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almund1111

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Tunesien Reiseführer<br />

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Stichwortverzeichnis<br />

LAND<br />

Tunesien …………………………….. 6<br />

Klima …………………………….. 11<br />

Landwirtschaft ……………………… 17<br />

LEUTE<br />

Revolution in Tunesien ……………… 13<br />

Persönlichkeit Länder ………………. 16<br />

Kultur …………………………………. 20<br />

Musik …………………………………. 21<br />

Gastronomie ………………………….. 24<br />

Kunsthandwerk……………………… . 25<br />

Ursprung…………………………….... 35<br />

Sprache ………………………………. 41<br />

Religion……………………………….. 40<br />

Glaube………………………………… 43<br />

ÜBERSICHT<br />

Telekommunikation …………………. 19<br />

Literaturen……………………………. 20<br />

Medien…………………………………. 21<br />

Kunsthandwerk……………………….. 24<br />

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GESCHICHTE<br />

Punier………………... 50 Spanier …….….….. 63<br />

Römer ………………. 51 Türke ………..……. 66<br />

Araber ………………. 57 Französische ….….. 68<br />

Tuniser……………….. 73<br />

Ausgrabungsstätte<br />

Bulla Regia …………… 86 Dougga….…....….. 90<br />

Thysdrus El Jem.….…. 104 Sbeitla………........ 99<br />

Tunis Und Norden<br />

STADE UND ROUTERN<br />

Tunis ……………………… 79 Das Bardo……………... 82<br />

Tunis Medina …………….. 80 Sidi Bou Saeid………… 80<br />

Bizerta …………………….. 83 Marsa………………….. 81<br />

Westen<br />

Tabarka………………….. 84 Bizerta………………….. 83<br />

Kef ……………….………. 88 Ain Drahem ………..…… 85<br />

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Ostküste<br />

HAMMAMET UND NABEUL<br />

Hammamet …………… 86 Nabeul ………….. 87<br />

Zagoun………………… 91 Sousse……………. 93<br />

Zentrum<br />

MONASTIR,MAHDIA,SFAX<br />

Monstir…………… 102 Kairoun……………… 89<br />

Sfax………………… 105 Mahdia……………… 103<br />

Süden<br />

Gabes…………….. 109<br />

DJERBA UND SÜDEN<br />

Djerba ……………. 114 Medenine………….….. 121<br />

Zarzis ……………... 119 Tataouine…………….. 122<br />

GAFSFA UND DAS DJERID<br />

Gafsa………………. 125<br />

Tozeur……………. 127 Nefta…………….……. 126<br />

Kebeli……………. 129 Douz…………….……. 130<br />

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Tunesien<br />

Tunesien ist das nördlichste Land in Afrika und nur etwa 140<br />

Kilometer von Sizilien entfernt; die einstige französische Kolonie<br />

ist heute ein beliebtes Urlaubsziel. Vor allem deutsche Touristen<br />

zieht es immer wieder gerne in dieses Land. Dies liegt<br />

hauptsächlich daran, dass Tunesien sehr vielfältig ist.<br />

Auf der einen Seite findet man an der 1.300 Kilometer langen<br />

Küste traumhafte Sandstrände, andererseits bietet das<br />

Atlasgebirge ideale<br />

Schöne Strände findet man vor allem im Osten und Norden des<br />

Landes, doch auch die zu Tunesien gehörende Insel Djerba hält<br />

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einige schöne Strände parat. Diese Insel sollte man bei einem<br />

Urlaub in Tunesien unbedingt besuchen; verbunden ist diese mit<br />

dem Festland durch den sogenannten Römerdamm.<br />

Highlights auf Djerba sind die zahlreichen Synagogen sowie die<br />

größte Krokodilfarm in Nordafrika. Mit einer Fläche von 514<br />

Quadratkilometern ist Djerba die größte Insel Afrikas.<br />

Die Hauptstadt des Landes Tunesien ist Tunis; auch diese sollte<br />

man bei einem Urlaub im Land nicht verpassen. Der Name des<br />

Landes Tunesien leitet sich übrigens von dieser Stadt ab.<br />

Naturliebhaber sollten sich in den Norden des Landes begeben;<br />

diese Gegend wird nicht umsonst auch als “grünes Tunesien”<br />

bezeichnet. Hier bestimmen Berge und fruchtbare Ebenen das<br />

Bild der Landschaft.<br />

Hier findet man auch die artenreichste Pflanzenwelt in ganz<br />

Tunesien, vorrangig Eichen und Kiefern. Die Tierwelt Tunesiens<br />

ist dagegen wenig artenreich; in den Wüstengebieten kann man<br />

Schlangen, Skorpione und Heuschrecken entdecken.<br />

Plant man einen Urlaub im Norden Tunesiens, eignen sich die<br />

Monate von Mai bis Oktober am besten, alle anderen Gebiete des<br />

Landes sollte man eher in den Monaten von Oktober bis April<br />

bereisen. Das Klima ist an der Küste am wärmsten; dieses wird<br />

durch den heißen Schirokko wind beeinflusst. Je weiter man sich<br />

in das Zentrum des Landes begibt, desto kühler werden auch die<br />

Temperaturen.<br />

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Deutsche Staatsbürger benötigen für eine Aufenthaltsdauer von<br />

maximal vier Monaten in Tunesien kein Visum, allerdings sollte<br />

man einen gültigen Reisepass vorlegen können.<br />

Hauptstadt Tunis<br />

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E<br />

T<br />

U<br />

E<br />

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L


Klima<br />

Die verschiedenartige Topographie beeinflusst natürlich sowohl<br />

Temperatur als auch Niederschläge. Im großen Ganzen herrscht<br />

im Norden Mittelmeerklima, und im Süden brütet die<br />

Saharahitze. in den Seebädern aber, im Norden wie im Süden,<br />

macht eine beständige Brise die Sommersonne auch für die<br />

zarteste Haut erträglich und ermöglicht im Winter jede Sportart<br />

im Freien . Viele Hotels haben jetzt geheizte Swimmingpools,<br />

damit man auch das ganze Jahr über schwimmen kann. Im<br />

Sommerkann die Brise allerdings trügerisch sein. Man darf nicht<br />

vergessen, dass die Afrika Sonne auch dann brennt, wenn die<br />

Luft kühl ist. Basars und Geschäfte verkaufen Sonnenölwie<br />

etwa Ambre Solare.<br />

Die Sommertemperaturen können an einigen Stellen bis über 40<br />

Grad steigen, und Freunde von Statistiken hatten vielleicht<br />

gern folgende offizielle Versicherung: dass die<br />

Durchschnittstemperaturen im August in den letzten 50 Jahren<br />

in Sousse bei 30°lagen, 29° in Tabarka, 30° in Hammamet, 30°<br />

auf Djerba und nur 32° in Tozeur, der typischsten<br />

Wüstenstadt Tunesiens. In letzter Zeit jedoch war das<br />

tunesische Klima fast so unvorhersehbar wie das europäische:<br />

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1969 ereignete sich im September eine<br />

Hochwasserkatastrophe,1970 Gabes im gleichen Monat eine<br />

Hitzewelle; der Februar 1973 war der schlechteste seit<br />

Menschengedenken, der Februar 1976 war sonnig und<br />

besonders mild, während er 1978 und 1979 Das Ende einer<br />

langen, heißen Dürreperiode bildete. Die Temperaturen im<br />

Landesinneren, sogar in Kairouan, können im Hochsommer auch<br />

den Fanatischsten Touristen abschrecken. Zu dieser Zeit ist an<br />

den Sud Tunesien natürlich gar nicht Zu denken, obwohl Busse<br />

und Hotels mit Klimaanlagenkurze Aufenthalte indem nördlichen<br />

Oasen noch immer angenehm machen. im Mai und Juni gefällt<br />

mir das Land am besten. Wenn auch die Blumen das ganze Jahr<br />

über blühen, ist die Fülle und Fernspracht in diesen beiden<br />

Monaten unbeschreiblich. In Einemkleinen Garten in<br />

Hammamet zählte ich an einem Juni Tag über 100<br />

verschiedenartige Blüten. Für Sonnenanbeter sind Juli und<br />

August die besten Monate, obwohl es immer wieder<br />

überraschenderweise halbe Regentage gibt. im Herbst sind<br />

Luft und See so klar und warm wie im Frühling, nur das<br />

Grün der Pflanzen ist durch die starke Sommersonne<br />

verblast.<br />

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Revolution in Tunesien<br />

2010/2011<br />

Die Revolution in Tunesien 2010/2011, außerhalb Tunesiens<br />

auch Jasmin Revolution, bezeichnet die umwälzenden<br />

politischen Ereignisse, die sich seit dem 17. Dezember 2010 in<br />

Tunesien zutragen. Sie begannen mit landesweiten<br />

Massenunruhen in der Bevölkerung, die sich seit Ende<br />

Dezember 2010 über die Zentren des Landes ausbreiteten und<br />

sich in Wellen von Protestaktionen gegen das Regime und die<br />

Lebensbedingungen in Tunesien, aber auch in<br />

Gewaltausbrüchen und Plünderungen ausdrückten. Auslöser<br />

der Unruhen war die sich rasch verbreitende Nachricht über<br />

die Selbstverbrennung des Gemüsehändlers Mohamed<br />

Bouazizi am 17. Dezember 2010 in Sidi Bouzid, einer 250<br />

Kilometer südlich der Hauptstadt Tunis im Landesinneren<br />

gelegenen Stadt. Die Unruhen, die sich schnell über einen<br />

Volksaufstand zu einer Revolution ausweiteten, hatten sich –<br />

begünstigt durch moderne Kommunikationstechnik und<br />

Medien – spontan an verschiedenen Orten aus inzelereignissen<br />

heraus gebildet und waren nicht einheitlich organisiert. Die<br />

Ereignisse wurden weltweit intensiv beobachtet und<br />

kommentiert, besonders in den Neuen Medien, wo sie etwa<br />

mit dem Ablauf einer sogenannten Farbrevolution verglichen<br />

wurden. Das Nachrichtenportal Spiegel Online sieht in den<br />

Protesten ein „Vorbild für Millionen von Arabern, die seit<br />

Jahrzehnten unter ihren korrupten Herrschern leiden“. Wie bei<br />

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einem Domino-Effekt brachen am 5. Januar 2011 Unruhen in<br />

Algerien, am 25. Januar 2011 Unruhen in Ägypten und<br />

weitere Proteste in der arabischen Welt aus, die von den<br />

Protesten in Tunesien inspiriert waren und größtenteils<br />

vergleichbare Motive hatten. Angesichts der sich nach<br />

wochenlangen Unruhen zuspitzenden Lage verließ das<br />

tunesische Staatsoberhaupt Zine el-Abidine Ben Ali nach 23<br />

Regierungsjahren am 14. Januar 2011 fluchtartig das Land,<br />

über das der Ausnahmezustand verhängt wurde. Zum<br />

Übergangspräsidenten wurde am folgenden Tag Fouad<br />

Mebazaa bestimmt. Auch wurden Neuwahlen angekündigt.<br />

Die Wahl für das Amt des Präsidenten soll innerhalb einer<br />

Frist von 60 Tagen stattfinden, die Wahl eines neuen<br />

Parlaments in sechs Monaten. Ministerpräsident Mohamed<br />

Ghannouchi bildete am 17. Januar 2011 eine<br />

Übergangsregierung, der als, Regierung der Nationalen<br />

Einheit“ auch Mitglieder früherer Oppositionsparteien<br />

angehören. Nach Angaben von Innenminister Ahmed Friaa<br />

hatten die Unruhen bis zu diesem Zeitpunkt 78 Zivilisten das<br />

Leben gekostet, weitere 94 waren verletzt worden; beschädigt<br />

wurden 85 Polizeiwachen, 13 Rathäuser, 43 Banken, elf<br />

Fabriken und 66 Geschäfte und Einkaufszentren. Die Gewalt<br />

habe die Wirtschaft des Landes drei Milliarden Dinar (1,57<br />

Milliarden Euro) gekostet. Die Proteste nach der Bildung der<br />

Übergangsregierung richteten sich vor allem gegen die frühere<br />

Regierungspartei RCD und gegen Mitglieder der<br />

Übergangsregierung, die der RCD angehören oder angehört<br />

hatten. Daraufhin kam es bei der RCD zu einer Welle von<br />

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Parteiaustritten und zur Auflösung ihres Zentralkomitees. Bei<br />

einer Regierungsumbildung am 27. Januar 2011 schieden<br />

etliche frühere RCD-Mitglieder aus der Übergangsregierung<br />

aus. Als Motiv der Unruhen wird die Unzufriedenheit über die<br />

wirtschaftliche Lage großer Teile der Bevölkerung,<br />

insbesondere über die stark angestiegenen Lebensmittelpreise<br />

und Energiekosten, über die schlechten Zukunftsperspektiven<br />

der Jugend und über das autokratische, korrupte und<br />

jahrzehntelang an der Macht befindliche Regime angesehen.<br />

Auf den wachsenden Unmut, der besonders von Jugendlichen<br />

und jungen Erwachsenen vorgetragen wurde, hatten das alte<br />

Regime und seine Behörden mit Polizeigewalt, Repressalien<br />

und Schikanen reagiert. Eine wesentliche Ursache der Proteste<br />

wird in dem Umstand gesehen, dass die Altersstruktur in der<br />

Region von den Unter-30-Jährigen geprägt ist, die zwar gut<br />

ausgebildet sind, aber schlechte Aussichten auf adäquate<br />

Arbeitsplätze haben (Jugendüberschuss). Die Arbeitslosigkeit<br />

unter Akademikern betrug offiziell etwa 22 Prozent, wurde<br />

aber auf über 35 Prozent geschätzt. Tunesischen<br />

Der Friedensnobelpreis 2015<br />

Der Friedensnobelpreis 2015 wurde "für seinen<br />

entscheidenden Beitrag zum Aufbau einer pluralistischen<br />

Demokratie in Tunesien im Zuge der Jasmin-Revolution von<br />

2011" für den nationalen Dialog Quartett ausgezeichnet.<br />

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Persönlichkeit Länder<br />

Persönlichkeiten auf Briefmarken Die Seite auf der<br />

tunesischen Persönlichkeiten auf Briefmarken soll die<br />

tunesische Zahlen auf Briefmarken von der tunesischen<br />

Beitrag von 1954 bis heute ausgestellt dargestellt zu<br />

präsentieren.<br />

Die erste Persönlichkeit vertreten ist Lamine Bey Bey von<br />

Tunis von 1943 bis zur Abschaffung der Monarchie im Jahre<br />

1957 Habib Bourguiba, Präsident von Tunesien 1957-1987, ist<br />

mit Abstand der auf der größten Zahl gezeigt Stempel,<br />

ausgestellt 37 Werke für fast alle während seiner<br />

Präsidentschaft, oft anlässlich der Geburtstage oder wichtige<br />

politische Ereignisse. Sein Nachfolger Zine el-Abidine Ben<br />

Ali erhielt nur sieben Aufführungen. Andere Persönlichkeiten<br />

wurden auch mehrmals als Abou el Kacem Chebbi, Farhat<br />

Hached, Hannibal Barca, Ibn Khaldun und Tahar Haddad<br />

vertreten. Eine Diversifizierung der Auswahl interveniert seit<br />

dem Start der Serie von 1998.<br />

Zeitlich kann Persönlichkeiten in vier Kategorien eingeteilt<br />

werden: die Zahlen der antiken karthagischen Dido und<br />

Hannibal Barca, die Persönlichkeiten des Mittelalters mit Ibn<br />

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Khaldoun Ibrahim ibn al-Aghlab und eine Reihe von<br />

Theologen und Juristen, Held der tunesischen nationalen<br />

Bewegung und zeitgenössischen Figuren, besonders aktiv im<br />

kulturellen Bereich.<br />

Landwirtschaft<br />

Die Landwirtschaft beschäftigt 18 % der Arbeitskräfte und<br />

erwirtschaftete 2007 einen Anteil von 11,5 % am BIP. Im<br />

nördlichen Landesteil werden vor allem Getreide (Weizen,<br />

Gerste), Zitrusfrüchte, Datteln und Gemüse angebaut sowie<br />

Rinder gehalten. Charakteristisch sind die ausgedehnten<br />

Olivenkulturen; Tunesien ist einer der bedeutendsten<br />

Exporteure von Olivenöl. Bedeutend ist auch der Weinbau. Im<br />

Süden gibt es vereinzelt Oasenwirtschaft und extensive<br />

Viehzucht (Schafe, Ziegen). Die Landwirtschaft verbraucht ca.<br />

80 % des Süßwassers des Landes, die bewässerte Fläche ist<br />

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von 65.000 Hektar (1956) auf heute 345.000 Hektar<br />

angestiegen. Der Sektor ist jedoch relativ unproduktiv und<br />

stagniert praktisch seit 1992; die Weltbank empfiehlt eine<br />

weitere Deregulierung, was jedoch mit den<br />

Armutsbekämpfungszielen der Regierung nicht vereinbar ist.<br />

Des Weiteren ist die Landwirtschaft von Desertifikation und<br />

Bodenerosion betroffen, jedes Jahr gehen 20.000 Hektar<br />

landwirtschaftlicher Nutzfläche verloren. Nachdem die<br />

Weltmarktpreise für jene landwirtschaftlichen Produkte, auf<br />

deren Import Tunesien angewiesen ist, in den letzten Jahren<br />

stark gestiegen sind, hat die Regierung das<br />

Erreichen der Autarkie zum Ziel erklärt. Im Jahr 2006 wurden<br />

in Tunesien fast 110.000 Tonnen Fisch verarbeitet, das meiste<br />

davon in intensiv bewirtschafteten Küstengewässern. Die<br />

Regierung versucht, die Hochseefischerei zu entwickeln; die<br />

Kühl- und Hafeninfrastruktur dafür steht mittlerweile zur<br />

Verfügung.<br />

Tunesien hat mit 1300 Kilometern Küste, zumeist mit<br />

Sandstrand, und einem reichen kulturellen Erbe ein großes<br />

touristisches Potential. Der Fremdenverkehr hat sich seit Anfang<br />

der 1970er Jahre auch zu einem wichtigen Wirtschaftszweig<br />

entwickelt und erwirtschaftete 2009 5,8 % des BIP. Hatte<br />

Tunesien im Jahr 1971 221 Beherbergungsbetriebe mit 41.000<br />

Betten, so waren es im Jahr 2005 816 Betriebe mit fast 230.000<br />

Betten. Diese Zahlen zeigen deutlich, dass es dabei vor allem<br />

um Großhotelanlagen handelt. Viele dieser Clubhotels haben<br />

über 400 Zimmer. Im Jahr 2007 besuchten 6,7 Millionen<br />

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Auslandsgäste Tunesien; die Einnahmen beliefen sich auf 3,05<br />

Milliarden Dinar. Ziele sind Küstenorte wie Hammamet,<br />

Nabeul, Sousse und Port El-Kantaoui, Monastir und Mahdia<br />

sowie die Insel Djerba zur Erholung; von hier aus werden die<br />

Wüste Sahara im Süden erkundet oder archäologische<br />

Fundstellen wie Karthago, nahe der im Norden des Landes<br />

gelegenen Hauptstadt Tunis, besichtigt. Etwas mehr als die<br />

Hälfte der Touristen<br />

stammt aus Mitteleuropa, danach folgen die Nachbarländer<br />

Libyen und Algerien, die zusammen etwa 20 % der<br />

Übernachtungszahlen ausmachen. Demgegenüber stammen 82<br />

% der Tourismuseinnahmen aus der EU. 2001 besuchten etwa<br />

eine Million Touristen aus Deutschland Tunesien, diese Zahl hat<br />

sich seitdem um 50 % reduziert. Das Tourismusministerium<br />

Tunesiens versucht, in Europa gezielt Werbung zu schalten, um<br />

das Land vom billigen Image zu befreien. Der Erfolg ist bisher<br />

ausgeblieben, direkte Konkurrenten am Tourismusmarkt wie<br />

Ägypten, Marokko oder die Türkei haben höhere Zuwächse an<br />

Besuchern und Umsätzen zu verzeichnen.<br />

Infolge der instabilen politischen Situation kam es im<br />

Tourismussektor Tunesiens 2011 zu einem starken Einbruch,<br />

der Mitte des Jahres vom deutschen Auswärtigen Amt auf 60<br />

Prozent beziffert wurde. Zudem seien seit Jahresbeginn knapp<br />

3.000 Stellen in den 400.000 an Beschäftigten umfassenden<br />

Tourismussektoren gestrichen worden. Die Einnahmen durch<br />

Touristen beliefen sich 2011 auf 1.805 Millionen US-Dollar<br />

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Telekommunikation<br />

Logistik und Informationstechnologie sind die momentan am<br />

schnellsten wachsenden Wirtschaftsbereiche Tunesiens, das<br />

Wachstum betrug 2007 14 %. Dieser Sektor hat auch in der<br />

langfristigen wirtschaftlichen Strategie der Regierung einen<br />

hohen Stellenwert. In den Ausbau der<br />

Telekommunikationsinfrastruktur sollen in den nächsten<br />

Jahren fast 4 Milliarden Euro investiert werden und es wird<br />

erwartet, dass innerhalb der nächsten fünf Jahre der Anteil<br />

dieses Sektors am BIP auf 27,5 % steigt. Bereits jetzt hat<br />

Tunesien einen sehr hohen Rang im Network Readiness<br />

Index; es liegt vor einigen EU-Staaten und nimmt unter den<br />

arabischen Staaten den zweiten Platz ein.<br />

Für März 2008 wurde die Zahl der tunesischen Internetnutzer<br />

mit 1,77 Millionen angegeben, es gab 204.000 Internet<br />

Anschlusse, davon 106.000 ADSL-nschlüsse. Tunesien<br />

verfügt mittlerweile über eine starke und miteinander gut<br />

vernetzte Bloggerszene, welche die Jasmin Revolution<br />

maßgeblich mit organisiert hat.<br />

Kultur<br />

Da Tunesien über die Jahrhunderte mehrere<br />

Einwanderungswellen aus Arabien, Spanien, Frankreich, der<br />

Türkei und den westafrikanischen Berber-Reichen erlebte,<br />

unterscheiden sich die Tunesier in ihrem Aussehen und im<br />

Kulturleben von anderen arabischen Nationen. Dies zeigt sich<br />

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im Stadtbild von Tunis (zum Beispiel auf dem Place de<br />

Barcelone oder im maurisch-andalusischen Viertel Sidi Bou<br />

Saïd), in der Töpferei- und Keramikkunst (zum Beispiel in<br />

Nabeul), an zahlreichen Bauten verschiedener Epochen (zum<br />

Beispiel dem Fort am Golf von Hammamet) und in der<br />

tunesischen Küche (zum Beispiel Baguette, Käse, Croissant,<br />

Makkarona“ sowie einigen Berbergerichten wie zum Beispiel<br />

Brik).<br />

Literatur<br />

In Tunesien spielt sich das Literaturleben in zwei Sprachen ab:<br />

in Arabisch und Französisch. Die arabische Literatur existiert<br />

seit dem 7. Jahrhundert, als die arabische Zivilisation sich auf<br />

das Gebiet Tunesiens ausbreitete; französischsprachige<br />

Literatur gibt es erst seit 1881. Heute hat die<br />

arabischsprachige Literatur ein höheres Gewicht als die<br />

französischsprachige: Von den 1249 literarischen<br />

Neuerscheinungen des Jahres 2002 waren 885 in Arabisch;<br />

mehr als ein Drittel der Neuerscheinungen waren<br />

Kinderbücher. Alles in allem ist das literarische Schaffen in<br />

Tunesien also, trotz seiner langen Geschichte, heute sehr<br />

überschaubar. Wichtige tunesische Autoren sind Abu al-<br />

Qasim asch-Schabbi, Moncef Ghachem und Mahmoud<br />

Messadi, weitere finden sich in der Liste tunesischer<br />

Schriftsteller.<br />

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Musik<br />

Die Musik Tunesiens ist das Resultat der kulturellen<br />

Vermischung aus arabisch-andalusischer Musik, die<br />

Flüchtlinge nach der spanischen Eroberung Andalusiens im<br />

15. Jahrhundert mitbrachten, arabischer und westlicher Musik.<br />

Sie hat viele Facetten; die berühmteste klassische<br />

Musikrichtung ist der Malouf. Er wird von kleinen Orchestern<br />

ges-pielt, bestehend aus Violine, Kanun, Oud, Violoncello,<br />

Kontrabass, Nay, Darbouka und Nagharats (einem Paar<br />

kleiner Bechertrommeln). Klassische Gesänge haben bis heute<br />

Erfolg beim Publikum. Abgesehen von der Instrumentierung<br />

unterscheiden sich städtische und ländliche Musik kaum. Im<br />

städtischen Umfeld dominieren Saiteninstrumente wie das<br />

Rebec, der Oud und das Kanun sowie Darbouka. Im<br />

ländlichen Milieu und den Gesängen der Beduinen dominieren<br />

neben der Perkussion Blasinstrumente wie der Mezwed und<br />

die Gasba.<br />

Unter den bedeutendsten Sängern des Landes sind Saliha,<br />

Khemaïs Tarnane, Ali Riahi, Hédi Jouini, Latifa Arfaoui,<br />

Mohamed Jamoussi, Cheikh El Afrit und Dhikra Mohamed zu<br />

nennen. Unter den Instrumentalisten sind der Oud-Spieler<br />

Anouar Brahem, Lotfi Bouchnak, Salah El Mahdi, Ridha<br />

Kalaï, Ali Sriti und Youssef Slama die wichtigsten. El Azifet<br />

ist ein reines Frauen-Orchester, eine Seltenheit im arabischen<br />

Raum. Baron Erlanger ist eine wichtige Figur der modernen<br />

tunesischen Musik. Er sammelte die Regeln und Geschichte<br />

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des Malouf, welches sechs Bände füllte, und gründete eine<br />

