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Mahlwinkel - Letzte Zuflucht der Menschen

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<strong>Mahlwinkel</strong> also. Ein alter Journalisten-Freund hatte mir zugetragen, dass es hier noch einige<br />

Hochburgen gäbe, die sich erfolgreich gegen die Horde an Untoten verteidigen könne. Da sich mein<br />

eigenes Heim in Magdeburg nicht mehr halten lies, packte ich die nötigsten Utensilien beisammen und<br />

machte mich auf den Weg. Als Waffe wählte ich einen recht üppigen Hammer, den ich von meinem<br />

Großvater erbte, <strong>der</strong> schon den einen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Schädel einschlug. Für nahen Kontakt sicherte ich<br />

mich mit einer Handaxt ab, den Fernkampf sollte eine sechsläufige Pistole ausmachen. Proviant für<br />

eine Woche, Isomatte und Schlafsack sollten genügen.<br />

Ich war wohl nicht <strong>der</strong> einzige, dem diese Mitteilung zukam. Bei meiner Ankunft traf ich auf Ingo, ein<br />

sozial engagierter Kufsteiner, mit dem ich mich zusammenschloss. Meine Eltern stammten<br />

ursprünglich aus München, dies half wohl beim ersten Kennenlernen. Sam und Dean, zwei ehemalige<br />

in Deutschland stationierte US-Army Soldaten, schlossen sich uns ebenfalls an. Ihre Kampfkraft und<br />

Erfahrung mag sich vielleicht in <strong>der</strong> Zukunft nützlich zeigen. Zwei Medics, Red und White, ergänzten<br />

unseren Trupp, mit dem wir uns in das Gelände von <strong>Mahlwinkel</strong> wagten. Und das keine Sekunde zu<br />

spät, denn bereits nach wenigen Schritten hörten wir lautes und facettenreiches Stöhnen von allen<br />

Himmelsrichtungen. Es verging nicht viel Zeit, als die ersten Untoten uns bereits ins Sichtfeld traten.<br />

Erste Panik brach aus. Durch dichtes Gestrüpp gedrängelt ergriffen wir die Flucht, und trennten uns<br />

bereits hier in zwei Lager auf. US-Army und Medics wurden abgeschnitten und wählten einen an<strong>der</strong>en<br />

Weg. Schreie… Fahle, blutende, ausgemergelte Gesichter und Körper, die immer näherkamen. Das<br />

Adrenalin kam hoch und die Beine trugen mich über Gras und Pflasterstein. Erst verlor ich meinen am<br />

Gurt befestigten Beutel mit Schmerztabletten, den ich Gott sei Dank schnell wie<strong>der</strong> greifen konnte.<br />

Komplizierter wurde es dann schon beim Verlust von Schlafsack und Isomatte. Die Befestigung war<br />

wohl nicht für panische Sprints gemacht… Schlafsack um die Schulter, Isomatte unter den Arm und<br />

weiter, jede Sekunde Pause kann die letzte sein. Nach einigen Minuten befanden wir uns an einer<br />

Weggabelung. Zu meiner Linken befand sich die Festung <strong>der</strong> Charlies. Aus Erzählungen war mir<br />

bekannt, dass sich dort hoch militarisierte und ausgerüstete Überlebende aufhalten müssten, weshalb<br />

ich diesen Weg als den Richtigen auserkor. Einige Zombies erkannten dies aber auch und waren drauf<br />

und dran, uns den Weg abzuschneiden. Mit einem gekonnten Täuschungsmanöver gelang es Ingo und<br />

mir ihnen auszuweichen und zu den Charlies vorzustoßen. Wachen waren am Weg positioniert und<br />

fingen uns ab. Außer Atem sprach Ingo mit ihnen und bot sein Nachtsichtgerät als Austausch für eine<br />

Aufnahme und Herberge aus. Nach kurzer Überlegung wurde unser Wunsch mit einem „Wir sind hier<br />

kein Hotel, dafür müsst ihr in die Freie Festung“ abgewiesen. Passieren ließen sie uns jedoch mitsamt<br />

einer verständlichen, aber sehr knappen Wegbeschreibung.<br />

Wir kamen in <strong>der</strong> Nähe des Hinterhofs <strong>der</strong> Freien Festung heraus. Ein Überleben<strong>der</strong> in Tarnkleidung<br />

und zwei Schwertern stand als Wache außerhalb <strong>der</strong> Befestigungen. Er kam unserem Angebot sofort<br />

entgegen. „Das ist gar kein Problem. Begebt euch hier vorne zum Eingang, dort werdet ihr auf Bisse<br />

und Kratzer überprüft. Geht alles in Ordnung, darf ich euch in <strong>der</strong> Freien Festung herzlich willkommen<br />

heißen“. Wir bedankten uns und wünschten dem Herrn noch eine bissfreie Nacht. Er war ein guter<br />

Mann. Am Haupteingang angekommen sammelten sich hier bereits mehrere Überlebende, die wohl<br />

allesamt <strong>Zuflucht</strong> suchen wollten. In unserem Rücken nähere sich langsam eine Horde infizierten<br />

Unheils. „Die nächsten Fünf!“ vernahm ich. Instinktiv ging ich schnellen Schrittes zur Wache und diese<br />

führte mich zum Haupteingang. Ingo und ich waren Nummer Vier und Fünf. Die Männer hinter uns sah<br />

ich nicht mehr wie<strong>der</strong>… „Waffe entladen, ablegen und vom Medic testen lassen!“ waren die<br />

begrüßenden Worte. Gott sei Dank sind wir vorhin heil herausgekommen, ohne Kontakt mit einem<br />

Zombie haben zu müssen. Der Test lief für uns positiv ab und wir wurden hereingebeten. Durchatmen.<br />

Fürs erste Sicherheit. Am Tresen, <strong>der</strong> sich direkt vor uns befand, wurde unsere Munition auf


Tauglichkeit überprüft. Ein paar Kugeln wurden für die Community einbehalten, was wir ohne Murren<br />

akzeptierten. Sichere Mauern gegen ein paar Schuss Munition sahen für mich nach einem akzeptablen<br />

Tauschgeschäft aus. Ein kurzer Zeig in Richtung Hinterausgang signalisierte uns, wo sich <strong>der</strong> Schlafraum<br />

befände. Am Hauptraum, <strong>der</strong> mit Biertischgarnituren und einigen Survivern bestückt war vorbei,<br />

betraten wir ihn. Mindestens hun<strong>der</strong>t <strong>Menschen</strong> müssen hier wohl Platz finden und wir waren definitiv<br />

nicht die Ersten, die hier <strong>Zuflucht</strong> suchten. Wir wählten uns einen Platz an <strong>der</strong> Stirnseite in Richtung<br />

Hinterhof aus, da die Fenster dort gesichert aussahen. Als ich den Rucksack ablegte, klopften bereits<br />

die ersten Zombies von außen dagegen. Ruhig sollten die Nächte wohl nicht werden. Ingo war <strong>der</strong><br />

Zombie-Dame vor ihm einen Kuss zu… Seine Ruhe würde ich gerne haben.<br />

Nach einem kurzen Ausrüstungscheck (meine Axt verlor ich wohl auf <strong>der</strong> Flucht) später, schaute ich<br />

mir mein neues Zuhause ein wenig genauer an. Der Hauptraum ist wohl eine Art Essens- und<br />

Aufenthaltsraum, da hier rege Gespräche mitsamt Speis und Trank geführt wurden. An einem Tresen<br />

wurden blaue Bän<strong>der</strong> als Zeichen <strong>der</strong> Freien Festung verteilt. Ebenso konnten Ausrüstungsteile mit<br />

dem hiesigen Logo versehen werden, um sich auch hiermit nach außen erkenntlich zu zeigen. Dieses<br />

Angebot nahm ich war und lies meinen Hammer damit verzieren. Es machte etwas her. Die Untoten<br />

sollen schon merken, von welcher Fraktion ihr Schädel gerade zertrümmert worden ist. Hinter diesem<br />

Tresen befindet sich ein kleiner Gang, <strong>der</strong> in einen ebenso kleinen, quadratischen Raum führt. Hier war<br />

ein Fenster angebracht, doch hat es wohl vor einiger Zeit einen Glasbruch hinnehmen müssen, weshalb<br />

es nicht zu verschließen war. Hoffentlich wird das nicht mal zu einem Problem. Von diesem Raum aus<br />

konnte man auf den Hinterhof hinaustreten. Ein paar Stufen abwärtsgehend musterte ich die<br />

Verteidigungsanlage. Zwei Wachtürme waren taktisch klug aufgeteilt positioniert, um rechtzeitig bei<br />

Gefahr Laut zu geben. Der Hof selbst wurde durch Bauzäune geschützt, die auf mich aber nicht gerade<br />

den sichersten Eindruck machten. Mächtige Kreaturen o<strong>der</strong> große Horden würden sich damit wohl<br />

nicht allzu lange aufhalten lassen. Zurück in die Feste und ab in die an<strong>der</strong>en Räume, ich wollte einfach<br />

wissen, auf was es zu achten gilt. Vom Vor<strong>der</strong>eingang kommend nach links abbiegend lag <strong>der</strong><br />

Offiziersschlafraum. Auch dieser hatte ein ungesichertes Fenster… So langsam schwand mein Gefühl<br />

