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Modellbildung und Simulation in der Biomechanik - Biomechanik an ...

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Biomech<strong>an</strong>ische <strong>Modellbildung</strong> zur<br />

<strong>Simulation</strong> zweier<br />

Mensch-Masch<strong>in</strong>en-Schnittstellen<br />

DISSERTATION<br />

zur Erl<strong>an</strong>gung des Grades e<strong>in</strong>es Doktors<br />

<strong>der</strong> Naturwissenschaften<br />

<strong>der</strong> Fakultät für Physik<br />

<strong>der</strong> Eberhard-Karls-Universität zu Tüb<strong>in</strong>gen<br />

vorgelegt von<br />

Valent<strong>in</strong> Keppler<br />

aus Schorndorf (Rems-Murr)<br />

2003


Tag <strong>der</strong> mündlichen Prüfung: 21.07.2003<br />

Dek<strong>an</strong>: Prof. Dr. Herbert Müther<br />

1. Berichterstatter: Prof. Dr. H<strong>an</strong>ns Ru<strong>der</strong><br />

2. Berichterstatter: Prof. Dr. rer. nat. Dr. med. habil. G<strong>und</strong>olf Beier


Zusammenfassung<br />

Das Ziel dieser Arbeit war, e<strong>in</strong> biomech<strong>an</strong>isches Menschmodell zu erstellen,<br />

welches <strong>in</strong> Wechselwirkung mit se<strong>in</strong>er virtuellen Umwelt treten k<strong>an</strong>n. Insbeson<strong>der</strong>e<br />

die mech<strong>an</strong>ische Wechselwirkung des Menschen mit von ihm bedienten<br />

Masch<strong>in</strong>en, die Mensch-Masch<strong>in</strong>e-Schnittstelle, sollte mit e<strong>in</strong>em solchen Modell<br />

beschrieben werden können. Mit e<strong>in</strong>em solchen Gesamtmodell lassen sich<br />

zwei gr<strong>und</strong>legende Fragenkomplexe beh<strong>an</strong>deln. Dies wäre zum e<strong>in</strong>en die Frage<br />

nach <strong>der</strong> Belastung des Bedieners durch die Masch<strong>in</strong>e, <strong>und</strong> zum <strong>an</strong><strong>der</strong>en die<br />

Frage nach <strong>der</strong> Auswirkung des Bedieners auf das Verhalten <strong>der</strong> Masch<strong>in</strong>e<br />

während <strong>der</strong> Bedienung.<br />

Um die mech<strong>an</strong>ischen Eigenschaften biologischer Systeme <strong>in</strong> Computersimulationen<br />

untersuchen zu können, wurden geeignete Modelle erstellt, <strong>der</strong>en<br />

Eigenschaften durch physikalische Gesetze bestimmt s<strong>in</strong>d. Im Rahmen dieser<br />

Arbeit wurden Starrkörpermodelle des Menschen erstellt, wobei zur Aufstellung<br />

<strong>und</strong> Lösung <strong>der</strong> Bewegungsgleichungen ausgereifte Programmpakete<br />

verwendet wurden.<br />

Der Schwerpunkt dieser Arbeit lag primär bei <strong>der</strong> <strong>Modellbildung</strong>. Die<br />

e<strong>in</strong>gesetzten <strong>Simulation</strong>sprogramme s<strong>in</strong>d für die Anwendung <strong>in</strong> technischen<br />

Fragestellungen konzipiert. Biomech<strong>an</strong>ische Modelle erfor<strong>der</strong>n aber spezielle<br />

Elemente, da sich <strong>der</strong> mech<strong>an</strong>ische Aufbau des Menschen stark von technischen<br />

Konzepten unterscheidet. Aus diesem Gr<strong>und</strong> mussten die <strong>Simulation</strong>sprogramme<br />

erweitert <strong>und</strong> <strong>an</strong>gepasst werden. Diese Arbeit gibt zum e<strong>in</strong>en<br />

e<strong>in</strong>en Überblick über die e<strong>in</strong>setzbare Software, zum <strong>an</strong><strong>der</strong>en wird durch Anwendungsbeispiele<br />

<strong>der</strong> Vorg<strong>an</strong>g <strong>der</strong> <strong>Modellbildung</strong>, <strong>Simulation</strong>, Parameteridentifizierung<br />

<strong>und</strong> Parameterverifikation bei biomech<strong>an</strong>ischen Systemen beschrieben.<br />

Es wurde e<strong>in</strong>e Visualisierung des Menschmodells, basierend auf CAD-<br />

Flächen, entwickelt <strong>und</strong> eng mit e<strong>in</strong>er Kollisionserkennung verb<strong>und</strong>en, womit<br />

die Gr<strong>und</strong>lage für komplexe <strong>Simulation</strong>en <strong>der</strong> Mensch-Masch<strong>in</strong>en-Schnittstelle,<br />

<strong>und</strong> allgeme<strong>in</strong>er <strong>der</strong> Interaktion des Modells mit e<strong>in</strong>er virtuellen Umgebung,<br />

geschaffen wurde.<br />

Das Menschmodell wurde <strong>in</strong> zwei Anwendungen e<strong>in</strong>gesetzt. Zum e<strong>in</strong>en<br />

wurde e<strong>in</strong> Modell des PKW-Fußgängerunfalls erstellt <strong>und</strong> mit konventionellen<br />

Methoden <strong>der</strong> Unfallrekonstruktion abgeglichen. Zum <strong>an</strong><strong>der</strong>en wurde das<br />

H<strong>an</strong>d-Arm-System h<strong>in</strong>sichtlich se<strong>in</strong>er Eigenschaften bezüglich e<strong>in</strong>geleiteten<br />

Vibrationen untersucht.<br />

Als übergeordnete Fragestellung wurde d<strong>an</strong>n <strong>an</strong> beiden Anwendungen gezeigt,<br />

dass biomech<strong>an</strong>ische Starrkörpermodelle mit systematischen Parameterstudien<br />

<strong>und</strong> Sensitivitäts<strong>an</strong>alysen sowie den Methoden <strong>der</strong> Optimierung<br />

h<strong>in</strong>sichtlich <strong>in</strong>nerer <strong>und</strong> äußerer Zusammenhänge s<strong>in</strong>nvoll <strong>an</strong>alysiert werden<br />

können.


Inhaltsverzeichnis<br />

Inhaltsverzeichnis 1<br />

1 Computersimulation <strong>und</strong> <strong>Biomech<strong>an</strong>ik</strong> 5<br />

1.1 Ziele dieser Arbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5<br />

1.2 Motivation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6<br />

1.3 <strong>Modellbildung</strong> <strong>und</strong> <strong>Simulation</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7<br />

1.4 Computergestützte Verfahren <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Biomech<strong>an</strong>ik</strong> . . . . . . . . . . . 9<br />

1.5 Starrkörperketten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12<br />

1.6 Gleichungsgeneratoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14<br />

1.7 Mehrkörpersysteme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14<br />

1.8 Modellierung von Starrkörperketten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16<br />

1.9 Gr<strong>und</strong>sätzliche Unterschiede zwischen 2-d <strong>und</strong> 3-d <strong>Simulation</strong>en . . . 16<br />

2 <strong>Modellbildung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Biomech<strong>an</strong>ik</strong> 18<br />

2.1 Anthropomorphe Starrkörpermodelle . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19<br />

2.1.1 Menschmodell mit Schwabbelmassen . . . . . . . . . . . . . . 21<br />

2.1.2 Die Körper . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23<br />

2.1.3 Gelenke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23<br />

2.2 Interaktion des Modells mit se<strong>in</strong>er virtuellen Umgebung . . . . . . . . 25<br />

2.2.1 Biomech<strong>an</strong>ische Aktuatoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26<br />

2.3 Menschmodell <strong>in</strong> SIMPACK . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29<br />

2.3.1 Parametrisierung des Modells . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30<br />

2.3.2 Visualisierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30<br />

2.3.3 Visualisierung mit CAD-Flächen . . . . . . . . . . . . . . . . 31<br />

2.4 Menschmodell <strong>in</strong> ADAMS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34<br />

2.4.1 Unterschiede zu <strong>der</strong> Modellierung unter SIMPACK . . . . . . 34<br />

2.4.2 Parametrisierte Modellierung unter ADAMS . . . . . . . . . . 35<br />

2.4.3 Modellgenerierung mit GENMOD . . . . . . . . . . . . . . . . 35<br />

2.5 Kommerzielle Menschmodelle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37<br />

3 Der virtuelle Unfall 39<br />

3.1 Ansätze zur Kollisionsbeh<strong>an</strong>dlung <strong>in</strong> SIMPACK . . . . . . . . . . . . 40<br />

3.1.1 St<strong>an</strong>dard<strong>an</strong>satz <strong>in</strong> SIMPACK . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40<br />

3.1.2 Eigene Implementation: Gr<strong>und</strong>lagen . . . . . . . . . . . . . . . 41<br />

3.1.3 Kollisionserkennung mit PQP . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43<br />

3.1.4 Die Anwendung von PQP . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45<br />

3.1.5 Unterschiede zu <strong>der</strong> St<strong>an</strong>dardumgebung von SIMPACK . . . . 47<br />

3.1.6 Erweiterung des Flächenkonvertierungstools . . . . . . . . . . 47<br />

3.2 Das Modell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47<br />

3.2.1 Kraftgesetze bei <strong>der</strong> Unfallsimulation . . . . . . . . . . . . . . 48<br />

1


3.3 Unfallrekonstruktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54<br />

3.3.1 Stoßparameter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56<br />

3.4 Klassifizierung von Schädigungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59<br />

3.5 <strong>Simulation</strong>en . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60<br />

3.5.1 Fall 8 Ordnungsnummer 1-5/12 . . . . . . . . . . . . . . . . . 61<br />

3.5.2 Beurteilung <strong>der</strong> <strong>Simulation</strong>sergebnisse von Fall 8 . . . . . . . . 66<br />

3.5.3 Fall 24 Ordnungsnummer 2-12/5 . . . . . . . . . . . . . . . . 68<br />

3.5.4 Beurteilung <strong>der</strong> <strong>Simulation</strong>sergebnisse von Fall 24 . . . . . . . 74<br />

3.5.5 Hypothetischer Fall . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76<br />

3.6 Bewertung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80<br />

3.6.1 Zusammenfassung <strong>der</strong> Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . 80<br />

3.6.2 Beurteilung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80<br />

3.6.3 Ausblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80<br />

4 Anwendung: Das H<strong>an</strong>d-Arm-System 82<br />

4.1 St<strong>an</strong>d <strong>der</strong> Forschung: H<strong>an</strong>d-Arm-System . . . . . . . . . . . . . . . . 82<br />

4.1.1 Norm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83<br />

4.1.2 Wirkung von Vibrationen auf den Bediener . . . . . . . . . . . 84<br />

4.1.3 Vorh<strong>an</strong>dene Datenquellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85<br />

4.1.4 Admitt<strong>an</strong>ztensor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85<br />

4.1.5 <strong>Simulation</strong>smodelle als virtueller Prüfst<strong>an</strong>d . . . . . . . . . . . 87<br />

4.1.6 Vorarbeiten / Quellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87<br />

4.1.7 Geeignete Messmethoden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87<br />

4.2 Modell des H<strong>an</strong>d-Arm-Systems . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89<br />

4.2.1 Segmente . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89<br />

4.2.2 Gelenke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89<br />

4.2.3 Aktuatoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91<br />

4.2.4 Realisierung <strong>in</strong> SIMPACK <strong>und</strong> ADAMS . . . . . . . . . . . . 96<br />

4.2.5 Validierung <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d von Messungen . . . . . . . . . . . . . . . 97<br />

4.3 H<strong>an</strong>d-Arm-<strong>Simulation</strong>en . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101<br />

4.3.1 Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109<br />

4.4 Parameterstudien bei <strong>der</strong> H<strong>an</strong>d-Arm-<strong>Simulation</strong> . . . . . . . . . . . . 110<br />

4.4.1 Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 122<br />

4.5 Der E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Schwabbelmassen im HAS-Modell . . . . . . . . . . 123<br />

4.5.1 Energiedissipation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 123<br />

4.5.2 <strong>Simulation</strong>en . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 124<br />

4.5.3 Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 131<br />

4.6 Bewertung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 132<br />

4.6.1 Zusammenfassung <strong>der</strong> Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . 132<br />

4.6.2 Beurteilung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 132<br />

4.6.3 Ausblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 135<br />

2


5 Techniken zur Sensitivitäts<strong>an</strong>alyse <strong>und</strong> Optimierung 138<br />

5.1 Sensitivitäts<strong>an</strong>alyse <strong>und</strong> Optimierung bei MKS-Modellen . . . . . . . 139<br />

5.2 PKW-Fußgänger Unfall . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 142<br />

5.2.1 Geeignete Bewertungsfunktionen . . . . . . . . . . . . . . . . 142<br />

5.2.2 Sensitivitätsstudien beim Unfallmodell . . . . . . . . . . . . . 143<br />

5.2.3 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 149<br />

5.3 H<strong>an</strong>d-Arm-System . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 151<br />

5.3.1 Bewertungsfunktion beim H<strong>an</strong>d-Arm-Modell . . . . . . . . . . 151<br />

5.3.2 Sensitivitäts<strong>an</strong>alysen beim H<strong>an</strong>d-Arm-System . . . . . . . . . 155<br />

5.3.3 Optimieren des HAS im Frequenzraum . . . . . . . . . . . . . 162<br />

5.3.4 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 167<br />

5.4 Zusammenfassung: Sensitivitäts<strong>an</strong>alyse <strong>und</strong> Optimierung . . . . . . . 167<br />

6 Zusammenfassung <strong>und</strong> Ausblick 169<br />

6.1 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 169<br />

6.2 Ausblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 172<br />

A Parameter <strong>der</strong> Modelle 174<br />

A.1 Abschätzung des Schwabbelmassen<strong>an</strong>teils . . . . . . . . . . . . . . . . 174<br />

A.2 Ankopplung <strong>der</strong> Schwabbelmassen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 175<br />

A.3 Parameter des H<strong>an</strong>dpolsters . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 177<br />

A.4 Gelenksteifigkeiten H<strong>an</strong>d-Arm-Modell . . . . . . . . . . . . . . . . . . 178<br />

A.5 Modellparameter Unfallsimulation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 179<br />

B GENMOD: Matlabrout<strong>in</strong>en 181<br />

B.1 genmod.m . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 181<br />

B.2 mbsstruct.m . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 182<br />

B.3 sett<strong>in</strong>gs.m . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 182<br />

B.4 <strong>an</strong>topometric.m . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 183<br />

B.5 values.m . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 183<br />

B.6 designvars.m . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 183<br />

B.7 bodys.m . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 184<br />

B.8 jo<strong>in</strong>ts.m . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 185<br />

B.9 statevars.m . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 187<br />

B.10 measures.m . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 187<br />

C Beurteilung <strong>der</strong> e<strong>in</strong>gesetzten MKS-Programme 188<br />

C.1 Beurteilung ADAMS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 188<br />

C.2 Beurteilung SIMPACK . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 189<br />

C.3 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 190<br />

D Verwendete Wortabkürzungen 191<br />

3


E Literaturverzeichnis 193<br />

Tabellenverzeichnis<br />

1 Gelenke <strong>und</strong> Freiheitsgrade des Modells . . . . . . . . . . . . . . . . . 25<br />

2 Def<strong>in</strong>ierte Kontakte bei <strong>der</strong> Unfallsimulation . . . . . . . . . . . . . . 49<br />

3 Analytische Näherungen für den Stoßvorg<strong>an</strong>g . . . . . . . . . . . . . 57<br />

4 Validierung <strong>der</strong> <strong>an</strong>alytischen Näherungen . . . . . . . . . . . . . . . . 58<br />

5 Parameter für das Schw<strong>in</strong>gungsmodell des HAS . . . . . . . . . . . . 83<br />

6 Gelenkstruktur: Vari<strong>an</strong>ten des 3-dimensionalen Armmodells . . . . . 91<br />

7 Variationsbereich <strong>der</strong> Rauhigkeitsabschätzung . . . . . . . . . . . . . 143<br />

8 Bereich <strong>der</strong> Variation <strong>der</strong> Parameter des HAS . . . . . . . . . . . . . 161<br />

9 Optimierung H<strong>an</strong>dpolster (<strong>in</strong> Z) <strong>und</strong> Schwabbelmasse Unterarm . . . 164<br />

10 Ergebnisse <strong>der</strong> Optimierung <strong>der</strong> Parameter des HAS-Modells . . . . . 164<br />

11 Masse <strong>und</strong> Trägheit <strong>der</strong> Schwabbelmassen . . . . . . . . . . . . . . . 175<br />

12 H<strong>an</strong>dpolsterparameter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 177<br />

13 Vergleich <strong>der</strong> Literaturwerte für Gelenksteifigkeiten . . . . . . . . . . 178<br />

14 Gelenkstruktur HAS: Realisierte Vari<strong>an</strong>te . . . . . . . . . . . . . . . . 179<br />

15 Parameter <strong>der</strong> B<strong>an</strong>dscheiben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 179<br />

16 Gelenksteifigkeiten bei Unfallmodell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 180<br />

17 Kontaktparameter bei Unfallmodell (Fall 8) . . . . . . . . . . . . . . 180<br />

18 Pseudocode genmod.m . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 181<br />

19 Hierarchie des Modellgenerators . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 182<br />

4


Gr<strong>und</strong>lagen 5<br />

1 Computersimulation <strong>und</strong> <strong>Biomech<strong>an</strong>ik</strong><br />

Der Forschungsbereich <strong>Biomech<strong>an</strong>ik</strong> ist stark <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>är ausgerichtet. Es beschäftigen<br />

sich die verschiedensten Diszipl<strong>in</strong>en mit biomech<strong>an</strong>ischen Fragestellungen.<br />

Da die Gr<strong>und</strong>lage <strong>der</strong> <strong>Biomech<strong>an</strong>ik</strong>, nämlich die Beschreibung <strong>der</strong> Gesetzmäßigkeiten<br />

<strong>der</strong> Mech<strong>an</strong>ik, auf dem Gebiet <strong>der</strong> Physik liegt, lässt sich die <strong>Biomech<strong>an</strong>ik</strong> als<br />

Teilgebiet <strong>der</strong> Computational Physic bzw. des Wissenschaftlichen Rechnens auffassen.<br />

Um sich mit Computersimulationen physikalischer Systeme, <strong>in</strong> diesem Fall biomech<strong>an</strong>ischer<br />

Systeme, ause<strong>in</strong><strong>an</strong><strong>der</strong>setzen zu können, muss m<strong>an</strong> sich mit Computern <strong>und</strong><br />

<strong>Simulation</strong>stechniken beschäftigen. Unter dem Begriff Computer sollen hier neben<br />

<strong>der</strong> re<strong>in</strong>en Hardware <strong>und</strong> den verschiedenen Betriebssystemen auch Programmiersprachen,<br />

GUI 1 ,API 2 , Visualisierung, Kollisionserkennung <strong>und</strong> digitale Signalverarbeitung<br />

gen<strong>an</strong>nt werden. Um die physikalischen Gesetze <strong>der</strong> <strong>Biomech<strong>an</strong>ik</strong> <strong>in</strong> <strong>Simulation</strong>en<br />

umsetzen zu können, muss vorh<strong>an</strong>dene Software <strong>an</strong>gewendet <strong>und</strong> m<strong>an</strong>chmal<br />

auch erweitert werden. Gegebenenfalls müssen auch eigene Programme entwickelt<br />

werden.<br />

Um die Problemstellungen <strong>der</strong> <strong>Biomech<strong>an</strong>ik</strong> lösen zu können, müssen nicht nur<br />

die physikalischen Gesetze <strong>der</strong> Starrkörperbewegung berücksichtigt werden, son<strong>der</strong>n<br />

auch Gr<strong>und</strong>lagen aus Mediz<strong>in</strong>, Biologie, sowie den Neuro- <strong>und</strong> Ingenieurswissenschaften.<br />

Es müssen Messungen gepl<strong>an</strong>t <strong>und</strong> durchgeführt <strong>und</strong> Messergebnisse aufbereitet<br />

<strong>und</strong> <strong>in</strong>terpretiert werden. Parallel hierzu s<strong>in</strong>d Modelle zu erstellen <strong>und</strong> <strong>der</strong>en<br />

Dynamik <strong>in</strong> <strong>Simulation</strong>en zu berechnen.<br />

1.1 Ziele dieser Arbeit<br />

Es soll e<strong>in</strong> mech<strong>an</strong>isches Menschmodell beschrieben werden, welches <strong>in</strong> Wechselwirkung<br />

mit se<strong>in</strong>er (virtuellen) Umwelt treten k<strong>an</strong>n. Diese Fragestellung ist beson<strong>der</strong>s<br />

im H<strong>in</strong>blick auf die <strong>Simulation</strong> <strong>der</strong> mech<strong>an</strong>ischen Mensch-Masch<strong>in</strong>e-Schnittstelle von<br />

zunehmen<strong>der</strong> Bedeutung.<br />

Das entwickelte Menschmodell wird d<strong>an</strong>n <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er passiven G<strong>an</strong>zkörperbewegung<br />

e<strong>in</strong>gesetzt. Als Anwendung wurde <strong>der</strong> Unfall zwischen Personenkraftwagen <strong>und</strong> Fußgänger<br />

gewählt.<br />

Als weitere Anwendung wird e<strong>in</strong> reduziertes Modell als Beispiel e<strong>in</strong>er <strong>Simulation</strong> <strong>der</strong><br />

mech<strong>an</strong>ischen Mensch-Masch<strong>in</strong>e-Schnittstelle beschrieben. Das Modell beschreibt<br />

das menschliche H<strong>an</strong>d-Arm-System <strong>und</strong> se<strong>in</strong> Verhalten bei E<strong>in</strong>leitung von Vibrationen.<br />

In e<strong>in</strong>em weiteren Kapitel wird auf die Problematik e<strong>in</strong>geg<strong>an</strong>gen, dass biomech<strong>an</strong>ische<br />

Modelle oft e<strong>in</strong>e Vielzahl von nur ungenau bek<strong>an</strong>nten Parametern be<strong>in</strong>halten.<br />

1 Graphical User Interface<br />

2 A Programmers Interface


6 Gr<strong>und</strong>lagen<br />

Es sollen Möglichkeiten aufgezeigt werden, wie sich Aussagekraft o<strong>der</strong> Parametersicherheit<br />

<strong>der</strong> Modelle bewerten lässt.<br />

1.2 Motivation<br />

Forschung auf dem Gebiet <strong>der</strong> <strong>Biomech<strong>an</strong>ik</strong> untersucht im weitesten S<strong>in</strong>ne das Wechselspiel<br />

<strong>der</strong> auf <strong>und</strong> <strong>in</strong> biologischen Strukturen wirkenden Kräfte <strong>und</strong> <strong>der</strong> dadurch<br />

determ<strong>in</strong>ierten Bewegung, Belastung <strong>und</strong> Be<strong>an</strong>spruchung. Oft ist ebenfalls von Interesse,<br />

die Auswirkungen <strong>der</strong> mech<strong>an</strong>ischen Eigenschaften biologischer Strukturen<br />

<strong>und</strong> Materialien, respektive <strong>der</strong>en Bewegung, auf technische Systeme zu untersuchen<br />

(Mensch-Masch<strong>in</strong>e-Schnittstelle).<br />

Die ras<strong>an</strong>te Entwicklung von Soft- <strong>und</strong> Hardware <strong>in</strong> den letzten Jahren schuf die<br />

Gr<strong>und</strong>lage für immer komplexere <strong>Simulation</strong>smodelle.<br />

E<strong>in</strong>e gr<strong>und</strong>legende Motivation für die Durchführung von <strong>Simulation</strong>en ist, dass die<br />

<strong>Modellbildung</strong> <strong>und</strong> <strong>Simulation</strong> pr<strong>in</strong>zipiell nötig ist, um Messungen überhaupt <strong>in</strong>terpretieren<br />

(<strong>und</strong> damit auch pl<strong>an</strong>en) zu können. Erst e<strong>in</strong>e Modellvorstellung über<br />

die Zusammenhänge ermöglicht es, abzuschätzen, welche Größen gemessen werden<br />

müssen. Die Resultate dieser Messungen bestätigen o<strong>der</strong> wi<strong>der</strong>legen die primär gemachten<br />

Annahmen, so dass gegebenenfalls e<strong>in</strong> korrigiertes Modell erstellt werden<br />

muss, was wie<strong>der</strong>um zu neuen Messreihen führen k<strong>an</strong>n. Messungen ohne e<strong>in</strong>e Modellvorstellung<br />

über die <strong>in</strong>neren Zusammenhänge des gemessenen Systems s<strong>in</strong>d also<br />

nicht s<strong>in</strong>nvoll!<br />

Die Computersimulation ist auch deshalb e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> Hauptzweige <strong>der</strong> <strong>Biomech<strong>an</strong>ik</strong>,<br />

da Experimente o<strong>der</strong> <strong>in</strong>vasive Messungen mit <strong>und</strong> <strong>an</strong> Lebewesen, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e beim<br />

Menschen, aus ethischen Gründen nur <strong>in</strong> g<strong>an</strong>z gewissem Rahmen durchführbar s<strong>in</strong>d.<br />

Oft <strong>in</strong>teressiert das mech<strong>an</strong>ische Verhalten beson<strong>der</strong>s im grenzwertigen <strong>und</strong> traumatisierenden<br />

Bereich.<br />

M<strong>an</strong> denke <strong>an</strong> folgende, von Hospach [41] untersuchte Fragestellung: Es sollten Gerüstabstürze<br />

mit eventueller Verletzungsfolge untersucht werden, um die Auslegung<br />

von Gerüstbohlen zu optimieren. Natürlich konnte e<strong>in</strong> Experiment mit e<strong>in</strong>em Prob<strong>an</strong>den<br />

hier nicht realisiert werden. E<strong>in</strong>e denkbare Lösung dieses Dilemmas war nun<br />

<strong>der</strong> Dummyversuch. Versuche ergaben, dass <strong>der</strong> Dummy ke<strong>in</strong>e realistischen L<strong>an</strong>deversuche<br />

<strong>und</strong> Abf<strong>an</strong>gbewegungen realisieren k<strong>an</strong>n. Das bedeutet, dass auch die Reaktionskräfte<br />

auf die Bohle beim Dummyversuch nicht realistisch s<strong>in</strong>d. Der <strong>in</strong> diesem<br />

Fall gewählte Weg war, Messungen im nicht traumatisierenden Höhenbereich durchzuführen<br />

<strong>und</strong> mit diesen e<strong>in</strong> <strong>Simulation</strong>smodell zu validieren. Nun konnte das Modell<br />

die Dynamik <strong>in</strong> den traumatisierenden Höhenbereich extrapolieren. Natürlich wird<br />

die Prediktionsgüte biomech<strong>an</strong>ischer <strong>Simulation</strong>en mit steigendem Extrapolationsbereich<br />

schlechter, aber m<strong>an</strong> hat gr<strong>und</strong>sätzlich e<strong>in</strong>en vertretbaren Zug<strong>an</strong>g zu solchen<br />

Fragestellungen.<br />

E<strong>in</strong> biomech<strong>an</strong>isches Modell k<strong>an</strong>n auch dazu her<strong>an</strong>gezogen werden, um Messungen


Gr<strong>und</strong>lagen 7<br />

<strong>an</strong> biologischen Strukturen durch <strong>Simulation</strong>srgebnisse zu ersetzen. M<strong>an</strong> denke hier<br />

<strong>an</strong> <strong>in</strong>nere Strukturen <strong>und</strong> Parameter, die nur <strong>in</strong>vasiv messbar s<strong>in</strong>d. Im konkreten<br />

Fallbeispiel ” H<strong>an</strong>d-Arm-System“ (HAS) k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> hier zum Beispiel <strong>an</strong> die Belastungen<br />

<strong>und</strong> Be<strong>an</strong>spruchungen <strong>der</strong> Gelenke denken, o<strong>der</strong> <strong>an</strong> das Übertragungsverhalten<br />

bezüglich <strong>in</strong>duzierter Vibration. Denkbar wären auch weiterh<strong>in</strong> Abschätzungen darüber,<br />

<strong>an</strong> welcher Stelle des HAS wie viel Leistung <strong>in</strong> bestimmten Frequenzbän<strong>der</strong>n<br />

dissipiert wird.<br />

E<strong>in</strong> <strong>Simulation</strong>smodell k<strong>an</strong>n auch bei <strong>in</strong>dustriellen Entwicklungsprozessen im Rahmen<br />

<strong>der</strong> Mensch-Masch<strong>in</strong>e-Schnittstelle zum E<strong>in</strong>satz kommen. M<strong>an</strong> denke hier <strong>an</strong><br />

Rapid Prototyp<strong>in</strong>g, wo die Optimierung von Geräten im H<strong>in</strong>blick auf die Wechselwirkung<br />

mit dem Bediener untersucht werden k<strong>an</strong>n. Hier wird durch e<strong>in</strong> Modell<br />

des Menschen die <strong>Simulation</strong> nicht nur des Gerätes, son<strong>der</strong>n des Gesamtsystems<br />

möglich.<br />

E<strong>in</strong> weiterer E<strong>in</strong>satzzweck läge im Bereich aktiv geregelter Mensch-Masch<strong>in</strong>e-Schnittstellen<br />

(z.B. adaptive Airbags, virtueller Prüfst<strong>an</strong>d), <strong>in</strong> dem e<strong>in</strong> echtzeitfähiges <strong>Simulation</strong>smodell<br />

parallel im Regelkreis mitgeführt wird, um Abgleiche zwischen Soll<strong>und</strong><br />

Istwert zu realisieren.<br />

1.3 <strong>Modellbildung</strong> <strong>und</strong> <strong>Simulation</strong><br />

Vor <strong>der</strong> eigentlichen <strong>Simulation</strong> steht die <strong>Modellbildung</strong>. Es ist hierzu nötig, die<br />

Realität <strong>in</strong> e<strong>in</strong> vere<strong>in</strong>fachtes Modell zu überführen. E<strong>in</strong> gutes Modell ist immer e<strong>in</strong><br />

Kompromiss zwischen Vere<strong>in</strong>fachung <strong>und</strong> Komplexität. E<strong>in</strong>e höhere Modellkomplexität<br />

führt nicht immer zw<strong>an</strong>gsläufig nur zu besseren Ergebnissen, son<strong>der</strong>n vielleicht<br />

nur zu e<strong>in</strong>er Erhöhung <strong>der</strong> Parameter<strong>an</strong>zahl. Zum e<strong>in</strong>en s<strong>in</strong>d Pr<strong>in</strong>zipien nur<br />

<strong>in</strong> niedrig-dimensionalen Systemen klar erkennbar. Zum <strong>an</strong><strong>der</strong>en ist es beson<strong>der</strong>s <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Biomech<strong>an</strong>ik</strong> schwer, jedem freien Parameter e<strong>in</strong>en geeigneten Wert zuzuweisen.<br />

Durch die sehr e<strong>in</strong>geschränkten Messmöglichkeiten am lebenden Mensch müssen oft<br />

nähernde Annahmen getroffen werden, was dazu führt, dass mit steigen<strong>der</strong> Parameter<strong>an</strong>zahl<br />

die Vorhersageunsicherheit des Modells zunimmt. Jedoch führt e<strong>in</strong>e zu<br />

starke Vere<strong>in</strong>fachung zur Unterschlagung wesentlicher Eigenschaften, was ebenfalls<br />

das <strong>Simulation</strong>sergebnis <strong>in</strong> <strong>der</strong> Aussagekraft schwächt. Somit ist es unabd<strong>in</strong>gbar, die<br />

<strong>Modellbildung</strong> nicht als e<strong>in</strong>en <strong>der</strong> eigentlichen <strong>Simulation</strong> vorgeordneten Prozess zu<br />

betrachten, son<strong>der</strong>n <strong>Modellbildung</strong>, <strong>Simulation</strong> <strong>und</strong> Modellvalidierung als iterativen<br />

Prozess zu verstehen <strong>und</strong> umzusetzen.<br />

Zielsetzung: Letztlich will m<strong>an</strong> Wissen bzw. Informationen gew<strong>in</strong>nen. Es geht<br />

darum, aus e<strong>in</strong>em realen Szenario genug Information <strong>in</strong> e<strong>in</strong> geeignetes Modell abzubilden,<br />

so dass m<strong>an</strong> e<strong>in</strong> besseres Verständnis <strong>der</strong> <strong>in</strong>neren Zusammenhänge gew<strong>in</strong>nen,<br />

o<strong>der</strong> nicht direkt messbare Größen durch die <strong>Simulation</strong> bestimmen k<strong>an</strong>n. E<strong>in</strong>e<br />

<strong>Simulation</strong> wird hier als Werkzeug zur Untersuchung des Verhaltens e<strong>in</strong>es physikali-


8 Gr<strong>und</strong>lagen<br />

schen Systems mittels e<strong>in</strong>es Modells verst<strong>an</strong>den. E<strong>in</strong> Modell ist per Def<strong>in</strong>ition nicht<br />

mit dem real Gegebenen gleichzusetzen. Es k<strong>an</strong>n aber von e<strong>in</strong>em Modell erwartet<br />

werden, dass es die relev<strong>an</strong>ten Eigenschaften des real Gegebenen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em gewissen<br />

Def<strong>in</strong>itionsbereich mit befriedigen<strong>der</strong> Genauigkeit reproduziert.<br />

Um dies sicherzustellen, muss <strong>der</strong> Abstraktionsgrad des Modells geeignet gewählt<br />

werden:<br />

Modell zu e<strong>in</strong>fach → Falsche Ergebnisse wegen m<strong>an</strong>gelhafter Abbildung<br />

<strong>der</strong> Eigenschaften des realen Objekts<br />

Modell zu komplex → Unsichere Ergebnisse, da zu viele Modellparameter<br />

nur ungenau festgelegt werden können<br />

<strong>Modellbildung</strong> <strong>und</strong> Validierung s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> iterativer Prozess <strong>in</strong> dessen Verlauf Modelle<br />

entstehen sollten, die geeignet s<strong>in</strong>d, die untersuchten Phänomene zu simulieren <strong>und</strong><br />

somit zu erklären. Darüber h<strong>in</strong>aus könnte das Modell weitere Phänomene vorhersagen.<br />

Die Abbildung 1 soll das iterative Vorgehen visualisieren.<br />

Die Güte e<strong>in</strong>es Modells hängt davon ab,<br />

1. wie vielfältig reale Phänomene ohne Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Modellstruktur <strong>und</strong> e<strong>in</strong>zig<br />

durch Wahl variierter Modellparameterwerte reproduziert werden können<br />

(Anpassung/Interpolation)<br />

2. ob Vorhersagen über Phänomene gemacht werden können, die erst a posteriori<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Messung bestätigt werden (Extrapolation)<br />

E<strong>in</strong>e Reihe von Techniken zur Parameteridentifikation, Parameteroptimierung <strong>und</strong><br />

Sensitivitäts<strong>an</strong>alyse beg<strong>in</strong>nt im Bereich <strong>der</strong> MKS-Modellierung E<strong>in</strong>zug zu halten.<br />

Dies wird <strong>in</strong> Zukunft helfen, den Vorg<strong>an</strong>g <strong>der</strong> <strong>Modellbildung</strong> <strong>und</strong> Validierung tr<strong>an</strong>sparenter,<br />

sicherer <strong>und</strong> effektiver zu gestalten. Zur Zeit s<strong>in</strong>d die entsprechenden mathematischen<br />

Methoden nur unzureichend mit <strong>der</strong> <strong>Simulation</strong>ssoftware verwoben, so<br />

dass vieles im Pr<strong>in</strong>zip noch durch Versuch <strong>und</strong> Irrtum untersucht wird.<br />

Um von <strong>der</strong> Realität zu Modell <strong>und</strong> <strong>Simulation</strong> zu gel<strong>an</strong>gen, s<strong>in</strong>d folgende Schritte<br />

zu gehen:<br />

⋄ Modellvorstellung entwickeln<br />

⋄ Modell <strong>in</strong> Gleichungen beschreiben<br />

⋄ geeignete numerische <strong>Simulation</strong> durchführen<br />

⋄ Validierung, Parameteridentifikation, Parameterbestimmung <strong>und</strong> ggf. Modellvorstellung<br />

korrigieren


Gr<strong>und</strong>lagen 9<br />

Das Resultat ist e<strong>in</strong> Modell, das genau genommen erst e<strong>in</strong>mal nur geeignet ist, die<br />

zur Validierung her<strong>an</strong>gezogenen Messungen zu reproduzieren. E<strong>in</strong>e Variation <strong>der</strong><br />

R<strong>an</strong>dbed<strong>in</strong>gungen o<strong>der</strong> Parameter führt letztendlich ja zu <strong>an</strong><strong>der</strong>en Ergebnissen. Extrapoliert<br />

m<strong>an</strong> mit dem Modell, heraus aus dem durch die Messungen festgelegten<br />

Def<strong>in</strong>itionsbereich, so muss m<strong>an</strong> mit wachsendem Abst<strong>an</strong>d mit ger<strong>in</strong>gerer Prediktionsgüte<br />

rechnen.<br />

1.4 Computergestützte Verfahren <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Biomech<strong>an</strong>ik</strong><br />

Hier soll kurz e<strong>in</strong> Überblick über e<strong>in</strong>ige <strong>Simulation</strong>stechniken <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Biomech<strong>an</strong>ik</strong><br />

gegeben werden. Im Pr<strong>in</strong>zip legt die zu untersuchende Frage das letztlich <strong>an</strong>zuwendende<br />

Verfahren fest. Es kommen zur Anwendung:<br />

⋄ Mehrkörpersysteme (MKS): E<strong>in</strong>e durch Zw<strong>an</strong>gsbed<strong>in</strong>gungen gebildete k<strong>in</strong>ematische<br />

Kette mehrerer Starrkörper resultiert <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Satz von Bewegungsgleichungen,<br />

welcher die Dynamik des Systems beschreibt.<br />

⊲ Vorwärtssimulation: E<strong>in</strong> Modell, <strong>in</strong> dem festzulegende Kräfte <strong>und</strong> Momente<br />

zeitabhängig wirken, wird <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zeit <strong>in</strong>tegriert, um die Bewegung<br />

o<strong>der</strong> das Verhalten bei Interaktion zu synthetisieren.<br />

⊲ Inverse Dynamik: E<strong>in</strong> Bewegungsablauf wird als bek<strong>an</strong>nt vorausgesetzt<br />

(z.B. Messung), <strong>und</strong> durch die Analyse werden die wirkenden <strong>in</strong>neren <strong>und</strong><br />

evtl. äußeren Kräfte <strong>und</strong> Momente berechnet.<br />

Beide Verfahren f<strong>in</strong>den <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Biomech<strong>an</strong>ik</strong> Anwendung. Zu beachten ist jedoch,<br />

dass die <strong>in</strong>verse Dynamik bei e<strong>in</strong>em, nicht zur Messung passenden Modell,<br />

zwar die Bewegung reproduzieren k<strong>an</strong>n, aber hierbei große Artefakte <strong>in</strong><br />

den berechneten Kräften <strong>und</strong> Momenten auftreten [32], was bei unzureichen<strong>der</strong><br />

H<strong>in</strong>terfragung des Ergebnisses unbemerkt bleiben k<strong>an</strong>n. Diese Artefakte<br />

lassen sich aber h<strong>an</strong>dhaben ([28]). Bei <strong>der</strong> Vorwärtssimulation h<strong>in</strong>gegen erkennt<br />

m<strong>an</strong> <strong>an</strong> <strong>der</strong> Abweichung <strong>der</strong> synthetisierten Bewegung zur gemessenen<br />

o<strong>der</strong> erwarteten Größe Modellierungsfehler direkter.<br />

⋄ F<strong>in</strong>ite Elemente Methode (FEM): E<strong>in</strong>e räumliche Struktur wird diskretisiert,<br />

um e<strong>in</strong>en Satz von partiellen Differentialgleichungen (PDE) zu erhalten. Nach<br />

Festlegung von R<strong>an</strong>dwerten wird die Lösung <strong>der</strong> PDE berechnet. Dieses Verfahren<br />

wird <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Biomech<strong>an</strong>ik</strong> <strong>an</strong>gewendet, wenn es auf das Deformationsverhalten<br />

e<strong>in</strong>zelner Körperteile <strong>an</strong>kommt.<br />

Aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> nichtl<strong>in</strong>earen Materialgesetze <strong>und</strong> des <strong>in</strong>homogenen Aufbaus<br />

menschlicher Körperteile, s<strong>in</strong>d FEM-Analysen <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Biomech<strong>an</strong>ik</strong> nur <strong>in</strong> speziellen<br />

Fällen e<strong>in</strong>zusetzen. Insbeson<strong>der</strong>e auf dem Gebiet <strong>der</strong> <strong>Simulation</strong> von<br />

Insassenverletzungen o<strong>der</strong> PKW-Fußgängerunfällen ist es möglich mit dem


10 Gr<strong>und</strong>lagen<br />

<strong>Simulation</strong>sprogramm MADYMO (TNO) FEM Methoden mit e<strong>in</strong>em MKS-<br />

Menschmodell zu verb<strong>in</strong>den. Bei diesen Fragestellungen werden auch die Programme<br />

Pamcrash o<strong>der</strong> LS-Dyna e<strong>in</strong>gesetzt.<br />

Die Strukturen von Knochen, Bän<strong>der</strong>n <strong>und</strong> realistischen aktiven Muskeln lassen<br />

sich moment<strong>an</strong> kaum <strong>in</strong> e<strong>in</strong> geeignetes FEM-G<strong>an</strong>zkörpermodell des Menschen<br />

umsetzen, weshalb FEM häufig dort verwendet wird, wo diese Komplikationen<br />

nicht <strong>in</strong> den Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong> treten. E<strong>in</strong> Beispiel hierfür s<strong>in</strong>d Hüftgelenksimpl<strong>an</strong>tate.<br />

Die Methode <strong>der</strong> f<strong>in</strong>iten Elemente erfor<strong>der</strong>t zudem die Bestimmung<br />

von wesentlich mehr Materialparametern als bei e<strong>in</strong>em MKS-Modell<br />

benötigt werden. Das MKS-Modell ist niedrigdimensionaler <strong>und</strong> somit reduktionistischer.<br />

Um ausladende komplexe G<strong>an</strong>zkörperbewegungen zu simulieren, bei denen <strong>der</strong><br />

Fokus auf <strong>der</strong> aktiven Bewegungssynthese liegt, ist e<strong>in</strong> MKS-Modell besser geeignet<br />

als e<strong>in</strong> FEM-Modell, weil dynamische FEM-Analysen e<strong>in</strong> Vielfaches <strong>an</strong><br />

Rechenzeit benötigen. M<strong>an</strong> denke hier zum Beispiel <strong>an</strong> die geregelte Synthese<br />

des menschlichen dreidimensionalen Gehens.<br />

Aus diesem Gr<strong>und</strong> kommen dynamische FEM-Analysen bei biomech<strong>an</strong>ischen<br />

Studien zur Zeit meist nur bei Crash-Analysen zum E<strong>in</strong>satz.<br />

Es ist mittlerweile <strong>in</strong> kommerziellen Programmpaketen möglich, FEM <strong>und</strong> MKS mite<strong>in</strong><strong>an</strong><strong>der</strong><br />

zu koppeln. Erfahrungen aus biomech<strong>an</strong>ischen Anwendungen liegen bisl<strong>an</strong>g<br />

jedoch nur mit dem Program MADYMO vor.<br />

Spezielle Fragestellungen wie<strong>der</strong>um erfor<strong>der</strong>n spezielle <strong>Simulation</strong>stechniken: M<strong>an</strong><br />

denke hier beispielsweise <strong>an</strong> die fluidmech<strong>an</strong>ische Untersuchung <strong>der</strong> Blutströme.


Gr<strong>und</strong>lagen 11<br />

4 A = � E J � J � � A I I K � C<br />

� � @ A � � > E � @ K � C<br />

2 = H = � A J A H M = D �<br />

5 J = � @ = H @ � � � @ A � � �<br />

/ � A E ? D K � C I � � I K � C � 1 � J A C H = J E � �<br />

) � = � O I A<br />

� A E J H A E D A � � 6 H = � A � J � H E A �<br />

E � L A H I A , O � = � E �<br />

5 J H K � J K H B E � @ K � C � 2 = H = � A J A H E @ A � J E B E � = J E � �<br />

� 5 E � K � = J E � �<br />

� � @ A � � A � J M E ? � � K � C<br />

5 O � J D A I A<br />

) � F = I I K � C<br />

@ E H A � J A , O � = � E �<br />

= F H E � H E<br />

1 � J A H F � � = J E � �<br />

4 A F H � @ K � J E � � @ A H<br />

8 A H C = � C A � D A E J<br />

1 � J A H F H A J = J E � � @ A H � A I I M A H J A @ K H ? D 4 A F H � @ K � J E � � @ A H<br />

� A I I K � C � E J J A � I . A I J � A C K � C @ A H � � @ A � � F = H = � A J A H<br />

Abb. 1: Iterativer Prozess <strong>der</strong> <strong>Modellbildung</strong><br />

� A I I A H C A > � E I<br />

) > C � A E ? D �<br />

- N J H = F � � = J E � �<br />

5 E � K � = J E � � I A H C A > � E I<br />

8 � H D A H I = C A E � @ E A<br />

� K � K � B J<br />

= F � I J A H E � H E


12 Gr<strong>und</strong>lagen<br />

1.5 Starrkörperketten<br />

Die Bewegung e<strong>in</strong>es Starrkörpers im 3-dimensionalen Raum lässt sich durch die<br />

Newton-Euler-Gleichungen beschreiben. E<strong>in</strong> freier Starrkörper hat 6 Freiheitsgrade.<br />

Das bedeutet, dass e<strong>in</strong> System aus 6 Gleichungen die Bewegung beschreibt (mit<br />

den Größen Masse m, Kraftvektor F , Momentenvektor M, Trägheitstensor I sowie<br />

W<strong>in</strong>kelgeschw<strong>in</strong>digkeit ω):<br />

m¨x = Fx (1)<br />

m¨y = Fy<br />

m¨z = Fz<br />

Ixx ˙ωx − ωyωz(Iyy − Izz) = Mx<br />

Iyy ˙ωy − ωzωx(Izz − Ixx) = My<br />

Izz ˙ωz − ωxωy(Ixx − Iyy) = Mz<br />

Betrachtet m<strong>an</strong> nun e<strong>in</strong> System aus n Starrkörpern ergeben sich also 6n Gleichungen.<br />

Diese müssen zweimal <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zeit <strong>in</strong>tegriert werden, um aus den Startwerten<br />

zur Zeit t0, <strong>und</strong> den auf den Körper wirkenden Kräften <strong>und</strong> Momenten, den Systemzust<strong>an</strong>d<br />

zur Zeit t zu gew<strong>in</strong>nen. Somit k<strong>an</strong>n die Bewegung <strong>der</strong> n freien Starrkörper<br />

zu jedem späteren Zeitpunkt bestimmt werden (im Rahmen <strong>der</strong> Gültigkeit <strong>der</strong> determ<strong>in</strong>istischen<br />

Mech<strong>an</strong>ik). Meist werden die n Starrkörper aber nicht vollkommen<br />

frei, son<strong>der</strong>n durch Gelenke mite<strong>in</strong><strong>an</strong><strong>der</strong> verb<strong>und</strong>en se<strong>in</strong>. Dies bedeutet, dass nicht<br />

alle 6n Freiheitsgrade unabhängig vone<strong>in</strong><strong>an</strong><strong>der</strong> e<strong>in</strong>genommen werden, son<strong>der</strong>n m<br />

Freiheitsgrade gesperrt s<strong>in</strong>d. Dies muss durch m zusätzliche Kräfte o<strong>der</strong> Momente<br />

berücksichtigt werden. Diese zw<strong>in</strong>gen die Körper, die durch die Gelenke vorgegebenen<br />

E<strong>in</strong>schränkungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bewegung des Systems e<strong>in</strong>zuhalten. Allgeme<strong>in</strong> werden<br />

die Gelenke als Zw<strong>an</strong>gsbed<strong>in</strong>gung bezeichnet, <strong>und</strong> die durch sie verursachten Kräfte<br />

<strong>und</strong> Momente als Zw<strong>an</strong>gskräfte <strong>und</strong> -momente. Nun können im Pr<strong>in</strong>zip drei Wege<br />

beschritten werden, um die Gelenke <strong>in</strong> den Bewegungsgleichungen zu berücksichtigen.<br />

Pr<strong>in</strong>zipiell könnten die Gelenke als Kraftelemente beschrieben werden, welche<br />

aus e<strong>in</strong>er Abweichung δx von dem Kopplungspunkt e<strong>in</strong>e Kraft berechnet. Dies<br />

ist bei biomech<strong>an</strong>ischen Modellen durchaus denkbar, da die Gelenke im menschlichen<br />

Körper wegen <strong>der</strong> elastischen Knorpel weicher s<strong>in</strong>d, als Gelenke <strong>in</strong> technischen<br />

Anwendungen. Dieses Vorgehen würde die tatsächlich gegebene, aber meist ger<strong>in</strong>ge<br />

Verschiebung <strong>der</strong> Knochen gegene<strong>in</strong><strong>an</strong><strong>der</strong> im Gelenk wie<strong>der</strong>geben, aber höhere<br />

Rechenzeiten verursachen. Ferner müssten erst die Parameter für Steifigkeit <strong>und</strong><br />

Dämpfung <strong>der</strong> Knorpel bek<strong>an</strong>nt se<strong>in</strong> o<strong>der</strong> bestimmt werden.<br />

E<strong>in</strong> reduktionistischer Weg ist es, die Zw<strong>an</strong>gsbed<strong>in</strong>gungen als tatsächlichen Zw<strong>an</strong>g zu<br />

betrachten, womit die Bewegungse<strong>in</strong>schränkung exakt e<strong>in</strong>gehalten wird. Dies k<strong>an</strong>n<br />

geschehen, <strong>in</strong>dem m<strong>an</strong> aus den m Zw<strong>an</strong>gsbed<strong>in</strong>gungen m zusätzliche Gleichungen


Gr<strong>und</strong>lagen 13<br />

erstellt. Nun ergeben sich zwei pr<strong>in</strong>zipielle Möglichkeiten:<br />

⋄ M<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n mit den m Gleichungen, welche aus den Zw<strong>an</strong>gsbed<strong>in</strong>gungen resultieren<br />

m Freiheitsgrade elim<strong>in</strong>ieren, so dass nur noch 6n−m Gleichungen <strong>in</strong>tegriert<br />

werden müssen.Dieses Vorgehen entspricht dem Lagr<strong>an</strong>ge-Formalismus,<br />

bei dem durch die E<strong>in</strong>führung generalisierter Koord<strong>in</strong>aten nur die möglichen<br />

Freiheitsgrade beschrieben werden. Die Bewegung wird <strong>in</strong> unabhängigen Koord<strong>in</strong>aten<br />

formuliert. Bei diesem Vorgehen müssen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em zweiten Schritt die<br />

Zw<strong>an</strong>gskräfte <strong>und</strong> Momente berechnet werden. Ferner müssen die unabhängigen<br />

Koord<strong>in</strong>aten ggf. <strong>in</strong> die ursprünglichen Koord<strong>in</strong>aten zurücktr<strong>an</strong>sformiert<br />

werden. Die eigentliche Schwäche dieses Vorgehens liegt dar<strong>in</strong>, dass bei komplexen<br />

3-d Modellen die symbolische Generierung <strong>der</strong> Bewegungsgleichungen<br />

(Elim<strong>in</strong>ation <strong>der</strong> unfreien Koord<strong>in</strong>aten) sehr schnell auf riesige symbolische<br />

Terme führt, welche schlecht h<strong>an</strong>dhabbar s<strong>in</strong>d. Vorteile s<strong>in</strong>d die exakte E<strong>in</strong>haltung<br />

<strong>der</strong> Zw<strong>an</strong>gsbed<strong>in</strong>gungen <strong>und</strong> eventuell kürzere Rechenzeiten gegenüber<br />

dem im folgenden beschriebenen Vorgehen.<br />

⋄ Das im allgeme<strong>in</strong>en gewählte Vorgehen ist daher, die m zusätzlichen Zw<strong>an</strong>gsgleichungen<br />

(<strong>in</strong> den Koord<strong>in</strong>aten ri) zweimal abzuleiten. Die so gewonnenen,<br />

zusätzlichen m Gleichungen (<strong>in</strong> ¨ri) s<strong>in</strong>d nun <strong>in</strong> den gleichen Koord<strong>in</strong>aten wie<br />

die Newton-Euler-Gleichungen, <strong>und</strong> können nun dazu verwendet werden, mit<br />

den 6n Euler-Newton-Bewegungsgleichungen e<strong>in</strong> gegenüber dem Lagr<strong>an</strong>ge-<br />

Formalismus größeres System Ax = b von 6n + m Gleichungen aufzustellen.Dieses<br />

Gleichungssystem muss bei jedem Integrationsschritt gelöst werden.<br />

Der Lösungsvektor x = (¨ri, Zi) be<strong>in</strong>haltet die m Zw<strong>an</strong>gskräfte Zi. Der Nachteil<br />

dieser Methode ist, dass die Zw<strong>an</strong>gsbed<strong>in</strong>gungen nicht explizit e<strong>in</strong>gehalten werden.<br />

Die Zw<strong>an</strong>gsbed<strong>in</strong>gungen werden u.U. rasch verletzt (Driftproblematik).<br />

Daher werden oft Korrekturterme e<strong>in</strong>geführt, welche <strong>in</strong>tuitiv Fe<strong>der</strong>n-Dämpfer-<br />

Elementen entsprechen, welche die Gelenke wie<strong>der</strong> zusammenziehen. Der wesentliche<br />

Vorteil dieser Methode ist h<strong>in</strong>gegen, dass die Gleichungen recht e<strong>in</strong>fach<br />

masch<strong>in</strong>ell generiert werden können <strong>und</strong> tr<strong>an</strong>sparent bleiben.<br />

E<strong>in</strong>e ausführlichere Beschreibung <strong>der</strong> Newton-Euler-Methode f<strong>in</strong>det sich bei Hospach<br />

[41]. Die eigentliche Schwierigkeit bei MKS-<strong>Simulation</strong>en besteht also <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

fehlerfreien Aufstellung <strong>der</strong> im dreidimensionalen Fall recht unh<strong>an</strong>dlichen Bewegungsgleichungen.<br />

Hat m<strong>an</strong> die Gleichungen erst e<strong>in</strong>mal aufgestellt, k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> auf<br />

e<strong>in</strong>e Reihe von effizienten MKS-Integratoren, welche von <strong>der</strong> numerischen Mathematik<br />

hervorgebracht wurden, zurückgreifen. Es sei hier als e<strong>in</strong> Beispiel MexAx [13]<br />

gen<strong>an</strong>nt.


14 Gr<strong>und</strong>lagen<br />

1.6 Gleichungsgeneratoren<br />

Während die Aufstellung <strong>der</strong> Bewegungsgleichungen von H<strong>an</strong>d für e<strong>in</strong>fache zweidimensionale<br />

Probleme noch zu bewerkstelligen ist, ist dies im Allgeme<strong>in</strong>en bei 3dimensionalen<br />

Systemen nicht mehr s<strong>in</strong>nvoll. M<strong>an</strong> benötigt also Generatoren, welche<br />

aus e<strong>in</strong>er Beschreibung des Systems die Bewegungsgleichungen erzeugen. Hospach<br />

[41] erstellte e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>faches Programm bgg, welches die Bewegungsgleichungen <strong>in</strong> drei<br />

Dimensionen (unter <strong>der</strong> Beschränkung auf Kugelgelenke) generieren k<strong>an</strong>n. E<strong>in</strong> komplexerer<br />

Vertreter dieser Generatoren ist NewEul von Schielen [70].<br />

Das Problem, geeignete Gleichungsgeneratoren <strong>und</strong> passende Integratoren zu entwickeln,<br />

k<strong>an</strong>n als gelöst bezeichnet werden. Zwei Punkte schränken diese Aussage<br />

jedoch e<strong>in</strong>: Zum e<strong>in</strong>en s<strong>in</strong>d die entsprechenden Programmumgebungen meist kommerziell,<br />

<strong>und</strong> somit nicht im Quellcode verfügbar, zum <strong>an</strong><strong>der</strong>en s<strong>in</strong>d die Programme<br />

auf das zahlungskräftige Klientel aus <strong>der</strong> Industrie ausgerichtet. Das bedeutet für<br />

den kle<strong>in</strong>en Kreis <strong>der</strong> biomech<strong>an</strong>isch orientierten Anwen<strong>der</strong> starke E<strong>in</strong>schränkungen<br />

<strong>in</strong> dem eigentlich benötigten Funktionsumf<strong>an</strong>g. Diese zwei Punkte sorgen für e<strong>in</strong>ige<br />

Probleme, auf die <strong>in</strong> folgenden Kapiteln e<strong>in</strong>geg<strong>an</strong>gen wird.<br />

1.7 Mehrkörpersysteme<br />

Es existieren Programme, um Mehrkörpersysteme k<strong>in</strong>ematisch zu untersuchen. E<strong>in</strong>ige<br />

kommerzielle Vertreter s<strong>in</strong>d ADAMS, DADS o<strong>der</strong> SIMPACK, welche stark im<br />

Masch<strong>in</strong>enbau e<strong>in</strong>gesetzt werden. MADYMO ist e<strong>in</strong> weiteres Programm, welches<br />

hauptsächlich für die <strong>Simulation</strong> von Verletzungen im Bezug auf Insassen- o<strong>der</strong><br />

Fußgängerunfälle e<strong>in</strong>gesetzt wird. In diesen Umgebungen k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> k<strong>in</strong>ematische<br />

Ketten, bestehend aus Starrkörpern 3 , welche über Gelenke mite<strong>in</strong><strong>an</strong><strong>der</strong> verb<strong>und</strong>en<br />

werden können, simulieren. Auf die e<strong>in</strong>zelnen Körper <strong>und</strong> zwischen ihnen können<br />

Kräfte <strong>und</strong> Momente wirken. Mit diesen Programmen werden im allgeme<strong>in</strong>en <strong>in</strong>dustrielle<br />

Probleme aus den Bereichen Forschung <strong>und</strong> Entwicklung untersucht. Es wird<br />

hierbei e<strong>in</strong> hoher Grad <strong>an</strong> Validität erreicht. Dieses f<strong>in</strong>det hier deshalb beson<strong>der</strong>e<br />

Erwähnung, da die Programme zum jetzigen St<strong>an</strong>d <strong>der</strong> D<strong>in</strong>ge meist nur ger<strong>in</strong>ge<br />

Ausrichtung auf biomech<strong>an</strong>ische Fragestellungen haben. E<strong>in</strong> biomech<strong>an</strong>isches Modell<br />

wird sich deutlich von e<strong>in</strong>em Getriebemodell unterscheiden. Die Körpersegmente<br />

s<strong>in</strong>d nicht homogen aus e<strong>in</strong>em gängigen Werkstoff son<strong>der</strong>n meist mehrteilig <strong>und</strong> aus<br />

sehr <strong>in</strong>homogenen Strukturen <strong>und</strong> Materialien. Es dom<strong>in</strong>ieren vielfach nichtl<strong>in</strong>eare<br />

Zusammenhänge <strong>der</strong> Materialgesetze. Auch die Momente <strong>und</strong> Kräfte s<strong>in</strong>d nicht<br />

durch z.B. Steppermotoren im Gelenk erzeugt, son<strong>der</strong>n resultieren aus komplexen<br />

muskulären Zugstrukturen mit variablen 3-d-Umlenkstrukturen.<br />

Oft besteht jedoch <strong>der</strong> Wunsch, biomech<strong>an</strong>ische Modelle mit bestimmten MKS-<br />

Programmen zu realisieren. Gründe hierfür s<strong>in</strong>d die Verfügbarkeit <strong>der</strong> Programme,<br />

3 Es s<strong>in</strong>d auch elastische Körper verwendbar - Schnittstellen zu FEM


Gr<strong>und</strong>lagen 15<br />

Abb. 2: Open Dynamics Eng<strong>in</strong>e: E<strong>in</strong> frei verfügbares Starrkörpersimulationsprogramm<br />

mit Kollisionsbeh<strong>an</strong>dlung<br />

o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Wunsch, das Modell mit dem St<strong>an</strong>dardprogramm <strong>der</strong> Arbeitsgruppe o<strong>der</strong><br />

Abteilung umzusetzen. So bleibt nur <strong>der</strong> Weg, das Modell mit den verfügbaren<br />

St<strong>an</strong>dardelementen <strong>der</strong> Zielplattform zu realisieren.<br />

Neuerd<strong>in</strong>gs entstehen auch nichtkommerzielle <strong>Simulation</strong>sprogramme wie z.B. AERO<br />

[1]. Insbeson<strong>der</strong>e das Programm ode (Open Dynamics Eng<strong>in</strong>e) [74], welches zur Zeit<br />

erst <strong>in</strong> <strong>der</strong> Version 0.03 vorliegt, könnte für biomech<strong>an</strong>ische <strong>Simulation</strong>en <strong>in</strong> Zukunft<br />

<strong>in</strong>teress<strong>an</strong>t werden. Unter ode werden physikalisch wichtige Aspekte berücksichtigt,<br />

so zum Beispiel e<strong>in</strong>e Kollisionserkennung, welche bereits e<strong>in</strong> realistisches<br />

Reibungsmodell (Haftreibung-Gleitreibung) realisiert. Die freie Verfügbarkeit (auch<br />

des Source-Codes) lässt im Pr<strong>in</strong>zip jede notwendige Erweiterung machbar ersche<strong>in</strong>en.<br />

Moment<strong>an</strong> beschränkt sich die Kollisionserkennung auf Kugeln, Zyl<strong>in</strong><strong>der</strong>, Kuboide<br />

<strong>und</strong> Verb<strong>und</strong>geometrien dieser Primitive. Es ist jedoch für die Zukunft auch<br />

die Verwendung von sogen<strong>an</strong>nten ” Polygon-Soups“ (Mengen von Polygonen, welche<br />

ke<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>schränkung z.B. bezüglich Orientierung o<strong>der</strong> Geschlossenheit <strong>der</strong> Flächen<br />

unterliegen müssen) vorgesehen. ode lässt sich über sourceforge herunterladen, <strong>und</strong><br />

steht unter <strong>der</strong> Gnu Public License. Das Programm ist für LINUX gleichermaßen wie<br />

für WINDOWS übersetzbar, <strong>und</strong> überzeugt mit e<strong>in</strong>er Reihe e<strong>in</strong>drücklicher Demo-<br />

<strong>Simulation</strong>en, wie zum Beispiel e<strong>in</strong> Modell e<strong>in</strong>es <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ebene fahrenden Buggy. E<strong>in</strong><br />

Bildschirmausdruck hiervon ist <strong>in</strong> Abbildung 2 zu sehen.


