Der Ritter St. Georg In Schenklengsfeld hat früher, wie die Urkunden bezeugen, eine Kapelle gestanden, die dem hl. Georg, dem Drachentöter, geweiht war. Über ihre Entstehung erzählt die Sage folgendes: In grauer Vorzeit befand sich dort, wo heute das Dorf liegt, ein großer Wald. Etwa an der Stelle, wo jetzt die uralte <strong>Linde</strong> steht, war ein Teich. Darin lebte ein scheußlicher Drache, der die ganze Umgegend unsicher machte. Niemand konnte sich vor ihm schützen, und nur dadurch, dass man ihm täglich zwei Schafe gab, verhütete man großes Unheil. Als aber die Schafe des Landes verzehrt waren, forderte das Untier jeden Tag einen Menschen. Die unglücklichen Bewohner mussten auch diese Forderung erfüllen; die Opfer wurden durch das Los bestimmt. Da traf das Los auch einmal die einzige Tochter des Burgherren auf Schloss Landeck. Mit blutendem Herzen mussten sich die Eltern der schönen Jungfrau in das Unabwendbare fügen. Als ihr Tag herangekommen war, begab sie sich an den bestimmten Ort, um den Drachen zu erwarten. Nun wollte es ein gütiges Geschick, dass gerade der Ritter St. Georg des Weges kam. Als er das Mädchen sah, fragte er, was es hier wolle und warum es so traurig sei. Es erzählte ihm seine Not und sprach: „Gehe nur fort von hier, sonst wirst du auch vom Drachen gemordet.“ Er aber sagte: „Sei nur getrost, Gott wird mir helfen, dich zu erretten und das Land von diesem Scheusal zu befreien.“ Bald kam auch der Drache angefahren. Es begann ein wilder Kampf, aber schließlich gelang es dem Ritter, dem Ungeheuer sein Schwert so tief in den gepanzerten Leib zu stoßen, so dass es sein Leben lassen musste. Da nahm der heilige Georg die befreite Jungfrau zu sich auf sein Pferd und brachte sie auf die väterliche Burg. Hier wurden sie voller Freude empfangen, und der überglückliche Vater bat den Tapferen, zum Dank für seine Tat sein ganzes Besitztum und die Hand seiner Tochter anzunehmen. Aber der Ritter wehrte ab: „Was soll mir dein Gut, was soll mir dein schönes Töchterlein, denn ich muss sterben !“ Und er zeigte ihm eine kleine Wunde an der Hand, die vom Giftzahn des Drachen herrührte. Dann sank er um und war tot. Der Herr von Landeck aber ließ ihm zu Ehren ein Kirchlein bauen, das nun schon längst verschwunden ist. Ein Steinbild aber, das sich in ihm befand, ist noch vorhanden und am Hause des Gastwirts Geheb (Gasthof „Zur <strong>Linde</strong>“) zu sehen. Es zeigt den Ritter hoch zu Ross, mit Schwert und Lanze bewaffnet, und hält die Erinnerung an seine tapfere, edle Tat in allen Herzen wach. 14
Der heilige Mauritius Das Steinbild am Gasthof „Zur <strong>Linde</strong>“ stellt nicht den Ritter St. Georg, sondern der heilige Mauritius dar. Dies fand erst kürzlich, nach umfangreichen Recherchen, Frau Liesel Honikel heraus. Bei dem dargestellten Reiterbild handelt es sich also um den wiederentdeckten Patron der Pfarrkirche des Dorfes, nämlich um Mauritius. 15