Rachidija, ein wichtiges Konservatorium, das heute noch<br />

genutzt wird.<br />

Die Bevölkerung Tunesiens wird heute auch von<br />

ausländischer Musik angezogen, wobei hier vor allem die<br />

ägyptische Musik, libanesische und syrische Musik<br />

einflussreich sind. Westliche Musik kommt in Form von<br />

Rockmusik, Hip-Hop, Reggae und Jazz in das Land.<br />

Die tunesische Küche spiegelt die berberischen, arabischen,<br />

jüdischen, türkischen, französischen und italienischen<br />

Einflüsse wider, denen das Land im Laufe seiner Geschichte<br />

ausgesetzt war. Die Ernährung beruht auf Getreide, vor allem<br />

Weizen in Form von Brot, Nudeln oder Grieß, Oliven und<br />

Olivenöl, verschiedenen einheimischen Gemüsesorten<br />

(Tomaten, Kartoffeln, Kichererbsen, Bohnen oder Karotten),<br />

Hammel- und Rindfleisch sowie Fisch und Meeresfrüchten.<br />

Medien<br />

Es gibt in Tunesien zwei öffentliche Fernsehkanäle namens<br />

Télévision Tunisienne 1 und Télévision Tunisienne 2. Privates<br />

Fernsehen gibt es erst seit Februar 2005, als der Betrieb von<br />

Hannibal TV begann. Seit 2007 sendet des Weiteren Nessma<br />

TV. Die Regierung betreibt vier nationale Radiostationen,<br />

nämlich Radio Tunis, Radio Tunisie Culture, Radio Jeunes<br />

und RTCI sowie fünf lokale Stationen (Gafsa, El Kef,<br />

Monastir, Sfax, Tataouine).[89] Seit November 2003 gibt es<br />

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Privatradio, momentan existieren drei Stationen, nämlich<br />

Mosaïque FM in Tunis, Jawhara FM in Sousse und Zitouna<br />

FM. Zitouna FM ist größtenteils religiösen Inhalten gewidmet.<br />

Die Programme aller dieser Sender werden größtenteils auf<br />

Arabisch gesendet, ein kleinerer Teil ist auf Französisch.<br />

Hinzu kommt der regierungskritische, private Sender ohne<br />

Sendelizenz Radio Kalima, dessen Programm über den<br />

Satelliten Hot Bird und als Livestream übers Internet<br />

ausgestrahlt wird.<br />

Im Jahr 2007 wurden in Tunesien 245 Tageszeitungen und<br />

Zeitschriften gezählt, wovon 90 % von privaten<br />

Organisationen herausgegeben werden. Einige Zeitungen sind<br />

französischsprachig, darunter Le Temps Tunisie.<br />

Die Meinungs- und Pressefreiheit wird von der Verfassung<br />

garantiert; in der Praxis jedoch übernahmen bis zur Revolution<br />

in Tunesien 2010/2011 die Medien die Regierungslinie, die<br />

über die staatliche Nachrichtenagentur TAP verbreitet wurde,<br />

und berichteten kritiklos über die Arbeit des Staatspräsidenten,<br />

der Regierung, der regierenden Partei RCD. In Tunesien<br />

herrschte bis dahin Zensur, und die Regierung beeinflusste<br />

auch über die Vergabe von Förderungsgeldern die<br />

Berichterstattung der Medien.<br />

Gastronomie<br />

Die tunesische Küche unterscheidet sich von jener der<br />

maghrebinischen Nachbarn durch die häufige Verwendung<br />

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von Tomaten und Paprika (daher die Bezeichnung rote Küche)<br />

und ihre Schärfe, die sie Harissa verdankt. Daneben haben,<br />

anders als in anderen arabischen Ländern, Käse und Pasta in<br />

die tunesische Esskultur Einzug gehalten. Typische Gerichte<br />

sind Couscous oder die Tunesische Tajine, das<br />

Kichererbsengericht Lablabi, Merguez-Würste, Schakschuka<br />

oder die Süßspeise Baklava. Die Tunesier haben auch<br />

traditionell eine relativ liberale Einstellung zum Alkohol. Es<br />

gibt daher den Feigenschnaps Boukha oder den Dattellikör<br />

Laghmi. Auch wird in Tunesien Bier (Celtia) gebraut und<br />

Wein gekeltert.<br />

Kunsthandwerk<br />

Tunesien hat ein reiches handwerkliches Erbe mit vielen<br />

regionalen Spezialitäten. Das Kunsthandwerk ist auch ein<br />

bedeutender Wirtschaftszweig, in dem geschätzte 300.000<br />

Personen tätig sind. Die Töpferei ist besonders um Guellala<br />

verbreitet, während Nabeul berühmt für die Herstellung von<br />

Fayence ist. Die Mosaikkunst hat sich seit dem 2. Jahrhundert<br />

im Land verbreitet, die weltweit bedeutendste Sammlung von<br />

Mosaiken befindet sich im Nationalmuseum von Bardo. Das<br />

Schmieden kam mit den Flüchtlingen aus Andalusien nach<br />

Tunesien, heute sind besonders die blauen Fenstergitter, die an<br />

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25


Maschrabiyya erinnern, berühmt. Die Teppichknüpferei wurde<br />

durch die Karthager in Tunesien eingeführt, in der ersten<br />

Hälfte des 19. Jahrhunderts kamen noch einmal starke Impulse<br />

aus dem osmanischen Reich. Heute ist das Zentrum der<br />

Teppichherstellung in und um Kairouan angesiedelt. Im Jahr<br />

2004 wurden 200.000 m² Woll- und 16.500 m² Seidenteppiche<br />

hergestellt. Die Tendenz ist, aufgrund sinkender Preise,<br />

fallend.<br />

Ursprünglich hatten die tunesischen Teppiche weniger als<br />

40.000 Knoten pro Quadratmeter; heute kann er eine Feinheit<br />

von bis zu 250.000 Knoten haben. Die traditionelle Tracht des<br />

Landes heißt Jebba, an den Füßen trägt man Babuschen, die<br />

für Männer aus Leder, für Frauen aus Seide oder Baumwolle<br />

mit eingewebten Silber- oder Goldfäden und meist mit<br />

Blumenmotiven versehen sind. Berühmt ist auch der<br />

Schmuck, besonders der Silberschmuck der Berber im Süden<br />

des Landes, in den häufig Münzen eingearbeitet werden.<br />

Tunesisches Handwerk Schmuck<br />

Die Geschichte der tunesischen Schmuck verfolgt seine<br />

Wurzeln bis in die Anfänge der punischen Epoche, von dem es<br />

mehrere Zeichen, Symbole und Formen leiht, die heute in der<br />

aktuellen Schmuck zu finden sind.<br />

Dieses alte Handwerk wurde mit verschiedenen römischen,<br />

byzantinischen, arabischen, türkischen und andalusischen<br />

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26


Beiträge bereichert, die Frauen Schmuck auf unterschiedliche<br />

Weise geprägt.<br />

Heute ist die lang gehegte Unterscheidung zwischen<br />

ländlichen Silberschmuck und städtischen Gold Juwel hat<br />

definitiv verblasst.<br />

Die Vielfalt der Materialien, die Erhöhung der<br />

Produktionszentren und den wechselnden Geschmack<br />

gestrippt den Schmuck seiner symbolischen Wert nur Wert<br />

seinen Markt zu halten. Sicherlich einige regionale<br />

Unterschiede weiterhin bestehen und legen nahe, die<br />

Ursprünge der verschiedenen Verzierungen, aber sie sind nicht<br />

mehr exklusiv für Handwerker einer bestimmten Region:<br />

Hochzeit Ornamente mit dem Organ, dem Zeremoniell<br />

entwickelt sich zunehmend entsakralisiert.<br />

Rihanna, eine große Kette von flachem Goldringe. Die Skhab,<br />

ein Gold, Silber und Bernstein-Kette. Die Khomsas die<br />

Kholkhals: Knöchel-Ringe, Fibeln, Zubehör für Melia, die<br />

Khellas … zeugen von der Vielfalt und den Reichtum dieser<br />

Besonderheiten, sondern allmählich auf die Erzeugung von<br />

beliebten Schmuck geben: goldene Armbänder, rautenförmige<br />

Inlay Ringe mit Halbedelsteinen und Emaille, modernisiert<br />

Ketten und europäischen Schnallen.<br />

Derzeit investieren Designer und Künstler auf dem Gebiet der<br />

Kunsthandwerk und Innovation einen sehr modernen<br />

Schmuck anbieten.<br />

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Tunesische Silber Handwerk<br />

Im Gegensatz zu Schmuck, der seinen symbolischen Wert<br />

ändert und verliert, tunesische Silberwaren , wenn es seine<br />

Funktionen auch verliert, die gleichen Objekte verewigt und<br />

halten die gleiche Begeisterung bei den Kunden: Luxus<br />

Geschirr, Schmuck und Accessoires ausstatten und den<br />

Innenraum schmücken modern. Die Art Kollektion besteht aus<br />

einer censer (Mabkhara) ein aspergeir (Mrech) stilisierte<br />

Compacts, Kämme, Schuhe, Boxen (Kanawita) und<br />

Badezimmerspiegel. Die repoussé und filigran in Schönheit zu<br />

konkurrieren und bieten Menüs andere Elemente in die<br />

Bewunderung der Sammler.<br />

Dieser Bereich wächst zunehmend an Möbel, Konsolen,<br />

Spiegel und Sessel oder die Kunst des cabinetmaker<br />

angefordert wird.<br />

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Tunesische Kupfer Handwerk<br />

Schmiedeeisen, weiß Kupfer, Emaille, Metalle sind Könige in<br />

der Herstellung von Schmuck und Gebrauchsgegenstände:<br />

Vasen, Schalen, Teekannen, Wasserkocher, Töpfe,<br />

Süßigkeiten, Geschirr, Lampen, kohlenbecken …<br />

Traditionelle Techniken haben die funktionalen<br />

Anforderungen überschritten in künstlerischen<br />

Ausdrucksmittel.<br />

Kupfer ist das Metall, aus dem Handwerk die größte Gebrauch<br />

gemacht. Dies ist das 18. Jahrhundert, die das Handwerk aus<br />

Kupfer in Tunesien sein goldenes Zeitalter hatte, vor allem in<br />

den großen Städten (Tunis, Sfax, Kairouan). Die<br />

Kupferobjekte sind ein wichtiger Bestandteil der Aussteuer<br />

der Braut in städtischen Familien bis zur Mitte des<br />

zwanzigsten Jahrhunderts. Heute chasing verbreitet und<br />

Drahteinlage ziert Geld, vor allem für gelbe Kupferplatten.<br />

Töpfe und rote Kupfertöpfe halten sichtbare Spuren von<br />

Hämmern, und das als Cache Töpfe verwendet wird. Wie<br />

Keramik, Vasen, die unterschiedlichsten Formen wie<br />

Kohlenbecken, die Konfekt schachteln, Blumenvasen, sind mit<br />

einer Glasemaille warmen Farben bedeckt wie grün, lila und<br />

Honig, das einen Glanz verlässt Blumenschmuck Tisch.<br />

Sehr modisch, emailliertem Kupfer, die mit allen Farben und<br />

verschönert mit verschiedenen Motiven geschmückt ist.<br />

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Tunesisches Handwerk Jebba<br />

Wenn wir heute, tunesische Kleid und sich in der gleichen Art<br />

und Weise zu schmücken, war es anders zu Beginn des<br />

Jahrhunderts, in dem jede Region oder jedes Dorf seine<br />

männlichen und weiblichen Kostüme hatte.<br />

Traditionelle Frauentracht<br />

Das traditionelle weibliche Kostüm zeichnet sich durch seine<br />

Vielfalt von einer Region zur anderen aus. Allerdings ist der<br />

wesentliche Teil, der die Tunika bildet, wird „geschnitten und<br />

genäht“. Entwickelt in großen einfachen Tuniken Formen sind<br />

oft ärmellos, Schnitt in Gewebe aus Wolle, Baumwolle oder<br />

Seide, je nach den Umständen. Stickerei ist das<br />

Markenzeichen der verschiedenen regionalen Trachten.<br />

Silberdraht, Glitzer und Gold purls sind die Ornamente von<br />

fast allen Frauen Kleidung: Hemden (Qmajja) Weste (Farmla)<br />

Kleid (Jebba und Kadrûn) Schal (Takrita), Bonnet (Qoufiya)<br />

Hülse (Kmâm) und Tunika Hochzeit (große Qmajja) .<br />

In der Sahelzone sind reich drapiert hergestellt, bestickt mit<br />

Gold und Seide, in der mehrere gegenständliche Motive gibt<br />

es zuhauf: Menschen, Blumen, Tiere … Dorffrauen in den<br />

Bergen des Südens ihre elegante drapierte Kleider mit<br />

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30


geometrischen Mustern zu verbessern. Caps reich mit<br />

Seidenstickerei verziert, Silber, Perlen und Goldschmuck,<br />

abwechslungsreiche Blusen mit weiten Ärmeln in Spitzen,<br />

Stickereien Schuhe waren unverzichtbare Ergänzung dieser<br />

weiblichen Kostüme.<br />

Traditionelles männliches Kostüm<br />

Es hat seine regionalen Besonderheiten, während die arabische<br />

Herkunft für sein allgemeines Aussehen (vollen Kostüm)<br />

Bezug genommen wird. Die Kaddroun, die Bluse sind die<br />

bden noch besonders in ländlichen Gebieten getragen, aber<br />

dies ist das Jebba die traditionelle Tracht geworden ist.<br />

Tunesische Handwerk Teppich<br />

TUNISIAN TEPPICHE aremainly producedin Kairouan und<br />

Jerid. Alle sind handgefertigt butthere zwei basictypes sind,<br />

sind diejenigen, die areknotted und thosethat gewebt.<br />

Theknotted Vielfalt costmore und haben bis to160, 000<br />

Knoten persquare Meter. Die meisten OFTHE Designs sind in<br />

der Regel auf einer centraldiamond Form bebased, die die<br />

Lampe in der Großen Moschee in Kairouan isthought zu<br />

derivefrom. Knüpfteppiche kommen in zwei Haupttypen:<br />

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Alloucha und Zarbia. Zarbia Teppiche verwenden Rot, Grün<br />

andblues während die Allouchacarpets sind inbeiges<br />

produziert, Braun und whites.Woven oder Mergoum<br />

carpetsare billiger zu kaufen und haveBerber Herkunft.<br />

Tunesische Topferei<br />

Der Ton der Arbeit ist eine von drei Aktivitäten, die mit dem<br />

Menschen geboren wurden. Wie die Textil- und Leder wird es<br />

tief seit der fernen Vergangenheit in Tunesien verwurzelt, da<br />

die Gafsienne Zivilisation war in Kontakt mit pharaonischen<br />

Ägypten, Griechenland und Persien.<br />

Traditionell gab es zwei Arten von Keramik: eine Tour durch<br />

Männer und eine andere von Frauen modelliert, traf diese nur<br />

in ländlichen Gebieten, und es war im Wesentlichen<br />

zweckmäßig.<br />

Im Laufe der Geschichte sehen wir die Geburt eines<br />

gemusterten Töpferei in Tunesien stammt aus dem<br />

neolithischen I. Alter. Jeder trägt Keramikformen und<br />

Dekorationen auf seine Funktion angepasst, jede Form einen<br />

kulturellen Wert hat und entspricht einem Bedürfnis.<br />

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AUSDRUCKE DES TUNESISCHEN<br />

ALLTAGS<br />

Bab 'Tor' auf Arabisch; verwendet für die riesigen<br />

und leicht zu verteidigenden Stadttore in den Mauern um<br />

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jede Medina; manchmal auch für die sie umgebenden<br />

Viertel z.B. Tunis' Bab Souika und Bab Carthagène.<br />

Ben nordafrikanische Version des arabischen ibn –<br />

Sohn<br />

des - z. B. Mohammed ibn Abdullah. Wenn es ohne den<br />

Ersten amen verwendet wird, kann es einen On Bedeuten,<br />

der vom Sohn gegründet oder mit ihm verbunden Ist: Ben<br />

Arous, Ben Metir.<br />

Bou Das von den Völkern des Maghreb und<br />

den Franzosen Gleicherweise verstümmelte arabische abu-·<br />

Vater des- wird wie ben bei Ortsnamen verwendet: Sidi Bou<br />

Said. Bou / abu Kann aber nicht nur Vaterschaft bedeuten,<br />

sondern auch Besitz: Jebel Bou Kornine, Berg mit zwei<br />

Spitzen<br />

Chott Salzebene oder große Sebkha (siehe unten). Die<br />

tunesischen Schotts, die vom Golf von Gabes 300 km nach<br />

Westen bis Algerien reichen und an manchen Orten tiefer als<br />

der Meeresspiegel liegen, bilden eine eigentümliche<br />

geologische Form am Nordrand der Sahara.<br />

Dar/Diar<br />

Haus/ Häuser' auf Arabisch.<br />

Fondouk Arabisch für 'Hotel', wird Funduk aus<br />

gesprochen. Die Fondouks Tunesiens sind jedoch Viertel, die<br />

frühen europäischen Kaufleuten und Gesandten, inneroder<br />

Außerhalb der Medina, von den Hafsiden zugeteilt<br />

wurden.<br />

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Ghorfa Heißt auf Arabisch ‘Zimmer’, ist aber in<br />

Tunesien der Name der langen, gewölbten ,<br />

viergeschossigen Kammern aus Felsgestein und Schlamm ,<br />

die meistens auf einer Anhöhe gelegen sind und im<br />

Südosten des Landes als Getreidespeicher der Beduinen<br />

dienten.<br />

Hammam Arabisch für 'Bad ', und zwar das weiß be<br />

kuppelte 'Tückische Bad ', eine der Sauberkeit und<br />

Geselligkeit dienende Einrichtung, die die Einheimischen<br />

(morgens die Männer, nachmittags die Frauen) mit<br />

vorbildlicher Häufigkeit aufsuchen. Jeder hat in einem Koffer<br />

Handtücher und Tfal- Schlammshampon - dabei. Die immer<br />

heißer werdenden Kammern, Massage- und Ruhe ­ Räume<br />

sind in ihren Funktionen römischen Thermen ähnlich- ihnen<br />

stilmäβig aber unterlegen.<br />

Kasba In keinem Zusammenhang zu Scheikh ('alter<br />

Mann' auf Arabisch) oder Harem (was eigentlich nur das<br />

Arabi - sche für 'Frauen· ist) - wie in alten Hollywoodfilmen<br />

dargestellt; bedeutet in Wahrheit die mit Basteien und<br />

Zinnen versehene Festung, meist am höchsten Punkt der<br />

Medina gelegen, in der die Garnison einquartiert war und die<br />

Bevölkerung Schutz vor Angreifern suchte.<br />

Koubba 'Kuppel' auf Arabisch; Gattungsname für jeden<br />

gewölbten Marabout oder Tourbet.<br />

kasr<br />

Südwesten<br />

Arabisch für 'Schloβ' oder ' Palast'; im<br />

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ksour Tunesiens aber eine auf einem Hügel gelegene<br />

Siedlung, die aus Ghorfas bestehend in Form eines<br />

Vereidigungsvierecks erbaut wurde.<br />

Marabout Das in Nordafrika - und im Lauf der Zeit -<br />

veränderte Wort Murabit (siehe Ribat), das jetzt ' Heiliger'<br />

bedeutet. Jeder für seine Weisheit, Frömmigkeit oder auch nur<br />

Absonderlichkeit verehrte Marabout eines Ortes wird in einem<br />

viereckigen , von einer Kuppel gekörnten Schrein begraben,<br />

der ebenfalls Marabout genannt wird.<br />

Medina Arabisch für 'Stadt' oder 'zivilisierten Ort";<br />

heute in Nordafrika für die ursprünglich von hohen Mauern<br />

umgebene und von engen Gäβchen durchzogene Altstadt<br />

verwendet, um die zuerst die türkischen, dann die französische<br />

n Ansiedlungen wuchsen.<br />

Menzel<br />

'Heim'<br />

Genauer gesagt manzil;Arabisch für 'Haus',<br />

oder 'Raststatte'; in Tunesien sowohl für feste<br />

Wohnsiedlungen - Menzel Bourguiba , Menzel Temime - als<br />

sauch für die niedrigen, begiebelten Werkstätten Djerbas<br />

verwendet<br />

Qued Die französische Wiedergabe des arabischen<br />

Uadi, nur mit 'Ta i' zu übersetzen; bedeutet jede geradlinige<br />

Senke, meist vom Wasser geformt, doch selten mit ihm gefüllt,<br />

die i n der Große von einem Graben zu einer Klamm reichen<br />

kann.<br />

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Ouled Das arabische Aulad- Sohne von - von d e n<br />

