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Tunesien Reiseführer<br />
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Stichwortverzeichnis<br />
LAND<br />
Tunesien …………………………….. 6<br />
Klima …………………………….. 11<br />
Landwirtschaft ……………………… 17<br />
LEUTE<br />
Revolution in Tunesien ……………… 13<br />
Persönlichkeit Länder ………………. 16<br />
Kultur …………………………………. 20<br />
Musik …………………………………. 21<br />
Gastronomie ………………………….. 24<br />
Kunsthandwerk……………………… . 25<br />
Ursprung…………………………….... 35<br />
Sprache ………………………………. 41<br />
Religion……………………………….. 40<br />
Glaube………………………………… 43<br />
ÜBERSICHT<br />
Telekommunikation …………………. 19<br />
Literaturen……………………………. 20<br />
Medien…………………………………. 21<br />
Kunsthandwerk……………………….. 24<br />
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GESCHICHTE<br />
Punier………………... 50 Spanier …….….….. 63<br />
Römer ………………. 51 Türke ………..……. 66<br />
Araber ………………. 57 Französische ….….. 68<br />
Tuniser……………….. 73<br />
Ausgrabungsstätte<br />
Bulla Regia …………… 86 Dougga….…....….. 90<br />
Thysdrus El Jem.….…. 104 Sbeitla………........ 99<br />
Tunis Und Norden<br />
STADE UND ROUTERN<br />
Tunis ……………………… 79 Das Bardo……………... 82<br />
Tunis Medina …………….. 80 Sidi Bou Saeid………… 80<br />
Bizerta …………………….. 83 Marsa………………….. 81<br />
Westen<br />
Tabarka………………….. 84 Bizerta………………….. 83<br />
Kef ……………….………. 88 Ain Drahem ………..…… 85<br />
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Ostküste<br />
HAMMAMET UND NABEUL<br />
Hammamet …………… 86 Nabeul ………….. 87<br />
Zagoun………………… 91 Sousse……………. 93<br />
Zentrum<br />
MONASTIR,MAHDIA,SFAX<br />
Monstir…………… 102 Kairoun……………… 89<br />
Sfax………………… 105 Mahdia……………… 103<br />
Süden<br />
Gabes…………….. 109<br />
DJERBA UND SÜDEN<br />
Djerba ……………. 114 Medenine………….….. 121<br />
Zarzis ……………... 119 Tataouine…………….. 122<br />
GAFSFA UND DAS DJERID<br />
Gafsa………………. 125<br />
Tozeur……………. 127 Nefta…………….……. 126<br />
Kebeli……………. 129 Douz…………….……. 130<br />
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Tunesien<br />
Tunesien ist das nördlichste Land in Afrika und nur etwa 140<br />
Kilometer von Sizilien entfernt; die einstige französische Kolonie<br />
ist heute ein beliebtes Urlaubsziel. Vor allem deutsche Touristen<br />
zieht es immer wieder gerne in dieses Land. Dies liegt<br />
hauptsächlich daran, dass Tunesien sehr vielfältig ist.<br />
Auf der einen Seite findet man an der 1.300 Kilometer langen<br />
Küste traumhafte Sandstrände, andererseits bietet das<br />
Atlasgebirge ideale<br />
Schöne Strände findet man vor allem im Osten und Norden des<br />
Landes, doch auch die zu Tunesien gehörende Insel Djerba hält<br />
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einige schöne Strände parat. Diese Insel sollte man bei einem<br />
Urlaub in Tunesien unbedingt besuchen; verbunden ist diese mit<br />
dem Festland durch den sogenannten Römerdamm.<br />
Highlights auf Djerba sind die zahlreichen Synagogen sowie die<br />
größte Krokodilfarm in Nordafrika. Mit einer Fläche von 514<br />
Quadratkilometern ist Djerba die größte Insel Afrikas.<br />
Die Hauptstadt des Landes Tunesien ist Tunis; auch diese sollte<br />
man bei einem Urlaub im Land nicht verpassen. Der Name des<br />
Landes Tunesien leitet sich übrigens von dieser Stadt ab.<br />
Naturliebhaber sollten sich in den Norden des Landes begeben;<br />
diese Gegend wird nicht umsonst auch als “grünes Tunesien”<br />
bezeichnet. Hier bestimmen Berge und fruchtbare Ebenen das<br />
Bild der Landschaft.<br />
Hier findet man auch die artenreichste Pflanzenwelt in ganz<br />
Tunesien, vorrangig Eichen und Kiefern. Die Tierwelt Tunesiens<br />
ist dagegen wenig artenreich; in den Wüstengebieten kann man<br />
Schlangen, Skorpione und Heuschrecken entdecken.<br />
Plant man einen Urlaub im Norden Tunesiens, eignen sich die<br />
Monate von Mai bis Oktober am besten, alle anderen Gebiete des<br />
Landes sollte man eher in den Monaten von Oktober bis April<br />
bereisen. Das Klima ist an der Küste am wärmsten; dieses wird<br />
durch den heißen Schirokko wind beeinflusst. Je weiter man sich<br />
in das Zentrum des Landes begibt, desto kühler werden auch die<br />
Temperaturen.<br />
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Deutsche Staatsbürger benötigen für eine Aufenthaltsdauer von<br />
maximal vier Monaten in Tunesien kein Visum, allerdings sollte<br />
man einen gültigen Reisepass vorlegen können.<br />
Hauptstadt Tunis<br />
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E<br />
T<br />
U<br />
E<br />
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L
Klima<br />
Die verschiedenartige Topographie beeinflusst natürlich sowohl<br />
Temperatur als auch Niederschläge. Im großen Ganzen herrscht<br />
im Norden Mittelmeerklima, und im Süden brütet die<br />
Saharahitze. in den Seebädern aber, im Norden wie im Süden,<br />
macht eine beständige Brise die Sommersonne auch für die<br />
zarteste Haut erträglich und ermöglicht im Winter jede Sportart<br />
im Freien . Viele Hotels haben jetzt geheizte Swimmingpools,<br />
damit man auch das ganze Jahr über schwimmen kann. Im<br />
Sommerkann die Brise allerdings trügerisch sein. Man darf nicht<br />
vergessen, dass die Afrika Sonne auch dann brennt, wenn die<br />
Luft kühl ist. Basars und Geschäfte verkaufen Sonnenölwie<br />
etwa Ambre Solare.<br />
Die Sommertemperaturen können an einigen Stellen bis über 40<br />
Grad steigen, und Freunde von Statistiken hatten vielleicht<br />
gern folgende offizielle Versicherung: dass die<br />
Durchschnittstemperaturen im August in den letzten 50 Jahren<br />
in Sousse bei 30°lagen, 29° in Tabarka, 30° in Hammamet, 30°<br />
auf Djerba und nur 32° in Tozeur, der typischsten<br />
Wüstenstadt Tunesiens. In letzter Zeit jedoch war das<br />
tunesische Klima fast so unvorhersehbar wie das europäische:<br />
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1969 ereignete sich im September eine<br />
Hochwasserkatastrophe,1970 Gabes im gleichen Monat eine<br />
Hitzewelle; der Februar 1973 war der schlechteste seit<br />
Menschengedenken, der Februar 1976 war sonnig und<br />
besonders mild, während er 1978 und 1979 Das Ende einer<br />
langen, heißen Dürreperiode bildete. Die Temperaturen im<br />
Landesinneren, sogar in Kairouan, können im Hochsommer auch<br />
den Fanatischsten Touristen abschrecken. Zu dieser Zeit ist an<br />
den Sud Tunesien natürlich gar nicht Zu denken, obwohl Busse<br />
und Hotels mit Klimaanlagenkurze Aufenthalte indem nördlichen<br />
Oasen noch immer angenehm machen. im Mai und Juni gefällt<br />
mir das Land am besten. Wenn auch die Blumen das ganze Jahr<br />
über blühen, ist die Fülle und Fernspracht in diesen beiden<br />
Monaten unbeschreiblich. In Einemkleinen Garten in<br />
Hammamet zählte ich an einem Juni Tag über 100<br />
verschiedenartige Blüten. Für Sonnenanbeter sind Juli und<br />
August die besten Monate, obwohl es immer wieder<br />
überraschenderweise halbe Regentage gibt. im Herbst sind<br />
Luft und See so klar und warm wie im Frühling, nur das<br />
Grün der Pflanzen ist durch die starke Sommersonne<br />
verblast.<br />
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Revolution in Tunesien<br />
2010/2011<br />
Die Revolution in Tunesien 2010/2011, außerhalb Tunesiens<br />
auch Jasmin Revolution, bezeichnet die umwälzenden<br />
politischen Ereignisse, die sich seit dem 17. Dezember 2010 in<br />
Tunesien zutragen. Sie begannen mit landesweiten<br />
Massenunruhen in der Bevölkerung, die sich seit Ende<br />
Dezember 2010 über die Zentren des Landes ausbreiteten und<br />
sich in Wellen von Protestaktionen gegen das Regime und die<br />
Lebensbedingungen in Tunesien, aber auch in<br />
Gewaltausbrüchen und Plünderungen ausdrückten. Auslöser<br />
der Unruhen war die sich rasch verbreitende Nachricht über<br />
die Selbstverbrennung des Gemüsehändlers Mohamed<br />
Bouazizi am 17. Dezember 2010 in Sidi Bouzid, einer 250<br />
Kilometer südlich der Hauptstadt Tunis im Landesinneren<br />
gelegenen Stadt. Die Unruhen, die sich schnell über einen<br />
Volksaufstand zu einer Revolution ausweiteten, hatten sich –<br />
begünstigt durch moderne Kommunikationstechnik und<br />
Medien – spontan an verschiedenen Orten aus inzelereignissen<br />
heraus gebildet und waren nicht einheitlich organisiert. Die<br />
Ereignisse wurden weltweit intensiv beobachtet und<br />
kommentiert, besonders in den Neuen Medien, wo sie etwa<br />
mit dem Ablauf einer sogenannten Farbrevolution verglichen<br />
wurden. Das Nachrichtenportal Spiegel Online sieht in den<br />
Protesten ein „Vorbild für Millionen von Arabern, die seit<br />
Jahrzehnten unter ihren korrupten Herrschern leiden“. Wie bei<br />
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einem Domino-Effekt brachen am 5. Januar 2011 Unruhen in<br />
Algerien, am 25. Januar 2011 Unruhen in Ägypten und<br />
weitere Proteste in der arabischen Welt aus, die von den<br />
Protesten in Tunesien inspiriert waren und größtenteils<br />
vergleichbare Motive hatten. Angesichts der sich nach<br />
wochenlangen Unruhen zuspitzenden Lage verließ das<br />
tunesische Staatsoberhaupt Zine el-Abidine Ben Ali nach 23<br />
Regierungsjahren am 14. Januar 2011 fluchtartig das Land,<br />
über das der Ausnahmezustand verhängt wurde. Zum<br />
Übergangspräsidenten wurde am folgenden Tag Fouad<br />
Mebazaa bestimmt. Auch wurden Neuwahlen angekündigt.<br />
Die Wahl für das Amt des Präsidenten soll innerhalb einer<br />
Frist von 60 Tagen stattfinden, die Wahl eines neuen<br />
Parlaments in sechs Monaten. Ministerpräsident Mohamed<br />
Ghannouchi bildete am 17. Januar 2011 eine<br />
Übergangsregierung, der als, Regierung der Nationalen<br />
Einheit“ auch Mitglieder früherer Oppositionsparteien<br />
angehören. Nach Angaben von Innenminister Ahmed Friaa<br />
hatten die Unruhen bis zu diesem Zeitpunkt 78 Zivilisten das<br />
Leben gekostet, weitere 94 waren verletzt worden; beschädigt<br />
wurden 85 Polizeiwachen, 13 Rathäuser, 43 Banken, elf<br />
Fabriken und 66 Geschäfte und Einkaufszentren. Die Gewalt<br />
habe die Wirtschaft des Landes drei Milliarden Dinar (1,57<br />
Milliarden Euro) gekostet. Die Proteste nach der Bildung der<br />
Übergangsregierung richteten sich vor allem gegen die frühere<br />
Regierungspartei RCD und gegen Mitglieder der<br />
Übergangsregierung, die der RCD angehören oder angehört<br />
hatten. Daraufhin kam es bei der RCD zu einer Welle von<br />
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Parteiaustritten und zur Auflösung ihres Zentralkomitees. Bei<br />
einer Regierungsumbildung am 27. Januar 2011 schieden<br />
etliche frühere RCD-Mitglieder aus der Übergangsregierung<br />
aus. Als Motiv der Unruhen wird die Unzufriedenheit über die<br />
wirtschaftliche Lage großer Teile der Bevölkerung,<br />
insbesondere über die stark angestiegenen Lebensmittelpreise<br />
und Energiekosten, über die schlechten Zukunftsperspektiven<br />
der Jugend und über das autokratische, korrupte und<br />
jahrzehntelang an der Macht befindliche Regime angesehen.<br />
Auf den wachsenden Unmut, der besonders von Jugendlichen<br />
und jungen Erwachsenen vorgetragen wurde, hatten das alte<br />
Regime und seine Behörden mit Polizeigewalt, Repressalien<br />
und Schikanen reagiert. Eine wesentliche Ursache der Proteste<br />
wird in dem Umstand gesehen, dass die Altersstruktur in der<br />
Region von den Unter-30-Jährigen geprägt ist, die zwar gut<br />
ausgebildet sind, aber schlechte Aussichten auf adäquate<br />
Arbeitsplätze haben (Jugendüberschuss). Die Arbeitslosigkeit<br />
unter Akademikern betrug offiziell etwa 22 Prozent, wurde<br />
aber auf über 35 Prozent geschätzt. Tunesischen<br />
Der Friedensnobelpreis 2015<br />
Der Friedensnobelpreis 2015 wurde "für seinen<br />
entscheidenden Beitrag zum Aufbau einer pluralistischen<br />
Demokratie in Tunesien im Zuge der Jasmin-Revolution von<br />
2011" für den nationalen Dialog Quartett ausgezeichnet.<br />
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Persönlichkeit Länder<br />
Persönlichkeiten auf Briefmarken Die Seite auf der<br />
tunesischen Persönlichkeiten auf Briefmarken soll die<br />
tunesische Zahlen auf Briefmarken von der tunesischen<br />
Beitrag von 1954 bis heute ausgestellt dargestellt zu<br />
präsentieren.<br />
Die erste Persönlichkeit vertreten ist Lamine Bey Bey von<br />
Tunis von 1943 bis zur Abschaffung der Monarchie im Jahre<br />
1957 Habib Bourguiba, Präsident von Tunesien 1957-1987, ist<br />
mit Abstand der auf der größten Zahl gezeigt Stempel,<br />
ausgestellt 37 Werke für fast alle während seiner<br />
Präsidentschaft, oft anlässlich der Geburtstage oder wichtige<br />
politische Ereignisse. Sein Nachfolger Zine el-Abidine Ben<br />
Ali erhielt nur sieben Aufführungen. Andere Persönlichkeiten<br />
wurden auch mehrmals als Abou el Kacem Chebbi, Farhat<br />
Hached, Hannibal Barca, Ibn Khaldun und Tahar Haddad<br />
vertreten. Eine Diversifizierung der Auswahl interveniert seit<br />
dem Start der Serie von 1998.<br />
Zeitlich kann Persönlichkeiten in vier Kategorien eingeteilt<br />
werden: die Zahlen der antiken karthagischen Dido und<br />
Hannibal Barca, die Persönlichkeiten des Mittelalters mit Ibn<br />
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Khaldoun Ibrahim ibn al-Aghlab und eine Reihe von<br />
Theologen und Juristen, Held der tunesischen nationalen<br />
Bewegung und zeitgenössischen Figuren, besonders aktiv im<br />
kulturellen Bereich.<br />
Landwirtschaft<br />
Die Landwirtschaft beschäftigt 18 % der Arbeitskräfte und<br />
erwirtschaftete 2007 einen Anteil von 11,5 % am BIP. Im<br />
nördlichen Landesteil werden vor allem Getreide (Weizen,<br />
Gerste), Zitrusfrüchte, Datteln und Gemüse angebaut sowie<br />
Rinder gehalten. Charakteristisch sind die ausgedehnten<br />
Olivenkulturen; Tunesien ist einer der bedeutendsten<br />
Exporteure von Olivenöl. Bedeutend ist auch der Weinbau. Im<br />
Süden gibt es vereinzelt Oasenwirtschaft und extensive<br />
Viehzucht (Schafe, Ziegen). Die Landwirtschaft verbraucht ca.<br />
80 % des Süßwassers des Landes, die bewässerte Fläche ist<br />
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von 65.000 Hektar (1956) auf heute 345.000 Hektar<br />
angestiegen. Der Sektor ist jedoch relativ unproduktiv und<br />
stagniert praktisch seit 1992; die Weltbank empfiehlt eine<br />
weitere Deregulierung, was jedoch mit den<br />
Armutsbekämpfungszielen der Regierung nicht vereinbar ist.<br />
Des Weiteren ist die Landwirtschaft von Desertifikation und<br />
Bodenerosion betroffen, jedes Jahr gehen 20.000 Hektar<br />
landwirtschaftlicher Nutzfläche verloren. Nachdem die<br />
Weltmarktpreise für jene landwirtschaftlichen Produkte, auf<br />
deren Import Tunesien angewiesen ist, in den letzten Jahren<br />
stark gestiegen sind, hat die Regierung das<br />
Erreichen der Autarkie zum Ziel erklärt. Im Jahr 2006 wurden<br />
in Tunesien fast 110.000 Tonnen Fisch verarbeitet, das meiste<br />
davon in intensiv bewirtschafteten Küstengewässern. Die<br />
Regierung versucht, die Hochseefischerei zu entwickeln; die<br />
Kühl- und Hafeninfrastruktur dafür steht mittlerweile zur<br />
Verfügung.<br />
Tunesien hat mit 1300 Kilometern Küste, zumeist mit<br />
Sandstrand, und einem reichen kulturellen Erbe ein großes<br />
touristisches Potential. Der Fremdenverkehr hat sich seit Anfang<br />
der 1970er Jahre auch zu einem wichtigen Wirtschaftszweig<br />
entwickelt und erwirtschaftete 2009 5,8 % des BIP. Hatte<br />
Tunesien im Jahr 1971 221 Beherbergungsbetriebe mit 41.000<br />
Betten, so waren es im Jahr 2005 816 Betriebe mit fast 230.000<br />
Betten. Diese Zahlen zeigen deutlich, dass es dabei vor allem<br />
um Großhotelanlagen handelt. Viele dieser Clubhotels haben<br />
über 400 Zimmer. Im Jahr 2007 besuchten 6,7 Millionen<br />
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Auslandsgäste Tunesien; die Einnahmen beliefen sich auf 3,05<br />
Milliarden Dinar. Ziele sind Küstenorte wie Hammamet,<br />
Nabeul, Sousse und Port El-Kantaoui, Monastir und Mahdia<br />
sowie die Insel Djerba zur Erholung; von hier aus werden die<br />
Wüste Sahara im Süden erkundet oder archäologische<br />
Fundstellen wie Karthago, nahe der im Norden des Landes<br />
gelegenen Hauptstadt Tunis, besichtigt. Etwas mehr als die<br />
Hälfte der Touristen<br />
stammt aus Mitteleuropa, danach folgen die Nachbarländer<br />
Libyen und Algerien, die zusammen etwa 20 % der<br />
Übernachtungszahlen ausmachen. Demgegenüber stammen 82<br />
% der Tourismuseinnahmen aus der EU. 2001 besuchten etwa<br />
eine Million Touristen aus Deutschland Tunesien, diese Zahl hat<br />
sich seitdem um 50 % reduziert. Das Tourismusministerium<br />
Tunesiens versucht, in Europa gezielt Werbung zu schalten, um<br />
das Land vom billigen Image zu befreien. Der Erfolg ist bisher<br />
ausgeblieben, direkte Konkurrenten am Tourismusmarkt wie<br />
Ägypten, Marokko oder die Türkei haben höhere Zuwächse an<br />
Besuchern und Umsätzen zu verzeichnen.<br />
Infolge der instabilen politischen Situation kam es im<br />
Tourismussektor Tunesiens 2011 zu einem starken Einbruch,<br />
der Mitte des Jahres vom deutschen Auswärtigen Amt auf 60<br />
Prozent beziffert wurde. Zudem seien seit Jahresbeginn knapp<br />
3.000 Stellen in den 400.000 an Beschäftigten umfassenden<br />
Tourismussektoren gestrichen worden. Die Einnahmen durch<br />
Touristen beliefen sich 2011 auf 1.805 Millionen US-Dollar<br />
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Telekommunikation<br />
Logistik und Informationstechnologie sind die momentan am<br />
schnellsten wachsenden Wirtschaftsbereiche Tunesiens, das<br />
Wachstum betrug 2007 14 %. Dieser Sektor hat auch in der<br />
langfristigen wirtschaftlichen Strategie der Regierung einen<br />
hohen Stellenwert. In den Ausbau der<br />
Telekommunikationsinfrastruktur sollen in den nächsten<br />
Jahren fast 4 Milliarden Euro investiert werden und es wird<br />
erwartet, dass innerhalb der nächsten fünf Jahre der Anteil<br />
dieses Sektors am BIP auf 27,5 % steigt. Bereits jetzt hat<br />
Tunesien einen sehr hohen Rang im Network Readiness<br />
Index; es liegt vor einigen EU-Staaten und nimmt unter den<br />
arabischen Staaten den zweiten Platz ein.<br />
Für März 2008 wurde die Zahl der tunesischen Internetnutzer<br />
mit 1,77 Millionen angegeben, es gab 204.000 Internet<br />
Anschlusse, davon 106.000 ADSL-nschlüsse. Tunesien<br />
verfügt mittlerweile über eine starke und miteinander gut<br />
vernetzte Bloggerszene, welche die Jasmin Revolution<br />
maßgeblich mit organisiert hat.<br />
Kultur<br />
Da Tunesien über die Jahrhunderte mehrere<br />
Einwanderungswellen aus Arabien, Spanien, Frankreich, der<br />
Türkei und den westafrikanischen Berber-Reichen erlebte,<br />
unterscheiden sich die Tunesier in ihrem Aussehen und im<br />
Kulturleben von anderen arabischen Nationen. Dies zeigt sich<br />
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im Stadtbild von Tunis (zum Beispiel auf dem Place de<br />
Barcelone oder im maurisch-andalusischen Viertel Sidi Bou<br />
Saïd), in der Töpferei- und Keramikkunst (zum Beispiel in<br />
Nabeul), an zahlreichen Bauten verschiedener Epochen (zum<br />
Beispiel dem Fort am Golf von Hammamet) und in der<br />
tunesischen Küche (zum Beispiel Baguette, Käse, Croissant,<br />
Makkarona“ sowie einigen Berbergerichten wie zum Beispiel<br />
Brik).<br />
Literatur<br />
In Tunesien spielt sich das Literaturleben in zwei Sprachen ab:<br />
in Arabisch und Französisch. Die arabische Literatur existiert<br />
seit dem 7. Jahrhundert, als die arabische Zivilisation sich auf<br />
das Gebiet Tunesiens ausbreitete; französischsprachige<br />
Literatur gibt es erst seit 1881. Heute hat die<br />
arabischsprachige Literatur ein höheres Gewicht als die<br />
französischsprachige: Von den 1249 literarischen<br />
Neuerscheinungen des Jahres 2002 waren 885 in Arabisch;<br />
mehr als ein Drittel der Neuerscheinungen waren<br />
Kinderbücher. Alles in allem ist das literarische Schaffen in<br />
Tunesien also, trotz seiner langen Geschichte, heute sehr<br />
überschaubar. Wichtige tunesische Autoren sind Abu al-<br />
Qasim asch-Schabbi, Moncef Ghachem und Mahmoud<br />
Messadi, weitere finden sich in der Liste tunesischer<br />
Schriftsteller.<br />
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Musik<br />
Die Musik Tunesiens ist das Resultat der kulturellen<br />
Vermischung aus arabisch-andalusischer Musik, die<br />
Flüchtlinge nach der spanischen Eroberung Andalusiens im<br />
15. Jahrhundert mitbrachten, arabischer und westlicher Musik.<br />
Sie hat viele Facetten; die berühmteste klassische<br />
Musikrichtung ist der Malouf. Er wird von kleinen Orchestern<br />
ges-pielt, bestehend aus Violine, Kanun, Oud, Violoncello,<br />
Kontrabass, Nay, Darbouka und Nagharats (einem Paar<br />
kleiner Bechertrommeln). Klassische Gesänge haben bis heute<br />
Erfolg beim Publikum. Abgesehen von der Instrumentierung<br />
unterscheiden sich städtische und ländliche Musik kaum. Im<br />
städtischen Umfeld dominieren Saiteninstrumente wie das<br />