<strong>der</strong> totalen Sicherheit. Weiter voranschreitend trat ich den Vorraum des Mediziner-Bereichs. Hier<br />

waren ein paar Liegen positioniert, um wohl versorgte Verarztete zu beherbergen. Rechts davon<br />

gelang man zum sogenannten „Stargate“. Ich passierte einige Räume zu meiner rechten und linken<br />

Seite, die mal gesicherter, mal weniger gesichert wirkten. Am Ende des Ganges gab es eine Gabelung.<br />

Seitlich gab es jeweils Eingänge in das Gebäude, die im Inneren von zwei quer gelegten Türen gesichert<br />

wurden. Frontal galt es ebenfalls zu bewachen, da hier ein Einstieg durch Fenster geboten war. Für<br />

mich zeigte sich das Stargate als unsicherster Aufenthaltsort. Ich verzog mich erstmal in den Hinterhof.<br />

Das Stöhnen kam näher. Die ersten Zombies zeigten Präsenz und attackierten den Vor<strong>der</strong>eingang. Ich<br />

muss es zugeben, ich traute mich nicht an die Front, davor sah ich zu viele erfahrenere und mutigere<br />

Männer nach vorne preschen, um <strong>der</strong> Lage Herr <strong>der</strong> zu werden. Polizei-Zombies, durch Helme<br />

geschützt, rissen vor meinen Augen bereits erste Verteidiger zu Boden und bissen sich an ihnen fest.<br />

Ein Medic wurde hier in einem Fall zur Hilfe gerufen, was einer <strong>der</strong> Lea<strong>der</strong> <strong>der</strong> Freien Festung mit<br />

einem knackigen „Der Typ ist gebissen, was willst du da mit nem Medic Mann!“ kommentierte und<br />

dem armen Teufel vor ihm einen Kopfschuss verpasste. Die Situation schien sich ein wenig zu<br />

beruhigen, als <strong>der</strong> Alptraum in Person in die Szenerie trat. „Henkeer!“ hallte es durch die Festung. Eine<br />

unfassbar große Kreatur mit einer imposanten Axt stapfte in die Mitte <strong>der</strong> sich gerade erholenden<br />

Verteidiger. Ich ergriff blindlings die Flucht in Richtung Hauptraum. Schreie. Dumpfe Schläge,<br />

Verzweiflung. Das soll mich hier also erwarten? Das ist Sicherheit? Ich sah, wie ein Mann in meine Nähe<br />

getragen und abgelegt wurde. Er hatte einen Hieb wohl mit seinem Schild geblockt. Doch dieses


Monstrum scheint eine so starke Kraft in seine Schläge legen zu können, dass <strong>der</strong> Mann vor mir wie<br />

paralysiert schien. Sein Gesicht war von Schmerz, Schock und Schrecken gezeichnet, als ein Medic ihn<br />

versuchte zu beruhigen. Ich konnte meinen Blick nicht von ihm lassen. Ein so erfahrener Überleben<strong>der</strong><br />

ist ganz und gar chancenlos? Wie sollte ich das überleben können? Nach einigen Minuten bemerkte<br />

ich, dass <strong>der</strong> Henker wohl vom Schlachtfeld abließ und kehrtmachte. Doch schafften es wohl nicht alle<br />

lebend hier raus zu kommen. Eine Krisensitzung wurde einberufen. Claud, <strong>der</strong> Sicherheitschef,<br />

verkündete den Tod von Jay, dem Anführer. Für Trauer war aber keine Zeit, das wird nicht <strong>der</strong> letzte<br />

Angriff gewesen sein und ein je<strong>der</strong> muss sich klar sein, was es bedeutet, gegen diese Gefahr<br />

anzutreten. Mit einem „Freie Feeeestuuuung – Huuuaaaa!“ begab sich ein Je<strong>der</strong> wie<strong>der</strong> an seinen<br />

Posten.<br />

Meine letzte Schicht endete um kurz nach 2 Uhr. Ich ließ mich für einen <strong>der</strong> Wachtürme im Hinterhof<br />

einteilen, da ich so wenigstens nahende Gefahr früh erkennten könnte und nicht plötzlich überrascht<br />

wäre. Meine Füße waren aber nicht gerade <strong>der</strong> größte Fan dieser Geschichte. Bequemlichkeit sucht<br />

man auf Wachposten vergeblich, aber ist dies zur aktuellen Zeit noch ein Gut, das sich durch Relevanz<br />

zeigt? Ich glaube nicht… Die Angriffe bis dato waren weniger verheerend wie <strong>der</strong> Erste, weshalb wir<br />

mit keinen Verlusten zu kämpfen hatten. Rüstung ablegen, Schuhe aus und ab in den Schlafsack war<br />

die Devise. Ich hätte ein Kissen mitnehmen sollen, ich vermisse mein Bett. Es ist ungemütlich, kalt,<br />

unangenehm. Ein merkwürdiges Geräusch lässt mich aufschrecken. „Craawleeer im Schlafraum!“<br />

vernehme ich. Was ist ein Crawler? In <strong>der</strong> Mitte des Raumes sehe ich den Herrn wie<strong>der</strong>, <strong>der</strong> uns zu<br />

Beginn vor <strong>der</strong> Feste willkommen hieß. Er mimte wohl das Geräusch eines Crawlers nach, um die<br />

Überlebenden auf Trapp zu halten. Doch da hallte erneut dieses Geräusch durch den Saal. Jetzt erfuhr<br />

ich, was wirklich ein Crawler war. Ein klein gewachsenes Ungetüm sprang durch ein Fenster und<br />

attackierte den Mann. Mit einem Sidestep und gezielten Attacken konnte er jedoch den Eindringling<br />

ausschalten. Was sind das für Viecher? Wie viele gibt es davon? Viele Fragen schwirrten durch meinen<br />

Kopf, als ich mich wie<strong>der</strong> schlafen legen wollte. Wollte aus dem Grund, dass ich nahezu kein Auge<br />

zubekam. Resultat? Ich erhob mich um halb 6 bereits wie<strong>der</strong> aus den Fe<strong>der</strong>n und begab mich mit einer<br />

Packung Zwieback in den Hauptraum. Zwei Bisse später spricht mich ein Typ mit Rasta-Frisur an.<br />

„Morgen. Bist du bereit? Wir brauchen eine Ablösung am Stargate für 6 Uhr“. Von mir aus, ich habe ja<br />

eh nichts zu tun. Vielleicht ist es ja am Morgen wenigstens ruhig. Zumindest war das meine Hoffnung,<br />

als ich die erste Schicht des Tages annahm.<br />

Meine Hoffnung sollte sich bewahrheiten. Meine zwei Stunden Pflicht füllte ich ab und an mit ein paar<br />

Trockenübungen, um mehr mit meinem Hammer zu verschmelzen. Was man nicht alles macht, wenn<br />

gerade mal kein Zähne fletschen<strong>der</strong> Berserker ein Häppchen abknabbern möchte. Was ich ganz<br />

vergessen hatte zu erwähnen. Sam, Dean und die beiden Medics haben es heil vor uns in die Freie<br />

Festung geschafft und haben dort ihre Stellung bezogen. Die beiden US-Männer halfen mir auch dabei,<br />

zumindest ein wenig soziale Interaktion zu erleben, war mir doch so vieles fremd. Unbekannt war unser<br />

Besucher um 10 Uhr morgens allerdings nicht. Ich hütete gerade mit einigen Kollegen und Kolleginnen<br />

den Hinterhof, als die todbringende Axt hinter einer Säule hervorkam und mitsamt seinem Besitzer<br />

heraus trat. Der Henker kehrte zurück und… Er hatte wohl noch nicht genügend Seelen genommen.<br />

Still standen wir in einer Art Kreis um ihn, währen er versuchte, sein nächstes potentielles Opfer<br />

auszumachen. Das Blut seiner nächtlichen Opfer klebte noch an <strong>der</strong> scharfen Klinge, und sie lüstete<br />

nach mehr. Als sich <strong>der</strong> Henker nach rechts kehrte, machte ich einen schnellen Satz, sprintete an seiner<br />

an<strong>der</strong>en Seite vorbei und hastete durch den Hauptraum schnurstracks in Richtung Stargate hinaus ins<br />

Freie. Panik und Todesangst waren die einzigen Gefühle, die ich in diesem Moment spürte. Was ich<br />

hörte? Todesschreie und wimmernde Verletzte. Ich schlich um die Festung herum in Richtung


Hinterhof. Der Henker hat sich wohl von Dannen gemacht. Dort sah ich Dean, <strong>der</strong> mit entsetztem<br />

Gesichtsausdruck fragte, ob ich Sam gesehen hätte, was ich lei<strong>der</strong> verneinen musste. Hinter seinem<br />

Rücken sagte jemand „Meinst du wen mit Militäroutfit? Der liegt im Medic-Bereich“. Wir hasteten<br />

sofort dorthin. Es war Sam, doch er war nicht mehr… komplett? Der Henker hatte ihn in eine Ecke<br />

gedrängt, es gab für ihn keine Möglichkeit <strong>der</strong> Flucht, als das Monster seine Axt hoch über den Kopf<br />

ragte und sie auf ihn herunterschnellen ließ. Instinktiv riss Sam seinen rechten Arm zum Schutz nach<br />

oben. Was mit diesem Arm geschehen ist, möchte und muss ich wohl nicht ausführen. Er blieb einarmig<br />

zurück. Das erste Opfer unter meinen „Bekannten“… Wie soll sich das erst anfühlen, wenn ich hier<br />