16 Gr<strong>und</strong>lagen<br />

1.8 Modellierung von Starrkörperketten<br />

E<strong>in</strong> Starrkörpermodell besteht m<strong>in</strong>destens aus e<strong>in</strong>em, meist aber aus mehreren Körpern,<br />

welche teilweise untere<strong>in</strong><strong>an</strong><strong>der</strong> durch Gelenke (Zw<strong>an</strong>gsbed<strong>in</strong>gungen) verb<strong>und</strong>en<br />

s<strong>in</strong>d. Es werden auch Kraft- o<strong>der</strong> Momentenkopplungen e<strong>in</strong>gesetzt, um entwe<strong>der</strong> die<br />

Wechselwirkung des Modells mit <strong>der</strong> Umwelt (äußere Kräfte- <strong>und</strong> Momente), o<strong>der</strong><br />

die Bewegungsabläufe <strong>und</strong> Haltungsän<strong>der</strong>ungen (<strong>in</strong>nere Kräfte <strong>und</strong> Momente), zu<br />

beschreiben. Zuerst müssen die Massen- <strong>und</strong> Trägheitseigenschaften <strong>der</strong> Körper def<strong>in</strong>iert<br />

werden. Da die Starrkörpersimulation auf dieser Def<strong>in</strong>ition beruht, ist die<br />

geometrische Struktur <strong>der</strong> Körper, im Gegensatz zu FEM-Modellen, also nur <strong>in</strong><br />

ger<strong>in</strong>gem Maße berücksichtigt. Teilaspekte <strong>der</strong> Geometrie fließen e<strong>in</strong>zig über die<br />

Anlenkpunkte <strong>der</strong> Gelenke <strong>und</strong> Kraftelemente <strong>in</strong> die <strong>Simulation</strong> e<strong>in</strong>. E<strong>in</strong>e Durchdr<strong>in</strong>gung<br />

<strong>der</strong> Körper untere<strong>in</strong><strong>an</strong><strong>der</strong>, wie sie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Realität nicht möglich ist, ist<br />

aber dennoch weiterh<strong>in</strong> möglich. Um diese zu verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n muss e<strong>in</strong> geeigneter Formalismus<br />

<strong>in</strong> Form von weiteren Kraftelementen implementiert werden. Pr<strong>in</strong>zipiell<br />

besteht neben <strong>der</strong> realistischeren <strong>Simulation</strong> von Bewegungen im dreidimensionalen<br />

Raum auch die Möglichkeit ebene Bewegungen im zweidimensionalen Raum zu<br />

modellieren. Heute kommen jedoch meist re<strong>in</strong>e 3-d <strong>Simulation</strong>en zum E<strong>in</strong>satz.<br />

1.9 Gr<strong>und</strong>sätzliche Unterschiede zwischen 2-d <strong>und</strong> 3-d <strong>Simulation</strong>en<br />

In <strong>der</strong> Natur gibt es ke<strong>in</strong>e 2-d Mech<strong>an</strong>ik. Alle mech<strong>an</strong>ischen Abläufe, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

die Bewegungen des Menschen f<strong>in</strong>den <strong>in</strong> dem uns bek<strong>an</strong>nten 3-d Raum statt.<br />

Dennoch können e<strong>in</strong>ige menschliche Bewegungen gut als ebene Bewegung approximiert<br />

werden. E<strong>in</strong> gutes Beispiel s<strong>in</strong>d hier sportliche Bewegungen wie Nie<strong>der</strong>sprünge,<br />

Flick-Flack, Riesenfelge am Reck o<strong>der</strong> 2-dimensionale G<strong>an</strong>gsimulationen.<br />

Beispiele hierfür s<strong>in</strong>d z.B. <strong>in</strong> [9, 85, 86] beschrieben. E<strong>in</strong>e realistische G<strong>an</strong>gsimulation<br />

des Menschen muss jedoch im 3-d Raum erfolgen. E<strong>in</strong> Beispiel für e<strong>in</strong>e 2-d<br />

G<strong>an</strong>gsimulation liefert die Arbeit von Günther [27], welche beson<strong>der</strong>es Augenmerk<br />

auf die Muskelmodellierung bis h<strong>in</strong>ab zu den Elektrolytkonzentrationen legte. Viele<br />

Erkenntnisse können aus diesem Modell abgeleitet werden, es eignet sich h<strong>in</strong>gegen<br />

nicht, um Regelungsmech<strong>an</strong>ismen für reale zweibe<strong>in</strong>ige Laufmasch<strong>in</strong>en abzuleiten,<br />

da dieses Modell im realen Fall seitlich kippen würde. Bei e<strong>in</strong>em Modell, welches die<br />

Zielsetzung hat H<strong>in</strong>weise zur Regelung autonomer Laufmasch<strong>in</strong>en zu liefern, muss<br />

natürlich 3-dimensional modelliert werden. Gr<strong>und</strong>sätzlich erhöht die dritte Dimension<br />

den Modellierungsaufw<strong>an</strong>d erheblich, dennoch ist es mit <strong>der</strong> heute zur Verfügung<br />

stehenden Software leicht möglich 3-d Modelle zu erstellen, <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Verhalten<br />

zu simulieren. Da die Bewegungsgleichungen masch<strong>in</strong>ell erstellt werden <strong>und</strong> die Algorithmen<br />

<strong>und</strong> Prozessoren mittlerweile sehr effizient s<strong>in</strong>d, stehen hier zum<strong>in</strong>dest<br />

für Anwendungen aus dem Ingenieursbereich ke<strong>in</strong>e nennenswerten E<strong>in</strong>schränkungen


Gr<strong>und</strong>lagen 17<br />

mehr im Weg. Aus biomech<strong>an</strong>ischer Sicht gibt es noch viele E<strong>in</strong>schränkungen, hier<br />

sei als Beispiel die realistische 3-d-Umlenkung von Muskelzügen gen<strong>an</strong>nt.<br />

Auch bei Verzicht auf e<strong>in</strong>e realistische Muskelmodellierung br<strong>in</strong>gen 3-dimensionale<br />

biomech<strong>an</strong>ische Modelle e<strong>in</strong>ige Schwierigkeiten mit sich. Die meisten Probleme verursacht<br />

die un<strong>an</strong>schauliche Beschreibung von 3-d Rotationen. Diese können z.B. durch<br />

Kard<strong>an</strong>w<strong>in</strong>kel (Rotationsfolge xyz) o<strong>der</strong> Eulerw<strong>in</strong>kel (Rotationsfolge zxz) beschrieben<br />

werden (z.B. Abbildung 3). In den Bewegungsgleichungen bestehen nichtl<strong>in</strong>ea-<br />

Abb. 3: Parametrisierung e<strong>in</strong>er dreidimensionalen Rotation<br />

re Abhängigkeiten, <strong>und</strong> das Rückstellverhalten des Segments ist nicht <strong>in</strong>tuitiv erfassbar.<br />

Beide Formulierungen haben s<strong>in</strong>guläre Punkte <strong>und</strong> stellen die Integratoren<br />

oft vor erhebliche Probleme wenn kritische W<strong>in</strong>kelkonfigurationen erreicht werden.<br />

Dies tritt bei ausladenden Bewegungen von G<strong>an</strong>zkörpermodellen mit vielen Kugelgelenken<br />

jedoch oft auf, <strong>und</strong> k<strong>an</strong>n zum Abbruch <strong>der</strong> Integration führen. E<strong>in</strong>e noch<br />

stärkere Problematik verursachen Kraftelemente, welche von den W<strong>in</strong>keltrippeln abhängen.<br />

Die ersten biomech<strong>an</strong>ischen Modelle waren 2-dimensional. Hier treten nur<br />

Scharniergelenke auf, die sich wesentlich unkritischer parametrisieren lassen. Aus<br />

diesem Gr<strong>und</strong> wurden hier die Bewegungen meist durch Momente <strong>in</strong> den Gelenken<br />

bee<strong>in</strong>flusst, was m<strong>an</strong> sich im e<strong>in</strong>fachsten Fall als Ersatzmodell e<strong>in</strong>er Drehfe<strong>der</strong><br />

vorstellen k<strong>an</strong>n. Bereits hier muss m<strong>an</strong> berücksichtigen, dass es natürlich ke<strong>in</strong>e ausdehnungslose<br />

Drehfe<strong>der</strong> gibt, welche <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em s<strong>in</strong>gulären Punkt wirkt. Aber dennoch<br />

ergeben sich durch diese Näherung im 2-dimensionalen ke<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>schränkungen. Im<br />

3-dimensionalen Fall k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> sich ebenfalls ke<strong>in</strong>e technische Realisierung e<strong>in</strong>er<br />

ausdehnungslosen 3-d Drehfe<strong>der</strong> vorstellen, jedes real existierende Kraftelement be-


18 <strong>Modellbildung</strong><br />

sitzt e<strong>in</strong>e räumliche Ausdehnung. Die Momente resultieren also aus Kräften die <strong>an</strong><br />

Hebelarmen <strong>an</strong>greifen. Beim Menschen s<strong>in</strong>d dies die Bän<strong>der</strong> <strong>und</strong> Muskeln, welche<br />

<strong>an</strong> den Ansatzpunkten <strong>an</strong> das skelettale System <strong>an</strong>greifen. Es ist leicht e<strong>in</strong>sehbar,<br />

dass menschliche Bewegungen auf die Verkürzung <strong>und</strong> Verlängerung <strong>der</strong> Muskeln<br />

zurückzuführen s<strong>in</strong>d.<br />

Das lässt sich so <strong>in</strong>terpretieren, dass alle Probleme, die bei 3-d Modellen mit Drehfe<strong>der</strong>n<br />

auftreten, durch e<strong>in</strong> gr<strong>und</strong>sätzlich nur bed<strong>in</strong>gt geeignetes Modell verursacht<br />

werden. Die e<strong>in</strong>zige Begründung für die Weiterverwendung <strong>der</strong> Gelenkmomente k<strong>an</strong>n<br />

nur dar<strong>in</strong> gesucht werden, dass es noch ke<strong>in</strong> geeignetes Menschmodell mit Muskeln<br />

<strong>und</strong> Bän<strong>der</strong>n gibt. Für Bewegungen, die nur mit kle<strong>in</strong>en W<strong>in</strong>kelauslenkungen verb<strong>und</strong>en<br />

s<strong>in</strong>d, lässt sich die Modellvorstellung über punktförmige Drehfe<strong>der</strong>n jedoch<br />

meist unproblematisch verwenden. Probleme ergeben sich erst bei großen W<strong>in</strong>keln,<br />

welche jedoch beson<strong>der</strong>s bei <strong>der</strong> Beschreibung <strong>der</strong> Gelenk<strong>an</strong>schläge von Bedeutung<br />

s<strong>in</strong>d.<br />

2 <strong>Modellbildung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Biomech<strong>an</strong>ik</strong><br />

Im Rahmen dieser Arbeit sollen MKS-Modelle des menschlichen Körpers betrachtet<br />

werden. Hier lässt sich die primäre <strong>Modellbildung</strong> <strong>in</strong> folgendes Schema aufglie<strong>der</strong>n:<br />

1. Def<strong>in</strong>ition <strong>der</strong> Körper<br />

2. Def<strong>in</strong>ition <strong>der</strong> Massen <strong>und</strong> Trägheitstensoren<br />

3. Def<strong>in</strong>ition <strong>der</strong> Anlenkpunkte 4<br />

4. Def<strong>in</strong>ition <strong>der</strong> Gelenktopologie<br />

5. Def<strong>in</strong>ition <strong>der</strong> Kraftelemente<br />

M<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n pr<strong>in</strong>zipiell zwischen f<strong>und</strong>amentalen Modellelementen, welche bei fast allen<br />

biomech<strong>an</strong>ischen Modellen benötigt werden, <strong>und</strong> problemspezifischen Modellelementen<br />

unterscheiden:<br />

F<strong>und</strong>amentale Modellelemente: Unabhängig von <strong>der</strong> zu untersuchenden Bewegungs-<br />

o<strong>der</strong> Belastungsform können allgeme<strong>in</strong>e Modellelemente beschrieben werden.<br />

Die Körper mit ihren mech<strong>an</strong>ischen Eigenschaften Masse <strong>und</strong> Trägheit, sowie Gelenktopologie<br />

<strong>und</strong> Struktur. Diese Elemente s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> jedem Modell enthalten, <strong>und</strong><br />

hängen nicht vom konkreten E<strong>in</strong>satzzweck ab. Dies stellt sozusagen das Rohgerüst<br />

des Modells dar.<br />

4 auch oft als Kraft<strong>an</strong>griffspunkte o<strong>der</strong> Hebel bezeichnet


Anthropomorphe Starrkörpermodelle 19<br />

Spezifische Modellelemente: Hier können die Aktuatoren bzw. Kraftelemente<br />

klassifiziert werden. Die Implementation von realistischen <strong>in</strong>neren <strong>und</strong> äußeren Kräften<br />

br<strong>in</strong>gt sek<strong>und</strong>är oft e<strong>in</strong>e Vielzahl von weiteren speziellen Elementen mit sich, was<br />

e<strong>in</strong>e allgeme<strong>in</strong>gültige Modellierung sehr erschwert. Als Beispiel sei hier die Kontaktmech<strong>an</strong>ik,<br />

also Kraftelemente, welche zur Realisierung von Kontakten zwischen dem<br />

Modell <strong>und</strong> se<strong>in</strong>er virtuellen Umwelt verwendet werden sollen. Diese benötigen die<br />

E<strong>in</strong>beziehung nicht nur <strong>der</strong> Körpergeometrie, son<strong>der</strong>n auch <strong>der</strong> Geometrie aller potentiellen<br />

Stoßpartner.<br />

Im folgenden wird genauer auf die <strong>Modellbildung</strong> e<strong>in</strong>geg<strong>an</strong>gen. Die Punkte 1 bis 4,<br />

die die Anthropometrie betreffen werden im nächsten Unterkapitel 2.1 diskutiert. Auf<br />

Punkt 5 wird im d<strong>an</strong>n folgenden Unterkapitel 2.2 genauer e<strong>in</strong>geg<strong>an</strong>gen.<br />

2.1 Anthropomorphe Starrkörpermodelle<br />

Zu Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> <strong>Modellbildung</strong> steht die Frage nach <strong>der</strong> gr<strong>und</strong>sätzlichen Struktur des<br />

Menschmodells. Im e<strong>in</strong>fachsten Fall könnte m<strong>an</strong> den Menschen als e<strong>in</strong>en Starrkörper<br />

mit menschähnlicher Masse (<strong>und</strong> Massenverteilung) rechnen. Die Detailtiefe k<strong>an</strong>n<br />

natürlich fast beliebig erhöht werden.<br />

Etabliert hat sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Biomech<strong>an</strong>ik</strong> des Menschen mittlerweile e<strong>in</strong> 3-d-MKS-<br />

Modell, dass die Extremitäten jeweils dreigeteilt betrachtet. Der Rumpf wird ebenfalls<br />

als aus drei Teilen bestehend <strong>an</strong>genommen. Kopf <strong>und</strong> Hals werden oft zusammengefasst,<br />

können aber auch eigenständig modelliert werden. So ergibt sich also als<br />

weitere Frage, wie m<strong>an</strong> diesen 17 Modellsegmenten realistische Massen <strong>und</strong> Trägheitstensoren<br />

zuweist. Auch die Lage <strong>der</strong> Gelenke muss wirklichkeitsnah bestimmt<br />

werden.<br />

Bed<strong>in</strong>gt durch die <strong>in</strong>dividuelle Geometrie e<strong>in</strong>es jeden Menschen, se<strong>in</strong>en Körperbau,<br />

können biomech<strong>an</strong>ische Modelle jedoch nur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em gewissen Rahmen die Realität<br />

wie<strong>der</strong>geben. Die Streuung bei Werten wie Segmentlängen o<strong>der</strong> Muskel<strong>an</strong>satzpunkten<br />

beträgt oft weit über 50 Prozent (z.B. K<strong>in</strong>d zu Erwachsenen), womit es fast<br />

unmöglich ist, e<strong>in</strong> <strong>in</strong>dividuelles Modell ohne aufwändigste Untersuchungen zu erstellen.<br />

Um e<strong>in</strong>e h<strong>in</strong>reichende Genauigkeit zu erreichen, greift m<strong>an</strong> deshalb auf <strong>an</strong>thropometrische<br />

Menschmodelle zurück. Mit diesen Näherungsformeln können <strong>in</strong>dividuelle<br />

Modelle parametrisiert werden. Die Modelle basieren oft auf Reihenuntersuchungen<br />

<strong>und</strong> Statistiken, <strong>und</strong> spiegeln so den durchschnittlichen Menschentyp wie<strong>der</strong>, <strong>der</strong><br />

den Untersuchungen zu Gr<strong>und</strong>e lag. Dieser Typus ist meist e<strong>in</strong>e bestimmte Bevölkerungsgruppe<br />

aus e<strong>in</strong>em zurückliegenden Zeitabschnitt. Das bedeutet konkret, dass<br />

sich die Gegebenheiten mit <strong>der</strong> Zeit eventuell geän<strong>der</strong>t haben (die Menschen werden<br />

zum Beispiel, wahrsche<strong>in</strong>lich bed<strong>in</strong>gt durch die gute Versorgung, immer größer),


20 Anthropomorphe Starrkörpermodelle<br />

o<strong>der</strong> <strong>der</strong> untersuchte Volksstamm ist nicht optimal geeignet.<br />

Die durch Näherungsformeln bestimmten Menschmodelle s<strong>in</strong>d aber dennoch genau<br />

genug, weil die eventuell vorh<strong>an</strong>denen Unterschiede <strong>in</strong> ihrem E<strong>in</strong>fluss auf die Ergebnisse<br />

im Vergleich zu <strong>an</strong><strong>der</strong>en, weit unsichereren, weil meist nur <strong>in</strong>vasiv messbaren,<br />

Parametern nicht zu groß s<strong>in</strong>d. Dies ist jedoch im speziellen Anwendungsfall gegebenenfalls<br />

zu überprüfen.<br />

Die Vermessung des Menschen zu dem Zweck <strong>der</strong> Ermittlung se<strong>in</strong>er mech<strong>an</strong>ischen<br />

Eigenschaften ist die Gr<strong>und</strong>lage von <strong>an</strong>thropometrischen Menschmodellen. Die e<strong>in</strong>zelnen<br />

Verfahren <strong>und</strong> Modelle s<strong>in</strong>d oft schon <strong>in</strong> <strong>der</strong> entsprechenden Literatur beschrieben<br />

worden. Es f<strong>in</strong>det sich zum Beispiel bei [11] e<strong>in</strong> historischer Vergleich.<br />

Es soll hier nicht mehr auf die historischen Gr<strong>und</strong>lagen e<strong>in</strong>geg<strong>an</strong>gen werden. Das<br />

Abb. 4: Menschmodell nach H<strong>an</strong>av<strong>an</strong> (aus [51])<br />

verwendete Menschmodell basiert auf den im Programm CALCMAN umgesetzten<br />

Regressionsgleichungen aus Studien <strong>der</strong> NASA [15, 18, 65] <strong>und</strong> ist <strong>in</strong> <strong>der</strong> Struktur<br />

dem Modell <strong>in</strong> Abbildung 4 entsprechend.<br />

Es wäre hier auch möglich, <strong>an</strong><strong>der</strong>e Datensätze zu verwenden. E<strong>in</strong>e mögliche Quelle<br />

wäre das Program RAMSIS [63] (e<strong>in</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Automobil<strong>in</strong>dustrie vielfach für Ergonomieuntersuchungen<br />

verwendetes Menschmodell ohne eigene Dynamik - e<strong>in</strong>e Schnittstelle<br />

zu SIMPACK ist gepl<strong>an</strong>t) o<strong>der</strong> die DIN-Norm [2]. Auch die Modelle nach<br />

H<strong>an</strong>av<strong>an</strong> [37] o<strong>der</strong> Hatze [38] würden ger<strong>in</strong>gfügig <strong>an</strong><strong>der</strong>e Daten liefern. Ob diese fe<strong>in</strong>en<br />

Unterschiede sich letztlich <strong>in</strong> den Resultaten nie<strong>der</strong>schlagen, k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> erst nach<br />

e<strong>in</strong>gehenden Parameterstudien sagen. Es k<strong>an</strong>n erwartet werden, dass die Parame-


Anthropomorphe Starrkörpermodelle 21<br />

Abb. 5: Schichtaufnahme aus dem Visible Hum<strong>an</strong> Project<br />

terunsicherheit bei <strong>an</strong><strong>der</strong>en, wesentlich kritischeren, Daten jedoch höher ist als <strong>der</strong><br />

eventuelle Fehler bei <strong>der</strong> Parametrisierung <strong>der</strong> Körpersegmente <strong>und</strong> Gelenkachsen.<br />

2.1.1 Menschmodell mit Schwabbelmassen<br />

Zuerst soll e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tuitive E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> das Konzept <strong>der</strong> Schwabbelmassen gegeben<br />

werden. In dem gewählten Beispiel h<strong>an</strong>delt es sich bewusst um e<strong>in</strong>e hochdynamische<br />

Bewegung, da Schwabbelmassen primär bei Stoßvorgängen untersucht wurden 5 , <strong>und</strong><br />

hier das Konzept recht <strong>an</strong>schaulich wird. Bei Vibrations<strong>in</strong>duktion wurde bisl<strong>an</strong>g ke<strong>in</strong>e<br />

direkte Messung <strong>der</strong> Weichteilbewegung realisiert. Es ist sehr schwierig, hier zwischen<br />

tiefliegenden Volumenverschiebungen <strong>und</strong> oberflächlicher Hautverschiebung<br />

[10] zu unterscheiden. Versuche, dem Phänomen <strong>der</strong> Weichteilbewegung mittels Beschleunigungsmessungen<br />

auf <strong>der</strong> Haut auf die Spur zu kommen, verliefen unergiebig<br />

[39]. E<strong>in</strong>e Abschätzung des Vibrationsverhaltens am Unterschenkel wird <strong>in</strong> [83] beschrieben;<br />

erst Parameterstudien <strong>an</strong> den Menschmodellen können zeigen, ob diese<br />

Messungen hilfreiche H<strong>in</strong>weise zu <strong>der</strong> Dynamik <strong>der</strong> Weichteile des Menschmodells liefern.<br />

Nicht zuletzt ist oft die Eigendynamik des Beschleunigungsaufnehmers zusammen<br />

mit <strong>der</strong> elastischen Haut <strong>der</strong> dom<strong>in</strong>ierende Faktor. Beschleunigungsmessungen<br />

können nur <strong>an</strong> möglichst knochennahen Punkten <strong>der</strong> Körperoberfläche abgeleitet<br />

werden. Mit Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitsaufnahmen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>iger Sorgfalt k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> mit<br />

diesen Problemen aber umgehen, wie <strong>in</strong> [28] gezeigt wird.<br />

E<strong>in</strong> Anteil von durchschnittlich 70 bis 95 Prozent <strong>der</strong> Körpermasse liegt <strong>in</strong> Form<br />

von Weichteilen vor, wie ausgehend von den Schichtaufnahmen (siehe Abbildung<br />

5) des Visible Hum<strong>an</strong> Project [59] abgeschätzt wurde 6 . In Mehrkörpersimulationen<br />

ergibt sich bei e<strong>in</strong>er Nichtberücksichtigung dieser Tatsache bei hochdynamischen<br />

5 Die Anregung <strong>der</strong> Schwabbelmassen ist bei Stoßvorgängen e<strong>in</strong>deutig beobachtbar.<br />

6 Die Werte differieren natürlich je nach Körperbau, Körperteil o<strong>der</strong> Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gszust<strong>an</strong>d <strong>und</strong> beziehen<br />

sich auf folgende Veröffentlichungen [31, 32, 30] sowie auf das Kap. A.1 <strong>in</strong> diesem Bericht,<br />

<strong>in</strong> dem explizit auf die Abschätzung <strong>der</strong> Werte e<strong>in</strong>geg<strong>an</strong>gen wurde.


22 Anthropomorphe Starrkörpermodelle<br />

Abb. 6: Dreigliedriges Menschmodell mit Schwabbelmassen<br />

Vorgängen wie Nie<strong>der</strong>sprüngen, Anprallvorgängen im Unfallgeschehen o<strong>der</strong> eben bei<br />

Belastungen im Zusammenh<strong>an</strong>g mit technischem Gerät e<strong>in</strong> Fehler im Vergleich mit<br />

<strong>der</strong> Realität.<br />

Nimmt m<strong>an</strong> als Beispiel zur Verdeutlichung den Nie<strong>der</strong>sprung, so beobachtet m<strong>an</strong><br />

folgende Relativbewegung <strong>der</strong> Weichteile bezüglich des Skelett:<br />

�<br />

�<br />

�<br />

� Auftreffgeschw<strong>in</strong>digkeit 4 m/s<br />

� Weg ∼ 4 cm<br />

Verzögerungsdauer 10 ms<br />

�<br />

�<br />

�<br />

� W<strong>in</strong>kelgeschw<strong>in</strong>digkeit 400◦ �<br />

/s<br />

Verdrehung ∼ 4<br />

Verzögerungsdauer 10 ms<br />

◦<br />

Hierbei wird <strong>an</strong>genommen, dass die Schwabbelmassen (wie auf Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitsaufnahmen<br />

zu sehen) <strong>in</strong> etwa 10 ms verzögert werden. 7 Die Starrkörper (also<br />

7 Die hier gen<strong>an</strong>nten Größen s<strong>in</strong>d laut persönlicher Mitteilung des Verfassers von [28] teilweise<br />

zu Korrigieren. Die Verzögerungsdauer liegt zwischen 5ms beim Unterschenkel <strong>und</strong> 15ms beim<br />

Oberschenkel, was die 10ms bestätigt. Die beobachtbaren Auslenkungen überschreiten 2cm aber<br />

selten!


Anthropomorphe Starrkörpermodelle 23<br />

<strong>der</strong> knöcherne Anteil des Unterschenkels) werden aber <strong>in</strong>st<strong>an</strong>t<strong>an</strong> verzögert. Dadurch<br />

kommen die Knochen <strong>der</strong> Unterschenkel beim Auftreffen sehr schnell zur Ruhe, während<br />

die Weichteile noch weitgehend ungebremst weiterfallen. Es wird daher <strong>in</strong> den<br />

ersten Millisek<strong>und</strong>en e<strong>in</strong>es Kraftstoßes wesentlich weniger Masse abgebremst <strong>und</strong> <strong>in</strong><br />

Rotation versetzt als bei e<strong>in</strong>em System, das nur aus starren Massen besteht (Abbildung<br />

6) . Würde die gesamte Masse des Unterschenkels beim Aufprall auf den Boden<br />

sofort verzögert, wären die Peaks <strong>der</strong> Bodenreaktionskraft viel schmäler <strong>und</strong> damit<br />

wesentlich höher als <strong>in</strong> Messungen beobachtet. Hieraus lässt sich folgendes schließen:<br />

Rechnungen mit Modellen, bestehend aus starren Elementen, liefern während e<strong>in</strong>es<br />

Aufpralls vollkommen unrealistische Kräfte <strong>und</strong> Momente.<br />

E<strong>in</strong> biomech<strong>an</strong>isches Menschmodell sollte also Schwabbelmassen be<strong>in</strong>halten. Im Rahmen<br />

<strong>der</strong> Sensitivitäts<strong>an</strong>alyse k<strong>an</strong>n geprüft werden, ob die Schwabbelmassen e<strong>in</strong>en<br />

relev<strong>an</strong>ten E<strong>in</strong>fluss auf die Bewertungsfunktion haben. Die Abbildung 12 zeigt e<strong>in</strong>e<br />

Visualisierung zum Schwabbelmassenmodell. M<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n sich die Knochen als mit<br />

gängigen Gelenken (Scharnier etc.) verb<strong>und</strong>ene Starrkörper vorstellen. An diesen<br />

” hängen“ die tr<strong>an</strong>sparent visualisierten Schwabbelmassen im Schwerpunkt <strong>an</strong> speziellen<br />

Kraftelementen.<br />

2.1.2 Die Körper<br />

Im vorigen Kapitel wurde auf die etablierten G<strong>an</strong>zkörpermodelle h<strong>in</strong>gewiesen, welche<br />

im Allgeme<strong>in</strong>en re<strong>in</strong>e Starrkörpermodelle s<strong>in</strong>d. Die konkrete Modellstruktur mit<br />

Schwabbelmassen stellt sich also wie <strong>in</strong> Abbildung 7) dar.<br />

Hierbei ist zu beachten, dass bei Bedarf je<strong>der</strong>zeit durch Wahl e<strong>in</strong>es geeigneten Gelenkes<br />

e<strong>in</strong>zelne Freiheitsgrade gesperrt werden können. Dies ermöglicht es, z.B. auf<br />

e<strong>in</strong>fache Weise Kopf <strong>und</strong> Hals als e<strong>in</strong>en Gesamtkörper zu betrachten, wenn es gewünscht<br />

ist.<br />

2.1.3 Gelenke<br />

Durch das erste Gelenk (6 Freiheitsgrade) k<strong>an</strong>n die Anf<strong>an</strong>gsposition <strong>und</strong> -orientierung<br />

des Körpers e<strong>in</strong>gestellt werden. Im Weiteren ist es als realistisch <strong>an</strong>zunehmen,<br />

die meisten Gelenke als Kugelgelenke auszulegen. Konkret wurden die Gelenke wie<br />

<strong>in</strong> Tab. 1 <strong>an</strong>gegeben gewählt. Abweichend hiervon k<strong>an</strong>n vermerkt werden, dass die<br />

Schulter durch e<strong>in</strong> Kugelgelenk nicht beson<strong>der</strong>s gut abgebildet wird. Es muss ggf. e<strong>in</strong><br />

detaillierteres Modell <strong>der</strong> Schulter entwickelt werden. Das Fußgelenk lässt sich durch<br />

zwei schräg orientierte Scharniergelenke realistischer beschreiben. Auch werden Ellbogen,<br />

Knie <strong>und</strong> H<strong>an</strong>dgelenk sowie Nacken oft als Scharniergelenke beschrieben.


24 Anthropomorphe Starrkörpermodelle<br />

⋄ Becken (K1)<br />

⋄ Bauch (K2)<br />

⋄ Brust (K3)<br />

⋄ Nacken (K4)<br />

⋄ Kopf (K5)<br />

⋄ Oberarm (K6, K9)<br />

⋄ Unterarm (K7, K10)<br />

⋄ H<strong>an</strong>d (K8, K11)<br />

⋄ Oberschenkel (K12,<br />

K15)<br />

⋄ Unterschenkel (K13,<br />

K16)<br />

⋄ Fuß (K14, K17)<br />

Abb. 7: Struktur <strong>der</strong> k<strong>in</strong>ematischen Kette: 17 Starrkörper + 17 Schwabbelmassen


Anthropomorphe Starrkörpermodelle 25<br />

Gelenk Typ Freiheitsgrade<br />

Aufpunkt Frei 6<br />

Becken zu Bauch Kugel 3<br />

Bauch zu Brust Kugel 3<br />

Brust zu Hals Kugel 3<br />

Hals zu Kopf Kugel 3<br />

Brust zu Oberarm Kugel 3 (2x)<br />

Oberarm zu Unterarm Kugel 3 (2x)<br />

Unterarm zu H<strong>an</strong>d Kugel 3 (2x)<br />

Becken zu Oberschenkel Kugel 3 (2x)<br />

Oberschenkel zu Unterschenkel Kugel 3 (2x)<br />

Unterschenkel zu Fuß Kugel 3 (2x)<br />

Zwischensumme: 54<br />

17 Schwabbelmassen Frei 102<br />

Freiheitsgrade 156<br />

Tabelle 1: Gelenke <strong>und</strong> Freiheitsgrade des Modells<br />

2.2 Interaktion des Modells mit se<strong>in</strong>er virtuellen Umgebung:<br />

Mensch-Masch<strong>in</strong>e-Schnittstelle<br />

Bewegungsän<strong>der</strong>ungen von Lebewesen können nur durch, zwischen Körperteilen <strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> Umwelt wirkende, Kräfte <strong>und</strong> Momente realisiert werden. Ansonsten gelten<br />

Energie-, Impuls-, <strong>und</strong> Drehimpulserhaltung <strong>und</strong> es s<strong>in</strong>d nur Haltungsän<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>und</strong> Sche<strong>in</strong>drehungen 8 möglich. Gerade im H<strong>in</strong>blick auf den späteren E<strong>in</strong>satz des<br />

Menschmodells <strong>in</strong> Anwendungen aus dem Bereich Mensch-Masch<strong>in</strong>e-Schnittstelle<br />

ist es also nötig, e<strong>in</strong>e solche Interaktion zu ermöglichen. Hierzu müssen geeignete<br />

Aktuatoren entwickelt werden. Die Form <strong>der</strong> Wechselwirkung mit <strong>der</strong> Umwelt<br />

k<strong>an</strong>n vielfältiger Natur se<strong>in</strong>. Die häufigste Wechselwirkung dürfte <strong>der</strong> Volumenkontakt<br />

se<strong>in</strong>. M<strong>an</strong> denke hier <strong>an</strong> die Kontaktpaarung Fuß-Boden. E<strong>in</strong>e speziellere, aber<br />

dennoch wichtige, Kontaktkraft wäre das Greifen von Gegenständen. Nötig wären<br />

aber m<strong>an</strong>chmal auch sehr spezielle Wechselwirkungen die durch umgebende Medien<br />

vermittelt werden können (Druckstösse, W<strong>in</strong>d, Schwimmen etc. ).<br />

Aber, es s<strong>in</strong>d nicht nur Kraftelemente nötig, son<strong>der</strong>n eigentlich auch e<strong>in</strong>e höhere<br />

Koord<strong>in</strong>ation <strong>der</strong> Aktuatoren, um das Modell flexibel e<strong>in</strong>setzen zu können. Als Mi-<br />

8 E<strong>in</strong>e Katze dreht sich während e<strong>in</strong>es Absturzes bek<strong>an</strong>ntlich immer <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e günstige Position,<br />

um den Aufprall mit ihnen Be<strong>in</strong>en abzuf<strong>an</strong>gen. Dies ist ke<strong>in</strong>e physikalische Drehung im eigentlichen<br />

S<strong>in</strong>n, da sie ke<strong>in</strong>e Momente mit ihrer Umgebung austauscht. Der Drehimpuls des Katze bleibt somit<br />

während dem freien Fall konst<strong>an</strong>t. E<strong>in</strong> <strong>an</strong><strong>der</strong>es Beispiel für Sche<strong>in</strong>drehungen ist die Schraube beim<br />

Turmspr<strong>in</strong>gen o<strong>der</strong> Trampol<strong>in</strong>turnen.


26 Anthropomorphe Starrkörpermodelle<br />

nimal<strong>an</strong>for<strong>der</strong>ung sollte das Vorh<strong>an</strong>dense<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er primitiven Lageregelung (Gleichgewichtss<strong>in</strong>n)<br />

gen<strong>an</strong>nt se<strong>in</strong>, damit das Modell auch bei kle<strong>in</strong>en Störungen stehen bleibt.<br />

Aber das Modell sollte, wenn es im Rahmen <strong>der</strong> Mensch-Masch<strong>in</strong>e-Schnittstelle e<strong>in</strong>gesetzt<br />

wird, auch gr<strong>und</strong>legende Aktionen ausführen können. Gedacht sei hier z.B. <strong>an</strong><br />

das Greifen <strong>und</strong> Bewegen von Gegenständen.<br />

Aktuatoren können <strong>in</strong> zwei Hauptgruppen geglie<strong>der</strong>t werden: Die passiven <strong>und</strong> aktiven<br />

Elemente. Dies soll so def<strong>in</strong>iert werden, das passive Elemente nur auf äußere<br />

Störungen reagieren, <strong>und</strong> somit e<strong>in</strong>e feste Körperhaltung stabilisieren, während aktive<br />

Elemente auch ohne Störung wirken können <strong>und</strong> <strong>der</strong> Generierung komplexer<br />

Bewegungsmuster dienen.<br />

Passive Elemente:<br />

⋄ Gelenk<strong>an</strong>schläge<br />

⋄ Im Arbeitspunkt versp<strong>an</strong>nte Gelenke<br />

⋄ Bän<strong>der</strong> o<strong>der</strong> passive Muskeln (konst<strong>an</strong>te Erregung)<br />

⋄ Kontaktelemente<br />

Aktive Elemente:<br />

⋄ Geregelte Momentengeneratoren<br />

⋄ Geregelte, aktive Muskeln<br />

2.2.1 Biomech<strong>an</strong>ische Aktuatoren<br />

Gelenkmomente: Die e<strong>in</strong>fachste Fragestellung, bei <strong>der</strong> Aktuatoren zum E<strong>in</strong>satz<br />

kommen, ist die Versteifung <strong>der</strong> Gelenke des Menschmodells. Dies ist meist nötig,<br />

<strong>und</strong> entspricht <strong>der</strong> Realität, da auch <strong>der</strong> Mensch e<strong>in</strong>en gewissen Gr<strong>und</strong>tonus <strong>der</strong><br />

Muskulatur zeigt. E<strong>in</strong> versteiftes Modell k<strong>an</strong>n beispielsweise bei geschickter Wahl<br />

<strong>der</strong> Körperhaltung bereits stehenbleiben, was vielleicht mit e<strong>in</strong>er Statue verglichen<br />

werden k<strong>an</strong>n. Wirkt jedoch e<strong>in</strong>e zu große Störung, wird das Modell umfallen. Mit<br />

e<strong>in</strong>em versteifen Modell k<strong>an</strong>n auch das statische Halten e<strong>in</strong>es Gegenst<strong>an</strong>des modelliert<br />

werden. Um das Modell zu versteifen, müssen natürlich <strong>in</strong> wohl def<strong>in</strong>ierter<br />

Weise Momente <strong>in</strong> den Gelenken e<strong>in</strong>er Störung entgegenwirken.<br />

Die Gelenkmomente können <strong>in</strong> Form von PD-Reglern realisiert werden. Oft wird φsoll<br />

zu Null <strong>an</strong>genommen, wobei die Anlenkpunkte <strong>an</strong> den Körpern <strong>in</strong> die gewünschte<br />

Ausg<strong>an</strong>gslage gedreht werden müssen. Dies erleichtert die Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Ausg<strong>an</strong>gsposition<br />

des Modells. Natürlich könnte m<strong>an</strong> auch e<strong>in</strong>e Funktion als Sollwert vorgeben,<br />

<strong>und</strong> so auch Bewegungen generieren. Vorsicht ist <strong>an</strong>gebracht, wenn m<strong>an</strong> e<strong>in</strong>e


Anthropomorphe Starrkörpermodelle 27<br />

Abb. 8: Relaxierter Endzust<strong>an</strong>d e<strong>in</strong>es statisch gestörten PD-geregelten Systems<br />

Funktion im Ort vorgibt. Da m<strong>an</strong> beim PD Regler ja auch mit Sollgeschw<strong>in</strong>digkeiten<br />

operiert, müssen diese auch korrekt beh<strong>an</strong>delt werden. M<strong>an</strong> darf hier nicht auf<br />

die Geschw<strong>in</strong>digkeit Null regeln, wie m<strong>an</strong> dies von dem Fe<strong>der</strong>-Dämpfer-Element her<br />

kennt.<br />

Es könnte auch e<strong>in</strong> PID-Regler zum E<strong>in</strong>satz kommen. Der Unterschied ist, das mit<br />

e<strong>in</strong>em PID-Regler die vorgegebene Gelenkstellung exakter e<strong>in</strong>gehalten wird, mit<br />

e<strong>in</strong>em PD-Regler nur <strong>an</strong>nähernd. Da e<strong>in</strong> PD-Regler mech<strong>an</strong>isch e<strong>in</strong> Fe<strong>der</strong>-Dämpfer-<br />

Element darstellt, k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> e<strong>in</strong>en PD-Regler <strong>in</strong> Programmen wie SIMPACK o<strong>der</strong><br />

ADAMS relativ leicht implementieren. Die Grafik <strong>in</strong> Abbildung 8 soll den Unterschied<br />

zwischen e<strong>in</strong>em Regler mit <strong>und</strong> ohne Integral<strong>an</strong>teil ver<strong>an</strong>schaulichen.<br />

Die Rolle <strong>der</strong> Muskeln: Natürlich ist die im vorstehenden beschriebene Vorgehensweise<br />

nur e<strong>in</strong>e Näherung. Bei exakter Modellierung müsste m<strong>an</strong> Muskelzugstrukturen<br />

e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen. Dies würde aber zusätzlich die Kenntnis komplexer Muskelaktivierungs<br />

<strong>und</strong> - Rekrutierungsfunktionen voraussetzen. Es ist sehr kompliziert, e<strong>in</strong>e<br />

Haltungsregelung mit Muskelmodellen aufzusetzen. Dies liegt unter <strong>an</strong><strong>der</strong>em <strong>an</strong> <strong>der</strong><br />

Red<strong>und</strong><strong>an</strong>z <strong>der</strong> Lastverteilung. Es k<strong>an</strong>n mit verschiedensten Aktivierungsmustern e<strong>in</strong>e<br />

bestimmte Bewegung ausgeführt, e<strong>in</strong>e bestimmte Haltung e<strong>in</strong>genommen werden.<br />

Die wenigsten MKS-Programme unterstützen umgelenkte Zugstrukturen direkt, die<br />

Kraftwirkung f<strong>in</strong>det def<strong>in</strong>itionsgemäß zwischen zwei Anlenkpunkten statt. Aus diesem<br />

Gr<strong>und</strong> ist es schwierig, h<strong>an</strong>dliche biomech<strong>an</strong>ische 3-d Modelle mit Muskeln zu<br />

erstellen, die mit dem Formalismus <strong>der</strong> Muskelumlenkung aus dem <strong>in</strong> [27] beschrie-


28 Anthropomorphe Starrkörpermodelle<br />

Abb. 9: Armmodell mit Muskeln aus [17]<br />

benen 2-d-Modell des menschlichen Gehens vergleichbar wären.<br />

Die Unbek<strong>an</strong>nten würden bei e<strong>in</strong>er solchen Lösung stark zunehmen. Dem gegenüber<br />

stünde z.B. <strong>der</strong> Vorteil, realistische Gelenkbelastungen ableiten zu können.<br />

Wenn mit den gängigen <strong>Simulation</strong>sprogrammen wie z.B. SIMPACK umgelenkte<br />

Muskulatur modelliert werden soll, ist es nötig auf komplizierte Konstrukte zurückzugreifen,<br />

wie dies zum Beispiel von Praxl [61] <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d e<strong>in</strong>es muskelbehafteten<br />

Armmodells beschrieben wurde. Auch <strong>in</strong> MADYMO s<strong>in</strong>d umgelenkte Muskelzüge<br />

implementiert. Bei allen komplexen Muskelmodellen ist es jedoch unumgänglich, die<br />

Verteilung <strong>der</strong> Last auf den red<strong>und</strong><strong>an</strong>ten Muskelapparat realistisch zu modellieren.<br />

Die Abbildung 9 zeigt e<strong>in</strong> Modell aus [17] mit Muskeln. Die Motivierung, die Muskelkräfte<br />

durch Gelenksteifigkeiten o<strong>der</strong> Dämpfungen zu ersetzen, liefert das folgende<br />

Ged<strong>an</strong>kenmodell. Im Gelenk stehen sich die Ansatzpunkte von Beuger <strong>und</strong><br />

Strecker gegenüber. Durch e<strong>in</strong>e Versp<strong>an</strong>nung <strong>der</strong> Muskulatur wirken auf beiden Seiten<br />

<strong>an</strong> Hebeln Kräfte, welche resultierende Momente erzeugen. Gleichen sich diese<br />

Momente gerade aus, bleibt <strong>der</strong> Gelenkw<strong>in</strong>kel unverän<strong>der</strong>t. Wirkt nun aber e<strong>in</strong>e<br />

Störung auf den Gelenkw<strong>in</strong>kel, verän<strong>der</strong>n sich <strong>in</strong>folge <strong>der</strong> W<strong>in</strong>kelän<strong>der</strong>ung die effektiven<br />

Muskellängen. Daraus resultiert e<strong>in</strong>, <strong>der</strong> Störung entgegenwirkendes, Moment.


Anthropomorphe Starrkörpermodelle 29<br />

Wenn m<strong>an</strong> dieses Moment gegen die Störung aufträgt, k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> im naher Umgebung<br />

zum Gleichgewicht e<strong>in</strong>e L<strong>in</strong>earisierung vornehmen, <strong>und</strong> die Muskulatur durch<br />

l<strong>in</strong>eare Drehfe<strong>der</strong>n modellieren.<br />

Gelenk<strong>an</strong>schläge: Die E<strong>in</strong>schränkung <strong>der</strong> Bewegung <strong>der</strong> Körpersegmente resultiert<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Realität aus zwei Pr<strong>in</strong>zipien. Zum E<strong>in</strong>en können sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Realität<br />

die e<strong>in</strong>zelnen Körpersegmente nicht gegenseitig durchdr<strong>in</strong>gen, zum <strong>an</strong><strong>der</strong>en h<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

Gelenkstrukturen <strong>und</strong> Bän<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Überdehnung <strong>der</strong> Gelenke. Letzten Endes k<strong>an</strong>n<br />

m<strong>an</strong> hier feststellen, dass für e<strong>in</strong>e realistische E<strong>in</strong>schränkung <strong>der</strong> Segmentbewegungen<br />

ebenfalls die Umsetzung e<strong>in</strong>es Flächenkontakts zwischen den e<strong>in</strong>zelnen Körpersegmenten<br />

nötig ist. Ferner werden hier eigentlich ebenfalls Muskeln <strong>und</strong> Bän<strong>der</strong> als<br />

Modellelement benötigt.<br />

Ankopplung <strong>der</strong> Schwabbelmassen: Das Konzept <strong>der</strong> Schwabbelmassen wurde<br />

bereits e<strong>in</strong>geführt. E<strong>in</strong>e denkbare Modellvorstellung zu den Schwabbelmassen ist,<br />

sie sich als e<strong>in</strong> Starrkörper vorzustellen, welcher im Schwerpunkt <strong>an</strong> dem entsprechenden<br />

Knochen aufgehängt ist. Die Schwabbelmassen haben so 6 Freiheitsgrade,<br />

drei rotatorisch <strong>und</strong> drei tr<strong>an</strong>slatorisch. Dementsprechend müssen also 3 Kräfte <strong>und</strong><br />

3 Momente auf geeignete Weise dafür sorgen, dass die Ankopplung realistisch ist.<br />

Im e<strong>in</strong>fachsten Fall können hier PD-Regler zum E<strong>in</strong>satz kommen, welche auch e<strong>in</strong>e<br />

nichtl<strong>in</strong>eare Charakteristik haben können. Pr<strong>in</strong>zipiell wäre es natürlich realistischer,<br />

die Gelenkversteifung, vielleicht sogar durch Muskeln, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Rückstellcharakteristik<br />

<strong>der</strong> Schwabbelmassen zu berücksichtigen. So würde die Abhängigkeit <strong>der</strong> Steifigkeit<br />

des Muskelgewebes vom Erregungszust<strong>an</strong>d mit berücksichtigt, was im e<strong>in</strong>fachen PD-<br />

Modell meist nicht <strong>der</strong> Fall ist. Genau diesen Effekt k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong>, moment<strong>an</strong> aber nur<br />

qualitativ, laut [28] beobachten.<br />

3-d Flächen- <strong>und</strong> Volumenkontakte: Die Interaktion des Menschen mit se<strong>in</strong>er<br />

Umwelt basiert auf äußeren Kräften (<strong>und</strong> je nach Def<strong>in</strong>ition auch aus äußeren Momenten,<br />

wenn Flächenkontakte über Punkt zu Punkt Modelle realisiert werden). Der<br />

Realität kommen über 3-d Flächen def<strong>in</strong>ierte Volumenkontakte sicherlich schon recht<br />

nahe. Lei<strong>der</strong> bieten die verfügbaren Programme nur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em sehr e<strong>in</strong>geschränkten<br />

Umf<strong>an</strong>g e<strong>in</strong>e Unterstützung für allgeme<strong>in</strong>e Flächen o<strong>der</strong> Volumenkontakte.<br />

2.3 Menschmodell <strong>in</strong> SIMPACK<br />

Das MKS-Programm SIMPACK (SImulation of Multibody systems PACKage) wird<br />

von <strong>der</strong> DLR (Deutsche Forschungs<strong>an</strong>stalt für Luft <strong>und</strong> Raumfahrt) entwickelt, <strong>und</strong><br />

von <strong>der</strong> Firma Intec [44] vermarktet. In diesem Kapitel soll e<strong>in</strong>e Übersicht über<br />

Möglichkeiten <strong>und</strong> Schwächen dieses Programms geliefert werden. In weiteren Kapiteln<br />

werden Anwendungen beschrieben, <strong>in</strong> denen SIMPACK zur <strong>Simulation</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Modellbildung</strong> verwendet wurde.


30 Anthropomorphe Starrkörpermodelle<br />

Im Rahmen <strong>der</strong> MKS-Technik müssen nun, neben den geeigneten Massen- <strong>und</strong> Trägheitseigenschaften,<br />

noch ausgezeichnete Koord<strong>in</strong>aten wie z.B. Anlenkpunkte auf diesen<br />

Körpern def<strong>in</strong>iert werden. Dies bedeutet im Allgeme<strong>in</strong>en die E<strong>in</strong>gabe aller Parameter<br />

über das GUI des <strong>Simulation</strong>sprogramms. Die Werte <strong>der</strong> Parameter werden<br />

zweckmäßigerweise mit statistisch abgeleiteten Näherungswerten belegt. Die <strong>in</strong> verschiedenen<br />

Vorarbeiten des Instituts für Theoretische Astrophysik Tüb<strong>in</strong>gen wie<br />

z.B. <strong>in</strong> [71] beschriebene Vorgehensweise, die Daten mittels des eigenständigen Programms<br />

CALCMAN zu ermitteln, <strong>und</strong> diese d<strong>an</strong>n m<strong>an</strong>uell <strong>in</strong> die Modelle e<strong>in</strong>zufügen<br />

ist jedoch umständlich <strong>und</strong> för<strong>der</strong>t Übertragungsfehler. Ferner ist es so sehr schwierig,<br />

<strong>an</strong>thropometrische Parameter e<strong>in</strong>er Parametervariation o<strong>der</strong> gar Optimierung<br />

zu unterziehen. Es wurde e<strong>in</strong> geeignetes Verfahren entwickelt, die Vorgehensweise<br />

zu beschleunigen.<br />

2.3.1 Parametrisierung des Modells<br />

SIMPACK bietet die Möglichkeit, Parameter des Modells <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er sogen<strong>an</strong>nten Parameterdatenb<strong>an</strong>k<br />

abzulegen. Die Werte im Modell stellen d<strong>an</strong>n e<strong>in</strong>e Referenz auf<br />

die entsprechenden Daten dar. Somit ist es auch möglich die Parameter mit selbsterklärenden<br />

Namen zu belegen. Die SIMPACK-Datenb<strong>an</strong>k stellt ebenfalls e<strong>in</strong>fache<br />

mathematische Funktionen zur Verfügung, womit es möglich ist, Parameter vone<strong>in</strong><strong>an</strong><strong>der</strong><br />

abhängig zu formulieren.<br />

Die gewählte Vorgehensweise war nun, e<strong>in</strong>en zur gewählten Modellstruktur kompatiblen<br />

Datensatz <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Datenb<strong>an</strong>k zur Verfügung zu stellen. Dieser wurde aus<br />

dem Programm CALCMAN abgeleitet. Somit ist es möglich mit <strong>der</strong> Festlegung<br />

<strong>der</strong> drei f<strong>und</strong>amentalen Variablen Größe, Gewicht <strong>und</strong> Geschlecht alle relev<strong>an</strong>ten<br />

Modellparameter <strong>in</strong> <strong>der</strong> Datenb<strong>an</strong>k zu generieren. Die Datenb<strong>an</strong>ken s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> ASCII<br />

gespeichert, <strong>und</strong> können mit jedem Editor bearbeitet werden.<br />

2.3.2 Visualisierung<br />

Damit auch die Visualisierung zum <strong>in</strong>dividuellen Datensatz passt, musste neben den<br />

Parametern für die Körper <strong>und</strong> Gelenke auch e<strong>in</strong> Satz von Visualisierungsparametern<br />

erzeugt werden. Die Visualisierung <strong>der</strong> Arme <strong>und</strong> Be<strong>in</strong>e basiert auf Rotationskörpern<br />

aus drei Stützpunkten. Becken, Bauch <strong>und</strong> Brust sowie <strong>der</strong> Kopf wurden als Kugeln<br />

beschreiben, <strong>der</strong> Hals als Zyl<strong>in</strong><strong>der</strong>. Die Schwabbelmassen s<strong>in</strong>d tr<strong>an</strong>sparent ausgelegt,<br />

was es ermöglicht die Knochen (zusammengesetzt aus Zyl<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>und</strong> Kugeln) zu<br />

sehen, <strong>und</strong> somit die Auslenkungen <strong>der</strong> Schwabbelmassen sichtbar zu machen.<br />

Um die Abhängigkeit <strong>der</strong> Radien vom Körpergewicht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Visualisierung zu berücksichtigen,<br />

wurde aus <strong>der</strong> jeweiligen Segmentmasse mit e<strong>in</strong>er geschätzten mittleren<br />

Dichte das Volumen berechnet. Zusammen mit <strong>der</strong> gegebenen Segmentlänge k<strong>an</strong>n<br />

somit e<strong>in</strong> mittlerer Radius für das Segment abgeschätzt werden.


Anthropomorphe Starrkörpermodelle 31<br />

Abb. 10: An die Anthropometrie <strong>an</strong>gepasste Visualisierung unter SIMPACK: Von<br />

l<strong>in</strong>ks nach rechts <strong>an</strong>geordnet werden gezeigt: M<strong>an</strong>n 1.75m 70kg, Frau 1.75m 70kg,<br />

M<strong>an</strong>n 2.10m 80kg, Frau 1.55m 80kg<br />

M<strong>an</strong> erkennt <strong>an</strong> dieser direkten Kopplung <strong>der</strong> Visualisierung <strong>in</strong> Abbildung 10 <strong>an</strong><br />

die <strong>an</strong>thropometrischen Daten gut, dass die Regressionsgleichungen für Extremfälle<br />

schlechter geeignet s<strong>in</strong>d, als für Personen, die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nähe des Durchschnittsmenschen<br />

liegen. E<strong>in</strong> Schwachpunkt ist <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Hals, welcher den Gesamtfehler<br />

(Differenz <strong>der</strong> Summe <strong>der</strong> E<strong>in</strong>zellängen zu <strong>der</strong> vorgegebenen Gesamtkörperlänge)<br />

aufnimmt. Dieses Verhalten ist aber durch die Regressionsgleichungen <strong>der</strong> NASA<br />

bestimmt, <strong>und</strong> lässt sich nur schwer bei gleichzeitiger E<strong>in</strong>haltung <strong>der</strong> Gesamtgröße<br />

än<strong>der</strong>n.<br />

M<strong>an</strong> könnte eventuell <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em iterativen Prozess den Größenfehler gleichmäßig auf<br />

alle Segmente verteilen. In den meisten Anwendungen wirkt sich dieser Fehler jedoch<br />

nicht aus. Modelle, die stark auf die Nackenregion bezogen s<strong>in</strong>d (z.B. Schleu<strong>der</strong>trauma),<br />

sollten aber hier mit e<strong>in</strong>em verbesserten Modell arbeiten.<br />

2.3.3 Visualisierung mit CAD-Flächen<br />

Die oben beschriebene Visualisierung ist recht gut geeignet um das Verhalten des<br />

Modells sichtbar zu machen. Dennoch wäre es <strong>an</strong>schaulicher e<strong>in</strong>e dem Menschen ähnlichere<br />

Visualisierung zur Verfügung zu haben. Dazu ist es nötig, die Oberfläche des<br />

Menschen als CAD-Fläche zu beschreiben. SIMPACK bietet durchaus die Funktionalität<br />

CAD-Flächen zur Visualisierung e<strong>in</strong>zusetzen. Das vorgesehene Format .slp o<strong>der</strong><br />

.stl ist aber sehr speziell, deshalb müssen Flächen aus gängigen Formaten (z.B. obj)<br />

konvertiert werden.


32 Anthropomorphe Starrkörpermodelle<br />

Aufbereitung <strong>der</strong> Flächen:<br />

Nach <strong>der</strong> Vorbereitung <strong>der</strong> Daten durch Xroads [67] lagen die Eckpunkte <strong>und</strong> Flächennormalen<br />

als .obj vor. Dieses Format muss nun <strong>in</strong> das gewünschte Endformat<br />

.slp überführt werden. Im Allgeme<strong>in</strong>en liegen die Daten als Oberfläche e<strong>in</strong>es G<strong>an</strong>zkörpermodells<br />

vor, fassen also im Raum die vollen Körperausmaße. In SIMPACK<br />

sollten die Körperflächen bezogen auf e<strong>in</strong>e ausgezeichnete Koord<strong>in</strong>ate auf dem Segment<br />

beschrieben werden, was bedeutet, dass die Flächendaten segmentiert, tr<strong>an</strong>slatorisch<br />

tr<strong>an</strong>sformiert <strong>und</strong> geeignet skaliert werden müssen. Da es ke<strong>in</strong>e passende<br />

Lösung für dieses Problem gab, musste erst e<strong>in</strong> Programm entwickelt werden.<br />

Abb. 11: Entwickeltes Programm zur Vorbearbeitung <strong>der</strong> Flächendef<strong>in</strong>itionsdateien<br />

Um die E<strong>in</strong>zelnen Arbeitsschritte möglichst e<strong>in</strong>fach zu machen, wurde das Programm<br />

mit e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>fachen GUI ausgestattet (Abbildung 11). Das GUI basiert auf <strong>der</strong><br />

GLUI-Library [62] welche ihrerseits auf GLUT [48] <strong>und</strong> damit letztlich auf OpenGL<br />

basiert. Dieses Vorgehen hat den Vorteil, das das Programm unter W<strong>in</strong>dows <strong>und</strong><br />

L<strong>in</strong>ux übersetzbar ist.<br />

Ergebnis: Um die Schwabbelmassen am Skelett zu visualisieren, war es nötig, e<strong>in</strong>e<br />

Körperhülle <strong>und</strong> e<strong>in</strong> Skelett zu segmentieren. Diese beiden Flächenmodelle stammten<br />

nicht aus <strong>der</strong> selben Quelle, <strong>und</strong> wurden zudem nicht <strong>in</strong> <strong>der</strong> gleichen Haltung<br />

tri<strong>an</strong>guliert, weshalb sie nur <strong>an</strong>nähernd überlagerungsfähig s<strong>in</strong>d. Diese Schwäche<br />

zeigt sich beson<strong>der</strong>s bei <strong>der</strong> H<strong>an</strong>d, bei <strong>der</strong> die Knochendaten e<strong>in</strong>e <strong>an</strong><strong>der</strong>e Haltung<br />

aufzeigen, als die Hautdaten.<br />

Bei e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>heitlichen Generierung von Knochen- <strong>und</strong> Hautdaten sollten die beiden<br />

Sätze <strong>in</strong> E<strong>in</strong>kl<strong>an</strong>g se<strong>in</strong>, was durch die Erzeugung aus e<strong>in</strong>er geme<strong>in</strong>samen Quelle<br />

(z.B. CT-Schichtaufnahme) gewährleistet würde. Dieses Vorhaben währe aber nur<br />

<strong>in</strong> enger Zusammenarbeit mit Computergrafikern s<strong>in</strong>nvoll zu bewerkstelligen.<br />

Es ist mit den bisl<strong>an</strong>g zur Verfügung stehenden Daten e<strong>in</strong>e <strong>an</strong>sprechende Visualisierung<br />

mit SIMPACK möglich, wie die Abbildung 12 zeigt. Gr<strong>und</strong>sätzlich ist es<br />

möglich, die Hautflächen mit <strong>der</strong> Relativk<strong>in</strong>ematik <strong>der</strong> Schwabbelmassen zu visualisieren,<br />

womit die Schwabbelmassenauslenkung visualisiert werden k<strong>an</strong>n.


Anthropomorphe Starrkörpermodelle 33<br />

Abb. 12: Visualisierung des im Rahmen dieser Arbeit unter SIMPACK erstellten<br />

Menschmodells mit CAD-Flächen


34 Anthropomorphe Starrkörpermodelle<br />

2.4 Menschmodell <strong>in</strong> ADAMS<br />

Es soll hier zunächst e<strong>in</strong>mal auf die Unterschiede zwischen <strong>der</strong> Modellierung unter<br />

SIMPACK <strong>und</strong> ADAMS gerade <strong>in</strong> H<strong>in</strong>sicht auf das gewählte Ziel ” Biomech<strong>an</strong>isches<br />

Menschmodell“e<strong>in</strong>geg<strong>an</strong>gen werden. In e<strong>in</strong>em späteren Kapitel wird die konkrete<br />

Realisierung unter ADAMS beschrieben.<br />

2.4.1 Unterschiede zu <strong>der</strong> Modellierung unter SIMPACK<br />

In <strong>der</strong> Abteilung für Theoretische Astrophysik <strong>an</strong> <strong>der</strong> Universität Tüb<strong>in</strong>gen wurden<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Verg<strong>an</strong>genheit vornehmlich die MKS-Programme DADS <strong>und</strong> SIMPACK<br />

zur Modellierung biomech<strong>an</strong>ischer Systeme e<strong>in</strong>gesetzt. Der Autor hat die meiste Erfahrung<br />

unter SIMPACK erworben. Insofern k<strong>an</strong>n es se<strong>in</strong>, dass alle<strong>in</strong>e deshalb die<br />

<strong>Modellbildung</strong> unter SIMPACK als wesentlich e<strong>in</strong>facher für komplexe biomech<strong>an</strong>ische<br />

Modelle empf<strong>und</strong>en wurde. Dennoch sollen hier e<strong>in</strong>ige Schwierigkeiten bei <strong>der</strong><br />

Modellierung unter ADAMS beschrieben werden.<br />

Um e<strong>in</strong>e k<strong>in</strong>ematische Kette komplexer Struktur zu beschreiben, ist es <strong>an</strong>genehm, die<br />

Kette <strong>in</strong>tuitiv entl<strong>an</strong>g ihres Verlaufs zu beschreiben. Klarer ausgedrückt: Beschreibt<br />

m<strong>an</strong> die Lage <strong>der</strong> Gelenkmarker auf zwei Körpern <strong>und</strong> gibt m<strong>an</strong> <strong>an</strong>, mit welchem<br />

Gelenk diese Körper verb<strong>und</strong>en s<strong>in</strong>d, ist das Problem bereits vollständig formuliert.<br />

Hier ist die Modellierung unter ADAMS etwas umständlich. Es ist nämlich möglich,<br />

die Körper beliebig im Raum zu positionieren <strong>und</strong> d<strong>an</strong>n e<strong>in</strong> Gelenk h<strong>in</strong>zuzufügen,<br />

welches <strong>an</strong> dieser Stelle mathematisch eigentlich nicht möglich ist. Die Folge ist<br />

unter dem Preprocessor grafisch als zwei halbe Gelenke zu erkennen. Erst durch e<strong>in</strong><br />

so gen<strong>an</strong>ntes ” assembl<strong>in</strong>g“ werden die Zw<strong>an</strong>gsbed<strong>in</strong>gungen des Gelenkes erfüllt, <strong>in</strong><br />

dem ADAMS versucht, die entsprechenden Än<strong>der</strong>ungen bei Körperpositionen <strong>und</strong><br />

Gelenkw<strong>in</strong>keln auszuführen. Für das <strong>an</strong>gestrebte Menschmodell soll aber die Haltung<br />

e<strong>in</strong>deutig vorgegeben werden.<br />

E<strong>in</strong>e weitere Fähigkeit sollte e<strong>in</strong> Menschmodell aufweisen. Es sollte z.B. im Rahmen<br />

<strong>der</strong> immer aktuelleren Fragestellung Mensch-Masch<strong>in</strong>e-Schnittstelle zu Zwecken <strong>der</strong><br />

Kopplung mit e<strong>in</strong>em Masch<strong>in</strong>enmodell möglich se<strong>in</strong>, das gesamte Menschmodell mit<br />

e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>zigen Tr<strong>an</strong>sformation beliebig im Raum zu verschieben o<strong>der</strong> zu verdrehen.<br />

Unter ADAMS ist das Ergebnis e<strong>in</strong>es solchen Versuches oft nicht mit dem Gewünschten<br />

identisch. Das Modell k<strong>an</strong>n sich dabei, lax formuliert, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelne Teile zerlegen.<br />

Wesentlich komfortabler ist es, e<strong>in</strong>en Marker des Menschmodells als Referenz auszulegen,<br />

bezüglich <strong>der</strong>er das restliche Modell relativ beschrieben ist. In letzter Inst<strong>an</strong>z<br />

ist es so zum Beispiel möglich, den Koppelmarker zwischen Masch<strong>in</strong>e <strong>und</strong> e<strong>in</strong>er<br />

H<strong>an</strong>d auszuzeichnen. Verb<strong>in</strong>det m<strong>an</strong> Masch<strong>in</strong>e <strong>und</strong> H<strong>an</strong>d mit diesem Marker e<strong>in</strong>deutig,<br />

bef<strong>in</strong>det sich das Menschmodell nun komplett <strong>und</strong> e<strong>in</strong>deutig beschrieben <strong>an</strong><br />

<strong>der</strong> Masch<strong>in</strong>e. Die Gelenkw<strong>in</strong>kel s<strong>in</strong>d ebenfalls e<strong>in</strong>deutig mit <strong>der</strong> gewünschten Körperhaltung<br />

<strong>in</strong> E<strong>in</strong>kl<strong>an</strong>g. Natürlich könnte m<strong>an</strong> auch das Masch<strong>in</strong>enmodell <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

solchen relativen Beschreibung abfassen, die Probleme bei <strong>der</strong> Än<strong>der</strong>ung von <strong>in</strong>neren


Anthropomorphe Starrkörpermodelle 35<br />

Modellparametern des Menschmodell (Haltung, Anthropometrie etc.) würden aber<br />

weiterh<strong>in</strong> bestehen.<br />

Unter SIMPACK s<strong>in</strong>d obige Anfor<strong>der</strong>ungen mit wenig Aufw<strong>an</strong>d automatisch erfüllbar.<br />

Da hier die Topologie des Modells durch die Angabe von Gelenkart, Gelenk<strong>an</strong>f<strong>an</strong>gsbed<strong>in</strong>gungen<br />

<strong>und</strong> relativen Markerlagen auf den e<strong>in</strong>zelnen Körpern <strong>an</strong>gegeben<br />

wird, k<strong>an</strong>n es ke<strong>in</strong>e ” halben“ Gelenke geben. Auch k<strong>an</strong>n das gesamte Modell mit<br />

e<strong>in</strong>em Marker im Raum positioniert werden. Dies k<strong>an</strong>n relativ zu dem Inertialsystem,<br />

o<strong>der</strong> eben relativ zu e<strong>in</strong>em Masch<strong>in</strong>enmodell erfolgen.<br />

2.4.2 Parametrisierte Modellierung unter ADAMS<br />

ADAMS hat natürlich e<strong>in</strong>en Mech<strong>an</strong>ismus, um solche Problemstellungen zu bedienen.<br />

Es ist möglich, e<strong>in</strong>en Marker relativ zu e<strong>in</strong>em <strong>an</strong><strong>der</strong>en Marker zu beschreiben.<br />

Hierzu s<strong>in</strong>d unter <strong>der</strong> Oberfläche des Preprocessors bereits zwei H<strong>an</strong>dlungen nötig.<br />

Da ADAMS beim H<strong>in</strong>zufügen e<strong>in</strong>es Gelenkes (o<strong>der</strong> auch e<strong>in</strong>es Kraftelementes) viele<br />

Marker erzeugt, die <strong>in</strong> weiteren Aktionen mit aussagekräftigen Namen versehen<br />

werden müssen, wird die Situation immer komplexer. Es s<strong>in</strong>d sehr viele Bedieneraktionen<br />

nötig, um e<strong>in</strong> komplexes Modell unter ADAMS vollständig parametrisiert<br />

zu erstellen. Es ist nahezu unvermeidlich, dass es durch Fehle<strong>in</strong>gaben des Bedieners<br />

zu Modellfehlern kommt, die wahrsche<strong>in</strong>lich unbemerkt bleiben.<br />

Es st<strong>an</strong>d also zu Beg<strong>in</strong>n die Aufgabe im Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong>, <strong>in</strong> Anbetracht <strong>der</strong> Komplexität<br />

des Menschmodells e<strong>in</strong>e geeignete Technik zu entwickeln um e<strong>in</strong> übersichtliches<br />

Modell fehlerfrei zu realisieren. Anfor<strong>der</strong>ungen hierbei waren:<br />

⋄ nur so viele Marker wie nötig erzeugen<br />

⋄ vollständige Parametrisierung ermöglichen<br />

⋄ e<strong>in</strong>fache Kopplung mit Werkzeugmodellen vorbereiten<br />

2.4.3 Modellgenerierung mit GENMOD<br />

Bereits zu e<strong>in</strong>em frühen Zeitpunkt wurde beschlossen, das Menschmodell nicht mit<br />

dem eigentlichen Preprocessor von ADAMS zu erzeugen. Als Alternative best<strong>an</strong>d die<br />

Möglichkeit, e<strong>in</strong> so gen<strong>an</strong>ntes ” comm<strong>an</strong>dfile“ als Textdatei zu erzeugen. Die Datei<br />

könnte natürlich von H<strong>an</strong>d erstellt werden. Wesentlich komfortabler ist es, das Modell<br />

von e<strong>in</strong>em externen Programm erzeugen zu lassen. E<strong>in</strong> solches Vorgehen <strong>an</strong> sich<br />

ist nicht neu. Es existieren kommerzielle Tools, um den eigentlichen Preprocessor zu<br />

umgehen (Hyperworks von Altair) o<strong>der</strong> Damos-C [82]. Beide Programme st<strong>an</strong>den<br />

<strong>an</strong> unserem Institut nicht zur Verfügung. Ferner war unklar, ob diese Programme<br />

nicht ebenfalls E<strong>in</strong>schränkungen mit sich br<strong>in</strong>gen würden. So wurde entschieden, e<strong>in</strong><br />

entsprechendes Programm durch Rout<strong>in</strong>en unter MATLAB zu erstellen.


36 Anthropomorphe Starrkörpermodelle<br />

Das Ziel war, e<strong>in</strong> vollständig parametrisiertes Modell unter ADAMS zu erzeugen,<br />

welches mit <strong>in</strong>dividuellen Anthropometrien arbeiten k<strong>an</strong>n. Die entsprechenden mfiles<br />

werden im Anh<strong>an</strong>g B <strong>in</strong> kurzer Form erläutert. Der Modellgenerator automatisiert<br />

folgende Arbeitsschritte:<br />

1. Körper <strong>und</strong> Anlenkpunkte erzeugen<br />

2. Gelenke parametrisiert erzeugen<br />

3. Kraftelemente parametrisiert erzeugen<br />

4. Designvariablen erzeugen (Anthropometrische Datenb<strong>an</strong>k)<br />

5. Modellvariablen auf die Designvariablen referenzieren<br />

Die Struktur des Generators stellt sich wie folgt dar:<br />

genmod.m---mbsstruct.m---sett<strong>in</strong>gs.m<br />

|<br />

---<strong>an</strong>topometric.m<br />

|<br />

---values.m<br />

|<br />

---designvars.m---designvars_<strong>an</strong>topometrie.m<br />

| ---designvars_mass_<strong>in</strong>ertia.m<br />

| ---designvars_marker.m<br />

| ---designvars_wobbel_rigid.m<br />

| ---designvars_grafik.m<br />

| ---designvars_forceparams.m<br />

|<br />

---bodys.m<br />

|<br />

---jo<strong>in</strong>ts.m<br />

|<br />

---statevars.m<br />

|<br />

---measures.m<br />

Der eigentliche Generator ist genmod.m, welcher die Modelldatei schreibt. Die Datei<br />

mbsstruct.m ruft nache<strong>in</strong><strong>an</strong><strong>der</strong> e<strong>in</strong>ige Dateien auf, <strong>in</strong> denen nur Datenstrukturen<br />

def<strong>in</strong>iert werden. So ist es möglich, durch zusätzliche E<strong>in</strong>träge Elemente wie Körper,<br />

Gelenke etc. dem Modell h<strong>in</strong>zuzufügen. Die Kraftelemente s<strong>in</strong>d eng mit <strong>der</strong><br />

Erzeugung von Gelenken verb<strong>und</strong>en. So ist es sehr e<strong>in</strong>fach, im Gelenk Aktuatoren<br />

zu plazieren.


Anthropomorphe Starrkörpermodelle 37<br />

Abb. 13: Das Menschmodell ADAMS/Figure<br />

Wenn modellspezifische Aktuatoren benötigt werden, k<strong>an</strong>n <strong>der</strong> Generator entsprechend<br />

erweitert werden. Im Kapitel zur <strong>Simulation</strong> des H<strong>an</strong>d-Arm-Systems 4.2 wird<br />

auf e<strong>in</strong>ige implementierte Aktuatoren e<strong>in</strong>geg<strong>an</strong>gen.<br />

2.5 Kommerzielle Menschmodelle<br />

Es soll <strong>an</strong> dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben, dass mittlerweile zwei komplexe<br />

Menschmodelle auf dem Markt erhältlich s<strong>in</strong>d. Dies s<strong>in</strong>d ADAMS/Figure <strong>und</strong> SIMM.<br />

ADAMS/Figure:Das Programm [43] ist e<strong>in</strong> Add-On zu ADAMS. Primär generiert<br />

es automatisch e<strong>in</strong> <strong>an</strong>thropomorphes Starrkörpermodell des Menschen. Es können<br />

Körperhaltungen aus e<strong>in</strong>er Datenb<strong>an</strong>k e<strong>in</strong>gelesen werden. Ferner verfügt es über<br />

Muskel <strong>und</strong> B<strong>an</strong>d-Modelle. ADAMS/Figure k<strong>an</strong>n <strong>an</strong>sprechende Visualisierungen<br />

(Abbildung13) liefern. Das Menschmodell ist h<strong>in</strong>gegen ohne Schwabbelmassen ausgelegt.<br />

ADAMS/Figure ist deshalb für <strong>Simulation</strong>en, bei denen die Weichteilmech<strong>an</strong>ik<br />

e<strong>in</strong>e Rolle spielt nur bed<strong>in</strong>gt geeignet.<br />

SIMM: SIMM [57] ist aus e<strong>in</strong>em Visualisierungstool zur Muskelmech<strong>an</strong>ik heraus<br />

entst<strong>an</strong>den. Erst im Zusammenspiel mit SD-FAST [79] k<strong>an</strong>n SIMM auch für dynamische<br />

Analysen e<strong>in</strong>gesetzt werden. SIMM verfügt über e<strong>in</strong> komplexes Modell des Muskelapparates<br />

des Menschen (Abbildung 14). Auch hier s<strong>in</strong>d, wie <strong>in</strong> ADAMS/Figure,<br />

ke<strong>in</strong>e Schwabbelmassen implementiert. Inwieweit SIMM erweiterbar wäre ist dem


38 Anthropomorphe Starrkörpermodelle<br />

Abb. 14: Das Menschmodell SIMM<br />

Autor nicht bek<strong>an</strong>nt. Die vorwärtsdynamische <strong>Simulation</strong> muskulär erzeugter Bewegungsformen<br />

unterliegt natürlich den allgeme<strong>in</strong>en Problemen, m<strong>an</strong> denke hier nur<br />

<strong>an</strong> das loadshar<strong>in</strong>g, also die Verteilung <strong>der</strong> Kräfte auf den (red<strong>und</strong><strong>an</strong>t ausgelegten)<br />

Muskelapparat.


Der virtuelle Unfall 39<br />

3 Der virtuelle Unfall<br />

Das im vorigen beschriebene Menschmodell soll nun <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er konkreten Anwendung<br />

e<strong>in</strong>gesetzt werden. Es wurde <strong>der</strong> Unfall zwischen PKW <strong>und</strong> Fußgänger gewählt, da<br />

hier auf Erfahrungen aus Vorarbeiten zurückgegriffen werden konnte. Schüszler [71]<br />

erstellte unter SIMPACK e<strong>in</strong> entsprechendes <strong>Simulation</strong>smodell <strong>und</strong> verglich die<br />

Ergebnisse mit <strong>an</strong>alysierten Unfällen [6]. Auch die Arbeit von [75] beschäftigt sich<br />

mit <strong>der</strong> <strong>Simulation</strong> von PKW-Fußgängerunfällen unter SIMPACK.<br />

Die Zielsetzung dieses Modells sollte primär weniger <strong>in</strong> <strong>der</strong> exakten Reproduktion<br />

von Messergebnissen liegen, son<strong>der</strong>n es sollten Aussagen über relative Än<strong>der</strong>ungen<br />

des Modellverhaltens bezüglich <strong>der</strong> Variation biomech<strong>an</strong>ischer Parameter ermöglicht<br />

werden. In [88] wird e<strong>in</strong> <strong>Simulation</strong>smodell unter MADYMO (TNO) beschrieben,<br />

wobei die Kopfbelastung beim Stoß als Validierungskriterium her<strong>an</strong>gezogen, <strong>und</strong><br />

d<strong>an</strong>n Variationen <strong>an</strong> <strong>der</strong> PKW-Geometrie gerechnet wurden. Die biomech<strong>an</strong>ischen<br />

Parameter wurden hierbei aus <strong>der</strong> Literatur entnommen.<br />

In dieser Arbeit soll h<strong>in</strong>gegen untersucht werden, mit welcher Genauigkeit biomech<strong>an</strong>ische<br />

Parameter festgelegt werden müssen bzw. können. Als Ausg<strong>an</strong>gsbasis für<br />

diese Überlegungen können die <strong>in</strong> [88] zusammengestellten Literaturwerte dienen.<br />

Ferner soll untersucht werden, welche Daten zur Validierung e<strong>in</strong>er vollständig <strong>in</strong>dividuellen<br />

Unfallsimulation vorh<strong>an</strong>den se<strong>in</strong> sollten. Dies ist von Interesse, wenn reale<br />

Unfälle als Fallbeispiel gerechnet werden sollen. In Kooperation mit verschiedensten<br />

Instituten <strong>und</strong> Forschungse<strong>in</strong>richtungen <strong>der</strong> Universität Tüb<strong>in</strong>gen soll im Rahmen<br />

e<strong>in</strong>es Forschungsschwerpunkts (BW) e<strong>in</strong> Modell zur Rekonstruktion <strong>und</strong> Prediktion<br />

von Verletzungsbil<strong>der</strong>n bei Stoßtraumen erstellt werden. Ausg<strong>an</strong>gsbasis soll hier e<strong>in</strong>e<br />

Reihe von realen Unfällen se<strong>in</strong>, mit denen das Modell validiert <strong>und</strong> konzipiert werden<br />

k<strong>an</strong>n. Aus Sicht <strong>der</strong> biomech<strong>an</strong>ischen MKS-Modellierung s<strong>in</strong>d hierbei folgende<br />

Aufgabenstellungen zu bewältigen:<br />

⋄ E<strong>in</strong> <strong>der</strong> Opfer<strong>an</strong>thropometrie <strong>an</strong>gepasstes, <strong>in</strong>dividuelles, Modell muss generiert<br />

werden.<br />

⋄ Die passiven Eigenschaften des Opfers, wie resultierende Gelenksteifigkeit- <strong>und</strong><br />

Dämpfung o<strong>der</strong> W<strong>in</strong>kelbegrenzungen (Gelenk<strong>an</strong>schläge) s<strong>in</strong>d zu berücksichtigen.<br />

⋄ Die Kontakte zwischen Opfer <strong>und</strong> Stoßpartner s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> geeigneter Weise zu berücksichtigen.<br />

Hierzu müssen <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die geometrischen Ausmaße auch<br />

des Stoßpartners (z.B. PKW), dessen K<strong>in</strong>ematik sowie die Materialeigenschaften<br />

berücksichtigt werden.<br />

Begonnen werden soll mit <strong>der</strong> Beschreibung des Kollisionsmodells, welches für diese<br />

Anwendung entwickelt wurde.