Rebec, der Oud und das Kanun sowie Darbouka. Im<br />
ländlichen Milieu und den Gesängen der Beduinen dominieren<br />
neben der Perkussion Blasinstrumente wie der Mezwed und<br />
die Gasba.<br />
Unter den bedeutendsten Sängern des Landes sind Saliha,<br />
Khemaïs Tarnane, Ali Riahi, Hédi Jouini, Latifa Arfaoui,<br />
Mohamed Jamoussi, Cheikh El Afrit und Dhikra Mohamed zu<br />
nennen. Unter den Instrumentalisten sind der Oud-Spieler<br />
Anouar Brahem, Lotfi Bouchnak, Salah El Mahdi, Ridha<br />
Kalaï, Ali Sriti und Youssef Slama die wichtigsten. El Azifet<br />
ist ein reines Frauen-Orchester, eine Seltenheit im arabischen<br />
Raum. Baron Erlanger ist eine wichtige Figur der modernen<br />
tunesischen Musik. Er sammelte die Regeln und Geschichte<br />
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des Malouf, welches sechs Bände füllte, und gründete eine<br />
Rachidija, ein wichtiges Konservatorium, das heute noch<br />
genutzt wird.<br />
Die Bevölkerung Tunesiens wird heute auch von<br />
ausländischer Musik angezogen, wobei hier vor allem die<br />
ägyptische Musik, libanesische und syrische Musik<br />
einflussreich sind. Westliche Musik kommt in Form von<br />
Rockmusik, Hip-Hop, Reggae und Jazz in das Land.<br />
Die tunesische Küche spiegelt die berberischen, arabischen,<br />
jüdischen, türkischen, französischen und italienischen<br />
Einflüsse wider, denen das Land im Laufe seiner Geschichte<br />
ausgesetzt war. Die Ernährung beruht auf Getreide, vor allem<br />
Weizen in Form von Brot, Nudeln oder Grieß, Oliven und<br />
Olivenöl, verschiedenen einheimischen Gemüsesorten<br />
(Tomaten, Kartoffeln, Kichererbsen, Bohnen oder Karotten),<br />
Hammel- und Rindfleisch sowie Fisch und Meeresfrüchten.<br />
Medien<br />
Es gibt in Tunesien zwei öffentliche Fernsehkanäle namens<br />
Télévision Tunisienne 1 und Télévision Tunisienne 2. Privates<br />
Fernsehen gibt es erst seit Februar 2005, als der Betrieb von<br />
Hannibal TV begann. Seit 2007 sendet des Weiteren Nessma<br />
TV. Die Regierung betreibt vier nationale Radiostationen,<br />
nämlich Radio Tunis, Radio Tunisie Culture, Radio Jeunes<br />
und RTCI sowie fünf lokale Stationen (Gafsa, El Kef,<br />
Monastir, Sfax, Tataouine).[89] Seit November 2003 gibt es<br />
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Privatradio, momentan existieren drei Stationen, nämlich<br />
Mosaïque FM in Tunis, Jawhara FM in Sousse und Zitouna<br />
FM. Zitouna FM ist größtenteils religiösen Inhalten gewidmet.<br />
Die Programme aller dieser Sender werden größtenteils auf<br />
Arabisch gesendet, ein kleinerer Teil ist auf Französisch.<br />
Hinzu kommt der regierungskritische, private Sender ohne<br />
Sendelizenz Radio Kalima, dessen Programm über den<br />
Satelliten Hot Bird und als Livestream übers Internet<br />
ausgestrahlt wird.<br />
Im Jahr 2007 wurden in Tunesien 245 Tageszeitungen und<br />
Zeitschriften gezählt, wovon 90 % von privaten<br />
Organisationen herausgegeben werden. Einige Zeitungen sind<br />
französischsprachig, darunter Le Temps Tunisie.<br />
Die Meinungs- und Pressefreiheit wird von der Verfassung<br />
garantiert; in der Praxis jedoch übernahmen bis zur Revolution<br />
in Tunesien 2010/2011 die Medien die Regierungslinie, die<br />
über die staatliche Nachrichtenagentur TAP verbreitet wurde,<br />
und berichteten kritiklos über die Arbeit des Staatspräsidenten,<br />
der Regierung, der regierenden Partei RCD. In Tunesien<br />
herrschte bis dahin Zensur, und die Regierung beeinflusste<br />
auch über die Vergabe von Förderungsgeldern die<br />
Berichterstattung der Medien.<br />
Gastronomie<br />
Die tunesische Küche unterscheidet sich von jener der<br />
maghrebinischen Nachbarn durch die häufige Verwendung<br />
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von Tomaten und Paprika (daher die Bezeichnung rote Küche)<br />
und ihre Schärfe, die sie Harissa verdankt. Daneben haben,<br />
anders als in anderen arabischen Ländern, Käse und Pasta in<br />
die tunesische Esskultur Einzug gehalten. Typische Gerichte<br />
sind Couscous oder die Tunesische Tajine, das<br />
Kichererbsengericht Lablabi, Merguez-Würste, Schakschuka<br />
oder die Süßspeise Baklava. Die Tunesier haben auch<br />
traditionell eine relativ liberale Einstellung zum Alkohol. Es<br />
gibt daher den Feigenschnaps Boukha oder den Dattellikör<br />
Laghmi. Auch wird in Tunesien Bier (Celtia) gebraut und<br />
Wein gekeltert.<br />
Kunsthandwerk<br />
Tunesien hat ein reiches handwerkliches Erbe mit vielen<br />
regionalen Spezialitäten. Das Kunsthandwerk ist auch ein<br />
bedeutender Wirtschaftszweig, in dem geschätzte 300.000<br />
Personen tätig sind. Die Töpferei ist besonders um Guellala<br />
verbreitet, während Nabeul berühmt für die Herstellung von<br />
Fayence ist. Die Mosaikkunst hat sich seit dem 2. Jahrhundert<br />
im Land verbreitet, die weltweit bedeutendste Sammlung von<br />
Mosaiken befindet sich im Nationalmuseum von Bardo. Das<br />
Schmieden kam mit den Flüchtlingen aus Andalusien nach<br />
Tunesien, heute sind besonders die blauen Fenstergitter, die an<br />
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25
Maschrabiyya erinnern, berühmt. Die Teppichknüpferei wurde<br />
durch die Karthager in Tunesien eingeführt, in der ersten<br />
Hälfte des 19. Jahrhunderts kamen noch einmal starke Impulse<br />
aus dem osmanischen Reich. Heute ist das Zentrum der<br />
Teppichherstellung in und um Kairouan angesiedelt. Im Jahr<br />
2004 wurden 200.000 m² Woll- und 16.500 m² Seidenteppiche<br />
hergestellt. Die Tendenz ist, aufgrund sinkender Preise,<br />
fallend.<br />
Ursprünglich hatten die tunesischen Teppiche weniger als<br />
40.000 Knoten pro Quadratmeter; heute kann er eine Feinheit<br />
von bis zu 250.000 Knoten haben. Die traditionelle Tracht des<br />
Landes heißt Jebba, an den Füßen trägt man Babuschen, die<br />
für Männer aus Leder, für Frauen aus Seide oder Baumwolle<br />
mit eingewebten Silber- oder Goldfäden und meist mit<br />
Blumenmotiven versehen sind. Berühmt ist auch der<br />
Schmuck, besonders der Silberschmuck der Berber im Süden<br />
des Landes, in den häufig Münzen eingearbeitet werden.<br />
Tunesisches Handwerk Schmuck<br />
Die Geschichte der tunesischen Schmuck verfolgt seine<br />
Wurzeln bis in die Anfänge der punischen Epoche, von dem es<br />
mehrere Zeichen, Symbole und Formen leiht, die heute in der<br />
aktuellen Schmuck zu finden sind.<br />
Dieses alte Handwerk wurde mit verschiedenen römischen,<br />
byzantinischen, arabischen, türkischen und andalusischen<br />
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26
Beiträge bereichert, die Frauen Schmuck auf unterschiedliche<br />
Weise geprägt.<br />
Heute ist die lang gehegte Unterscheidung zwischen<br />
ländlichen Silberschmuck und städtischen Gold Juwel hat<br />
definitiv verblasst.<br />
Die Vielfalt der Materialien, die Erhöhung der<br />
Produktionszentren und den wechselnden Geschmack<br />
gestrippt den Schmuck seiner symbolischen Wert nur Wert<br />
seinen Markt zu halten. Sicherlich einige regionale<br />
Unterschiede weiterhin bestehen und legen nahe, die<br />
Ursprünge der verschiedenen Verzierungen, aber sie sind nicht<br />
mehr exklusiv für Handwerker einer bestimmten Region:<br />
Hochzeit Ornamente mit dem Organ, dem Zeremoniell<br />
entwickelt sich zunehmend entsakralisiert.<br />
Rihanna, eine große Kette von flachem Goldringe. Die Skhab,<br />
ein Gold, Silber und Bernstein-Kette. Die Khomsas die<br />
Kholkhals: Knöchel-Ringe, Fibeln, Zubehör für Melia, die<br />
Khellas … zeugen von der Vielfalt und den Reichtum dieser<br />
Besonderheiten, sondern allmählich auf die Erzeugung von<br />
beliebten Schmuck geben: goldene Armbänder, rautenförmige<br />
Inlay Ringe mit Halbedelsteinen und Emaille, modernisiert<br />
Ketten und europäischen Schnallen.<br />
Derzeit investieren Designer und Künstler auf dem Gebiet der<br />
Kunsthandwerk und Innovation einen sehr modernen<br />
Schmuck anbieten.<br />
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27
Tunesische Silber Handwerk<br />
Im Gegensatz zu Schmuck, der seinen symbolischen Wert<br />
ändert und verliert, tunesische Silberwaren , wenn es seine<br />
Funktionen auch verliert, die gleichen Objekte verewigt und<br />
halten die gleiche Begeisterung bei den Kunden: Luxus<br />
Geschirr, Schmuck und Accessoires ausstatten und den<br />
Innenraum schmücken modern. Die Art Kollektion besteht aus<br />
einer censer (Mabkhara) ein aspergeir (Mrech) stilisierte<br />
Compacts, Kämme, Schuhe, Boxen (Kanawita) und<br />
Badezimmerspiegel. Die repoussé und filigran in Schönheit zu<br />
konkurrieren und bieten Menüs andere Elemente in die<br />
Bewunderung der Sammler.<br />
Dieser Bereich wächst zunehmend an Möbel, Konsolen,<br />
Spiegel und Sessel oder die Kunst des cabinetmaker<br />
angefordert wird.<br />
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Tunesische Kupfer Handwerk<br />
Schmiedeeisen, weiß Kupfer, Emaille, Metalle sind Könige in<br />
der Herstellung von Schmuck und Gebrauchsgegenstände:<br />
Vasen, Schalen, Teekannen, Wasserkocher, Töpfe,<br />
Süßigkeiten, Geschirr, Lampen, kohlenbecken …<br />
Traditionelle Techniken haben die funktionalen<br />
Anforderungen überschritten in künstlerischen<br />
Ausdrucksmittel.<br />
Kupfer ist das Metall, aus dem Handwerk die größte Gebrauch<br />
gemacht. Dies ist das 18. Jahrhundert, die das Handwerk aus<br />
Kupfer in Tunesien sein goldenes Zeitalter hatte, vor allem in<br />
den großen Städten (Tunis, Sfax, Kairouan). Die<br />
Kupferobjekte sind ein wichtiger Bestandteil der Aussteuer<br />
der Braut in städtischen Familien bis zur Mitte des<br />
zwanzigsten Jahrhunderts. Heute chasing verbreitet und<br />
Drahteinlage ziert Geld, vor allem für gelbe Kupferplatten.<br />
Töpfe und rote Kupfertöpfe halten sichtbare Spuren von<br />
Hämmern, und das als Cache Töpfe verwendet wird. Wie<br />
Keramik, Vasen, die unterschiedlichsten Formen wie<br />
Kohlenbecken, die Konfekt schachteln, Blumenvasen, sind mit<br />
einer Glasemaille warmen Farben bedeckt wie grün, lila und<br />
Honig, das einen Glanz verlässt Blumenschmuck Tisch.<br />
Sehr modisch, emailliertem Kupfer, die mit allen Farben und<br />
verschönert mit verschiedenen Motiven geschmückt ist.<br />
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29
Tunesisches Handwerk Jebba<br />
Wenn wir heute, tunesische Kleid und sich in der gleichen Art<br />
und Weise zu schmücken, war es anders zu Beginn des<br />
Jahrhunderts, in dem jede Region oder jedes Dorf seine<br />
männlichen und weiblichen Kostüme hatte.<br />
Traditionelle Frauentracht<br />
Das traditionelle weibliche Kostüm zeichnet sich durch seine<br />
Vielfalt von einer Region zur anderen aus. Allerdings ist der<br />
wesentliche Teil, der die Tunika bildet, wird „geschnitten und<br />
genäht“. Entwickelt in großen einfachen Tuniken Formen sind<br />
oft ärmellos, Schnitt in Gewebe aus Wolle, Baumwolle oder<br />
Seide, je nach den Umständen. Stickerei ist das<br />
Markenzeichen der verschiedenen regionalen Trachten.<br />
Silberdraht, Glitzer und Gold purls sind die Ornamente von<br />
fast allen Frauen Kleidung: Hemden (Qmajja) Weste (Farmla)<br />
Kleid (Jebba und Kadrûn) Schal (Takrita), Bonnet (Qoufiya)<br />
Hülse (Kmâm) und Tunika Hochzeit (große Qmajja) .<br />
In der Sahelzone sind reich drapiert hergestellt, bestickt mit<br />
Gold und Seide, in der mehrere gegenständliche Motive gibt<br />
es zuhauf: Menschen, Blumen, Tiere … Dorffrauen in den<br />
Bergen des Südens ihre elegante drapierte Kleider mit<br />
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30
geometrischen Mustern zu verbessern. Caps reich mit<br />
Seidenstickerei verziert, Silber, Perlen und Goldschmuck,<br />
abwechslungsreiche Blusen mit weiten Ärmeln in Spitzen,<br />
Stickereien Schuhe waren unverzichtbare Ergänzung dieser<br />
weiblichen Kostüme.<br />
Traditionelles männliches Kostüm<br />
Es hat seine regionalen Besonderheiten, während die arabische<br />
Herkunft für sein allgemeines Aussehen (vollen Kostüm)<br />
Bezug genommen wird. Die Kaddroun, die Bluse sind die<br />
bden noch besonders in ländlichen Gebieten getragen, aber<br />
dies ist das Jebba die traditionelle Tracht geworden ist.<br />
Tunesische Handwerk Teppich<br />
TUNISIAN TEPPICHE aremainly producedin Kairouan und<br />
Jerid. Alle sind handgefertigt butthere zwei basictypes sind,<br />
sind diejenigen, die areknotted und thosethat gewebt.<br />
Theknotted Vielfalt costmore und haben bis to160, 000<br />
Knoten persquare Meter. Die meisten OFTHE Designs sind in<br />
der Regel auf einer centraldiamond Form bebased, die die<br />
Lampe in der Großen Moschee in Kairouan isthought zu<br />
derivefrom. Knüpfteppiche kommen in zwei Haupttypen:<br />
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Alloucha und Zarbia. Zarbia Teppiche verwenden Rot, Grün<br />
andblues während die Allouchacarpets sind inbeiges<br />
produziert, Braun und whites.Woven oder Mergoum<br />
carpetsare billiger zu kaufen und haveBerber Herkunft.<br />
Tunesische Topferei<br />
Der Ton der Arbeit ist eine von drei Aktivitäten, die mit dem<br />
Menschen geboren wurden. Wie die Textil- und Leder wird es<br />
tief seit der fernen Vergangenheit in Tunesien verwurzelt, da<br />
die Gafsienne Zivilisation war in Kontakt mit pharaonischen<br />
Ägypten, Griechenland und Persien.<br />
Traditionell gab es zwei Arten von Keramik: eine Tour durch<br />
Männer und eine andere von Frauen modelliert, traf diese nur<br />
in ländlichen Gebieten, und es war im Wesentlichen<br />
zweckmäßig.<br />
Im Laufe der Geschichte sehen wir die Geburt eines<br />
gemusterten Töpferei in Tunesien stammt aus dem<br />
neolithischen I. Alter. Jeder trägt Keramikformen und<br />
Dekorationen auf seine Funktion angepasst, jede Form einen<br />
kulturellen Wert hat und entspricht einem Bedürfnis.<br />
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AUSDRUCKE DES TUNESISCHEN<br />
ALLTAGS<br />
Bab 'Tor' auf Arabisch; verwendet für die riesigen<br />
und leicht zu verteidigenden Stadttore in den Mauern um<br />
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33
jede Medina; manchmal auch für die sie umgebenden<br />
Viertel z.B. Tunis' Bab Souika und Bab Carthagène.<br />
Ben nordafrikanische Version des arabischen ibn –<br />
Sohn<br />
des - z. B. Mohammed ibn Abdullah. Wenn es ohne den<br />
Ersten amen verwendet wird, kann es einen On Bedeuten,<br />
der vom Sohn gegründet oder mit ihm verbunden Ist: Ben<br />
Arous, Ben Metir.<br />
Bou Das von den Völkern des Maghreb und<br />
den Franzosen Gleicherweise verstümmelte arabische abu-·<br />
Vater des- wird wie ben bei Ortsnamen verwendet: Sidi Bou<br />
Said. Bou / abu Kann aber nicht nur Vaterschaft bedeuten,<br />
sondern auch Besitz: Jebel Bou Kornine, Berg mit zwei<br />
Spitzen<br />
Chott Salzebene oder große Sebkha (siehe unten). Die<br />
tunesischen Schotts, die vom Golf von Gabes 300 km nach<br />
Westen bis Algerien reichen und an manchen Orten tiefer als<br />
der Meeresspiegel liegen, bilden eine eigentümliche<br />
geologische Form am Nordrand der Sahara.<br />
Dar/Diar<br />
Haus/ Häuser' auf Arabisch.<br />
Fondouk Arabisch für 'Hotel', wird Funduk aus<br />
gesprochen. Die Fondouks Tunesiens sind jedoch Viertel, die<br />
frühen europäischen Kaufleuten und Gesandten, inneroder<br />
Außerhalb der Medina, von den Hafsiden zugeteilt<br />
wurden.<br />
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Ghorfa Heißt auf Arabisch ‘Zimmer’, ist aber in<br />
Tunesien der Name der langen, gewölbten ,<br />
viergeschossigen Kammern aus Felsgestein und Schlamm ,<br />
die meistens auf einer Anhöhe gelegen sind und im<br />
Südosten des Landes als Getreidespeicher der Beduinen<br />
dienten.<br />
Hammam Arabisch für 'Bad ', und zwar das weiß be<br />
kuppelte 'Tückische Bad ', eine der Sauberkeit und<br />
Geselligkeit dienende Einrichtung, die die Einheimischen<br />
(morgens die Männer, nachmittags die Frauen) mit<br />
vorbildlicher Häufigkeit aufsuchen. Jeder hat in einem Koffer<br />
Handtücher und Tfal- Schlammshampon - dabei. Die immer<br />
heißer werdenden Kammern, Massage- und Ruhe Räume<br />
sind in ihren Funktionen römischen Thermen ähnlich- ihnen<br />
stilmäβig aber unterlegen.<br />
Kasba In keinem Zusammenhang zu Scheikh ('alter<br />
Mann' auf Arabisch) oder Harem (was eigentlich nur das<br />
Arabi - sche für 'Frauen· ist) - wie in alten Hollywoodfilmen<br />
dargestellt; bedeutet in Wahrheit die mit Basteien und<br />
Zinnen versehene Festung, meist am höchsten Punkt der<br />
Medina gelegen, in der die Garnison einquartiert war und die<br />
Bevölkerung Schutz vor Angreifern suchte.<br />
Koubba 'Kuppel' auf Arabisch; Gattungsname für jeden<br />
gewölbten Marabout oder Tourbet.<br />
kasr<br />
Südwesten<br />
Arabisch für 'Schloβ' oder ' Palast'; im<br />
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35
ksour Tunesiens aber eine auf einem Hügel gelegene<br />
Siedlung, die aus Ghorfas bestehend in Form eines<br />
Vereidigungsvierecks erbaut wurde.<br />
Marabout Das in Nordafrika - und im Lauf der Zeit -<br />
veränderte Wort Murabit (siehe Ribat), das jetzt ' Heiliger'<br />
bedeutet. Jeder für seine Weisheit, Frömmigkeit oder auch nur<br />
Absonderlichkeit verehrte Marabout eines Ortes wird in einem<br />
viereckigen , von einer Kuppel gekörnten Schrein begraben,<br />
der ebenfalls Marabout genannt wird.<br />
Medina Arabisch für 'Stadt' oder 'zivilisierten Ort";<br />
heute in Nordafrika für die ursprünglich von hohen Mauern<br />
umgebene und von engen Gäβchen durchzogene Altstadt<br />
verwendet, um die zuerst die türkischen, dann die französische<br />
n Ansiedlungen wuchsen.<br />
Menzel<br />
'Heim'<br />
Genauer gesagt manzil;Arabisch für 'Haus',<br />
oder 'Raststatte'; in Tunesien sowohl für feste<br />
Wohnsiedlungen - Menzel Bourguiba , Menzel Temime - als<br />
sauch für die niedrigen, begiebelten Werkstätten Djerbas<br />
verwendet<br />
Qued Die französische Wiedergabe des arabischen<br />
Uadi, nur mit 'Ta i' zu übersetzen; bedeutet jede geradlinige<br />
Senke, meist vom Wasser geformt, doch selten mit ihm gefüllt,<br />
die i n der Große von einem Graben zu einer Klamm reichen<br />
kann.<br />
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36
Ouled Das arabische Aulad- Sohne von - von d e n<br />
Franzosen verballhornt; wird, wie ben und bou , in Ortsnamen<br />
verwendet<br />
Ribat Vom arabischen rabata, binden; eine Klosterfestung,<br />
in der die frühen Murabitin - die an den Islam 'Gebundenen' -<br />
lebten, beteten und sich auf den Märtyrertod im Kampf gegen<br />
die christlichen 'Ungläubigen' vor bereiteten<br />
Sebka Eine dürre, unfruchtbare Salzsenke, in<br />
Nordafrika und Arabien oft vorzufinden. Geologisch handelt<br />
es sich<br />
um eine gips- und Anhydrit-haltige Ablagerung, die durch das<br />
Salz unterirdischen Sickerwassers, das aufsteigt und sich mit<br />
Sand und Schlamm der Oberfläche mischt, gebildet<br />
wird.<br />
Sidi Die nordafrikanische Entstellung von Sayyidi ,<br />
wörtlich 'mein Herr', doch heute nur ·Herr' in Arabisch. Oft<br />
noch stärker zu Si gekürzt, entsprich t es der deutschen Anrede<br />
mit Namen ‘Herr’: Si Mohammed.<br />
Souk<br />
Arabisch Suk , ein Markt oder Marktplatz.<br />
Tourbet Arabisch für 'Erde', 'Staub' oder 'heiligen Grund', in<br />
Tunesien auch- korrekterweise - eine Begräbnisstätte ; meist<br />
das Mausoleum eines weltlichen oder geistlichen<br />
Würdenträgers, Größer und reicher geschmückt ai s ein Marabout<br />
N.B. Viele der oben angeführten Ausdrücke haben im Arabischen<br />
unregelmäßige Mehrzahlformen. Da ich lieber verständlich als<br />
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37
ganz korrekt sein mochte, habe ich ihr im Text einfach durch<br />
Anfügen eines sin die Mehrzahl gesetzt.<br />
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38
Ursprung<br />
Das heutige Volk ist eine Mischung au s sehr<br />
verschiedenartigen Einwanderern. Die Ureinwohner Tunesiens<br />
waren die Berber, über die schon viel geschrieben worden ist,<br />
von denen man aber wenig weiß. Herodot beschrei bt einige<br />
ihrer Stämme: die Atlamen, die 'keine Lebewesen essen und nie<br />
träumen': die Ataranten , 'das einzige Volk auf der Welt , das<br />
ohne Namen auskommt ', und die Gindanen, deren ' Frauen<br />
Lederbände um die Fesseln tragen , für jeden Liebhaber<br />
eines'. Aber hierbei handelt es sich wohl um eine frühe Form von<br />
Journalismus. Die wenigen glaubwürdigen Funde deuten auf einen<br />
typisch farbenfreudigen Anfang: Um etwa 10 000 v. Chr. ließ<br />
sich ein dunkelhaariges, braunhäutiges Volk in und um<br />
Tunesien nieder. in der Folge vermischte es sich sowohl mit<br />
Negern aus der Sahara als auch mit mysteriösen, banden und<br />
blauäugigen Einwanderern aus dem Norden . Die<br />
verschiedenartigen Nachkommen nannten sich Imazighen- die<br />
Edlen - doch die Römer nannten sie barbari- die Ungebildeten -<br />
