<strong>karriereführer</strong> <strong>wirtschaftswissenschaften</strong> <strong>1.2016</strong> Special Coaching Zukunft der Arbeit Work-Life-Romance statt Work-Life-Balance Foto: Fotolia/Eugenio Marongiu Robert Kötter ist Coach, Vortragsredner und Gründer von Work-Life-Romance. Er berät seit über zehn Jahren Organisationen im Umbruch und hilft Menschen dabei, den Beruf zu finden, der zu ihrem Leben passt, sodass sich Arbeit und Leben gegenseitig bereichern und beflügeln. In seinem Gastartikel gibt er Tipps, wie man einen Job findet, in dem sich die eigenen Talente, Interessen und Werte sinnvoll ergänzen. Als Sie in die Schule gekommen sind, haben Sie wahrscheinlich diesen Satz gehört. Beim Wechsel von der Grundschule in die weiterführende auch. Und natürlich beim Schulabschluss, auf dem Abiball oder beim Studienstart: Jetzt beginnt der Ernst des Lebens. Meiner Erfahrung nach stimmt das nur halb. Sicher verdient eine gelungene Ausbildung Anerkennung, aber erst, wenn Sie damit beginnen, Ihren Lebensunterhalt allein zu bestreiten, haben Sie im Arbeitsleben eine wichtige Hürde genommen. Das kann man dann mit Fug und Recht den Ernst des Lebens nennen und dafür möchte ich Ihnen sieben Tipps mit auf den Weg geben, die helfen sollen, den richtigen ersten Schritt zu machen. Tipp 1: Sammeln Sie Erfahrungen Ich habe nach dem Studium als Reiseleiter in Japan und nebenbei frei für eine Unternehmensberatung gearbeitet. Marius Kursawe, mein Co-Gründer von Work-Life-Romance, hat nach dem Magister ein langes Praktikum bei einem Autohersteller absolviert. Waren das unsere Traumjobs? Nein. Aber wir haben viel dabei gelernt. Vor allem das, was im Studium fehlte. Und diese Erfahrungen waren prägend für alles, was danach kam. Anders gesagt: Ohne die vielen verschiedenen Jobs, die wir in den ersten Jahren nach dem Studium hatten, hätten wir unsere Firma nicht gründen können. Tipp 2: Es gibt keine vorgefertigten Wege „Im Mittelstand, da kann man Karriere machen“, war mal ein gern gegebener Ratschlag. Auch der Karrieretipp, dass Sie genau X Praktika hinter sich bringen müssen, um dann endlich bei Y arbeiten zu können: beides Quatsch. Die Zeit, in der es vorgefertigte Karrierewege gab, ist vorbei. Es gibt kaum noch unbefristete Verträge, und gleichzeitig haben die wenigsten Menschen heute noch Lust, jahrelang im selben Job zu sein. Auch wenn es beruhigend sein kann, genau zu wissen, was kommt – lassen Sie sich auf das Ungewisse ein. Es wird sowieso anders kommen, und die beste Vorbereitung ist immer noch: „Expect the unexpected!“ Tipp 3: Ihre Chance: Die Arbeitswelt verändert sich rasant OK, die Zukunft lässt sich nicht vorhersagen. Trends sehen wir trotzdem: Die Arbeitswelt verändert sich rasend schnell und wird nie wieder so sein, wie unsere Eltern sie kannten. Die ganz großen Entwicklungen sind ja bekannt: Globalisierung, Digitalisierung, Automatisierung, Zeitverträge und Zeitarbeit, Billiglohn und Mindestlohn ... Schon wie Sie studiert haben, unterscheidet sich fundamental von meiner Zeit an der Uni. Mein Arbeitsalltag heute – mobil, digital und flexibel – ist meilenweit von dem meiner Eltern entfernt. Was ich damit sagen will? Sie kommen 2016 in einen Arbeitsmarkt, der sich so radikal umbaut, dass selbst wir Experten nicht genau sagen können, was passieren wird. Sehen Sie das als Chance. Sie sind Teil von etwas völlig Neuem. Probieren Sie etwas aus. Nutzen Sie Ihr Know-how. Gestalten Sie die Arbeitswelt mit, statt daran zu verzweifeln. 24
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