40 Der virtuelle Unfall<br />

Abb. 15: SIMPACK Dokumentation: Anwendung Flächenkontakt<br />

3.1 Ansätze zur Kollisionsbeh<strong>an</strong>dlung <strong>in</strong> SIMPACK<br />

In <strong>der</strong> Arbeit von Schüszler [71] wurde bereits <strong>der</strong> <strong>in</strong>terne Mech<strong>an</strong>ismus von SIM-<br />

PACK zur Kontaktbeh<strong>an</strong>dlung beschrieben <strong>und</strong> e<strong>in</strong>gesetzt (Abbildung 16). In dieser<br />

Arbeit g<strong>in</strong>g es um die Analyse von gut dokumentierten PKW-Fußgängerunfällen [6].<br />

Die Modellierung des Opfers wurde ebenfalls <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d <strong>der</strong> Näherungsgleichungen mit<br />

CALCMAN bewerkstelligt. Die Arbeit zeigte zum e<strong>in</strong>en die Machbarkeit <strong>der</strong> <strong>Simulation</strong><br />

von PKW-Fußgängerunfällen. Sie zeigte aber auch E<strong>in</strong>schränkungen des<br />

Kontaktalgorithmus auf. Auch die Arbeit von Sporrer[75] beschäftigte sich mit dieser<br />

Thematik. Hier wurde versucht e<strong>in</strong>e eigene Flächenapproximation <strong>in</strong> SIMPACK<br />

zu implementieren. Es zeigte sich jedoch, dass e<strong>in</strong>e alle<strong>in</strong>ige Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Approximation<br />

über Spl<strong>in</strong>es das Gr<strong>und</strong>problem nicht behob. Um e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> <strong>Biomech<strong>an</strong>ik</strong><br />

<strong>an</strong>gepasste Kontaktbeh<strong>an</strong>dlung <strong>in</strong> SIMPACK zu realisieren, müsste <strong>an</strong> e<strong>in</strong>er tieferen<br />

Stelle e<strong>in</strong>gegriffen werden. Im folgenden soll die pr<strong>in</strong>zipielle Funktionalität <strong>der</strong><br />

Kontaktbeh<strong>an</strong>dlung <strong>in</strong> SIMPACK beschrieben werden, <strong>und</strong> e<strong>in</strong> alternativer Ansatz<br />

zur Lösung <strong>der</strong> bestehenden Probleme dokumentiert werden.<br />

3.1.1 St<strong>an</strong>dard<strong>an</strong>satz <strong>in</strong> SIMPACK<br />

Um e<strong>in</strong>en Stoß zwischen zwei Körpern <strong>in</strong> SIMPACK zu realisieren muss e<strong>in</strong> Kraftelement<br />

zwischen den Stoßpartnern def<strong>in</strong>iert werden. Die konkrete Realisierung des<br />

Kraft-Deformations-Verhaltens ist wie gewohnt über e<strong>in</strong> benutzerdef<strong>in</strong>iertes Kraftelement<br />

o<strong>der</strong> e<strong>in</strong> St<strong>an</strong>dardelement (fel18: Halbseitenkontakt) möglich. Spezifisch für<br />

die Stoßproblematik ist h<strong>in</strong>gegen, dass die Lage des Kraft<strong>an</strong>griffspunkts auf den<br />

Stoßpartnern nicht räumlich fixiert ist. Diesem Umst<strong>an</strong>d muss Rechnung getragen<br />

werden, <strong>in</strong>dem m<strong>an</strong> bewegliche Angriffspunkte, sogen<strong>an</strong>nte Mov<strong>in</strong>g Marker auf den<br />

Körpern def<strong>in</strong>iert (Abbildung 15). SIMPACK bietet auch hier, neben den St<strong>an</strong>dardelementen,<br />

die Möglichkeit benutzerdef<strong>in</strong>ierte Elemente zu verwenden. Allgeme<strong>in</strong><br />

wird zur Beh<strong>an</strong>dlung <strong>der</strong> Kontaktproblematik <strong>der</strong> auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Arbeiten von [71, 75]


Der virtuelle Unfall 41<br />

verwendete Mov<strong>in</strong>g Marker 87: Marker for General 3D Surface Contact e<strong>in</strong>gesetzt.<br />

Auf den beiden Stoßpartnern wird jeweils e<strong>in</strong> Marker auf e<strong>in</strong>er 3-d Oberfläche def<strong>in</strong>iert.<br />

Auf diesen Oberflächen k<strong>an</strong>n <strong>der</strong> Marker sich tr<strong>an</strong>slatorisch bewegen. Se<strong>in</strong>e<br />

Ausrichtung ist ebenfalls zeitlich variabel. Nach <strong>der</strong> Def<strong>in</strong>ition des Markerpaares<br />

muss über e<strong>in</strong> sogen<strong>an</strong>ntes Assembl<strong>in</strong>g e<strong>in</strong> geeigneter Startwert für beide Marker<br />

gef<strong>und</strong>en werden. Dies entspricht e<strong>in</strong>er Optimierung, bei <strong>der</strong> die Zielfunktion, <strong>der</strong><br />

Abst<strong>an</strong>d zwischen beiden Markern, m<strong>in</strong>imiert wird. Während <strong>der</strong> Integration werden<br />

die Koord<strong>in</strong>aten <strong>der</strong> Marker, unter Berücksichtigung <strong>der</strong> durch die Flächendef<strong>in</strong>itionen<br />

implizierten Zw<strong>an</strong>gsbed<strong>in</strong>gungen, kont<strong>in</strong>uierlich nachgeführt, so dass immer <strong>der</strong><br />

kürzeste Abst<strong>an</strong>d e<strong>in</strong>gehalten wird. Dieser Ansatz ist auf e<strong>in</strong>er tieferen Ebene <strong>in</strong><br />

SIMPACK <strong>in</strong>tegriert, <strong>und</strong> k<strong>an</strong>n vom Anwen<strong>der</strong> nicht bee<strong>in</strong>flusst werden. Probleme<br />

treten auf, wenn die Nachführung <strong>der</strong> Marker nicht mehr möglich ist. Dieses ist <strong>der</strong><br />

Fall, wenn e<strong>in</strong> Marker auf <strong>der</strong> Oberfläche, die im Raum ja begrenzt ist, über die<br />

Flächenbegrenzung laufen müsste. Nachdem die M<strong>in</strong>imierung des Abst<strong>an</strong>ds nicht<br />

mehr möglich ist, bricht <strong>der</strong> Integrator mit e<strong>in</strong>er Fehlermeldung ab. Konkret bedeutet<br />

dies, dass von Schüszler [71] e<strong>in</strong> Überwurf über den PKW nicht simuliert<br />

werden konnte. Damit wurde e<strong>in</strong> wichtiges Primärziel dieser Untersuchung, nämlich<br />

die Validierung des Modells über die, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Rekonstruktion ermittelte, Wurfweite<br />

unerreichbar.<br />

E<strong>in</strong> weiteres Problem wurde <strong>in</strong> <strong>der</strong> gleichen Arbeit sichtbar: Die Flächen dürfen ke<strong>in</strong>e<br />

Übergänge von konvex zu konkav aufzeigen (Abbildung 17). Es darf <strong>an</strong> ke<strong>in</strong>er Stelle<br />

e<strong>in</strong>e Une<strong>in</strong>deutigkeit bezüglich des m<strong>in</strong>imalen Abst<strong>an</strong>ds auftreten. Das Problem wird<br />

durch die Abbildung 17 im Fall b) <strong>an</strong>schaulicher: Ab e<strong>in</strong>em gewissen Zeitpunkt<br />

s<strong>in</strong>d die Abstände zwischen Haube <strong>und</strong> W<strong>in</strong>dschutzscheibe gleich, weshalb ke<strong>in</strong>e<br />

Konvergenz mehr erzielt werden k<strong>an</strong>n. Das bedeutet, es ist <strong>in</strong> SIMPACK bisl<strong>an</strong>g<br />

nicht möglich, realistische Autogeometrien auf dem St<strong>an</strong>dardweg zur <strong>Simulation</strong> des<br />

Aufpralls zu verwenden.<br />

3.1.2 Eigene Implementation: Gr<strong>und</strong>lagen<br />

Das gr<strong>und</strong>sätzliche Konzept <strong>der</strong> bewegten Anlenkpunkte ist durchaus e<strong>in</strong> praktikabler<br />

Ansatz zur Beh<strong>an</strong>dlung <strong>der</strong> Kontaktproblematik. Die auftretenden Probleme<br />

werden h<strong>in</strong>gegen durch die algorithmische Umsetzung <strong>der</strong> Markerbewegung auf den<br />

Flächen verursacht. E<strong>in</strong> Austausch auf Ebene <strong>der</strong> Spl<strong>in</strong>e<strong>in</strong>terpolation h<strong>in</strong>gegen k<strong>an</strong>n<br />

nicht erfolgreich se<strong>in</strong>, da <strong>der</strong> <strong>in</strong>terne Algorithmus zur Markerbewegung gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

nicht für die <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Biomech<strong>an</strong>ik</strong> oft auftretenden Probleme mit Übergängen<br />

zwischen konvex <strong>und</strong> konkav geeignet ist. E<strong>in</strong>e Anpassung des Ansatzes muss also<br />

direkt auf <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> Markernachführung gesucht werden. Die Aufgabe des zu erstellenden<br />

Algorithmus wäre es demnach, auf frei vorgegebenen Flächen (z.B. CAD)<br />

von zwei potentiellen Stoßpartnern Markerpositionen zu bestimmen, welche den kürzesten<br />

Abst<strong>an</strong>d <strong>der</strong> beiden Körper beschreiben. Aus <strong>der</strong> Lage dieser Marker auf den


42 Der virtuelle Unfall<br />

Abb. 16: <strong>Simulation</strong> von Schüszler [71]: Fall 8 aus [6]


Der virtuelle Unfall 43<br />

Abb. 17: Problem beim Überg<strong>an</strong>g zwischen konvexen <strong>und</strong> konkaven Flächenabschnitten:<br />

im Fall b) existieren zwei gleichwertige Lösungen für die kürzeste Verb<strong>in</strong>dung<br />

Stoßpartnern muss d<strong>an</strong>n noch die Orientierung <strong>der</strong> Marker entsprechend gewählt<br />

werden, so dass die beiden Marker e<strong>in</strong>e def<strong>in</strong>ierte Lage zue<strong>in</strong><strong>an</strong><strong>der</strong> aufweisen. Diese<br />

ausgezeichnete Richtung k<strong>an</strong>n als die z-Achse des Markers def<strong>in</strong>iert werden.<br />

Die so def<strong>in</strong>ierte Aufgabe ist e<strong>in</strong>e allgeme<strong>in</strong> bek<strong>an</strong>nte Fragestellung aus dem Gebiet<br />

<strong>der</strong> Computergrafik <strong>und</strong> Virtual Reality. Es liegt nahe, hier e<strong>in</strong>en geeigneten Ansatz<br />

zu suchen, <strong>der</strong> die gefor<strong>der</strong>ten Fähigkeiten abdeckt.<br />

3.1.3 Kollisionserkennung mit PQP<br />

Auf dem Gebiet <strong>der</strong> Computergrafik bzw. <strong>der</strong> Virtual Reality wurden bereits gr<strong>und</strong>legende<br />

Arbeiten zur Kollisionsbeh<strong>an</strong>dlung erstellt. Unter den, zum<strong>in</strong>dest auf Anfrage<br />

zu nichtkommerzieller Nutzung, verfügbaren Lösungen wurde e<strong>in</strong>e Implementation<br />

gewählt, die hier stellvertretend für diese Klasse von Hilfsmitteln stehen soll.<br />

Die Library PQP [52] akzeptiert als E<strong>in</strong>gabedaten sogen<strong>an</strong>nte polygon soups, ist<br />

also nicht auf re<strong>in</strong>e konvexe Strukturen begrenzt. Dies ist für die Anwendung im<br />

Bereich PKW-Fußgänger-Unfall, bei dem es durchaus zu Übergängen von konvex zu<br />

konkav kommt, von Wichtigkeit. E<strong>in</strong>e, sich aus <strong>der</strong> Erweiterung auf verallgeme<strong>in</strong>erte<br />

Polygon-Suppen ergebende, Schwierigkeit soll hier nicht unerwähnt bleiben: Die<br />

Durchdr<strong>in</strong>gungstiefe im Falle e<strong>in</strong>er Kollision lässt sich nur bei geschlossenen Konvexen<br />

Körpern e<strong>in</strong>fach ableiten. PQP <strong>und</strong> vergleichbare Hilfsmittel h<strong>in</strong>gegen liefern die<br />

Kollision selbst nur als ” wahr“ o<strong>der</strong> ” falsch“ zurück. Ferner k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> meist als Rück-<br />

=<br />

>


44 Der virtuelle Unfall<br />

Abb. 18: Berechnung <strong>der</strong> kürzesten Verb<strong>in</strong>dung mit PQP<br />

Abb. 19: Gr<strong>und</strong>pr<strong>in</strong>zip <strong>der</strong> schnellen Kollisionserkennung (aus [29])<br />

gabewert e<strong>in</strong>e Liste <strong>der</strong> kollidierenden Dreiecke erhalten. Im besten Fall k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong><br />

die jeweils kürzeste Verb<strong>in</strong>dung zwischen zwei polygon soups abfragen (Abbildung<br />

18). Dies ist zum<strong>in</strong>dest bei PQP möglich. Die Weiterverarbeitung dieser Rohdaten<br />

zu e<strong>in</strong>er repulsiven Kraft bleibt dem Anwen<strong>der</strong> überlassen.<br />

Die Beschreibung <strong>der</strong> Interna von PQP soll hier nur <strong>in</strong> Ansätzen Erfolgen. Unter<br />

<strong>der</strong> Annahme, dass die beiden Flächenbeschreibungen durch die Angabe von m <strong>und</strong><br />

n Dreiecksflächen erfolgt müssten pro Integrationsschritt e<strong>in</strong>zelnen Abstände aller<br />

möglichen Paarungen berechnet werden, <strong>und</strong> das Ergebnis d<strong>an</strong>ach geeignet sortiert<br />

werden. Dies entspräche m*n Auswertungen. Bei komplexen Flächen ist dieses Vorgehen<br />

zu zeit<strong>in</strong>tensiv. Deshalb werden die beiden Kontaktflächen bei <strong>der</strong> Initialisierung<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Baumstruktur aus immer fe<strong>in</strong>er aufgelösten Hüllgeometrien zerlegt (Abbildung<br />

19). Die Hüllgeometrie k<strong>an</strong>n im E<strong>in</strong>fachsten Fall e<strong>in</strong> Kuboid (Bo<strong>und</strong><strong>in</strong>g Box)<br />

se<strong>in</strong>. Dies räumliche Orientierung k<strong>an</strong>n optimal gewählt se<strong>in</strong>, wobei m<strong>an</strong> von OBB<br />

(Oriented Bo<strong>und</strong><strong>in</strong>g Box) spricht. Natürlich kommen auch Hüllkugeln <strong>in</strong> Frage. Die<br />

Unterschiede <strong>der</strong> verschiedenen Verfahren werden <strong>in</strong> <strong>der</strong> entsprechenden Literatur<br />

beschrieben <strong>und</strong> s<strong>in</strong>d für die Anwendung von untergeordnetem Interesse.


Der virtuelle Unfall 45<br />

3.1.4 Die Anwendung von PQP<br />

Die Anwen<strong>der</strong>schnittstelle von PQP soll hier nur oberflächlich beschrieben werden.<br />

Für weitergehende Informationen sei hier auf die Dokumentation von PQP [52] verwiesen.<br />

Um die gewünschten Informationen zu berechnen muss wie folgt vorgeg<strong>an</strong>gen<br />

werden:<br />

⋄ Initialisierung: Die Koord<strong>in</strong>aten <strong>der</strong> Polygone <strong>der</strong> Flächen im Bezugssystem<br />

des Flächenmodells müssen e<strong>in</strong>gelesen werden.<br />

⋄ Um die gewünschten Resultate von PQP errechnen zu lassen, müssen bei jedem<br />

Integrationsschritt die Lagekoord<strong>in</strong>aten <strong>der</strong> beiden Flächen zusammen mit <strong>der</strong><br />

Orientierung im Raum <strong>an</strong>gegeben werden.<br />

⋄ Das zurückgegebene Resultat enthält unter <strong>an</strong><strong>der</strong>em die Koord<strong>in</strong>aten <strong>der</strong> Punkte<br />

auf den beiden Flächen, <strong>der</strong>en Verb<strong>in</strong>dung den kürzesten Abst<strong>an</strong>d <strong>der</strong> beiden<br />

Stoßpartner ergibt. Die Koord<strong>in</strong>aten s<strong>in</strong>d jedoch im jeweiligen körpereigenen<br />

System dargestellt.<br />

⋄ Die Koord<strong>in</strong>aten müssen nun <strong>in</strong> e<strong>in</strong> geeignetes System tr<strong>an</strong>sformiert werden.<br />

Schließlich muss, um den bewegten Marker vollständig zu beschreiben, noch<br />

die Orientierung <strong>der</strong> Marker berechnet werden.<br />

Die Entwicklung e<strong>in</strong>er Schnittstelle zwischen PQP <strong>und</strong> SIMPACK wurde aus Gründen<br />

<strong>der</strong> Tr<strong>an</strong>sparenz <strong>in</strong> vier Funktionen geglie<strong>der</strong>t:<br />

⋄ Gr<strong>und</strong>legende Anb<strong>in</strong>dung des C++ Codes <strong>an</strong> SIMPACK<br />

⋄ Entwicklung e<strong>in</strong>es Controllers (als benutzerdef<strong>in</strong>iertes Kraftelement) welcher<br />

die vom eigentlichen Moved Marker benötigten Größen (Position <strong>und</strong> Orientierung<br />

des bewegten Markers relativ zum Bezugskörper) berechnet<br />

⋄ Entwicklung e<strong>in</strong>es Moved Marker, welcher die Kraft<strong>an</strong>griffspunkte auf den Körpern<br />

beschreibt<br />

⋄ Entwicklung e<strong>in</strong>es geeigneten Kraftelementes, welches Kontaktkugeln <strong>an</strong> den<br />

berechneten Markerpunkten <strong>an</strong>nimmt, <strong>und</strong> gegebenenfalls e<strong>in</strong>e repulsive Kraft<br />

e<strong>in</strong>leitet<br />

Die Funktionsweise des Controllers lässt sich so zusammenfassen:<br />

Benötigt wird für e<strong>in</strong> Kontaktpaar aus Fläche a <strong>und</strong> Fläche b:<br />

⋄ Fläche a: Ort −→ R 1 <strong>und</strong> Orientierung A1:1<br />

⋄ Fläche b: Ort −→ R 2 <strong>und</strong> Orientierung A1:2


46 Der virtuelle Unfall<br />

Im Controller unter SIMPACK wird im System von Körper 1 ( ” from-body“) gerechnet,<br />

deshalb werden von SIMPACK die Lage <strong>und</strong> die Orientierung des zweiten<br />

Bezugskörpers im System des ersten <strong>an</strong>gefor<strong>der</strong>t. Somit stehen also alle Angaben,<br />

die PQP benötigt zur Verfügung, nämlich die Lokalisierungen −→ R 1 <strong>und</strong> −→ R 2 sowie die<br />

Orientierungen A1:1 <strong>und</strong> A1:2.<br />

Die Fläche a soll sich im Ursprung des Bezugssystems des ersten Körpers (unrotiert)<br />

bef<strong>in</strong>den. Damit folgt für die Ortsvektoren:<br />

⎛ ⎞<br />

0<br />

−→<br />

R1 = ⎝ 0 ⎠<br />

0<br />

⎛<br />

−→<br />

R2 = ⎝<br />

Die Orientierung des ersten Körpers ist die Identität:<br />

⎛<br />

1 0<br />

⎞<br />

0<br />

⎛<br />

A1:1 = ⎝ 0 1 0 ⎠ A1:2 = ⎝<br />

0 0 1<br />

Rx<br />

Ry<br />

Rz<br />

⎞<br />

⎠<br />

Axx Axy Axz<br />

Ayx Ayy Ayz<br />

Azx Azy Azz<br />

Das Resultat des PQP-Aufrufs s<strong>in</strong>d die Punkte −→ P 1 <strong>und</strong> −→ P 2 auf den Oberflächen<br />

im jeweiligen körpereigenen System. Diese Information ist bereits ausreichend, um<br />

die Marker auf den Körpern zu positionieren. Um jedoch auch noch die Markerorientierung<br />

bestimmen zu können, müssen auch die Positionen <strong>der</strong> Marker <strong>in</strong>s jeweils<br />

<strong>an</strong><strong>der</strong>e körpereigene System tr<strong>an</strong>sformiert werden. Diese legen ja die Z-Achse des<br />

jeweiligen Markers fest. Der Marker auf dem zweiten Körper ( ” to-body“) liegt vom<br />

ersten Körper aus gesehen bei:<br />

−→ P 2(K1) = −→ R 2(K1) + A2:1<br />

−→ P 2(K2)<br />

Der Marker auf dem ersten Körper ( ” from-body“) liegt vom zweiten Körper aus gesehen<br />

bei:<br />

−→ −→ −→<br />

P 1(K2) = −(A1:2 R 2(K1) + A1:2 P 1(K1))<br />

Hierbei gilt:A2:1 = A −1<br />

1:2 = A T 1:2 Aus diesen Informationen k<strong>an</strong>n nun die Richtung<br />

<strong>der</strong> Z-Achse <strong>und</strong> damit e<strong>in</strong> geeignetes Orthonormalsystem für die Marker gewonnen<br />

werden. Diese Angaben s<strong>in</strong>d ausreichend, um die Nachführung <strong>der</strong> Marker zu<br />

realisieren. E<strong>in</strong> geeignetes Kraftelement k<strong>an</strong>n nun erstellt werden. Da es bei unstrukturierten<br />

<strong>und</strong> nicht geschlossenen Flächen ke<strong>in</strong> allgeme<strong>in</strong>gültiger Algorithmus<br />

<strong>an</strong>gegeben werden k<strong>an</strong>n, <strong>der</strong> die Penetrationstiefe berechnet, wurde e<strong>in</strong> Hilfsmodell<br />

gewählt. Es werden <strong>an</strong> den Markern Kontaktkugeln def<strong>in</strong>iert, womit sich die Durchdr<strong>in</strong>gung<br />

berechnen lässt. Dies stellt e<strong>in</strong>e akzeptable Näherung des Sachverhaltes<br />

dar. Kompliziertere Berechnungsverfahren s<strong>in</strong>d jedoch denkbar, <strong>und</strong> könnten realisiert<br />

werden, <strong>in</strong> dem m<strong>an</strong> das durchdrungene Volumen berechnet, o<strong>der</strong> die Flächen<br />

als deformierbar betrachte.<br />

⎞<br />


Der virtuelle Unfall 47<br />

3.1.5 Unterschiede zu <strong>der</strong> St<strong>an</strong>dardumgebung von SIMPACK<br />

Um die PQP-Library unter SIMPACK verwenden zu können, müssen e<strong>in</strong>ige Än<strong>der</strong>ungen<br />

außerhalb <strong>der</strong> vorgesehenen Erweiterbarkeit von SIMPACK vorgenommen<br />

werden. Nach dem Build von PQP liegt die Library vor. Mit dieser müssen die Solverexecutables<br />

gel<strong>in</strong>kt werden. Diese Tatsache muss <strong>in</strong> den Dateien b s <strong>und</strong> b sui im<br />

Verzeichnis C:/SIMPACKvX.X/s 8000/simpack/uti berücksichtigt werden. Ferner<br />

muss e<strong>in</strong> C++ Programm e<strong>in</strong>gefügt werden können, was so nicht vorgesehen ist. Dieses<br />

k<strong>an</strong>n mit e<strong>in</strong>em adaptierten Skript namens cpp s vollzogen werden, welches von<br />

dem Orig<strong>in</strong>al-Skript c s abgeleitet wurde. Nach diesen Än<strong>der</strong>ungen ist SIMPACK<br />

so modifiziert, dass <strong>der</strong> Rest <strong>der</strong> Implementierung direkt mit St<strong>an</strong>dar<strong>der</strong>weiterungen<br />

realisierbar ist. M<strong>an</strong> erkennt, dass die nötigen Verän<strong>der</strong>ungen tiefgreifen<strong>der</strong> Natur<br />

s<strong>in</strong>d, <strong>und</strong> somit primär von Seiten des Programmentwicklers implementiert werden<br />

sollten. Entsprechende Ansätze s<strong>in</strong>d mittlerweile <strong>in</strong> Arbeit. SIMPACK dürfte nach<br />

dieser Erweiterung sicherlich gute Möglichkeiten zur biomech<strong>an</strong>ischen <strong>Simulation</strong><br />

bieten.<br />

3.1.6 Erweiterung des Flächenkonvertierungstools<br />

Die Kontaktdetektion <strong>und</strong> die Abst<strong>an</strong>dsberechnung mit PQP verl<strong>an</strong>gt nach <strong>der</strong> Angabe<br />

<strong>der</strong> Dreiecke durch e<strong>in</strong> .tris-File. In diesem s<strong>in</strong>d die Koord<strong>in</strong>aten <strong>der</strong> Eckpunkte<br />

<strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Dreiecke abzulegen. Das Programm zur Konvertierung <strong>der</strong> Flächen aus<br />

dem .obj -Format <strong>in</strong> das .slp-Format, das ja letztlich die zur Visualisierung verwendeten<br />

Oberflächen generiert, musste so erweitert werden, dass mit <strong>der</strong> erstellten<br />

Visualisierungsgeometrie gleichzeitig die Kontaktgeometrie erzeugt wird. Dies stellt<br />

sicher, dass die visualisierte Fläche mit <strong>der</strong> zur Kontaktdetektion verwendeten Fläche<br />

identisch ist! Da das Konzept <strong>der</strong> Mov<strong>in</strong>g Marker for<strong>der</strong>t, dass das Bezugskoord<strong>in</strong>atensystem<br />

im Anlenkpunkt des zum Körper führenden Gelenk liegen muss, war es<br />

erfor<strong>der</strong>lich die Tr<strong>an</strong>sformationsmöglichkeiten zu erweitern. Nun ist es auch möglich,<br />

die Fläche über o<strong>der</strong> unter den Koord<strong>in</strong>atenursprung zu legen.<br />

3.2 Das Modell<br />

Im wesentlichen entspricht das Modell (Abbildung 20) dem im vorhergehenden beschriebenen<br />

G<strong>an</strong>zkörpermodell. Die Modellierung des Halses wurde jedoch verfe<strong>in</strong>ert,<br />

um die Abschätzung <strong>der</strong> Unfallfolgen auf die Halswirbelsäule besser abschätzen<br />

zu können. Die gelenkige Kopplung wurde aufgehoben <strong>und</strong> durch Elemente des Typs<br />

” ufel43 (non/l<strong>in</strong>ear Bush<strong>in</strong>g)“ ersetzt. Die Gelenke <strong>der</strong> Füße <strong>und</strong> Hände wurden gesperrt,<br />

um die Freiheitsgrade e<strong>in</strong>zuschränken. Ferner wurden die Schwabbelmassen<br />

gesperrt. Sie s<strong>in</strong>d aber implementiert, <strong>und</strong> können leicht zu Zwecken <strong>der</strong> Parameterstudie<br />

freigegeben werden.


48 Der virtuelle Unfall<br />

Abb. 20: Erstelltes Menschmodell zur <strong>Simulation</strong> e<strong>in</strong>es PKW- Fußgängerunfalls<br />

Die wesentliche Erweiterung dieses Modells stellt die Kontaktmodellierung dar. Die<br />

<strong>in</strong> dem Modell implementierten Kontakte s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Tabelle 2 aufgelistet.<br />

Es s<strong>in</strong>d also moment<strong>an</strong> 17 Kontaktelemente <strong>in</strong> das Modell implementiert. Die nötigen<br />

Flächendef<strong>in</strong>itionsdateien stehen jedoch für alle Körpersegmente zur Verfügung, so<br />

dass das Modell leicht um weitere Kontakte erweitert werden k<strong>an</strong>n.<br />

3.2.1 Kraftgesetze bei <strong>der</strong> Unfallsimulation<br />

Das Modell sollte m<strong>in</strong>destens folgende Kraftelemente aufweisen können:<br />

⋄ Gelenke als Drehfe<strong>der</strong>n mit Dämpfung<br />

⋄ Kontaktkraft zu Pkw<br />

⋄ Bodenreaktionskraft um Modell stehend <strong>an</strong>fahren zu können<br />

⋄ Wo benötigt, Kraftelemente, die die Selbstdurchdr<strong>in</strong>gung des Körpers verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

(z.B. Unterarm zu Bauch)<br />

Um das Modell realistischer zu machen wären Gelenk<strong>an</strong>schläge wünschenswert. Aus<br />

den im vor<strong>an</strong>gehenden beschriebenen Gründen ist es s<strong>in</strong>nvoll diese Anschläge auf<br />

Basis von Bän<strong>der</strong>n zu realisieren. Die von Schüszler [71] beschriebenen Anschläge


Der virtuelle Unfall 49<br />

Kontakt Parent Child<br />

1 PKW Kopf<br />

2 PKW Brust<br />

3 PKW Bauch<br />

4 PKW Oberschenkel li<br />

5 PKW Oberschenkel re<br />

6 PKW Unterschenkel li<br />

7 PKW Unterschenkel re<br />

8 PKW Oberarm li<br />

9 PKW Oberarm re<br />

10 PKW Unterarm li<br />

11 PKW Unterarm re<br />

12 Unterschenkel li Unterschenkel re<br />

13 Oberschenkel li Oberschenkel re<br />

14 Bauch Unterarm li<br />

15 Bauch Unterarm re<br />

16 Thorax Oberarm li<br />

17 Thorax Oberarm re<br />

Tabelle 2: Def<strong>in</strong>ierte Kontakte bei <strong>der</strong> Unfallsimulation<br />

s<strong>in</strong>d verfügbar, aber im aktuellen St<strong>an</strong>d des Modells nicht aktiv. In laufenden Studien<br />

wird <strong>an</strong> <strong>der</strong> Realisierung von geeigneten Anschlägen gearbeitet.<br />

Auch die Kopplung <strong>der</strong> Schwabbelmassen ist teilweise implementiert (Pelvis, Lumbus<br />

<strong>und</strong> Thorax), moment<strong>an</strong> aber deaktiviert. Die Gelenke <strong>der</strong> Schwabbelmassen<br />

s<strong>in</strong>d gesperrt.<br />

Im vor<strong>an</strong>gehenden Kapitel wurde die Methodik <strong>der</strong> Kontaktf<strong>in</strong>dung beschrieben. Um<br />

aus <strong>der</strong> ermittelten E<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gung e<strong>in</strong>e Kraft zu berechnen, ist es nötig, e<strong>in</strong> entsprechendes<br />

Modell zu entwickeln. Primär stellt sich die Frage nach <strong>der</strong> Charakteristik<br />

e<strong>in</strong>es solchen Kontaktes. Aus diesem Gr<strong>und</strong> soll nun e<strong>in</strong>e <strong>an</strong>alytische Abschätzung<br />

zu e<strong>in</strong>em Aufprall e<strong>in</strong>er deformierbaren Kugel folgen:<br />

Aufprall e<strong>in</strong>er deformierbaren Halbkugel: Wenn m<strong>an</strong> ohne e<strong>in</strong>e komplexe<br />

Kontaktbeh<strong>an</strong>dlung über Volumendeformation die aus e<strong>in</strong>er Kollision resultierenden<br />

Kräfte modellieren will, ist m<strong>an</strong> auf re<strong>in</strong>e Punkt zu Punkt Kräfte <strong>an</strong>gewiesen.<br />

Diese Kraftelemente berechnen meist e<strong>in</strong>en Kraft-Deformations-Zusammenh<strong>an</strong>g <strong>der</strong><br />

nur von Deformation <strong>und</strong> Deformationsgeschw<strong>in</strong>digkeit abhängt: Fres = f(δr, ˙r).<br />

Hier soll aber nicht unerwähnt bleiben, dass solche Modelle im allgeme<strong>in</strong>en von <strong>der</strong><br />

Geometrie <strong>der</strong> Kontaktpartner abhängen, da sich die Reaktionskraft aus dem Druck<br />

auf die von verdrängten Volumen abhängige Kontaktfläche ergibt. Im Folgenden soll<br />

abgeschätzt werden, wie sich e<strong>in</strong> Kraft-Deformations-Zusammenh<strong>an</strong>g für e<strong>in</strong>e kugel-


50 Der virtuelle Unfall<br />

förmige, deformierbare Masse beim Anprall auf e<strong>in</strong>en nicht deformierbaren Körper<br />

<strong>an</strong>nähern lässt: Die Elastische Sp<strong>an</strong>nung σ sei def<strong>in</strong>iert durch das Verhältnis <strong>der</strong><br />

elastischen Kraft Fel <strong>und</strong> <strong>der</strong> Flächene<strong>in</strong>heit A des Körperquerschnitts:<br />

σ = Fel<br />

A<br />

Mit <strong>der</strong> relativen Deformation, die durch das Verhältnis <strong>der</strong> absoluten Deformation<br />

∆x <strong>und</strong> dem Anf<strong>an</strong>gswert x def<strong>in</strong>iert ist, lautet das Hooksche Gesetz: Die Sp<strong>an</strong>nung<br />

e<strong>in</strong>es elastisch deformierten Körpers ist direkt proportional se<strong>in</strong>er relativen<br />

Deformation.<br />

∆x<br />

σ = Kx<br />

(3)<br />

x<br />

Hierbei ist Kx <strong>der</strong> Elastizitätsmodul, welcher die Sp<strong>an</strong>nung ist, die e<strong>in</strong>e relative<br />

Deformation des Wertes E<strong>in</strong>s verursacht.<br />

Im speziellen soll nun die longitud<strong>in</strong>ale Kompression um die Länge ∆l bei e<strong>in</strong>er<br />

Anf<strong>an</strong>gslänge l0 betrachtet werden. Hier lässt sich das Hooksche Gesetz mit dem<br />

Youngschen Modul E, welcher gleich <strong>der</strong> Normalsp<strong>an</strong>nung ist, die zur Verdopplung<br />

<strong>der</strong> l<strong>in</strong>earen Abmessungen führen würde, wie folgt formulieren:<br />

σ = E ∆l<br />

Mit <strong>der</strong> Def<strong>in</strong>ition des Druckes 2 ergibt sich:<br />

F<br />

A<br />

l0<br />

E<br />

= ∆l<br />

Für den Kraft-Deformations-Zusammenh<strong>an</strong>g k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> nun schreiben:<br />

l0<br />

F (∆l) = A(∆l) E<br />

∆l<br />

Mit dem Radius rG e<strong>in</strong>er Gr<strong>und</strong>fläche e<strong>in</strong>es sich aus <strong>der</strong> Deformation ∆r ergebenden<br />

Kugelabschnitts e<strong>in</strong>er Kugel mit Radius r:<br />

l0<br />

rG = � ∆l(2r − ∆r)<br />

Folgt für die deformationsabhängige Gr<strong>und</strong>fläche dieses Abschnitts:<br />

A(∆r) = πr 2 G = π(∆r(2r − ∆r))<br />

so ergibt sich <strong>der</strong> Kraft-Deformationszusammenh<strong>an</strong>g <strong>der</strong> Halbkugel mit l0 = r0 <strong>und</strong><br />

∆l = ∆r:<br />

F (∆r) = E<br />

π(2r0∆r 2 − ∆r 3 )<br />

r0<br />

(2)<br />

(4)


Der virtuelle Unfall 51<br />

Reaktionskraft [kN]<br />

1.6e+03<br />

1.4e+03<br />

1.2e+03<br />

1e+03<br />

8e+02<br />

6e+02<br />

4e+02<br />

2e+02<br />

<strong>an</strong>alytisch<br />

FEM<br />

0<br />

-2 -1.8 -1.6 -1.4 -1.2 -1 -0.8 -0.6 -0.4 -0.2 0<br />

Auslenkung [mm]<br />

Abb. 21: Vergleich <strong>der</strong> <strong>an</strong>alytischen Näherung mit FEM-Rechnung<br />

Demzufolge lässt sich das elastische Kraftgesetz für die Deformation e<strong>in</strong>er Halbkugel<br />

für kle<strong>in</strong>e Deformationen <strong>an</strong>nähern durch e<strong>in</strong>en Quadratischen Ansatz:<br />

F (∆r) ≈ C ∗ ∆r 2<br />

Unter <strong>der</strong> Annahme das die Dissipation proportional <strong>der</strong> Deformationsgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

˙r <strong>und</strong> dem deformierten Volumen welches ebenfalls durch V ∼ ∆r 2 − ∆r 3<br />

genähert werden k<strong>an</strong>n lässt sich <strong>der</strong> Kraft-Deformationszusammenh<strong>an</strong>g schreiben<br />

zu:<br />

F (∆r) ≈ C∆r 2 + D ˙r|∆r 2 |<br />

Hierbei ist jedoch nur die Deformation <strong>in</strong> Richtung <strong>der</strong> Kompression berücksichtigt.<br />

Genauer wäre es, noch die Verformung senkrecht zur Kompressionsrichtung zu<br />

berücksichtigen, da das Volumen bei <strong>in</strong>kompressiblen Materialien erhalten bleibt.<br />

Dennoch lässt sich mit dieser Näherung schon recht gut arbeiten, wie <strong>der</strong> Vergleich<br />

<strong>der</strong> <strong>an</strong>alytischen Lösung mit e<strong>in</strong>er FEM-Rechnung zeigt (Abbildung 21). Diese Näherung<br />

k<strong>an</strong>n beispielsweise verwendet werden, um die Deformation von Gewebspolstern<br />

zu modellieren.<br />

Kraftelement Fersenpolster: Eng verw<strong>an</strong>dt mit dem obigen ist die Beschreibung<br />

<strong>der</strong> menschlichen Ferse durch e<strong>in</strong>e deformierbare Halbkugel. Die Kraft-Weg-<br />

Zusammenhänge s<strong>in</strong>d also auch hier nichtl<strong>in</strong>ear <strong>und</strong> <strong>der</strong> Kompressionsweg geht mit


52 Der virtuelle Unfall<br />

Kraft [N]<br />

1000<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

Vergleich <strong>der</strong> Fersenpolstermodelle (1kg mit 1m/s)<br />

0<br />

0 0.002 0.004 0.006 0.008 0.01 0.012<br />

E<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gung [m]<br />

Gruber<br />

Gerritsen<br />

Scott et al.<br />

Abb. 22: Vergleich verschiedener Modelle des Fersenpolsters<br />

e<strong>in</strong>em Exponenten <strong>in</strong> das Kraftgesetz e<strong>in</strong>. Um das Fußgängermodell bei Bedarf auch<br />

vor dem Anprall auf <strong>der</strong> Straße stehen lassen zu können, wurde e<strong>in</strong>, auf dem folgenden<br />

beruhendes, Kraftelement entwickelt <strong>und</strong> <strong>in</strong> das Modell implementiert:<br />

Die Bodenreaktionskraft ist <strong>in</strong> den drei Raumrichtungen als separabel <strong>an</strong>zunehmen.<br />

Der Zusammenh<strong>an</strong>g dieser drei Komponenten mit den relev<strong>an</strong>ten Zust<strong>an</strong>dsgrößen<br />

wie E<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gtiefe, E<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gungsgeschw<strong>in</strong>digkeit o<strong>der</strong> Materialeigenschaften ist <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Realität äußerst komplex. Zum Beispiel hängt bei <strong>der</strong> Ferse, das Deformationsverhalten<br />

von <strong>der</strong> Deformationsgeschw<strong>in</strong>digkeit ab [30]. Bei Computersimulationen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Biomech<strong>an</strong>ik</strong> ist m<strong>an</strong> auf e<strong>in</strong> Modell des Bodens <strong>an</strong>gewiesen, welches diesen Zusammenh<strong>an</strong>g<br />

<strong>in</strong> <strong>an</strong>gemessener Weise wie<strong>der</strong>gibt. E<strong>in</strong>e Arbeit, die aus gemessenen Daten<br />

e<strong>in</strong>en solchen Zusammenh<strong>an</strong>g aufzeigt, wurde von Gruber [30] veröffentlicht. An<strong>der</strong>e<br />

Arbeiten stammen von Scott <strong>und</strong> W<strong>in</strong>ter [72] sowie Gerritsen et al. [25]. (Verschiedene<br />

Modelle zur Repräsentation <strong>der</strong> Deformation von Boden sowie Fersenpolster<br />

wurden von Günther [27] <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>heitlichen Form beschrieben.)<br />

In SIMSYS wurde von Günther [27] e<strong>in</strong> Kraftgesetz implementiert, welches es erlaubt,<br />

diese <strong>und</strong> <strong>an</strong><strong>der</strong>e Bodenmodelle <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Simulation</strong> e<strong>in</strong>zusetzen <strong>und</strong> zu vergleichen.<br />

In Anlehnung <strong>an</strong> diese allgeme<strong>in</strong> gehaltene Kraftrout<strong>in</strong>e wurde e<strong>in</strong> SIMPACK<br />

Kraftelement geschrieben, welches dieses Kraftgesetz <strong>in</strong> 3 Dimensionen abbildet. In<br />

Abbildung 22 ist das Resultat e<strong>in</strong>es Aufpralls mit 1m/s e<strong>in</strong>er Masse von 1kg <strong>in</strong> den<br />

verschiedenen Parametrisierungen abgebildet. Das Resultat steht <strong>in</strong> guter Übere<strong>in</strong>stimmung<br />

mit den Ergebnissen von Günther.


Der virtuelle Unfall 53<br />

Der Formalismus, <strong>der</strong> den Kraft-Deformationszusammenh<strong>an</strong>g beschreibt, lautet möglichst<br />

allgeme<strong>in</strong>gültig:<br />

Mit den Größen:<br />

Fxi<br />

= −Elxi ∆xi<br />

−Enlxi ∆xi|∆xi| Enlexpx i −1<br />

−Dlxi ˙xi<br />

−Dnlxi ˙xi| ˙xi| Dnlexpx i −1<br />

−Gemxi ˙xi|∆xi| Gemexpx i<br />

Fxi : Komponente i <strong>der</strong> Reaktionskraft<br />

∆xi : Deformation<br />

˙xi : Deformationsgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

Elxi : l<strong>in</strong>eare Elastizität<br />

Enlxi : nichtl<strong>in</strong>eare Elastizität<br />

Enlexpxi : Exponent nichtl<strong>in</strong>eare Elastizität<br />

Dlxi : l<strong>in</strong>eare Dämpfung<br />

Dnlxi : l<strong>in</strong>eare Dämpfung<br />

Dnlexpxi : Exponent nichtl<strong>in</strong>eare Dämpfung<br />

Gemxi : gemischter Term<br />

Gemexpxi : Exponent gemischter Term<br />

Als Parameter wurden die <strong>in</strong> [27] <strong>in</strong> e<strong>in</strong>heitlicher Form dokumentieren Werte verwendet.<br />

Kraftelement B<strong>an</strong>dscheiben: Die logische Komb<strong>in</strong>ation <strong>der</strong> 3-dimensionalen<br />

Fe<strong>der</strong> <strong>und</strong> <strong>der</strong> 3-dimensionalen Drehfe<strong>der</strong> ist unter SIMPACK unter dem Namen<br />

non/l<strong>in</strong>ear Bush<strong>in</strong>g verfügbar. Das Kraftelement beschreibt folgende Abhängigkeit:<br />

Mit den Größen:<br />

Fi = ctiδri + dti ˙ri<br />

Mi = criδφi + dri ˙ φi


54 Der virtuelle Unfall<br />

Fi : Kraftkomponente<br />

Mi : Momentkomponente<br />

cti : tr<strong>an</strong>slatorische Elastizität<br />

dti : tr<strong>an</strong>slatorische Dämpfung<br />

cri : rotatorische Elastizität<br />

dri : rotatorische Dämpfung<br />

δri : Verschiebung<br />

δφi : Verdrehung<br />

Die Parameter für die Kraftelemente <strong>der</strong> B<strong>an</strong>dscheiben <strong>der</strong> Wirbel Kopf-C1 <strong>und</strong><br />

C7-T1 wurden mit Werten aus [20, 21, 45] belegt <strong>und</strong> wurden im Weiteren durch<br />

Angaben aus [81, 64] ergänzt. Sie s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Anh<strong>an</strong>g als Tabelle 15 aufgelistet.<br />

3.3 Unfallrekonstruktion<br />

Um bei dem nachfolgenden Abgleich des Modells mit den Ergebnissen <strong>der</strong> gerichtsmediz<strong>in</strong>ischen<br />

Analyse <strong>der</strong> Fallbeispiele die Kriterien besser E<strong>in</strong>schätzen zu können,<br />

soll <strong>an</strong> dieser Stelle e<strong>in</strong>e sehr kurze Zusammenfassung <strong>der</strong> von Auer [6] beschriebenen<br />

Vorgehensweise bei <strong>der</strong> Rekonstruktion gegeben werden. Diese erhebt jedoch<br />

ke<strong>in</strong>eswegs den Anspruch auf Vollständigkeit.<br />

Als Ausg<strong>an</strong>gspunkt für die Unfall<strong>an</strong>alyse k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> die Ermittlung <strong>der</strong> Differenzgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

zwischen PKW <strong>und</strong> Opfer betrachten. Diese Größe wird <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie<br />

aus dem Spurenmaterial <strong>an</strong> dem Fahrzeug <strong>und</strong> auf <strong>der</strong> Straße ermittelt. Zusammen<br />

mit den Daten aus <strong>der</strong> Sektion des Unfallopfers k<strong>an</strong>n so die Ausg<strong>an</strong>gssituation des<br />

Unfalls abgeschätzt werden. Es wird so e<strong>in</strong>e Primär<strong>an</strong>nahme bezüglich Position,<br />

Orientierung <strong>und</strong> Geschw<strong>in</strong>digkeiten getroffen.<br />

Aus den Spuren am Fahrzeug (vornehmlich Beule durch Kopfaufprall) wird mit<br />

e<strong>in</strong>fachen <strong>an</strong>alytischen Abschätzungen die Aufprallgeschw<strong>in</strong>digkeit des Kopfes auf<br />

das Fahrzeug abgeschätzt. Das g<strong>an</strong>ze Verfahren ist jedoch iterativer Natur, da die<br />

Primär<strong>an</strong>nahmen eventuell nach den ersten Abschätzungen <strong>der</strong> Aufprallk<strong>in</strong>ematik<br />

korrigiert werden müssen.<br />

Auer [6] betont <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Arbeit, das die technische Unfallrekonstruktion <strong>und</strong> die biomech<strong>an</strong>ische<br />

Unfallrekonstruktion nicht getrennt betrachtet werden können, son<strong>der</strong>n<br />

vielmehr als iterativer Prozess betrachtet werden müssen. Auch hier wird deutlich,<br />

das die <strong>Modellbildung</strong> <strong>und</strong> die <strong>Simulation</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em iterativen Prozess betrieben werden.<br />

Im Fall <strong>der</strong> etablierten technischen Unfallrekonstruktion k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> sicherlich<br />

auch von e<strong>in</strong>er <strong>Simulation</strong> sprechen, da ausgehend von den Primär<strong>an</strong>nahmen <strong>der</strong><br />

Unfallverlauf zum<strong>in</strong>dest im Geiste <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er mech<strong>an</strong>ische ” <strong>Simulation</strong>“ nachvollzogen


Der virtuelle Unfall 55<br />

wird. (Der Mensch hat e<strong>in</strong> erstaunliches Gefühl für Bewegungsabläufe. E<strong>in</strong>e qualitative<br />

Aussage für den Bewegungsablauf liefert das Gehirn wesentlich schneller als<br />

<strong>der</strong> Rechner.)<br />

Der Ablauf <strong>der</strong> Rekonstruktion stellt sich also so dar:<br />

⋄ Die Kollisionsgeschw<strong>in</strong>digkeit vKoll, also die Relativgeschw<strong>in</strong>digkeit zwischen<br />

Fußgänger <strong>und</strong> PKW direkt vor dem primären Anprall, sowie die Anstoßgeometrie<br />

wird abgeschätzt.<br />

⋄ Die Kopf<strong>an</strong>prallgeschw<strong>in</strong>digkeit wird aus dieser Größe abgeleitet. Hierzu wird<br />

<strong>der</strong> Zusammenh<strong>an</strong>g zwischen Kollisionsgeschw<strong>in</strong>digkeit <strong>und</strong> Kopf<strong>an</strong>prallgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

aus e<strong>in</strong>em Formfaktor cF orm = vKopf⊥/vKoll abgeschätzt. Die<br />

Größe vKopf⊥ bezeichnet hier die Komponente <strong>der</strong> Anprallgeschw<strong>in</strong>digkeit senkrecht<br />

zur Kontaktfläche. Der Formfaktor cF orm ist e<strong>in</strong>e Funktion <strong>der</strong> Höhe <strong>der</strong><br />

Motorhaubenvor<strong>der</strong>k<strong>an</strong>te <strong>und</strong> k<strong>an</strong>n Werte von 0.75 bis 1.25 <strong>an</strong>nehmen.<br />

⋄ Aus den Spuren am Fahrzeug wird die statische Deformation (die Tiefe <strong>der</strong><br />

Beule) entnommen. Aus dieser Größe wird die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel größere dynamische<br />

Verformung sdyn abgeschätzt.<br />

⋄ Da nun die Aufprallgeschw<strong>in</strong>digkeit <strong>und</strong> <strong>der</strong> dynamische Verformungsweg bek<strong>an</strong>nt<br />

s<strong>in</strong>d, k<strong>an</strong>n <strong>an</strong>alytisch die mittlere Beschleunigung ā <strong>und</strong> die Dauer des<br />

Impacts t1 berechnet werden.<br />

⋄ Wenn die am Stoß teilnehmende Masse bek<strong>an</strong>nt wäre könnte nun die mittlere<br />

Stoßkraft F ∗ berechnet werden. Die Kopfmasse nimmt aber zeitlich fraktioniert<br />

am Stoß teil, weshalb die Kopfmasse <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e effektive Masse meff übergeht.<br />

Diese ist meist erheblich ger<strong>in</strong>ger als die Kopfmasse. Die mittlere Stoßkraft ist<br />

also nur e<strong>in</strong>e theoretische Rechengröße <strong>und</strong> schreibt sich zu F ∗ = meff ∗ ā.<br />

In den untersuchten Fällen werden also die Werte für sdyn, vKopf⊥, ā (<strong>und</strong> daraus<br />

abgeleitet amax) sowie F ∗ <strong>an</strong>gegeben. Diese Werte werden zum Abgleich des<br />

Modells her<strong>an</strong>gezogen. Anbetracht <strong>der</strong> Methodik, aus <strong>der</strong> diese Größen abgeleitet<br />

werden, muss das <strong>Simulation</strong>smodell jedoch nicht unbed<strong>in</strong>gt alle Zahlenwerte genau<br />

reproduzieren.<br />

Der Formfaktor cF orm stellt ja letztlich e<strong>in</strong>e sehr vere<strong>in</strong>fachte Modellvorstellung für<br />

den Unfall dar. Durch <strong>Simulation</strong>en könnte letztlich geprüft werden, ob diese Größe<br />

wirklich nur von e<strong>in</strong>er geometrischen Größe abhängt, o<strong>der</strong> ob komplexere Zusammenhänge<br />

vorliegen.<br />

Es soll <strong>an</strong> dieser Stelle abschließend erwähnt werden, dass die maximale Beschleunigung<br />

amax <strong>und</strong> die mittlere Beschleunigung ā <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Verhältnis zue<strong>in</strong><strong>an</strong><strong>der</strong> stehen,<br />

welches von <strong>der</strong> Potenz des Kraft-Weg-Zusammenh<strong>an</strong>gs abhängt. Die meisten Anprallstellen<br />

am PKW weisen e<strong>in</strong>e quadratischen Zusammenh<strong>an</strong>g auf. Hier gilt ā =


56 Der virtuelle Unfall<br />

2/3 ∗ amax. An beson<strong>der</strong>s harten Stellen mit m<strong>in</strong>imaler Verformung (z.B. A-Säule)<br />

wird e<strong>in</strong> l<strong>in</strong>earer Zusammenh<strong>an</strong>g <strong>an</strong>genommen, was bedeutet das ā = 1/2 ∗ amax<br />

gilt. Zu <strong>der</strong> Ableitung dieser Zusammenhänge soll auf die Arbeit von Auer verwiesen<br />

werden [6], <strong>in</strong> <strong>der</strong> auch entsprechende Literatur<strong>an</strong>gaben zu dem Formfaktor <strong>und</strong><br />

Abschätzung <strong>der</strong> Kollisionsgeschw<strong>in</strong>digkeit zu f<strong>in</strong>den s<strong>in</strong>d.<br />

3.3.1 Stoßparameter<br />

Von Auer [6] wurde beschrieben, wie sich aus dynamischer E<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gtiefe <strong>und</strong> Anprallgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

des Kopfes die Stoßzeit <strong>und</strong> die maximale Beschleunigung abschätzen<br />

lässt. Nach ersten <strong>Simulation</strong>sreihen zu e<strong>in</strong>em beschriebenen Fall fiel e<strong>in</strong>e<br />

starke Diskrep<strong>an</strong>z <strong>der</strong> <strong>Simulation</strong>sergebnisse <strong>und</strong> den Ergebnissen <strong>der</strong> Rekonstruktion<br />

von Auer auf. (Diese Abweichung war bereits <strong>an</strong> den Ergebnissen von Schüszler<br />

[71] erkennbar.) Obwohl sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Simulation</strong> die senkrechte Anprallgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

des Kopfes <strong>an</strong> <strong>der</strong> unteren <strong>an</strong>gegebenen Grenze aus <strong>der</strong> Rekonstruktion bef<strong>an</strong>d,<br />

waren die Werte für die Kopfbeschleunigung <strong>und</strong> Stoßkraft <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Simulation</strong> teilweise<br />

deutlich höher als <strong>in</strong> <strong>der</strong> Rekonstruktion beschrieben. Aus diesem Gr<strong>und</strong> wurde<br />

nachvollzogen wie die Werte <strong>in</strong> <strong>der</strong> Rekonstruktion zu St<strong>an</strong>de kamen.<br />

Analytische Abschätzung: Auer [6] nimmt für fe<strong>der</strong>nde Aufprallcharakteristiken<br />

(z.B. Motorhaube) e<strong>in</strong>en parabelförmigen Beschleunigungsverlauf <strong>an</strong> (Abb. 23) 9 :<br />

�<br />

a(t) = amax ∗ 1 − 1<br />

t2 (t − t1)<br />

1<br />

2<br />

�<br />

Diese Annahme führt direkt zu <strong>der</strong> mittleren Beschleunigung:<br />

ā =<br />

� 2t1<br />

0 a(t)dt<br />

2t1<br />

= 2<br />

3 amax<br />

Unter <strong>der</strong> Annahme, das bei t1 das Maximum <strong>der</strong> Beschleunigung liegt, also die<br />

Geschw<strong>in</strong>digkeit e<strong>in</strong>e Nullstelle hat, <strong>und</strong> die maximale E<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gung sdyn erreicht<br />

wird, k<strong>an</strong>n formuliert werden:<br />

Für den Weg s(t1) folgt:<br />

v(t1) = 0 = v⊥ +<br />

s(t1) = sdyn = v⊥t1 +<br />

� t1<br />

0<br />

� t1<br />

0<br />

a(t)dt = v⊥ + 2<br />

3 amaxt1<br />

�<br />

a(t)dt 2 = v⊥t1 + 1<br />

4 amaxt 2 1<br />

9 Auer nimmt das Maximum <strong>der</strong> Beschleunigung bei 0.5 ∗ t1 <strong>an</strong>. Aus Gründen <strong>der</strong> Übersichtlichkeit<br />

wurde <strong>in</strong> dieser Ableitung <strong>an</strong>genommen das <strong>der</strong> Stoß <strong>in</strong>sgesamt 2 ∗ t1 dauert, das Maximum<br />

<strong>der</strong> Beschleunigung also bei t1 liegt.


Der virtuelle Unfall 57<br />

Die For<strong>der</strong>ung v(t1) = 0 führt auf den Ausdruck für t1:<br />

t1 = −3v⊥<br />

2amax<br />

Setzt m<strong>an</strong> diesen Ausdruck <strong>in</strong> den Weg s(t1) e<strong>in</strong> <strong>und</strong> löst nach amax auf erhält m<strong>an</strong>:<br />

amax = −15v2 ⊥<br />

16sdyn<br />

Hieraus folgt für die mittlere Beschleunigung ā:<br />

ā = −5v2 ⊥<br />

8sdyn<br />

Setzt m<strong>an</strong> amax <strong>in</strong> den Ausdruck für t1 e<strong>in</strong> erhält m<strong>an</strong>:<br />

t1 = 8sdyn<br />

5v⊥<br />

Anh<strong>an</strong>d <strong>der</strong> im Nachfolgenden beschriebenen Validierung <strong>der</strong> <strong>an</strong>alytischen Abschätzung<br />

wurde sichtbar, das für e<strong>in</strong> quadratisches Kraftgesetz 10 die Näherung <strong>der</strong> Beschleunigung<br />

durch e<strong>in</strong>e Parabel nicht optimal ist. E<strong>in</strong> alternativer Ansatz wird<br />

beschrieben durch:<br />

�<br />

a(t) = amax s<strong>in</strong> 2 (t ∗ π<br />

�<br />

)<br />

2t1<br />

E<strong>in</strong> zum obigen <strong>an</strong>aloges Vorgehen führt zu <strong>an</strong><strong>der</strong>en Näherungsformeln. Die Ergebnisse<br />

werden tabellarisch zusammengefasst.<br />

Tabelle 3: Analytische Näherungen für den Stoßvorg<strong>an</strong>g<br />

Kenngröße x 2 s<strong>in</strong> 2<br />

amax<br />

ā<br />

t1<br />

−15v 2 ⊥<br />

16sdyn<br />

−5v 2 ⊥<br />

8sdyn<br />

8sdyn<br />

5v⊥<br />

−4v 2 ⊥ −π2 v 2 ⊥<br />

π 2 sdyn<br />

−4v 2 ⊥ −π2 v 2 ⊥<br />

2π 2 sdyn<br />

−2π 2 sdynv⊥<br />

−4v 2 ⊥ −π2 v 2 ⊥<br />

10 Was <strong>in</strong> erster Näherung den Aufprall e<strong>in</strong>er Kugel gut beschreibt, wie bereits gezeigt wurde.


58 Der virtuelle Unfall<br />

a [m/s 2 ]<br />

1800<br />

1600<br />

1400<br />

1200<br />

1000<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

Näherungen für die Beschleunigung a(t) beim Stoß<br />

0<br />

0.09 0.095 0.1 0.105 0.11 0.115<br />

t [s]<br />

x 2<br />

s<strong>in</strong> 2<br />

<strong>Simulation</strong><br />

Abb. 23: Verifikation <strong>der</strong> abgeleiteten Näherungsformeln <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d e<strong>in</strong>er <strong>Simulation</strong><br />

Verifikation <strong>der</strong> <strong>an</strong>alytischen Näherung:<br />

Es wurde e<strong>in</strong> SIMPACK-Modell e<strong>in</strong>es Körpers, <strong>der</strong> mit 10m/s auf e<strong>in</strong>en Wi<strong>der</strong>st<strong>an</strong>d<br />

trifft erstellt. Aus <strong>der</strong> <strong>Simulation</strong> wurde die Stoßzeit <strong>und</strong> die maximale Beschleunigung<br />

entnommen. Ferner wurde die aus e<strong>in</strong>em im Ort quadratischen Kraftgesetz<br />

resultierende Form <strong>der</strong> Beschleunigung mit den Näherungen verglichen. Wie m<strong>an</strong><br />

<strong>in</strong> Abbildung 23 erkennen k<strong>an</strong>n, ist im unbedämpften Fall die Ableitung aus e<strong>in</strong>em<br />

quadrierten S<strong>in</strong>us eher zutreffend, als die Ableitung aus e<strong>in</strong>em quadratischen<br />

Term. Die quadratische Näherung führt zu e<strong>in</strong>er Unterschätzung <strong>der</strong> maximalen Beschleunigungen.<br />

Die Situation wird sich bei e<strong>in</strong>er vorliegenden Bedämpfung <strong>an</strong><strong>der</strong>s<br />

darstellen, da <strong>in</strong> diesem Fall <strong>der</strong> Maximalwert <strong>der</strong> Beschleunigung <strong>an</strong><strong>der</strong>s ausfallen<br />

wird, <strong>und</strong> die Kurve zudem unsymmetrisch wird. Die Ergebnisse <strong>der</strong> Validierung s<strong>in</strong>d<br />

tabellarisch <strong>in</strong> Tabelle 4 zusammengefasst. Als E<strong>in</strong>gabegrößen für die Näherungsformeln<br />

wurden aus <strong>der</strong> <strong>Simulation</strong> e<strong>in</strong>e dynamische Verformung von ca. -0.0985 m<br />

sowie e<strong>in</strong>e Anprallgeschw<strong>in</strong>digkeit von -10m/s ermittelt.<br />

Tabelle 4: Validierung <strong>der</strong> <strong>an</strong>alytischen Näherungen<br />

Kenngröße <strong>Simulation</strong> x 2 s<strong>in</strong> 2<br />

amax 1515 m/s 2 951.7 m/s 2 1426.7 m/s 2<br />

ā 775 m/s 2 634.5 m/s 2 713.3 m/s 2<br />

t1 14ms 15.7 ms 14 ms<br />

2 ∗ t1 28ms 31.5 ms 28 ms<br />

Anh<strong>an</strong>d dieser Ergebnisse dürfen die hier abgeleiteten Näherungsformeln als va-


Der virtuelle Unfall 59<br />

lidiert betrachtet werden. Die Näherung über e<strong>in</strong>en parabelförmigen Beschleunigungsverlauf<br />

unterschätzt die maximale Beschleunigung. (Da das Integral über a(t)<br />

aber immer erhalten bleibt, überschätzt diese Formel die Stoßzeit.) Dennoch liegen<br />

die Ergebnisse über denen, die die von Auer vorgestellten Näherungsformeln liefern<br />

würden. In den folgenden <strong>Simulation</strong>en untersuchter Unfälle wird deshalb neben<br />

den von Auer ermittelten Beschleunigungen <strong>und</strong> Kräften e<strong>in</strong>e eigene Abschätzung<br />

gegenübergestellt.<br />

3.4 Klassifizierung von Schädigungen<br />

In <strong>der</strong> Unfallforschung haben sich für jeden Körperteil Belastungsgrößen etabliert,<br />

welche auch <strong>in</strong> diesem Rahmen untersucht werden können. In den <strong>Simulation</strong>en<br />

sollen neben den Werten von Auer noch <strong>an</strong><strong>der</strong>e relev<strong>an</strong>te Größen untersucht werden.<br />

Dies währen zum e<strong>in</strong>en das sogen<strong>an</strong>nte Head Injury Criterion (HIC), sowie <strong>an</strong>alog<br />

zu diesem das Neck Injury Criterion (NIC). Ferner sollen weitere Größen wie die<br />

Beschleunigung <strong>der</strong> Tibia o<strong>der</strong> die Kraft auf den Oberschenkel betrachtet werden.<br />

HIC Das HIC lässt sich mit folgen<strong>der</strong> Formel <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d <strong>der</strong> auf den Kopf wirkenden<br />

Beschleunigung aabs(t) berechnen:<br />

Hierbei gilt für aabs:<br />

�<br />

HIC = (t2 − t1) ∗<br />

aabs =<br />

1<br />

t2 − t1<br />

∗<br />

� t2<br />

t1<br />

�<br />

ax(t) 2 + ay(t) 2 + az(t) 2<br />

aabs(t)dt<br />

9.81 m<br />

s2 �2.5<br />

maxt1t2<br />

Um den HIC (E<strong>in</strong>heit s) 11 für e<strong>in</strong>en Unfall zu berechnen, müssen alle möglichen<br />

Intervalle für die gilt t2 > t1 betrachtet werden. Das Intervall, für das <strong>der</strong> HIC den<br />

Maximalwert <strong>an</strong>nimmt ist relev<strong>an</strong>t. Das bedeutet, das die Zeiten t1 <strong>und</strong> t2 mit e<strong>in</strong>em<br />

Algorithmus aus den Beschleunigungen berechnet werden. Die Zeit ∆t = t2 − t1 ist<br />

e<strong>in</strong>e, <strong>der</strong> Stoßzeit t1 die von Auer <strong>an</strong>gegeben wird, ähnliche Größe.<br />

NIC Das NIC lässt sich mit folgen<strong>der</strong> Formel aus <strong>der</strong> relativen Beschleunigung<br />

<strong>und</strong> Geschw<strong>in</strong>digkeit zwischen dem Ansatz Kopf-C1 <strong>und</strong> C7-T1 berechnen:<br />

NIC = l ∗ ∆ax + (∆vx) 2<br />

Die Größe l stellt im Pr<strong>in</strong>zip die Länge des Halses dar, <strong>und</strong> wird im folgenden als<br />

0.2 <strong>an</strong>genommen. Das NIC hat die E<strong>in</strong>heit m 2 /s 2 .<br />

11 Bezüglich <strong>der</strong> E<strong>in</strong>heit des HIC <strong>und</strong> NIC sche<strong>in</strong>t es sich etabliert zu haben, dieses e<strong>in</strong>heitenlos<br />

<strong>an</strong>zugeben. Aus <strong>der</strong> oben <strong>an</strong>gegebenen Def<strong>in</strong>ition des HIC folgt die E<strong>in</strong>heit Sek<strong>und</strong>e.


60 Der virtuelle Unfall<br />

Schädigungsgrenzen In [87] wurden e<strong>in</strong>er Übersicht folgende Toler<strong>an</strong>zgrenzen<br />

entnommen: Für das HIC wird <strong>an</strong>genommen, das bei e<strong>in</strong>em Wert von über 1000<br />

s mit großer Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit e<strong>in</strong>e letale Schädigung auftritt. Am Femur werden<br />

ab e<strong>in</strong>er Kraft von Ffemur > 4kN Schädigungen erwartet, bei <strong>der</strong> Tibia treten<br />

Brüche ab atibia > 150g auf. Beim Pelvis liegen die Toler<strong>an</strong>zgrenzen für fpelvis bei<br />

10 kN (Männer) <strong>und</strong> 4kN (Frauen). E<strong>in</strong> NIC über 15 verursacht e<strong>in</strong> sogen<strong>an</strong>ntes<br />

Schleu<strong>der</strong>trauma (mediz<strong>in</strong>isch meist nicht nachweisbare Schädigungen), wenn er<br />

länger als 3ms wirksam ist. Das NIC ist jedoch e<strong>in</strong> Kriterium, das für die Bewertung<br />

von Schleu<strong>der</strong>traumen <strong>der</strong> HWS entwickelt wurde. Es k<strong>an</strong>n daher nicht für die<br />

Bewertung eventueller Schädigungen durch PKW-Fußgänger-Unfällen her<strong>an</strong>gezogen<br />

werden. Mertz <strong>und</strong> Patrick [55] veröffentlichten Grenzwerte für die Schädigung <strong>der</strong><br />

HWS, welche aber aus Schlittenversuchen abgeleitet wurden, <strong>und</strong> daher auch vorr<strong>an</strong>gig<br />

das Schleu<strong>der</strong>trauma als Lastfall her<strong>an</strong>ziehen. Hier wurden kritische Momente<br />

von 47 Nm für die Extension <strong>und</strong> 88 Nm für die Hyperflexion <strong>an</strong>gegeben, unterhalb<br />

<strong>der</strong>er nicht mit Verletzungen gerechnet werden muss. Für die Scherkräfte wurden<br />

845 N <strong>und</strong> für die axialen Kräfte wurden 1112 N als Grenze ermittelt, unterhalb<br />

<strong>der</strong>er ke<strong>in</strong>e Verletzungen auftreten.<br />

3.5 <strong>Simulation</strong>en<br />

Das im vorhergehenden beschriebene Modell wird nun <strong>in</strong> <strong>Simulation</strong>en umgesetzt.<br />

Es wird untersucht, <strong>in</strong>wiefern sich aus den <strong>Simulation</strong>en konkrete Daten ableiten<br />

lassen, welche zur Beurteilung <strong>der</strong> Verletzungsbil<strong>der</strong> her<strong>an</strong>gezogen werden können.<br />

Es werden nun folgende <strong>Simulation</strong>sergebnisse beschrieben <strong>und</strong> diskutiert:<br />

1. Anstoß von dorsal:<br />

Hier wurde <strong>der</strong> schon von [71] simulierte Fall 8 aus <strong>der</strong> gerichtsmediz<strong>in</strong>ischen<br />

Analyse von [6] simuliert.<br />

2. Anstoß von lateral:<br />

Als Beispiel e<strong>in</strong>es lateralen Anstoßes wurde Fall 24 aus <strong>der</strong> gerichtsmediz<strong>in</strong>ischen<br />

Analyse von [6] simuliert.<br />

3. Hypothetische Fallbeispiele:<br />

In diesem Abschnitt wird zum e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>e <strong>Simulation</strong> e<strong>in</strong>es Anpralls <strong>der</strong> Fahrzeugseitenfront<br />

von dorsal gezeigt, um die Flexibilität <strong>und</strong> Stabilität des Modells<br />

zu dokumentieren. Ferner wird e<strong>in</strong>e Sequenz mit Überwurf des Fußgängers<br />

über die Fahrzeuggeometrie gezeigt.