und dieser Name blieb, vielleicht zu Unrecht, hängen ( z.B. in<br />
Berber und Barbarenküste). Zur gleichen Zeit erkannten die<br />
Römer verschiedene Gruppen von<br />
Berbern an , die auch von modernen Ethnologen unterschieden<br />
werden: die Libyciaus Ägypten, Libyen und Südtunesien , die<br />
Numidae aus Westtunesien und Algerien, und die Mauri aus<br />
Marokko und Mauretanien. Obwohl die Berber meist in<br />
halbnomadische Gruppen aufgesplittert waren, wurden sie von<br />
tatkräftigen Königen – Massinissa , Syphax, Djugurtha und<br />
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39
Djuba- zu einer reichen, weizenexportierenden Nation<br />
zusammengefaβt, deren gut ausgebildete Armeen z. B. eine<br />
unterschätzte Rolle in den Punischen Kriege n spielten<br />
Wenn sie keine vereinte Gegenwehr leisten konnten, suchten<br />
diese Ureinwohner Zuflucht vor dem wiederholten Ansturm<br />
fremder Eindringlinge auf Inseln wie Djerba, in den entlegenen<br />
Felsfestungen der Matmata und Ksour-Berge oder hinter den<br />
Kampflinien in einsamen, leicht zu verteidigenden Adlerhorsten<br />
wie Djeradou , Zriba und Takrouna . Die Gelehrten streiten<br />
noch heure darüber, wie weit sie sich mit den Eindringlingen<br />
vermischten. 'Sie müssen sich vermischt haben,' schreibt Sir<br />
Geoffrey Furlonge, 'weil die arabischen Armeen hier ohne ihre<br />
Frauen eintrafen und sich niederließen.' Die ange Zeitspanne<br />
mag Historiker zu Vermutungen berechtigen, was römische<br />
Soldaten , Kreuzritter, Gondolieri, Janitscharen und auch deutsche<br />
Landser mit den Berbermädchen anstellten, doch die<br />
Beweise, die wir heute vor Augen haben, finde ich eindeutiger<br />
und weit diskreter: arabische, griechische und morgen <br />
ländische Profile , semitische, jüdische und römische Nasen,<br />
Augen wie die von Sophia Loren, Maurice Chevalier oder Farouk<br />
(der Präsident hat klare, blaue Augen) ... Es genügt zu sagen, daβ<br />
die heutige Bevölkerung hauptsächlich von den Berbern<br />
abstammt, daβ aber die meisten Eindringlinge ihre Spuren stärker<br />
oder schwächer hinterlassen haben (siehe 'Vergangenheit').<br />
Touristen, und sogar die Tunesier selbst, verwechseln oft Beduinen<br />
mit Berbern. Die letzteren sind, wie wir gesehen haben, eine<br />
ethnographische Gruppe. Beduin aber ist die Mehrzahl -<br />
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40
vergleiche Cherub/ Cherubim - des arabischen Bedui, 'was der<br />
Wüste gehört '.Da Wüsten Bewohner Hirten sind, die dem<br />
Weideland für ihre Herden nachreisen, wurde ·Beduine' zum<br />
Synonym für ' Nomade'. Und da viele Berbergruppen Nomaden<br />
waren und auch noch sind, kommt es oft zur oben erwähnten<br />
Verwechslung.<br />
Religion<br />
Der Islam ist in Tunesien Staatsreligion; 98 % der Bevölkerung<br />
bekennen sich zu diesem Glauben. 85 % der tunesischen Muslime<br />
gehören dem malikitischen Madhhab der sunnitis-chen<br />
Glaubensrichtung des Islam an. Der Rest sind Hanafiten und<br />
Ibaditen. Christen und Juden sind kleine Minderheiten, aber das<br />
Land war gegenüber religiösen Minderheiten tolerant. Seit der<br />
Revolution 2011 erhalten radikale salafistische Strömungen starken<br />
Zulauf.<br />
Im Volksglauben der Tunesier finden sich noch heidnische<br />
Überbleibsel wie etwa der Glaube an den Bösen Blick. Das ganze<br />
Land ist von Qubbas übersät. Diese kleinen, meist weißen<br />
Kuppelbauten sind Pilgerorte, häufig Grabstätten von islamischen<br />
Heiligen (Marabouts), von denen geglaubt wird, dass sie<br />
Botschafter zwischen Mensch und Gott sind. Im Volksislam<br />
werden Marabouts um Hilfe gebeten, auch wenn dies vom<br />
offiziellen Sunnitentum als Abgötterei (Schirk) bezeichnet wird.<br />
Schwarzafrikanische Sklaven brachten den Stambali-<br />
Besessenheitskult mit, der sich als gesellschaftlich randständiges<br />
Phänomen auch unter arabischen Tunesiern verbreitet hat.<br />
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41
Das Judentum war in Tunesien einst sehr bedeutend, heute gibt es<br />
nur noch rund 1500 Juden. Auf der Insel Djerba steht seit<br />
wahrscheinlich über 1000 Jahren die al-Ghriba-Synagoge (Die<br />
Erstaunliche), eine der ältesten Synagogen der Welt.[19] Jedes Jahr<br />
findet dort die größte jüdische Wallfahrt Nordafrikas statt, zu der<br />
Gläubige aus der ganzen Welt erwartet werden. Auf Djerba leben<br />
mehrheitlich muslimische Kharidjiten.<br />
Die Verfassung Tunesiens sieht die freie Ausübung des Glaubens<br />
vor, so lange diese nicht die öffentliche Ordnung stört. Dieses<br />
Grundrecht wurde von der tunesischen Regierung in der Regel<br />
respektiert. Religiöse politische Parteien waren jedoch nicht<br />
zugelassen, Prosely-tismus und Polygamie sind verboten. Das<br />
Tragen des Hidschab war eingeschränkt und in der Verwaltung und<br />
öffentlichen Schulen nicht gestattet, dieses Verbot wurde nach dem<br />
Sturz des Ben Ali-Regimes im Frühjahr 2011 aufgehoben.<br />
Islamische Feiertage (wie etwa das Islamische Opferfest, das Fest<br />
des Fastenbrechens oder Mawlid an-Nabi) sind in Tunesien<br />
gesetzliche Feiertage.<br />
Sprache<br />
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42
Die Berber hatten früher ihre eigene Schriftsprache. Reisebücher<br />
beschreiben Djerba noch immer als Hochburg der Berberisch<br />
sprechenden Bevölkerung, aber außer in den Kharidjiten -<br />
Gemeinschaften Cedouikech, Guellala und El – May werden Sie<br />
heute diese Sprache selbst dort kaum zu hören bekommen.<br />
Die offizielle Landessprache ist Arabisch. Gesprochen und<br />
geschrieben wird es allenthalben korrekt in Nachrichten,<br />
Drucken und einigen Schulen, verwirrend überall sonst , in<br />
einem Geplapper unzählige r Dialekte, die jeglicher Grammatik,<br />
Syntax und oft auch Logik spotten und von Dorf zu Dorf<br />
verschieden sind. Daβ es kein Arabisch Lernen leicht Gemacht<br />
gibt, spricht eigentlich für sich. Urlaubslinguisten lernen<br />
vielleicht gerne die wenigen Ausdrücke auf Seite 7, die überall<br />
solch stallendes Lächeln hervorrufen - anerkennend, nicht<br />
spöttisch daβ sich die Mühe lohnt. Die Antwort ist in der Tat<br />
jedes Mal so verständnisvoll, daβ – obwohl ich ganz gut auf<br />
Tunesisch fluchen gelernt habe - ich die Ausübung enttäuschend<br />
finde. Es kann passieren , daβ der Tankwart lhnen für lhren<br />
Dieselwagen Benzin einfüllt oder das Zimmermädchen ohne<br />
zu klopfen in Ihr Zimmer stürzt , wenn Sie gerade ins Bad<br />
steigen wollen . Aber wenn man daraufhin sagt, ihr Vater sei eine<br />
Kreuzung aus Kamel und Maultier und die Schwester<br />
wahrscheinlich eine Dirne, dann grinsen sie, reichen Ihnen die<br />
Hand und sagen ' Bei Allah! Können Sie gut Arabisch! '. Wenn<br />
Sie sich auf irgendetwas in arabischer Sprache einlassen, so<br />
sprechen Sie zögernd und langsam: Bei jeglichem Anzeichen von<br />
Geläufigkeit wird ein breiter Redeschwall auf Sie niederprasseln,<br />
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43
der unverständlich ist, Sie in Verlegenheit bringt und et was ihre<br />
Absicht vereitelt.<br />
Frischen Sie daher lieber lhr Französisch auf, da Sie sich damit,<br />
außer in ganz abgelegenen Gebieten, verständigen können. Oder<br />
versuchen Sie Ihr Glück mit Deutsch, das von den meisten<br />
Hotelangestellten und vielen Geschäftsleuten gesprochen wird -<br />
als eine Art englisch deutschen Esperantos.<br />
Glaube<br />
Die meisten Tunesier sind Mohammedaner. Aber auch nicht<br />
mehr oder weniger als die Deutschen Christen sind. Außer<br />
vielleicht während des Ramadhan (einer einmonatigen ,<br />
beweglichen Fastenzeit , in der sich die Moslems tagsüber<br />
jeglichen Genusses enthalten sollen und deshalb leicht reizbar<br />
sein können) und beim Besuch von Moscheen (deren Gebetssaal<br />
durch Dekret seit 1972 allen Nicht-Moslems verschlossen ist),<br />
beeinftuβt der Islam Ihren Urlaub nicht. Er gibt ihm sogar<br />
einen exotischen Anstrich - wenn der Muezzin fünfmal am Tag<br />
seinen Ruf zum Gebet ertönen läβt- und auch ein gewisses Maß<br />
an Schönheit, denn die Moscheen, die heute noch in vielen<br />
Städten und Dörfern gebaut werden, sind genauso reich<br />
geschmückt und gut proportioniert wie die traditionellen Bauten<br />
im ganzen Land. Hier gibt es zwei madhabs, islamische<br />
Rechtsschulen: Viereckige Minarette gehören zu den Moscheen<br />
der Malikiten, achteckige zu jenen der Hanefiten.<br />
Da aber beide orthodoxe Sunniten sind, beten die Angehörigen<br />
jeder Sekte auch in den Moscheen der anderen. nur die<br />
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44
Kharidjiten von Djerba und die Sufis scheinen, nicht ganz 'dazu<br />
zu gehören'. Alle Araber, welcher Sekte sie auch angehören, und<br />
sogar wenn sie Christen sind, haben anscheinend einen<br />
gemeinsamen, heidnisch anmutenden Zug: ihre Angst vor dem<br />
bösen Blick. Um die gefürchtete Ain zu vermeiden, verbrennen<br />
alte Frauen Weihrauch bei Geburten und Beschneidungen und<br />
zerbrechen Kanun-Töpfe mit Tand.<br />
In einer seiner Reformen führte Bourguiba 1957 in Tunesien<br />
den Sonntag anstelle des islamischen Freitags als nationalen<br />
Ruhetag ein, um sein Land so mit Europa gleichzuschalten. In<br />
einigen Teilen des Landesinneren herrscht dennoch noch die alte<br />
Sitte; sogar Supermärkte in den Städten dürfen Ihnen am Freitag<br />
keinen Wein verkaufen und die Geschäftsleute in den<br />
Ferienorten- genau wie die Selbständigen überall - arbeiten an<br />
jedem Tag der Woche.<br />
Der islamische Fatalismus - alles ist maktub, 'Steht geschrieben' -<br />
mag, zusammen mit der den Tunesiern eigenen Freundlichkeit,<br />
ihre erbauliche Haltung dem Leben gegenüber erklären. Die<br />
Mittelklasse der heutigen Hauptstädte lebt, fährt Auto und<br />
kleidet sich auf moderne, wohlhabende Art. Doch Tausende<br />
haben an diesem Wohl stand nicht teil. Der Grundlohn für<br />
Landarbeiter wurde kürzlich auf DM 6,70 pro Tag erhöht, und<br />
viele leben mit noch weniger zufrieden, wenn sie nur Arbeit<br />
bekommen. Ihre Haltung konnte dem Westen als Vorbild<br />
dienen, denn wir bemessen den Lebensstandard ausschließlich<br />
nach materiellen Dingen - Ein kommen, Pensionen, Autos,<br />
Kleidung und Wohnungen - und lassen oft ein Element außer acht:<br />
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das Glück. Wenn Wohl stand nach Zufriedenheit bemessen<br />
würde, nach beständiger Lebensfreude, ganz gleich , was man<br />
verdient , besitzt oder erhofft , konnte Tunesien Europa<br />
Entwicklungshilfe leisten.<br />
Deshalb konnte ein Besuch in einem armen tunesischen Dorf<br />
oder einer Oase, per Auto oder klimagekühltem Bus und mit<br />
Fotoapparat und Tonband bewaffnet, zu einem unerwarteten<br />
Erlebnis werden. nicht hilfloses Unbehagen stellt sich ein , das<br />
die Konfrontation mit der Armut, z. B. in Indien , auslösen kann ,<br />
sondern der Verdacht, daβ hier die Lebenseinstellung der unseren<br />
in mancher Hinsicht überlegen ist , da die Zufriedenheit der<br />
Bevölkerung in so krassem Gegensatz zu ihrer Armut steht.<br />
Evangelische Gottesdienste in englischer Sprache finden jeden<br />
Sonntag (um 9 Uhr von Juli bis September. um 10 Uhr von<br />
Oktober bis Juni) am place Bab Carthagène in Tunis in der St.<br />
Georgskirche statt , einer friedlichen, nüchternen Kapelle mit<br />
dem Grabmal des Komponisten von Home Sweet Home und<br />
einer Gemeinde, die so gemischt ist, daβ man für die Königin<br />
und den Präsidenten· Betel. In der Cathédrale Saint Vincent de<br />
Paul an der Avenue Habib Bourguiba gelegen, wird jeden Tag<br />
eine Messe zelebriert: sonntags um 9, 11 und 18.30 Uhr hier<br />
und in französischsprachigen Kirchen und Kapellen in anderen<br />
Städten. Manchmal wissen die Hotelrezeptionisten über die<br />
genaue Zeit Bescheid (z. Z. Hammamet 11.15 Uhr, Houmt Souk<br />
10.15 Uhr, Monastir 9 Uhr, nabeul 10 Uhr, Si di Bou Said 9 &<br />
l0.30 Uhr und Sousse 8 & 10.30 Uhr). Si e können auch völlig<br />
unerwartet neuromanische Kirchen in Biserta, Gabes, Gafour, ja<br />
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sogar in verstreut liegenden Dörfern sehen. Diese Über bleibest<br />
aus französischen Siedlerzeiten haben heute keinen religiösen<br />
Zweck mehr: Sie dienen gewöhnlich als Dar Schabab oder Dar<br />
es-Scha'ab, als Jugendlub oder Gemeindehaus<br />
Noch eine Ausnahme in der arabischen Welt: In Tunesien leben<br />
jüdische Gemeinden in friedlicher Ko-existenz. Ihre Anzahl in<br />
der Hauptstadt und Umgebung is noch immer beträchtlich.<br />
Djerba hat eine Synagoge, die Ghriba, die berühmter ist als die<br />
funktionellen Betonklötze in Tunis und Sfax, aber weniger<br />
Juden, als in den Reisebüchern steht. Im Landesinneren traf ich<br />
ebenfalls auf Kolonien, die sich dort vor langer Zeit<br />
niedergelassen hatten: Das 'andalusische' Dorf Testour hat einen<br />
hebräischen Friedhof mit einigen neuen Inschriften.<br />
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Architektur<br />
Die Kuppeln und Minarette der Moscheen gehören in den<br />
tunesischen Städten ebenso zum all gemeinen Bild wie die<br />
Kirchtürme in Deutschland. Gewöhnlich elegant<br />
geschmackvoll und exotisch, sind sie charakteristisch für den<br />
architektonischen Stil des Landes: weiße Türme, Torbögen,<br />
Mauern und Kuppeln, alle mit himmelblauen Türen und<br />
Maschrabias abgesetzt. Die Paläste der Beis, der früheren<br />
Herrscher, sind oft nicht blau bemalt , sondern in dieser<br />
Farbe mit reichverzierter Keramik aus Nabeul gekachelt; in<br />
den Dörfern ist die weiße Farbe meist nur Pulverisierter<br />
Kalk von den umliegenden Feldern; doch obwohl rot und<br />
weiß Tunesiens Nationalfarben sind, sind Blau und Weiß<br />
vielTypischer. In diesen Farben sind auch die Logements<br />
gehalten, Reihenhäuser für die Arbeiterklasse, die von der<br />
Regierung im ganzen Land errichtet werden .<br />
Weiß um die Hitze abzuhalten, Blau als lnsektenabwehr,<br />
kuppeln zur Luftzirkulation...tunesische Architekten haben<br />
Sinn für Vernünftige Ästhetik. Die meisten Ferienhotels sind<br />
im 'Tunesien- Look' gebaut und eingerichtet : klare<br />
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Linienführung, scheinbare Schlichtheit und starke<br />
Pastelltöne, die die üblichen weißen Mauern nicht so grell<br />
erscheinen lassen . Dieser einfache, doch hübsche Stil paβt<br />
gut in die Garten von Hammamet , die Liven Haine von<br />
Sousse und die palmenbewachsenen Strände von Djerba.<br />
Nur einige Miniwolkenkratzer konnten das egierungsverbot<br />
vierstöckiger Hotelbauten umgehen.<br />
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50<br />
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E<br />
T<br />
H<br />
C<br />
I<br />
H<br />
C<br />
S<br />
E<br />
G
Punier<br />
Tunesien tritt, allgemeiner Vorstellung nach, mit den<br />
Phöniziern in die Geschichte ein. Wir kennen dieses<br />
semitische Volk aus der Bibel - die Ureinwohner von Tyrus<br />
und Sidon. Wie später die Engländer schufen die Phönizier<br />
ein Handelsreich, und dazu benötigten sie feste<br />
Flottenstützpunkte. (Obwohl sie als gute Säemänner bekannt<br />
waren, blieben die Levantiner immer in Sichtweite des<br />
Festlandes.) ihre ersten Gibraltars, Maltas und Adens, die<br />
entlang der tunesischen Küste entstanden, waren OUTIH<br />
(Utica) HADRUIETUM (Sousse), HIPPO DIARRHYTUS (<br />
Biserta) und THINES (Tunis).Dies waren zuerst nur<br />
Handelsplätze, aber die militärische Bedeutung von Häfen ,<br />
welche die schmalen Meerengen zwischen den beiden Hälften<br />
des Mittelmeeres dem damaligen Mittelpunkt der Veit,<br />
kontrollierten, wurde schnell entdeckt angesehen. Dennoch<br />
blieb die Stadt ein Dorn in Roms Auge, und im römischen<br />
Senat wiederholte Cato seinen berühmten Zer störungsruf :<br />
Delenda est Karthago!'.lm Jahre 149 v. Chr. befahl der Senat<br />
den Karthagern, die Stadt zu verlassen und ins Landesinnere<br />
zu ziehen. Wie erwartet weigerten sie sich. Daraufhin<br />
wurden sie von den Römern drei Jahre lang belagert.<br />
Ais Karthago schließlich fiel, war die Verwüstung so groß,<br />
daβ Dresden und Coventry daneben verblassen. Strabo<br />
schrieb, daβsich bei Beginn der Belagerung 700 000<br />
Menschen innerhalb der Mauern befanden, danach lebten nur<br />
noch 50 000 Versklavte. Über zehn Tage lang wurden die<br />
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hungernden Karthager langsam den Byrsa-Hügel hinauf<br />
zurückgetrieben. Jedes Haus wurde zum Kampfplatz.<br />
Während die Bewohner im Nahkampf nach oben gedrängt<br />
wurden - die Häuser hatten oft fünf oder sechs Etagen -<br />
zerstörten die Römer die unteren Räume oder setzten sie in<br />
Brand . lhr General Scipio Amilianus ließ Gruben ausheben,<br />
in die Tote und Verwundete gleichermaßen geworfen<br />
wurden, um Platz zu machen für seine Truppen. ach sieben<br />
solchen Tagen übergaben sich die 50 000 überlebenden und<br />
durften die brennende Stadt verlassen. Schließlich zog sich<br />
das Gemetzel um den Eschmun Tempel zusammen, wo<br />
König Hasdrubal mit seiner Familie und dem Rest<br />
seines Volkes umzingelt wurde. Als seine Männer um<br />
ihn herum fielen, trat der König mit seiner Familie vor und<br />
bat Scipio um Gnade. Daraufhin wandten sich seine Leute<br />
gegen ihn, beschimpf ten ihn und zündeten den Tempel<br />
an. Als die Kampfe einen Augenblick nachließen, trat<br />
Hasdrubals Frau Sophonisbe vor, dankte Scipio für seine<br />
Gnade, drehte sich dann zu ihrem Mann um, hieß ihn<br />
einen Feigling und ging mit ihren beiden Kindern in den<br />
brennenden Tempel zurück.<br />
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Römer<br />
Scipio ließ jedes Gebäude in Karthago zerstören und das<br />
Land umpflügen und mit Salz bestreuen, um es unfruchtbar<br />
zu machen. Obendrein wurde es mit einem Fluch belegt:nie<br />
wieder sollte dieses Gebiet bewohnt werden. Nicht nur im<br />
20. Jh. haben die Menschen ein kurzes Gedächtnis.<br />
Vierundzwanzig Jahre später schlug Cajus Gracchus vor,<br />
eine neue Stadt - COLONIA JUNONIA KARTHAGO - zu<br />
erbauen. Doch die römische Fahne fiel herunter, wie<br />
Plutarch erzählt, und im prompt darauf folgenden Sturm liefen<br />
die Opfertiere fort. Also beschloβ der Senat, diesen Vorschlag<br />
zu verwerfen. Erst als das ehemalige Gebiet von<br />
Karthago als PROVINCA AFRICIA neu geordnet und Utica<br />
Hauptstadt geworden, als Massinissas Großneffe Djugurtha<br />
105 v. Chr. besiegt und sein Königreich aufgeteilt war, und<br />
als Caesar 46 v. Chr. in der Küstenschlacht von Thapsus die<br />
Pompejer (und Djubas berberisches Kamelkorps) geschlagen<br />
hatte, wurde Karthago wieder aufgebaut.<br />
Mit Ausnahme der Tophets, der Häfen und ein wenig<br />
undefinierbarem Mauerwerk auf dem Byrsa-Hügel z.B.,<br />
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stammen all die Ruinen, die wir heute schen, aus dem<br />
römischen COLONIA JULIA KARTHAGO. Doch<br />
Karthago hat viel weniger hinterlassen als andere<br />
municipia und Coloniae:Dougga, Bulla Regia, Thuburbo<br />
Majus, Makthar, Haidra. Sbeitla und Gigthis sind<br />
Thuburbo Majus<br />
einfach die am besten erhaltenen oder ausgegrabenen. Überall<br />
gibt es Zeichen ausgedehnter römischer Siedlungen.<br />
Der vorgeschrittene Zustand von allem Römischen in<br />
Tunesien erklärt sich vielleicht durch seine Friedlichkeit.<br />
Nachdem die Berberkönige unterworfen worden waren und<br />
ihr Land schließlich eingegliedert als AFRICA NOVA<br />
Wurde Tunesien direkt der Kontrolle des Senates<br />
unterstellt, was nur bei friedlichen Gebieten der Fall war.<br />
Caesar, dann Augustus, siedelten dort eine große Anzahl<br />
arbeitsloser Italiener an, genau wie auch Mussolini in<br />
Libyen. Die Fülle Von Tempeln, nicht Von Festungen. ist<br />
kennzeichnend: Die einzig not wendige militärische<br />
Gegenwart bestand allein aus der 'Dritten Legion Augusta: das<br />
winzige Bretagne brauchte vier Legionen- die weit im Westen<br />
in Tebessa stationiert war.<br />
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Tunesien und Ägypten wurden 'die Korn Kammern Roms·.<br />
Eingewanderte italienische Grundbesitzer und berberische<br />
Arbeite skräfte versorgten das Imperium mit Wein und<br />
Oliven, deren Anbau die Phönizier eingeführt hatten.<br />
Fernstraßen wurden angelegt; ein Großteil des tunesischen<br />
Straßennetzes folgt ihnen noch heute. Um ihre Städte mit<br />
Wasser zu versorgen, bauten die Römer Aquädukte -<br />
unglaubliche Leistungen der lngenieurkunst wie z. B. die<br />
80 km lange, langsam abfallende Wasserleitung von<br />
Zaghouan nach Karthago, die hoch über die Taler und<br />
in tiefen Tunnels durch die Berge führt . ln vielen Städten<br />
gab es Bäder, die größer waren als unsere heutigen Kinos.<br />
Marmor, einheimischer aus Chemtou oder importiert aus<br />
Carrara, war ortsübliches Baumaterial. Selbst in bescheidenen<br />