Franzosen verballhornt; wird, wie ben und bou , in Ortsnamen<br />

verwendet<br />

Ribat Vom arabischen rabata, binden; eine Klosterfestung,<br />

in der die frühen Murabitin - die an den Islam 'Gebundenen' -<br />

lebten, beteten und sich auf den Märtyrertod im Kampf gegen<br />

die christlichen 'Ungläubigen' vor bereiteten<br />

Sebka Eine dürre, unfruchtbare Salzsenke, in<br />

Nordafrika und Arabien oft vorzufinden. Geologisch handelt<br />

es sich<br />

um eine gips- und Anhydrit-haltige Ablagerung, die durch das<br />

Salz unterirdischen Sickerwassers, das aufsteigt und sich mit<br />

Sand und Schlamm der Oberfläche mischt, gebildet<br />

wird.<br />

Sidi Die nordafrikanische Entstellung von Sayyidi ,<br />

wörtlich 'mein Herr', doch heute nur ·Herr' in Arabisch. Oft<br />

noch stärker zu Si gekürzt, entsprich t es der deutschen Anrede<br />

mit Namen ‘Herr’: Si Mohammed.<br />

Souk<br />

Arabisch Suk , ein Markt oder Marktplatz.<br />

Tourbet Arabisch für 'Erde', 'Staub' oder 'heiligen Grund', in<br />

Tunesien auch- korrekterweise - eine Begräbnisstätte ; meist<br />

das Mausoleum eines weltlichen oder geistlichen<br />

Würdenträgers, Größer und reicher geschmückt ai s ein Marabout<br />

N.B. Viele der oben angeführten Ausdrücke haben im Arabischen<br />

unregelmäßige Mehrzahlformen. Da ich lieber verständlich als<br />

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37


ganz korrekt sein mochte, habe ich ihr im Text einfach durch<br />

Anfügen eines sin die Mehrzahl gesetzt.<br />

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38


Ursprung<br />

Das heutige Volk ist eine Mischung au s sehr<br />

verschiedenartigen Einwanderern. Die Ureinwohner Tunesiens<br />

waren die Berber, über die schon viel geschrieben worden ist,<br />

von denen man aber wenig weiß. Herodot beschrei bt einige<br />

ihrer Stämme: die Atlamen, die 'keine Lebewesen essen und nie<br />

träumen': die Ataranten , 'das einzige Volk auf der Welt , das<br />

ohne Namen auskommt ', und die Gindanen, deren ' Frauen<br />

Lederbände um die Fesseln tragen , für jeden Liebhaber<br />

eines'. Aber hierbei handelt es sich wohl um eine frühe Form von<br />

Journalismus. Die wenigen glaubwürdigen Funde deuten auf einen<br />

typisch farbenfreudigen Anfang: Um etwa 10 000 v. Chr. ließ<br />

sich ein dunkelhaariges, braunhäutiges Volk in und um<br />

Tunesien nieder. in der Folge vermischte es sich sowohl mit<br />

Negern aus der Sahara als auch mit mysteriösen, banden und<br />

blauäugigen Einwanderern aus dem Norden . Die<br />

verschiedenartigen Nachkommen nannten sich Imazighen- die<br />

Edlen - doch die Römer nannten sie barbari- die Ungebildeten -<br />

und dieser Name blieb, vielleicht zu Unrecht, hängen ( z.B. in<br />

Berber und Barbarenküste). Zur gleichen Zeit erkannten die<br />

Römer verschiedene Gruppen von<br />

Berbern an , die auch von modernen Ethnologen unterschieden<br />

werden: die Libyciaus Ägypten, Libyen und Südtunesien , die<br />

Numidae aus Westtunesien und Algerien, und die Mauri aus<br />

Marokko und Mauretanien. Obwohl die Berber meist in<br />

halbnomadische Gruppen aufgesplittert waren, wurden sie von<br />

tatkräftigen Königen – Massinissa , Syphax, Djugurtha und<br />

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Djuba- zu einer reichen, weizenexportierenden Nation<br />

zusammengefaβt, deren gut ausgebildete Armeen z. B. eine<br />

unterschätzte Rolle in den Punischen Kriege n spielten<br />

Wenn sie keine vereinte Gegenwehr leisten konnten, suchten<br />

diese Ureinwohner Zuflucht vor dem wiederholten Ansturm<br />

fremder Eindringlinge auf Inseln wie Djerba, in den entlegenen<br />

Felsfestungen der Matmata und Ksour-Berge oder hinter den<br />

Kampflinien in einsamen, leicht zu verteidigenden Adlerhorsten<br />

wie Djeradou , Zriba und Takrouna . Die Gelehrten streiten<br />

noch heure darüber, wie weit sie sich mit den Eindringlingen<br />

vermischten. 'Sie müssen sich vermischt haben,' schreibt Sir<br />

Geoffrey Furlonge, 'weil die arabischen Armeen hier ohne ihre<br />

Frauen eintrafen und sich niederließen.' Die ange Zeitspanne<br />

mag Historiker zu Vermutungen berechtigen, was römische<br />

Soldaten , Kreuzritter, Gondolieri, Janitscharen und auch deutsche<br />

Landser mit den Berbermädchen anstellten, doch die<br />

Beweise, die wir heute vor Augen haben, finde ich eindeutiger<br />

und weit diskreter: arabische, griechische und morgen ­<br />

ländische Profile , semitische, jüdische und römische Nasen,<br />

Augen wie die von Sophia Loren, Maurice Chevalier oder Farouk<br />

(der Präsident hat klare, blaue Augen) ... Es genügt zu sagen, daβ<br />

die heutige Bevölkerung hauptsächlich von den Berbern<br />

abstammt, daβ aber die meisten Eindringlinge ihre Spuren stärker<br />

oder schwächer hinterlassen haben (siehe 'Vergangenheit').<br />

Touristen, und sogar die Tunesier selbst, verwechseln oft Beduinen<br />

mit Berbern. Die letzteren sind, wie wir gesehen haben, eine<br />

ethnographische Gruppe. Beduin aber ist die Mehrzahl -<br />

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40


vergleiche Cherub/ Cherubim - des arabischen Bedui, 'was der<br />

Wüste gehört '.Da Wüsten­ Bewohner Hirten sind, die dem<br />

Weideland für ihre Herden nachreisen, wurde ·Beduine' zum<br />

Synonym für ' Nomade'. Und da viele Berbergruppen Nomaden<br />

waren und auch noch sind, kommt es oft zur oben erwähnten<br />

Verwechslung.<br />

Religion<br />

Der Islam ist in Tunesien Staatsreligion; 98 % der Bevölkerung<br />

bekennen sich zu diesem Glauben. 85 % der tunesischen Muslime<br />

gehören dem malikitischen Madhhab der sunnitis-chen<br />

Glaubensrichtung des Islam an. Der Rest sind Hanafiten und<br />

Ibaditen. Christen und Juden sind kleine Minderheiten, aber das<br />

Land war gegenüber religiösen Minderheiten tolerant. Seit der<br />

Revolution 2011 erhalten radikale salafistische Strömungen starken<br />

Zulauf.<br />

Im Volksglauben der Tunesier finden sich noch heidnische<br />

Überbleibsel wie etwa der Glaube an den Bösen Blick. Das ganze<br />

Land ist von Qubbas übersät. Diese kleinen, meist weißen<br />

Kuppelbauten sind Pilgerorte, häufig Grabstätten von islamischen<br />

Heiligen (Marabouts), von denen geglaubt wird, dass sie<br />

Botschafter zwischen Mensch und Gott sind. Im Volksislam<br />

werden Marabouts um Hilfe gebeten, auch wenn dies vom<br />

offiziellen Sunnitentum als Abgötterei (Schirk) bezeichnet wird.<br />

Schwarzafrikanische Sklaven brachten den Stambali-<br />

Besessenheitskult mit, der sich als gesellschaftlich randständiges<br />

Phänomen auch unter arabischen Tunesiern verbreitet hat.<br />

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41


Das Judentum war in Tunesien einst sehr bedeutend, heute gibt es<br />

nur noch rund 1500 Juden. Auf der Insel Djerba steht seit<br />

wahrscheinlich über 1000 Jahren die al-Ghriba-Synagoge (Die<br />

Erstaunliche), eine der ältesten Synagogen der Welt.[19] Jedes Jahr<br />

findet dort die größte jüdische Wallfahrt Nordafrikas statt, zu der<br />

Gläubige aus der ganzen Welt erwartet werden. Auf Djerba leben<br />

mehrheitlich muslimische Kharidjiten.<br />

Die Verfassung Tunesiens sieht die freie Ausübung des Glaubens<br />

vor, so lange diese nicht die öffentliche Ordnung stört. Dieses<br />

Grundrecht wurde von der tunesischen Regierung in der Regel<br />

respektiert. Religiöse politische Parteien waren jedoch nicht<br />

zugelassen, Prosely-tismus und Polygamie sind verboten. Das<br />

Tragen des Hidschab war eingeschränkt und in der Verwaltung und<br />

öffentlichen Schulen nicht gestattet, dieses Verbot wurde nach dem<br />

Sturz des Ben Ali-Regimes im Frühjahr 2011 aufgehoben.<br />

Islamische Feiertage (wie etwa das Islamische Opferfest, das Fest<br />

des Fastenbrechens oder Mawlid an-Nabi) sind in Tunesien<br />

gesetzliche Feiertage.<br />

Sprache<br />

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42


Die Berber hatten früher ihre eigene Schriftsprache. Reisebücher<br />

beschreiben Djerba noch immer als Hochburg der Berberisch<br />

sprechenden Bevölkerung, aber außer in den Kharidjiten -<br />

Gemeinschaften Cedouikech, Guellala und El – May werden Sie<br />

heute diese Sprache selbst dort kaum zu hören bekommen.<br />

Die offizielle Landessprache ist Arabisch. Gesprochen und<br />

geschrieben wird es allenthalben korrekt in Nachrichten,<br />

Drucken und einigen Schulen, verwirrend überall sonst , in<br />

einem Geplapper unzählige r Dialekte, die jeglicher Grammatik,<br />

Syntax und oft auch Logik spotten und von Dorf zu Dorf<br />

verschieden sind. Daβ es kein Arabisch Lernen leicht Gemacht<br />

gibt, spricht eigentlich für sich. Urlaubslinguisten lernen<br />

vielleicht gerne die wenigen Ausdrücke auf Seite 7, die überall<br />

solch stallendes Lächeln hervorrufen - anerkennend, nicht<br />

spöttisch daβ sich die Mühe lohnt. Die Antwort ist in der Tat<br />

jedes Mal so verständnisvoll, daβ – obwohl ich ganz gut auf<br />

Tunesisch fluchen gelernt habe - ich die Ausübung enttäuschend<br />

finde. Es kann passieren , daβ der Tankwart lhnen für lhren<br />

Dieselwagen Benzin einfüllt oder das Zimmermädchen ohne<br />

zu klopfen in Ihr Zimmer stürzt , wenn Sie gerade ins Bad<br />

steigen wollen . Aber wenn man daraufhin sagt, ihr Vater sei eine<br />

Kreuzung aus Kamel und Maultier und die Schwester<br />

wahrscheinlich eine Dirne, dann grinsen sie, reichen Ihnen die<br />

Hand und sagen ' Bei Allah! Können Sie gut Arabisch! '. Wenn<br />

Sie sich auf irgendetwas in arabischer Sprache einlassen, so<br />

sprechen Sie zögernd und langsam: Bei jeglichem Anzeichen von<br />

Geläufigkeit wird ein breiter Redeschwall auf Sie niederprasseln,<br />

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43


der unverständlich ist, Sie in Verlegenheit bringt und et was ihre<br />

Absicht vereitelt.<br />

Frischen Sie daher lieber lhr Französisch auf, da Sie sich damit,<br />

außer in ganz abgelegenen Gebieten, verständigen können. Oder<br />

versuchen Sie Ihr Glück mit Deutsch, das von den meisten<br />

Hotelangestellten und vielen Geschäftsleuten gesprochen wird -<br />

als eine Art englisch­ deutschen Esperantos.<br />

Glaube<br />

Die meisten Tunesier sind Mohammedaner. Aber auch nicht<br />

mehr oder weniger als die Deutschen Christen sind. Außer<br />

vielleicht während des Ramadhan (einer einmonatigen ,<br />

beweglichen Fastenzeit , in der sich die Moslems tagsüber<br />

jeglichen Genusses enthalten sollen und deshalb leicht reizbar<br />

sein können) und beim Besuch von Moscheen (deren Gebetssaal<br />

durch Dekret seit 1972 allen Nicht-Moslems verschlossen ist),<br />

beeinftuβt der Islam Ihren Urlaub nicht. Er gibt ihm sogar<br />

einen exotischen Anstrich - wenn der Muezzin fünfmal am Tag<br />

seinen Ruf zum Gebet ertönen läβt- und auch ein gewisses Maß<br />

an Schönheit, denn die Moscheen, die heute noch in vielen<br />

Städten und Dörfern gebaut werden, sind genauso reich<br />

geschmückt und gut proportioniert wie die traditionellen Bauten<br />

im ganzen Land. Hier gibt es zwei madhabs, islamische<br />

Rechtsschulen: Viereckige Minarette gehören zu den Moscheen<br />

der Malikiten, achteckige zu jenen der Hanefiten.<br />

Da aber beide orthodoxe Sunniten sind, beten die Angehörigen<br />

jeder Sekte auch in den Moscheen der anderen. nur die<br />

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44


Kharidjiten von Djerba und die Sufis scheinen, nicht ganz 'dazu<br />

zu gehören'. Alle Araber, welcher Sekte sie auch angehören, und<br />

sogar wenn sie Christen sind, haben anscheinend einen<br />

gemeinsamen, heidnisch anmutenden Zug: ihre Angst vor dem<br />

bösen Blick. Um die gefürchtete Ain zu vermeiden, verbrennen<br />

alte Frauen Weihrauch bei Geburten und Beschneidungen und<br />

zerbrechen Kanun-Töpfe mit Tand.<br />

In einer seiner Reformen führte Bourguiba 1957 in Tunesien<br />

den Sonntag anstelle des islamischen Freitags als nationalen<br />

Ruhetag ein, um sein Land so mit Europa gleichzuschalten. In<br />

einigen Teilen des Landesinneren herrscht dennoch noch die alte<br />

Sitte; sogar Supermärkte in den Städten dürfen Ihnen am Freitag<br />

keinen Wein verkaufen und die Geschäftsleute in den<br />

Ferienorten- genau wie die Selbständigen überall - arbeiten an<br />

jedem Tag der Woche.<br />

Der islamische Fatalismus - alles ist maktub, 'Steht geschrieben' -<br />

mag, zusammen mit der den Tunesiern eigenen Freundlichkeit,<br />

ihre erbauliche Haltung dem Leben gegenüber erklären. Die<br />

Mittelklasse der heutigen Hauptstädte lebt, fährt Auto und<br />

kleidet sich auf moderne, wohlhabende Art. Doch Tausende<br />

haben an diesem Wohl stand nicht teil. Der Grundlohn für<br />

Landarbeiter wurde kürzlich auf DM 6,70 pro Tag erhöht, und<br />

viele leben mit noch weniger zufrieden, wenn sie nur Arbeit<br />

bekommen. Ihre Haltung konnte dem Westen als Vorbild<br />

dienen, denn wir bemessen den Lebensstandard ausschließlich<br />

nach materiellen Dingen - Ein ­ kommen, Pensionen, Autos,<br />

Kleidung und Wohnungen - und lassen oft ein Element außer acht:<br />

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45


das Glück. Wenn Wohl stand nach Zufriedenheit bemessen<br />

würde, nach beständiger Lebensfreude, ganz gleich , was man<br />

verdient , besitzt oder erhofft , konnte Tunesien Europa<br />

Entwicklungshilfe leisten.<br />

Deshalb konnte ein Besuch in einem armen tunesischen Dorf<br />

oder einer Oase, per Auto oder klimagekühltem Bus und mit<br />

Fotoapparat und Tonband bewaffnet, zu einem unerwarteten<br />

Erlebnis werden. nicht hilfloses Unbehagen stellt sich ein , das<br />

die Konfrontation mit der Armut, z. B. in Indien , auslösen kann ,<br />

sondern der Verdacht, daβ hier die Lebenseinstellung der unseren<br />

in mancher Hinsicht überlegen ist , da die Zufriedenheit der<br />

Bevölkerung in so krassem Gegensatz zu ihrer Armut steht.<br />

Evangelische Gottesdienste in englischer Sprache finden jeden<br />

Sonntag (um 9 Uhr von Juli bis September. um 10 Uhr von<br />

Oktober bis Juni) am place Bab Carthagène in Tunis in der St.<br />

Georgskirche statt , einer friedlichen, nüchternen Kapelle mit<br />

dem Grabmal des Komponisten von Home Sweet Home und<br />

einer Gemeinde, die so gemischt ist, daβ man für die Königin<br />

und den Präsidenten· Betel. In der Cathédrale Saint Vincent de<br />

Paul an der Avenue Habib Bourguiba gelegen, wird jeden Tag<br />

eine Messe zelebriert: sonntags um 9, 11 und 18.30 Uhr hier<br />

und in französischsprachigen Kirchen und Kapellen in anderen<br />

Städten. Manchmal wissen die Hotelrezeptionisten über die<br />

genaue Zeit Bescheid (z. Z. Hammamet 11.15 Uhr, Houmt Souk<br />

10.15 Uhr, Monastir 9 Uhr, nabeul 10 Uhr, Si di Bou Said 9 &<br />

l0.30 Uhr und Sousse 8 & 10.30 Uhr). Si e können auch völlig<br />

unerwartet neuromanische Kirchen in Biserta, Gabes, Gafour, ja<br />

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sogar in verstreut liegenden Dörfern sehen. Diese Über­ bleibest<br />

aus französischen Siedlerzeiten haben heute keinen religiösen<br />

Zweck mehr: Sie dienen gewöhnlich als Dar Schabab oder Dar<br />

es-Scha'ab, als Jugendlub oder Gemeindehaus<br />

Noch eine Ausnahme in der arabischen Welt: In Tunesien leben<br />

jüdische Gemeinden in friedlicher Ko-existenz. Ihre Anzahl in<br />

der Hauptstadt und Umgebung is noch immer beträchtlich.<br />

Djerba hat eine Synagoge, die Ghriba, die berühmter ist als die<br />

funktionellen Betonklötze in Tunis und Sfax, aber weniger<br />

Juden, als in den Reisebüchern steht. Im Landesinneren traf ich<br />

ebenfalls auf Kolonien, die sich dort vor langer Zeit<br />

niedergelassen hatten: Das 'andalusische' Dorf Testour hat einen<br />

hebräischen Friedhof mit einigen neuen Inschriften.<br />

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Architektur<br />

Die Kuppeln und Minarette der Moscheen gehören in den<br />

tunesischen Städten ebenso zum all gemeinen Bild wie die<br />

Kirchtürme in Deutschland. Gewöhnlich elegant<br />

geschmackvoll und exotisch, sind sie charakteristisch für den<br />

architektonischen Stil des Landes: weiße Türme, Torbögen,<br />

Mauern und Kuppeln, alle mit himmelblauen Türen und<br />

Maschrabias abgesetzt. Die Paläste der Beis, der früheren<br />

Herrscher, sind oft nicht blau bemalt , sondern in dieser<br />

Farbe mit reichverzierter Keramik aus Nabeul gekachelt; in<br />

den Dörfern ist die weiße Farbe meist nur Pulverisierter<br />

Kalk von den umliegenden Feldern; doch obwohl rot und<br />

weiß Tunesiens Nationalfarben sind, sind Blau und Weiß<br />

vielTypischer. In diesen Farben sind auch die Logements<br />

gehalten, Reihenhäuser für die Arbeiterklasse, die von der<br />

Regierung im ganzen Land errichtet werden .<br />

Weiß um die Hitze abzuhalten, Blau als lnsektenabwehr,<br />

kuppeln zur Luftzirkulation...tunesische Architekten haben<br />

Sinn für Vernünftige Ästhetik. Die meisten Ferienhotels sind<br />

im 'Tunesien- Look' gebaut und eingerichtet : klare<br />

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Linienführung, scheinbare Schlichtheit und starke<br />

Pastelltöne, die die üblichen weißen Mauern nicht so grell<br />

erscheinen lassen . Dieser einfache, doch hübsche Stil paβt<br />

gut in die Garten von Hammamet , die Liven Haine von<br />

Sousse und die palmenbewachsenen Strände von Djerba.<br />

Nur einige Miniwolkenkratzer konnten das egierungsverbot<br />

vierstöckiger Hotelbauten umgehen.<br />

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50<br />

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Punier<br />

Tunesien tritt, allgemeiner Vorstellung nach, mit den<br />

Phöniziern in die Geschichte ein. Wir kennen dieses<br />

semitische Volk aus der Bibel - die Ureinwohner von Tyrus<br />

und Sidon. Wie später die Engländer schufen die Phönizier<br />

ein Handelsreich, und dazu benötigten sie feste<br />

Flottenstützpunkte. (Obwohl sie als gute Säemänner bekannt<br />

waren, blieben die Levantiner immer in Sichtweite des<br />

Festlandes.) ihre ersten Gibraltars, Maltas und Adens, die<br />

entlang der tunesischen Küste entstanden, waren OUTIH<br />

(Utica) HADRUIETUM (Sousse), HIPPO DIARRHYTUS (<br />

Biserta) und THINES (Tunis).Dies waren zuerst nur<br />

Handelsplätze, aber die militärische Bedeutung von Häfen ,<br />

welche die schmalen Meerengen zwischen den beiden Hälften<br />

des Mittelmeeres dem damaligen Mittelpunkt der Veit,<br />

kontrollierten, wurde schnell entdeckt angesehen. Dennoch<br />

blieb die Stadt ein Dorn in Roms Auge, und im römischen<br />

Senat wiederholte Cato seinen berühmten Zer­ störungsruf :<br />

Delenda est Karthago!'.lm Jahre 149 v. Chr. befahl der Senat<br />

den Karthagern, die Stadt zu verlassen und ins Landesinnere<br />

zu ziehen. Wie erwartet weigerten sie sich. Daraufhin<br />

wurden sie von den Römern drei Jahre lang belagert.<br />

Ais Karthago schließlich fiel, war die Verwüstung so groß,<br />

daβ Dresden und Coventry daneben verblassen. Strabo<br />

schrieb, daβsich bei Beginn der Belagerung 700 000<br />

Menschen innerhalb der Mauern befanden, danach lebten nur<br />

noch 50 000 Versklavte. Über zehn Tage lang wurden die<br />

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hungernden Karthager langsam den Byrsa-Hügel hinauf<br />

zurückgetrieben. Jedes Haus wurde zum Kampfplatz.<br />

Während die Bewohner im Nahkampf nach oben gedrängt<br />

wurden - die Häuser hatten oft fünf oder sechs Etagen -<br />

zerstörten die Römer die unteren Räume oder setzten sie in<br />

Brand . lhr General Scipio Amilianus ließ Gruben ausheben,<br />

in die Tote und Verwundete gleichermaßen geworfen<br />

wurden, um Platz zu machen für seine Truppen. ach sieben<br />

solchen Tagen übergaben sich die 50 000 überlebenden und<br />

durften die brennende Stadt verlassen. Schließlich zog sich<br />

das Gemetzel um den Eschmun Tempel zusammen, wo<br />

König Hasdrubal mit seiner Familie und dem Rest<br />

seines Volkes umzingelt wurde. Als seine Männer um<br />

ihn herum fielen, trat der König mit seiner Familie vor und<br />

bat Scipio um Gnade. Daraufhin wandten sich seine Leute<br />

gegen ihn, beschimpf­ ten ihn und zündeten den Tempel<br />

an. Als die Kampfe einen Augenblick nachließen, trat<br />

Hasdrubals Frau Sophonisbe vor, dankte Scipio für seine<br />

Gnade, drehte sich dann zu ihrem Mann um, hieß ihn<br />

einen Feigling und ging mit ihren beiden Kindern in den<br />

brennenden Tempel zurück.<br />

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Römer<br />

Scipio ließ jedes Gebäude in Karthago zerstören und das<br />

Land umpflügen und mit Salz bestreuen, um es unfruchtbar<br />

zu machen. Obendrein wurde es mit einem Fluch belegt:nie<br />

wieder sollte dieses Gebiet bewohnt werden. Nicht nur im<br />

20. Jh. haben die Menschen ein kurzes Gedächtnis.<br />

Vierundzwanzig Jahre später schlug Cajus Gracchus vor,<br />

eine neue Stadt - COLONIA JUNONIA KARTHAGO - zu<br />

erbauen. Doch die römische Fahne fiel herunter, wie<br />

Plutarch erzählt, und im prompt darauf folgenden Sturm liefen<br />

die Opfertiere fort. Also beschloβ der Senat, diesen Vorschlag<br />

zu verwerfen. Erst als das ehemalige Gebiet von<br />

Karthago als PROVINCA AFRICIA neu geordnet und Utica<br />

Hauptstadt geworden, als Massinissas Großneffe Djugurtha<br />

105 v. Chr. besiegt und sein Königreich aufgeteilt war, und<br />

als Caesar 46 v. Chr. in der Küstenschlacht von Thapsus die<br />

Pompejer (und Djubas berberisches Kamelkorps) geschlagen<br />

hatte, wurde Karthago wieder aufgebaut.<br />

Mit Ausnahme der Tophets, der Häfen und ein wenig<br />

undefinierbarem Mauerwerk auf dem Byrsa-Hügel z.B.,<br />

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stammen all die Ruinen, die wir heute schen, aus dem<br />

römischen COLONIA JULIA KARTHAGO. Doch<br />

Karthago hat viel weniger hinterlassen als andere<br />

municipia und Coloniae:Dougga, Bulla Regia, Thuburbo<br />

Majus, Makthar, Haidra. Sbeitla und Gigthis sind<br />

Thuburbo Majus<br />

einfach die am besten erhaltenen oder ausgegrabenen. Überall<br />

gibt es Zeichen ausgedehnter römischer Siedlungen.<br />

Der vorgeschrittene Zustand von allem Römischen in<br />

Tunesien erklärt sich vielleicht durch seine Friedlichkeit.<br />

Nachdem die Berberkönige unterworfen worden waren und<br />

ihr Land schließlich eingegliedert als AFRICA NOVA<br />

Wurde Tunesien direkt der Kontrolle des Senates<br />

unterstellt, was nur bei friedlichen Gebieten der Fall war.<br />

Caesar, dann Augustus, siedelten dort eine große Anzahl<br />

arbeitsloser Italiener an, genau wie auch Mussolini in<br />

Libyen. Die Fülle Von Tempeln, nicht Von Festungen. ist<br />

kennzeichnend: Die einzig not wendige militärische<br />

Gegenwart bestand allein aus der 'Dritten Legion Augusta: das<br />

winzige Bretagne brauchte vier Legionen- die weit im Westen<br />

in Tebessa stationiert war.<br />

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Tunesien und Ägypten wurden 'die Korn ­ Kammern Roms·.<br />

Eingewanderte italienische Grundbesitzer und berberische<br />

Arbeite skräfte versorgten das Imperium mit Wein und<br />

Oliven, deren Anbau die Phönizier eingeführt hatten.<br />

Fernstraßen wurden angelegt; ein Großteil des tunesischen<br />

Straßennetzes folgt ihnen noch heute. Um ihre Städte mit<br />

Wasser zu versorgen, bauten die Römer Aquädukte -<br />

unglaubliche Leistungen der lngenieurkunst wie z. B. die<br />

80 km lange, langsam abfallende Wasserleitung von<br />

Zaghouan nach Karthago, die hoch über die Taler und<br />

in tiefen Tunnels durch die Berge führt . ln vielen Städten<br />

gab es Bäder, die größer waren als unsere heutigen Kinos.<br />

Marmor, einheimischer aus Chemtou oder importiert aus<br />

Carrara, war ortsübliches Baumaterial. Selbst in bescheidenen<br />

Villen fand sich solche Vielzahl von Mosaiken, daβ die<br />

Sammlung im Bardo Museum heute kaurn zu bewältigen ist.<br />

Die Römer brachten auch das Christentum nach Tunesien.<br />

St. Augustinus. ein Berber, war Bischof von Hippone<br />

(Annaba) und Vorsitzender des Konzils von Karthago Eine<br />

Zeitlang war ganz 'Afrika· eine Diözese, die von dieser Stadt<br />

aus verwaltet wurde. Bis sich allerdings das Christentum in<br />

Afrika durchgesetzt hatte, waren seine Anhänger oft<br />

Verfolgungen ausgesetzt. Die Amphitheater waren Zeuge<br />

vieler Gräueltaten, die denen in Rom um nichts nachstanden.<br />

(Tunesien und Algerien versorgten Rom mit Löwen, Bären<br />

und anderen wilden Tieren.) Am 7. März 203 warf man im<br />

Amphitheater von Karthago St. Perpetua, eine reiche Hausfrau<br />

aus Tebessa, den Tieren vor. ln der nähe finden jetzt jeden<br />

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Sommer Karthagos Festspiele statt. St. Felicitas, eine<br />

