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TUNESIEN REISEFÜHRER

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1


Stichwortverzeichnis<br />

LAND<br />

Tunesien ……………………………..<br />

Klima ……………………………….<br />

Landwirtschaft ……………………..<br />

LEUTE<br />

Revolution in Tunesien ………………<br />

Persönlichkeit Länder ……………….<br />

Kultur ………………………………….<br />

Musik ………………………………….<br />

Gastronomie …………………………..<br />

Kunsthandwerk……………………….<br />

Ursprung……………………………....<br />

Sprache ……………………………….<br />

Religion……………………………….<br />

Glaube…………………………………<br />

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ÜBERSICHT<br />

Telekommunikation ………………….<br />

Literaturen…………………………….<br />

Medien………………………………….<br />

Kunsthandwerk……………………….<br />

GESCHICHTE<br />

Punier………………...<br />

Römer………………. .<br />

Araber………………..<br />

Spanier…….….……<br />

Türke………..……..<br />

Französische ….……<br />

Tuniser……………….<br />

Ausgrabungsstätte<br />

Bulla Regia ……………<br />

Thysdrus El Jem.….….<br />

Dougga….…....….<br />

Sbeitla………........<br />

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Tunis Und Norden<br />

STADE UND ROUTERN<br />

Tunis………………………<br />

Tunis Medina…………….<br />

Bizerta……………………. .<br />

Das Bardo……………<br />

Sidi Bou Saeid………<br />

Marsa………………...<br />

Westen<br />

Tabarka………………<br />

Kef……………….…….<br />

Bizerta………………<br />

AinDrahem………….<br />

Ostküste<br />

HAMMAMET UND NABEUL<br />

Hammamet……………<br />

Zagoun…………………<br />

Nabeul……………<br />

Sousse…………….<br />

Zentrum<br />

MONASTIR,MAHDIA,SFAX<br />

Monstir……………<br />

Sfax…………………<br />

Kairoun………………<br />

Mahdia………………<br />

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Süden<br />

Gabes……………..<br />

DJERBA UND SÜDEN<br />

Djerba …………….<br />

Zarzis ……………...<br />

Medenine………….…..<br />

Tataouine……………..<br />

GAFSFA UND DAS DJERID<br />

Gafsa……………….<br />

Tozeur…………….<br />

Kebeli…………….<br />

Nefta…………….…….<br />

Douz…………….…….<br />

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Tunesien<br />

Tunesien ist das nördlichste Land in Afrika und nur etwa 140 Kilometer<br />

von Sizilien entfernt; die einstige französische Kolonie<br />

ist heute ein beliebtes Urlaubsziel. Vor allem deutsche Touristen<br />

zieht es immer wieder gerne in dieses Land. Dies liegt hauptsächlich<br />

daran, dass Tunesien sehr vielfältig ist.<br />

Auf der einen Seite findet man an der 1.300 Kilometer langen<br />

Küste traumhafte Sandstrände, andererseits bietet das Atlasgebirge<br />

ideale Schöne Strände findet man vor allem im Osten und<br />

Norden des Landes, doch auch die zu Tunesien gehörende Insel<br />

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Djerba hält einige schöne Strände parat. Diese Insel sollte man<br />

bei einem Urlaub in Tunesien unbedingt besuchen; verbunden ist<br />

diese mit dem Festland durch den sogenannten Römerdamm.<br />

Highlights auf Djerba sind die zahlreichen Synagogen sowie<br />

die größte Krokodilfarm in Nordafrika. Mit einer Fläche von<br />

514 Quadratkilometern ist Djerba die größte Insel Afrikas.<br />

Die Hauptstadt des Landes Tunesien ist Tunis; auch diese sollte<br />

man bei einem Urlaub im Land nicht verpassen. Der Name des<br />

Landes Tunesien leitet sich übrigens von dieser Stadt ab.<br />

Naturliebhaber sollten sich in den Norden des Landes begeben;<br />

diese Gegend wird nicht umsonst auch als “grünes Tunesien” bezeichnet.<br />

Hier bestimmen Berge und fruchtbare Ebenen das Bild<br />

der Landschaft.<br />

Hier findet man auch die artenreichste Pflanzenwelt in ganz Tunesien,<br />

vorrangig Eichen und Kiefern. Die Tierwelt Tunesiens ist<br />

dagegen wenig artenreich; in den Wüstengebieten kann man<br />

Schlangen, Skorpione und Heuschrecken entdecken.<br />

Plant man einen Urlaub im Norden Tunesiens, eignen sich die<br />

Monate von Mai bis Oktober am besten, alle anderen Gebiete des<br />

Landes sollte man eher in den Monaten von Oktober bis April be-<br />

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eisen. Das Klima ist an der Küste am wärmsten; dieses wird<br />

durch den heißen Schirokko wind beeinflusst. Je weiter man sich<br />

in das Zentrum des Landes begibt, desto kühler werden auch die<br />

Temperaturen.<br />

Deutsche Staatsbürger benötigen für eine Aufenthaltsdauer von<br />

maximal vier Monaten in Tunesien kein Visum, allerdings sollte<br />

man einen gültigen Reisepass vorlegen können.<br />

Hauptstadt Tunis<br />

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E<br />

T<br />

U<br />

E<br />

L<br />

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Klima<br />

Die verschiedenartige Topographie beeinflusst natürlich sowohl<br />

Temperatur als auch Niederschläge. Im großen Ganzen herrscht<br />

im Norden Mittelmeerklima, und im Süden brütet die Saharahitze.<br />

in den Seebädern aber, im Norden wie im Süden, macht<br />

eine beständige Brise die Sommersonne auch für die zarteste<br />

Haut erträglich und ermöglicht im Winter jede Sportart im<br />

Freien . Viele Hotels haben jetzt geheizte Swimmingpools, damit<br />

man auch das ganze Jahr über schwimmen kann. Im Sommerkann<br />

die Brise allerdings trügerisch sein. Man darf nicht vergessen,<br />

dass die Afrika Sonne auch dann brennt, wenn die Luft<br />

kühl ist. Basars und Geschäfte verkaufen Sonnenölwie etwa Ambre<br />

Solare.<br />

Die Sommertemperaturen können an einigen Stellen bis über 40<br />

Grad steigen, und Freunde von Statistiken hatten vielleicht<br />

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gern folgende offizielle Versicherung: dass die Durchschnittstemperaturen<br />

im August in den letzten 50 Jahren in Sousse bei<br />

30°lagen, 29° in Tabarka, 30° in Hammamet, 30° auf Djerba<br />

und nur 32° in Tozeur, der typischsten Wüstenstadt Tunesiens.<br />

In letzter Zeit jedoch war das tunesische Klima fast so unvorhersehbar<br />

wie das europäische:1969 ereignete sich im September<br />

eine Hochwasserkatastrophe,1970 Gabes im gleichen Monat eine<br />

Hitzewelle; der Februar 1973 war der schlechteste seit Menschengedenken,<br />

der Februar 1976 war sonnig und besonders<br />

mild, während er 1978 und 1979 Das Ende einer langen, heißen<br />

Dürreperiode bildete. Die Temperaturen im Landesinneren,<br />

sogar in Kairouan, können im Hochsommer auch den Fanatischsten<br />

Touristen abschrecken. Zu dieser Zeit ist an den Sud Tunesien<br />

natürlich Garnichts Zu denken, obwohl Busse und Hotels mit<br />

Klimaanlagenkurze Aufenthalte indem nördlichen Oasen noch<br />

immer angenehm machen. Im Mai und Juni gefällt mir das Land<br />

am besten. Wenn auch die Blumen das ganze Jahr über blühen,<br />

ist die Fülle und Fernspracht in diesen beiden Monaten unbeschreiblich.<br />

In Einemkleinen Garten in Hammamet zählte ich an<br />

einem Juni Tag über 100 verschiedenartige Blüten. Für Sonnenanbeter<br />

sind Juli und August die besten Monate, obwohl es im-<br />

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mer wieder überraschenderweise halbe Regentage gibt. im<br />

Herbst sind Luft und See so klar und warm wie im Frühling,<br />

nur das Grün der Pflanzen ist durch die starke Sommersonne<br />

verblast.<br />

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Revolution in Tunesien<br />

2010/2011<br />

Die Revolution in Tunesien 2010/2011, außerhalb Tunesiens<br />

auch Jasmin Revolution, bezeichnet die umwälzenden politischen<br />

Ereignisse, die sich seit dem 17. Dezember 2010 in Tunesien<br />

zutragen. Sie begannen mit landesweiten Massenunruhen<br />

in der Bevölkerung, die sich seit Ende Dezember 2010<br />

über die Zentren des Landes ausbreiteten und sich in Wellen<br />

von Protestaktionen gegen das Regime und die Lebensbedingungen<br />

in Tunesien, aber auch in Gewaltausbrüchen und<br />

Plünderungen ausdrückten. Auslöser der Unruhen war die sich<br />

rasch verbreitende Nachricht über die Selbstverbrennung des<br />

Gemüsehändlers Mohamed Bouazizi am 17. Dezember 2010<br />

in Sidi Bouzid, einer 250 Kilometer südlich der Hauptstadt<br />

Tunis im Landesinneren gelegenen Stadt. Die Unruhen, die<br />

sich schnell über einen Volksaufstand zu einer Revolution<br />

ausweiteten, hatten sich – begünstigt durch moderne Kommunikationstechnik<br />

und Medien – spontan an verschiedenen Orten<br />

aus in zelereignissen heraus gebildet und waren nicht einheitlich<br />

organisiert. Die Ereignisse wurden weltweit intensiv<br />

beobachtet und kommentiert, besonders in den Neuen Medien,<br />

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wo sie etwa mit dem Ablauf einer sogenannten Farbrevolution<br />

verglichen wurden. Das Nachrichtenportal Spiegel Online<br />

sieht in den Protesten ein (Vorbild für Millionen von Arabern,<br />

die seit Jahrzehnten unter ihren korrupten Herrschern leiden).<br />

Wie bei einem Domino-Effekt brachen am 5. Januar 2011 Unruhen<br />

in Algerien, am 25. Januar 2011 Unruhen in Ägypten<br />

und weitere Proteste in der arabischen Welt aus, die von den<br />

Protesten in Tunesien inspiriert waren und größtenteils vergleichbare<br />

Motive hatten. Angesichts der sich nach wochenlangen<br />

Unruhen zuspitzenden Lage verließ das tunesische<br />

Staatsoberhaupt Zine el-Abidine Ben Ali nach 23 Regierungsjahren<br />

am 14. Januar 2011 fluchtartig das Land, über das der<br />

Ausnahmezustand verhängt wurde. Zum Übergangspräsidenten<br />

wurde am folgenden Tag Fouad Mebazaa bestimmt. Auch<br />

wurden Neuwahlen angekündigt. Die Wahl für das Amt des<br />

Präsidenten soll innerhalb einer Frist von 60 Tagen stattfinden,<br />

die Wahl eines neuen Parlaments in sechs Monaten. Ministerpräsident<br />

Mohamed Ghannouchi bildete am 17. Januar 2011<br />

eine Übergangsregierung, der als, Regierung der Nationalen<br />

Einheit“ auch Mitglieder früherer Oppositionsparteien angehören.<br />

Nach Angaben von Innenminister Ahmed Friaa hatten die<br />

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Unruhen bis zu diesem Zeitpunkt 78 Zivilisten das Leben gekostet,<br />

weitere 94 waren verletzt worden; beschädigt wurden<br />

85 Polizeiwachen, 13 Rathäuser, 43 Banken, elf Fabriken und<br />

66 Geschäfte und Einkaufszentren. Die Gewalt habe die Wirtschaft<br />

des Landes drei Milliarden Dinar (1,57 Milliarden Euro)<br />

gekostet. Die Proteste nach der Bildung der Übergangsregierung<br />

richteten sich vor allem gegen die frühere Regierungspartei<br />

RCD und gegen Mitglieder der Übergangsregierung,<br />

die der RCD angehören oder angehört hatten. Daraufhin<br />

kam es bei der RCD zu einer Welle von Parteiaustritten und<br />

zur Auflösung ihres Zentralkomitees. Bei einer Regierungsumbildung<br />

am 27. Januar 2011 schieden etliche frühere RCD-<br />

Mitglieder aus der Übergangsregierung aus. Als Motiv der<br />

Unruhen wird die Unzufriedenheit über die wirtschaftliche<br />

Lage großer Teile der Bevölkerung, insbesondere über die<br />

stark angestiegenen Lebensmittelpreise und Energiekosten,<br />

über die schlechten Zukunftsperspektiven der Jugend und über<br />

das autokratische, korrupte und jahrzehntelang an der Macht<br />

befindliche Regime angesehen. Auf den wachsenden Unmut,<br />

der besonders von Jugendlichen und jungen Erwachsenen vorgetragen<br />

wurde, hatten das alte Regime und seine Behörden<br />

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mit Polizeigewalt, Repressalien und Schikanen reagiert. Eine<br />

wesentliche Ursache der Proteste wird in dem Umstand gesehen,<br />

dass die Altersstruktur in der Region von den Unter-30-<br />

Jährigen geprägt ist, die zwar gut ausgebildet sind, aber<br />

schlechte Aussichten auf adäquate Arbeitsplätze haben (Jugendüberschuss).<br />

Die Arbeitslosigkeit unter Akademikern betrug<br />

offiziell etwa 22 Prozent, wurde aber auf über 35 Prozent<br />

geschätzt. Tunesischen<br />

Der Friedensnobelpreis 2015<br />

Der Friedensnobelpreis 2015 wurde "für seinen entscheidenden<br />

Beitrag zum Aufbau einer pluralistischen Demokratie in<br />

Tunesien im Zuge der Jasmin-Revolution von 2011" für den<br />

nationalen Dialog Quartett ausgezeichnet.<br />

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Persönlichkeit Länder<br />

Persönlichkeiten auf Briefmarken Die Seite auf die tunesischen<br />

Persönlichkeiten auf Briefmarken soll die tunesische<br />

Zahlen auf Briefmarken von dem tunesischen Beitrag von<br />

1954 bis heute ausgestellt dargestellt zu präsentieren.<br />

Die erste Persönlichkeit vertreten ist Lamine Bey Bey von Tunis<br />

von 1943 bis zur Abschaffung der Monarchie im Jahre<br />

1957 Habib Bourguiba, Präsident von Tunesien 1957-1987, ist<br />

mit Abstand der auf der größten Zahl gezeigt Stempel, ausgestellt<br />

37 Werke für fast alle während seiner Präsidentschaft,<br />

oft anlässlich der Geburtstage oder wichtige politische Ereignisse.<br />

Sein Nachfolger Zine el-Abidine Ben Ali erhielt nur<br />

sieben Aufführungen. Andere Persönlichkeiten wurden auch<br />

mehrmals als Abou el Kacem Chebbi, Farhat Hached, Hannibal<br />

Barca, Ibn Khaldun und Tahar Haddad vertreten. Eine<br />

Diversifizierung der Auswahl interveniert seit dem Start der<br />

Serie von 1998.<br />

Zeitlich kann Persönlichkeiten in vier Kategorien eingeteilt<br />

werden: die Zahlen der antiken karthagischen Dido und Hannibal<br />

Barca, die Persönlichkeiten des Mittelalters mit Ibn<br />

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Khaldoun Ibrahim ibn al-Aghlab und eine Reihe von Theologen<br />

und Juristen, Held der tunesischen nationalen Bewegung<br />

und zeitgenössischen Figuren, besonders aktiv im kulturellen<br />

Bereich.<br />

Landwirtschaft<br />

Die Landwirtschaft beschäftigt 18 % der Arbeitskräfte und<br />

erwirtschaftete 2007 einen Anteil von 11,5 % am BIP. Im<br />

nördlichen Landesteil werden vor allem Getreide (Weizen,<br />

Gerste), Zitrusfrüchte, Datteln und Gemüse angebaut sowie<br />

Rinder gehalten. Charakteristisch sind die ausgedehnten Olivenkulturen;<br />

Tunesien ist einer der bedeutendsten Exporteure<br />

von Olivenöl. Bedeutend ist auch der Weinbau. Im Süden gibt<br />

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es vereinzelt Oasenwirtschaft und extensive Viehzucht (Schafe,<br />

Ziegen).Die Landwirtschaft verbraucht ca. 80 % des Süßwassers<br />

des Landes, die bewässerte Fläche ist von 65.000<br />

Hektar (1956) auf heute 345.000 Hektar angestiegen. Der Sektor<br />

ist jedoch relativ unproduktiv und stagniert praktisch seit<br />

1992; die Weltbank empfiehlt eine weitere Deregulierung, was<br />

jedoch mit den Armutsbekämpfungszielen der Regierung nicht<br />

vereinbar ist. Des Weiteren ist die Landwirtschaft von Desertifikation<br />

und Bodenerosion betroffen, jedes Jahr gehen 20.000<br />

Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche verloren. Nachdem die<br />

Weltmarktpreise für jene landwirtschaftlichen Produkte, auf<br />

deren Import Tunesien angewiesen ist, in den letzten Jahren<br />

stark gestiegen sind, hat die Regierung das<br />

Erreichen der Autarkie zum Ziel erklärt. Im Jahr 2006 wurden<br />

in Tunesien fast 110.000 Tonnen Fisch verarbeitet, das<br />

meiste davon in intensiv bewirtschafteten Küstengewässern.<br />

Die Regierung versucht, die Hochseefischerei zu entwickeln;<br />

die Kühl- und Hafeninfrastruktur dafür steht mittlerweile zur<br />

Verfügung.<br />

Tunesien hat mit 1300 Kilometern Küste, zumeist mit Sandstrand,<br />

und einem reichen kulturellen Erbe ein großes touristi-<br />

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sches Potential. Der Fremdenverkehr hat sich seit Anfang der<br />

1970er Jahre auch zu einem wichtigen Wirtschaftszweig entwickelt<br />

und erwirtschaftete 2009 5,8 % des BIP. Hatte Tunesien<br />

im Jahr 1971 221 Beherbergungsbetriebe mit 41.000 Betten,<br />

so waren es im Jahr 2005 816 Betriebe mit fast 230.000<br />

Betten. Diese Zahlen zeigen deutlich, dass es dabei vor allem<br />

um Großhotelanlagen handelt. Viele dieser Clubhotels haben<br />

über 400 Zimmer. Im Jahr 2007 besuchten 6,7 Millionen Auslandsgäste<br />

Tunesien; die Einnahmen beliefen sich auf 3,05<br />

Milliarden Dinar. Ziele sind Küstenorte wie Hammamet,<br />

Nabeul, Sousse und Port El-Kantaoui, Monastir und Mahdia<br />

sowie die Insel Djerba zur Erholung; von hier aus werden die<br />

Wüste Sahara im Süden erkundet oder archäologische Fundstellen<br />

wie Karthago, nahe der im Norden des Landes gelegenen<br />

Hauptstadt Tunis, besichtigt. Etwas mehr als die Hälfte<br />

der Touristen<br />

Stammt aus Mitteleuropa, danach folgen die Nachbarländer<br />

Libyen und Algerien, die zusammen etwa 20 % der Übernachtungszahlen<br />

ausmachen. Demgegenüber stammen 82 % der<br />

Tourismuseinnahmen aus der EU. 2001 besuchten etwa eine<br />

Million Touristen aus Deutschland Tunesien, diese Zahl hat<br />

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sich seitdem um 50 % reduziert. Das Tourismusministerium<br />

Tunesiens versucht, in Europa gezielt Werbung zu schalten,<br />

um das Land vom billigen Image zu befreien. Der Erfolg ist<br />

bisher ausgeblieben, direkte Konkurrenten am Tourismusmarkt<br />

wie Ägypten, Marokko oder die Türkei haben höhere<br />

Zuwächse an Besuchern und Umsätzen zu verzeichnen.<br />

Infolge der instabilen politischen Situation kam es im Tourismussektor<br />

Tunesiens 2011 zu einem starken Einbruch, der<br />

Mitte des Jahres vom deutschen Auswärtigen Amt auf 60 Prozent<br />

beziffert wurde. Zudem seien seit Jahresbeginn knapp<br />

3.000 Stellen in den 400.000 an Beschäftigten umfassenden<br />

Tourismussektoren gestrichen worden. Die Einnahmen durch<br />

Touristen beliefen sich 2011 auf 1.805 Millionen US-Dollar<br />

Telekommunikation<br />

Logistik und Informationstechnologie sind die momentan am<br />

schnellsten wachsenden Wirtschaftsbereiche Tunesiens, das<br />

Wachstum betrug 2007 14 %. Dieser Sektor hat auch in der<br />

langfristigen wirtschaftlichen Strategie der Regierung einen<br />

hohen Stellenwert. In den Ausbau der Telekommunikationsinfrastruktur<br />

sollen in den nächsten Jahren fast 4 Milliar-<br />

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den Euro investiert werden und es wird erwartet, dass innerhalb<br />

der nächsten fünf Jahre der Anteil dieses Sektors am BIP<br />

auf 27,5 % steigt. Bereits jetzt hat Tunesien einen sehr hohen<br />

Rang im Network Readiness Index; es liegt vor einigen EU-<br />

Staaten und nimmt unter den arabischen Staaten den zweiten<br />

Platz ein.<br />

Für März 2008 wurde die Zahl der tunesischen Internetnutzer<br />

mit 1,77 Millionen angegeben, es gab 204.000 Internet Anschlusse,<br />

davon 106.000 ADSL-nschlüsse. Tunesien verfügt<br />

mittlerweile über eine starke und miteinander gut vernetzte<br />

Bloggerszene, welche die Jasmin Revolution maßgeblich mit<br />

organisiert hat.<br />

Kultur<br />

Da Tunesien über die Jahrhunderte mehrere Einwanderungswellen<br />

aus Arabien, Spanien, Frankreich, der Türkei und den<br />

westafrikanischen Berber-Reichen erlebte, unterscheiden sich<br />

die Tunesier in ihrem Aussehen und im Kulturleben von anderen<br />

arabischen Nationen. Dies zeigt sich im Stadtbild von Tunis<br />

(zum Beispiel auf dem Place de Barcelone oder im maurisch-andalusischen<br />

Viertel Sidi Bou Saïd), in der Töpferei-<br />

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und Keramik kunst (zum Beispiel in Nabeul),an zahlreichen<br />