Villen fand sich solche Vielzahl von Mosaiken, daβ die<br />
Sammlung im Bardo Museum heute kaurn zu bewältigen ist.<br />
Die Römer brachten auch das Christentum nach Tunesien.<br />
St. Augustinus. ein Berber, war Bischof von Hippone<br />
(Annaba) und Vorsitzender des Konzils von Karthago Eine<br />
Zeitlang war ganz 'Afrika· eine Diözese, die von dieser Stadt<br />
aus verwaltet wurde. Bis sich allerdings das Christentum in<br />
Afrika durchgesetzt hatte, waren seine Anhänger oft<br />
Verfolgungen ausgesetzt. Die Amphitheater waren Zeuge<br />
vieler Gräueltaten, die denen in Rom um nichts nachstanden.<br />
(Tunesien und Algerien versorgten Rom mit Löwen, Bären<br />
und anderen wilden Tieren.) Am 7. März 203 warf man im<br />
Amphitheater von Karthago St. Perpetua, eine reiche Hausfrau<br />
aus Tebessa, den Tieren vor. ln der nähe finden jetzt jeden<br />
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Sommer Karthagos Festspiele statt. St. Felicitas, eine<br />
Sklavin, wurde in eine Zelle neben die Löwen gesperrt, als sie<br />
im achten Monat schwanger war. Drei Tage, nachdem sie<br />
ihr Kind geboren hatte, wurde sic von den Löwen zerrissen.<br />
Diese beiden Heiligen sind in den Buntglasfenstern der St.<br />
Georgs Kirche dargestellt; auch Rosen wurden nach ihnen<br />
benannt.<br />
Die afrikanischen Territorien und besonders das<br />
nahegelegene Herzstück Tunesien beeinfluβten zunehmend<br />
das Geschehen in Rom. Um 200 n. Chr. war ein Sechstel des<br />
römischen Adels afrikanischer Abstammung;'afrikanische'<br />
Rechtsanwälte waren in den römischen Gerichtssälen gern<br />
gesehen, und 193 n Chr wurde Septimius Severus Kaiser, ein<br />
Mann aus Leptis Magna in Tripolitanien. Afrika war jedoch<br />
noch immer nicht ganz hoffähig: Septimius konnte seine Frau<br />
Julia Domna nicht in den besseren Kreisen Roms verkehren<br />
lassen, denn ihr Lateinisch hatte noch immer einen Eliza<br />
Doolittle Akzent. Trotz der Nähe Roms und der,<br />
auswachsenden Christengemeinde war Tunesien kein heiliges<br />
Land. lm Gegenteil, seine geschminkten männlichen<br />
Prostituierten verschafften Karthago einen Ruf, der heute en<br />
vogue wäre. Apulejus, Autor des Goldenen Esel, schreibt<br />
von seinen Hexen , Dieben und Huren - und von<br />
Mörderinnen , die öffentlich von einem.<br />
Zeremonienmaultier geschändet wurden. Man fragt sich, ob ein<br />
Volk, das den Nachmittag in der Arena verbrachte, um die<br />
menschenfressenden Löwen zu erleben , auch nur ein Jota<br />
besser war als die kindermordenden Punier.<br />
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56
Es war vor allem das Christentum, das den Zerfall des<br />
römischen Tunesien herbeiführte. Das Christentum und das<br />
Kamel. Denn während sich die orthodoxe Kirche in Schismen<br />
zersplitterte - die Katholiken griffen die Sekte der Arier<br />
an, die Donatisten predigten die Revolte gegen die<br />
Katholiken - gab die Ausbreitung des Kamels in der Sahara -<br />
bekannt war es hier schon viel länger - den Berbern nun eine<br />
Bewegungsfreiheit , der die römischen Legionen nicht<br />
gewachsen waren. innerlich durch religiöse und soziale<br />
Unruhen und äußerlich<br />
durch die Überfälle im Süden geschwächt, bot Tunesien den<br />
Wandalen wenig Widerstand.<br />
Wandalen und Byzantiner. Man weiß wenig von den<br />
Wandalen, da sie weder Bauten und Inschriften noch Gräber<br />
hinterließen. Was die geschichtlichen Fakten betrifft, so<br />
geben Historiker an, daβ die Wandalen 420, oder 428 oder<br />
vielleicht auch 429 über Spanien nach Afrika kamen, daβ sie<br />
Karthago 435 oder auch 439 Einnahmen und daβ sie von<br />
einem König angeführt wurden, der Geiserich oder Genserich<br />
hieß, auf jeden Fall aber viele Frauen hatte und humpelte.<br />
ln welchem Ausmaß eigentlich die Wandalen Tunesiens<br />
Städte, Straßen, Häfen und Bewässerungssysteme zerstört<br />
haben, ist ein anderes Thema akademischer unengewiβheir.<br />
Man glaubt sogar, sie haben Karthago mit ihrer Beute aus<br />
Rom verschönert - eine ironische Verdrehung der Geschichte<br />
- und Wandalismus erklärt wörtlich die Kastrierung und das<br />
Abschlagen von Nasen römischer Bildnisse überall. Die<br />
kirchlichen Listen der Bistümer sind die einzige genaue<br />
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Aufzeichnung, die wir aus jener Zeit haben. Auf Grund ihrer<br />
Taten anderswo kann man mit Wahrscheinlichkeit<br />
annehmen, daβ die Wandalen dem Lande nichts von Wert<br />
gebracht haben, außer vielleicht ein paar Genen im Blut der<br />
Tunesier. Nach drei Generationen waren sie durch das Klima<br />
und den usurpierten Luxus so verweichlicht, daβ ihr König<br />
Gelimir leicht geschlagen werden konnte bei Hammam-Lif<br />
und am Ufer des Sedjoumi -Sees- als der byzantinische<br />
Kaiser Justinian (bekannt durch seine Frau Theodora) 33 rund<br />
10 000 Fußsoldaten und 6000 Reiter unter Belisar schickten,<br />
um Tunesien für das Oströmische Reich wiederzuerobern.<br />
Die Byzantiner traten, wie es in den Geschichtsbüchern<br />
heißt, in die Fußstapfen Roms, doch die Schuhnummer war<br />
ihnen zu groß. Sie besetzten im Westen die Städte bis<br />
Haidra und im Süden bis Djerba, aber bauten , mit den<br />
Steinen von Villen, Tempeln und Bädern neue Festungen. Die<br />
Entwicklung war symptomatisch: Während ihrer 140<br />
jährigen Besatzungszeit blieben die Byzantiner immer in der<br />
Defensive.<br />
Thysdrus El Jem<br />
Araber<br />
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58
Der islamischen Eroberung standen sowohl die<br />
aufrührerischen Berber als auch die schwächer werdenden<br />
Byzantiner im Wege. Der Aufstieg des Islam von den<br />
höhnisch verlachten Predigten eines ungebildeten<br />
arabischen Kameltreibers bis zum Weltreich, das sich von<br />
Poitier bis nach Lahore erstreckte, war in nur einem<br />
Jahrhundert abgeschlossen. Keine andere Religion kann<br />
diesen Erfolg auf weisen. Durch das Versprechen<br />
duftender Paradiesgärten, kühler Wasser, glutäugiger<br />
Mädchen und kleiner Jungen, falls sie im Kampf gegen<br />
die Ungläubigen fielen, müssen die mohammedanischen<br />
Krieger so wagemutig wie japanische Kamikazeflieger<br />
geworden sein. Auf den ersten Widerstand trafen diese<br />
Mujaheddin in Tunesien Jahre 647 erreichter Abdullah ibn<br />
Saads Erkundungszug Sbeitla, wo der Statthalter<br />
Gregorius Byzanz ein Jahr vorher durch eine<br />
Unabhängigkeitserklärung herausgefordert dert hatte.<br />
Nachdem sie den Bischof ermordet und bei Plünderungen<br />
enorme Beute gemacht hatten, kehrten die Araber nach<br />
Ägypten zurück und ließen Tunesien frei, aber führerlos.<br />
Eine zweite Invasion fand 665 statt, doch erst 668 -670<br />
unter Okba ibn Nafi faβten 150 000 Moslems endlich Fuß.<br />
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59
Moschee Okba<br />
Sie gründeten Kairouan, des als Ausgangspinkt für ihre<br />
Eroberung des Westens diente und später arabische<br />
Hauptstadt wurde. (Karthago wurde einfach übergangen.)<br />
Heute ist es die religiöse Hauptstadt Tunesiens. der<br />
Widerstand der Berber hielt jedoch an: sie wurden zuerst<br />
von Kosaila ( dessen Truppen Okba bei Biskra töteten),<br />
und später von der mutigen Königin El-Kahena (weibliche<br />
Form eines Wortes, das wie Cohen Priester bedeutet)<br />
angeführt. Im Jahre 702 wurde diese getötet und ihr Heer<br />
besiegt. Nun liefen die Berber scharenweise zum Islam<br />
über. Sie traten auch der arabischen Armee bei, und<br />
ein berberischer Offizier, Tarik. leitete 711 die<br />
Eroberung Spaniens, an der hauptsachlich Berbertruppen<br />
beteiligt waren. Trotz alldem wurden sie wie zweitrangige<br />
Bürger behandelt, und die daraus entstehende<br />
Unzufriedenheit der Berber führte zu ihrer Sezession als<br />
Kharidjiten, ·Außenseiter' des Islam. Die egalitäre,<br />
puritanische Sekte existiert noch heute auf Djerba.<br />
Kharidjitische Berber eroberten Kairouan 745 und behielten<br />
in Kämpfen um die ohnehin sehr beschränkte Macht<br />
bis 800 immer wieder die Oberhand . ln dem Jahr, in dem<br />
Karl der Große am 25. Dezember zum Kaiser gekrönt<br />
wurde und Geschenke von Harun ar-Raschid aus<br />
Bagdad empfing, begann mit Ibrahim ibn El Aghlab,<br />
einem arabischen Statthalter, das, was Tunesier als<br />
ihr Goldenes Zeitalter bezeichnen. Ibrahim unterwarf<br />
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60
die abtrünnigen Berber und wurde von Harun<br />
arRaschid zum Emir ernannt. Während ihrer 109 Jahre<br />
dauernden Herrschaft bauten seine Nachkommen, die<br />
Aghlabiden, befestigte Medinas wie z.B. in Sfax,<br />
Ribars - halb Kloster, halb Kaserne - wie in Monastir,<br />
große Moscheen - die schönste davon in Kairouan -<br />
und Wasserspiele, an die nur noch die Bassins in<br />
Kairouan erinnern. Sie befriedeten ebenfalls das Land,<br />
eroberten Sizilien 827 und brachten aus Spanien die<br />
Idee des Metallgeldes mit. von ihrer Hauptstadt Kairouan<br />
- oder genauer gesagt, dem nahegelegenen Rekada<br />
kehrten Gesandte Karls des Großen und des Heiligen<br />
Römischen Reiches zurück mit schillernden Berichten<br />
über die Paläste, Bibliotheken und Gärten der<br />
Aghlabiden - aber auch über die enorm hohen Steuern , die<br />
für ihre Trunken heilt und verschiedene Sünden w<br />
bezahlen waren. Das katholisch/evangelische Gegenstück<br />
im Islam ist die Spaltung in sunnitische und schi' tische<br />
Sekten. Die 'ketzerischen' Schi' leiten ihre Abstammung von<br />
der Tochter des Propheten, Fatima, her: daher die<br />
Fatimiden, die gegen die Exzesse der Aghlabiden waren<br />
(trotz alledem 'orthodoxe' Sunniten) und sie im Jahre<br />
909 aus Kairouan verdrängten. ihr erster Mahdi oder<br />
'Auserwählter', Kalif Ubaid-Allah - 'Gottes kleiner<br />
Sklave', verlegte die Hauptstadt nach Mahdia. von hier<br />
aus unterwarfen seine Nachkommen die noch immer<br />
aufrührerischen Berber und eroberten sich ein<br />
tunesisches Imperium, das sich von Ägypten im Osten bis<br />
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61
zum Atlantik im Westen erstreckte. Das moderne Kairo<br />
wurde von ihrem General Djauhar- 'Juwel ' gegründet<br />
und 973 zur Hauptstadt der Fatimiden gemacht. Sie ließen<br />
en ihr Reich ifrikia in den Händen ihrer Verbündeten,<br />
den Ziriden , die, erneut mit Sitz in Kairouan , das<br />
Land durch eine weitere Blütezeit für Kunst, Handel und<br />
Landwirtschaft führten . Schulen und Universitäten<br />
blühten , der Überseehandel mit tunesischen Waren und<br />
landwinschaftlichen Erzeugnissen ging glänzend und die<br />
Höfe der ziridischen Herrscher waren brillante Zentren<br />
von Raffinesse, wogegen die ihrer europäischen Zeit <br />
genossen buchstäblich wie Lager aussahen.<br />
Es folgte das seltene Schauspiel eines Volkes, das<br />
seinen Wohlstand um des Glaubens willen preisgibt. lm<br />
Jahre 1 048 sagten sich die Ziriden von den fatimidischen<br />
Kalifen in Kairo los und wurden Anhänger des<br />
sunnitischen Regimes in Bagdad . Sie entkamen somit der<br />
fatimidischen Besteuerung, aber diese war nicht<br />
überschwer: Die Bedeutung des Aktes lag darin , daβ<br />
die Ziriden endlich den unorthodoxen schi‘itischen<br />
Glauben der Fatimiden zurück wiesen.<br />
Das muβten sie teuer bezahlen. Der fatimidische<br />
Kalif El -Mustansir schickte zwei ständig unruhelüsterne<br />
Araberstämme, die Beni Hilal und die Sulaim , nach<br />
Westen.<br />
Diese wilden Nomaden zerstörten alles, was ihnen unter<br />
die Finger kam, konnten aber selbst nichts neues<br />
schaffen , raubten und schlachteten Schafe und anderes<br />
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62
Vieh, zogen aber kaum welches groß, plünderten und<br />
brandschatzten die Felder, bebauten jedoch nie selbst<br />
das Land. Über 1700 Jahre einer fast ständig anhaltender<br />
Entwicklung wurden so in einem Jahrzehnt zunichte<br />
gemacht. Diese Invasion der Beni Hilal hinterließ<br />
unglaubliche Verwüstungen, die noch immer in einigen<br />
Landstrichen des Südens zu erkennen sind, und die die<br />
Regierung erst jetzt wieder gutzumachen beginnt.<br />
Nun folgt ein Abschnitt der tunesischen Geschichte,<br />
der zwar wenig bedeutend, aber voll von eigenartigen<br />
Zufällen ist. Da die Berber von den hilalischen Barbaren in<br />
Schach gehalten wurden, siedelten sich ausgerechnet die<br />
Normannen 1134 auf Djerba an. Die Almohaden, eine<br />
marokkanische Sekte, griffen Tunesien an, und der<br />
Herrscher des Nordens, Taschfin - 'Arroganz' - (stürzte mit<br />
seinem Pferd über die Klippen und wurde getötet). Das<br />
Land wurde dem riesigen Mittelmeer reich der<br />
Almohaden an gegliedert, das, wie es in einem Reiseführer<br />
heißt, der Befehlshaber Abdul- Mumin 'ganz allein<br />
eroberte·. Dann landete eine balearische Truppe in Bougie<br />
'Kerze'- und bedrohte Tunesien von Westen, ein<br />
armenischer Bandit namens Karakusch - 'Clown' - von<br />
Osten. Die tunesischen Almohaden, ihr damaliger Führer<br />
hieß nasser, ergaben sich a n allen Fronten.<br />
Die Hafsiden brachten wieder Ruhe ins Land.<br />
nachdem sie ihre Unabhängigkeit von den almohadischen<br />
Statthaltern erklärt hatte, ließ sich diese Dynastie in der<br />
neuen Hauptstadt Tunis nieder. So kam es, daβ die kleine<br />
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63
Stadt, die die Phönizier und Römer TUNES oder<br />
THINES genannt hatten, im Jahre 1236 dem ganzen<br />
Land seinen Namen gab. Die von den Almohaden erbaute<br />
Kasba oder Zitadelle Wurde von den Hafsiden vergröbert,<br />
wie auch die Medina, die Stadt. lm Laufe des 14. Jh .<br />
Zogen sie obendrein eine Mauer um die ganze Stadt. (Sie<br />
blieben bis J 574 an der Macht.) Die sich ausbreitende<br />
Hauptstadt wurde kosmopolitischer. Ais in Spanien die<br />
christliche Reconquista die Andalusier verdrängte, ließen<br />
sich diese islamischen Hugenotten in den ihnen<br />
zugewiesenen Straßen und Vororten nieder. Als die<br />
europäischen Staaten begannen, Gesandte und Kaufleute<br />
in diese Hauptstadt der damaligen kaufmännischen<br />
Welt zu schicken, wurden ihnen gewisse Viertel -<br />
Funduks- zugewiesen. Die Hafsiden erlangten einen<br />
solchen religiösen Einfluβ, daβ der Scherif von<br />
Mekka, der Papst des Islam, sich ihnen im Jahre<br />
1259 unterwarf. Elf Jahre später führte der Heilige<br />
Ludwig einen Kreuzzug gegen sie. Er nahm Karthago ein.<br />
war jedoch den 150000 Mann der Armee von Tunis<br />
zahlenmäßig unterlegen. nachdem er um Verstärkung<br />
geschickt hatte. starb er am 25. August 1270 um drei<br />
Uhr nachmittags an der Pest. Zwei Stunden später landete<br />
die Armee seines Bruders. Wäre sie einen Tag früher<br />
gekommen, hätte sie zwar den Tod Ludwigs nicht<br />
verhindern können, wahrscheinlich aber die hafsidische<br />
Nation vernichtet und damit die Geschichte geändert.<br />
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Spanier<br />
Die Andalusier bildeten das geschickte und zivilisierte<br />
Element der aus Spanien ausgewiesenen Moslems. ihre<br />
ungeschliffenen Zeitgenossen waren die Korsaren, die<br />
ursprünglich nur aus Rache an den christlichen<br />
Eindringlingen zu Piraten wurden. Der finanzielle Gewinn<br />
überwucherte dann alle anderen Motive, wie das so oft<br />
bei den Menschen der Fall ist, und die Piraterie wurde zum<br />
großen Geschäft. Die Entdeckungen Kolumbus' und Vasco da<br />
Gamas hatten den Markt noch nicht beeinflusstet: Das<br />
Mittelmeer war noch immer die Durchfahrtsstraf3e für den<br />
Handel der Großmächte. Die Korsaren, die von<br />
Stützpunkten wie Tunis, Biserta und Algier aus angriffen,<br />
benutzten schnelle, leichte, gutbewaffnete Boole gegen<br />
die langsamen und schwerbeladenes Handelsschiff. Wichtige<br />
Passagiere wurden gegen Lösegeld festgehalten, Frauen<br />
vergewaltigt und dann zusammen mit den Kindern versklavt.<br />
die Mannschaften meistens umgebracht. Die Türken<br />
führten hierbei<br />
'Feinheiten' ein: die Planke auslaufen, die Bastonade und<br />
den Hasuk - Schlagen der Fußsohlen bzw. Setzen auf die<br />
Spitze eines Schwertes. Die Handelsschiffe wurden<br />
geplündert, und die Küstenbewohner bekamen zehn Prozent<br />
der Beute als Gegenleistung für ihre Hehler Dienste und das<br />
Stellen der Hafenanlagen.<br />
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65
Die Festung Bordj-el-Kebir<br />
Die christlichen Staaten waren jedoch häufig nicht<br />
besser. Die Johanniter waren besonders verschrien, und 1720<br />
befanden sich mehr als 10 000 Sklaven auf Malta. Die<br />
Bagnos- ein bezeichnenderweise italienisches Won für die<br />
menschlichen Warenhäuser, wo Gefangene auf den Verkauf<br />
oder ihre Freigabe durch Lösegeld warteten - waren in<br />
Leghorn so schrecklich wie in La Goulette England<br />
begnügte sich damit, die Korsaren zu bezahlen und durch<br />
eine juristische Spitzfindigkeit kam ein System von<br />
Bestechung zwischen Regierungen zum Vorschein: Der<br />
'Schutz" für das Vereinigte Königreich erstreckte sich auch<br />
auf die Schifffahrt seiner überseeischen Besitzungen und, als<br />
die Dreizehn Staaten ihre Unabhängigkeit erklärten,<br />
antworteten die Barbaren stäten prompt mit Angriffen auf<br />
amerikanische Segelschiffe. lm Jahre 1520 wurde Karl V.<br />
Kaiser des Heiligen Römischen Reiches und Frankreichschon<br />
damals Saboteur der europäischen Einheit - bat die<br />
ottomanischen Türken um Hilfe gegen ihn. Tunesien wurde<br />
zum Vietnam eines frühen Machtkampfes zwischen Ost und<br />
West - einer fast ausschließlich auf See aus getragener<br />
Konfrontation zwischen der islamischen Türkei und dem<br />
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66
christlichen Spanien. 1534 setzte der Korsare Kheireddin , der<br />
jüngste der Barbarossa Brüder, den Hafsiden Herrscher<br />
Mulay Hassan ab, griff Biserta, Tunis und La Goulette<br />
an, besiegte sie nacheinander und marschierte auf Kairouan,<br />
um auch diese Stadt einzunehmen . Dann schloβ er sich<br />
mit seinem Bruder Arudj zusammen, der inzwischen<br />
Djerba besetzt hatte. Die Barbarossas, wie ihr Nachfolger<br />
Dragut, waren Moslems und wurden von der Türkei<br />
unterstützt: Karl V. stach deshalb mit 30 000 Mann in See.<br />
Zeitgenössische deutsche Drucke im Bardo (Studien für die<br />
riesigen Gemälde, die im Wiener Kunsthistorischen Museum<br />
zu sehen sind) erinnern bildlich an die Eroberung von Tunis<br />
am 14. Juli 1535.1569 marschierte der Türke Euldsch Ali von<br />
Algier aus ein und gewann die Hauptstadt zurück; 1573<br />
konterte Don Juan d' Austria erfolgreich mit 20 000 Mann,<br />
doch die 'Hohe Pforte' triumphierte 1574, schlug die Spanier<br />
und verjagte die Hafsiden .<br />
Türken<br />
Bereits 1574 war vom spanischen Tunesien nicht mehr<br />
übriggeblieben als eine Reihe eindrucksvoller Zitadellen entlang der<br />
Küste ... und einige Charakterzüge im tunesischen Volk. Die<br />
ottomanischen Türken drückten- nun direkt von Konstantinopel<br />
Tunesien ihren einheitlichen Stempel provinzieller Oberaufsicht<br />
auf- und ihre seltsamen Bezeichnungen. Ein Beileibe regierte<br />
zuerst von Algier aus, aber nach seinem Tod 1587 wurden<br />
Tunesien, Libyen und Algerien zu Regent schaften, die Paschas<br />
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67
egierten. (Die damalige Unterteilung entspricht auch den heutigen<br />
Landesgrenzen.) Der Pascha akzeptierte schließlich eine Teilung<br />
seiner Macht mit hohen Offizieren der Armee, den Odjak, die<br />
von einem Aga - wie in Khan - geführt wurden. Jüngere Offiziere-<br />
Deis - meuterten<br />
1590, und einer von ihnen gelangte zu höchster Macht, indem<br />
er sich mit dem Kabtan, der die Einkünfte der<br />
Marineplünderungen verwaltete, und mit dem Bei, der die ebenfalls<br />
RücksichtsloseSteuereintreibung in der Heimat verursachte,<br />
verbündete. Nach und nach rissen die Beis, die in der<br />
ottomanischen Armee einen Rang niedriger standen, die Macht<br />
an sich. Ein gewisser Murato Genovese - Murad – wurde 1612<br />
vom Sultan in Konstantinopel zum Pascha ernannt, und die<br />
Machtübernahme durch seinen Sohn, Hamuda Pascha, führte<br />
1631 zum Beginn einer Erbmonarchie; seine Nachkommen<br />
wurden jedoch 1702 bei einem Offiziers putsch ausgerottet.<br />
Hussein bin Ali, Aga der Spahis, ging als Sieger aus diesem<br />
Machtkampf hervor und gründete die Dynastie der Husseiniden,<br />
die bis 1957 bestand .Viele der frühen Beis haben den eigenartigen<br />
Ruf, treue Verfechter des Glaubens, Kämpfer für materiellen<br />
Fortschritt und Massenmörder gewesen zu sein. Die<br />
lukrativen Raubüberfälle auf christliche Schiffe wurden<br />
weiterbetrieben und viele der schönsten Moscheen, Suks und<br />
Paläste wurden auf Anweisung und Kosten der Beis gebaut.<br />
Große Harems bedeuteten aber große Familien und natürlich<br />