Freunde finde? Ich will es mir nicht vorstellen. Der Henker hat es zu diesem Zeitpunkt bereits geschafft,<br />

mir einen Heiden Respekt, nein, eher eine beschissene Scheißangst einzujagen.<br />

Die nächsten Stunden verliefen ein wenig glimpflicher. Wir kümmerten uns um Sam, <strong>der</strong> sichtlich<br />

gezeichnet und erschüttert war. Jede mögliche Unterstützung ließen wir ihn zu Teil werden, um etwas<br />

Gutes zu tun. Ich nahm als Mahlzeit Thunfisch mit Mais zu mir. Schmackhaft war das nicht gerade, aber<br />

in Zeiten <strong>der</strong> Apokalypse zählt nur eins. Nahrhaft! Das war es zumindest. Ich bin gespannt, wie lange<br />

mir mein Proviant ausreicht. Ich scheine ganz gut gerüstet zu sein, da sich nicht wirklich ein großer<br />

Hunger bei mir entwickelt. Aber wer mag schon prophezeien, wie sich das in den nächsten Stunden<br />

und Tagen zeigen wird? Ich muss abwarten. Ich wartete so lange ab, bis es wie<strong>der</strong> lautes Gerüttel im<br />

Hinterhof zu vernehmen gab. Doch nicht nur das. Ein jeweils halbsekündiger gellen<strong>der</strong> Schrei mit einer<br />

Pause von einer Sekunde erfüllte die Luft. Das muss eine dieser Twins sein. Ich hatte erfahren, dass es<br />

sich dabei um die Töchter des Henkers handelt, denen eine beson<strong>der</strong>e Rolle inne liegt. Da <strong>der</strong> Henker<br />

wohl blind sei, sind sie seine Augen, da sie mit ihren geöffneten Handflächen ihm Augenlicht schenken.<br />

Ich sah sie. Wäre das Mädchen kein Zombie, wäre sie bestimmt ein süßes und liebes Geschöpf Gottes.<br />

So war es aber eine Ausgeburt <strong>der</strong> Hölle, die sich ein unschuldiges Kind einverleibt hatte. Die Barrikade<br />

brach und unzählige Zombies stürzten ins Innere. Ich verlor den Überblick. Schlurfer, Runner,<br />

gepanzerte und Polizei-Zombies, alles sammelte sich in unserem Hinterhof, um uns den Gar aus zu<br />

machen. Flucht. Ein, Zwei Untote vor mir kassierten einen Schlag mit meinem Hammer, ehe ich mich<br />

in den Gang des Hauptraumes zurückzog. Die Überlebenden <strong>der</strong> Freien Festung wichen angespannt<br />

und zittrig vor dem Mädchen zurück, das sich langsam vor <strong>der</strong> herannahenden Horde in unsere<br />

Richtung bewegte. „Aaaaaaaaaah!!“ hallte es aus vielen Kehlen, während sich <strong>der</strong>en Besitzer die Ohren<br />

zuhielten. Das Stimmorgan des infizierten Kindes setze zu einem gellenden Schrei an, dessen Wirkung<br />

und Dauer wohl unbegrenzt zu sein schienen. Es erinnerte mich an den Schrei <strong>der</strong> Nazgul aus <strong>der</strong> Herr<br />

<strong>der</strong> Ringe Trilogie, es war ein Film, eine fiktive Welt. Jetzt, ein Jahrzehnt nach <strong>der</strong> Ausstrahlung und<br />

einen Wandel <strong>der</strong> Welt später, stehen wir selbst vor einer Kreatur, die uns mit ihrem Schrei die<br />

Trommelfelle malträtiert. Doch <strong>der</strong> Schmerz ließ nach. Ein mutiger Recke namens Pat schlich sich von<br />

hinten an das Mädchen heran und beendete unser Leid mit einem glatten Schnitt <strong>der</strong> Kehle. Es wurde<br />

ruhig. Eine Sekunde Stille. Zwei Sekunden Ruhe und Erholung… Plötzlich werden wir aus unserer Trance<br />

zurück in die Realität gerissen, als ein Zombie den Retter von hinten attackiert und ihn auf dessen<br />

Rücken zu Boden reißt. Er kämpft um sein Leben, hätten einige Männer vor mir nicht schnell genug<br />

reagiert, hätte wohl auch er das Zeitliche segnen müssen. Gott sei Dank hat er es überstanden. Mit<br />

neu generiertem Mut und Courage trieben wir die Untoten aus <strong>der</strong> Festung heraus und konnten Meter<br />

um Meter zurückerobern. Nach einigen Minuten war diese Schlacht geschlagen und zu unseren<br />

Gunsten entschieden. Doch zu welchem Preis? Ingo fiel in dieser Schlacht. Er warf sich todesmutig an<br />

die Front, um aus einer vermeintlich sicheren Position die Horde mit seiner Pistole zu verlangsamen.<br />

Doch auch er wurde überrascht und zu Tode gebissen. Meine Gefühle kamen in mir hoch. Zu viel Tod<br />

und Leid um mich herum nagten an meinem Bewusstsein und Geist. Wie soll ich das noch überstehen?


Ich ließ mich zur Wache am Hinterhof einteilen, um das Gebiet überblicken zu können. Es kehrte<br />

wie<strong>der</strong> ein wenig Ruhe ein in die Freie Festung, wenn man das denn den Umständen entsprechend so<br />

benennen kann. Wunden wurden versorgt, geschundene Seelen beruhigt und aufgepäppelt. Circa 50<br />

Meter entfernt meiner Position traf eine Patrouille auf eine größere Gruppe Zombies. Red und White<br />

befanden sich unter ihnen, welche die letzten Stunden einen fantastischen Job in <strong>der</strong> Festung gemacht<br />

haben. Die Zahl <strong>der</strong> Behandlungen überstieg die Einhun<strong>der</strong>ter-Grenzer gewiss. „Schützt die Mediiics!“<br />

hörte ich mehrere Male, während ich immer mehr Überlebende beim Angriff <strong>der</strong> Zombies fallen sah.<br />

Ich erfuhr, dass es sich hierbei um einen Einsatz handelte, bei welchem die Patrouille eine<br />

verschlossene Kiste mit Zahlenschloss aufsammelte. Und genau diese Gruppe wurde gerade vor<br />

unseren Augen dezimiert! Verstärkung wurde entsandt, um die Verluste nicht noch drastischer<br />

ansteigen zu lassen. White ging zu Boden. Ein Runner hatte sie hinterrücks in ihr Bein getacklet und sie<br />

damit zu Fall gebracht. Es waren ihre letzten Sekunden. Ehe ich mich versah, sank auch Red zu Boden<br />

und wurde zum gefundenen Fressen für einen Untoten. Zwei unserer Medics sind gerade vor meinen<br />

Augen ums Leben gekommen, bleibt nur noch einer in <strong>der</strong> Festung… Die heutige Nacht wird hart, ob<br />

einer alleine dies bewältigen kann? Meine Zweifel verhärten sich. Macht es gut Red und White…<br />

Hoffentlich findet ihr einen schnellen Tod… Einige wenige überlebten dieses Schlachtfest und kamen<br />

mit <strong>der</strong> verheißungsvollen Truhe zurück in die Basis. Diese Kiste war nur zu öffnen, indem an einem<br />

Zahlenschloss <strong>der</strong> richtige Code eingestellt wird. Nachdem über eine Stunde lang vergeblich nach<br />

Hinweisen gesucht worden war, überkam die Verantwortlichen eine neue Erkenntnis. Derjenige, <strong>der</strong><br />

das Geheimnis um die Kombination <strong>der</strong> Truhe wissen konnte, fiel in <strong>der</strong>selben Schlacht, in welcher sie<br />

die Beute erretten konnten. Vor Verzweiflung stellten sie einen Kollegen dazu ab, in langatmiger Arbeit<br />

alle möglichen Kombination auszuprobieren, die möglich waren. Viel Glück, armer Tölpel.<br />

Am Hinterhof war Lärm zu hören. Eine Wache am Turm ist wohl über die Mauer gesprungen und<br />

abgedampft, erzählte man mir. Was ist hier los? Ich hielt ein wenig Ausschau im Hof und hörte mich<br />

um. „Jemand hat etwas gestohlen“ „Der hat wen umgelegt“ und weitere Vermutungen machten die<br />

Runde. Klarheit sollte in die Gerüchteblase vorstoßen, als ein Trupp Entsandter <strong>der</strong> Freien Festung<br />

einen Typen an den Gliedmaßen vor das Gitter außerhalb des Hofes zerrten. Dieser wehrte sich mit all<br />

seinen Kräften, doch die Haltegriffe waren zu stark für ihn. Einer <strong>der</strong> Anführer, es müsste Claud<br />

gewesen sein (Ich verwechsle die beiden Brü<strong>der</strong> Claud und Dimitri des öfteren, was müssen die auch<br />

so gleich aussehen!), verhörte den Geflüchteten. Ihm wird vorgeworfen, dass er eine größere Menge<br />