Bauten verschiedener Epochen (zum Beispiel dem Fort am<br />

Golf von Hammamet) und in der tunesischen Küche (zum<br />

Beispiel Baguette, Käse, Croissant, Makkarona ( sowie einigen<br />

Berbergerichten wie zum Beispiel Brik).<br />

Literatur<br />

In Tunesien spielt sich das Literaturleben in zwei Sprachen ab:<br />

in Arabisch und Französisch. Die arabische Literatur existiert<br />

seit dem 7. Jahrhundert, als die arabische Zivilisation sich auf<br />

das Gebiet Tunesiens ausbreitete; französischsprachige Literatur<br />

gibt es erst seit 1881. Heute hat die arabisch sprachige Literatur<br />

ein höheres Gewicht als die französischsprachige: Von<br />

den 1249 literarischen Neuerscheinungen des Jahres 2002 waren<br />

885 in Arabisch; mehr als ein Drittel der Neuerscheinungen<br />

waren Kinderbücher. Alles in allem ist das literarische<br />

Schaffen in Tunesien also, trotz seiner langen Geschichte,<br />

heute sehr überschaubar. Wichtige tunesische Autoren sind<br />

Abu al-Qasim asch-Schabbi, Moncef Ghachem und Mahmoud<br />

Messadi, weitere finden sich in der Liste tunesischer Schriftsteller.<br />

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Musik<br />

Die Musik Tunesiens ist das Resultat der kulturellen Vermischung<br />

aus arabisch-andalusischer Musik, die Flüchtlinge<br />

nach der spanischen Eroberung Andalusiens im 15. Jahrhundert<br />

mitbrachten, arabischer und westlicher Musik. Sie hat viele<br />

Facetten; die berühmteste klassische Musikrichtung ist der<br />

Malouf. Er wird von kleinen Orchestern ges-pielt, bestehend<br />

aus Violine, Kanun, Oud, Violoncello, Kontrabass, Nay, Darbouka<br />

und Nagharats (einem Paar kleiner Bechertrommeln).<br />

Klassische Gesänge haben bis heute Erfolg beim Publikum.<br />

Abgesehen von der Instrumentierung unterscheiden sich städtische<br />

und ländliche Musik kaum. Im städtischen Umfeld dominieren<br />

Saiteninstrumente wie das Rebec, der Oud und das<br />

Kanun sowie Darbouka. Im ländlichen Milieu und den Gesängen<br />

der Beduinen dominieren neben der Perkussion Blasinstrumente<br />

wie der Mezwed und die Gasba.<br />

Unter den bedeutendsten Sängern des Landes sind Saliha,<br />

Khemaïs Tarnane, Ali Riahi, Hédi Jouini, Latifa Arfaoui, Mohamed<br />

Jamoussi, Cheikh El Afrit und Dhikra Mohamed zu<br />

nennen. Unter den Instrumentalisten sind der Oud-Spieler<br />

Anouar Brahem, Lotfi Bouchnak, Salah El Mahdi, Ridha Ka-<br />

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laï, Ali Sriti und Youssef Slama die wichtigsten. El Azifet ist<br />

ein reines Frauen-Orchester, eine Seltenheit im arabischen<br />

Raum. Baron Erlanger ist eine wichtige Figur der modernen<br />

tunesischen Musik. Er sammelte die Regeln und Geschichte<br />

des Malouf, welches sechs Bände füllte, und gründete eine<br />

Rachidija, ein wichtiges Konservatorium, das heute noch genutzt<br />

wird.<br />

Die Bevölkerung Tunesiens wird heute auch von ausländischer<br />

Musik angezogen, wobei hier vor allem die ägyptische<br />

Musik, libanesische und syrische Musik einflussreich sind.<br />

Westliche Musik kommt in Form von Rockmusik, Hip-Hop,<br />

Reggae und Jazz in das Land.<br />

Die tunesische Küche spiegelt die berberischen, arabischen,<br />

jüdischen, türkischen, französischen und italienischen Einflüsse<br />

wider, denen das Land im Laufe seiner Geschichte ausgesetzt<br />

war. Die Ernährung beruht auf Getreide, vor allem Weizen<br />

in Form von Brot, Nudeln oder Grieß, Oliven und Olivenöl,<br />

verschiedenen einheimischen Gemüsesorten (Tomaten,<br />

Kartoffeln, Kichererbsen, Bohnen oder Karotten), Hammelund<br />

Rindfleisch sowie Fisch und Meeresfrüchten.<br />

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Medien<br />

Es gibt in Tunesien zwei öffentliche Fernsehkanäle namens<br />

Télévision Tunisienne 1 und Télévision Tunisienne 2. Privates<br />

Fernsehen gibt es erst seit Februar 2005, als der Betrieb von<br />

Hannibal TV begann. Seit 2007 sendet des Weiteren Nessma<br />

TV. Die Regierung betreibt vier nationale Radiostationen,<br />

nämlich Radio Tunis, Radio Tunisie Culture, Radio Jeunes<br />

und RTCI sowie fünf lokale Stationen (Gafsa, El Kef, Monastir,<br />

Sfax, Tataouine).[89] Seit November 2003 gibt es Privatradio,<br />

momentan existieren drei Stationen, nämlich Mosaïque<br />

FM in Tunis, Jawhara FM in Sousse und Zitouna FM. Zitouna<br />

FM ist größtenteils religiösen Inhalten gewidmet. Die Programme<br />

aller dieser Sender werden größtenteils auf Arabisch<br />

gesendet, ein kleinerer Teil ist auf Französisch. Hinzu kommt<br />

der regierungskritische, private Sender ohne Sendelizenz Radio<br />

Kalima, dessen Programm über den Satelliten Hot Bird<br />

und als Livestream übers Internet ausgestrahlt wird.<br />

Im Jahr 2007 wurden in Tunesien 245 Tageszeitungen und<br />

Zeitschriften gezählt, wovon 90 % von privaten Organisationen<br />

herausgegeben werden. Einige Zeitungen sind französischsprachig,<br />

darunter Le Temps Tunisie.<br />

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Die Meinungs- und Pressefreiheit wird von der Verfassung garantiert;<br />

in der Praxis jedoch übernahmen bis zur Revolution<br />

in Tunesien 2010/2011 die Medien die Regierungslinie, die<br />

über die staatliche Nachrichtenagentur TAP verbreitet wurde,<br />

und berichteten kritiklos über die Arbeit des Staatspräsidenten,<br />

der Regierung, der regierenden Partei RCD. In Tunesien<br />

herrschte bis dahin Zensur, und die Regierung beeinflusste<br />

auch über die Vergabe von Förderungsgeldern die Berichterstattung<br />

der Medien.<br />

Gastronomie<br />

Die tunesische Küche unterscheidet sich von jener der<br />

maghrebinischen Nachbarn durch die häufige Verwendung<br />

von Tomaten und Paprika (daher die Bezeichnung rote Küche)<br />

und ihre Schärfe, die sie Harissa verdankt. Daneben haben,<br />

anders als in anderen arabischen Ländern, Käse und Pasta in<br />

die tunesische Esskultur Einzug gehalten. Typische Gerichte<br />

sind Couscous oder die Tunesische Tajine, das Kichererbsengericht<br />

Lablabi, Merguez-Würste, Schakschuka oder die Süßspeise<br />

Baklava.Die Tunesier haben auch traditionell eine rela-<br />

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tiv liberale Einstellung zum Alkohol. Es gibt daher den Feigenschnaps<br />

Boukha oder den Dattellikör Laghmi. Auch wird<br />

in Tunesien Bier (Celtia) gebraut und Wein gekeltert.<br />

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Kunsthandwerk<br />

Tunesien hat ein reiches handwerkliches Erbe mit vielen regionalen<br />

Spezialitäten. Das Kunsthandwerk ist auch ein bedeutender<br />

Wirtschaftszweig, in dem geschätzte 300.000 Personen<br />

tätig sind. Die Töpferei ist besonders um Guellala verbreitet,<br />

während Nabeul berühmt für die Herstellung von Fayence ist.<br />

Die Mosaikkunst hat sich seit dem 2. Jahrhundert im Land<br />

verbreitet, die weltweit bedeutendste Sammlung von Mosaiken<br />

befindet sich im Nationalmuseum von Bardo. Das<br />

Schmieden kam mit den Flüchtlingen aus Andalusien nach<br />

Tunesien, heute sind besonders die blauen Fenstergitter, die an<br />

Maschrabiyya erinnern, berühmt. Die Teppich knüpferei wurde<br />

durch die Karthager in Tunesien eingeführt, in der ersten<br />

Hälfte des 19. Jahrhunderts kamen noch einmal starke Impulse<br />

aus dem osmanischen Reich. Heute ist das Zentrum der Teppichherstellung<br />

in und um Kairouan angesiedelt. Im Jahr 2004<br />

wurden 200.000 m² Woll- und 16.500 m² Seidenteppiche hergestellt.<br />

Die Tendenz ist, aufgrund sinkender Preise, fallend.<br />

Ursprünglich hatten die tunesischen Teppiche weniger als<br />

40.000 Knoten pro Quadratmeter; heute kann er eine Feinheit<br />

von bis zu 250.000 Knoten haben. Die traditionelle Tracht des<br />

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Landes heißt Jebba, an den Füßen trägt man Babuschen, die<br />

für Männer aus Leder, für Frauen aus Seide oder Baumwolle<br />

mit eingewebten Silber- oder Goldfäden und meist mit Blumenmotiven<br />

versehen sind. Berühmt ist auch der Schmuck,<br />

besonders der Silberschmuck der Berber im Süden des Landes,<br />

in den häufig Münzen eingearbeitet werden.<br />

Tunesisches Handwerk Schmuck<br />

Die Geschichte der tunesischen Schmuck verfolgt seine Wurzeln<br />

bis in die Anfänge der punischen Epoche, von dem es<br />

mehrere Zeichen, Symbole und Formen leiht, die heute in der<br />

aktuellen Schmuck zu finden sind.<br />

Dieses alte Handwerk wurde mit verschiedenen römischen,<br />

byzantinischen, arabischen, türkischen und andalusischen Beiträgen<br />

bereichert, die Frauen Schmuck auf unterschiedliche<br />

Weise geprägt.<br />

Heute ist die lang gehegte Unterscheidung zwischen ländlichen<br />

Silberschmuck und städtischen Gold Juwel hat definitiv<br />

verblasst.<br />

Die Vielfalt der Materialien, die Erhöhung der Produktionszentren<br />

und den wechselnden Geschmack gestrippt den<br />

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Schmuck seiner symbolischen Wert nur Wert seinen Markt zu<br />

halten. Sicherlich einige regionale Unterschiede weiterhin bestehen<br />

und legen nahe, die Ursprünge der verschiedenen Verzierungen,<br />

aber sie sind nicht mehr exklusiv für Handwerker<br />

einer bestimmten Region: Hochzeit Ornamente mit dem Organ,<br />

dem Zeremoniell entwickelt sich zunehmend entsakralisiert.<br />

Rihanna, eine große Kette von flachem Goldringe. Die Skhab,<br />

ein Gold, Silber und Bernstein-Kette. Die Khomsas die<br />

Kholkhals: Knöchel-Ringe, Fibeln, Zubehör für Melia, die<br />

Khellas … zeugen von der Vielfalt und den Reichtum dieser<br />

Besonderheiten, sondern allmählich auf die Erzeugung von<br />

beliebten Schmuck geben: goldene Armbänder, rautenförmige<br />

Inlay Ringe mit Halbedelsteinen und Emaille, modernisiert<br />

Ketten und europäischen Schnallen.<br />

Derzeit investieren Designer und Künstler auf dem Gebiet der<br />

Kunsthandwerk und Innovation einen sehr modernen<br />

Schmuck anbieten.<br />

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33


Tunesische Silber Handwerk<br />

Im Gegensatz zu Schmuck, der seinen symbolischen Wert ändert<br />

und verliert, tunesische Silberwaren , wenn es seine Funktionen<br />

auch verliert, die gleichen Objekte verewigt und halten<br />

die gleiche Begeisterung bei den Kunden: Luxus Geschirr,<br />

Schmuck und Accessoires ausstatten und den Innenraum<br />

schmücken modern. Die Art Kollektion besteht aus einer Center<br />

(Mabkhara) ein aspergeir (Mrech) stilisierte Compacts,<br />

Kämme, Schuhe, Boxen (Kanawita) und Badezimmerspiegel.<br />

Die verschoben und filigran in Schönheit zu konkurrieren und<br />

bieten Menüs andere Elemente in die Bewunderung der<br />

Sammler. Dieser Bereich wächst zunehmend an Möbel, Konsolen,<br />

Spiegel und Sessel oder die Kunst des cabinetmaker angefordert<br />

wird.<br />

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Tunesische Kupfer Handwerk<br />

Schmiedeeisen, weiß Kupfer, Emaille, Metalle sind Könige in<br />

der Herstellung von Schmuck und Gebrauchsgegenstände:<br />

Vasen, Schalen, Teekannen, Wasserkocher, Töpfe, Süßigkeiten,<br />

Geschirr, Lampen, Kohlenbecken … Traditionelle Techniken<br />

haben die funktionalen Anforderungen überschritten in<br />

künstlerischen Ausdrucksmittel.<br />

Kupfer ist das Metall, aus dem Handwerk die größte Gebrauch<br />

gemacht. Dies ist das 18. Jahrhundert, die das Handwerk aus<br />

Kupfer in Tunesien sein goldenes Zeitalter hatte, vor allem in<br />

den großen Städten (Tunis, Sfax, Kairouan). Die Kupferobjekte<br />

sind ein wichtiger Bestandteil der Aussteuer der Braut in<br />

städtischen Familien bis zur Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts.<br />

Heute chasing verbreitet und Drahteinlage ziert Geld,<br />

vor allem für gelbe Kupferplatten.<br />

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Töpfe und rote Kupfertöpfe halten sichtbare Spuren von<br />

Hämmern, und das als Cache Töpfe verwendet wird. Wie Keramik,<br />

Vasen, die unterschiedlichsten Formen wie Kohlenbecken,<br />

die Konfekt schachteln, Blumenvasen, sind mit einer<br />

Glasemaille warmen Farben bedeckt wie grün, lila und Honig,<br />

das einen Glanz verlässt Blumenschmuck Tisch.<br />

Sehr modisch, emailliertem Kupfer, die mit allen Farben und<br />

verschönert mit verschiedenen Motiven geschmückt ist.<br />

Tunesisches Handwerk Jebba<br />

Wenn wir heute, tunesische Kleid und sich in der gleichen Art<br />

und Weise zu schmücken, war es anders zu Beginn des Jahrhunderts,<br />

in dem jede Region oder jedes Dorf seine männlichen<br />

und weiblichen Kostüme hatte.<br />

Traditionelle Frauentracht<br />

Das traditionelle weibliche Kostüm zeichnet sich durch seine<br />

Vielfalt von einer Region zur anderen aus. Allerdings ist der<br />

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wesentliche Teil, der die Tunika bildet, wird „geschnitten und<br />

genäht“. Entwickelt in großen einfachen Tuniken Formen sind<br />

oft ärmellos, Schnitt in Gewebe aus Wolle, Baumwolle oder<br />

Seide, je nach den Umständen. Stickerei ist das Markenzeichen<br />

der verschiedenen regionalen Trachten.<br />

Silberdraht, Glitzer und Gold purls sind die Ornamente von<br />

fast allen Frauen Kleidung: Hemden (Qmajja) Weste (Farmla)<br />

Kleid (Jebba und Kadrûn) Schal (Takrita), Bonnet (Qoufiya)<br />

Hülse (Kmâm) und Tunika Hochzeit (große Qmajja).<br />

In der Sahelzone sind reich drapiert hergestellt, bestickt mit<br />

Gold und Seide, in der mehrere gegenständliche Motive gibt<br />

es zuhauf: Menschen, Blumen, Tiere … Dorffrauen in den<br />

Bergen des Südens ihre elegante drapierte Kleider mit geometrischen<br />

Mustern zu verbessern. Caps reich mit Seidenstickerei<br />

verziert, Silber, Perlen und Goldschmuck, abwechslungsreiche<br />

Blusen mit weiten Ärmeln in Spitzen, Stickereien Schuhe waren<br />

unverzichtbare Ergänzung dieser weiblichen Kostüme.<br />

Traditionelles männliches Kostüm<br />

Es hat seine regionalen Besonderheiten, während die arabische<br />

Herkunft für sein allgemeines Aussehen (vollen Kostüm) Be-<br />

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zug genommen wird. Die Kaddroun, die Bluse sind die bden<br />

noch besonders in ländlichen Gebieten getragen, aber dies ist<br />

das Jebba die traditionelle Tracht geworden ist.<br />

Tunesische Handwerk Teppich<br />

Die tunesische Teppich "Tqasim" ist eine Art Kelim-Teppich<br />

(klim) Gewebe vollständig von Hand von Handwerkern in der<br />

Stadt Kairouan produziert. Es wurde in sehr alte Bräuche von<br />

Frauen vererbt Handwerker gewebt. Dominant rote Farbe, seine<br />

Lutschtabletten, werden seine Rechtecke erleben eine<br />

schöne Mischung aus arabischen und Berber Kulturen. Mit einem<br />

Hauch von blau und rot, ist dieser Teppich ein wahres<br />

Kunstwerk. Kaufen Sie Teppich "Taqasim" wird garantiert,<br />

um in Ihrem Schlafzimmer oder Wohnzimmer eine einzigartige<br />

Wollteppiche, authentisch und Qualität haben.<br />

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Tunesische Topferei<br />

Der Ton der Arbeit ist eine von drei Aktivitäten, die mit dem<br />

Menschen geboren wurden. Wie die Textil- und Leder wird es<br />

tief seit der fernen Vergangenheit in Tunesien verwurzelt, da<br />

die Gafsienne Zivilisation war in Kontakt mit pharaonischen<br />

Ägypten, Griechenland und Persien.<br />

Traditionell gab es zwei Arten von Keramik: eine Tour durch<br />

Männer und eine andere von Frauen modelliert, traf diese nur<br />

in ländlichen Gebieten, und es war im Wesentlichen zweckmäßig.<br />

Im Laufe der Geschichte sehen wir die Geburt einer gemusterten<br />

Töpferei in Tunesien stammt aus dem neolithischen I. Alter.<br />

Jeder trägt Keramik formen und Dekorationen auf seine<br />

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39


Funktion angepasst, jede Form einen kulturellen Wert hat und<br />

entspricht einem Bedürfnis.<br />

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40


AUSDRUCKE DES TUNESISCHEN<br />

ALLTAGS<br />

Bab 'Tor' auf Arabisch; verwendet für die riesigen<br />

und leicht zu verteidigenden Stadttore in den Mauern um<br />

jede Medina; manchmal auch für die sie umgebenden Viertel<br />

z. B. Tunis' Bab Souika und Bab Carthagène.<br />

Ben nordafrikanische Version des arabischen ibn –<br />

Sohn des - z. B. Mohammed ibn Abdullah. Wenn es ohne<br />

den Ersten amen verwendet wird, kann es einen On Bedeuten,<br />

der vom Sohn gegründet oder mit ihm verbunden<br />

Ist: Ben Arous, Ben Metir.<br />

Bou<br />

Das von den Völkern des Maghreb und den<br />

Franzosen Gleicherweise verstümmelte arabische abu-· Vater<br />

des- wird wie ben bei Ortsnamen verwendet: Sidi Bou Said.<br />

Bou / abu Kann aber nicht nur Vaterschaft bedeuten, sondern<br />

auch Besitz: Jebel Bou Kornine, Berg mit zwei Spitzen<br />

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Chott Salzebene oder große Sebkha (siehe unten). Die<br />

tunesischen Schotts, die vom Golf von Gabes 300 km nach<br />

Westen bis Algerien reichen und an manchen Orten tiefer als<br />

der Meeresspiegel liegen, bilden eine eigentümliche geologische<br />

Form am Nordrand der Sahara.<br />

Dar/Diar<br />

Haus/ Häuser' auf Arabisch.<br />

Fondouk Arabisch für 'Hotel', wird Funduk aus gesprochen.<br />

Die Fondouks Tunesiens sind jedoch Viertel, die frühen europäischen<br />

Kaufleuten und Gesandten, inner- oder Außerhalb<br />

der Medina, von den Hafsiden zugeteilt wurden.<br />

Ghorfa Heißt auf Arabisch „Zimmer‟, ist aber in Tunesien<br />

der Name der langen, gewölbten , viergeschossigen<br />

Kammern aus Felsgestein und Schlamm , die meistens auf<br />

einer Anhöhe gelegen sind und im Südosten des Landes als<br />

Getreidespeicher der Beduinen dienten.<br />

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Hammam Arabisch für 'Bad ', und zwar das weiß bekuppelte<br />

'TückischeBad ', eine der Sauberkeit und Geselligkeit<br />

dienende Einrichtung, die die Einheimischen (morgens die<br />

Männer, nachmittags die Frauen) mit vorbildlicher Häufigkeit<br />

aufsuchen. Jeder hat in einem Koffer Handtücher und<br />

Tfal- Schlammshampon - dabei. Die immer heißer werdenden<br />

Kammern, Massage- und Ruhe ­ Räume sind in ihren Funktionen<br />

römischen Thermen ähnlich- ihnen stilmäβig aber unterlegen.<br />

Kasba In keinem Zusammenhang zu Scheikh ('alter<br />

Mann' auf Arabisch) oder Harem (was eigentlich nur das<br />

Arabi - sche für 'Frauen· ist) - wie in alten Hollywoodfilmen<br />

dargestellt; bedeutet in Wahrheit die mit Bast eine<br />

und Zinnen versehene Festung, meist am höchsten Punkt der<br />

Medina gelegen, in der die Garnison einquartiert war und die<br />

Bevölkerung Schutz vor Angreifern suchte.<br />

Koubba<br />

'Kuppel' auf Arabisch; Gattungsname für jeden<br />

gewölbten Marabout oder Tourbet.<br />

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43


kasr<br />

Arabisch für 'Schloβ' oder ' Palast'; im Südwesten<br />

ksour Tunesiens aber eine auf einem Hügel gelegene<br />

Siedlung, die aus Ghorfas bestehend in Form eines<br />

Vereidigungsvierecks erbaut wurde.<br />

Marabout Das in Nordafrika - und im Lauf der Zeit - veränderte<br />

Wort Murabit (siehe Ribat), das jetzt ' Heiliger'<br />

bedeutet. Jeder für seine Weisheit, Frömmigkeit oder auch<br />

nur Absonderlichkeit verehrte Marabout eines Ortes wird<br />

in einem viereckigen , von einer Kuppel gekörnten Schrein<br />

begraben, der ebenfalls Marabout genannt wird.<br />

Medina Arabisch für 'Stadt' oder 'zivilisierten Ort";<br />

heute in Nordafrika für die ursprünglich von hohen Mauern<br />

umgebene und von engen Gäβchen durchzogene Altstadt<br />

verwendet, um die zuerst die türkischen, dann die<br />

französische n Ansiedlungen wuchsen.<br />

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Menzel Genauer gesagt manzil ;Arabisch für „Haus‟,<br />

„Heim „oder 'Raststatte'; in Tunesien sowohl für feste<br />

Wohnsiedlungen - Menzel Bourguiba , Menzel Temime -<br />

als sauch für die niedrigen, gegiebelten Werkstätten Djerbas<br />

verwendet<br />

Qued Die französische Wiedergabe des arabischen<br />

Uadi, nur mit 'Tai' zu übersetzen; bedeutet jede geradlinige<br />

Senke, meist vom Wasser geformt, doch selten mit<br />

ihm gefüllt, die i n der Große von einem Graben zu einer<br />

Klamm reichen kann.<br />

Ouled Das arabische Aulad- Sohne von - von den Franzosen<br />

verballhornt; wird, wie ben und bou , in Ortsnamen<br />

verwendet<br />

Ribat<br />

Vom arabischen rabata, binden; eine Klosterfestung,<br />

in der die frühen Murabitin - die an den Islam 'Gebun-<br />

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denen' - lebten, beteten und sich auf den Märtyrertod im<br />

Kampf gegen die christlichen 'Ungläubigen' vor bereiteten<br />

Sebka Eine dürre, unfruchtbare Salzsenke, in Nordafrika<br />

und Arabien oft vorzufinden. Geologisch handeltest<br />

sich um eine gips- und Anhydrit-haltige Ablagerung, die<br />

durch das Salz unterirdischen Sickerwassers, das aufsteigt<br />

und sich mit Sand und Schlamm der Oberfläche mischt, gebildet<br />

wird.<br />

Sidi Die nordafrikanische Entstellung von Sayyidi ,<br />

wörtlich 'mein Herr', doch heute nur ·Herr' in Arabisch.<br />

Oft noch stärker zu Siegkurs, entspricht es der deutschen Anrede<br />

mit Namen „Herr‟: Si Mohammed.<br />

Souk<br />

Arabisch Suk , ein Markt oder Marktplatz.<br />

Tourbet Arabisch für 'Erde', 'Staub' oder 'heiligen Grund',<br />

in Tunesien auch- korrekterweise - eine Begräbnisstätte ;<br />

meist das Mausoleum eines weltlichen oder geistlichen<br />

Würdenträgers, Größer und reicher geschmückt ai s ein Marabout<br />

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N.B. Viele der oben angeführten Ausdrücke haben im Arabischen<br />

unregelmäßige Mehrzahlformen. Da ich lieber verständlich<br />

als ganz korrekt sein mochte, habe ich ihr im Text einfach<br />

durch Anfügen eines sin die Mehrzahl gesetzt.<br />

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Ursprung<br />

Das heutige Volk ist eine Mischung au s sehr verschiedenartigen<br />

Einwanderern. Die Ureinwohner Tunesiens waren die<br />

Berber, über die schon viel geschrieben worden ist, von denen<br />

man aber wenig weiß. Herodot beschreibt einige ihrer<br />

Stämme: die Atlamen, die 'keine Lebewesen essen und nie<br />

träumen': die Ataranten , 'das einzige Volk auf der Welt , das<br />

ohne Namen auskommt ', und die Gindanen, deren ' Frauen<br />

Lederbände um die Fesseln tragen , für jeden Liebhaber<br />

eines'. Aber hierbei handelt es sich wohl um eine frühe Form<br />

von Journalismus. Die wenigen glaubwürdigen Funde deuten<br />

auf einen typisch farbenfreudigen Anfang: Um etwa 10 000<br />

v. Chr. ließ sich ein dunkelhaariges, braunhäutiges Volk in<br />

und um Tunesien nieder. in der Folge vermischte es sich<br />

sowohl mit Negern aus der Sahara als auch mit mysteriösen,<br />

banden und blauäugigen Einwanderern aus dem<br />

Norden . Die verschiedenartigen Nachkommen nannten sich<br />

Imazighen- die Edlen - doch die Römer nannten sie barbaridie<br />

Ungebildeten - und dieser Name blieb, vielleicht zu Unrecht,<br />

hängen (Z.B. in Berber und Barbarenküste). Zur gleichen<br />

Zeit erkannten die Römer verschiedene Gruppen von<br />

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Berbern an , die auch von modernen Ethnologen unterschieden<br />

werden: die Libyciaus Ägypten, Libyen und Südtunesien ,<br />

die Numidae aus Westtunesien und Algerien, und die<br />

Mauri aus Marokko und Mauretanien. Obwohl die Berber<br />

meist in halbnomadische Gruppen aufgesplittert waren, wurden<br />

sie von tatkräftigen Königen – Massinissa , Syphax,<br />

Djugurtha und Djuba- zu einer reichen, weizenexportierenden<br />

Nation zusammengefasst, deren gut ausgebildete Armeen z. B.<br />

eine unterschätzte Rolle in den Punischen Kriege n spielten<br />

Wenn sie keine vereinte Gegenwehr leisten konnten, suchten<br />

diese Ureinwohner Zuflucht vor dem wiederholten Ansturm<br />

fremder Eindringlinge auf Inseln wie Djerba, in den entlegenen<br />

Felsfestungen der Matmata und Ksour-Berge oder hinter<br />

den Kampflinien in einsamen, leicht zu verteidigenden Adlerhorsten<br />

wie Djeradou , Zriba und Takrouna . Der Gelehrtenstreit<br />

noch heure darüber, wie weit sie sich mit den Eindringlingen<br />

vermischten. 'Sie müssen sich vermischt haben,„<br />

schreibt Sir Geoffrey Furlonge, „weil die arabischen Armeen<br />

hier ohne ihre Fraueneintrafen und sich niederließen. Die ange<br />

Zeitspanne mag Historiker zu Vermutungen berechtigen,<br />

was römische Soldaten , Kreuzritter, Gondolieri, Janitscharen<br />

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und auch deutsche Landser mit den Berbermädchen anstellten,<br />

doch die Beweise, die wir heute vor Augen haben,<br />

finde ich eindeutiger und weit diskreter: arabische,<br />

griechische und morgen ­ ländische Profile , semitische, jüdische<br />

und römische Nasen, Augen wie die von Sophia Loren,<br />

Maurice Chevalier oder Farouk (der Präsident hat klare,<br />

blaue Augen) .Es genügt zu sagen, dass die heutige Bevölkerung<br />

hauptsächlich von den Berbern abstammt, das aber die<br />

meisten Eindringlinge ihre Spuren stärker oder schwächer hinterlassen<br />

haben (siehe 'Vergangenheit'). Touristen, und sogar<br />

die Tunesier selbst, verwechseln oft Beduinen mit Berbern.<br />

Die letzteren sind, wie wir gesehen haben eine ethnographische<br />

Gruppe. Beduin aber istdie Mehrzahl -vergleiche Cherub/<br />

Cherubim - des arabischen Bedui, „was der Wüste gehört '.Da<br />

Wüsten Bewohner Hirten sind, die dem Weideland für ihre<br />

Herden nachreisen, wurde ·Beduine‟ zum Synonym für ' Nomade'.<br />

Und da viele Berbergruppen Nomadenwaren und auch<br />

noch sind, kommt es oft zur oben erwähnten Verwechslung.<br />

Religion Der Islam ist in Tunesien Staatsreligion; 98 % der<br />

Bevölkerung bekennen sich zu diesem Glauben. 85 % der tunesischen<br />

Muslime gehören dem malaiischen Madhhab der<br />

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sunnitischen Glaubensrichtung des Islam an. Der Rest sind<br />