auch mehr Söhne und Neffen, die man einfach beseitigte, um<br />
die Nachfolge zu erleichtern . Wie die Dies vor ihnen, starben<br />
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nur wenige Beis eines natürlichen Todes. Einer wurde mit<br />
22 seiner Söhne getötet von einer seiner Frauen, die den Thron<br />
für ihren Sohn wollte; ein anderer wurde zerrissen und gegessen<br />
von einem Mob, der von dem 'Erbprinz' aufgestachelt wurde. Als<br />
die Zeiten etwas zivilisierter wurden, lebten die Beis länger ...<br />
Offensichtlich hatten sie auch mehr vom Leben. Aus allem,<br />
was über die späteren Beis geschrieben wurde, geht hervor,<br />
daβ sie ihre Fähigkeiten nicht so sehr in der Staatsführung als im<br />
Bett bewiesen. Viele werden als unersättliche Bisexuelle<br />
dargestellt, andere als muntere Homosexuelle. Ein Bei vereinte den<br />
amtlichen und privaten Tätigkeitsbereich dadurch, daβ er den<br />
'Orden des Kleinen Ali' einführte, der für 'besondere sexuelle<br />
Leistungen' verliehen wurde.<br />
Das Geschichtsbild ist ohne Zweifel von der Wahrheit<br />
abgekommen. Es gab sicherlich Blaubärte, angefangen mit den<br />
Barbarossas, doch die Mehrzahl der späteren Beis war eher kraftlos<br />
als besonders ausschweifend. Herbert Vivian, ein Engländer, der<br />
um 1890 Nordafrika bereiste, schrieb: 'Ein Besuch bei Seiner<br />
Hoheit Ali, Bei von Tunis, ist wie der Besuch eines erloschenen<br />
Vulkans'. Natürlich gab es einige, die etwas für das alte<br />
Tunesien geleistet haben - so wurden z.B. in der Mitte des 19. Jh<br />
. unter Mohammed Bei, Mohammed Sadok Bei und dem<br />
berühmten Premierminister Kheireddine Reformen durchgeführt;<br />
da jedoch der letzte Bei 80 Jahre alt und Analphabet war, der<br />
nur arabisch sprach, ist es nicht verwunderlich, daβ Tunesiens<br />
erstes unabhängiges Parlament am 27. Juli 1957 einstimmig die<br />
Abschaffung der Monarchie beschloβ.<br />
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Moschee Türken<br />
Franzosen<br />
Die von den Beis im 19. Jh. begangenen Missetaten führten<br />
zwangsläufig zu ihrem Untergang. 1830 setzten sich die<br />
Franzosen in Algerien fest und waren stark genug, dem Bei im<br />
Nachbarland einen Vertrag aufzudrängen, in dem er sich<br />
verpflichten muβte, die Seeräuberei aufzugeben. Unausbleiblicher<br />
Bankrott machte das Regime von langfristigen französischen<br />
Darlehen abhängig, und allmählich gewannen Leute wie die<br />
Oppenheimers und Erlangers - genau wie die Engländer in<br />
Ägypten - durch ihren Einsatz in der tunesischen Wirtschaft<br />
ein Mit spracherecht in der Regierung. Britische, französische<br />
und italienische Konzerne stritten und intrigierten um jede<br />
Entwicklungskonzession, vom Telegrafendienst bis zum<br />
Monopol der Pfandleihe, die die ausländischen Banken den<br />
Bei machen ließen - und oft sogar hießen. Die Korruption<br />
stellte jedoch weiterhin ein großes Risiko für ihre Anleihen dar.<br />
Frankreich und England waren übereingekommen, sich<br />
gegenseitig in Tunesien und Zypern freie Hand zu lassen, und<br />
das neue Königreich Italien hatte Absichten auf Tunesien, die<br />
ein offenes Geheimnis waren.<br />
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70
In den Khroumirie-Bergen galt es als traditioneller<br />
Zeitvertreib der Stämme, die Nachbarn zu plündern. Jetzt<br />
waren jedoch die Grenzen von den Franzosen 'gesichert ', die<br />
sich berechtigt fühlten einzugreifen, als 1880 ein tunesischer<br />
Stamm die Grenze überschritt. Der französische Staatsmann<br />
Jules Ferry behauptete, mehr als 9000 Krieger der Khroumirie<br />
seien i n Algerien eingefallen: Die ganze Bevölkerung betrug<br />
damals offiziell nur 7317 Menschen. Zur Verteidigung des<br />
Grenzgebietes wurde eine ' kleine Grenztruppe' entsandt: 30 000<br />
Mann, in drei Armeen aufgeteilt, von denen aber nur eine nach<br />
der Khroumiriezog !<br />
Die Franzosen marschierten sofort in Tunis ein, wo sie sich gleich<br />
die Unterschrift des pro-italienischen Mohammed Sadok Bei unter<br />
einen Schutzvertrag sicherten. Dann gingen sie daran, die<br />
Aufstände, die im ganzen Land ausbrachen, zu unterdrücken.<br />
Die Verträge von Ksar Said (1881) und La Marsa (1 883)<br />
zwangen die Beis dazu, alle vom französischen Ministre<br />
résident verlangten Reformen anzunehmen. Französischen<br />
Staatsbeamten übernahmen sämtliche Verwaltungskosten<br />
Große französische Konzerne und individuelle Colons<br />
beschlagnahmten die bestes Anbaugebiet - auf ‘legale’ Art, indem<br />
sie einfach die islamischen Bauern, die keine Besitzurkunde<br />
vorweisen konnten, enteigneten.<br />
Französische Bergleute bauten die Phosphatschatze des<br />
Landes ab und nahmen wieder die Zink-, Blei - und<br />
Eisenminen in Betrieb. Regimenter von nordafrikanischen<br />
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71
Tirailleurs und Goums wurden ausgebildet, um in den<br />
französischen Kolonialtruppen zu kämpfen.<br />
Überall entstanden katholische Kirchen und Klosterschulen<br />
(obwohl Tunesien theoretisch bis 1919 der islamischen<br />
Türkei die Treue hielt). Um die Medina herum entstand das<br />
moderne Tunis, in Atmosphäre und Aussehen so französisch, wie<br />
Gibraltar englisch ist. Obwohl Tunesien theoretisch ein<br />
Protektorat war, wurde es doch in der Praxis als französische<br />
Kolonie betrachtet.<br />
Die heutigen Tunesier, wie die meisten ExKolonialvölker, sind<br />
selten bereit, Frankreich mit Lob zu überschütten. Auch heute<br />
hört man noch oft in öffentlichem oder privatem Kreise, daβ die ·<br />
Schutzmacht. zum Sündenbock für gewisse Zuständigkeiten des<br />
Landes gemacht Wird. Doch in die Enge getrieben, geben<br />
selbst Tunesier zu, daβ sie ohne das Vermächtnis Frankreichs auf<br />
allen Gebieten der Entwicklung nicht zu den fort christlichsten<br />
'neuen· Ländern Afrikas gehören würden .<br />
Alliierte und Achsenmächte. Der Zweite Weltkrieg gab einen<br />
aufschluβreichen Hinweis: Obwohl Frankreich zusammen brach,<br />
blieben die Tunesier loyal, und viele kämpften freiwillig auf der<br />
Seite der Alliierens. Bourguiba, zu jener Zeit ein ·Revolutionär·<br />
im Exil, wurde von den Italienern mit Versprechungen für die<br />
Unabhängigkeit Tuneiens umworben, doch selbst als die<br />
Achsenmächte das Land besetzt hatten, entschieden er und seine<br />
Anhänger sich für die Alliierten. Tunesien wurde von Vichy aus<br />
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72
verwaltet, aber die Tunesier, die gegen die Achsenmächte waren,<br />
formten eine<br />
provisorische Regierung in Le Kef.<br />
Die Alliierten sind am 8 November 1942 in Algerien gelandet.<br />
lm selben Monat wurden die deutschen Truppen in Tunsien täglich<br />
um ·1000 Mann verstärkt. Der Wettlauf um Tunis halte<br />
begonnen. Da Rommel vier Tage vorher bei El-Alamein besiegt<br />
worden und Irak und Syrien schon besetzt waren, hofften die<br />
Alliierten, die Zange der Achsenmächte an der Route nach<br />
Osten aufzubrechen, ehe die 'Heeresgruppe Afrika· sich geordnet<br />
zurückziehen und in Tunesien konzentrieren konnte. Die<br />
Landung in Italien hing von ihrer Niederlage ab - und dadurch<br />
in letzter Folge auch die Kapitulation Deutschlands.<br />
Die Alliierten verloren den Wettlauf um Tunis. Die Truppen<br />
Englands und der Vereinigten Staaten schlossen sich mit<br />
den Franzosen zusammen, die sich jetzt im Norden in<br />
offenem Widerstand befand.<br />
Die ' Blade Force' stand 50 km vor der Hauptstadt. Doch dann<br />
setzte der Winter ein, der deutsche Aufbau war zu intensiv<br />
gewesen und die Alliierten hatten bei unzureichenden<br />
Verbindungsmöglichkeiten und ohne nahe gelegene Flugplätze<br />
alle Mühe Medjez el Bab und seinen ·Long -Stop Hill zu<br />
halten .<br />
Anfang 1943 war jedoch Montgomery nicht mehr weit. Die<br />
Alliierten gliederten sich neu, Eisenhower wurde<br />
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73
Oberbefehlshaber und Tedder übernahm das Kommando in der<br />
Luft. Die Deutschen rückten in einer neuen Offensive vor, weit<br />
über den Paβ von Kasserine hinaus, aber die Schlüelstädte<br />
Beja, Medjez und Bou Arada blieben in der Hand der Alliierten.<br />
im Süden war Rommel ·krank geworden, doch die Marethlinie<br />
hinderte Montgomery am Vorstoß. Er umging sie in einer<br />
erfolgreichen Operation. die fast ebenso denkwürdig ist wie<br />
Hannibals Alpenüberquerung. Eine Panzerkolonne Wurde nachts<br />
an Bergrändern entlang vorwärts bewegt, die ich kaum breit<br />
genug fand für einen Land Rover. Luftangriffe durch die·<br />
Tank Busters· 'Panzerzerstörer' - vergrößerten die Bresche, die sie<br />
schlagen konnte. Die Neuseeländer, die freien Franzosen, die 4.<br />
indische Division und die Gurkha Rifles folgten nach und Ende<br />
März hatte Montgomry die 'unbezwingliche' Marethlinie hinter<br />
sich gebracht. Am 8. April vor Gabes trafen Einheiten der 8.<br />
Armee die ersten Amerikaner von Tunesiens Westfront.<br />
Die anschließende Umzingelung der Armeen von Arnims im<br />
Nordosten verstärkte ihren Widerstand nur noch, doch ihre<br />
Festungen fielen eine nach der anderen. (Takrouna unterlag<br />
einem heroischen Maoritrupp.) Biserta und Tuni s wurden am 7.<br />
Mai 1943 eingenommen. Von dort aus stieβ die englische 6.<br />
Panzerdivision nach Hammamet vor und trennte so die beiden<br />
letzten deutschen Befestigungen Zaghouan und Cap Bon. General<br />
von Arnim hatte am Cap Bon Nachschublager für eine<br />
zweimonatige Belagerung angelegt.<br />
Dort spielte sich jedoch nicht der letzte Kampf ab. Die<br />
Halbinsel mit den Depots wurde fast ohne Widerstand von<br />
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74
englischen Patrouillen abgeriegelt. Di e Deutschen und Italiener<br />
wurden schließlich am 11. Mai zwischen Hammamet und<br />
Zaghouan eingeschlossen, am 12. wurde von Arnim von den<br />
lndern gefangen genommen und am 13. ergab sich sein<br />
Nachfolger mit der ' Heeresgruppe Afrika '. Heute lebt der<br />
Krieg nur noch in den Erinnerungen und den tunesischen<br />
Soldatenfriedhöfen weiter. Deutschland s 8562 Kriegs Opfer lagen<br />
auf im ganzen Land verstreuten Friedhöfen, bis sie 1975 auf einem<br />
Hügel bei Bordj Cedria zusammengelegt wurden. Wenn man hier<br />
zwischen Olivenbäumen und Weinreben steht, kann man sich<br />
nur schwer Lärm und Entsetzen der Bombenangriffe, brennende<br />
Panzer und sterbende Männer in diesem friedlichen Ferienland<br />
vorstellen.<br />
Tunesier<br />
lm Gegensatz zur libyschen Wüste blieb Tunesiens Landschaft<br />
nicht lange von den Überresten des Krieges verunstaltet.<br />
Schon 1944 begannen die wiedereingesetzten französischen<br />
Behörden mit dem Ein sammeln der herrenlosen Fahrzeuge<br />
und Waffen: weniger wegen ihres Schrottwertes, sondern weil<br />
sie fürchteten, die Tunesier könnten schlechten Gebrauch<br />
davon machen. Denn das National bewuβtsein der Tunesier wuchs<br />
ständig. Bourguiba , nun anerkannter Vorsitzender der Destour-<br />
Patei, war gezwungen, vorerst in Ägypten um Asyl<br />
anzusuchen. Die nöchsten zehn Jahre verbrachte er abwechselnd im<br />
Ausland - wo er bei den Vereinten Nationen, der Arabischen Liga<br />
und in den Hauptstädten Westeuropas und Südostasiens<br />
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75
Unterstützung für die Sache Tunesiens suchte- und in Haft. Da<br />
sein E i nfluf3 sogar aus dem Gefängnis heraus groß genug<br />
war, um die offizielle Meinung in Paris für ihn zu<br />
beeinflussen, wurde die Unnachgiebigkeit der französischen<br />
Kolonie Tunesiens immer stärker.<br />
Es folgten Ereignisse, wie sie jede Kolonialmacht erfahren hat:<br />
Die Vereinten Nationen nahmen 1952 eine Resolution<br />
Lateinamerikas an, die die Franzosen aufforderte, mit den<br />
Tunesiern über deren Unabhängigkeit zu verhandeln. Die<br />
Fellagha - die tunesischen Mau Mau - begannen mit Überfallen auf<br />
einsame französische Farmen, und es kam zu Gräueltaten. Als<br />
Generalstreiksund Embargos gegen die Colons zunahmen, vergalten<br />
diese Gleiches mit Gleichem: Ihre Organisation la Main Rouge -<br />
die Rote Hand- schoβ den Nationalistenführer Farhat Hached<br />
in Tunis am 5. Dezember 1952 mit Maschinengewehren nieder,<br />
ebenso - indem sie eine Vendetta aus seiner Heimatstadt Sfax<br />
ausnutzte - Hedi Chaker in Nabeul am 13. September<br />
1953. Die öffentlich Meinung und Politik der Franzosen geriet<br />
ins Schwanken, die einzige Antwort blieb jedoch Unterdrückung.<br />
Aus dieser Zeit stammen die Märtyrer, nach denen jede<br />
Stadt Straßen benannt oder denen sie Denkmäler errichtet hat.<br />
Als sich die Lage immer weiter zuspitzte, durfte Bourguiba<br />
zurückkehren. Seine Ankunft in La Goulette am 1. Juni 1955<br />
war in den Augen der jubelnden Tunesier der eigentliche<br />
Befreiungstag. Er wird jedes Jahr gefeiert, obwohl Bourguiba erst<br />
bei der französischen Regierungsumbildung am20. März des<br />
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darauffolgenden Jahres die Gelegenheit ergriff', über Tunesiens<br />
Unabhängigkeit zu verhandeln.<br />
Die neue Republik, die am 25. Juli 1957 ausgerufen wurde, hatte<br />
es in den ersten vier Jahren sehr schwer. Da die Tunesier die<br />
algerische FLN unterstützten, sperrten ihnen die Franzosen die<br />
versprochene materielle Hilfe. Am 8. Februar 1958 bombardieren<br />
die Franzosen Sakiet. Es folgte die Schlacht um Biserta: Erst im<br />
Oktober 1963 räumten die französischen Truppen diesen<br />
Stützpunkt. Im Juni 1964 wurde der Grundbesitz, der bisher<br />
Franzosen und anderen Ausländern gehört hatte, verstaatlicht.<br />
Dennoch erhöhte Bourguiba sein Prestige auf internationaler Ebene:<br />
Er war das einzige Oberhaupt eines Entwicklungsstaates, das nicht<br />
nur de Gaulle sondern auch Nasser die kalte Schulter zeigte. Im<br />
Laufe der 60er und 70er Jahre haben u.a. die Vereinigten<br />
Staaten, die Vereinigten Nationen, die Weltbank. die<br />
Bundesrepublik, der Ostblock, auch wieder Frankreich und viele<br />
andere Tunesien hilfreich unter die Arme gegriffen.<br />
Der 1987 tunesische Staatsstreich beteiligt den unblutigen Sturz des<br />
alternden tunesischen Präsidenten Habib Bourguiba am 7.<br />
November 1987, und sein Nachfolger als Präsident von seinem<br />
kürzlich ernannte Premierminister, Zine el-Abidine Ben Ali. Die<br />
Aktion wurde durch Bezugnahme auf BOURGIBA der<br />
angegriffenen Gesundheit und Artikel 57 der Landesverfassung<br />
gerechtfertigt. Berichte aufgetaucht später, um anzuzeigen, dass die<br />
italienischen Geheimdienste hatten bei der Planung es beteiligt.<br />
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77
Quellen identifizieren manchmal den 1987 Coup als "Révolution de<br />
jasmin" (Jasmin Revolution) als die Jasminblüte ein Symbol für<br />
Tunesien betrachtet wird. Aber auch bei neueren Quellen verwenden<br />
auch genau den gleichen Begriff der 2011 tunesischen Revolution<br />
zu identifizieren. Dies kann zu Verwirrung führen.<br />
21. Dezember 2014. die Schaffung der zweite demokratische<br />
Republik Tunesien.<br />
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78
S<br />
I<br />
N<br />
U<br />
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80
TUNIS<br />
Sie nun per Schiff oder Flugzeug ankommen – macht<br />
sofort einen aul3ergewiihnlichen ersten Eindruck auf Sie. Von<br />
der Fähre sehen Sie als erste die rotbraunen Klippen<br />
Karthagos; von den Hügeln des Byrsa und 'Sidi Bou ' und<br />
dem im Süden aus dem Dunst tauchenden Cap Bon werden<br />
Sie wie mit zum Willkommensgruß ausgesorgten Armen<br />
empfangen . Sie fahren dann in den wunderschönen,<br />
blaugrünen Golf ein, der Bou Kornine rückt immer näher und<br />
der weiße landstreifen nimmt langsam Form an - die<br />
Auβnbezirke von Tunis, 'des Propheten weißem Burnus'.Wenn<br />
Sie an einem klaren Tag mit dem Flugzeug ankommen. sehen<br />
Sie in der Ferne die Zwillingsseen Bisertas, die Hügel von<br />
Raf-Raf mit der Felseninsel Pilao. die seltsame Lagune von<br />
Ghar el-Melh und die Rihana-Salzebene bei Raouad.<br />
Schließlich überfliegen Sie den flachen See von Tunis, der -<br />
auf eigenartige Weise von Damm und Kanal zerschnitten-den<br />
Anflug auf die Hauptstadt malerisch, sicher und sehr zentral<br />
macht<br />
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81
TUNIS MEDINA<br />
In Tunis ist das größte und am besten erhaltene Beispiel der<br />
Medinas, die man auch in Hammamet, Kairouan, Sfax,<br />
Sousse, Monastir und Mahdia sehen kann. Das Wort heißt<br />
auf Arabisch nichts weiter als 'Stadt' (französisch sprechende<br />
Tunesier ziehen es vor, ' la Ville arabe' zu sagen ): die früher<br />
mit hohen Wällen umzogene Burgflecken mit engen Gassen<br />
, die Reisende im Mittelalter sich zu erreichen beeilten , ehe<br />
das große Tor- das Bab für die Nacht gegen Eindringlinge<br />
geschlossen wurde. Der tunesische Bau- und Lebensstil ist<br />
in den Medinas an den Ausgeprägtheiten, und eine<br />
Erklärung seiner Eigenheiten machen spätere Wiederholungen<br />
unnötig.<br />
Sidi Bou Said.<br />
Wenn Sie in den Prospekten das Bild eines typischen<br />
tunesischen Dorfes' gesehen haben, war es bestimmt' sidi<br />
Bou'. Dieses malerische Dorf mit seinen gepflasterten<br />
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Gassenweißgetünchten Häusern, blauen. eisenbeschlagenen<br />
Türen und schwarzen Maschrabias liegt auf einem Hügel,<br />
der für die Seefahrer des Altenums ein Orientierungszeichen<br />
war. Heute ist er ein Zuftuchtsort für Künstler. Schriftsteller<br />
und die Begüterten unseres Jahrhunderts. Nach einer<br />
islamischen Legende starb der Heilige Ludwig nicht auf<br />
dem ByrsaHügel, sondern desertierte, heiratete ein<br />
Bürgermädchen und wurde zum Dorfheiligen Bou Said (<br />
berühmt für die Heilung von Rheumatismus und das<br />
Verhindern von Skorpionenstichen). Doch da er hier nicht<br />
vor 1270 erschien und der historische Abu Said Khalifa bin<br />
Jahia etTemimi el-Badji 1231 starb, handelt es sich hier<br />
wieder um einen Anachronismus à la Dido und Aeneas.<br />
Marsa<br />
La Marsa ist eine Stadt im Nordosten Tunesiens, etwa 18<br />
Kilometer nord-östlich von Tunis an der Mittelmeerküste<br />
gelegen. Die Stadt hat rund 36.000 Einwohner, in der<br />
umliegenden gleichnamigen Delegation wohnen etwa 78.000<br />
Menschen.<br />
Von Vielen in der Region als der schönste der nördlichen<br />
Vororte der Hauptstadt betrachtet, hat sie ihr Image als<br />
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wohlhabende Vorstadt bewahrt und bleibt ein beliebter<br />
Erholungsort bei der lokalen Bevölkerung. Der<br />
Massentourismus prägt die Stadt nur am Rande. Der Name<br />
geht auf das phönizische Wort „Marsa“ für Hafen zurück.<br />
DAS BARDO<br />
Das Nationalmuseum von Bardo, mit wahrscheinlich der<br />
besten Mosaikausstellung der Welt und ganz bestimmt der<br />
besten römischen Sammlung von Nordafrika, ist gewiβ die<br />
kurze Fahrt von Tunis wert : über die G P 7 vom Bab Bou<br />
Saadoun , zwischen den noch heilen oder restaurierten<br />
Bögen eines Zweiges (13.Jh.) des Aquäduktes von Zaghouan<br />
hindurch und am Hauptquartier der Garde Nationale zum<br />
Bardo.Mit dem Bus von Tunis aus: Nr. 3 ab dem Place d<br />
'Afrique, der Avenue Habib Bourguiba oder der Avenue de<br />
Paris.<br />
Le Bardo erstreckt sich rund um seinen Palast, recht s vom<br />
Verkehrsteller. Zuerst bauten hier die Hafsiden, doch von<br />
der riesigen Vorstadt, die später zur Zeit der Beis entstand,<br />
ist wenig übriggeblieben. Um 1860 hielt Hesse-Wart egg sie<br />
für 'eine Stadt voller Marmorpaläste ... teilweise im<br />
Renaissance-, teilweise im orientalischen Stil'. mit 'einem<br />
echten morgen - ländlichen Basar für die Bewohner . ..<br />
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deren Zahl etwa 2000beträgt ' und mit Wachen, die 'auf dem<br />
Boden kauern, ein Strickzeug in der Hand '. Der heutige<br />
Palast, 1882 an der Stelle erbaut , die so viele Jahrhunderte<br />
hindurch Schauplatz der willkürlichen Regentschaft und der<br />
Vergnügungen der Beis war, beherbergt jetzt das Parlament<br />
und das Nationalmuseum. Wenn Sie vor der Eingangshalle<br />
mit ihren rosa Säulen und weißen Bögen stehen, liegt links<br />
der weniger eindrucksvolle Madjlisel- Umma, der Rat der<br />
Nation. Zu beiden Seiten der schlichten Treppe stehen<br />
weiße Steinlöwen und Posten der ehemaligen Garde der<br />
Beis. (in ihren rot weißen Umhängen und mit<br />
furchterregenden Säbeln bewaffnet sind sie herrlich<br />
operettenhafte Dekorationsstücke.) Die Bardomoschee<br />
stammt aus dem 19. Jh.<br />
BISERTA Bis 1963 waren die Franzosen im Besitz<br />
dieses ehemaligen Korsarenhafens ; das italienische<br />
Risorgimento fürchtete ihn als 'eine Pistole, die auf Italiens<br />
Herz gerichtet ist ; er war eine Schiüsselbasis und deshalb<br />
