.6 (Nms/ o ) — —<br />
Ellbogen 0.0 (Nms/ o ) — —<br />
H<strong>an</strong>d — — —<br />
Kle<strong>in</strong>hau/Hahn (1) c1 c2 c3<br />
Schulter 57.3 (Nm/ o ) — —<br />
Ellbogen 57.3 (Nm/ o ) — —<br />
H<strong>an</strong>d — — —<br />
d1 d2 d3<br />
Schulter 1145.9 (Nms/ o ) — —<br />
Ellbogen 0.0 (Nms/ o ) — —<br />
H<strong>an</strong>d — — —<br />
Tabelle 13: Vergleich <strong>der</strong> von Scheurer [69] <strong>und</strong> Kle<strong>in</strong>au [50] <strong>und</strong> Hahn [36] <strong>an</strong>gegebenen<br />
Gelenksteifigkeiten<br />
22 Zur allgeme<strong>in</strong>en Bewertung ist jedoch <strong>an</strong>zumerken, dass die Dämpfungen hier zu hoch se<strong>in</strong><br />
dürften, um die am Arbeitspunkt zu schwache Steifigkeit zu kompensieren. Die Messungen waren<br />
jedoch nur mit e<strong>in</strong>er Anregungsfrequenz von ca. 53 Hz durchgeführt worden, was die Aussagekraft<br />
zusätzlich m<strong>in</strong><strong>der</strong>t.
Parameter <strong>der</strong> Modelle 179<br />
Gelenk Typ Freiheitsgrad<br />
Thorax frei 6<br />
Nacken/Kopf gesperrt 0<br />
Schulter Kugel 3<br />
Ellbogen Kugel 3<br />
H<strong>an</strong>d Kugel 3<br />
Schwabbel Oberarm frei 6<br />
Schwabbel Unterarm frei 6<br />
Schwabbel H<strong>an</strong>d frei 6<br />
Tabelle 14: Gelenkstruktur HAS: Realisierte Vari<strong>an</strong>te<br />
A.5 Modellparameter Unfallsimulation<br />
B<strong>an</strong>dscheibe ct[N/m] dt [Ns/m] cr [N/rad] dr [Ns/rad]<br />
Kopf-C1 (x) 3.1*100000 3.1*300.00 3.1*1.0*57.3 3.1*1.00<br />
Kopf-C1 (y) 3.1*100000 3.1*300.00 3.1*0.9*57.3 3.1*1.00<br />
Kopf-C1 (z) 31 *100000 31 *300.00 3.1*0.75*57.3 3.1*1.00<br />
C7-T1 (x) 1.5*100000 1.5*300.00 1.5*1.0*57.3 1.5*1.00<br />
C7-T1 (y) 1.5*100000 1.5*300.00 1.5*0.9*57.3 1.5*1.00<br />
C7-T1 (z) 15*100000 15* 300.00 1.5*0.75*57.3 1.5*1.00<br />
Tabelle 15: Parameter <strong>der</strong> B<strong>an</strong>dscheiben (Rotationsparametrisierung Kard<strong>an</strong>)
180 Parameter <strong>der</strong> Modelle<br />
Gelenk cr [N/rad] dr [Ns/rad]<br />
Schulter (x) 0.3*57.0 3.0*5.0<br />
Schulter (y) 0.3*57.0 3.0*5.0<br />
Schulter (z) 0.3*57.0 3.0*5.0<br />
Ellbogen (x) 0.2*57.0 1.0*5.0<br />
Ellbogen (y) 0.2*57.0 1.0*5.0<br />
Ellbogen (z) 0.2*57.0 1.0*5.0<br />
H<strong>an</strong>d (x) 0.2*57.0 1.0*5.0<br />
H<strong>an</strong>d (y) 0.2*57.0 1.0*5.0<br />
H<strong>an</strong>d (z) 0.2*57.0 1.0*5.0<br />
Rücken (x) 2.0*57.0 1.0*5.0<br />
Rücken (y) 2.0*57.0 1.0*5.0<br />
Rücken (z) 2.0*57.0 1.0*5.0<br />
Hüfte (x) 1.2*57.0 1.0*5.0<br />
Hüfte (y) 1.2*57.0 1.0*5.0<br />
Hüfte (z) 1.2*57.0 1.0*5.0<br />
Knie (x) 1.0*57.0 2*5.0<br />
Knie (y) 1.0*57.0 2*5.0<br />
Knie (z) 1.0*57.0 2*5.0<br />
Fuß (x) 0.5*57.0 1.0*5.0<br />
Fuß (y) 0.5*57.0 1.0*5.0<br />
Fuß (z) 0.5*57.0 1.0*5.0<br />
Tabelle 16: Gelenksteifigkeiten bei Unfallmodell (Rotationsparametrisierung Kard<strong>an</strong>)<br />
Kontakt PKW zu cz [N/m exp ] dz [Ns/m] Exponent exp<br />
Kopf 0.5*800000.00 0.5*15000.00 2.0<br />
Becken 0.3*800000.00 1.0*15000.00 2.0<br />
Thorax 0.2*800000.00 1.0*15000.00 2.0<br />
Oberarm 1.0*800000.00 1.0*15000.00 2.0<br />
Unterarm 1.0*800000.00 1.0*15000.00 2.0<br />
Oberschenkel 1.0*800000.00 1.0*15000.00 2.0<br />
Unterschenkel 0.2*800000.00 1.2*15000.00 2.0<br />
Tabelle 17: Kontaktparameter bei Unfallmodell (Fall 8)
Parameter <strong>der</strong> Modelle 181<br />
B GENMOD: Matlabrout<strong>in</strong>en<br />
B.1 genmod.m<br />
Zum Erzeugen muss das m-file genmod.m ausgeführt werden. Dieses Programm<br />
entspricht dem Pseudocode, welcher <strong>in</strong> Tafel 18 abgebildet ist. Die Call-Struktur ist<br />
Tabelle 18: Pseudocode genmod.m<br />
clear %Löschen aller Variablen<br />
mbsstruct %Setzen <strong>der</strong> Modellstruktur <strong>und</strong> aller Variablen<br />
ADAMS_ID.marker=1 % Setzen e<strong>in</strong>iger ADAMS-View Variablen<br />
...<br />
Beg<strong>in</strong> writeout<br />
write Modelname<br />
write Hea<strong>der</strong><br />
write Default Units for Model<br />
write Default Attributes for Model<br />
write Adams/View Model<br />
write Data storage<br />
write Materials<br />
write Rigid Parts<br />
write Jo<strong>in</strong>ts<br />
write Forces<br />
write Dynamic Graphics<br />
write Accgrav<br />
write Analysis sett<strong>in</strong>gs<br />
