Dankadresse - Horst Steinmann
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1<br />
Sehr verehrte Frau Schöller, Herr Oberbürgermeister, Magnifizenz, Herr Dekan, liebe Gäste!<br />
Einen Ehrenpreis für sein Lebenswerk zu erhalten ist eine zweischneidige Sache. Es könnte<br />
nämlich missverstanden werden, missverstanden in dem Sinne, dass man meint, ich stünde<br />
nun am Ende meiner Schaffenskraft. Dieses Missverständnis möchte ich gleich ausräumen.<br />
Ich kann ihnen versichern: ich fühle mich ganz fit, fit für weitere Aufgaben. Deshalb kann ich<br />
mich der positiven Seite der Ehrung zuwenden: ich freue mich, ich freue mich sogar sehr,<br />
über die Anerkennung meines Lebenswerkes, die in der Preisverleihung zum Ausdruck<br />
kommt.<br />
Dies in aller gebotenen Bescheidenheit, versteht sich, und auch etwas beschämt durch die<br />
Laudatio des Kollegen Schreyögg, für die ich herzlich danke. Gleichwohl und trotz aller<br />
Bescheidenheit, es mag auch sein, dass etwas Eitelkeit bei mir mitspielt. Sie wissen ja: schon<br />
in der Bibel steht: „es ist alles ganz eitel!“.<br />
Ich habe zu danken!<br />
Zuerst natürlich der Theo und Friedel Schöller Stiftung und hier Frau Schöller persönlich.<br />
Ohne das Lebenswerk Ihres Mannes und von Ihnen, liebe Frau Schöller, gäbe es ja diesen<br />
Ehrenpreis des „Forschungszentrums für Wirtschaft und Gesellschaft“ nicht. So bewahrheitet<br />
sich wieder einmal die alte Weisheit: wir alle stehen auf den Schultern derer, die uns voraus<br />
gegangen sind. Ob wir deshalb besser sehen können als unsere Vorderen, das ist nicht<br />
ausgemacht, das muss immer wieder neu erwiesen werden!<br />
Ich denke aber, dass sich in meinem Alltagsleben vielleicht etwas ändern wird. Es könnte<br />
nämlich sein, dass ich immer dann, wenn ich mir ein Schöller-Eis gönne, zugleich an meinen<br />
Ehrenpreis denken werde. Das kann nicht jeder Kunde von sich sagen.<br />
Zu danken habe ich auch allen Mitgliedern des Steuerungskreises, allen, die an der<br />
Entscheidung über den Preis mitgewirkt haben. Ich weiß, das ist keine leichte Aufgabe. Edgar<br />
Salin, der große Nationalökonom der fünfziger Jahre aus asel, später Freiburg, und<br />
Doktorvater von Marion Gräfin Dönhoff, hat 1950 in einem Vorwort zu Schumpeters<br />
bekanntem Werk „Kapitalismus, Sozialismus und Demokratie“ die Zunft der Wissenschaftler<br />
in zwei Kategorien eingeteilt, ohne das jedoch abschätzig zu meinen: einerseits die wenigen,<br />
die das goldene Füllhorn ihrer schöpferischen Phantasie und theoretischen Kraft über die<br />
Menschheit ergießen, und andererseits die vielen, die den Wagen der Wissenschaft in<br />
mühsamer Kärrnerarbeit Stück für Stück voran ziehen. Die ersteren sind<br />
nobelpreisverdächtig; die letzteren freuen sich über einen so angesehenen Preis, wie er mir<br />
heute verliehen worden ist.<br />
Mein Dank gilt drittens Herrn Dekan Amberg. Er hat mit seinen Mitarbeitern die Hauptlast<br />
der Vorbereitung dieser Feier getragen. Die Art und Weise, wie er rastlos um das Wohl<br />
unseres Fachbereichs bemüht ist, hat mich von Anfang an sehr beeindruckt.<br />
Schließlich ist es mir ein wichtiges Anliegen, meinen ehemaligen Studenten und Assistenten<br />
zu danken. Einige von ihnen sind heute hier, das ist nicht selbstverständlich in einer Zeit<br />
hoher beruflicher Beanspruchung.
2<br />
Für mich war die geistige Auseinandersetzung mit Studenten und Assistenten gerade in den<br />
Seminaren ein ständiger Quell des Ansporns und der Befriedigung.<br />
Wichtig war uns dabei, frühzeitig des methodische Denken zu entwickeln, auf begriffliche<br />
Präzision zu drängen statt „mit Worten rumzufuchteln“, wie das der Philosoph Friedrich<br />
Kambartel einmal so treffend formuliert hat, und logisch klare Argumentationen aufzubauen,<br />
kurz Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie in die Lehre zu integrieren. Bei uns war das der<br />
Konstruktivismus der Erlanger Schule um Paul Lorenzen. Wenn man gelernt hat, wie man<br />
denkt und argumentiert, so Lorenzen, statt immer nur nach dem „Was“ zu fragen, neuen Stoff<br />
„rein zu ziehen“, wie man heute im Studentenjargon sagt, dann kann man die jungen<br />
Wissenschaftler getrost in das Abenteuer der eigenständigen Forschung entlassen.<br />
Es ist dieses Erlebnis, in Seminaren gemeinsam mit den Studenten und Assistenten in<br />
Neuland vorzustoßen und dann auch Ergebnisse mit ihnen gemeinsam zu publizieren, es ist<br />
dieses Erlebnis, das für mich wichtig war. So entstand vor allem ganz selbstverständlich ein<br />
Grundvertrauen, ein Grundvertrauen, das plagiatsresistent ist. Vertrauen aufzubauen wird ja –<br />
im Gefolge bekannter Plagiatsfälle – neuerdings wieder als wichtiger Standard guter<br />
wissenschaftlicher Praxis propagiert.<br />
Dieses Erlebnis der Gemeinsamkeit in Forschung und Lehre war für mich auch ständiger<br />
Quell der Befriedigung in den zwischenmenschlichen Beziehungen, war für mich wichtige<br />
Sinngebung des Berufs. Ich denke, Sie stimmen mir zu, wenn ich sage: auch das gehört zum<br />
Lebenswerk eines Professors. Und so begreife ich den Ehrenpreis zugleich als Preis für das<br />
Werk, das ich in 30 Jahren an der WISO-Fakultät mit meinen Studenten und Assistenten<br />
gemeinsam vollbringen durfte.<br />
Ich schließe mit einem kleinen Zitat aus Goethes Faust (Vorspiel auf dem Theater) von 1808:<br />
„Wer fertig ist, dem ist nichts recht zu machen,<br />
Ein Werdender wird immer dankbar sein“.<br />
Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit am Ende einer langen Veranstaltung.<br />
<strong>Horst</strong> <strong>Steinmann</strong>