Phoenix
978-3-86859-400-3
978-3-86859-400-3
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
PHOENIX<br />
Eine neue Stadtlandschaft<br />
in Dortmund<br />
Dieter Nellen, Christa Reicher und Ludger Wilde (Hrsg.)
Inhalt<br />
Vorwort<br />
PHOENIX<br />
Eine neue Stadtlandschaft<br />
in Dortmund<br />
·<br />
8<br />
Einleitung von Dieter Nellen,<br />
Christa Reicher, Ludger Wilde<br />
Strukturwandel mit besonderer<br />
Dimension<br />
·<br />
14<br />
Peter Zlonicky<br />
Quartiere am Wasser<br />
PHOENIX See, seine Vorläufer<br />
und Nachfolger<br />
·<br />
24<br />
Kai Stege<br />
Ein städtebaulicher und landschaftlicher<br />
Entwurf für PHOENIX West<br />
·<br />
30<br />
Norbert Kelzenberg<br />
Der PHOENIX See<br />
Reflexion des Entwurfs<br />
·<br />
40<br />
Franz Pesch, Christa Reicher<br />
Schnittstelle PHOENIX See<br />
·<br />
50<br />
Interview mit Oberbürgermeister Ullrich Sierau<br />
und Vorgänger Gerhard Langemeyer<br />
Stadtentwicklung und<br />
politische Führung<br />
·<br />
56<br />
Thomas Westphal<br />
Vom See ohne Boden zum<br />
westfälischen Bilbao-Effekt<br />
·<br />
64<br />
Ludger Kloidt, Franz Große-Kreul<br />
Neuerfindung eines Industriestandorts<br />
·<br />
68<br />
Ludger Wilde<br />
PHOENIX im gesamtstädtischen Kontext<br />
·<br />
82<br />
Christoph Zöpel<br />
PHOENIX in Dortmund<br />
Sozialökonomischer Fortschritt durch<br />
ein einzigartiges Stadtentwicklungsprojekt<br />
auf dem Weg zur<br />
Metropole Ruhr<br />
·<br />
88<br />
Dieter Nellen<br />
Kontinuität und Wandel in der<br />
Metropole Ruhr<br />
·<br />
94<br />
Heinz Hueppe<br />
See am Fluss<br />
Rückkehr der Fließgewässer<br />
·<br />
102<br />
Bilddokumentation<br />
bauliche Realisierung und<br />
zeitlicher Ablauf<br />
·<br />
108<br />
Henriette Brink-Kloke, Willi Garth<br />
Geschichte vor Ort<br />
·<br />
128<br />
Susanne Linnebach<br />
Die alte Mitte und die neuen Quartiere<br />
Vom industriellen Sperrbereich zur<br />
Flaniermeile Dortmunds<br />
·<br />
134<br />
Jörg Dettmar<br />
PHOENIX See und Park<br />
Ein Leuchtturmprojekt im Osten des<br />
Emscher Landschaftsparks<br />
·<br />
142<br />
Reiner Burger<br />
Stadt, Land, Fluss<br />
PHOENIX und die Renaturierung<br />
der Emscher<br />
·<br />
148<br />
Kurt Eichler<br />
Der verkannte Zwilling<br />
PHOENIX West als temporäres<br />
Kulturareal<br />
·<br />
154<br />
Florian Matzner, Simone Timmerhaus<br />
Die EMSCHERKUNST.2016<br />
am PHOENIX See<br />
·<br />
160<br />
Interview mit Manfred Renno<br />
und Sascha Hillgeris<br />
Bezirksvertretung Hörde und die<br />
Begleitung des Wandels<br />
·<br />
164<br />
Birgit Niedergethmann<br />
PHOENIX West<br />
Gestalterische Verbindlichkeit<br />
und bauliche Vielfalt<br />
·<br />
168<br />
Olaf Greve<br />
Herausforderung PHOENIX See<br />
Ein Praxisbericht<br />
·<br />
176<br />
Ursula Klischan, Ludger Schürholz<br />
Durchführung eines<br />
großartigen Projekts<br />
DSW21: Partner der Stadtentwicklung<br />
·<br />
180<br />
Falk Jaeger<br />
Schwerindustrie von gestern und<br />
Nanotechnik der Zukunft<br />
·<br />
186<br />
Jürgen Tietz<br />
Qualität als Maxime<br />
PHOENIX See — Blaupause für den<br />
städtebaulichen Strukturwandel?<br />
·<br />
194<br />
Dieter Nellen<br />
Ein Resümee<br />
·<br />
202<br />
Überblick Bauprojekte PHOENIX West<br />
·<br />
212<br />
Überblick Bauprojekte PHOENIX See<br />
·<br />
216
6
Die beiden PHOENIX-Areale eingebettet in das vorhandene<br />
Freiraumsystem Emscher Landschaftspark und Westfalenpark.<br />
Der Fernsehturm (Florian) bildet mit Hochofenanlage und<br />
Gasometer weitsichtbare Landmarken.<br />
7
PHOENIX<br />
Eine neue Stadtlandschaft<br />
in Dortmund<br />
Ullrich Sierau<br />
Oberbürgermeister der Stadt Dortmund<br />
Michael Groschek<br />
Minister für Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung und Verkehr<br />
des Landes Nordrhein-Westfalen<br />
Guntram Pehlke<br />
Vorstandsvorsitzender Dortmunder Stadtwerke AG (DSW21)<br />
Jochen Stemplewski, Uli Paetzel (ab 2016)<br />
Vorstandsvorsitzender Emschergenossenschaft<br />
8
Die Publikation PHOENIX – Eine neue Stadtlandschaft in Dortmund dokumentiert<br />
eines der größten Konversionsprojekte der jüngeren Vergangenheit in<br />
Dortmund bzw. im weiteren räumlichen Kontext der Metropole Ruhr und des<br />
Landes Nordrhein-Westfalen. Gemeint ist die städtebauliche Verwandlung der riesigen<br />
altindustriellen Flächen im Dortmunder Stadtteil Hörde: auf der einen Seite<br />
zu einem Hochtechnologiepark auf PHOENIX West und auf der östlichen Seite<br />
zum PHOENIX See, einem architektonischen und landschaftlichen Nutzungsmix.<br />
Die gewaltige Konversion verändert nicht nur das Erscheinungsbild von Hörde mit<br />
dem wiederbelebten historischen Ortskern. Sie bewirkt auch einen umfassenden<br />
Strukturwandel. Eine neue Stadtlandschaft – orientiert an den Maßstäben integrierter<br />
und nachhaltiger Stadt- und Landschaftsentwicklung – ist entstanden.<br />
Der wirtschaftliche Fortschritt des Standorts wird sehr deutlich: PHOENIX<br />
West genießt mittlerweile bundesweites Ansehen als Ansiedlungsfläche für<br />
Unternehmen der Mikrosystemtechnik. Auch die Kultur- und Freizeitwirtschaft<br />
siedelt sich hier in alt-neuer Umgebung an. Knapp ein Drittel der Fläche ist bereits<br />
vermarktet. Schon etwa 1000 Menschen gehen ihren beruflichen Aufgaben<br />
auf PHOENIX West nach und die Beschäftigungszahlen steigen weiter an – bei<br />
einer gleichzeitig sich differenzierenden Branchenstruktur.<br />
Vergangenheit und Zukunft schließen sich nicht aus: Erhalten sind die inzwischen<br />
historischen Hochöfen als sichtbare Landmarke stolzer Dortmunder<br />
Wirtschaftsgeschichte und verleihen dem Ganzen ein Alleinstellungsmerkmal.<br />
PHOENIX Ost überrascht am meisten. Neues Herzstück des Geländes der früheren<br />