Verbandszeug entwendet hat. „Ich hab‘ nichts verdammt! Und du nimmst deine Hände von mir du<br />

Wichser!“ brüllte er jemanden an. Dieser wollte ihn auf <strong>der</strong> Stelle erdolchen, doch Claud hielt ihn<br />

zurück. Nach zwei, drei weiteren Drohungen gab <strong>der</strong> Straftäter doch noch klein bei und lüftete das<br />

Geheimnis, indem er auf die Tasche an seiner Seite zeigte. Als einer <strong>der</strong> Männer sie öffnete, zog er eine<br />

große Menge Verbandsmaterial heraus. Er hat also geklaut! Verdammter Dieb… Claud rief zur Freien<br />

Festung, dass sich alle am Gitter zu versammeln hätten, da hier ein Exempel statuiert wird. „Wir dulden<br />

keinen Diebstahl o<strong>der</strong> ähnliche Straftaten hier in unserer Freien Festung. Als Strafe steht hierauf <strong>der</strong><br />

Tod, lasst euch das ein Beispiel sein!“ Der zuvor beleidigte Kollege an seiner Seite setzte dem Schurken<br />

den Todesschuss. Mit einem „Hier gibt es nichts zu sehen“ ließen sie die Leiche liegen und begaben<br />

sich zurück in die Freie Festung.<br />

Als die Sonne langsam ihre letzten Strahlen auf unsere Festung entsandt, erhielten wir Besuch. Einige<br />

Mitglie<strong>der</strong> des Doomsday MC, jenen Rockerclubs, <strong>der</strong> in <strong>der</strong> vorherigen Nacht ein Mitglied per<br />

Kopfschuss vorm Haupteingang <strong>der</strong> Freien Festung verlor, suchten bei uns Unterschlupf. Ihr Clubhaus<br />

ist überrannt worden und die Überlebenden suchten <strong>Zuflucht</strong>. Die Veteranen gaben dieser Bitte nach<br />

und ließen sie in den Offiziersraum passieren. Die Männer und Frauen waren auf jeden Fall merklich


gezeichnet, ich kann mir vorstellen, dass es viele, die nicht so erprobt wie sie im Kampfe sein mögen,<br />

es nicht lebend bis hierhergeschafft hätten. Beson<strong>der</strong>s das Schild lies in mir Hoffnung aufkommen, da<br />

sich damit <strong>der</strong> Haupteingang auf jeden Fall sehr stark verteidigen lassen sollte. Es dauerte nicht lange,<br />

ehe ihre Kampfkraft gebraucht wurde. Frontal trieben die Zombies bereits die Wachen vom Vorhof<br />

zurück in die Festung, gerade noch rechtzeitig, um die Tür via Schild zu sichern. „Schusswaffen nach<br />

vorne, schießt über die Deckung!“ kommandierte <strong>der</strong> Vice President des MC nach hinten. Wir leisteten<br />

Folge, auch ich zog meine Pistole heraus und feuerte auf den untoten Mob. Es waren verdammt viele.<br />

Das erste Dutzend war aber noch als ungefährlich einzustufen, da es sich lediglich um „normale“<br />

Schlurfer handelte. Doch lange währte dieser Zustand nicht. Als <strong>der</strong> erste Polizist von außen gegen das<br />

Schild rammte, brach die Barrikade auf, schnell waren die nötigen Mannen zur Stelle, um das Ungetüm<br />

mit Äxten und Schwertern zu erlegen, doch war die Deckung nun bereits einmal durchbrochen worden.<br />

Der Rocker-Club schaffte es, Disziplin und Ordnung in die Verteidigungslinie zu bringen, sodass bis dato<br />

kein einziger Verlust auf Seiten <strong>der</strong> Überlebenden zu beklagen war. Bis… „Craaawler!!“ Eines dieser<br />

Biester sprang in den Offiziersraum tat sein Unheil. Ich sah den untoten Schatten im Augenwinkel<br />

zwischen teils kämpfenden, aber auch flüchtenden Männer und Frauen hin und her huschen, ehe er<br />

eine weibliche Rockerin am Bein erwischte. Zu ihrem Unglück, biss er sich dabei fest. Sie wurde in<br />

Sicherheit gezogen, nachdem <strong>der</strong> Crawler zurückgedrängt wurde und ein Medic wurde verlangt. Nach<br />

einigen Sekunden war dieser auch zur Stelle. „Was gibt es denn?“ Als Antwort erhielt er ein knappes:<br />

„Crawler-Biss im Bein!“ „Und dafür ruft ihr einen Medic?“, fragte er, bevor er schnurstracks das Leben<br />

<strong>der</strong> Verwundeten auslöschte. Ihr Partner konnte es nicht fassen. „Bist du irre? Warum bringst du sie<br />

um? Das war ein fucking Biss! Man weiß gar nicht, ob sie infiziert ist Mann!“ Der Medic beharrte auf<br />

seiner Entscheidung und sah sie als die Richtige an. Der Rocker verlangte nach dem Anführer <strong>der</strong> Freien<br />

Festung. Dieser erschien auch ein paar Minuten später und lies sich die Situation schil<strong>der</strong>n. Er selbst<br />

musste zugestehen, dass ein Crawler-Biss nicht automatisch eine Infektion zur Folge haben müsste,<br />

falls doch, hätte auch die Amputation des Beines eine Option sein können. Das Band zwischen freier<br />

Festung und MC wurde mit dieser Aktion ein wenig angeschnitten. Weitere Verluste trafen beide Lager<br />

bei diesem Angriff aber nicht mehr, da die gemeinsame Verteidigung standhielt und die Horde bis auf<br />

den letzten Untoten ausgeschaltet werden konnte. Es war ein guter Kampf… Doch mit welchen Folgen<br />

für beide Lager?<br />

Diese Gedanken nahm ich fürs Erste mit in den Schlaf. Ich legte mich ein wenig früher auf meine<br />

unfassbar bequeme Isomatte als in <strong>der</strong> Nacht zuvor, da die Anstrengungen des Tages und <strong>der</strong> wenige<br />

Schlaf schon arg an meinen Kräften zerrten. Am Schlafplatz neben mir nahm <strong>der</strong> Mädchen-Töter Pat<br />

Platz, <strong>der</strong> noch gerade so überleben konnte. Gerade als wir uns zur Ruhe legten wollten, sprang direkt<br />

neben uns ein Fenster auf und ein Crawler streckte seine hässliche Fratze herein. Wie von einer<br />

Tarantel gestochen, o<strong>der</strong> sollte ich sagen, wie von einem Zombie angebissen, sprangen wir beide auf<br />

und schlugen ihm das Fenster vor <strong>der</strong> Nase zu. Er stemmte sich fortan mit Schild gegen das Fenster<br />

und ich mit meinem Hammer gegen die Barrikade daneben, die unter den Schlägen des Untoten zu<br />

beben begann. „Der Hammer ist schon ganz geil“, flüsterte er mir zu, was in mir ein Lächeln<br />

hervorbrachte. Es war selten geworden in letzter Zeit, für einen kurzen Moment alles um sich herum<br />

zu vergessen. Ich bedankte mich bei ihm für seine Unterstützung mit Schild und als <strong>der</strong> Crawler abzog,<br />

legten wir uns wie<strong>der</strong> hin. Ich positionierte eine Handaxt neben meinem Schlafplatz, um im Fall <strong>der</strong><br />

Fälle schnell reagieren zu können. Ich schlief ein…


„Aaaaaaaah!“ Ein Schrei schreckte mich auf. Ich ahnte Böses. Leicht beugte ich mich nach vorne und<br />

blickte in Richtung Hauptraum. Meine Vermutung wurde bestätigt, als ein lautes „Heeeenkeeer,<br />

laaaauft!“ durch die gesamte Festung gebrüllt wurde. Ich zog meine Schuhe fest, nahm den Hammer<br />

in die Hand und positionierte mich hinter einer kleinen Barrikade im Schlafraum mit Blick auf den<br />

Hinterhof. Viele Bekannte, sogar manche Freunde, befanden sich dort in <strong>der</strong> Falle. Zum Glück hatte<br />

<strong>der</strong> Henker keine Unterstützer an seiner Seite, die ihm Augenlicht schenken würden. Mittlerweile war<br />

die Schwachstelle des Henkers ausgemacht, weshalb die Festung wie eine Einheit schwieg. Abgesehen<br />

von einigen Schnarchern im Schlafraum, die wohl den Ernst <strong>der</strong> Lage nicht erkannten. Ein kurzer Stoß<br />

gegen die Brust ließ den Schlafenden neben mir zucken und sein Donnerhall verstummte. Glück<br />

gehabt, dass er nicht aufschrie. Ich richtete meine Augen wie<strong>der</strong> gen Ausgang. Siggy, ein Überleben<strong>der</strong>,<br />

<strong>der</strong> sich wie ich seit meiner Ankunft in <strong>der</strong> Festung befand, übernahm das Lock-Kommando. Langsam<br />

schlich er von Position zu Position und or<strong>der</strong>te mit einem kurzen Pfiff den Henker zu sich heran. Ein<br />

weit ausholen<strong>der</strong> Schlag des Alptraums in Schwarz hat gerade fast 7 Mann in einer Reihe den Bauch<br />

aufgeschlitzt, doch sie schafften es alle geistesgegenwärtig in Sicherheit zu springen. Für meinen Teil<br />

betete ich nur, dass sich <strong>der</strong> sichere Tod nicht in den Schlafraum begeben möge, da dann wohl mein<br />

