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VEGANZ - Über die Zukunft

Wie Veganz von heute die Menschen von Morgen überzeugen wird. Die Geschichte von Veganz

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Veganz – Von Straight Edgern und Flexitariern<br />

I<br />

ch bin immer wieder erstaunt, welche Käufergruppen<br />

wir ansprechen. Es werden<br />

immer mehr – aber wer sind eigentlich <strong>die</strong><br />

ganzen neuen „Besseressis“, wie Veganer,<br />

Vegetarier und Bio-Käufer oft despektierlich<br />

genannt werden?<br />

Laut des Vegetarierbund Deutschland (VEBU) ernähren<br />

sich bundesweit mehr als 900.000 Menschen vegan.<br />

Unser Angebot richtet sich aber auch<br />

ganz gezielt an nicht-vegane Kunden.<br />

Menschen, <strong>die</strong> sich bereits seit längerem<br />

für gesunde Ernährung interessieren,<br />

werden in unseren Supermärkten<br />

ebenso fündig wie Kunden, <strong>die</strong> einfach<br />

etwas Neues ausprobieren möchten.<br />

Die größte Gruppe der Veganer<br />

entstammt der Tierschützer-Bewegung.<br />

Sie wollen nicht, dass Tiere<br />

zum Verzehr oder zur Herstellung<br />

von Kleidung getötet werden. Sie<br />

setzen sich ein für eine fleischlose Ernährung<br />

und sind gegen Massentierhaltung.<br />

Oft sind sie auch politisch<br />

motiviert. Es gibt aber auch Gruppen,<br />

<strong>die</strong> vollkommen unpolitisch sind.<br />

Da ist <strong>die</strong> Attila-Hilmann-Fraktion.<br />

Die Kochbücher des Berliner<br />

Autors sind Bestseller. „30-Tage-Challenge“<br />

nennt er seine Diät, mit der<br />

man durch eine Umstellung der eigenen<br />

Essgewohnheiten abnehmen soll.<br />

Hildmann erzählt, wie er so vom Moppel-Ich<br />

zum Vorzeigeveganer wurde.<br />

Er löste damit einen regelrechten Hype<br />

aus. In den Veganz-Supermärkten<br />

verkaufen wir seine Bücher und <strong>die</strong><br />

entsprechenden Zutaten wie warme<br />

Semmeln. Seine Fans interessieren<br />

sich weniger für Tierschutz als für<br />

ihren Körper. Ich halte ihn für einen<br />

guten Motivator und Trendsetter, weil<br />

er nicht nur Veganer und Vegetarier<br />

anspricht, sondern <strong>die</strong> breite Masse.<br />

Die Käufer seiner Bücher sind in der Mehrzahl keine<br />

Veganer, aber sie kommen so mit dem Thema in Berührung.<br />

In den Läden sehe ich, wie <strong>die</strong> jüngere Generation<br />

das Buch ihren Eltern schenkt und auch ältere Leute<br />

sich inspirieren lassen. Eine Mitarbeiterin schwört auf<br />

seine Rezepte. Sie hat sie zuhause für ihre Familie<br />

nachgekocht. Sie seien jetzt „Vegantarier“, sagt <strong>die</strong><br />

Mitarbeiterin: „Zuhause essen wir vegan, unterwegs<br />

gibt es auch mal Milchprodukte.“<br />

So ergeht es vielen. „Flexitarier“ nennen sich<br />

Leute, <strong>die</strong> überwiegend vegetarisch leben, aber<br />

im Restaurant, sonntags oder zu besonderen<br />

70 %<br />

aller Trinkwasserressourcen<br />

gehen in <strong>die</strong> Landwirtschaft.<br />

Eine omnivore Ernährungsweise<br />

erfordert ungefähr<br />

15.000 Liter täglich,<br />

eine vegetarische 4.500 Liter und<br />

eine vegane ca. 1.100 Liter.<br />

180 mal<br />

Duschen – <strong>die</strong>se Menge<br />

an Wasser wird für<br />

<strong>die</strong> Herstellung eines Pfunds<br />

Fleisch verbraucht.<br />

35<br />

Fußballfelder große Flächen<br />

werden jede Minute planiert,<br />

um einerseits Platz für mehr<br />

Tiere zu schaffen und<br />

andererseits deren Futter<br />

anzubauen<br />

Quelle: PETA Deutschland (3)<br />

20<br />

Gelegenheiten auf ein Stück Fleisch nicht ganz<br />

verzichten wollen. Eine andere Gruppe sind Menschen,<br />

<strong>die</strong> einen Herzinfarkt hatten, einen Schlaganfall<br />