großen Hermannshütte zur Stahlerzeugung ist dort der neu angelegte,<br />
24 Hektar große PHOENIX See. Er kann sich mit den großen deutschen<br />
Binnengewässern in Stadtlage messen. An seinen Ufern bilden Freizeit, Wohnen<br />
und Arbeit einen perfekten Dreiklang.<br />
9
Strukturwandel mit besonderer<br />
Dimension<br />
Einleitung von Dieter Nellen, Christa Reicher, Ludger Wilde<br />
Flächenkonversion ist in Dortmund eine Routineangelegenheit. Doch an<br />
zwei markanten Punkten gewinnt der Strukturwandel besondere Dimensionen:<br />
Das Dortmunder U, „Zentrum für Kunst und Kreativität“ ist nach seinem Umbau<br />
ein multithematisches Kulturzentrum mit unterschiedlichen Nutzern, mit allen<br />
Chancen und Risiken einer auf Experiment, Medialität und Vermittlung angelegten<br />
Kulturpolitik.<br />
PHOENIX, das andere bedeutende Transformationsprojekt, liegt an<br />
der südwestlichen Peripherie der Innenstadt. Dort verwandeln sich seit der<br />
Jahrtausendwende bzw. mehr als einer Dekade zwei riesige Flächen als PHOENIX<br />
West in einen Technologiepark für Zukunftsbranchen und auf östlicher Seite unter<br />
der einladenden Adresse PHOENIX See in ein Quartier für Wohnen, Leben<br />
und Arbeiten am Wasser.<br />
Die Areale schließen als ein von West nach Ost reichendes Entwicklungsband<br />
unmittelbar an den Westfalenpark an. Sie gehören seit einem Jahrzehnt zum<br />
Emscher Landschaftspark, der im Zuge der Internationalen Bauausstellung<br />
(IBA) Emscher Park zu einem großflächigen postindustriellen Parkband entlang<br />
der Emscher heranwachsen soll. Eine postindustrielle Stadtlandschaft<br />
mit ihren spezifischen Zeitinseln entsteht im Kontext der weiteren Stadt- und<br />
Regionalentwicklung.<br />
14
Der Gesamtumfang von PHOENIX beträgt wie der des Landschaftsparks<br />
Duisburg-Nord 200 Hektar; das Projekt ist also schon durch das Ausmaß der<br />
Fläche eine Herausforderung für sich. Die Größenordnungen sind dabei keine<br />
Zufälligkeit, sondern das räumliche Ergebnis wirtschaftlicher Expansion<br />
im Laufe von 150 Jahren Industriegeschichte an dieser Stelle. Zwei gewaltige<br />
Produktionsstätten umschlossen in der Blütezeit der Schwerindustrie in einer<br />
Zangenbewegung den historischen Ortskern von Hörde, einer bis zu ihrer<br />
Eingemeindung 1928 eigenständigen Kreisstadt mit administrativer Autonomie.<br />
Behutsame Konversion<br />
Auf PHOENIX West bevorzugte man das Instrument der informellen<br />
Qualifizierung durch Masterplanung und interdisziplinäre Planungswerkstatt.<br />
Das Dortmunder Büro stegepartner Architektur und Stadtplanung (jetzt SPAP<br />
Architektur Stadt Landschaft) überzeugte im Jahr 2000 mit einem Entwurf,<br />
der auf landschaftliche Inklusion (von Westfalen-, Romberg- und Emscher<br />
Landschaftspark) sowie eine „städtebauliche Linearstruktur“ mit anzustrebender<br />
hoher Bauqualität des Einzelobjektes setzte. Weiterhin sollte gelten: „Landschaft<br />
ist mehr als ein Rest, der nach der Bebauung übrig bleibt. Sie prägt das Image eines<br />
Entwicklungsstandortes entscheidend mit“.<br />
Das operative Planungs- und Baugeschäft übernahm NRW.URBAN als konversionserfahrene<br />
Landesgesellschaft und verlässlicher Partner der Kommunen.<br />
Insgesamt galt das planerische und gestalterische Paradigma der Internationalen<br />
Bauausstellung Emscher Park, also ein Prinzip von „Respekt und Kontrast“: Die<br />
architektonische Textur der erhaltenen Industrieanlagen gibt der Gesamtfläche<br />
trotz der angestrebten Neubauten ihre historische Lesbarkeit als städtebauliches<br />
15
Quartiere am Wasser<br />
PHOENIX See, seine Vorläufer<br />
und Nachfolger<br />
Peter Zlonicky<br />
In der Spätantike wurde der Phönix zum Symbol der Unsterblichkeit:<br />
Er hatte die Fähigkeit, sich aus eigener Kraft zu regenerieren.<br />
24
1<br />
Hamburg, Kleine Alster<br />
Dortmund hat Mut. Während andere Städte des Ruhrgebiets<br />
noch mitten in der Strukturkrise stecken, baut<br />
Dortmund ein großes neues Quartier: PHOENIX See. Der<br />
Name beruft sich auf die Geschichte des Ortes, die untergegangene<br />
<strong>Phoenix</strong>-AG, und weist mit seiner Anspielung auf<br />
den Mythos vom Phönix aus der Asche zugleich auf einen<br />
Aufwärtstrend hin, den die Stadt mit dem Strukturwandel<br />
verbindet.<br />
Ist es politisches Kalkül im Wettbewerb der Städte um<br />
Aufmerksamkeit? Ist es planerischer Leichtsinn, in Zeiten intensiver<br />
Stadterneuerung den Sprung in einen neuen, großen<br />
Maßstab zu wagen? Ist es schlicht die steigende Nachfrage<br />
nach Wohnungen an guten Standorten, insbesondere im<br />
Süden des Ruhrgebiets?<br />
Große Projekte — neue Qualitäten?<br />
Große Projekte stehen neuerdings auf der Tagesordnung<br />
großer Städte. Nicht nur in Dortmund. Dieser Beitrag soll nicht<br />
von architektonischen Leuchtturmprojekten handeln – er<br />
will vielmehr städtebauliche Projekte in den Blick nehmen,<br />
die einen Stadtbezirk in einem größeren Zusammenhang<br />
entwickeln.<br />
Da heute räumlich differenzierte, vielschichtige Wachstums-<br />
und Stagnationserscheinungen die Städte prägen,<br />
müssen sie kontinuierlich an der Erneuerung ihres Bestandes<br />
arbeiten und gleichzeitig für neue attraktive Angebote sorgen.<br />
Städte mit Lagequalitäten gewinnen durch den demografischen<br />
Wandel, bieten Arbeitsplätze, attraktive<br />
Investitionsmöglichkeiten und die Chance, im europäischen<br />
Wettbewerb der Regionen gut zu bestehen.<br />
Die Gestaltung städtebaulicher Qualität wirft grundsätzliche<br />
Fragen auf: Wie können neue Stadtteile eine gute<br />
Lagequalität erreichen? Wie gelingt es, ein attraktives neues<br />
Quartier zu bauen? Was gehört dazu, einen Erfolg auch unter<br />
schwierigen Bedingungen zu ermöglichen? Und welche Rolle<br />
spielt die Lage am Wasser? Welche Merkmale haben erfolgreiche<br />