Leben ein Ende nehmen würde. Mein Gebet wurde erhört. Die Männer und Frauen im Hinterhof<br />

schafften es, sich nach und nach so zu positionieren, dass sie in die Festung zurückkehren konnten. Als<br />

alle in einem sicheren Abstand waren, setzten sie zu dem Sprint an und verließen die Festung durch<br />

den Hinterausgang o<strong>der</strong> das Stargate. Der Henker folgte ihnen und so lockten sie ihn fort. Kein einziger<br />

Überleben<strong>der</strong> wurde bei diesem Angriff verwundet. Respekt Leute, das war eine gute Aktion. Mit<br />

pumpenden Herzen und Blut legte ich mich wie<strong>der</strong> nie<strong>der</strong>, um ein wenig mehr Ruhe zu finden.<br />

Irgendetwas weckte mich auf. Mit aufgerissenen Augen blicke ich nach vorne und sehe einen Schatten<br />

auf mich zustürmen. Instinktiv griff ich nach meiner Axt, schlug mit einer flinken Bewegung nach oben<br />

hin aus und traf das Monster direkt am Hals. Blut spritze auf meinen Schlafsack, mein Gesicht und<br />

meine Ausrüstung. Der Getroffene wankte nach rechts und ließ von mir ab. Es war ein Crawler, <strong>der</strong><br />

daraufhin irgendwohin verschwand. Vielleicht wurde er auch getötet? Ich kann es nicht sagen. Mein<br />

Herz schlug schneller wie selten zu vor in meinem Leben und ich war plötzlich hellwach. Ist mein<br />

Überlebenssinn mittlerweile so stark ausgeprägt? Ich kann diese Frage wohl nun mit einem Ja<br />

beantworten, da mich nur eine halbe Sekunde vom sicheren Tod bewahrt hatte. Das ist einfach zu viel<br />

für mich… Ich brauche Ruhe.<br />

Ich schlief bis circa acht Uhr morgens. Pat neben mir hat die Angriffe wohl auch überstanden, da er<br />

noch seelenruhig durch Traumwelten wan<strong>der</strong>te. Die Vögel zwitscherten fröhliche Lie<strong>der</strong>, die Sonne<br />

schien friedlich durch die Schlitze in den Barrikaden und im Essensraum hörte ich vereinzelt Gelächter.<br />

Für einen kurzen Moment hatte ich das Gefühl, ich würde wie<strong>der</strong> in einer Welt vor <strong>der</strong> Apokalypse<br />

leben. Es war ein schöner Moment. Die kurzweilige Dauer rührte aber daher, dass ich vor mir die<br />

Blutlache sah, die <strong>der</strong> nächtliche Crawler hinterlassen hatte. Mein Schlafsack war total besudelt, meine<br />

Axt aufgrund des Treffers im Halsbereich erst recht, aber auch meine Ausrüstung zu meiner Linken<br />

bekam nicht nur einen Spritzer ab. Hier ist nichts mit Paradies o<strong>der</strong> normaler Welt, die Kacke ist immer<br />

noch am Dampfen. Ich seufze einmal enttäuscht auf, eher ich mich erhebe und meine Ausrüstung<br />

anlege. Bevor ich einen Happen Essen konnte, wurde ich bereits in Richtung Stargate geor<strong>der</strong>t,<br />

Zombies seien hier wohl bereits durchgebrochen. Ich kam meiner Verantwortung als Mitglied <strong>der</strong><br />

Freien Festung natürlich sofort nach und stürmte zur Hilfe. Sie war auch nötig. Bis zum letzten Meter<br />

im Gang fanden sich ein paar vereinzelte Verteidiger einem guten Dutzend Zombies gegenüber, die<br />

nur noch eine umgestürzte Tür vor sich als Hin<strong>der</strong>nis überwinden mussten. Eine aussichtsreiche<br />

Situation für mich und meinen Hammer. Durch viele Hände und Arme hindurch, die nach meiner Waffe


griffen, schlug ich mit Täuschungsmanövern auf einzelne Schädel ein und beendete so das Leid <strong>der</strong><br />

eigentlich einst harmlosen Seelen in den Körpern von verrückten Monstern. Als ich gerade einen<br />

gerüsteten Polizisten-Zombie zur Strecke brachte, stockte ich. Ich sah Ingo. Doch nicht so, wie er mir<br />

in Erinnerung war. Er war blutüberströmt, mit bleichem Gesicht, Hautfetzen aus dem Mund hängend<br />

und irre stöhnend. Mein erster Begleiter im Gebiet von <strong>Mahlwinkel</strong> war just in diesem Moment als<br />

Feind aufgetreten. Er erkannte mich nicht. Er würde wohl nicht mal mehr seine Frau erkennen, so<br />

krank war sein Auftreten. Ich schüttelte alle Emotionen ab, schaltete in ein Stadium <strong>der</strong><br />

Gefühlslosigkeit um, holte einmal Schwung und schlug mit maximaler Kraft senkrecht auf Ingos<br />

Schädel. Die Knochen brachen, das Hirn platze und die Sauerei verteilte sich auf Zombies, wie auf<br />

Überlebende. Das wird nicht <strong>der</strong> letzte Freund sein, wenn ich hier irgendwann lebend rauskommen<br />

will. Nach diesem Schlag musste ich mich erst einmal zurückziehen, es waren auch nur noch zwei<br />

Zombies am Leben, <strong>der</strong>en Leiber binnen Sekunden durch gezielte Schläge auf die <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Untoten<br />

fielen. Ich brauche etwas zu Essen.<br />

Während dem Essen unterhielt ich mich mit zwei Überlebenden aus Nordrhein-Westfalen. Namentlich<br />

Siggy, <strong>der</strong> sich ja bereits als Henker-Lockvogel profiliert hatte und Matze, ein fülliger Freigeist, <strong>der</strong> stets<br />

einen lockeren Spruch auf den Lippen hatte. Zusammen mit Money, <strong>der</strong> zu diesem Zeitpunkt noch<br />

döste, war dieses Dreiergespann die letzten Tage des Öfteren auf Patrouille im Feld unterwegs, was<br />

mir bis dato zu gefährlich erschien. Doch heute wollte ich raus, zwei Tage lang in <strong>der</strong> Festung gefangen,<br />

wurden mir langsam zu viel. Wir rüsteten uns aus und marschierten los in Richtung des russischen<br />

Tempels (So nannten die Drei ihn zumindest, ich bezweifle, dass sich hier wirklich mal ein Tempel<br />

befand). Es tat gut, an diesem sommerlichen Tag bei einem lauen Lüftchen ein wenig die Umgebung<br />

zu erkunden. Als wir den Tempel passierten, entdeckten wir im Wald vor uns zwei Zombies. Da ich<br />

mich bisher aus Kämpfen, zumindest von <strong>der</strong> Front, zurückgehalten hatte, lüstete es auch mich nach<br />

ein wenig Kampf. Zwei gegen Vier dürfte auch machbar sein… Aber nicht, wenn es aus den Zwei<br />

plötzlich Vier, dann Acht, dann ein ganzes Dutzend und viele weitere werden. Wir wählten zuerst den<br />

taktischen Rückzug, da uns dieses Zahlenverhältnis ein wenig unfair erschien. Unsere Flucht verlief<br />

recht optimal, da sich drei Zombies von <strong>der</strong> Gruppe abkapselten und ihn unsere Richtung wankten. Im<br />

Dickicht wollten wir ihnen aber nicht unbedingt entgegentreten. Ein paar Meter weiter entfernt befand<br />

sich ein größeres Gebäude, was wohl eventuell früher Panzer o<strong>der</strong> ähnlich große Gefährte als<br />

Abstellmöglichkeit nutzen. Auf offenerem Feld warten wir nun, bis sie auf uns stoßen. Matze hebt<br />

dabei sein Shirt hoch, klatscht mit <strong>der</strong> stumpfen Seite seiner Axt gegen seinen Bauch und macht sich<br />

selbst schmackhaft. Ein durchgeknallter Typ… Derjenige, <strong>der</strong> sich an Matze orientierte, erhielt einen<br />

Klaps meines Hammers gegen den Hinterkopf, sein daraufhin folgendes Taumeln wurde per glattem<br />

Axtschlag zu einem Fallen abgeän<strong>der</strong>t. Zombie Zwei und Drei fielen nach Gewehrschüssen und einem<br />

weiteren Axthieb. Meine erste Auseinan<strong>der</strong>setzung im Freien… Ich muss sagen, es fühlt sich gut an.<br />

Wir machten uns nun wie<strong>der</strong> auf den Weg zu <strong>der</strong> Stelle, an welcher wir uns vorher zurückgezogen<br />

haben. Wir trafen hier auf eine mehrköpfige Gruppe, die auf <strong>der</strong> Suche nach etwas waren. „Moin…<br />

