8810-Mocca Oktober 1988

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das TIKTAK! 01 Nach Testbesuchen in der Disko mit Türken fordert MOCCA: Boykottiert F reitagabend. Disko-Time. Gültekin und Seref wollen ins Tik T ak. Gültekin und Seref sind Türken. Es ist 17 Minuten nach Mitternacht. Gültekin und Seref sind "Test-Gäste": sie sollen testen, ob Türken ins TikTak kommen. seiner deutschen "Freundin" Katja, ebenfalls Testgäste. Dos war eine Minute vor Zwölf. Schon möglich, daß der Türsteher ausgerechnet an diesem Wochenende, dem 26. und 27. August, schlechter Dinge war. Schon möglich, daß normalerweise kein Türke im TikTak Probleme hat. von Fotos: Christoph Mulitze Frank Sehernmann Sie kommen nicht. Begründung: "Ciubkarte erforderlich I" Eben wollen die beiden gehen, da erkennt der Türsteher Gültekin: "Ach, du bist'sl Klar, kommt rein ." Eine Clubkarte war plötzlich nicht mehr nötig. Überhaupt keine Clubkarte freilich war nötig, als tags darauf Rafael und Carsten zum Tik T ak korr:men. Der Türsteher ließ sie anstandslos passieren. Rafael und Carsten sind ja schließlich Deutsche. Fünf Minuten vor ihnen, um 23.39 Uhr, hatten die beiden Türken Seref und Yasar ihr Glück versucht. Vergeblich. Den Grund ahnt man schon: "Ciubkarte erforderlich!" Interessanterweise hatte ein dritter Türke, Nuri, dieses Problem mit der Clubkarte nicht: allerdings war er in Begleitung Aber dann hat der Mann wohl öfter schlechte Laune. Zwei Wochen später nämlich, am 10. September, wird das Experiment wiederholt. Diesmal ist Yasar allein. Schließlich hätte es ja auch sein können, daß eine Ansammlung von imme.rhin zwei Türken dem Türsteher Angst gemacht hat. Doch auch allein hat Yasar kein Glück: Als Yasar um Punkt Viertel vor Elf Einlaß begehrt, wird er wieder einmal zurückgeschickt. Diesmal fehlt keine Clubkarte: es sei überfüllt. Wundersamerweise ist zwei Minuten später die Überfüllung vorbei: um 22.47 Uhr kann der deutsche Rafael anstandslos passieren.
Moers: Türken - rein? Gastkommentar zum MOCCA Thema Ausländerfeindlichkeit: ...._,. von GoHhard Schmidt - M oers ist schön. Ntoers ist schick. Todschick. Moers ist ;udenrein. Ach, Entschuldigung, das war die falsche Kiste. Türlcenrein, sollte ich sogen. (Judenrein ist so ganz falsch ober ;a auch nicht: wo sonst als in Ntoers hätte man gewagt, vor ein paar Jahren erst die Synagoge abzureißen und zu Schotter zu vermohlen? Klar, daß wir dafür ein todschickes, funkelnagelneues Judendenkmal gekriegt hoben, somt angeschlossenem todschickem Biergarten/} Und türkenrein? Überhaupt: Ausländerrein? Was soll das heißen: Moers sei ausländerfeindlich? Gottbewohre. Wir dulden doch richtige Neger bei uns, zum Jazz-Festival. Daß die dann zwar möglicherweise überoll in New York, nicht ober überoll in Moers ihr Bier kriegen, ist Problem der New Yorker, nicht unseres. Außerdem hoben wirdoch schicke Portnerschohen: mit Maisans-Alfort (Paris hat wohl nicht geklappt}, Bopoume, Knowsley und sogar der Judenstadt Romla. Daß es mit La T rinidad in Nicaragua nicht recht vorangeht, wird ;eder verstehen: die sind arm da, die Partnerschaft könnte womöglich ernst genommen und kostspielig werden. Auch könnten die Flugkosten so hoch sein, daß die Bürger vielleicht doch böse würden, wenn immer mal Honorofiorentrupps, wie noch den ondern Partnerstädten, auf Steuerkosten rüberieften wollten. Und zudem sind das sone Art Kommunisten, die US-Amerikoner sehen sowos gor nicht gern und der CDU-Bundeskonzler auch