Der virtuelle Unfall 61<br />

3.5.1 Fall 8 Ordnungsnummer 1-5/12<br />

Anstoßfläche:Anstoß von Dorsal.<br />

Verletzungen:Tod durch zentrale Lähmung <strong>in</strong>folge des Abrisses <strong>der</strong> Halswirbelsäule<br />

zwischen erstem <strong>und</strong> zweitem Halswirbel. Multiples Schädel-Hirn-<br />

Trauma. E<strong>in</strong>blutungen <strong>in</strong> beiden Unterschenkeln <strong>und</strong> Trümmerzone im Bereich<br />

des rechten Oberschenkels.<br />

Abb. 24: Verletzungskarte Fall 8


62 Der virtuelle Unfall<br />

Abb. 25: <strong>Simulation</strong>: Fall 8


Der virtuelle Unfall 63<br />

v Head Z rel [m/s]<br />

a Head [m/s 2 ]<br />

10<br />

5<br />

0<br />

−5<br />

−10<br />

−15<br />

Fall 8 Ordnungsnummer 1−5/12<br />

V Koll =9.72<br />

V Koll =11.11<br />

V Koll =12.5<br />

−20<br />

0 0.05 0.1 0.15 0.2<br />

1400<br />

1200<br />

1000<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

time [s]<br />

Abb. 26: Anprallgeschw<strong>in</strong>digkeit Kopf vkopf⊥<br />

Fall 8 Ordnungsnummer 1−5/12<br />

V Koll =9.72<br />

V Koll =11.11<br />

V Koll =12.5<br />

0<br />

0 0.05 0.1 0.15 0.2<br />

time [s]<br />

Abb. 27: Beschleunigung Kopf akopf


64 Der virtuelle Unfall<br />

f Head [N]<br />

f Pelvis [N]<br />

8000<br />

7000<br />

6000<br />

5000<br />

4000<br />

3000<br />

2000<br />

1000<br />

800<br />

700<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

Fall 8 Ordnungsnummer 1−5/12<br />

V Koll =9.72<br />

V Koll =11.11<br />

V Koll =12.5<br />

0<br />

0 0.05 0.1 0.15 0.2<br />

time [s]<br />

Abb. 28: Stoßkraft Kopf fkopf<br />

Fall 8 Ordnungsnummer 1−5/12<br />

0<br />

0 0.05 0.1 0.15 0.2<br />

time [s]<br />

V Koll =9.72<br />

V Koll =11.11<br />

V Koll =12.5<br />

Abb. 29: Stoßkraft Pelvis fP elvis


Der virtuelle Unfall 65<br />

f Femur [N]<br />

a Tibia [m/s 2 ]<br />

4000<br />

3500<br />

3000<br />

2500<br />

2000<br />

1500<br />

1000<br />

500<br />

1400<br />

1200<br />

1000<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

Fall 8 Ordnungsnummer 1−5/12<br />

0<br />

0 0.05 0.1 0.15 0.2<br />

time [s]<br />

V Koll =9.72<br />

V Koll =11.11<br />

V Koll =12.5<br />

Abb. 30: Stoßkraft Oberschenkel fF emur<br />

Fall 8 Ordnungsnummer 1−5/12<br />

0<br />

0 0.05 0.1 0.15 0.2<br />

time [s]<br />

V Koll =9.72<br />

V Koll =11.11<br />

V Koll =12.5<br />

Abb. 31: Beschleunigung Unterschenkel aT ibia


66 Der virtuelle Unfall<br />

Ergebnisse <strong>und</strong> Daten:<br />

Die Analyse von Auer wird hier mit den <strong>Simulation</strong>sergebnissen verglichen. Die<br />

Daten s<strong>in</strong>d den Kurven aus den Abbildungen 26 bis 31 entnommen.<br />

Rekonstruktion: Auer x2 s<strong>in</strong>2 Körpergröße 1.62 m<br />

Körpergewicht 62 kg<br />

Geschlecht m<br />

vKoll<br />

9.72 bis 11.1 m/s<br />

vKopf⊥<br />

9.72 bis 15.0 m/s<br />

sdyn<br />

0.1 m<br />

amax 90 - 214 g 135 -322 g<br />

ā 24 - 57 g 60 - 143 g 67 - 161 g<br />

meff<br />

4 - 4.5 kg<br />

F ∗ 0.9 - 2.7 kN 2.3 - 6.3 kN 2.6 - 7.1 kN<br />

Stoßzeit t1 41 - 27 ms 32 - 21 ms 29 - 19 ms<br />

<strong>Simulation</strong>sergebnisse: vKoll = 9.72 m/s 11.1 m/s 12.5 m/s<br />

vKopf⊥ 11.7 m/s 15.0 m/s 16.0 m/s<br />

sdyn 0.097m 0.092 m 0.100 m<br />

amax 130.7 g 152.8 g 144.8 g<br />

Fmax 6.2 kN 6.3 kN 7.1 kN<br />

ā = (2/3) ∗ amax 87.1 g 101.9 g 96.5 g<br />

meff = Fmax/amax 4.88 kg 4.22 kg 4.99 kg<br />

F ∗ = meff ∗ ā 4.17 kN 4.22 kN 4.73 kN<br />

t1 30 ms 24 ms 24 ms<br />

HIC 1922 1987 2315<br />

Ffemur 2.7 kN 3.3 kN 3.8 kN<br />

atibia 102 g 125 g 148 g<br />

Fpelvis 0.4 kN 0.6 kN 0.8 kN<br />

3.5.2 Beurteilung <strong>der</strong> <strong>Simulation</strong>sergebnisse von Fall 8<br />

Nach E<strong>in</strong>führung <strong>der</strong> Bewertungskriterien, k<strong>an</strong>n das <strong>Simulation</strong>sergebnis für den<br />

<strong>in</strong> [6] rekonstruierten Fall 8 <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d <strong>der</strong> dokumentierten Schädigungen verglichen<br />

werden.<br />

Die Aufschlagstelle des Kopfes wird gut reproduziert, das Verletzungsbild lässt sich<br />

weitgehend nachvollziehen:


Der virtuelle Unfall 67<br />

⋄ E<strong>in</strong>blutungen <strong>an</strong> den Unterschenkeln:<br />

Die Beschleunigung <strong>der</strong> Unterschenkel atibia liegt mit knapp 150g <strong>an</strong> <strong>der</strong> Toler<strong>an</strong>zgrenze.<br />

Brüche s<strong>in</strong>d demzufolge unwahrsche<strong>in</strong>lich, die starken E<strong>in</strong>blutungen<br />

lassen sich so jedoch verstehen, zumal <strong>der</strong> Anstoß von <strong>der</strong> H<strong>in</strong>terseite <strong>der</strong><br />

Unterschenkel erfolgte.<br />

⋄ Multiples Schädel-Hirn-Trauma:<br />

Das multiple SHT lässt sich <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d des aus <strong>der</strong> <strong>Simulation</strong> ermittelten HIC<br />

von 2000-2400 nachvollziehen, da <strong>der</strong> Wert deutlich oberhalb von <strong>der</strong> Toler<strong>an</strong>zgrenze<br />

von 1000 liegt.<br />

⋄ Abriss des verlängerten Marks:<br />

Bei <strong>der</strong> <strong>Simulation</strong> k<strong>an</strong>n schon mit <strong>der</strong> extrem vere<strong>in</strong>fachten Halswirbelsäule<br />

e<strong>in</strong>e Peitschenbewegung beobachtet werden. Vielleicht sollte das Modell noch<br />

mit e<strong>in</strong>er detaillierteren Halswirbelmodellierung simuliert werden, um den Abriss<br />

besser verstehen zu können. Aus <strong>der</strong> Dokumentation <strong>der</strong> Prellmarken ist<br />

erkennbar, das e<strong>in</strong> starker Aufprall des Thorax zwischen den Schulterblättern<br />

stattgef<strong>und</strong>en hat. Nach dem Primär<strong>an</strong>stoß wird <strong>der</strong> Körper e<strong>in</strong>gedreht, <strong>der</strong><br />

Kopf bleibt aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> weichen HWS <strong>und</strong> <strong>der</strong> Trägheit nahe se<strong>in</strong>er Anf<strong>an</strong>gsorientierung.<br />

Deshalb ist <strong>der</strong> Nacken beim Aufprall des Thorax noch <strong>in</strong><br />

Richtung Brustbereich ausgelenkt. Nach dem Anstoß des Rückens wird <strong>der</strong><br />

Kopf peitschenartig <strong>in</strong> Richtung Motorhaube beschleunigt, was den Abriss begünstigt<br />

haben könnte.<br />

E<strong>in</strong> weiteres denkbares Szenario ist, dass <strong>der</strong> Kopf durch se<strong>in</strong>e tiefe E<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gung<br />

<strong>in</strong> die Haube gleichsam festgehakt war, während nun <strong>der</strong> Körper über<br />

diese Position herumgehebelt wird, wie <strong>in</strong> [33] bezüglich dieses Falls vermutet<br />

wurde. Dies könnte gleichfalls die Abscherung <strong>der</strong> HWS begünstigt haben. E<strong>in</strong>e<br />

genauere Interpretation dieser Verletzung k<strong>an</strong>n aber nur durch e<strong>in</strong>e vertiefte<br />

HWS-Modellierung erfolgen.<br />

⋄ Trümmerzone im Bereich rechter Oberschenkels:<br />

Diese Verletzung k<strong>an</strong>n mit diesem Modell nicht befriedigend reproduziert werden,<br />

da diese Verletzung aus <strong>der</strong> Geometrie <strong>der</strong> Motorhaubenvor<strong>der</strong>k<strong>an</strong>te resultiert.<br />

Die berechnete Belastung liegt unterhalb <strong>der</strong> Toler<strong>an</strong>zgrenze von 10kn,<br />

weshalb eigentlich ke<strong>in</strong> Bruch zu erwarten wäre. Auch die Belastung des Pelvis<br />

liegt unterhalb <strong>der</strong> Toler<strong>an</strong>zgrenze. Da die verwendete Fläche lei<strong>der</strong> nicht dem<br />

genauen Typ des Unfallfahrzeugs entspricht <strong>und</strong> <strong>in</strong> diesem Bereich die stärkste<br />

Abweichung zeigt, lässt sich <strong>der</strong> Anstoß des Oberschenkels lei<strong>der</strong> mit diesem<br />

Modell nicht reproduzieren. Dies zeigt, das die Verwendung <strong>in</strong>dividueller Geometrien<br />

unabd<strong>in</strong>gbar für die <strong>an</strong>gestrebte Fragestellung ist.


68 Der virtuelle Unfall<br />

3.5.3 Fall 24 Ordnungsnummer 2-12/5<br />

Anstoßfläche:Anstoß von rechts Lateral.<br />

Verletzungen:Zentrale Lähmung <strong>in</strong>folge e<strong>in</strong>es Schädelbasisbruchs mit Hirnprellung.<br />

Multiples Schädel-Hirn-Trauma. Rippenserienbrüche beidseits, rechts<br />

ausgeprägter, mit Lungenverletzungen. Ausblutung <strong>in</strong>nerer Org<strong>an</strong>e. Oberarmbruch<br />

rechts, Bruch des rechten Schambe<strong>in</strong>astes, E<strong>in</strong>blutungen im Bereich des<br />

kle<strong>in</strong>en Beckens. Rechter Unterschenkel gebrochen, Weichteile<strong>in</strong>blutung l<strong>in</strong>ker<br />

Unterschenkel.<br />

Abb. 32: Verletzungskarte Fall 24


Der virtuelle Unfall 69<br />

Abb. 33: <strong>Simulation</strong>: Fall 24


70 Der virtuelle Unfall<br />

Abb. 34: <strong>Simulation</strong>: Fall 24


Der virtuelle Unfall 71<br />

v Head Z rel [m/s]<br />

a Head [m/s 2 ]<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

−5<br />

−10<br />

−15<br />

Fall 24 Ordnungsnummer 2−12/5<br />

V Koll =11.1<br />

V Koll =12.45<br />

V Koll =13.8<br />

−20<br />

0 0.05 0.1 0.15 0.2<br />

3500<br />

3000<br />

2500<br />

2000<br />

1500<br />

1000<br />

500<br />

time [s]<br />

Abb. 35: Anprallgeschw<strong>in</strong>digkeit Kopf vkopf⊥<br />

Fall 24 Ordnungsnummer 2−12/5<br />

V Koll =11.1<br />

V Koll =12.45<br />

V Koll =13.8<br />

0<br />

0 0.05 0.1 0.15 0.2<br />

time [s]<br />

Abb. 36: Beschleunigung Kopf akopf


72 Der virtuelle Unfall<br />

f Head [N]<br />

f Pelvis [N]<br />

25000<br />

20000<br />

15000<br />

10000<br />

5000<br />

14000<br />

12000<br />

10000<br />

8000<br />

6000<br />

4000<br />

2000<br />

Fall 24 Ordnungsnummer 2−12/5<br />

V Koll =11.1<br />

V Koll =12.45<br />

V Koll =13.8<br />

0<br />

0 0.05 0.1 0.15 0.2<br />

time [s]<br />

Abb. 37: Stoßkraft Kopf fkopf<br />

Fall 24 Ordnungsnummer 2−12/5<br />

0<br />

0 0.05 0.1 0.15 0.2<br />

time [s]<br />

V Koll =11.1<br />

V Koll =12.45<br />

V Koll =13.8<br />

Abb. 38: Stoßkraft Pelvis fP elvis


Der virtuelle Unfall 73<br />

f Femur [N]<br />

a Tibia [m/s 2 ]<br />

25000<br />

20000<br />

15000<br />

10000<br />

5000<br />

1400<br />

1200<br />

1000<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

Fall 24 Ordnungsnummer 2−12/5<br />

0<br />

0 0.05 0.1 0.15 0.2<br />

time [s]<br />

V Koll =11.1<br />

V Koll =12.45<br />

V Koll =13.8<br />

Abb. 39: Stoßkraft Oberschenkel fF emur<br />

Fall 24 Ordnungsnummer 2−12/5<br />

0<br />

0 0.05 0.1 0.15 0.2<br />

time [s]<br />

V Koll =11.1<br />

V Koll =12.45<br />

V Koll =13.8<br />

Abb. 40: Beschleunigung Unterschenkel aT ibia


74 Der virtuelle Unfall<br />

Ergebnisse <strong>und</strong> Daten:<br />

Die Analyse von Auer wird hier mit den <strong>Simulation</strong>sergebnissen verglichen. Die<br />

Daten s<strong>in</strong>d den Kurven aus den Abbildungen 35 bis 40 entnommen.<br />

Rekonstruktion: Auer x2 s<strong>in</strong>2 Körpergröße 1.67 m<br />

Körpergewicht 80.7 kg<br />

Geschlecht w<br />

vKoll<br />

11.1 - 13.8 m/s<br />

vKopf⊥<br />

11.1 - 13.8 m/s<br />

sdyn<br />

0.035 m<br />

amax - 294 - 607 g 441 - 909 g<br />

ā 148 - 275 g 196 - 404 g 220 - 455 g<br />

meff<br />

3 - 4 kg<br />

F ∗ 4.3 - 10.8 kN 5.8 - 15.9 kN 6.4 - 17.8kN<br />

Stoßzeit t1 5.8 - 3.1 ms 11.5 -6.9 ms 10.2 - 6.2 ms<br />

<strong>Simulation</strong>sergebnisse Vkoll= 11 m/s 12.5 m/s 14 m/s<br />

sdyn 0.05 m 0.05 m 0.04 m<br />

vKopf⊥ 14.9 m/s 16.3 16.9 m/s<br />

amax 177 g 253 g 322 g<br />

Fmax 20.9 kN 20.6 kN 16.6 kN<br />

ā = (1/2) ∗ amax 118 g 169 g 221 g<br />

meff = Fmax/amax 12.0 kg 8.3 kg 5.1 kg<br />

F ∗ = meff ∗ ā 13.9 kN 13.7 kN 11.1 kN<br />

t1 31 ms 24 ms 11 ms<br />

HIC 3257 8086 9859<br />

Ffemur 9 kN 16 kN 21 kN<br />

atibia 103 g 122 g 141 g<br />

Fpelvis 8.0 kN 8.8 kN 12.1 kN<br />

3.5.4 Beurteilung <strong>der</strong> <strong>Simulation</strong>sergebnisse von Fall 24<br />

Nach E<strong>in</strong>führung <strong>der</strong> Bewertungskriterien, k<strong>an</strong>n das <strong>Simulation</strong>sergebnis für den<br />

<strong>in</strong> [6] rekonstruierten Fall 8 <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d <strong>der</strong> dokumentierten Schädigungen verglichen<br />

werden.<br />

Die Aufschlagstelle des Kopfes wird gut reproduziert, das Verletzungsbild lässt sich<br />

weitgehend nachvollziehen:


Der virtuelle Unfall 75<br />

⋄ Multiples Schädel-Hirn-Trauma:<br />

Der Wert des HIC von 3200 bis 9900 liegt deutlich über <strong>der</strong> Grenze von 1000,<br />

weshalb aus <strong>der</strong> <strong>Simulation</strong> heraus multiple Schädel-Hirn-Verletzungen mit<br />

Todesfolge bestätigt werden. E<strong>in</strong>e Trennung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelne Schädigungen, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

des Schädel-Basis-Bruchs, k<strong>an</strong>n aufgr<strong>und</strong> des e<strong>in</strong>fachen Kopfmodells<br />

nicht erfolgen. Hier ergibt sich e<strong>in</strong>e Möglichkeit für weitergehende Studien, bei<br />

denen FEM-Modelle des Kopfes mit den R<strong>an</strong>dbed<strong>in</strong>gungen aus den <strong>Simulation</strong>sergebnissen<br />

des MKS-Modells gerechnet werden könnten, wie dies schon<br />

von [33] <strong>an</strong> Fall 8 aus [6] demonstriert wurde.<br />

⋄ Rippenserienbrüche:<br />

In <strong>der</strong> <strong>Simulation</strong> ergeben sich Beschleunigungen für den Thorax von 35 bis<br />

45 g. Der Grenzwert liegt hier bei 85 g. Hier liegt eventuell e<strong>in</strong>e Abweichung<br />

des errechneten Szenarios von dem realen Unfall vor, <strong>an</strong><strong>der</strong>erseits könnte <strong>der</strong><br />

Grenzwert <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e beim Thorax e<strong>in</strong> weiches Kriterium se<strong>in</strong>, welches nicht<br />

für jede Anprallgeometrie geeignet ist. Die Form <strong>der</strong> Karosserie im Anprallbereich<br />

des Thorax weist e<strong>in</strong>e stark abger<strong>und</strong>ete Form auf, was zu e<strong>in</strong>er sehr<br />

punktuellen Belastung <strong>der</strong> Rippen führen k<strong>an</strong>n. Insofern k<strong>an</strong>n es bei e<strong>in</strong>er solchen<br />

Konfiguration auch schon bei vergleichsweise niedrigen Beschleunigungen<br />

schon zu Brüchen kommen.<br />

⋄ Beckenverletzungen:<br />

Die Kraft auf die Beckenregion liegt mit 8-12 kN deutlich über <strong>der</strong> Toler<strong>an</strong>zgrenze<br />

bei Frauen, die bei 4 kN liegt. Die E<strong>in</strong>blutungen <strong>und</strong> Brüche <strong>in</strong> dieser<br />

Region s<strong>in</strong>d somit auch aus <strong>der</strong> <strong>Simulation</strong> heraus zu erwarten.<br />

⋄ Unterschenkelverletzungen:<br />

Die Werte <strong>der</strong> Beschleunigung liegen hier knapp <strong>an</strong> <strong>der</strong> Toler<strong>an</strong>zgrenze von<br />

150g. Die E<strong>in</strong>blutungen s<strong>in</strong>d somit nachvollziehbar, e<strong>in</strong> Bruch des Unterschenkels<br />

h<strong>in</strong>gegen wäre aus <strong>der</strong> <strong>Simulation</strong> heraus nicht zw<strong>in</strong>gend zu erwarten,<br />

jedoch auch nicht unwahrsche<strong>in</strong>lich.


76 Der virtuelle Unfall<br />

3.5.5 Hypothetischer Fall<br />

Zielsetzung:<br />

Angenommen wird e<strong>in</strong> Anstoß von Dorsal. Es soll mit dieser <strong>Simulation</strong> gezeigt<br />

werden, dass mit dem Modell verschiedenste Szenarios durchgespielt werden<br />

können. Gr<strong>und</strong>lage war das Modell zu Fall 8. E<strong>in</strong>zig die Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Anf<strong>an</strong>gsbed<strong>in</strong>gungen<br />

für die Fahrzeugbewegung war nötig um zu simulieren, wie sich<br />

<strong>der</strong> Unfall entwickelt hätte, wenn <strong>der</strong> PKW noch e<strong>in</strong>e Eigendrehung vollzogen<br />

hätte. Dies zeigt, das das entwickelte Modell s<strong>in</strong>nvoll <strong>in</strong> <strong>der</strong> Unfallrekonstruktion<br />

<strong>und</strong> Analyse e<strong>in</strong>gesetzt werden k<strong>an</strong>n. Die Flächenkontakte s<strong>in</strong>d im jetzigen<br />

Entwicklungsst<strong>an</strong>d bereits <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage e<strong>in</strong>en Anstoß aus je<strong>der</strong> Richtung zu erkennen.<br />

Auch die Variation <strong>der</strong> Fahrzeuggeschw<strong>in</strong>digkeit führte bisl<strong>an</strong>g nicht zu<br />

Problemen.<br />

Dies zeigt, das die <strong>in</strong> Vorarbeiten durch die SIMPACK-<strong>in</strong>terne Beh<strong>an</strong>dlung von<br />

Kollisionen auftretenden Probleme mit dem hier vorgestellten Algorithmus nicht<br />

auftreten.<br />

K<strong>in</strong>ematik des Fahrzeugs:<br />

Es wurde <strong>an</strong>genommen, dass das Fahrzeug sich tr<strong>an</strong>slatorisch mit 10 m/s bewegt.<br />

Dies entspricht 36 km/h. Die Rotation des Fahrzeugs wurde mit 7.5 rad/s<br />

<strong>an</strong>genommen. Es wurde im Gegensatz zu den im vorigen beschriebenen <strong>Simulation</strong>en,<br />

bei denen e<strong>in</strong> rheonomes Gelenk das Fahrzeug (wie bei Schüszler [71]<br />

vorgeschlagen) zw<strong>an</strong>gsführte, e<strong>in</strong> pl<strong>an</strong>ares Gelenk verwendet. Dazu musste das<br />

Fahrzeug mit e<strong>in</strong>er realistischen Masse parametrisiert werden, die zu 1000 kg<br />

gewählt wurde. We<strong>der</strong> verlängerten sich die Integrationszeiten, noch kam es<br />

zu numerischen Problemen, weshalb dieses Vorgehen durchaus e<strong>in</strong>e Alternative<br />

darstellt.<br />

Bodenreaktionskraft:<br />

In diesem Modell ist die Bodenreaktionskraft aktiviert, so dass das Menschmodell<br />

auf dem Boden steht. Somit k<strong>an</strong>n <strong>in</strong> dieser <strong>Simulation</strong> auch untersucht<br />

werden, ob das eigenständige Stehen des Modells zu relev<strong>an</strong>ten Verän<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Simulation</strong> führt. Der primäre Gr<strong>und</strong>, weshalb <strong>in</strong> dieser <strong>Simulation</strong> e<strong>in</strong>e<br />

Bodenreaktionskraft verwendet wird, ist, dass das Modell sonst bei Variation <strong>der</strong><br />

Anf<strong>an</strong>gsbed<strong>in</strong>gungen <strong>der</strong> Fahrzeugbewegung nicht immer auf <strong>der</strong> selben Höhe<br />

zum Fahrzeug ist. Dies könnte zu Verfälschungen <strong>der</strong> Ergebnisse führen, wenn<br />

sich z.B. das Fahrzeug mit unterschiedlichen Geschw<strong>in</strong>digkeiten auf das Opfermodell<br />

zu bewegt, da das Modell d<strong>an</strong>n <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zeit bis zum Anprall verschieden<br />

weit gefallen wäre.


Der virtuelle Unfall 77<br />

Abb. 41: <strong>Simulation</strong>: Schleu<strong>der</strong>ndes Fahrzeug mit seitlichem Anprall (Ansicht I)


78 Der virtuelle Unfall<br />

Abb. 42: <strong>Simulation</strong>: Schleu<strong>der</strong>ndes Fahrzeug mit seitlichem Anprall (Ansicht II)


Der virtuelle Unfall 79<br />

Abb. 43: Unfall mit Überwurf des Opfers


80 Der virtuelle Unfall<br />

3.6 Bewertung<br />

3.6.1 Zusammenfassung <strong>der</strong> Ergebnisse<br />

Gezeigt wurde, dass die <strong>Simulation</strong> von realen Unfällen schon jetzt möglich ist, <strong>und</strong><br />

zu e<strong>in</strong>er sehr guten Übere<strong>in</strong>stimmung mit den Daten aus <strong>der</strong> Rekonstruktion führt.<br />

Anh<strong>an</strong>d e<strong>in</strong>er <strong>an</strong>f<strong>an</strong>gs auftretenden systematischen Abweichung von <strong>Simulation</strong>sergebnissen<br />

zu den Werten aus <strong>der</strong> Rekonstruktion, die auch mit Parametervariationen<br />

im s<strong>in</strong>nvollen Bereich nicht kompensiert werden konnten, wurde e<strong>in</strong> Flüchtigkeitsfehler<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Ableitung <strong>der</strong> <strong>in</strong> [6] verwendeten Formeln erkenntlich. Dies sei nur<br />

erwähnt, um aufzuzeigen, dass auch bei so m<strong>an</strong>cher Schwäche des Modells, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

bei e<strong>in</strong>igen noch unzureichend bek<strong>an</strong>nten Parametern, das Modell <strong>in</strong> sich<br />

stimmig ist, <strong>und</strong> die Physik <strong>der</strong> Kollision zufriedenstellend wie<strong>der</strong>gibt.<br />

3.6.2 Beurteilung<br />

Das beschriebene Modell des PKW-Fußgänger-Unfalls stellt e<strong>in</strong>e konsequente Weiterentwicklung<br />

des bisher unter SIMPACK existierenden Modells [71] dar. Durch die<br />

stabile <strong>und</strong> flexible Kollisionsbeh<strong>an</strong>dlung k<strong>an</strong>n mit diesem Modell jetzt mit verschiedensten<br />

realistischen PKW-Oberflächen simuliert werden. Insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> komplette<br />

Überwurf bzw. Abwurf k<strong>an</strong>n bis zum Aufprall auf die Straße simuliert werden,<br />

was für sie Validierung <strong>und</strong> Weiterentwicklung des Modells e<strong>in</strong> wichtiger Faktor ist.<br />

Durch die <strong>Simulation</strong> e<strong>in</strong>er Reihe von gut rekonstruierten realen Unfällen soll <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Zukunft e<strong>in</strong> noch realistischeres Modell entstehen.<br />

Es ist somit e<strong>in</strong> Werkzeug entst<strong>an</strong>den, welches <strong>in</strong> <strong>der</strong> Unfallrekonstruktion ergänzend<br />

zu den konventionellen Rekonstruktionsmethoden e<strong>in</strong>gesetzt werden k<strong>an</strong>n.<br />

3.6.3 Ausblick<br />

Wünschenswert wäre es, von e<strong>in</strong>em Punkt-zu-Punkt-Kontakt zu e<strong>in</strong>er durch das<br />

deformierte Volumen def<strong>in</strong>ierten Kontaktkraft überzugehen. Es ist zu prüfen, ob<br />

mit vertretbarem Aufw<strong>an</strong>d, vielleicht mit Hilfe deformierbarer Netze, e<strong>in</strong> schneller<br />

Algorithmus entwickelt werden k<strong>an</strong>n, ohne <strong>in</strong> den Bereich von FEM-Methoden<br />

e<strong>in</strong>zudr<strong>in</strong>gen.<br />

E<strong>in</strong> weiterer Punkt, <strong>an</strong> dem das Modell verbessert werden sollte, ist die Beschreibung<br />

<strong>der</strong> Gelenkeigenschaften. Zu klären wäre, wie die realen Versteifungen <strong>und</strong><br />

Dämpfungen beim St<strong>an</strong>d vorliegen. Hier wären eventuell Modelle zur St<strong>an</strong>dkontrolle<br />

dienlich, aus denen die Muskelversp<strong>an</strong>nungen abgeleitet werden könnten. So<br />

könnten die Versteifungen <strong>in</strong> physiologisch s<strong>in</strong>nvolle Bereiche e<strong>in</strong>gegrenzt werden.<br />

In diesem Zusammenh<strong>an</strong>g ist weiter unklar, wie schnell <strong>der</strong> Bewegungsapparat erschlafft,<br />

o<strong>der</strong> ob sogar reflexive Mech<strong>an</strong>ismen beim Aufprall, o<strong>der</strong> <strong>in</strong> Erwartung<br />

dessen, e<strong>in</strong>e zusätzliche Versteifung verursachen. Auch liegen stark unterschiedliche<br />

Steifigkeiten <strong>in</strong> <strong>und</strong> außerhalb <strong>der</strong> physiologischen Bewegungsbereiche vor. Durch


Der virtuelle Unfall 81<br />

Frakturen bekommt das System zusätzliche Freiheitsgrade. Diesen Tatsachen sollte<br />

<strong>in</strong> späteren Modellen Rechnung getragen werden.<br />

Die Gelenkw<strong>in</strong>kelbegrenzungen könnten durch die Realisierung über B<strong>an</strong>dstrukturen<br />

physiologisch s<strong>in</strong>nvoller parametrisiert werden. Bisl<strong>an</strong>g werden hauptsächlich<br />

re<strong>in</strong> elastische Anschläge verwendet, was aber bei <strong>der</strong> d<strong>an</strong>n nötigen Steifigkeit zu<br />

unrealistischen Prellvorgängen, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e beim Kopf<strong>an</strong>prall führen k<strong>an</strong>n (wie bei<br />

Fall 24 zu beobachten). In <strong>der</strong> aktuellen Modellierung ist e<strong>in</strong>e Dämpfung im Gelenk<strong>an</strong>schlag<br />

vorgesehen, unklar ist aber die qu<strong>an</strong>titative Beschreibung.<br />

Ferner könnte das Modell durch e<strong>in</strong> realistisches Reibungsmodell verbessert werden,<br />

was aber mit <strong>der</strong> Methodik <strong>der</strong> Bewegten Marker moment<strong>an</strong> nicht optimal zu<br />

vere<strong>in</strong>baren ist. Für e<strong>in</strong>e realistische Reibung müsste die Nachführung <strong>der</strong> Marker<br />

modifiziert werden, die E<strong>in</strong>nahme neuer Positionen müsste mit e<strong>in</strong>er gewissen Verzögerung<br />

erfolgen, so dass die resultierende Kraft <strong>der</strong> gewünschten Reibung entspricht.<br />

Dies steht aber <strong>in</strong> engem Kontext zu e<strong>in</strong>er Erweiterung <strong>der</strong> Kontaktmodellierung auf<br />

e<strong>in</strong>en Volumenkontakt.<br />

Das Modell ist im jetzigen St<strong>an</strong>d zwar mit Schwabbelmassen ausgelegt, ihre Freiheitsgrade<br />

s<strong>in</strong>d moment<strong>an</strong> aber noch gesperrt. Erst wenn sich die noch unsicheren<br />

Parameter genauer e<strong>in</strong>grenzen lassen, wird es s<strong>in</strong>nvoll mit Schwabbelmassenbewegungen<br />

zu simulieren.<br />

Durch den Abgleich des bisher bestehenden Modells mit realistischen Unfalldaten<br />

sollte geklärt werden, welche dieser Punkte von hoher Relev<strong>an</strong>z s<strong>in</strong>d, <strong>und</strong> entsprechende<br />

Verbesserungen des Modells erfor<strong>der</strong>lich machen.


82 H<strong>an</strong>d Arm System<br />

4 Anwendung: Das H<strong>an</strong>d-Arm-System<br />

Im Folgenden soll als weiteres Anwendungsbeispiel des Menschmodells das Verhalten<br />

des H<strong>an</strong>d-Arm-Systems bei E<strong>in</strong>leitung von Vibrationen untersucht werden. Es<br />

wurden hierbei MKS-Modelle unter SIMPACK <strong>und</strong> ADAMS erstellt. Das Haupt<strong>an</strong>liegen<br />

war, das Verständnis für die komplexen Zusammenhänge zu vertiefen, die<br />

das Verhalten des menschlichen H<strong>an</strong>d-Arm-Systems bei E<strong>in</strong>leitung von Vibrationen<br />

festlegen.<br />

Es sollte mit diesen Studien e<strong>in</strong> Modell erstellt werden, welches durch Messdaten<br />

validiert werden k<strong>an</strong>n. Nach <strong>an</strong>fänglichen <strong>Simulation</strong>en mit dem SIMPACK-Modell<br />

wurde e<strong>in</strong> Modell unter ADAMS realisiert. So konnte e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>druck <strong>der</strong> Unterschiede<br />

bei<strong>der</strong> Programme erarbeitet werden. Die automatisierte Modellerstellung wurde<br />

<strong>an</strong>h<strong>an</strong>d dieses Anwendungsbeispiels entwickelt <strong>und</strong> getestet. Es wurden Parametervariationen<br />

<strong>der</strong> relev<strong>an</strong>ten Parameter durchgeführt, um die <strong>in</strong>neren Zusammenhänge<br />

aufzuzeigen.<br />

Abb. 44: Shakerversuch: Anordnung <strong>und</strong> Koord<strong>in</strong>aten (aus [47] entnommen)<br />

4.1 St<strong>an</strong>d <strong>der</strong> Forschung: H<strong>an</strong>d-Arm-System<br />

Der Untersuchung <strong>der</strong> Auswirkung von e<strong>in</strong>geleiteten mech<strong>an</strong>ischen Vibrationen auf<br />

den menschlichen Körper wird <strong>in</strong> vielen Bereichen <strong>der</strong> mediz<strong>in</strong>ischen Wissenschaft<br />

hohe Aufmerksamkeit entgegengebracht. Gerade im Bezug auf ges<strong>und</strong>heitliche Ri-


HAS: St<strong>an</strong>d <strong>der</strong> Forschung 83<br />

siken für Bediener von vibrations<strong>in</strong>duzierenden Werkzeugen ist die Untersuchung<br />

<strong>der</strong> Kr<strong>an</strong>kheitsbil<strong>der</strong>, die unter <strong>der</strong> Bezeichnung ” VWS (Vibration White F<strong>in</strong>ger)“<br />

o<strong>der</strong> ” Raynaudsyndrome“ bek<strong>an</strong>nt s<strong>in</strong>d, unter vielfältigen Gesichtspunkten betrieben<br />

worden.<br />

Um Prüfstände auszulegen bzw. <strong>Simulation</strong>smodelle zu erstellen, welche das Verhalten<br />

des H<strong>an</strong>d-Arm-Systems valid reproduzieren, wurden vielfach Messungen des<br />

Frequenzg<strong>an</strong>gs <strong>der</strong> Imped<strong>an</strong>z 12 <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Raumrichtung mittels Shakerversuch (Abbildung<br />

44) durchgeführt <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Ergebnisse statistisch ausgewertet. Die gewonnenen<br />

Kurven mündeten <strong>in</strong> Normen <strong>und</strong> Normvorschläge [4, 5]. Es wurden verschiedentlich<br />

Versuche unternommen, die freie Imped<strong>an</strong>z des HAS 13 mittels Schw<strong>in</strong>gerketten<br />

zu reproduzieren. Die Resultate waren meist re<strong>in</strong> abstrakte Massenverteilungen<br />

auf mehrere Körper. Die erhaltenen Massen lassen sich jedoch nur schwer den<br />

entsprechenden Körperteilen zuordnen. Selten f<strong>in</strong>den sich biomech<strong>an</strong>isch motivierte<br />

HAS-Modelle [23].<br />

4.1.1 Norm<br />

In dem Normvorschlag [5] wird e<strong>in</strong>e Drei-Massen-Schw<strong>in</strong>gerkette vorgeschlagen, mit<br />

<strong>der</strong> unter Verwendung <strong>der</strong> <strong>in</strong> Tabelle 5 aufgeführten Parameter zuverlässig gemessene<br />

Imped<strong>an</strong>zen des H<strong>an</strong>d-Arm-Systems nachgebildet werden können. Der Dreimassenschw<strong>in</strong>ger<br />

ist <strong>in</strong> Abbildung 45 dargestellt.<br />

Der Normvorschlag gibt R<strong>an</strong>dbed<strong>in</strong>gungen vor, die die Arbeitshaltung, wirkende<br />

Beschleunigungen, den Frequenzbereich <strong>der</strong> Anregung (10 Hz bis 500 Hz), Andruck<strong>und</strong><br />

Greifkraft sowie den Griffradius e<strong>in</strong>grenzen. Über die Griffmasse wird h<strong>in</strong>gegen<br />

ke<strong>in</strong>e Aussage getroffen.<br />

12 Imped<strong>an</strong>ce(ν) = velocity(ν)/force(ν)<br />

13 HAS: H<strong>an</strong>d-Arm-System<br />

Parameter E<strong>in</strong>heit x-Richtung x-Richtung x-Richtung<br />

m1 kg 0.03 0.01 0.03<br />

m2 kg 0.5 0.4 0.7<br />

m3 kg 3 3 3<br />

k1 N/m 4400 27000 5000<br />

k2 N/m 130 300 30000<br />

k3 N/m 1600 6400 2500<br />

c1 Ns/m 210 70 230<br />

c2 Ns/m 20 50 380<br />

c3 Ns/m 10 30 30<br />

Tabelle 5: Parameter für das Schw<strong>in</strong>gungsmodell des H<strong>an</strong>d-Arm-Systems (nach [5])


84 HAS: St<strong>an</strong>d <strong>der</strong> Forschung<br />

m 1<br />

k c<br />

1 1<br />

m 2<br />

k c<br />

2 2<br />

m 3<br />

k c<br />

3 3<br />

¡ ¡ ¡ ¡ ¡ ¡ ¡ ¡ ¡ ¡ ¡ ¡ ¡ ¡ ¡ ¡ ¡<br />

¡ ¡ ¡ ¡ ¡ ¡ ¡ ¡ ¡ ¡ ¡ ¡ ¡ ¡ ¡ ¡ ¡<br />

Abb. 45: Drei-Massen-Schw<strong>in</strong>gungsmodell des H<strong>an</strong>d-Arm-Systems (nach [5])<br />

4.1.2 Wirkung von Vibrationen auf den Bediener<br />

Es soll <strong>an</strong> dieser Stelle erwähnt werden, dass sich dieses Kapitel gänzlich auf die<br />

Untersuchung <strong>der</strong> mech<strong>an</strong>ischen Wirkung des Bedieners auf die Masch<strong>in</strong>e bezieht.<br />

E<strong>in</strong>en Rückschluss auf die Wirkung <strong>der</strong> Vibrations<strong>in</strong>duktion auf den Bediener k<strong>an</strong>n<br />

m<strong>an</strong> aus jetziger Sicht <strong>der</strong> D<strong>in</strong>ge nicht ziehen. Obwohl mit e<strong>in</strong>em validen Modell<br />

vorsichtige Abschätzungen des Übertragungsverhaltens möglich wären, ist gerade<br />

<strong>an</strong>gesichts <strong>der</strong> bisl<strong>an</strong>g vorliegenden Studien aus den verschiedensten mediz<strong>in</strong>ischen<br />

Fachbereichen nicht ersichtlich, welche Erkenntnisrückschlüsse m<strong>an</strong> hieraus ziehen<br />

könnte. Erst wenn durch mediz<strong>in</strong>ische Untersuchungen e<strong>in</strong>deutige Schädigungsmech<strong>an</strong>ismen<br />

identifiziert werden, ist m<strong>an</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage, diese <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em biomech<strong>an</strong>ischen<br />

Modell zu berücksichtigen. Moment<strong>an</strong> stehen nur die gängigen Normen als Kriterium<br />

zur Abschätzung <strong>der</strong> ges<strong>und</strong>heitlichen Risiken zur Verfügung. Gleichwohl k<strong>an</strong>n dies<br />

jedoch helfen zu bewerten, wie sich die Situation darstellt, falls die <strong>Simulation</strong>sergebnisse<br />

e<strong>in</strong>e starke Kopplung unter den Raumachsen erwarten lassen. Falls es gelänge,<br />

die Energiedissipation <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen betroffenen Regionen abzuschätzen, könnte<br />

dies eventuell Anhaltspunkte für e<strong>in</strong>e Identifikation <strong>der</strong> Schädigungsmech<strong>an</strong>ismen<br />

liefern.


HAS: St<strong>an</strong>d <strong>der</strong> Forschung 85<br />

4.1.3 Vorh<strong>an</strong>dene Datenquellen<br />

In <strong>der</strong> e<strong>in</strong>schlägigen Literatur (z.B. Proceed<strong>in</strong>gs [3]), die hier nicht geson<strong>der</strong>t aufgeschlüsselt<br />

werden soll, da <strong>der</strong> Schwerpunkt des Projektes nicht auf dem Bereich <strong>der</strong><br />

Arbeitsmediz<strong>in</strong> liegt, f<strong>in</strong>den sich e<strong>in</strong>e Vielfalt von Daten <strong>und</strong> Grenzwerten zu <strong>der</strong><br />

Thematik ” Schädigung durch Vibration“. Im Allgeme<strong>in</strong>en lassen sich die Veröffentlichungen<br />

<strong>in</strong> folgendes Schema unterglie<strong>der</strong>n:<br />

⋄ Feldstudien (z.B. Forstarbeiter)<br />

⋄ mediz<strong>in</strong>ische Untersuchungen (vaskuläre, muskuläre o<strong>der</strong> neurologische Faktoren,<br />

vegetatives Nervensystem)<br />

⋄ Grenzwerte aus Feldstudien<br />

⋄ technische Maßnahmen, um die Grenzwerte zu unterschreiten<br />

Die Hauptaussage dieser Studien ist, wenn auch nicht unumstritten, z.B. [60], dass<br />

die Schwere <strong>der</strong> Schädigung durch L<strong>an</strong>gzeitbelastung durch Vibration mittels Dosen<strong>an</strong>gaben<br />

<strong>und</strong> bewerteten Beschleunigungen vorausgesagt werden k<strong>an</strong>n. Noch weitgehend<br />

unbeh<strong>an</strong>delt ist hier <strong>der</strong> E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Energiedissipation im System [12, 76],<br />

da diese Größe <strong>in</strong> vivo nur grob gemessen werden k<strong>an</strong>n. In <strong>Simulation</strong>en ist diese<br />

Größe noch nicht beh<strong>an</strong>delt worden.<br />

Es gibt e<strong>in</strong>ige Ansätze, die versuchen, das H<strong>an</strong>d-Arm-System <strong>in</strong> <strong>Simulation</strong>en zu<br />

<strong>an</strong>alysieren. Die Normierungsgremien vertreten, motiviert durch vor<strong>an</strong>geg<strong>an</strong>gene<br />

Studien, zur Zeit die Me<strong>in</strong>ung, dass das System als vollständig separierbar <strong>an</strong>genommen<br />

werden darf, was bedeutet, dass m<strong>an</strong> e<strong>in</strong> geson<strong>der</strong>tes Modell für jede <strong>der</strong><br />

drei Raumrichtungen erstellen k<strong>an</strong>n [4, 5]. Solche Schw<strong>in</strong>gerketten (Schema wie <strong>in</strong><br />

Abb. 45) werden z.B. <strong>in</strong> [54, 49] beschrieben. Diese Modelle s<strong>in</strong>d teilweise une<strong>in</strong>heitlich<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Beh<strong>an</strong>dlung <strong>der</strong> Shakermasse.<br />

4.1.4 Admitt<strong>an</strong>ztensor<br />

Es ist üblich, die Schw<strong>in</strong>gungseigenschaften e<strong>in</strong>es mech<strong>an</strong>ischen Systems <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d<br />

se<strong>in</strong>es Verhaltens bei E<strong>in</strong>leitung von Kräften <strong>in</strong> bestimmten Frequenzbän<strong>der</strong>n zu<br />

klassifizieren. Wenn m<strong>an</strong> wenig über die <strong>in</strong>neren Strukturen e<strong>in</strong>es schw<strong>in</strong>gfähigen<br />

Systems weiß, k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> es sich als Blackbox vorstellen. Lässt m<strong>an</strong> auf e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>leitungspunkt<br />

e<strong>in</strong>e frequenzabhängige Kraftamplitude Fi(ν) wirken, wird dieser mit<br />

e<strong>in</strong>er Verschiebung ri(ν) <strong>an</strong>tworten. Aus dieser Verschiebung lässt sich natürlich<br />

auch die Geschw<strong>in</strong>digkeit ˙ri(ν) <strong>und</strong> Beschleunigung ¨ri(ν) ableiten, wobei es am gebräuchlichsten<br />

ist die Beschleunigung zu messen. Misst m<strong>an</strong> nun die Kraft <strong>und</strong> die<br />

Beschleunigung am äußeren R<strong>an</strong>d des Systems, erhält m<strong>an</strong> e<strong>in</strong>e frequenzabhängige<br />

Größe (z.B. mdyn(ν) = Fi(ν)<br />

). Im Pr<strong>in</strong>zip darf m<strong>an</strong> sie sich als die dynamische Masse<br />

¨ri(ν)<br />

des Systems vorstellen. In <strong>der</strong> Abbildung 46 s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>ige Grenzfälle unterschieden.


86 HAS: St<strong>an</strong>d <strong>der</strong> Forschung<br />

Gebräuchlicher ist es jedoch [54], den Kehrwert <strong>der</strong> dynamischen Masse <strong>an</strong>zugeben<br />

- die Admitt<strong>an</strong>z A:<br />

Ai,j = ¨ri<br />

Fj<br />

Es ergibt sich also folgen<strong>der</strong> Zusammenh<strong>an</strong>g:<br />

¨ri = �<br />

i<br />

Ai,j ∗ Fj<br />

Der Tensor Ai,j ist per Def<strong>in</strong>ition jedoch nicht diagonal, son<strong>der</strong>n k<strong>an</strong>n theoretisch<br />

auch E<strong>in</strong>träge <strong>in</strong> allen Nebendiagonalelementen haben. Bisl<strong>an</strong>g gültige Normen <strong>und</strong><br />

Ersatzmodelle berücksichtigen diese Tatsache jedoch nicht. Gleichwohl existieren<br />

H<strong>in</strong>weise darauf, dass das System nicht vollständig entkoppelt ist [78].<br />

Alle weiteren üblichen Imped<strong>an</strong>zgrößen [40] können <strong>in</strong>e<strong>in</strong><strong>an</strong><strong>der</strong> umgerechnet werden,<br />

<strong>und</strong> liefern e<strong>in</strong>e äquivalente Information. Die Admitt<strong>an</strong>z hat jedoch die <strong>an</strong>genehme<br />

Eigenschaft, dass sie bei hohen Frequenzen, wenn das HAS vollständig entkoppelt,<br />

gegen e<strong>in</strong>en konst<strong>an</strong>ten Grenzwert konvergiert, dem Kehrwert <strong>der</strong> dynamischen Masse<br />

des Starrkörpers. Hierdurch erhält m<strong>an</strong> also <strong>in</strong> je<strong>der</strong> Frequenzb<strong>an</strong>d<strong>an</strong>alyse e<strong>in</strong>e<br />

Validierung <strong>und</strong> Kontrolle des Messaufbaus.<br />

Abb. 46: Admitt<strong>an</strong>z <strong>und</strong> dynamische Masse: a) Freier Starrkörper, b) Schw<strong>in</strong>gfähiges<br />

System c) Ersatzvorstellung dynamische Masse d) Vollständig entkoppelt (hohe<br />

Frequenz)


HAS: St<strong>an</strong>d <strong>der</strong> Forschung 87<br />

4.1.5 <strong>Simulation</strong>smodelle als virtueller Prüfst<strong>an</strong>d<br />

Der Prüfst<strong>an</strong>d, <strong>und</strong> <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Verallgeme<strong>in</strong>erung das <strong>Simulation</strong>smodell, bietet gegenüber<br />

<strong>der</strong> Testreihe mit Prob<strong>an</strong>den den Vorteil, die ges<strong>und</strong>heitliche Belastung<br />

<strong>der</strong> Prob<strong>an</strong>den zu m<strong>in</strong>imieren. Außerdem ist e<strong>in</strong> <strong>Simulation</strong>smodell o<strong>der</strong> Prüfst<strong>an</strong>d<br />

wesentlich besser <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage, reproduzierbare Ergebnisse zu liefern. E<strong>in</strong> Bediener<br />

unterliegt immer se<strong>in</strong>er Tagesform, er lernt bei Wie<strong>der</strong>holungsmessungen h<strong>in</strong>zu , er<br />

ermüdet im Laufe <strong>der</strong> Messungen <strong>und</strong> er hält die R<strong>an</strong>dbed<strong>in</strong>gungen nicht konst<strong>an</strong>t<br />

(Andruckkraft, Greifkraft o<strong>der</strong> Versp<strong>an</strong>nungszust<strong>an</strong>d <strong>der</strong> Muskulatur, um die wesentlichen<br />

Faktoren zu nennen). E<strong>in</strong> Beispiel für e<strong>in</strong> <strong>Simulation</strong>smodell, das HAS<br />

<strong>und</strong> Masch<strong>in</strong>e gekoppelt rechnet, ist <strong>in</strong> [68] beschrieben. E<strong>in</strong> valides <strong>Simulation</strong>smodell<br />

k<strong>an</strong>n den Umf<strong>an</strong>g von Messreihen <strong>und</strong> Studien wesentlich reduzieren helfen, da<br />

es bereits erste Anhaltspunkte für die Pl<strong>an</strong>ung von Experimenten liefern k<strong>an</strong>n. Ferner<br />

k<strong>an</strong>n es unter Umständen auch bei <strong>der</strong> Konzeption neuer Prüfstände H<strong>in</strong>weise<br />

zur Auslegung <strong>und</strong> Pl<strong>an</strong>ung liefern, o<strong>der</strong> Prüfstände sogar schlicht ersetzen. Falls es<br />

nötig ist, k<strong>an</strong>n es, unter <strong>der</strong> Voraussetzung <strong>der</strong> Realisierbarkeit e<strong>in</strong>es echtzeitfähigen<br />

Modells, bei <strong>der</strong> Regelung aktiver <strong>und</strong> semi-aktiver Prüfstände e<strong>in</strong>gesetzt werden<br />

[7, 35].<br />

4.1.6 Vorarbeiten / Quellen<br />

Es wurden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Verg<strong>an</strong>genheit <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit Industriepartnern biomech<strong>an</strong>ische<br />

<strong>Simulation</strong>en <strong>und</strong> Messungen zum Themenbereich Werkzeug <strong>und</strong> H<strong>an</strong>d-<br />

Arm-System <strong>in</strong> unserer Arbeitsgruppe durchgeführt (z.B. [36, 50]). Seit dem damaligen<br />

St<strong>an</strong>d hat sich die Soft- <strong>und</strong> Hardware stark weiterentwickelt. Die Modelle,<br />

die untersucht wurden hatten nur e<strong>in</strong>geschränkte Aussagekraft, da sie zweidimensional<br />

ausgelegt waren, <strong>und</strong> Messung wie <strong>Simulation</strong> nur bei wenigen festen Frequenzen<br />

stattf<strong>an</strong>d. Im Bereich <strong>der</strong> G<strong>an</strong>zkörpermodelle aus dem weitläufigen Umfeld<br />

von Fahrkomfort<strong>an</strong>alysen f<strong>in</strong>den sich e<strong>in</strong>ige biomech<strong>an</strong>ische Ansätze. Der Fokus liegt<br />

hier aber auf den bei niedrigen Frequenzen liegenden Moden, die überwiegend aus<br />

dem Torso-Kopf-System resultieren (z.B. [53, 24]). In [23] wird e<strong>in</strong> biomech<strong>an</strong>isches<br />

2-d-Modell des HAS beschrieben, welches sogar e<strong>in</strong>e Art ” Schwabbelmasse“ <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

H<strong>an</strong>d berücksichtigt.<br />

E<strong>in</strong> 3D-<strong>Simulation</strong>smodell des HAS zur Analyse <strong>der</strong> Reaktionen auf Vibrationse<strong>in</strong>leitung<br />

wurde <strong>in</strong> <strong>der</strong> biomech<strong>an</strong>ischen Literatur bisher nicht beschrieben.<br />

4.1.7 Geeignete Messmethoden<br />

Allgeme<strong>in</strong> k<strong>an</strong>n gesagt werden, dass nur Reaktionskräfte, also die Kräfte zwischen<br />

Mensch <strong>und</strong> Umgebung, <strong>in</strong> diesem Fall e<strong>in</strong> Werkzeug o<strong>der</strong> Shakergriff, verlässlich gemessen<br />

werden können. Die nicht-<strong>in</strong>vasive Ableitung von Beschleunigungen ist h<strong>in</strong>gegen<br />

wesentlich schwieriger zu bewerkstelligen. Als Hauptfehlerquellen s<strong>in</strong>d hier die


88 HAS: St<strong>an</strong>d <strong>der</strong> Forschung<br />

Verschiebung <strong>der</strong> Haut gegen das tiefliegende Gewebe o<strong>der</strong> die Bee<strong>in</strong>flussung durch<br />

die Masse <strong>der</strong> Beschleunigungsaufnehmer sowie weitere unerfreuliche Eigenarten,<br />

z.B. Temperaturdrift, <strong>der</strong> Aufnehmer zu nennen. Es gibt e<strong>in</strong>ige wenige Beschreibungen<br />

<strong>in</strong>vasiver Messmethoden, die aber <strong>in</strong> Deutschl<strong>an</strong>d aus ethischen Beweggründen<br />

<strong>in</strong>diskutabel s<strong>in</strong>d (z.B. Verschraubung <strong>der</strong> Beschleunigungsaufnehmer mit Knochen<br />

o<strong>der</strong> E<strong>in</strong>weben von Dehnungsmessstreifen <strong>in</strong> Sehnen). E<strong>in</strong>e masselose Beschleunigungsabtastung,<br />

hier sei die Laser<strong>in</strong>terferometrie als Stichwort gen<strong>an</strong>nt [12], wäre<br />

wahrsche<strong>in</strong>lich realisierbarer, wenngleich auch hier die Eigendynamik <strong>der</strong> Oberflächenwellen<br />

auf <strong>der</strong> Haut eventuell Fehler e<strong>in</strong>streuen könnte. E<strong>in</strong>e Erfassung <strong>der</strong><br />

Greifkräfte [14] o<strong>der</strong> Druckverhältnisse [34] am Griff könnte Anhaltspunkte zu Lage<br />

<strong>und</strong> Art <strong>der</strong> Kopplung zwischen H<strong>an</strong>d <strong>und</strong> Griff liefern. Diese Messungen könnten<br />

auch getrennt von den Messungen <strong>der</strong> Admitt<strong>an</strong>z erfolgen, damit die Admitt<strong>an</strong>zmessung<br />

nicht durch zusätzliche Dynamik gestört wird. Die statischen Messungen<br />

würden die Entwicklung e<strong>in</strong>er verbesserten Modellierung des Greifens bereits unterstützen.<br />

In [40, 54] wird e<strong>in</strong> Messaufbau zur Ermittlung <strong>der</strong> Admitt<strong>an</strong>z beschrieben. Hierbei<br />

wird die Kraft zwischen Messgriff <strong>und</strong> Shaker, sowie die Beschleunigung des<br />

Messgriffs gemessen. Letztlich ist dies aus biomech<strong>an</strong>ischer Sicht e<strong>in</strong>e sehr <strong>in</strong>direkte<br />

Messung, wird hier ja nur die zusätzlich zum Shakergriff wirkende, durch das HAS<br />

e<strong>in</strong>gekoppelte Imped<strong>an</strong>z gemessen. Bei diesem Messverfahren wird also sozusagen<br />

vom Griff e<strong>in</strong>wärts <strong>in</strong> das HAS sondiert. Das bedeutet für die Validierung e<strong>in</strong>es<br />

Modells, dass die Modellfehler vom Griff e<strong>in</strong>wärts Richtung Schulter zunehmen werden,<br />

da m<strong>an</strong> ke<strong>in</strong>e weiteren Validierungsstützpunkte im HAS ableitet. Bed<strong>in</strong>gt durch<br />

die Fehlerfortpfl<strong>an</strong>zung wird die Prediktionsgüte also ” nach oben“ immer schlechter.<br />

Aus E<strong>in</strong>g<strong>an</strong>gs erwähnten Gründen ist das Vorgehen aber dennoch s<strong>in</strong>nvoll, da diese<br />

Messung letztlich präziser se<strong>in</strong> dürfte als Messungen am lebenden Gewebe. Wenn<br />

es gelänge, zusätzlich zu dieser Messung weitere Beschleunigungsmessungen auf <strong>der</strong><br />

Seite des HAS zu machen, könnte dies zu tieferem Modellverständnis verhelfen, falls<br />

die Messungen e<strong>in</strong>en ausreichenden Informationsgehalt hätten. E<strong>in</strong> Schwachpunkt<br />

bei vielen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Literatur beschriebenen Shakermessungen <strong>der</strong> Imped<strong>an</strong>z des HAS<br />

ist, dass jeweils nur e<strong>in</strong>e Raumrichtung isoliert gemessen wurde. Mit solchen Messungen<br />

k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> nicht auflösen, ob die Raumrichtungen entkoppeln o<strong>der</strong> nicht.<br />

E<strong>in</strong>e gleichzeitige Messung <strong>der</strong> 6 Freiheitsgrade ist zur Validierung unabd<strong>in</strong>gbar. In<br />

[78] wird e<strong>in</strong>e entsprechende Messung beschrieben, welche e<strong>in</strong>e Kopplung unter den<br />

Raumachsen belegte.<br />

Ist bei e<strong>in</strong>em Messaufbau mit e<strong>in</strong>em Freiheitsgrad des Messgriffs <strong>und</strong> Anregung <strong>in</strong><br />

z-Richtung e<strong>in</strong>e komplexe Admitt<strong>an</strong>z, also Betrag <strong>und</strong> Phase, auszuwerten, fallen<br />

bei e<strong>in</strong>em freien Messgriff <strong>und</strong> Anregung aller 6 Freiheitsgrade jedoch 72 Kurven <strong>an</strong>,<br />

was die Auswertung am Modell sehr zeitaufwändig macht.


HAS: Topologie <strong>der</strong> Modelle 89<br />

4.2 Modell des H<strong>an</strong>d-Arm-Systems<br />

Unabhängig von <strong>der</strong> nachher gewählten Implementation <strong>in</strong> ADAMS o<strong>der</strong> SIMPACK<br />

ist die benötigte Modellstruktur geeignet zu wählen. Es muss e<strong>in</strong> möglichst e<strong>in</strong>faches<br />

Modell erstellt werden, welches jedoch alle relev<strong>an</strong>ten Validierungskriterien erfüllen<br />

k<strong>an</strong>n.<br />

4.2.1 Segmente<br />

Das im folgenden entst<strong>an</strong>dene reduzierte Modell für das System aus Arm <strong>und</strong> Messgriff<br />

besteht aus 7 Starrkörpern, wie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Abbildung 47 verdeutlicht wird:<br />

⋄ Oberarm Skelett<strong>an</strong>teil <strong>und</strong> Weichteil<br />

⋄ Unterarm Skelett<strong>an</strong>teil <strong>und</strong> Weichteil<br />

⋄ H<strong>an</strong>d Skelett<strong>an</strong>teil <strong>und</strong> Weichteil<br />

⋄ Griff<br />

Es s<strong>in</strong>d jedoch noch weitere Körper <strong>in</strong> den Modellen realisiert, um den zweiarmigen<br />

Anwendungsfall adäquat beh<strong>an</strong>deln zu können, <strong>und</strong> zwar Brustkorb, Nacken <strong>und</strong><br />

Kopf. Sie s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> dem S<strong>in</strong>ne nicht als relev<strong>an</strong>te Körper zu betrachten. Die Parametersicherheit<br />

<strong>der</strong> hier gewählten Parameter ist als sehr niedrig <strong>an</strong>zusehen. Diese<br />

Körper erhöhen <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie die Anschaulichkeit des Modells <strong>in</strong> <strong>der</strong> Visualisierung.<br />

Gleichwohl können hier auch <strong>Simulation</strong>en H<strong>in</strong>weise liefern, welche dem Design of<br />

Experiments dienen könnten. Somit ergibt sich für das Modell e<strong>in</strong>e Starrkörper<strong>an</strong>zahl<br />

von maximal 16. Die Skelett<strong>an</strong>teile H<strong>an</strong>d, Unterarm, Oberarm <strong>und</strong> Thorax s<strong>in</strong>d<br />

durch Kugelgelenke mite<strong>in</strong><strong>an</strong><strong>der</strong> verb<strong>und</strong>en. Die Schwabbelmassen s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>zig durch<br />

Kraftelemente <strong>an</strong> den jeweiligen Knochen <strong>an</strong>gekoppelt.<br />

4.2.2 Gelenke<br />

Bei <strong>der</strong> Wahl <strong>der</strong> Gelenkstruktur des Modells stößt m<strong>an</strong> beim H<strong>an</strong>d-Arm-System auf<br />

e<strong>in</strong>ige Schwierigkeiten. Die Realisierungen (Nr.1 bis Nr.4) s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Tab. 6 aufgeführt.<br />

Bei genauer Betrachtung <strong>der</strong> realen <strong>und</strong> <strong>der</strong> mit den jeweiligen Modellierungen erreichbaren<br />

Freiheitsgrade bemerkt m<strong>an</strong>, dass Realisierung Nr. 1 unstimmig ist <strong>und</strong><br />

e<strong>in</strong> solches Modell mit <strong>der</strong> H<strong>an</strong>d ke<strong>in</strong>e Rotation um die Unterarmachse 14 ausführen<br />

k<strong>an</strong>n.<br />

Die nächste Verfe<strong>in</strong>erung ist es, das H<strong>an</strong>dgelenk als Kugelgelenk auszulegen. Hierbei<br />

hat m<strong>an</strong> im Pr<strong>in</strong>zip alle wesentlichen Freiheitsgrade abgebildet. Bei genauerer<br />

Betrachtung <strong>der</strong> H<strong>an</strong>drotation im Rahmen des oben beschriebenen Ged<strong>an</strong>kenexperiments<br />

fällt jedoch auf, dass die Rotation <strong>in</strong>nerhalb des Unterarms zu erfolgen<br />

14 PS-Bewegung , Pronation/Sup<strong>in</strong>ation


90 HAS: Topologie <strong>der</strong> Modelle<br />

Abb. 47: Die Starrkörper <strong>und</strong> Gelenke des H<strong>an</strong>d-Arm-Modells<br />

sche<strong>in</strong>t. Der Gr<strong>und</strong> erschließt sich e<strong>in</strong>em bei Betrachtung <strong>der</strong> Abbildung 48. Die<br />

Rotation folgt aus <strong>der</strong> komplexen Gelenkgeometrie <strong>der</strong> beiden Unterarmknochen<br />

[84, 66]. Pr<strong>in</strong>zipiell wäre es also <strong>an</strong>gemessen, den Unterarm aus m<strong>in</strong>destens drei<br />

Körpern zu bilden: Elle, Speiche <strong>und</strong> Unterarmweichteil. Dieses Vorgehen br<strong>in</strong>gt<br />

aber etliche Komplikationen, so zum Beispiel geschlossene k<strong>in</strong>ematische Ketten, mit<br />

sich. Die E<strong>in</strong>stellung <strong>der</strong> Segmenthaltung lässt sich so nicht mehr <strong>in</strong> dem S<strong>in</strong>ne <strong>in</strong>tuitiv<br />

zugänglich vornehmen wie im e<strong>in</strong>facheren Fall des zweiteiligen Unterarms. Auch<br />

die E<strong>in</strong>stellung <strong>der</strong> Gelenksteifigkeit ist so erschwert, m<strong>an</strong> müsste bei diesem Vorgehen<br />

auch die Muskulatur mit modellieren. Diese Modellvari<strong>an</strong>te ist aber <strong>in</strong> dem<br />

vorgesehenen Zeitrahmen nicht zu realisieren gewesen. Die korrekte Modellierung<br />

von Muskelstrukturen erfor<strong>der</strong>t zudem Züge mit Umlenkgeometrie [16], was <strong>in</strong> den<br />

beiden Plattformen SIMPACK <strong>und</strong> ADAMS nicht verfügbar ist. Inwieweit mit dem<br />

Toolkit ” Virtual Muscle“ [17] e<strong>in</strong>e ausreichend genaue Modellierung möglich wäre ist<br />

ungewiss 15 . Die Abweichung zur Realität, die <strong>in</strong> dem Modell durch die Vere<strong>in</strong>fachung<br />

auf drei Kugelgelenke im Arm resultiert, wird am stärksten schnelle PS-Bewegungen<br />

betreffen [84]. Bezüglich <strong>der</strong> rotatorischen Imped<strong>an</strong>zen herrscht jedoch sowieso allgeme<strong>in</strong><br />

noch e<strong>in</strong> M<strong>an</strong>gel <strong>an</strong> Wissen. Alle<strong>in</strong> <strong>in</strong> [46] f<strong>in</strong>det m<strong>an</strong> Angaben hierzu.<br />

In letzter Inst<strong>an</strong>z wurde die Realisierung Nr. 3 gewählt. Diese br<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong>e höhere<br />

Anzahl zu bestimmen<strong>der</strong> Parameter mit sich, letztlich k<strong>an</strong>n über entsprechende Sensitivitäts<strong>an</strong>alysen<br />

geprüft werden, welche Gelenksteifigkeitsparameter E<strong>in</strong>g<strong>an</strong>g <strong>in</strong> die<br />

15 Zudem wäre das Modell d<strong>an</strong>n nur mit e<strong>in</strong>er SIMULINK-Kopplung lauffähig


HAS: Aktuatoren 91<br />

Bewertungsfunktion f<strong>in</strong>den. Nur d<strong>an</strong>n k<strong>an</strong>n geklärt werden, ob das Ellbogengelenk<br />

eventuell auch als Scharnier modelliert werden k<strong>an</strong>n.<br />

Abb. 48: Anatomie <strong>der</strong> Gelenke im Arm: Pronation <strong>und</strong> Sup<strong>in</strong>ation resultieren aus<br />

Verdrehung von Ulna <strong>und</strong> Radius<br />

Gelenk: Schulter Ellbogen H<strong>an</strong>d<br />

Nr. 1 Kugelgelenk Scharniergelenk Scharniergelenk<br />

Nr. 2 Kugelgelenk Scharniergelenk Kugelgelenk<br />

Nr. 3 Kugelgelenk Kugelgelenk Kugelgelenk<br />

Nr. 4 Kugelgelenk komplexe Struktur komplexe Struktur<br />

Tabelle 6: Gelenkstruktur: Vari<strong>an</strong>ten des 3-dimensionalen Armmodells<br />

4.2.3 Aktuatoren<br />

Die gr<strong>und</strong>sätzliche Thematik <strong>der</strong> Aktuatoren wurde <strong>in</strong> Kap. 2.2 dargestellt. In <strong>der</strong><br />

konkreten Anwendung HAS s<strong>in</strong>d drei Arten von Kraftelement zu realisieren, <strong>der</strong>en<br />

Lokalisierung im Modell aus <strong>der</strong> Abbildung 49 ersichtlich ist:<br />

⋄ Momente <strong>in</strong> den Gelenken (Schulter, Ellbogen <strong>und</strong> H<strong>an</strong>dgelenk)<br />

⋄ Ankopplung <strong>der</strong> Schwabbelmassen <strong>an</strong> das Skelett<br />

⋄ Ankopplung des Griffs <strong>an</strong> die H<strong>an</strong>d


92 HAS: Aktuatoren<br />

Abb. 49: Kraftelemente des H<strong>an</strong>d-Arm-Modells<br />

Gelenkmomente: In den Kugelgelenken wirken Rückstellmomente, welche durch<br />

e<strong>in</strong>en PD-Regler def<strong>in</strong>iert werden. Bei <strong>der</strong> Vibrations<strong>in</strong>duktion kle<strong>in</strong>er Amplitude<br />

ist die gefor<strong>der</strong>te Nähe zur Gleichgewichtslage gegeben. Demzufolge ist die Näherung<br />

durch l<strong>in</strong>eare PD-Regler <strong>in</strong> den Gelenken gerechtfertigt. In ersten <strong>Simulation</strong>en<br />

wurden die Kraftelemente <strong>in</strong> SIMULINK ausgelegt, wobei die Momentenregler<br />

<strong>in</strong> Schulter, Ellbogen <strong>und</strong> H<strong>an</strong>dgelenk noch als PID-Regler ausgelegt waren. Der<br />

I-Anteil wurde später auf Null gesetzt, da experimentelle Resultate ohne I-Anteile<br />

reproduzierbar waren <strong>und</strong> zusätzlich <strong>der</strong>en Eigendynamik <strong>in</strong> <strong>Simulation</strong>en vermieden<br />

wurde. Es wurde ferner davon abgesehen, die Körperhaltung des e<strong>in</strong>en o<strong>der</strong> bei<strong>der</strong><br />

Arme mit Thorax über PID-Regler e<strong>in</strong>zustellen, die Gelenkw<strong>in</strong>kel s<strong>in</strong>d durch entsprechende<br />

Gelenkmarkerverdrehungen e<strong>in</strong>zustellen, so dass <strong>der</strong> Sollw<strong>in</strong>kel jeweils<br />

null ist.<br />

Gegen Verdrehung wirkt e<strong>in</strong> Rückstellmoment von:<br />

Mit den Größen:<br />

Mi = ci∆φi + di∆ ˙ φi<br />

φi : Verdrehung<br />

˙φi : Verdrehungsgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

∆φi = φSOLL − φIST<br />

∆ ˙ φi = ˙ φSOLL − ˙ φIST


HAS: Aktuatoren 93<br />

Die Parameter für Steifigkeiten <strong>und</strong> Dämpfungen wurden <strong>der</strong> Literatur entnommen<br />

<strong>und</strong> im Anh<strong>an</strong>g A aufgelistet. Die Parameter s<strong>in</strong>d natürlich nur vage Näherungen, da<br />

sich Menschen h<strong>in</strong>sichtlich ihres Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gszust<strong>an</strong>ds <strong>und</strong> <strong>an</strong><strong>der</strong>en Faktoren sicherlich<br />

stark unterscheiden.<br />

Schwabbelmassen: Die Schwabbelmassen s<strong>in</strong>d durch e<strong>in</strong> geson<strong>der</strong>tes Kraftgesetz<br />

<strong>an</strong> den Knochen geb<strong>und</strong>en, welches <strong>in</strong> sechs Freiheitsgraden wirkt:<br />

Mit den Größen:<br />

Mi = cri ∗ ∆φi + dri ∗ ˙ φi<br />

Fi = (cti ∗ ∆ri 3 + dti ∗ ˙ri) ∗ fi<br />

Mi : Moment<br />

Fi : Kraft<br />

cri : rotatorische Elastizität<br />

dri : rotatorische Dämpfung<br />

cti : tr<strong>an</strong>slatorische Elastizität<br />

dti : tr<strong>an</strong>slatorische Dämpfung<br />

fi : Querschnittsfläche Weichteil<br />

Der Faktor fi setzt die Rückstellkraft <strong>in</strong> Relation mit <strong>der</strong> Schnittfläche des koppelnden<br />

Gewebestr<strong>an</strong>gs, dies soll e<strong>in</strong>e Abhängigkeit <strong>der</strong> Schwabbelmassendynamik von<br />

dem Segmentquerschnitt beschreiben. Laut den Ergebnissen von [28] ist e<strong>in</strong> solcher<br />

Zusammenh<strong>an</strong>g nicht zu erkennen. S<strong>in</strong>nvoller wäre <strong>in</strong> zukünftigen Studien e<strong>in</strong>e Abhängigkeit<br />

von <strong>der</strong> Aktivierung <strong>in</strong>volvierter Muskelmassen zu berücksichtigen! Die<br />

<strong>in</strong> 2.1.1 motivierte Methodik <strong>der</strong> Schwabbelmassenmodellierung wird <strong>in</strong> [31, 32, 30]<br />

ausführlich geschil<strong>der</strong>t. Die Parameter <strong>der</strong> Schwabbelmassenkopplung s<strong>in</strong>d [30] entnommen<br />

<strong>und</strong> im Anh<strong>an</strong>g A aufgelistet.<br />

Kraftelement H<strong>an</strong>dpolster: In [36] wurde e<strong>in</strong> Modell für die Beschreibung<br />

des Kraft-Deformations-Zusammenh<strong>an</strong>gs des H<strong>an</strong>dpolsters beim Betrieb e<strong>in</strong>es Bohrhammers<br />

beschrieben. E<strong>in</strong> experimentelles Verfahren zur Ermittlung <strong>der</strong> relev<strong>an</strong>ten<br />

Größen wurde <strong>in</strong> [50] beschrieben. Aus dieser Arbeit ist die Skizze <strong>in</strong> Abbildung 50<br />

mit dem Messaufbau entnommen.<br />

Es wurden zwei Kurven aufgenommen. Gemessen wurde jeweils die Deformation des<br />

H<strong>an</strong>dpolsters <strong>in</strong> Abhängigkeit von <strong>der</strong> Andruckkraft. In e<strong>in</strong>er Messung wurde die Andruckkraft<br />

sehr l<strong>an</strong>gsam geän<strong>der</strong>t, weshalb <strong>in</strong> diesem Fall von e<strong>in</strong>er quasistatischen<br />

Messung gesprochen werden soll. In e<strong>in</strong>er zweiten Messung wurde die Andruckkraft<br />

ruckartig geän<strong>der</strong>t, was als dynamische Messung bezeichnet wird. Die beiden ermittelten<br />

Kraft-Deformations-Kurven (Abbildung 51 <strong>und</strong> 52 aus [50]) unterscheiden


94 HAS: Aktuatoren<br />

Abb. 50: Mess<strong>an</strong>ordnung zur Bestimmung <strong>der</strong> H<strong>an</strong>dpolsterparameter<br />

sich, da das H<strong>an</strong>dpolster viskose Eigenschaften hat. Der dynamische Lastfall ist für<br />

e<strong>in</strong> Bedienermodell e<strong>in</strong>es Bohrhammers Anbetracht <strong>der</strong> schlagartigen Belastung des<br />

H<strong>an</strong>dpolsters als realistischer <strong>an</strong>zunehmen.<br />

Aus den aufgenommenen Kraft-Deformations-Kurven, welche im dynamischen Fall<br />

im Allgeme<strong>in</strong>en die Form e<strong>in</strong>er Hysterese haben, k<strong>an</strong>n über e<strong>in</strong>en Potenzreihen<strong>an</strong>satz<br />

e<strong>in</strong> Kraftgesetz entwickelt werden:<br />

Mit den Größen:<br />

Fi = ci0 + ci1δxi 1 + ci2δxi 2 + ci3δxi 3 + ...<br />

+di1xi ˙<br />

1 + di2xi ˙<br />

2 + di3xi ˙<br />

3 + ...<br />

Fi : Reaktionskraft<br />

cij : Koeffizient Elastizität<br />

dij : Koeffizient Dämpfung<br />

δxi : Deformation<br />

˙xi : Deformationsgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

Allgeme<strong>in</strong> wird e<strong>in</strong> nichtl<strong>in</strong>earer Zusammenh<strong>an</strong>g zwischen <strong>der</strong> Deformation des H<strong>an</strong>dpolsters<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Reaktionskraft vorliegen. Da aber zum<strong>in</strong>dest beim Shakerversuch<br />

e<strong>in</strong>e Schw<strong>in</strong>gung kle<strong>in</strong>er Amplitude vorliegt, ist e<strong>in</strong>e Validierung e<strong>in</strong>es nichtl<strong>in</strong>earen<br />

Ansatzes nicht möglich. Da bei kle<strong>in</strong>en Auslenkungen um die Gleichgewichtslage das


HAS: Aktuatoren 95<br />

Abb. 51: Quasistatische Messung des H<strong>an</strong>dpolsters<br />

Potential l<strong>in</strong>earisiert werden k<strong>an</strong>n, wurde folgen<strong>der</strong> Ansatz gewählt (i = 1...6):<br />

Fi = ci ∗ δxi + di ∗ xi ˙<br />

Die Steifigkeit k<strong>an</strong>n <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d e<strong>in</strong>er <strong>an</strong>gelegten T<strong>an</strong>gente im Arbeitspunkt (i.A. 150N)<br />

zu c = 40000N/m bis 60000N/m abgeschätzt werden.<br />

Hahn [50] <strong>und</strong> Kle<strong>in</strong>au [50] ermittelten jeweils verschiedene Parametersätze aus Shakerversuch,<br />

Bohrhammerversuch <strong>und</strong> statischer Messung. Hahn verwendete zur Parameterf<strong>in</strong>dung<br />

auch aus Beschleunigungsmessungen errechnete Deformationen <strong>und</strong><br />

ermittelte hieraus e<strong>in</strong>en Satz von Parametern, welcher sich stark von den aus den<br />

T<strong>an</strong>genten abgeleiteten Werten unterscheidet.<br />

Im Anh<strong>an</strong>g A werden <strong>in</strong> Tabelle 12 die Parameter <strong>der</strong> damaligen Modelle verglichen,<br />

um die Größenordnungen aufzuzeigen. Die effektive Kraft-Deformations-Beziehung<br />

<strong>der</strong> H<strong>an</strong>dpolster ist lei<strong>der</strong> von e<strong>in</strong>igen Faktoren abhängig, die nicht dokumentiert<br />

wurden. Es soll darauf h<strong>in</strong>gewiesen werden, dass die Betrachtung des H<strong>an</strong>dpolsters<br />

als e<strong>in</strong> Kraftelement <strong>an</strong> sich e<strong>in</strong>e grobe Näherung ist. Es h<strong>an</strong>delt sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Realität<br />

ja nicht um e<strong>in</strong>e Punkt-zu-Punkt-Kopplung, son<strong>der</strong>n um e<strong>in</strong>e Flächenkopplung.<br />

Bei <strong>der</strong> verwendeten Modellvorstellung können sich Unterschiede <strong>in</strong> H<strong>an</strong>dpolsterparametern<br />

verschiedener Messungen o<strong>der</strong> Modelle ergeben. Der Kraft-Deformations-<br />

Zusammenh<strong>an</strong>g müsste also zum<strong>in</strong>dest auf die Fläche <strong>der</strong> deformierten Gewebeteile<br />

bezogen werden, o<strong>der</strong> es könnten Druckverteilungsmessungen dazu verwendet werden<br />

um die relev<strong>an</strong>ten Flächenbereiche zu ermitteln. So könnte mit mehreren diskreten<br />

Kraftelementen das Modell verbessert werden. E<strong>in</strong> weiterer <strong>in</strong>teress<strong>an</strong>ter Zug<strong>an</strong>g<br />

wäre es, die im Rahmen des Unfallmodells entwickelte Flächenkontaktbeh<strong>an</strong>dlung<br />

auch <strong>an</strong> dieser Stelle e<strong>in</strong>zusetzen, was jedoch e<strong>in</strong>e komplexere H<strong>an</strong>dmodellierung mit


96 HAS: Das Modell <strong>in</strong> SIMPACK <strong>und</strong> ADAMS<br />

Abb. 52: Dynamische Messung des H<strong>an</strong>dpolsters<br />

beweglichen F<strong>in</strong>gern erfor<strong>der</strong>n würde.<br />

Für die rotatorischen Freiheitsgrade liefert diese Messung ke<strong>in</strong>e Daten, so dass hier<br />

gegebenenfalls geeignete Werte geschätzt werden müssen. Es wurde <strong>an</strong>genommen,<br />

dass die Steifigkeiten <strong>und</strong> Dämpfungen im Bereich <strong>der</strong>er des H<strong>an</strong>dgelenks nach [69]<br />

liegen. Die Parameter wurden entsprechend den im Anh<strong>an</strong>g A aufgelisteten gewählt.<br />

Es muss eventuell mit Messungen versucht werden, die Werte entsprechend zu identifizieren,<br />

wenn e<strong>in</strong>, zum jeweiligen Messgriff passendes, Kraftgesetz gesucht wird.<br />

4.2.4 Realisierung <strong>in</strong> SIMPACK <strong>und</strong> ADAMS<br />

An dieser Stelle soll kurz auf die Umsetzung des Modells unter SIMPACK (Abbildung<br />

54) <strong>und</strong> ADAMS (Abbildung 55) e<strong>in</strong>geg<strong>an</strong>gen werden. In beiden Programmen<br />

wurden das Modell vollständig parametrisiert. Neben <strong>der</strong> bereits beschriebenen Parameterdatenb<strong>an</strong>k<br />

für die Anthropometrie wurden die Parameter für die Kraftelemente<br />

h<strong>in</strong>zugenommen <strong>und</strong> mit globalen Vorfaktoren versehen, so dass sehr e<strong>in</strong>fach<br />

z.B. alle Gelenke steifer gemacht werden können. Auf die Auflistung <strong>der</strong> Parameterdatenb<strong>an</strong>ken<br />

soll <strong>an</strong> dieser Stelle verzichtet werden.<br />

Das im Kapitel 2.1.1 beschriebene Mensch-Modell wurde um problemspezifische Elemente<br />

erweitert <strong>und</strong> auf die benötigte Komplexität reduziert, um erste Studien <strong>und</strong><br />

Validierungen durchzuführen.<br />

Simuliert wurde die E<strong>in</strong>leitung e<strong>in</strong>er s<strong>in</strong>usförmigen Erregungskraft auf den Messgriff,<br />

<strong>der</strong>en Frequenz von 0 bis νmax variiert wurde. Verglichen wurden die Ergebnisse aus<br />

<strong>der</strong> <strong>Simulation</strong> mit e<strong>in</strong>er gemessenen Admitt<strong>an</strong>zkurve.