Hanafiten und Ibaditen. Christen und Juden sind kleine Minderheiten,<br />

aber das Land war gegenüber religiösen Minderheiten<br />

tolerant. Seit der Revolution 2011 erhalten radikale salafistische<br />

Strömungen starken Zulauf.<br />

Im Volksglauben der Tunesier finden sich noch heidnische<br />

Überbleibsel wie etwa der Glaube an den Bösen Blick. Das<br />

ganze Land ist von Qubbas übersät. Diese kleinen, meist weißen<br />

Kuppelbauten sind Pilgerorte, häufig Grabstätten von islamischen<br />

Heiligen (Marabouts), von denen geglaubt wird,<br />

dass sie Botschafter zwischen Mensch und Gott sind. Im<br />

Volksislam werden Marabouts um Hilfe gebeten, auch wenn<br />

dies vom offiziellen Sunniten um als Abgötterei (Schirk) bezeichnet<br />

wird. Schwarzafrikanische Sklaven brachten den<br />

Stambali-Besessenheitskult mit, der sich als gesellschaftlich<br />

randständiges Phänomen auch unter arabischen Tunesiern<br />

verbreitet hat.<br />

Das Judentum war in Tunesien einst sehr bedeutend, heute<br />

gibt es nur noch rund 1500 Juden. Auf der Insel Djerba steht<br />

seit wahrscheinlich über 1000 Jahren die al-Ghriba-Synagoge<br />

(Die Erstaunliche), eine der ältesten Synagogen der Welt. Je-<br />

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des Jahr findet dort die größte jüdische Wallfahrt Nordafrikas<br />

statt, zu der Gläubige aus der ganzen Welt erwartet werden.<br />

Auf Djerba leben mehrheitlich muslimische Kharidjiten.<br />

Die Verfassung Tunesiens sieht die freie Ausübung des Glaubens<br />

vor, so lange diese nicht die öffentliche Ordnung stört.<br />

Dieses Grundrecht wurde von der tunesischen Regierung in<br />

der Regel respektiert. Religiöse politische Parteien waren jedoch<br />

nicht zugelassen, Prosely-tismus und Polygamie sind<br />

verboten. Das Tragen des Hidschab war eingeschränkt und in<br />

der Verwaltung und öffentlichen Schulen nicht gestattet, dieses<br />

Verbot wurde nach dem Sturz des Ben Ali-Regimes im<br />

Frühjahr 2011 aufgehoben. Islamische Feiertage (wie etwa das<br />

Islamische Opferfest, das Fest des Fastenbrechens oder<br />

Mawlid an-Nabi) sind in Tunesien gesetzliche Feiertage.<br />

Moschee Kirche Synagoge<br />

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Sprache<br />

Die Berber hatten früher ihre eigene Schriftsprache. Reisebücher<br />

beschreiben Djerba noch immer als Hochburg der Berberisch<br />

sprechenden Bevölkerung, aber außer in den Kharidjiten<br />

-Gemeinschaften Cedouikech, Guellala und El – May<br />

werden Sie heute diese Sprache selbst dort kaum zu hören<br />

bekommen.<br />

Die offizielle Landessprache ist Arabisch. Gesprochen und geschrieben<br />

wird es allenthalben korrekt in Nachrichten, Drucken<br />

und einigen Schulen, verwirrend überall sonst , in einem<br />

Geplapper unzählige r Dialekte, die jeglicher Grammatik,<br />

Syntax und oft auch Logik spotten und von Dorf zu<br />

Dorf verschieden sind. Dass es kein Arabisch Lernen leichtgemacht<br />

gibt, spricht eigentlich für sich. Urlaubslinguisten<br />

lernen vielleicht gerne die wenigen Ausdrücke auf Seite 7, die<br />

überall solch stallendes Lächeln hervorrufen - anerkennend,<br />

nicht spöttisch dass sich die Mühe lohnt. Die Antwort ist in<br />

der Tat jedes Mal so verständnisvoll, dass–obwohl ich ganz<br />

gut auf Tunesisch fluchen gelernt habe - ich die Ausübung<br />

enttäuschend finde. Es kann passieren , dass der Tankwart<br />

lhnen für lhren Dieselwagen Benzin einfüllt oder das<br />

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Zimmermädchen ohne zu klopfen in Ihr Zimmer stürzt ,<br />

wenn Sie gerade ins Bad steigen wollen . Aber wenn man<br />

daraufhin sagt, ihr Vater sei eine Kreuzung aus Kamel und<br />

Maultier und die Schwester wahrscheinlich eine Dirne, dann<br />

grinsen sie, reichen Ihnen die Hand und sagen ' Bei Allah!<br />

Können Sie gut Arabisch! '. Wenn Sie sich auf irgendetwas in<br />

arabischer Sprache einlassen, so sprechen Sie zögernd und<br />

langsam: Bei jeglichem Anzeichen von Geläufigkeit wird ein<br />

breiter Redeschwall auf Sie niederprasseln, der unverständlich<br />

ist, Sie in Verlegenheit bringt und et was ihre Absicht vereitelt.<br />

Frischen Sie daher lieber lhr Französisch auf, da Sie sich damit,<br />

außer in ganz abgelegenen Gebieten, verständigen können.<br />

Oder versuchen Sie Ihr Glück mit Deutsch, das von den<br />

meisten Hotelangestellten und vielen Geschäftsleuten gesprochen<br />

wird - als eine Art englisch­ deutschen Esperantos.<br />

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Glaube<br />

Die meisten Tunesier sind Mohammedaner. Aber auch nicht<br />

mehr oder weniger als die Deutschen Christen sind. Außer<br />

vielleicht während des Ramadhan (einer einmonatigen , beweglichen<br />

Fastenzeit , in der sich die Moslems tagsüber jeglichen<br />

Genusses enthalten sollen und deshalb leicht reizbar<br />

sein können) und beim Besuch von Moscheen (deren Gebetssaal<br />

durch Dekret seit 1972 allen Nicht-Moslems verschlossen<br />

ist), beeinftuβt der Islam Ihren Urlaub nicht. Er<br />

gibt ihm sogar einen exotischen Anstrich - wenn der Muezzin<br />

fünfmal am Tag seinen Ruf zum Gebet ertönen lässt - und<br />

auch ein gewisses Maß an Schönheit, denn die Moscheen, die<br />

heute noch in vielen Städten und Dörfern gebaut werden, sind<br />

genauso reich geschmückt und gut proportioniert wie die traditionellen<br />

Bauten im ganzen Land. Hier gibt es zwei madhabs,<br />

islamische Rechtsschulen: Viereckige Minarette gehören<br />

zu den Moscheen der Malikiten, achteckige zu jenen der Hanefiten.<br />

Da aber beide orthodoxe Sunniten sind, beten die Angehörigen<br />

jeder Sekte auch indem Moscheen der anderen. Nur die Kharidjiten<br />

von Djerba und die Sufis scheinen, nicht ganz „dazu zu<br />

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gehören'. Alle Araber, welcher Sekte sie auch angehören, und<br />

sogar wenn sie Christen sind, haben anscheinend einen gemeinsamen,<br />

heidnisch anmutenden Zug: ihre Angst vor dem<br />

bösen Blick. Um die gefürchtete Ain zu vermeiden, verbrennen<br />

alte Frauen Weihrauch bei Geburten und Beschneidungen<br />

und zerbrechen Kanun-Töpfe mit Tand.<br />

In einer seiner Reformen führte Bourguiba 1957 in Tunesien<br />

den Sonntag anstelle des islamischen Freitags als nationalen<br />

Ruhetag ein, um sein Land so mit Europa gleichzuschalten. In<br />

einigen Teilen des Landesinneren herrscht dennoch noch die<br />

alte Sitte; sogar Supermärkte in den Städten dürfen Ihnen am<br />

Freitag keinen Wein verkaufen und die Geschäftsleute in den<br />

Ferienorten- genau wie die Selbständigen überall - arbeiten an<br />

jedem Tag der Woche.<br />

Der islamische Fatalismus - alles ist maktub, „Steht geschrieben‟<br />

- mag, zusammen mit der den Tunesiern eigenen Freundlichkeit,<br />

ihre erbauliche Haltung dem Leben gegenüber erklären.<br />

Die Mittelklasse der heutigen Hauptstädte lebt, fährt Auto<br />

und kleidet sich auf moderne, wohlhabende Art. Doch Tausende<br />

haben an diesem Wohl stand nicht teil. Der Grundlohn<br />

für Landarbeiter wurde kürzlich auf DM 6,70 pro Tag erhöht,<br />

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und viele leben mit noch weniger zufrieden, wenn sie nur Arbeit<br />

bekommen. Ihre Haltung konnte dem Westen als Vorbild<br />

dienen, denn wir bemessen den Lebensstandard ausschließlich<br />

nach materiellen Dingen - Ein ­ kommen, Pensionen, Autos,<br />

Kleidung und Wohnungen - und lassen oft ein Element außer<br />

Acht: das Glück. Wenn Wohl stand nach Zufriedenheit<br />

bemessen würde, nach beständiger Lebensfreude, ganz gleich<br />

, was man verdient , besitzt oder erhofft , konnte Tunesien Europa<br />

Entwicklungshilfe leisten.<br />

Deshalb konnte ein Besuch in einem armen tunesischen Dorf<br />

oder einer Oase, per Auto oder klimagekühltem Bus und mit<br />

Fotoapparat und Tonband bewaffnet, zu einem unerwarteten<br />

Erlebnis werden. nicht hilfloses Unbehagen stellt sich ein , das<br />

die Konfrontation mit der Armut, z. B. in Indien , auslösen<br />

kann , sondern der Verdacht, dass hier die Lebenseinstellung<br />

der unseren in mancher Hinsicht überlegen ist , da die Zufriedenheit<br />

der Bevölkerung in so krassem Gegensatz zu ihrer<br />

Armut steht.<br />

Evangelische Gottesdienste in englischer Sprache finden jeden<br />

Sonntag (um 9 Uhr von Juli bis September. um 10 Uhr von<br />

Oktober bis Juni) am place Bab Carthagène in Tunis in der<br />

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57


St.Georgskirche statt , einer friedlichen, nüchternen Kapelle<br />

mit dem Grabmal des Komponisten von Home Sweet Home<br />

und einer Gemeinde, die so gemischt ist, das man für die<br />

Königin und den Präsidenten· Betel. In der Cathédrale Saint<br />

Vincent de Paulan der Avenue Habib Bourguiba gelegen, wird<br />

jeden Tag eine Messe zelebriert: sonntags um 9, 11 und<br />

18.30Uhr hier undin französischsprachigen Kirchen und Kapellen<br />

in anderen Städten. Manchmal wissen die Hotelrezeptionisten<br />

über die genaue Zeit Bescheid (Z. Hammamet 11.15<br />

Uhr, Houmt Souk 10.15 Uhr, Monastir 9Uhr, nabeul 10 Uhr,<br />

Si di Bou Said 9 &l0.30 Uhr und Sousse 8 & 10.30 Uhr). Si e<br />

können auch völlig unerwartet neuromanische Kirchen in Biserta,<br />

Gabes, Gafour, ja sogar in verstreut liegenden Dörfern<br />

sehen. Diese Über bleibest aus französischen Siedlerzeiten haben<br />

heute keinen religiösen Zweck mehr: Siedienen gewöhnlich<br />

als Dar Schabab oder Dar es-Scha'ab, als Jugendliebe o-<br />

der Gemeindehaus Noch eine Ausnahme in der arabischen<br />

Welt: In Tunesien leben jüdische Gemeinden in friedlicher<br />

Ko-Existenz. Ihre Anzahl in der Hauptstadt und Umgebung<br />

is noch immer beträchtlich. Djerba hat eine Synagoge, die<br />

Ghriba, die berühmter ist als die funktionellen Betonklötze in<br />

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Tunis und Sfax, aber weniger Juden, als in den Reisebüchern<br />

steht. Im Landesinneren traf ich ebenfalls auf Kolonien, die<br />

sich dort vor langer Zeit niedergelassen hatten: Das 'andalusische'<br />

Dorf Testour hat einen hebräischen Friedhof mit einigen<br />

neuen Inschriften.<br />

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Architektur<br />

Die Kuppeln und Minarette der Moscheen gehören in den<br />

tunesischen Städten ebenso zum all gemeinen Bild wie die<br />

Kirchtürme in Deutschland. Gewöhnlich elegant geschmackvoll<br />

und exotisch, sind sie charakteristisch für den architektonischen<br />

Stil des Landes: weiße Türme, Torbögen,<br />

Mauern und Kuppeln, alle mit himmelblauen Türen und<br />

Maschrabias abgesetzt. Die Paläste der Beis, der früheren<br />

Herrscher, sind oft nicht blau bemalt , sondern in dieser<br />

Farbe mit reichverzierter Keramik aus Nabeul gekachelt; in<br />

den Dörfern ist die weiße Farbe meist nur Pulverisierter<br />

Kalk von den umliegenden Feldern; doch obwohl rot und<br />

weiß Tunesiens Nationalfarben sind, sind Blau und Weiß<br />

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vielTypischer. In diesen Farben sind auch die Logements<br />

gehalten, Reihenhäuser für die Arbeiterklasse, die von der<br />

Regierung im ganzen Land errichtet werden .<br />

Weiß um die Hitze abzuhalten, Blau als Insekten Abwehr,<br />

kuppeln zur Luftzirkulation...tunesische Architekten haben<br />

Sinn für Vernünftige Ästhetik. Die meisten Ferienhotels sind<br />

im 'Tunesien- Look' gebaut und eingerichtet : klare Linienführung,<br />

scheinbare Schlichtheit und starke Pastelltöne,<br />

die die üblichen weißen Mauern nicht so grell erscheinen<br />

lassen . Dieser einfache, doch hübsche Stilpasst gut in den<br />

Garten von Hammamet, die Liven Haine von Sousse und die<br />

palmenbewachsenen Strände von Djerba. Nur einige Miniwolkenkratzer<br />

konnten das Regierung verbot vierstöckiger<br />

Hotelbauten umgehen.<br />

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G<br />

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Punier<br />

Tunesien tritt, allgemeiner Vorstellung nach, mit den Phöniziern<br />

in die Geschichte ein. Wir kennen dieses semitische<br />

Volk aus der Bibel - die Ureinwohner von Tyrus und Sidon.<br />

Wie später die Engländer schufen die Phönizier ein Handelsreich,<br />

und dazu benötigten sie feste Flottenstützpunkte.<br />

(Obwohl sie als gute Säemänner bekannt waren, blieben die<br />

Levantiner immer in Sichtweite des Festlandes.) ihre ersten<br />

Gibraltars, Maltas und Adens, die entlang der tunesischen<br />

Küste entstanden, waren OUTIH (Utica) HADRUIETUM<br />

(Sousse), HIPPO DIARRHYTUS ( Biserta) und THINES<br />

(Tunis).Dies waren zuerst nur Handelsplätze, aber die militärische<br />

Bedeutung von Häfen , welche die schmalen Meerengen<br />

zwischen den beiden Hälften des Mittelmeeres dem<br />

damaligen Mittelpunkt der Veit, kontrollierten, wurde schnell<br />

entdeckt angesehen. Dennoch blieb die Stadt ein Dorn in<br />

Roms Auge, und im römischen Senat wiederholte Catoseinen<br />

berühmten Zer­ störungsruf : Delenda est Karthago!'.Im Jahre<br />

149 v. Chr. befahl der Senat den Karthagern, die Stadt zu verlassen<br />

und ins Landesinnere zu ziehen. Wie erwartet weigerten<br />

sie sich. Daraufhin wurden sie von den Römern drei Jahre<br />

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lang belagert. Ais Karthago schließlich fiel, war die Verwüstung<br />

so groß, das Dresden und Coventry daneben verblassen.<br />

Strabo schrieb, dass sich bei Beginn der Belagerung 700 000<br />

Menschen innerhalb der Mauern befanden, danach lebten nur<br />

noch 50 000 Versklavte. Über zehn Tage langwurden die hungernden<br />

Karthager langsam den Byrsa-Hügel hinauf zurückgetrieben.<br />

Jedes Haus wurde zum Kampfplatz. Während die Bewohner<br />

im Nahkampf nach oben gedrängt wurden - die<br />

Häuser hatten oft fünf oder sechs Etagen - zerstörten die<br />

Römer die unteren Räume oder setzten sie in Brand . Lehr<br />

General Scipio Amilianus ließ Gruben aus­ heben, in die Tote<br />

und Verwundete gleichermaßen geworfen wurden, um Platz<br />

zu machen für seine Truppen. Ach sieben solchen Tagen<br />

übergaben sich die 50000 überlebenden und durften die brennende<br />

Stadt verlassen. Schließlich zog sich das Gemetzel um<br />

den Eschmun Tempel zusammen, wo König Hasdrubal mit<br />

seiner Familie und dem Rest seines Volkes umzingelt<br />

wurde. Als seine Männer um ihn herum fielen, trat der König<br />

mit seiner Familie vor und bat Scipio um Gnade. Daraufhin<br />

wandten sich seine Leute gegen ihn, beschimpf­ ten.<br />

ihn und zündeten den Tempel an. Als die Kampfe einen<br />

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Augenblick nachließen, trat Hasdrubals Frau Sophonisbe vor,<br />

dankte Scipio für seine Gnade, drehte sich dann zu ihrem<br />

Mann um, hieß ihn einen Feigling und ging mit ihren<br />

beiden Kindern in den brennenden Tempel zurück.<br />

Römer<br />

Scipio ließ jedes Gebäude in Karthago zerstören und das Land<br />

umpflügen und mit Salz bestreuen, um es unfruchtbar zu machen.<br />

Obendrein wurde es mit einem Fluch belegt: nie wieder<br />

sollte dieses Gebiet bewohnt werden. Nicht nur im 20. Jh.<br />

haben die Menschen ein kurzes Gedächtnis. Vierundzwanzig<br />

Jahre später schlug Cajus Gracchus vor, eine neue Stadt -<br />

COLONIA JUNONIA KARTHAGO - zu erbauen. Doch die<br />

römische Fahne fiel herunter, wie Plutarch erzählt, und im<br />

prompt darauf folgenden Sturm liefen die Opfertiere fort. Also<br />

beschloss der Senat, diesen vor­ schlag zu verwerfen. Erst als<br />

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das ehemalige Gebietvon Karthago als PROVINCA AFRICIA<br />

neu geordnet und Utica Hauptstadtgeworden, als Massinissas<br />

Großneffe Djugurtha 105 v. Chr. Besiegt und sein Königreich<br />

aufgeteilt war, und als Caesar 46 v. Chr. in der Küsten<br />

Schlachthof Thapsus die Pompejer (und Djubas berberisches<br />

Kamelkorps) geschlagen hatte, wurde Karthago wieder aufgebaut.<br />

Mit Ausnahme der Tophets, der Häfen und ein wenig undefinierbarem<br />

Mauerwerk auf dem Byrsa-Hügel z.B., stammen<br />

all die Ruinen, die wirheute schon, aus dem römischen<br />

COLONIA JULIA KARTHAGO. Doch Karthago hat viel<br />

weniger hinterlassen als andere municipia und Coloniae:<br />

Dougga, Bulla Regia, Thuburbo Majus, Makthar, Haidra.<br />

Sbeitla und Gigthis sind<br />

Thuburbo Majus<br />

einfach die am besten erhaltenen oder ausgegrabenen. Überall<br />

gibt es Zeichen ausgedehnter römischer Siedlungen.<br />

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Der vorgeschrittene Zustand von allem Römischen in Tunesien<br />

erklärt sich vielleicht durch seine Friedlichkeit. Nachdem die<br />

Berberkönige unterworfen worden waren und ihr Land<br />

schließlich eingegliedert als AFRICA NOVA Wurde Tunesien<br />

direkt der Kontrolle des Senates unterstellt, was nur bei<br />

friedlichen Gebieten der Fall war. Caesar, dann Augustus, siedelten<br />

dort eine große Anzahl arbeitsloser Italiener an, genau<br />

wie auch Mussolini in Libyen. Die Fülle Von Tempeln,<br />

nicht Von Festungen. Ist kennzeichnend: Die einzig not wendige<br />

militärische Gegenwart bestand alleinaus der 'Dritten Legion<br />

Augusta: das winzige Bretagne brauchte vier Legionendie<br />

weit im Westen in Tebessa stationiert war.<br />

Tunesien und Ägyptenwurden „die Korn ­ Kammern Roms·.<br />

Eingewanderte italienische Grundbesitzer und berberische Arbeitskräfte<br />

versorgten das Imperium mit Wein und Oliven,<br />

deren Anbau die Phönizier eingeführt hatten. Fernstraßen<br />

wurden angelegt; ein Großteil destunesischen Straßennetzes<br />

folgt ihnen noch heute. Um ihre Städte mit Wasser zu versorgen,<br />

bauten die Römer Aquädukte - unglaubliche Leistungen<br />

der Ingenieur Kunst wie z. B. die 80 km lange,<br />

langsam abfallende Wasserleitung von Zaghouan nach Kar-<br />

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thago, die hoch über die Taler und in tiefen Tunnels durch die<br />

Berge führt . in vielen Städten gab es Bäder, die größer waren<br />

als unsere heutigen Kinos. Marmor, einheimischer aus Chemtouo<br />

der importiert aus Carrara, war ortsübliches Baumaterial.<br />

Selbst in bescheidenen Villen fand sich solche Vielzahl von<br />

Mosaiken, dass die Sammlung im Bardo Museum heute kaum<br />

zu bewältigen ist.<br />

Die Römer brachten auch das Christentum nach Tunesien. St.<br />

Augustinus. ein Berber, war Bischof von Hippone (Annaba)<br />

und Vorsitzender des Konzils von Karthago Eine Zeitlang<br />

war ganz 'Afrika· eine Diözese, die von dieser Stadt aus verwaltet<br />

wurde. Bis sich allerdings das Christentum in Afrika<br />

durchgesetzt hatte, waren seine Anhänger oft Verfolgungen<br />

ausgesetzt. Die Amphitheater waren Zeuge vieler Gräueltaten,<br />

die denen in Rom um nichts nachstanden. (Tunesien und Algerien<br />

versorgten Rom mit Löwen, Bären und anderen wilden<br />

Tieren.) Am 7. März 203 warf man im Amphitheater von Karthago<br />

St. Perpetua, eine reiche Hausfrau aus Tebessa, den Tieren<br />

vor. in der Nähe finden jetzt jeden Sommer Karthagos<br />

Festspiele statt. St. Felicitas, eine Sklavin, wurde in eine Zelle<br />

neben die Löwen gesperrt, als sie im achten Monat schwanger<br />

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war. Drei Tage, nachdem sie ihr Kind geboren hatte, wurde<br />

sie von den Löwen zerrissen. Diese beiden Heiligen sind in den<br />

Buntglasfenstern der St. Georgs Kirche dargestellt; auch Rosen<br />

wurden nach ihnen benannt.<br />

Die afrikanischen Territorien und besonders das nahegelegene<br />

Herzstück Tunesien beeinflussten zunehmend das Geschehen<br />

in Rom. Um 200 n. Chr. war ein Sechstel des römischen Adels<br />

afrikanischer Abstammung;‟ afrikanische' Rechtsanwälte waren<br />

in den römischen Gerichtssälen gern gesehen, und193n Chr<br />

wurden Septimius Severus Kaiser, ein Mann aus Leptis Magna<br />

in Tripolitanien. Afrika war jedoch noch immer nicht ganz hoffähig:<br />

Septimius konnte seine Frau Julia Domna nicht in den<br />

besseren Kreisen Roms verkehren lassen, denn ihr Lateinisch<br />

hatte noch immer einen Eliza Doolittle Akzent. Trotz der Nähe<br />

Roms und der, auswachsenden Christengemeinde war Tunesien<br />

kein heiliges Land. Im Gegenteil, seine geschminkten männlichen<br />

Prostituierten verschafften Karthago einen Ruf, der heute<br />

en vogue wäre. Apulejus, Autor des Goldenen Esel, schreibt<br />

von seinen Hexen , Dieben und Huren - und von Mörderinnen<br />

, die öffentlich von einem. Zeremonienmaultier geschändet<br />

wurden. Man fragt sich, ob ein Volk, das den Nach-<br />

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mittag in der Arena verbrachte, um die menschenfressenden<br />