nicht. Und die Türken? - Hoben wir nicht, wie einst für die Juden, recht schmucke Ghetto-Siedlungen für die? Und die Afrikaner, Libanesen und wie sie olle heißen: gibts für die nicht nette Mossenkäfige, sozusagen Lager, in denen man sie an einem Fleck zusammenzieht, "konzentriert"? Die sollen froh sein darüber: in ihrer Heimat wären sie vermutlich längst tot. Und ließe man sie allzu frei rumloufen, könnten sie ;a Aggressionen von Bürgern auf sich ziehen. (So ziemlich willkommen sind uns natürlich die "Meyers" aus Polen, die kein Wort Deutsch können, dafür ober blut- und rossenmäßig Deutsche sind und sich noch unseren Fleischtöpfen sehnen; selbstverständlich sind das auch keine Wirtschaftsflüchtlinge/} *** Es ist zum Kotzen . Die Ausländerpolitik in dieser Stadt, eine Politik, die sich anmaßt, sozialdemokratisch zu sein und nicht einmal demokratisch ist, läßt sich nur rechtfertigen in der Sprache und Denkweise, wie sie ziemlich genau vor 50 Jahren üblich war. Und sage niemand, er sei durch irgendein "Volksempfinden" zu solcher Politik gezwungen. Der Fisch stinkt vom Kopfe her. Was schon soll man erwarten von der Dienstaufsicht eines Beigeordneten wie Dietmar Schulze aus der Rheinkamp-Mafia, einem Klüngel, den die SPD in ihren Reihen duldet, der aber mühelos die meisten CDU-Gruppierungen und manchen gestandenen Strauß-Fan rechts überholt? Von einem Dietmar Schulze, zuständig fürs Soziale (und die Kultur), der aber offenbar nichts besseres zu tun hat, als mit seinem Zensur-Erlaß für die "StaHzeitung" noch den verfassungsfeindlichen Radikalenerlaß zu überbieten? Was soll man erwarten von der Dienstaufsicht eines Stadtdirektors WiHrock, der doch bloß die MarioneHe des wahren starken Mannes im Rathaus ist, des Kämmerers Gerd Tendick, der nun wahrhaftig anderes zu tun hat, als sich um Ausländer zu kümmern: mit den Kneipen seiner Frau, etwa in der oder was sonst? Altstadt, sehr schicken Kneipen, hat er genug um die Ohren -erst kürzlich mußte er sich ja, auf Steuerkosten, den Biergarten am Mahnmal fürden Judenmord herrichten lassen, fürhunderHausend Mark. Und nebenher muß er das Rathaus und die SPD im Griff halten. Ein eiserner Griff. Als MOCCA zu recherchieren versuchte, in welchen Kneipen und DiskosAusländerdiskriminiert werden: eine grundgesetzwidrige Diskriminierung, war von Leuten, die sich wirklich um Ausländer kümmern, immer wieder zu hören: ja, viele Kneipen könnte man nennen, zudem auch viele Beamte namentlich aufführen, die sich an derartigen Machenschaften beteiligen - wenn man nur wollte. Aber man wolle nicht: wolle den geringen Spielraum durch Verärgerung nicht weiter vermindern. So verständlich das ist: objektiv sorgen diesewohlmeinenden Leute, auch jene, die sich in diesem Heft zu Wort melden, dafür, daß die Mauer des Schweigens erhalten bleibt, hinter der subalterne Angestellte und Beamte ihr schikanöses und menschenverachtendes Geschäft weiter betreiben können, von oben gedeckt von Männern wie Schulze oder T endick. Die wohlmeinenden Verschwiegenen sind zu fragen, ob ihre Zurückhaltung sie nicht letztlich mitschuldig mocht. Ich bin überzeugt, daß der hier dokumentierte Fall TikTak nur die äußerste Spitze eines recht großen Eisberges ist, ein, angesichts der Möglichkeiten von MOCCA, Zufallstreffer. Wer dennoch weiter ins TikTak geht, unterstützt aktiv eine Rassisten-Disko. Man muß sie treffen, wos weh tut: BoykoH, notfalls bis zur Pleite .
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