große Projekte?<br />
Seit zehn Jahren baut Dortmund sein großes Projekt<br />
PHOENIX See. Es gibt einen historischen Vorlauf in anderen<br />
Städten. Es gibt Parallelen in Städten, die mit der Produktion<br />
einer Lage am Wasser die Chancen für die Entwicklung des<br />
Stadtteils überhaupt erst herstellen. Und es gibt Städte, die<br />
sich mit neuen Projekten offensichtlich vom Dortmunder<br />
Beispiel anregen lassen.<br />
Vorbilder für neue Stadtteile am Wasser<br />
In Hamburg hat das Leben am Wasser eine lange Tradition<br />
– selten ist eine Stadt eine derart intensive Symbiose<br />
25
Der PHOENIX See<br />
Reflexion des Entwurfs<br />
Norbert Kelzenberg<br />
PHOENIX-See Imagination<br />
(Bildausschnitt), 1999<br />
Stadtsee als Bühne<br />
für neue Räume und Bauwerke<br />
40
1<br />
Schematische Überlagerung der Industriefläche <strong>Phoenix</strong> Ost<br />
im Schrägluftbild aus dem Jahr 2000 mit der geplanten Fläche PHOENIX See<br />
Kontext und Verwandlung<br />
Diese Reflexion beleuchtet vorrangig die städtebaulichen<br />
und räumlich-ästhetischen Belange des Ortes und des<br />
Entwurfes. Vor der Beschreibung des Konzeptes werden<br />
zunächst der Hintergrund und der Weg skizziert. Folgende<br />
Einstiegsfrage soll dahin führen: Ist Dortmund schön?<br />
Vor Jahren wäre von nicht wenigen diese Frage vielleicht<br />
ohne zu zögern und ohne erst einen Diskurs über die<br />
Begrifflichkeit eröffnen zu wollen mit nein beantwortet worden.<br />
Inzwischen ist diesbezüglich Normalität eingekehrt.<br />
Viele bislang eher fragmentarische Siedlungsansätze wurden<br />
und werden abgerundet und verfeinert. Mindergenutzte<br />
und aufgelassene Areale erfahren eine (Neu-)Entwicklung.<br />
Der Kern der Stadt hat sich aus einer noch in den 1970er- und<br />
80er-Jahren überall präsenten, unangenehmen Unfertigkeit<br />
und Bildlosigkeit – geprägt durch eine Vielzahl provisorischer<br />
PKW-Stellplatzflächen in besten Lagen und diverse<br />
Ge werbegemengelagen – zu einem durchaus attraktiven<br />
und weit gehend geschlossenen Ortsbild entwickelt. Heute<br />
füllt städtische Normalität den Alltag, gibt räumlichen Halt,<br />
drängt jedoch nicht und fordert nicht heraus – die Stadt ist<br />
(jetzt) wie andere auch.<br />
Mit dem Erreichen einer solchen Normalität ging aber<br />
auch Spezifisches und manchmal Besonderes verloren. Die<br />
Montanindustrie und ihre Spuren werden durch Zeit gemäßes,<br />
Bekanntes und nicht selten Spannungsärmeres ersetzt<br />
– Versicherungsgebäude haben eben nicht den „Sex-<br />
Appeal“ eines Hochofenwerkes oder eines Zechenkomplexes.<br />
Schwerindustrielle Nutzung ist eine Vereinnahmung von<br />
Raum und Landschaft zu eigen, bei der die Stadträume nicht<br />
nur belegt und genutzt werden, sondern geradezu belagert<br />
und „durchpflügt“; und doch bilden diese Nutzungen oftmals<br />
gerade durch ihre Überformung des Raumes, auf profane und<br />
manchmal rohe Weise, kraftvolle Orte aus – nicht „wohltemperiert“<br />
und harmonisch, aber dafür anregend, packend und<br />
oft sogar dissonant.<br />
Werden solche Orte entwickelt, „bereinigt“ und durch<br />
unproblematisches, „wohlsortiertes“ Stadtgefüge ersetzt,<br />
stellt sich unweigerlich auch ein Gefühl von Verlust gewohnter<br />
Stadtidentität ein. Lebens- und vor allem Arbeitsräume<br />
verlieren ihre Zweckbestimmung, werden zu Brachen, zu<br />
Räumen, die in einen eigentümlichen Wartezustand verfallen,<br />
was ja mitunter großen Charme entfalten kann.<br />
Glücklicherweise haben die Stadtverantwortlichen hier<br />
erkannt, dass es keine Romantisierung darstellt, diese sperrigen,<br />
„anstrengenden“ Räume – dort wo es möglich und sinnvoll<br />
ist – erhalten zu wollen. Das war nicht von Anfang an<br />
so, denn der Aufwand ist oft hoch und die Verwertbarkeit<br />
nicht gegeben. Der Wunsch, eine solche Vergangenheit abzustreifen,<br />
war zunächst bei vielen vorherrschend und für<br />
eine Wertschätzung der Industriekultur musste erst geworben<br />
werden. Die IBA Emscher Park hatte diesen Prozess ein<br />
paar Jahre zuvor eingeleitet, daran konnte man anknüpfen.<br />
Spuren zu sichern und in neue Entwicklungen einzubinden,<br />
ist der Versuch einer zumindest teilweisen Wahrung<br />
historischer Identität. Ob es damit gelingt, den Verlust der<br />
Authentizität dieser (ehemaligen) Industriestandorte ausreichend<br />
aufzufangen, ob es dort irgendwann vielleicht<br />
wieder eine Patina geben kann, die dem Wesenskern entspräche<br />
– man wird sehen. Wenn es gut läuft, werden<br />
diese (neuen) Situationen zu mehr als nur interessanten<br />
Applikationen im Ortsbild. Die ehemals realen, zweckgebundenen<br />
Stadträume verwandeln sich über ihre Industrierelikte<br />
vielleicht zu einer Art Magritte’schem Bild: Ceci n’est pas<br />
une pipe („Dies ist keine Pfeife“) beziehungsweise auf unsere<br />
Situation übertragen: … n’est pas un objet industriel.<br />
41
Stadtentwicklung und<br />
politische Führung<br />
Interview mit Oberbürgermeister Ullrich Sierau<br />
und Vorgänger Dr. Gerhard Langemeyer<br />
„Wir standen vor der strategischen Frage:<br />
Wie geben wir Dortmund eine neue Story?“<br />
56
Gerhard Langemeyer (GL) war von 1999 bis 2009<br />
Oberbürgermeister der Stadt Dortmund. Ihm folgte in diesem<br />
Amt Ullrich Sierau (US), vorher in derselben Zeit zuständiger<br />
Umwelt- und Planungsdezernent.<br />
Herr Langemeyer, „Leuchttürme“ (wie zum<br />
Beispiel das U) waren zu Ihrer Zeit politisch um -<br />
stritten. Was war die fast gegenläufige Gesamt -<br />
strategie bei PHOENIX und anderen ambitionierten<br />
Vorhaben?<br />
GL · 1999 war die Situation mit dem Verlust von 80.000<br />
Arbeitsplätzen in den Branchen Kohle, Stahl und Bier dramatisch.<br />
Dortmund brauchte Perspektiven. Der Strukturwandel<br />