Sklavin, wurde in eine Zelle neben die Löwen gesperrt, als sie<br />

im achten Monat schwanger war. Drei Tage, nachdem sie<br />

ihr Kind geboren hatte, wurde sic von den Löwen zerrissen.<br />

Diese beiden Heiligen sind in den Buntglasfenstern der St.<br />

Georgs Kirche dargestellt; auch Rosen wurden nach ihnen<br />

benannt.<br />

Die afrikanischen Territorien und besonders das<br />

nahegelegene Herzstück Tunesien beeinfluβten zunehmend<br />

das Geschehen in Rom. Um 200 n. Chr. war ein Sechstel des<br />

römischen Adels afrikanischer Abstammung;'afrikanische'<br />

Rechtsanwälte waren in den römischen Gerichtssälen gern<br />

gesehen, und 193 n Chr wurde Septimius Severus Kaiser, ein<br />

Mann aus Leptis Magna in Tripolitanien. Afrika war jedoch<br />

noch immer nicht ganz hoffähig: Septimius konnte seine Frau<br />

Julia Domna nicht in den besseren Kreisen Roms verkehren<br />

lassen, denn ihr Lateinisch hatte noch immer einen Eliza<br />

Doolittle Akzent. Trotz der Nähe Roms und der,<br />

auswachsenden Christengemeinde war Tunesien kein heiliges<br />

Land. lm Gegenteil, seine geschminkten männlichen<br />

Prostituierten verschafften Karthago einen Ruf, der heute en<br />

vogue wäre. Apulejus, Autor des Goldenen Esel, schreibt<br />

von seinen Hexen , Dieben und Huren - und von<br />

Mörderinnen , die öffentlich von einem.<br />

Zeremonienmaultier geschändet wurden. Man fragt sich, ob ein<br />

Volk, das den Nachmittag in der Arena verbrachte, um die<br />

menschenfressenden Löwen zu erleben , auch nur ein Jota<br />

besser war als die kindermordenden Punier.<br />

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Es war vor allem das Christentum, das den Zerfall des<br />

römischen Tunesien herbeiführte. Das Christentum und das<br />

Kamel. Denn während sich die orthodoxe Kirche in Schismen<br />

zersplitterte - die Katholiken griffen die Sekte der Arier<br />

an, die Donatisten predigten die Revolte gegen die<br />

Katholiken - gab die Ausbreitung des Kamels in der Sahara -<br />

bekannt war es hier schon viel länger - den Berbern nun eine<br />

Bewegungsfreiheit , der die römischen Legionen nicht<br />

gewachsen waren. innerlich durch religiöse und soziale<br />

Unruhen und äußerlich<br />

durch die Überfälle im Süden geschwächt, bot Tunesien den<br />

Wandalen wenig Widerstand.<br />

Wandalen und Byzantiner. Man weiß wenig von den<br />

Wandalen, da sie weder Bauten und Inschriften noch Gräber<br />

hinterließen. Was die geschichtlichen Fakten betrifft, so<br />

geben Historiker an, daβ die Wandalen 420, oder 428 oder<br />

vielleicht auch 429 über Spanien nach Afrika kamen, daβ sie<br />

Karthago 435 oder auch 439 Einnahmen und daβ sie von<br />

einem König angeführt wurden, der Geiserich oder Genserich<br />

hieß, auf jeden Fall aber viele Frauen hatte und humpelte.<br />

ln welchem Ausmaß eigentlich die Wandalen Tunesiens<br />

Städte, Straßen, Häfen und Bewässerungssysteme zerstört<br />

haben, ist ein anderes Thema akademischer unengewiβheir.<br />

Man glaubt sogar, sie haben Karthago mit ihrer Beute aus<br />

Rom verschönert - eine ironische Verdrehung der Geschichte<br />

- und Wandalismus erklärt wörtlich die Kastrierung und das<br />

Abschlagen von Nasen römischer Bildnisse überall. Die<br />

kirchlichen Listen der Bistümer sind die einzige genaue<br />

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Aufzeichnung, die wir aus jener Zeit haben. Auf Grund ihrer<br />

Taten anderswo kann man mit Wahrscheinlichkeit<br />

annehmen, daβ die Wandalen dem Lande nichts von Wert<br />

gebracht haben, außer vielleicht ein paar Genen im Blut der<br />

Tunesier. Nach drei Generationen waren sie durch das Klima<br />

und den usurpierten Luxus so verweichlicht, daβ ihr König<br />

Gelimir leicht geschlagen werden konnte bei Hammam-Lif<br />

und am Ufer des Sedjoumi -Sees- als der byzantinische<br />

Kaiser Justinian (bekannt durch seine Frau Theodora) 33 rund<br />

10 000 Fußsoldaten und 6000 Reiter unter Belisar schickten,<br />

um Tunesien für das Oströmische Reich wiederzuerobern.<br />

Die Byzantiner traten, wie es in den Geschichtsbüchern<br />

heißt, in die Fußstapfen Roms, doch die Schuhnummer war<br />

ihnen zu groß. Sie besetzten im Westen die Städte bis<br />

Haidra und im Süden bis Djerba, aber bauten , mit den<br />

Steinen von Villen, Tempeln und Bädern neue Festungen. Die<br />

Entwicklung war symptomatisch: Während ihrer 140<br />

jährigen Besatzungszeit blieben die Byzantiner immer in der<br />

Defensive.<br />

Thysdrus El Jem<br />

Araber<br />

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Der islamischen Eroberung standen sowohl die<br />

aufrührerischen Berber als auch die schwächer werdenden<br />

Byzantiner im Wege. Der Aufstieg des Islam von den<br />

höhnisch verlachten Predigten eines ungebildeten<br />

arabischen Kameltreibers bis zum Weltreich, das sich von<br />

Poitier bis nach Lahore erstreckte, war in nur einem<br />

Jahrhundert abgeschlossen. Keine andere Religion kann<br />

diesen Erfolg auf­ weisen. Durch das Versprechen<br />

duftender Paradiesgärten, kühler Wasser, glutäugiger<br />

Mädchen und kleiner Jungen, falls sie im Kampf gegen<br />

die Ungläubigen fielen, müssen die mohammedanischen<br />

Krieger so wagemutig wie japanische Kamikazeflieger<br />

geworden sein. Auf den ersten Widerstand trafen diese<br />

Mujaheddin in Tunesien Jahre 647 erreichter Abdullah ibn<br />

Saads Erkundungszug Sbeitla, wo der Statthalter<br />

Gregorius Byzanz ein Jahr vorher durch eine<br />

Unabhängigkeitserklärung herausgefordert­ dert hatte.<br />

Nachdem sie den Bischof ermordet und bei Plünderungen<br />

enorme Beute gemacht hatten, kehrten die Araber nach<br />

Ägypten zurück und ließen Tunesien frei, aber führerlos.<br />

Eine zweite Invasion fand 665 statt, doch erst 668 -670<br />

unter Okba ibn Nafi faβten 150 000 Moslems endlich Fuß.<br />

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59


Moschee Okba<br />

Sie gründeten Kairouan, des als Ausgangspinkt für ihre<br />

Eroberung des Westens diente und später arabische<br />

Hauptstadt wurde. (Karthago wurde einfach übergangen.)<br />

Heute ist es die religiöse Hauptstadt Tunesiens. der<br />

Widerstand der Berber hielt jedoch an: sie wurden zuerst<br />

von Kosaila ( dessen Truppen Okba bei Biskra töteten),<br />

und später von der mutigen Königin El-Kahena (weibliche<br />

Form eines Wortes, das wie Cohen Priester bedeutet)<br />

angeführt. Im Jahre 702 wurde diese getötet und ihr Heer<br />

besiegt. Nun liefen die Berber scharenweise zum Islam<br />

über. Sie traten auch der arabischen Armee bei, und<br />

ein berberischer Offizier, Tarik. leitete 711 die<br />

Eroberung Spaniens, an der hauptsachlich Berbertruppen<br />

beteiligt waren. Trotz alldem wurden sie wie zweitrangige<br />

Bürger behandelt, und die daraus entstehende<br />

Unzufriedenheit der Berber führte zu ihrer Sezession als<br />

Kharidjiten, ·Außenseiter' des Islam. Die egalitäre,<br />

puritanische Sekte existiert noch heute auf Djerba.<br />

Kharidjitische Berber eroberten Kairouan 745 und behielten<br />

in Kämpfen um die ohnehin sehr beschränkte Macht<br />

bis 800 immer wieder die Oberhand . ln dem Jahr, in dem<br />

Karl der Große am 25. Dezember zum Kaiser gekrönt<br />

wurde und Geschenke von Harun ar-Raschid aus<br />

Bagdad empfing, begann mit Ibrahim ibn El­ Aghlab,<br />

einem arabischen Statthalter, das, was Tunesier als<br />

ihr Goldenes Zeitalter bezeichnen. Ibrahim unterwarf<br />

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60


die abtrünnigen Berber und wurde von Harun<br />

arRaschid zum Emir ernannt. Während ihrer 109 Jahre<br />

dauernden Herrschaft bauten seine Nachkommen, die<br />

Aghlabiden, befestigte Medinas wie z.B. in Sfax,<br />

Ribars - halb Kloster, halb Kaserne - wie in Monastir,<br />

große Moscheen - die schönste davon in Kairouan -<br />

und Wasserspiele, an die nur noch die Bassins in<br />

Kairouan erinnern. Sie befriedeten ebenfalls das Land,<br />

eroberten Sizilien 827 und brachten aus Spanien die<br />

Idee des Metallgeldes mit. von ihrer Hauptstadt Kairouan<br />

- oder genauer gesagt, dem nahegelegenen Rekada<br />

kehrten Gesandte Karls des Großen und des Heiligen<br />

Römischen Reiches zurück mit schillernden Berichten<br />

über die Paläste, Bibliotheken und Gärten der<br />

Aghlabiden - aber auch über die enorm hohen Steuern , die<br />

für ihre Trunken heilt und verschiedene Sünden w<br />

bezahlen waren. Das katholisch/evangelische Gegenstück<br />

im Islam ist die Spaltung in sunnitische und schi' tische<br />

Sekten. Die 'ketzerischen' Schi' leiten ihre Abstammung von<br />

der Tochter des Propheten, Fatima, her: daher die<br />

Fatimiden, die gegen die Exzesse der Aghlabiden waren<br />

(trotz alledem 'orthodoxe' Sunniten) und sie im Jahre<br />

909 aus Kairouan verdrängten. ihr erster Mahdi oder<br />

'Auserwählter', Kalif Ubaid-Allah - 'Gottes kleiner<br />

Sklave', verlegte die Hauptstadt nach Mahdia. von hier<br />

aus unterwarfen seine Nachkommen die noch immer<br />

aufrührerischen Berber und eroberten sich ein<br />

tunesisches Imperium, das sich von Ägypten im Osten bis<br />

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zum Atlantik im Westen erstreckte. Das moderne Kairo<br />

wurde von ihrem General Djauhar- 'Juwel '­ gegründet<br />

und 973 zur Hauptstadt der Fatimiden gemacht. Sie ließen<br />

en ihr Reich ifrikia in den Händen ihrer Verbündeten,<br />

den Ziriden , die, erneut mit Sitz in Kairouan , das<br />

Land durch eine weitere Blütezeit für Kunst, Handel und<br />

Landwirtschaft führten . Schulen und Universitäten<br />

blühten , der Überseehandel mit tunesischen Waren und<br />

landwinschaftlichen Erzeugnissen ging glänzend und die<br />

Höfe der ziridischen Herrscher waren brillante Zentren<br />

von Raffinesse, wogegen die ihrer europäischen Zeit ­<br />

genossen buchstäblich wie Lager aussahen.<br />

Es folgte das seltene Schauspiel eines Volkes, das<br />

seinen Wohlstand um des Glaubens willen preisgibt. lm<br />

Jahre 1 048 sagten sich die Ziriden von den fatimidischen<br />

Kalifen in Kairo los und wurden Anhänger des<br />

sunnitischen Regimes in Bagdad . Sie entkamen somit der<br />

fatimidischen Besteuerung, aber diese war nicht<br />

überschwer: Die Bedeutung des Aktes lag darin , daβ<br />

die Ziriden endlich den unorthodoxen schi‘itischen<br />

Glauben der Fatimiden zurück wiesen.<br />

Das muβten sie teuer bezahlen. Der fatimidische<br />

Kalif El -Mustansir schickte zwei ständig unruhelüsterne<br />

Araberstämme, die Beni Hilal und die Sulaim , nach<br />

Westen.<br />

Diese wilden Nomaden zerstörten alles, was ihnen unter<br />

die Finger kam, konnten aber selbst nichts neues<br />

schaffen , raubten und schlachteten Schafe und anderes<br />

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Vieh, zogen aber kaum welches groß, plünderten und<br />

brandschatzten die Felder, bebauten jedoch nie selbst<br />

das Land. Über 1700 Jahre einer fast ständig anhaltender<br />

Entwicklung wurden so in einem Jahrzehnt zunichte<br />

gemacht. Diese Invasion der Beni Hilal hinterließ<br />

unglaubliche Verwüstungen, die noch immer in einigen<br />

Landstrichen des Südens zu erkennen sind, und die die<br />

Regierung erst jetzt wieder gutzumachen beginnt.<br />

Nun folgt ein Abschnitt der tunesischen Geschichte,<br />

der zwar wenig bedeutend, aber voll von eigenartigen<br />

Zufällen ist. Da die Berber von den hilalischen Barbaren in<br />

Schach gehalten wurden, siedelten sich ausgerechnet die<br />

Normannen 1134 auf Djerba an. Die Almohaden, eine<br />

marokkanische Sekte, griffen Tunesien an, und der<br />

Herrscher des Nordens, Taschfin - 'Arroganz' - (stürzte mit<br />

seinem Pferd über die Klippen und wurde getötet). Das<br />

Land wurde dem riesigen Mittelmeer­ reich der<br />

Almohaden an gegliedert, das, wie es in einem Reiseführer<br />

heißt, der Befehlshaber Abdul- Mumin 'ganz allein<br />

eroberte·. Dann landete eine balearische Truppe in Bougie<br />

'Kerze'- und bedrohte Tunesien von Westen, ein<br />

armenischer Bandit namens Karakusch - 'Clown' - von<br />

Osten. Die tunesischen Almohaden, ihr damaliger Führer<br />

hieß nasser, ergaben sich a n allen Fronten.<br />

Die Hafsiden brachten wieder Ruhe ins Land.<br />

nachdem sie ihre Unabhängigkeit von den almohadischen<br />

Statthaltern erklärt hatte, ließ sich diese Dynastie in der<br />

neuen Hauptstadt Tunis nieder. So kam es, daβ die kleine<br />

Tunesien Reiseführer<br />

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63


Stadt, die die Phönizier und Römer TUNES oder<br />

THINES genannt hatten, im Jahre 1236 dem ganzen<br />

Land seinen Namen gab. Die von den Almohaden erbaute<br />

Kasba oder Zitadelle Wurde von den Hafsiden vergröbert,<br />

wie auch die Medina, die Stadt. lm Laufe des 14. Jh .<br />

Zogen sie obendrein eine Mauer um die ganze Stadt. (Sie<br />

blieben bis J 574 an der Macht.) Die sich ausbreitende<br />

Hauptstadt wurde kosmopolitischer. Ais in Spanien die<br />

christliche Reconquista die Andalusier verdrängte, ließen<br />

sich diese islamischen Hugenotten in den ihnen<br />

zugewiesenen Straßen und Vororten nieder. Als die<br />

europäischen Staaten begannen, Gesandte und Kaufleute<br />

in diese Hauptstadt der damaligen kaufmännischen<br />

Welt zu schicken, wurden ihnen gewisse Viertel -<br />

Funduks- zugewiesen. Die Hafsiden erlangten einen<br />

solchen religiösen Einfluβ, daβ der Scherif von<br />

Mekka, der Papst des Islam, sich ihnen im Jahre<br />

1259 unterwarf. Elf Jahre später führte der Heilige<br />

Ludwig einen Kreuzzug gegen sie. Er nahm Karthago ein.<br />

war jedoch den 150000 Mann der Armee von Tunis<br />

zahlenmäßig unterlegen. nachdem er um Verstärkung<br />

geschickt hatte. starb er am 25. August 1270 um drei<br />

Uhr nachmittags an der Pest. Zwei Stunden später landete<br />

die Armee seines Bruders. Wäre sie einen Tag früher<br />

gekommen, hätte sie zwar den Tod Ludwigs nicht<br />

verhindern können, wahrscheinlich aber die hafsidische<br />

Nation vernichtet und damit die Geschichte geändert.<br />

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64


Spanier<br />

Die Andalusier bildeten das geschickte und zivilisierte<br />

Element der aus Spanien ausgewiesenen Moslems. ihre<br />

ungeschliffenen Zeitgenossen waren die Korsaren, die<br />

ursprünglich nur aus Rache an den christlichen<br />

Eindringlingen zu Piraten wurden. Der finanzielle Gewinn<br />

überwucherte dann alle anderen Motive, wie das so oft<br />

bei den Menschen der Fall ist, und die Piraterie wurde zum<br />

großen Geschäft. Die Entdeckungen Kolumbus' und Vasco da<br />

Gamas hatten den Markt noch nicht beeinflusstet: Das<br />

Mittelmeer war noch immer die Durchfahrtsstraf3e für den<br />

Handel der Großmächte. Die Korsaren, die von<br />

Stützpunkten wie Tunis, Biserta und Algier aus angriffen,<br />

benutzten schnelle, leichte, gutbewaffnete Boole gegen<br />

die langsamen und schwerbeladenes Handelsschiff. Wichtige<br />

Passagiere wurden gegen Lösegeld festgehalten, Frauen<br />

vergewaltigt und dann zusammen mit den Kindern versklavt.<br />

die Mannschaften meistens umgebracht. Die Türken<br />

führten hierbei<br />

'Feinheiten' ein: die Planke auslaufen, die Bastonade und<br />

den Hasuk - Schlagen der Fußsohlen bzw. Setzen auf die<br />

Spitze eines Schwertes. Die Handelsschiffe wurden<br />

geplündert, und die Küstenbewohner bekamen zehn Prozent<br />

der Beute als Gegenleistung für ihre Hehler Dienste und das<br />

Stellen der Hafenanlagen.<br />

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Die Festung Bordj-el-Kebir<br />

Die christlichen Staaten waren jedoch häufig nicht<br />

besser. Die Johanniter waren besonders verschrien, und 1720<br />

befanden sich mehr als 10 000 Sklaven auf Malta. Die<br />

Bagnos- ein bezeichnenderweise italienisches Won für die<br />

menschlichen Warenhäuser, wo Gefangene auf den Verkauf<br />

oder ihre Freigabe durch Lösegeld warteten - waren in<br />

Leghorn so schrecklich wie in La Goulette England<br />

begnügte sich damit, die Korsaren zu bezahlen und durch<br />

eine juristische Spitzfindigkeit kam ein System von<br />

Bestechung zwischen Regierungen zum Vorschein: Der<br />

'Schutz" für das Vereinigte Königreich erstreckte sich auch<br />

auf die Schifffahrt seiner überseeischen Besitzungen und, als<br />

die Dreizehn Staaten ihre Unabhängigkeit erklärten,<br />

antworteten die Barbaren stäten prompt mit Angriffen auf<br />

amerikanische Segelschiffe. lm Jahre 1520 wurde Karl V.<br />

Kaiser des Heiligen Römischen Reiches und Frankreichschon<br />

damals Saboteur der europäischen Einheit - bat die<br />

ottomanischen Türken um Hilfe gegen ihn. Tunesien wurde<br />

zum Vietnam eines frühen Machtkampfes zwischen Ost und<br />

West - einer fast ausschließlich auf See aus­ getragener<br />

Konfrontation zwischen der islamischen Türkei und dem<br />

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66


christlichen Spanien. 1534 setzte der Korsare Kheireddin , der<br />

jüngste der Barbarossa Brüder, den Hafsiden Herrscher<br />

Mulay Hassan ab, griff Biserta, Tunis und La Goulette<br />

an, besiegte sie nacheinander und marschierte auf Kairouan,<br />

um auch diese Stadt einzunehmen . Dann schloβ er sich<br />

mit seinem Bruder Arudj zusammen, der inzwischen<br />

Djerba besetzt hatte. Die Barbarossas, wie ihr Nachfolger<br />

Dragut, waren Moslems und wurden von der Türkei<br />

unterstützt: Karl V. stach deshalb mit 30 000 Mann in See.<br />

Zeitgenössische deutsche Drucke im Bardo (Studien für die<br />

riesigen Gemälde, die im Wiener Kunsthistorischen Museum<br />

zu sehen sind) erinnern bildlich an die Eroberung von Tunis<br />

am 14. Juli 1535.1569 marschierte der Türke Euldsch Ali von<br />

Algier aus ein und gewann die Hauptstadt zurück; 1573<br />

konterte Don Juan d' Austria erfolgreich mit 20 000 Mann,<br />

doch die 'Hohe Pforte' triumphierte 1574, schlug die Spanier<br />

und verjagte die Hafsiden .<br />

Türken<br />

Bereits 1574 war vom spanischen Tunesien nicht mehr<br />

übriggeblieben als eine Reihe eindrucksvoller Zitadellen entlang der<br />

Küste ... und einige Charakterzüge im tunesischen Volk. Die<br />

ottomanischen Türken drückten- nun direkt von Konstantinopel­<br />

Tunesien ihren einheitlichen Stempel provinzieller Oberaufsicht<br />

auf- und ihre seltsamen Bezeichnungen. Ein Beileibe regierte<br />

zuerst von Algier aus, aber nach seinem Tod 1587 wurden<br />

Tunesien, Libyen und Algerien zu Regent schaften, die Paschas<br />

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egierten. (Die damalige Unterteilung entspricht auch den heutigen<br />

Landesgrenzen.) Der Pascha akzeptierte schließlich eine Teilung<br />

seiner Macht mit hohen Offizieren der Armee, den Odjak, die<br />

von einem Aga - wie in Khan - geführt wurden. Jüngere Offiziere-<br />

Deis - meuterten<br />

1590, und einer von ihnen gelangte zu höchster Macht, indem<br />

er sich mit dem Kabtan, der die Einkünfte der<br />

Marineplünderungen verwaltete, und mit dem Bei, der die ebenfalls<br />

RücksichtsloseSteuereintreibung in der Heimat verursachte,<br />

verbündete. Nach und nach rissen die Beis, die in der<br />

ottomanischen Armee einen Rang niedriger standen, die Macht<br />

an sich. Ein gewisser Murato Genovese - Murad – wurde 1612<br />

vom Sultan in Konstantinopel zum Pascha ernannt, und die<br />

Machtübernahme durch seinen Sohn, Hamuda Pascha, führte<br />

1631 zum Beginn einer Erbmonarchie; seine Nachkommen<br />

wurden jedoch 1702 bei einem Offiziers­ putsch ausgerottet.<br />

Hussein bin Ali, Aga der Spahis, ging als Sieger aus diesem<br />

Machtkampf hervor und gründete die Dynastie der Husseiniden,<br />

die bis 1957 bestand .Viele der frühen Beis haben den eigenartigen<br />

Ruf, treue Verfechter des Glaubens, Kämpfer für materiellen<br />

Fortschritt und Massenmörder gewesen zu sein. Die<br />

lukrativen Raubüberfälle auf christliche Schiffe wurden<br />

weiterbetrieben und viele der schönsten Moscheen, Suks und<br />

Paläste wurden auf Anweisung und Kosten der Beis gebaut.<br />

Große Harems bedeuteten aber große Familien und natürlich<br />

auch mehr Söhne und Neffen, die man einfach beseitigte, um<br />

die Nachfolge zu erleichtern . Wie die Dies vor ihnen, starben<br />

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nur wenige Beis eines natürlichen Todes. Einer wurde mit<br />