Wisst ihr, wo wir so Rocker wie ihn hier, mit so ner Kutte, vom Doomsday MC finden?“ Siggy, Money<br />

und ich schwiegen im ersten Moment und drucksten herum. Matze posaunte völlig frei heraus: „Ja<br />

klar, die sind gestern Abend mit Banner in die Freie Festung eingezogen und haben es sich dort<br />

gemütlich gemacht. Sollen wir euch hinbringen?“ „Wo ist denn die Freie Festung am sein?“ Matze<br />

zeigte in die Richtung, aus <strong>der</strong> wir kamen. „Wir können euch auch hinbringen. „Ne, ist schon okay…<br />

Frau, ich hab‘ heute wie<strong>der</strong> meinen romantischen am sein.“ Einer <strong>der</strong> Rocker, Zahnfee sein Name,<br />

spuckte nach diesen Worten auf den Boden, näherte sich einer Frau und gab ihr einen Kuss. Ein wenig<br />

angewi<strong>der</strong>t ob <strong>der</strong> Manieren verabschiedeten wir uns von dieser Gruppe und zogen weiter. Wir kamen


an ein ähnliches Gebäude wie jenes, vor welchem wir vor einigen Minuten die Zombies erlegten. Wir<br />

checkten in Ruhe die Räume, die Mal gut, mal weniger gut beleuchtet waren, doch die Luft war rein.<br />

Gegenstände ließen sich hier jedoch nicht für die Festung bergen, ich würde schon echt gerne mit<br />

etwas Nützlichem zurückkehren. Aber es soll wohl nicht sein. Danach hieß es nach knapp 1,5 Stunden<br />

Rückkehr, da Money auch noch nicht gefrühstückt hatte. Und man sollte ihm definitiv nicht sein<br />

Frühstücksfleisch verwehren.<br />

Nach einem ausgewogenen Mahl mit Kidneybohnen und Thunfisch meinerseits, packten wir unsere<br />

Sachen wie<strong>der</strong> weg und begaben uns in den Hinterhof, um die Umgebung ein wenig im Auge zu<br />

behalten. Einige Minuten ohne beson<strong>der</strong>e Vorkommnisse später trat <strong>der</strong> Vice President vom DMC im<br />

Hauptraum auf und or<strong>der</strong>te jeden Mann und jede Frau in den Hinterhof, da er eine Ansage zu machen<br />

hatte. Was mag das wohl sein? Ich wun<strong>der</strong>te mich kurz, war dann aber eher neugierig. „So… Kurze<br />

Ansage. Die ehemaligen Anführer <strong>der</strong> Freien Festung haben sich vom Acker gemacht und uns die<br />

Führung <strong>der</strong>selben überlassen. Deswegen gibt es eine klare Ansage. Wer kämpfen und sich beteiligen<br />

will, <strong>der</strong> kann hier bleiben, <strong>der</strong> Rest kann sich verpissen. Ihr habt Zeit, euch bis halb 1 zu entscheiden.<br />

Ende“ Hmm. Wir Vier sind uns nicht sicher, was wir davon halten sollen. Ich persönlich tendiere sehr<br />

stark in Richtung des DMC, da ich ihre Kampfkraft und Organisation in <strong>der</strong> letzten Nacht mitbekommen<br />

hatte und mir eine solche Leitung im Verteidigungsfall Sicherheit geben würde. Wir meldeten uns<br />

direkt für die Wache am Haupteingang, da wir recht schnell <strong>der</strong> Meinung waren, dass ein Verbleib<br />

besser sei, als im Freien zu streunen. Gerüchte um mehrere Rai<strong>der</strong>-Gruppen machten die Runde, da<br />

muss ich persönlich echt nichts mit zu tun haben. Nach ein paar Minuten Wache kam uns einer <strong>der</strong><br />

MC’s entgegen und gab uns einen Energie-Riegel als kleine Motivation für unsere Wache. Wir teilten<br />

ihn brü<strong>der</strong>lich und bedankten uns. Ein wenig erstaunt blicke ich in Siggys Gesicht, da ich ein wenig baff<br />

bin. In <strong>der</strong> alten Freien Festung gab es solche Schmankerl nicht. Wir schlossen die Rocker sofort in<br />

unsere Herzen. Im Laufe <strong>der</strong> halben Stunde zog eine Gruppe nach <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en davon und die reine<br />

Manneskraft sank minütlich. Im gleichen Zuge kam eine Fraktion nach <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en an den<br />

Haupteingang und beglückwünschte den Doomsday MC. Unter an<strong>der</strong>em zeigten sich hier zwei Männer<br />

eines ugandischen Kampftrupps, die zugleich ein Angebot bezüglich einer gesuchten Person<br />

unterbreiten. Details konnte ich aber nicht vernehmen, da das Gespräch zunehmend leiser wurde. Eine<br />

weitere Gruppe waren die MacNecks, die mit einem kleinen Fass Becks und einer PET-Flasche<br />

Moonshine an uns herantraten. Sie hatten eigentlich vor, <strong>der</strong> Freien Festung das mit Wasser gefüllte<br />

Fass als Bier zu verkaufen, was sie sich aber, ehrlich zugebend, bei den MC’s nicht getraut hatten.<br />

Trotzdem verhandelten sie gute 15 Minuten um Alkohol, Zigaretten, Tabak, Süßigkeiten, Schnaps,<br />

Spielkarten und vieles mehr. Für sie ohne Erfolg, da die Vorräte in <strong>der</strong> Festung sehr stark zu neige<br />

gingen. Enttäuscht, aber mit einem Lächeln auf den Lippen, verabschiedeten sie sich von uns. Nette<br />

Leute…<br />

Die halbe Stunde war um und <strong>der</strong> wirklich klägliche Rest sammelte sich im Hauptraum. 30, maximal 40<br />

Mann blieben zur Verteidigung zurück. Der Vice President machte klar, dass es eindeutige Regeln gäbe.<br />

Ein je<strong>der</strong> hat anzupacken und zu helfen wo er kann. Es wird um Himmels Willen kein einziger leben<strong>der</strong><br />

Mensch aus welchen Gründen auch immer umgelegt. Streitereien und Auseinan<strong>der</strong>setzungen sind in<br />

Zeiten <strong>der</strong> Apokalypse normal, dann haut man sich mal ordentlich auf die Fresse und danach ist es<br />

auch wie<strong>der</strong> gut. Wir haben einen gemeinsamen Feind und dafür kann man sich keinen einzigen<br />

Verlust leisten, <strong>der</strong> im Ernstfall unterstützen könnte. Das war es auch schon. Knackig, kurz, aber für<br />

uns völlig akzeptabel. Im selben Atemzug erwähnte <strong>der</strong> Vice zwei Missionen. Für Nummero Uno<br />

benötigt er 10 geile Typen mit dicken Eiern, um Benzin zu besorgen. Innerhalb eines Augenblicks<br />

schnellten genügend Hände nach oben. Der MC taumelte fast vor Überraschung zurück. „Vor paar


Stunden hätte sich da keine Sau gemeldet. Sehr geil! Sammelt euch dort drüben.“ Dem zweiten Auftrag<br />

lauschte ich nicht mehr, da ich mich bereits für die Benzin-Mission bereit erklärte. An meiner Seite<br />

standen Money und Matze, Siggy hielt am Haupttor Wache, weshalb er sich uns nicht anschließen<br />

konnte. Ein paar letzte Vorbereitungen wurden getroffen und wir begaben uns unter <strong>der</strong> Leitung von<br />

Karlsson ins Freie. Gleich auf den ersten Metern gab er uns Ratschläge für den Kampf. Bei kleineren<br />

Zombie Gruppen übernehmen die Nahkämpfer den Angriff und schalten die Untoten aus, sollte es<br />

kritisch werden, unterstützen die Fernkämpfer mit Schusswaffen. Sollte man auf größere<br />

Gruppierungen stoßen, wird sich die Gruppe in einer Art „V“ öffnen mit den Nahkämpfern in Reihe<br />

Zwei, um die sich nähernden Zombies von den Schusswaffen fernzuhalten, zeitgleich haben die<br />

Schusswaffen freie Schussbahn. Mir imponierte Karlsson, mit welcher Ruhe und Expertise er uns dies<br />

näherbrachte. Ich fühlte mich nicht mehr als fast schon feiger Überleben<strong>der</strong>, son<strong>der</strong>n als taktisch<br />

geschulter Kämpfer. Guten Mutes marschierte ich in <strong>der</strong> Formation in Richtung freies Feld. Unser Ziel<br />

war noch nicht ganz klar, da uns keine genauen Koordinaten zugespielt worden waren. Wir kamen<br />

erneut an <strong>der</strong> Todesstelle <strong>der</strong> drei morgendlichen Zombies vorbei, als vor uns eine mindestens 20<br />

Mann starke Rai<strong>der</strong>gruppe herumschlen<strong>der</strong>te. Sie waren zwar noch circa 200 Meter entfernt, doch die<br />

Bedrohung war bereits spürbar. Wir wollten erst in Richtung Charlies abbiegen, doch hier hätten uns<br />

die Rai<strong>der</strong> den Weg abgeschnitten. Aus diesem Grund machten wir uns in die entgegensetze Richtung<br />

auf und die Gruppierung verfolgte uns auch nicht mehr, da sie sich ein einzeln herumstreunendes<br />

Opfer aussuchten und bespaßten. So würden sie es vielleicht nennen. Ich seiner Haut will ich gerade<br />

nicht stecken. Das nächste Gebäude war jenes, welches wir auch während <strong>der</strong> morgendlichen<br />