oder Krebs, <strong>die</strong> durch eine Krankheit für das Thema<br />

gesunde Ernährung sensibilisiert wurden. Sie werden<br />

nicht zwangsläufig Veganer, aber sie suchen nach Alternativen<br />

in ihrem Speiseplan. Einmal traf ich eine<br />

Frau im Laden:<br />

„Können Sie mir helfen?“<br />

„Selbstverständlich“, sagte ich<br />

– und im nächsten Augenblick brach<br />

sie in Tränen aus. Ihr Arzt hatte ihr<br />

eröffnet, dass sie unter schwerer Arthrose<br />

litt. Er gab ihr eine Liste mit,<br />

auf der stand, welche Inhaltsstoffe in<br />

Lebensmitteln sie künftig meiden solle:<br />

Fruktose, Lactose, Gluten, Zucker<br />

und so weiter. Gemeinsam stellten wir<br />

dennoch einen reichen Warenkorb<br />

zusammen. Die Dame strahlte. Als<br />

sie zur Kasse ging, wirkte sie wieder<br />

glücklich.<br />

Diese Frau hat vielleicht noch<br />

nie etwas vom „ökologischen Fußabdruck“<br />

gehört. Darunter versteht<br />

man <strong>die</strong> Fläche auf der Erde, <strong>die</strong><br />

notwendig ist, um den Lebensstil<br />

und Lebensstandard eines Mensch<br />

unter heutigen Produktionsbedingungen<br />

dauerhaft zu ermöglichen.<br />

Einberechnet werden auch Flächen,<br />

<strong>die</strong> zur Herstellung von Kleidung<br />

und Nahrung, zur Bereitstellung<br />

von Energie und Entsorgung von<br />

Müll benötigt werden, sowie dem<br />

dabei verursachtem CO2-Ausstoß.<br />

Es gibt immer mehr Menschen, <strong>die</strong><br />

auf <strong>die</strong>sen, ihren persönlichen ökologischen<br />

Fußabdruck Wert legen und<br />

bereit sind, ihre Essgewohnheiten<br />

einer entsprechenden Prüfung zu<br />

unterziehen. Die Speisepläne der<br />

meisten Menschen können wir<br />

enorm anreichern.<br />

Eine weitere, stetig wachsende Kundengruppe<br />

sind Allergiker. Die Hauptverursacher unserer Zivilisationskrankheiten<br />

sind Milch, Weizen und Weißzucker<br />

– doch auch dazu gibt es viele gesunde vegane<br />

Alternativen. Wir versuchen, für jeden Bedarf passende<br />

Lebensmittel zu finden, und haben fast immer<br />

Alternativen parat, <strong>die</strong> auch gut schmecken. Jedes<br />

unserer Produkte zeichnen wir auf dem Preisschild<br />

direkt mit Zusätzeninformationen aus: nussfrei,<br />

glutenfrei, zuckerfrei, sojafrei, hefefrei etc. Das hilft<br />

unseren Kunden, sich leichter zu orientieren.<br />

Dann gibt es da eine Gruppe, <strong>die</strong> nennt sich<br />

„Straight Edger“. Sie lehnt Suchtmittel und Fleisch<br />

entschieden ab. Alkohol, Drogen, Zigaretten, Koffein,<br />

manchmal auch Sex außerhalb monogamer Beziehungen.<br />

Diese Gruppe hat ihren Ursprung in der<br />

Punk-Bewegung, manche Vertreter lassen sich sogar<br />

ein X auf den Handrücken tätowieren. Schließlich ist<br />

da noch ein Gruppe, <strong>die</strong> man allein aus ökonomischen<br />

Gründen nicht ignorieren sollte. Wohlhabende Leute<br />

aus Prenzlauer Berg, in Hamburg oder Frankfurt, <strong>die</strong><br />

gern bei Veganz einkaufen, weil wir Dinge führen,<br />

<strong>die</strong> sie sich gönnen wollen und <strong>die</strong> es woanders gar<br />

nicht gibt. Sonnengereifte Tropenfrüchte oder Bio-Kokosmus<br />

von Dr. Georg, Premiumprodukte, <strong>die</strong> etwas<br />

Besonderes sind. Diese Kunden suchen heute mal bei<br />

uns, morgen in der Feinkostabteilung des KaDeWe<br />

nach erlesenen Dingen.<br />

Wir schließen niemanden aus. Jeder Kunde<br />

bekommt eine ausgiebige Beratung und im Idealfall<br />

21<br />

das passende Produkt für seine Bedürfnisse. Ich<br />

bin überzeugt: Die vegane Idee löst sich von ihrem<br />

einstigen Randdasein und bewegt sich immer mehr<br />

in <strong>die</strong> Mitte der Gesellschaft.

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