22 seiner Söhne getötet von einer seiner Frauen, die den Thron<br />

für ihren Sohn wollte; ein anderer wurde zerrissen und gegessen<br />

von einem Mob, der von dem 'Erbprinz' aufgestachelt wurde. Als<br />

die Zeiten etwas zivilisierter wurden, lebten die Beis länger ...<br />

Offensichtlich hatten sie auch mehr vom Leben. Aus allem,<br />

was über die späteren Beis geschrieben wurde, geht hervor,<br />

daβ sie ihre Fähigkeiten nicht so sehr in der Staatsführung als im<br />

Bett bewiesen. Viele werden als unersättliche Bisexuelle<br />

dargestellt, andere als muntere Homosexuelle. Ein Bei vereinte den<br />

amtlichen und privaten Tätigkeitsbereich dadurch, daβ er den<br />

'Orden des Kleinen Ali' einführte, der für 'besondere sexuelle<br />

Leistungen' verliehen wurde.<br />

Das Geschichtsbild ist ohne Zweifel von der Wahrheit<br />

abgekommen. Es gab sicherlich Blaubärte, angefangen mit den<br />

Barbarossas, doch die Mehrzahl der späteren Beis war eher kraftlos<br />

als besonders ausschweifend. Herbert Vivian, ein Engländer, der<br />

um 1890 Nordafrika bereiste, schrieb: 'Ein Besuch bei Seiner<br />

Hoheit Ali, Bei von Tunis, ist wie der Besuch eines erloschenen<br />

Vulkans'. Natürlich gab es einige, die etwas für das alte<br />

Tunesien geleistet haben - so wurden z.B. in der Mitte des 19. Jh<br />

. unter Mohammed Bei, Mohammed Sadok Bei und dem<br />

berühmten Premierminister Kheireddine Reformen durchgeführt;<br />

da jedoch der letzte Bei 80 Jahre alt und Analphabet war, der<br />

nur arabisch sprach, ist es nicht verwunderlich, daβ Tunesiens<br />

erstes unabhängiges Parlament am 27. Juli 1957 einstimmig die<br />

Abschaffung der Monarchie beschloβ.<br />

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69


Moschee Türken<br />

Franzosen<br />

Die von den Beis im 19. Jh. begangenen Missetaten führten<br />

zwangsläufig zu ihrem Untergang. 1830 setzten sich die<br />

Franzosen in Algerien fest und waren stark genug, dem Bei im<br />

Nachbarland einen Vertrag aufzudrängen, in dem er sich<br />

verpflichten muβte, die Seeräuberei aufzugeben. Unausbleiblicher<br />

Bankrott machte das Regime von langfristigen französischen<br />

Darlehen abhängig, und allmählich gewannen Leute wie die<br />

Oppenheimers und Erlangers - genau wie die Engländer in<br />

Ägypten - durch ihren Einsatz in der tunesischen Wirtschaft<br />

ein Mit­ spracherecht in der Regierung. Britische, französische<br />

und italienische Konzerne stritten und intrigierten um jede<br />

Entwicklungskonzession, vom Telegrafendienst bis zum<br />

Monopol der Pfandleihe, die die ausländischen Banken den<br />

Bei machen ließen - und oft sogar hießen. Die Korruption<br />

stellte jedoch weiterhin ein großes Risiko für ihre Anleihen dar.<br />

Frankreich und England waren übereingekommen, sich<br />

gegenseitig in Tunesien und Zypern freie Hand zu lassen, und<br />

das neue Königreich Italien hatte Absichten auf Tunesien, die<br />

ein offenes Geheimnis waren.<br />

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In den Khroumirie-Bergen galt es als traditioneller<br />

Zeitvertreib der Stämme, die Nachbarn zu plündern. Jetzt<br />

waren jedoch die Grenzen von den Franzosen 'gesichert ', die<br />

sich berechtigt fühlten einzugreifen, als 1880 ein tunesischer<br />

Stamm die Grenze überschritt. Der französische Staatsmann<br />

Jules Ferry behauptete, mehr als 9000 Krieger der Khroumirie<br />

seien i n Algerien eingefallen: Die ganze Bevölkerung betrug<br />

damals offiziell nur 7317 Menschen. Zur Verteidigung des<br />

Grenzgebietes wurde eine ' kleine Grenztruppe' entsandt: 30 000<br />

Mann, in drei Armeen aufgeteilt, von denen aber nur eine nach<br />

der Khroumiriezog !<br />

Die Franzosen marschierten sofort in Tunis ein, wo sie sich gleich<br />

die Unterschrift des pro-italienischen Mohammed Sadok Bei unter<br />

einen Schutzvertrag sicherten. Dann gingen sie daran, die<br />

Aufstände, die im ganzen Land ausbrachen, zu unterdrücken.<br />

Die Verträge von Ksar Said (1881) und La Marsa (1 883)<br />

zwangen die Beis dazu, alle vom französischen Ministre<br />

résident verlangten Reformen anzunehmen. Französischen<br />

Staatsbeamten übernahmen sämtliche Verwaltungskosten<br />

Große französische Konzerne und individuelle Colons<br />

beschlagnahmten die bestes Anbaugebiet - auf ‘legale’ Art, indem<br />

sie einfach die islamischen Bauern, die keine Besitzurkunde<br />

vorweisen konnten, enteigneten.<br />

Französische Bergleute bauten die Phosphatschatze des<br />

Landes ab und nahmen wieder die Zink-, Blei - und<br />

Eisenminen in Betrieb. Regimenter von nordafrikanischen<br />

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Tirailleurs und Goums wurden ausgebildet, um in den<br />

französischen Kolonialtruppen zu kämpfen.<br />

Überall entstanden katholische Kirchen und Klosterschulen<br />

(obwohl Tunesien theoretisch bis 1919 der islamischen<br />

Türkei die Treue hielt). Um die Medina herum entstand das<br />

moderne Tunis, in Atmosphäre und Aussehen so französisch, wie<br />

Gibraltar englisch ist. Obwohl Tunesien theoretisch ein<br />

Protektorat war, wurde es doch in der Praxis als französische<br />

Kolonie betrachtet.<br />

Die heutigen Tunesier, wie die meisten ExKolonialvölker, sind<br />

selten bereit, Frankreich mit Lob zu überschütten. Auch heute<br />

hört man noch oft in öffentlichem oder privatem Kreise, daβ die ·<br />

Schutzmacht. zum Sündenbock für gewisse Zuständigkeiten des<br />

Landes gemacht Wird. Doch in die Enge getrieben, geben<br />

selbst Tunesier zu, daβ sie ohne das Vermächtnis Frankreichs auf<br />

allen Gebieten der Entwicklung nicht zu den fort ­ christlichsten<br />

'neuen· Ländern Afrikas gehören würden .<br />

Alliierte und Achsenmächte. Der Zweite Weltkrieg gab einen<br />

aufschluβreichen Hinweis: Obwohl Frankreich zusammen brach,<br />

blieben die Tunesier loyal, und viele kämpften freiwillig auf der<br />

Seite der Alliierens. Bourguiba, zu jener Zeit ein ·Revolutionär·<br />

im Exil, wurde von den Italienern mit Versprechungen für die<br />

Unabhängigkeit Tuneiens umworben, doch selbst als die<br />

Achsenmächte das Land besetzt hatten, entschieden er und seine<br />

Anhänger sich für die Alliierten. Tunesien wurde von Vichy aus<br />

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verwaltet, aber die Tunesier, die gegen die Achsenmächte waren,<br />

formten eine<br />

provisorische Regierung in Le Kef.<br />

Die Alliierten sind am 8 November 1942 in Algerien gelandet.<br />

lm selben Monat wurden die deutschen Truppen in Tunsien täglich<br />

um ·1000 Mann verstärkt. Der Wettlauf um Tunis halte<br />

begonnen. Da Rommel vier Tage vorher bei El-Alamein besiegt<br />

worden und Irak und Syrien schon besetzt waren, hofften die<br />

Alliierten, die Zange der Achsenmächte an der Route nach<br />

Osten aufzubrechen, ehe die 'Heeresgruppe Afrika· sich geordnet<br />

zurückziehen und in Tunesien konzentrieren konnte. Die<br />

Landung in Italien hing von ihrer Niederlage ab - und dadurch<br />

in letzter Folge auch die Kapitulation Deutschlands.<br />

Die Alliierten verloren den Wettlauf um Tunis. Die Truppen<br />

Englands und der Vereinigten Staaten schlossen sich mit<br />

den Franzosen zusammen, die sich jetzt im Norden in<br />

offenem Widerstand befand.<br />

Die ' Blade Force' stand 50 km vor der Hauptstadt. Doch dann<br />

setzte der Winter ein, der deutsche Aufbau war zu intensiv<br />

gewesen und die Alliierten hatten bei unzureichenden<br />

Verbindungsmöglichkeiten und ohne nahe­ gelegene Flugplätze<br />

alle Mühe Medjez el ­ Bab und seinen ·Long -Stop Hill zu<br />

halten .<br />

Anfang 1943 war jedoch Montgomery nicht mehr weit. Die<br />

Alliierten gliederten sich neu, Eisenhower wurde<br />

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Oberbefehlshaber und Tedder übernahm das Kommando in der<br />

Luft. Die Deutschen rückten in einer neuen Offensive vor, weit<br />

über den Paβ von Kasserine hinaus, aber die Schlüelstädte<br />

Beja, Medjez und Bou Arada blieben in der Hand der Alliierten.<br />

im Süden war Rommel ·krank geworden, doch die Marethlinie<br />

hinderte Montgomery am Vorstoß. Er umging sie in einer<br />

erfolgreichen Operation. die fast ebenso denkwürdig ist wie<br />

Hannibals Alpenüberquerung. Eine Panzerkolonne Wurde nachts<br />

an Bergrändern entlang vorwärts bewegt, die ich kaum breit<br />

genug fand für einen Land ­ Rover. Luftangriffe durch die·<br />

Tank Busters· ­ 'Panzerzerstörer' - vergrößerten die Bresche, die sie<br />

schlagen konnte. Die Neuseeländer, die freien Franzosen, die 4.<br />

indische Division und die Gurkha Rifles folgten nach und Ende<br />

März hatte Montgomry die 'unbezwingliche' Marethlinie hinter<br />

sich gebracht. Am 8. April vor Gabes trafen Einheiten der 8.<br />

Armee die ersten Amerikaner von Tunesiens Westfront.<br />

Die anschließende Umzingelung der Armeen von Arnims im<br />

Nordosten verstärkte ihren Widerstand nur noch, doch ihre<br />

Festungen fielen eine nach der anderen. (Takrouna unterlag<br />

einem heroischen Maoritrupp.) Biserta und Tuni s wurden am 7.<br />

Mai 1943 eingenommen. Von dort aus stieβ die englische 6.<br />

Panzerdivision nach Hammamet vor und trennte so die beiden<br />

letzten deutschen Befestigungen Zaghouan und Cap Bon. General<br />

von Arnim hatte am Cap Bon Nachschublager für eine<br />

zweimonatige Belagerung angelegt.<br />

Dort spielte sich jedoch nicht der letzte Kampf ab. Die<br />

Halbinsel mit den Depots wurde fast ohne Widerstand von<br />

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englischen Patrouillen abgeriegelt. Di e Deutschen und Italiener<br />

wurden schließlich am 11. Mai zwischen Hammamet und<br />

Zaghouan eingeschlossen, am 12. wurde von Arnim von den<br />

lndern gefangen genommen und am 13. ergab sich sein<br />

Nachfolger mit der ' Heeresgruppe Afrika '. Heute lebt der<br />

Krieg nur noch in den Erinnerungen und den tunesischen<br />

Soldatenfriedhöfen weiter. Deutschland s 8562 Kriegs­ Opfer lagen<br />

auf im ganzen Land verstreuten Friedhöfen, bis sie 1975 auf einem<br />

Hügel bei Bordj Cedria zusammengelegt wurden. Wenn man hier<br />

zwischen Olivenbäumen und Weinreben steht, kann man sich<br />

nur schwer Lärm und Entsetzen der Bombenangriffe, brennende<br />

Panzer und sterbende Männer in diesem friedlichen Ferienland<br />

vorstellen.<br />

Tunesier<br />

lm Gegensatz zur libyschen Wüste blieb Tunesiens Landschaft<br />

nicht lange von den Überresten des Krieges verunstaltet.<br />

Schon 1944 begannen die wiedereingesetzten französischen<br />

Behörden mit dem Ein sammeln der herrenlosen Fahrzeuge<br />

und Waffen: weniger wegen ihres Schrottwertes, sondern weil<br />

sie fürchteten, die Tunesier könnten schlechten Gebrauch<br />

davon machen. Denn das National bewuβtsein der Tunesier wuchs<br />

ständig. Bourguiba , nun anerkannter Vorsitzender der Destour-<br />

Patei, war gezwungen, vorerst in Ägypten um Asyl<br />

anzusuchen. Die nöchsten zehn Jahre verbrachte er abwechselnd im<br />

Ausland - wo er bei den Vereinten Nationen, der Arabischen Liga<br />

und in den Hauptstädten Westeuropas und Südostasiens<br />

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Unterstützung für die Sache Tunesiens suchte- und in Haft. Da<br />

sein E i nfluf3 sogar aus dem Gefängnis heraus groß genug<br />

war, um die offizielle Meinung in Paris für ihn zu<br />

beeinflussen, wurde die Unnachgiebigkeit der französischen<br />

Kolonie Tunesiens immer stärker.<br />

Es folgten Ereignisse, wie sie jede Kolonialmacht erfahren hat:<br />

Die Vereinten Nationen nahmen 1952 eine Resolution<br />

Lateinamerikas an, die die Franzosen aufforderte, mit den<br />

Tunesiern über deren Unabhängigkeit zu verhandeln. Die<br />

Fellagha - die tunesischen Mau Mau - begannen mit Überfallen auf<br />

einsame französische Farmen, und es kam zu Gräueltaten. Als<br />

Generalstreiksund Embargos gegen die Colons zunahmen, vergalten<br />

diese Gleiches mit Gleichem: Ihre Organisation la Main Rouge -<br />

die Rote Hand- schoβ den Nationalistenführer Farhat Hached<br />

in Tunis am 5. Dezember 1952 mit Maschinengewehren nieder,<br />

ebenso - indem sie eine Vendetta aus seiner Heimatstadt Sfax<br />

ausnutzte - Hedi Chaker in Nabeul am 13. September<br />

1953. Die öffentlich Meinung und Politik der Franzosen geriet<br />

ins Schwanken, die einzige Antwort blieb jedoch Unterdrückung.<br />

Aus dieser Zeit stammen die Märtyrer, nach denen jede<br />

Stadt Straßen benannt oder denen sie Denkmäler errichtet hat.<br />

Als sich die Lage immer weiter zuspitzte, durfte Bourguiba<br />

zurückkehren. Seine Ankunft in La Goulette am 1. Juni 1955<br />

war in den Augen der jubelnden Tunesier der eigentliche<br />

Befreiungstag. Er wird jedes Jahr gefeiert, obwohl Bourguiba erst<br />

bei der französischen Regierungsumbildung am20. März des<br />

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darauffolgenden Jahres die Gelegenheit ergriff', über Tunesiens<br />

Unabhängigkeit zu verhandeln.<br />

Die neue Republik, die am 25. Juli 1957 ausgerufen wurde, hatte<br />

es in den ersten vier Jahren sehr schwer. Da die Tunesier die<br />

algerische FLN unterstützten, sperrten ihnen die Franzosen die<br />

versprochene materielle Hilfe. Am 8. Februar 1958 bombardieren<br />

die Franzosen Sakiet. Es folgte die Schlacht um Biserta: Erst im<br />

Oktober 1963 räumten die französischen Truppen diesen<br />

Stützpunkt. Im Juni 1964 wurde der Grundbesitz, der bisher<br />

Franzosen und anderen Ausländern gehört hatte, verstaatlicht.<br />

Dennoch erhöhte Bourguiba sein Prestige auf internationaler Ebene:<br />

Er war das einzige Oberhaupt eines Entwicklungsstaates, das nicht<br />

nur de Gaulle sondern auch Nasser die kalte Schulter zeigte. Im<br />

Laufe der 60er und 70er Jahre haben u.a. die Vereinigten<br />

Staaten, die Vereinigten Nationen, die Weltbank. die<br />

Bundesrepublik, der Ostblock, auch wieder Frankreich und viele<br />

andere Tunesien hilfreich unter die Arme gegriffen.<br />

Der 1987 tunesische Staatsstreich beteiligt den unblutigen Sturz des<br />

alternden tunesischen Präsidenten Habib Bourguiba am 7.<br />

November 1987, und sein Nachfolger als Präsident von seinem<br />

kürzlich ernannte Premierminister, Zine el-Abidine Ben Ali. Die<br />

Aktion wurde durch Bezugnahme auf BOURGIBA der<br />

angegriffenen Gesundheit und Artikel 57 der Landesverfassung<br />

gerechtfertigt. Berichte aufgetaucht später, um anzuzeigen, dass die<br />

italienischen Geheimdienste hatten bei der Planung es beteiligt.<br />

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Quellen identifizieren manchmal den 1987 Coup als "Révolution de<br />

jasmin" (Jasmin Revolution) als die Jasminblüte ein Symbol für<br />

Tunesien betrachtet wird. Aber auch bei neueren Quellen verwenden<br />

auch genau den gleichen Begriff der 2011 tunesischen Revolution<br />

zu identifizieren. Dies kann zu Verwirrung führen.<br />

21. Dezember 2014. die Schaffung der zweite demokratische<br />

Republik Tunesien.<br />

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S<br />

I<br />

N<br />

U<br />

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T


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80


TUNIS<br />

Sie nun per Schiff oder Flugzeug ankommen – macht<br />

sofort einen aul3ergewiihnlichen ersten Eindruck auf Sie. Von<br />

der Fähre sehen Sie als erste die rotbraunen Klippen<br />

Karthagos; von den Hügeln des Byrsa und 'Sidi Bou ' und<br />

dem im Süden aus dem Dunst tauchenden Cap Bon werden<br />

Sie wie mit zum Willkommensgruß ausgesorgten Armen<br />

empfangen . Sie fahren dann in den wunderschönen,<br />

blaugrünen Golf ein, der Bou Kornine rückt immer näher und<br />

der weiße landstreifen nimmt langsam Form an - die<br />

Auβnbezirke von Tunis, 'des Propheten weißem Burnus'.Wenn<br />

Sie an einem klaren Tag mit dem Flugzeug ankommen. sehen<br />

Sie in der Ferne die Zwillingsseen Bisertas, die Hügel von<br />

Raf-Raf mit der Felseninsel Pilao. die seltsame Lagune von<br />

Ghar el-Melh und die Rihana-Salzebene bei Raouad.<br />

Schließlich überfliegen Sie den flachen See von Tunis, der -<br />

auf eigenartige Weise von Damm und Kanal zerschnitten-den<br />

Anflug auf die Hauptstadt malerisch, sicher und sehr zentral<br />

macht<br />

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TUNIS MEDINA<br />

In Tunis ist das größte und am besten erhaltene Beispiel der<br />

Medinas, die man auch in Hammamet, Kairouan, Sfax,<br />

Sousse, Monastir und Mahdia sehen kann. Das Wort heißt<br />

auf Arabisch nichts weiter als 'Stadt' (französisch sprechende<br />

Tunesier ziehen es vor, ' la Ville arabe' zu sagen ): die früher<br />

mit hohen Wällen umzogene Burgflecken mit engen Gassen<br />

, die Reisende im Mittelalter sich zu erreichen beeilten , ehe<br />

das große Tor- das Bab ­ für die Nacht gegen Eindringlinge<br />

geschlossen wurde. Der tunesische Bau- und Lebensstil ist<br />

in den Medinas an den Ausgeprägtheiten, und eine<br />

Erklärung seiner Eigenheiten machen spätere Wiederholungen<br />

unnötig.<br />

Sidi Bou Said.<br />

Wenn Sie in den Prospekten das Bild eines typischen<br />

tunesischen Dorfes' gesehen haben, war es bestimmt' sidi<br />

Bou'. Dieses malerische Dorf mit seinen gepflasterten<br />

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Gassenweißgetünchten Häusern, blauen. eisenbeschlagenen<br />

Türen und schwarzen Maschrabias liegt auf einem Hügel,<br />

der für die Seefahrer des Altenums ein Orientierungszeichen<br />

war. Heute ist er ein Zuftuchtsort für Künstler. Schriftsteller<br />

und die Begüterten unseres Jahrhunderts. Nach einer<br />

islamischen Legende starb der Heilige Ludwig nicht auf<br />

dem ByrsaHügel, sondern desertierte, heiratete ein<br />

Bürgermädchen und wurde zum Dorfheiligen Bou Said (<br />

berühmt für die Heilung von Rheumatismus und das<br />

Verhindern von Skorpionenstichen). Doch da er hier nicht<br />

vor 1270 erschien und der historische Abu Said Khalifa bin<br />

Jahia etTemimi el-Badji 1231 starb, handelt es sich hier<br />

wieder um einen Anachronismus à la Dido und Aeneas.<br />

Marsa<br />

La Marsa ist eine Stadt im Nordosten Tunesiens, etwa 18<br />

Kilometer nord-östlich von Tunis an der Mittelmeerküste<br />

gelegen. Die Stadt hat rund 36.000 Einwohner, in der<br />

umliegenden gleichnamigen Delegation wohnen etwa 78.000<br />

Menschen.<br />

Von Vielen in der Region als der schönste der nördlichen<br />

Vororte der Hauptstadt betrachtet, hat sie ihr Image als<br />

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83


wohlhabende Vorstadt bewahrt und bleibt ein beliebter<br />

Erholungsort bei der lokalen Bevölkerung. Der<br />

Massentourismus prägt die Stadt nur am Rande. Der Name<br />

geht auf das phönizische Wort „Marsa“ für Hafen zurück.<br />

DAS BARDO<br />

Das Nationalmuseum von Bardo, mit wahrscheinlich der<br />

besten Mosaikausstellung der Welt und ganz bestimmt der<br />

besten römischen Sammlung von Nordafrika, ist gewiβ die<br />

kurze Fahrt von Tunis wert : über die G P 7 vom Bab Bou<br />

Saadoun , zwischen den noch heilen oder restaurierten<br />

Bögen eines Zweiges (13.Jh.) des Aquäduktes von Zaghouan<br />

hindurch und am Hauptquartier der Garde Nationale zum<br />

Bardo.Mit dem Bus von Tunis aus: Nr. 3 ab dem Place d<br />

'Afrique, der Avenue Habib Bourguiba oder der Avenue de<br />

Paris.<br />

Le Bardo erstreckt sich rund um seinen Palast, recht s vom<br />

Verkehrsteller. Zuerst bauten hier die Hafsiden, doch von<br />

der riesigen Vorstadt, die später zur Zeit der Beis entstand,<br />

ist wenig übriggeblieben. Um 1860 hielt Hesse-Wart egg sie<br />

für 'eine Stadt voller Marmorpaläste ... teilweise im<br />

Renaissance-, teilweise im orientalischen Stil'. mit 'einem<br />

echten morgen - ländlichen Basar für die Bewohner . ..<br />

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deren Zahl etwa 2000beträgt ' und mit Wachen, die 'auf dem<br />

Boden kauern, ein Strickzeug in der Hand '. Der heutige<br />

Palast, 1882 an der Stelle erbaut , die so viele Jahrhunderte<br />

hindurch Schauplatz der willkürlichen Regentschaft und der<br />

Vergnügungen der Beis war, beherbergt jetzt das Parlament<br />

und das Nationalmuseum. Wenn Sie vor der Eingangshalle<br />

mit ihren rosa Säulen und weißen Bögen stehen, liegt links<br />

der weniger eindrucksvolle Madjlisel- Umma, der Rat der<br />

Nation. Zu beiden Seiten der schlichten Treppe stehen<br />

weiße Steinlöwen und Posten der ehemaligen Garde der<br />

Beis. (in ihren rot ­ weißen Umhängen und mit<br />

furchterregenden Säbeln bewaffnet sind sie herrlich<br />

operettenhafte Dekorationsstücke.) Die Bardomoschee<br />

stammt aus dem 19. Jh.<br />

BISERTA Bis 1963 waren die Franzosen im Besitz<br />

dieses ehemaligen Korsarenhafens ; das italienische<br />

Risorgimento fürchtete ihn als 'eine Pistole, die auf Italiens<br />

Herz gerichtet ist ; er war eine Schiüsselbasis und deshalb<br />

im zweiten Weitkrieg hart umkämpft , und die ersten<br />

NATO-Befehlshaber sahen ihn alsliebenswichtig für die<br />

Verteidigung des Westens an. Die A ­ Bombe, Supertanker<br />

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und die Schließung des Suezkanals machten Biserta<br />