Patrouille auskundschafteten. „Räume sichern, und seid vorsichtig!“ ermahnte uns Karlsson. Der erste<br />

Raum war sicher, <strong>der</strong> zweite ebenso. Es war ein leichtes, sie zu überprüfen, da sie hell durchleuchtet<br />

waren. Während ich mich in Richtung <strong>der</strong> dunkleren Räume aufmachte, fand eine Kollegin des Trupps<br />

den Kanister. Ich spürte Freude, während ich in den dunklen Gang sah. Ein kurzer Schwenk des Kopfes<br />

nach rechts und ich blickte direkt in die dunkle Maske eines mit Sturmgewehr bewaffneten Mannes,<br />

<strong>der</strong> direkt auf mich zielte und das Feuer eröffnete. Warum schaue ich Idiot hier verdammt nochmal<br />

rein, ich bin null, fucking null geschützt!!! „Raaaaiii<strong>der</strong>“ rief ich, als ich auf <strong>der</strong> Stelle kehrtmachte und<br />

in die Richtung floh, aus <strong>der</strong> ich kam. Von links flog eine weitere Kugel auf mich zu und touchierte<br />

meine Brille. Fuck, das wäre gerade ein glatter Kopfschuss geworden um Haaresbreite, mach das du<br />

hier wegkommst. Ohne einen klaren Gedanken zu fassen und voller Todesangst sprinte ich auf den<br />

gegenüberlegenden Raum zu, bei dem ich wusste, dass er keine Tür hatte. Im Augenwinkel sah ich<br />

mehrere Rai<strong>der</strong> auf meine Kollegen stürzen, die sich mit Ausrufen wie „Aiaiaiai“ bemerkbar machten.<br />

Ich hatte bis jetzt jeglichen Zombie, Crawler o<strong>der</strong> Henker überlebt… Jetzt werde ich doch nicht bei<br />

meiner ersten fucking Mission nie<strong>der</strong>gemäht von <strong>Menschen</strong>! Ich näherte mich dem Ende des Raumes.<br />

Vor mir befand sich eine Fensteröffnung, dessen Höhe gefühlt auf einer Skala mit meiner Brust<br />

rangierte. Egal, <strong>der</strong> Tod ist die Alternative. Mit einem beherzten Satz landete ich mit dem rechten Fuß<br />

auf dem Sims, den Hammer weiterhin in <strong>der</strong> Hand und sprang hindurch. Als ich landete, wurde ich von<br />

rechts von einem weiteren Rai<strong>der</strong> unter Beschuss genommen. Ich feuerte blindlings eine Kugel auf ihn<br />

ab, die kläglich ihr Ziel verfehlte. Renne. Laufe. Halte nicht an, kehre nicht zurück. Flüchte in die scheiß<br />

Festung!! Mehr konnte ich nicht denken. Nach mehreren Minuten reinen Sprints kam ich keuchend<br />

und erschöpft am Haupteingang <strong>der</strong> Freien Festung an und warf hier Siggy die Wortfetzen: „Rai<strong>der</strong>, ich<br />

bin entkommen, ich hab‘ keine Ahnung, wer überlebt hat“ hin und begab ins Innere. Der President<br />

musste erfahren, was passiert war. Völlig aufgeregt rannte ich in den Hauptraum, in welchem er mit<br />

einigen Kollegen an einem Tisch saß. „Rai<strong>der</strong> haben uns bei <strong>der</strong> Benzin-Mission überfallen. Ich weiß<br />

nicht wer überlebt hat. Ich bin entkommen und wollte so schnell es geht davon berichten!“ „Wo ist<br />

das Benzin“ „Keine Ahnung, ich habe nichts mehr mitbekommen“ „Ist okay“ Er machte eine nickende<br />

Kopfbewegung und gab mir zu verstehen, dass mir jetzt nicht das Hirn wegpustet wird. Ich hatte Angst,<br />

eventuell als Deserteur o<strong>der</strong> ähnliches zu gelten, weil ich meine Leute im Stich ließ. Hoffentlich<br />

kommen sie alle irgendwie an einem Stück zurück…


„Matze!“ Money, Matze und ein Kollege kamen mit dem Kanister Benzin über das Stargate in den<br />

Vorraum am Haupteingang. „Wie habt ihr es geschafft verdammt?“ Sie kämpften und rannten. Jedoch<br />

konnten auch sie nicht sagen, wie es um unsere weiteren Gefährten bestellt war. Ich muss weiter<br />

abwarten. Nach weiteren zehn Minuten wurde ich erlöst. Der restliche Teil unserer Gruppe kehrte<br />

unversehrt in die Festung heim. Die Mission war verdammt nochmal ohne Verlust erfolgreich! Ich<br />

fühlte mich gut, niemand starb aufgrund meiner Flucht. Matze berichtete mir davon, wie er einen<br />

Rai<strong>der</strong> erschlug. Er erkannte, dass sein Gegenüber eine Waffe mit drei Schuss Munition führte.<br />

Gekonnt wich er diesen drei Schuss aus und stürmte daraufhin auf ihn zu. Das Arschloch merkte wohl<br />

nicht, dass sein Magazin leer war, als er ein viertes Mal abdrücken wollte. Das letzte was es spürte,<br />

waren drei Hiebe mit <strong>der</strong> Axt in Schulter und Hals. Der Matze hat echt was auf dem Kasten, im Kampf<br />

ist er ziemlich versiert. Um mich zu beruhigen, bezog ich auf einem <strong>der</strong> Wachtürme meinen Posten.<br />

Eine circa zwanzigköpfige Gruppe nähere sich aus Richtung <strong>der</strong> Charlies. Beson<strong>der</strong>s aufsehenerregend<br />

war eine Art Samurai in rotem Anzug, dem die Meute folgte. Als sie sich einem Zombie näherten,<br />

begannen sie ihn zu umkreisen und skandierten dabei „Kreis des Toodes, Kreis des Toodes, Kreis des<br />

Todes“. Der Kreis schloss sich und <strong>der</strong> arme Untote fand seinen Tod. Der Kreis des Todes hatte aber<br />

anscheinend noch nicht genug. Es näherte sich ein Ketten-Zombie, <strong>der</strong> kräftig gebaut und mit einem<br />

Vorschlaghammer bewaffnet war. Die immer noch wie<strong>der</strong>hallenden Rufe <strong>der</strong> Gruppe schienen ihn<br />

angezogen zu haben. Sie öffneten ihm einen Spalt, sodass er in ihre Mitte treten konnte. Der Samurai<br />

trat ihm augenscheinlich in einem Duell gegenüber. Er wich den ersten Schlägen des Zombies gekonnt<br />

aus. Den o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Treffer konnte er mit einer wirklich ansehnlichen Kampf-Finesse sogar landen.<br />

Was ist das für ein Typ? Gerade landete er einen satten Treffer am Rücken. Der kann das Duell echt<br />

gewinnen. In einem Moment <strong>der</strong> Unachtsamkeit kassierte er aber die volle Breitseite seines<br />

Kontrahenten. Vom Schlag gezeichnet taumelte er ein wenig zurück. Den nächsten Hieb konnte er mit<br />

seinem Schwert parieren, doch stauchte sich sein Arm dabei wohl so sehr, dass er im Anschluss vom<br />

geketteten Ungetüm zu Boden geschickt wurde. Seine Anhängerschaft war in Schockstarre. Ich wende<br />

meinen Blick ab. Ich höre zumindest noch das Brechen von Knochen, das Platzen von Innereien und<br />

weitere, wirklich unangenehme Geräusche, ehe sie verstummten. Der Kreis öffnete dem Besieger ihres<br />

Anführers den Kreis und begannen um ihn zu trauern. Als ich mich gerade abwendete, sprang <strong>der</strong><br />

Samurai wie<strong>der</strong> auf und die Menge jubelte. Was zur Hölle? Ich muss mich nochmal wie<strong>der</strong>holen, was<br />

ist das für ein Typ? Verwun<strong>der</strong>t rieb ich mir die Augen, als <strong>der</strong> Tross weiter in Richtung Haupttor zog.<br />

Sie positionierten sich unter lautstarken „Kreis des Todes, Kreis des Todes“ Rufen vor dem Eingang.<br />

Der Meister, wie sich <strong>der</strong> rote Samurai nannte, seines Zeichens Ninja-Prinz und Halbdämon, for<strong>der</strong>te<br />

einen Vertreter <strong>der</strong> Freien Festung zu einem Kampf heraus mit <strong>der</strong> Waffe seiner Wahl. Nur meldete<br />

sich niemand. Ich selbst habe darauf so etwas von keine Lust, soll ich mit meinem Hammer gegen nen<br />

Halbdämon antreten? Dann kann ich mich gleich tot vor ihn legen… „Naja, wenn sich keiner traut.<br />

Männer! Chicken-Dance!“ Und die gesamte Gruppe mimte Hühner nach mitsamt fiktiven Flügeln und<br />

geflügelten Geräuschen. Ein wenig gekränkt fühle ich mich da jetzt schon. Ein Freiwilliger traute sich<br />

dann aber doch zum Duell und erwählte als seine Waffe die Fäuste. „Kreis des Todes, Kreis des Todes!<br />