verlangte neue Arbeitsplätze, aber auch eine attraktivere<br />
Gesamtstadt. In meiner Amtszeit haben wir deshalb unter<br />
dem Titel „dortmund-project“ eine Gesamtstrategie initiiert<br />
mit dem Ziel, die Beschäftigungslücke zu schließen. Mit<br />
einer Konzentration auf Zukunfts branchen (Informationstechnologie,<br />
Mikrosystemtechnik und Logistik), Entwicklung<br />
eigenständiger Wachstumsstrukturen („Cluster“), Förderung<br />
von Innovationen in allen Branchen durch Netzwerke,<br />
Investitionen statt Subventionen, umgesetzt mit einer hohen<br />
Geschwindigkeit, sollte das Ziel erreicht werden.<br />
Die Stärken des Hochschulstandortes Dortmund konnten<br />
genutzt werden für den Technologietransfer und die<br />
Gründung neuer Unternehmen. Zu den Handlungsfeldern<br />
gehörte neben Bildung und Qualifizierung die Entwicklung<br />
von Zukunftsstandorten wie PHOENIX. Früher waren die<br />
Menschen wegen der fossilen Bodenschätze gekommen.<br />
Im Wettbewerb der Städte galt es jetzt, in Lebensqualität<br />
zu investieren, die Anziehungskraft durch attraktive Wohnangebote,<br />
Flächen für Sport und Erholung sowie kulturelle<br />
Qualität zu steigern. Sichtbar werden sollte das<br />
Neue Dortmund durch Symbole wie das Konzerthaus, das<br />
Dortmunder U als Zentrum für Kunst und Kreativität und insbesondere<br />
PHOENIX.<br />
Herr Sierau, Sie waren der Umwelt- und<br />
Planungsdezernent. In welchem Kontext stand<br />
PHOENIX zu der weiteren Stadtentwicklung und<br />
zum Emscher Landschaftspark, zu dem PHOENIX<br />
zunächst gar nicht gehörte?<br />
US · Eine meiner ersten großen Aufgaben war ab 1999<br />
die Aufstellung eines neuen Flächennutzungsplans (FNP),<br />
also ein Konzept zur Flächendisposition. Verbunden war damit<br />
die strategische Frage: „Wie geben wir Dortmund eine<br />
neue Story?“ Neue Standards der Stadtentwicklung sollten<br />
die anthropogenen Überformungen durch Industrie- und<br />
Gewerbeflächen zurücknehmen und in eine neue Formation<br />
bringen.<br />
Dazu haben wir auf Beschluss des Rates von 1998 sehr<br />
schnell ein radialkonzentrisches Freiraumkonzept im FNP entwickelt:<br />
mit drei Ringen, einem um die City, einem zweiten um<br />
die Innenstadt und einem weiteren um die Ge samtstadt. Und<br />
dazwischen immer quer die Radialen, die Speichen – wie bei<br />
einem Rad. Gleichzeitig kam der Emscher Landschaftspark<br />
als ergänzendes Gestaltungselement ins Spiel. Der war bis<br />
dahin in Dortmund wenig präsent. Förderlich war das ökonomische<br />
Entwicklungsinteresse der Landesregierung an unserer<br />
Stadt und im Weiteren für die Metropole Ruhr.<br />
Der bereits erkennbare Entwicklungsstand des Projektes<br />
PHOENIX beförderte zusammen mit unserem Freiraumkonzept<br />
entscheidend die Neuausrichtung des Flächennutzungsplans<br />
und die Erweiterung des Emscher Landschafts -<br />
parks an dieser Stelle. Es entstanden zusätzliche Förderquellen.<br />
Alles zusammen wurde Motor der neuen Stadt -<br />
entwicklung.<br />
Wie wurde die planerische Initiative politisch<br />
aufgenommen? Gab es Bedenken, Widerstände<br />
oder nur Zustimmung? Wie gelang die Umsetzung?<br />
GL · Ich habe mir als direkt gewählter Oberbürgermeister<br />
das Projekt zu eigen gemacht und nicht anderen überlassen.<br />
Dieser Führungs- und Gestaltungsanspruch führte anfangs<br />
zu Irritationen. Aber ohne eine klare Strategie der verantwortlichen<br />
Spitze bleiben ambitionierte Pläne nur Papier.<br />
Neben dem planerischen und baulichen Konzept muss man<br />
wissen, was mit wem und wann zu machen ist, man muss<br />
politische Mehrheiten besorgen, die richtigen Allianzen und<br />
57
Neuerfindung eines Industriestandorts<br />
<strong>Phoenix</strong> West<br />
1<br />
2 3<br />
72
4 5<br />
1 · Süd-Nord-Perspektive mit angrenzendem Westfalenpark<br />
und Stadtkrone Schrägluftbild aus dem Jahr 2015<br />
2 · Technologieunternehmen nördlich der Hochofenanlage<br />
3 · PHOENIX Platz Künftiges Areal für Kultur- und Freizeitwirtschaft<br />
4 · Stringente Straßenbaumalleen Hier Paul-Henri-Spaak-Straße<br />
5 · Offene Strukturen im PHOENIX Park<br />
6 · Brückenteich zur Rückhaltung des anfallenden Regenwassers<br />
zwischen den beiden Halden Hympendahl und Schallacker<br />
7 · Innenaufnahme Schalthaus 101 Eines der ältesten Gebäude<br />
6<br />
7<br />
73
Kontinuität und Wandel in der Metropole Ruhr<br />
5<br />
Krupp-Gürtel Essen an der westlichen Peripherie der Innenstadt<br />
Die Standorte für Büro und Dienstleistung rahmen wiederum<br />
zusammen mit der benachbarten Universität auf der<br />
Rückseite das engere Viertel, bieten einen Schutzschild gegenüber<br />
Verkehrslärm und Hektik der unmittelbar angrenzenden<br />
City und Bundesstraßen. Neue Blickachsen auf die<br />
alte Umgebung codieren, sortieren vieles neu.<br />
Die weiteren räumlichen Nachbarn sind neben einem<br />
großen Einkaufszentrum der geplante Radschnellweg Ruhr<br />
und – höchst markant – der neue Krupp-Gürtel, auch dieser<br />
mit großen Erwartungen an die Stadt- und Regionalentwicklung<br />
verknüpft. Seine Fläche entspricht mit ungefähr<br />
230 Hektar der Größenordnung von PHOENIX: damit gehört<br />
das Projekt ebenfalls zu den großen Herausforderungen<br />
der Konversion in Nordrhein-Westfalen. Der Mittelpunkt der<br />
urbanen Park- und Wasserlandschaft ist der Campus des<br />
ThyssenKrupp Quartiers, eine „Stadt in der Stadt“ an der<br />
westlichen Peripherie der Innenstadt. Die Vergangenheit<br />
ist hier weniger baulich, sondern mental bzw. erinnerungsgeschichtlich<br />
durch den Mythos Krupp präsent. Man hat,<br />
abgesehen von der eigentlichen Hauptverwaltung, weniger<br />
vertikal in die Höhe, sondern mehr in die Fläche mit<br />
kurzen Wegen gebaut. Dem Management sind Corporate<br />
Architecture, Transparenz und Nachhaltigkeit wichtig.<br />
