Wir in Petershagen
Ausgabe Februar 2016
Ausgabe Februar 2016
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Kommentar:<br />
Seltsame Vögel<br />
Es kl<strong>in</strong>gt ja auch verlockend: man hängt<br />
sich e<strong>in</strong>fach e<strong>in</strong> Schild „Vogelschützer“ um<br />
und schon ist man auf der Seite der Guten.<br />
Doch weit gefehlt.<br />
Die Konflikte zwischen Vogelschützern<br />
und dem Rest der Welt <strong>in</strong> <strong>Petershagen</strong> füllen<br />
Bände. Ob Vogelschützer gegen Angler<br />
und Fischereivere<strong>in</strong>e, Vogelschützer<br />
gegen Bauern, Jäger, Kieswerke, Dorfentwickler,<br />
Fährbetreiber, Bootsfahrer, Weserschwimmer<br />
oder zuletzt Hundebesitzer, für<br />
e<strong>in</strong>en Chronisten wird die Dokumentation<br />
schnell zur Großaufgabe. Bei e<strong>in</strong>er derartigen<br />
Konfliktdichte stellt sich die Frage, ob<br />
es sich um e<strong>in</strong> grundsätzliches Problem des<br />
Vogelschutzes handelt. E<strong>in</strong> Geologe, der<br />
mit Abgrabungen auch <strong>in</strong> anderen Regionen<br />
vertraut ist, kennt e<strong>in</strong>ige Vergleiche.<br />
Nicht nur <strong>in</strong> der Stadt <strong>Petershagen</strong> sorgt<br />
die Gew<strong>in</strong>nung m<strong>in</strong>eralischer Rohstoffe für<br />
zusätzliche Wasserflächen, nicht nur hier<br />
„arbeiten“ Rohstoffunternehmen <strong>in</strong> zweiter<br />
L<strong>in</strong>ie für den Naturschutz. Auch andernorts<br />
bed<strong>in</strong>gen E<strong>in</strong>schränkungen zugunsten des<br />
Naturschutzes Konflikte. Aber was den<br />
Umgang damit betrifft, haben Petershäger<br />
Verhältnisse schon besondere “Qualität”.<br />
Es gibt h<strong>in</strong>reichend Beispiele quer durch<br />
Deutschland, <strong>in</strong> denen Unternehmen, Verwaltungen<br />
und Naturschutz-Institutionen<br />
trotz mancher Differenzen an e<strong>in</strong>em Strick<br />
ziehen und dabei die Menschen vor Ort<br />
mitnehmen. Wovon unter dem Strich alle<br />
Beteiligten profitieren. Was es dazu nur<br />
braucht, ist e<strong>in</strong>e Portion gesunden Menschenverstandes.<br />
In <strong>Petershagen</strong> jedoch<br />
kann man sich nur schwer des Gefühls<br />
erwehren, dass bei führenden Vogelschützern<br />
Bretterzaundenken um jeden Preis angesagt<br />
ist. Das Weserschwimmen lässt<br />
grüßen.<br />
Jetzt wird durch e<strong>in</strong> Gutachten bekannt,<br />
dass das Naturschutzgebiet Weseraue den<br />
Ansprüchen an e<strong>in</strong> bedeutsames EU-Vogelschutzgebiet<br />
nicht mehr gerecht wird.<br />
Populationen mancher Arten nehmen ab,<br />
andere kommen nicht mehr vor. In jeder<br />
privatwirtschaftlichen Firma kämen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
solchen Situation getroffene Entscheidungen<br />
und e<strong>in</strong>geschlagene Wege auf<br />
den Prüfstand. Aber wie reagiert die Chef<strong>in</strong><br />
der Biologischen Station, von Anfang an<br />
federführend für das Naturschutzgebiet, <strong>in</strong><br />
dessen Entwicklung <strong>in</strong>zwischen Millionenbeträge<br />
geflossen s<strong>in</strong>d? E<strong>in</strong> Sündenbock<br />