HAS: Das Modell <strong>in</strong> SIMPACK <strong>und</strong> ADAMS 97<br />

Abb. 53: In <strong>der</strong> Literatur f<strong>in</strong>den sich neben dem Kelv<strong>in</strong>-Element (a) auch das<br />

Maxwell-Element (b), o<strong>der</strong> das sogen<strong>an</strong>nte Kelv<strong>in</strong>-Maxwell-Element (c) als Mischform<br />

bei<strong>der</strong>, um das Deformationsverhalten des menschlichen Gewebes zu beschreiben.<br />

Kraftelemente SIMPACK:<br />

Die Gelenkmomente wurden durch St<strong>an</strong>dardelemente realisiert (Torsionsfe<strong>der</strong> für<br />

Kugelgelenke). Für die Schwabbelmassenkopplung <strong>und</strong> für die H<strong>an</strong>dpolsterkraft wurde<br />

e<strong>in</strong> benutzerdef<strong>in</strong>iertes Kraftelement (ufel26) erstellt. Die Ankopplung des Rumpfes<br />

<strong>an</strong> das Inertialsystem wurde auch mit diesem Kraftelement implementiert. Dies<br />

ist nur für den Fall von Parameterstudien gedacht. Es wird davon ausgeg<strong>an</strong>gen, dass<br />

<strong>der</strong> Rumpf starr mit dem Gr<strong>und</strong> verb<strong>und</strong>en ist, <strong>und</strong> so mit e<strong>in</strong>em entsprechenden<br />

Gelenk gesperrt werden k<strong>an</strong>n.<br />

Kraftelemente ADAMS:<br />

In ADAMS muss für jedes Kraftelement jede Komponente im sog function-buil<strong>der</strong><br />

erstellt werden. Dieses Vorgehen ist mühsam <strong>und</strong> für komplexe Modelle <strong>in</strong>effektiv.<br />

Deshalb wurde GENMOD so ausgelegt, dass für jedes Gelenk gleich e<strong>in</strong> Kraftelement<br />

mit erzeugt wird. Die Parameter werden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Datenb<strong>an</strong>k abgelegt. Für<br />

Kugel-Gelenke werden PD-Regler erstellt. Freie Gelenke (6DOF) können als Schwabbelmasse,<br />

als Shaker<strong>an</strong>regung o<strong>der</strong> allgeme<strong>in</strong> als sechsdimensionales Fe<strong>der</strong>-Dämpfer-<br />

Element def<strong>in</strong>iert werden.<br />

4.2.5 Validierung <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d von Messungen<br />

Nach <strong>der</strong> Realisierung des Modells wurde e<strong>in</strong>e Validierung <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>dimensionalen<br />

Messung vorgenommen. Der Messaufbau ist <strong>in</strong> Abbildung 56 dargestellt. Der<br />

Shaker ist im Pr<strong>in</strong>zip e<strong>in</strong>e Spule, welche <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em starken Magnetfeld durch Anregung


98 HAS: Das Modell <strong>in</strong> SIMPACK <strong>und</strong> ADAMS<br />

Abb. 54: Das HAS-Modell <strong>in</strong> SIM-<br />

PACK<br />

Abb. 55: Das HAS-Modell <strong>in</strong> ADAMS<br />

<strong>in</strong> Schw<strong>in</strong>gung versetzt wird. Diese Schw<strong>in</strong>gung wird über e<strong>in</strong>e geeignet gelagerte<br />

Schubst<strong>an</strong>ge auf den dar<strong>an</strong> über e<strong>in</strong>en Kraftsensor gekoppelten Messgriff übertragen.<br />

An diesem Griff ist e<strong>in</strong> Beschleunigungssensor befestigt. Der Messgriff wurde<br />

nach def<strong>in</strong>ierten Bed<strong>in</strong>gungen bezüglich Andruck <strong>und</strong> Greifkraft von dem Prob<strong>an</strong>den<br />

umfasst <strong>und</strong> <strong>an</strong>gedrückt. So waren reproduzierbare Bed<strong>in</strong>gungen gewährleistet. Die<br />

Messmethode wurde bereits <strong>in</strong> Kapitel 4.1.7 beschrieben. Betrachtet wird <strong>der</strong> Kehrwert<br />

<strong>der</strong> dynamischen Masse, welcher als Admitt<strong>an</strong>z bezeichnet wird. Die Admitt<strong>an</strong>z<br />

wurde <strong>in</strong> Kapitel 4.1.4 e<strong>in</strong>geführt. Aus den nach <strong>der</strong> Messung fouriertr<strong>an</strong>sformierten<br />

Beschleunigungen <strong>und</strong> Kräften wird die Admitt<strong>an</strong>zkurve A(ν) = ¨ r(ν)<br />

gegen die Fre-<br />

F (ν)<br />

quenz aufgetragen. Die Anregung des Shakers wurde durch e<strong>in</strong>en durchgestimmten<br />

S<strong>in</strong>us-Sweep (Frequenz: ν = ν0...νmax) o<strong>der</strong> durch e<strong>in</strong> weißes Rauschen realisiert.<br />

In ersten Messreihen wurde festgestellt, das beide Anregungsarten zu vergleichbaren<br />

Admitt<strong>an</strong>zkurven führten. Da die Admitt<strong>an</strong>zkurven, wie im weiteren dargelegt wird,<br />

von vielen Faktoren abhängen, <strong>und</strong> die Lagen <strong>der</strong> Reson<strong>an</strong>zen daher abhängig von<br />

diesen Faktoren s<strong>in</strong>d, werden die Admitt<strong>an</strong>zen im weiteren nur relativ zu e<strong>in</strong>er Maximalfrequenz<br />

νmax aufgetragen. Die Maximalfrequenz wurde so gewählt, dass die<br />

Entkopplungsfrequenz <strong>in</strong> jedem betrachteten Fallbeispiel unterhalb von νmax lag.<br />

Aus <strong>der</strong> <strong>Simulation</strong> werden <strong>an</strong>alog die Beschleunigungen <strong>und</strong> Kräfte fouriertr<strong>an</strong>sformiert<br />

<strong>und</strong> <strong>in</strong>s Verhältnis gesetzt. Die Anregung erfolgte mit e<strong>in</strong>em S<strong>in</strong>us-Sweep.<br />

In Abbildung 57 wurde die Admitt<strong>an</strong>zkurve aus <strong>der</strong> <strong>Simulation</strong> mit <strong>der</strong> Admitt<strong>an</strong>zkurve<br />

aus <strong>der</strong> Messung aufgetragen.<br />

Es wurden bei e<strong>in</strong>er ersten Validierung die Parameter <strong>der</strong> Kraftelemente des Modelles<br />

mit geeigneten Werten belegt, die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nähe <strong>der</strong> im Anh<strong>an</strong>g aufgelisteten<br />

Literaturwerte lagen.


HAS: Das Modell <strong>in</strong> SIMPACK <strong>und</strong> ADAMS 99<br />

HAND<br />

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Beschleunigungssensor<br />

Kraftsensor<br />

Griff<br />

Abb. 56: Messaufbau zur Ermittlung <strong>der</strong> Admitt<strong>an</strong>z<br />

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Shaker<br />

Die Schwabbelmassen s<strong>in</strong>d im diesem Modell noch <strong>in</strong> allen Freiheitsgraden gesperrt.<br />

Die <strong>an</strong>thropometrieabhängigen Größen wurden auf den Prob<strong>an</strong>den <strong>an</strong>gepasst. Die<br />

Übere<strong>in</strong>stimmung ist als recht gut e<strong>in</strong>zuschätzen (siehe Abbildung 57), obwohl hier<br />

die Parameter <strong>der</strong> Kraftelemente noch nicht optimal auf den Prob<strong>an</strong>den e<strong>in</strong>gestellt<br />

wurden.<br />

Die Admitt<strong>an</strong>zkurve wird hier <strong>und</strong> im weiteren im Betrag normiert. Da die Admitt<strong>an</strong>z<br />

<strong>der</strong> Kehrwert <strong>der</strong> dynamischen Masse ist, geht die Admitt<strong>an</strong>zkurve bei hohen<br />

Frequenzen gegen den Kehrwert <strong>der</strong> Griffmasse, da das HAS bei hohen Frequenzen<br />

vollständig entkoppelt. Durch Multiplikation <strong>der</strong> Admitt<strong>an</strong>z mit <strong>der</strong> Griffmasse wird<br />

sichergestellt, das die dargestellten Admitt<strong>an</strong>zkurven immer gegen E<strong>in</strong>s gehen.<br />

In dem Vergleich zwischen Messung <strong>und</strong> <strong>Simulation</strong> (Abbildung 57) ist zu erkennen,<br />

das die <strong>Simulation</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage ist zwei Reson<strong>an</strong>zen zu erklären. Die erste Reson<strong>an</strong>z<br />

bei ca. 2%νmax beschreibt die Eigenschw<strong>in</strong>gung des gesamten Arms. Die zweite Reson<strong>an</strong>z<br />

bei ca. 30%νmax ist die Eigenmode des Griffs gegen die H<strong>an</strong>dmasse. In <strong>der</strong><br />

Messkurve s<strong>in</strong>d jedoch weitere Reson<strong>an</strong>zen zu erkennen. Insbeson<strong>der</strong>e im Bereich<br />

zwischen 2%νmax <strong>und</strong> 17%νmax ist e<strong>in</strong>e deutliche Abweichung zwischen Messung<br />

<strong>und</strong> <strong>Simulation</strong> zu erkennen. Es ist zu vermuten, dass dieser Reson<strong>an</strong>zbereich den<br />

Schwabbelmassen zuzuordnen ist, welche <strong>in</strong> dieser <strong>Simulation</strong> ja noch gesperrt waren.<br />

Das Modell soll im weiteren als Beispiel her<strong>an</strong>gezogen werden, wie aus e<strong>in</strong>em<br />

validen Modell Aussagen extrapoliert werden können.


100 HAS: Das Modell <strong>in</strong> SIMPACK <strong>und</strong> ADAMS<br />

Admitt<strong>an</strong>z A zz (Betrag)<br />

1.6<br />

1.4<br />

1.2<br />

1<br />

0.8<br />

0.6<br />

0.4<br />

0.2<br />

0<br />

Erste Validierung SIMPACK−Modell<br />

(Anregung <strong>in</strong> Schlagrichtung (z))<br />

<strong>Simulation</strong><br />

Experiment<br />

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90<br />

Frequenz [%νmax ]<br />

Abb. 57: Modellvalidierung mit gesperrten Schwabbelmassen


HAS: Erste <strong>Simulation</strong>en 101<br />

4.3 H<strong>an</strong>d-Arm-<strong>Simulation</strong>en<br />

Nach <strong>der</strong> Validierung des Modells <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Vertrauensbereich, sollen <strong>an</strong> dieser Stelle<br />

Aussagen aus dem validen Bereich heraus extrapoliert werden (ähnlich wie das <strong>in</strong><br />

Kapitel 1.2 beschriebene Vorgehen von Hospach[41]). Dies diente auch dazu um e<strong>in</strong><br />

besseres ” Gefühl“ für das Verhalten des HAS zu erl<strong>an</strong>gen. Die Ergebnisse dieser<br />

ersten <strong>Simulation</strong>en flossen teilweise <strong>in</strong> die Pl<strong>an</strong>ung e<strong>in</strong>er Messreihe e<strong>in</strong>, es wurde<br />

versucht abzuschätzen, welche Größen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Messreihe variiert werden sollten.<br />

Es werden nun folgende <strong>Simulation</strong>sergebnisse beschrieben <strong>und</strong> diskutiert:<br />

1. E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Griffmasse:<br />

Um abzuschätzen, wie sich das HAS nach Ankopplung e<strong>in</strong>es realen Werkzeuges<br />

verhalten würde, wurde die Masse des Shakergriffs im Modell variiert. Es sollte<br />

bestimmt werden, wie sich Werkzeugmassen von 407% , 490% <strong>und</strong> 570% <strong>der</strong><br />

Masse des <strong>in</strong> <strong>der</strong> Messung verwendeten Griffs auswirken. In den Graphen wird<br />

jeweils noch die Referenzsimulation mit <strong>der</strong> realen Masse des Messgriffs mit<br />

<strong>an</strong>gegeben, um die Massenabhängigkeit deutlicher hervorzuheben.<br />

Der Gr<strong>und</strong>, warum mit sehr kle<strong>in</strong>en Griffmassen gemessen wurde, ist dar<strong>in</strong><br />

zu suchen, dass es <strong>in</strong> <strong>der</strong> gesamten Literatur zu diesen Messmethoden immer<br />

leichte Griffe verwendet werden. Die Variation <strong>der</strong> Griffmasse dient also auch<br />

<strong>der</strong> Be<strong>an</strong>twortung <strong>der</strong> Frage, ob es gerechtfertigt ist mit solch kle<strong>in</strong>en Griffmassen<br />

zu messen.<br />

2. E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Arbeitshaltung:<br />

Es soll hier gezeigt werden, wie sich die Arbeitshaltung auf die Admitt<strong>an</strong>z des<br />

HAS auswirkt. Diese <strong>Simulation</strong> sollte auch zeigen, ob die Arbeitshaltung <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er gepl<strong>an</strong>ten Messreihe variiert werden sollte.<br />

3. E<strong>in</strong>fluss beidseitigen Greifens:<br />

Diese <strong>Simulation</strong> sollte aufzeigen, ob sich die Admitt<strong>an</strong>z des HAS, o<strong>der</strong> besser<br />

des Bedieners än<strong>der</strong>t, wenn e<strong>in</strong> Werkzeug mit beiden Händen gegriffen wird.<br />

Es wurde hierzu das Modell um e<strong>in</strong>en zweiten Shakergriff erweitert, welcher<br />

mit dem ersten Griff starr verb<strong>und</strong>en wurde. Es ist bei diesen Ergebnissen also<br />

immer zu berücksichtigen, dass die Admitt<strong>an</strong>z (als Kehrwert <strong>der</strong> dynamischen<br />

Masse) nicht direkt mit <strong>der</strong> des e<strong>in</strong>händigen Greifens verglichen werden k<strong>an</strong>n.


102 HAS: Erste <strong>Simulation</strong>en<br />

1) Beurteilung des E<strong>in</strong>flusses <strong>der</strong> Griffmasse:<br />

Es zeigt sich, dass das Schw<strong>in</strong>gungsverhalten des Gesamtsystems stark durch die<br />

Masse des Shakergriffs respektive Werkzeuges abhängt (Abbildung 58). Die Amplitude<br />

<strong>der</strong> zu erwartenden Schw<strong>in</strong>gung bei hohen Frequenzen ist beim Werkzeug<br />

demnach wesentlich kle<strong>in</strong>er als beim leichten Shakergriff. Die Reson<strong>an</strong>z verschiebt<br />

sich zu tieferen Frequenzen h<strong>in</strong>. Die erste Reson<strong>an</strong>z des HAS bei tiefen Frequenzen<br />

bleibt <strong>in</strong> Höhe <strong>und</strong> Lage weitgehend unbee<strong>in</strong>flusst, so dass sie sogar <strong>in</strong> <strong>der</strong> Amplitude<br />

dom<strong>in</strong>iert. Der Bereich zwischen den Reson<strong>an</strong>zen wird nach dieser Abschätzung immer<br />

kle<strong>in</strong>er, je schwerer <strong>der</strong> Griff ist. Es wird so schwerer, mit <strong>der</strong> Anregungsfrequenz<br />

ke<strong>in</strong>e Reson<strong>an</strong>z zu treffen.<br />

Das <strong>der</strong> Griff mit betrachtet werden muss wird aus diesem Ergebnis heraus deutlich.<br />

Die Reson<strong>an</strong>z zwischen Griff <strong>und</strong> H<strong>an</strong>dpolster ist direkt von <strong>der</strong> Griffmasse abhängig.<br />

Im Bezug auf den Normvorschlag [5] lässt sich aufgr<strong>und</strong> dieses Ergebnisses<br />

aussagen, das die Angabe <strong>der</strong> zur Messung verwendeten Griffmasse die Aussagekraft<br />

<strong>der</strong> <strong>an</strong>gestrebten Norm deutlich erhöhen könnte.<br />

Admitt<strong>an</strong>z A zz (Betrag)<br />

2<br />

1.5<br />

1<br />

0.5<br />

E<strong>in</strong>fluss Shakermasse Z<br />

(Anregung <strong>in</strong> Schlagrichtung (z))<br />

m Griff<br />

m V1<br />

m V2<br />

m V3<br />

0<br />

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90<br />

Frequenz [%νmax ]<br />

Abb. 58: Variation <strong>der</strong> Griffmasse: Z-Komponente<br />

Die Kurven <strong>in</strong> Abbildung 59 <strong>und</strong> 60 belegen, dass <strong>der</strong> Admitt<strong>an</strong>ztensor <strong>in</strong> <strong>der</strong> Tat<br />

auch Nebendiagonale<strong>in</strong>träge aufweist. Die Admitt<strong>an</strong>z <strong>in</strong> den Nebendiagonalen hängt<br />

auch von <strong>der</strong> Griffmasse ab, än<strong>der</strong>t sich jedoch <strong>in</strong> Übere<strong>in</strong>stimmung mit den Diagonalelementen<br />

<strong>und</strong> weist ke<strong>in</strong>e weiteren Beson<strong>der</strong>heiten auf.


HAS: Erste <strong>Simulation</strong>en 103<br />

Admitt<strong>an</strong>z A zx (Betrag)<br />

Admitt<strong>an</strong>z A zy (Betrag)<br />

0.012<br />

0.01<br />

0.008<br />

0.006<br />

0.004<br />

0.002<br />

E<strong>in</strong>fluss Shakermasse X<br />

(Anregung <strong>in</strong> Schlagrichtung (z))<br />

m Griff<br />

m V1<br />

m V2<br />

m V3<br />

0<br />

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90<br />

Frequenz [%νmax ]<br />

Abb. 59: Variation <strong>der</strong> Griffmasse: X-Komponente<br />

0.6<br />

0.5<br />

0.4<br />

0.3<br />

0.2<br />

0.1<br />

E<strong>in</strong>fluss Shakermasse Y<br />

(Anregung <strong>in</strong> Schlagrichtung (z))<br />

m Griff<br />

m V1<br />

m V2<br />

m V3<br />

0<br />

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90<br />

Frequenz [%νmax ]<br />

Abb. 60: Variation <strong>der</strong> Griffmasse: Y-Komponente


104 HAS: Erste <strong>Simulation</strong>en<br />

2) E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Arbeitshaltung:<br />

Es sollte abgeschätzt werden, wie die Admitt<strong>an</strong>z durch die Arbeitshaltung bee<strong>in</strong>flusst<br />

wird. Im Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong> <strong>in</strong>teressierte hier die Kopplung unter den Raumrichtungen.<br />

Es wurde vermutet, dass die Topologie <strong>und</strong> Gelenkstruktur des Armes die Kopplung<br />

verursacht. Die Kopplung zwischen Anregungsrichtung (Z) <strong>und</strong> Vertikalrichtung (Y)<br />

sollte bei gestreckter Arbeitshaltung schwächer werden. Die Referenzhaltung beim<br />

Shakerversuch ist <strong>in</strong> <strong>der</strong> Abbildung 61 l<strong>in</strong>ks oben abgebildet. Ferner wurden simuliert:<br />

Gestreckte Haltung, <strong>an</strong>gew<strong>in</strong>kelte Haltung sowie beidhändiges Greifen.<br />

Abb. 61: Verglichene Arbeitshaltungen<br />

Die Ergebnisse zeigen, unter <strong>der</strong> Annahme, dass das Modell bereits die Zusammenhänge<br />

ausreichend gut wie<strong>der</strong>gibt, e<strong>in</strong>e starke Abhängigkeit <strong>der</strong> Admitt<strong>an</strong>z von <strong>der</strong><br />

Arbeitshaltung. Die Kopplung zwischen den Raumachsen hängt diesen Ergebnissen<br />

nach aber nicht nur von dem Ellbogenw<strong>in</strong>kel ab. Es muss mit <strong>an</strong>schließenden<br />

Parameterstudien noch weitergehend nach den ursächlichen Gründen für die starke


HAS: Erste <strong>Simulation</strong>en 105<br />

Kopplung zwischen Anregungsrichtung <strong>und</strong> Vertikalrichtung gesucht werden.<br />

Es zeigt sich jedoch hier, dass die Haltung 2 <strong>und</strong> die Referenzhaltung fast den selben<br />

Kurvenverlauf zeigen. Da bei beiden Arbeitshaltungen <strong>der</strong> Ellbogenw<strong>in</strong>kel <strong>der</strong><br />

gleiche ist, darf gemutmaßt werden, dass dieser Parameter die erste Reson<strong>an</strong>z des<br />

HAS maßgeblich bee<strong>in</strong>flusst. M<strong>an</strong> erkennt bei <strong>der</strong> Haltung 1 e<strong>in</strong>e deutliche Verstärkung<br />

<strong>der</strong> Reson<strong>an</strong>z gegenüber <strong>der</strong> Referenzhaltung (Abbildung 62). Dies bestärkt<br />

die Vermutung, dass die Haltung die Admitt<strong>an</strong>z stark bee<strong>in</strong>flusst.<br />

Admitt<strong>an</strong>z A zz (Betrag)<br />

2<br />

1.8<br />

1.6<br />

1.4<br />

1.2<br />

1<br />

0.8<br />

0.6<br />

0.4<br />

0.2<br />

0<br />

E<strong>in</strong>fluss Arbeitshaltung Z<br />

(Anregung <strong>in</strong> Schlagrichtung (z))<br />

Referenz<br />

Haltung 1<br />

Haltung 2<br />

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90<br />

Frequenz [%νmax ]<br />

Abb. 62: Variation <strong>der</strong> Arbeitshaltung: Z-Komponente<br />

Die Arbeitshaltung hat e<strong>in</strong>en großen E<strong>in</strong>fluss auf die Kopplung zwischen den Raumrichtungen<br />

wie die Abbildungen 63 <strong>und</strong> 64 zeigen. Dies zeigt deutlich, dass e<strong>in</strong> Ersatzmodell<br />

des HAS nicht <strong>in</strong> drei separierten Modellen für die Raumrichtungen abgebildet<br />

werden sollte. [h]


106 HAS: Erste <strong>Simulation</strong>en<br />

Admitt<strong>an</strong>z A zx (Betrag)<br />

Admitt<strong>an</strong>z A zy (Betrag)<br />

0.6<br />

0.5<br />

0.4<br />

0.3<br />

0.2<br />

0.1<br />

E<strong>in</strong>fluss Arbeitshaltung X<br />

(Anregung <strong>in</strong> Schlagrichtung (z))<br />

Referenz<br />

Haltung 1<br />

Haltung 2<br />

0<br />

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90<br />

Frequenz [%νmax ]<br />

Abb. 63: Variation <strong>der</strong> Arbeitshaltung: X-Komponente<br />

1<br />

0.9<br />

0.8<br />

0.7<br />

0.6<br />

0.5<br />

0.4<br />

0.3<br />

0.2<br />

0.1<br />

0<br />

E<strong>in</strong>fluss Arbeitshaltung Y<br />

(Anregung <strong>in</strong> Schlagrichtung (z))<br />

Referenz<br />

Haltung 1<br />

Haltung 2<br />

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90<br />

Frequenz [%νmax ]<br />

Abb. 64: Variation <strong>der</strong> Arbeitshaltung: Y-Komponente


HAS: Erste <strong>Simulation</strong>en 107<br />

3) E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> zweiten H<strong>an</strong>d:<br />

Hier zeigt sich (Abbildung 65), verglichen mit dem e<strong>in</strong>händigen Greifen, e<strong>in</strong>e starke<br />

Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Admitt<strong>an</strong>z. Es ist jedoch davon auszugehen, dass das Modell jetzt zu<br />

steif ist. In den Modellen von Melzer [54] ist ebenfalls belegt, dass zum beidhändigen<br />

Greifen das Modell weicher ausgelegt werden muss. Dies k<strong>an</strong>n dar<strong>an</strong> liegen,<br />

dass bei <strong>der</strong> Verteilung <strong>der</strong> Andruckkraft auf beide Arme die Muskulatur weniger<br />

versp<strong>an</strong>nt ist. Ferner ist bei nichtl<strong>in</strong>earem Kraftgesetz <strong>der</strong> H<strong>an</strong>dpolster davon auszugehen,<br />

das bei ger<strong>in</strong>gerer Vorsp<strong>an</strong>nung durch Andruckkraft, gleichfalls niedrigere<br />

Steifigkeiten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gleichgewichtslage vorliegen. Um e<strong>in</strong>e endgültige Validierung<br />

des beidhändigen Greifens zu ermöglichen, sollten entsprechende Messungen mittels<br />

e<strong>in</strong>es Shakeraufbaus mit zwei Griffen gemacht werden. Dies könnte auch am<br />

e<strong>in</strong>dimensionalen Shaker erfolgen, falls die Messung im multiaxialen Shaker nicht<br />

beidhändig erfolgen k<strong>an</strong>n.<br />

Admitt<strong>an</strong>z A zz (Betrag)<br />

1.8<br />

1.6<br />

1.4<br />

1.2<br />

1<br />

0.8<br />

0.6<br />

Beidhändiges Greifen Z<br />

(Anregung <strong>in</strong> Schlagrichtung (z))<br />

0.4<br />

0.2<br />

0<br />

E<strong>in</strong>händig<br />

Zweihändig<br />

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90<br />

Frequenz [%νmax ]<br />

Abb. 65: Beidhändiges Greifen: Z-Komponente<br />

Die H<strong>in</strong>zunahme <strong>der</strong> zweiten H<strong>an</strong>d <strong>in</strong> das Modell hat auch <strong>in</strong> den Nebendiagonalen<br />

(Abbildungen 66 <strong>und</strong> 67) großen E<strong>in</strong>fluss auf die Kopplung unter den Raumrichtungen.<br />

Dies deutet darauf h<strong>in</strong>, das es bei <strong>der</strong> <strong>Simulation</strong> e<strong>in</strong>es gekoppelten Systems aus<br />

Mensch <strong>und</strong> Masch<strong>in</strong>e auf die korrekte Beschreibung <strong>der</strong> Schnittstelle <strong>an</strong>kommt. Im<br />

konkreten Fall des HAS lässt sich hier die Frage aufwerfen, <strong>in</strong> wie fern m<strong>an</strong> aus e<strong>in</strong>em<br />

E<strong>in</strong>-Arm-Modell (wie z.B. aus <strong>der</strong> Norm [4, 5]) e<strong>in</strong> reales Zweih<strong>an</strong>d-Bedienermodell<br />

” stückeln“ darf.


108 HAS: Erste <strong>Simulation</strong>en<br />

Admitt<strong>an</strong>z A zx (Betrag)<br />

Admitt<strong>an</strong>z A zy (Betrag)<br />

0.3<br />

0.25<br />

0.2<br />

0.15<br />

0.1<br />

0.05<br />

Beidhändiges Greifen X<br />

(Anregung <strong>in</strong> Schlagrichtung (z))<br />

E<strong>in</strong>händig<br />

Zweihändig<br />

0<br />

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90<br />

Frequenz [%νmax ]<br />

Abb. 66: Beidhändiges Greifen: X-Komponente<br />

0.7<br />

0.6<br />

0.5<br />

0.4<br />

0.3<br />

0.2<br />

0.1<br />

Beidhändiges Greifen Y<br />

(Anregung <strong>in</strong> Schlagrichtung (z))<br />

E<strong>in</strong>händig<br />

Zweihändig<br />

0<br />

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90<br />

Frequenz [%νmax ]<br />

Abb. 67: Beidhändiges Greifen: Y-Komponente


HAS: Erste <strong>Simulation</strong>en 109<br />

4.3.1 Ergebnisse<br />

Anh<strong>an</strong>d dieser <strong>Simulation</strong>en ließen sich bereits erste Erkenntnisse gew<strong>in</strong>nen, <strong>und</strong> das<br />

Modellverständnis ausbauen. Folgende Schlüsse lassen sich aus den <strong>Simulation</strong>sergebnissen<br />

ziehen:<br />

⋄ Admitt<strong>an</strong>z ist von Arbeitshaltung abhängig.<br />

⋄ Auch <strong>in</strong> den nicht <strong>an</strong>geregten Raumrichtungen kommt es zu Auslenkungen.<br />

⋄ Bei beidhändigem Greifen än<strong>der</strong>t sich die Admitt<strong>an</strong>z <strong>in</strong> je<strong>der</strong> Raumrichtung<br />

stark.<br />

Da sich das Verhalten des HAS durch das beidhändige Greifen stark än<strong>der</strong>t, wäre es<br />

s<strong>in</strong>nvoll auch e<strong>in</strong>en Messaufbau, wie er z.B. von Melzer [54] vorgeschlagen wurde (siehe<br />

Abbildung 68 aus [54]) zu realisieren, <strong>und</strong> die Ergebnisse <strong>in</strong> die Modellvalidierung<br />

mit e<strong>in</strong>zubeziehen. Damit könnten die stark von den Ergebnissen des e<strong>in</strong>händigen<br />

Greifens abweichenden Resultate <strong>der</strong> <strong>Simulation</strong> überprüft werden.<br />

Abb. 68: Messaufbau für die beidhändige Bedienung nach Melzer [54]


110 HAS: Parameterstudien<br />

4.4 Parameterstudien bei <strong>der</strong> H<strong>an</strong>d-Arm-<strong>Simulation</strong><br />

Nachdem <strong>in</strong> den ersten <strong>Simulation</strong>en e<strong>in</strong> teilweises Verständnis des Modells erarbeitet<br />

wurde, folgte e<strong>in</strong>e Reihe von Messungen, welche zur weiteren Validierung des 3-d<br />

Modells dienen sollten. Da die Arbeitshaltung e<strong>in</strong>en großen E<strong>in</strong>fluss auf die Admitt<strong>an</strong>z<br />

hat, wurde bei den Parameterstudien das Modell mit <strong>der</strong> selben Arbeitshaltung<br />

parametrisiert, welche auch bei den Messungen von den Prob<strong>an</strong>den e<strong>in</strong>genommen<br />

e<strong>in</strong>genommen wurde (Abbildung 69). Die ersten Messungen entspr<strong>an</strong>gen e<strong>in</strong>er typischen<br />

1-d Shakermessung. Die Ergebnisse <strong>der</strong> ersten <strong>Simulation</strong>en wiesen aber auf<br />

e<strong>in</strong>e deutliche Kopplung <strong>der</strong> Schw<strong>in</strong>gungsachsen bezüglich e<strong>in</strong>geleiteter Vibrationen<br />

h<strong>in</strong>. Deshalb wurde e<strong>in</strong>e Messreihe mit 6 Freiheitsgraden des Messgriffs nötig. Aus<br />

<strong>der</strong> Fülle <strong>der</strong> Messungen wurde e<strong>in</strong>e repräsentative Messung e<strong>in</strong>es Prob<strong>an</strong>den als<br />

Validierungskriterium ausgewählt. Diese gemessene Admitt<strong>an</strong>zkurve wird im Folgenden<br />

<strong>in</strong> Vergleich mit <strong>Simulation</strong>sergebnissen gesetzt. Es sollen e<strong>in</strong>ige wichtige<br />

Modellparameter variiert werden, um e<strong>in</strong>e Möglichkeit zu gew<strong>in</strong>nen, die Modellparameter<br />

bezüglich ihrer Sensitivität auf die Modellgüte abschätzen zu können. Dies<br />

stellt sozusagen e<strong>in</strong>e Vorstufe zur richtigen Sensitivitäts<strong>an</strong>alyse dar. Das Resultat<br />

<strong>der</strong> Parametervariation, e<strong>in</strong>e Kurvenschar, welche jeweils zusammen mit <strong>der</strong> Referenzmessung<br />

aufgetragen wurde, muss subjektiv bewertet werden. E<strong>in</strong>en direkten<br />

Zahlenwert für die Sensitivität des jeweiligen Parameters erhält m<strong>an</strong> jedoch nicht.<br />

Zunächst wurden die Parameter für Steifigkeit <strong>und</strong> Dämpfung <strong>der</strong> Gelenke variiert,<br />

da diese Parameter nur sehr ungenau abgeschätzt werden konnten weil sie direkt<br />

von <strong>der</strong> willkürlichen Ansp<strong>an</strong>nung des HAS abhängen.<br />

Der zweite Parametersatz, <strong>der</strong> variiert wurde, betraf das H<strong>an</strong>dpolster. Hier lagen<br />

Messungen vor [36, 50], <strong>der</strong>en Ergebnisse aber nicht auf den Messaufbau abgestimmt<br />

waren. Da <strong>der</strong> Kraft-Deformations-Zusammenh<strong>an</strong>g <strong>in</strong> Realität durch die flächenartige<br />

Kopplung direkt von den Griffradien abhängt, im Modell aber nur Kräfte<br />

zwischen zwei Punkten wirken können muss für jeden Griff <strong>der</strong> Kraft-Deformations-<br />

Zusammenh<strong>an</strong>g neu ermittelt werden.<br />

Die Parameter <strong>der</strong> Ankopplung <strong>der</strong> Schwabbelmassen wurden ebenfalls variiert, da<br />

bisl<strong>an</strong>g für den Belastungsfall e<strong>in</strong>geleiteter Vibrationen kle<strong>in</strong>er o<strong>der</strong> mittlerer Amplitude<br />

ke<strong>in</strong>e Parameter experimentell ermittelt wurden.


HAS: Parameterstudien 111<br />

Es werden nun folgende Parametervariationen beschrieben <strong>und</strong> diskutiert,<br />

wobei die Arbeitshaltung gemäß Abb. 69 parametrisiert wurde:<br />

1. E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Gelenkparameter:<br />

a. Schulter<br />

b. Ellbogen<br />

c. H<strong>an</strong>dgelenk<br />

2. E<strong>in</strong>fluss des H<strong>an</strong>dpolsterparameter:<br />

3. E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Schwabbelmassen:<br />

a. Schwabbelmasse Unterarm mit l<strong>in</strong>earem Kraftgesetz<br />

b. Schwabbelmasse Unterarm mit nichtl<strong>in</strong>earem Kraftgesetz<br />

c. Schwabbelmasse Oberarm mit l<strong>in</strong>earem Kraftgesetz, wobei die Schwabbelmasse<br />

des Unterarms frei war<br />

d. Schwabbelmasse Oberarm mit l<strong>in</strong>earem Kraftgesetz, wobei die Schwabbelmasse<br />

des Unterarms gesperrt war<br />

e. Schwabbelmasse H<strong>an</strong>d mit l<strong>in</strong>earem Kraftgesetz<br />

Abb. 69: Arbeitshaltung bei den Parametervariationen


112 HAS: Parameterstudien<br />

Variation <strong>der</strong> Parameter:<br />

Die Frage nach den ” richtigen“ Gelenkparametern wurde als Ausg<strong>an</strong>gspunkt für<br />

weitergehende Untersuchungen gewählt. Die <strong>Simulation</strong> wurde mit dem SIMPACK-<br />

Modell ausgeführt, da hier die Rechenzeit bei ca. 4 M<strong>in</strong>uten Realzeit lag. ADAMS<br />

benötigte auf demselben PC ca. 20 M<strong>in</strong>uten für e<strong>in</strong>e Auswertung. Variiert wurden<br />

Faktoren, die die Steifigkeit bee<strong>in</strong>flussen. Im SIMPACK-Modell wurden die Kraftelemente<br />

so parametrisiert, dass die Gelenkparameter global <strong>und</strong> lokal variiert werden<br />

können. Die Berechnung des Moments erfolgt nach folgendem Zusammenh<strong>an</strong>g:<br />

Mi = Ci ∗ δφi + Di ∗ ˙ φi<br />

Die Steifigkeit Ci <strong>und</strong> Dämpfung Di wurden wie folgt def<strong>in</strong>iert:<br />

Die Parameter verstehen sich wie folgt:<br />

⋄ Cgr: Globale Steifigkeit rotatorisch<br />

⋄ Clr: Lokale Steifigkeit rotatorisch<br />

⋄ Dgr: Globale Dämpfung rotatorisch<br />

⋄ Dlr: Lokale Dämpfung rotatorisch<br />

Ci = Cgr ∗ Clr ∗ C0i<br />

Di = Dgr ∗ Dlr ∗ D0i<br />

⋄ C0i: Normale Steifigkeit des Gelenkes<br />

⋄ D0i: Normale Dämpfung des Gelenkes<br />

Die globalen Größen verän<strong>der</strong>n das Verhalten aller Gelenksteifigkeiten, die lokalen<br />

Größen h<strong>in</strong>gegen verstimmen h<strong>in</strong>gegen nur das entsprechende Gelenk.<br />

Variiert wurden die lokalen Vorfaktoren Clr <strong>und</strong> Dlr <strong>und</strong> <strong>an</strong><strong>der</strong>e Parameter B des<br />

Modells <strong>in</strong> folgen<strong>der</strong> Weise:<br />

B = Bm<strong>in</strong> + n ∗ ∆B<br />

wobei n = 0...nmax gilt. In den folgenden Ergebnissen wurde entsprechend die jeweilige<br />

Kurve mit n∆ bezeichnet. Die Admitt<strong>an</strong>zen wurden auf die Masse des H<strong>an</strong>dgriffs<br />

normiert <strong>und</strong> s<strong>in</strong>d demzufolge e<strong>in</strong>heitenlos.


HAS: Parameterstudien 113<br />

1a) Variation <strong>der</strong> Parameter <strong>der</strong> Schulter:<br />

Die Variation <strong>der</strong> Steifigkeit (Abbildung 70) <strong>und</strong> Dämpfung (Abbildung 71) <strong>der</strong><br />

Schulter ergab ke<strong>in</strong>en H<strong>in</strong>weis auf e<strong>in</strong>e starke Abhängigkeit <strong>der</strong> Admitt<strong>an</strong>z. Bee<strong>in</strong>flusst<br />

wird e<strong>in</strong>zig die Reson<strong>an</strong>z bei ca. 2%νmax. Dies bedeutet, dass diese Parameter<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Simulation</strong> fast frei gewählt werden können. Es empfiehlt sich hier, auf Literaturwerte<br />

zurückzugreifen, wie sie im Anh<strong>an</strong>g beschrieben s<strong>in</strong>d.<br />

Admitt<strong>an</strong>z A zz (Betrag)<br />

2<br />

1.8<br />

1.6<br />

1.4<br />

1.2<br />

1<br />

0.8<br />

0.6<br />

0.4<br />

0.2<br />

Steifigkeit Schulter<br />

Messung<br />

0Δ<br />

1Δ<br />

2Δ<br />

3Δ<br />

4Δ<br />

0<br />

0 20 40 60 80 100<br />

Frequenz [%νmax ]<br />

Abb. 70: E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Steifigkeit des Schultergelenks<br />

Admitt<strong>an</strong>z A zz (Betrag)<br />

2<br />

1.8<br />

1.6<br />

1.4<br />

1.2<br />

1<br />

0.8<br />

0.6<br />

0.4<br />

0.2<br />

Dämpfung Schulter<br />

Messung<br />

0Δ<br />

1Δ<br />

2Δ<br />

3Δ<br />

4Δ<br />

0<br />

0 20 40 60 80 100<br />

Frequenz [%νmax ]<br />

Abb. 71: E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Dämpfung des Schultergelenks


114 HAS: Parameterstudien<br />

1b) Variation <strong>der</strong> Parameter des Ellbogen:<br />

Die Admitt<strong>an</strong>z ist ebenfalls fast unabhängig von den Parametern für Steifigkeit<br />

(Abbildung 72) <strong>und</strong> Dämpfung (Abbildung 73) des Ellbogen. Für die Wahl <strong>der</strong><br />

Parameter gilt daher das gleiche wie für die Schulterparameter.<br />

Admitt<strong>an</strong>z A zz (Betrag)<br />

2<br />

1.8<br />

1.6<br />

1.4<br />

1.2<br />

1<br />

0.8<br />

0.6<br />

0.4<br />

0.2<br />

Steifigkeit Ellbogen<br />

Messung<br />

0Δ<br />

1Δ<br />

2Δ<br />

3Δ<br />

4Δ<br />

0<br />

0 20 40 60 80 100<br />

Frequenz [%νmax ]<br />

Abb. 72: E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Steifigkeit des Ellbogengelenks<br />

Admitt<strong>an</strong>z A zz (Betrag)<br />

2.5<br />

2<br />

1.5<br />

1<br />

0.5<br />

Dämpfung Ellbogen<br />

Messung<br />

0Δ<br />

1Δ<br />

2Δ<br />

3Δ<br />

4Δ<br />

0<br />

0 20 40 60 80 100<br />

Frequenz [%νmax ]<br />

Abb. 73: E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Dämpfung des Ellbogengelenks


HAS: Parameterstudien 115<br />

1c) Variation <strong>der</strong> Parameter des H<strong>an</strong>dgelenks:<br />

Die Steifigkeiten (Abbildung 74) <strong>und</strong> Dämpfungen (Abbildung 75) des H<strong>an</strong>dgelenks<br />

haben bei dem dieser <strong>Simulation</strong> zugr<strong>und</strong>e liegende Starrkörpermodell (Schwabbelmassen<br />

gesperrt) gar ke<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluss auf das Ergebnis. Dies liegt dar<strong>an</strong>, das <strong>der</strong> Anlenkpunkt<br />

<strong>der</strong> Anregung <strong>in</strong> Verlängerung des H<strong>an</strong>dgelenks modelliert wurde. Sollten<br />

Messungen mit Fel<strong>der</strong>n aus drucksensitiver Folie <strong>an</strong><strong>der</strong>e Ankoppelpunkte nahelegen,<br />

könnte sich aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> d<strong>an</strong>n resultierenden Momente die Situation <strong>an</strong><strong>der</strong>s darstellen.<br />

Admitt<strong>an</strong>z A zz (Betrag)<br />

2<br />

1.8<br />

1.6<br />

1.4<br />

1.2<br />

1<br />

0.8<br />

0.6<br />

0.4<br />

0.2<br />

Steifigkeit H<strong>an</strong>dgelenk<br />

Messung<br />

0Δ<br />

1Δ<br />

2Δ<br />

3Δ<br />

4Δ<br />

0<br />

0 20 40 60 80 100<br />

Frequenz [%νmax ]<br />

Abb. 74: E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Steifigkeit des H<strong>an</strong>dgelenks<br />

Admitt<strong>an</strong>z A zz (Betrag)<br />

2<br />

1.8<br />

1.6<br />

1.4<br />

1.2<br />

1<br />

0.8<br />

0.6<br />

0.4<br />

0.2<br />

Dämpfung H<strong>an</strong>dgelenk<br />

Messung<br />

0Δ<br />

1Δ<br />

2Δ<br />

3Δ<br />

4Δ<br />

0<br />

0 20 40 60 80 100<br />

Frequenz [%νmax ]<br />

Abb. 75: E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Dämpfung des H<strong>an</strong>dgelenks


116 HAS: Parameterstudien<br />

2) Variation <strong>der</strong> Parameter des H<strong>an</strong>dpolsters:<br />

Steifigkeit (Abbildung 76) <strong>und</strong> Dämpfung (Abbildung 77) <strong>der</strong> Kopplung zwischen<br />

H<strong>an</strong>d <strong>und</strong> Griff haben großen E<strong>in</strong>fluss auf das Ergebnis. Es wird maßgeblich die<br />

Reson<strong>an</strong>z bei hoher Frequenz (35%νmax)bee<strong>in</strong>flusst. Dies war zu erwarten, da bei<br />

hohen Frequenzen das HAS weitgehend entkoppelt, <strong>und</strong> so die letzte Reson<strong>an</strong>z die<br />

Eigenfrequenz des Griffs gegen das Fe<strong>der</strong>-Dämpfer-System des H<strong>an</strong>dpolsters darstellt.<br />

Separation sowie Parameterbestimmung <strong>der</strong> Wechselwirkung zwischen H<strong>an</strong>dpolster<br />

<strong>und</strong> Griffmasse ist elementar für die Modellierung <strong>der</strong> Mensch-Masch<strong>in</strong>e-Schnittstelle!<br />

Admitt<strong>an</strong>z A zz (Betrag)<br />

2.5<br />

2<br />

1.5<br />

1<br />

0.5<br />

H<strong>an</strong>dpolster Cz<br />

Messung<br />

0Δ<br />

1Δ<br />

2Δ<br />

3Δ<br />

4Δ<br />

0<br />

0 20 40 60 80 100<br />

Frequenz [%νmax ]<br />

Abb. 76: E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Steifigkeit des H<strong>an</strong>dpolsters<br />

Admitt<strong>an</strong>z A zz (Betrag)<br />

3.5<br />

3<br />

2.5<br />

2<br />

1.5<br />

1<br />

0.5<br />

H<strong>an</strong>dpolster Dz<br />

Messung<br />

0Δ<br />

1Δ<br />

2Δ<br />

3Δ<br />

4Δ<br />

0<br />

0 20 40 60 80 100<br />

Frequenz [%νmax ]<br />

Abb. 77: E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Dämpfung des H<strong>an</strong>dpolsters


HAS: Parameterstudien 117<br />

3a) Variation <strong>der</strong> Parameter <strong>der</strong> Schwabbelmasse Unterarm<br />

(l<strong>in</strong>eares Kraftgesetz):<br />

Es sollte untersucht werden, wie sich die Freigabe <strong>der</strong> Freiheitsgrade <strong>der</strong> Schwabbelmassen<br />

des Unterarms auf das Modellverhalten auswirkt. Hierzu wurden zwei<br />

Kraftgesetze verwendet: e<strong>in</strong> l<strong>in</strong>eares <strong>und</strong> e<strong>in</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Steifigkeit nichtl<strong>in</strong>eares mit dritter<br />

Potenz. Variiert wurde die Steifigkeit (Abbildung 78) bei konst<strong>an</strong>ter Dämpfung,<br />

sowie die Dämpfung (Abbildung 79) bei fester Steifigkeit. E<strong>in</strong> Modell mit starr <strong>an</strong>gekoppelten<br />

Schwabbelmassen entspräche e<strong>in</strong>er unendlich hohen Steifigkeit. Weichere<br />

Ankopplung <strong>der</strong> Schwabbelmassen wird durch kle<strong>in</strong>ere Werte für Steifigkeit <strong>und</strong><br />

Dämpfung erzielt. Anh<strong>an</strong>d des Ergebnisses k<strong>an</strong>n vermutet werden, dass die Reson<strong>an</strong>z<br />

bei ca. 10%νmax von den Schwabbelmassen herrührt.<br />

Admitt<strong>an</strong>z A zz (Betrag)<br />

1.8<br />

1.6<br />

1.4<br />

1.2<br />

1<br />

0.8<br />

0.6<br />

0.4<br />

0.2<br />

Schwabbelmasse Unterarm C<br />

Messung<br />

0Δ<br />

1Δ<br />

2Δ<br />

3Δ<br />

4Δ<br />

0<br />

0 20 40 60 80 100<br />

Frequenz [%νmax ]<br />

Abb. 78: E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Steifigkeit von l<strong>in</strong>earen Schwabbelmassen<br />

Admitt<strong>an</strong>z A zz (Betrag)<br />

1.6<br />

1.4<br />

1.2<br />

1<br />

0.8<br />

0.6<br />

0.4<br />

0.2<br />

Schwabbelmasse Unterarm D<br />

Messung<br />

0Δ<br />

1Δ<br />

2Δ<br />

3Δ<br />

4Δ<br />

0<br />

0 20 40 60 80 100<br />

Frequenz [%νmax ]<br />

Abb. 79: E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Dämpfung von l<strong>in</strong>earen Schwabbelmassen:


118 HAS: Parameterstudien<br />

3b) Variation <strong>der</strong> Parameter <strong>der</strong> Schwabbelmasse Unterarm<br />

(nichtl<strong>in</strong>eares Kraftgesetz):<br />

Der direkte Vergleich zwischen nichtl<strong>in</strong>earer (Abbildungen 80 <strong>und</strong> 81) <strong>und</strong> l<strong>in</strong>earer<br />

(Abbildungen 78 <strong>und</strong> 79) Modellierung des Schwabbelmassen<strong>an</strong>kopplung deutet<br />

darauf h<strong>in</strong>, dass die l<strong>in</strong>eare Modellierung besser geeignet zu se<strong>in</strong> sche<strong>in</strong>t. Aus diesem<br />

Gr<strong>und</strong> werden <strong>in</strong> den weiteren <strong>Simulation</strong>en immer l<strong>in</strong>eare Schwabbelmassen<strong>an</strong>kopplungen<br />

<strong>an</strong>genommen. Es muss jedoch <strong>an</strong>gemerkt werden, dass diese L<strong>in</strong>earisierung<br />

zunächst nur für kle<strong>in</strong>e Amplituden gilt. Wenn große Amplituden erreicht werden,<br />

muss <strong>der</strong> Zusammenh<strong>an</strong>g neu geprüft werden. Um Anhaltspunkte zu erhalten, müssten<br />

Messreihen mit verschiedenen Auslenkungen des Shakers erstellt werden.<br />

Admitt<strong>an</strong>z A zz (Betrag)<br />

4<br />

3.5<br />

3<br />

2.5<br />

2<br />

1.5<br />

1<br />

0.5<br />

Schwabbelmasse Unterarm C<br />

Messung<br />

0Δ<br />

1Δ<br />

2Δ<br />

3Δ<br />

4Δ<br />

0<br />

0 20 40 60 80 100<br />

Frequenz [%νmax ]<br />

Abb. 80: E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Steifigkeit von nichtl<strong>in</strong>earen Schwabbelmassen des Unterarms<br />

Admitt<strong>an</strong>z A zz (Betrag)<br />

1.8<br />

1.6<br />

1.4<br />

1.2<br />

1<br />

0.8<br />

0.6<br />

0.4<br />

0.2<br />

Schwabbelmasse Unterarm D<br />

Messung<br />

0Δ<br />

1Δ<br />

2Δ<br />

3Δ<br />

4Δ<br />

0<br />

0 20 40 60 80 100<br />

Frequenz [%νmax ]<br />

Abb. 81: E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Dämpfung von nichtl<strong>in</strong>earen Schwabbelmassen des Unterarms


HAS: Parameterstudien 119<br />

3c) Variation <strong>der</strong> Parameter <strong>der</strong> Schwabbelmasse Oberarm<br />

(Schwabbelmasse Unterarm frei):<br />

Das Freigeben <strong>der</strong> Oberarmschwabbelmasse erfor<strong>der</strong>t offensichtlich e<strong>in</strong>e weitere Verän<strong>der</strong>ung<br />

<strong>der</strong> bereits e<strong>in</strong>gestellten Modellparameter. Die Notwendigkeit, die H<strong>an</strong>dpolstersteifigkeit<br />

neu zu wählen, war bereits nach Freigabe <strong>der</strong> Unterarmschwabbelmasse<br />

gegeben, aber <strong>der</strong> tendenzielle E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Unterarmschwabbelmasse war zu<br />

beurteilen. Bei gleichzeitiger Freigabe von beiden Schwabbelmassen wird das Bild<br />

diffuser (Abbildungen 82 <strong>und</strong> 83) . Deshalb wurde die Oberarmschwabbelmasse auch<br />

noch e<strong>in</strong>zeln freigegeben <strong>und</strong> die Unterarmschwabbelmasse wie<strong>der</strong> gesperrt.<br />

Admitt<strong>an</strong>z A zz (Betrag)<br />

1.4<br />

1.2<br />

1<br />

0.8<br />

Schwabbelmasse Oberarm C<br />

0.6<br />

0.4<br />

Messung<br />

0Δ<br />

1Δ<br />

0.2<br />

0<br />

0 20 40 60<br />

2Δ<br />

3Δ<br />

4Δ<br />

80 100<br />

Frequenz [%νmax ]<br />

Abb. 82: E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Steifigkeit <strong>der</strong> Schwabbelmassen des Oberarms I<br />

Admitt<strong>an</strong>z A zz (Betrag)<br />

1.4<br />

1.2<br />

1<br />

0.8<br />

Schwabbelmasse Oberarm D<br />

0.6<br />

Messung<br />

0.4<br />

0Δ<br />

1Δ<br />

0.2<br />

2Δ<br />

3Δ<br />

0<br />

4Δ<br />

0 20 40 60 80 100<br />

Frequenz [%νmax ]<br />

Abb. 83: E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Dämpfung <strong>der</strong> Schwabbelmassen des Oberarms I


120 HAS: Parameterstudien<br />

3d) Variation <strong>der</strong> Parameter <strong>der</strong> Schwabbelmasse Oberarm<br />

(Schwabbelmasse Unterarm gesperrt):<br />

Es sche<strong>in</strong>t so, dass <strong>der</strong> E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Oberarmschwabbelmasse nicht so stark ist, wie<br />

<strong>der</strong> des Unterarms (Abbildungen 84 <strong>und</strong> 85). Dies legt nahe, das die Sperrung <strong>der</strong><br />

Oberarmschwabbelmasse gerechtfertigt ist. Das wäre aber e<strong>in</strong> Trugschluss. Nur wenn<br />

die Unterarmschwabbelmasse freigegeben wird, wirken am Oberarmknochen relev<strong>an</strong>te<br />

Amplituden. Bei ” hartem“ Unterarm werden eben ger<strong>in</strong>gere Amplituden auf den<br />

Oberarm übertragen. Das bedeutet konkret, dass eigentlich beide Schwabbelmassen<br />

freigegeben werden sollten. Natürlich ist d<strong>an</strong>n <strong>der</strong> Aufw<strong>an</strong>d zur Parameteridentifikation<br />

wesentlich höher, da alle Parameter aufe<strong>in</strong><strong>an</strong><strong>der</strong> abgestimmt werden müssen.<br />

Admitt<strong>an</strong>z A zz (Betrag)<br />

1.8<br />

1.6<br />

1.4<br />

1.2<br />

1<br />

0.8<br />

0.6<br />

0.4<br />

0.2<br />

Schwabbelmasse Oberarm C<br />

Messung<br />

0Δ<br />

1Δ<br />

2Δ<br />

3Δ<br />

4Δ<br />

0<br />

0 20 40 60 80 100<br />

Frequenz [%νmax ]<br />

Abb. 84: E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Steifigkeit <strong>der</strong> Schwabbelmassen des Oberarms II<br />

Admitt<strong>an</strong>z A zz (Betrag)<br />

1.8<br />

1.6<br />

1.4<br />

1.2<br />

1<br />

0.8<br />

0.6<br />

0.4<br />

0.2<br />

Schwabbelmasse Oberarm D<br />

Messung<br />

0Δ<br />

1Δ<br />

2Δ<br />

3Δ<br />

4Δ<br />

0<br />

0 20 40 60 80 100<br />

Frequenz [%νmax ]<br />

Abb. 85: E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Dämpfung <strong>der</strong> Schwabbelmassen des Oberarms bei II


HAS: Parameterstudien 121<br />

3e) Variation <strong>der</strong> Parameter <strong>der</strong> Schwabbelmasse H<strong>an</strong>d:<br />

Die Schwabbelmassenkopplung <strong>der</strong> H<strong>an</strong>d hat ebenfalls e<strong>in</strong>en großen E<strong>in</strong>fluss auf<br />

das Ergebnis (Abbildungen 86 <strong>und</strong> 87). Die Modellierung <strong>der</strong> H<strong>an</strong>d stellt sich somit<br />

<strong>in</strong>sgesamt (siehe Parametervariation H<strong>an</strong>dpolster) als das wichtigste Detail des<br />

HAS-Modells dar. In weiterführenden Studien sollte deshalb auf e<strong>in</strong>e detaillierte<br />

H<strong>an</strong>dmodellierung das Hauptaugenmerk gelegt werden.<br />

Admitt<strong>an</strong>z A zz (Betrag)<br />

2<br />

1.8<br />

1.6<br />

1.4<br />

1.2<br />

1<br />

0.8<br />

0.6<br />

0.4<br />

0.2<br />

Schwabbelmasse H<strong>an</strong>d C<br />

Messung<br />

0Δ<br />

1Δ<br />

2Δ<br />

3Δ<br />

4Δ<br />

0<br />

0 20 40 60 80 100<br />

Frequenz [%νmax ]<br />

Abb. 86: E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Steifigkeit <strong>der</strong> Schwabbelmassenkopplung <strong>der</strong> H<strong>an</strong>d<br />

Admitt<strong>an</strong>z A zz (Betrag)<br />

2.5<br />

2<br />

1.5<br />

1<br />

0.5<br />

Schwabbelmasse H<strong>an</strong>d D<br />

Messung<br />

0Δ<br />

1Δ<br />

2Δ<br />

3Δ<br />

4Δ<br />

0<br />

0 20 40 60 80 100<br />

Frequenz [%νmax ]<br />

Abb. 87: E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Dämpfung <strong>der</strong> Schwabbelmassenkopplung <strong>der</strong> H<strong>an</strong>d


122 HAS: Parameterstudien<br />

4.4.1 Ergebnisse<br />

In Anbetracht <strong>der</strong> Tatsache, dass das Modell sehr komplex ist <strong>und</strong> die Rechenzeit für<br />

e<strong>in</strong>e Auswertung mehrere M<strong>in</strong>uten beträgt, konnten nur <strong>in</strong> begrenztem Umf<strong>an</strong>g Parameterstudien<br />

durchgeführt werden. Die durchgeführten Parameterstudien halfen<br />

dabei, e<strong>in</strong> Modellverständnis zu entwickeln. Tendenzen konnten aufgezeigt werden.<br />

Die Variation <strong>der</strong> Schwabbelmassenparameter zeigte, das auf die Verwendung von<br />

Schwabbelmassen nicht verzichtet werden darf. Die Schwabbelmassen verursachen<br />

die Reson<strong>an</strong>z unter 20%νmax. Die Reson<strong>an</strong>z sche<strong>in</strong>t noch etwas scharf ausgeprägt<br />

zu se<strong>in</strong>. Dies liegt eventuell dar<strong>an</strong>, dass sich die Weichteilreson<strong>an</strong>zen von Oberarm<br />

<strong>und</strong> Unterarm überlagern, <strong>und</strong> dies im Modell aus Gründen <strong>der</strong> benötigten Rechenzeit<br />

noch nicht optimal berücksichtigt werden konnte. Wahrsche<strong>in</strong>lich ist jedoch die<br />

Näherung <strong>der</strong> Weichteile als weich <strong>an</strong>gekoppelte Starrkörper nur bed<strong>in</strong>gt geeignet,<br />

um exakt die Admitt<strong>an</strong>z <strong>der</strong> Weichteile zu beschreiben. Erwähnenswert ist noch,<br />

dass bei e<strong>in</strong>em Schwabbelmassenmodell die Parameter des HAS (<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e beim<br />

H<strong>an</strong>dpolster) neu <strong>an</strong>gepasst werden müssen, was bedeutet, dass e<strong>in</strong> re<strong>in</strong>es Starrkörpermodell<br />

zu falschen Aussagen bezüglich e<strong>in</strong>iger Modellelemente führt.<br />

Im moment<strong>an</strong>en Modell s<strong>in</strong>d alle Kraftelemente l<strong>in</strong>earisiert. Die Validierung erfolgte<br />

<strong>an</strong> Shakermessungen, welche im Hub e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>ge Amplitude produzieren. Es müssten<br />

Wie<strong>der</strong>holungsmessungen mit verschiedenen Amplituden (bis über den Bereich<br />

<strong>der</strong> real beim Arbeiten mit den entsprechenden Werkzeugen erreichten Amplituden)<br />

durchgeführt werden, um Nichtl<strong>in</strong>earitäten bei den Kraftelementen zu identifizieren .<br />

Im Allgeme<strong>in</strong>en k<strong>an</strong>n davon ausgeg<strong>an</strong>gen werden, dass nichtl<strong>in</strong>eare Kraftzusammenhänge<br />

realistischer s<strong>in</strong>d, dies zeigt sich <strong>an</strong> den durch Messungen belegten Modellen<br />

des Fersenpolsters sowie <strong>an</strong> den Ergebnissen aus [28]. Dies bezieht sich nicht nur<br />

auf die Schwabbelmassen, son<strong>der</strong>n betrifft auch auch die Berücksichtigung e<strong>in</strong>er Andruckkraft.<br />

E<strong>in</strong>e Vorsp<strong>an</strong>nung durch Andruckkraft wirkt sich erst bei nichtl<strong>in</strong>earen<br />

Kennl<strong>in</strong>ien auf die Admitt<strong>an</strong>z aus.<br />

Die Variation <strong>der</strong> Gelenkeigenschaften wirkt sich nicht auf die Admitt<strong>an</strong>z aus. Deshalb<br />

k<strong>an</strong>n auch aus <strong>der</strong> Messung <strong>der</strong> Admitt<strong>an</strong>z nicht auf die biomech<strong>an</strong>ischen<br />

Gelenkparameter geschlossen werden. Da nur wenige Angaben zu Steifigkeit <strong>und</strong><br />

Dämpfung <strong>in</strong> Ellbogen, Schulter o<strong>der</strong> H<strong>an</strong>dgelenk existieren, sollte geprüft werden,<br />

ob nicht mit ger<strong>in</strong>gem Aufw<strong>an</strong>d durch Messungen e<strong>in</strong>e Abschätzung dieser Größen<br />

<strong>in</strong> repräsentativen Belastungsfällen erfolgen könnte. Dies wäre <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e von<br />

Wichtigkeit, wenn e<strong>in</strong> Modell mit PID-Reglern erstellt werden sollte, um z.B. die<br />

Andruckkraft besser abzubilden. Hier würden Messungen helfen die entsprechenden<br />

Reglerparameter e<strong>in</strong>zustellen.