Bauliche Verwandte sind eher die Unternehmenszentralen<br />
internationaler Kommunikationsunternehmen wie Google,<br />
Apple oder Huawei als die von RAG und RWE beherrschte<br />
Hochhauslandschaft der Essener City.<br />
Nach Westen schließt sich, unterbrochen durch den<br />
Bertold-Beitz-Boulevard als große Verkehrsachse von Nord<br />
nach Süd in die Innenstadt, der neue Krupp-Park an. Dem<br />
soll wiederum ein Wohnviertel folgen. Eine qualifi zierte<br />
Gestaltung der zwischenzeitlich devastierten Fläche hat<br />
Vorrang: „Zu den vertrauten Grundstrukturen aus Architektur<br />
und Städtebau gesellen sich gleichermaßen vertraute und<br />
typische Elemente der europäischen Landschaftsarchi tektur:<br />
Wasser, Rasenflächen, Baumgruppen und Alleen, befestigte<br />
Flächen sowie kompakte, steinerne Platzflächen“<br />
(Andreas Kipar).<br />
Der traditionsreiche Industriekonzern ist von der Lan deshauptstadt<br />
Düsseldorf in das Herz der Metropole Ruhr zurückgekehrt<br />
und hat relativ zügig die Mitte des neuen Krupp-<br />
Gürtels besetzt. ThyssenKrupp qualifiziert sich – was für<br />
ein Glücksfall! – gleich mehrfach: als Eigen tümer, Bau- und<br />
Hausherr sowie Neuentwickler einer großen Konversionsfläche,<br />
auf der sich natürlich noch viele andere als Bauherren,<br />
Investoren und Unternehmen (mit Gewerbeansiedlung im<br />
98
Dieter Nellen<br />
6<br />
Opel-Gelände in Bochum: Technologiecampus Wittener Straße, Bochum, 2015<br />
1.Preis: Entwurf des Bonner Architekturbüros skt umbaukultur<br />
Norden) engagieren sollen. Dortmund war dagegen bei<br />
den PHOENIX-Flächen, obwohl diese zum Portfolio desselben<br />
Konzerns gehörten, zunächst auf sich allein gestellt. Die<br />
Kommune verfügte nicht nur über die Planungshoheit. Sie<br />
bestimmte als Zwischeneigentümer auch das Tempo und die<br />
Gestalt der Transformation.<br />
Insofern gibt es einen Wandel des Wandels. Und die<br />
nächste große Konversionsfläche wartet schon: das verwaiste<br />
Opel-Werksgelände I in Bochum, das einst vom<br />
Zechenstandort zur Automobilfabrik mutierte und sich nun<br />
zu Beginn des 21. Jahrhunderts zum Technologiecampus mit<br />
Parkcharakter entwickeln soll.<br />
Wandel des Wandels<br />
Die Governance solcher Prozesse hat sich gegenüber<br />
den Projekten der IBA noch weiter diversifiziert. Sie setzt<br />
auf eine partnerschaftliche, effizientere Vermarktung bzw.<br />
Neunutzung, ohne die qualitativen Ziele der Konversion aus<br />
den Augen zu verlieren.<br />
Konversion ist manchmal eine jahrzehntelange Aufgabe.<br />
Das Land Nordrhein-Westfalen ist aber nicht mehr wie zu den<br />
klassischen Zeiten des Grundstücksfonds Ruhr in der universalen<br />
Verpflichtung von Ankauf, Aufbereitung, Gestaltung<br />
und Vermarktung. Es ist lieber Berater, Dienstleister und<br />
Moderator. Die Alteigentümer der Areale verstehen sich<br />
immer mehr als deren ambitionierte Neuentwickler und<br />
Vermarkter: so zum Beispiel bei den Konversionen in<br />
Gelsenkirchen-Hassel und Herten-Westerholt zu einem neuen<br />
Stadtteilpark und zu einem „Labor des Wandels“.<br />
Dr. Dieter Nellen ist nach seiner Tätigkeit beim Regionalverband<br />
Ruhr (RVR) freier Berater und Publizist sowie Lehrbeauftragter<br />
an der Fakultät Raumplanung der TU Dortmund.<br />
99
Bilddokumentation<br />
bauliche Realisierung und<br />
zeitlicher Ablauf<br />
PHOENIX Gesamt<br />
Daten und Fakten<br />
Fast 160 Jahre stadtraumprägende Montanindustrie<br />
von 1843 (Produktionsbeginn Hermannshütte)<br />
bis 2001 (Stilllegung PHOENIX Ost)<br />
Gesamtfläche rund 214 Hektar<br />
Topografische Lage:<br />
5 Kilometer von der Dortmunder City entfernt;<br />
unmittelbar angrenzend an das Stadtbezirkszentrum Hörde<br />
Teil des Emscher Landschaftsparks (ELP)<br />
in Verbindung mit den regionalen Grünzügen F und G<br />
1<br />
108
2<br />
3<br />
1 · Produzierendes Oxygenstahlwerk (PHOENIX Ost)<br />
mit Hörder Fackel<br />
2 · Das Stadtbezirkszentrum von Hörde eingekesselt<br />
zwischen den beiden Industriearealen verbunden durch<br />
die ehemalige Werkstrasse „Eliasbahn“ (Luftbild 1999)<br />
3 · Schrägluftbild Stahlwerk PHOENIX Ost (2000)<br />
in Blickrichtung West-Ost kurz vor der Demontage<br />
109
Geschichte vor Ort<br />
4<br />
4 · Letzter Konverter des Stahlwerks beim Umzug auf die<br />
Kulturinsel im PHOENIX-See<br />
5 · Hörder Burghof mit freigelegtem Bodendenkmal Hörder Burg<br />
5<br />
Nomen est omen<br />
Diente in alter Zeit die Hörder Burg als mittelalterlicher<br />
Herrschersitz und territoriale Verwaltungszentrale, behielt<br />
sie diese Funktionen auch in der Zeit von Kohle und Stahl bei;<br />
sahen sich doch die Schlotbarone gerne als Nachfolger der<br />
mittelalterlichen Herren und nutzten die Gebäude als äußeres<br />
Zeichen ihrer Macht und wirtschaftlichen Potenz.<br />
Andere Spuren hinterließ das Braugewerbe. Die Brau stätte<br />
des Klosters Clarenberg gab dem Hörder Bier seinen<br />
Namen. Nach dem Ende der Klosterbrauerei gründete<br />
Eduard Frantzen 1867 gleich neben dem Stift die spätere<br />
Stiftsbrauerei. Heute erinnert die 1763 entstandene Traditionsgaststätte<br />
Zum Treppchen an die ehemalige Brau- und<br />
Schanktradition in Hörde.<br />
Viele über Hörde hinaus bekannte Kinder der Stadt begegnen<br />
im heutigen Straßenbild Hördes, ihre Namen und<br />
Leistungen sind weiterhin vor Ort präsent. Durch Alfred<br />
Trappen wurde 1881 in Hörde das aus vier Konvertern bestehende<br />
modernste Thomasstahlwerk Europas errichtet.<br />
1890 entwickelte Gustav Hilgenstock den Roheisenmischer<br />
und Willem van Vloten konstruierte 1898 die erste<br />
Gichtgasmaschine zum Antrieb von 1000 PS starken Motoren,<br />
die die Stromversorgung der Werke sicherten.<br />
Künstler und Originale stammen aus Hörde oder lebten<br />