write Measures<br />
write ADAMS/View Variables<br />
write Function def<strong>in</strong>itions<br />
write Expression def<strong>in</strong>itions<br />
If DOE/OPTIMISATION desired<br />
prepare spl<strong>in</strong>es.cmd<br />
write <strong>in</strong>clude spl<strong>in</strong>es.cmd<br />
write computed measurements<br />
End If<br />
End writeout<br />
<strong>in</strong> Tafel 19 abgebildet. Die Namen <strong>der</strong> Subrout<strong>in</strong>en wurden möglichst selbsterklärend<br />
gewählt. Vere<strong>in</strong>fachter Pseudocode:<br />
clear<br />
mbsstruct.m ausführen<br />
182 Parameter <strong>der</strong> Modelle<br />
Tabelle 19: Hierarchie des Modellgenerators<br />
genmod.m---mbsstruct.m---sett<strong>in</strong>gs.m<br />
|<br />
---<strong>an</strong>topometric.m<br />
|<br />
---values.m<br />
|<br />
---designvars.m---designvars_<strong>an</strong>topometrie.m<br />
| ---designvars_mass_<strong>in</strong>ertia.m<br />
| ---designvars_marker.m<br />
| ---designvars_wobbel_rigid.m<br />
| ---designvars_grafik.m<br />
| ---designvars_forceparams.m<br />
|<br />
---bodys.m<br />
|<br />
---jo<strong>in</strong>ts.m<br />
|<br />
---statevars.m<br />
|<br />
---measures.m<br />
B.2 mbsstruct.m<br />
In dieser Datei werden die erfor<strong>der</strong>lichen Datenstrukturen erzeugt, welche genmod.m<br />
benötigt, um das Modell zu schreiben. Es besteht aus Aufrufen weiterer Unterrout<strong>in</strong>en.<br />
sett<strong>in</strong>gs<br />
<strong>an</strong>topometric<br />
values<br />
designvars<br />
bodys<br />
jo<strong>in</strong>ts<br />
statevars<br />
measures<br />
B.3 sett<strong>in</strong>gs.m<br />
modelname=’HAMS_1’;<br />
%SIMTYPE=’SIMULINK’ %COMMENT OUT IF NO "SIMULINK FORCEELEMENTS"<br />
SIMTYPE=’AUTARK’ %REMOVE COMMENT TO SET "ADAMS FORCEELEMENTS"<br />
ANATYPE=’DOE/OPTIMISATION’ %COMMENT OUT IF NO DOE/OPTIMISATION<br />
%ANATYPE=’AUTARK’ %REMOVE COMMENT TO SET "st<strong>an</strong>dalone model"<br />
secondh<strong>an</strong>d=1; %Set this Value to 0 if you need oneh<strong>an</strong>ded model
Parameter <strong>der</strong> Modelle 183<br />
B.4 <strong>an</strong>topometric.m<br />
thesex=’m’<br />
stature=1.93<br />
mass=93<br />
<br />
B.5 values.m<br />
gscal=0.0002;<br />
wtr<strong>an</strong>s=40;<br />
wobbtr<strong>an</strong>s=wtr<strong>an</strong>s;<br />
str<strong>an</strong>s=0;<br />
gstiff_v=1.0;<br />
gdamp_v=1.0;<br />
<br />
B.6 designvars.m<br />
designvars_<strong>an</strong>topometrie;<br />
designvars_mass_<strong>in</strong>ertia;<br />
designvars_marker;<br />
designvars_wobbel_rigid;<br />
designvars_grafik;<br />
designvars_forceparams;<br />
Um e<strong>in</strong>e Designvariable im ADAMS-Modell zu erzeugen, muss e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>trag (<strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Form wie unten dargestellt) e<strong>in</strong>getragen werden.<br />
Beispiel1: Ke<strong>in</strong>e Expression son<strong>der</strong>n Wertzuweisung (z.B. Wert aus Values.m o<strong>der</strong><br />
<strong>an</strong>topometric.m)<br />
designvar(dvc).name=’STATURE’;<br />
designvar(dvc).unit=’length’;<br />
designvar(dvc).fn=strcat(’(’,num2str(stature),’m )’);<br />
designvar(dvc).formula=strcat(’(’,’)’);<br />
eval( strcat(designvar(dvc).name,’=’,<strong>in</strong>t2str(dvc) ,’;’) );<br />
dvc=dvc+1;<br />
Beispiel2: Expression, welche sich auf <strong>an</strong><strong>der</strong>e Designvariable bezieht<br />
designvar(dvc).name=’humerus’;<br />
designvar(dvc).unit=’no_units’;<br />
designvar(dvc).fn=’0’;<br />
designvar(dvc).formula=...<br />
strcat(’(’,’ 0.185*’,’.’,modelname,’.’,’STATURE’,rv,’+ 0.01338’,’)’);<br />
eval( strcat(designvar(dvc).name,’=’,<strong>in</strong>t2str(dvc) ,’;’) );<br />
dvc=dvc+1;
184 Parameter <strong>der</strong> Modelle<br />
B.7 bodys.m<br />
Um e<strong>in</strong>en Körper dem Modell h<strong>in</strong>zuzufügen, muss e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>trag wie <strong>in</strong> diesem Beispiel<br />
h<strong>in</strong>zugefügt werden.<br />
bn=bn+1;<br />
body(bn).name=’UPARM_R’ %Name des Körpers<br />
body(bn).loc=[0.0,0.0,0.0]<br />
body(bn).ori=[0.0,0.0,0.0]<br />
marker(1).name=’UPARM_THORAX’ %Name des Markers<br />
marker(1).loc=[0.0,0.0,0.0] %Fester Wert irrelev<strong>an</strong>t!<br />