Löwen zu erleben , auch nur ein Jota besser war als die kindermordenden<br />

Punier.<br />

Es war vor allem das Christentum, das den Zerfall des römischen<br />

Tunesien herbeiführte. Das Christentum und das Kamel.<br />

Denn während sich die orthodoxe Kirche in Schis­ men<br />

zersplitterte - die Katholiken griffen die Sekte der Arier an,<br />

die Donatisten predigten die Revolte gegen die Katholiken -<br />

gab die Ausbreitung des Kamels in der Sahara - bekannt war<br />

es hier schon viel länger - den Berbern nun eine Bewegungsfreiheit<br />

, der die römischen Legionen nicht gewachsen waren.<br />

innerlich durch religiöse und soziale Unruhen und äußerlich<br />

Durch die Überfälle im Süden geschwächt, bot Tunesien den<br />

Wandalen wenig Widerstand.<br />

Wandalen und Byzantiner. Man weiß wenig von den Wandalen,<br />

da sie weder Bauten und Inschriften noch Gräber hinterließen.<br />

Was die geschichtlichen Fakten betrifft, so geben Historiker<br />

an, das die Wandalen 420, oder 428 oder vielleicht<br />

auch 429 über Spanien nach Afrika kamen, das sie Karthago<br />

435 oder auch 439 Einnahmen und daβ sie von einem König<br />

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angeführt wurden, der Geiserich oder Genserich hieß, auf jeden<br />

Fall aber viele Frauen hatte und humpelte.<br />

in welchem Ausmaß eigentlich die Wandalen Tunesiens<br />

Städte, Straßen, Häfen und Bewässerungssysteme zerstört<br />

haben, ist ein anderes Thema akademischer Ungewissheit.<br />

Man glaubt sogar, sie haben Karthago mit ihrer Beute aus<br />

Rom verschönert - eine ironische Verdrehung der Geschichte<br />

- und Wandalismus erklärt wörtlich die Kastrierung und das<br />

Abschlagen von Nasen römischer Bildnisse überall. Die<br />

kirchlichen Listen der Bistümer sind die einzige genaue<br />

Aufzeichnung, die wir aus jener Zeit haben. Auf Grund ihrer<br />

Taten anderswo kann man mit Wahrscheinlichkeit annehmen,<br />

das die Wandalen dem Lande nichts von Wert gebracht haben,<br />

außer vielleicht ein paar Genen im Blut der Tunesier.<br />

Nach drei Generationen waren sie durch das Klima und den<br />

usurpierten Luxus so verweichlicht, das ihr König Gelimir<br />

leicht geschlagen werden konnte bei Hammam-Lif und am<br />

Ufer des Sedjoumi -Sees- als der byzantinische Kaiser Justinian<br />

(bekannt durch seine Frau Theodora)33 rund 10 000<br />

Fußsoldaten und 6000 Reiter unter Belisar schickten, um Tunesien<br />

für das Oströmische Reichwiederzuerobern. Die By-<br />

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zantiner traten, wie Esin den Geschichtsbüchern heißt, in<br />

die Fußstapfen Roms, doch die Schuhnummer war ihnen zu<br />

groß. Sie besetzten im Westen die Städte bis Haidra und im<br />

Süden bis Djerba, aber bauten, mit den Steinen von Villen,<br />

Tempeln und Bädern neue Festungen. Die Entwicklung war<br />

symptomatisch:Während ihrer 140 jährigen Besatzungszeit<br />

blieben die Byzantiner immer in der Defensive.<br />

Thysdrus El Jem<br />

Araber<br />

Der islamischen Eroberung standen sowohl die aufrührerischen<br />

Berber als auch die schwächer werdenden Byzantiner<br />

im Wege. Der Aufstieg des Islam von den höhnisch verlachten<br />

Predigten eines ungebildeten<br />

arabischen Kameltreibers bis zum Weltreich, das sich von<br />

Poitier bis nach Lahore erstreckte, war in nur einem Jahrhundert<br />

abgeschlossen. Keine andere Religion kann diesen<br />

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Erfolg auf­ weisen. Durch das Versprechen duftender Paradiesgärten,<br />

kühler Wasser, glutäugiger Mädchen und kleiner<br />

Jungen, falls sie im Kampf gegen die Ungläubigen fielen,<br />

müssen die mohammedanischen Krieger so wagemutig<br />

wie japanische Kamikaze Flieger geworden sein. Auf<br />

den ersten Widerstand trafen diese Mujaheddin in Tunesien<br />

Jahre 647 erreichter Abdullah ibn Saads Erkundungszug<br />

Sbeitla, wo der Statthalter Gregorius Byzanz ein Jahr<br />

vorher durch eine Unabhängigkeitserklärung herausgefordert­<br />

dert hatte. Nachdem sie den Bischof ermordet und bei<br />

Plünderungen enorme Beute gemacht hatten, kehrten die<br />

Araber nach Ägypten zurück und ließen Tunesien frei,<br />

aber führerlos. Eine zweite Invasion fand 665 statt, doch erst<br />

668 -670 unter Okba ibn Nafi faβten 150 000 Moslems<br />

endlich Fuß.<br />

Moschee Okba<br />

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Sie gründeten Kairouan, des als Ausgangspinkt für ihre Eroberung<br />

DesWestens diente und später arabische Hauptstadt<br />

wurde. (Karthago wurde einfach übergangen.) Heute ist es<br />

die religiöse Hauptstadt Tunesiens. der Widerstand der Berber<br />

hielt jedoch an: sie wurden zuerst von Kosaila ( dessen<br />

Truppen Okba bei Biskra töteten), und später von der mutigen<br />

Königin El-Kahena (weibliche Form eines Wortes, das<br />

wie Cohen Priester bedeutet) angeführt. Im Jahre 702<br />

wurde diese getötet und ihr Heer besiegt. Nun liefen die<br />

Berber scharenweise zum Islam über. Sie traten auch der<br />

arabischen Armee bei, und ein berberischer Offizier,<br />

Tarik. Leitete 711 die Eroberung Spaniens, an der hauptsachlich<br />

Berbertruppen beteiligt waren. Trotz alldem<br />

wurden sie wie zweitrangige Bürger behandelt, und die daraus<br />

entstehende Unzufriedenheit der Berber führte zu ihrer<br />

Sezession als Kharidjiten, ·Außenseiter' des Islam. Die egalitäre,<br />

puritanische Sekte existiert noch heute auf Djerba.<br />

Kharidjitische Berber eroberten Kairouan 745 und behielten<br />

in Kämpfen um die ohnehin sehr beschränkte Macht<br />

bis 800 immer wieder die Oberhand .in dem Jahr, in dem<br />

Karl der Große am 25.Dezember zum Kaiser gekrönt<br />

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wurde und Geschenke von Harun Ar-Raschid aus Bagdad<br />

empfing, begann mit Ibrahim ibn El Aghlab, einem arabischen<br />

Statthalter, das, was Tunesier als ihr Goldenes<br />

Zeitalter bezeichnen. Ibrahim unterwarf die abtrünnigen<br />

Berber und wurde von Harun arRaschid zum Emir<br />

ernannt. Während ihrer 109 Jahre dauernden Herrschaft<br />

bauten seine Nachkommen, die Aghlabiden, befestigte<br />

Medinas wie z.B. in Sfax, Ribars - halb Kloster, halb<br />

Kaserne - wie in Monastir, große Moscheen die schönste<br />

davon in Kairouan - und Wasserspiele, an die nur noch<br />

die Bassins in Kairouan erinnern. Sie befriedeten ebenfalls<br />

das Land, eroberten Sizilien 827 und brachten aus Spanien<br />

die Idee des Metallgeldes mit. von ihrer Hauptstadt<br />

Kairouan - oder genauer gesagt, dem nahegelegenen<br />

Rekada kehrten Gesandte Karls des Großen und des Heiligen<br />

Römischen Reiches zurück mit schillernden Berichten<br />

über die Paläste, Bibliotheken und Gärten der Aghlabiden<br />

- aber auch über die enorm hohen Steuern , die für<br />

ihre Trunken heilt und verschiedene Sünden w bezahlen<br />

waren. Das katholisch/evangelische Gegenstück im Islam ist<br />

die Spaltung in sunnitische und schi' tische Sekten. Die 'ket-<br />

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zerischen' Schi' leiten ihre Abstammung von der Tochter des<br />

Propheten, Fatima, her: daher die Fatimiden, die gegen die<br />

Exzesse der Aghlabiden waren (trotz alledem „orthodoxe‟<br />

Sunniten) und sie im Jahre 909aus Kairouan verdrängten.<br />

Ihr erster Mahdi oder 'Auserwählter', Kalif Ubaid-Allah<br />

-„Gottes kleiner Sklave‟, verlegte die Hauptstadt nach<br />

Mahdia. Von hier aus unterwarfen seine Nachkommen die<br />

noch immer aufrührerischen Berber und eroberten<br />

sich ein tunesisches Imperium, das sich von Ägypten im Osten<br />

bis zum Atlantik im Westen erstreckte. Das moderne<br />

Kairo wurde von ihrem General Djauhar- 'Juwel '­ gegründet<br />

und 973zur Hauptstadtder Fatimiden gemacht. Sie ließen<br />

en ihr Reich ifrikiain den Händen ihrer Verbündeten, den<br />

Ziriden , die, erneut mit Sitz in Kairouan , das Land<br />

durch eine weitere Blütezeit für Kunst, Handel und Landwirtschaft<br />

führten . Schulen und Universitäten blühten ,<br />

der Überseehandel mit tunesischen Waren und Land<br />

wind Schaltflächen Erzeugnissen ging glänzend und die<br />

Höfe der ziridischen Herrscher waren brillante Zentren<br />

von Raffinesse, wogegen die ihrer europäischen Zeit ­<br />

genossen buchstäblich wie Lager aussahen.<br />

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Es folgte das seltene Schauspiel eines Volkes, das<br />

seinen Wohlstand um des Glaubens willen preisgibt. im<br />

Jahre 1 048 sagten sich die Ziriden von den fatimidischen<br />

Kalifen in Kairo los und wurden Anhänger des sunnitischen<br />

Regimes in Bagdad . Sie entkamen somit der fatimidischen<br />

Besteuerung, aber diese war nicht überschwer:<br />

Die Bedeutung des Aktes lag darin , das die Ziriden<br />

endlich den unorthodoxen schi„itischen Glauben der Fatimiden<br />

zurück wiesen.<br />

Das mussten sie teuer bezahlen. Der fatimidische Kalif<br />

El -Mustansir schickte zwei ständig unruhelüsterne Araberstämme,<br />

die Beni Hilal und die Sulaim, nach Westen.<br />

Diese wilden Nomaden zerstörten alles, was ihnen unter<br />

die Finger kam, konnten aber selbst nichts neues schaffen<br />

, raubten und schlachteten Schafe und anderes Vieh,<br />

zogen aber kaum welches groß, plünderten und brandschatzten<br />

die Felder, bebauten jedoch nie selbst das<br />

Land. Über 1700Jahre einer fast ständig anhaltenden Entwicklung<br />

wurden so in einem Jahrzehnt zunichte gemacht.<br />

Diese Invasion der Beni Hilal hinterließ unglaubliche<br />

Verwüstungen, die noch immer in einigen Landstrichen<br />

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des Südens zu erkennen sind, und die die Regierung erst<br />

jetzt wieder gutzumachen beginnt.<br />

Nun folgt ein Abschnittder tunesischen Geschichte, der<br />

zwar wenig bedeutend, aber voll von eigenartigen Zufällen<br />

ist. Da die Berber von den hilalischen Barbaren in Schach<br />

gehalten wurden, siedelten sich ausgerechnet die Normannen<br />

1134 auf Djerba an. Die Almohaden, eine marokkanische<br />

Sekte, griffen Tunesien an, und der Herrscher des Nordens,<br />

Taschfin - „Arroganz‟ -(stürzte mit seinem Pferd über<br />

die Klippen und wurde getötet). Das Land wurde dem<br />

riesigen Mittelmeer­ reich der Almohaden an gegliedert,<br />

das, wie es in einem Reiseführer heißt, der Befehlshaber<br />

Abdul- Mumin 'ganz allein eroberte·. Dann landete eine<br />

baslerische Truppe in Bougie 'Kerze'- und bedrohte Tunesien<br />

von Westen, ein armenischer Bandit namens Karakusch<br />

'Clown' - von Osten. Die tunesischen Almohaden, ihr damaliger<br />

Führer hieß nasser, ergaben sich a n allen Fronten.<br />

Die Hafsiden brachten wieder Ruhe ins Land. Nachdem<br />

sie ihre Unabhängigkeit von den almohadischen Statthaltern<br />

erklärt hatte, ließ sich diese Dynastie in der neuen<br />

Hauptstadt Tunis nieder. So kam es, dass die kleine Stadt,<br />

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die die Phönizier und Römer TUNES oder THINES genannt<br />

hatten, im Jahre 1236 dem ganzen Land seinen<br />

Namen gab. Die von den Almohaden erbaute Kasba oder<br />

Zitadelle Wurde von den Hafsiden vergröbert, wie auch die<br />

Medina, die Stadt. im Laufe des 14. Jh. . Zogen sie obendrein<br />

eine Mauer um die ganze Stadt. (Sie blieben bis J<br />

574 an der Macht.) Die sich ausbreitende Hauptstadt wurde<br />

kosmopolitischer. Ais in Spanien die christliche Reconquista<br />

die Andalusier verdrängte, ließen sich diese islamischen<br />

Hugenotten in den ihnen zugewiesenen Straßen und Vororten<br />

nieder. Als die europäischen Staaten begannen,<br />

Gesandte und Kaufleute in diese Hauptstadt der damaligen<br />

kaufmännischen Welt zu schicken, wurden<br />

ihnen gewisse Viertel - Funduks- zugewiesen. Die<br />

Hafsiden erlangten einen solchen religiösen Einfluss,<br />

dass der Scherif von Mekka, der Papst des Islam,<br />

sich ihnen im Jahre 1259 unterwarf. Elf Jahre später<br />

führte der Heilige Ludwig einen Kreuzzuggegen sie.<br />

Er nahm Karthago ein. Ware doch den150000 Mann der<br />

Armee von Tunis zahlenmäßig unterlegen. Nachdem er um<br />

Verstärkung geschickt hatte. Starb er am 25. August 1270<br />

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um drei Uhr nachmittags an der Pest. Zwei Stunden später<br />

landete die Armee seines Bruders. Wäre sie einen Tag<br />

früher gekommen, hätte sie zwar den Tod Ludwigs nicht<br />

verhindern können, wahrscheinlich aber die hafsidische<br />

Nation vernichtet und damit die Geschichte geändert.<br />

Spanier<br />

Die Andalusier bildeten das geschickte und zivilisierte Element<br />

der aus Spanien ausgewiesenen Moslems. Ihre ungeschliffenen<br />

Zeitgenossen waren die Korsaren, die ursprünglich<br />

nur aus Rache Anden christlichen Eindringlingen zu Piraten<br />

wurden. Der finanzielle Gewinn überwucherte dann alle<br />

anderen Motive, wie das so oft beiden Menschen der Fall ist,<br />

und die Piraterie wurde zum großen Geschäft. Die Entdeckungen<br />

Kolumbus' und Vasco da Gamas hatten den Markt noch<br />

nicht beeinflusstet: Das Mittelmeer war noch immer die<br />

Durchfahrtsstraf3e für den Handel der Großmächte. Die<br />

Korsaren, die von Stützpunkten wie Tunis, Biserta und Algier<br />

aus angriffen, benutzten schnelle, leichte, gutbewaffnete<br />

Boole gegen die langsamen und schwerbeladenes<br />

Handelsschiff. Wichtige Passagiere wurden GegenLösegeld<br />

festgehalten, Frauen vergewaltigt und dann zusammen mit den<br />

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Kindern versklavt. Die Mannschaften meistens umgebracht.<br />

Die Türken führten hierbei<br />

'Feinheiten' ein: die Planke auslaufen, die Bastonade und<br />

den Hasuk -Schlagen der Fußsohlen bzw. Setzen auf die Spitze<br />

eines Schwertes. Die Handelsschiffe wurden geplündert,<br />

und die Küstenbewohner bekamen zehn Prozent der Beute als<br />

Gegenleistung für ihre Hehler Dienste und das Stellen der Hafenanlagen.<br />

Die Festung Bordj-el-Kebir<br />

Die christlichen Staaten waren jedoch häufig nicht besser.<br />

Die Johanniter waren besonders verschrien, und 1720 befanden<br />

sich mehr als 10000 Sklaven auf Malta. Die Bagnosein<br />

bezeichnen der weise italienisches Won für die menschlichen<br />

Warenhäuser, wo Gefangene auf den Verkauf oder ihre<br />

Freigabe durch Lösegeld warteten waren in Leghorn so<br />

schrecklich wie in La Goulette England begnügte sich damit,<br />

die Korsaren zu bezahlen und durch eine juristische<br />

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Spitzfindigkeit kam ein System von Beste-chung zwischen<br />

Regierungen zum Vorschein: Der 'Schutz" für das Vereinigte<br />

Königreich erstreckte sich auch auf die Schifffahrt Sener<br />

überseeischen Besitzungen und, als die Dreizehn Staaten<br />

ihre Unabhängigkeit erklärten, antworteten die Barbaren stäten<br />

prompt mit Angriffen auf amerikanische Segelschiffe. Im<br />

Jahre 1520 wurde Karl V. Kaiser des Heiligen Römischen<br />

Reiches und Frankreich­ schon damals Saboteur der europäischen<br />

Einheit bat die ottomanischen Türken um Hilfe gegen<br />

ihn. Tunesien wurde zum Vietnam ei-nes frühen Machtkampfes<br />

zwischen Ost und West - einer fast ausschließlich auf See<br />

aus­ getragener Konfrontation zwischen der islamischen Türkei<br />

und dem christlichen Spanien. 1534 setzte der Korsare<br />

Kheireddin , der jüngste der Barbarossa Brüder, den Hafsiden<br />

Herrscher Mulay Hassan ab, griff Biserta, Tunis und<br />

La Goulette an, besiegte sie nacheinander und marschierte<br />

auf Kairouan, um auch diese Stadt einzunehmen . Dann<br />

Schlot er sich mit seinem Bruder Arudj zusammen, der inzwischen<br />

Djerba besetzt hatte. Die Barbarossas, wie ihr Nachfolger<br />

Dragut, waren Moslems und wurden von der Türkei unterstützt:<br />

Karl V. stach deshalb mit 30 000 Mann in See. Zeit-<br />

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genuesische deutsche Drucke im Bardo (Studien für die riesigen<br />

Gemälde, die im Wiener Kunsthistorischen Museum zu<br />

sehen sind) erinnern bildlich an die Eroberung von Tunis<br />

am 14. Juli 1535- 1569 marschierte der Türke Euldsch Ali von<br />

Algier aus ein und gewann die Hauptstadt zurück; 1573<br />

konterte Don Juan Austria erfolgreich mit 20 000 Mann, doch<br />

die 'Hohe Pforte' triumphierte 1574, schlug die Spanier und<br />

verjagte die Hafsiden .<br />

Türken<br />

Bereits 1574 war vom spanischen Tunesien nicht mehr übriggeblieben<br />

als eine Reihe eindrucksvoller Zitadellen entlang der<br />

Küste ... und einige Charakterzüge im tunesischen Volk. Die<br />

ottomanischen Türken drückten- nun direkt von Konstantinopel­<br />

Tunesien ihren einheitlichen Stempel provinzieller Oberaufsicht<br />

auf- und ihre seltsamen Bezeichnungen. Ein Beileibe<br />

regierte zuerst von Algier aus, aber nach seinem Tod 1587 wurden<br />

Tunesien, Libyen und Algerien zu Regent schaften, die Paschas<br />

regierten. (Die damalige Unterteilung entspricht auch den<br />

heutigen Landesgrenzen.) Der Pascha akzeptierte schließlich<br />

eine Teilung seiner Macht mit hohen Offizieren der Armee,<br />

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den Odjak, die von einem Aga - wie in Khan - geführt wurden.<br />

Jüngere Offiziere- Deis - meuterten<br />

1590, und einer von ihnen gelangte zu höchster Macht, indem<br />

er sich mit dem Kabtan, der die Einkünfte der Marineplünderungen<br />

verwaltete, und mit dem Bei, der die ebenfalls<br />

Rücksichtslose Steuereintreibung in der Heimat verursachte,<br />

verbündete. Nach und nach rissen die Beis, die in der ottomanischen<br />

Armee einen Rang niedriger standen, die Macht an<br />

sich. Ein gewisser Murato Genovese - Murad – wurde1612<br />

vom Sultan in Konstantinopel zum Pascha ernannt, und die<br />

Machtübernahme durch seinen Sohn, Hamuda Pascha, führte<br />

1631 zum Beginn einer Erbmonarchie; seine Nachkommen<br />

wurden jedoch 1702 bei einem Offiziers­ putsch ausgerottet.<br />

Hussein bin Ali, Aga der Spahis, ging als Sieger aus<br />

diesem Machtkampf hervor und gründete die Dynastie der<br />

Husseiniden, die bis 1957 bestand .Viele der frühen Beis haben<br />

den eigenartigen Ruf, treue Verfechter des Glaubens,<br />

Kämpfer für materiellen Fortschritt und Massenmörder<br />

gewesen zu sein. Die lukrativen Raubüberfälle auf christliche<br />

Schiffe wurden weiterbetrieben und viele der schönsten Moscheen,<br />

Suks und Paläste wurden auf Anweisung und Kosten der<br />

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Beis gebaut. Große Harems bedeuteten aber große Familien<br />

und natürlich auch mehr Söhne und Neffen, die man<br />

einfach beseitigte, um die Nachfolge zu erleichtern . Wie<br />

die Dies vor ihnen, starben nur wenige Bei seines natürlichen<br />

Todes. Einer wurde mit 22 seiner Söhne getötet von einer<br />

seiner Frauen, die den Thron für ihren Sohn wollte; ein<br />

anderer wurde zerrissen und gegessen von einem Mob, der von<br />

dem 'Erbprinz' aufgestachelt wurde. Als die Zeiten etwas zivilisierter<br />

wurden, lebten die Beis länger ... Offensichtlich hatten<br />

sie auch mehr vom Leben. Aus allem, was über die späteren<br />

Beis geschrieben wurde, geht hervor, dass sie ihre Fähigkeiten<br />

nicht so sehr in der Staatsführung als im Bett bewiesen.<br />

Viele werden als unersättliche Bisexuelle dargestellt, andere als<br />

muntere Homosexuelle. Ein Bei vereinte den amtlichen und privaten<br />

Tätigkeitsbereich dadurch, dass er den 'Orden des Kleinen<br />

Ali‟ einführte, der für 'besondere sexuelle Leistungen' verliehen<br />

wurde.<br />

Das Geschichtsbild ist ohne Zweifel von der Wahrheit abgekommen.<br />

Es gab sicherlich Blaubärte, angefangen mit den Barbarossas,<br />

doch die Mehrzahl der späteren Beis war eher kraftlos<br />

als besonders<br />

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Ausschweifend. Herbert Vivian, ein Engländer, der um 1890<br />