dort. Dazu zählen der eigenwillige Stadtpoet Wilhelm<br />
Wenzel (1841–1914) genauso wie der romantische Komponist<br />
Daniel Friedrich Eduard Wilsing (1809–1893), der bedeutende<br />
Bildhauer, Maler und Architekt Bernhard Hoetger<br />
132
Henriette Brink-Kloke, Willi Garth<br />
(1847–1949), der politisch verfolgte Maler und Grafiker Hans<br />
Tombrock (1895–1996) und der bekannte Schauspieler Rudolf<br />
Platte (1904–1984).<br />
Wie die Burg und die letzten Zeugen der Stahlproduktion<br />
spiegeln viele der Straßennamen zusammen mit den zahlreichen<br />
Erinnerungsorten die lange und wechselvolle Geschichte<br />
Hördes. Sie sind die Ausgangspunkte zum Verständnis für<br />
die Bedeutung der gewaltigen Umbauleistungen zum neuen<br />
Hörde und gleichzeitig die Erdung für die zukünftige<br />
Entwicklung und Identität seiner Bewohner.<br />
Dr. Henriette Brink-Kloke ist stellvertretende Leiterin<br />
der Unteren Denkmalbehörde der Stadt Dortmund.<br />
Willi Garth ist Vorsitzender des „Vereins zur Förderung<br />
der Heimatpflege Hörde“.<br />
133
PHOENIX See und Park — ein Leuchtturmprojekt im Osten des Emscher Landschaftsparks<br />
4<br />
Straßenalleen mit hochwertigen Leuchten verbinden wichtige historische Bausteine<br />
wie Hochofenanlage und ehemalige Ammoniakhalle (im Bild vorne links)<br />
Architektur und Stadtplanung (heute SPAP Architektur Stadt<br />
Landschaft, Dortmund), die im Jahr 2000 nach einem konkurrierenden<br />
Verfahren mit der Gesamtplanung beauftragt<br />
wurden.<br />
Der PHOENIX Park umfasst im Norden die alten<br />
Deponien Hympendahl und Schallacker; der hier trotz der<br />
Altlastensicherung verbliebene alte Gehölzbestand bildet<br />
heute eine Art grünen Rahmen. Auch auf PHOENIX<br />
West wurden im Rahmen der Altlastensanierung riesige<br />
Bodenmassen bewegt und neue topografische Strukturen<br />
zum Beispiel durch Landschaftsbauwerke gebildet. Trotzdem<br />
bestimmen heute vor allem die weiten und offenen Flächen<br />
die Charakteristik, neben den Wiesen fallen dabei vor allem<br />
die großen Schotterflächen im Norden auf. Hier sind<br />
Sukzessionsflächen entstanden, die anknüpfen sollen an die<br />
Charakteristik der „Industrienatur“.<br />
Die landschaftsarchitektonische Ausformulierung des<br />
PHOENIX Parks stammt vom Büro Lohrer Hochrein<br />
Land schaftsarchitekten und Stadtplaner aus München /<br />
Magdeburg, die 2005 den entsprechenden Wettbewerb<br />
gewonnen haben. Ein zentraler Baustein des Entwurfes ist<br />
die Gestaltung des Landschaftskeils, der bereits im städtebaulichen<br />
Konzept festgelegt wurde. Er durchtrennt das<br />
Technologiegebiet in Nordsüdrichtung und schafft damit die<br />
Freiraumverbindung zwischen dem nördlich angrenzenden<br />
Westfalenpark und dem südlich liegenden Rombergpark.<br />
Die wegeflankierenden Alleen am Rand des Keils werden im<br />
Laufe der Jahre mit ihrem Zuwachs zum noch stärker raumprägenden<br />
und gleichzeitig verbindenden Element werden.<br />
Das klare Wegegerüst des Parks in Ergänzung zum Raster<br />
des Technologiegebiets schafft Orientierung und Anbindung<br />
in alle Richtungen.<br />
Besonders bemerkenswert auf PHOENIX West ist die<br />
Berücksichtigung von Arten- und Biotopschutzbelangen bei<br />
der Neugestaltung, die inklusive entsprechender Gutachten<br />
und Naturschutzmanagementkonzepte weit über das normale<br />
Maß hinausgingen. Ein Vorkommen der Kreuzkröte wurde<br />
erhalten und die notwendigen Habitatstrukturen in die<br />
Neugestaltung integriert. Inzwischen hat sich auch die seltene<br />
Vogelart Flussregenpfeifer auf den offenen Schotterflächen<br />
etabliert. Die Schotter- und Sukzessionsflächen bieten für<br />
die nächsten Jahrzehnte ein großes Potenzial für den Artenund<br />
Biotopschutz.<br />
Ein wichtiger Baustein im<br />
Emscher Landschaftspark<br />
Über den Freiraumkorridor entlang der umgebauten<br />
Emscher, der PHOENIX West und PHOENIX See verbindet,<br />
sind hier auch die beiden regionalen Grünzüge F und G des<br />
Emscher Landschaftsparks verknüpft. Dieser grüne Bogen<br />
146
Jörg Dettmar<br />
5<br />
PHOENIX Platz mit großformatigen Betonplatten, speziellem Leuchtentyp und dem „Hochofenmann“<br />
als Reminiszenz an die Stahlherstellung PHOENIX Halle mit dem Aufstieg zum Skywalk<br />
durch Dortmund-Hörde schafft die lokalen Anbindungen an<br />
die für Dortmund bedeutenden großen alten Grünanlagen<br />
Westfalenpark und Botanischer Garten Rombergpark mit dem<br />
regionalen Grünsystem. Die vielfältigen Wegebeziehungen<br />
durch die PHOENIX-Landschaft sind gleichzeitig Teil des regionalen<br />
Wegesystems im Emscher Landschaftspark.<br />
Der PHOENIX See hat die Flächentypologie des Emscher<br />
Landschaftsparks um einen neu geschaffenen See als Nukleus<br />
einer integrierten Siedlungs- und Freiraumentwicklung erweitert.<br />
PHOENIX West knüpft mit dem PHOENIX Park in<br />
seiner landschafts architektonischen Gestaltung an andere<br />
Gewerbe-Park-Ensembles im Emscher Landschaftspark<br />
wie zum Beispiel den Nordsternpark Gelsenkirchen oder<br />
den Westpark in Bochum an. Mit der Integration der<br />
Arten- und Biotopschutzaspekte verknüpft er auch auf<br />
dieser Ebene Vergangenheit und Zukunft altindustrieller<br />
Flächen geschickt.<br />
6<br />
Kiefernwäldchen als immergrüne Insel im linearen System des Parks PHOENIX West<br />
(Gestaltung lohrer.hochrein Landschaftsarchitekten und Stadtplaner)<br />
Prof. Dr. Jörg Dettmar ist Lehrstuhlinhaber für Entwerfen<br />
und Freiraumplanung an der TU Darmstadt.<br />
147
Der verkannte Zwilling — PHOENIX West als temporäres Kulturareal<br />
Der Hartware MedienKunstVerein (HMKV)<br />
und die Nutzung der PHOENIX Halle<br />
8<br />
9<br />
8 · Wach sind nur die Geister (HMKV 2009)<br />
9 · Games – Computerspiele von Künstler/Innen (HMKV 2003)<br />