überflüssig. Am Ende des Sees wurde das große Arsenal von<br />

Ferryville- jetzt Menzel Bourguiba - teilweise in Fabriken<br />

umgewandelt. Obwohl auf den meisten Hügeln noch<br />

militärische Einreichungen stehen, macht die Stadt heute eher<br />

einen gemütlichen als strategisch wichtigen Eindruck.<br />

TABARKA ist eine aufstrebende Stadt. Das ist sie schon<br />

seit längerem. An der Lage ist nichts auszusetzen: Die Wälder<br />

der Khroumirie weichen vom goldenen Strand zurück und<br />

lassen so genügend Raum für die zusammengedrängte Stadt.<br />

Der Sandstrand erstreckt sich um eine geschützte Bucht nur<br />

manchmal von Felsen unterbrochen, die unter dem<br />

Meeresspiegel mit korallen bewachsen sind. Um das<br />

malerische Bild zu vervollständigen, liegt im Meer ein<br />

felskegel mit einer Burg<br />

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Ain Draham ist eine Nordwest-Stadt Tunesien<br />

(Gouvernement Jendouba) etwa zwanzig Kilometer südlich<br />

von Tabarka. Das ehemalige Militärlager, in der Mitte und<br />

übersommernde Suk, es steht heute als ein bescheidenes<br />

regionales Wirtschaftszentrum.<br />

Kapital einer Delegation von 40 372 Einwohner, beherbergt<br />

die Stadt eine Bevölkerung von 8888 Einwohnern in 2004.2<br />

Es befindet sich auf einer Höhe von 800 Meter an den Hängen<br />

des Jebel Bir gebaut (1014 Meter). Dies ist Teil der Berge<br />

Kroumirie. Dieser Bereich ist der feuchteste Gebiet von<br />

Tunesien für Regen von 1534 Millimeter Niederschlag pro<br />

Jahr3 den nationalen Rekord hält. Die jährliche<br />

Durchschnittstemperatur liegt bei etwa 15 ° C mit einem<br />

täglichen Durchschnitt von 6,6 ° C im Januar und 23,9 ° C für<br />

den Monat july4. Sein Name bedeutet "Geldquelle" 5 und<br />

erinnert an die warmen Schwefelquellen schon von den<br />

Römern in der Antike verwendet. Bäder von den Resten sind<br />

gut erkennbar auf der Website. Ain Draham ist ein aktiver<br />

Ferienort aus der Zeit des Französisch Protektorat. Durch<br />

seine Häuser mit roten Ziegeldächern, mit seinen dichten<br />

Wald von Korkeichen, Reichhaltigkeit voller Spiel, darunter<br />

Wildschweine, sie erinnert sich an ein Bergdorf, in allen<br />

Jahreszeiten genossen, für die Jagd, seine kühle Klima,<br />

Wandern , zu Pferd oder mit dem Mountainbike und<br />

Hydrotherapie.<br />

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Bulla Regia. Wenn die Ruinen , beim ersten Anblick ,<br />

nicht mit der Pracht von Dougga oder Thuburbo zu<br />

vergleichen sind, liegt das einerseits daran, das die römische<br />

Stadt , auf ehemaligem Berbergrund errichtet, durch ein<br />

Erdbeben zerstört wurde, andererseits daran, das ihre<br />

prächtigen Villen - vielleicht aus Schutzgründen, sicher<br />

aber der Hitze wegen­ hauptsachlich unterirdisch gebaut<br />

wurden. 'Regia', weil Bulla einst 'königlicher' Sitz eines<br />

von Massinissas rund 50 Söhnen war.<br />

HAMMANIET von der Zitouna-Brücke- oder den<br />

schwerer zuganglichen Hügeln ringsum­ kann man am besten<br />

die Einzigartigkeit Hammamet erkennen. Die immer kahler<br />

werdenden Hügel nähern sich gen Norden Nabel. Hinter der<br />

weiten Bucht mit dem idealen Strand dehnt sich ein breiter<br />

Streifen von Zitrusgrün, der nach Süden zur Sebkha hin<br />

immer blasser wird. Das blanke Grün der Oliven- und<br />

Orangenhaine wird vom Weiß verstreuter Villen<br />

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unterbrochen. Die strengen Linien der Zypressen geben dem<br />

Ganzen Würde. Große Sisal -'Lanzen' und eckige<br />

Windpumpen stechen in den Horizont und bilden den<br />

klassisch-grotesken Kontrast zu dieser anmutigen<br />

Landschaft.<br />

Gehen Sie durch einen Oued zum Strand - die Lieblichkeit<br />

ist nicht nur Fassade. Von November bis Juni leuchten die<br />

kräftigen Farben der Orangen und Zitronen aus dem Grün.<br />

Zwischen das Baumen flittern Bienenfresser, Distelfinken<br />

und Wiedehopfe. Im Sommer zeigen die Kakteen ihre<br />

hochroten oder gelben Blüten. Die Beduinenfrauen sind<br />

ebenso Farben ­ prächtig in rot, Purpur oder weiß gekleidet.<br />

Und wo immer die Gärtner das Land nicht bebaut haben,<br />

blühen wilde Blumen.<br />

NABEUL beginnt ganz allmählich: Zunächst sehen Sie<br />

die prächtige Residenz des Gouverneurs durch die Bäume ,<br />

dann die zum ‘Camping Motel Les Jasmins', dem<br />

altertümlichen NEAPOLIS und dem Neapolis- Hotel<br />

führende rue Abou el Kacem Chabbi . Die nun breitere<br />

Hauptstraße Wird von prunk­ haften Villen gesäumt ;<br />

Hertz und die 1965 erbaute Moschee und das 'Kaffee zur<br />

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kühlen Brise' neben dem meist schwülen Oued Souhil. Das<br />

ONA-Geschäft, der Bus­ Bahnhof und der städtische<br />

Markt , danach umfängt die Straße gleichsam ehr-fruchtig<br />

den Schere in d es Sidi Ma'auia . Die erste Kubba dieses<br />

Heiligen fiel einer Strassenerweiterung Zum Opfer und<br />

wurde im Sommer 1978 durch einen Spitzkubus ersetzt -<br />

typisch für Nabeul mit seiner Keramik und seinem<br />

behauenen Sandstein, jedoch ungewöhnlich für Tunesien<br />

mit den außen angebrachten Kerzennischen und dem<br />

gedrungenen, quadratischen Dach, grüngeziegelt wie<br />

Eidechsenhaut.Hinter dem Krankenhaus und dem Louage-<br />

Taxistand gruppieren sich Keramik und Töpferei Geschäfte<br />

um Nabeuls Hauptkreuzung.<br />

KEF<br />

der felsen - ist die 'Hauptstadt' des Grenzgebietes. ln<br />

diesem Auβenposten Kanthagos, der 256 v. Chr. zum<br />

ersten Mal erwähnt wird, fand sich die Söldnerarmee<br />

nach dem ersten Punischen Krieg zum Aufstan d zusammen<br />

. Der Name der von Augustus ausgerufenen Kolonie<br />

SICCA VENERIA stamm t von einem der Göttin Venus/<br />

Astarte geweihten Tempe!, in dem die 'punischen Matronen'<br />

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den heiligen Liebesdienst übten. Paradoxerweise wurde diese<br />

Colonia im 2. und 3. Jh.ein wichtiges christliches Zentrum,<br />

und Klöster brachten auch hier, wie in Europa,<br />

materiellen Wohlstand. Die islamische Invasion setzte<br />

beidem ein Ende; erst unter türkischer Regentschaft wurde<br />

Le Kef als Bollwerk der Beis gegen die Paschas von Algier<br />

wieder belebt.<br />

Die Kasba krönt Le Kef; von Mohammed Bie 1679 erbaut,<br />

von Ali Bei um 1740 mit einem Festungswall versehen,<br />

dient sie n immer als Kaserne. Die Hauptstraße verläuft als<br />

'Wallgang' den Berghang entlang, der so steil ist, daβ die<br />

meisten Seitenstraßen tropfenförmig angelegt sind . Von der<br />

nördlichen Straβengabelung biegen Sie beim<br />

Präsidentenpalast bergaufwärts und steigen zwischen der<br />

Zauia des Sidi Abdul-Kader (1.; 1834 erbaut,<br />

gegenwärtig öffentliche Bibliothek) und einem niedlichen<br />

Minarett- dem Transformator des Palastes ! - hinauf. Links<br />

vom davorliegenden Verkehrsteller befindet sich das<br />

Museum in einem Gebäude, das unter dem Namen Zauia<br />

des Jussef bou Hadjar (dem Algierer, der hier als Erster<br />

beigelegt wurde) oder Zauia er- Rahmania (die<br />

islamische Sekte, die er 1784 gründete) oder Zauia des<br />

Sidi Ali ben Issa (des Nationalistenführers aus derselben<br />

Familie Bou Hadjar, der 1956 unter der Hauptkuppel<br />

begraben wurde) bekannt ist. Der offizielle Name -<br />

Regionales Museum für Volkskunst und Tradition - ist<br />

aber passender. Im Jahre 1962 begonnen und 1978 dem<br />

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Publikum zugänglich gemacht (täglich außer montags 10-12<br />

& 15-19 Uhr, vom 1. Oktober bis 31 März 9.30-16.30 Uhr;<br />

Eintritt 100 Millimes, Fotografieren verboten), ist die<br />

ausgezeichnete Sammlung unter restaurierten Gewölben und<br />

Kuppeln bewundernswert ausgestellt. Die meist auf<br />

Französisch beschrifteten Gegenstände veranschaulichen<br />

Lebensstil und Handwerkskunst der örtlichen Bevölkerung;<br />

Frauenbekleidung ist so detailliert, daβ es verschiedene<br />

Kästen 'für die Brust', 'für die Ohren', 'für die Taille' usw.<br />

gibt, und die lebensgroße Kopie eines Nomadenlagers<br />

hat sogar den richtigen Geruch.<br />

Dougga<br />

ist wegen seiner Lage, seiner Ausdehnung und seiner<br />

Vollkommenheit tonangebend in der tunesischen<br />

Archäologie. Bulla Regia verbirgt sich zur Hälfte unter der<br />

Erde, Thuburbo Majus liegt niedrig in seinem Talversteckt,<br />

doch sein 25 ha großes Ruinenfeld, in rund 600 m Höhe<br />

gelegen, läβt Dougga in jeder Hinsicht ' hervorragen'. Der<br />

weite Fernblick über den Oued Khalled vervollständigt die<br />

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Schönheit seiner Theater, Tempel und Thermen. In Dougga<br />

sind die Verbindungen zu den Berbern nicht, wie sonst, nur<br />

Vermutung, sondern vongroßer Bedeutung. Bei der Auffahrt<br />

von Novelle Dougga sehen Sie als Erstes das<br />

Iibyschpunische Mausoleum , wahrscheinlich im 2. J h. v.<br />

Chr. vom Architekten Arabisch für den Numidierfürsten<br />

Ateban errichtet ("Sohn des lepmatath, Sohn des Pallu»).<br />

Die sowohl in ber ­ berischer als in punischer Sprache<br />

geschriebene Widmungstafel war für Sprachforscher ähnlich<br />

wertvoll wie der Rosetta -Stein - und für Sir Thomas<br />

Read von unwiderstehlicher Anziehungskraft. (Ich scheue<br />

auch nicht davor zurück, zu erzählen, was jeder<br />

französische Autor berichtet : Daβ Monsieur Poinssot nach<br />

der 'eher zweifelhaften Unternehmung' des britischen<br />

Konsuls das Mausoleum 1 908- 10 wieder aufbaute.) (Noch<br />

immer aber fehlt die Widmungstafel, die das British<br />

Museum trotz der Bitten eines britischen Botschafters<br />

als ' unveräu1βerliches Eigentum des britischen Volkes<br />

betrachtet.)<br />

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Zaghouan<br />

Wenn Sie in die Ortschaft kommen, biegen Sie hinter<br />

dem trübselig aussehenden Bogen (2. Jh. n. Ch r.), dem<br />

einzigen Überbleibsel des rëmischen ZIQU A , scharf<br />

links a b. Er ist nur wegen zweier Nischen (von denen<br />

aus römische Statuen einst über das Tai blickten) und eines<br />

einfachen, am Schluβstein abgebildeten Kuhkopfes<br />

bemerkenswert. Die Hauptstraße rue Habib Bourguiba<br />

steigt zum place Habib Bourguiba hinauf: Von der<br />

ehemaligen Kirche hat man einen Ausblick, der 1943<br />

strategisch wichtig war. Vom altertümlichen Brunnen aus<br />

führt die enge rue Sidi Ali Azouz vor bei an der Groben<br />

Moschee , unter dem Bogen der Kubba des Sidi Ali<br />

Azuz und an der Kuppel der Hanefitenmoschee hinauf<br />

zum Marabout des Sidi Saad .<br />

Unterhalb des auf der Hügelspitze gelegenen<br />

Marabouts des Sidi Haschlaf steht das<br />

Märtyrerdenkmal. Die ländliche Gasse , mit dem Marabout<br />

des Sidi Taja auf den gegenüberliegenden Hängen , führt<br />

vorbei an der Villa des Präsidenten zur Kreuzung : Links<br />

geht es zum Hôtel des Nymphes ( 1972) [1 km] mit seinem<br />

schönen Panorama, rechts zum Nymphäum . Der römische<br />

Brunnentempel mit seinen zwölf Alkoven für die<br />

Statuen, unter Hadrian erbaut, steht noch heu le, ist aber<br />

leider durch 'Restaurierungsarbeiten' und moderne<br />

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Sgraffitti verunstaltet. Dahinter scheint der Djebel Zaghouan<br />

buchstäblich Quellen 'auszuschwitzen ' : Ihr Wasser wurde<br />

vom römischen Aquädukt nach Karthago geführt und jetzt<br />

von einer modernen Leitung nach Tunis.<br />

SOUSSE ist eine Mischung aus Tunis und Hammamet,<br />

gleichzeitig Großstadt und beliebter Ferienort. Obwohl die<br />

schönen Strände vielleicht nicht ganz so makellos wie in<br />

Hammamet sind und das Sahelhinterland mit Sebkhas und<br />

Olivenhainen vielleicht weniger exotisch ist, bieten doch die<br />

Medina, das Museum und die Katakomben, der Hafen und<br />

die Fabriken, die Esplanade, die Kinos und Straßen Cafés in<br />

Sousse die Vielseitigkeit, die Hammamet fehlt.<br />

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Stadtbild<br />

Die Medina (Altstadt) von Sousse geht auf das 9. Jahrhundert<br />

zurück und wird von einer 2,25 Kilometer langen Stadtmauer<br />

umgeben. Sie gehört seit 1988 zum Weltkulturerbe der<br />

UNESCO.Am Ostrand der Medina erstreckt sich der ab 1899<br />

angelegte Hafen. Nördlich davon liegt die von den Franzosen<br />

angelegte Neustadt. Entlang einer Uferpromenade sind in<br />

nördlicher Richtung Touristenhotels am Strand<br />

aneinandergereiht. Diesen Stadtteil entlang der Küste nennt<br />

man – im tunesischen Dialekt – Bou Dschaʿfar. Der Name<br />

geht auf einen nur wenig bekannten Gelehrten der Stadt Abū<br />

Dschaʿfar Aḥmad ibn Saʿdūn al-Urbusī zurück, der im Jahre<br />

935 in Sousse starb und auf dem Friedhof Qubbat ar-Raml<br />

(Kuppel am Sand) an der Küste beigesetzt wurde.<br />

Bauwerke<br />

Unter den Aghlabiden entstand der Ribat im Jahr 821, dessen<br />

ursprünglicher Name Ḥiṣn Sūsa (Die Festung von Sousse) war<br />

und der nach der Errichtung der Stadtmauer im Jahr 859 n.<br />

Chr. seine militärische Funktion allmählich verloren hat. Die<br />

Anlage diente als Speicher des benachbarten Arsenals. Die<br />

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Gründungsinschrift auf einer Marmortafel ist über dem Tor<br />

zum Wachturmaufgang eingesetzt.<br />

Im Namen des barmherzigen und gnädigen Gottes. (Der)<br />

Segen kommt von Gott (allein). Das ist es, (dessen Bau) der<br />

Emir Ziyādat Allāh ibn Ibrāhīm, Gott möge ihm langes Leben<br />

schenken, durch seinen Diener und Freigelassenen Masrūr im<br />

Jahre 206 angeordnet hat. Herrgott, ‚gewähre mir eine<br />

gesegnete Unterkunft! Du kannst am besten für Unterkunft<br />

sorgen. siehe Abbildung der Gründungsinschrift Der letzte<br />

Satz – bis auf das erste Wort Allāhumma – entspricht Sure 23,<br />

Vers 29.Neben einer kleinen Moschee im Obergeschoss mit<br />

einem Mihrab sind im Untergeschoss weitere Räumlichkeiten,<br />

Magazine und Reste einer Olivenpresse erkennbar. Der<br />

imposante Eingang, von zwei korinthischen Säulen flankiert,<br />

ist als Doppeltor konzipiert und konnte nach dem Eintritt<br />

sowohl von hinten als auch von vorn gesperrt und somit der<br />

weitere Zugang zur Festung verhindert werden.<br />

Die Hauptmoschee<br />

Die Hauptmoschee ist nach der erhaltenen Bauinschrift, die<br />

um die Hoffassaden in kufischem Duktus herumläuft, im Jahre<br />

236 d.H. (zwischen 850 und 851) vom Aghlabiden-Emir Abū<br />

ʾl-ʿAbbās Muhammad I. erbaut worden. Den Betsaal hat man<br />

zwischen 894 und 897 in Richtung Qibla-Wand um drei<br />

Schiffe erweitert. Der als Minarett dienende Kuppelpavillon<br />

auf dem nördlichen Eckturm der Moschee ist ein späterer<br />

Anbau, stammt aber – entgegen der Ansicht von Creswell –<br />

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aus der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts. Diese Kuppel<br />

findet schon in der Biographie des Richters von Sousse al-<br />

Hasan b. Nasr al-Susî, der 952 starb, wie folgt Erwähnung:<br />

Zur Zeit des Jahrmarktes, wenn die Kairouaner zum Ribat<br />

(nach Sousse) kamen, pflegte er (der Richter) in der<br />

Grossmoschee von Sousse unter der Kuppel (qubba) zu sitzen,<br />

von der aus zum Gebet gerufen wird und die auf die Tore zum<br />

Meer hinausgeht.Immer wenn er einen Mann kommen sah, der<br />

einen Jungen bei sich hatte, ließ er ihn kommen. Wenn der<br />

Junge mit seinem Vater oder sonst einem Verwandter war,<br />

ließ er ihn weitergehen. Wenn er (der Richter) ihn aber (der<br />

Homosexualität)verdächtigte, hinderte er ihn, über den Jungen<br />

frei zu verfügen.<br />

Kasbah<br />

Die Festung (Kasbah) stammt aus dem Jahr 844 und liegt an<br />

der höchsten Stelle der Altstadt. Ihr wurde im Jahre 853 der 30<br />

Meter hohe Leuchtturm Khalaf al-Fatâ – benannt nach einem<br />

Eunuchen des Aghlabidenherrschers Ziyadat Allah I.<br />

hinzugefügt. Heute ist in den Räumen der Kasbah das<br />

Archäologische Museum von Sousse untergebracht, in dem<br />

punische, römische und frühchristliche Exponate ausgestellt<br />

sind.Teile der Kasbah bildeten die Kulisse der Stadt Jerusalem<br />

in Franco Zeffirellis Bibelverfilmung Jesus von Nazareth von<br />

1977<br />

As-Sufra<br />

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Mitten in den Märkten (al-aswāq) der Altstadt steht ein kleines<br />

Gebäude mit einer imposanten Kuppel und vorgesetztem Hof,<br />

das heute unter dem Namen as-Sufra (eigentlich: „Esstisch“)<br />

bekannt ist. Ursprünglich stand hier die größte Zisterne der<br />

Stadt, deren Fundamente mit großen Gewölben in die Zeit der<br />

Römer zurückreichen. Unter den Aghlabiden diente die<br />

Anlage zunächst als Gefängnis. Gemäß den Lokalhistorikern<br />

Nordafrikas entstand die zum Teil heute noch erhaltene<br />

Zisterne unter dem Emir Abū Ishāq Ibrāhīm II., regiert von<br />

875 bis 902, der die Stadt mehrfach aufsuchte, um die<br />

Bauarbeiten vor Ort zu verfolgen. Auf Wunsch eines der<br />

Gelehrten der Stadt schaffte er das Gefängnis ab, ließ die alte<br />

Gewölbenanlage renovieren und eine Zisterne für die<br />

Bevölkerung einrichten. Aus zwei Auffangbecken bei Sousse<br />

– heute al-Moureddin – ist die Zisterne mit Regenwasser<br />

gespeist worden. In die gleiche Zeit fällt auch die Erweiterung<br />

der Hauptmoschee der Stadt.<br />

Heute dient die renovierte Anlage als Museum mit dem<br />

angeschlossenen Café al-Qubba (Das Café zur Kuppel).<br />

Wirtschaft und Tourismus<br />

Wie schon in der Antike und im Mittelalter gründet sich<br />

Sousses wirtschaftliche Bedeutung heute hauptsächlich auf<br />

seine Rolle als Ausfuhrhafen. Daneben haben sich in Sousse<br />

vor allem die Textilindustrie und die Nahrungsmittel<br />

verarbeitende Industrie angesiedelt. Als wichtiger<br />

Wirtschaftsfaktor hat sich der Tourismus etabliert. Im Norden<br />

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von Sousse befinden sich im Strandbereich Hotels mit einer<br />

Kapazität von 40.000 Betten.<br />

Der Bahnhof von Sousse liegt an der SNCFT-Hauptstrecke<br />

von Tunis nach Sfax, die auch Ligne de la Côte bezeichnet<br />

wird. Es verkehren mehrere Züge täglich bis Gabès und Tunis.<br />

Die Stadt verfügt über eine Louage-Station. Die Taxis fahren<br />

täglich nach Tunis, Monastir, Kairouan, Sfax-Gabès,<br />

Kasserine, Gafsa und in die umliegenden Siedlungen. Es gibt<br />

auch nach Tripolis, Libyen direkte Verbindungen.<br />

Verkehr<br />

Des Weiteren betreibt die SNCFT eine Nahverkehrsbahn, die<br />

sogenannte Metro du Sahel. Sie verbindet Sousse über Skanes<br />

und Monastir mit Mahdia. Der Ausgangspunkt der Metro liegt<br />

am südlichen Hafen am alten Stadttor Bab Djedid.Sousse kann<br />

sowohl vom zehn Kilometer entfernten Flughafen Monastir als<br />

auch vom etwa 30 Kilometer entfernten Flughafen Enfidha-<br />

Hammamet erreicht werden.<br />

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KAIROUAN Die islamischen Eroberer wählten bei<br />

ihrem dritten Feldzug diese Stelle als Hauptstadt. Sie lag<br />

am Knotenpunkt wichtiger Karawanenstraßen (Kairouan<br />

heißt 'Karawane' und nicht, wie Ihnen allgemein gesagt<br />

wird, 'befestigte Stelle'), gleichweit entfernt von ihren<br />

Feinden an der Küste, den Byzantinern, und ihren Feinden in<br />

den Bergen, den Berbern. Als der Führer Okba ibn Nafi<br />

hier Rast machte, öffnete sich zu seinen Füßen eine Quelle,<br />

in der er eine goldene Tasse fand , die vor langer Zeit in<br />

Mekka verlorengegangen war. Die Heiligkeit der Stätte war<br />

nicht mehr zu bestreiten. Wie Aachen hatte Kairouan eine<br />

Blütezeit als Hauptstadt , und wie wir aus zeitgenössischen<br />

Berichten wissen, schufen die Aghlabiden hier eine<br />

prachtvolle Residenz, die die Beni Hilal 1057 dem Erdboden<br />

gleichmachten.<br />

Sbeitla<br />

Hier, wo der erste mohammedanische Einbruch 647<br />

zurückgeschlagen wurde beginnt das Ruinenfeld des<br />

römischen SUFE­ TULA mit Diokletians Triumphbogen. Vor<br />

zehn Jahren 'umrahmte' er noch die (Tele) Fotos, die mit den<br />

drei Tempeln als majestätischen Hintergrund von hier aus<br />

aufzunehmen waren. Seither hat der hochgewachsene Baum<br />

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diesen Blick so versperrt, daβ Sie vom Sufetula-Hotel<br />

zurückschauen müssen, um einen Gesamteindruck zu<br />

gewinnen. Der späte Nachmittag ist der beste Moment, Sbeitla<br />

zu besichtigen: Die untergehende Sonne verleiht den<br />

Tempeln unvergeβliche Farben.<br />

Da Sufetula nur in späteren Listen der Bistümer erwähnt<br />

wird, muβ die Stätte mit Hilfe ihrer Monumente und<br />

Inschriften allein<br />

'dokumentiert' werden. Von den letzteren stammt die<br />

erste aus der Zeit Vespasians (69-79 n. Chr.). Den<br />

Wohlstand der Stadt unter dem römischen Reich<br />

beweisen Ölpressen, die Überreste dreier Thermen, das<br />

idyllisch neben dem Oued gelegene Theater - mit der<br />

Pflasterung seines Orchesters und einigen Sitzreihen<br />

noch erhalten - das noch nicht freigelegte, aber leicht<br />

erkennbare Amphitheater (unter halb des Hotels) und<br />

vor allem die berühmten Tempel des Forums. Hinter der<br />

Monumentalpforte - dem Bogen des Antoninus Pius- sehen<br />

Sie in der Teil weise intakte Pflasterung des Forums<br />

christliche Steinmetzzeichen und an der Südseite römische<br />

Läden. lm Westen, die drei prächtigen Tempel: Da es keine<br />

Inschriften gibt, kann man nur annehmen, daβ sie- wie in<br />

Dougga - im 2. Jh. n. Chr. der Götterdreiheit des Kapitols,<br />

Jupiter, Juno und Minerva, geweiht wurden. Sie sind von<br />

einer byzantinischen Platz ­ mauer verunstaltet: Gegenüber<br />

dem nie eröffneten Museum, neben dem Eingang (Sonnenaufbis<br />

-untergang; 200 Millimes), sind drei Festungen weitere<br />

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Überreste dieses Sitzes des Statthalters im 6.-7. Jh. und<br />