Nordafrika bereiste, schrieb: 'Ein Besuch bei Seiner Hoheit<br />

Ali, Bei von Tunis, ist wie der Besuch eines erloschenen<br />

Vulkans'. Natürlich gab es einige, die etwas für das alte<br />

Tunesien geleistet haben - so wurden z.B. in der Mitte des<br />

19. Jh.. unter Mohammed Bei, Mohammed Sadok Bei und dem<br />

berühmten Premierminister Kheireddine Reformen durchgeführt;<br />

da jedoch der letzte Bei 80 Jahre alt und Analphabet<br />

war, der nur arabisch sprach, ist es nicht verwunderlich, das<br />

Tunesiens erstes unabhängiges Parlament am 27. Juli 1957 einstimmig<br />

die Abschaffung der Monarchie beschloss.<br />

Moschee Türken<br />

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Franzosen<br />

Die von den Beis im 19. Jh. begangenen Missetaten führten<br />

zwangsläufig zu ihrem Untergang. 1830 setzten sich die Franzosen<br />

in Algerien fest und waren stark genug, dem Bei im<br />

Nachbarlandeinen Vertrag aufzudrängen, in dem er sich verpflichten<br />

musste, die Seeräuberei aufzugeben. Unausbleiblicher<br />

Bankrott machte das Regime von langfristigen französischen<br />

Darlehen abhängig, und allmählich gewannen Leute wie<br />

die Oppenheimers und Erlangers - genau wie die Engländer<br />

in Ägypten - durch ihren Einsatz in der tunesischen<br />

Wirtschaft ein Mit­ spracherecht in der Regierung. Britische,<br />

französische und italienische Konzerne stritten und<br />

intrigierten um jede Entwicklungskonzession, vom Telegrafendienst<br />

bis zum Monopol der Pfandleihe, die die ausländischen<br />

Banken den Bei machen ließen - und oft sogar<br />

hießen. Die Korruption stellte jedoch weiterhin ein großes<br />

Risiko für ihre Anleihen dar. Frankreich und England waren<br />

übereingekommen, sich gegenseitig in Tunesien und Zypern<br />

freie Hand zu lassen, und das neue Königreich Italien hatte<br />

Absichten auf Tunesien, die ein offenes Geheimnis waren.<br />

In den Khroumirie-Bergen galt es als traditioneller<br />

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Zeitvertreib der Stämme, die Nachbarn zu plündern. Jetzt waren<br />

jedoch die Grenzen von den Franzosen 'gesichert ', die<br />

sich berechtigt fühlten einzugreifen, als1880 ein tunesischer<br />

Stamm die Grenze überschritt. Der französische Staatsmann<br />

Jules Ferry behauptete, mehr als 9000 Krieger der Khroumirie<br />

seien in Algerien eingefallen: Die ganze Bevölkerung betrug<br />

damals offiziell nur 7317 Menschen. Zur Verteidigung des<br />

Grenzgebietes wurde eine 'kleine Grenztruppe ' entsandt: 30 000<br />

Mann, in drei Armeen aufgeteilt, von denen aber unreine nach<br />

der Khroumiriezog!<br />

Die Franzosen marschierten sofort in Tunis ein, wo sie sich<br />

gleich die Unterschrift des pro-italienischen Mohammed Sadok<br />

Bei unter einen Schutzvertrag sicherten. Dann gingen sie<br />

daran, die Aufstände, die im ganzen Land ausbrachen, zu<br />

unterdrücken. Die Verträge von Ksar Said (1881) und La<br />

Marsa (1 883) zwangen die Beis dazu, alle vom französischen<br />

Ministre résident verlangten Reformen anzunehmen.<br />

Französischen Staatsbeamten übernahmen sämtliche Verwaltungskosten<br />

Große französische Konzerne und individuelle<br />

Colons beschlagnahmten die bestes Anbaugebiet - auf „legale‟<br />

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Art, indem sie einfach die islamischen Bauern, die keine Besitzurkunde<br />

vorweisen konnten, enteigneten.<br />

Französische Bergleute bauten die Phosphatschatze des<br />

Landes ab und nahmen wieder die Zink-, Blei- und Eisenminen<br />

in Betrieb. Regimenter von nordafrikanischen Tirailleurs und<br />

Gouts wurden ausgebildet, um in den französischen Kolonialtruppen<br />

zu kämpfen.<br />

Überall entstanden katholische Kirchen und Klosterschulen<br />

(obwohl Tunesien theoretisch bis 1919 der islamischen<br />

Türkei die Treue hielt). Um die Medina herum entstand<br />

das moderne Tunis, in Atmosphäre und Aussehen so Französisch,<br />

wie Gibraltar englisch ist. Obwohl Tunesien theoretisch<br />

ein Protektorat war, wurde es doch in der Praxis als französische<br />

Kolonie betrachtet.<br />

Die heutigen Tunesier, wie die meisten Ex Kolonial Völker, sind<br />

selten bereit, Frankreich mit Lob zu überschütten. Auch heute<br />

hört man noch oft in öffentlichem oder privatem Kreise, das die<br />

· Schutzmacht. Zum Sündenbock für gewisse Zuständigkeiten<br />

des Landes gemacht Wird. Doch in die Enge getrieben,<br />

geben selbst Tunesier zu, das sie ohne das Vermächtnis<br />

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Frankreichs auf allen Gebieten der Entwicklung nicht zu den<br />

fort ­ christlichsten 'neuen· Ländern Afrikas gehören würden .<br />

Alliierte und Achsenmächte. Der Zweite Weltkrieg gab einen<br />

aufschlussreichen Hinweis: Obwohl Frankreich zusammen<br />

brach, blieben die Tunesier loyal, und viele kämpften freiwillig<br />

auf der Seite der Alliierens. Bourguiba, zu jener Zeit ein<br />

·Revolutionär· im Exil, wurde von den Italienern mit Versprechungen<br />

für die Unabhängigkeit Tunesiens umworben, doch<br />

selbst als die Achsenmächte das Land besetzt hatten, entschieden<br />

er und seine Anhänger sich für die Alliierten. Tunesien<br />

wurde von Vichy aus verwaltet, aber die Tunesier, die gegen<br />

die Achsenmächte waren, formten eine Provisorische Regierung<br />

in Le Kef. Die Alliierten sind am 8November 1942 in Algerien<br />

gelandet. im selben Monat wurden die deutschen Truppen in<br />

Tunesien täglich um ·1000 Mann verstärkt. Der Wettlauf um<br />

Tunis halte begonnen. Da Rommel vier Tage vorher bei El-<br />

Alamein besiegt worden und Irak und Syrien schon besetzt<br />

waren, hofften die Alliierten, die Zange der Achsenmächte an<br />

der Route nach Ostenaufzubrechen, ehe die 'Heeresgruppe<br />

Afrika· sich geordnet zurückziehen und in Tunesien konzentrieren<br />

konnte. Die Landung in Italien hing von ihrer<br />

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Niederlage ab - und dadurch in letzter Folgeauch die Kapitulation<br />

Deutschlands.<br />

Die Alliierten verlorenen Wettlauf um Tunis. Die Truppen<br />

Englands und der Vereinigten Staaten schlossen sich mit<br />

den Franzosen zusammen, die sich jetzt im Norden in<br />

offenem Widerstand befand.<br />

Die ' Blade Force' stand 50 km vor der Hauptstadt. Doch dann<br />

setzte der Winter ein, der deutsche Aufbau war zu intensiv<br />

gewesen und die Alliierten hatten bei unzureichenden Verbindungsmöglichkeiten<br />

und ohne nahe­ gelegene Flugplätze<br />

alle Mühe Medjez el ­ Bab und seinen ·Long -Stop Hill zu halten<br />

.<br />

Anfang 1943 war jedoch Montgomery nicht mehr weit. Die Alliierten<br />

gliederten sich neu, Eisenhower wurde Oberbefehlshaber<br />

und Tedder über nahm das Kommando in der Luft. Die Deutschen<br />

rückten in einer neuen Offensive vor, weit über den<br />

Paβ von Kasserine hinaus, aber die Schlüel Städte Beja,<br />

Medjez und Bou Arada blieben in der Hand der Alliierten.<br />

Im Süden war Rommel ·krank geworden, doch die Marethlinie<br />

hinderte Montgomery am Vorstoß. Er umging sie in einer er-<br />

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folgreichen Operation. Die fast ebenso denkwürdig ist wie<br />

Hannibals Alpenüberquerung. Eine Panzerkolonne Wurde<br />

nachts an Bergrändern entlang vorwärtsbewegt, die ich kaum<br />

breit genug fand für einen Land ­ Rover. Luftangriffe durch die·<br />

Tank Busters· ­„Panzerzerstörer‟ - vergrößerten die Bresche, die<br />

sie schlagen konnte. Die Neuseeländer, die freien Franzosen,<br />

die 4. In Dische Division und die Gurkha Riffes folgten nach<br />

und Ende März hatte Montgomry die 'unbezwingliche' Marethlinie<br />

hinter sich gebracht. Am 8. April vor Gabe strafen Einheiten<br />

der 8. Armee die ersten Amerikaner von Tunesiens Westfront.<br />

Die anschließende Umzingelung der Armeen von<br />

Arnims im Nordosten verstärkte ihren Widerstand nur noch,<br />

doch ihre Festungen fielen eine nach der anderen. (Takrouna<br />

unterlag einem heroischen Maoritrupp.) Biserta und Tunis<br />

wurden am 7. Mai 1943eingenommen.Von dort aus stieß die<br />

englische 6. Panzerdivision nach Hammamet vor und trennte so<br />

die beiden letzten Deutschen Befestigungen Zaghouan und Cap<br />

Bon. General von Arnim hatte am Cap Bon Nachschublager für<br />

eine zweimonatige Belagerung angelegt.<br />

Dort spielte sich jedoch nicht der letzte Kampf ab. Die Halbinsel<br />

mit den Depots wurde fast ohne Widerstand von engli-<br />

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schen Patrouillenabgeriegelt. Di e Deutschen und Italiener wurden<br />

schließlicham11. Maizwischen Hammamet und Zaghouan<br />

eingeschlossen, am 12. wurde von Arnim von den ln deren<br />

gefangen genommen und am 13. ergab sich sein Nachfolger<br />

mit der ' Heeresgruppe Afrika '.Heute lebt der Krieg nur<br />

noch in den Erinnerungen und den tunesischen Soldatenfriedhöfen<br />

weiter. Deutschlands 8562 Kriegsopfer lagen auf im ganzen<br />

Land verstreuten Friedhöfen, bis sie 1975 auf Einem Hügel<br />

bei Bordj Cedriazus Ammen gelegt wurden. Wenn man hier<br />

zwischen Olivenbäumen und Weinreben steht, kann man sich<br />

nur schwer Lärm und Entsetzen der Bombenangriffe, brennende<br />

Panzer und sterbende Männer in diesem friedlichen Ferien Land<br />

vorstellen.<br />

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Tunesier<br />

Im Gegensatz zur libyschen Wüste blieb Tunesiens Landschaft<br />

nichtlange von den Überresten des Krieges verunstaltet.<br />

Schon 1944 begannen die wiedereingesetzten französischen<br />

Behörden mit dem Ein sammeln der herrenlosen Fahrzeuge<br />

und Waffen: weniger wegen ihres Schrottwertes, sondern<br />

weil sie fürchteten, die Tunesier könnten schlechten<br />

Gebrauch davon machen. Denn das Nationalbewusst sein der<br />

Tunesier wuchs ständig. Bourguiba, nun anerkannter Vorsitzender<br />

der Destour-Patei, war gezwungen, vorerst in Ägyptenum<br />

Asyl anzusuchen. Die nöchsten-zehn Jahre verbrachte er abwechselnd<br />

im Ausland - wo er beiden Vereinten Nationen, der<br />

Arabischen Liga und in den Hauptstädten Westeuropas und<br />

Südostasiens Unterstützung für die Sache Tunesiens suchte- und<br />

in Haft. Da sein Einfluss sogar aus dem Gefängnis heraus<br />

groß genug war, um die offizielle Meinung in Paris für ihn<br />

zu beeinflussen, wurde die Unnachgiebigkeit der französischen<br />

Kolonie Tunesiens immer stärker.<br />

Es folgten Ereignisse, wie sie jede Kolonialmacht erfahren hat:<br />

Die Vereinten Nationen nahmen 1952 eine Resolution Lateinamerikas<br />

an, die die Franzosen aufforderte, mit den Tunesiern<br />

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über deren Unabhängigkeit zu verhandeln .Die Fellagha- die<br />

tunesischen Mau Mau - begannen mit Überfallen auf einsame<br />

französische Farmen, und es kam zu Gräueltaten. Als Generalstreik<br />

Und Embargos gegen die Colons zunahmen, verhalten<br />

diese Gleiches mit Gleichem: Ihre Organisation la Main Rouge -<br />

die Rote Hand- schoss den Nationalisten FührerFarhat<br />

Hached in Tunis am 5. Dezember 1952 mit Maschinengewehren<br />

nieder, ebenso - indem sie eine Vendetta aus seiner<br />

Heimatstadt Sfax ausnutzte - Hedi Chaker in Nabeul am 13.<br />

September 1953. Die öffentlich Meinung und Politikder<br />

Franzosengeriet ins Schwanken, die einzige Antwort blieb jedoch<br />

Unterdrückung. Aus dieser Zeit stammen die Märtyrer,<br />

nach denen jede Stadt Straßen benannt oder denen sie<br />

Denkmäler errichtet hat.<br />

Als sich die Lage immer weiter zuspitzte, durfte Bourguiba zurückkehren.<br />

Seine Ankunft in La Goulette am 1. Juni 1955<br />

war in den Augen der jubelnden Tunesier der eigentliche Befreiung<br />

tag. Er wird jedes Jahr gefeiert, obwohl Bourguiba erst<br />

bei der französischen Regierungsumbildung am20. März des darauffolgenden<br />

Jahres die Gelegenheit ergriff', über Tunesiens<br />

Unabhängigkeit zu verhandeln.<br />

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Die neue Republik, die am 25. Juli 1957 ausgerufen wurde, hatte<br />

es in den ersten VierJahren sehr schwer. Da die Tunesier die<br />

algerische FLN unterstützten, sperrten ihnen die Franzosen die<br />

versprochene materielle Hilfe. Am 8. Februar 1958 bombardieren<br />

die Franzosen Sakiet .Es folgte die Schlacht um Biserta: Erst<br />

im Oktober1963 räumten die französischen Truppen diesen<br />

Stützpunkt. Im Juni 1964 wurde der Grundbesitz, der bisher<br />

Franzosen und anderen Ausländern gehört hatte, verstaatlicht.<br />

Dennoch erhöhte Bourguiba sein Prestige auf internationaler<br />

Ebene: Er war das einzige Oberhaupt eines Entwicklungsstaates,<br />

das nicht nur de Gaulle sondern auch Nasser die kalte Schulter<br />

zeigte. Im Laufe der 60er und 70er Jahre haben u.a. die<br />

Vereinigten Staaten, die Vereinigten Nationen, die Weltbank.<br />

Die Bundesrepublik, der Ostblock, auch wieder Frankreich und<br />

viele andere Tunesien hilfreich unter die Arme gegriffen.<br />

Der 1987 tunesische Staatsstreich beteiligt den unblutigen Sturz<br />

des alternden tunesischen Präsidenten Habib Bourguiba am 7.<br />

November 1987, und sein Nachfolger als Präsident von seinem<br />

kürzlich ernannte Premierminister, Zine el-Abidine Ben Ali. Die<br />

Aktion wurde durch Bezugnahme auf BOURGIBA der angegriffenen<br />

Gesundheit und Artikel 57 der Landesverfassung gerecht-<br />

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fertigt. Berichte aufgetaucht später, um anzuzeigen, dass die italienischen<br />

Geheimdienste hatten bei der Planung es beteiligt.<br />

Quellen identifizieren manchmal den 1987 Coup als "Revolution<br />

de jasmin" (Jasmin Revolution) als die Jasmin blute ein Symbol<br />

für Tunesien betrachtet wird.<br />

Aber auch bei neueren Quellen verwenden auch genau den gleichen<br />

Begriff der 2011 tunesischen Revolution zu identifizieren.<br />

Dies kann zu Verwirrung führen.<br />

21. Dezember 2014. die Schaffung der zweite demokratische<br />

Republik Tunesien.<br />

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S<br />

I<br />

N<br />

U<br />

T<br />

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98


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99


TUNIS<br />

Sie nun per Schiff oder Flugzeug ankommen – macht<br />

sofort einen aul3ergewiihnlichen ersten Eindruck auf Sie. Von<br />

der Fähre sehen Sie als erste die rotbraunen Klippen Karthagos;<br />

von den Hügeln des Byrsa und 'Sidi Bou ' und dem im<br />

Süden aus dem Dunst tauchenden Cap Bon werden Sie wie<br />

mit zum Willkommensgruß ausgesorgten Armen empfangen .<br />

Sie fahren dann in den wunderschönen, blaugrünen Golf ein,<br />

der Bou Kornine rückt immer näher und der weiße Land streifen<br />

nimmt langsam Form an - die Außenbezirke von Tunis,<br />

'des Propheten weißem Burnus‟. Wenn Sie an einem klaren<br />

Tag mit dem Flugzeug ankommen. Sehen Sie in der Ferne die<br />

Zwillingsseen Bisertas, die Hügel von Raf-Raf mit der Felseninsel<br />

Pilao. die seltsame Lagune von Ghar el-Melh und die<br />

Rihana-Salzebene bei Raouad. Schließlich überfliegen Sie den<br />

flachen See von Tunis, der - auf eigenartige Weise von Damm<br />

und Kanal zerschnitten-den Anflug auf die Hauptstadt malerisch,<br />

sicher und sehr zentral macht<br />

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TUNIS MEDINA<br />

In Tunis ist das größte und am besten erhaltene Beispiel der<br />

Medinas, die man auch in Hammamet, Kairouan, Sfax, Sousse,<br />

Monastir und Mahdia sehen kann. Das Wort heißt auf<br />

Arabisch nichts weiter als 'Stadt' (französisch sprechende<br />

Tunesier ziehen es vor, ' la Ville arabe' zu sagen ): die früher<br />

mit hohen Wällen umzogene Burgflecken mit engen Gassen<br />

, die Reisende im Mittelalter sich zu erreichen beeilten , ehe<br />

das große Tor- das Bab ­ für die Nacht gegen Eindringlinge<br />

geschlossen wurde. Der tunesische Bau- und Lebensstil ist<br />

in den Medinas Anden Ausgeprägtheiten, und eine Erklärung<br />

seiner Eigenheiten machen spätere Wiederholungen unnötig.<br />

Sidi Bou Said. Wenn Sie in den Prospekten das Bildeines typischen<br />

tunesischen Dorfes' gesehen haben, war es bestimmt '<br />

sidi Bou'. Dieses malerische Dorf mit seinen gepflasterten<br />

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Gassenweißgetünchten Häusern, blauen. Eisenbeschlagenen<br />

Türen und schwarzen Maschrabias liegt auf einem Hügel, der<br />

für die Seefahrer des Altenums ein Orientierungszeichen war.<br />

Heute ister ein Zufluchtsort für Künstler. Schriftsteller und die<br />

Begüterten unseres Jahrhunderts. Nach einer islamischen Legende<br />

starb der Heilige Ludwig nicht auf dem Byrsa Hügel,<br />

sondern desertierte, heiratete ein Bürgermädchen und wurde<br />

zum Dorfheiligen Bou Said ( berühmt für die Heilung<br />

von Rheumatismus und das Verhindern von Skorpionen<br />

Stichen). Doch da er hier nicht vor 1270 erschien und der<br />

historische Abu Said Khalifa bin Jahia etTemimi el-Badji<br />

1231 starb, handelt es sich hier wieder um einen Anachronismus<br />

à la Dido und Aeneas.<br />

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Marsa La Marsa ist eine Stadt im Nordosten Tunesiens, etwa<br />

18 Kilometer nord-östlich von Tunis an der Mittelmeerküste<br />

gelegen. Die Stadt hat rund 36.000 Einwohner, in der umliegenden<br />

gleichnamigen Delegation wohnen etwa 78.000 Menschen.<br />

Von Vielen in der Region als der schönste der nördlichen Vororte<br />

der Hauptstadt betrachtet, hat sie ihr Image als wohlhabende<br />

Vorstadt bewahrt und bleibt ein beliebter Erholungsort<br />

bei der lokalen Bevölkerung. Der Massentourismus prägt die<br />

Stadt nur am Rande. Der Name geht auf das phönizische Wort<br />

(Marsa) für Hafen zurück.<br />

DAS BARDO<br />

Das Nationalmuseum von Bardo, mit wahrscheinlich der besten<br />

Mosaikausstellung der Welt und ganz bestimmt der bes-<br />

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ten römischen Sammlung von Nordafrika, ist gewiβ die kurze<br />

Fahrt von Tunis wert : über die GP 7 vom Bab Bou Saadoun<br />

, zwischen den noch heilen oder restaurierten Bögen eines<br />

Zweiges (13.Jh.) des Aquäduktes von Zaghouan hindurch und<br />

am Hauptquartier der Garde Nationale zum Bardo. Mit dem<br />

Bus von Tunis aus: Nr. 3 ab dem Place Afrique, DerAvenue<br />

Habib Bourguiba oder der Avenue de Paris.<br />

Le Bardo erstreckt sich rund um seinen Palast, recht s vom<br />

Verkehrsteller. Zuerst bauten hier die Hafsiden, doch von der<br />

riesigen Vorstadt, die später zur Zeit der Beiz entstand, ist wenig<br />

übriggeblieben. Um 1860 hielt Hesse-Wart egg sie für<br />

'eine Stadt voller Marmorpaläste ... teilweise im Renaissance-,<br />

teilweise im orientalischen Stil'. mit 'einem echten<br />

morgen - ländlichen Basar für die Bewohner . .. deren Zahl<br />

etwa 2000beträgt ' und mit Wachen, die 'auf dem Boden kauern,<br />

ein Strickzeug in der Hand '. Der heutige Palast, 1882 an<br />

der Stelle erbaut , die so viele Jahrhunderte hindurch Schauplatz<br />

der willkürlichen Regentschaft und der Vergnügungen<br />

der Beis war, beherbergt jetzt das Parlament und das Nationalmuseum.<br />

Wenn Sie vor der Eingangshalle mit ihren rosa<br />

Säulen undweißen Bögen stehen, liegt links der weniger ein-<br />

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drucksvolle Madjlisel- Umma, der Rat der Nation. Zu beiden<br />

Seiten der schlichten Treppe stehen weiße Steinlöwen und<br />

Posten der ehemaligen Garde der Beis. (In ihren rot ­ weißen<br />

Umhängen und mit furchterregenden Säbeln bewaffnet<br />

sind sie herrlich operettenhafte Dekorationsstücke.) Die Bardo<br />

Moschee stammt aus dem 19. Jh.<br />

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105


N<br />

E<br />

T<br />

S<br />

E<br />

W<br />

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106


BISERTA Bis 1963 waren die Franzosen im Besitz dieses<br />

ehemaligen Korsaren Hafens ; das italienische Risorgimento<br />

fürchtete ihn als 'eine Pistole, die auf Italiens Herz gerichtet<br />

ist; er war eine Schüssel Basis und deshalb im zweiten Weltkrieg<br />

hart umkämpft , und die ersten NATO-Befehlshaber sahen<br />

ihn als liebenswichtig für die Verteidigung des Westens<br />

an. Die A ­ Bombe, Supertanker und die Schließung des Suezkanals<br />

machten Biserta überflüssig. Am Ende des Sees wurde<br />

das große Arsenal von Ferryville- jetzt Menzel Bourguiba -<br />

teilweise in Fabriken umgewandelt. Obwohl auf den meisten<br />

Hügeln noch militärische Einreichungen stehen, macht die<br />

Stadt heute eher einen gemütlichen als strategisch wichtigen<br />

Eindruck.<br />

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107


TABARKA ist eine aufstrebende Stadt. Das ist sie schon seit<br />

längerem. An der Lage ist nichts auszusetzen: Die Wälder der<br />

Khroumirie weichen vom goldenen Strand zurück und lassen<br />

so genügend Raum für die zusammengedrängte Stadt. Der<br />

Sandstrand erstreckt sich um eine geschützte Bucht nur<br />

manchmal von Felsen unterbrochen, die unter dem Meeresspiegel<br />

mit korallen bewachsen sind. Um das malerische Bild<br />

zu vervollständigen, liegt im Meer ein felskegel mit einer<br />

Burg<br />

Ain Draham ist eine Nordwest-Stadt Tunesien (Gouvernement<br />

Jendouba) etwa zwanzig Kilometer südlich von Tabarka. Das<br />

ehemalige Militärlager, in der Mitte und übersommernde Suk,<br />

es steht heute als ein bescheidenes regionales Wirtschaftszentrum.<br />

Kapital einer Delegation von 40 372 Einwohner, beherbergt<br />

die Stadt eine Bevölkerung von 8888 Einwohnern in 2004.2<br />

Es befindet sich auf einer Höhe von 800 Meter an den Hängen<br />

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des Jebel Bir gebaut (1014 Meter). Dies ist Teil der Berge<br />