Anders als beim für eine Nutzung komplizierten Schalthaus<br />
stellte sich die Situation für das benachbarte Reserveteillager<br />
dar. Mit 2200 Quadratmetern Nutzfläche, einer Höhe von<br />
16 Metern und nur vier filigranen inneren Stützpfeilern bot<br />
es eine überschaubare Raumkubatur. Durch die vergleichsweise<br />
gut erhaltene Bausubstanz und die überschaubaren<br />
Sicherheits- und Brandschutzauflagen des im Jahr 1895 erbauten<br />
Reserveteillagers war dieser Raum sofort nutzbar.<br />
Diese Chance, unterstützt und gefördert durch das städtische<br />
Kulturbüro, ergriff der Hartware MedienKunstVerein<br />
(HMKV), der bisher sein Ausstellungsprogramm im sehr<br />
viel kleineren Musik- und Kulturzentrum an der Dortmunder<br />
Güntherstraße durchgeführt hatte. Das Gebäude wurde<br />
durch die städtische Wirtschaftsförderung angemietet,<br />
die im Eingangsbereich eine kleine Dauerausstellung zum<br />
Innovationsstandort Dortmund platzierte, die Restfläche<br />
aber dem HMKV mietkostenfrei zur Verfügung stellte.<br />
Am 11. Oktober 2003 eröffnete dort die erste Ausstellung<br />
unter dem Titel „Games. Computerspiele von Künstler/<br />
innen“. Gezeigt wurden 25 internationale Künstlerpositionen,<br />
die kommerzielle Computerspiele auf unterschiedliche<br />
Weise modifizierten. Die Ausstellung umfasste Installationen,<br />
Objekte und Grafiken, aber auch Arbeiten, die an Computern<br />
oder Konsolen von den Besuchern selbst gespielt werden<br />
konnten. „Games“ wurde mehrfach ausgezeichnet, so<br />
vom Internationalen Kunstkritikerverband und dem Fonds<br />
Soziokultur.<br />
Bereits ein Jahr später hatte das Reserveteillager<br />
als Kulturort ein solches Renommee erreicht, dass die<br />
Kunst stiftung Nordrhein-Westfalen in der nun so benann ten<br />
PHOENIX Halle den Nam June Paik Award verlieh –<br />
den weltweit bedeutendsten und bestdotierten Preis für<br />
Medienkunst. In der Ausstellung wurden die nominierten<br />
Werke mit ihren unterschiedlichen künstlerischen<br />
Ansätzen, Medien und Technologien präsentiert, erstmals<br />
begleitet auch von einer umfangreichen Veranstaltungsreihe<br />
„Expanded Cinema“ mit über 40 Filmaufführungen, darunter<br />
deutschen Erstaufführungen, und der Anwesenheit von mehr<br />
als 15 Künstlern.<br />
Ebenfalls mit starker internationaler Präsenz zeigte der<br />
HMKV in Zusammenarbeit mit den Kunstwerken – Institute<br />
158
Kurt Eichler<br />
10<br />
History will repeat itself (HMKV 2007)<br />
for Contemporary Art Berlin während des Sommers 2007<br />
die Ausstellung „History will repeat itself. Strategien des<br />
Re en act ment in der zeitgenössischen (Medien-)Kunst und<br />
Performance“ mit Werken von 23 Künstlern. Dieses erste umfassende<br />
Projekt zum Thema Re-Inszenierungen historischer<br />
Ereignisse in der zeitgenössischen Kunst wanderte 2007 über<br />
Berlin und Warschau nach Hongkong.<br />
Die letzte Inszenierung des HMKV in der PHOENIX Halle<br />
war im Jahr 2010 die Ausstellung „Arctic Perspective“, bei<br />
der es um die komplexen globalen, kulturellen und ökologischen<br />
Beziehungen in der Arktis ging. Die Ergebnisse dieses<br />
Projekts, das auf einer breit angelegten Kooperation beruhte,<br />
wurden im Rahmen des internationalen Medienkunstfestivals<br />
ISEA anlässlich der Kulturhauptstadt Europas RUHR.2010<br />
vorgestellt. Auch diese Ausstellung wurde mehrfach<br />
ausgezeichnet.<br />
Bis zum Jahr 2010, in dem der HMKV in das neue<br />
Dortmunder U umsiedelte, fanden in der PHOENIX Halle 15<br />
Medienkunstausstellungen statt, begleitet von einem weiteren<br />
Ausbau des Gebäudes und der Infrastruktur. Das provisorische<br />
Ambiente blieb aber über all die Jahre erhalten, ebenso<br />
die Unmöglichkeit, die Halle im Winter zu bespielen, da<br />
bis zuletzt keine Heizung installiert werden konnte.<br />
Unter dem Strich stellte die Arbeit des HMKV im ehemaligen<br />
Reserveteillager die bislang längste kulturelle Nutzung<br />
auf PHOENIX West dar.<br />
Kulturelle Perspektiven für PHOENIX West<br />
Nicht nur die beiden Hallen waren Kulturstandorte auf<br />
PHOENIX West. Die stillgelegte Gasgebläsehalle war im<br />
Jahr 2006 Veranstaltungsort für den Landesmedienball, im<br />
Winter 2004 wurden die Hochöfen mit Lichtkunst illuminiert<br />
und nördlich dieses Industriedenkmals fand in den<br />
Jahren 2003, 2004 und 2008 ein großes Open-Air-Kino<br />
statt. Die Veranstaltungsreihe „Transindustriale“ inszenierte<br />
das Hochofenumfeld im Kulturhauptstadtjahr mit dem<br />
Projekt „<strong>Phoenix</strong> aus der Asche“ und das Festival „Rock<br />
in den Ruinen“ zog von der Dortmunder Hohensyburg in<br />
den Jahren 2011 und 2012 auf PHOENIX West um.Mit dem<br />
Verkauf des Reserveteillagers durch NRW.URBAN an einen<br />
Investor wird ein neues Kapitel der kulturellen Nutzung des<br />
Areals eröffnet: Erweitert um einen Anbau mit ergänzender<br />
Infrastruktur, soll in der Halle im Jahr 2017 ein neues<br />
Musik- und Veranstaltungszentrum für bis zu 3600 Besucher<br />
entstehen.<br />
Diese Ansiedlung könnte das Signal für weitere künstlerische<br />
und kulturelle Perspektiven am ehemaligen<br />
Hochofenstandort sein: Die Nutzung des alten Schalthauses<br />
ist nach wie vor offen.<br />
Kurt Eichler ist Geschäftsführer der Kulturbetriebe Dortmund.<br />
159
Schwerindustrie von gestern und Nanotechnik der Zukunft<br />
2<br />
vorgesehen. Erhalten blieben der Hochofen 5 und das Gerüst<br />
des Hochofens 6, dazu die peripheren Funktionen Erzbunker,<br />
Mölleraufzug, sechs eindrucksvolle Cowper (Filtertürme),<br />
ein Wasserturm und ein Schornstein. Die rostbraunen, kolossalen,<br />
urtümlich wirkenden Konstrukte aus einer fernen<br />
Zeit stehen in Kontrast zu den schmucken, hellen Neubauten,<br />
neuen Straßen und freundlichen Grün- und Freiflächen.<br />