Tunesiens kurzfristiger Hauptstadt. Sufetulas Besonderheit<br />

sind aber seine Kirchen aus dem 4. und 5. Jh. Hinter den<br />

drei Tempeln erkennt man die Vitalis-Kirche an der schönen,<br />

weißen 'Polsterung' des Taufbeckens-und an dem in grobem<br />

Mosaik lesbaren Namen dieses Heiligen. Die<br />

nahegelegene Kirche des Bellator hat eine ähnlich schöne<br />

Taufkapelle; eine Apsis mit Portikus bildete den<br />

Kirchenkörper. Auch die Wandalen hielten hier<br />

christliche Gottesdienste ab: Sie bauten einen heidnischen<br />

Tempel zu einer Donatistenkapelle - der Kirche des Servus<br />

(neben dem Theater) - um, und zwischen diesen beiden<br />

Kirchen wurde ein Wohnhaus als Grabmal des Heiligen<br />

Jucundus verwendet. eines Katholiken , der von den<br />

ebenfalls christlichen Wandalen gemartert wurde Als<br />

nächstes kommt Kasserine wo die Amerikaner 1943 leiden<br />

muβten ... und zwanzig Jahre später die Zellulosefabrik<br />

finanzierten. Links der Straße erklärt sie Kasserines<br />

Entwicklung zur aktiven Gouvernoratshauptstadt seither; der<br />

Markt ist am Dienstag, und der Name Kasserine - Zwei<br />

Türme - stammt von den zwei römischen Mausoleen<br />

rechts der Straße .(Auf dem ersten sind 110 Zeilen<br />

eines Gedichts zu Ehren des Flavius Secundus eingraviert.)<br />

Weitere Überreste von CILLIUM - dem Munizipium des<br />

1. Jh . n. Chr. und Colonia des 3. Jh., der St. Augustinus<br />

im 5. Jh . ein Kloster beifügte - krönen den Hügel (1.)<br />

oberhalb des Cillium-Hotels: ein beschrifteter Triumphbogen<br />

(3. Jh .), eine gewölbte Kirche, eine byzantinische<br />

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Festung und ein Theater wie in Dougga, aber kleiner und<br />

mit n och intakten Balustraden zwischen den zwanzig<br />

Sitzreihen.<br />

Von der 'Thala/Thelepte' angeschriebenen Kreuzung - ein<br />

Schild, das aus römischer Zeit stammen könnte - führt der<br />

verhängnisvolle Paβ von Kasserine nach Norden. Die<br />

Bergspitze gegenüber, der Djebel Schambi, ist mit 1544 m<br />

die höchste Erhebung Tunesiens. Hinter dem Hotel endet<br />

Kasserine mit den Marabouts von Sidi Saleh, Sidi Lallouche<br />

und Aulad Aziza. Die GP 17 trifft auf die GP 15 aus Bou<br />

Chebka und Algerien und teilt das Ruinenfeld von<br />

THELEPTE : ein Quadratkilometer voll römischer Trümmer,<br />

in dem nur der Backsteinbau der Thermen neben dem<br />

Oued interessant ist. Nach Feriana und Maajen Bel Abbes<br />

geht es weiter durch eine Landschaft mit kargen<br />

Weizenfeldern, Espartogras und Pferden und den breiten Oued<br />

el-Kebir und schließlich im Windschatten der Berge<br />

hinunter nach Gafsa .<br />

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104


MONASTIR 1830 schrieb Grenville Temple: 'Der<br />

Anblick der Stadt, ihre Zinnen und Türme. ist sehr hübsch'.<br />

Heute noch sieht es von weitem wie das Bühnenbild einer<br />

Operette aus, mit Zinnen, Minaretten, Marabouts, Türmen<br />

und Kuppeln - das überlebensgroße Modell eines<br />

Stadtplanes. Es dauert eine Weile zu erfassen, daβ Monastir<br />

Wirklichkeit ist. Es ging zuerst als punisches Rous PENNA in<br />

die Geschichte ein, wurde später Cesars Garnisonstadt<br />

RUSPINA, löste im 11. Jh. Kairouan vorübergehend als<br />

Tunesiens religiöse Hauptstadt ab, hatte das Mittelalter<br />

hindurch eine strategische Schlüsselposition ... all das ist für<br />

die Tunesier nicht so wichtig wie die Tatsache, daβ Habib<br />

Bourguiba hier am 3. August 1903 geboren wurde ( jetzt ein<br />

Nationalfeiertag). Im Mittelalter glaubten Moslems, dal3 ein<br />

dreitägiger Wachdienst in Monastir ihnen das Paradies<br />

siechem könne. Die Religiosität ist sofort offensichtlich:<br />

Wenn Sie um die Corniche kommen, bedecken Friedhöfe<br />

Vorder- und Mittelgrund- gut ausgerichtete Gräber, alle<br />

einfach, meist weiß, von den Hunderten, die man von weither<br />

gebracht hat, um hier beerdigt zu werden<br />

.<br />

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105


MAHDIA liegt einzigartig an einem strategischen<br />

Vorgebirge : Schon Phönizier und Römer schätzten diesen<br />

Ort als Flottenstützpunkt; die Fatimiden erhoben ihn zur<br />

Hauptstadt, weil er einfach zu verteidigen war ; der<br />

arabische Historiker lbn Khaldun lobte ihn als 'gezückten<br />

Dolch in der Faust", während sein französischer<br />

Zeitgenosse Froissart noch weiter ging und die Landzunge<br />

kurzerhand ‘ Africa‘ · nannte. (Der Name ist heute noch in<br />

Cap Africa erhalten.) Seine Lage rettete den Mahdi 944-945<br />

von einer achtmonatigen Belagerung durch die Kharidjiten-<br />

Horden Abu Jazids ; die Ziriden flohen hierher, als die<br />

Beni Hilal sich 1057Kairouan näherten die Normannen<br />

unter Roger II. venrieben sie 1148, wurden aber ihrerseits<br />

Zwölf Jahre später von den Almohaden verjagt. lm Jahre<br />

1390 gelang es einer französisch -genuesischen Flotte nicht,<br />

das Korsaren Lager zu nehmen, das von Dragut 1549 und Karl<br />

V .1550-54 besetzt wurde. Unter dem französischen<br />

Protekrorat begann Mahdia seine friedlichere Karriere als<br />

Tunesiens Wichtigster Fischereihafen und größtes Zentrum<br />

für Fischkonserven. (Monastir liefert das Salz und der<br />

Sahel das Olivenöl.)<br />

El-Djem<br />

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106


verdient dieses Schattendasein. Hier steht das sechstgroβte<br />

Amphitheater der Welt (weitaus besser erhalten als das in<br />

Rom), das noch heute vollkommen wäre, hätten die<br />

Einwohner nicht die Steine für ihre Häuser 'organisiert '. Die<br />

Ruinen von El­ Djem sollten Sie unbedingt aufsuchen, doch<br />

geben Sie den Einwohnern um jeden Preis aus dem Weg.<br />

Lassen Sie also die 'Führer' beiseite - Sie brauchen sie<br />

nicht und Wandern Sie allein umher. Allein kann man sich<br />

das ursprüngliche 'Kolosse um' gut vorstellen: Die drei<br />

Ränge hoher Arkaden konnten 30 000 Zuschauer fassen; die<br />

Spiele hier wurden berühmt, zogen Menschenmassen aus fast<br />

allen Teilen des römischen Afrika an. Sie strömten über die<br />

gewölbten Galerien und die steilen Treppen rundum herein;<br />

der Kaiser saß in seiner Loge - jeweils an dem Ende, das<br />

gerade im Schatten lag. Von den danterliegenden Verliesen<br />

(die erst 1904 entdeckt wurden) wurden Gladiatoren und<br />

Christen, die vorher tagelang neben den Löwen eingesperrt<br />

waren, hinauf geholt, um zu kämpfen oder zu sterben.<br />

Unvermeidlich kam es zu Legenden: Ein Tunnel nach Mahdia<br />

- noch immer nicht gefunden- wäre breit<br />

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107


SFAX Ronald Firbank beschrieb Sfax einmal als die<br />

schönste Stad! der Welt. Sogar der Bürgermeister lachte,<br />

als ich ihm das erzählte. Die Stadt- zweitgrößte Tunesiens- ist<br />

ein Köln des Mittelmeeres: teils industriell, teils historisch.<br />

lm Krieg stark zerbombt- sein schönes Hotel de Ville<br />

blieb stehen , als die Häuserblocks rundum einstürzten - ist es<br />

jetzt zum größten Teil wiederaufgebaut. Aber was immer<br />

man über Sfax sagen mag, ich halte es für die<br />

'westlichste' Stadt Tunesiens. in der Avenue Hedi Chaker<br />

fühlt man sich unverwandte heimisch. Die<br />

Appanementhäuser sind ausgesprochen westlich, Mädchen in<br />

Jeans gehen Hand in Hand mit ihren Freunden. ihre<br />

Landsleute halten die Einwohner von Sfax für keine sehr<br />

typischen Tunesier: sparsam, fleißig, klug- die Baccalauréat-<br />

Zeugnisse sind hier die besten des Landes­ und auf ihre<br />

Weise eher Nordeuropäern als Mohammed anern ähnlich .<br />

Diese Eigenschaften mögen auch die Ursache für ihren<br />

steten Wohlstand seit der Römerzeitsein. Fast alle Funde<br />

vom römischen TAPARURA sind im Hotel -de- Ville-<br />

Museum ausgestellt. Besser erhalten und Sfax· größter<br />

Anspruch auf Schönheit. sind die Mauern der Medina.<br />

Geschichte<br />

Das antike Taparura wurde von den Römern ungefähr 3 km<br />

entfernt von der heutigen Stadt Sfax gebaut, es blieben jedoch<br />

nur sehr wenige Überreste erhalten. Als die Aghlabiden die<br />

muslimische Stadt im 9. Jahrhundert aufbauten, diente<br />

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Taparura als Steinbruch. Das unter Hadrian zur Colonia<br />

erhobene Thaenae befand sich 12 km weiter südlich.<br />

Die Stadt erlangte sehr schnell eine wirtschaftliche Bedeutung<br />

als wichtiger Exporteur von Olivenöl und getrocknetem Fisch.<br />

Von 1148 an war sie vom normannischen König von Sizilien,<br />

Roger II., besetzt, welcher 1159 von den Almohaden unter<br />

Abd al-Mu'min vertrieben wurde.<br />

Wirtschaft<br />

Die Wirtschaft in der Region von Sfax, basiert ursprünglich<br />

auf der Produktion von Olivenöl und der Fischerei. Seit der<br />

Gewinnung von Phosphat in den sechziger Jahren erlebt Sfax<br />

einen klaren Aufschwung. Steigerung der Zahl verarbeitender<br />

Gewerbebetriebe, dem schnellen Wachstum des<br />

Dienstleistungssektors und der Diversifikation der<br />

Landwirtschaft.<br />

Landwirtschaft: Die Region von Sfax ist bekannt für Olivenund<br />

Mandelbäume. Die Region hat ungefähr 6,1 Millionen<br />

Olivenbäume und 5 Millionen Mandelbäume. 40 % des<br />

tunesischen Olivenöls und 30 % der Mandeln werden in Sfax<br />

produziert. Weniger verbreitet sind der Gemüseanbau und der<br />

Obstanbau. Die Viehzucht ist auch ein wichtiger<br />

Wirtschaftssektor der Region. Ungefähr 50 % der<br />

Geflügelproduktion in Tunesien kommen aus Sfax. Sfax ist<br />

außerdem erster Milchproduzent in Tunesien. In der<br />

Fischwirtschaft sichert Sfax mit einer jährlichen Produktion<br />

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von 25.000 Tonnen 25 % der nationalen Produktion und 70 %<br />

der Exporte.<br />

Industrie: Mit 2300 Gewerbebetrieben und 16<br />

Gewerbegebieten ist Sfax nach dem Großraum Tunis das<br />

zweite Industriezentrum in Tunesien. Die meisten Gewerbe<br />

sind in den Sektoren Nahrungsproduktion, Bauindustrie,<br />

Chemische Industrie (hauptsächlich Phosphat),<br />

Textilindustrie, Maschinenbau und Energie tätig. Gerade im<br />

letzteren Bereich produziert Sfax jährlich rund 1,2 Millionen<br />

Tonnen Erdöl und 1,7 Milliarden m³ Gas.<br />

Dienstleistungssektor: Rund 100.000 Beschäftigte sind in<br />

diesem Sektor tätig. Besonders der Handelssektor spielt dabei<br />

eine wichtige Rolle. Sfax ist wegen der Güte seiner Händler<br />

Verkehr<br />

Autoverkehr: In Sfax führen die großen Straßen alle zum am<br />

Meer gelegenen Stadtzentrum. Mehrere Ringe um die Stadt<br />

tragen dazu bei, den Autoverkehr zu entlasten. Dadurch hat<br />

die Stadt die Struktur eines Spinnennetzes. Auf nationaler<br />

Ebene ist Sfax mit den anderen Regionen des Landes durch<br />

die Landstraßen GP1, GP13, GP14 sowie anderer Straßen<br />

verbunden. Sfax liegt am Straßennetz des Trans-African<br />

Highways, die Autobahn wird jedoch auch in Tunesien noch<br />

ausgebaut. ÖPNV: Mehrere Buslinien versorgen den<br />

Personennahverkehr zwischen dem Stadtzentrum und den<br />

Vororten sowie zwischen den Vororten. Taxi ist auch ein<br />

wichtiges Verkehrsmittel.<br />

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Schienenverkehr: Der SNCFT-Bahnhof von Sfax liegt an den<br />

Bahnstrecken Tunis-Sfax, Tunis-Gabès und Tunis-Gafsa-<br />

Tozeur, für die Tunis-Sfax die Hauptachse ist. Luftverkehr: 7<br />

km vom Stadtzentrum entfernt liegt der internationale<br />

Flughafen Sfax-Thyna. Der Flughafen wird für Inlandsflüge<br />

sowie für Flüge nach Libyen, Frankreich und in der Haddsch-<br />

Saison auch nach Saudi-Arabien genutzt.<br />

Schiffsverkehr: Der Hafen von Sfax ist nach La Goulette der<br />

zweitgrößte des Landes. Er erstreckt sich über die gesamte<br />

Küste am Stadtzentrum. Rund 1300 Schiffe treffen dort<br />

jährlich ein. Hauptsächlich wird der Hafen für den Transport<br />

von Industrie- und Handelsgütern genutzt. Dennoch ist ein<br />

Teil des Hafens für den Fährenverkehr zwischen Sfax und den<br />

20 km entfernten Kerkenna-Inseln eingerichtet.<br />

GABES die Stadt, ist ganz annehmbar, aber Gabes, die<br />

Oase, ist unverderblich. Es mag verrückt scheinen, von<br />

Europa nach Afrika zu reisen und noch kilometerweit zu<br />

fahren, nur um hier in Obstgärten herumzulaufen. Aber<br />

Gabes' Obstgärten sind mit keinen anderen zu vergleichen :<br />

zehn km 2 neben dem Meer, mehr als 300 000 Palmen, und<br />

vom Ras el-Oued - dem Kopf des Tales - aus können Sie sie<br />

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alle übersehen. Das Wort ist nützlicher weise doppeldeutig,<br />

denn die Oase beginnt tief unten in der Oued -Gabes-Schlucht.<br />

Sehen Sie hinunter, dann blicken Sie auf Palmen, Obstbäume<br />

und Binsen, die sich im Wasser spiegeln. Treten Si e aber nur<br />

ein paar Schritte zurück, dann i s t die Oase verschwunden.<br />

Scheinbar oh ne Unterbrechung dehnt sich das Wüstenplateau<br />

vor Ihren Augen. Die Geschichte der Stadt ist wenig bekannt.<br />

Vielleicht bestand eine punische Handelsnieder­ lassung,<br />

bevor die Römer hier ihre Kolonie TACAPAE gründeten ;<br />

vielleicht siedelten hier Berber und Byzantiner, bevor Sidi<br />

Boulbaba, der Barbier des Propheten, um 680 die erste<br />

Moschee baute. Alles, was Araber, Spanier und Türken<br />

hinterlassen haben mögen, ist verschwunden sowie ein<br />

Großteil der französischen Protektoratsstadt zuerst beim<br />

Bombenangriff 1943, dann bei der Überschwemmung 1962.<br />

sind als unsere Stuck oder die englischen Backsteinbauten.<br />

ln Tozeur und Nefta haben die Einwohner in die<br />

gewöhnlichen Sandziegel kühne geometrische Muster<br />

gearbeitet, so daβ noch die Fassaden der ärmsten Häuser<br />

interessant wirken.<br />

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Matmata liegt in einer Höhe von ca. 600 m ü. d. M. im<br />

Norden des Djebel Dahar-Berglandes. Der Ort ist etwa 440<br />

km (Fahrtstrecke) in südlicher Richtung von Tunis entfernt;<br />

die nächstgrößere Stadt Medenine befindet sich ca. 80 km in<br />

östlicher Richtung.<br />

Die mündliche Überlieferung berichtet, dass in römischer Zeit<br />

östliche Stämme in der Region Matmata angesiedelt wurden,<br />

vor denen sich die örtliche Berberbevölkerung in Felsspalten<br />

und Gruben versteckte. Die Männer arbeiteten in den<br />

Olivenhainen des Nordens und wurden auch mit Olivenöl<br />

entlohnt. Dieses tauschten sie gegen Güter und<br />

Nahrungsmittel.<br />

Bis zum 16. oder 17. Jahrhundert, als die heutige Bevölkerung<br />

die Höhlenwohnungen errichtete, bestand eine Festung, deren<br />

Überreste noch zu sehen sind. Die dort befindlichen Häuser<br />

wurden zugunsten der − material- und kostensparenden sowie<br />

Temperatur schwan kunkungen ausgleichenden −<br />

unterirdischen Wohnungen aufgegeben.<br />

Im Gegensatz zu den Legenden, die über das vergessene<br />

Berberdorf kolportiert werden, war es auch im 19. Jahrhundert<br />

bekannt. So berichten 1897 Petermanns Geographische<br />

Mitteilungen über das „Höhlendorf“. Aufständische unter<br />

Führung von Mohamed Daghbaji (1915 –1921), der von<br />

Italienern in Libyen festgenommen und ausgeliefert und 1924<br />

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hingerichtet wurde, fanden hier Unterschlupf. Daghbaji war<br />

1915 aus der Kolonialarmee desertiert und wurde einer der<br />

ersten, der sich mit Gewalt gegen die französische Herrschaft<br />

zur Wehr setzte. Gleichzeitig erhoben sich die Ouderna gegen<br />

die französischen und in Libyen weiteren Berbergruppen<br />

gegen die italienische Kolonisierung. Die Ouderna versuchten<br />

die osmanische Oberhoheit wiederherzustellen, doch sie<br />

wurden von 30.000 französischen Soldaten besiegt. Die<br />

libyschen Gruppen hielten bis zum Ende des Faschismus in<br />

Italien aus; einige Ouderna flohen zu ihnen und unterstützten<br />

sie.Während des Zweiten Weltkriegs, als Gabès von deutschen<br />

Truppen besetzt war und beschossen wurde, nahmen die<br />

Berber Matmatas Flüchtlinge auf. Richtung Gabès entstanden<br />

bereits 1936 zwei Bunker (5 km von Gabès entfernt). Sie<br />

waren Teil der Mareth-Linie, die Frankreich 1936 bis 1939<br />

gegen das italienische Libyen errichten ließ.<br />

Die Ansiedlungen blieben der französischen<br />

Kolonialregierung genauso wenig unbekannt, wie ihren<br />

Vorgängern. 1959 begann die tunesische Regierung mit dem<br />

Bau von Nouvelle Matmata, einer als modern verstandenen<br />

Ansiedlung. Ab 1962 zogen einige Familien dorthin, doch<br />

waren es vor allem junge Familien, die in der alten Siedlung<br />

kaum Wohnmöglichkeiten sahen, die ihre gewohnte<br />

Umgebung verließen und 15 km Richtung Gabès zogen. Wer<br />

ein Haus in der alten Stadt hatte, blieb dort. 1967 kam es<br />

jedoch nach schweren Regenfällen, die 22 Tage andauerten,<br />

zum Zusammenbruch einiger der Bauten, so dass die<br />

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114


Bewohner Regierungsstellen im Gabès um Unterstützung<br />

baten. Die Bewohner errichteten ihre gewohnten und dem<br />

Wüstenklima adäquaten Bauten neu, statteten sie wo möglich<br />

mit neuerer Technik aus.<br />

Die Gestaltungsgrundsätze der Wohnungen sind mindestens<br />

400 Jahre alt. Zunächst wurden etwa 7 m tiefe Gruben mit<br />

einem Durchmesser von rund 10 m in den weichen Sandstein<br />

gegraben, so dass ein zentraler Platz entstand. Dabei wurden<br />

ebenerdig Zimmer und Wohnungen in die so entstandenen<br />

senkrechten Wände gegraben. Etwas höher in der Wand<br />

entstanden zudem kleine Kammern für Vorräte oder<br />

Höhlungen, die als Zisternen dienten. Zu ihnen führten Stufen.<br />

Manche hatten Löcher in den Decken, durch die Getreide<br />

eingefüllt werden konnte. Ein schmaler Pfad, den auch die<br />

Haustiere nutzen konnten, führte von der Ebene hinab in die<br />

Grube. Manchmal wurde die große Grube in einen Hügel<br />

gegraben, so dass man die Wohnungen seitwärts, also auf<br />

einem horizontal geführten Weg erreichen konnte. Die Bauzeit<br />

betrug je nach Größe und Anspruch sechs bis zwölf Monate.<br />

Bei einer Überschwemmungskatastrophe im Jahr 1967 wurden<br />

etliche Wohnhöhlen zerstört; danach entstanden die<br />

oberirdischen Häuser im neuen Ortsteil. Heute wird der Ort<br />

vielfach von Touristen angesteuert, doch ist dies im Ort<br />

umstritten; daher dürfen Touristen nur geführt durch das Dorf<br />

gehen. Manche Touristen drangen mit ihren Kameras in die<br />

Häuser ein, so dass inzwischen Zäune gezogen wurden und<br />

Hunde die Wohnungen bewachen. Etwa die Hälfte der<br />

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ursprünglich 700 Räume und Wohnungen ist heute noch<br />

bewohnt. Insgesamt leben in der Region etwa 5.000 Menschen<br />

in Erdhäusern.<br />

Chenini wird am besten über die erste Ab­ zweigung<br />

hinter Tataouine erreicht (siehe oben). Mutige<br />

Abenteurer, vor allem in Mietwagen, können allerdings<br />

unterhalb von Alt Douiret nach link s abbiegen und sich<br />

entlang die Klippen des westlichen Tals halten. Eine<br />

sandreiche Kletterstrecke zum Markierungsstein über den<br />

Kamm und ein sanfteres Tal mit Zeichengrößen<br />

Olivenbäumen hinunter; ein zweiter Kamm mit<br />

gewachsenem Fels und schlie131ich die wunderbare<br />

Schlucht voll umgestürzter Felsblöcke, die sich nach 'Chenini<br />

Tataouine' öffnet. Ihr steiles, antikes Wabengebilde von<br />

Ghorfas ist jetzt zwischen der weißen Moschee auf der<br />

Hügelspitze und einer Reihe neuer Gebäude weiter unten<br />

eingezwängt. In touristischer Hinsicht wird Chenini ein<br />

zweites Takrouna und der Hauptweg ist<br />

dementsprechend viel befahren. Er führt vorbei an den<br />

Abzweigungen nach'Ghermessa 20' und Ghoumrassen (oben)<br />

und durch eine Schlucht zur GP 19 nach Tataoune.<br />

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DJERBA Wenn Djerba im Allgemeinen als letztes Kapitel<br />