HAS: E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Schwabbelmassen 123<br />

4.5 Der E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Schwabbelmassen im HAS-Modell<br />

In diesem Kapitel soll <strong>der</strong> E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Schwabbelmassen auf die Modellgüte untersucht<br />

werden. Kriterien hierfür s<strong>in</strong>d die Übertragung <strong>der</strong> Vibration auf das HAS,<br />

sowie die <strong>in</strong> den jeweiligen Modellelementen dissipierte Energie. Entgegen <strong>der</strong> bisherigen<br />

Annahme, dass die ges<strong>und</strong>heitlichen Belastungen durch Vibrationen am besten<br />

durch frequenzgewichtete Dosis<strong>an</strong>gaben erfasst <strong>und</strong> abgeschätzt werden können, weisen<br />

die Arbeiten [12, 76] <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e <strong>an</strong><strong>der</strong>e Richtung. Hier wird vermutet, dass die ges<strong>und</strong>heitliche<br />

Belastung besser durch die im Gewebe absorbierte Energie abgeschätzt<br />

werden könnte. Weitere Faktoren dürften aus biomech<strong>an</strong>ischer Sicht Kraftspitzen,<br />

Kraft<strong>in</strong>tegrale, Auslenkungen, Beschleunigungen sowie Produkte aus solchen Größen<br />

sowie <strong>der</strong>en Wie<strong>der</strong>holungsraten se<strong>in</strong>. Diese Abschätzung ist durch Messungen am<br />

Prob<strong>an</strong>den nur e<strong>in</strong>geschränkt möglich. E<strong>in</strong> <strong>Simulation</strong>smodell könnte hier hilfreiche<br />

H<strong>in</strong>weise liefern. Natürlich zeigt sich hier sicherlich e<strong>in</strong> großer Unterschied zwischen<br />

e<strong>in</strong>em re<strong>in</strong>en Starrkörpermodell <strong>und</strong> e<strong>in</strong>em Schwabbelmassenmodell. Die Weichteile<br />

nehmen wahrsche<strong>in</strong>lich neben dem H<strong>an</strong>dpolster e<strong>in</strong>en großen Teil <strong>der</strong> gesamten<br />

absorbierten Energie auf. In diesem Kapitel soll versucht werden, das Starrkörpermodell<br />

im Vergleich zum Schwabbelmassenmodell h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Dissipationspfade<br />

im System zu untersuchen.<br />

4.5.1 Energiedissipation<br />

Um die Energiedissipation abzuschätzen wird ausgenutzt, dass <strong>in</strong> den Kraftelementen<br />

die Dissipationsterme des Kraftgesetzes als bek<strong>an</strong>nt vorausgesetzt werden können.<br />

Aus <strong>der</strong> Def<strong>in</strong>ition <strong>der</strong> Arbeit W als Produkt von Kraft F <strong>und</strong> Weg s<br />

W =<br />

� s2<br />

s1<br />

F ∗ ds =<br />

� t2<br />

t1<br />

F ds<br />

dt dt<br />

errechnet sich die geleistete Arbeit (<strong>in</strong> SI-E<strong>in</strong>heiten J = N ∗ m). Die eigentlich<br />

<strong>in</strong>teress<strong>an</strong>te Angabe ist jedoch die Leistung, die im allgeme<strong>in</strong>en bei <strong>der</strong> betrachteten<br />

Fragestellung frequenzabhängig ist. Es folgt aus obigem Term für die Leistung P<br />

P = F ∗ ds<br />

dt<br />

= F ∗ v<br />

P beschreibt die moment<strong>an</strong> umgesetzte Leistung. 16<br />

Simult<strong>an</strong> gilt für P bezüglich Rotation <strong>und</strong> wirkendem Moment M:<br />

P = M ∗ ω<br />

In dem Kraftelement für die Schwabbelmassen, welches verallgeme<strong>in</strong>ert auch als<br />

Drehfe<strong>der</strong> <strong>in</strong> den Gelenken e<strong>in</strong>gesetzt werden k<strong>an</strong>n wurden die beschriebenen Zusammenhänge<br />

umgesetzt, so dass als Ausgabegröße des Kraftelementes nun auch die<br />

16 In SI-E<strong>in</strong>heiten gilt [P ] = W = J/s.


124 HAS: E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Schwabbelmassen<br />

Moment<strong>an</strong>leistung berechnet wurde. Neben den e<strong>in</strong>zelnen Komponenten für jeden<br />

Freiheitsgrad k<strong>an</strong>n auch <strong>der</strong> Gesamtbetrag von P<br />

Pges = � Pi<br />

mit (i = 1..6) ausgegeben werden.<br />

Die Kurven für die Energiedissipation im HAS s<strong>in</strong>d wie folgt erzeugt worden. Während<br />

des gesamten S<strong>in</strong>us-Sweep wurde zu jedem Zeitpunkt die Moment<strong>an</strong>leistung<br />

berechnet. Um e<strong>in</strong>e qualitative Aussage über die spektrale Verteilung <strong>der</strong> Verlustleistung<br />

treffen zu können, wurde die Moment<strong>an</strong>leistung fouriertr<strong>an</strong>sformiert. Da<br />

die Leistung e<strong>in</strong>e quadratische Funktion ist, wurden die Frequenzen entsprechend<br />

umgerechnet (halbiert), da ohne diese Korrektur das Maximum <strong>in</strong> <strong>der</strong> FFT beim<br />

doppelten des Frequenzwertes auftreten würde. Die entst<strong>an</strong>denen Kurven entsprechen<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Form also <strong>der</strong> E<strong>in</strong>hüllenden <strong>der</strong> Verlustleistung im Frequenzraum.<br />

4.5.2 <strong>Simulation</strong>en<br />

Verglichen wird e<strong>in</strong> Modell mit Berücksichtigung <strong>der</strong> Schwabbelmassen <strong>und</strong> e<strong>in</strong> re<strong>in</strong>es<br />

Starrkörpermodell. Ferner wird <strong>der</strong> E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Griffmasse untersucht. Es werden<br />

nun folgende <strong>Simulation</strong>sergebnisse beschrieben <strong>und</strong> diskutiert:<br />

1. Modellgüte:<br />

Zuerst wird die Übere<strong>in</strong>stimmung <strong>der</strong> beiden Modelle mit <strong>der</strong> Messung gezeigt.<br />

Hier soll e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>druck vermittelt werden, ob die Schwabbelmassenmodellierung<br />

e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluss auf die Güte des Modells hat. Es wird hier auch gezeigt, wie<br />

sich die Ergebnisse verän<strong>der</strong>n, wenn mit e<strong>in</strong>em realistischeren Belastungsfall<br />

(560% Griffmasse, 15 fache Kraftamplitude) simuliert wird.<br />

2. Tr<strong>an</strong>sfer <strong>der</strong> Beschleunigung:<br />

Diese <strong>Simulation</strong> zeigt auf, <strong>in</strong>wieweit sich bei Berücksichtigung <strong>der</strong> Schwabbelmassen<br />

die Tr<strong>an</strong>sfereigenschaft des Modells bezüglich, vibrations<strong>in</strong>duzierter<br />

Beschleunigungen verän<strong>der</strong>t. Als Tr<strong>an</strong>sferfunktion U wird hier das Verhältnis<br />

<strong>der</strong> Beschleunigung des Knochens von Unterarm <strong>und</strong> Oberarm zu <strong>der</strong> Beschleunigung<br />

des Griffs betrachtet: Ui = ai/aGriff<br />

3. Energiedissipation:<br />

In diesen Ergebnissen soll gezeigt werden, ob sich die Lokalisierung <strong>und</strong> Stärke<br />

<strong>der</strong> Energiedissipation bei e<strong>in</strong>em Modell mit Schwabbelmassen gegenüber e<strong>in</strong>em<br />

re<strong>in</strong>en Starrkörpermodell än<strong>der</strong>t. Gezeigt wird zum e<strong>in</strong>en die Dissipation<br />

<strong>in</strong> den Schwabbelmassen, zum <strong>an</strong><strong>der</strong>en die Dissipation <strong>in</strong> den Gelenken.<br />

Die im weiteren präsentierten Admitt<strong>an</strong>zkurven unterscheiden sich von den Kurven<br />

<strong>in</strong> Abbildung 57. Die Messungen wurden nun mit e<strong>in</strong>em abgeän<strong>der</strong>ten Aufbau


HAS: E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Schwabbelmassen 125<br />

realisiert, welcher die Bewegung des Griffs <strong>in</strong> alle Richtungen zuließ (ähnlich dem<br />

multiaxialen Messaufbau aus [78]). Ferner wurde e<strong>in</strong> Griff mit <strong>an</strong><strong>der</strong>er Masse e<strong>in</strong>gesetzt.<br />

Das Modell wurde <strong>an</strong> diese geän<strong>der</strong>ten R<strong>an</strong>dbed<strong>in</strong>gungen <strong>an</strong>gepasst.<br />

Da sich das Verhalten e<strong>in</strong>es schwabbelmassenbehafteten Modells von dem e<strong>in</strong>es re<strong>in</strong>en<br />

Starrkörpermodells unterscheidet, mussten geän<strong>der</strong>te Werte für das H<strong>an</strong>dpolster<br />

verwendet werden. Beim Starrkörpermodell musste die Steifigkeit des H<strong>an</strong>dpolsters<br />

um 80% erniedrigt <strong>und</strong> die Dämpfung um 20% erhöht werden.<br />

E<strong>in</strong> geeigneter Parametersatz für die weiteren <strong>Simulation</strong>en wurde aus den Ergebnissen<br />

<strong>der</strong> <strong>in</strong> Kapitel 4.4 dokumentierten Parametervariationen abgeleitet.<br />

1a) Vergleich <strong>der</strong> <strong>Simulation</strong> mit <strong>der</strong> Shakermessung:<br />

In Abbildung 88 erkennt m<strong>an</strong> deutlich, dass mit e<strong>in</strong>em re<strong>in</strong>en Starrkörpermodell<br />

(rote Kurve) die Messung (schwarze Kurve) nicht so gut reproduziert werden k<strong>an</strong>n<br />

wie mit e<strong>in</strong>em Schwabbelmassenmodell (blaue Kurve) 17 . Offensichtlich fehlen dem<br />

Starrkörpermodell wichtige Eigenschaften. Im Bezug auf die <strong>in</strong> <strong>der</strong> E<strong>in</strong>leitung <strong>an</strong>gesprochene<br />

Problematik, die richtige Detailtiefe des Modells zu f<strong>in</strong>den, k<strong>an</strong>n hier<br />

gezeigt werden, dass e<strong>in</strong> Starrkörpermodell <strong>in</strong> dieser Fragestellung nicht zu realistischen<br />

Ergebnissen führt. Für die weiteren Untersuchungen <strong>in</strong> diesem Kapitel<br />

bedeutet dies ferner, dass die Ergebnisse des Schwabbelmassenmodells <strong>in</strong> ihrer Voraussagekraft<br />

glaubhafter s<strong>in</strong>d.<br />

1b) Voraussage des Verhaltens bei e<strong>in</strong>em schweren Griff:<br />

Die Ergebnisse von Starrkörpermodell <strong>und</strong> Schwabbelmassenmodell (Abbildung 89)<br />

weichen nun natürlich von den Messungen (vgl. Abbildung 88) die mit e<strong>in</strong>em leichten<br />

Griff gemacht wurden ab. M<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n wie<strong>der</strong> <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d <strong>der</strong> <strong>Simulation</strong>sergebnisse<br />

erkennen, dass die Gesamtdynamik stark von <strong>der</strong> Masse <strong>der</strong> <strong>an</strong>gekoppelten Masch<strong>in</strong>e<br />

abhängt.<br />

Das Schwabbelmassenmodell (blaue Kurve <strong>in</strong> Abb. 89) zeigt bei ca. 7%νmax e<strong>in</strong>e<br />

Reson<strong>an</strong>z, welche das starre Modell nicht vorhersagt. Ferner liegt das Maximum<br />

bei hohen Frequenzen beim starren Modell bei ungefähr 18%νmax, während es beim<br />

Schwabbelmassenmodell bei höheren Frequenzen (ca. 30%νmax) liegt.<br />

17 Im weiteren gelten folgende Kürzel: (S) Starrkörpermodell <strong>und</strong> (W) Schwabbelmassenmodell


126 HAS: E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Schwabbelmassen<br />

Admitt<strong>an</strong>z A zz (Betrag)<br />

Beste Anpassung <strong>an</strong> Messung: Mit <strong>und</strong> ohne Schwabbelmassen<br />

1.4<br />

1.2<br />

1<br />

0.8<br />

0.6<br />

A exp<br />

0.4<br />

Asim (S)<br />

0.2<br />

0<br />

Asim (W)<br />

0 20 40 60 80 100<br />

Frequenz [%νmax ]<br />

Abb. 88: Vergleich <strong>der</strong> Messung mit <strong>Simulation</strong>sergebnissen von Modell mit <strong>und</strong><br />

ohne Schwabbelmassen<br />

Admitt<strong>an</strong>z A zz (Betrag)<br />

Extrapolation zu schwerem Griff: Mit <strong>und</strong> ohne Schwabbelmassen<br />

0.2<br />

0.18<br />

0.16<br />

0.14<br />

0.12<br />

0.1<br />

0.08<br />

0.06<br />

0.04<br />

A sim (S)<br />

0.02<br />

0<br />

Asim (W)<br />

0 20 40 60 80 100<br />

Frequenz [%νmax ]<br />

Abb. 89: Modellvorhersage für e<strong>in</strong>en schweren Griff


HAS: E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Schwabbelmassen 127<br />

2) Tr<strong>an</strong>sfer <strong>der</strong> Vibration:<br />

Um die Übertragung <strong>der</strong> Beschleunigungen vom Griff auf die Knochen von Un-<br />

terarm <strong>und</strong> Oberarm zu qu<strong>an</strong>tifizieren wurde <strong>der</strong> Übertragungsfaktor Ui = ai<br />

agriff<br />

berechnet <strong>und</strong> <strong>in</strong> Abbildung 90 für das Starrkörpermodell sowie das Schwabbelmassenmodell<br />

aufgetragen. Beim Unterarm zeigen beide Modelle e<strong>in</strong>e Verstärkung<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em gewissen Frequenzb<strong>an</strong>d. Der eigentliche Unterschied zwischen Starrkörpermodell<br />

<strong>und</strong> Schwabbelmassenmodell (blaue <strong>und</strong> grüne Kurve) liegt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage<br />

des Maximums. Da beim Schwabbelmassenmodell <strong>der</strong> Unterarmknochen e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>gere<br />

Masse als <strong>der</strong> starre Arm hat, verschiebt sich die Reson<strong>an</strong>z zu höheren<br />

Frequenzen h<strong>in</strong>. Beim Schwabbelmassenmodell liegt das Maximum <strong>der</strong> Übertragungsfunktion<br />

U bei 20%νmax, beim Starrkörpermodell h<strong>in</strong>gegen bei 8%νmax. Dieser<br />

Unterschied könnte h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> frequenzbewerteten Schädigungsgrenzwerte von<br />

Interesse se<strong>in</strong>, da <strong>an</strong>genommen werden muss, dass auch bei höheren Frequenzen<br />

Beschleunigungen <strong>in</strong> den Unterarm e<strong>in</strong>getragen werden.<br />

Übertragungsfaktor U<br />

Tr<strong>an</strong>sfer <strong>der</strong> Griffbeschleunigung: Mit <strong>und</strong> ohne Schwabbelmassen<br />

2.5<br />

2<br />

1.5<br />

1<br />

0.5<br />

U Unterarm (S)<br />

U Oberarm (S)<br />

U Unterarm (W)<br />

U Oberarm (W)<br />

0<br />

0 20 40 60 80 100<br />

Frequenz [%νmax ]<br />

Abb. 90: Tr<strong>an</strong>sferfunktion <strong>der</strong> Beschleunigungen bei starrem Modell <strong>und</strong> leichtem<br />

Griff


128 HAS: E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Schwabbelmassen<br />

3a) Energiedissipation <strong>der</strong> Schwabbelmassen:<br />

Das starre Modell zeigt für das H<strong>an</strong>dpolster <strong>in</strong> Abbildung 91 (schwarz) erwartungsgemäß<br />

e<strong>in</strong> Maximum <strong>der</strong> Dissipation bei ungefähr 25 %νmax. Beim Schwabbelmassenmodell<br />

nimmt das Maximum deutlich kle<strong>in</strong>ere Werte bei höherer Frequenz e<strong>in</strong>.<br />

M<strong>an</strong> sieht <strong>in</strong> dieser Abbildung schon, dass die Unterarmschwabbelmasse (grün) auch<br />

bei höheren Frequenzen noch Energie vernichtet. In direkten Vergleich setzen sollte<br />

m<strong>an</strong> hier die Dissipation <strong>in</strong> dem H<strong>an</strong>dpolster des Schwabbelmassenmodells (rot).<br />

Deutlicher zeigt sich dieses Verhalten bei dem schweren Griff mit höherer Kraftamplitude<br />

<strong>in</strong> Abbildung 92. Vergleicht m<strong>an</strong> hier die Verteilung <strong>der</strong> Dissipation auf<br />

H<strong>an</strong>dpolster (rot) <strong>und</strong> Schwabbelmasse des Unterarms (grün), erkennt m<strong>an</strong> wie groß<br />

die Unterschiede zu dem starren Modell (schwarz) s<strong>in</strong>d. Wenn diese Modellvorhersagen<br />

sich im Experiment validieren ließen, müssten die etablierten Modelle des HAS<br />

e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>gehenden Prüfung unterzogen werden, da sie eventuell e<strong>in</strong> falsches Bild über<br />

die Lokalisierungen von vibrations<strong>in</strong>duzierten Schädigungen liefern.<br />

3b) Energiedissipation <strong>der</strong> Gelenke:<br />

In den hier dargestellten Ergebnissen wir nur <strong>der</strong> Bereich von 15%νmax bis 35%νmax<br />

betrachtet. Bei nie<strong>der</strong>en Frequenzen liegen erwartungsgemäß ausgeprägte Maxima<br />

<strong>der</strong> Dissipation <strong>in</strong> den Gelenken, da hier Griff <strong>und</strong> HAS <strong>in</strong> Phase schw<strong>in</strong>gen. Interess<strong>an</strong>ter<br />

ist daher <strong>der</strong> hier vorgestellte Frequenzbereich. In diesem Bereich sollte HAS,<br />

wenn m<strong>an</strong> es als Starrkörpermodell betrachtet, kaum Dissipation im Schultergelenk<br />

zeigen, da <strong>der</strong> Griff nur noch gegen das H<strong>an</strong>dpolster schw<strong>in</strong>gt. In Abbildung 93 wird<br />

dies durch die schwarze Kurve bestätigt.<br />

Wenn m<strong>an</strong> die Schwabbelmassen jedoch berücksichtigt (rote Kurve), erkennt m<strong>an</strong>,<br />

dass die Dissipation <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schulter durch das Starrkörpermodell um den Faktor<br />

10 unterschätzt wird. In Vergleich gesetzt wird zudem die Dissipation im H<strong>an</strong>dpolster<br />

des Schwabbelmassenmodells (blau). Interess<strong>an</strong>t ist dies vor allem deshalb, da<br />

bisl<strong>an</strong>g davon ausgeg<strong>an</strong>gen wird, dass das HAS bei hohen Frequenzen <strong>an</strong> <strong>der</strong> E<strong>in</strong>leitungsstelle<br />

entkoppelt, <strong>und</strong> daher Energie bei hohen Frequenzen hauptsächlich im<br />

H<strong>an</strong>dpolster dissipiert wird.<br />

In Abbildung 94 wird wie<strong>der</strong>um im Modell <strong>der</strong> schwere Griff <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e höhere Kraftamplitude<br />

<strong>an</strong>genommen. An diesen Ergebnissen k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> die Unterschiede zum starren<br />

Modell noch deutlicher erkennen. Hier ist die Dissipation <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schulter sogar noch<br />

höher als im H<strong>an</strong>dpolster. Beide Kurven (rot <strong>und</strong> blau) s<strong>in</strong>d im Vergleich zu den<br />

Ergebnissen aus Abbildung 93 zu tieferen Frequenzen h<strong>in</strong> verschoben, was sich durch<br />

die höhere Griffmasse erklären lässt.


HAS: E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Schwabbelmassen 129<br />

FFT(P diss (t))<br />

0.003<br />

0.0025<br />

0.002<br />

0.0015<br />

0.001<br />

0.0005<br />

Energiedissipation im H<strong>an</strong>dpolster <strong>und</strong> den Schwabbelmassen<br />

H<strong>an</strong>dpolster (S)<br />

H<strong>an</strong>dpolster (W)<br />

SM H<strong>an</strong>d (W)<br />

SM Unterarm (W)<br />

0<br />

0 20 40 60 80 100<br />

Frequenz [%νmax ]<br />

Abb. 91: Energiedissipation <strong>in</strong> den Schwabbelmassen bei leichtem Griff<br />

FFT(P diss (t))<br />

Energiedissipation im H<strong>an</strong>dpolster <strong>und</strong> den Schwabbelmassen<br />

0.2<br />

0.15<br />

0.1<br />

0.05<br />

H<strong>an</strong>dpolster (S)<br />

H<strong>an</strong>dpolster (W)<br />

SM H<strong>an</strong>d (W)<br />

SM Unterarm (W)<br />

0<br />

0 20 40 60 80 100<br />

Frequenz [%νmax ]<br />

Abb. 92: Energiedissipation <strong>in</strong> den Schwabbelmassen bei schwerem Griff


130 HAS: E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Schwabbelmassen<br />

FFT(P diss (t))<br />

0.002<br />

0.0015<br />

0.001<br />

0.0005<br />

Energiedissipation<br />

Schulter (S)<br />

Schulter (W)<br />

H<strong>an</strong>dpolster (W)<br />

0<br />

15 20 25<br />

Frequenz [%νmax ]<br />

30 35<br />

Abb. 93: Energiedissipation im Schultergelenk bei leichtem Griff<br />

FFT(P diss (t))<br />

0.02<br />

0.018<br />

0.016<br />

0.014<br />

0.012<br />

0.01<br />

0.008<br />

0.006<br />

0.004<br />

0.002<br />

Energiedissipation<br />

Schulter (S)<br />

Schulter (W)<br />

H<strong>an</strong>dpolster (W)<br />

0<br />

15 20 25<br />

Frequenz [%νmax ]<br />

30 35<br />

Abb. 94: Energiedissipation im Schultergelenk bei schwerem Griff


HAS: E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Schwabbelmassen 131<br />

4.5.3 Ergebnisse<br />

Es hat sich deutlich gezeigt, dass die Berücksichtigung <strong>der</strong> Weichteileigenschaften<br />

von großer Bedeutung <strong>in</strong> dieser biomech<strong>an</strong>ischen Fragestellung ist. Dies zeigt sich<br />

deutlich <strong>an</strong> dem Vergleich zwischen Starrkörpermodell <strong>und</strong> Schwabbelmassenmodell.<br />

Nur das Schwabbelmassenmodell k<strong>an</strong>n die Reson<strong>an</strong>z unterhalb 20%νmax erklären.<br />

Dies lässt den Schluss zu, dass das Starrkörpermodell nicht geeignet ist, um<br />

die Verhältnisse bei <strong>der</strong> E<strong>in</strong>leitung von Vibrationen <strong>in</strong> das HAS zu untersuchen.<br />

Insbeson<strong>der</strong>e die aus dem Verhalten des Starrkörpermodells ableitbare vollständige<br />

Entkoppelung des HAS bei hohen Frequenzen muss <strong>in</strong> Frage gestellt werden.<br />

Wie die im vorigen gezeigten Ergebnisse belegen, lässt sich aus dem Schwabbelmassenmodell<br />

ableiten, dass auch bei höheren Frequenzen Tr<strong>an</strong>sfer von vibrations<strong>in</strong>duzierten<br />

Beschleunigungen, <strong>und</strong> demzufolge auch Dissipation von Energie, sogar<br />

noch im Schultergelenk vermutet werden muss. Im Vergleich zum Starrkörpermodell<br />

zeigt das Schwabbelmassenmodell e<strong>in</strong>e Verschiebung <strong>der</strong> Maxima <strong>der</strong> Tr<strong>an</strong>sferfunktion<br />

h<strong>in</strong> zu höheren Frequenzen. H<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Energiedissipation ergibt sich sogar<br />

e<strong>in</strong> noch deutlicherer Unterschied. Das Schwabbelmassenmodell zeigt e<strong>in</strong>e Umverteilung<br />

<strong>und</strong> Verschiebung h<strong>in</strong> zu höheren Frequenzen. Ferner zeigte sich, dass die<br />

Ankopplung e<strong>in</strong>er Griffmasse, mit e<strong>in</strong>em für typische Masch<strong>in</strong>en realistischen Eigengewicht,<br />

zu e<strong>in</strong>em deutlich <strong>an</strong><strong>der</strong>en Ergebnis bezüglich <strong>der</strong> Gesamtdynamik führt, als<br />

es die aus <strong>der</strong> Shakermessung gewonnene Admitt<strong>an</strong>zkurve vermuten lässt. Dies stellt<br />

die Verwendung gängiger Ersatzmodelle, welche e<strong>in</strong>e feste äußere Masse <strong>an</strong>nehmen,<br />

<strong>in</strong> Frage. Realistischer ist sicherlich die Annahme, dass das äußerste Element e<strong>in</strong>es<br />

Ersatzmodells e<strong>in</strong> Fe<strong>der</strong>-Dämpfer-Element se<strong>in</strong> sollte, <strong>an</strong> welches d<strong>an</strong>n Masch<strong>in</strong>en<br />

gekoppelt werden.<br />

Diese Aussagen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e für die Suche nach Schädigungsmech<strong>an</strong>ismen bezüglich<br />

Vibrationsbelastungen von Wichtigkeit. Die dargestellten Ergebnisse lassen<br />

sogar Schädigungen im Bereich <strong>der</strong> Schulter o<strong>der</strong> sogar <strong>in</strong> <strong>der</strong> Wirbelsäule denkbar<br />

ersche<strong>in</strong>en. Es ist daher wünschenswert, die Vorhersagen aus dem Modell <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Realität durch Messungen zu überprüfen. Dies könnte durch e<strong>in</strong>e Messung des Energietr<strong>an</strong>sfers<br />

im HAS bei e<strong>in</strong>geleiteten Vibrationen erfolgen. Im Experiment wurde<br />

nachgewiesen [77], dass e<strong>in</strong>e Energieübertragung auf verschiedene Teile des HAS<br />

messtechnisch erfassbar ist <strong>und</strong> auch bei höheren Frequenzen stattf<strong>in</strong>det.


132 HAS: Bewertung<br />

4.6 Bewertung<br />

4.6.1 Zusammenfassung <strong>der</strong> Ergebnisse<br />

Hier sollen die aus Sicht des Verfassers wichtigsten Ergebnisse <strong>der</strong> <strong>Simulation</strong>en des<br />

H<strong>an</strong>d-Arm-Masch<strong>in</strong>e-Systems zusammengefasst werden:<br />

⋄ Die Berücksichtigung <strong>der</strong> Schwabbelmassen ist von großer Bedeutung, um die<br />

Messungen gut reproduzieren zu können. E<strong>in</strong> Schwabbelmassenmodell führt zu<br />

Ergebnissen, welche zum Teil von bisherigen Annahmen abweichen. Dies gilt<br />

<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e für die Aussagen, welche den Energietr<strong>an</strong>sfer im System betreffen,<br />

<strong>und</strong> somit für arbeitsmediz<strong>in</strong>ische Überlegungen relev<strong>an</strong>t se<strong>in</strong> könnten.<br />

⋄ Die <strong>Simulation</strong>sergebnisse wi<strong>der</strong>sprechen <strong>der</strong> Annahme, dass das Modell <strong>in</strong> drei<br />

Raumrichtungen separabel ist. Es besteht e<strong>in</strong>e starke Kopplung, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

bei niedrigen <strong>und</strong> mittleren Frequenzen. Hier s<strong>in</strong>d die Amplituden <strong>der</strong> nicht<br />

<strong>an</strong>geregten Raumrichtungen <strong>in</strong> ihrer Stärke durchaus vergleichbar mit <strong>der</strong> <strong>an</strong>geregten<br />

Achse. Diese Kopplung hängt stark von <strong>der</strong> Arbeitshaltung <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Schnittstelle Masch<strong>in</strong>e-H<strong>an</strong>d ab.<br />

⋄ Die Beschreibung des HAS durch e<strong>in</strong> Ersatzmodell, wie es auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Norm<br />

[4, 5] beschrieben ist, ist <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Interpretation <strong>an</strong>zuzweifeln. Dieser Punkt<br />

wird im folgenden Unterkapitel noch e<strong>in</strong>mal näher erläutert.<br />

⋄ Die H<strong>an</strong>d als primärer Kontaktpartner hat den größten E<strong>in</strong>fluss auf das Modellverhalten.<br />

E<strong>in</strong>e z<strong>an</strong>genartige Greifkraft ist nicht realisiert. Die Hauptschwächen<br />

des Modells liegen bisl<strong>an</strong>g vorwiegend bei <strong>der</strong> H<strong>an</strong>dmodellierung. Hier<br />

wäre e<strong>in</strong>e Modellverfe<strong>in</strong>erung s<strong>in</strong>nvoll.<br />

⋄ Um Greifkraft <strong>und</strong> Andruckkraft besser e<strong>in</strong>stellen zu können, wäre e<strong>in</strong> Regler<br />

- z.B. basierend auf SIMULINK - nötig.<br />

4.6.2 Beurteilung<br />

H<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Parametersicherheit muss bei biomech<strong>an</strong>ischen Modellen immer mit<br />

e<strong>in</strong>geschränkten Erwartungen her<strong>an</strong>geg<strong>an</strong>gen werden. E<strong>in</strong> Stück Baustahl St38 lässt<br />

sich h<strong>in</strong>sichtlich Zusammensetzung <strong>und</strong> Verhalten normieren. Von e<strong>in</strong>er solchen Parametersicherheit<br />

<strong>in</strong> biomech<strong>an</strong>ischen Anwendungen k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> nicht ausgehen. H<strong>in</strong>zu<br />

kommt, dass das gesamte Themengebiet noch eher zu den neueren Forschungszweigen<br />

zählt. Viele Erkenntnisse müssen erst noch gewonnen werden. Das bedeutet,<br />

<strong>der</strong> Erkenntnisgew<strong>in</strong>n liegt eher im qualitativen als im qu<strong>an</strong>titativen Bereich. Die<br />

<strong>in</strong> diesem Modell e<strong>in</strong>gestellten Parameter stützen sich auf Plausibilitätsüberlegungen,<br />

phänomenologische Bewertungen <strong>und</strong> Messungen sowie Vorarbeiten, die jedoch<br />

nicht immer mite<strong>in</strong><strong>an</strong><strong>der</strong> verglichen werden können. Das Modell ist im Rahmen


HAS: Bewertung 133<br />

<strong>der</strong> beschriebenen Validierung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage, die gemessenen Zusammenhänge phänomenologisch<br />

zu erklären. Es stellt jedoch ke<strong>in</strong>e ultima ratio dar. Es werden sich<br />

sicherlich bei dem E<strong>in</strong>satz <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kopplung mit Masch<strong>in</strong>enmodellen neue, noch nicht<br />

geklärte Eigenschaften des HAS zeigen. So k<strong>an</strong>n bei weiterer Verbesserung <strong>der</strong> Modellierung<br />

versucht werden, <strong>in</strong> systematischer Fe<strong>in</strong>arbeit die Modellsicherheit <strong>und</strong><br />

die Parametersicherheit zu erhöhen.<br />

Andruckkraft o<strong>der</strong> Masch<strong>in</strong>enführung: Da das Modell unter ADAMS möglichst<br />

ohne SIMULINK-Anb<strong>in</strong>dung laufen sollte, konnte ke<strong>in</strong>e komfortable Implementation<br />

<strong>der</strong> Andruckkraft realisiert werden. Im Moment müssen die Sollstellungen<br />

<strong>der</strong> Gelenke so variiert werden, bis nach E<strong>in</strong>stellung des statischen Gleichgewichts<br />

<strong>der</strong> gewünschte Andruckkraftvektor wirkt. Wenn hier e<strong>in</strong>e Verbesserung <strong>an</strong>gestrebt<br />

werden soll, müsste e<strong>in</strong> entsprechen<strong>der</strong> Regler unter SIMULINK entwickelt werden.<br />

Dies könnte im Zusammenh<strong>an</strong>g mit <strong>der</strong> eventuellen Entwicklung e<strong>in</strong>es Reglers für<br />

e<strong>in</strong> detaillierteres H<strong>an</strong>dmodell erfolgen.<br />

Ableitung weiterer Validierungsgrößen: Es wurde bereits erwähnt, dass die<br />

Modellgüte vom Griff zur Schulter h<strong>in</strong> immer unsicherer wird, da e<strong>in</strong>zig <strong>an</strong> <strong>der</strong><br />

Krafte<strong>in</strong>leitungsstelle gemessen wird. Wenn auf seiten des HAS weitere Messungen<br />

abgeleitet würden, könnte das Modell besser validiert werden. Diese Messungen<br />

sollten nicht als zusätzlich son<strong>der</strong>n als begleitend o<strong>der</strong> unterstützend verst<strong>an</strong>den<br />

werden. Die bisl<strong>an</strong>g vorh<strong>an</strong>dene Datenmenge soll damit nicht vergrößert, son<strong>der</strong>n<br />

die Auswertung <strong>in</strong> Detailfragen erleichtert werden.<br />

Modellverständnis: Die <strong>Simulation</strong>en halfen, e<strong>in</strong>ige wichtige Zusammenhänge<br />

aufzuzeigen. So ist zum Beispiel deutlich geworden, dass auf die Berücksichtigung<br />

<strong>der</strong> Weichteileigenschaften durch Schwabbelmassen nicht verzichtet werden k<strong>an</strong>n.<br />

Ferner wurde deutlich, dass das Hauptaugenmerk bei zukünftigen Arbeiten auf <strong>der</strong><br />

Modellierung e<strong>in</strong>er realistischen H<strong>an</strong>d gelegt werden sollte. Da umf<strong>an</strong>greiche Parameterstudien<br />

aus Zeitgründen nicht mehr im Rahmen dieser Arbeit durchgeführt<br />

werden konnten, s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>ige Zusammenhänge noch nicht optimal geklärt. Das Modell<br />

muss durch weitere lokale Messungen noch besser validiert werden. Die größten<br />

Unsicherheiten liegen im Bereich <strong>der</strong> H<strong>an</strong>dmodellierung. Da <strong>der</strong> E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> H<strong>an</strong>dmodellierung<br />

auf das Verhalten des HAS maximal ist, k<strong>an</strong>n ohne e<strong>in</strong> ausreichendes<br />

Verständnis <strong>der</strong> Zusammenhänge ke<strong>in</strong> <strong>in</strong> weiten Bereichen <strong>und</strong> unter verschiedenen<br />

R<strong>an</strong>dbed<strong>in</strong>gungen gültiger Parametersatz bestimmt werden.<br />

Die Admitt<strong>an</strong>z beschreibt die Schw<strong>in</strong>gungseigenschaften des H<strong>an</strong>d-Arm-<br />

Systems mit dem Griff : Wenn m<strong>an</strong> den Normvorschlag [5] durchdenkt, welcher<br />

im Kapitel 4.1.1 beschrieben wurde, wird <strong>der</strong> E<strong>in</strong>druck erweckt, m<strong>an</strong> könne die


134 HAS: Bewertung<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

/ H E B B<br />

� !<br />

- H H A C K � C<br />

� = I ? D �<br />

� = I ? D �<br />

Abb. 95: Ersatzmodell HAS: a)Mess<strong>an</strong>ordnung, b)Interpretation: Drei-Massen-<br />

Ersatzmodell, c)Physikalisch s<strong>in</strong>nvolles Ersatzmodell: Äußerstes Element ist H<strong>an</strong>dpolster<br />

Schw<strong>in</strong>gungseigenschaften des menschlichen HAS durch e<strong>in</strong>en Dreimassenschw<strong>in</strong>ger<br />

allgeme<strong>in</strong>gültig reproduzieren. Dies entspricht dem Wunsch e<strong>in</strong>e freie Imped<strong>an</strong>z<br />

bzw. e<strong>in</strong>e freie Admitt<strong>an</strong>z des HAS def<strong>in</strong>ieren zu können. Entwe<strong>der</strong> dieses Bild wird<br />

so <strong>in</strong>terpretiert, das m<strong>an</strong> <strong>an</strong> den Dreimassenschw<strong>in</strong>ger beliebige schw<strong>in</strong>gungserregende<br />

Masch<strong>in</strong>en o<strong>der</strong> Werkzeuge <strong>an</strong>koppeln k<strong>an</strong>n, o<strong>der</strong> es wird vorgeschlagen den<br />

E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Griffmasse durch Rechentricks aus <strong>der</strong> mit e<strong>in</strong>er Griffmasse gemessenen<br />

Admitt<strong>an</strong>z zu elim<strong>in</strong>ieren. Das heist, es wird e<strong>in</strong>e Massenkorrektur vorgeschlagen,<br />

was zum Beispiel bedeuten könnte, dass m<strong>an</strong> von <strong>der</strong> Admitt<strong>an</strong>z, die ja den Kehrwert<br />

<strong>der</strong> dynamischen Gesamtmasse darstellt, e<strong>in</strong>fach den Kehrwert <strong>der</strong> Griffmasse<br />

abzieht.<br />

Aus physikalischer Sicht lässt sich jedoch s<strong>in</strong>nvoll ke<strong>in</strong>e Admitt<strong>an</strong>z des HAS ohne<br />

Griffmasse def<strong>in</strong>ieren, da die eigentliche Schnittstelle zwischen Mensch <strong>und</strong> Masch<strong>in</strong>e<br />

nicht e<strong>in</strong>e Masse ist, son<strong>der</strong>n e<strong>in</strong> Kraftelement, das sogen<strong>an</strong>nte H<strong>an</strong>dpolster. Die<br />

Admitt<strong>an</strong>z, wie sie <strong>in</strong> <strong>der</strong> bisherigen Def<strong>in</strong>ition betrachtet wird, setzt jedoch e<strong>in</strong>e<br />

Masse, z.B. den Griff am E<strong>in</strong>leitungspunkt voraus. In diesem Bild hängt die letzte<br />

Reson<strong>an</strong>z, also auch die Admitt<strong>an</strong>z, <strong>in</strong> Höhe <strong>und</strong> Lage direkt von den Parametern<br />

des H<strong>an</strong>dpolsters <strong>und</strong> <strong>der</strong> Masse des Messgriffs gemäß <strong>der</strong> Abschätzung für die Eigenfrequenz<br />

ωres = � k/m ab. Bleibt die Steifigkeit k fest <strong>und</strong> wird die Griffmasse<br />

m variiert, än<strong>der</strong>t sich eben auch die Frequenz <strong>der</strong> Reson<strong>an</strong>z.<br />

Die Ergebnisse <strong>der</strong> <strong>Simulation</strong>en bezüglich variierter Griffmassen (vgl. Kap 4.3) bestätigen<br />

die Abschätzung, dass die Reson<strong>an</strong>z bei hohen Frequenzen stark von <strong>der</strong><br />

Masse des Griffs o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Masch<strong>in</strong>e <strong>und</strong> den elastischen Eigenschaften des H<strong>an</strong>dpolsters<br />

abhängt. Daher ist die Angabe e<strong>in</strong>er freien Admitt<strong>an</strong>z <strong>und</strong> e<strong>in</strong>es damit<br />

def<strong>in</strong>ierten allgeme<strong>in</strong> gültigen Prüfst<strong>an</strong>des nicht s<strong>in</strong>nvoll.<br />

Die Abb. 95 soll diese Thematik weiter verdeutlichen. Die Mess<strong>an</strong>ordnung k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong><br />

sich wie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Abbildung im Fall a) vorstellen. Die Erregungskraft wird am Messgriff<br />

e<strong>in</strong>geleitet <strong>und</strong> gemessen. Dieser Griff koppelt über e<strong>in</strong> Kraftelement <strong>an</strong> das HAS.<br />

=<br />

><br />

?


HAS: Bewertung 135<br />

Versucht m<strong>an</strong> nun mit den Messungen e<strong>in</strong> Drei-Massen-Modell <strong>an</strong>zufitten, entspräche<br />

die äußerste Masse damit eigentlich dem Messgriff. Oft wird h<strong>in</strong>gegen, auch <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Norm, diese dritte Masse dem HAS zugeschlagen. Mit Hilfe dieses Normersatzmodells<br />

soll das Verhalten des HAS im Zusammenspiel mit Werkzeugen vorhergesagt<br />

werden können. In diesem Bild ist <strong>der</strong> E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Griffmasse völlig unterschlagen.<br />

An dieses Drei-Massen-Ersatzmodell soll nun die Masch<strong>in</strong>e fest <strong>an</strong>gekoppelt werden,<br />

wie <strong>in</strong> Fall b) gezeigt wird. Diese Modellvorstellung setzt aber die Existenz e<strong>in</strong>er<br />

Größe wie <strong>der</strong> freien Admitt<strong>an</strong>z des HAS voraus.<br />

Es wäre deshalb vorzuschlagen, dass e<strong>in</strong> valides Ersatzmodell wie <strong>in</strong> Fall c) dargestellt<br />

werden könnte. Das äußerste Ende des HAS ist das Gewebe <strong>der</strong> H<strong>an</strong>d, <strong>und</strong><br />

damit <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie e<strong>in</strong> Kelv<strong>in</strong>(-Maxwell)-Element, wie es z.B. <strong>in</strong> [58] im Bezug<br />

auf e<strong>in</strong> Modell <strong>der</strong> F<strong>in</strong>gerspitzen beschrieben wird. Wenn m<strong>an</strong> also e<strong>in</strong> universales<br />

Ersatzmodell des HAS def<strong>in</strong>ieren will, muss m<strong>an</strong> sich demnach das Ersatzmodell wie<br />

<strong>in</strong> Fall c) gezeigt vorstellen.<br />

Will m<strong>an</strong> die Admitt<strong>an</strong>z zur Normbildung verwenden, so spräche m<strong>an</strong> besser von<br />

e<strong>in</strong>er normierten Admitt<strong>an</strong>z, die m<strong>an</strong> def<strong>in</strong>ieren könnte, <strong>in</strong>dem m<strong>an</strong> entwe<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e<br />

genormte Griffmasse festlegt, was im aktuellen Normvorschlag jedoch unterlassen<br />

wurde, o<strong>der</strong> aber bei <strong>der</strong> Berechnung die Beschleunigung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em def<strong>in</strong>ierten Punkt<br />

des HAS verwendet.<br />

Was wäre denn die Aussagekraft e<strong>in</strong>er freien Admitt<strong>an</strong>z? Von Interesse ist doch<br />

letztlich die Dynamik des Gesamtsystems. Die Reson<strong>an</strong>zen des Gesamtsystems hängen<br />

aber direkt auch von <strong>der</strong> <strong>an</strong>gekoppelten Masse, also dem bedienten Werkzeug<br />

ab. E<strong>in</strong> Ersatzmodell des HAS sollte also wie <strong>in</strong> Abb. 95 Fall c) ausgelegt werden:<br />

Die Schnittstelle zwischen Griff <strong>und</strong> Mensch ist das Gewebspolster, also e<strong>in</strong><br />

Kraftelement. Nur so können zutreffende Aussagen bezüglich e<strong>in</strong>er Gesamtdynamik<br />

Mensch-Masch<strong>in</strong>e getroffen werden.<br />

4.6.3 Ausblick<br />

Aus jetziger Sicht <strong>der</strong> Sachlage sche<strong>in</strong>t die detaillierte Ausmodellierung <strong>der</strong> H<strong>an</strong>d<br />

von großem Interesse, sie ist <strong>der</strong> direkte Kontaktpartner zur Masch<strong>in</strong>e. E<strong>in</strong> wichtiger,<br />

bis jetzt unrealisierbarer Aspekt ist hierbei zum e<strong>in</strong>en die Greifkraft als Z<strong>an</strong>genkraft,<br />

zum <strong>an</strong><strong>der</strong>en können hier eventuell Reson<strong>an</strong>zen auftreten, welche bisl<strong>an</strong>g nur durch<br />

e<strong>in</strong>en stark vere<strong>in</strong>fachten Ansatz (Schwabbelmasse <strong>der</strong> H<strong>an</strong>d) postuliert wurden.<br />

Wenn m<strong>an</strong> die <strong>an</strong>atomische Struktur <strong>der</strong> H<strong>an</strong>d betrachtet (Abbildung 96), lässt sich<br />

die Schwierigkeit erahnen, mit <strong>der</strong> die Realisierung e<strong>in</strong>es validen Starrkörpermodells<br />

<strong>der</strong> menschlichen H<strong>an</strong>d behaftet ist. In allen Gelenken müsste e<strong>in</strong> Kraftelement implementiert<br />

werden. Die Parameter<strong>an</strong>zahl würde weiter <strong>an</strong>steigen. H<strong>in</strong>zu käme noch<br />

die Frage nach den entsprechenden Kontakten zum Griff. In <strong>der</strong> biomech<strong>an</strong>ischen<br />

Literatur ist bisl<strong>an</strong>g ke<strong>in</strong> detailliertes H<strong>an</strong>dmodell zur Bewegungssynthese beschrieben,<br />

zur <strong>in</strong>versen Dynamik ist e<strong>in</strong> Modell <strong>in</strong> [22] e<strong>in</strong>gesetzt worden.


136 HAS: Bewertung<br />

Abb. 96: Die Knochen <strong>der</strong> menschlichen H<strong>an</strong>d<br />

Aus dem Bereich <strong>der</strong> Computergrafik f<strong>in</strong>det sich e<strong>in</strong> Ansatz zur Interaktion <strong>der</strong><br />

H<strong>an</strong>d mit <strong>der</strong> Umgebung <strong>in</strong> [56]. Die Abbildung 97 ist dieser Quelle entnommen.<br />

M<strong>an</strong> erkennt, das bei diesem Ansatz <strong>in</strong> <strong>der</strong> H<strong>an</strong>d e<strong>in</strong>ige Kontaktsphären def<strong>in</strong>iert<br />

werden. Es wäre denkbar, diesen Ansatz noch zu verfe<strong>in</strong>ern, wenn Volumenkontakte<br />

zwischen durch CAD-Flächen def<strong>in</strong>ierten Körpern e<strong>in</strong>gesetzt werden können.<br />

Abb. 97: Mögliche Modellverbesserung durch detaillierte Kontaktbeh<strong>an</strong>dlung<br />

Um e<strong>in</strong> absehbares Teilvorhaben zu def<strong>in</strong>ieren, müsste e<strong>in</strong> Kompromiss zwischen<br />

<strong>der</strong> detailarmen Modellierung, wie sie bisl<strong>an</strong>g verwirklicht wurde <strong>und</strong> dem voll realistischen<br />

Modell <strong>an</strong>gestrebt werden. Die H<strong>an</strong>d muss zur Verwirklichung e<strong>in</strong>er Z<strong>an</strong>genkraft<br />

aus m<strong>in</strong>destens zwei Segmenten modelliert werden. Diese Segmente sollten<br />

jeweils auch mit Schwabbelmassen modelliert werden. Vermutlich muss e<strong>in</strong> Regler


HAS: Bewertung 137<br />

unter SIMULINK entwickelt werden, <strong>der</strong> die Greifkraft berechnet. Eng verwoben mit<br />

<strong>der</strong> obigen Thematik ist auch die Entwicklung von e<strong>in</strong>em verbesserten Modell des<br />

H<strong>an</strong>dpolsters. Es ist moment<strong>an</strong> ja so, dass die Kontaktkraft e<strong>in</strong>e Punkt-zu-Punkt-<br />

Kraft ist. Es entspräche eher den Gegebenheiten, e<strong>in</strong>e flächenbezogene Größe zu<br />

def<strong>in</strong>ieren, um die Parameter unabhängig von <strong>der</strong> Geometrie des Messgriffs <strong>an</strong>geben<br />

zu können. Zu dem Kraft-Deformationsverhalten von F<strong>in</strong>gerkuppen s<strong>in</strong>d Untersuchungen<br />

<strong>in</strong> [73, 58] beschrieben, Anhaltspunkte können auch Untersuchungen zum<br />

Fersenpolster wie z.B. <strong>in</strong> [26] liefern.<br />

Um flexible Bedienermodelle für die Anwendung im Themenbereich Mensch-Masch<strong>in</strong>e-Schnittstelle<br />

zu erstellen muss die passive <strong>Biomech<strong>an</strong>ik</strong> des Menschen um geeignete<br />

Ansätze zur Bewegungssynthese <strong>und</strong> Haltungskontrolle erweitert werden. Nur<br />

d<strong>an</strong>n können physiologisch s<strong>in</strong>nvolle Bedienermodelle erstellt werden, die auch Tätigkeiten<br />

simulieren können. Hierzu ist aber auch e<strong>in</strong> geeigneter Ansatz zur Kontaktbeh<strong>an</strong>dlung<br />

nötig, wobei ebenfalls auf Methoden <strong>der</strong> Virtual Reality zurückgegriffen<br />

werden k<strong>an</strong>n (Beispiel Abbildung 98: Das Greifen o<strong>der</strong> Führen e<strong>in</strong>es Hammers, Abbildung<br />

ebenfalls aus [56]).<br />

Abb. 98: Ausg<strong>an</strong>gspunkt für flexible <strong>Simulation</strong>en <strong>der</strong> Mensch-Masch<strong>in</strong>e-<br />

Schnittstelle im Bereich <strong>der</strong> H<strong>an</strong>dwerkzeuge sollte e<strong>in</strong>e detaillierte H<strong>an</strong>dmodellierung<br />

se<strong>in</strong>.


138 Sensitivitäts<strong>an</strong>alyse <strong>und</strong> Optimierung<br />

5 Techniken zur Sensitivitäts<strong>an</strong>alyse <strong>und</strong> Optimierung<br />

In den vor<strong>an</strong>gehenden Kapiteln wurden zwei biomech<strong>an</strong>ische Modelle beschrieben.<br />

Beide Modelle erfor<strong>der</strong>n die E<strong>in</strong>gabe e<strong>in</strong>er Vielzahl von Parametern. In beiden Anwendungen<br />

hat sich gezeigt, dass es schwierig ist, den E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Modellparameter<br />

auf das Modellverhalten zu beschreiben. Der Ersteller <strong>der</strong> <strong>Simulation</strong> bekommt durch<br />

” trial <strong>an</strong>d error“ bzw. Parametervariationen mit <strong>der</strong> Zeit e<strong>in</strong> Gefühl für das Modell<br />

<strong>und</strong> die Zusammenhänge, oft k<strong>an</strong>n dieses aber nur qualitativ beschrieben werden.<br />

Zuerst soll die Begrifflichkeit von sich <strong>in</strong> ihren Auswirkungen auf das Modellverhalten<br />

wechselseitig bee<strong>in</strong>flussenden Parametern <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d e<strong>in</strong>es Beispiels erläutert<br />

werden: Wechselt m<strong>an</strong> vom Starrkörpermodell zum Schwabbelmassenmodell, müssen<br />

die Parameter des H<strong>an</strong>dpolsters mit <strong>an</strong><strong>der</strong>en Werten belegt werden, um die<br />

Messdaten reproduzieren zu können. Die Parameter können also nicht unabhängig<br />

vone<strong>in</strong><strong>an</strong><strong>der</strong> bestimmt werden. Dies ist e<strong>in</strong> Extremfall e<strong>in</strong>er Parameterän<strong>der</strong>ung, das<br />

Gleiche gilt aber auch für weichere Übergänge.<br />

Nicht nur bei <strong>der</strong> Parameterbestimmung, son<strong>der</strong>n auch bei <strong>der</strong> Modellreduktion ist<br />

es nötig, den E<strong>in</strong>fluss e<strong>in</strong>zelner Modellparameter auf die relev<strong>an</strong>ten Modelleigenschaften<br />

bestimmen zu können. Nur so können irrelev<strong>an</strong>te Modellelemente sukzessive<br />

entfernt werden, bis e<strong>in</strong> reduziertes Modell zur Verfügung steht. E<strong>in</strong> optimal<br />

reduziertes Modell führt meist zu e<strong>in</strong>em besseren Verständnis <strong>der</strong> beobachteten Zusammenhänge.<br />

Interess<strong>an</strong>t ist <strong>in</strong> diesem Zusammenh<strong>an</strong>g auch die Variabilität des<br />

Modells h<strong>in</strong>sichtlich e<strong>in</strong>er Störung <strong>der</strong> Parameter. Die Aussagekraft e<strong>in</strong>er biomech<strong>an</strong>ischen<br />

<strong>Simulation</strong> hängt also davon ab, ob es möglich ist, Aussagen über Parametersensitivitäten<br />

qualitativ o<strong>der</strong> besser noch qu<strong>an</strong>titativ zu beschreiben. Beson<strong>der</strong>s<br />

bei biomech<strong>an</strong>ischen <strong>Simulation</strong>en ist es oft nicht möglich, die benötigten Parameter<br />

direkt zu messen, da messtechnische, ethische <strong>und</strong> systematische (z.B. unklare<br />

R<strong>an</strong>dbed<strong>in</strong>gungen) Gründe entgegenstehen.<br />

Bei Fragestellungen aus dem Bereich des Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g wird zunehmend mit Techniken<br />

gearbeitet, welche systematischen Zug<strong>an</strong>g zu dem Verständnis <strong>der</strong> Auswirkung<br />

e<strong>in</strong>zelner Parameter auf das Gesamtverhalten des Systems ermöglichen. Immer komplexer<br />

werdende Modelle lassen sich mit dem <strong>in</strong>tuitiven ” trial <strong>an</strong>d error“ nur unzureichend<br />

untersuchen.<br />

Starrkörpermodelle mit e<strong>in</strong>er hohen Zahl von, oft nicht unabhängig vone<strong>in</strong><strong>an</strong><strong>der</strong> bestimmbaren,<br />

Parametern lassen sich ohne geeignete Techniken zur Parameterf<strong>in</strong>dung<br />

nicht mehr s<strong>in</strong>nvoll h<strong>an</strong>dhaben.<br />

Im folgenden soll beschrieben werden, wie sich bei biomech<strong>an</strong>ischen MKS-Modellen<br />

mit verfügbarer Software Methoden e<strong>in</strong>setzen lassen, mit denen sich <strong>der</strong> E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong><br />

Modellparameter qu<strong>an</strong>titativ erfassen lässt.


Sensitivitäts<strong>an</strong>alyse <strong>und</strong> Optimierung 139<br />

5.1 Sensitivitäts<strong>an</strong>alyse <strong>und</strong> Optimierung bei MKS-Modellen<br />

Abb. 99: Die <strong>Simulation</strong> des schiefen Wurfs<br />

E<strong>in</strong> SIMPACK-Modell des schiefen Wurfs wurde erstellt (Abbildung 99), um <strong>an</strong><br />

diesem e<strong>in</strong>fachen Beispiel die entwickelte Methodik zur Optimierung <strong>und</strong> Sensitivitäts<strong>an</strong>alyse<br />

darzustellen. Natürlich ist die <strong>an</strong>alytische Lösung des optimalen Abwurfw<strong>in</strong>kels<br />

φopt = 45.0 bek<strong>an</strong>nt. Das Modell besteht aus e<strong>in</strong>em Körper. Dieser wird<br />

durch e<strong>in</strong>e Wurfkraft beschleunigt <strong>und</strong> bewegt sich ab e<strong>in</strong>em bestimmten Zeitpunkt<br />

nur unter dem E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Gravitation. Beim Aufprall auf den Boden, wirkt e<strong>in</strong>e<br />

elastische <strong>und</strong> stark dissipative Reaktionskraft. So wird e<strong>in</strong> erneutes Abspr<strong>in</strong>gen vom<br />

Boden verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t.<br />

Unterschiedliche Abwurfw<strong>in</strong>kel werden so realisiert, dass die zeitabhängige Kraftamplitude<br />

dem W<strong>in</strong>kel entsprechend <strong>in</strong> zwei Komponenten zerlegt wird. Um flexibel<br />

Techniken zur Optimierung <strong>und</strong> Sensitivitäts<strong>an</strong>alyse entwickeln zu können, wurde<br />

<strong>der</strong> Weg e<strong>in</strong>geschlagen die Bewertungsfunktion unter MATLAB zu realisieren. In<br />

dieser Funktion wird e<strong>in</strong>e Parameterdatenb<strong>an</strong>k für das SIMPACK-Modell geschrieben<br />

<strong>und</strong> d<strong>an</strong>n e<strong>in</strong>e Cosimulation zwischen SIMULINK <strong>und</strong> SIMPACK gestartet.<br />

SIMULINK schreibt die von SIMPACK errechneten Ergebnisse <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Datei. Diese<br />

wird nach <strong>der</strong> Cosimulation <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Bewertungsfunktion ausgewertet, <strong>und</strong> <strong>in</strong><br />

die geeignete Bewertungsgröße umgesetzt.<br />

Um e<strong>in</strong>e qu<strong>an</strong>titative Aussage über den E<strong>in</strong>fluss e<strong>in</strong>es Parameters treffen zu können,<br />

ist es hilfreich e<strong>in</strong>e sogen<strong>an</strong>nte Sensitivitäts<strong>an</strong>alyse durchzuführen. Hier wird<br />

die Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Bewertungsfunktion aufgr<strong>und</strong> e<strong>in</strong>er Variation e<strong>in</strong>es Parameters<br />

erfasst.<br />

Die Def<strong>in</strong>ition <strong>der</strong> Sensitivität ist demnach allgeme<strong>in</strong> formuliert S = n(Bi) d<br />

dBi<br />

T (Bi)<br />

mit Bewertungsfunktion T , dem Parameter Bi <strong>und</strong> e<strong>in</strong>er Normierung n(Bi), welche<br />

die Sensitivitäten verschiedener Parameter untere<strong>in</strong><strong>an</strong><strong>der</strong> vergleichbar macht. Im


140 Sensitivitäts<strong>an</strong>alyse <strong>und</strong> Optimierung<br />

Pr<strong>in</strong>zip sollte die Analyse <strong>in</strong> dem zuvor bestimmten Optimum gemacht werden. Der<br />

Normierungsfaktor wäre d<strong>an</strong>n mit n(Bi) = 1 zu wählen.<br />

Bi opt<br />

Lei<strong>der</strong> ist zu Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Untersuchungen das Optimum nicht bek<strong>an</strong>nt. Ferner ist es<br />

aus Gründen <strong>der</strong> Rechenzeit nicht machbar, e<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>nvolle numerische Ableitung zu<br />

bilden, da zum<strong>in</strong>dest bei den untersuchten <strong>Simulation</strong>en nur ca. fünf Stützstellen berechnet<br />

werden konnten. Deshalb wurde e<strong>in</strong> alternativer Zug<strong>an</strong>g beschritten. Es wurde<br />

sozusagen e<strong>in</strong>e Rauhigkeitsabschätzung <strong>der</strong> M<strong>an</strong>nigfaltigkeit berechnet. Die Parameter<br />

des Modells wurden <strong>in</strong> den Grenzen ihrer physiologischen o<strong>der</strong> literarischen<br />

Ungenauigkeit variiert. In den <strong>an</strong>schließenden Anwendungen beim Modell des Unfalls<br />

<strong>und</strong> dem H<strong>an</strong>d-Arm-System wurde nun die Streuung δTmax = Tmax(Bi) − Tm<strong>in</strong>(Bi)<br />

<strong>der</strong> Bewertungsfunktion bei Variation des Parameters Bi im Bereich <strong>der</strong> gegebenen<br />

Ungenauigkeit betrachtet.<br />

In diesem Beispiel soll als Bewertungsfunktion T die Wurfweite18 betrachtet werden.<br />

Denkbar wären aber sicherlich alle möglichen Größen als Bewertungsfunktion, so<br />

z.B. die maximale Aufprallkraft, wenn diese Größe von Interesse wäre.<br />

Sensitivität bezüglich des Abwurfw<strong>in</strong>kels:<br />

In <strong>der</strong> Abbildung 100 ist die Sensitivität bezüglich <strong>der</strong> Än<strong>der</strong>ung des Abwurfw<strong>in</strong>kels<br />

aufgetragen. M<strong>an</strong> sieht e<strong>in</strong>e Nullstelle bei 45 Grad, e<strong>in</strong> direkter H<strong>in</strong>weis für e<strong>in</strong><br />

Optimum bei diesem Wert. In <strong>der</strong> Abbildung 101 ist die Wurfweite als Funktion des<br />

Abwurfw<strong>in</strong>kels aufgetragen. Der optimale Wurfw<strong>in</strong>kel ist wie erwartet 45 Grad.<br />

dT/dφ[m/°]<br />

0.08<br />

0.06<br />

0.04<br />

0.02<br />

0<br />

−0.02<br />

−0.04<br />

−0.06<br />

−0.08<br />

Sensitivitäts<strong>an</strong>alyse<br />

Sensitivität Wurfw<strong>in</strong>kel<br />

−0.1<br />

25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75<br />

W<strong>in</strong>kel φ [°]<br />

Abb. 100: Sensitivität bezüglich <strong>der</strong> Än<strong>der</strong>ung des Abwurfw<strong>in</strong>kels<br />

18 Aus geometrischen Gründen ist diese negativ. Das Modell wirft eben <strong>in</strong> die negative x Richtung.


Sensitivitäts<strong>an</strong>alyse <strong>und</strong> Optimierung 141<br />

Weite [m]<br />

0<br />

−0.2<br />

−0.4<br />

−0.6<br />

−0.8<br />

−1<br />

−1.2<br />

−1.4<br />

−1.6<br />

Wurfweite<br />

−1.8<br />

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90<br />

W<strong>in</strong>kel φ [°]<br />

Wurfweite<br />

Abb. 101: Wurfweite als Funktion des Abwurfw<strong>in</strong>kels<br />

Da nun die Wurfweite unter MATLAB als Funktion zur Verfügung steht, k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong><br />

auf e<strong>in</strong>en vielfältigen F<strong>und</strong>us von Optimierungsalgorithmen zurückgreifen, um e<strong>in</strong>en<br />

optimalen Satz <strong>an</strong> Parametern zu erhalten. Anh<strong>an</strong>d <strong>der</strong> Sensitivitäts<strong>an</strong>alyse war<br />

zu erkennen, dass die Wurfweite mit <strong>der</strong> Abwurfkraft <strong>an</strong>steigt. Das Optimum läge<br />

hiermit also bei e<strong>in</strong>er unendlich hohen Abwurfkraft. Daher wurde die Abwurfkraft<br />

nicht als zu optimieren<strong>der</strong> Parameter betrachtet. Der Abwurfw<strong>in</strong>kel h<strong>in</strong>gegen k<strong>an</strong>n<br />

<strong>in</strong> diesem Beispiel optimiert werden.<br />

Wie <strong>in</strong> Abbildung 102 zu erkennen, erhält m<strong>an</strong> durchaus e<strong>in</strong> Ergebnis <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nähe des<br />

<strong>an</strong>alytischen Optimums. Die ger<strong>in</strong>ge Abweichung folgt aus <strong>der</strong> Tatsache, das eben<br />

e<strong>in</strong> Modell optimiert wurde, <strong>und</strong> nicht die <strong>an</strong>alytische Beschreibung. Modellfehler<br />

(leichtes Weiterrutschen am Boden) <strong>und</strong> numerische Artefakte sorgen dafür, das<br />

m<strong>an</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel nicht das (im Allgeme<strong>in</strong>en sowieso nicht <strong>an</strong>alytisch erfassbare)<br />

Optimum erhält, son<strong>der</strong>n e<strong>in</strong>e gute Annäherung.<br />

E<strong>in</strong>e zu erwartende Problematik bei <strong>der</strong> Optimierung hochparametrischer biomech<strong>an</strong>ischer<br />

Modelle ist, dass m<strong>an</strong> meistens am globalen Optimum <strong>in</strong>teressiert ist.<br />

Globale Optimierungen erfor<strong>der</strong>n aber e<strong>in</strong>en wesentlich höheren Aufw<strong>an</strong>d als lokale<br />

Verfahren. Bei Modellen mit sehr l<strong>an</strong>gen Rechenzeiten k<strong>an</strong>n dies dazu führen, das<br />

m<strong>an</strong> nur mit guten Startwerten e<strong>in</strong>e lokale Optimierung durchführen k<strong>an</strong>n.


142 Sensitivitäts<strong>an</strong>alyse <strong>und</strong> Optimierung<br />

Wurfweite [m]<br />

−1.2<br />

−1.3<br />

−1.4<br />

−1.5<br />

−1.6<br />

Bewertungsfunktion: Wurfweite<br />

−1.7<br />

0 5 10 15 20 25<br />

Iteration<br />

W<strong>in</strong>kel [°]<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

Optimierter Parameter: Abwurfw<strong>in</strong>kel<br />

20<br />

0 5 10 15 20 25<br />

Iteration<br />

Abb. 102: Die Optimierung des schiefen Wurfs<br />

5.2 PKW-Fußgänger Unfall<br />

5.2.1 Geeignete Bewertungsfunktionen<br />

In dem Kapitel zu den <strong>Simulation</strong>en beim PKW-Fußgängerunfall wurden bereits e<strong>in</strong>ige<br />

Größen e<strong>in</strong>geführt, welche sich zu e<strong>in</strong>er Beurteilung <strong>der</strong> Modellgüte eignen. Dies<br />

s<strong>in</strong>d die die Anprallgeschw<strong>in</strong>digkeit des Kopfes vKopf⊥, die mittlere Beschleunigung<br />

ā <strong>und</strong> die Stoßkraft F ∗ .<br />

E<strong>in</strong> <strong>in</strong> diesem Zusammenh<strong>an</strong>g sehr <strong>in</strong>teress<strong>an</strong>ter Parameter ist zum Beispiel <strong>der</strong><br />

Formfaktor cF orm = vKopf⊥/vKoll. Die Abhängigkeit zwischen Kollisionsgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

<strong>und</strong> Anprallgeschw<strong>in</strong>digkeit des Kopfes soll nur von <strong>der</strong> Geometrie des Fahrzeugs<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Kollisionsgeschw<strong>in</strong>digkeit abhängig se<strong>in</strong>. Durch e<strong>in</strong>e entsprechende<br />

Sensitivitäts<strong>an</strong>alyse k<strong>an</strong>n geklärt werden, wie stark die muskuläre Versp<strong>an</strong>nung des<br />

Opfers o<strong>der</strong> die Steifigkeiten <strong>der</strong> Kontakte den Formfaktor mit bee<strong>in</strong>flussen.<br />

Ferner k<strong>an</strong>n die Abhängigkeit des HIC von den Modellparametern untersucht wer-


Sensitivitäts<strong>an</strong>alyse <strong>und</strong> Optimierung 143<br />

den, was helfen k<strong>an</strong>n abzuschätzen, wie gut das Modell für die Prediktion von Schädigungen<br />

verwendbar ist.<br />

5.2.2 Sensitivitätsstudien beim Unfallmodell<br />

Im Folgenden sollen die wichtigsten Parameter des Modells bezüglich <strong>der</strong> oben erwähnten<br />

Bewertungskriterien auf ihren E<strong>in</strong>fluss geprüft werden.<br />

Es wurden fünf Werte zwischen M<strong>in</strong>imum <strong>und</strong> Maximum <strong>der</strong> untersuchten Parameter<br />

variiert, während die <strong>an</strong><strong>der</strong>en Parameter auf dem Normalwert gehalten wurden.<br />

Anstatt die Sensitivitäts<strong>an</strong>alyse im optimalen Punkt im Parameterraum durchzuführen,<br />

werden im folgenden die Parameter des Modells im s<strong>in</strong>nvollen Bereich, welcher<br />

z.B. durch die Parameterunsicherheit def<strong>in</strong>iert wird variiert, <strong>und</strong> die relative<br />

Än<strong>der</strong>ung <strong>in</strong>teress<strong>an</strong>ter Größen betrachtet. Es wurde somit eher e<strong>in</strong>e Rauhigkeitsabschätzung<br />

als e<strong>in</strong>e re<strong>in</strong>e Sensitivitäts<strong>an</strong>alyse vollzogen. Dieses Vorgehen wurde<br />

schon alle<strong>in</strong>e deshalb gewählt, da ke<strong>in</strong> optimaler Punkt im Parameterraum <strong>an</strong>gegeben<br />

werden k<strong>an</strong>n, da zur vollständigen Validierung <strong>und</strong> Optimierung des Modells<br />

noch weitere Tests <strong>an</strong> geeigneten Realunfällen durchgeführt werden müssen. Diese<br />

Rauhigkeitsabschätzung soll hierzu e<strong>in</strong>e Ausg<strong>an</strong>gsbasis liefern.<br />

Tabelle 7: Variationsbereich <strong>der</strong> Rauhigkeitsabschätzung<br />

Parameter M<strong>in</strong>imum Maximum Normal Kürzel<br />

Anstoßgeschw<strong>in</strong>digkeit 8m/s 12.5m/s 10 m/s V0<br />

Steifigkeit Kontakt 500 kN/m 2 2000 kN/m 2 800 kN/m 2 C(K)<br />

Dämpfung Kontakt 5kNs/m 2 20kNs/m 2 15kNs/m 2 D(K)<br />

Steifigkeit PKW-Kopf 0.2 2.0 0.5 C(H)<br />

Dämpfung PKW-Kopf 0.2 2.0 0.5 D(H)<br />

Steifigkeit Gelenke 10Nm/rad 600Nm/rad 57.3 Nm/rad C(G)<br />

Dämpfung Gelenke 2Nms/rad 15Nms/rad 5.00Nms/rad D(G)<br />

Steifigkeit Genick (r) 10 Nm/rad 200 Nm/rad 57.3 Nm/rad C(Nr)<br />

Dämpfung Genick (r) 1Nms/rad 10 Nms/rad 5.00 Nms/rad D(Nr)<br />

Steifigkeit Genick (t) 50 kN/m 500 kN/m 100 kN/m C(Nt)<br />

Dämpfung Genick (t) 0.1 kNs/m 2 kNs/m 0.3 kNs/m D(Nt)<br />

Die maximale Kraft auf den Unterschenkel (Abbildung 103) ist noch recht e<strong>in</strong>deutig<br />

nachzuvollziehen. Sie hängt hauptsächlich von <strong>der</strong> Anprallgeschw<strong>in</strong>digkeit <strong>und</strong> den<br />

Parametern des Kontaktes zwischen Karosserie <strong>und</strong> Körper ab, wobei <strong>der</strong> dissipative<br />

Anteil deutlich dom<strong>in</strong>iert. E<strong>in</strong>e weitere nachvollziehbare Abhängigkeit besteht <strong>in</strong><br />

dem Momentaufbau <strong>in</strong> den Gelenken des Körpers, die letztlich die effektive Masse<br />

des Unterschenkels mit bestimmen.<br />

Die Kraft auf den Kopf hängt bereits von deutlich mehr Faktoren ab (Abbildung<br />

104). Den stärksten E<strong>in</strong>fluss nehmen aber die Parameter des Kontaktes zwischen


144 Sensitivitäts<strong>an</strong>alyse <strong>und</strong> Optimierung<br />

Δ max [N]<br />

Δ max [N]<br />

3500<br />

3000<br />

2500<br />

2000<br />

1500<br />

1000<br />

500<br />

0<br />

5000<br />

4000<br />

3000<br />

2000<br />

1000<br />

Stoßkraft Unterschenkel (M<strong>in</strong>=3331.85N Max=7302.87N)<br />

D(Nt) C(H) D(H) C(Nt) C(Nr) D(Nr) C(G) C(K) D(G) D(K) V0<br />

Abb. 103: Bewertungskriterium: Kraft auf Unterschenkel<br />

0<br />

Stoßkraft Kopf (M<strong>in</strong>=4395.07N Max=10023.5N)<br />

D(Nt) C(Nt) C(G) D(K) D(Nr) D(G) C(Nr) C(K) V0 D(H) C(H)<br />

Abb. 104: Bewertungskriterium: Maximalkraft beim Kopf<strong>an</strong>prall<br />

Kopf <strong>und</strong> PKW, sowie die Kollisionsgeschw<strong>in</strong>digkeit, welche implizit die Anprallgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

des Kopfes bee<strong>in</strong>flusst. Neben diesen offensichtlichen Zusammenhängen<br />

bee<strong>in</strong>flussen jedoch e<strong>in</strong>e Reihe von Faktoren das Modellverhalten merklich, was<br />

verständlich ist, da <strong>der</strong> Kopf<strong>an</strong>prall <strong>an</strong> Ende des komplexen Abwickelungsprozesses<br />

steht.<br />

Im Kontext zum vor<strong>an</strong> Beschriebenen, k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> die Ähnlichkeit <strong>der</strong> Abhängigkeiten<br />

bezüglich <strong>der</strong> Kopfbeschleunigung (Abbildung 105) nachvollziehen. Dennoch ergeben<br />

sich gewisse Unterschiede, die <strong>in</strong>terpretiert werden können. Es wird deutlich, dass<br />

die Stoßkraft nicht nur von <strong>der</strong> Beschleunigung abhängt, son<strong>der</strong>n ebenfalls von <strong>der</strong><br />

effektiven Masse mitbestimmt wird. Deshalb hängt die Stoßkraft stärker von <strong>der</strong><br />

Steifigkeit des Nackens ab als die Kopfbeschleunigung.<br />

Die Komplexität <strong>der</strong> Zusammenhänge wird nun verdeutlicht, wenn m<strong>an</strong> das oben<br />

Gesagte zusammen mit den Abhängigkeiten bezüglich <strong>der</strong> effektiven Masse durch-


Sensitivitäts<strong>an</strong>alyse <strong>und</strong> Optimierung 145<br />

Δ max [g]<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

Maximale Beschleunigung (M<strong>in</strong>=104.149g Max=226.798g)<br />

D(Nt) C(Nr) C(Nt) D(G) D(Nr) D(K) C(G) C(K) V0 D(H) C(H)<br />

Abb. 105: Bewertungskriterium: Maximale Beschleunigung des Kopfes<br />

denkt. Die effektive Masse (Abbildung 106) hängt relativ diffus von e<strong>in</strong>er Reihe von<br />

Faktoren ab, welche sich nur teilweise erwarten ließen. Am verständlichsten ist noch<br />

die zweitstärkste Abhängigkeit von <strong>der</strong> Steifigkeit des Nackens. Hier wird letztlich<br />

<strong>der</strong> Kopf vom Körper entwe<strong>der</strong> <strong>in</strong> die Karosserie gedrückt, o<strong>der</strong> eben von ihr weggezogen.<br />

Dieser Faktor tritt bei <strong>der</strong> Beschleunigung nicht so <strong>in</strong> den Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong> wie<br />

bei <strong>der</strong> Stoßkraft.<br />

Δ max [kg]<br />

1<br />

0.8<br />

0.6<br />

0.4<br />

0.2<br />

0<br />

Effektive Masse (M<strong>in</strong>=4.0056kg Max=5.2944kg)<br />

D(Nt) D(H) D(Nr) C(H) C(Nt) D(G) C(K) C(G) V0 C(Nr) D(K)<br />

Abb. 106: Bewertungskriterium: Effektive Masse beim Kopf<strong>an</strong>prall<br />

An die vorhergehenden Aussagen schließen sich die Ergebnisse für die Stoßzeit des<br />

Kopfes bündig <strong>an</strong>. E<strong>in</strong>e Verlängerung <strong>der</strong> Stoßzeit des Kopf<strong>an</strong>pralls ist durch e<strong>in</strong>en<br />

weicheren Kontakt zu erzielen (Abbildung 107). Dies lässt sich nur durch konstruktive<br />

Maßnahmen beim PKW o<strong>der</strong> durch das Tragen e<strong>in</strong>es Helms erreichen. Aus Sicht<br />

<strong>der</strong> <strong>Modellbildung</strong> ist zu erwähnen, dass die Eigenschaften <strong>der</strong> Gelenke die Stoßzeit<br />

maßgeblich mitbestimmen. Diese Parameter s<strong>in</strong>d moment<strong>an</strong> jedoch nur sehr


146 Sensitivitäts<strong>an</strong>alyse <strong>und</strong> Optimierung<br />

ungenau abzuschätzen.<br />

Δ max [ms]<br />

14<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

Stoßzeit (M<strong>in</strong>=18ms Max=36ms)<br />

D(Nt) C(Nt) D(Nr) C(Nr) D(K) V0 C(G) C(K) D(G) D(H) C(H)<br />

Abb. 107: Bewertungskriterium: Stoßzeit Kopf<strong>an</strong>prall<br />

Die dynamische Verformung (Abbildung 108) ist ebenfalls maßgeblich durch die Härte<br />

des PKW bee<strong>in</strong>flusst. Da beim Stoß Energie umgesetzt wird, ist die dynamische<br />

Verformung ebenfalls stark von <strong>der</strong> Primärenergie, sprich <strong>der</strong> Kollisionsgeschw<strong>in</strong>digkeit,<br />

abhängig. E<strong>in</strong> weitere Faktor ist hier ebenfalls die Steifigkeit <strong>der</strong> Halswirbelsäule,<br />

welche die dynamische Masse bee<strong>in</strong>flusst.<br />

Δ max [m]<br />

0.07<br />

0.06<br />

0.05<br />

0.04<br />

0.03<br />

0.02<br />

0.01<br />

0<br />

Dynamische Verformung (M<strong>in</strong>=−0.1181m Max=−0.057972m)<br />

D(Nt) C(Nt) D(Nr) C(G) D(G) C(Nr) C(K) V0 D(K) C(H) D(H)<br />

Abb. 108: Bewertungskriterium: Dynamische Verformung<br />

Wenn m<strong>an</strong> das bisher Beschriebene berücksichtigt, ist nachvollziehbar, dass die senkrechte<br />

Anprallgeschw<strong>in</strong>digkeit des Kopfes am stärksten von <strong>der</strong> Kollisionsgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

abhängt (Abbildung 109). Die sek<strong>und</strong>ären Größen wie Beschleunigung <strong>und</strong><br />

Kraft ergeben sich aus <strong>der</strong> Anprallgeschw<strong>in</strong>digkeit. Neben <strong>der</strong> Kollisionsgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

gehen die Dämpfung <strong>und</strong> Steifigkeit <strong>in</strong> den Gelenken e<strong>in</strong>.