marker(1).ori=[0.0,-95.0,0.0] %Fester Wert irrelev<strong>an</strong>t!<br />
marker(1).locs=[tr_uparm_thorax_x,tr_uparm_thorax_y,...<br />
tr_uparm_thorax_z]%Designvariable überschreibt festen Wert<br />
marker(1).oris=[NILL,NILL,NILL] %Designvariable dafür<br />
marker(1).param=1;<br />
%<br />
marker(2).name=’UPARM_FOREARM’<br />
marker(2).loc=[0.0,0.0,0.0]<br />
marker(2).ori=[0.0,0.0,0.0]<br />
marker(2).locs=[NILL,NILL,NILL]%NILL ist die Designvariable [0.0]<br />
marker(2).oris=[NILL,NILL,NILL]<br />
marker(2).param=1;<br />
%<br />
marker(3).name=’cm’<br />
marker(3).loc=[uparm.rigid.cg.x,uparm.rigid.cg.y,uparm.rigid.cg.z]<br />
marker(3).ori=[0.0,0.0,0.0]<br />
marker(3).locs=[uparm_rigid_cg_x ,uparm_rigid_cg_y ,uparm_rigid_cg_z ]<br />
marker(3).oris=[NILL,NILL,NILL]<br />
marker(3).param=1;<br />
body(bn).marker=marker<br />
body(bn).numfmarkers=2; % Wichtig für die ...<br />
Kraftelemente <strong>an</strong> diesem Körper! (Anzahl Kraftelemente)<br />
body(bn).nummarkers=max(size(marker));<br />
body(bn).rigid.m=uparm.rigid.m; %Fester Wert irrelev<strong>an</strong>t!<br />
body(bn).rigid.mom.xx=uparm.rigid.mom.xx;%Fester Wert irrelev<strong>an</strong>t!<br />
body(bn).rigid.mom.yy=uparm.rigid.mom.yy;%Fester Wert irrelev<strong>an</strong>t!<br />
body(bn).rigid.mom.zz=uparm.rigid.mom.zz;%Fester Wert irrelev<strong>an</strong>t!<br />
body(bn).rigid.mom.xy=0.0;<br />
body(bn).rigid.mom.zx=0.0;<br />
body(bn).rigid.mom.yz=0.0;<br />
dev(1)=uparm_b_rigid_mass;%Designvariable überschreibt festen Wert<br />
dev(2)=uparm_b_rigid_mom_xx;%Designvariable überschreibt festen Wert<br />
dev(3)=uparm_b_rigid_mom_yy;%Designvariable überschreibt festen Wert<br />
dev(4)=uparm_b_rigid_mom_zz;%Designvariable überschreibt festen Wert<br />
dev(5)=uparm_rigid_cg_x ;%39 ?%Designvariable überschreibt festen Wert...<br />
Bezugsmarker für Trägheitstensor<br />
body(bn).dv=dev;<br />
body(bn).cmmarker=3;<br />
% Alles für Visualisierung!
Parameter <strong>der</strong> Modelle 185<br />
body(bn).geometry(1).type=’ellipsoid’ %Grafiktyp<br />
body(bn).geometry(1).cmmarker=3;%Bezugsmarker Grafik-Primitiv<br />
body(bn).geometry(1).counter=1<br />
scalefact=gscal*body(bn).rigid.m^2;<br />
body(bn).geometry(1).attrib=[scalefact*1/body(bn).rigid.mom.xx,...<br />
scalefact*1/body(bn).rigid.mom.yy,scalefact*1/body(bn).rigid.mom.zz]...<br />
%Fester Wert irrelev<strong>an</strong>t!<br />
body(bn).geometry(1).attrib_dv=[uparm_b_elipsoid_x,uparm_b_elipsoid_y,...<br />
uparm_b_elipsoid_z,Skeltr<strong>an</strong>sparency];%Designvariable überschreibt festen Wert<br />
body(bn).tr<strong>an</strong>sparency=0; %Um Tr<strong>an</strong>sparenz für Körper zu setzen hier z.B. 70 setzen<br />
body(bn).color=’RED’;<br />
eval( strcat(’RB_’,body(bn).name,’=’,<strong>in</strong>t2str(bn) ,’;’) );<br />
clear marker<br />
B.8 jo<strong>in</strong>ts.m<br />
Um e<strong>in</strong> Jo<strong>in</strong>t h<strong>in</strong>zuzufügen (je<strong>der</strong> Körper sollte e<strong>in</strong> jo<strong>in</strong>t besitzen, da die Körperlage<br />
mittels dieser Beschreibung parametrisiert wird), muss <strong>in</strong> dieser Datei e<strong>in</strong> entsprechen<strong>der</strong><br />
E<strong>in</strong>trag vorgenommen werden.<br />
jn=jn+1;<br />
jo<strong>in</strong>t(jn).jo<strong>in</strong>ttype=’spherical’;<br />
jo<strong>in</strong>t(jn).active=’on’<br />
jo<strong>in</strong>t(jn).name=’ELLBOGEN_L’<br />
jo<strong>in</strong>t(jn).frombody=RB_UPARM_L;<br />
jo<strong>in</strong>t(jn).tobody=RB_FOREARM_L;%Uparm<br />
jo<strong>in</strong>t(jn).frommarker=2;%Foarm_Uparm<br />
jo<strong>in</strong>t(jn).tomarker=1;%Uparm_Foarm<br />
jo<strong>in</strong>t(jn).nextjo<strong>in</strong>t=jn+1<br />
jo<strong>in</strong>t(jn).fmarker=1<br />
jo<strong>in</strong>t(jn).ftype=’l<strong>in</strong>ear’<br />
jo<strong>in</strong>t(jn).fpar_dv=[GF_Ellbogen_re_ca,GF_Ellbogen_re_cb,GF_Ellbogen_re_cc,...<br />
GF_Ellbogen_re_da,GF_Ellbogen_re_db,GF_Ellbogen_re_dc]<br />
Die Jo<strong>in</strong>ts def<strong>in</strong>ieren nicht nur die ” realen“ Jo<strong>in</strong>ts wie spherical o<strong>der</strong> fixed, son<strong>der</strong>n<br />
def<strong>in</strong>ieren gleichzeitig Kraftelemente <strong>in</strong> diesen Gelenken. Mögliche Jo<strong>in</strong>ttypes s<strong>in</strong>d:<br />