Kroumirie. Dieser Bereich ist der feuchteste Gebiet von Tunesien<br />

für Regen von 1534 Millimeter Niederschlag pro Jahr3<br />

den nationalen Rekord hält. Die jährliche Durchschnittstemperatur<br />

liegt bei etwa 15 ° C mit einem täglichen Durchschnitt<br />

von 6,6 ° C im Januar und 23,9 ° C für den Monat july4.Sein<br />

Name bedeutet "Geldquelle" 5 und erinnert an die warmen<br />

Schwefelquellen schon von den Römern in der Antike verwendet.<br />

Bäder von den Resten sind gut erkennbar auf der<br />

Website. Ain Draham ist ein aktiver Ferienort aus der Zeit des<br />

Französisch Protektorat. Durch seine Häuser mit roten Ziegeldächern,<br />

mit seinen dichten Wald von Korkeichen, Reichhaltigkeit<br />

voller Spiel, darunter Wildschweine, sie erinnert sich<br />

an ein Bergdorf, in allen Jahreszeiten genossen, für die Jagd,<br />

seine kühle Klima, Wandern , zu Pferd oder mit dem Mountainbike<br />

und Hydrotherapie.<br />

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109


Bulla Regia Wenn die Ruinen , beim ersten Anblick , nicht<br />

mit der Pracht von Dougga oder Thuburbo zu vergleichen<br />

sind, liegt das einerseits daran, dass die römische Stadt ,<br />

auf ehemaligem Berbergrund errichtet, durch ein Erdbeben<br />

zerstört wurde, andererseits daran, dass ihre prächtigen Villen<br />

- vielleicht aus Schutzgründen, sicher aber der Hitze wegen­<br />

hauptsachlich unterirdisch gebaut wurden. 'Regia', weil<br />

Bulla einst‟ königlicher‟ Sitz eines von Massinissas rund 50<br />

Söhnen war.<br />

HAMMANIET von der Zitouna-Brücke- oder den schwerer<br />

zuganglichen Hügeln ringsum­ kann man am besten die Einzigartigkeit<br />

Hammamet erkennen. Die immer kahler werdenden<br />

Hügel nähern sich gen Norden Nabel. Hinter der weiten<br />

Bucht mit dem idealen Strand dehnt sich ein breiter Streifen<br />

von Zitrusgrün, der nach Süden zur Sebkha hin immer blasser<br />

wird. Das blanke Grün der Oliven- und Orangenhaine wird<br />

vom Weiß verstreuter Villen unterbrochen. Die strengen Linien<br />

der Zypressen geben dem Ganzen Würde. Große Sisal -<br />

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'Lanzen' und eckige Windpumpen stechen in den Horizont und<br />

bilden den klassisch-grotesken Kontrast zu dieser anmutigen<br />

Landschaft.<br />

Gehen Sie durch einen Oued zum Strand - die Lieblichkeit<br />

ist nicht nur Fassade. Von November bis Juni leuchten die<br />

kräftigen Farben der Orangen und Zitronen aus dem Grün.<br />

Zwischen das Baumen flittern Bienenfresser, Distelfinken und<br />

Wiedehopfe. Im Sommer zeigen die Kakteen ihre hochroten<br />

oder gelben Blüten. Die Beduinenfrauen sind ebenso Farben ­<br />

prächtig in Rot, Purpur oder weiß gekleidet. Und wo immer<br />

die Gärtner das Land nicht bebaut haben, blühen wilde Blumen.<br />

NABEUL beginnt ganz allmählich: Zunächst sehen Sie die<br />

prächtige Residenz des Gouverneurs durch die Bäume ,<br />

dann die zum „Camping Motel Les Jasmins', dem altertümlichen<br />

NEAPOLIS und dem Neapolis- Hotel führende<br />

rue Abou el Kacem Chabbi . Die nun breitere Hauptstraße<br />

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Wird von prunk­ haften Villen gesäumt ; Hertz und die<br />

1965 erbaute Moschee und das 'Kaffee zur kühlen Brise<br />

„neben dem meist schwülen Oued Souhil. Das ONA-Geschäft,<br />

der Bus­ Bahnhof und der städtische Markt , danach umfängt<br />

die Straße gleichsam ehr-fruchtig den Schere in d es<br />

Sidi Ma'auia. Die erste Kubba dieses Heiligen fiel einer<br />

Strass einer Weiterung Zum Opfer und wurde im Sommer<br />

1978 durch einen Spitzkubus ersetzt - typisch für Nabeul<br />

mit seiner Keramik und seinem behauenen Sandstein, jedoch<br />

ungewöhnlich für Tunesien mit den außen angebrachten<br />

Kerzennischenunddem gedrungenen, quadratischen<br />

Dach, grüngeziegelt wie Eidechsenhaut .Hinter dem Krankenhaus<br />

und dem Louage-Taxistand gruppieren sich Keramik und<br />

Töpferei Geschäfte um Nabeuls Hauptkreuzung.<br />

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KEF Der Felsen - ist die 'Hauptstadt' des Grenzgebietes. In<br />

diesem AußenpostenKarthagos, der 256 v. Chr. zum ersten<br />

Mal erwähnt wird, fand sich die Söldnerarmee nach dem<br />

ersten Punischen Krieg zum Aufstand zusammen . Der Name<br />

der von Augustus ausgerufenen Kolonie SICCA VE-<br />

NERIA stamm t von einem der Göttin Venus/ Astarte geweihten<br />

Tempe!, in dem die 'punischen Matronen' den heiligen<br />

Liebesdienst übten. Paradoxerweise wurde diese Colonia<br />

im 2. und 3. Jh. Ein wichtiges christliches Zentrum, und<br />

Klöster brachten auch hier, wie in Europa, materiellen<br />

Wohlstand. Die islamische Invasion setzte beidem ein Ende;<br />

erst unter türkischer Regentschaft wurde Le Kef als Bollwerk<br />

der Beis gegen die Paschas von Algier wieder belebt.<br />

Die Kasba krönt Le Kef, von Mohammed Bei 1679 erbaut,<br />

von Ali Bei um 1740 mit einem Festungswall versehen, dient<br />

sie n immer als Kaserne. Die Hauptstraße verläuft als 'Wallgang'<br />

den Berghang entlang, der so steil ist, das die meisten<br />

Seitenstraßen tropfenförmig angelegt sind. Von der nördlichen<br />

Straßen Gabelung biegen Sie beim Präsidentenpalast<br />

bergaufwärts und steigen zwischen der Zauia des Sidi<br />

Abdul-Kader ( 1834 erbaut, gegenwärtig öffentliche Bibli-<br />

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othek) und einem niedlichen Minarett- dem Transformator<br />

des Palastes ! hinauf. Links vom davorliegenden Verkehrsteller<br />

befindet sich das Museum in einem Gebäude, das unter<br />

dem Namen Zauia des Jussef bou Hadjar (dem Algierer,<br />

der hier als Erster beigelegt wurde) oder Zauia er- Rahmania<br />

(die islamische Sekte, die er 1784 gründete) oder Zauia<br />

des Sidi Ali ben Issa (des National Listenführers aus derselben<br />

Familie Bou Hadjar,der 1956 unter der Hauptkuppel<br />

begraben wurde) bekannt ist. Der offizielle Name - Regionales<br />

Museum für Volkskunst und Tradition - ist aber passender.<br />

Im Jahre 1962 begonnen und 1978 dem Publikum<br />

zugänglich gemacht (täglich außer montags 10-12 & 15-19<br />

Uhr, vom 1. Oktober bis 31 März 9.30-16.30 Uhr; Eintritt<br />

100 Millimes, Fotografieren verboten), ist die ausgezeichnete<br />

Sammlung unter restaurierten Gewölben und Kuppeln bewundernswert<br />

ausgestellt. Die meist auf Französisch beschrifteten<br />

Gegenstände veranschaulichen Lebensstil und<br />

Handwerkskunst der örtlichen Bevölkerung; Frauenbekleidung<br />

ist so detailliert, das es verschiedene Kästen 'für die<br />

Brust', 'für die Ohren', 'für die Taille' usw. gibt, und die<br />

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lebensgroße Kopie eines Nomadenlagers hat sogar den<br />

richtigen Geruch.<br />

Dougga Ist wegen seiner Lage, seiner Ausdehnung und seiner<br />

Vollkommenheit tonangebend in der tunesischen Archäologie.<br />

Bulla Regia verbirgt sich zur Hälfte unter der Erde,<br />

Thuburbo Majus liegt niedrig in seinem Talversteckt, doch<br />

sein 25 ha großes Ruinenfeld, in rund 600 m Höhe gelegen,<br />

läβt Dougga in jeder Hinsicht ' hervorragen'. Der weite Fernblick<br />

über den Oued Khalled vervollständigt die Schönheit<br />

seiner Theater, Tempel und Thermen. In Dougga sind die<br />

Verbindungen zu den Berbern nicht, wie sonst, nur Vermutung,<br />

sondern von großer Bedeutung. Bei der Auffahrt von<br />

Novelle Dougga sehen Sie als Erstes das Iibyschpunische<br />

Mausoleum, wahrscheinlich im 2. J h. v. Chr. vom Architekten<br />

Arabisch für den Numider Fürsten Esteban errichtet (Sohn<br />

des lepmatath, Sohn des Pallu).Die sowohl in berberischer als<br />

in punischer Sprache geschriebene Widmung Stafel war für<br />

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Sprachforscher ähnlich wertvoll wieder Rosetta -Stein - und<br />

für Sir Thomas Readvon unwiderstehlicher Anziehungskraft.<br />

(Ich scheue auch nicht davor zurück, zu erzählen, was<br />

jeder französische Autor berichtet: Das Monsieur Poinssot<br />

nach der 'eher zweifelhaften Unternehmung' des britischen<br />

Konsuls das Mausoleum ( 908- 10 wieder aufbaute.) (Noch<br />

immer aber fehlt die Widmung Stafel, die das British Museum<br />

trotz der Bitten eines britischen Botschafters als' unveräu1βehrliches<br />

Eigentumes britischen Volkes betrachtet.)<br />

Zaghouan Wenn Sie in die Ortschaft kommen, biegen Sie<br />

hinter dem trübselig aussehenden Bogen (2. Jh. n. Ch r.),<br />

dem einzigen Überbleibsel des rëmischen ZIQUA, scharf<br />

links a b. Er ist nur wegen zweier Nischen (von denen aus römische<br />

Statuen einst über das Tai blickten) und eines einfachen,<br />

am Schlussstein abgebildeten Kuhkopfes bemerkenswert.<br />

Die Hauptstraße rue Habib Bourguiba steigt zum place<br />

Habib Bourguiba hinauf: Von der ehemaligen Kirche hat man<br />

einen Ausblick, der 943 strategisch wichtig war. Vom alter-<br />

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116


tümlichen Brunnen aus führt die enge rue Sidi Ali Azouz<br />

vorbei an der Groben Moschee , unter dem Bogen der Kubba<br />

des Sidi Ali Azouz und an der Kuppel der Hanefiten Moschee<br />

hinauf zum Marabout des Sidi Saad . Unterhalb des auf<br />

der Hügelspitze gelegenen Marabouts des Sidi Haschlaf<br />

steht das Märtyrerdenkmal.<br />

Die ländliche Gasse , mit dem Marabout des Sidi Taja<br />

auf den gegenüberliegenden Hängen , führt vorbei an der<br />

Villa des Präsidenten zur Kreuzung : Links geht es zum<br />

Hôtel des Nymphes ( 1972) [1 km] mit seinem schönen Panorama,<br />

rechts zum Nymphäum . Der römische Brunnentempel<br />

mit seinen zwölf Alkoven für die Statuen, unter Hadrian<br />

erbaut, steht noch heu le, ist aber leider durch 'Restaurierungsarbeiten'<br />

und moderne Sgraffitti verunstaltet. Dahinter<br />

scheint der Djebel Zaghouan buchstäblich Quellen<br />

'auszuschwitzen ' : Ihr Wasser wurde vom römischen Aquädukt<br />

nach Karthago geführt und jetzt von einer modernen<br />

Leitung nach Tunis.<br />

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118


SOUSSE ist eine Mischung aus Tunis und Hammamet,<br />

gleichzeitig Groß startend beliebter Ferienort. Obwohl die<br />

schönen Strände vielleicht nicht ganz so makellos wie in<br />

Hammamet sind und das Sahelhinterland mit Sebkhas und<br />

Olivenhainen vielleicht weniger exotisch ist, bieten doch die<br />

Medina, das Museum und die Katakomben, der Hafen und<br />

die Fabriken, die Esplanade, die Kinos und Straßen Cafés in<br />

Sousse die Vielseitigkeit, die Hammamet fehlt.<br />

Stadtbild<br />

Die Medina (Altstadt) von Sousse geht auf das 9. Jahrhundert<br />

zurück und wird von einer 2,25 Kilometer langen Stadtmauer<br />

umgeben. Sie gehört seit 1988 zum Weltkulturerbe der UNE-<br />

SCO.Am Ostrand der Medina erstreckt sich der ab 1899 angelegte<br />

Hafen. Nördlich davon liegt die von den Franzosen ange-<br />

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legte Neustadt. Entlang einer Uferpromenade sind in nördlicher<br />

Richtung Touristenhotels am Strand aneinandergereiht.<br />

Diesen Stadtteil entlang der Küste nennt man – im tunesischen<br />

Dialekt – Bou Dschafar. Der Name geht auf einen nur wenig<br />

bekannten Gelehrten der Stadt Abū Dschafar Amad ibn Sdūn<br />

al-Urbusī zurück, der im Jahre 935 in Sousse starb und auf<br />

dem Friedhof Qubbat ar-Raml (Kuppel am Sand) an der Küste<br />

beigesetzt wurde.<br />

Bauwerke<br />

Unter den Aghlabiden entstand der Ribat im Jahr 821, dessen<br />

ursprünglicher Name Sūsa (Die Festung von Sousse) war und<br />

der nach der Errichtung der Stadtmauer im Jahr 859 n. Chr.<br />

seine militärische Funktion allmählich verloren hat. Die Anlage<br />

diente als Speicher des benachbarten Arsenals. Die Gründungsinschrift<br />

auf einer Marmortafel ist über dem Tor zum<br />

Wachturmaufgang eingesetzt.<br />

Im Namen des barmherzigen und gnädigen Gottes. (Der) Segen<br />

kommt von Gott (allein). Das ist es, (dessen Bau) der<br />

Emir Ziyādat Allāh ibn Ibrāhīm, Gott möge ihm langes Leben<br />

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schenken, durch seinen Diener und Freigelassenen Masrūr im<br />

Jahre 206 angeordnet hat. Herrgott, ‚gewähre mir eine gesegnete<br />

Unterkunft! Du kannst am besten für Unterkunft sorgen.<br />

siehe Abbildung der Gründungsinschrift Der letzte Satz – bis<br />

auf das erste Wort Allāhumma – entspricht Sure 23, Vers<br />

29.Neben einer kleinen Moschee im Obergeschoss mit einem<br />

Mihrab sind im Untergeschoss weitere Räumlichkeiten, Magazine<br />

und Reste einer Olivenpresse erkennbar. Der imposante<br />

Eingang, von zwei korinthischen Säulen flankiert, ist als Doppeltor<br />

konzipiert und konnte nach dem Eintritt sowohl von<br />

hinten als auch von vorn gesperrt und somit der weitere Zugang<br />

zur Festung verhindert werden.<br />

Die Hauptmoschee<br />

Die Hauptmoschee ist nach der erhaltenen Bauinschrift, die<br />

um die Hoffassaden in kubischem Duktus herumläuft, im Jahre<br />

236 d. H. (zwischen 850 und 851) vom Aghlabiden-Emir<br />

Abū l-Abbās Muhammad I. erbaut worden. Den Betsaal hat<br />

man zwischen 894 und 897 in Richtung Qibla-Wand um drei<br />

Schiffe erweitert. Der als Minarett dienende Kuppelpavillon<br />

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auf dem nördlichen Eckturm der Moschee ist ein späterer Anbau,<br />

stammt aber – entgegen der Ansicht von Creswell – aus<br />

der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts.Diese Kuppel findet<br />

schon in der Biographie des Richters von Sousse al-Hasanb.<br />

Nasr al-Susî,der 952 starb, wie folgt Erwähnung: Zur Zeit des<br />

Jahrmarktes, wenn die Kairouan er zum Ribat (nach Sousse)<br />

kamen, pflegte er (der Richter) in der Gross Moschee von<br />

Sousse unter der Kuppel (qubba) zu sitzen, von der aus zum<br />

Gebet gerufen wird und die auf die Tore zum Meer hinausgeht.<br />

Immer wenn er einen Mann kommen sah, der einen Jungen<br />

bei sich hatte, ließ er ihn kommen. Wenn der Junge mit<br />

seinem Vater oder sonst einem Verwandter war, ließ er ihn<br />

weitergehen. Wenn er (der Richter) ihn aber (der Homosexualität)verdächtigte,<br />

hinderte er ihn, über den Jungen frei zu verfügen.<br />

Kasbah<br />

Die Festung (Kasbah) stammt aus dem Jahr 844 und liegt an<br />

der höchsten Stelle der Altstadt. Ihr wurde im Jahre 853 der 30<br />

Meter hohe Leuchtturm Khalaf al-Fatâ – benannt nach einem<br />

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Eunuchen des Aghlabiden Herrschers Ziyadat Allah I. hinzugefügt.<br />

Heute ist in den Räumen der Kasbah das Archäologische<br />

Museum von Sousse untergebracht, in dem punische,<br />

römische und frühchristliche Exponate ausgestellt sind. Teile<br />

der Kasbah bildeten die Kulisse der Stadt Jerusalem in Franco<br />

Zeffirellis Bibelverfilmung Jesus von Nazareth von 1977<br />

As-Sufra<br />

Mitten in den Märkten (al-aswāq) der Altstadt steht ein kleines<br />

Gebäude mit einer imposanten Kuppel und vorgesetztem Hof,<br />

das heute unter dem Namen as-Sufra (eigentlich: „Esstisch“)<br />

bekannt ist. Ursprünglich stand hier die größte Zisterne der<br />

Stadt, deren Fundamente mit großen Gewölben in die Zeit der<br />

Römer zurückreichen. Unter den Aghlabiden diente die Anlage<br />

zunächst als Gefängnis. Gemäß den Lokalhistorikern Nordafrikas<br />

entstand die zum Teil heute noch erhaltene Zisterne<br />

unter dem Emir Abū Ishāq Ibrāhīm II., regiert von 875 bis<br />

902, der die Stadt mehrfach aufsuchte, um die Bauarbeiten vor<br />

Ort zu verfolgen. Auf Wunsch eines der Gelehrten der Stadt<br />

schaffte er das Gefängnis ab, ließ die alte Gewölben Anlage<br />

renovieren und eine Zisterne für die Bevölkerung einrichten.<br />

Aus zwei Auffangbecken bei Sousse – heute al-Moureddin –<br />

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123


ist die Zisterne mit Regenwasser gespeist worden. In die gleiche<br />

Zeit fällt auch die Erweiterung der Hauptmoschee der<br />

Stadt.<br />

Heute dient die renovierte Anlage als Museum mit dem angeschlossenen<br />

Café al-Qubba (Das Café zur Kuppel).<br />

Wirtschaft und Tourismus<br />

Wie schon in der Antike und im Mittelalter gründet sich Sousse<br />

wirtschaftliche Bedeutung heute hauptsächlich auf seine<br />

Rolle als Ausfuhrhafen. Daneben haben sich in Sousse vor allem<br />

die Textilindustrie und die Nahrungsmittel verarbeitende<br />

Industrie angesiedelt. Als wichtiger Wirtschaftsfaktor hat sich<br />

der Tourismus etabliert. Im Norden von Sousse befinden sich<br />

im Strandbereich Hotels mit einer Kapazität von 40.000 Betten.<br />

Der Bahnhof von Sousse liegt an der SNCFT-Hauptstrecke<br />

von Tunis nach Sfax, die auch Ligne de la Côte bezeichnet<br />

wird. Es verkehren mehrere Züge täglich bis Gabès und Tunis.<br />

Die Stadt verfügt über eine Louage-Station. Die Taxis fahren<br />

täglich nach Tunis, Monastir, Kairouan, Sfax-Gabès, Kasseri-<br />

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ne, Gafsa und in die umliegenden Siedlungen. Es gibt auch<br />

nach Tripolis, Libyen direkte Verbindungen.<br />

Verkehr<br />

Des Weiteren betreibt die SNCFT eine Nahverkehrsbahn, die<br />

sogenannte Metro du Sahel. Sie verbindet Sousse über Skanes<br />

und Monastir mit Mahdia. Der Ausgangspunkt der Metro liegt<br />

am südlichen Hafen am alten Stadttor Bab Djedid.Sousse kann<br />

sowohl vom zehn Kilometer entfernten Flughafen Monastir als<br />

auch vom etwa 30 Kilometer entfernten Flughafen Enfidha-<br />

Hammamet erreicht werden.<br />

KAIROUAN Die islamischen Eroberer wählten bei ihrem<br />

dritten Feldzug diese Stelle als Hauptstadt. Sie lag am Knotenpunkt<br />

wichtiger Karawanenstraßen (Kairouan heißt 'Karawane'<br />

und nicht, wie Ihnen allgemein gesagt wird, 'be-<br />

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festigte Stelle'), gleichweit entfernt von ihren Feinden an<br />

der Küste, den Byzantinern, und ihren Feinden in den Bergen,<br />

den Berbern. Als der Führer Okba ibn Nafi hier Rast<br />

machte, öffnete sich zu seinen Füßen eine Quelle, in der er<br />

eine goldene Tasse fand , die vor langer Zeit in Mekka verlorengegangen<br />

war. Die Heiligkeit der Stätte war nicht mehr zu<br />

bestreiten. Wie Aachen hatte Kairouan eine Blütezeit als<br />

Hauptstadt , und wie wir aus zeitgenössischen Berichten<br />

wissen, schufen die Aghlabiden hier eine prachtvolle Residenz,<br />

die die Beni Hilal 1057 dem Erdboden gleichmachten.<br />

Sbeitla<br />

Hier, wo der erste mohammedanische Einbruch 647 zurückgeschlagen<br />

wurde beginnt das Ruinenfeld desrömischen SUFE-<br />

TULA mit Diokletians Triumphbogen. Vor zehn Jahren „umrahmte‟<br />

er noch die (Tele) Fotos, die mit den drei Tempeln als<br />

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majestätischen Hintergrund von hier aus aufzunehmen waren.<br />

Seither hat der hochgewachsene Baum diesen Blick so versperrt,<br />

dass Sie vom Sufetula-Hotel zurückschauen müssen,<br />

um einen Gesamteindruck zu gewinnen. Der späte Nachmittag<br />

ist der beste Moment, Sbeitla zu besichtigen: Die untergehende<br />

Sonne verleiht den Tempeln unverwesliche Farben.<br />

Da Sufetula nur in späteren Listen der Bistümer erwähnt wird,<br />

Mus die Stätte mit Hilfe ihrer Monumente und Inschriften allein<br />

'dokumentiert' werden. Von den letzteren stammt die erste<br />

aus der Zeit Vespasians (69-79 n. Chr.). Den Wohlstand<br />

der Stadt unter dem römischen Reich beweisen<br />

Ölpressen, die Überreste dreier Thermen, das idyllisch neben<br />

dem Oued gelegene Theater - mit der Pflasterung seines<br />

Orchesters und einigen Sitzreihen noch erhalten - das<br />

noch nicht freigelegte, aber leicht erkennbare Amphitheater<br />

(unter halb des Hotels) und vor allem die berühmten<br />

Tempel des Forums. Hinter der Monumentalpforte<br />

- dem Bogen des Antoninus Pius- sehen Sie in der Teil weise<br />

intakte Pflasterung des Forums christliche Steinmetzzeichen<br />

und an der Südseite römische Läden. lm Westen, die drei<br />

prächtigen Tempel: Da es keine Inschriften gibt, kann man<br />

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nur annehmen, das sie- wie in Dougga - im2. Jh. n. Chr. der<br />