Sensitivitäts<strong>an</strong>alyse <strong>und</strong> Optimierung 147<br />

Δ max [m/s]<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

Anprallgeschw<strong>in</strong>digkeit Kopf senkrecht (M<strong>in</strong>=10.121m/s Max=15.9877m/s)<br />

D(Nt) C(H) D(H) C(Nt) C(G) C(Nr) C(K) D(K) D(Nr) D(G) V0<br />

Abb. 109: Bewertungskriterium: Relativgeschw<strong>in</strong>digkeit Kopf senkrecht<br />

Die Ergebnisse für den Formfaktor (Abbildung 110) decken sich hier direkt mit<br />

<strong>der</strong> Anprallgeschw<strong>in</strong>digkeit des Kopfes, was nicht weiter verw<strong>und</strong>ert. Eigentlich ist<br />

dieser Plot also red<strong>und</strong><strong>an</strong>t. Er soll aber dennoch gezeigt werden, da hier explizit<br />

verdeutlicht wird, dass die Anprallgeschw<strong>in</strong>digkeit des Kopfes eben nicht nur von<br />

<strong>der</strong> Kollisionsgeschw<strong>in</strong>digkeit <strong>und</strong> <strong>der</strong> PKW-Geometrie abhängt (die <strong>in</strong> diesem Fall<br />

nicht variiert wurde), son<strong>der</strong>n ebenfalls stark von den biomech<strong>an</strong>ischen Parametern<br />

(Gelenkeigenschaften) bestimmt wird.<br />

Δ max<br />

0.5<br />

0.4<br />

0.3<br />

0.2<br />

0.1<br />

0<br />

Formfaktor (M<strong>in</strong>=0.80968 Max=1.4411 )<br />

D(Nt) C(H) D(H) C(Nt) C(G) C(Nr) C(K) D(K) D(Nr) D(G) V0<br />

Abb. 110: Bewertungskriterium: Formfaktor<br />

Die Maximalbeschleunigung des Pelvis (Abbildung 111) hängt am stärksten von <strong>der</strong><br />

Kollisionsgeschw<strong>in</strong>digkeit, den Gelenkeigenschaften <strong>und</strong> <strong>der</strong> Härte des PKW ab. Der<br />

E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Steifigkeit <strong>der</strong> Halswirbelsäule <strong>und</strong> <strong>der</strong> Parameter des Kopf<strong>an</strong>pralls s<strong>in</strong>d<br />

nachvollziehbarerweise m<strong>in</strong>imal.<br />

Im Gegensatz zum oben gesagten, hängt die maximale Beschleunigung des Thorax


148 Sensitivitäts<strong>an</strong>alyse <strong>und</strong> Optimierung<br />

Δ max [m/s 2 ]<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

Maximalbeschleunigung Pelvis (M<strong>in</strong>=261.347m/s 2 Max=459.28m/s 2 )<br />

C(H) D(H) D(Nt) C(Nr) D(Nr) C(Nt) D(K) C(G) C(K) D(G) V0<br />

Abb. 111: Bewertungskriterium: Maximalbeschleunigung Pelvis<br />

(Abbildung 112) <strong>in</strong> diesem Fallbeispiel (Fall 8) nicht nur von <strong>der</strong> Härte des PKW<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Kollisionsgeschw<strong>in</strong>digkeit ab. Die Abhängigkeiten s<strong>in</strong>d recht komplex, da<br />

sich <strong>der</strong> Anprall des Thorax zeitlich mit dem Kopf<strong>an</strong>prall überschneidet, so dass<br />

auch die kopfbezogenen Größen mit <strong>in</strong> die Thoraxbeschleunigung e<strong>in</strong>gehen.<br />

Δ max [m/s 2 ]<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

Beschleunigung Thorax (M<strong>in</strong>=118.192m/s 2 Max=199.345m/s 2 )<br />

D(Nt) D(H) C(Nt) D(K) D(Nr) C(Nr) C(G) C(H) D(G) V0 C(K)<br />

Abb. 112: Bewertungskriterium: Maximalbeschleunigung Thorax<br />

Das Verletzungsrisiko bezüglich des Kopfes, ausgedrückt als HIC, hängt am stärksten<br />

von den Parametern des Kontaktes zusammen (Abbildung 113). E<strong>in</strong>e weicherer<br />

Aufprall verlängert den Stoß <strong>und</strong> erniedrigt so die Beschleunigung entsprechend. Neben<br />

dieser recht trivialen Erkenntnis ist zu bemerken, das die Anprallgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

hier <strong>an</strong> vierter Stelle steht. Somit wird die ebenfalls bek<strong>an</strong>nte Tatsache belegt, dass<br />

e<strong>in</strong>e Begrenzung <strong>der</strong> Höchstgeschw<strong>in</strong>digkeit statistisch zu e<strong>in</strong>er Verr<strong>in</strong>gerung <strong>der</strong><br />

Anzahl von Unfällen mit Todesfolge führen würde.


Sensitivitäts<strong>an</strong>alyse <strong>und</strong> Optimierung 149<br />

Δ max [s]<br />

4000<br />

3000<br />

2000<br />

1000<br />

0<br />

5.2.3 Zusammenfassung<br />

Head Injury Criterion (M<strong>in</strong>=834.893s Max=5016.05s)<br />

D(Nt) C(Nt) D(Nr) C(G) D(K) D(G) C(Nr) V0 C(K) D(H) C(H)<br />

Abb. 113: Bewertungskriterium: HIC<br />

Aus den Sensitivitäts<strong>an</strong>alysen lassen sich e<strong>in</strong>ige Aussagen ableiten. Diese betreffen<br />

zum e<strong>in</strong>en die Modellierung <strong>und</strong> zum <strong>an</strong><strong>der</strong>en generelle Aspekte des Fußgängerschutzes.<br />

Aus Sicht des Modellerstellers ist es wichtig zu sehen, dass trotz <strong>der</strong> hohen Parameter<strong>an</strong>zahl<br />

die Zusammenhänge plausibel erkennbar werden. Im Modell s<strong>in</strong>d neben<br />

<strong>der</strong> Kollisionsgeschw<strong>in</strong>digkeit die Gelenkeigenschaften <strong>und</strong> die Kontaktmech<strong>an</strong>ik des<br />

Anpralls beson<strong>der</strong>s sensitiv, aber auch noch recht unbestimmt. Wenn das Modell <strong>in</strong><br />

Anschlussarbeiten konsequent beson<strong>der</strong>s bezüglich dieser beiden Parametergruppen<br />

besser abgesichert wird, besteht nach den vorstehenden Ergebnissen durchaus die<br />

Möglichkeit, die Kollisionsgeschw<strong>in</strong>digkeit, also im Allgeme<strong>in</strong>en die Geschw<strong>in</strong>digkeit<br />

des PKW, sehr genau zu bestimmen. Dies ist aus rechtsmediz<strong>in</strong>ischer Sicht e<strong>in</strong><br />

wesentlicher Aspekt.<br />

In <strong>der</strong> rechtsmediz<strong>in</strong>ischen Rekonstruktion wird laut Auer [6] <strong>der</strong> Formfaktor als<br />

Funktion <strong>der</strong> Fahrzeuggeometrie <strong>und</strong> <strong>der</strong> Kollisionsgeschw<strong>in</strong>digkeit aufgefasst. Die<br />

Ergebnisse <strong>der</strong> Sensitivitäts<strong>an</strong>alyse legen nahe, dass hier <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die Gelenkeigenschaften<br />

sensitiv s<strong>in</strong>d. Das bedeutet auch bei e<strong>in</strong>er guten Absicherung dieser Parameter<br />

e<strong>in</strong>e starke Abhängigkeit von <strong>der</strong> Relativposition des Fußgängers bezüglich<br />

des KFZ vor dem Anprall, da die Gelenke <strong>in</strong> verschiedenen Auslenkungsrichtungen<br />

stark unterschiedlich reagieren.<br />

Die Sensitivitäts<strong>an</strong>alyse belegt auch schön die Tatsache, dass die Anpralldynamik des<br />

Kopfes als meist letztes Glied <strong>der</strong> k<strong>in</strong>ematischen Kette beim Unfall von allen vorher<br />

stattf<strong>in</strong>denden Kollisionen bestimmt wird. Das zeigt, dass die Vorhersagesicherheit<br />

für spätere Szenen des Abwickelungsvorg<strong>an</strong>gs schlechter wird. Dies entspricht <strong>der</strong><br />

Fehlerfortpfl<strong>an</strong>zung. Für die weitere Arbeit auf diesem Gebiet bedeutet dies, das für<br />

die <strong>Simulation</strong> realer Unfälle nicht die letale Kopfverletzung am besten dokumen-


150 Sensitivitäts<strong>an</strong>alyse <strong>und</strong> Optimierung<br />

tiert werden muss, son<strong>der</strong>n bei <strong>der</strong> Spurensicherung beson<strong>der</strong>es Augenmerk auf die<br />

primären Kollisionen zu legen ist. Die Arbeit von Auer [6] ist aus diesem Gr<strong>und</strong><br />

nicht beson<strong>der</strong>s gut geeignet, um dieses Modell zu validieren. Es ist wünschenswert,<br />

<strong>in</strong> folgenden Kooperationen diesem Aspekt Rechnung zu tragen.<br />

Aus Sicht des Schutzes von Fußgängern im Straßenverkehr lassen sich aus den Sensitivitäts<strong>an</strong>alysen<br />

mehrere Vorschläge ableiten. Entwe<strong>der</strong> m<strong>an</strong> macht das gesamte<br />

Fahrzeug weicher. Dies ist beson<strong>der</strong>s im Bereich <strong>der</strong> Holme <strong>und</strong> Scheiben moment<strong>an</strong><br />

technisch nicht umgesetzt. Es wäre eventuell möglich die Holme zu polstern.<br />

Scheiben aus speziellem Kunststoff könnten eventuell auch e<strong>in</strong>en weicheren Aufprall<br />

ermöglichen. Die selbe Problematik e<strong>in</strong>er fußgängerfre<strong>und</strong>lichen Konstruktion gilt<br />

auch beim Motorrad, bei dem es aber noch schwieriger se<strong>in</strong> dürfte, weiche Anprallstellen<br />

zu realisieren.<br />

Die dom<strong>in</strong>ierende Größe bei den Kopfverletzungen spielt jedoch immer noch die<br />

Energie, die beim Anprall umgesetzt wird. Sie ist e<strong>in</strong>e quadratische Form <strong>der</strong> Geschw<strong>in</strong>digkeit,<br />

was sich deutlich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Dom<strong>in</strong><strong>an</strong>z <strong>der</strong> Kollisionsgeschw<strong>in</strong>digkeit bei<br />

den verletzungsrelev<strong>an</strong>ten Bewertungsgrößen zeigt.<br />

Dies ist aber letztlich e<strong>in</strong>e triviale Erkenntnis, da allgeme<strong>in</strong> <strong>an</strong>erk<strong>an</strong>nt ist, das bei<br />

e<strong>in</strong>em generellen Tempolimit von 30 Km/h <strong>in</strong> geschlossenen Ortschaften nicht nur<br />

die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit von Unfällen allgeme<strong>in</strong> verm<strong>in</strong><strong>der</strong>t würde, son<strong>der</strong>n auch die<br />

Verletzungsfolgen deutlich reduziert würden. E<strong>in</strong>e grobe Abschätzung wäre, dass<br />

bei fast halbierter Geschw<strong>in</strong>digkeit die Unfälle mit letalem Ausg<strong>an</strong>g auf fast e<strong>in</strong><br />

Viertel des bisherigen Wertes gesenkt werden könnte 19 . Diese Abschätzung betrifft<br />

natürlich nicht nur die Unfälle mit tödlichem Ausg<strong>an</strong>g. Auch die Zahl <strong>der</strong> hohe Kosten<br />

verursachenden überlebenden Verletzten mit oft schweren bleibenden zerebralen<br />

Schädigungen könnte mit e<strong>in</strong>er solchen Maßnahme wahrsche<strong>in</strong>lich deutlich gesenkt<br />

werden.<br />

19 Das diese Aussagen nicht allgeme<strong>in</strong>gültig s<strong>in</strong>d, erfuhr e<strong>in</strong>e Bek<strong>an</strong>nte des Autors am eigenen<br />

Leib. Sie überlebte e<strong>in</strong>e Kollision mit e<strong>in</strong>em PKW <strong>in</strong> <strong>der</strong> Stadt mit e<strong>in</strong>er rekonstruierten Anprallgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

von ca. 70 km/h. Die Verletzungen konzentrierten sich auf Unterschenkel <strong>und</strong> Knie.<br />

Genaue Daten zur Rekonstruktion st<strong>an</strong>den dem Verfasser lei<strong>der</strong> nicht zur Verfügung, m<strong>an</strong> muss<br />

aber vermuten, das während des Wurfs von ca. 40 m zufälligerweise ke<strong>in</strong> starker Anprall des Kopfes<br />

auf den PKW erfolgte.


Sensitivitäts<strong>an</strong>alyse <strong>und</strong> Optimierung 151<br />

5.3 H<strong>an</strong>d-Arm-System<br />

5.3.1 Bewertungsfunktion beim H<strong>an</strong>d-Arm-Modell<br />

Um den E<strong>in</strong>fluss e<strong>in</strong>es Parameters auf das Verhalten des H<strong>an</strong>d-Arm-Systems abschätzen<br />

zu können, muss m<strong>an</strong> zu erst e<strong>in</strong>e qu<strong>an</strong>tifizierbare Größe als Bewertungsfunktion<br />

festlegen, welche die Güte des Modells <strong>an</strong>gibt. E<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tuitive Begutachtung<br />

<strong>der</strong> <strong>Simulation</strong>sergebnisse führt e<strong>in</strong> Betrachter meist durch, <strong>in</strong>dem er die Übere<strong>in</strong>stimmung<br />

zwischen gemessenen Größen <strong>und</strong> den Entsprechungen aus <strong>der</strong> <strong>Simulation</strong><br />

visuell vergleicht. Mathematisch gesehen ist dieses am besten durch e<strong>in</strong>e χ 2 -Funktion<br />

zu realisieren, welche die Abweichung e<strong>in</strong>er Referenzgröße, <strong>in</strong> diesem Fall <strong>der</strong> gemessenen<br />

Admitt<strong>an</strong>z, AMess <strong>und</strong> <strong>der</strong> zu vergleichenden Größe, <strong>in</strong> diesem Fall <strong>der</strong><br />

Admitt<strong>an</strong>z aus <strong>der</strong> <strong>Simulation</strong> ASim erfasst:<br />

χ 2 =<br />

νmax �<br />

νm<strong>in</strong><br />

(AMess − ASim) 2<br />

Abb. 114: Optimierung im Frequenzraum<br />

Zu beachten ist, dass die Bewertungsfunktion im Frequenzraum betrachtet werden<br />

muss, da die <strong>in</strong>teress<strong>an</strong>ten Größen als Frequenzg<strong>an</strong>g def<strong>in</strong>iert s<strong>in</strong>d. Daraus ergibt<br />

sich, dass die Ergebnisse nach <strong>der</strong> <strong>Simulation</strong> jeweils fouriertr<strong>an</strong>sformiert werden<br />

müssen (Abbildung 114). Deshalb wurde die χ 2 -Funktion über die Frequenzen summiert.


152 Sensitivitäts<strong>an</strong>alyse <strong>und</strong> Optimierung<br />

Die Admitt<strong>an</strong>z ist e<strong>in</strong>e komplexe Größe, weshalb m<strong>an</strong> pr<strong>in</strong>zipiell Amplitude <strong>und</strong><br />

Phase simult<strong>an</strong> vergleichen müsste.<br />

� �<br />

¨ri<br />

Mag(Admitt<strong>an</strong>zij) = Mag<br />

Fj<br />

� �<br />

¨ri<br />

Angle(Admitt<strong>an</strong>zij) = Angle<br />

In obiger Formulierung laufen i <strong>und</strong> j jeweils über die Anzahl <strong>der</strong> Freiheitsgrade. Also<br />

ergeben sich genau genommen 6 ∗ 6 ∗ 2 = 72 zu vergleichende Kurven, was letztlich<br />

zu 72 Bewertungsfunktionen χ2 i für i = 1...72 führt. Die meisten Optimierer o<strong>der</strong><br />

Werkzeuge zur Sensitivitäts<strong>an</strong>alyse for<strong>der</strong>n aber die Rückgabe e<strong>in</strong>er Bewertungsfunktion.<br />

E<strong>in</strong> Lösungs<strong>an</strong>satz ist hier, das Gesamtfehlerquadrat zu ermitteln, <strong>in</strong>dem<br />

die e<strong>in</strong>zelnen Bewertungsfunktionen mittels e<strong>in</strong>er geeigneten Gewichtung aufaddiert<br />

werden.<br />

χ 2 �72<br />

Gesamt =<br />

i=1<br />

wi ∗ χ 2 i<br />

In bisherigen Untersuchungen wurde jeweils nur die Antwort des Systems <strong>in</strong> Anregungsrichtung<br />

untersucht, was letztlich, bei sequentieller Auswertung, auf die Diagonalelemente<br />

des Admitt<strong>an</strong>ztensors führt. Es wurde jetzt e<strong>in</strong>e Erweiterung <strong>an</strong>gestrebt.<br />

Betrachtet wurde im Rahmen <strong>der</strong> weiteren <strong>Simulation</strong>en bei Anregung <strong>in</strong><br />

z-Richtung die Antwort <strong>in</strong> den drei tr<strong>an</strong>slatorischen Richtungen <strong>in</strong> Form des Betrags<br />

<strong>der</strong> Admitt<strong>an</strong>z. Diese drei Amplituden wurden mit e<strong>in</strong>em Gewichtungsfaktor<br />

wi multipliziert <strong>und</strong> aufaddiert. Der Gewichtungsfaktor wurde konkret, nach e<strong>in</strong>igen<br />

Versuchen mit komplizierteren Vari<strong>an</strong>ten letztlich für die <strong>in</strong>teress<strong>an</strong>ten Ergebnisgrößen<br />

zu E<strong>in</strong>s gewählt, die restlichen Gewichte wurden zu Null gewählt. Der Fehler <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Phase k<strong>an</strong>n mit ausgegeben <strong>und</strong> gegebenenfalls mit e<strong>in</strong>bezogen werden.<br />

Ermittlung <strong>der</strong> Bewertungsfunktion im Frequenzraum:<br />

Um e<strong>in</strong>e geeignete Bewertungsfunktion zu erhalten wird die Beschleunigung sowie<br />

die Anregung fouriertr<strong>an</strong>sformiert (Abbildung 115) <strong>und</strong> geglättet (Abbildung 116).<br />

Nun k<strong>an</strong>n die Admitt<strong>an</strong>z <strong>in</strong> Betrag (Abbildung 116)<strong>und</strong> Phase (Abbildung 117)<br />

berechnet werden. Das Ergebnis wird mit den Messungen verglichen, die Abweichung<br />

zu <strong>der</strong> gesuchten Bewertungsfunktion addiert (Abbildung 118) 20 .<br />

20 Diese Ergebnisse beziehen sich auf e<strong>in</strong> Modell, welches stark von <strong>der</strong> gesuchten Parameterkonfiguration<br />

abweicht. Aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> <strong>in</strong> diesem Fall ziemlich falschen Parameter ist die ungefilterte<br />

Admitt<strong>an</strong>z stark verrauscht. Bessere Parametersätze führten zu weniger verrauschten Admitt<strong>an</strong>zen.<br />

Fj


Sensitivitäts<strong>an</strong>alyse <strong>und</strong> Optimierung 153<br />

Admitt<strong>an</strong>z A zz<br />

Admitt<strong>an</strong>z A zz<br />

2<br />

1.8<br />

1.6<br />

1.4<br />

1.2<br />

1<br />

0.8<br />

0.6<br />

0.4<br />

0.2<br />

Admitt<strong>an</strong>z (Betrag) ungeglättet<br />

Admitt<strong>an</strong>z<br />

0<br />

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100<br />

Frequenz [%νmax ]<br />

1.6<br />

1.4<br />

1.2<br />

1<br />

0.8<br />

0.6<br />

0.4<br />

Abb. 115: Admitt<strong>an</strong>z (nicht geglättet)<br />

Vergleich <strong>Simulation</strong> <strong>und</strong> Experiment − Betrag<br />

0.2<br />

0<br />

Admitt<strong>an</strong>z Experiment<br />

Admitt<strong>an</strong>z <strong>Simulation</strong><br />

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100<br />

Frequenz [%νmax ]<br />

Abb. 116: Vergleich Admitt<strong>an</strong>z (Amplitude) mit Shakermessung


154 Sensitivitäts<strong>an</strong>alyse <strong>und</strong> Optimierung<br />

Admitt<strong>an</strong>z A zz<br />

χ 2<br />

0<br />

−0.5<br />

−1<br />

−1.5<br />

−2<br />

−2.5<br />

−3<br />

−3.5<br />

−4<br />

Vergleich <strong>Simulation</strong> <strong>und</strong> Experiment − Phase<br />

Admitt<strong>an</strong>z Experiment<br />

Admitt<strong>an</strong>z <strong>Simulation</strong><br />

−4.5<br />

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100<br />

Frequenz [%νmax ]<br />

Abb. 117: Vergleich Admitt<strong>an</strong>z (Phase) mit Shakermessung<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

Bewertungsfunktion χ 2<br />

gesamt<br />

0<br />

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100<br />

Frequenz [%νmax ]<br />

Abb. 118: Integral <strong>der</strong> Abweichung zwischen Messung <strong>und</strong> Modell<br />

χ 2


Sensitivitäts<strong>an</strong>alyse <strong>und</strong> Optimierung 155<br />

5.3.2 Sensitivitäts<strong>an</strong>alysen beim H<strong>an</strong>d-Arm-System<br />

Im Vor<strong>an</strong>geg<strong>an</strong>genen wurden bereits Parametervariationen beim Modell des HAS<br />

beschrieben. E<strong>in</strong> gewisses M<strong>an</strong>ko war dabei, dass nur e<strong>in</strong> subjektiver optischer E<strong>in</strong>druck<br />

von <strong>der</strong> Stärke des E<strong>in</strong>flusses des jeweiligen Parameters entst<strong>an</strong>d. Die im<br />

Vorigen e<strong>in</strong>geführte Sensitivitäts<strong>an</strong>alyse soll nun <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d e<strong>in</strong>iger <strong>Simulation</strong>en des<br />

HAS <strong>an</strong>gewendet werden. Sie k<strong>an</strong>n helfen, aus <strong>der</strong> Vielzahl <strong>der</strong> Parameter diejenigen<br />

zu selektieren, welche zur Validierung respektive Optimierung her<strong>an</strong>gezogen werden<br />

sollten.<br />

Die e<strong>in</strong>dimensionalen Sensitivitäts<strong>an</strong>alysen berücksichtigen natürlich nicht die Wechselwirkungen<br />

<strong>der</strong> Parameter bezüglich <strong>der</strong> Bewertungsfunktion. Ferner ist auch hier<br />

darauf h<strong>in</strong>zuweisen, dass die folgenden <strong>Simulation</strong>en wie<strong>der</strong>um Rauhigkeitsabschätzungen<br />

s<strong>in</strong>d, da zu Beg<strong>in</strong>n dieser Untersuchungen ebenfalls ke<strong>in</strong> optimaler Parametersatz<br />

zur Verfügung st<strong>an</strong>d, son<strong>der</strong>n e<strong>in</strong>e Optimierung ja erst hierdurch vorbereitet<br />

wurde.<br />

Es werden nun folgende <strong>Simulation</strong>sergebnisse beschrieben <strong>und</strong> diskutiert:<br />

1. Anthropometrieparameter:<br />

Zu Beg<strong>in</strong>n <strong>in</strong> dieser Arbeit wurden die <strong>an</strong>thropometrischen Menschmodelle<br />

e<strong>in</strong>geführt (vgl. Kap. 2.1). Variiert wurde die Statur von 1.50 m bis 2.10 m, <strong>und</strong><br />

die Körpermasse von 50 kg bis 140 kg. Es sollte untersucht werden, wie stark<br />

<strong>der</strong> E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Anthropometrie im Vergleich zu <strong>an</strong><strong>der</strong>en Modellparametern<br />

ist.<br />

2. Gelenkparameter <strong>der</strong> Schulter:<br />

Aus den Parametervariationen ist bereits bek<strong>an</strong>nt, dass <strong>der</strong> E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Gelenkparameter<br />

auf die Modelleigenschaften sehr ger<strong>in</strong>g ist. Mit dieser Analyse<br />

sollte untersucht werden, ob sich diese Erwartung qu<strong>an</strong>titativ belegen lässt.<br />

3. Unterarmschwabbelmasse:<br />

Aus den Parametervariationen lässt sich vermuten, dass dieser Parameter von<br />

mittlerer Sensitivität se<strong>in</strong> sollte, falls <strong>der</strong> subjektive E<strong>in</strong>druck realistisch ist.<br />

4. H<strong>an</strong>dpolster:<br />

Bei diesem Parameter wurde <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d <strong>der</strong> Parametervariation e<strong>in</strong>e hohe Sensitivität<br />

vermutet.


156 Sensitivitäts<strong>an</strong>alyse <strong>und</strong> Optimierung<br />

Sensitivität <strong>der</strong> Anthropometrie:<br />

M<strong>an</strong> erkennt, das bei diesem Modell die Masse (Abbildung 119) e<strong>in</strong>en größeren<br />

E<strong>in</strong>fluss auf die Modelleigenschaften hat als die Statur (Abbildung 120) . Wenn<br />

m<strong>an</strong> nun bedenkt, dass die <strong>an</strong>thropometrischen Daten ja pr<strong>in</strong>zipiell den <strong>in</strong>dividuellen<br />

Prob<strong>an</strong>den wi<strong>der</strong>spiegeln, haben eventuell gemachte Fehler <strong>in</strong> diesem Bereich,<br />

relativ betrachtet, e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>eren E<strong>in</strong>fluss. M<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n also davon ausgehen, dass<br />

die verwendeten Parameter, trotz eventueller Abweichungen von den realen Werten<br />

beim Prob<strong>an</strong>den mit Sicherheit für dieses Modell genau genug s<strong>in</strong>d.<br />

Sensitivität des Schulterparameter:<br />

Der subjektive E<strong>in</strong>druck aus <strong>der</strong> Parametervariation wird durch dieses Ergebnis<br />

voll bestätigt. Offensichtlich ist <strong>der</strong> E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Dämpfung (Abbildung 121), wie<br />

auch <strong>der</strong> Steifigkeit (Abbildung 122) <strong>der</strong> Schulter, m<strong>in</strong>imal. Für die Modellvalidierung<br />

bedeutet dies, dass dieser Parameter nur extrem ungenau aus den vorliegenden<br />

Messungen heraus bestimmt werden k<strong>an</strong>n. An<strong>der</strong>erseits ist e<strong>in</strong>e genaue Kenntnis<br />

für die Zielsetzung des HAS-Modells nicht wichtig, da e<strong>in</strong> falsch gewählter Wert die<br />

abzubildenden Eigenschaften fast nicht bee<strong>in</strong>flusst. Die Admitt<strong>an</strong>z k<strong>an</strong>n durch das<br />

Modell dennoch <strong>in</strong> <strong>der</strong> gewünschten Güte reproduziert werden. Dieser Parameter<br />

k<strong>an</strong>n also bei e<strong>in</strong>er folgenden Optimierung ausgespart werden.<br />

Sensitivität des Unterarmschwabbelmasse:<br />

Aus den Ergebnissen <strong>der</strong> Parametervariation wurde geschlossen, dass diese Parameter<br />

e<strong>in</strong>en mittleren bis großen E<strong>in</strong>fluss auf die Modelleigenschaften haben. Anh<strong>an</strong>d<br />

<strong>der</strong> Sensitivitäten k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> aber erkennen, dass eigentlich nur die Steifigkeit (Abbildung<br />

123) e<strong>in</strong>en großen E<strong>in</strong>fluss hat. In e<strong>in</strong>er folgenden Optimierung k<strong>an</strong>n also<br />

die Dämpfung eigentlich vorerst ausgespart werden (Abbildung 124), <strong>und</strong> eventuell<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em zweiten Durchlauf korrigiert werden, wenn Parameter mit e<strong>in</strong>em großen<br />

E<strong>in</strong>fluss, wie die Steifigkeit <strong>der</strong> Schwabbelmasse, bereits ermittelt wurden.<br />

Sensitivität des H<strong>an</strong>dpolsters:<br />

Das H<strong>an</strong>dpolster als primäre Schnittstelle zwischen Mensch <strong>und</strong> Masch<strong>in</strong>e hat <strong>in</strong><br />

Steifigkeit (Abbildung 126) <strong>und</strong> Dämpfung (Abbildung 125) großen E<strong>in</strong>fluss. Beide<br />

Parameter müssen also <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Optimierung berücksichtigt werden. An dieser Stelle<br />

k<strong>an</strong>n aber auch schon festgestellt werden, dass e<strong>in</strong>e eventuell detailliertere Modellierung<br />

<strong>der</strong> H<strong>an</strong>d s<strong>in</strong>nvoll wäre, da <strong>der</strong> E<strong>in</strong>fluss des H<strong>an</strong>dpolsters, also letztlich des<br />

Modells <strong>der</strong> H<strong>an</strong>d auf die Armdynamik groß ist.


Sensitivitäts<strong>an</strong>alyse <strong>und</strong> Optimierung 157<br />

Bewertungsfunktion<br />

Bewertungsfunktion<br />

220<br />

200<br />

180<br />

160<br />

140<br />

Körpergewicht<br />

120<br />

0 1 2 3 4<br />

160<br />

155<br />

150<br />

145<br />

Parameter [M<strong>in</strong>+n*Δ]<br />

Abb. 119: E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Körpermasse<br />

Statur<br />

140<br />

0 1 2 3 4<br />

Parameter [M<strong>in</strong>+n*Δ]<br />

Abb. 120: E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Körpergröße


158 Sensitivitäts<strong>an</strong>alyse <strong>und</strong> Optimierung<br />

Bewertungsfunktion<br />

Bewertungsfunktion<br />

150.5<br />

150<br />

149.5<br />

149<br />

Dämpfung Schulter<br />

0 1 2 3 4<br />

Parameter [M<strong>in</strong>+n*Δ]<br />

Abb. 121: E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Dämpfung des Schultergelenks<br />

164<br />

162<br />

160<br />

158<br />

156<br />

154<br />

152<br />

150<br />

Steifigkeit Schulter<br />

148<br />

0 1 2 3 4<br />

Parameter [M<strong>in</strong>+n*Δ]<br />

Abb. 122: E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Steifigkeit des Schultergelenks


Sensitivitäts<strong>an</strong>alyse <strong>und</strong> Optimierung 159<br />

Bewertungsfunktion<br />

150.5<br />

150<br />

149.5<br />

149<br />

148.5<br />

Schwabbelmasse Unterarm D<br />

148<br />

0 1 2 3 4<br />

Parameter [M<strong>in</strong>+n*Δ]<br />

Abb. 123: E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Steifigkeit <strong>der</strong> Schwabbelmasse des Unterarms<br />

Bewertungsfunktion<br />

450<br />

400<br />

350<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

Schwabbelmasse Unterarm C<br />

100<br />

0 1 2 3 4<br />

Parameter [M<strong>in</strong>+n*Δ]<br />

Abb. 124: E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Dämpfung <strong>der</strong> Schwabbelmasse des Unterarms


160 Sensitivitäts<strong>an</strong>alyse <strong>und</strong> Optimierung<br />

Bewertungsfunktion<br />

Bewertungsfunktion<br />

260<br />

240<br />

220<br />

200<br />

180<br />

160<br />

H<strong>an</strong>dpolster Dz<br />

140<br />

0 1 2 3 4<br />

450<br />

400<br />

350<br />

300<br />

250<br />

200<br />

Parameter [M<strong>in</strong>+n*Δ]<br />

Abb. 125: E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Dämpfung des H<strong>an</strong>dpolsters<br />

H<strong>an</strong>dpolster Cz<br />

150<br />

0 1 2 3 4<br />

Parameter [M<strong>in</strong>+n*Δ]<br />

Abb. 126: E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Steifigkeit des H<strong>an</strong>dpolsters


Sensitivitäts<strong>an</strong>alyse <strong>und</strong> Optimierung 161<br />

Δ Bewertung<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

Parameter: Variation Kürzel<br />

Körpergewicht 53%-150% Masse<br />

Körpergröße 77%-110% Statur<br />

Dämpfung Schulter 10%-100% Sch(D)<br />

Steifigkeit Schulter 10%-100% SCH(C)<br />

Dämpfung Unterarmschwabbelmasse 1%-500% SMU(D)<br />

Steifigkeit Unterarmschwabbelmasse 0.1%-1200% SMU(C)<br />

Dämpfung H<strong>an</strong>dpolster 32%-164% HP(D)<br />

Steifigkeit H<strong>an</strong>dpolster 34%-278% HP(C)<br />

Tabelle 8: Bereich <strong>der</strong> Variation <strong>der</strong> Parameter des HAS<br />

Bewertungsfunktion M<strong>in</strong>=140.24 Max=433.64<br />

Sch(D) SMU(D) Sch(C) Statur Masse HP(D) HP(C) SMU(C)<br />

Abb. 127: Der E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Modellparameter auf die Abweichung zwischen <strong>Simulation</strong><br />

<strong>und</strong> Messung<br />

Ergebnis<br />

Im Vor<strong>an</strong>geg<strong>an</strong>gen wurden die Variationen e<strong>in</strong>iger wichtiger Parameter des HAS dokumentiert.<br />

Der Bereich <strong>in</strong>nerhalb dessen variiert wurde ist <strong>in</strong> Tabelle 8 aufgelistet.<br />

Aus den Kurven <strong>in</strong> Abbildung 119 bis 126 wurden jeweils die maximalen Schw<strong>an</strong>kungen<br />

<strong>der</strong> Bewertungsfunktion entnommen <strong>und</strong> <strong>in</strong> Abbildung 127 zusammengefasst.<br />

Natürlich beziehen sich die Schw<strong>an</strong>kungen auf den variierten Bereich. Es wurde<br />

jeweils versucht, e<strong>in</strong>en s<strong>in</strong>nvollen Bereich abzudecken, welcher sich meist aus <strong>der</strong><br />

jeweiligen Parameterunsicherheit ergab. Aus den zuvor beschriebenen Parameterstudien<br />

wurden die Extremalwerte abgeschätzt. Die Ergebnisse (Abbildung 127)<br />

legen nahe, bei e<strong>in</strong>er <strong>an</strong>schließenden Optimierung die Dämpfung <strong>und</strong> Steifigkeit des<br />

H<strong>an</strong>dpolsters <strong>und</strong> <strong>der</strong> Schwabbelmasse des Unterarms zu variieren.


162 Sensitivitäts<strong>an</strong>alyse <strong>und</strong> Optimierung<br />

5.3.3 Optimieren des HAS im Frequenzraum<br />

Im Pr<strong>in</strong>zip ist das Vorgehen das Gleiche, wie es schon am e<strong>in</strong>fachen Beispiel des<br />

schiefen Wurfs beschrieben wurde. Der Unterschied besteht nur dar<strong>in</strong>, dass die<br />

Bewertungsfunktion noch <strong>in</strong> den Frequenzraum tr<strong>an</strong>sformiert wird. Aus <strong>der</strong> Bewertungsfunktion<br />

heraus wird wie<strong>der</strong>um mittels dem MATLAB-Befehl sim(...) die<br />

SIMPACK-SIMULINK-Cosimulation gestartet. SIMULINK dient <strong>in</strong> diesem konkreten<br />

Fall nur als Werkzeug, um die Starrkörpersimulation von MATLAB aus starten<br />

zu können, <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Ergebnisse <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er für MATLAB geeigneten Form zur Verfügung<br />

stellen zu können. Es wäre aber mit dieser Methodik auch möglich komplexe<br />

Regelungen unter SIMULINK zu realisieren <strong>und</strong> zusammen mit dem Starrkörpermodell<br />

zu optimieren. An def<strong>in</strong>ierten Kommunikationspunkten übergibt SIMPACK<br />

<strong>an</strong> SIMULINK die wirkenden Shakerkräfte <strong>und</strong> Griffbeschleunigungen. SIMULINK<br />

schreibt e<strong>in</strong> mat-file heraus, welches <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bewertungsfunktion geladen wird. Nun<br />

k<strong>an</strong>n die Auswertung im Frequenzraum stattf<strong>in</strong>den <strong>und</strong> die Gesamtsumme <strong>der</strong> E<strong>in</strong>zelbewertungsfunktionen<br />

als Rückgabewert bestimmt werden. Die E<strong>in</strong>gabe <strong>der</strong> Bewertungsfunktion<br />

ist <strong>der</strong> Vektor <strong>der</strong> zu verän<strong>der</strong>nden Parameter. Vor Aufruf des<br />

SIMULINK-Modells wird nun e<strong>in</strong>e neue Datenb<strong>an</strong>k für das SIMPACK-Modell geschrieben.<br />

Somit erfüllt die Bewertungsfunktion für die meisten Optimierer alle Anfor<strong>der</strong>ungen.<br />

Das Pr<strong>in</strong>zip wird <strong>in</strong> <strong>der</strong> Abbildung 128 ver<strong>an</strong>schaulicht.<br />

Abb. 128: Ablaufschema e<strong>in</strong>er Optimierung e<strong>in</strong>es SIMPACK-Modells mittels <strong>der</strong><br />

Anb<strong>in</strong>dung <strong>an</strong> MATLAB über SIMULINK/SIMAT


Sensitivitäts<strong>an</strong>alyse <strong>und</strong> Optimierung 163<br />

E<strong>in</strong>gesetzte Optimierer:<br />

Es kamen drei Optimierer zum E<strong>in</strong>satz:<br />

⋄ fm<strong>in</strong>search (MATLAB <strong>in</strong>terner Optimierer - Simplex Downhill, lokale Optima)<br />

⋄ simps (modifizierter Simplex Downhill - meist lokale Optima)<br />

⋄ MCS (Multilevel Coord<strong>in</strong>ate Search - meist globale Optima, l<strong>an</strong>ge Rechenzeiten)<br />

Es zeigte sich schnell, dass fm<strong>in</strong>search[80] für das Problem wie die meisten lokalen<br />

Verfahren schlecht geeignet war, da die Bewertungsfunktion aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Fouriertr<strong>an</strong>sformation<br />

nicht beson<strong>der</strong>s glatt ist. Der Optimierer f<strong>an</strong>d meist e<strong>in</strong> ” Optimum“<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Nähe <strong>der</strong> Startwerte. Der nächste Versuch war, simps[8] zu verwenden, da<br />

dieses Verfahren für dieses Problem geeigneter war. Hiermit waren die Ergebnis besser,<br />

obwohl SIMPS auch nur lokale Optima sucht. Die Konvergenz war als recht gut<br />

zu bewerten. Nach relativ wenigen Schritten wurde e<strong>in</strong> Optimum gef<strong>und</strong>en, falls bei<br />

geeigneten Startwerten begonnen wurde. Abschließend wurde e<strong>in</strong> globales Verfahren<br />

MCS [42] e<strong>in</strong>gesetzt, um Grenzen <strong>und</strong> Möglichkeiten abzuschätzen.<br />

Allgeme<strong>in</strong> k<strong>an</strong>n hier gesagt werden, dass m<strong>an</strong> bei biomech<strong>an</strong>ischen Modellen meist<br />

e<strong>in</strong>en globalen Optimierer e<strong>in</strong>setzen müsste, da die Bewertungsfunktion meist mehrere<br />

lokale Optima aufweist. In diesem Beispiel ist die Rechenzeit für e<strong>in</strong>e Auswertung<br />

deshalb so hoch, weil e<strong>in</strong> g<strong>an</strong>zer Frequenzg<strong>an</strong>g gerechnet werden musste. Hier noch<br />

e<strong>in</strong> globales Verfahren über viele Parameter zu starten, ist mit e<strong>in</strong>em normalen PC<br />

gleichbedeutend mit e<strong>in</strong>er wochenl<strong>an</strong>gen Rechnung. In diesem konkreten Anwendungsbeispiel<br />

ist es deshalb recht dienlich gewesen, die Massen <strong>und</strong> Steifigkeiten im<br />

Bezug auf eventuelle Reson<strong>an</strong>zen abzuschätzen, <strong>und</strong> so <strong>in</strong> geeigneten Gebieten mit<br />

<strong>der</strong> Optimierung zu starten. D<strong>an</strong>n k<strong>an</strong>n e<strong>in</strong> schnell konvergierendes lokales Verfahren<br />

(z.B. simps) gewählt werden.<br />

Ergebnis<br />

Im Vor<strong>an</strong>geg<strong>an</strong>genen wurden die E<strong>in</strong>flüsse <strong>der</strong> verschiedenen Parameter dargestellt.<br />

Es konnten den jeweiligen Graphen erste Richtwerte entnommen werden, welche bei<br />

e<strong>in</strong>er Optimierung als Startwert gewählt werden können. Die hohe Dimension des<br />

Parameterraums würde eigentlich e<strong>in</strong>e globale Optimierung im gesamten Parameterraum<br />

erfor<strong>der</strong>n. In Anbetracht <strong>der</strong> Tatsache, dass e<strong>in</strong>e Auswertung auf dem zur<br />

Verfügung stehenden PC ca. 4 M<strong>in</strong>uten Rechenzeit for<strong>der</strong>t, war dieses Vorgehen nicht<br />

<strong>in</strong> dem zur Verfügung stehenden Zeitraum machbar. Deshalb wird im Folgenden e<strong>in</strong>e<br />

lokale Optimierung auf e<strong>in</strong>em Unterraum des Parameterraums beschrieben.<br />

Es wurde e<strong>in</strong>e lokale Optimierung über die Parameter des H<strong>an</strong>dpolsters (Steifigkeit<br />

<strong>und</strong> Dämpfung) <strong>in</strong> <strong>der</strong> Z-Komponente sowie <strong>der</strong> Parameter <strong>der</strong> Schwabbelmasse des<br />

Unterarms (Steifigkeit <strong>und</strong> Dämpfung) durchgeführt. Es ist zu erkennen, dass obwohl<br />

e<strong>in</strong>e systematische Analyse aller Modellparameter im Rahmen <strong>der</strong> vorliegenden


164 Sensitivitäts<strong>an</strong>alyse <strong>und</strong> Optimierung<br />

Arbeit nicht abgeschlossen werden konnte, die Resultate dennoch ermutigen <strong>in</strong> diese<br />

Richtung weiter vorzustoßen. M<strong>an</strong> erkennt, das die H<strong>in</strong>zunahme <strong>der</strong> Schwabbelmassen<br />

e<strong>in</strong>en hohen E<strong>in</strong>fluss auf die Modellgüte hat. Es müssen jedoch alle Modellparameter<br />

aufe<strong>in</strong><strong>an</strong><strong>der</strong> abgestimmt betrachtet werden. E<strong>in</strong> Modell mit Schwabbelmassen<br />

weist <strong>an</strong> <strong>der</strong> H<strong>an</strong>d <strong>an</strong><strong>der</strong>e Steifigkeiten auf, als sie e<strong>in</strong> re<strong>in</strong>es Starrkörpermodell hat.<br />

Die gewonnenen Kurvenverläufe stellen e<strong>in</strong>e recht gute Übere<strong>in</strong>stimmung zwischen<br />

Modell <strong>und</strong> Realität dar. Nicht nur die Beträge <strong>der</strong> Admitt<strong>an</strong>z, son<strong>der</strong>n auch zum<strong>in</strong>dest<br />

die Phase <strong>der</strong> Z-Komponente s<strong>in</strong>d im Modell zufriedenstellend synthetisiert<br />

worden. Es steht außer Frage, dass mit umf<strong>an</strong>greicheren Messergebnissen weiter<br />

<strong>an</strong>alysiert werden sollte, um e<strong>in</strong>e größere Parameter- <strong>und</strong> Modellsicherheit zu bieten.<br />

E<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>nvolle Größe wäre die Beschleunigung des Ellbogen. Hier könnte versucht<br />

werden mit Hochgeschw<strong>in</strong>digkeitsaufnahmen die Knochenk<strong>an</strong>te zu erfassen.<br />

Die Schwabbelmassen reproduzieren gut die Reson<strong>an</strong>z des HAS im Bereich von 10%<br />

νmax. Die Ergebnisse von Messungen [83] belegen, dass die freien Vibrationen des<br />

Quadriceps durchschnittlich zwischen 8 bis 32 Hz (abhängig von Anthropometrie<br />

des Prob<strong>an</strong>den <strong>und</strong> <strong>der</strong> Muskel<strong>an</strong>sp<strong>an</strong>nung) liegen. Deshalb ist es plausibel <strong>an</strong>zunehmen,<br />

dass die freien Vibrationen des Unterarmweichteils bei Ansp<strong>an</strong>nung ihre<br />

größte Ausprägung unter 50 Hz haben. Die Eigenfrequenzen <strong>der</strong> Knochen des Arms<br />

werden oberhalb <strong>der</strong> Eigenfrequenzen des Oberschenkels liegen, welche <strong>in</strong> [19] mit<br />

353.5 Hz <strong>und</strong> 931.9 Hz <strong>an</strong>gegeben werden.<br />

Tabelle 9: Optimierung H<strong>an</strong>dpolster (<strong>in</strong> Z) <strong>und</strong> Schwabbelmasse Unterarm<br />

Parameter Startwert Maximalwert M<strong>in</strong>imalwert Optimum<br />

H<strong>an</strong>dpolster C 65% 100% 38% 58,9%<br />

H<strong>an</strong>dpolster D 28% 100% 17% 17%<br />

Schwabbelmasse C 60% 100% 20% 29,1%<br />

Schwabbelmasse D 50% 100% 2% 50,5%<br />

Tabelle 10: Ergebnisse <strong>der</strong> Optimierung <strong>der</strong> wichtigsten Parameter des HAS-Modells<br />

Das Ergebnis <strong>der</strong> Optimierung k<strong>an</strong>n als sehr zufriedenstellend <strong>an</strong>gesehen werden. Es<br />

ist gelungen die Admitt<strong>an</strong>z aus <strong>der</strong> Messung nicht nur im Betrag (Abbildung 129),<br />

son<strong>der</strong>n auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Phase (Abbildung 130) <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Simulation</strong> zu reproduzieren. Beson<strong>der</strong>s<br />

bei <strong>der</strong> Phase wurde e<strong>in</strong>e größere Abweichung erwartet, da sie nicht <strong>in</strong> die<br />

Bewertungsfunktion mite<strong>in</strong>bezogen wurde. Die Übere<strong>in</strong>stimmung <strong>in</strong> den Seitenrichtungen<br />

ist hier schon deshalb nicht so gut, wie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Anregungsrichtung, da die<br />

Parameter nur <strong>in</strong> den Komponenten <strong>in</strong> Anregungsrichtung optimiert wurden. Es ist<br />

zu erwarten, dass diese Ergebnisse verbessert werden könnten, wenn auch die entsprechenden<br />

Parameter mit variiert würden. Dennoch ist bereits zu erkennen, dass<br />

die Kurven (Abb. 131 <strong>und</strong> 132), zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong> <strong>der</strong> Form <strong>und</strong> Lage <strong>der</strong> Reson<strong>an</strong>z,<br />

ähnlich zu den Messwerten s<strong>in</strong>d.


Sensitivitäts<strong>an</strong>alyse <strong>und</strong> Optimierung 165<br />

Admitt<strong>an</strong>z A zz<br />

Admitt<strong>an</strong>z A zz Phase<br />

1.2<br />

1<br />

0.8<br />

0.6<br />

0.4<br />

Vergleich <strong>Simulation</strong> <strong>und</strong> Experiment − Betrag<br />

0.2<br />

0<br />

Admitt<strong>an</strong>z Experiment<br />

Admitt<strong>an</strong>z <strong>Simulation</strong><br />

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100<br />

Frequenz [%νmax ]<br />

Abb. 129: Betrag <strong>der</strong> Admitt<strong>an</strong>z <strong>in</strong> Anregungsrichtung<br />

0<br />

−0.5<br />

−1<br />

−1.5<br />

−2<br />

−2.5<br />

−3<br />

−3.5<br />

−4<br />

Vergleich <strong>Simulation</strong> <strong>und</strong> Experiment − Phase<br />

Admitt<strong>an</strong>z Experiment<br />

Admitt<strong>an</strong>z <strong>Simulation</strong><br />

−4.5<br />

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100<br />

Frequenz [%νmax ]<br />

Abb. 130: Phase <strong>der</strong> Admitt<strong>an</strong>z <strong>in</strong> Anregungsrichtung


166 Sensitivitäts<strong>an</strong>alyse <strong>und</strong> Optimierung<br />

Admitt<strong>an</strong>z A xz<br />

Admitt<strong>an</strong>z A yz<br />

0.25<br />

0.2<br />

0.15<br />

0.1<br />

0.05<br />

0.35<br />

0.25<br />

0.15<br />

0.05<br />

Vergleich <strong>Simulation</strong> <strong>und</strong> Experiment − Betrag<br />

Admitt<strong>an</strong>z Experiment<br />

Admitt<strong>an</strong>z <strong>Simulation</strong><br />

0<br />

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100<br />

Frequenz [%νmax ]<br />

0.3<br />

0.2<br />

0.1<br />

Abb. 131: Betrag <strong>der</strong> Admitt<strong>an</strong>z <strong>in</strong> X-Richtung<br />

Vergleich <strong>Simulation</strong> <strong>und</strong> Experiment − Betrag<br />

Admitt<strong>an</strong>z Experiment<br />

Admitt<strong>an</strong>z <strong>Simulation</strong><br />

0<br />

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100<br />

Frequenz [%νmax ]<br />

Abb. 132: Betrag <strong>der</strong> Admitt<strong>an</strong>z <strong>in</strong> Y-Richtung


Sensitivitäts<strong>an</strong>alyse <strong>und</strong> Optimierung 167<br />

5.3.4 Zusammenfassung<br />

Die Ergebnisse zeigen, dass es gelungen ist, durch e<strong>in</strong>e Optimierung <strong>der</strong> Parameter<br />

mit großer Sensitivität e<strong>in</strong>e gute Übere<strong>in</strong>stimmung zwischen Messung <strong>und</strong> <strong>Simulation</strong><br />

zu erzielen. Die Kurven für die Horizontal- <strong>und</strong> Vertikalrichtung s<strong>in</strong>d, trotzdem<br />

die für diese Richtungen relev<strong>an</strong>ten Parameter nicht mit optimiert wurden, recht<br />

ähnlich zu den Messdaten. Die Phase, als sehr sensibles Kriterium, ist ebenfalls <strong>in</strong><br />

guter Übere<strong>in</strong>stimmung mit <strong>der</strong> Messung.<br />

Die Ergebnisse zeigen, dass die entwickelten Techniken zur Sensitivitäts<strong>an</strong>alyse <strong>und</strong><br />

Optimierung s<strong>in</strong>nvoll bei biomech<strong>an</strong>ischen Modellen mit vielen Parametern e<strong>in</strong>gesetzt<br />

werden können. E<strong>in</strong>e Parameter<strong>an</strong>passung von H<strong>an</strong>d hätte sicherlich nicht mit<br />

vergleichbarem Aufw<strong>an</strong>d zu e<strong>in</strong>em solchen Ergebnis geführt.<br />

Der Vorteil des Verfahrens, e<strong>in</strong> SIMPACK-Modell mittels MATLAB zu optimieren,<br />

hat sich gezeigt, da verschiedene Optimierer e<strong>in</strong>gesetzt werden konnten. Da<br />

MATLAB schon über e<strong>in</strong>e Vielzahl von gr<strong>und</strong>legenden Funktionalitäten verfügt,<br />

können <strong>Simulation</strong>sergebnisse für die Bewertungsfunktion den jeweiligen Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

entsprechend fouriertr<strong>an</strong>sformiert, geglättet, <strong>in</strong>tegriert o<strong>der</strong> auf <strong>an</strong><strong>der</strong>e Weise<br />

bearbeitet werden.<br />

E<strong>in</strong> Problem waren die l<strong>an</strong>gen Rechenzeiten, da die Bewertungsfunktion im Frequenzraum<br />

lag, <strong>und</strong> so l<strong>an</strong>ge Rechenzeiten nötig wurden. Deshalb konnte ke<strong>in</strong> globales<br />

Optimierungsverfahren s<strong>in</strong>nvoll e<strong>in</strong>gesetzt werden. Diese E<strong>in</strong>schränkung entfällt<br />

bei Modellen mit kurzen Rechenzeiten o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Verwendung von Höchstleistungsrechnern.<br />

5.4 Zusammenfassung: Sensitivitäts<strong>an</strong>alyse <strong>und</strong> Optimierung<br />

Durch den E<strong>in</strong>satz <strong>der</strong> entwickelten Methodik <strong>der</strong> Sensitivitätsstudien bei SIMPACK-<br />

Modellen konnten mehrere gr<strong>und</strong>legende Modellierungsprobleme erfolgversprechend<br />

<strong>an</strong>geg<strong>an</strong>gen werden. Dies erhöht letztlich das Modellverständnis bei hochparametrischen<br />

Modellen deutlich. Nur durch den E<strong>in</strong>satz solcher Methoden können Aussagen<br />

bezüglich <strong>der</strong> Parametersicherheit bei aus dem Abgleich zwischen Modell <strong>und</strong><br />

Messung gewonnenen Parametern gemacht werden. Dadurch wird das Modell tr<strong>an</strong>sparenter.<br />

Bei <strong>der</strong> <strong>Simulation</strong> des Unfalls konnten aus den Ergebnissen <strong>der</strong> Sensitivitäts<strong>an</strong>alysen<br />

Aussagen gemacht werden, wie durch konstruktive o<strong>der</strong> gesetzliche Maßnahmen<br />

die Verletzungsfolgen gem<strong>in</strong><strong>der</strong>t werden können. Es war hier ferner möglich beispielhaft<br />

am Formfaktor zu zeigen, dass die Zusammenhänge beim Unfall komplex s<strong>in</strong>d,<br />

<strong>und</strong> e<strong>in</strong>fache Näherungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> konventionellen Rekonstruktion durch die komplexe<br />

<strong>Simulation</strong> ergänzt werden sollten. Es war weiterh<strong>in</strong> möglich die beson<strong>der</strong>s e<strong>in</strong>flussreichen<br />

Parameter zu identifizieren <strong>und</strong> damit die Gr<strong>und</strong>lage für weitergehende<br />

Untersuchungen zu legen.


168 Sensitivitäts<strong>an</strong>alyse <strong>und</strong> Optimierung<br />

Es ist bei <strong>der</strong> Anwendung des HAS gelungen mittels Optimierung e<strong>in</strong>en Satz von<br />

Parametern zu f<strong>in</strong>den, <strong>der</strong> die <strong>Simulation</strong> gut <strong>in</strong> Übere<strong>in</strong>kl<strong>an</strong>g mit <strong>der</strong> Messungen<br />

brachte. Hierbei erwies es sich von Vorteil, dass die Parameter mit starkem E<strong>in</strong>fluss<br />

zuvor durch Sensitivitätsabschätzungen bestimmt identifiziert wurden.<br />

Das <strong>in</strong> diesem Fall verwendete Gütekriterium Admitt<strong>an</strong>z ist ungeeignet um die Gelenksteifigkeiten<br />

zu bestimmen, da die Messungen im für die Gelenkdynamik relev<strong>an</strong>ten<br />

Frequenzbereich zum<strong>in</strong>dest beim verwendeten Messaufbau ke<strong>in</strong>e geeignete<br />

Ausg<strong>an</strong>gsbasis boten. Hier muss nach geeigneten zusätzlichen lokalen Messungen<br />

gesucht werden, um das Modell valide zu machen. Hilfreich wären zusätzliche<br />

Beschleunigungsmessungen am HAS (z.B. Ellbogen). Ferner hat sich gezeigt, das<br />

es wichtig ist, die H<strong>an</strong>dmodellierung zu verbessern. Hierzu wären Messungen <strong>der</strong><br />

Druckverteilungen beim Greifen <strong>in</strong> <strong>der</strong> H<strong>an</strong>d <strong>an</strong>zustreben. Nur so k<strong>an</strong>n vom e<strong>in</strong>fachen<br />

Punkt-zu-Punkt Modell des H<strong>an</strong>dpolsters auf e<strong>in</strong>e Flächenlast übergeg<strong>an</strong>gen<br />

werden.<br />

Aus <strong>der</strong> gemessenen Admitt<strong>an</strong>z konnte h<strong>in</strong>gegen gut auf die gr<strong>und</strong>sätzlichen Zusammenhänge<br />

geschlossen werden. Insbeson<strong>der</strong>e die Notwendigkeit <strong>der</strong> Berücksichtigung<br />

von Schwabbelmassen konnte gezeigt werden. Aus <strong>der</strong> Lage <strong>der</strong> entsprechenden Reson<strong>an</strong>zen<br />

konnte auf die entsprechenden Parameter zurückgeschlossen werden.


Zusammenfassung <strong>und</strong> Ausblick 169<br />

6 Zusammenfassung <strong>und</strong> Ausblick<br />

6.1 Zusammenfassung<br />

Auf die Ergebnisse <strong>der</strong> beiden Anwendungen wurde bereits im jeweiligen Kapitel<br />

ausführlich e<strong>in</strong>geg<strong>an</strong>gen, weshalb <strong>an</strong> dieser Stelle e<strong>in</strong>e Zusammenfassung auf e<strong>in</strong>em<br />

allgeme<strong>in</strong>eren Niveau erfolgen soll.<br />

Das Ziel dieser Arbeit war, e<strong>in</strong> biomech<strong>an</strong>isches MKS-Modell des Menschen zu erstellen,<br />

welches flexibel e<strong>in</strong>setzbar ist. Der Schwerpunkt lag auf <strong>der</strong> <strong>Modellbildung</strong>,<br />

<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e im H<strong>in</strong>blick auf die Gesamtdynamik im Zusammenspiel mit Interaktionen<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er virtuellen Umgebung. In beiden Anwendungen trat das Modell <strong>in</strong><br />

mech<strong>an</strong>ischen Kontakt mit Masch<strong>in</strong>en im weitesten S<strong>in</strong>ne.<br />

Die beiden Anwendungen, die hochdynamische ausladende Bewegung beim PKW-<br />

Fußgänger-Unfall, sowie die räumlich fast statische Bewegung bei <strong>der</strong> E<strong>in</strong>leitung<br />

von Vibrationen <strong>in</strong> das H<strong>an</strong>d-Arm-System, liegen <strong>in</strong> ihrer Belastungsform sehr weit<br />

ause<strong>in</strong><strong>an</strong><strong>der</strong>. In beiden Fällen ist e<strong>in</strong> komplexes, hochparametrisches Menschmodell<br />

entst<strong>an</strong>den, dessen mech<strong>an</strong>ische Gr<strong>und</strong>größen auf das betreffende Individuum <strong>an</strong>gepasst<br />

wurden. Die vorh<strong>an</strong>denen Techniken <strong>und</strong> Methoden wurden auf geeignete<br />

Weise entwickelt o<strong>der</strong> ergänzt, um die Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>an</strong> den Prozess von <strong>Modellbildung</strong>,<br />

<strong>Simulation</strong> <strong>und</strong> Auswertung erfüllen zu können.<br />

Nun steht am Ende dieser Arbeit die Frage, die als Ausg<strong>an</strong>gspunkt formuliert wurde:<br />

Was ist die geeignete Komplexitätsstufe für e<strong>in</strong>e <strong>Simulation</strong>? Ist das jeweils entst<strong>an</strong>dene<br />

Modell zu e<strong>in</strong>fach, o<strong>der</strong> zu komplex?<br />

Um diese Frage diskutieren zu können, soll zunächst auf das Beispiel des Unfalls<br />

e<strong>in</strong>geg<strong>an</strong>gen werden. Hier wurde bewusst auf <strong>an</strong>alysierte Fälle <strong>der</strong> Gerichtsmediz<strong>in</strong><br />

zurückgegriffen, stellt die klassische Unfallrekonstruktion ihrerseits doch auch e<strong>in</strong><br />

Modell dar: Aus <strong>der</strong> Spuren<strong>an</strong>alyse wird die Kollisionsgeschw<strong>in</strong>digkeit abgeschätzt.<br />

Hieraus wird über e<strong>in</strong>en Formfaktor auf die Aufprallgeschw<strong>in</strong>digkeit des Kopfes geschlossen.<br />

Unter <strong>der</strong> Annahme, dass die Beschleunigung den Verlauf e<strong>in</strong>er umgedrehten<br />

Parabel zeigt, k<strong>an</strong>n d<strong>an</strong>n mit <strong>der</strong> E<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gtiefe (Beule) berechnet werden,<br />

welche Beschleunigung über e<strong>in</strong>en gewissen Zeitraum aus dieser Modellvorstellung<br />

resultiert. Dies stellt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Tat e<strong>in</strong> Modell des PKW-Fußgängers dar, <strong>und</strong> kommt<br />

mit sehr wenigen Parametern aus. Auf <strong>der</strong> <strong>an</strong><strong>der</strong>en Seite des Spektrums (aber l<strong>an</strong>ge<br />

nicht am äußersten Ende) steht die hier vorgestellte MKS <strong>Simulation</strong>.<br />

Kritische Stimmen könnten nun Bedenken äußern, mit e<strong>in</strong>er h<strong>in</strong>reichenden Anzahl<br />

von Parametern könnte m<strong>an</strong> jedes beliebige Verhalten e<strong>in</strong>es Modells synthetisieren.<br />

Dies ist wohl teilweise wahr, es k<strong>an</strong>n aber entgegengesetzt werden, dass e<strong>in</strong> Modell<br />

nie<strong>der</strong>er Komplexität wesentliche Eigenschaften <strong>der</strong> realen Entsprechung unterdrückt.<br />

E<strong>in</strong> Ausweg aus diesem Dilemma k<strong>an</strong>n nur gef<strong>und</strong>en werden, <strong>in</strong>dem m<strong>an</strong> den Wertebereich<br />

für alle Parameter, sowie die <strong>Simulation</strong>sergebnisse e<strong>in</strong>er kritischen Prüfung


170 Zusammenfassung <strong>und</strong> Ausblick<br />

unterzieht. Zusätzlich k<strong>an</strong>n die optische Beurteilung <strong>der</strong> Animation <strong>der</strong> Ergebnisse<br />

helfen, offensichtlich falsche Bewegungsabläufe zu erkennen, <strong>und</strong> entsprechende<br />

E<strong>in</strong>schränkungen auf dem Wertebereich <strong>der</strong> Parameter vorzunehmen. Die Visualisierung<br />

ist natürlich e<strong>in</strong> sehr grobes Kriterium, vollkommen unrealistische Bewegungen<br />

werden jedoch meist erk<strong>an</strong>nt.<br />

Nun soll die Frage nach den Unterschieden zwischen den beiden, sich <strong>in</strong> ihrer Komplexität<br />

stark unterscheidenden Modellen des Unfalls e<strong>in</strong>gehen<strong>der</strong> diskutiert werden.<br />

Welchen Mehrgew<strong>in</strong>n <strong>an</strong> Informationen beschert das aufwändige Modell eigentlich?<br />

In dieser Fragestellung können hier klare Aussagen getroffen werden.<br />

Die Aufprallgeschw<strong>in</strong>digkeit des Kopfes auf die KFZ-Geometrie hängt sicher von<br />

mehr Faktoren ab, als von <strong>der</strong> Höhe <strong>der</strong> Motorhaubenvor<strong>der</strong>k<strong>an</strong>te. Die effektive<br />

Masse im Stoßvorg<strong>an</strong>g ist sicher nicht immer kle<strong>in</strong>er als die statische Kopfmasse.<br />

Hier kommt es zum Beispiel darauf <strong>an</strong>, ob sich während des Aufpralls auf dem Kopf<br />

noch <strong>der</strong> Restkörper abstützt. In diesem Fall wird die effektive Masse sogar über<br />

<strong>der</strong> Kopfmasse liegen. E<strong>in</strong>e weitere Eigenschaft des komplexen Modells ist es, e<strong>in</strong>en<br />

Peitscheneffekt vorhersagen zu können, <strong>der</strong> die Aufprallgeschw<strong>in</strong>digkeit des Kopfes<br />

eventuell erhöht. Dies alles s<strong>in</strong>d Beispiele für qualitative Aussagen, die <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d e<strong>in</strong>es<br />

komplexen Modells belegt werden können.<br />

H<strong>in</strong>zu kommt, dass das komplexe Modell e<strong>in</strong>ige Sachverhalte nachprüft, welche beim<br />

e<strong>in</strong>fachen Modell postuliert wurden. So ist zum Beispiel die Beschleunigung <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Zeit nicht unbed<strong>in</strong>gt von <strong>der</strong> Form e<strong>in</strong>er umgedrehten Parabel. Die Form wird vielmehr<br />

durch den Kraft-Deformations-Zusammenh<strong>an</strong>g bestimmt. Dieser ist, wie gezeigt<br />

wurde, quadratisch abhängig von <strong>der</strong> E<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gung. Das bedeutet, dass nicht<br />

die abstrakte Größe <strong>der</strong> Beschleunigungsform, son<strong>der</strong>n e<strong>in</strong> überprüfbares Kraftgesetz<br />

im Modell umgesetzt wird, die Beschleunigung ergibt sich d<strong>an</strong>n entsprechend<br />

<strong>der</strong> Gesetze <strong>der</strong> Physik.<br />

Nun liegen beruhigen<strong>der</strong>weise die Werte aus <strong>der</strong> MKS-<strong>Simulation</strong> <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> recht<br />

weiten Grenzen, welche aus <strong>der</strong> Unfallrekonstruktion vorhergesagt wurden, so dass<br />

sich beide Modelle eher ergänzen, als wi<strong>der</strong>sprechen. Beide haben ihre Schwächen<br />

<strong>und</strong> Stärken.<br />

Die Aussagekraft des MKS-Modells k<strong>an</strong>n letztlich durch Sensitivitäts<strong>an</strong>alysen noch<br />

wesentlich gesteigert werden. Diese systematischen Analysen s<strong>in</strong>d wichtig, auch im<br />

Bezug auf das e<strong>in</strong>fache Modell. So k<strong>an</strong>n geklärt werden, durch welche Modellelemente<br />

<strong>und</strong> Parameter die relev<strong>an</strong>ten Größen wie Beschleunigung o<strong>der</strong> Stoßdauer<br />

bee<strong>in</strong>flusst werden: Von welchen Faktoren hängt <strong>der</strong> Formfaktor ab? Geht die Unfallrekonstruktion<br />

hier von korrekten Annahmen aus, o<strong>der</strong> ist <strong>der</strong> Formfaktor noch<br />

von bisher unberücksichtigten Parametern <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Weise abhängig, die bisl<strong>an</strong>g unberücksichtigt<br />

blieb?<br />

Hier ergeben sich gute Möglichkeiten aus e<strong>in</strong>er dem Zusammenwirken verschiedener<br />

Modell-Komplexitätsstufen <strong>und</strong> Arbeitsgruppen zu profitieren. K<strong>an</strong>n zum Beispiel<br />

aus Untersuchungen o<strong>der</strong> Crashversuchen <strong>der</strong> Formfaktor systematisch so genau


Zusammenfassung <strong>und</strong> Ausblick 171<br />

bestimmt werden, dass sich hieraus zusammen mit dem komplexen Modell biomech<strong>an</strong>ische<br />

Parameter bestimmen lassen?<br />

Das hier vorgestellte <strong>Simulation</strong>smodell stellt e<strong>in</strong>e gute Basis für e<strong>in</strong>e Kooperation<br />

mit mediz<strong>in</strong>ischen Instituten dar. Parameter <strong>und</strong> Modellelemente können so <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

iterativen Prozess weiter e<strong>in</strong>gegrenzt werden, so dass das Modell <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage<br />

se<strong>in</strong> wird, Verletzungsmech<strong>an</strong>ismen qualitativ, <strong>und</strong> <strong>in</strong> gewissen Grenzen auch qu<strong>an</strong>titativ,<br />

vorhersagen <strong>und</strong> klassifizieren zu können.<br />

Auch im Bezug auf das H<strong>an</strong>d-Arm-System k<strong>an</strong>n <strong>an</strong>alog argumentiert werden, weshalb<br />

nur kurz auf die Möglichkeiten <strong>und</strong> Unterschiede bei e<strong>in</strong>em komplexen Modell<br />

e<strong>in</strong>geg<strong>an</strong>gen wird. E<strong>in</strong> e<strong>in</strong>faches Modell geht von e<strong>in</strong>em Zwei- o<strong>der</strong> Dreimassenschw<strong>in</strong>ger<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Raumrichtung aus. Das hier vorgestellte Modell belegt jedoch e<strong>in</strong>e<br />

Kopplung zwischen allen Freiheitsgraden. Die Schw<strong>in</strong>gungen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> gewissen Frequenzbereichen<br />

sogar von gleicher Amplitude wie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Anregungsrichtung. Ferner<br />

wurde <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d von <strong>Simulation</strong>en gezeigt, dass e<strong>in</strong> Ersatzmodell als E<strong>in</strong>koppelpunkt<br />

ke<strong>in</strong>e Masse, son<strong>der</strong>n e<strong>in</strong> Kraftelement (z.B. Bush<strong>in</strong>g) aufweisen muss. E<strong>in</strong> weiteres<br />

wesentliches Ergebnis ist, das die Prediktionsgüte durch die Berücksichtigung von<br />

Schwabbelmassen wesentlich verbessert werden k<strong>an</strong>n.<br />

In Sensitivitätsstudien wurde gezeigt, welcher Teil des Modells, nämlich die H<strong>an</strong>d,<br />

den größten E<strong>in</strong>fluss auf die Resultate nimmt. So konnte gezeigt werden, dass das<br />

vorgestellte Modell im Bezug auf die Detailtiefe <strong>der</strong> H<strong>an</strong>dmodellierung noch zu e<strong>in</strong>fach<br />

ist.<br />

Der allgeme<strong>in</strong>e Vorteil e<strong>in</strong>er systematischen Sensitivitäts<strong>an</strong>alyse konnte gezeigt werden.<br />

Die Sensitivitäts<strong>an</strong>alyse liefert e<strong>in</strong>en enormen Zugew<strong>in</strong>n <strong>an</strong> Information über<br />

die <strong>in</strong>neren Zusammenhänge <strong>der</strong> <strong>an</strong>alysierten Dynamik. Sie ist von großer Bedeutung<br />

beim Validierungsprozess, da hier isoliert <strong>der</strong> E<strong>in</strong>fluss e<strong>in</strong>zelner Modellelemente<br />

<strong>und</strong> Parameter auf relev<strong>an</strong>te Validierungsgrößen sichtbar wird. Fehler im Modell o<strong>der</strong><br />

<strong>Simulation</strong>sprogramm, die von <strong>der</strong> Gesamtdynamik überdeckt werden <strong>und</strong> so unentdeckt<br />

bleiben können, werden so mit größerer Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit entdeckt. Ferner<br />

können so Modellelemente, welchen nur m<strong>in</strong>imalen E<strong>in</strong>fluss nehmen, identifiziert<br />

<strong>und</strong> gegebenenfalls aus dem Modell entfernt werden.<br />

Aus den Resultaten <strong>der</strong> Sensitivitäts<strong>an</strong>alyse können zudem die Parameter identifiziert<br />

werden, <strong>der</strong>en Größe durch zusätzliche Experimente besser abgesichert werden<br />

sollten. So dient die <strong>Simulation</strong> auch dem Entwurf von Experimenten.<br />

Hiermit schließt sich <strong>der</strong> Kreis, welcher zu Beg<strong>in</strong>n dieser Arbeit begonnen wurde:<br />

<strong>Modellbildung</strong>, <strong>Simulation</strong> <strong>und</strong> Messung sollten e<strong>in</strong>en iterativen Prozess bilden, dessen<br />

Effizienz stark von <strong>der</strong> Zusammenarbeit verschiedener wissenschaftlicher Fachrichtungen<br />

<strong>und</strong> Institutionen abhängig ist. Deshalb ist das Zusammenwirken zwischen<br />

Modellentwicklern, Entwicklern von <strong>Simulation</strong>sprogrammen, Experimentatoren<br />

<strong>und</strong> nicht zuletzt den Anwen<strong>der</strong>n essentiell, <strong>und</strong> sollte weiter ausgebaut werden.