⋄ 6 DOF<br />
⋄ spherical<br />
⋄ fixed<br />
Als Kraftelemente kommen <strong>in</strong> Frage (abhängig von Gelenkart):
186 Parameter <strong>der</strong> Modelle<br />
⋄ sweep (Frequenzg<strong>an</strong>g 0...300Hz)<br />
⋄ l<strong>in</strong>ear (Pd-Regler)<br />
⋄ wobbel (Schwabbelmassenkopplung verallgeme<strong>in</strong>ert)<br />
sweep (Bei 6DOF Jo<strong>in</strong>t):<br />
l<strong>in</strong>ear (Bei 6DOF Jo<strong>in</strong>t):<br />
wobbel (Bei 6DOF Jo<strong>in</strong>t):<br />
Fx = Ax ∗ s<strong>in</strong>((df ∗ T ime) ∗ T ime ∗ Π ∗ 2)<br />
Fy = Ay ∗ s<strong>in</strong>((df ∗ T ime) ∗ T ime ∗ Π ∗ 2)<br />
Fz = Az ∗ s<strong>in</strong>((df ∗ T ime) ∗ T ime ∗ Π ∗ 2)<br />
Ma = Aa ∗ s<strong>in</strong>((df ∗ T ime) ∗ T ime ∗ Π ∗ 2)<br />
Mb = Ab ∗ s<strong>in</strong>((df ∗ T ime) ∗ T ime ∗ Π ∗ 2)<br />
Mc = Ac ∗ s<strong>in</strong>((df ∗ T ime) ∗ T ime ∗ Π ∗ 2)<br />
Fx = (Cx ∗ ∆R expx<br />
x<br />
Fy = (Cy ∗ ∆R expy<br />
y<br />
Fz = (Cz ∗ ∆R expz<br />
z<br />
) + Dx ∗ ˙<br />
Rx<br />
) + Dy ∗ ˙<br />
Ry<br />
) + Dz ∗ ˙<br />
Rz<br />
Ma = Ca ∗ ∆α + Da ∗ ωa ˙<br />
Mb = Cb ∗ ∆β + Db ∗ ωb ˙<br />
Mc = Cc ∗ ∆γ + Dc ∗ ωc ˙<br />
Fx = (Cx ∗ (SIGN(1, ∆Rx)) ∗ (ABS(∆Rx) expx )<br />
+ Dx ∗ ˙<br />
Rx ∗ ABS(∆Rx)) ∗ Farea<br />
Fy = (Cy ∗ (SIGN(1, ∆Ry)) ∗ (ABS(∆Ry) expy )<br />
+ Dy ∗ ˙<br />
Ry ∗ ABS(∆Ry)) ∗ Farea<br />
Fz = (Cz ∗ (SIGN(1, ∆Rz)) ∗ (ABS(∆Rz) expz )<br />
+ Dz ∗ ˙<br />
Rz ∗ ABS(∆Rz)) ∗ Farea<br />
Ma = Ca ∗ ∆α + Da ∗ ˙<br />
ωa<br />
Mb = Cb ∗ ∆β + Db ∗ ˙<br />
ωb<br />
Mc = Cc ∗ ∆γ + Dc ∗ ˙<br />
ωc
Parameter <strong>der</strong> Modelle 187<br />
L<strong>in</strong>ear (Bei spherical Jo<strong>in</strong>t):<br />
B.9 statevars.m<br />
Mx = Ca ∗ ∆α + Da ∗ ωa ˙<br />
My = Cb ∗ ∆β + Db ∗ ωb ˙<br />
Mz = Cc ∗ ∆γ + Dc ∗ ωc ˙<br />
Diese Datei ist entst<strong>an</strong>den, als e<strong>in</strong> frühes Modell mit SIMULINK gekoppelt war.<br />
Hier wurden die nötigen Zust<strong>an</strong>dsvariablen erzeugt, die als Aufnahme für die zurückgegebenen<br />
Kräfte <strong>und</strong> Momente dienen sollten. Da es e<strong>in</strong>ige Probleme mit <strong>der</strong><br />
ADAMS-SIMULINK-Kopplung gab, wurde dieser Weg nicht weiterverfolgt. Stattdessen<br />
wurde e<strong>in</strong> vollkommen autarkes Modell entwickelt. In sofern ist diese Datei<br />
also von untergeordnetem Interesse <strong>und</strong> sollte nicht verän<strong>der</strong>t werden müssen.<br />
B.10 measures.m<br />
Diese Datei ist entst<strong>an</strong>den, als versucht wurde, mit ADAMS st<strong>an</strong>d-alone DOE o<strong>der</strong><br />
Optimierungen durchzuführen. Hierzu musste e<strong>in</strong>e Bewertungsfunktion im Frequenzraum<br />
geschaffen werden. Dies g<strong>in</strong>g nur mit computed measurements. ADAMS verhält<br />
sich aber hier nicht sequentiell, son<strong>der</strong>n wertet die Ausdrücke wahrsche<strong>in</strong>lich <strong>in</strong><br />
Form von threads aus. Dies k<strong>an</strong>n dazu führen, dass sche<strong>in</strong>bar durch e<strong>in</strong>en Nullvektor<br />
geteilt wird. (Dem S<strong>in</strong>n nach:Vektors are not from the same length! Length of<br />
Vektor1 is 16383, Length of Vektor2 is 0) Um e<strong>in</strong>e measurement zu erzeugen, muss<br />
e<strong>in</strong> entsprechen<strong>der</strong> E<strong>in</strong>trag <strong>in</strong> die erste Kategorie (runtime measurements) erzeugt<br />
werden:<br />
mn=mn+1;<br />
measure(mn).name=’GFORCE_Griff_Shaker_MEA_FZ’;<br />
measure(mn).fromfirst=’yes’;<br />
measure(mn).object=’GFORCE_Griff_Shaker’;<br />
measure(mn).characteristic=’element_force’;<br />
measure(mn).component=’z_component’;<br />
measure(mn).create_measure_display=’no’;<br />
measure(mn).color=’WHITE’;<br />
Um e<strong>in</strong>e computed measurement zu erzeugen muss e<strong>in</strong> entsprechen<strong>der</strong> E<strong>in</strong>trag <strong>in</strong> die<br />
zweite Kategorie (computed measurements) erzeugt werden:<br />
cmn=cmn+1;<br />
compmeasure(cmn).name=’COMP_FORCE’;<br />
compmeasure(cmn).text_of_expression=<br />
’(FFTMAG(.HAMS_1.GFORCE_Griff_Shaker_MEA_FZ, 16384))’;<br />
compmeasure(cmn).create_measure_display=’yes’;<br />
compmeasure(cmn).units=’no_units’;<br />
compmeasure(cmn).color=’WHITE’;