Götterdreiheit des Kapitols, Jupiter, Juno und Minerva, geweiht<br />

wurden. Sie sind von einer byzantinischen Platz ­ mauer<br />

verunstaltet: Gegenüber dem nie eröffneten Museum, neben<br />

dem Eingang, sind drei Festungen weitere Überreste dieses<br />

Sitzes des Statthalters im 6.-7. Jh. und Tunesiens kurzfristiger<br />

Hauptstadt. Sufetulas Besonderheit sind aber seine Kirchen<br />

aus dem 4. und 5. Jh. Hinter den drei Tempeln erkennt man<br />

die Vitalis-Kirche an der schönen, weißen 'Polsterung' des<br />

Taufbeckens-und an dem in grobem Mosaik lesbaren Namen<br />

dieses Heiligen. Die nahegelegene Kirche des Bellator<br />

hat eine ähnlich schöne Taufkapelle; eine Apsis mit Portikus<br />

bildete den Kirchenkörper. Auch die Wandalen hielten<br />

hier christliche Gottesdienste ab: Sie bauten einen heidnischen<br />

Tempel zu einer Donatisten Kapelle - der Kirche<br />

des Servus (neben dem Theater) - um, und zwischen diesen<br />

beiden Kirchen wurde ein Wohnhaus als Grabmal des<br />

Heiligen Jaundes verwendet. eines Katholiken , der von<br />

den ebenfalls christlichen Wandalen gemartert wurde Als<br />

nächstes kommt Kasserine wo die Amerikaner 1943 leiden<br />

mussten ... und zwanzig Jahre später die Zellulose Fabrik fi-<br />

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128


nanzierten. Links der Straße erklärt sie Kasserines Entwicklung<br />

zur aktiven Gouvernorats Hauptstadt seither; der Markt<br />

ist am Dienstag, und der Name Kasserine - Zwei Türme -<br />

stammt von den zwei römischen Mausoleen rechts der<br />

Straße .(Auf dem ersten sind 110 Zeilen eines Gedichts<br />

zu Ehren des Flavius Secundus eingraviert.) Weitere Überreste<br />

von CILLIUM - dem Munizipium des 1. Jh. . n.<br />

Chr. und Colonia des 3. Jh., der St. Augustinus im 5. Jh .<br />

ein Kloster beifügte - krönen den Hügel. oberhalb des<br />

Cilli um-Hotels: ein beschrifteter Triumphbogen (3. Jh. .),<br />

eine gewölbte Kirche, eine byzantinische Festung und<br />

ein Theater wie in Dougga, aber kleiner und mit n och intakten<br />

Balustraden zwischen den zwanzig Sitzreihen.<br />

Von der 'Thala/Thelepte‟ angeschriebenen Kreuzung - ein<br />

Schild, das aus römischer Zeit stammen könnte -führt der verhängnisvolle<br />

Paβ von Kasserine nachNorden. Die Bergspitze<br />

gegenüber, der Djebel Schambi, ist mit 1544 m die höchste<br />

Erhebung Tunesiens. Hinter dem Hotel endet Kasserine<br />

mit den Marabouts von Sidi Saleh, Sidi Lallouche und Aulad<br />

Aziza. Die GP 17 trifft auf die GP15 aus Bou Chebka und<br />

Algerien und teilt das Ruinenfeld von THELEPTE :ein<br />

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Quadratkilometer voll römischer Trümmer, in dem nurder<br />

Backsteinbau der Thermen neben dem Oued interessant<br />

ist. Nach Feriana und Maajen Bel Abbes geht es weiter<br />

durch eine Landschaft mit kargen Weizenfeldern, Espartogras<br />

und Pferdekunden breiten Oued el-Kebir und schließlich im<br />

Windschatten der Berge hinunter nach Gafsa .<br />

MONASTIR 1830 schrieb Grenville Temple: „Der Anblick<br />

der Stadt, ihre Zinnen und Türme. Ist sehr hübsch'. Heute noch<br />

sieht es von weitem wie das Bühnenbild einer Operette aus,<br />

mit Zinnen, Minaretten, Marabouts, Türmen und Kuppeln -das<br />

überlebensgroße Modell eines Stadtplanes. Es dauert eine<br />

Weile zu erfassen, das Monastir Wirklichkeit ist. Es ging zuerst<br />

als punisches Rous PENNA in die Geschichte ein, wurde<br />

später Cesars Garnisonstadt RUSPINA, löste im 11. Jh.<br />

Kairouan vorübergehend als Tunesiens religiöse Hauptstadt<br />

ab, hatte das Mittelalter hindurch eine strategische Schlüs-<br />

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selposition ... all das ist für die Tunesier nicht so wichtig wie<br />

die Tatsache, dass Habib Bourguiba hier am 3. August 1903<br />

geboren wurde ( jetzt ein Nationalfeiertag). Im Mittelalter<br />

glaubten Moslems, dal3 ein dreitägiger Wachdienst in Monastir<br />

ihnen das Paradies siechem könne. Die Religiosität ist sofort<br />

offensichtlich: Wenn Sie um die Corniche kommen, bedecken<br />

Friedhöfe Vorder- und Mittelgrund- gut ausgerichtete<br />

Gräber, alle einfach, meist weiß, von den Hunderten, die man<br />

von weither gebracht hat, um hier beerdigt zu werden<br />

.<br />

MAHDIA liegt einzigartig an einem strategischen Vorgebirge:<br />

Schon Phönizier und Römer schätzten diesen Ort als<br />

Flottenstützpunkt; die Fatimiden erhoben ihn zur Hauptstadt,<br />

weil er einfach zu verteidigen war ; der arabische Historiker<br />

lbn Khaldun lobte ihn als 'gezückten Dolch in der<br />

Faust", während sein französischer Zeitgenosse Froissart<br />

noch weiter ging und die Landzunge kurzerhand „ Afrika„ ·<br />

nannte. (Der Name ist heute noch inCap Africa erhalten.) Sei-<br />

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131


ne Lage rettete den Mahdi 944-945 von einer achtmonatigen<br />

Belagerung durch die Kharidjiten-Horden Abu Jazids; die<br />

Ziriden flohen hierher, als die Beni Hilal sich<br />

1057Kairouan näherten die Normannen unter Roger II. verrieben<br />

sie 1148, wurden aber ihrerseits Zwölf Jahre später<br />

von den Almohaden verjagt. Im Jahre 1390 gelang es einer<br />

französisch -genuesischen Flotte nicht, das Korsaren Lager zu<br />

nehmen, das von Dragut 1549 und Karl V .1550-1554 besetzt<br />

wurde. Unter dem französischen Protektorat begann Mahdia<br />

seine friedlichere Karriere als Tunesiens Wichtigster<br />

Fischereihafen und größtes Zentrum für Fischkonserven.<br />

(Monastir liefert das Salz und der Sahel das Olivenöl.)<br />

El-Djem<br />

Verdient dieses Schattendasein. Hier steht das Die zehn<br />

schönsten Amphitheater der Welt (weitaus besser erhalten als<br />

das in Rom), das noch heute vollkommen wäre, hätten die<br />

Einwohner nicht die Steine für ihre Häuser 'organisiert '. Die<br />

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132


Ruinen von ElDjem sollten Sie unbedingt aufsuchen, doch geben<br />

Sie den Einwohnern um jeden Preis aus dem Weg. Lassen<br />

Sie also die „Führer‟ beiseite - Sie brauchen sie nicht und-<br />

Wandern Sie allein umher. Allein kann man sich das ursprüngliche<br />

'Kolosse um' gut vorstellen: Die drei Ränge hoher<br />

Arkaden konnten 30 000 Zuschauer fassen; die Spiele hier<br />

wurden berühmt, zogen Menschenmassen aus fast allen Teilen<br />

des römischen Afrika an. Sie strömten über die gewölbten Galerien<br />

und die steilen Treppen rundum herein; der Kaiser saß<br />

in seiner Loge - jeweils an dem Ende, das gerade im Schatten<br />

lag. Von den darunterliegenden Verliesen (die erst 1904 entdeckt<br />

wurden) wurden Gladiatoren und Christen, die vorher<br />

tagelang neben den Löwen eingesperrt waren, hinauf geholt,<br />

um zu kämpfen oder zu sterben. Unvermeidlich kam es zu Legenden:<br />

Ein Tunnel nach Mahdia -noch immer nicht gefunden-<br />

wäre breit<br />

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133


SFAX Ronald Firbank beschrieb Sfax einmal als die schönste<br />

Stad! der Welt. Sogar der Bürgermeister lachte, als ich ihm<br />

das erzählte. Die Stadt- zweitgrößte Tunesiens- ist ein Köln<br />

des Mittelmeeres: teils industriell, teils historisch. Im Krieg<br />

stark zerbombt- sein schönes Hotel de Ville blieb stehen, als<br />

die Häuserblocks rundum einstürzten - ist es jetzt zum größten<br />

Teil wiederaufgebaut. Aber was immer man über Sfax<br />

sagen mag, ich halte es für die 'westlichste' Stadt Tunesiens.<br />

Inder Avenue HediChaker fühlt man sich unverwandte<br />

heimisch. Die Appartementhäuser sind ausgesprochen westlich,<br />

Mädchen in Jeans gehen Hand in Hand mit ihren Freunden.<br />

ihre Landsleute halten die Einwohner von Sfax für<br />

keine sehr typischen Tunesier: sparsam, fleißig, klug- die<br />

Baccalauréat-Zeugnisse sind hier die besten des Landesund<br />

auf ihre Weise eher Nordeuropäern als Mohammedanern<br />

ähnlich .Diese Eigenschaftenmögen auch die Ursache für<br />

ihren steten Wohlstand seit der Römerzeitsein. Fast alle Funde<br />

vom römischen TAPARURA sind im Hotel -de- Ville-<br />

Museum ausgestellt. Besser erhalten und Sfax· größter Anspruch<br />

auf Schönheit. Sind die Mauern der Medina.<br />

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134


Geschichte<br />

Das antike Taparura wurde von den Römern ungefähr 3 km<br />

entfernt von der heutigen Stadt Sfax gebaut, es blieben jedoch<br />

nur sehr wenige Überreste erhalten. Als die Aghlabiden die<br />

muslimische Stadt im 9. Jahrhundert aufbauten, diente Taparura<br />

als Steinbruch. Das unter Hadrian zur Colonia erhobene<br />

Thaenae befand sich 12 km weiter südlich. Die Stadt erlangte<br />

sehr schnell eine wirtschaftliche Bedeutung als wichtiger Exporteur<br />

von Olivenöl und getrocknetem Fisch. Von 1148 an<br />

war sie vom normannischen König von Sizilien, Roger II., besetzt,<br />

welcher 1159 von den Almohaden unter Abd al-Mu'min<br />

vertrieben wurde.<br />

Wirtschaft<br />

Die Wirtschaft in der Region von Sfax, basiert ursprünglich<br />

auf der Produktion von Olivenöl und der Fischerei. Seit der<br />

Gewinnung von Phosphat in den sechziger Jahren erlebt Sfax<br />

einen klaren Aufschwung. Steigerung der Zahl verarbeitender<br />

Gewerbebetriebe, dem schnellen Wachstum des Dienstleistungssektors<br />

und der Diversifikation der Landwirtschaft.<br />

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135


Landwirtschaft: Die Region von Sfax ist bekannt für Olivenund<br />

Mandelbäume. Die Region hat ungefähr 6,1 Millionen<br />

Olivenbäume und 5 Millionen Mandelbäume. 40 % des tunesischen<br />

Olivenöls und 30 % der Mandeln werden in Sfax produziert.<br />

Weniger verbreitet sind der Gemüseanbau und der<br />

Obstanbau. Die Viehzucht ist auch ein wichtiger Wirtschaftssektor<br />

der Region. Ungefähr 50 % der Geflügelproduktion in<br />

Tunesien kommen aus Sfax. Sfax ist außerdem erster Milchproduzent<br />

in Tunesien. In der Fischwirtschaft sichert Sfax mit<br />

einer jährlichen Produktion von 25.000 Tonnen 25 % der nationalen<br />

Produktion und 70 % der Exporte.<br />

Industrie: Mit 2300 Gewerbebetrieben und 16 Gewerbegebieten<br />

ist Sfax nach dem Großraum Tunis das zweite Industriezentrum<br />

in Tunesien. Die meisten Gewerbe sind in den Sektoren<br />

Nahrungsproduktion, Bauindustrie, Chemische Industrie<br />

(hauptsächlich Phosphat), Textilindustrie, Maschinenbau und<br />

Energie tätig. Gerade im letzteren Bereich produziert Sfax<br />

jährlich rund 1,2 Millionen Tonnen Erdöl und 1,7 Milliarden<br />

m³ Gas. Dienstleistungssektor: Rund 100.000 Beschäftigte<br />

sind in diesem Sektor tätig. Besonders der Handelssektor<br />

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136


spielt dabei eine wichtige Rolle. Sfax ist wegen der Güte seiner<br />

Händler<br />

Verkehr<br />

Autoverkehr: In Sfax führen die großen Straßen alle zum am<br />

Meer gelegenen Stadtzentrum. Mehrere Ringe um die Stadt<br />

tragen dazu bei, den Autoverkehr zu entlasten. Dadurch hat<br />

die Stadt die Struktur eines Spinnennetzes. Auf nationaler<br />

Ebene ist Sfax mit den anderen Regionen des Landes durch<br />

die Landstraßen GP1, GP13, GP14 sowie anderer Straßen verbunden.<br />

Sfax liegt am Straßennetz des Trans-African<br />

Highways, die Autobahn wird jedoch auch in Tunesien noch<br />

ausgebaut. ÖPNV: Mehrere Buslinien versorgen den Personennahverkehr<br />

zwischen dem Stadtzentrum und den Vororten<br />

sowie zwischen den Vororten. Taxi ist auch ein wichtiges<br />

Verkehrsmittel.<br />

Schienenverkehr: Der SNCFT-Bahnhof von Sfax liegt an den<br />

Bahnstrecken Tunis-Sfax, Tunis-Gabès und Tunis-Gafsa-<br />

Tozeur, für die Tunis-Sfax die Hauptachse ist. Luftverkehr: 7<br />

km vom Stadtzentrum entfernt liegt der internationale Flughafen<br />

Sfax-Thyna. Der Flughafen wird für Inlandsflüge sowie<br />

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137


für Flüge nach Libyen, Frankreich und in der Haddsch-Saison<br />

auch nach Saudi-Arabien genutzt.<br />

Schiffsverkehr: Der Hafen von Sfax ist nach La Goulette der<br />

zweitgrößte des Landes. Er erstreckt sich über die gesamte<br />

Küste am Stadtzentrum. Rund 1300 Schiffe treffen dort jährlich<br />

ein. Hauptsächlich wird der Hafen für den Transport von<br />

Industrie- und Handelsgütern genutzt. Dennoch ist ein Teil des<br />

Hafens für den Fährenverkehr zwischen Sfax und den 20 km<br />

entfernten Kerkenna-Inseln eingerichtet.<br />

Die Kerkenna-Inseln, früher Kyrannis (griech.) genannt, später<br />

Cercina (lat.), dann Kerkenah قرقنة (arab.), sind eine Inselgruppe<br />

vor der Ostküste Tunesiens im Golf von Gabès, ca. 20<br />

km vor dem Festland (Sfax) gelegen. Die Inselgruppe bildet<br />

eine von 16 Gemeinden (Delegation) des Gouvernement Sfax.<br />

Sie besteht aus den beiden nahegelegenen Hauptinseln Chergui<br />

und Garbi sowie mehreren kleineren unbewohnten Eilan-<br />

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138


den. Der Hauptort Remla ist etwa 16 km von Kerkennas Verbindungshafen<br />

zum Festland (Port de Sidi Youssef) entfernt.<br />

Die Inseln sind durch eine regelmäßige Fährverbindung mit<br />

dem tunesischen Festland (Sfax) verbunden.<br />

Die Bevölkerung der Kerkenna-Inseln wird Kerkennis genannt.<br />

Ihre Herkunft leitet man von Griechen ab, die aus dem<br />

nahen Malta kommend, arabisiert und zum Islam übergetreten<br />

sind. Die Kerkennis haben eine eigene Kultur entwickelt und<br />

sind wegen ihrer typischen Folklore bekannt. Gesprochen wird<br />

Tunesisch-Arabisch mit lokalem Akzent, der viele Ausdrücke<br />

aus dem Französischen ableitet.<br />

Die Inseln werden von etwa 14.000 Einwohnern bevölkert.<br />

Während der Sommermonate kann die Bevölkerungszahl allerdings<br />

auf bis zu 120.000 ansteigen, infolge meist europäischer<br />

Touristen und Kerkennis, die ansonsten in anderen Teilen<br />

Tunesiens oder im Ausland leben.<br />

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139


N<br />

E<br />

D<br />

Ü<br />

S<br />

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140


GABES die Stadt, ist ganz annehmbar, aber Gabes, die Oase,<br />

ist unverderblich. Es mag verrückt scheinen, von Europa<br />

nach Afrika zu reisen und noch kilometerweit zu fahren,<br />

nur um hier in Obstgärten herumzulaufen. Aber Gabes‟<br />

Obstgärten sind mit keinen anderen zu vergleichen: zehn km 2<br />

neben dem Meer, mehr als 300 000 Palmen, und vom Ras el-<br />

Oued - dem Kopf des Tales - aus können Sie sie alle übersehen.<br />

Das Wort ist nützlicher weise doppeldeutig, denn die Oase<br />

beginnt tief unten in der Oued -Gabes-Schlucht.<br />

Sehen Sie hinunter, dann blicken Sie auf Palmen, Obstbäume<br />

und Binsen, die sich im Wasser spiegeln. Treten Si e aber nur<br />

ein paar Schritte zurück, dann ist die Oase verschwunden.<br />

Scheinbar oh ne Unterbrechung dehnt sich das Wüstenplateau<br />

vor Ihren Augen. Die Geschichte der Stadt ist wenig bekannt.<br />

Vielleicht bestand eine punische Handelsnieder­ lassung, bevor<br />

die Römer hier ihre Kolonie TACAPAE gründeten ; vielleicht<br />

siedelten hier Berber und Byzantiner, bevor Sidi<br />

Boulbaba, der Barbier des Propheten, um 680 die erste Moschee<br />

baute.<br />

Alles, was Araber, Spanier und Türken hinterlassen haben<br />

mögen, ist verschwunden sowie ein Großteil der französi-<br />

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141


schen Protektorats Stadt zuerst beim Bombenangriff 1943,<br />

dann bei der Überschwemmung 1962. sind als unsere Stuck<br />

oder die englischen Backsteinbauten. ln Tozeur und Nefta<br />

haben die Einwohner in die gewöhnlichen Sandziegel kühne<br />

geometrische Muster gearbeitet, so dass noch die Fassaden<br />

der ärmsten Häuser interessant wirken.<br />

Matmata liegt in einer Höhe von ca. 600 m ü. d. M. im Norden<br />

des Djebel Dahar-Berglandes. Der Ort ist etwa 440 km (Fahrtstrecke)<br />

in südlicher Richtung von Tunis entfernt; die nächstgrößere<br />

Stadt Medenine befindet sich ca. 80 km in östlicher<br />

Richtung.<br />

Die mündliche Überlieferung berichtet, dass in römischer Zeit<br />

östliche Stämme in der Region Matmata angesiedelt wurden,<br />

vor denen sich die örtliche Berberbevölkerung in Felsspalten<br />

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142


und Gruben versteckte. Die Männer arbeiteten in den Olivenhainen<br />

des Nordens und wurden auch mit Olivenöl entlohnt.<br />

Dieses tauschten sie gegen Güter und Nahrungsmittel.<br />

Bis zum 16. oder 17. Jahrhundert, als die heutige Bevölkerung<br />

die Höhlenwohnungen errichtete, bestand eine Festung, deren<br />

Überreste noch zu sehen sind. Die dort befindlichen Häuser<br />

wurden zugunsten der − material- und kostensparenden sowie<br />

Temperatur schwan kunkungen ausgleichenden − unterirdischen<br />

Wohnungen aufgegeben.<br />

Im Gegensatz zu den Legenden, die über das vergessene Berberdorf<br />

kolportiert werden, war es auch im 19. Jahrhundert<br />

bekannt. So berichten 1897 Petermanns Geographische Mitteilungen<br />

über das (Höhlendorf).Aufständische unter Führung<br />

von Mohamed Daghbaji (1915–1921), der von Italienern in<br />

Libyen festgenommen und ausgeliefert und 1924 hingerichtet<br />

wurde, fanden hier Unterschlupf. Daghbaji war 1915 aus der<br />

Kolonialarmee desertiert und wurde einer der ersten, der sich<br />

mit Gewalt gegen die französische Herrschaft zur Wehr setzte.<br />

Gleichzeitig erhoben sich die Ouderna gegen die französischen<br />

und in Libyen weiteren Berbergruppen gegen die italienische<br />

Kolonisierung. Die Ouderna versuchten die osmanische<br />

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143


Oberhoheit wiederherzustellen, doch sie wurden von 30.000<br />

französischen Soldaten besiegt. Die libyschen Gruppen hielten<br />

bis zum Ende des Faschismus in Italien aus; einige Ouderna<br />

flohen zu ihnen und unterstützten sie. Während des Zweiten<br />

Weltkriegs, als Gabès von deutschen Truppen besetzt war und<br />

beschossen wurde, nahmen die Berber Matmatas Flüchtlinge<br />

auf. Richtung Gabès entstanden bereits 1936 zwei Bunker (5<br />

km von Gabès entfernt). Sie waren Teil der Mareth-Linie, die<br />

Frankreich 1936 bis 1939 gegen das italienische Libyen errichten<br />

ließ.<br />

Die Ansiedlungen blieben der französischen Kolonialregierung<br />

genauso wenig unbekannt, wie ihren Vorgängern. 1959<br />

begann die tunesische Regierung mit dem Bau von Nouvelle<br />

Matmata, einer als modern verstandenen Ansiedlung. Ab 1962<br />

zogen einige Familien dorthin, doch waren es vor allem junge<br />

Familien, die in der alten Siedlung kaum Wohnmöglichkeiten<br />

sahen, die ihre gewohnte Umgebung verließen und 15 km<br />

Richtung Gabès zogen. Wer ein Haus in der alten Stadt hatte,<br />

blieb dort. 1967 kam es jedoch nach schweren Regenfällen,<br />

die 22 Tage andauerten, zum Zusammenbruch einiger der<br />

Bauten, so dass die Bewohner Regierungsstellen im Gabès um<br />

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144


Unterstützung baten. Die Bewohner errichteten ihre gewohnten<br />

und dem Wüstenklima adäquaten Bauten neu, statteten sie<br />

wo möglich mit neuerer Technik aus.<br />

Die Gestaltungsgrundsätze der Wohnungen sind mindestens<br />

400 Jahre alt. Zunächst wurden etwa 7 m tiefe Gruben mit einem<br />

Durchmesser von rund 10 m in den weichen Sandstein<br />

gegraben, so dass ein zentraler Platz entstand. Dabei wurden<br />

ebenerdig Zimmer und Wohnungen in die so entstandenen<br />

senkrechten Wände gegraben. Etwas höher in der Wand entstanden<br />

zudem kleine Kammern für Vorräte oder Höhlungen,<br />

die als Zisternen dienten. Zu ihnen führten Stufen. Manche<br />

hatten Löcher in den Decken, durch die Getreide eingefüllt<br />

werden konnte. Ein schmaler Pfad, den auch die Haustiere<br />

nutzen konnten, führte von der Ebene hinab in die Grube.<br />

Manchmal wurde die große Grube in einen Hügel gegraben,<br />

so dass man die Wohnungen seitwärts, also auf einem horizontal<br />

geführten Weg erreichen konnte. Die Bauzeit betrug je<br />

nach Größe und Anspruch sechs bis zwölf Monate.<br />

Bei einer Überschwemmungskatastrophe im Jahr 1967 wurden<br />

etliche Wohnhöhlen zerstört; danach entstanden die oberirdischen<br />

Häuser im neuen Ortsteil. Heute wird der Ort vielfach<br />

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145


von Touristen angesteuert, doch ist dies im Ort umstritten; daher<br />

dürfen Touristen nur geführt durch das Dorf gehen. Manche<br />

Touristen drangen mit ihren Kameras in die Häuser ein, so<br />

dass inzwischen Zäune gezogen wurden und Hunde die Wohnungen<br />

bewachen. Etwa die Hälfte der ursprünglich 700 Räume<br />

und Wohnungen ist heute noch bewohnt. Insgesamt leben<br />

in der Region etwa 5.000 Menschen in Erdhäusern.<br />

Chenini wird am besten über die erste Abzweigung hinter<br />

Tataouine erreicht (siehe oben). Mutige Abenteurer, vor<br />

allem in Mietwagen, können allerdings unterhalb von Alt<br />

Douiret nach link s abbiegen und sich entlang die Klippen des<br />

westlichen Tals halten. Eine sandreiche Kletterstrecke zum<br />

Markierungsstein über den Kamm und ein sanfteres Tal<br />

mit Zeichengrößen Olivenbäumen hinunter; ein zweiter<br />

Kamm mit gewachsenem Fels und schlie131ich die wunderbare<br />

Schlucht voll umgestürzter Felsblöcke, die sich nach<br />

'Chenini Tataouine' öffnet.Ihr steiles, antikes Waben gebilde<br />

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146


von Ghorfas ist jetzt zwischen der weißen Moschee auf der<br />

Hügelspitze und einer Reihe neuer Gebäude weiter unten eingezwängt.<br />

In touristischer Hinsicht wird Chenini ein zweites<br />

Takrouna und der Hauptweg ist dementsprechend<br />

viel befahren. Er führt vorbei Anden Abzweigungen<br />

nach‟Ghermessa 20' und Ghoumrassen (oben) und durch eine<br />

Schlucht zur GP 19 nach Tataoune.<br />

DJERBA Wenn Djerba im Allgemeinen als letztes Kapitel in<br />

Büchern über Tunesien erscheint, liegt das nicht nur daran,<br />

dass diese Insel wie ein nachträglicher Einfall der Geographie<br />

an der libyschen Grenze liegt. Idyllische, aber abgesondert, ist<br />

Djerba auch in Politik, Religion und Bevölkerung eine Ausnahme.<br />

Wenn Sie fragen, was seine Anziehungskraft ausmacht, war<br />

die übliche Antwort bis vor kurzem Nichts. Es gibt keine<br />

Berge, keine Flüsse, keine Seen oder Städte, wenige 'Sehens­würdigkeiten',<br />

noch weniger Nachtklubs ... wirklich<br />

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nichts, außer ausgezeichneten Hotels an den weißen Sandstränden<br />