muss her und man <strong>in</strong>szeniert jetzt im Fernsehen<br />
Hundehalter und nicht angele<strong>in</strong>te<br />
Hunde <strong>in</strong> der W<strong>in</strong>dheimer Marsch als<br />
Schuldige.<br />
Vielleicht hätte man bei der Suche nach<br />
e<strong>in</strong>em Sündenbock an die Umzäunungen<br />
der renaturierten W<strong>in</strong>dheimer Kiesteiche<br />
denken sollen. Elektrozäune, die ausgewachsene<br />
Hochlandr<strong>in</strong>der <strong>in</strong> Schranken<br />
weisen, s<strong>in</strong>d auch bei Hunden nicht sehr<br />
beliebt und halten nicht nur bellende Vierbe<strong>in</strong>er,<br />
sondern auch die dazugehörigen<br />
Herrchen und Frauchen vom Streunen ab.<br />
Dass mit Alle<strong>in</strong>vertretungsanspruch und<br />
ständigen Schuldzuweisungen wenig Sympathiepunkte<br />
für den Naturschutz zu gew<strong>in</strong>nen<br />
s<strong>in</strong>d, muss wohl nicht betont werden.<br />
Wie heißt es dazu jüngst <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Leserbrief<br />
im MINDENER TAGEBLATT: “Ich gehe nicht zu<br />
weit zu behaupten, dass die Biologische<br />
Station die Akzeptanz <strong>in</strong> der Dorfbevölkerung<br />
weitestgehend verloren hat. <strong>Wir</strong> erleben<br />
vor unserer Haustür, wie unser (!) Naturschutzgebiet<br />
verarmt.”<br />
(Quelle: www.mt.de/lokales/leserbriefe<br />
12.11.2015, Autor: Thorsten Horman ).<br />
Dr. Dietmar Meier<br />
Vogelbeobachtung auf hohem Niveau<br />
Wer e<strong>in</strong>en Dalmat<strong>in</strong>er <strong>in</strong> der Familie hat, für den<br />
e<strong>in</strong>e 10-km-Fahrradtour nicht viel mehr ist als e<strong>in</strong>e<br />
lockere Aufwärmrunde, lernt die Petershäger<br />
Landschaft besonders gut kennen. E<strong>in</strong>e unserer<br />
Liebl<strong>in</strong>gsrunden führt von Jössen her kommend<br />
durch die W<strong>in</strong>dheimer Marsch. Längs der Kiesteiche<br />
haben wir bislang immer nur wenige Spaziergänger<br />
oder Angler getroffen, manches Mal überhaupt<br />
niemanden. Ke<strong>in</strong>e Spur von touristischen<br />
Besucherströmen, die gelenkt werden müssen. Da<br />
die Fensterklappen an der Vogelbeobachtungs-<br />
hütte bei e<strong>in</strong>er Vielzahl von Touren und eigenen Fotoexkursionen<br />
nahezu immer verschlossen waren, fiel schon öfter die Frage, wie<br />
viele Menschen die Hütte wirklich zur Vogelbeobachtung aufsuchen.<br />
Insbesondere, wenn man auf dem Weg neben der Hütte den<br />
gleichen freien Blick <strong>in</strong> die Landschaft hat. Und bereits dort<br />
feststellen muss, dass sich die Vogelwelt <strong>in</strong> anderen Ecken der<br />
Marsch sche<strong>in</strong>bar wohler fühlt als im Vorfeld der Hütte.<br />
Die Beobachtungshütte<br />
<strong>in</strong> der W<strong>in</strong>dheimer<br />
Marsch. Von der<br />
Straße neben der Hütte<br />
ist das Umfeld genauso<br />
gut e<strong>in</strong>zusehen<br />
wie durch e<strong>in</strong>es der<br />
30 Fenster (Foto unten).<br />
Die Bau- und Planungskosten der W<strong>in</strong>dheimer Beobachtungshütte lagen<br />
bei 30000 €, die Kosten der Wallanlage davor nicht gerechnet. Im<br />
Stadtgebiet gibt es weitere vier Hütten dieser Bauart.