188 Parameter <strong>der</strong> Modelle<br />
C Beurteilung <strong>der</strong> e<strong>in</strong>gesetzten MKS-Programme<br />
Da im Rahmen dieser Arbeit zwei MKS-Programme e<strong>in</strong>gesetzt wurden, soll <strong>an</strong> dieser<br />
Stelle die subjektive Beurteilung des Verfassers bezüglich <strong>der</strong> Eignung bei<strong>der</strong><br />
Programme für biomech<strong>an</strong>ische Fragestellungen erfolgen.<br />
C.1 Beurteilung ADAMS<br />
Preprocess<strong>in</strong>g: Dieses Programm ist <strong>in</strong>tuitiver zu bedienen, <strong>und</strong> macht es dem<br />
Anwen<strong>der</strong> leicht, schnell e<strong>in</strong>fache <strong>Simulation</strong>en auszuführen. Es ist durchaus möglich<br />
e<strong>in</strong> Doppelpendel <strong>in</strong>nerhalb weniger Sek<strong>und</strong>en zu modellieren <strong>und</strong> zu simulieren.<br />
ADAMS erzeugt selbsttätig zu <strong>der</strong> Geometrie passende Massenverteilungen<br />
über die Dichte des Materials <strong>und</strong> benötigte Marker. Gelenke s<strong>in</strong>d <strong>an</strong>schaulich visualisiert.<br />
Kraftelemente lassen sich schnell über e<strong>in</strong>en mächtigen ” Functionbuil<strong>der</strong>“<br />
implementieren. An<strong>der</strong>s sieht die Situation bei komplexeren Modellen aus. Gerade<br />
die freigiebige automatisierte Erzeugung von Markern auf den Körpern, die primär<br />
nichtssagende Namen tragen, macht es schwer, e<strong>in</strong> aufgeräumtes, wartbares<br />
Modell zu erstellen. Die Körper werden <strong>in</strong> Weltkoord<strong>in</strong>aten erzeugt. Wenn Gelenke<br />
implementiert werden, ist es durchaus möglich, dass die Anf<strong>an</strong>gskonfiguration<br />
die Zw<strong>an</strong>gsbed<strong>in</strong>gungen verletzt. Zwei halbe Gelenke s<strong>in</strong>d d<strong>an</strong>n das Resultat. Diese<br />
Hälften müssen d<strong>an</strong>n <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em sogen<strong>an</strong>nten Assembl<strong>in</strong>g zusammengeführt werden,<br />
was letztlich bedeutet, das sich die Anf<strong>an</strong>gsw<strong>in</strong>kel von den ursprünglich gewünschten<br />
unterscheiden. Auch k<strong>an</strong>n das Modell nicht durch Tr<strong>an</strong>slation o<strong>der</strong> Rotation des<br />
Ursprungs <strong>der</strong> k<strong>in</strong>ematischen Kette verschoben werden. Auch die Parametrisierung<br />
des Modells ist lei<strong>der</strong> etwas komplizierter, als <strong>in</strong> SIMPACK. E<strong>in</strong>fache Designvariablen<br />
lassen sich gut schnell <strong>und</strong> e<strong>in</strong>fach erstellen. E<strong>in</strong>e komplexe Datenb<strong>an</strong>k, wie<br />
die des Menschmodells lässt sich jedoch nur mit sehr viel Zeit <strong>und</strong> Geduld über die<br />
Oberfläche zusammenstellen.<br />
Diese Gründe haben es erfor<strong>der</strong>lich sche<strong>in</strong>en lassen, e<strong>in</strong>en Modellgenerator zu programmieren,<br />
<strong>der</strong> die Erzeugung e<strong>in</strong>es h<strong>an</strong>dhabbaren Modells auch bei hoher Modellkomplexität<br />
gewährleistet.<br />
Process<strong>in</strong>g: Die Solver s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Resultat <strong>und</strong> Bedienbarkeit gut zu bewerten. Die<br />
Integration brach <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>em Fall ab. Die Integration komplexer Modelle ist jedoch<br />
deutlich l<strong>an</strong>gsamer, als bei SIMPACK. Sehr schön <strong>und</strong> umf<strong>an</strong>greich s<strong>in</strong>d die Funktionen<br />
Sensitivitäts<strong>an</strong>alyse, Design Of Experiments <strong>und</strong> Optimierung. Es ist vorstellbar,<br />
dass sich hier im Bereich <strong>der</strong> biomech<strong>an</strong>ischen <strong>Simulation</strong> viele neue Möglichkeiten<br />
bieten. In dem Anwendungsbeispiel H<strong>an</strong>d-Arm-System ließen sie sich aus<br />
zwei Gründen nicht e<strong>in</strong>setzen. Zum e<strong>in</strong>en betrug die Integrationszeit 20 M<strong>in</strong>uten<br />
(SIMPACK 4 M<strong>in</strong>uten), zum <strong>an</strong><strong>der</strong>en ist vorgesehen, dass die Bewertungsfunktion<br />
im Zeitraum liegt, beim HAS wurde jedoch im Frequenzraum bewertet.