einer Insel, auf der freundliche Bauern Oliven und<br />

Palmen pflanzen, Teppiche weben und fischen . Jetzt aber hat<br />

das 20. Jahrhundert, als ob es die verlorene Zeitwettzumachen<br />

hätte, voll „zugeschlagen '. Asphaltstraßen breiten sich schnell<br />

aus und Hotel­ Investitionen beleben die einst fast nichtvorhandene<br />

Wirtschaft der Insel. Libyen, reich an Erdöl, doch<br />

fleischlichen Vergnügungen abgeneigt, ist nur zwei Stunden<br />

Autofahrt von Djerba entfernt- oder eher umgekehrt - und libysches<br />

Geld half bei Projekten wie dem Hyperbar der Dar<br />

Djerba.<br />

Geschichte<br />

In der Antike war Djerba unter dem griechischen Namen Meninx<br />

(Μνιγξ, laut Ptolemäus „Insel der Lotosesser“) bekannt.<br />

Ab der Spätantike ist der Name Girba belegt. Auf ein spätantikes<br />

Bistum geht das Titularbistum Girba der römischkatholischen<br />

Kirche zurück. Von 1134 bis 1165 hielten die<br />

Normannen Djerba besetzt. 1154 schlugen sie einen Aufstand<br />

der Bewohner blutig nieder. Von 1524 bis 1551 war Djerba<br />

ein Hauptstützpunkt der türkisch-nordafrikanischen Korsaren<br />

unter Turgut Reis.<br />

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148


In der Seeschlacht von Djerba vom 9. bis zum. 14. Mai 1560<br />

fügte eine Flotte des Osmanischen Reichs unter Großadmiral<br />

Piale Pascha und Turgut Reis der Flotte einer von Spanien angeführten<br />

Koalition christlicher Mittelmeermächte eine vernichtende<br />

Niederlage zu. Am 11. April 2002 wurden bei einem<br />

Selbstmord-Sprengstoffanschlag bei der Al-Ghriba-<br />

Synagoge 21 Personen getötet und weitere verletzt. Unter den<br />

ermordeten Touristen befanden sich 14 Personen aus Deutschland.<br />

Sehenswürdigkeiten<br />

Synagoge<br />

Eine der ältesten und bekanntesten Synagogen der Welt, die<br />

Al-Ghriba-Synagoge, befindet sich einige Kilometer südwestlich<br />

von Houmt Souk.<br />

Unterirdische MoscheeEtwa drei Kilometer hinter Sedouikech,<br />

zwischen dem Kilometer-Stein 32 und 33 auf dem Weg<br />

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149


nach El Kantara, befindet sich auf der rechten Seite eine Unterirdische<br />

Moschee. Die in einem Olivenhain gelegene Anlage<br />

ist etwas schwierig zu finden, da sie nicht ausgeschildert<br />

ist. Sie ist frei zugänglich.<br />

Römerdamm<br />

Nach Süden hin ist die Insel mit einem etwa sieben Kilometer<br />

langen und gut zehn Meter breiten Damm mit dem Festland<br />

verbunden. Der Damm geht auf die römische Zeit, eventuell<br />

sogar schon auf die punische Zeit zurück. Später wurde der<br />

Damm vom Meer überflutet. Während der Auseinandersetzungen<br />

Draguts mit den Spaniern wurde er um 1551 aus Sicherheitsgründen<br />

durchbrochen. Nach dem Zweiten Weltkrieg<br />

wurde er wiederhergestellt. Entlang des Damms erfolgt auch<br />

die Trinkwasserversorgung der Insel über eine Pipeline.<br />

Houmt Souk<br />

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150


Eingang zur Festung Bordj-el-Kebir in Houmt Souk Dattelpalmen<br />

vor der Ernte auf Djerba Houmt Souk hat etwa 65.000<br />

Einwohner und ist der Hauptort von Djerba. Der Ort hat eine<br />

lange Handelstradition. Hiervon zeugen mehrere alte Karawansereien.<br />

Schon die Römer gründeten hier einen Ort namens<br />

Griba. In Houmt Souk befinden sich viele touristische<br />

Einkaufsmöglichkeiten, die Verwaltung der Insel und ein kleiner<br />

Fischereihafen. Sehenswert sind die Festung Bordj-el-<br />

Kebir (eine Piratenfestung) und das Volkskundemuseum.<br />

Kastell<br />

Die malerische Ruine einer 1289 durch den spanischen Eroberer<br />

Roger de Loria erbauten Festung, die auf einer Landzunge<br />

etwa zehn Kilometer von El Kantara entfernt liegt. Im 15.<br />

Jahrhundert wurde die Festung erweitert. Heute ist der Ort nur<br />

mit geländegängigen Fahrzeugen bei Ebbe zu erreichen.<br />

Meninx<br />

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151


Meninx ist eine archäologische Stätte an der südöstlichen Küste<br />

in der Nähe des Römerdammes. Es handelt sich um eine antike<br />

Stadt, die von den Phöniziern gegründet wurde. Die Ausdehnung<br />

beträgt etwa zwei Kilometer mal 0,8 Kilometer –<br />

evtl. liegt auch ein Teil unter dem Meeresspiegel. Genauere<br />

Daten hierzu fehlen, da gründliche Ausgrabungen noch nicht<br />

stattgefunden haben. In römischer Zeit war es die Hauptstadt<br />

der Insel und besaß Thermen, ein Amphitheater, Theater, Basilika<br />

und eventuell auch ein Forum.<br />

Midoun<br />

Zentrale Stadt auf Djerba. Jeden Freitag findet ein Markt statt,<br />

und es gibt viele alte Basar laden sowie moderne Warenhäuser,<br />

in denen das Handeln entfällt.<br />

Guellala wird seit J 972 am besten überdies elf km lange<br />

Straße von Hara Seghira aus erreicht. Der Weiler liegt zwischen<br />

Ton­ Mergelhügeln verstreut; zwischen Palmen und<br />

Brunnen rauchen seine Brennöfen ununterbrochen inmitten<br />

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derhochlauf gestapelten Töpfe. Das sind die üblichen Gargoulettes,<br />

sehr rauh, doch die jetzt links und rechts auf­ gereihtes<br />

Geschäft haben auch andere, wunderschöneFormen neben<br />

billigen undeinfallsreichen „Terrakotta-Tricks'<br />

Zarzis ist eine Küstenstadt mit einem Zollfreihafen in Südost-<br />

Tunesien, am Mittelmeer. Die Einwohnerzahl liegt bei etwa<br />

70.895 Einwohnern (Stand 2004), davon lebten 24.900 in der<br />

Medina, der Altstadt. Zweitgrößtes Quartier war zu dieser Zeit<br />

Mouansa mit 16.672 Einwohnern, gefolgt von den vier übrigen<br />

Stadtquartieren.<br />

Neben Oliven- und Dattelpalmenkulturen ist die Ausfuhr von<br />

Fisch und Salz von Bedeutung, seit 1973 auch der Tourismus.<br />

Geschichte<br />

Die Geschichte des Ortes Gergis reicht mindestens bis in phönizische<br />

Zeit zurück. Die Stadt wurde von Karthago beherrscht,<br />

ab 146 v. Chr. von Rom. Die auf einer Fastinsel ge-<br />

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153


legene Stadt lebte von der Fischerei und vom Olivenanbau,<br />

der eine wichtige Rolle für die Versorgung Roms mit Speiseöl<br />

und Leuchtmitteln spielte. Seine Nähe zum Handelszentrum<br />

Djerba und der Hafen zum Mittelmeer gaben der Stadt eine<br />

Vermittlerrolle zwischen den mediterranen Handelsplätzen<br />

und denen in der Sahara. Zudem betätigte sich die Stadt als<br />

Salzexporteur aus der Sebkha El Melah.Mit der arabischen<br />

Eroberung im Jahr 647 begann die Islamisierung, nachdem die<br />

Region um 300 christianisiert worden war. Dennoch bestanden<br />

nicht nur Handelskontakte mit dem muslimischen Hinterland,<br />

sondern auch zu den Städten Europas. Eine eigene französisch-genuesische<br />

Salzhandelsgesellschaft bestand von 1714<br />

bis 1724.Während des Sechs-Tage-Krieges kam es in Tunesien<br />

zu Angriffen auf Synagogen, in Tunis wurde eine von<br />

ihnen in Brand gesetzt. Später wurden auch andere Synagogen<br />

attackiert, 1983 auch die in Zarzis. Touristen kamen ab 1973<br />

aus dem Ausland in die Region Zarzis-Djerba, nachdem ein<br />

Dekret eine Touristikzone in der Region eingerichtet hatte. Als<br />

der Zustrom der Besucher mit ihrem hohen Wasserverbrauch<br />

ab den 1990er Jahren für Wassermangel in der Region sorgte,<br />

kamen Überlegungen auf, unterirdische, bisher unberührte<br />

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154


Wässer zu nutzen, doch entschied man sich angesichts der<br />

Kosten und der unabsehbaren ökologischen Folgen für eine<br />

Meerwasserentsalzung. Nach Sfax und Mahdia ist Zarzis der<br />

größte Fischexporthafen im Süden. Die Tourismuszone beginnt<br />

ungefähr drei Kilometer nördlich von Zarzis.<br />

MEDENINE ist eine Stadt im Südosten Tunesiens mit etwa<br />

65.000 Einwohnern. Sie ist die Hauptstadt des gleichnamigen<br />

Gouvernements. Medenine liegt in einer Höhe von ca. 80 m ü.<br />

d. M. in der Djeffara-Ebene zwischen dem Dahar-Bergland<br />

und der Mittelmeerküste mit der vorgelagerten Insel Djerba.<br />

Die Entfernung zur nördlich gelegenen Hauptstadt Tunis beträgt<br />

etwa 485 km (Fahrtstrecke).<br />

Die ehemalige Berbersiedlung lebte jahrhundertelang von der<br />

Landwirtschaft und vom Karawanenhandel. Heute liegt<br />

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Medenine an der Hauptstrecke nach Libyen und bildet ein<br />

vielbesuchtes Ziel für Tagesausflügler von der Insel Djerba.<br />

In vorkolonialer Zeit war Medenine ein wichtiger Marktort am<br />

Kreuzungspunkt mehrerer Karawanenwege und Zentrum des<br />

mächtigen Berberstammes der Ouerghamma. Während der<br />

französischen Kolonialzeit wurde Medenine zu einer Garnisonsstadt<br />

und zu einem regionalen Verwaltungszentrum ausgebaut.<br />

Im März 1943 fand hier eine Schlacht zwischen der<br />

Armee Erwin Rommels und den Truppen des Feldmarschalls<br />

Bernard Montgomery statt.<br />

Früher gab es in Medenine eine große Altstadt mit einem<br />

Komplex aus 35 Ksour mit 8000 teils sechsstöckig angeordneten<br />

tonnengewölbten Vorratsräumen (Ghorfas). Diese wurden<br />

jedoch nach der Unabhängigkeit Tunesiens im Jahr 1957 im<br />

Zuge der Modernisierung größtenteils abgerissen, wodurch<br />

sich die Stadt selbst einer möglichen touristischen Attraktion<br />

beraubte. Nur drei Ksour sind übriggeblieben und beherbergen<br />

heute einen Souvenirmarkt.<br />

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Außerhalb Etwa 7 km nordwestlich liegt der Ort Metameur,<br />

bei dem sich ebenfalls Überreste eines Ksar befinden.<br />

TATAOUINE ist das südlichste und größte der 24 Gouvernements<br />

im Süden Tunesiens. Die Fläche beträgt 38.889 km²<br />

(23,8 % der Gesamtfläche Tunesiens), es wohnen jedoch nur<br />

ca. 150.000 Menschen in dem zwischen 250 und 800 m hoch<br />

gelegenen Gebiet. Die Hauptstadt der Region ist die gleichnamige<br />

Stadt Tataouine. Das Gouvernement in seiner heutigen<br />

Ausdehnung wurde durch Abtrennung eines Teils des Gouvernements<br />

Medenine am 2. März 1981 eingerichtet. Teile des<br />

Sahara-Bereichs sind Sperrgebiet, der Aufenthalt ist nur mit<br />

behördlicher Genehmigung gestattet.<br />

Geographie und Klima<br />

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Das Gouvernement Tataouine wird im Norden von den Gouvernement<br />

Kebili und Medenine begrenzt, im Osten schließt<br />

sich Libyen, im Westen Algerien an. Ein großer Teil im Süden<br />

des Gouvernements liegt in der Sahara und wird von den<br />

Sanddünen des Ergs geprägt.<br />

Die Tagestemperaturen im Winter liegen bei 15 bis 25 °C; im<br />

Sommer sind Temperaturen um 35 °C die Regel. Nachts kann<br />

es bei klarem Himmel bis auf nahe 0 °C abkühlen. Die durchschnittliche<br />

jährliche Regenmenge liegt bei unter 150 Millimeter.<br />

Wirtschaft<br />

In früherer Zeit spielten die Dattelernte in den wenigen Oasen<br />

und der damit verbundene Karawanenhandel die Hauptrolle<br />

im Wirtschaftsleben der Region. Heute dominiert die durch<br />

Bewässerung ermöglichte Landwirtschaft im Norden. Zunehmend<br />

spielt auch der Sahara-Tourismus eine Rolle; daneben<br />

wird im südlichen Bereich Erdöl gefördert.<br />

Geschichte<br />

Das Gebiet um Tataouine war über Jahrhunderte vom Karawanenhandel<br />

geprägt. Die Römer sicherten die Südgrenze ih-<br />

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es Imperiums durch einen Limes (Limes Tripolitanus), der<br />

aus zahlreichen Kastellen bestand (u. a. das Kastell Tillibaribei<br />

Remada). Seit der zweiten Hälfte des 7. Jahrhunderts<br />

übernahm allmählich der Islam die geistige Kontrolle über die<br />

Region.<br />

Kultur<br />

Abgesehen von einigen wenigen Überresten aus römischer<br />

Zeit zeugen vor allem die Wehr- und Speicherburgen (ksour)<br />

der Berber, darunter der Ksar Ouled Soltane oder die teilweise<br />

verlassenen Bergdörfer Chenini und Douiret von der Geschichte<br />

der Region. Die aus Stein gemauerten Minarette und<br />

Moscheen entstanden erst im 20. Jahrhundert; vorher gab es –<br />

wahrscheinlich aufgrund der halbnomadischen Lebensweise –<br />

nur einfache Gebetsräume aus Bruchsteinen und Lehm.<br />

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GAFSFA UND DAS DJERID<br />

In einem Land; wo das Leben hart und sehr heißt ist und dir<br />

Einwohner nicht so viel Wert auf ihr äußer legen, ist es vielleicht<br />

erstaunlich; söhne bauten zu finden. Doch die einfachen<br />

Städte des djerid haben Baustile entwickel, die oft attraktiver<br />

sind als unsere – oder die englichten Backsteinbauen. In tozeur<br />

und nefta haben Die Einwohner in dir gewöhnlich Sandziegel<br />

kühne geometrische Muster gearbeitet, so dass noch die<br />

Fassaden der ärmsten Hauser interessant wirken.<br />

GAFSA Kreisstadt desgleichnamigen Gouvernorats, ist die<br />

natürliche Hauptstadt der Region. Die Gattung des Homo Sapiens,<br />

die als Capsischer Menschbekannt ist, erhielt ihren Namen<br />

nach dem römischen CAPSA. Anfänglich eine Numidier<br />

Siedlung, wurde Gafsa 106 v. Chr. von Marius während<br />

seines erfolgreichen Feldzuges gegen Djugurtha niedergebrannt,<br />

danach unter· Trajan zu einer blühenden Colonia<br />

entwickelt (wie die römischen Bäder und ein 1969 entdecktes<br />

Mosaik beweisen). Die Byzantiner nannten die Stadt<br />

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in JUSTNIANA um und christianisierten so erfolgreich, das<br />

Lateinisch - obwohl die Moslems 668 die 80 000 Mann<br />

starke Bevölkerung gefangen nahmen - noch 500 Jahre lang<br />

die hiesige Ortssprache blieb. Die Hafsiden bauten 1434 die<br />

Kasba, die Draguts Belagerung 1551 standhielt , aber dann<br />

1556 fiel.1943 wechselte die Stadt dreimal den Besitzer ,<br />

doch die Kämpfe zerstörten weniger als die Explosion eines<br />

französischen Munitionslagers, die einen Großteil der Kasba<br />

vernichtete.<br />

Nefta sieht bei der Anfahrt durch wellige Wüste auch wieder<br />

wie ein breites, grünes Band aus, das sich am Schott entlang<br />

legt. Aber dies ist eine künstliche Oase: Mitte der 60er Jahre<br />

hat man Brunnen bis in 657 m Tiefe gebohrt, um die 220 000<br />

Palmen zu bewässern. Bei der Einfahrt liegt links das 'Nomade<br />

Village' (1973) und rechts auf dem Hügel ein Moslem- und ein<br />

vernachlässigter christlicher Friedhof. Die Stra13e daneben<br />

steigt zu dem herrlichen Sahara­ Palace-Hotel hinauf und<br />

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endet oben auf der Corbeille. Neben dem Mirage- Hotel<br />

steht die Zauia el -Kadiria , daneben das Corbeille-Café,<br />

und von hier aus sehen Sie die ursprüngliche Oase des römischen<br />

NEPTE mit ihren 152 Quellen. Terrassen föhnige<br />

Abhänge, überragt von den Kuppeln der Marabouts, fallen in<br />

herrlichem Schwung zu den dichtgrünen Palmenhainen hin ab.<br />

Diese ist vielleicht die hübscheste der tunesischen Oasen-<br />

Landschaften - und bestimmt die lange Fahrt durch die Wüste<br />

wert.<br />

TOZEUR das römische Tusuros, ist eine Stadt im südlichen<br />

Tunesien mit ca. 35.000 Einwohnern. Die Hauptstadt des<br />

gleichnamigen Gouvernements bildet das Zentrum der Region<br />

‚Land der Dattelpalmen<br />

Lage<br />

Tozeur liegt in einer Höhe von etwa 40 m ü. d. M. am Nordwestrand<br />

des Salzsees Chott el Djerid zwischen Gafsa (82 km<br />

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im Nordosten), Kebili (80 km im Osten) und Nefta (25 km im<br />

Westen). Der 80 km² große Wüstennationalpark von Dghoumès<br />

liegen 15 km nordöstlich, über 50 km nordwestlich finden<br />

sich an den südöstlichen Ausläufern des Atlas-Gebirges die<br />

Bergoasen Chebika und Tamerza. Westlich der Stadt befindet<br />

sich der Flughafen Tozeur-Nefta. Tozeur besitzt einen Bahnhof<br />

und ist Endstation der von Gafsa kommenden Bahnlinie.<br />

Beschreibung<br />

Eine Besonderheit von Tozeur ist die Lehmziegelarchitektur,<br />

die für diese Gegend Tunesiens charakteristisch ist. Beispiele<br />

hierfür findet man sowohl bei modernen Gebäuden als auch in<br />

der Altstadt mit ihren verwinkelten Gassen und überdachten<br />

Tunnelwegen.<br />

Tozeur besteht aus der eigentlichen Stadt und einer im Süden<br />

und Osten anschließenden etwa 10 km² großen Oase. Trotz der<br />

extremen klimatischen Bedingungen (Höchsttemperaturen bis<br />

zu 50 °C, Jahresniederschlag zwischen 80 und 120 mm) ist die<br />

durch fossile Wasservorräte gespeiste Oase sehr fruchtbar. Ein<br />

verheerender Brand in den neunziger Jahren vernichtete einen<br />

Großteil der Oasenvegetation, insbesondere viele der Dattel-<br />

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palmen, sodass sich die einstmals äußerst populäre Oase heute<br />

in einem veränderten Landschaftsbild präsentiert.<br />

Bevölkerung<br />

Die meisten Einwohner von Tozeur sind in der zweiten Hälfte<br />

des 20. Jahrhunderts aus den umliegenden Regionen zugewanderte<br />

Berber; Umgangssprache ist jedoch meist Arabisch.<br />

Wirtschaft<br />

Die hier angebauten Datteln bilden seit jeher die Lebensgrundlage<br />

der örtlichen Bevölkerung. Nach der Ernte wurden sie<br />

gepresst und mit Kamelkarawanen in die Küstenregionen<br />

transportiert. Heute spielt der Tourismus eine nicht unbedeutende<br />

Rolle als Wirtschaftsfaktor.<br />

Geschichte<br />

Bereits in der Antike war der Ort bekannt – Claudius Ptolemäus<br />

erwähnt ihn unter dem Namen Tisuros, der einige Jahrhunderte<br />

später in der abgewandelten Form Tusuros auch in<br />

den Peutingerschen Tafeln erscheint. In römischer Zeit bildete<br />

die Stadt einen Teil des Limes Sahariensis und fungierte als<br />

wichtiger Handelsplatz für Datteln und Sklaven. Bis zur mus-<br />

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limischen Invasion des Maghreb war ein Großteil der Bevölkerung<br />

Tozeurs christlich.<br />

Sehenswürdigkeiten<br />

Hauptattraktion der Stadt sind die Gassen der Medina. Einige<br />

Tore zeigen geometrisches Ziegelsteindekor.<br />

Ein kurzer Spaziergang im Dattelpalmenhain gewährt einen<br />

Einblick in die Oasenwirtschaft; für einen längeren Aufenthalt<br />

ist es meistens zu heiß.<br />

Das Dar Cherait Museum zeigt Berberschmuck und -trachten.<br />

Außerhalb der Stadt wurde dem Dichter Abu al-Qasim asch-<br />

Schabbi ein monumentales Denkmal im Stil der Mount<br />

Rushmore-Figuren gewidmet.<br />

Tozeur als Drehort<br />

Tozeur und Umgebung waren Drehorte für die Oscar prämierten<br />

Science Fiction-Filme Krieg der Sterne von George Lucas.<br />

Ein Großteil des 1996 erschienenen, mit neun Oscars ausgezeichneten<br />

Spielfilms Der englische Patient wurde in Tozeur<br />

und dem näheren Umland gedreht. Das ZDF ließ 1972 die erste<br />

Staffel der auf Karl May-Romanen beruhenden Fernsehserie<br />

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Kara Ben Nemsi Effendi unter anderem in Tozeur und dem<br />

benachbarten Nefta drehen.<br />

KEBELI<br />

Ist eines der 24 Gouvernements in Tunesien. Die südliche<br />

Hälfte des mit einer Fläche von 22.454 km² zweitgrößten<br />

Gouvernements des Landes wird überwiegend von den Sahara<br />

Sandmeerendes Ergs geprägt, hier befindet sich auch der Jebil-<br />

Nationalpark. Im Norden liegt der Salzsee Chott el Djerid, der<br />

östlich in den Chott el Fedjadj übergeht. Die Hauptstadt des<br />

Gouvernements ist das gleichnamige Kebili, eine weitere<br />

wichtige Stadt ist Douz.<br />

Am 21. September 2011 griff die tunesische Luftwaffe im abgelegenen<br />

Süden der Region nahe der algerischen Grenze einen<br />

bewaffneten Konvoi an und zerstörte mehrere Fahrzeuge.<br />

Die Herkunft des Konvois ist unbekannt, es könnte sich jedoch<br />

um Schmuggelbanden oder al-Qaida-Mitglieder gehan-<br />

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delt haben, die die Region als Transportroute und Rückzugsort<br />

nutzen.<br />

Douz ist eine Oasenstadt im Süden Tunesiens mit etwa 30.000<br />

Einwohnern. Sie liegt 30 Kilometer südlich von Kebili im<br />

Nefzaoua-Oasengebiet südlich des Salzsees Chott el Djerid.<br />

Aufgrund ihrer Lage am Rand des Grand Erg Oriental ist die<br />

Stadt als, Tor zur Sahara bekannt. Douz mit Umgebung ist das<br />

Zentrum des zum Teil immer noch halbnomadischen Mrazig-<br />

Stammes, die von den Beni Hilal abstammen sollen. Da die<br />

Regierung Programme zur Sesshaftmachung eingeleitet hat,<br />

reduziert sich die Zahl der Nomaden von Jahr zu Jahr.<br />

In früherer Zeit war Douz ein wichtiger Haltepunkt der Transsahara-Karawanenrouten.<br />

Der Wegfall des Karawanenhandels<br />

konnte durch den Ausbau des Tourismus kompensiert werden.<br />

Für Touristen gibt es heute geführte Kamel-Touren. Pro Jahr<br />

werden in der Region von Douz 320.000 Übernachtungen gezählt.<br />

Der Wüstentourismus ist jedoch wegen des erhöhten<br />

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Wasserverbrauchs und der Austrocknung der Oasen ökologisch<br />

bedenklich. Im modernen Ortszentrum von Douz findet<br />

donnerstags der größte Wochenmarkt Südtunesiens statt, zu<br />

dem sesshafte und nomadische Käufer und Verkäufer aus der<br />

Umgebung, teilweise auch aus Algerien zusammenkommen.<br />

Früher zogen sogar Tuareg aus Südalgerien mit ihren Karawanen<br />

zum Markt nach Douz.<br />

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