in Büchern über Tunesien erscheint, liegt das nicht nur daran,<br />

daβ diese Insel wie ein nachträglicher Einfall der Geographie<br />

an der libyschen Grenze liegt. idyllische, aber abgesondert,<br />

ist Djerba auch in Politik, Religion und Bevölkerung eine<br />

Ausnahme.<br />

Wenn Sie fragen, was seine Anziehungskraft ausmacht, war<br />

die übliche Antwort bis vor kurzem Nichts. Es gibt keine<br />

Berge, keine Flüsse, keine Seen oder Städte, wenige<br />

'Sehens­würdigkeiten', noch weniger Nachtklubs ... wirklich<br />

nichts, außer ausgezeichneten Hotels an den weißen<br />

Sandstränden einer Insel, auf der freundliche Bauern Oliven<br />

und Palmen pflanzen, Teppiche weben und fischen . Jetzt<br />

aber hat das 20. Jahrhundert, als ob es die verlorene Zeit<br />

wettzumachen hätte, voll 'zugeschlagen '. Asphaltstraßen<br />

breiten sich schnell aus und Hotel­ Investitionen beleben die<br />

einst fast nicht vorhandene Wirtschaft der Insel. Libyen,<br />

reich an Erdöl, doch fleischlichen Vergnügungen abgeneigt,<br />

ist nur zwei Stunden Autofahrt von Djerba entfernt- oder<br />

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117


eher umgekehrt - und libysches Geld half bei Projekten wie<br />

dem Hyperbar der Dar Djerba.<br />

Geschichte<br />

In der Antike war Djerba unter dem griechischen Namen<br />

Meninx (Μῆνιγξ, laut Ptolemäus „Insel der Lotosesser“)<br />

bekannt. Ab der Spätantike ist der Name Girba belegt. Auf ein<br />

spätantikes Bistum geht das Titularbistum Girba der römischkatholischen<br />

Kirche zurück. Von 1134 bis 1165 hielten die<br />

Normannen Djerba besetzt. 1154 schlugen sie einen Aufstand<br />

der Bewohner blutig nieder. Von 1524 bis 1551 war Djerba<br />

ein Hauptstützpunkt der türkisch-nordafrikanischen Korsaren<br />

unter Turgut Reis.<br />

In der Seeschlacht von Djerba vom 9. bis zum. 14. Mai 1560<br />

fügte eine Flotte des Osmanischen Reichs unter Großadmiral<br />

Piale Pascha und Turgut Reis der Flotte einer von Spanien<br />

angeführten Koalition christlicher Mittelmeermächte eine<br />

vernichtende Niederlage zu. Am 11. April 2002 wurden bei<br />

einem Selbstmord-Sprengstoffanschlag bei der Al-Ghriba-<br />

Synagoge 21 Personen getötet und weitere verletzt. Unter den<br />

ermordeten Touristen befanden sich 14 Personen aus<br />

Deutschland.<br />

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118


Sehenswürdigkeiten<br />

Synagoge<br />

Eine der ältesten und bekanntesten Synagogen der Welt, die<br />

Al-Ghriba-Synagoge, befindet sich einige Kilometer<br />

südwestlich von Houmt Souk.<br />

Unterirdische Moschee Etwa drei Kilometer hinter<br />

Sedouikech, zwischen dem Kilometer-Stein 32 und 33 auf<br />

dem Weg nach El Kantara, befindet sich auf der rechten Seite<br />

eineUnterirdische Moschee. Die in einem Olivenhain gelegene<br />

Anlage ist etwas schwierig zu finden, da sie nicht<br />

ausgeschildert ist. Sie ist frei zugänglich.<br />

Römerdamm<br />

Nach Süden hin ist die Insel mit einem etwa sieben Kilometer<br />

langen und gut zehn Meter breiten Damm mit dem Festland<br />

verbunden. Der Damm geht auf die römische Zeit, eventuell<br />

sogar schon auf die punische Zeit zurück. Später wurde der<br />

Damm vom Meer überflutet. Während der<br />

Auseinandersetzungen Draguts mit den Spaniern wurde er um<br />

1551 aus Sicherheitsgründen durchbrochen. Nach dem<br />

Zweiten Weltkrieg wurde er wiederhergestellt. Entlang des<br />

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119


Damms erfolgt auch die Trinkwasserversorgung der Insel über<br />

eine Pipeline.<br />

Houmt Souk<br />

Eingang zur Festung Bordj-el-Kebir in Houmt Souk<br />

Dattelpalmen vor der Ernte auf Djerba Houmt Souk hat etwa<br />

65.000 Einwohner und ist der Hauptort von Djerba. Der Ort<br />

hat eine lange Handelstradition. Hiervon zeugen mehrere alte<br />

Karawansereien. Schon die Römer gründeten hier einen Ort<br />

namens Griba. In Houmt Souk befinden sich viele touristische<br />

Einkaufsmöglichkeiten, die Verwaltung der Insel und ein<br />

kleiner Fischereihafen. Sehenswert ist dieFestung Bordj-el-<br />

Kebir (eine Piratenfestung) und das Volkskundemuseum.<br />

Kastell<br />

Die malerische Ruine einer 1289 durch den spanischen<br />

Eroberer Roger de Loria erbauten Festung, die auf einer<br />

Landzunge etwa zehn Kilometer von El Kantara entfernt liegt.<br />

Im 15. Jahrhundert wurde die Festung erweitert. Heute ist der<br />

Ort nur mit geländegängigen Fahrzeugen bei Ebbe zu<br />

erreichen.<br />

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Meninx<br />

Meninx ist eine archäologische Stätte an der südöstlichen<br />

Küste in der Nähe des Römerdammes. Es handelt sich um eine<br />

antike Stadt, die von den Phöniziern gegründet wurde. Die<br />

Ausdehnung beträgt etwa zwei Kilometer mal 0,8 Kilometer –<br />

evtl. liegt auch ein Teil unter dem Meeresspiegel. Genauere<br />

Daten hierzu fehlen, da gründliche Ausgrabungen noch nicht<br />

stattgefunden haben. In römischer Zeit war es die Hauptstadt<br />

der Insel und besaß Thermen, ein Amphitheater,<br />

Theater,Basilika und eventuell auch ein Forum.<br />

Midoun<br />

Zentrale Stadt auf Djerba. Jeden Freitag findet ein Markt statt,<br />

und es gibt viele alte Basarläden sowie moderne Warenhäuser,<br />

in denen das Handeln entfällt.<br />

Guellala wird seit J 972 am besten über die elf km<br />

lange Straße von Hara Seghira aus erreicht. Der Weiler liegt<br />

zwischen Ton­ Mergelhügeln verstreut; zwischen Palmen und<br />

Brunnen rauchen seine Brennöfen ununterbrochen inmitten<br />

der hochaufgestapeiten Töpfe. Das sind die üblichen<br />

Gargoulettes, sehr rauh, doch die jetzt links und rechts aufgereihtes<br />

Geschäft haben auch andere,<br />

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wunderschöneFormen neben billigen und einfallsreichen<br />

'Terrakotta-Tricks'<br />

Zarzis ist eine Küstenstadt mit einem Zollfreihafen in<br />

Südost-Tunesien, am Mittelmeer. Die Einwohnerzahl liegt bei<br />

etwa 70.895 Einwohnern (Stand 2004), davon lebten 24.900 in<br />

der Medina, der Altstadt. Zweitgrößtes Quartier war zu dieser<br />

Zeit Mouansa mit 16.672 Einwohnern, gefolgt von den vier<br />

übrigen Stadtquartieren.<br />

Neben Oliven- und Dattelpalmenkulturen ist die Ausfuhr von<br />

Fisch und Salz von Bedeutung, seit 1973 auch der Tourismus.<br />

Geschichte<br />

Die Geschichte des Ortes Gergis reicht mindestens bis in<br />

phönizische Zeit zurück. Die Stadt wurde von Karthago<br />

beherrscht, ab 146 v. Chr. von Rom. Die auf einer Fastinsel<br />

gelegene Stadt lebte von der Fischerei und vom Olivenanbau,<br />

der eine wichtige Rolle für die Versorgung Roms mit Speiseöl<br />

und Leuchtmitteln spielte. Seine Nähe zum Handelszentrum<br />

Djerba und der Hafen zum Mittelmeer gaben der Stadt eine<br />

Vermittlerrolle zwischen den mediterranen Handelsplätzen<br />

und denen in der Sahara. Zudem betätigte sich die Stadt als<br />

Salzexporteur aus der Sebkha El Melah. Mit der arabischen<br />

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Eroberung im Jahr 647 begann die Islamisierung, nachdem die<br />

Region um 300 christianisiert worden war. Dennoch<br />

bestanden nicht nur Handelskontakte mit dem muslimischen<br />

Hinterland, sondern auch zu den Städten Europas.<br />

Eine eigene französisch-genuesische Salzhandelsgesellschaft<br />

bestand von 1714 bis 1724. Während des Sechs-Tage-Krieges<br />

kam es in Tunesien zu Angriffen auf Synagogen, in Tunis<br />

wurde eine von ihnen in Brand gesetzt. Später wurden auch<br />

andere Synagogen attackiert, 1983 auch die in Zazis.Touristen<br />

kamen ab 1973 aus dem Ausland in die Region Zarzis-Djerba,<br />

nachdem ein Dekret eine Touristikzone in der Region<br />

eingerichtet hatte. Als der Zustrom der Besucher mit ihrem<br />

hohen Wasserverbrauch ab den 1990er Jahren für<br />

Wassermangel in der Region sorgte, kamen Überlegungen auf,<br />

unterirdische, bisher unberührte Wässer zu nutzen, doch<br />

entschied man sich angesichts der Kosten und der<br />

unabsehbaren ökologischen Folgen für eine<br />

Meerwasserentsalzung. Nach Sfax und Mahdia ist Zarzis der<br />

größte Fischexporthafen im Süden. Die Tourismuszone<br />

beginnt ungefähr drei Kilometer nördlich von Zarzis.<br />

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MEDENINE ist eine Stadt im Südosten Tunesiens mit<br />

etwa 65.000 Einwohnern. Sie ist die Hauptstadt des<br />

gleichnamigen Gouvernements. Medenine liegt in einer Höhe<br />

von ca. 80 m ü. d. M. in der Djeffara-Ebene zwischen dem<br />

Dahar-Bergland und der Mittelmeerküste mit der<br />

vorgelagerten Insel Djerba. Die Entfernung zur nördlich<br />

gelegenen Hauptstadt Tunis beträgt etwa 485 km<br />

(Fahrtstrecke).<br />

Die ehemalige Berbersiedlung lebte jahrhundertelang von der<br />

Landwirtschaft und vom Karawanenhandel. Heute liegt<br />

Medenine an der Hauptstrecke nach Libyen und bildet ein<br />

vielbesuchtes Ziel für Tagesausflügler von der Insel Djerba.<br />

n vorkolonialer Zeit war Medenine ein wichtiger Marktort am<br />

Kreuzungspunkt mehrerer Karawanenwege und Zentrum des<br />

mächtigen Berberstammes der Ouerghamma. Während der<br />

französischen Kolonialzeit wurde Medenine zu einer<br />

Garnisonsstadt und zu einem regionalen Verwaltungszentrum<br />

ausgebaut.<br />

Im März 1943 fand hier eine Schlacht zwischen der Armee<br />

Erwin Rommels und den Truppen des Feldmarschalls Bernard<br />

Montgomery statt.<br />

Früher gab es in Medenine eine große Altstadt mit einem<br />

Komplex aus 35 Ksour mit 8000 teils sechsstöckig<br />

angeordneten tonnengewölbten Vorratsräumen (Ghorfas).<br />

Diese wurden jedoch nach der Unabhängigkeit Tunesiens im<br />

Jahr 1957 im Zuge der Modernisierung größtenteils<br />

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abgerissen, wodurch sich die Stadt selbst einer möglichen<br />

touristischen Attraktion beraubte. Nur drei Ksour sind<br />

übriggeblieben und beherbergen heute einen Souvenirmarkt.<br />

Außerhalb Etwa 7 km nordwestlich liegt der Ort Metameur,<br />

bei dem sich ebenfalls Überreste eines Ksar befinden.<br />

TATAOUINE ist das südlichste und größte der 24<br />

Gouvernements im Süden Tunesiens. Die Fläche beträgt<br />

38.889 km² (23,8 % der Gesamtfläche Tunesiens), es wohnen<br />

jedoch nur ca. 150.000 Menschen in dem zwischen 250 und<br />

800 m hoch gelegenen Gebiet. Die Hauptstadt der Region ist<br />

die gleichnamige Stadt Tataouine. Das Gouvernement in<br />

seiner heutigen Ausdehnung wurde durch Abtrennung eines<br />

Teils des Gouvernements Medenine am 2. März 1981<br />

eingerichtet. Teile des Sahara-Bereichs sind Sperrgebiet, der<br />

Aufenthalt ist nur mit behördlicher Genehmigung gestattet.<br />

Geographie und Klima<br />

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Das Gouvernement Tataouine wird im Norden von den<br />

Gouvernement Kebili und Medenine begrenzt, im Osten<br />

schließt sich Libyen, im Westen Algerien an. Ein großer Teil<br />

im Süden des Gouvernements liegt in der Sahara und wird von<br />

den Sanddünen der Ergs geprägt.<br />

Die Tagestemperaturen im Winter liegen bei 15 bis 25 °C; im<br />

Sommer sind Temperaturen um 35 °C die Regel. Nachts kann<br />

es bei klarem Himmel bis auf nahe 0 °C abkühlen. Die<br />

durchschnittliche jährliche Regenmenge liegt bei unter 150<br />

Millimeter.<br />

Wirtschaft<br />

In früherer Zeit spielten die Dattelernte in den wenigen Oasen<br />

und der damit verbundene Karawanenhandel die Hauptrolle<br />

im Wirtschaftsleben der Region. Heute dominiert die durch<br />

Bewässerung ermöglichte Landwirtschaft im Norden.<br />

Zunehmend spielt auch der Sahara-Tourismus eine Rolle;<br />

daneben wird im südlichen Bereich Erdöl gefördert.<br />

Geschichte<br />

Das Gebiet um Tataouine war über Jahrhunderte vom<br />

Karawanenhandel geprägt. Die Römer sicherten die Südgrenze<br />

ihre Imperiums durch einen Limes (Limes Tripolitanus), der<br />

aus zahlreichen Kastellen bestand (u. a. das Kastell<br />

Tillibaribei Remada). Seit der zweiten Hälfte des 7.<br />

Jahrhunderts übernahm allmählich der Islam die geistige<br />

Kontrolle über die Region.<br />

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Kultur<br />

Abgesehen von einigen wenigen Überresten aus römischer<br />

Zeit zeugen vor allem die Wehr- und Speicherburgen (ksour)<br />

der Berber, darunter der Ksar Ouled Soltane oder die teilweise<br />

verlassenen Bergdörfer Chenini und Douiret von der<br />

Geschichte der Region. Die aus Stein gemauerten Minarette<br />

und Moscheen entstanden erst im 20. Jahrhundert; vorher gab<br />

es – wahrscheinlich aufgrund der halbnomadischen<br />

Lebensweise – nur einfache Gebetsräume aus Bruchsteinen<br />

und Lehm.<br />

GAFSFA UND DAS DJERID<br />

In einemLand; wo das Leben hart und sehr heißt ist und dir<br />

Einwohner nicht soviel wert auf ihr äußer legen, ist es<br />

vielleicht erstaunlich; söhne bauten zu finden. Doch die<br />

einfachen Städte des djerid haben Baustile entwickel, die oft<br />

attraktiver sind als unsere – oder die englichten<br />

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Backsteinbauen. In tozeur und nefta haben Die Einwohner in<br />

dir gewöhnlich Sandziegel kühne geometrische Muster<br />

geiarbeitet, so dass noch die Fassaden der ärmsten Hauser<br />

interessant wirken.<br />

GAFSA Kreisstadt des gleichnamigen Gouvernorats, ist<br />

die natürliche Hauptstadt der Region. Die Gattung des<br />

Homo Sapiens, die als Capsischer Mensch bekannt ist,<br />

erhielt ihren Namen nach dem römischen CAPSA.<br />

Anfänglich eine Numidiersiedlung, wurde Gafsa 106 v. Chr.<br />

von Marius während seines erfolgreichen Feldzuges<br />

gegen Djugurtha niedergebrannt, danach unter· Trajan zu<br />

einer blühenden Colonia entwickelt (wie die römischen<br />

Bäder und ein 1969 entdecktes Mosaik beweisen). Die<br />

Byzantiner nannten die Stadt in JUSTNIANA um und<br />

christianisierten so erfolgreich, daβ Lateinisch - obwohl die<br />

Moslems 668 die 80 000 Mann starke Bevölkerung gefangen<br />

nahmen - noch 500 Jahre lang die hiesige Ortssprache blieb.<br />

Die Hafsiden bauten 1434 die Kasba, die Draguts Belagerung<br />

1551 standhielt , aber dann 1556 fiel.1943 wechselte die<br />

Stadt dreimal den Besitzer , doch die Kämpfe zerstörten<br />

weniger als die Explosion eines französischen<br />

Munitionslagers, die einen Großteil der Kasba vernichtete.<br />

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Nefta sieht bei der Anfahrt durch wellige Wüste auch wieder<br />

wie ein breites, grünes Band aus, das sich am Schott entlang<br />

legt. Aber dies ist eine künstliche Oase: Mitte der 60er Jahre<br />

hat man Brunnen bis in 657 m Tiefe gebohrt, um die 220<br />

000 Palmen zu bewässern. Bei der Einfahrt liegt links das<br />

'Nomade Village' (1973) und rechts auf dem Hügel ein<br />

Moslem- und ein vernachlässigter christlicher Friedhof. Die<br />

Stra13e daneben steigt zu dem herrlichen Sahara­ Palace-<br />

Hotel hinauf und endet oben auf der Corbeille. Neben<br />

dem Mirage- Hotel steht die Zauia el -Kadiria , daneben<br />

das Corbeille-Café, und von hier aus sehen Sie die<br />

ursprüngliche Oase des römischen NEPTE mit ihren 152<br />

Quellen. Terrassenfönnige Abhänge, überragt von den<br />

Kuppeln der Marabouts, fallen in herrlichem Schwung zu<br />

den dichtgrünen Palmenhainen hin ab. Diese ist vielleicht<br />

die hübscheste der tunesischen Oasen-Landschaften - und<br />

bestimmt die lange Fahrt durch die Wüste wert.<br />

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TOZEUR das römische Tusuros, ist eine Stadt im südlichen<br />

Tunesien mit ca. 35.000 Einwohnern. Die Hauptstadt des<br />

gleichnamigen Gouvernements bildet das Zentrum der Region<br />

‚Land der Dattelpalmen‘<br />

Lage<br />

Tozeur liegt in einer Höhe von etwa 40 m ü. d. M. am<br />

Nordwestrand des Salzsees Chott el Djerid zwischen Gafsa<br />

(82 km im Nordosten), Kebili (80 km im Osten) und Nefta (25<br />

km im Westen). Der 80 km² große Wüs-tennationalpark von<br />

Dghoumès liegt 15 km nordöstlich, über 50 km nord-westlich<br />

finden sich an den südöstlichen Ausläufern des Atlas-Gebirges<br />

die Bergoasen Chebika und Tamerza. Westlich der Stadt<br />

befindet sich der Flughafen Tozeur-Nefta. Tozeur besitzt<br />

einen Bahnhof und ist Endstation der von Gafsa kommenden<br />

Bahnlinie.<br />

Beschreibung<br />

Eine Besonderheit von Tozeur ist die Lehmziegelarchitektur,<br />

die für diese Gegend Tunesiens charakteristisch ist. Beispiele<br />

hierfür findet man sowohl bei modernen Gebäuden als auch in<br />

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der Altstadt mit ihren verwin-kelten Gassen und überdachten<br />

Tunnelwegen.<br />

Tozeur besteht aus der eigentlichen Stadt und einer im Süden<br />

und Osten anschließenden etwa 10 km² großen Oase. Trotz der<br />

extremen klimatischen Bedingungen (Höchsttemperaturen bis<br />

zu 50 °C, Jahresniederschlag zwischen 80 und 120 mm) ist die<br />

durch fossile Wasser-Vorräte gespeiste Oase sehr fruchtbar.<br />

Ein verheerender Brand in den neunziger Jahren vernichtete<br />

einen Großteil der Oasenvegetation, insbesondere viele der<br />

Dattelpalmen, sodass sich die einstmals äußerst populäre Oase<br />

heute in einem veränderten Landschaftsbild präsentiert.<br />

Die meisten Einwohner von Tozeur sind in der zweiten Hälfte<br />

des 20. Jahrhunderts aus den umliegenden Regionen<br />

zugewanderte Berber; Um-gangssprache ist jedoch meist<br />

Arabisch.<br />

Die hier angebauten Datteln bilden seit jeher die<br />

Lebensgrundlage der örtlichen Bevölkerung. Nach der Ernte<br />

wurden sie gepresst und mit Kamel-Karawanen in die<br />

Küstenregionen transportiert. Heute spielt der Tourismus eine<br />

nicht unbedeutende Rolle als Wirtschaftsfaktor.<br />

Bereits in der Antike war der Ort bekannt – Claudius<br />

Ptolemäus er-wähnt ihn unter dem Namen Tisuros, der einige<br />

Jahrhunderte später in der abgewandelten Form Tusuros auch<br />

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in den Peutingerschen Tafeln erscheint. In römischer Zeit<br />

bildete die Stadt einen Teil des Limes Sahariensis und<br />

fungierte als wichtiger Handelsplatz für Datteln und Sklaven.<br />

Bis zur muslimischen Invasion des Maghreb war ein Großteil<br />

der Bevölkerung Tozeurs christlich.<br />

Die italienische Popsängerin Alice brachte 1984 zusammen<br />

mit Franco Battiato die Single I Treni di Tozeur (deutsch: ‚Die<br />

Züge von Tozeur) auf den Markt und verschaffte der<br />

Oasenstadt damit in Europa einen größeren Bekanntheitsgrad.<br />

Das Duett erreichte damit bei der Eurovision Song Contest<br />

1984 in Luxemburg den 5. Platz für Italien.<br />

KEBELI<br />

ist eines der 24 Gouvernements in Tunesien. Die südliche<br />

Hälfte des mit einer Fläche von 22.454 km² zweitgrößten<br />

Gouvernements des Landes wird überwiegend von den Sahara<br />

Sandmeeren des Ergs geprägt, hier befindet sich auch der<br />

Jebil-Nationalpark. Im Norden liegt der Salzsee Chott el<br />

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Djerid, der östlich in den Chott el Fedjadj übergeht. Die<br />

Hauptstadt des Gouvernements ist das gleichnamige Kebili,<br />

eine weitere wichtige Stadt ist Douz.<br />

Am 21. September 2011 griff die tunesische Luftwaffe im<br />

abgelegenen Süden der Region nahe der algerischen Grenze<br />

einen bewaffneten Konvoi an und zerstörte mehrere<br />

Fahrzeuge. Die Herkunft des Konvois ist unbekannt, es könnte<br />

sich jedoch um Schmuggelbanden oder al-Qaida-Mitglieder<br />

gehandelt haben, die die Region als Transportroute und<br />

Rückzugsort nutzen.<br />

Douz ist eine Oasenstadt im Süden Tunesiens mit etwa<br />

30.000 Einwohnern.Sie liegt 30 Kilometer südlich von Kebili<br />

im Nefzaoua-Oasengebiet südlich des Salzsees Chott el<br />

Djerid. Aufgrund ihrer Lage am Rand des Grand Erg Oriental<br />

ist die Stadt als „Tor zur Sahara“ bekannt. Douz mit<br />

Umgebung ist das Zentrum des zum Teil immer noch<br />

halbnomadischen Mrazig-Stammes, die von den Beni Hilal<br />

abstammen sollen. Da die Regierung Programme zur<br />

Sesshaftmachung eingeleitet hat, reduziert sich die Zahl der<br />

Nomaden von Jahr zu Jahr.<br />

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In früherer Zeit war Douz ein wichtiger Haltepunkt der<br />

Transsahara-Karawanenrouten. Der Wegfall des<br />

Karawanenhandels konnte durch den Ausbau des Tourismus<br />

kompensiert werden. Für Touristen gibt es heute geführte<br />

Kamel-Touren. Pro Jahr werden in der Region von Douz<br />

320.000 Übernachtungen gezählt. Der Wüstentourismus ist<br />

jedoch wegen des erhöhten Wasserverbrauchs und der<br />

Austrocknung der Oasen ökologisch bedenklich.Im modernen<br />

Ortszentrum von Douz findet donnerstags der größte<br />

Wochenmarkt Südtunesiens statt, zu dem sesshafte und<br />

nomadische Käufer und Verkäufer aus der Umgebung,<br />

teilweise auch aus Algerien zusammenkommen. Früher zogen<br />

sogar Tuareg aus Südalgerien mit ihren Karawanen zum<br />

Markt nach Douz.<br />

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Buchautor Wajdi Elfehem<br />

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