Die Aggregate sind heute rein museale Anschauungsobjekte<br />
und als solche inszeniert. Durch den 270 Meter langen,<br />
von planinghaus architekten entworfenen „Hörder<br />
Skywalk“ zum Beispiel, ein auf den Gichtgasleitungen montierter<br />
Gang, der von einem Treppenturm über die Dächer<br />
der PHOENIX Halle hinweg hinüber zum Hochofen 5 führt.<br />
„Schwer industrie zum Anfassen“ vermitteln geführte Touren<br />
über den Skywalk und die Hochofenanlage. Zur perfekten<br />
Illusion ist freilich viel zusätzliche Fantasie notwendig, denn<br />
Ruß und Lärm, Hitze und Koksgeruch muss man sich heute<br />
dazudenken. Am Ende des Rundgangs bietet eine Plattform<br />
in 70 Meter Höhe auf der Spitze des Ofengerüsts eine prachtvolle<br />
Aussicht hinaus ins weite Land, hinüber zur Dortmunder<br />
Innenstadt und hinab auf das gesamte Quartier PHOENIX<br />
West.<br />
Etwa auf die beiden historischen Backsteingebäude am<br />
Fuß des stählernen Ungetüms. Die dreischiffige PHOENIX<br />
Halle war 1905 als Gasgebläsehalle I errichtet worden. Große<br />
Segmentbogenfenster belichten das Hauptgeschoss, schmalere,<br />
gekuppelte Rundbogenfenster das Obergeschoss. Die<br />
2200 Quadratmeter große Halle wurde 2003 gesichert<br />
und wird seitdem für wechselnde Veranstaltungen und<br />
Ausstellungen genutzt. Sanierung und Umbau sind beim Büro<br />
Jens Casper und FORMATION A bereits in der Umsetzung.<br />
Noch im Planungsstadium ist die Bergmann Brauerei schräg<br />
4<br />
188
Falk Jaeger<br />
2 · PHOENIX Platz Aufgang zum 270 Meter langen<br />
„Hörder Skywalk“ oberhalb einer alten Gichtgasleitung<br />
3 · Dreischiffige PHOENIX Halle von 1905<br />
Neue Veranstaltungshalle mit zwei modernen Anbauten<br />
4 · Zentrum für Produktionstechnologie (ZfP) und Albonair<br />
vis-à-vis der prägnanten Industriekathedrale<br />
3<br />
189
Qualität als Maxime: PHOENIX See — Blaupause für den städtebaulichen Strukturwandel?<br />
Blick auf das neue <strong>Phoenix</strong> Hafenquartier 2015<br />
Kirchtürme kennzeichnen die Lage des Hörder Zentrums,<br />
Gasometer und Hochofen PHOENIX West sowie Fernsehturm Florian<br />
und Hochhäuser die Dortmunder Stadtkrone an der B1<br />
200
Jürgen Tietz<br />
201
Überblick Bauprojekte<br />
PHOENIX West<br />
9<br />
10<br />
8<br />
7<br />
5<br />
6<br />
11 12<br />
2<br />
3<br />
4<br />
1<br />
212
1 MST.factory dortmund,<br />
Konrad-Adenauer-Allee 11<br />
Kompetenzzentrum für Mikro- und<br />
Nanotechnologieunternehmen<br />
Bauherr · Stadt Dortmund Sondervermögen<br />
Verpachtung Technologiezentrum (SVTZ)<br />
Entwurf · Husemann + Dr. Wiechmann<br />
(jetzt HTP Hidde Timmermann Architekten<br />
GmbH), Braunschweig<br />
Fertigstellung · 2005 / 2007<br />
2 Raith Head Office Dortmund,<br />
Konrad-Adenauer-Allee 8<br />
Entwicklung und Produktion<br />
von Hochleistungssystemen für<br />
Nanotechnologie<br />
Auftraggeber · Fa. FREUNDLIEB, Dortmund<br />
Entwurf · Drahtler Architekten,<br />
Dortmund<br />
Fertigstellung · August 2009<br />
3 tecteam, Antonio-Segni-Straße 4<br />
Bürogebäude für das Unternehmen<br />
tecteam Gesellschaft für technische<br />
Kommunikation mbH<br />
Investor · Fa. FREUNDLIEB, Dortmund<br />
Entwurf · Schamp & Schmalöer,<br />
Architektur und Städtebau, Dortmund<br />
Fertigstellung · 2010<br />
4 LABOR PHOENIX,<br />
Konrad-Adenauer-Allee 10<br />
Umbau des ehemaligen Labors von<br />
1958 zu einem Bürogebäude<br />
Entwurf und Investition ·<br />
Schamp & Schmalöer Architektur<br />
und Städtebau, Dortmund<br />
Realisierung · 2007<br />
Nachbargebäude ehemalige Waschkaue:<br />
Löschmann + Partner Ingenieur-GmbH<br />
213
Biografien der Herausgeber<br />
Nellen, Dieter<br />
(*1949), Abitur 1968, Studium der Fächer Geschichte,<br />
Latein und Germanistik mit Staatsexamen 1974 und Promotion<br />
1977 an der Ruhr-Universität Bochum. Nach Landes -<br />
dienst in Nordrhein-Westfalen und politischen Funktionen<br />
ab 1989 Direktor der Volkshochschule Bottrop und von<br />
1996 bis 2014 Fachbereichsleiter und Geschäftsführer mit<br />
dem Schwerpunkt Kommunikation, Kultur, Destinationsmanagement<br />
beim Regionalverband Ruhr (RVR), jetzt freier<br />
Berater und Publizist.<br />
Lehraufträge an der Westfälischen Wilhelms-Universität<br />
Münster, der Ruhr-Universität Bochum und ab 2012 an<br />
der Fakultät Raumplanung der Technischen Universität<br />
Dortmund.<br />
Wilde, Ludger<br />
Reicher, Christa<br />
(*1960) Architekturstudium an der RWTH Aachen und<br />
ETH Zürich. Seit 2002 Lehrstuhlinhaberin mit Leitung des<br />
Fachgebiets Städtebau, Stadtgestaltung und Bauleitplanung<br />
an der Fakultät Raumplanung der Technischen Universität<br />
Dortmund; zuvor von 1998 bis 2002 Professorin für<br />
Städtebau und Entwerfen am Fachbereich für Architektur<br />
der Hochschule Bochum.<br />
Seit 2010 Vorsitzende des Wissenschaftlichen Beirats<br />
des Bundesinstitutes für Bau-, Stadt- und Raumforschung<br />
(BBSR) und seit 2014 Sprecherin des Graduiertenkollegs<br />
„Energieeffizienz im Quartier“. Mitgründerin und Partnerin des<br />
Planungsbüros rha – reicher haase architekten + stadtplaner<br />
in Aachen.<br />
Mitgliedschaft und Mitwirkung in mehreren Beiräten, u. a.<br />
im Gestaltungsbeirat Dortmund (Vorsitz), im Baukollegium<br />
Berlin und im Beirat Seestadt aspern Wien (Vorsitz).<br />
(*1957) Studium an der Fakultät Raumplanung der<br />
Technischen Universität Dortmund mit Abschluss 1983, 1984<br />
bis 1986 Städtebaureferendariat bei der Bezirksregierung<br />
Münster. Seit 1986 in verschiedenen Funktionen für die Stadt<br />
Dortmund tätig, zuletzt bis 2015 als Leiter des Stadtplanungsund<br />
Bauordnungsamtes, seit Februar 2015 Beigeordneter der<br />
Stadt Dortmund für Umwelt, Planen und Wohnen; Lehrauftrag<br />
an der Fakultät Architektur und Bauingenieurwesen an der<br />
Technischen Universität Dortmund.<br />
226