im zweiten Weitkrieg hart umkämpft , und die ersten<br />
NATO-Befehlshaber sahen ihn alsliebenswichtig für die<br />
Verteidigung des Westens an. Die A Bombe, Supertanker<br />
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85
und die Schließung des Suezkanals machten Biserta<br />
überflüssig. Am Ende des Sees wurde das große Arsenal von<br />
Ferryville- jetzt Menzel Bourguiba - teilweise in Fabriken<br />
umgewandelt. Obwohl auf den meisten Hügeln noch<br />
militärische Einreichungen stehen, macht die Stadt heute eher<br />
einen gemütlichen als strategisch wichtigen Eindruck.<br />
TABARKA ist eine aufstrebende Stadt. Das ist sie schon<br />
seit längerem. An der Lage ist nichts auszusetzen: Die Wälder<br />
der Khroumirie weichen vom goldenen Strand zurück und<br />
lassen so genügend Raum für die zusammengedrängte Stadt.<br />
Der Sandstrand erstreckt sich um eine geschützte Bucht nur<br />
manchmal von Felsen unterbrochen, die unter dem<br />
Meeresspiegel mit korallen bewachsen sind. Um das<br />
malerische Bild zu vervollständigen, liegt im Meer ein<br />
felskegel mit einer Burg<br />
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Ain Draham ist eine Nordwest-Stadt Tunesien<br />
(Gouvernement Jendouba) etwa zwanzig Kilometer südlich<br />
von Tabarka. Das ehemalige Militärlager, in der Mitte und<br />
übersommernde Suk, es steht heute als ein bescheidenes<br />
regionales Wirtschaftszentrum.<br />
Kapital einer Delegation von 40 372 Einwohner, beherbergt<br />
die Stadt eine Bevölkerung von 8888 Einwohnern in 2004.2<br />
Es befindet sich auf einer Höhe von 800 Meter an den Hängen<br />
des Jebel Bir gebaut (1014 Meter). Dies ist Teil der Berge<br />
Kroumirie. Dieser Bereich ist der feuchteste Gebiet von<br />
Tunesien für Regen von 1534 Millimeter Niederschlag pro<br />
Jahr3 den nationalen Rekord hält. Die jährliche<br />
Durchschnittstemperatur liegt bei etwa 15 ° C mit einem<br />
täglichen Durchschnitt von 6,6 ° C im Januar und 23,9 ° C für<br />
den Monat july4. Sein Name bedeutet "Geldquelle" 5 und<br />
erinnert an die warmen Schwefelquellen schon von den<br />
Römern in der Antike verwendet. Bäder von den Resten sind<br />
gut erkennbar auf der Website. Ain Draham ist ein aktiver<br />
Ferienort aus der Zeit des Französisch Protektorat. Durch<br />
seine Häuser mit roten Ziegeldächern, mit seinen dichten<br />
Wald von Korkeichen, Reichhaltigkeit voller Spiel, darunter<br />
Wildschweine, sie erinnert sich an ein Bergdorf, in allen<br />
Jahreszeiten genossen, für die Jagd, seine kühle Klima,<br />
Wandern , zu Pferd oder mit dem Mountainbike und<br />
Hydrotherapie.<br />
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87
Bulla Regia. Wenn die Ruinen , beim ersten Anblick ,<br />
nicht mit der Pracht von Dougga oder Thuburbo zu<br />
vergleichen sind, liegt das einerseits daran, das die römische<br />
Stadt , auf ehemaligem Berbergrund errichtet, durch ein<br />
Erdbeben zerstört wurde, andererseits daran, das ihre<br />
prächtigen Villen - vielleicht aus Schutzgründen, sicher<br />
aber der Hitze wegen hauptsachlich unterirdisch gebaut<br />
wurden. 'Regia', weil Bulla einst 'königlicher' Sitz eines<br />
von Massinissas rund 50 Söhnen war.<br />
HAMMANIET von der Zitouna-Brücke- oder den<br />
schwerer zuganglichen Hügeln ringsum kann man am besten<br />
die Einzigartigkeit Hammamet erkennen. Die immer kahler<br />
werdenden Hügel nähern sich gen Norden Nabel. Hinter der<br />
weiten Bucht mit dem idealen Strand dehnt sich ein breiter<br />
Streifen von Zitrusgrün, der nach Süden zur Sebkha hin<br />
immer blasser wird. Das blanke Grün der Oliven- und<br />
Orangenhaine wird vom Weiß verstreuter Villen<br />
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unterbrochen. Die strengen Linien der Zypressen geben dem<br />
Ganzen Würde. Große Sisal -'Lanzen' und eckige<br />
Windpumpen stechen in den Horizont und bilden den<br />
klassisch-grotesken Kontrast zu dieser anmutigen<br />
Landschaft.<br />
Gehen Sie durch einen Oued zum Strand - die Lieblichkeit<br />
ist nicht nur Fassade. Von November bis Juni leuchten die<br />
kräftigen Farben der Orangen und Zitronen aus dem Grün.<br />
Zwischen das Baumen flittern Bienenfresser, Distelfinken<br />
und Wiedehopfe. Im Sommer zeigen die Kakteen ihre<br />
hochroten oder gelben Blüten. Die Beduinenfrauen sind<br />
ebenso Farben prächtig in rot, Purpur oder weiß gekleidet.<br />
Und wo immer die Gärtner das Land nicht bebaut haben,<br />
blühen wilde Blumen.<br />
NABEUL beginnt ganz allmählich: Zunächst sehen Sie<br />
die prächtige Residenz des Gouverneurs durch die Bäume ,<br />
dann die zum ‘Camping Motel Les Jasmins', dem<br />
altertümlichen NEAPOLIS und dem Neapolis- Hotel<br />
führende rue Abou el Kacem Chabbi . Die nun breitere<br />
Hauptstraße Wird von prunk haften Villen gesäumt ;<br />
Hertz und die 1965 erbaute Moschee und das 'Kaffee zur<br />
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kühlen Brise' neben dem meist schwülen Oued Souhil. Das<br />
ONA-Geschäft, der Bus Bahnhof und der städtische<br />
Markt , danach umfängt die Straße gleichsam ehr-fruchtig<br />
den Schere in d es Sidi Ma'auia . Die erste Kubba dieses<br />
Heiligen fiel einer Strassenerweiterung Zum Opfer und<br />
wurde im Sommer 1978 durch einen Spitzkubus ersetzt -<br />
typisch für Nabeul mit seiner Keramik und seinem<br />
behauenen Sandstein, jedoch ungewöhnlich für Tunesien<br />
mit den außen angebrachten Kerzennischen und dem<br />
gedrungenen, quadratischen Dach, grüngeziegelt wie<br />
Eidechsenhaut.Hinter dem Krankenhaus und dem Louage-<br />
Taxistand gruppieren sich Keramik und Töpferei Geschäfte<br />
um Nabeuls Hauptkreuzung.<br />
KEF<br />
der felsen - ist die 'Hauptstadt' des Grenzgebietes. ln<br />
diesem Auβenposten Kanthagos, der 256 v. Chr. zum<br />
ersten Mal erwähnt wird, fand sich die Söldnerarmee<br />
nach dem ersten Punischen Krieg zum Aufstan d zusammen<br />
. Der Name der von Augustus ausgerufenen Kolonie<br />
SICCA VENERIA stamm t von einem der Göttin Venus/<br />
Astarte geweihten Tempe!, in dem die 'punischen Matronen'<br />
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den heiligen Liebesdienst übten. Paradoxerweise wurde diese<br />
Colonia im 2. und 3. Jh.ein wichtiges christliches Zentrum,<br />
und Klöster brachten auch hier, wie in Europa,<br />
materiellen Wohlstand. Die islamische Invasion setzte<br />
beidem ein Ende; erst unter türkischer Regentschaft wurde<br />
Le Kef als Bollwerk der Beis gegen die Paschas von Algier<br />
wieder belebt.<br />
Die Kasba krönt Le Kef; von Mohammed Bie 1679 erbaut,<br />
von Ali Bei um 1740 mit einem Festungswall versehen,<br />
dient sie n immer als Kaserne. Die Hauptstraße verläuft als<br />
'Wallgang' den Berghang entlang, der so steil ist, daβ die<br />
meisten Seitenstraßen tropfenförmig angelegt sind . Von der<br />
nördlichen Straβengabelung biegen Sie beim<br />
Präsidentenpalast bergaufwärts und steigen zwischen der<br />
Zauia des Sidi Abdul-Kader (1.; 1834 erbaut,<br />
gegenwärtig öffentliche Bibliothek) und einem niedlichen<br />
Minarett- dem Transformator des Palastes ! - hinauf. Links<br />
vom davorliegenden Verkehrsteller befindet sich das<br />
Museum in einem Gebäude, das unter dem Namen Zauia<br />
des Jussef bou Hadjar (dem Algierer, der hier als Erster<br />
beigelegt wurde) oder Zauia er- Rahmania (die<br />
islamische Sekte, die er 1784 gründete) oder Zauia des<br />
Sidi Ali ben Issa (des Nationalistenführers aus derselben<br />
Familie Bou Hadjar, der 1956 unter der Hauptkuppel<br />
begraben wurde) bekannt ist. Der offizielle Name -<br />
Regionales Museum für Volkskunst und Tradition - ist<br />
aber passender. Im Jahre 1962 begonnen und 1978 dem<br />
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Publikum zugänglich gemacht (täglich außer montags 10-12<br />
& 15-19 Uhr, vom 1. Oktober bis 31 März 9.30-16.30 Uhr;<br />
Eintritt 100 Millimes, Fotografieren verboten), ist die<br />
ausgezeichnete Sammlung unter restaurierten Gewölben und<br />
Kuppeln bewundernswert ausgestellt. Die meist auf<br />
Französisch beschrifteten Gegenstände veranschaulichen<br />
Lebensstil und Handwerkskunst der örtlichen Bevölkerung;<br />
Frauenbekleidung ist so detailliert, daβ es verschiedene<br />
Kästen 'für die Brust', 'für die Ohren', 'für die Taille' usw.<br />
gibt, und die lebensgroße Kopie eines Nomadenlagers<br />
hat sogar den richtigen Geruch.<br />
Dougga<br />
ist wegen seiner Lage, seiner Ausdehnung und seiner<br />
Vollkommenheit tonangebend in der tunesischen<br />
Archäologie. Bulla Regia verbirgt sich zur Hälfte unter der<br />
Erde, Thuburbo Majus liegt niedrig in seinem Talversteckt,<br />
doch sein 25 ha großes Ruinenfeld, in rund 600 m Höhe<br />
gelegen, läβt Dougga in jeder Hinsicht ' hervorragen'. Der<br />
weite Fernblick über den Oued Khalled vervollständigt die<br />
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Schönheit seiner Theater, Tempel und Thermen. In Dougga<br />
sind die Verbindungen zu den Berbern nicht, wie sonst, nur<br />
Vermutung, sondern vongroßer Bedeutung. Bei der Auffahrt<br />
von Novelle Dougga sehen Sie als Erstes das<br />
Iibyschpunische Mausoleum , wahrscheinlich im 2. J h. v.<br />
Chr. vom Architekten Arabisch für den Numidierfürsten<br />
Ateban errichtet ("Sohn des lepmatath, Sohn des Pallu»).<br />
Die sowohl in ber berischer als in punischer Sprache<br />
geschriebene Widmungstafel war für Sprachforscher ähnlich<br />
wertvoll wie der Rosetta -Stein - und für Sir Thomas<br />
Read von unwiderstehlicher Anziehungskraft. (Ich scheue<br />
auch nicht davor zurück, zu erzählen, was jeder<br />
französische Autor berichtet : Daβ Monsieur Poinssot nach<br />
der 'eher zweifelhaften Unternehmung' des britischen<br />
Konsuls das Mausoleum 1 908- 10 wieder aufbaute.) (Noch<br />
immer aber fehlt die Widmungstafel, die das British<br />
Museum trotz der Bitten eines britischen Botschafters<br />
als ' unveräu1βerliches Eigentum des britischen Volkes<br />
betrachtet.)<br />
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Zaghouan<br />
Wenn Sie in die Ortschaft kommen, biegen Sie hinter<br />
dem trübselig aussehenden Bogen (2. Jh. n. Ch r.), dem<br />
einzigen Überbleibsel des rëmischen ZIQU A , scharf<br />
links a b. Er ist nur wegen zweier Nischen (von denen<br />
aus römische Statuen einst über das Tai blickten) und eines<br />
einfachen, am Schluβstein abgebildeten Kuhkopfes<br />
bemerkenswert. Die Hauptstraße rue Habib Bourguiba<br />
steigt zum place Habib Bourguiba hinauf: Von der<br />
ehemaligen Kirche hat man einen Ausblick, der 1943<br />
strategisch wichtig war. Vom altertümlichen Brunnen aus<br />
führt die enge rue Sidi Ali Azouz vor bei an der Groben<br />
Moschee , unter dem Bogen der Kubba des Sidi Ali<br />
Azuz und an der Kuppel der Hanefitenmoschee hinauf<br />
zum Marabout des Sidi Saad .<br />
Unterhalb des auf der Hügelspitze gelegenen<br />
Marabouts des Sidi Haschlaf steht das<br />
Märtyrerdenkmal. Die ländliche Gasse , mit dem Marabout<br />
des Sidi Taja auf den gegenüberliegenden Hängen , führt<br />
vorbei an der Villa des Präsidenten zur Kreuzung : Links<br />
geht es zum Hôtel des Nymphes ( 1972) [1 km] mit seinem<br />
schönen Panorama, rechts zum Nymphäum . Der römische<br />
Brunnentempel mit seinen zwölf Alkoven für die<br />
Statuen, unter Hadrian erbaut, steht noch heu le, ist aber<br />
leider durch 'Restaurierungsarbeiten' und moderne<br />
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Sgraffitti verunstaltet. Dahinter scheint der Djebel Zaghouan<br />
buchstäblich Quellen 'auszuschwitzen ' : Ihr Wasser wurde<br />
vom römischen Aquädukt nach Karthago geführt und jetzt<br />
von einer modernen Leitung nach Tunis.<br />
SOUSSE ist eine Mischung aus Tunis und Hammamet,<br />
gleichzeitig Großstadt und beliebter Ferienort. Obwohl die<br />
schönen Strände vielleicht nicht ganz so makellos wie in<br />
Hammamet sind und das Sahelhinterland mit Sebkhas und<br />
Olivenhainen vielleicht weniger exotisch ist, bieten doch die<br />
Medina, das Museum und die Katakomben, der Hafen und<br />
die Fabriken, die Esplanade, die Kinos und Straßen Cafés in<br />
Sousse die Vielseitigkeit, die Hammamet fehlt.<br />
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Stadtbild<br />
Die Medina (Altstadt) von Sousse geht auf das 9. Jahrhundert<br />
zurück und wird von einer 2,25 Kilometer langen Stadtmauer<br />
umgeben. Sie gehört seit 1988 zum Weltkulturerbe der<br />
UNESCO.Am Ostrand der Medina erstreckt sich der ab 1899<br />
angelegte Hafen. Nördlich davon liegt die von den Franzosen<br />
angelegte Neustadt. Entlang einer Uferpromenade sind in<br />
nördlicher Richtung Touristenhotels am Strand<br />
aneinandergereiht. Diesen Stadtteil entlang der Küste nennt<br />
man – im tunesischen Dialekt – Bou Dschaʿfar. Der Name<br />
geht auf einen nur wenig bekannten Gelehrten der Stadt Abū<br />
Dschaʿfar Aḥmad ibn Saʿdūn al-Urbusī zurück, der im Jahre<br />
935 in Sousse starb und auf dem Friedhof Qubbat ar-Raml<br />
(Kuppel am Sand) an der Küste beigesetzt wurde.<br />
Bauwerke<br />
Unter den Aghlabiden entstand der Ribat im Jahr 821, dessen<br />
ursprünglicher Name Ḥiṣn Sūsa (Die Festung von Sousse) war<br />
und der nach der Errichtung der Stadtmauer im Jahr 859 n.<br />
Chr. seine militärische Funktion allmählich verloren hat. Die<br />
Anlage diente als Speicher des benachbarten Arsenals. Die<br />
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Gründungsinschrift auf einer Marmortafel ist über dem Tor<br />
zum Wachturmaufgang eingesetzt.<br />
Im Namen des barmherzigen und gnädigen Gottes. (Der)<br />
Segen kommt von Gott (allein). Das ist es, (dessen Bau) der<br />
Emir Ziyādat Allāh ibn Ibrāhīm, Gott möge ihm langes Leben<br />
schenken, durch seinen Diener und Freigelassenen Masrūr im<br />
Jahre 206 angeordnet hat. Herrgott, ‚gewähre mir eine<br />
gesegnete Unterkunft! Du kannst am besten für Unterkunft<br />
sorgen. siehe Abbildung der Gründungsinschrift Der letzte<br />
Satz – bis auf das erste Wort Allāhumma – entspricht Sure 23,<br />
Vers 29.Neben einer kleinen Moschee im Obergeschoss mit<br />
einem Mihrab sind im Untergeschoss weitere Räumlichkeiten,<br />
Magazine und Reste einer Olivenpresse erkennbar. Der<br />
imposante Eingang, von zwei korinthischen Säulen flankiert,<br />
ist als Doppeltor konzipiert und konnte nach dem Eintritt<br />
sowohl von hinten als auch von vorn gesperrt und somit der<br />
weitere Zugang zur Festung verhindert werden.<br />
Die Hauptmoschee<br />
Die Hauptmoschee ist nach der erhaltenen Bauinschrift, die<br />
um die Hoffassaden in kufischem Duktus herumläuft, im Jahre<br />
236 d.H. (zwischen 850 und 851) vom Aghlabiden-Emir Abū<br />
ʾl-ʿAbbās Muhammad I. erbaut worden. Den Betsaal hat man<br />
zwischen 894 und 897 in Richtung Qibla-Wand um drei<br />
Schiffe erweitert. Der als Minarett dienende Kuppelpavillon<br />
auf dem nördlichen Eckturm der Moschee ist ein späterer<br />
Anbau, stammt aber – entgegen der Ansicht von Creswell –<br />
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aus der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts. Diese Kuppel<br />
findet schon in der Biographie des Richters von Sousse al-<br />
Hasan b. Nasr al-Susî, der 952 starb, wie folgt Erwähnung:<br />
Zur Zeit des Jahrmarktes, wenn die Kairouaner zum Ribat<br />
(nach Sousse) kamen, pflegte er (der Richter) in der<br />
Grossmoschee von Sousse unter der Kuppel (qubba) zu sitzen,<br />
von der aus zum Gebet gerufen wird und die auf die Tore zum<br />
Meer hinausgeht.Immer wenn er einen Mann kommen sah, der<br />
einen Jungen bei sich hatte, ließ er ihn kommen. Wenn der<br />
Junge mit seinem Vater oder sonst einem Verwandter war,<br />
ließ er ihn weitergehen. Wenn er (der Richter) ihn aber (der<br />
Homosexualität)verdächtigte, hinderte er ihn, über den Jungen<br />
frei zu verfügen.<br />
Kasbah<br />
Die Festung (Kasbah) stammt aus dem Jahr 844 und liegt an<br />
der höchsten Stelle der Altstadt. Ihr wurde im Jahre 853 der 30<br />
Meter hohe Leuchtturm Khalaf al-Fatâ – benannt nach einem<br />
Eunuchen des Aghlabidenherrschers Ziyadat Allah I.<br />
hinzugefügt. Heute ist in den Räumen der Kasbah das<br />
Archäologische Museum von Sousse untergebracht, in dem<br />
punische, römische und frühchristliche Exponate ausgestellt<br />
sind.Teile der Kasbah bildeten die Kulisse der Stadt Jerusalem<br />
in Franco Zeffirellis Bibelverfilmung Jesus von Nazareth von<br />
1977<br />
As-Sufra<br />
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Mitten in den Märkten (al-aswāq) der Altstadt steht ein kleines<br />
Gebäude mit einer imposanten Kuppel und vorgesetztem Hof,<br />
das heute unter dem Namen as-Sufra (eigentlich: „Esstisch“)<br />
bekannt ist. Ursprünglich stand hier die größte Zisterne der<br />
Stadt, deren Fundamente mit großen Gewölben in die Zeit der<br />
Römer zurückreichen. Unter den Aghlabiden diente die<br />
Anlage zunächst als Gefängnis. Gemäß den Lokalhistorikern<br />
Nordafrikas entstand die zum Teil heute noch erhaltene<br />
Zisterne unter dem Emir Abū Ishāq Ibrāhīm II., regiert von<br />
875 bis 902, der die Stadt mehrfach aufsuchte, um die<br />
Bauarbeiten vor Ort zu verfolgen. Auf Wunsch eines der<br />
Gelehrten der Stadt schaffte er das Gefängnis ab, ließ die alte<br />
Gewölbenanlage renovieren und eine Zisterne für die<br />
Bevölkerung einrichten. Aus zwei Auffangbecken bei Sousse<br />
– heute al-Moureddin – ist die Zisterne mit Regenwasser<br />
gespeist worden. In die gleiche Zeit fällt auch die Erweiterung<br />
der Hauptmoschee der Stadt.<br />
Heute dient die renovierte Anlage als Museum mit dem<br />
angeschlossenen Café al-Qubba (Das Café zur Kuppel).<br />
Wirtschaft und Tourismus<br />
Wie schon in der Antike und im Mittelalter gründet sich<br />
Sousses wirtschaftliche Bedeutung heute hauptsächlich auf<br />
seine Rolle als Ausfuhrhafen. Daneben haben sich in Sousse<br />
vor allem die Textilindustrie und die Nahrungsmittel<br />
verarbeitende Industrie angesiedelt. Als wichtiger<br />
Wirtschaftsfaktor hat sich der Tourismus etabliert. Im Norden<br />
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von Sousse befinden sich im Strandbereich Hotels mit einer<br />
Kapazität von 40.000 Betten.<br />
Der Bahnhof von Sousse liegt an der SNCFT-Hauptstrecke<br />
von Tunis nach Sfax, die auch Ligne de la Côte bezeichnet<br />
wird. Es verkehren mehrere Züge täglich bis Gabès und Tunis.<br />
Die Stadt verfügt über eine Louage-Station. Die Taxis fahren<br />
täglich nach Tunis, Monastir, Kairouan, Sfax-Gabès,<br />
Kasserine, Gafsa und in die umliegenden Siedlungen. Es gibt<br />
auch nach Tripolis, Libyen direkte Verbindungen.<br />
Verkehr<br />
Des Weiteren betreibt die SNCFT eine Nahverkehrsbahn, die<br />
sogenannte Metro du Sahel. Sie verbindet Sousse über Skanes<br />
und Monastir mit Mahdia. Der Ausgangspunkt der Metro liegt<br />
am südlichen Hafen am alten Stadttor Bab Djedid.Sousse kann<br />
sowohl vom zehn Kilometer entfernten Flughafen Monastir als<br />
auch vom etwa 30 Kilometer entfernten Flughafen Enfidha-<br />
Hammamet erreicht werden.<br />
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KAIROUAN Die islamischen Eroberer wählten bei<br />
ihrem dritten Feldzug diese Stelle als Hauptstadt. Sie lag<br />
am Knotenpunkt wichtiger Karawanenstraßen (Kairouan<br />
heißt 'Karawane' und nicht, wie Ihnen allgemein gesagt<br />
wird, 'befestigte Stelle'), gleichweit entfernt von ihren<br />
Feinden an der Küste, den Byzantinern, und ihren Feinden in<br />
den Bergen, den Berbern. Als der Führer Okba ibn Nafi<br />
hier Rast machte, öffnete sich zu seinen Füßen eine Quelle,<br />
in der er eine goldene Tasse fand , die vor langer Zeit in<br />
Mekka verlorengegangen war. Die Heiligkeit der Stätte war<br />
nicht mehr zu bestreiten. Wie Aachen hatte Kairouan eine<br />
Blütezeit als Hauptstadt , und wie wir aus zeitgenössischen<br />
Berichten wissen, schufen die Aghlabiden hier eine<br />
prachtvolle Residenz, die die Beni Hilal 1057 dem Erdboden<br />
gleichmachten.<br />
Sbeitla<br />
Hier, wo der erste mohammedanische Einbruch 647<br />
zurückgeschlagen wurde beginnt das Ruinenfeld des<br />
römischen SUFE TULA mit Diokletians Triumphbogen. Vor<br />
zehn Jahren 'umrahmte' er noch die (Tele) Fotos, die mit den<br />
drei Tempeln als majestätischen Hintergrund von hier aus<br />
aufzunehmen waren. Seither hat der hochgewachsene Baum<br />
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101
diesen Blick so versperrt, daβ Sie vom Sufetula-Hotel<br />
zurückschauen müssen, um einen Gesamteindruck zu<br />
gewinnen. Der späte Nachmittag ist der beste Moment, Sbeitla<br />
zu besichtigen: Die untergehende Sonne verleiht den<br />
Tempeln unvergeβliche Farben.<br />
Da Sufetula nur in späteren Listen der Bistümer erwähnt<br />
wird, muβ die Stätte mit Hilfe ihrer Monumente und<br />
Inschriften allein<br />
'dokumentiert' werden. Von den letzteren stammt die<br />
erste aus der Zeit Vespasians (69-79 n. Chr.). Den<br />
Wohlstand der Stadt unter dem römischen Reich<br />