172 Zusammenfassung <strong>und</strong> Ausblick<br />

6.2 Ausblick<br />

Die vorgestellten Menschmodelle stellen e<strong>in</strong>e gute Basis für weitergehende Studien<br />

dar. Dies gilt nicht nur für die Vertiefung <strong>der</strong> beiden vorgestellten Anwendungen,<br />

son<strong>der</strong>n auch für die Anwendung auf <strong>an</strong><strong>der</strong>e Fragestellungen. Dabei ist es eigentlich<br />

nebensächlich, ob die unterschiedlichen Teilmodelle tatsächlich <strong>in</strong> e<strong>in</strong> skalierbares<br />

Menschmodell münden. Aus numerischen Effizienzgründen ist dies nicht geboten,<br />

<strong>und</strong> aus biomech<strong>an</strong>ischer Sicht ist es nicht nötig, da oft nur Teilbereiche des Körpers<br />

signifik<strong>an</strong>t mit <strong>der</strong> Umgebung wechselwirken. Die <strong>Simulation</strong> <strong>der</strong> mech<strong>an</strong>ischen<br />

Mensch-Masch<strong>in</strong>e-Schnittstelle stellt nur e<strong>in</strong>e Vorstufe zu e<strong>in</strong>er komplexeren Darstellung<br />

<strong>der</strong> Schnittstellen des Menschen zu se<strong>in</strong>er Umgebung dar.<br />

M<strong>an</strong> darf es wagen vorauszusagen, dass mit zunehmen<strong>der</strong> Effizienz <strong>der</strong> <strong>Simulation</strong>swerkzeuge<br />

(dies gilt für Rechner wie für Programme) immer umfassen<strong>der</strong>e <strong>Simulation</strong>en<br />

durchgeführt werden, <strong>in</strong> denen jedoch neben allerlei speziellen Aspekten<br />

(z.B. Neuroscience) meist auch die mech<strong>an</strong>ischen Eigenschaften des Menschen <strong>in</strong> e<strong>in</strong><br />

komplexes Geflecht e<strong>in</strong>gefügt werden müssen. Das Fernziel dieses Prozesses ist mit<br />

dem Begriff Mensch-Umgebungs-Schnittstelle weitaus treffen<strong>der</strong> zu beschreiben, als<br />

mit dem aktuellen Begriff Mensch-Masch<strong>in</strong>e-Schnittstelle, wenn m<strong>an</strong> e<strong>in</strong>en Schritt<br />

weiter denkt.<br />

Schon diese Arbeit zeigt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Anwendung des Unfalls e<strong>in</strong>e <strong>Simulation</strong>, die nur<br />

unzureichend als Wechselwirkung e<strong>in</strong>es Menschen mit e<strong>in</strong>er Masch<strong>in</strong>e beschrieben<br />

werden k<strong>an</strong>n, da ja bei Berücksichtigung von Sek<strong>und</strong>är- <strong>und</strong> Tertiärkollisionen neben<br />

dem PKW ja auch die Umgebung <strong>in</strong>volviert ist.<br />

Aus Sicht des Modellerstellers ist e<strong>in</strong> Aspekt hervorzuheben, <strong>der</strong> <strong>in</strong> fast allen Anwendungen<br />

benötigt würde, aber bisl<strong>an</strong>g nur unzureichend umgesetzt wurde: Die<br />

bisl<strong>an</strong>g entwickelten Modelle des Menschen lassen sich besser mit dem Begriff des<br />

realistischen Dummy beschreiben, als dass sie als virtueller Homunculus bezeichnet<br />

werden könnten. Es dom<strong>in</strong>ieren bisl<strong>an</strong>g die passiven Eigenschaften. Von den komplexen<br />

G<strong>an</strong>gsimulationen abgesehen, die ihrerseits nur e<strong>in</strong>en Teilaspekt menschlicher<br />

Bewegungen beschreiben, k<strong>an</strong>n das Modell auch e<strong>in</strong>fachste Aktionen nur sehr unbefriedigend<br />

abbilden.<br />

Nimmt m<strong>an</strong> als Beispiel das H<strong>an</strong>d-Arm-Modell, so k<strong>an</strong>n moment<strong>an</strong> ke<strong>in</strong>e Regelung<br />

<strong>der</strong> Andruck- o<strong>der</strong> Greifkraft realisiert werden. Natürlich könnte mit e<strong>in</strong>em gewissen<br />

Aufw<strong>an</strong>d e<strong>in</strong>e spezielle Lösung für dieses Problem gef<strong>und</strong>en werden. Es macht aber<br />

wenig S<strong>in</strong>n, für jede spezielle <strong>Simulation</strong> e<strong>in</strong>en eigenen Regelungsalgorithmus zu<br />

erstellen.<br />

Viel dienlicher wäre es, e<strong>in</strong>e Regelung auf abstrakterem Niveau <strong>an</strong>zustreben. Ziel<br />

könnte e<strong>in</strong>e Art Programmiersprache für Bewegungsmuster se<strong>in</strong>, mit <strong>der</strong> leicht spezifische<br />

Lösungen umgesetzt werden könnten. Hierbei ist wichtig, dass diese Regelung<br />

sich <strong>an</strong> den physiologischen sensomotorischen Abläufen beim Menschen orientieren<br />

muss, damit das Modell e<strong>in</strong> menschliches Verhalten zeigt.


Zusammenfassung <strong>und</strong> Ausblick 173<br />

Gr<strong>und</strong><strong>an</strong>for<strong>der</strong>ungen <strong>an</strong> e<strong>in</strong> solches geregeltes Menschmodell wäre e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>fache Lageregelung,<br />

e<strong>in</strong>e Art virtueller Gleichgewichtss<strong>in</strong>n. So könnte das Modell im Beispiel<br />

des Unfalls flexibel auf die Straße gestellt werden. Im Beispiel des H<strong>an</strong>d-Arm-<br />

Systems wäre es dienlich, auf e<strong>in</strong> Greifen <strong>und</strong> Führen von Gegenständen o<strong>der</strong> Masch<strong>in</strong>enteilen<br />

mit <strong>der</strong> H<strong>an</strong>d Zugriff zu haben. Insassenmodelle bei <strong>Simulation</strong>en von<br />

Kurvenfahrten sollten nicht aus ihren Sitzen kippen, son<strong>der</strong>n natürlich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

gewissen Rahmen Ausgleichsbewegungen ausführen.<br />

Es k<strong>an</strong>n also die Erstellung e<strong>in</strong>es virtuellen Homunculus als e<strong>in</strong> Fernziel <strong>der</strong> biomech<strong>an</strong>ischen<br />

Forschung auf dem Gebiet <strong>der</strong> Computersimulation gen<strong>an</strong>nt werden.<br />

Diese Fernziel ist beson<strong>der</strong>s im H<strong>in</strong>blick auf den Nutzen akademischer Gr<strong>und</strong>lagenforschung,<br />

von großer Bedeutung. E<strong>in</strong> virtueller Homunculus würde a priori alle<br />

Wechselwirkungen berücksichtigen. Das würde es ermöglichen, a posteriori durch<br />

Test <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Simulation</strong> das Modell <strong>der</strong> jeweiligen Anwendung entsprechend zu reduzieren.


174 Parameter <strong>der</strong> Modelle<br />

A Parameter <strong>der</strong> Modelle<br />

E<strong>in</strong>heiten: Soweit nichts <strong>an</strong><strong>der</strong>es <strong>an</strong>gegeben ist, ergeben sich die E<strong>in</strong>heiten <strong>der</strong><br />

<strong>an</strong>gegebenen Parameter aus Meter, Kilogramm, Sek<strong>und</strong>e (W<strong>in</strong>kel <strong>in</strong> rad).<br />

A.1 Abschätzung des Schwabbelmassen<strong>an</strong>teils<br />

Modell des Arms: Der Arm besteht aus Ober- <strong>und</strong> Unterarm, die wie<strong>der</strong>um aus<br />

Knochen <strong>und</strong> Muskeln bestehen. In 0. Näherung wird <strong>der</strong> Knochen als Zyl<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>und</strong><br />

die umhüllende Muskelmasse als Hohlzyl<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>an</strong>genommen.<br />

Abb. 133: Zyl<strong>in</strong><strong>der</strong>modell<br />

Die Trägheitsmomente <strong>der</strong> Hohlzyl<strong>in</strong><strong>der</strong>, die die Weichteile darstellen, werden als<br />

Differenz <strong>der</strong> Trägheitsmomente zweier Vollzyl<strong>in</strong><strong>der</strong> mit den Radien des Arms <strong>und</strong><br />

des Knochens berechnet. Trägheitstensor e<strong>in</strong>es Zyl<strong>in</strong><strong>der</strong>s:<br />

Die Diagonalelemente lauten:<br />

Iz = MR2<br />

2<br />

Ixx = Iyy = MR2<br />

4<br />

+ Ml2<br />

12<br />

Daten: Die relev<strong>an</strong>ten Daten wurden auf Basis des Visible Hum<strong>an</strong> Projects [59] <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Abteilung für Theoretische Astrophysik <strong>an</strong> <strong>der</strong> Universität Tüb<strong>in</strong>gen ermittelt 21 .<br />

Aus Bildmaterial, welches im Internet verfügbar ist, wurden die Abschätzungen für<br />

die Schwabbelmassen<strong>an</strong>teile gewonnen.<br />

21 A. Pichler, Februar 1999


Parameter <strong>der</strong> Modelle 175<br />

Die Dichten wurden so festgelegt, dass für den Knochen e<strong>in</strong> Mittelwert 1.45kg/dm 3<br />

aus den Dichten von Kortikalis <strong>und</strong> Spongiosa gebildet wurde. Für die Weichteile<br />

wurde die Dichte von Muskelgewebe zu 1.1kg/dm 3 <strong>an</strong>genommen.<br />

Oberarm D [mm] L [mm] V [cm 3 ] m [g] Iz[gcm 3 ] Ir[gcm 3 ] m%<br />

gesamt 122 303 3542<br />

Knochen 24 303 137 199 143 15368 5%<br />

Weichteil 3745 69391 321489 95%<br />

Unterarm D [mm] L [mm] V [cm 3 ] m[g] Izgcm 3 Ir[gcm 3 ] m%<br />

gesamt 102 268 2175<br />

Knochen 24 268 121 175 126 10600 8%<br />

Weichteil 2260 29391 149964 92%<br />

Tabelle 11: Masse <strong>und</strong> Trägheit <strong>der</strong> Schwabbelmassen<br />

Die Daten s<strong>in</strong>d natürlich nicht die e<strong>in</strong>es durchschnittlichen Menschen, son<strong>der</strong>n sehr<br />

<strong>in</strong>dividuell. Da <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d des visuellen E<strong>in</strong>drucks e<strong>in</strong>iges dafür sprach, dass <strong>der</strong> Schwabbelmassen<strong>an</strong>teil<br />

<strong>in</strong> diesem Datensatz eher überdurchschnittlich war, wurde <strong>der</strong> Prozentsatz<br />

auf 70 Prozent nach unten korrigiert.<br />

A.2 Ankopplung <strong>der</strong> Schwabbelmassen<br />

In <strong>der</strong> Literatur wurden verschiedene Möglichkeiten zur Modellierung <strong>der</strong> Schwabbelmassen<br />

beschrieben. Sie werden m<strong>an</strong>chmal durch mehrere Tr<strong>an</strong>slationsfe<strong>der</strong>n <strong>an</strong> den<br />

Knochen gekoppelt, wie <strong>in</strong> [50, 36] beschrieben. Von [30] wird e<strong>in</strong>e Ankopplung <strong>der</strong><br />

Schwabbelmassen durch e<strong>in</strong>e Art nichtl<strong>in</strong>eares Bush<strong>in</strong>g-Element (Fe<strong>der</strong>-Dämpfer-<br />

Element für Rotation <strong>und</strong> Tr<strong>an</strong>slation) favorisiert. In dem Modell des HAS wurde<br />

die Schwabbelmasse des Unterarms als l<strong>in</strong>eares Bush<strong>in</strong>g beschrieben. Die Parameter<br />

wurden so e<strong>in</strong>gestellt, dass die Reson<strong>an</strong>z des HAS im Bereich unter 20% νmax<br />

zu erklären. Die Parameter ergeben sich also jeweils aus dem gewählten Ersatzmodell<br />

<strong>und</strong> dem Exponenten. Es sche<strong>in</strong>t e<strong>in</strong>e Unterschied zwischen Vibrationen kle<strong>in</strong>er<br />

Amplitude <strong>und</strong> großen, stoßbed<strong>in</strong>gten Auslenkungen zu existieren, was die Elastizitätsparameter<br />

<strong>der</strong> Schwabbelmassen <strong>an</strong>geht. Etablierte, durch Messungen validierte<br />

Parameter s<strong>in</strong>d bisl<strong>an</strong>g nur für Stoßvorgänge beschrieben. In [28] werden die Werte<br />

von [32] mit denen e<strong>in</strong>es variierten Modells verglichen. Im folgenden wird das Modell<br />

nach [32] beschrieben:<br />

Mit den Größen:<br />

Twi = a∆ϕi + b∆ ˙ϕi<br />

Fwi = [c sign(∆ril)|∆r 3 il| + d∆ ˙ril]Ai


176 Parameter <strong>der</strong> Modelle<br />

Twi : Moment auf Schwabbelmasse i bei Rotation um ϕi<br />

Fwi : Kraft auf Schwabbelmasse i bei Tr<strong>an</strong>slation <strong>in</strong> ril<br />

a = 6.3 × 10 3 kg m 2 s −2<br />

b = 31.6 kg m 2 s −1<br />

c = 1.6 × 10 10 kg m −4 s −2<br />

d = 1.4 × 10 4 kg m −2 s −1<br />

A1 = 0.02 m 2 Für Unterschenkel<br />

A2 = 0.04 m 2 Für Oberschenkel<br />

A3 = 0.05 m 2 Für Rumpf<br />

Bei <strong>der</strong> Parameterbestimmung wurde hier so vorgeg<strong>an</strong>gen, das die Frequenzen <strong>der</strong><br />

Schwabbelmassen bei 30 Hz zu lagen. Die Dämpfung wurde so e<strong>in</strong>gestellt, dass das<br />

System nach zwei Schw<strong>in</strong>gungen zur Ruhe kam. Dies entspricht relativ gut den Ergebnissen<br />

[83] von Messungen die zeigen, dass die freien Vibrationen des Quadriceps<br />

durchschnittlich zwischen 8 bis 32 Hz (abhängig von Anthropometrie des Prob<strong>an</strong>den<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Muskel<strong>an</strong>sp<strong>an</strong>nung) liegen. Deshalb ist es plausibel <strong>an</strong>zunehmen, dass die<br />

freien Vibrationen des Unterarmweichteils bei Ansp<strong>an</strong>nung ihre größte Ausprägung<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em ähnlichen Frequenzbereich haben. Die Eigenfrequenzen <strong>der</strong> Knochen des<br />

Arms sollten oberhalb <strong>der</strong>er des Oberschenkels liegen, welche <strong>in</strong> [19] mit 353.5 Hz<br />

<strong>und</strong> 931.9 Hz <strong>an</strong>gegeben werden.


Parameter <strong>der</strong> Modelle 177<br />

A.3 Parameter des H<strong>an</strong>dpolsters<br />

In den Arbeiten von [50, 36] wurde <strong>in</strong> mehreren Fällen e<strong>in</strong> Potenzreihen<strong>an</strong>satz für<br />

den Kraft-Deformationszusammenh<strong>an</strong>g gemacht:<br />

Fi = ci0 + ci1δxi 1 + ci2δxi 2 + ci3δxi 3 + di1xi ˙<br />

1 + di2xi ˙<br />

2 + di3xi ˙<br />

3<br />

—— c0 [N] c1 [N/m] c2 [N/m 2 ] c3 [N/m 3 ]<br />

z(a) 0.0 0.0 4.0 ∗ 10 6 0.0<br />

z(b) 0.0 0.0 1.0 ∗ 10 7 0.0<br />

z(c) 0.0 0.0 4.0 ∗ 10 6 0.0<br />

z(d) 150.0 1.5 ∗ 10 5 0.0 0.0<br />

y(a) 0.0 1.0 ∗ 10 3 0.0 0.0<br />

y(b) 0.0 1.0 ∗ 10 3 0.0 0.0<br />

y(d) 0.0 4.0 ∗ 10 3 0.0 0.0<br />

—— d1 [Ns/m] d2 [Ns 2 /m 2 ] d3 [Ns 3 /m 3 ]<br />

z(a) — 2.9 ∗ 10 3 0.0 0.0<br />

z(b) — 1.0 ∗ 10 1 0.0 0.0<br />

z(c) — 1.9 ∗ 10 2 0.0 0.0<br />

z(d) — 2.3 ∗ 10 2 0.0 6.4 ∗ 10 3<br />

y(a) — 1.9 ∗ 10 1 0.0 0.0<br />

y(b) — 0.5 ∗ 10 1 0.0 0.0<br />

y(d) — 1.7 ∗ 10 1 0.0 0.0<br />

Tabelle 12: Vergleich <strong>der</strong> H<strong>an</strong>dpolsterparameter von Kle<strong>in</strong>au [50] <strong>und</strong> Hahn [36]


178 Parameter <strong>der</strong> Modelle<br />

A.4 Gelenksteifigkeiten H<strong>an</strong>d-Arm-Modell<br />

Da die effektiven Steifigkeiten <strong>und</strong> Dämpfungen <strong>in</strong> Gelenken letztlich tonusabhängig<br />

s<strong>in</strong>d, k<strong>an</strong>n ke<strong>in</strong> allgeme<strong>in</strong>gültiger Datensatz <strong>an</strong>gegeben werden. Literaturwerte s<strong>in</strong>d<br />

daher selten <strong>und</strong> mit Vorsicht zu betrachten.<br />

Es f<strong>in</strong>det sich zum Beispiel (zum Teil aus Untersuchungen zum Skifahren abgeleitet)<br />

<strong>in</strong> [69] e<strong>in</strong> Parametersatz.<br />

Den Angaben von [36, 50] liegt jedoch die Annahme e<strong>in</strong>e Vorauslenkung zugr<strong>und</strong>e,<br />

so dass diese Werte nicht direkt mit den <strong>an</strong><strong>der</strong>en verglichen werden können. 22<br />

Scheurer [69] c1 c2 c3<br />

Schulter 800 (Nm/ o ) 800 (Nm/ o ) 800 (Nm/ o )<br />

Ellbogen 400 (Nm/ o ) — —<br />

H<strong>an</strong>d 100 (Nm/ o ) 100 (Nm/ o ) 100 (Nm/ o )<br />

d1 d2 d3<br />

Schulter 6.0 (Nms/ o ) 6.0 (Nms/ o ) 6.0 (Nms/ o )<br />

Ellbogen 3.0 — —<br />

H<strong>an</strong>d 1.0 (Nms/ o ) 1.0 (Nms/ o ) 1.0 (Nms/ o )<br />

Kle<strong>in</strong>hau/Hahn (1)[50, 36] c1 c2 c3<br />

Schulter 57.3 (Nm/ o ) — —<br />

Ellbogen 286 (Nm/ o ) — —<br />

H<strong>an</strong>d — — —<br />

d1 d2 d3<br />

Schulter 5729.6 (Nms/ o ) — —<br />

Ellbogen 0.0 (Nms/ o ) — —<br />

H<strong>an</strong>d — — —<br />

Kle<strong>in</strong>hau/Hahn (1) c1 c2 c3<br />

Schulter 57.3 (Nm/ o ) — —<br />

Ellbogen 57.3 (Nm/ o ) — —<br />

H<strong>an</strong>d — — —<br />

d1 d2 d3<br />

Schulter 1145.9 (Nms/ o ) — —<br />

Ellbogen 0.0 (Nms/ o ) — —<br />

H<strong>an</strong>d — — —<br />

Tabelle 13: Vergleich <strong>der</strong> von Scheurer [69] <strong>und</strong> Kle<strong>in</strong>au [50] <strong>und</strong> Hahn [36] <strong>an</strong>gegebenen<br />

Gelenksteifigkeiten<br />

22 Zur allgeme<strong>in</strong>en Bewertung ist jedoch <strong>an</strong>zumerken, dass die Dämpfungen hier zu hoch se<strong>in</strong><br />

dürften, um die am Arbeitspunkt zu schwache Steifigkeit zu kompensieren. Die Messungen waren<br />

jedoch nur mit e<strong>in</strong>er Anregungsfrequenz von ca. 53 Hz durchgeführt worden, was die Aussagekraft<br />

zusätzlich m<strong>in</strong><strong>der</strong>t.


Parameter <strong>der</strong> Modelle 179<br />

Gelenk Typ Freiheitsgrad<br />

Thorax frei 6<br />

Nacken/Kopf gesperrt 0<br />

Schulter Kugel 3<br />

Ellbogen Kugel 3<br />

H<strong>an</strong>d Kugel 3<br />

Schwabbel Oberarm frei 6<br />

Schwabbel Unterarm frei 6<br />

Schwabbel H<strong>an</strong>d frei 6<br />

Tabelle 14: Gelenkstruktur HAS: Realisierte Vari<strong>an</strong>te<br />

A.5 Modellparameter Unfallsimulation<br />

B<strong>an</strong>dscheibe ct[N/m] dt [Ns/m] cr [N/rad] dr [Ns/rad]<br />

Kopf-C1 (x) 3.1*100000 3.1*300.00 3.1*1.0*57.3 3.1*1.00<br />

Kopf-C1 (y) 3.1*100000 3.1*300.00 3.1*0.9*57.3 3.1*1.00<br />

Kopf-C1 (z) 31 *100000 31 *300.00 3.1*0.75*57.3 3.1*1.00<br />

C7-T1 (x) 1.5*100000 1.5*300.00 1.5*1.0*57.3 1.5*1.00<br />

C7-T1 (y) 1.5*100000 1.5*300.00 1.5*0.9*57.3 1.5*1.00<br />

C7-T1 (z) 15*100000 15* 300.00 1.5*0.75*57.3 1.5*1.00<br />

Tabelle 15: Parameter <strong>der</strong> B<strong>an</strong>dscheiben (Rotationsparametrisierung Kard<strong>an</strong>)


180 Parameter <strong>der</strong> Modelle<br />

Gelenk cr [N/rad] dr [Ns/rad]<br />

Schulter (x) 0.3*57.0 3.0*5.0<br />

Schulter (y) 0.3*57.0 3.0*5.0<br />

Schulter (z) 0.3*57.0 3.0*5.0<br />

Ellbogen (x) 0.2*57.0 1.0*5.0<br />

Ellbogen (y) 0.2*57.0 1.0*5.0<br />

Ellbogen (z) 0.2*57.0 1.0*5.0<br />

H<strong>an</strong>d (x) 0.2*57.0 1.0*5.0<br />

H<strong>an</strong>d (y) 0.2*57.0 1.0*5.0<br />

H<strong>an</strong>d (z) 0.2*57.0 1.0*5.0<br />

Rücken (x) 2.0*57.0 1.0*5.0<br />

Rücken (y) 2.0*57.0 1.0*5.0<br />

Rücken (z) 2.0*57.0 1.0*5.0<br />

Hüfte (x) 1.2*57.0 1.0*5.0<br />

Hüfte (y) 1.2*57.0 1.0*5.0<br />

Hüfte (z) 1.2*57.0 1.0*5.0<br />

Knie (x) 1.0*57.0 2*5.0<br />

Knie (y) 1.0*57.0 2*5.0<br />

Knie (z) 1.0*57.0 2*5.0<br />

Fuß (x) 0.5*57.0 1.0*5.0<br />

Fuß (y) 0.5*57.0 1.0*5.0<br />

Fuß (z) 0.5*57.0 1.0*5.0<br />

Tabelle 16: Gelenksteifigkeiten bei Unfallmodell (Rotationsparametrisierung Kard<strong>an</strong>)<br />

Kontakt PKW zu cz [N/m exp ] dz [Ns/m] Exponent exp<br />

Kopf 0.5*800000.00 0.5*15000.00 2.0<br />

Becken 0.3*800000.00 1.0*15000.00 2.0<br />

Thorax 0.2*800000.00 1.0*15000.00 2.0<br />

Oberarm 1.0*800000.00 1.0*15000.00 2.0<br />

Unterarm 1.0*800000.00 1.0*15000.00 2.0<br />

Oberschenkel 1.0*800000.00 1.0*15000.00 2.0<br />

Unterschenkel 0.2*800000.00 1.2*15000.00 2.0<br />

Tabelle 17: Kontaktparameter bei Unfallmodell (Fall 8)


Parameter <strong>der</strong> Modelle 181<br />

B GENMOD: Matlabrout<strong>in</strong>en<br />

B.1 genmod.m<br />

Zum Erzeugen muss das m-file genmod.m ausgeführt werden. Dieses Programm<br />

entspricht dem Pseudocode, welcher <strong>in</strong> Tafel 18 abgebildet ist. Die Call-Struktur ist<br />

Tabelle 18: Pseudocode genmod.m<br />

clear %Löschen aller Variablen<br />

mbsstruct %Setzen <strong>der</strong> Modellstruktur <strong>und</strong> aller Variablen<br />

ADAMS_ID.marker=1 % Setzen e<strong>in</strong>iger ADAMS-View Variablen<br />

...<br />

Beg<strong>in</strong> writeout<br />

write Modelname<br />

write Hea<strong>der</strong><br />

write Default Units for Model<br />

write Default Attributes for Model<br />

write Adams/View Model<br />

write Data storage<br />

write Materials<br />

write Rigid Parts<br />

write Jo<strong>in</strong>ts<br />

write Forces<br />

write Dynamic Graphics<br />

write Accgrav<br />

write Analysis sett<strong>in</strong>gs<br />

write Measures<br />

write ADAMS/View Variables<br />

write Function def<strong>in</strong>itions<br />

write Expression def<strong>in</strong>itions<br />

If DOE/OPTIMISATION desired<br />

prepare spl<strong>in</strong>es.cmd<br />

write <strong>in</strong>clude spl<strong>in</strong>es.cmd<br />

write computed measurements<br />

End If<br />

End writeout<br />

<strong>in</strong> Tafel 19 abgebildet. Die Namen <strong>der</strong> Subrout<strong>in</strong>en wurden möglichst selbsterklärend<br />

gewählt. Vere<strong>in</strong>fachter Pseudocode:<br />

clear<br />

mbsstruct.m ausführen<br />


182 Parameter <strong>der</strong> Modelle<br />

Tabelle 19: Hierarchie des Modellgenerators<br />

genmod.m---mbsstruct.m---sett<strong>in</strong>gs.m<br />

|<br />

---<strong>an</strong>topometric.m<br />

|<br />

---values.m<br />

|<br />

---designvars.m---designvars_<strong>an</strong>topometrie.m<br />

| ---designvars_mass_<strong>in</strong>ertia.m<br />

| ---designvars_marker.m<br />

| ---designvars_wobbel_rigid.m<br />

| ---designvars_grafik.m<br />

| ---designvars_forceparams.m<br />

|<br />

---bodys.m<br />

|<br />

---jo<strong>in</strong>ts.m<br />

|<br />

---statevars.m<br />

|<br />

---measures.m<br />

B.2 mbsstruct.m<br />

In dieser Datei werden die erfor<strong>der</strong>lichen Datenstrukturen erzeugt, welche genmod.m<br />

benötigt, um das Modell zu schreiben. Es besteht aus Aufrufen weiterer Unterrout<strong>in</strong>en.<br />

sett<strong>in</strong>gs<br />

<strong>an</strong>topometric<br />

values<br />

designvars<br />

bodys<br />

jo<strong>in</strong>ts<br />

statevars<br />

measures<br />

B.3 sett<strong>in</strong>gs.m<br />

modelname=’HAMS_1’;<br />

%SIMTYPE=’SIMULINK’ %COMMENT OUT IF NO "SIMULINK FORCEELEMENTS"<br />

SIMTYPE=’AUTARK’ %REMOVE COMMENT TO SET "ADAMS FORCEELEMENTS"<br />

ANATYPE=’DOE/OPTIMISATION’ %COMMENT OUT IF NO DOE/OPTIMISATION<br />

%ANATYPE=’AUTARK’ %REMOVE COMMENT TO SET "st<strong>an</strong>dalone model"<br />

secondh<strong>an</strong>d=1; %Set this Value to 0 if you need oneh<strong>an</strong>ded model


Parameter <strong>der</strong> Modelle 183<br />

B.4 <strong>an</strong>topometric.m<br />

thesex=’m’<br />

stature=1.93<br />

mass=93<br />

<br />

B.5 values.m<br />

gscal=0.0002;<br />

wtr<strong>an</strong>s=40;<br />

wobbtr<strong>an</strong>s=wtr<strong>an</strong>s;<br />

str<strong>an</strong>s=0;<br />

gstiff_v=1.0;<br />

gdamp_v=1.0;<br />

<br />

B.6 designvars.m<br />

designvars_<strong>an</strong>topometrie;<br />

designvars_mass_<strong>in</strong>ertia;<br />

designvars_marker;<br />

designvars_wobbel_rigid;<br />

designvars_grafik;<br />

designvars_forceparams;<br />

Um e<strong>in</strong>e Designvariable im ADAMS-Modell zu erzeugen, muss e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>trag (<strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Form wie unten dargestellt) e<strong>in</strong>getragen werden.<br />

Beispiel1: Ke<strong>in</strong>e Expression son<strong>der</strong>n Wertzuweisung (z.B. Wert aus Values.m o<strong>der</strong><br />

<strong>an</strong>topometric.m)<br />

designvar(dvc).name=’STATURE’;<br />

designvar(dvc).unit=’length’;<br />

designvar(dvc).fn=strcat(’(’,num2str(stature),’m )’);<br />

designvar(dvc).formula=strcat(’(’,’)’);<br />

eval( strcat(designvar(dvc).name,’=’,<strong>in</strong>t2str(dvc) ,’;’) );<br />

dvc=dvc+1;<br />

Beispiel2: Expression, welche sich auf <strong>an</strong><strong>der</strong>e Designvariable bezieht<br />

designvar(dvc).name=’humerus’;<br />

designvar(dvc).unit=’no_units’;<br />

designvar(dvc).fn=’0’;<br />

designvar(dvc).formula=...<br />

strcat(’(’,’ 0.185*’,’.’,modelname,’.’,’STATURE’,rv,’+ 0.01338’,’)’);<br />

eval( strcat(designvar(dvc).name,’=’,<strong>in</strong>t2str(dvc) ,’;’) );<br />

dvc=dvc+1;


184 Parameter <strong>der</strong> Modelle<br />

B.7 bodys.m<br />

Um e<strong>in</strong>en Körper dem Modell h<strong>in</strong>zuzufügen, muss e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>trag wie <strong>in</strong> diesem Beispiel<br />

h<strong>in</strong>zugefügt werden.<br />

bn=bn+1;<br />

body(bn).name=’UPARM_R’ %Name des Körpers<br />

body(bn).loc=[0.0,0.0,0.0]<br />

body(bn).ori=[0.0,0.0,0.0]<br />

marker(1).name=’UPARM_THORAX’ %Name des Markers<br />

marker(1).loc=[0.0,0.0,0.0] %Fester Wert irrelev<strong>an</strong>t!<br />

marker(1).ori=[0.0,-95.0,0.0] %Fester Wert irrelev<strong>an</strong>t!<br />

marker(1).locs=[tr_uparm_thorax_x,tr_uparm_thorax_y,...<br />

tr_uparm_thorax_z]%Designvariable überschreibt festen Wert<br />

marker(1).oris=[NILL,NILL,NILL] %Designvariable dafür<br />

marker(1).param=1;<br />

%<br />

marker(2).name=’UPARM_FOREARM’<br />

marker(2).loc=[0.0,0.0,0.0]<br />

marker(2).ori=[0.0,0.0,0.0]<br />

marker(2).locs=[NILL,NILL,NILL]%NILL ist die Designvariable [0.0]<br />

marker(2).oris=[NILL,NILL,NILL]<br />

marker(2).param=1;<br />

%<br />

marker(3).name=’cm’<br />

marker(3).loc=[uparm.rigid.cg.x,uparm.rigid.cg.y,uparm.rigid.cg.z]<br />

marker(3).ori=[0.0,0.0,0.0]<br />

marker(3).locs=[uparm_rigid_cg_x ,uparm_rigid_cg_y ,uparm_rigid_cg_z ]<br />

marker(3).oris=[NILL,NILL,NILL]<br />

marker(3).param=1;<br />

body(bn).marker=marker<br />

body(bn).numfmarkers=2; % Wichtig für die ...<br />

Kraftelemente <strong>an</strong> diesem Körper! (Anzahl Kraftelemente)<br />

body(bn).nummarkers=max(size(marker));<br />

body(bn).rigid.m=uparm.rigid.m; %Fester Wert irrelev<strong>an</strong>t!<br />

body(bn).rigid.mom.xx=uparm.rigid.mom.xx;%Fester Wert irrelev<strong>an</strong>t!<br />

body(bn).rigid.mom.yy=uparm.rigid.mom.yy;%Fester Wert irrelev<strong>an</strong>t!<br />

body(bn).rigid.mom.zz=uparm.rigid.mom.zz;%Fester Wert irrelev<strong>an</strong>t!<br />

body(bn).rigid.mom.xy=0.0;<br />

body(bn).rigid.mom.zx=0.0;<br />

body(bn).rigid.mom.yz=0.0;<br />

dev(1)=uparm_b_rigid_mass;%Designvariable überschreibt festen Wert<br />

dev(2)=uparm_b_rigid_mom_xx;%Designvariable überschreibt festen Wert<br />

dev(3)=uparm_b_rigid_mom_yy;%Designvariable überschreibt festen Wert<br />

dev(4)=uparm_b_rigid_mom_zz;%Designvariable überschreibt festen Wert<br />

dev(5)=uparm_rigid_cg_x ;%39 ?%Designvariable überschreibt festen Wert...<br />

Bezugsmarker für Trägheitstensor<br />

body(bn).dv=dev;<br />

body(bn).cmmarker=3;<br />

% Alles für Visualisierung!


Parameter <strong>der</strong> Modelle 185<br />

body(bn).geometry(1).type=’ellipsoid’ %Grafiktyp<br />

body(bn).geometry(1).cmmarker=3;%Bezugsmarker Grafik-Primitiv<br />

body(bn).geometry(1).counter=1<br />

scalefact=gscal*body(bn).rigid.m^2;<br />

body(bn).geometry(1).attrib=[scalefact*1/body(bn).rigid.mom.xx,...<br />

scalefact*1/body(bn).rigid.mom.yy,scalefact*1/body(bn).rigid.mom.zz]...<br />

%Fester Wert irrelev<strong>an</strong>t!<br />

body(bn).geometry(1).attrib_dv=[uparm_b_elipsoid_x,uparm_b_elipsoid_y,...<br />

uparm_b_elipsoid_z,Skeltr<strong>an</strong>sparency];%Designvariable überschreibt festen Wert<br />

body(bn).tr<strong>an</strong>sparency=0; %Um Tr<strong>an</strong>sparenz für Körper zu setzen hier z.B. 70 setzen<br />

body(bn).color=’RED’;<br />

eval( strcat(’RB_’,body(bn).name,’=’,<strong>in</strong>t2str(bn) ,’;’) );<br />

clear marker<br />

B.8 jo<strong>in</strong>ts.m<br />

Um e<strong>in</strong> Jo<strong>in</strong>t h<strong>in</strong>zuzufügen (je<strong>der</strong> Körper sollte e<strong>in</strong> jo<strong>in</strong>t besitzen, da die Körperlage<br />

mittels dieser Beschreibung parametrisiert wird), muss <strong>in</strong> dieser Datei e<strong>in</strong> entsprechen<strong>der</strong><br />

E<strong>in</strong>trag vorgenommen werden.<br />

jn=jn+1;<br />

jo<strong>in</strong>t(jn).jo<strong>in</strong>ttype=’spherical’;<br />

jo<strong>in</strong>t(jn).active=’on’<br />

jo<strong>in</strong>t(jn).name=’ELLBOGEN_L’<br />

jo<strong>in</strong>t(jn).frombody=RB_UPARM_L;<br />

jo<strong>in</strong>t(jn).tobody=RB_FOREARM_L;%Uparm<br />

jo<strong>in</strong>t(jn).frommarker=2;%Foarm_Uparm<br />

jo<strong>in</strong>t(jn).tomarker=1;%Uparm_Foarm<br />

jo<strong>in</strong>t(jn).nextjo<strong>in</strong>t=jn+1<br />

jo<strong>in</strong>t(jn).fmarker=1<br />

jo<strong>in</strong>t(jn).ftype=’l<strong>in</strong>ear’<br />

jo<strong>in</strong>t(jn).fpar_dv=[GF_Ellbogen_re_ca,GF_Ellbogen_re_cb,GF_Ellbogen_re_cc,...<br />

GF_Ellbogen_re_da,GF_Ellbogen_re_db,GF_Ellbogen_re_dc]<br />

Die Jo<strong>in</strong>ts def<strong>in</strong>ieren nicht nur die ” realen“ Jo<strong>in</strong>ts wie spherical o<strong>der</strong> fixed, son<strong>der</strong>n<br />

def<strong>in</strong>ieren gleichzeitig Kraftelemente <strong>in</strong> diesen Gelenken. Mögliche Jo<strong>in</strong>ttypes s<strong>in</strong>d:<br />

⋄ 6 DOF<br />

⋄ spherical<br />

⋄ fixed<br />

Als Kraftelemente kommen <strong>in</strong> Frage (abhängig von Gelenkart):


186 Parameter <strong>der</strong> Modelle<br />

⋄ sweep (Frequenzg<strong>an</strong>g 0...300Hz)<br />

⋄ l<strong>in</strong>ear (Pd-Regler)<br />

⋄ wobbel (Schwabbelmassenkopplung verallgeme<strong>in</strong>ert)<br />

sweep (Bei 6DOF Jo<strong>in</strong>t):<br />

l<strong>in</strong>ear (Bei 6DOF Jo<strong>in</strong>t):<br />

wobbel (Bei 6DOF Jo<strong>in</strong>t):<br />

Fx = Ax ∗ s<strong>in</strong>((df ∗ T ime) ∗ T ime ∗ Π ∗ 2)<br />

Fy = Ay ∗ s<strong>in</strong>((df ∗ T ime) ∗ T ime ∗ Π ∗ 2)<br />

Fz = Az ∗ s<strong>in</strong>((df ∗ T ime) ∗ T ime ∗ Π ∗ 2)<br />

Ma = Aa ∗ s<strong>in</strong>((df ∗ T ime) ∗ T ime ∗ Π ∗ 2)<br />

Mb = Ab ∗ s<strong>in</strong>((df ∗ T ime) ∗ T ime ∗ Π ∗ 2)<br />

Mc = Ac ∗ s<strong>in</strong>((df ∗ T ime) ∗ T ime ∗ Π ∗ 2)<br />

Fx = (Cx ∗ ∆R expx<br />

x<br />

Fy = (Cy ∗ ∆R expy<br />

y<br />

Fz = (Cz ∗ ∆R expz<br />

z<br />

) + Dx ∗ ˙<br />

Rx<br />

) + Dy ∗ ˙<br />

Ry<br />

) + Dz ∗ ˙<br />

Rz<br />

Ma = Ca ∗ ∆α + Da ∗ ωa ˙<br />

Mb = Cb ∗ ∆β + Db ∗ ωb ˙<br />

Mc = Cc ∗ ∆γ + Dc ∗ ωc ˙<br />

Fx = (Cx ∗ (SIGN(1, ∆Rx)) ∗ (ABS(∆Rx) expx )<br />

+ Dx ∗ ˙<br />

Rx ∗ ABS(∆Rx)) ∗ Farea<br />

Fy = (Cy ∗ (SIGN(1, ∆Ry)) ∗ (ABS(∆Ry) expy )<br />

+ Dy ∗ ˙<br />

Ry ∗ ABS(∆Ry)) ∗ Farea<br />

Fz = (Cz ∗ (SIGN(1, ∆Rz)) ∗ (ABS(∆Rz) expz )<br />

+ Dz ∗ ˙<br />

Rz ∗ ABS(∆Rz)) ∗ Farea<br />

Ma = Ca ∗ ∆α + Da ∗ ˙<br />

ωa<br />

Mb = Cb ∗ ∆β + Db ∗ ˙<br />

ωb<br />

Mc = Cc ∗ ∆γ + Dc ∗ ˙<br />

ωc


Parameter <strong>der</strong> Modelle 187<br />

L<strong>in</strong>ear (Bei spherical Jo<strong>in</strong>t):<br />

B.9 statevars.m<br />

Mx = Ca ∗ ∆α + Da ∗ ωa ˙<br />

My = Cb ∗ ∆β + Db ∗ ωb ˙<br />

Mz = Cc ∗ ∆γ + Dc ∗ ωc ˙<br />

Diese Datei ist entst<strong>an</strong>den, als e<strong>in</strong> frühes Modell mit SIMULINK gekoppelt war.<br />

Hier wurden die nötigen Zust<strong>an</strong>dsvariablen erzeugt, die als Aufnahme für die zurückgegebenen<br />

Kräfte <strong>und</strong> Momente dienen sollten. Da es e<strong>in</strong>ige Probleme mit <strong>der</strong><br />

ADAMS-SIMULINK-Kopplung gab, wurde dieser Weg nicht weiterverfolgt. Stattdessen<br />

wurde e<strong>in</strong> vollkommen autarkes Modell entwickelt. In sofern ist diese Datei<br />

also von untergeordnetem Interesse <strong>und</strong> sollte nicht verän<strong>der</strong>t werden müssen.<br />

B.10 measures.m<br />

Diese Datei ist entst<strong>an</strong>den, als versucht wurde, mit ADAMS st<strong>an</strong>d-alone DOE o<strong>der</strong><br />

Optimierungen durchzuführen. Hierzu musste e<strong>in</strong>e Bewertungsfunktion im Frequenzraum<br />

geschaffen werden. Dies g<strong>in</strong>g nur mit computed measurements. ADAMS verhält<br />

sich aber hier nicht sequentiell, son<strong>der</strong>n wertet die Ausdrücke wahrsche<strong>in</strong>lich <strong>in</strong><br />

Form von threads aus. Dies k<strong>an</strong>n dazu führen, dass sche<strong>in</strong>bar durch e<strong>in</strong>en Nullvektor<br />

geteilt wird. (Dem S<strong>in</strong>n nach:Vektors are not from the same length! Length of<br />

Vektor1 is 16383, Length of Vektor2 is 0) Um e<strong>in</strong>e measurement zu erzeugen, muss<br />

e<strong>in</strong> entsprechen<strong>der</strong> E<strong>in</strong>trag <strong>in</strong> die erste Kategorie (runtime measurements) erzeugt<br />

werden:<br />

mn=mn+1;<br />

measure(mn).name=’GFORCE_Griff_Shaker_MEA_FZ’;<br />

measure(mn).fromfirst=’yes’;<br />

measure(mn).object=’GFORCE_Griff_Shaker’;<br />

measure(mn).characteristic=’element_force’;<br />

measure(mn).component=’z_component’;<br />

measure(mn).create_measure_display=’no’;<br />

measure(mn).color=’WHITE’;<br />

Um e<strong>in</strong>e computed measurement zu erzeugen muss e<strong>in</strong> entsprechen<strong>der</strong> E<strong>in</strong>trag <strong>in</strong> die<br />

zweite Kategorie (computed measurements) erzeugt werden:<br />

cmn=cmn+1;<br />

compmeasure(cmn).name=’COMP_FORCE’;<br />

compmeasure(cmn).text_of_expression=<br />

’(FFTMAG(.HAMS_1.GFORCE_Griff_Shaker_MEA_FZ, 16384))’;<br />

compmeasure(cmn).create_measure_display=’yes’;<br />

compmeasure(cmn).units=’no_units’;<br />

compmeasure(cmn).color=’WHITE’;


188 Parameter <strong>der</strong> Modelle<br />

C Beurteilung <strong>der</strong> e<strong>in</strong>gesetzten MKS-Programme<br />

Da im Rahmen dieser Arbeit zwei MKS-Programme e<strong>in</strong>gesetzt wurden, soll <strong>an</strong> dieser<br />

Stelle die subjektive Beurteilung des Verfassers bezüglich <strong>der</strong> Eignung bei<strong>der</strong><br />

Programme für biomech<strong>an</strong>ische Fragestellungen erfolgen.<br />

C.1 Beurteilung ADAMS<br />

Preprocess<strong>in</strong>g: Dieses Programm ist <strong>in</strong>tuitiver zu bedienen, <strong>und</strong> macht es dem<br />

Anwen<strong>der</strong> leicht, schnell e<strong>in</strong>fache <strong>Simulation</strong>en auszuführen. Es ist durchaus möglich<br />

e<strong>in</strong> Doppelpendel <strong>in</strong>nerhalb weniger Sek<strong>und</strong>en zu modellieren <strong>und</strong> zu simulieren.<br />

ADAMS erzeugt selbsttätig zu <strong>der</strong> Geometrie passende Massenverteilungen<br />

über die Dichte des Materials <strong>und</strong> benötigte Marker. Gelenke s<strong>in</strong>d <strong>an</strong>schaulich visualisiert.<br />

Kraftelemente lassen sich schnell über e<strong>in</strong>en mächtigen ” Functionbuil<strong>der</strong>“<br />

implementieren. An<strong>der</strong>s sieht die Situation bei komplexeren Modellen aus. Gerade<br />

die freigiebige automatisierte Erzeugung von Markern auf den Körpern, die primär<br />

nichtssagende Namen tragen, macht es schwer, e<strong>in</strong> aufgeräumtes, wartbares<br />

Modell zu erstellen. Die Körper werden <strong>in</strong> Weltkoord<strong>in</strong>aten erzeugt. Wenn Gelenke<br />

implementiert werden, ist es durchaus möglich, dass die Anf<strong>an</strong>gskonfiguration<br />

die Zw<strong>an</strong>gsbed<strong>in</strong>gungen verletzt. Zwei halbe Gelenke s<strong>in</strong>d d<strong>an</strong>n das Resultat. Diese<br />

Hälften müssen d<strong>an</strong>n <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em sogen<strong>an</strong>nten Assembl<strong>in</strong>g zusammengeführt werden,<br />

was letztlich bedeutet, das sich die Anf<strong>an</strong>gsw<strong>in</strong>kel von den ursprünglich gewünschten<br />

unterscheiden. Auch k<strong>an</strong>n das Modell nicht durch Tr<strong>an</strong>slation o<strong>der</strong> Rotation des<br />

Ursprungs <strong>der</strong> k<strong>in</strong>ematischen Kette verschoben werden. Auch die Parametrisierung<br />

des Modells ist lei<strong>der</strong> etwas komplizierter, als <strong>in</strong> SIMPACK. E<strong>in</strong>fache Designvariablen<br />

lassen sich gut schnell <strong>und</strong> e<strong>in</strong>fach erstellen. E<strong>in</strong>e komplexe Datenb<strong>an</strong>k, wie<br />

die des Menschmodells lässt sich jedoch nur mit sehr viel Zeit <strong>und</strong> Geduld über die<br />

Oberfläche zusammenstellen.<br />

Diese Gründe haben es erfor<strong>der</strong>lich sche<strong>in</strong>en lassen, e<strong>in</strong>en Modellgenerator zu programmieren,<br />

<strong>der</strong> die Erzeugung e<strong>in</strong>es h<strong>an</strong>dhabbaren Modells auch bei hoher Modellkomplexität<br />

gewährleistet.<br />

Process<strong>in</strong>g: Die Solver s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Resultat <strong>und</strong> Bedienbarkeit gut zu bewerten. Die<br />

Integration brach <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>em Fall ab. Die Integration komplexer Modelle ist jedoch<br />

deutlich l<strong>an</strong>gsamer, als bei SIMPACK. Sehr schön <strong>und</strong> umf<strong>an</strong>greich s<strong>in</strong>d die Funktionen<br />

Sensitivitäts<strong>an</strong>alyse, Design Of Experiments <strong>und</strong> Optimierung. Es ist vorstellbar,<br />

dass sich hier im Bereich <strong>der</strong> biomech<strong>an</strong>ischen <strong>Simulation</strong> viele neue Möglichkeiten<br />

bieten. In dem Anwendungsbeispiel H<strong>an</strong>d-Arm-System ließen sie sich aus<br />

zwei Gründen nicht e<strong>in</strong>setzen. Zum e<strong>in</strong>en betrug die Integrationszeit 20 M<strong>in</strong>uten<br />

(SIMPACK 4 M<strong>in</strong>uten), zum <strong>an</strong><strong>der</strong>en ist vorgesehen, dass die Bewertungsfunktion<br />

im Zeitraum liegt, beim HAS wurde jedoch im Frequenzraum bewertet.


Parameter <strong>der</strong> Modelle 189<br />

Postprocess<strong>in</strong>g: ADAMS bietet hier viele komfortable Funktionalitäten. M<strong>an</strong><br />

k<strong>an</strong>n Plots <strong>und</strong> Animation parallel begutachten, <strong>und</strong> se<strong>in</strong>e Daten (wie<strong>der</strong> mit dem<br />

umf<strong>an</strong>greichen Functionbuil<strong>der</strong>) nachbereiten. Es ist mit wenig Aufw<strong>an</strong>d möglich<br />

Filter <strong>und</strong> FFT’s e<strong>in</strong>zusetzen.<br />

Flexibilität: Die Verwendung von Kraftelementen ist bei e<strong>in</strong>fachen Modellen sehr<br />

gut. M<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n z.B. e<strong>in</strong> 6-Komponenten Kraftelement sehr flexibel mit dem Functionbuil<strong>der</strong><br />

erstellen. Lei<strong>der</strong> ist es jedoch so, dass <strong>in</strong> dem jeweiligen Ausdruck, durch<br />

das Gr<strong>und</strong>pr<strong>in</strong>zip bed<strong>in</strong>gt, jeweils die Marker<strong>an</strong>gaben fest im Kraftgesetz stehen.<br />

Konkret bedeutet das, das m<strong>an</strong> bei e<strong>in</strong>em Modell mit 17 Schwabbelmassen jeweils 6<br />

Komponenten, <strong>in</strong>sgesamt also 102 Formeln, über die Oberfläche ” zusammenklicken“<br />

muss. Das ist recht mühsam. Auch hier erwies es sich als sehr hilfreich, dass das<br />

Modell mit e<strong>in</strong>em Modellgenerator erstellt wurde. Die Funktionalitätserweiterung<br />

über compilierte Rout<strong>in</strong>en wurde nicht getestet, es erschien aber unwahrsche<strong>in</strong>lich,<br />

dass sich hierdurch e<strong>in</strong>e (für den Anwen<strong>der</strong>) ähnlich komfortable Modellierung wie<br />

unter SIMPACK erreichen ließe.<br />

Die Anb<strong>in</strong>dung von SIMULINK funktionierte bei <strong>der</strong> getesteten Version bei e<strong>in</strong>fachen<br />

Modellen recht gut <strong>und</strong> e<strong>in</strong>fach. Lei<strong>der</strong> ließ sich d<strong>an</strong>n das komplexe Menschmodell<br />

nur noch e<strong>in</strong>mal simulieren. D<strong>an</strong>ach musste MATLAB komplett neu gestartet<br />

werden.<br />

C.2 Beurteilung SIMPACK<br />

Preprocess<strong>in</strong>g: Das Modell wird durchweg relativ beschrieben. Die Anf<strong>an</strong>gswerte<br />

<strong>der</strong> Gelenke bestimmen die Körperhaltung. Die E<strong>in</strong>arbeitungszeit ist jedoch wesentlich<br />

höher als bei ADAMS. Marker werden z.B. im Allgeme<strong>in</strong>en nicht automatisch<br />

erzeugt. Auf <strong>der</strong> <strong>an</strong><strong>der</strong>en Seite behält <strong>der</strong> Anwen<strong>der</strong> die volle Kontrolle über das Modell.<br />

E<strong>in</strong> Schwachpunkt ist z.B., dass die Trägheitstensoren nicht aus <strong>der</strong> Geometrie<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Dichte automatisch berechnet werden können.<br />

Process<strong>in</strong>g: Die Integration ist sehr schnell. Lei<strong>der</strong> gibt es <strong>in</strong> <strong>der</strong> uns zur Verfügung<br />

stehenden Version nur die Möglichkeit <strong>der</strong> Parametervariation. Die Funktionalität<br />

zur Optimierung (MOPS) st<strong>an</strong>d uns aus f<strong>in</strong><strong>an</strong>ziellen Gründen nicht zur<br />

Verfügung.<br />

Postprocess<strong>in</strong>g: Es lassen sich die Ergebnisse <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Animation betrachten <strong>und</strong><br />

e<strong>in</strong>fache Plots erstellen. Hier wirkt SIMPACK dürftig gegen ADAMS. Filter <strong>und</strong><br />

FFT’s lassen sich zwar def<strong>in</strong>ieren, aber die Bedienung <strong>und</strong> Vielseitigkeit bleibt hier<br />

h<strong>in</strong>ter ADAMS zurück.


190 Parameter <strong>der</strong> Modelle<br />

Flexibilität: Durch das Konzept, Kraftelemente unter <strong>der</strong> Oberfläche zur Verfügung<br />

zu stellen, ist es primär wesentlich schwieriger eigene Funktionalitäten zu<br />

realisieren. Der Vorteil dieses Konzepts besteht aber dar<strong>in</strong>, dass die eigenen Elemente<br />

systematisch genauso zugänglich s<strong>in</strong>d wie die St<strong>an</strong>dardelemente. M<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n<br />

fast die Aussage wagen, dass m<strong>an</strong> fast alles <strong>in</strong> SIMPACK implementieren k<strong>an</strong>n,<br />

was m<strong>an</strong> will. M<strong>an</strong>chmal ist nur <strong>der</strong> Aufw<strong>an</strong>d zu hoch. Beson<strong>der</strong>e (vom Programm-<br />

Konzept zu stark abweichende) Funktionalitäten lassen sich <strong>in</strong> SIMPACK nur mit<br />

e<strong>in</strong>er SIMULINK-Kopplung erzielen, da es sehr aufwändig ist globale Regelungskonzepte<br />

zu realisieren. Hier sei z.B. <strong>an</strong> komplexe geregelte G<strong>an</strong>zkörperbewegungen mit<br />

Muskelmodellen gedacht. Die Kraftelemente von SIMPACK wirken zwischen zwei<br />

Körpern, <strong>und</strong> beziehen sich pr<strong>in</strong>zipiell auf Relativgrößen zwischen diesen beiden<br />

Körpern, was es fast unmöglich macht auf globale Größen zuzugreifen.<br />

C.3 Zusammenfassung<br />

SIMPACK ersche<strong>in</strong>t für komplexe Modelle das geeignetere Programm zu se<strong>in</strong>. Mit<br />

dem, im Rahmen dieser Arbeit erstellten, Modellgenerator GENMOD wird dieser<br />

Nachteil für ADAMS teilweise wie<strong>der</strong> wettgemacht. Dennoch ist das Modellieren<br />

über ASCII-Dateien sehr mühsam. Für biomech<strong>an</strong>ische <strong>Simulation</strong>en hält <strong>der</strong> Autor<br />

SIMPACK für das überlegene System. Wenn SIMPACK tatsächlich (wie gepl<strong>an</strong>t)<br />

<strong>in</strong> absehbarer Zeit umlenkbare Zugstrukturen <strong>und</strong> realistische 3-d Volumenkontakte<br />

bieten würde, würde das Resultat noch e<strong>in</strong>deutiger ausfallen. Zur Zeit hat ADAMS<br />

bei <strong>der</strong> Kontaktmech<strong>an</strong>ik vielleicht Vorteile, die Funktionalität konnte aber bisl<strong>an</strong>g<br />

noch nicht getestet werden.


Parameter <strong>der</strong> Modelle 191<br />

D Verwendete Wortabkürzungen<br />

⋄ GUI: Graphical User Interface, Grafische Benutzeroberfläche<br />

⋄ API: A Programmers Interface; Programmierschnittstelle<br />

⋄ CAD: Computer Aided Design; Konstruktion am Computerarbeitsplatz, oft<br />

3-d Oberflächengittermodelle<br />

⋄ PKW: Personenkraftwagen<br />

⋄ KFZ: Kraftfahrzeug<br />

⋄ HAS: H<strong>an</strong>d-Arm-System<br />

⋄ MKS: Mehrkörpersystem<br />

⋄ FEM: F<strong>in</strong>ite Elemente Methode<br />

⋄ PDE: Partial Differential Equation<br />

⋄ MexAx: Integrator für MKS-<strong>Simulation</strong>en [13]<br />

⋄ ode: MKS-<strong>Simulation</strong>sprogramm [74]; aber auch Abk. für Ord<strong>in</strong>ary Differential<br />

Equation<br />

⋄ DIN: Deutsche Industrie Norm<br />

⋄ NASA: National Aeronautics <strong>an</strong>d Space Adm<strong>in</strong>istration<br />

⋄ PID Regler: Regler mit proportionalem, <strong>in</strong>tegralem <strong>und</strong> differentialem Anteil<br />

⋄ DLR: Deutsches Zentrum für Luft- <strong>und</strong> Raumfahrt<br />

⋄ ASCII: Americ<strong>an</strong> St<strong>an</strong>dard Code for Information Interch<strong>an</strong>ge; St<strong>an</strong>dard für<br />

Textdateien<br />

⋄ .obj: Format für CAD-Flächen<br />

⋄ .slp: Format für CAD-Flächen<br />

⋄ .stl: Format für CAD-Flächen<br />

⋄ .tris: Format für CAD-Flächen (PQP)<br />

⋄ GLUI: OpenGL basiertes User Interface; Bibliothek um e<strong>in</strong> auf OpenGL basiertes<br />

GUI zu erstellen


192 Parameter <strong>der</strong> Modelle<br />

⋄ GLUT: OpenGL Utility Toolkit<br />

⋄ OpenGL: St<strong>an</strong>dardbibliothek zur Erstellung von Computergrafik<strong>an</strong>wendungen<br />

⋄ GENMOD: Im Rahmen dieser Arbeit erstellter Modellgenerator für die Generierung<br />

e<strong>in</strong>es Menschmodells unter ADAMS<br />

⋄ PQP: Proximity Query Package<br />

⋄ BB: Bo<strong>und</strong><strong>in</strong>g Box<br />

⋄ OBB:Oriented Bo<strong>und</strong><strong>in</strong>g Box<br />

⋄ HIC: Head Injury Criterion<br />

⋄ NIC: Neck Injury Criterion<br />

⋄ SHT: Schädel-Hirn Trauma<br />

⋄ VWS: Vibration White F<strong>in</strong>gers; Weißf<strong>in</strong>gerkr<strong>an</strong>kheit verursacht durch Vibrationen<br />

⋄ PS: Pronation Sup<strong>in</strong>ation (PS-Bewegung des Unterarms: E<strong>in</strong>- <strong>und</strong> Auswärtsdrehen<br />

<strong>der</strong> H<strong>an</strong>dfläche)<br />

⋄ DOF: Degree of Freedom; Freiheitsgrad<br />

⋄ PC:Personal Computer<br />

⋄ VR: Virtual Reality; Virtuelle Realität<br />

⋄ DOE: Design of Experiments; Techniken zur Analyse von Sensitivitäten <strong>und</strong><br />

zur Parameterschätzung respektive Optimierung


LITERATUR 193<br />

E<br />

Literatur<br />

[1] Homepage. http://www.aero-simulation.de/ . 15<br />

[2] D<strong>in</strong> 33402: Körpermaße des Menschen. Norm, Oktober 1986. 20<br />

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D<strong>an</strong>ksagung<br />

201<br />

An erster Stelle gebührt Prof. Dr. H<strong>an</strong>ns Ru<strong>der</strong> me<strong>in</strong> D<strong>an</strong>k. Er gab mir die Gelegenheit<br />

<strong>an</strong> se<strong>in</strong>em Institut auf dem sehr <strong>in</strong>teress<strong>an</strong>ten Gebiet <strong>der</strong> <strong>Biomech<strong>an</strong>ik</strong> zu<br />

promovieren. Se<strong>in</strong>e Offenheit gegenüber <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>ärer <strong>und</strong> aktueller Forschung,<br />

se<strong>in</strong>e erfrischende Art, mit <strong>der</strong> er half Probleme zu bewältigen, <strong>und</strong> se<strong>in</strong> Vertrauen<br />

<strong>in</strong> se<strong>in</strong>e Mitarbeiter war für das Entstehen dieser Arbeit mehr als för<strong>der</strong>lich.<br />

Der Arbeitsgruppe <strong>Biomech<strong>an</strong>ik</strong>, wie sie zu Beg<strong>in</strong>n dieser Arbeit zusammengesetzt<br />

war d<strong>an</strong>ke ich für die fre<strong>und</strong>liche Aufnahme: Dr. Thomas Rosemeier <strong>und</strong> Dr. Michael<br />

Günther verd<strong>an</strong>ke ich viel für die ” E<strong>in</strong>weihung“ <strong>in</strong> die Kunst <strong>der</strong> biomech<strong>an</strong>ischen<br />

Modellerstellung, Dr. O<strong>an</strong>a Schüszler d<strong>an</strong>ke ich für die Überlassung ihrer Errungenschaften<br />

auf dem Gebiet <strong>der</strong> Anwendung von SIMPACK <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Biomech<strong>an</strong>ik</strong>.<br />

Dr. Götz d<strong>an</strong>ke ich für se<strong>in</strong>e Hilfsbereitschaft, wenn es um FEM-Fragen g<strong>in</strong>g.<br />

Me<strong>in</strong>en Kollegen, die während <strong>der</strong> letzten Jahre mit mir die Arbeitsgruppe ” teilten“,<br />

sei ged<strong>an</strong>kt für ihre Hilfsbereitschaft <strong>und</strong> ihr Verständnis. Beson<strong>der</strong>s Helmut<br />

Mutschler, <strong>der</strong> zusammen mit mir mit SIMPACK ” gekämpft“ hat, sei ged<strong>an</strong>kt für<br />

m<strong>an</strong>chen hilfreichen Tip, o<strong>der</strong> das e<strong>in</strong> o<strong>der</strong> <strong>an</strong><strong>der</strong>e Bier zu Zwecken <strong>der</strong> Regeneration.<br />

An dieser Stelle sei auch Renata G<strong>an</strong>d<strong>in</strong>i <strong>und</strong> Dr. Arnim Henze ged<strong>an</strong>kt, welche <strong>der</strong><br />

DADS-Fraktion unserer Arbeitsgruppe <strong>an</strong>gehörten, <strong>und</strong> dennoch mit uns redeten.<br />

Anton Pichler d<strong>an</strong>ke ich für die netten Gespräche <strong>und</strong> se<strong>in</strong>e Hilfe (junge Augen sehen<br />

besser) bei <strong>der</strong> Auswertung <strong>der</strong> Schichtaufnahmen.<br />

Unser neuer Kollege Syn Schmitt ergänzte die Arbeitsgruppe ideal <strong>und</strong> trug zu <strong>der</strong><br />

<strong>an</strong>genehmen Arbeitsatmosphäre bei, <strong>in</strong> <strong>der</strong> diese Arbeit <strong>in</strong> den letzten Monaten<br />

erstellt werden konnte. Dies gilt genauso für Dr. Harald Böhm, <strong>der</strong> lei<strong>der</strong> <strong>in</strong>zwischen<br />

<strong>in</strong> die große Stadt München gezogen ist, um dort se<strong>in</strong> Glück zu machen.<br />

Ohne unsere LINUX-Adm<strong>in</strong>istratoren wäre das Leben für uns W<strong>in</strong>dows-User sicher<br />

m<strong>an</strong>chmal l<strong>an</strong>gweiliger gewesen, wenn m<strong>an</strong> die ständigen Verwirrungen unserer Systeme<br />

durch L<strong>in</strong>ux-Updates bedenkt. Aber ohne unser ” schnurrendes“ LINUX wäre<br />

vieles um e<strong>in</strong>iges schwieriger gewesen. Also e<strong>in</strong> dreifach hoch <strong>an</strong> alle ” Adm<strong>in</strong>s“!<br />

Ich möchte Heike Fricke d<strong>an</strong>ken, die mir immer zu Hilfe eilte, wenn es um verwaltungsbed<strong>in</strong>gten<br />

Papierkrieg o<strong>der</strong> Rechtschreibung g<strong>in</strong>g.<br />

Me<strong>in</strong> D<strong>an</strong>k geht <strong>in</strong> beson<strong>der</strong>er Weise nochmals <strong>an</strong> Dr. Thomas Rosemeier, Dr. Michael<br />

Günther <strong>und</strong> Helmut Mutschler, die e<strong>in</strong> Literarisches Terzett bildeten, <strong>und</strong> die<br />

Ergebnisse me<strong>in</strong>er Schreibbemühungen konstruktiver Kritik unterwarfen.<br />

Me<strong>in</strong>er Frau d<strong>an</strong>ke ich dafür, dass sie die letzten Jahre mit ihrer positiven <strong>und</strong><br />

aufmunternden Art m<strong>an</strong>ches Tief bewältigen half. Me<strong>in</strong>en K<strong>in</strong><strong>der</strong>n sei ged<strong>an</strong>kt für<br />

so m<strong>an</strong>ches Lachen. Beson<strong>der</strong>s John, <strong>der</strong> ” Große“ musste oft se<strong>in</strong>en Papa mit dem<br />

Computer teilen.


202<br />

Ich d<strong>an</strong>ke me<strong>in</strong>er Großmutter, die mich motivierte, mich auf das Unternehmen Promotion<br />

e<strong>in</strong>zulassen. Obwohl es ihr lieber gewesen wäre, wenn ich e<strong>in</strong> ” richtiger“<br />

Doktor geworden wäre, aber wenn schon ke<strong>in</strong> Mediz<strong>in</strong>er <strong>in</strong> <strong>der</strong> Familie ...<br />

An dieser Stelle wollte ich beson<strong>der</strong>s me<strong>in</strong>er Mutter D<strong>an</strong>k aussprechen. Sie hat mir<br />

Studium <strong>und</strong> Promotion ermöglicht. Ohne ihre aufopfernde Hilfe, gerade während<br />

<strong>der</strong> letzten Jahre, wäre es eigentlich kaum machbar gewesen, Promotion <strong>und</strong> Familie<br />

zu vere<strong>in</strong>baren. Auch wenn Sie diese Zeilen nun nicht mehr lesen k<strong>an</strong>n, will ich me<strong>in</strong>e<br />

D<strong>an</strong>kbarkeit dennoch <strong>an</strong> dieser Stelle ausdrücken.


Lebenslauf<br />

Valent<strong>in</strong> Ferd<strong>in</strong><strong>an</strong>d Keppler, geb. Kalweit<br />

geboren 20.11.1967 <strong>in</strong> Schorndorf<br />

Schule/Studium:<br />

1974 bis 1978 Gr<strong>und</strong>schule Loßburg<br />

1978 bis 1984 Realschule Loßburg<br />

1984 bis 1987 Technisches Gymnasium Freudenstadt<br />

1987 bis 1989 Zivildienst DRK Rottweil<br />

1989 bis 1997 Studium <strong>der</strong> Physik: Universität Tüb<strong>in</strong>gen<br />

Promotion:<br />

1997 bis 2003 Anfertigung <strong>der</strong> Dissertation: Biomech<strong>an</strong>ische <strong>Modellbildung</strong><br />

zur <strong>Simulation</strong> zweier Mensch-Masch<strong>in</strong>en-<br />

Schnittstellen<br />

Akademische Lehrer: Prof. Ru<strong>der</strong>, Prof. Hübener, Prof. Müther,<br />

Prof. E. Schmid, Prof. Gaukler, Prof. Gönnenwe<strong>in</strong>,<br />

Prof. Fäßler, Prof. Wittern, Prof. Kümmerer,<br />

Prof. Klaeren, Prof. Lutz, Prof. Baum<strong>an</strong>n, Prof. Kasper,<br />

Prof. Yserent<strong>an</strong>t, Prof. Felscher, Prof. Straßer,<br />

Prof. Clement, Prof. Kasper, Prof. Gütt<strong>in</strong>ger,<br />

Prof. Schief, Prof. Stumpf, Prof. Baum<strong>an</strong>n, Prof. Nüssl<strong>in</strong>,<br />

Prof. Lichte, Prof. Wagner, PD Dr. Habil. Bräuer

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