Parameter <strong>der</strong> Modelle 189<br />
Postprocess<strong>in</strong>g: ADAMS bietet hier viele komfortable Funktionalitäten. M<strong>an</strong><br />
k<strong>an</strong>n Plots <strong>und</strong> Animation parallel begutachten, <strong>und</strong> se<strong>in</strong>e Daten (wie<strong>der</strong> mit dem<br />
umf<strong>an</strong>greichen Functionbuil<strong>der</strong>) nachbereiten. Es ist mit wenig Aufw<strong>an</strong>d möglich<br />
Filter <strong>und</strong> FFT’s e<strong>in</strong>zusetzen.<br />
Flexibilität: Die Verwendung von Kraftelementen ist bei e<strong>in</strong>fachen Modellen sehr<br />
gut. M<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n z.B. e<strong>in</strong> 6-Komponenten Kraftelement sehr flexibel mit dem Functionbuil<strong>der</strong><br />
erstellen. Lei<strong>der</strong> ist es jedoch so, dass <strong>in</strong> dem jeweiligen Ausdruck, durch<br />
das Gr<strong>und</strong>pr<strong>in</strong>zip bed<strong>in</strong>gt, jeweils die Marker<strong>an</strong>gaben fest im Kraftgesetz stehen.<br />
Konkret bedeutet das, das m<strong>an</strong> bei e<strong>in</strong>em Modell mit 17 Schwabbelmassen jeweils 6<br />
Komponenten, <strong>in</strong>sgesamt also 102 Formeln, über die Oberfläche ” zusammenklicken“<br />
muss. Das ist recht mühsam. Auch hier erwies es sich als sehr hilfreich, dass das<br />
Modell mit e<strong>in</strong>em Modellgenerator erstellt wurde. Die Funktionalitätserweiterung<br />
über compilierte Rout<strong>in</strong>en wurde nicht getestet, es erschien aber unwahrsche<strong>in</strong>lich,<br />
dass sich hierdurch e<strong>in</strong>e (für den Anwen<strong>der</strong>) ähnlich komfortable Modellierung wie<br />
unter SIMPACK erreichen ließe.<br />
Die Anb<strong>in</strong>dung von SIMULINK funktionierte bei <strong>der</strong> getesteten Version bei e<strong>in</strong>fachen<br />
Modellen recht gut <strong>und</strong> e<strong>in</strong>fach. Lei<strong>der</strong> ließ sich d<strong>an</strong>n das komplexe Menschmodell<br />
nur noch e<strong>in</strong>mal simulieren. D<strong>an</strong>ach musste MATLAB komplett neu gestartet<br />
werden.<br />
C.2 Beurteilung SIMPACK<br />
Preprocess<strong>in</strong>g: Das Modell wird durchweg relativ beschrieben. Die Anf<strong>an</strong>gswerte<br />
<strong>der</strong> Gelenke bestimmen die Körperhaltung. Die E<strong>in</strong>arbeitungszeit ist jedoch wesentlich<br />
höher als bei ADAMS. Marker werden z.B. im Allgeme<strong>in</strong>en nicht automatisch<br />
erzeugt. Auf <strong>der</strong> <strong>an</strong><strong>der</strong>en Seite behält <strong>der</strong> Anwen<strong>der</strong> die volle Kontrolle über das Modell.<br />
E<strong>in</strong> Schwachpunkt ist z.B., dass die Trägheitstensoren nicht aus <strong>der</strong> Geometrie<br />
<strong>und</strong> <strong>der</strong> Dichte automatisch berechnet werden können.<br />
Process<strong>in</strong>g: Die Integration ist sehr schnell. Lei<strong>der</strong> gibt es <strong>in</strong> <strong>der</strong> uns zur Verfügung<br />
stehenden Version nur die Möglichkeit <strong>der</strong> Parametervariation. Die Funktionalität<br />
zur Optimierung (MOPS) st<strong>an</strong>d uns aus f<strong>in</strong><strong>an</strong>ziellen Gründen nicht zur<br />
Verfügung.<br />
Postprocess<strong>in</strong>g: Es lassen sich die Ergebnisse <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Animation betrachten <strong>und</strong><br />
e<strong>in</strong>fache Plots erstellen. Hier wirkt SIMPACK dürftig gegen ADAMS. Filter <strong>und</strong><br />
FFT’s lassen sich zwar def<strong>in</strong>ieren, aber die Bedienung <strong>und</strong> Vielseitigkeit bleibt hier<br />
h<strong>in</strong>ter ADAMS zurück.
190 Parameter <strong>der</strong> Modelle<br />
Flexibilität: Durch das Konzept, Kraftelemente unter <strong>der</strong> Oberfläche zur Verfügung<br />
zu stellen, ist es primär wesentlich schwieriger eigene Funktionalitäten zu<br />
realisieren. Der Vorteil dieses Konzepts besteht aber dar<strong>in</strong>, dass die eigenen Elemente<br />
systematisch genauso zugänglich s<strong>in</strong>d wie die St<strong>an</strong>dardelemente. M<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n<br />
fast die Aussage wagen, dass m<strong>an</strong> fast alles <strong>in</strong> SIMPACK implementieren k<strong>an</strong>n,<br />
was m<strong>an</strong> will. M<strong>an</strong>chmal ist nur <strong>der</strong> Aufw<strong>an</strong>d zu hoch. Beson<strong>der</strong>e (vom Programm-<br />
Konzept zu stark abweichende) Funktionalitäten lassen sich <strong>in</strong> SIMPACK nur mit<br />
e<strong>in</strong>er SIMULINK-Kopplung erzielen, da es sehr aufwändig ist globale Regelungskonzepte<br />
zu realisieren. Hier sei z.B. <strong>an</strong> komplexe geregelte G<strong>an</strong>zkörperbewegungen mit<br />
Muskelmodellen gedacht. Die Kraftelemente von SIMPACK wirken zwischen zwei<br />
Körpern, <strong>und</strong> beziehen sich pr<strong>in</strong>zipiell auf Relativgrößen zwischen diesen beiden<br />
Körpern, was es fast unmöglich macht auf globale Größen zuzugreifen.<br />
C.3 Zusammenfassung<br />
SIMPACK ersche<strong>in</strong>t für komplexe Modelle das geeignetere Programm zu se<strong>in</strong>. Mit<br />
dem, im Rahmen dieser Arbeit erstellten, Modellgenerator GENMOD wird dieser<br />
Nachteil für ADAMS teilweise wie<strong>der</strong> wettgemacht. Dennoch ist das Modellieren<br />
über ASCII-Dateien sehr mühsam. Für biomech<strong>an</strong>ische <strong>Simulation</strong>en hält <strong>der</strong> Autor<br />
SIMPACK für das überlegene System. Wenn SIMPACK tatsächlich (wie gepl<strong>an</strong>t)<br />
<strong>in</strong> absehbarer Zeit umlenkbare Zugstrukturen <strong>und</strong> realistische 3-d Volumenkontakte<br />
bieten würde, würde das Resultat noch e<strong>in</strong>deutiger ausfallen. Zur Zeit hat ADAMS<br />
bei <strong>der</strong> Kontaktmech<strong>an</strong>ik vielleicht Vorteile, die Funktionalität konnte aber bisl<strong>an</strong>g<br />
noch nicht getestet werden.