beweisen Ölpressen, die Überreste dreier Thermen, das<br />
idyllisch neben dem Oued gelegene Theater - mit der<br />
Pflasterung seines Orchesters und einigen Sitzreihen<br />
noch erhalten - das noch nicht freigelegte, aber leicht<br />
erkennbare Amphitheater (unter halb des Hotels) und<br />
vor allem die berühmten Tempel des Forums. Hinter der<br />
Monumentalpforte - dem Bogen des Antoninus Pius- sehen<br />
Sie in der Teil weise intakte Pflasterung des Forums<br />
christliche Steinmetzzeichen und an der Südseite römische<br />
Läden. lm Westen, die drei prächtigen Tempel: Da es keine<br />
Inschriften gibt, kann man nur annehmen, daβ sie- wie in<br />
Dougga - im 2. Jh. n. Chr. der Götterdreiheit des Kapitols,<br />
Jupiter, Juno und Minerva, geweiht wurden. Sie sind von<br />
einer byzantinischen Platz mauer verunstaltet: Gegenüber<br />
dem nie eröffneten Museum, neben dem Eingang (Sonnenaufbis<br />
-untergang; 200 Millimes), sind drei Festungen weitere<br />
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102
Überreste dieses Sitzes des Statthalters im 6.-7. Jh. und<br />
Tunesiens kurzfristiger Hauptstadt. Sufetulas Besonderheit<br />
sind aber seine Kirchen aus dem 4. und 5. Jh. Hinter den<br />
drei Tempeln erkennt man die Vitalis-Kirche an der schönen,<br />
weißen 'Polsterung' des Taufbeckens-und an dem in grobem<br />
Mosaik lesbaren Namen dieses Heiligen. Die<br />
nahegelegene Kirche des Bellator hat eine ähnlich schöne<br />
Taufkapelle; eine Apsis mit Portikus bildete den<br />
Kirchenkörper. Auch die Wandalen hielten hier<br />
christliche Gottesdienste ab: Sie bauten einen heidnischen<br />
Tempel zu einer Donatistenkapelle - der Kirche des Servus<br />
(neben dem Theater) - um, und zwischen diesen beiden<br />
Kirchen wurde ein Wohnhaus als Grabmal des Heiligen<br />
Jucundus verwendet. eines Katholiken , der von den<br />
ebenfalls christlichen Wandalen gemartert wurde Als<br />
nächstes kommt Kasserine wo die Amerikaner 1943 leiden<br />
muβten ... und zwanzig Jahre später die Zellulosefabrik<br />
finanzierten. Links der Straße erklärt sie Kasserines<br />
Entwicklung zur aktiven Gouvernoratshauptstadt seither; der<br />
Markt ist am Dienstag, und der Name Kasserine - Zwei<br />
Türme - stammt von den zwei römischen Mausoleen<br />
rechts der Straße .(Auf dem ersten sind 110 Zeilen<br />
eines Gedichts zu Ehren des Flavius Secundus eingraviert.)<br />
Weitere Überreste von CILLIUM - dem Munizipium des<br />
1. Jh . n. Chr. und Colonia des 3. Jh., der St. Augustinus<br />
im 5. Jh . ein Kloster beifügte - krönen den Hügel (1.)<br />
oberhalb des Cillium-Hotels: ein beschrifteter Triumphbogen<br />
(3. Jh .), eine gewölbte Kirche, eine byzantinische<br />
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103
Festung und ein Theater wie in Dougga, aber kleiner und<br />
mit n och intakten Balustraden zwischen den zwanzig<br />
Sitzreihen.<br />
Von der 'Thala/Thelepte' angeschriebenen Kreuzung - ein<br />
Schild, das aus römischer Zeit stammen könnte - führt der<br />
verhängnisvolle Paβ von Kasserine nach Norden. Die<br />
Bergspitze gegenüber, der Djebel Schambi, ist mit 1544 m<br />
die höchste Erhebung Tunesiens. Hinter dem Hotel endet<br />
Kasserine mit den Marabouts von Sidi Saleh, Sidi Lallouche<br />
und Aulad Aziza. Die GP 17 trifft auf die GP 15 aus Bou<br />
Chebka und Algerien und teilt das Ruinenfeld von<br />
THELEPTE : ein Quadratkilometer voll römischer Trümmer,<br />
in dem nur der Backsteinbau der Thermen neben dem<br />
Oued interessant ist. Nach Feriana und Maajen Bel Abbes<br />
geht es weiter durch eine Landschaft mit kargen<br />
Weizenfeldern, Espartogras und Pferden und den breiten Oued<br />
el-Kebir und schließlich im Windschatten der Berge<br />
hinunter nach Gafsa .<br />
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MONASTIR 1830 schrieb Grenville Temple: 'Der<br />
Anblick der Stadt, ihre Zinnen und Türme. ist sehr hübsch'.<br />
Heute noch sieht es von weitem wie das Bühnenbild einer<br />
Operette aus, mit Zinnen, Minaretten, Marabouts, Türmen<br />
und Kuppeln - das überlebensgroße Modell eines<br />
Stadtplanes. Es dauert eine Weile zu erfassen, daβ Monastir<br />
Wirklichkeit ist. Es ging zuerst als punisches Rous PENNA in<br />
die Geschichte ein, wurde später Cesars Garnisonstadt<br />
RUSPINA, löste im 11. Jh. Kairouan vorübergehend als<br />
Tunesiens religiöse Hauptstadt ab, hatte das Mittelalter<br />
hindurch eine strategische Schlüsselposition ... all das ist für<br />
die Tunesier nicht so wichtig wie die Tatsache, daβ Habib<br />
Bourguiba hier am 3. August 1903 geboren wurde ( jetzt ein<br />
Nationalfeiertag). Im Mittelalter glaubten Moslems, dal3 ein<br />
dreitägiger Wachdienst in Monastir ihnen das Paradies<br />
siechem könne. Die Religiosität ist sofort offensichtlich:<br />
Wenn Sie um die Corniche kommen, bedecken Friedhöfe<br />
Vorder- und Mittelgrund- gut ausgerichtete Gräber, alle<br />
einfach, meist weiß, von den Hunderten, die man von weither<br />
gebracht hat, um hier beerdigt zu werden<br />
.<br />
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MAHDIA liegt einzigartig an einem strategischen<br />
Vorgebirge : Schon Phönizier und Römer schätzten diesen<br />
Ort als Flottenstützpunkt; die Fatimiden erhoben ihn zur<br />
Hauptstadt, weil er einfach zu verteidigen war ; der<br />
arabische Historiker lbn Khaldun lobte ihn als 'gezückten<br />
Dolch in der Faust", während sein französischer<br />
Zeitgenosse Froissart noch weiter ging und die Landzunge<br />
kurzerhand ‘ Africa‘ · nannte. (Der Name ist heute noch in<br />
Cap Africa erhalten.) Seine Lage rettete den Mahdi 944-945<br />
von einer achtmonatigen Belagerung durch die Kharidjiten-<br />
Horden Abu Jazids ; die Ziriden flohen hierher, als die<br />
Beni Hilal sich 1057Kairouan näherten die Normannen<br />
unter Roger II. venrieben sie 1148, wurden aber ihrerseits<br />
Zwölf Jahre später von den Almohaden verjagt. lm Jahre<br />
1390 gelang es einer französisch -genuesischen Flotte nicht,<br />
das Korsaren Lager zu nehmen, das von Dragut 1549 und Karl<br />
V .1550-54 besetzt wurde. Unter dem französischen<br />
Protekrorat begann Mahdia seine friedlichere Karriere als<br />
Tunesiens Wichtigster Fischereihafen und größtes Zentrum<br />
für Fischkonserven. (Monastir liefert das Salz und der<br />
Sahel das Olivenöl.)<br />
El-Djem<br />
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106
verdient dieses Schattendasein. Hier steht das sechstgroβte<br />
Amphitheater der Welt (weitaus besser erhalten als das in<br />
Rom), das noch heute vollkommen wäre, hätten die<br />
Einwohner nicht die Steine für ihre Häuser 'organisiert '. Die<br />
Ruinen von El Djem sollten Sie unbedingt aufsuchen, doch<br />
geben Sie den Einwohnern um jeden Preis aus dem Weg.<br />
Lassen Sie also die 'Führer' beiseite - Sie brauchen sie<br />
nicht und Wandern Sie allein umher. Allein kann man sich<br />
das ursprüngliche 'Kolosse um' gut vorstellen: Die drei<br />
Ränge hoher Arkaden konnten 30 000 Zuschauer fassen; die<br />
Spiele hier wurden berühmt, zogen Menschenmassen aus fast<br />
allen Teilen des römischen Afrika an. Sie strömten über die<br />
gewölbten Galerien und die steilen Treppen rundum herein;<br />
der Kaiser saß in seiner Loge - jeweils an dem Ende, das<br />
gerade im Schatten lag. Von den danterliegenden Verliesen<br />
(die erst 1904 entdeckt wurden) wurden Gladiatoren und<br />
Christen, die vorher tagelang neben den Löwen eingesperrt<br />
waren, hinauf geholt, um zu kämpfen oder zu sterben.<br />
Unvermeidlich kam es zu Legenden: Ein Tunnel nach Mahdia<br />
- noch immer nicht gefunden- wäre breit<br />
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SFAX Ronald Firbank beschrieb Sfax einmal als die<br />
schönste Stad! der Welt. Sogar der Bürgermeister lachte,<br />
als ich ihm das erzählte. Die Stadt- zweitgrößte Tunesiens- ist<br />
ein Köln des Mittelmeeres: teils industriell, teils historisch.<br />
lm Krieg stark zerbombt- sein schönes Hotel de Ville<br />
blieb stehen , als die Häuserblocks rundum einstürzten - ist es<br />
jetzt zum größten Teil wiederaufgebaut. Aber was immer<br />
man über Sfax sagen mag, ich halte es für die<br />
'westlichste' Stadt Tunesiens. in der Avenue Hedi Chaker<br />
fühlt man sich unverwandte heimisch. Die<br />
Appanementhäuser sind ausgesprochen westlich, Mädchen in<br />
Jeans gehen Hand in Hand mit ihren Freunden. ihre<br />
Landsleute halten die Einwohner von Sfax für keine sehr<br />
typischen Tunesier: sparsam, fleißig, klug- die Baccalauréat-<br />
Zeugnisse sind hier die besten des Landes und auf ihre<br />
Weise eher Nordeuropäern als Mohammed anern ähnlich .<br />
Diese Eigenschaften mögen auch die Ursache für ihren<br />
steten Wohlstand seit der Römerzeitsein. Fast alle Funde<br />
vom römischen TAPARURA sind im Hotel -de- Ville-<br />
Museum ausgestellt. Besser erhalten und Sfax· größter<br />
Anspruch auf Schönheit. sind die Mauern der Medina.<br />
Geschichte<br />
Das antike Taparura wurde von den Römern ungefähr 3 km<br />
entfernt von der heutigen Stadt Sfax gebaut, es blieben jedoch<br />
nur sehr wenige Überreste erhalten. Als die Aghlabiden die<br />
muslimische Stadt im 9. Jahrhundert aufbauten, diente<br />
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Taparura als Steinbruch. Das unter Hadrian zur Colonia<br />
erhobene Thaenae befand sich 12 km weiter südlich.<br />
Die Stadt erlangte sehr schnell eine wirtschaftliche Bedeutung<br />
als wichtiger Exporteur von Olivenöl und getrocknetem Fisch.<br />
Von 1148 an war sie vom normannischen König von Sizilien,<br />
Roger II., besetzt, welcher 1159 von den Almohaden unter<br />
Abd al-Mu'min vertrieben wurde.<br />
Wirtschaft<br />
Die Wirtschaft in der Region von Sfax, basiert ursprünglich<br />
auf der Produktion von Olivenöl und der Fischerei. Seit der<br />
Gewinnung von Phosphat in den sechziger Jahren erlebt Sfax<br />
einen klaren Aufschwung. Steigerung der Zahl verarbeitender<br />
Gewerbebetriebe, dem schnellen Wachstum des<br />
Dienstleistungssektors und der Diversifikation der<br />
Landwirtschaft.<br />
Landwirtschaft: Die Region von Sfax ist bekannt für Olivenund<br />
Mandelbäume. Die Region hat ungefähr 6,1 Millionen<br />
Olivenbäume und 5 Millionen Mandelbäume. 40 % des<br />
tunesischen Olivenöls und 30 % der Mandeln werden in Sfax<br />
produziert. Weniger verbreitet sind der Gemüseanbau und der<br />
Obstanbau. Die Viehzucht ist auch ein wichtiger<br />
Wirtschaftssektor der Region. Ungefähr 50 % der<br />
Geflügelproduktion in Tunesien kommen aus Sfax. Sfax ist<br />
außerdem erster Milchproduzent in Tunesien. In der<br />
Fischwirtschaft sichert Sfax mit einer jährlichen Produktion<br />
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von 25.000 Tonnen 25 % der nationalen Produktion und 70 %<br />
der Exporte.<br />
Industrie: Mit 2300 Gewerbebetrieben und 16<br />
Gewerbegebieten ist Sfax nach dem Großraum Tunis das<br />
zweite Industriezentrum in Tunesien. Die meisten Gewerbe<br />
sind in den Sektoren Nahrungsproduktion, Bauindustrie,<br />
Chemische Industrie (hauptsächlich Phosphat),<br />
Textilindustrie, Maschinenbau und Energie tätig. Gerade im<br />
letzteren Bereich produziert Sfax jährlich rund 1,2 Millionen<br />
Tonnen Erdöl und 1,7 Milliarden m³ Gas.<br />
Dienstleistungssektor: Rund 100.000 Beschäftigte sind in<br />
diesem Sektor tätig. Besonders der Handelssektor spielt dabei<br />
eine wichtige Rolle. Sfax ist wegen der Güte seiner Händler<br />
Verkehr<br />
Autoverkehr: In Sfax führen die großen Straßen alle zum am<br />
Meer gelegenen Stadtzentrum. Mehrere Ringe um die Stadt<br />
tragen dazu bei, den Autoverkehr zu entlasten. Dadurch hat<br />
die Stadt die Struktur eines Spinnennetzes. Auf nationaler<br />
Ebene ist Sfax mit den anderen Regionen des Landes durch<br />
die Landstraßen GP1, GP13, GP14 sowie anderer Straßen<br />
verbunden. Sfax liegt am Straßennetz des Trans-African<br />
Highways, die Autobahn wird jedoch auch in Tunesien noch<br />
ausgebaut. ÖPNV: Mehrere Buslinien versorgen den<br />
Personennahverkehr zwischen dem Stadtzentrum und den<br />
Vororten sowie zwischen den Vororten. Taxi ist auch ein<br />
wichtiges Verkehrsmittel.<br />
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Schienenverkehr: Der SNCFT-Bahnhof von Sfax liegt an den<br />
Bahnstrecken Tunis-Sfax, Tunis-Gabès und Tunis-Gafsa-<br />
Tozeur, für die Tunis-Sfax die Hauptachse ist. Luftverkehr: 7<br />
km vom Stadtzentrum entfernt liegt der internationale<br />
Flughafen Sfax-Thyna. Der Flughafen wird für Inlandsflüge<br />
sowie für Flüge nach Libyen, Frankreich und in der Haddsch-<br />
Saison auch nach Saudi-Arabien genutzt.<br />
Schiffsverkehr: Der Hafen von Sfax ist nach La Goulette der<br />
zweitgrößte des Landes. Er erstreckt sich über die gesamte<br />
Küste am Stadtzentrum. Rund 1300 Schiffe treffen dort<br />
jährlich ein. Hauptsächlich wird der Hafen für den Transport<br />
von Industrie- und Handelsgütern genutzt. Dennoch ist ein<br />
Teil des Hafens für den Fährenverkehr zwischen Sfax und den<br />
20 km entfernten Kerkenna-Inseln eingerichtet.<br />
GABES die Stadt, ist ganz annehmbar, aber Gabes, die<br />
Oase, ist unverderblich. Es mag verrückt scheinen, von<br />
Europa nach Afrika zu reisen und noch kilometerweit zu<br />
fahren, nur um hier in Obstgärten herumzulaufen. Aber<br />
Gabes' Obstgärten sind mit keinen anderen zu vergleichen :<br />
zehn km 2 neben dem Meer, mehr als 300 000 Palmen, und<br />
vom Ras el-Oued - dem Kopf des Tales - aus können Sie sie<br />
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alle übersehen. Das Wort ist nützlicher weise doppeldeutig,<br />
denn die Oase beginnt tief unten in der Oued -Gabes-Schlucht.<br />
Sehen Sie hinunter, dann blicken Sie auf Palmen, Obstbäume<br />
und Binsen, die sich im Wasser spiegeln. Treten Si e aber nur<br />
ein paar Schritte zurück, dann i s t die Oase verschwunden.<br />
Scheinbar oh ne Unterbrechung dehnt sich das Wüstenplateau<br />
vor Ihren Augen. Die Geschichte der Stadt ist wenig bekannt.<br />
Vielleicht bestand eine punische Handelsnieder lassung,<br />
bevor die Römer hier ihre Kolonie TACAPAE gründeten ;<br />
vielleicht siedelten hier Berber und Byzantiner, bevor Sidi<br />
Boulbaba, der Barbier des Propheten, um 680 die erste<br />
Moschee baute. Alles, was Araber, Spanier und Türken<br />
hinterlassen haben mögen, ist verschwunden sowie ein<br />
Großteil der französischen Protektoratsstadt zuerst beim<br />
Bombenangriff 1943, dann bei der Überschwemmung 1962.<br />
sind als unsere Stuck oder die englischen Backsteinbauten.<br />
ln Tozeur und Nefta haben die Einwohner in die<br />
gewöhnlichen Sandziegel kühne geometrische Muster<br />
gearbeitet, so daβ noch die Fassaden der ärmsten Häuser<br />
interessant wirken.<br />
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Matmata liegt in einer Höhe von ca. 600 m ü. d. M. im<br />
Norden des Djebel Dahar-Berglandes. Der Ort ist etwa 440<br />
km (Fahrtstrecke) in südlicher Richtung von Tunis entfernt;<br />
die nächstgrößere Stadt Medenine befindet sich ca. 80 km in<br />
östlicher Richtung.<br />
Die mündliche Überlieferung berichtet, dass in römischer Zeit<br />
östliche Stämme in der Region Matmata angesiedelt wurden,<br />
vor denen sich die örtliche Berberbevölkerung in Felsspalten<br />
und Gruben versteckte. Die Männer arbeiteten in den<br />
Olivenhainen des Nordens und wurden auch mit Olivenöl<br />
entlohnt. Dieses tauschten sie gegen Güter und<br />
Nahrungsmittel.<br />
Bis zum 16. oder 17. Jahrhundert, als die heutige Bevölkerung<br />
die Höhlenwohnungen errichtete, bestand eine Festung, deren<br />
Überreste noch zu sehen sind. Die dort befindlichen Häuser<br />
wurden zugunsten der − material- und kostensparenden sowie<br />
Temperatur schwan kunkungen ausgleichenden −<br />
unterirdischen Wohnungen aufgegeben.<br />
Im Gegensatz zu den Legenden, die über das vergessene<br />
Berberdorf kolportiert werden, war es auch im 19. Jahrhundert<br />
bekannt. So berichten 1897 Petermanns Geographische<br />
Mitteilungen über das „Höhlendorf“. Aufständische unter<br />
Führung von Mohamed Daghbaji (1915 –1921), der von<br />
Italienern in Libyen festgenommen und ausgeliefert und 1924<br />
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hingerichtet wurde, fanden hier Unterschlupf. Daghbaji war<br />
1915 aus der Kolonialarmee desertiert und wurde einer der<br />
ersten, der sich mit Gewalt gegen die französische Herrschaft<br />
zur Wehr setzte. Gleichzeitig erhoben sich die Ouderna gegen<br />
die französischen und in Libyen weiteren Berbergruppen<br />
gegen die italienische Kolonisierung. Die Ouderna versuchten<br />
die osmanische Oberhoheit wiederherzustellen, doch sie<br />
wurden von 30.000 französischen Soldaten besiegt. Die<br />
libyschen Gruppen hielten bis zum Ende des Faschismus in<br />
Italien aus; einige Ouderna flohen zu ihnen und unterstützten<br />
sie.Während des Zweiten Weltkriegs, als Gabès von deutschen<br />
Truppen besetzt war und beschossen wurde, nahmen die<br />
Berber Matmatas Flüchtlinge auf. Richtung Gabès entstanden<br />
bereits 1936 zwei Bunker (5 km von Gabès entfernt). Sie<br />
waren Teil der Mareth-Linie, die Frankreich 1936 bis 1939<br />
gegen das italienische Libyen errichten ließ.<br />
Die Ansiedlungen blieben der französischen<br />
Kolonialregierung genauso wenig unbekannt, wie ihren<br />
Vorgängern. 1959 begann die tunesische Regierung mit dem<br />
Bau von Nouvelle Matmata, einer als modern verstandenen<br />
Ansiedlung. Ab 1962 zogen einige Familien dorthin, doch<br />
waren es vor allem junge Familien, die in der alten Siedlung<br />
kaum Wohnmöglichkeiten sahen, die ihre gewohnte<br />
Umgebung verließen und 15 km Richtung Gabès zogen. Wer<br />
ein Haus in der alten Stadt hatte, blieb dort. 1967 kam es<br />
jedoch nach schweren Regenfällen, die 22 Tage andauerten,<br />
zum Zusammenbruch einiger der Bauten, so dass die<br />
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Bewohner Regierungsstellen im Gabès um Unterstützung<br />
baten. Die Bewohner errichteten ihre gewohnten und dem<br />
Wüstenklima adäquaten Bauten neu, statteten sie wo möglich<br />
mit neuerer Technik aus.<br />
Die Gestaltungsgrundsätze der Wohnungen sind mindestens<br />
400 Jahre alt. Zunächst wurden etwa 7 m tiefe Gruben mit<br />
einem Durchmesser von rund 10 m in den weichen Sandstein<br />
gegraben, so dass ein zentraler Platz entstand. Dabei wurden<br />
ebenerdig Zimmer und Wohnungen in die so entstandenen<br />
senkrechten Wände gegraben. Etwas höher in der Wand<br />
entstanden zudem kleine Kammern für Vorräte oder<br />
Höhlungen, die als Zisternen dienten. Zu ihnen führten Stufen.<br />
Manche hatten Löcher in den Decken, durch die Getreide<br />
eingefüllt werden konnte. Ein schmaler Pfad, den auch die<br />
Haustiere nutzen konnten, führte von der Ebene hinab in die<br />
Grube. Manchmal wurde die große Grube in einen Hügel<br />
gegraben, so dass man die Wohnungen seitwärts, also auf<br />
einem horizontal geführten Weg erreichen konnte. Die Bauzeit<br />
betrug je nach Größe und Anspruch sechs bis zwölf Monate.<br />
Bei einer Überschwemmungskatastrophe im Jahr 1967 wurden<br />
etliche Wohnhöhlen zerstört; danach entstanden die<br />
oberirdischen Häuser im neuen Ortsteil. Heute wird der Ort<br />
vielfach von Touristen angesteuert, doch ist dies im Ort<br />
umstritten; daher dürfen Touristen nur geführt durch das Dorf<br />
gehen. Manche Touristen drangen mit ihren Kameras in die<br />
Häuser ein, so dass inzwischen Zäune gezogen wurden und<br />
Hunde die Wohnungen bewachen. Etwa die Hälfte der<br />
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115
ursprünglich 700 Räume und Wohnungen ist heute noch<br />
bewohnt. Insgesamt leben in der Region etwa 5.000 Menschen<br />
in Erdhäusern.<br />
Chenini wird am besten über die erste Ab zweigung<br />
hinter Tataouine erreicht (siehe oben). Mutige<br />
Abenteurer, vor allem in Mietwagen, können allerdings<br />
unterhalb von Alt Douiret nach link s abbiegen und sich<br />
entlang die Klippen des westlichen Tals halten. Eine<br />
sandreiche Kletterstrecke zum Markierungsstein über den<br />
Kamm und ein sanfteres Tal mit Zeichengrößen<br />
Olivenbäumen hinunter; ein zweiter Kamm mit<br />
gewachsenem Fels und schlie131ich die wunderbare<br />
Schlucht voll umgestürzter Felsblöcke, die sich nach 'Chenini<br />
Tataouine' öffnet. Ihr steiles, antikes Wabengebilde von<br />
Ghorfas ist jetzt zwischen der weißen Moschee auf der<br />
Hügelspitze und einer Reihe neuer Gebäude weiter unten<br />
eingezwängt. In touristischer Hinsicht wird Chenini ein<br />
zweites Takrouna und der Hauptweg ist<br />
dementsprechend viel befahren. Er führt vorbei an den<br />
Abzweigungen nach'Ghermessa 20' und Ghoumrassen (oben)<br />
und durch eine Schlucht zur GP 19 nach Tataoune.<br />
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116
DJERBA Wenn Djerba im Allgemeinen als letztes Kapitel<br />
in Büchern über Tunesien erscheint, liegt das nicht nur daran,<br />