Parameter <strong>der</strong> Modelle 191<br />
D Verwendete Wortabkürzungen<br />
⋄ GUI: Graphical User Interface, Grafische Benutzeroberfläche<br />
⋄ API: A Programmers Interface; Programmierschnittstelle<br />
⋄ CAD: Computer Aided Design; Konstruktion am Computerarbeitsplatz, oft<br />
3-d Oberflächengittermodelle<br />
⋄ PKW: Personenkraftwagen<br />
⋄ KFZ: Kraftfahrzeug<br />
⋄ HAS: H<strong>an</strong>d-Arm-System<br />
⋄ MKS: Mehrkörpersystem<br />
⋄ FEM: F<strong>in</strong>ite Elemente Methode<br />
⋄ PDE: Partial Differential Equation<br />
⋄ MexAx: Integrator für MKS-<strong>Simulation</strong>en [13]<br />
⋄ ode: MKS-<strong>Simulation</strong>sprogramm [74]; aber auch Abk. für Ord<strong>in</strong>ary Differential<br />
Equation<br />
⋄ DIN: Deutsche Industrie Norm<br />
⋄ NASA: National Aeronautics <strong>an</strong>d Space Adm<strong>in</strong>istration<br />
⋄ PID Regler: Regler mit proportionalem, <strong>in</strong>tegralem <strong>und</strong> differentialem Anteil<br />
⋄ DLR: Deutsches Zentrum für Luft- <strong>und</strong> Raumfahrt<br />
⋄ ASCII: Americ<strong>an</strong> St<strong>an</strong>dard Code for Information Interch<strong>an</strong>ge; St<strong>an</strong>dard für<br />
Textdateien<br />
⋄ .obj: Format für CAD-Flächen<br />
⋄ .slp: Format für CAD-Flächen<br />
⋄ .stl: Format für CAD-Flächen<br />
⋄ .tris: Format für CAD-Flächen (PQP)<br />
⋄ GLUI: OpenGL basiertes User Interface; Bibliothek um e<strong>in</strong> auf OpenGL basiertes<br />
GUI zu erstellen
192 Parameter <strong>der</strong> Modelle<br />
⋄ GLUT: OpenGL Utility Toolkit<br />
⋄ OpenGL: St<strong>an</strong>dardbibliothek zur Erstellung von Computergrafik<strong>an</strong>wendungen<br />
⋄ GENMOD: Im Rahmen dieser Arbeit erstellter Modellgenerator für die Generierung<br />
e<strong>in</strong>es Menschmodells unter ADAMS<br />
⋄ PQP: Proximity Query Package<br />
⋄ BB: Bo<strong>und</strong><strong>in</strong>g Box<br />
⋄ OBB:Oriented Bo<strong>und</strong><strong>in</strong>g Box<br />
⋄ HIC: Head Injury Criterion<br />
⋄ NIC: Neck Injury Criterion<br />
⋄ SHT: Schädel-Hirn Trauma<br />
⋄ VWS: Vibration White F<strong>in</strong>gers; Weißf<strong>in</strong>gerkr<strong>an</strong>kheit verursacht durch Vibrationen<br />
⋄ PS: Pronation Sup<strong>in</strong>ation (PS-Bewegung des Unterarms: E<strong>in</strong>- <strong>und</strong> Auswärtsdrehen<br />
<strong>der</strong> H<strong>an</strong>dfläche)<br />
⋄ DOF: Degree of Freedom; Freiheitsgrad<br />
⋄ PC:Personal Computer<br />
⋄ VR: Virtual Reality; Virtuelle Realität<br />
⋄ DOE: Design of Experiments; Techniken zur Analyse von Sensitivitäten <strong>und</strong><br />
zur Parameterschätzung respektive Optimierung
LITERATUR 193<br />
E<br />
Literatur<br />
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D<strong>an</strong>ksagung<br />
201<br />
An erster Stelle gebührt Prof. Dr. H<strong>an</strong>ns Ru<strong>der</strong> me<strong>in</strong> D<strong>an</strong>k. Er gab mir die Gelegenheit<br />
<strong>an</strong> se<strong>in</strong>em Institut auf dem sehr <strong>in</strong>teress<strong>an</strong>ten Gebiet <strong>der</strong> <strong>Biomech<strong>an</strong>ik</strong> zu<br />
promovieren. Se<strong>in</strong>e Offenheit gegenüber <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>ärer <strong>und</strong> aktueller Forschung,<br />
se<strong>in</strong>e erfrischende Art, mit <strong>der</strong> er half Probleme zu bewältigen, <strong>und</strong> se<strong>in</strong> Vertrauen<br />
<strong>in</strong> se<strong>in</strong>e Mitarbeiter war für das Entstehen dieser Arbeit mehr als för<strong>der</strong>lich.<br />
Der Arbeitsgruppe <strong>Biomech<strong>an</strong>ik</strong>, wie sie zu Beg<strong>in</strong>n dieser Arbeit zusammengesetzt<br />
war d<strong>an</strong>ke ich für die fre<strong>und</strong>liche Aufnahme: Dr. Thomas Rosemeier <strong>und</strong> Dr. Michael<br />
Günther verd<strong>an</strong>ke ich viel für die ” E<strong>in</strong>weihung“ <strong>in</strong> die Kunst <strong>der</strong> biomech<strong>an</strong>ischen<br />
Modellerstellung, Dr. O<strong>an</strong>a Schüszler d<strong>an</strong>ke ich für die Überlassung ihrer Errungenschaften<br />
auf dem Gebiet <strong>der</strong> Anwendung von SIMPACK <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Biomech<strong>an</strong>ik</strong>.<br />
Dr. Götz d<strong>an</strong>ke ich für se<strong>in</strong>e Hilfsbereitschaft, wenn es um FEM-Fragen g<strong>in</strong>g.<br />
Me<strong>in</strong>en Kollegen, die während <strong>der</strong> letzten Jahre mit mir die Arbeitsgruppe ” teilten“,<br />
sei ged<strong>an</strong>kt für ihre Hilfsbereitschaft <strong>und</strong> ihr Verständnis. Beson<strong>der</strong>s Helmut<br />
Mutschler, <strong>der</strong> zusammen mit mir mit SIMPACK ” gekämpft“ hat, sei ged<strong>an</strong>kt für<br />
m<strong>an</strong>chen hilfreichen Tip, o<strong>der</strong> das e<strong>in</strong> o<strong>der</strong> <strong>an</strong><strong>der</strong>e Bier zu Zwecken <strong>der</strong> Regeneration.<br />
An dieser Stelle sei auch Renata G<strong>an</strong>d<strong>in</strong>i <strong>und</strong> Dr. Arnim Henze ged<strong>an</strong>kt, welche <strong>der</strong><br />
DADS-Fraktion unserer Arbeitsgruppe <strong>an</strong>gehörten, <strong>und</strong> dennoch mit uns redeten.<br />
Anton Pichler d<strong>an</strong>ke ich für die netten Gespräche <strong>und</strong> se<strong>in</strong>e Hilfe (junge Augen sehen<br />
besser) bei <strong>der</strong> Auswertung <strong>der</strong> Schichtaufnahmen.<br />
Unser neuer Kollege Syn Schmitt ergänzte die Arbeitsgruppe ideal <strong>und</strong> trug zu <strong>der</strong><br />
<strong>an</strong>genehmen Arbeitsatmosphäre bei, <strong>in</strong> <strong>der</strong> diese Arbeit <strong>in</strong> den letzten Monaten<br />
erstellt werden konnte. Dies gilt genauso für Dr. Harald Böhm, <strong>der</strong> lei<strong>der</strong> <strong>in</strong>zwischen<br />
<strong>in</strong> die große Stadt München gezogen ist, um dort se<strong>in</strong> Glück zu machen.<br />
Ohne unsere LINUX-Adm<strong>in</strong>istratoren wäre das Leben für uns W<strong>in</strong>dows-User sicher<br />
m<strong>an</strong>chmal l<strong>an</strong>gweiliger gewesen, wenn m<strong>an</strong> die ständigen Verwirrungen unserer Systeme<br />
durch L<strong>in</strong>ux-Updates bedenkt. Aber ohne unser ” schnurrendes“ LINUX wäre<br />
vieles um e<strong>in</strong>iges schwieriger gewesen. Also e<strong>in</strong> dreifach hoch <strong>an</strong> alle ” Adm<strong>in</strong>s“!<br />
Ich möchte Heike Fricke d<strong>an</strong>ken, die mir immer zu Hilfe eilte, wenn es um verwaltungsbed<strong>in</strong>gten<br />
Papierkrieg o<strong>der</strong> Rechtschreibung g<strong>in</strong>g.<br />
Me<strong>in</strong> D<strong>an</strong>k geht <strong>in</strong> beson<strong>der</strong>er Weise nochmals <strong>an</strong> Dr. Thomas Rosemeier, Dr. Michael<br />
Günther <strong>und</strong> Helmut Mutschler, die e<strong>in</strong> Literarisches Terzett bildeten, <strong>und</strong> die<br />
Ergebnisse me<strong>in</strong>er Schreibbemühungen konstruktiver Kritik unterwarfen.<br />
Me<strong>in</strong>er Frau d<strong>an</strong>ke ich dafür, dass sie die letzten Jahre mit ihrer positiven <strong>und</strong><br />
aufmunternden Art m<strong>an</strong>ches Tief bewältigen half. Me<strong>in</strong>en K<strong>in</strong><strong>der</strong>n sei ged<strong>an</strong>kt für<br />
so m<strong>an</strong>ches Lachen. Beson<strong>der</strong>s John, <strong>der</strong> ” Große“ musste oft se<strong>in</strong>en Papa mit dem<br />
Computer teilen.
202<br />
Ich d<strong>an</strong>ke me<strong>in</strong>er Großmutter, die mich motivierte, mich auf das Unternehmen Promotion<br />
e<strong>in</strong>zulassen. Obwohl es ihr lieber gewesen wäre, wenn ich e<strong>in</strong> ” richtiger“<br />
Doktor geworden wäre, aber wenn schon ke<strong>in</strong> Mediz<strong>in</strong>er <strong>in</strong> <strong>der</strong> Familie ...<br />
An dieser Stelle wollte ich beson<strong>der</strong>s me<strong>in</strong>er Mutter D<strong>an</strong>k aussprechen. Sie hat mir<br />
Studium <strong>und</strong> Promotion ermöglicht. Ohne ihre aufopfernde Hilfe, gerade während<br />
<strong>der</strong> letzten Jahre, wäre es eigentlich kaum machbar gewesen, Promotion <strong>und</strong> Familie<br />
zu vere<strong>in</strong>baren. Auch wenn Sie diese Zeilen nun nicht mehr lesen k<strong>an</strong>n, will ich me<strong>in</strong>e<br />
D<strong>an</strong>kbarkeit dennoch <strong>an</strong> dieser Stelle ausdrücken.
Lebenslauf<br />
Valent<strong>in</strong> Ferd<strong>in</strong><strong>an</strong>d Keppler, geb. Kalweit<br />
geboren 20.11.1967 <strong>in</strong> Schorndorf<br />
Schule/Studium:<br />
1974 bis 1978 Gr<strong>und</strong>schule Loßburg<br />
1978 bis 1984 Realschule Loßburg<br />
1984 bis 1987 Technisches Gymnasium Freudenstadt<br />
1987 bis 1989 Zivildienst DRK Rottweil<br />
1989 bis 1997 Studium <strong>der</strong> Physik: Universität Tüb<strong>in</strong>gen<br />
Promotion:<br />
1997 bis 2003 Anfertigung <strong>der</strong> Dissertation: Biomech<strong>an</strong>ische <strong>Modellbildung</strong><br />
zur <strong>Simulation</strong> zweier Mensch-Masch<strong>in</strong>en-<br />
Schnittstellen<br />
Akademische Lehrer: Prof. Ru<strong>der</strong>, Prof. Hübener, Prof. Müther,<br />
Prof. E. Schmid, Prof. Gaukler, Prof. Gönnenwe<strong>in</strong>,<br />
Prof. Fäßler, Prof. Wittern, Prof. Kümmerer,<br />
Prof. Klaeren, Prof. Lutz, Prof. Baum<strong>an</strong>n, Prof. Kasper,<br />
Prof. Yserent<strong>an</strong>t, Prof. Felscher, Prof. Straßer,<br />
Prof. Clement, Prof. Kasper, Prof. Gütt<strong>in</strong>ger,<br />
Prof. Schief, Prof. Stumpf, Prof. Baum<strong>an</strong>n, Prof. Nüssl<strong>in</strong>,<br />
Prof. Lichte, Prof. Wagner, PD Dr. Habil. Bräuer