daβ diese Insel wie ein nachträglicher Einfall der Geographie<br />
an der libyschen Grenze liegt. idyllische, aber abgesondert,<br />
ist Djerba auch in Politik, Religion und Bevölkerung eine<br />
Ausnahme.<br />
Wenn Sie fragen, was seine Anziehungskraft ausmacht, war<br />
die übliche Antwort bis vor kurzem Nichts. Es gibt keine<br />
Berge, keine Flüsse, keine Seen oder Städte, wenige<br />
'Sehenswürdigkeiten', noch weniger Nachtklubs ... wirklich<br />
nichts, außer ausgezeichneten Hotels an den weißen<br />
Sandstränden einer Insel, auf der freundliche Bauern Oliven<br />
und Palmen pflanzen, Teppiche weben und fischen . Jetzt<br />
aber hat das 20. Jahrhundert, als ob es die verlorene Zeit<br />
wettzumachen hätte, voll 'zugeschlagen '. Asphaltstraßen<br />
breiten sich schnell aus und Hotel Investitionen beleben die<br />
einst fast nicht vorhandene Wirtschaft der Insel. Libyen,<br />
reich an Erdöl, doch fleischlichen Vergnügungen abgeneigt,<br />
ist nur zwei Stunden Autofahrt von Djerba entfernt- oder<br />
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117
eher umgekehrt - und libysches Geld half bei Projekten wie<br />
dem Hyperbar der Dar Djerba.<br />
Geschichte<br />
In der Antike war Djerba unter dem griechischen Namen<br />
Meninx (Μῆνιγξ, laut Ptolemäus „Insel der Lotosesser“)<br />
bekannt. Ab der Spätantike ist der Name Girba belegt. Auf ein<br />
spätantikes Bistum geht das Titularbistum Girba der römischkatholischen<br />
Kirche zurück. Von 1134 bis 1165 hielten die<br />
Normannen Djerba besetzt. 1154 schlugen sie einen Aufstand<br />
der Bewohner blutig nieder. Von 1524 bis 1551 war Djerba<br />
ein Hauptstützpunkt der türkisch-nordafrikanischen Korsaren<br />
unter Turgut Reis.<br />
In der Seeschlacht von Djerba vom 9. bis zum. 14. Mai 1560<br />
fügte eine Flotte des Osmanischen Reichs unter Großadmiral<br />
Piale Pascha und Turgut Reis der Flotte einer von Spanien<br />
angeführten Koalition christlicher Mittelmeermächte eine<br />
vernichtende Niederlage zu. Am 11. April 2002 wurden bei<br />
einem Selbstmord-Sprengstoffanschlag bei der Al-Ghriba-<br />
Synagoge 21 Personen getötet und weitere verletzt. Unter den<br />
ermordeten Touristen befanden sich 14 Personen aus<br />
Deutschland.<br />
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118
Sehenswürdigkeiten<br />
Synagoge<br />
Eine der ältesten und bekanntesten Synagogen der Welt, die<br />
Al-Ghriba-Synagoge, befindet sich einige Kilometer<br />
südwestlich von Houmt Souk.<br />
Unterirdische Moschee Etwa drei Kilometer hinter<br />
Sedouikech, zwischen dem Kilometer-Stein 32 und 33 auf<br />
dem Weg nach El Kantara, befindet sich auf der rechten Seite<br />
eineUnterirdische Moschee. Die in einem Olivenhain gelegene<br />
Anlage ist etwas schwierig zu finden, da sie nicht<br />
ausgeschildert ist. Sie ist frei zugänglich.<br />
Römerdamm<br />
Nach Süden hin ist die Insel mit einem etwa sieben Kilometer<br />
langen und gut zehn Meter breiten Damm mit dem Festland<br />
verbunden. Der Damm geht auf die römische Zeit, eventuell<br />
sogar schon auf die punische Zeit zurück. Später wurde der<br />
Damm vom Meer überflutet. Während der<br />
Auseinandersetzungen Draguts mit den Spaniern wurde er um<br />
1551 aus Sicherheitsgründen durchbrochen. Nach dem<br />
Zweiten Weltkrieg wurde er wiederhergestellt. Entlang des<br />
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119
Damms erfolgt auch die Trinkwasserversorgung der Insel über<br />
eine Pipeline.<br />
Houmt Souk<br />
Eingang zur Festung Bordj-el-Kebir in Houmt Souk<br />
Dattelpalmen vor der Ernte auf Djerba Houmt Souk hat etwa<br />
65.000 Einwohner und ist der Hauptort von Djerba. Der Ort<br />
hat eine lange Handelstradition. Hiervon zeugen mehrere alte<br />
Karawansereien. Schon die Römer gründeten hier einen Ort<br />
namens Griba. In Houmt Souk befinden sich viele touristische<br />
Einkaufsmöglichkeiten, die Verwaltung der Insel und ein<br />
kleiner Fischereihafen. Sehenswert ist dieFestung Bordj-el-<br />
Kebir (eine Piratenfestung) und das Volkskundemuseum.<br />
Kastell<br />
Die malerische Ruine einer 1289 durch den spanischen<br />
Eroberer Roger de Loria erbauten Festung, die auf einer<br />
Landzunge etwa zehn Kilometer von El Kantara entfernt liegt.<br />
Im 15. Jahrhundert wurde die Festung erweitert. Heute ist der<br />
Ort nur mit geländegängigen Fahrzeugen bei Ebbe zu<br />
erreichen.<br />
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120
Meninx<br />
Meninx ist eine archäologische Stätte an der südöstlichen<br />
Küste in der Nähe des Römerdammes. Es handelt sich um eine<br />
antike Stadt, die von den Phöniziern gegründet wurde. Die<br />
Ausdehnung beträgt etwa zwei Kilometer mal 0,8 Kilometer –<br />
evtl. liegt auch ein Teil unter dem Meeresspiegel. Genauere<br />
Daten hierzu fehlen, da gründliche Ausgrabungen noch nicht<br />
stattgefunden haben. In römischer Zeit war es die Hauptstadt<br />
der Insel und besaß Thermen, ein Amphitheater,<br />
Theater,Basilika und eventuell auch ein Forum.<br />
Midoun<br />
Zentrale Stadt auf Djerba. Jeden Freitag findet ein Markt statt,<br />
und es gibt viele alte Basarläden sowie moderne Warenhäuser,<br />
in denen das Handeln entfällt.<br />
Guellala wird seit J 972 am besten über die elf km<br />
lange Straße von Hara Seghira aus erreicht. Der Weiler liegt<br />
zwischen Ton Mergelhügeln verstreut; zwischen Palmen und<br />
Brunnen rauchen seine Brennöfen ununterbrochen inmitten<br />
der hochaufgestapeiten Töpfe. Das sind die üblichen<br />
Gargoulettes, sehr rauh, doch die jetzt links und rechts aufgereihtes<br />
Geschäft haben auch andere,<br />
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121
wunderschöneFormen neben billigen und einfallsreichen<br />
'Terrakotta-Tricks'<br />
Zarzis ist eine Küstenstadt mit einem Zollfreihafen in<br />
Südost-Tunesien, am Mittelmeer. Die Einwohnerzahl liegt bei<br />
etwa 70.895 Einwohnern (Stand 2004), davon lebten 24.900 in<br />
der Medina, der Altstadt. Zweitgrößtes Quartier war zu dieser<br />
Zeit Mouansa mit 16.672 Einwohnern, gefolgt von den vier<br />
übrigen Stadtquartieren.<br />
Neben Oliven- und Dattelpalmenkulturen ist die Ausfuhr von<br />
Fisch und Salz von Bedeutung, seit 1973 auch der Tourismus.<br />
Geschichte<br />
Die Geschichte des Ortes Gergis reicht mindestens bis in<br />
phönizische Zeit zurück. Die Stadt wurde von Karthago<br />
beherrscht, ab 146 v. Chr. von Rom. Die auf einer Fastinsel<br />
gelegene Stadt lebte von der Fischerei und vom Olivenanbau,<br />
der eine wichtige Rolle für die Versorgung Roms mit Speiseöl<br />
und Leuchtmitteln spielte. Seine Nähe zum Handelszentrum<br />
Djerba und der Hafen zum Mittelmeer gaben der Stadt eine<br />
Vermittlerrolle zwischen den mediterranen Handelsplätzen<br />
und denen in der Sahara. Zudem betätigte sich die Stadt als<br />
Salzexporteur aus der Sebkha El Melah. Mit der arabischen<br />
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122
Eroberung im Jahr 647 begann die Islamisierung, nachdem die<br />
Region um 300 christianisiert worden war. Dennoch<br />
bestanden nicht nur Handelskontakte mit dem muslimischen<br />
Hinterland, sondern auch zu den Städten Europas.<br />
Eine eigene französisch-genuesische Salzhandelsgesellschaft<br />
bestand von 1714 bis 1724. Während des Sechs-Tage-Krieges<br />
kam es in Tunesien zu Angriffen auf Synagogen, in Tunis<br />
wurde eine von ihnen in Brand gesetzt. Später wurden auch<br />
andere Synagogen attackiert, 1983 auch die in Zazis.Touristen<br />
kamen ab 1973 aus dem Ausland in die Region Zarzis-Djerba,<br />
nachdem ein Dekret eine Touristikzone in der Region<br />
eingerichtet hatte. Als der Zustrom der Besucher mit ihrem<br />
hohen Wasserverbrauch ab den 1990er Jahren für<br />
Wassermangel in der Region sorgte, kamen Überlegungen auf,<br />
unterirdische, bisher unberührte Wässer zu nutzen, doch<br />
entschied man sich angesichts der Kosten und der<br />
unabsehbaren ökologischen Folgen für eine<br />
Meerwasserentsalzung. Nach Sfax und Mahdia ist Zarzis der<br />
größte Fischexporthafen im Süden. Die Tourismuszone<br />
beginnt ungefähr drei Kilometer nördlich von Zarzis.<br />
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MEDENINE ist eine Stadt im Südosten Tunesiens mit<br />
etwa 65.000 Einwohnern. Sie ist die Hauptstadt des<br />
gleichnamigen Gouvernements. Medenine liegt in einer Höhe<br />
von ca. 80 m ü. d. M. in der Djeffara-Ebene zwischen dem<br />
Dahar-Bergland und der Mittelmeerküste mit der<br />
vorgelagerten Insel Djerba. Die Entfernung zur nördlich<br />
gelegenen Hauptstadt Tunis beträgt etwa 485 km<br />
(Fahrtstrecke).<br />
Die ehemalige Berbersiedlung lebte jahrhundertelang von der<br />
Landwirtschaft und vom Karawanenhandel. Heute liegt<br />
Medenine an der Hauptstrecke nach Libyen und bildet ein<br />
vielbesuchtes Ziel für Tagesausflügler von der Insel Djerba.<br />
n vorkolonialer Zeit war Medenine ein wichtiger Marktort am<br />
Kreuzungspunkt mehrerer Karawanenwege und Zentrum des<br />
mächtigen Berberstammes der Ouerghamma. Während der<br />
französischen Kolonialzeit wurde Medenine zu einer<br />
Garnisonsstadt und zu einem regionalen Verwaltungszentrum<br />
ausgebaut.<br />
Im März 1943 fand hier eine Schlacht zwischen der Armee<br />
Erwin Rommels und den Truppen des Feldmarschalls Bernard<br />
Montgomery statt.<br />
Früher gab es in Medenine eine große Altstadt mit einem<br />
Komplex aus 35 Ksour mit 8000 teils sechsstöckig<br />
angeordneten tonnengewölbten Vorratsräumen (Ghorfas).<br />
Diese wurden jedoch nach der Unabhängigkeit Tunesiens im<br />
Jahr 1957 im Zuge der Modernisierung größtenteils<br />
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abgerissen, wodurch sich die Stadt selbst einer möglichen<br />
touristischen Attraktion beraubte. Nur drei Ksour sind<br />
übriggeblieben und beherbergen heute einen Souvenirmarkt.<br />
Außerhalb Etwa 7 km nordwestlich liegt der Ort Metameur,<br />
bei dem sich ebenfalls Überreste eines Ksar befinden.<br />
TATAOUINE ist das südlichste und größte der 24<br />
Gouvernements im Süden Tunesiens. Die Fläche beträgt<br />
38.889 km² (23,8 % der Gesamtfläche Tunesiens), es wohnen<br />
jedoch nur ca. 150.000 Menschen in dem zwischen 250 und<br />
800 m hoch gelegenen Gebiet. Die Hauptstadt der Region ist<br />
die gleichnamige Stadt Tataouine. Das Gouvernement in<br />
seiner heutigen Ausdehnung wurde durch Abtrennung eines<br />
Teils des Gouvernements Medenine am 2. März 1981<br />
eingerichtet. Teile des Sahara-Bereichs sind Sperrgebiet, der<br />
Aufenthalt ist nur mit behördlicher Genehmigung gestattet.<br />
Geographie und Klima<br />
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Das Gouvernement Tataouine wird im Norden von den<br />
Gouvernement Kebili und Medenine begrenzt, im Osten<br />
schließt sich Libyen, im Westen Algerien an. Ein großer Teil<br />
im Süden des Gouvernements liegt in der Sahara und wird von<br />
den Sanddünen der Ergs geprägt.<br />
Die Tagestemperaturen im Winter liegen bei 15 bis 25 °C; im<br />
Sommer sind Temperaturen um 35 °C die Regel. Nachts kann<br />
es bei klarem Himmel bis auf nahe 0 °C abkühlen. Die<br />
durchschnittliche jährliche Regenmenge liegt bei unter 150<br />
Millimeter.<br />
Wirtschaft<br />
In früherer Zeit spielten die Dattelernte in den wenigen Oasen<br />
und der damit verbundene Karawanenhandel die Hauptrolle<br />
im Wirtschaftsleben der Region. Heute dominiert die durch<br />
Bewässerung ermöglichte Landwirtschaft im Norden.<br />
Zunehmend spielt auch der Sahara-Tourismus eine Rolle;<br />
daneben wird im südlichen Bereich Erdöl gefördert.<br />
Geschichte<br />
Das Gebiet um Tataouine war über Jahrhunderte vom<br />
Karawanenhandel geprägt. Die Römer sicherten die Südgrenze<br />
ihre Imperiums durch einen Limes (Limes Tripolitanus), der<br />
aus zahlreichen Kastellen bestand (u. a. das Kastell<br />
Tillibaribei Remada). Seit der zweiten Hälfte des 7.<br />
Jahrhunderts übernahm allmählich der Islam die geistige<br />
Kontrolle über die Region.<br />
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Kultur<br />
Abgesehen von einigen wenigen Überresten aus römischer<br />
Zeit zeugen vor allem die Wehr- und Speicherburgen (ksour)<br />
der Berber, darunter der Ksar Ouled Soltane oder die teilweise<br />
verlassenen Bergdörfer Chenini und Douiret von der<br />
Geschichte der Region. Die aus Stein gemauerten Minarette<br />
und Moscheen entstanden erst im 20. Jahrhundert; vorher gab<br />
es – wahrscheinlich aufgrund der halbnomadischen<br />
Lebensweise – nur einfache Gebetsräume aus Bruchsteinen<br />
und Lehm.<br />
GAFSFA UND DAS DJERID<br />
In einemLand; wo das Leben hart und sehr heißt ist und dir<br />
Einwohner nicht soviel wert auf ihr äußer legen, ist es<br />
vielleicht erstaunlich; söhne bauten zu finden. Doch die<br />
einfachen Städte des djerid haben Baustile entwickel, die oft<br />
attraktiver sind als unsere – oder die englichten<br />
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Backsteinbauen. In tozeur und nefta haben Die Einwohner in<br />
dir gewöhnlich Sandziegel kühne geometrische Muster<br />
geiarbeitet, so dass noch die Fassaden der ärmsten Hauser<br />
interessant wirken.<br />
GAFSA Kreisstadt des gleichnamigen Gouvernorats, ist<br />
die natürliche Hauptstadt der Region. Die Gattung des<br />
Homo Sapiens, die als Capsischer Mensch bekannt ist,<br />
erhielt ihren Namen nach dem römischen CAPSA.<br />
Anfänglich eine Numidiersiedlung, wurde Gafsa 106 v. Chr.<br />
von Marius während seines erfolgreichen Feldzuges<br />
gegen Djugurtha niedergebrannt, danach unter· Trajan zu<br />
einer blühenden Colonia entwickelt (wie die römischen<br />
Bäder und ein 1969 entdecktes Mosaik beweisen). Die<br />
Byzantiner nannten die Stadt in JUSTNIANA um und<br />
christianisierten so erfolgreich, daβ Lateinisch - obwohl die<br />
Moslems 668 die 80 000 Mann starke Bevölkerung gefangen<br />
nahmen - noch 500 Jahre lang die hiesige Ortssprache blieb.<br />
Die Hafsiden bauten 1434 die Kasba, die Draguts Belagerung<br />
1551 standhielt , aber dann 1556 fiel.1943 wechselte die<br />
Stadt dreimal den Besitzer , doch die Kämpfe zerstörten<br />
weniger als die Explosion eines französischen<br />
Munitionslagers, die einen Großteil der Kasba vernichtete.<br />
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Nefta sieht bei der Anfahrt durch wellige Wüste auch wieder<br />
wie ein breites, grünes Band aus, das sich am Schott entlang<br />
legt. Aber dies ist eine künstliche Oase: Mitte der 60er Jahre<br />
hat man Brunnen bis in 657 m Tiefe gebohrt, um die 220<br />
000 Palmen zu bewässern. Bei der Einfahrt liegt links das<br />
'Nomade Village' (1973) und rechts auf dem Hügel ein<br />
Moslem- und ein vernachlässigter christlicher Friedhof. Die<br />
Stra13e daneben steigt zu dem herrlichen Sahara Palace-<br />
Hotel hinauf und endet oben auf der Corbeille. Neben<br />
dem Mirage- Hotel steht die Zauia el -Kadiria , daneben<br />
das Corbeille-Café, und von hier aus sehen Sie die<br />
ursprüngliche Oase des römischen NEPTE mit ihren 152<br />
Quellen. Terrassenfönnige Abhänge, überragt von den<br />
Kuppeln der Marabouts, fallen in herrlichem Schwung zu<br />
den dichtgrünen Palmenhainen hin ab. Diese ist vielleicht<br />
die hübscheste der tunesischen Oasen-Landschaften - und<br />
bestimmt die lange Fahrt durch die Wüste wert.<br />
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TOZEUR das römische Tusuros, ist eine Stadt im südlichen<br />
Tunesien mit ca. 35.000 Einwohnern. Die Hauptstadt des<br />
gleichnamigen Gouvernements bildet das Zentrum der Region<br />
‚Land der Dattelpalmen‘<br />
Lage<br />
Tozeur liegt in einer Höhe von etwa 40 m ü. d. M. am<br />
Nordwestrand des Salzsees Chott el Djerid zwischen Gafsa<br />
(82 km im Nordosten), Kebili (80 km im Osten) und Nefta (25<br />
km im Westen). Der 80 km² große Wüs-tennationalpark von<br />
Dghoumès liegt 15 km nordöstlich, über 50 km nord-westlich<br />
finden sich an den südöstlichen Ausläufern des Atlas-Gebirges<br />
die Bergoasen Chebika und Tamerza. Westlich der Stadt<br />
befindet sich der Flughafen Tozeur-Nefta. Tozeur besitzt<br />
einen Bahnhof und ist Endstation der von Gafsa kommenden<br />
Bahnlinie.<br />
Beschreibung<br />
Eine Besonderheit von Tozeur ist die Lehmziegelarchitektur,<br />
die für diese Gegend Tunesiens charakteristisch ist. Beispiele<br />
hierfür findet man sowohl bei modernen Gebäuden als auch in<br />
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der Altstadt mit ihren verwin-kelten Gassen und überdachten<br />
Tunnelwegen.<br />
Tozeur besteht aus der eigentlichen Stadt und einer im Süden<br />
und Osten anschließenden etwa 10 km² großen Oase. Trotz der<br />
extremen klimatischen Bedingungen (Höchsttemperaturen bis<br />
zu 50 °C, Jahresniederschlag zwischen 80 und 120 mm) ist die<br />
durch fossile Wasser-Vorräte gespeiste Oase sehr fruchtbar.<br />
Ein verheerender Brand in den neunziger Jahren vernichtete<br />
einen Großteil der Oasenvegetation, insbesondere viele der<br />
Dattelpalmen, sodass sich die einstmals äußerst populäre Oase<br />
heute in einem veränderten Landschaftsbild präsentiert.<br />
Die meisten Einwohner von Tozeur sind in der zweiten Hälfte<br />
des 20. Jahrhunderts aus den umliegenden Regionen<br />
zugewanderte Berber; Um-gangssprache ist jedoch meist<br />
Arabisch.<br />
Die hier angebauten Datteln bilden seit jeher die<br />
Lebensgrundlage der örtlichen Bevölkerung. Nach der Ernte<br />
wurden sie gepresst und mit Kamel-Karawanen in die<br />
Küstenregionen transportiert. Heute spielt der Tourismus eine<br />
nicht unbedeutende Rolle als Wirtschaftsfaktor.<br />
Bereits in der Antike war der Ort bekannt – Claudius<br />
Ptolemäus er-wähnt ihn unter dem Namen Tisuros, der einige<br />
Jahrhunderte später in der abgewandelten Form Tusuros auch<br />
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in den Peutingerschen Tafeln erscheint. In römischer Zeit<br />
bildete die Stadt einen Teil des Limes Sahariensis und<br />
fungierte als wichtiger Handelsplatz für Datteln und Sklaven.<br />
Bis zur muslimischen Invasion des Maghreb war ein Großteil<br />
der Bevölkerung Tozeurs christlich.<br />
Die italienische Popsängerin Alice brachte 1984 zusammen<br />
mit Franco Battiato die Single I Treni di Tozeur (deutsch: ‚Die<br />
Züge von Tozeur) auf den Markt und verschaffte der<br />
Oasenstadt damit in Europa einen größeren Bekanntheitsgrad.<br />
Das Duett erreichte damit bei der Eurovision Song Contest<br />
1984 in Luxemburg den 5. Platz für Italien.<br />
KEBELI<br />
ist eines der 24 Gouvernements in Tunesien. Die südliche<br />
Hälfte des mit einer Fläche von 22.454 km² zweitgrößten<br />
Gouvernements des Landes wird überwiegend von den Sahara<br />
Sandmeeren des Ergs geprägt, hier befindet sich auch der<br />
Jebil-Nationalpark. Im Norden liegt der Salzsee Chott el<br />
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Djerid, der östlich in den Chott el Fedjadj übergeht. Die<br />
Hauptstadt des Gouvernements ist das gleichnamige Kebili,<br />
eine weitere wichtige Stadt ist Douz.<br />
Am 21. September 2011 griff die tunesische Luftwaffe im<br />
abgelegenen Süden der Region nahe der algerischen Grenze<br />
einen bewaffneten Konvoi an und zerstörte mehrere<br />
Fahrzeuge. Die Herkunft des Konvois ist unbekannt, es könnte<br />
sich jedoch um Schmuggelbanden oder al-Qaida-Mitglieder<br />
gehandelt haben, die die Region als Transportroute und<br />
Rückzugsort nutzen.<br />
Douz ist eine Oasenstadt im Süden Tunesiens mit etwa<br />
30.000 Einwohnern.Sie liegt 30 Kilometer südlich von Kebili<br />
im Nefzaoua-Oasengebiet südlich des Salzsees Chott el<br />
Djerid. Aufgrund ihrer Lage am Rand des Grand Erg Oriental<br />
ist die Stadt als „Tor zur Sahara“ bekannt. Douz mit<br />
Umgebung ist das Zentrum des zum Teil immer noch<br />
halbnomadischen Mrazig-Stammes, die von den Beni Hilal<br />
abstammen sollen. Da die Regierung Programme zur<br />
Sesshaftmachung eingeleitet hat, reduziert sich die Zahl der<br />
Nomaden von Jahr zu Jahr.<br />
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In früherer Zeit war Douz ein wichtiger Haltepunkt der<br />
Transsahara-Karawanenrouten. Der Wegfall des<br />
Karawanenhandels konnte durch den Ausbau des Tourismus<br />
kompensiert werden. Für Touristen gibt es heute geführte<br />
Kamel-Touren. Pro Jahr werden in der Region von Douz<br />
320.000 Übernachtungen gezählt. Der Wüstentourismus ist<br />
jedoch wegen des erhöhten Wasserverbrauchs und der<br />
Austrocknung der Oasen ökologisch bedenklich.Im modernen<br />
Ortszentrum von Douz findet donnerstags der größte<br />
Wochenmarkt Südtunesiens statt, zu dem sesshafte und<br />
nomadische Käufer und Verkäufer aus der Umgebung,<br />
teilweise auch aus Algerien zusammenkommen. Früher zogen<br />
sogar Tuareg aus Südalgerien mit ihren Karawanen zum<br />
Markt nach Douz.<br />
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Buchautor Wajdi Elfehem<br />
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