Einer geht rein, Zwei gehen raus! Einer geht rein, Zwei gehen raus!“ Was sind das bitte für<br />

durchgeknallte Leute? Wir Mannen im Hinterhof, die das Geschehen durch den Bauzaun<br />

beobachteten, tauschten verdutze Blicke aus. Unser Vertreter hatte nicht wirklich eine Chance.<br />

„Weniger Kreis, mehr Tod! Weniger Kreis, mehr Tod!“ vernahmen wir, während sich die Gruppe vorm<br />

Eingang enger um die Kämpfer zusammenzog. Mit einer für das Auge fast nicht erkennbaren Folge von<br />

Schlägen gegen die Magengrube fiel unser Mann geschlagen zu Boden. Der Kreis des Todes bejubelte<br />

den Triumph ihres Meisters. Doch währte <strong>der</strong>en Freude nur kurz. Ein MC trat heraus und erschlug mit


einer Stachelkeule kurzum den in Rot gekleideten Dämon. Nach ein paar Sekunden Planlosigkeit des<br />

Kreises himmelten sie daraufhin den MC als neuen Meister an, ehe ihr ursprünglicher Meister wie<strong>der</strong><br />

aufspringt, sich bei Senpai bedankt und <strong>der</strong> Kreis des Todes wie<strong>der</strong> davonzieht. Das war vielleicht eine<br />

Truppe… Unterhaltsam sind sie aber, dass muss man ihnen lassen.<br />

Am frühen Nachmittag erhielten wir Besuch von einem Scout, <strong>der</strong> aus mehreren Wunden blutete und<br />

stark geschunden aussah. „Ich habe in den letzten Stunden erfahren, dass die gleiche Organisation, die<br />

vor Jahren für den Ausbruch des Zombie-Virus verantwortlich war, in einem Bunker in <strong>der</strong> näheren<br />

Umgebung die scheußlichsten Experimente durchführt, die je ein Mensch gesehen hat. Dieser Bunker<br />

wird in einigen Stunden die Türen öffnen und diese Ungetüme werden auf uns losgehetzt. Wir müssen<br />

das verhin<strong>der</strong>n und diese Scheiße da in die Luft sprengen! Entsendet Boten zu allen Fraktionen in <strong>der</strong><br />

Umgebung und or<strong>der</strong>te sie für 18 Uhr hierher in die Freie Festung! Wir brauchen jeden Mann und jede<br />

Frau, die um sich und die Existenz <strong>der</strong> Menschheit kämpfen will!“ Scheiße. Was soll denn noch alles<br />

passieren. Wenn wir das nicht schaffen, werden wir dann einfach von den schlimmsten Bestien <strong>der</strong><br />

Geschichte überrannt und vernichtet? Es fanden sich auf jeden Fall recht schnell genug Freiwillige, die<br />

in alle Himmelsrichtungen ausschwärmten, um die Mitteilung kundzutun. Hoffentlich finden wir<br />

genügend Unterstützer… In <strong>der</strong> Zwischenzeit kehrte <strong>der</strong> zweite Trupp zurück, <strong>der</strong> Mittag für eine<br />

Mission auserwählt worden ist. Sie mussten gegen eine größere Horde Zombies antreten, unter<br />

an<strong>der</strong>em auch einen riesigen Untoten erst von einem umgestürzten Baum befreien, ihn danach töten,<br />

um dann an die Kiste zu gelangen, auf <strong>der</strong> er lag. Aber alle waren am Leben und hatten fantastische 40<br />

Liter Wasser erbeutet. Das nenne ich mal ne Hausnummer! Das sollte auf jeden Fall erst einmal<br />

reichen. Man könnte fast beruhigt sein, wenn da nicht dieser mysteriöse Bunker wäre. Ich bezog erst<br />

einmal wie<strong>der</strong> meinen Posten im Hinterhof. Am Haupteingang rumorte es. Eine große Meute Zombies<br />

näherte sich wohl <strong>der</strong> Festung. Da wir aber im Hof gerade eh nur ein halbes Dutzend Leute waren, eilte<br />

niemand nach vorne. Sie machten sich am Eingang kampfbereit, um die Horde auszuschalten. Doch sie<br />

griffen nicht an? „Wartet Männer, nicht schießen!“ lautete das Kommando. Ich beobachte da Ganze<br />

durch den Zaun aus sicherem Abstand. Die Zombies knieten sich allesamt auf den Boden. Was<br />

geschieht da vorne? Beten sie jemanden an? Genau das taten sie. Ein Zombie stand vor ihnen und<br />

predigte: „Nahkampfwaffen. Schleeecht“ die Meute verbeugte sich. „Schusswaffen. Schleeecht“.<br />

Verbeugungen. „Gehirne. Guuuut!“ Und so ging es noch einige Zeit weiter, ehe sich <strong>der</strong> gesamte Tross<br />

von dannen machte, ohne uns zu attackieren. Sogar die Zombies drehen für ihre Verhältnisse total am<br />

Rad… Zurück an die Wache.<br />

„Raaai<strong>der</strong> im Schlafraum“ schreit jemand aus dem Inneren, während ich mich auf dem Hinterhof<br />

befinde. Wie zur Hölle können die hier reinkommen? Sind da diese Irren von meiner Mission vorhin.<br />

Was haben die gegen mich o<strong>der</strong> uns? Shit, vielleicht haben sie von unserer Wasser-Beute erfahren. Ich<br />

muss in Sicherheit. Während ich das dachte, sah ich im Augenwinkel, wie Money auf einem <strong>der</strong><br />

Wachposten erschossen wurde und zu Boden ging. FUCK! Im selben Moment fiel eine Gen-Technikern<br />

am Zaun einem Rai<strong>der</strong> zum Opfer und hauchte damit ihr Leben aus. Die Kugeln flogen mir um die<br />

Ohren und ich versuchte, mich so eng wie möglich an die Wand zum Hauptraum zu drücken, um nicht<br />

beschossen werden zu können. Aus dem Inneren kam jemand mit Waffe im Anschlag heraus, zielte auf<br />

mich, aber drückte nicht ab. Wer war das? Ich wagte einen Blick in das Innere. Es flogen weiterhin<br />

Kugeln aus dem Schlafraum. Unbedacht hetze ich am Schlafraum vorbei und muss sehen, wie einer<br />

<strong>der</strong> Bosse vom MC angeschossen am Boden liegt und verarztet wird. Ich positioniere mich neben ihn<br />

mit dem Rücken an <strong>der</strong> Wand. Würde ich mich nach rechts um die Ecke lehnen, sehe ich in den kleinen<br />

Gang, <strong>der</strong> in Richtung Haupteingang führt. Ich wage den Blick, was ich fast direkt bereute. Aus einem<br />

offenen Fenster beschoss ein Rai<strong>der</strong> den Haupteingang und landete dabei in einem Bein einen Treffer.


„Rai<strong>der</strong> am Fenster!“ rief ich, um meine Kollegen und Kolleginnen zu warten. Zu meiner linken stand<br />

eine Frau mit Mundschutz, die mich etwas fragte, ich konnte es aber ums Verrecken nicht verstehen.<br />

Was geht hier ab bitte? Ich verstehe absolut gar nicht. Ein weiterer MC ging vor meinen Augen mit<br />

einem gezielten Kopfschuss zu Boden. Der Schuss kam aus dem Gang! Ich sah mich um und sah eine<br />

große Fraktion verschiedenster Männer heranstürmen. An ihrer Front marschierten die ugandischen<br />

Männer, die früher am heutigen Tage zu Verhandlungen kamen. Kann es <strong>der</strong> Zufall sein, dass sie genau<br />

in dem Moment dem Ruf des Botschafters Folge leisteten, in welchem uns die Rai<strong>der</strong> attackierten?<br />

Direkt neben mir sprang eine Frau den verletzten MC an und biss ihn! Verdammte Axt, die war infiziert<br />

und gab ihm den Todesstoß! Das hätte ich verhin<strong>der</strong>n können. So viel Tod und Leid… „Wo ist euer<br />

Anführer“ wurde ich gefragt. „Da, <strong>der</strong> ist tot!“ kam es enttäuscht, verstört und verbittert aus mir<br />

heraus. Siggy kam mir entgegen aus Richtung Hinterhof. Er hat überlebt! Verdammt gute Nachrichten.<br />

„Wo ist Matze?“ „Der liegt angeschossen im Hinterhof“. Ich stürme direkt nach draußen und sehe<br />

Matze dort am Boden liegen. Er hatte eine Kugel in seinen Rücken kassiert. Ich presse meine Hand auf<br />

seine Wunde, um den Blutaustritt zu verringern. „Halte durch Matze, ein Medic kommt gleich!“ Und<br />

es kam auch recht schnell einer. Er bat mich, zur Seite zu gehen, um die Wunde zu überprüfen. Ich saß<br />

mich daneben auf den Boden und nach wenigen Sekunden sagte er folgendes „Da ist nichts mehr zu<br />

machen“ und schnitt ihm die Kehle durch…<br />

Ich war wohl kurzzeitig in Ohnmacht gefallen. Siggy saß an meiner Seite und reichte mir eine Flasche<br />

Wasser. „Alles gut wie<strong>der</strong> bei dir, Hammer?“ „So gut es gehen kann, ja. Was ist hier denn verdammt<br />

nochmal passiert gerade?“ Siggy flüsterte ab jetzt. „Wir sind nicht von Rai<strong>der</strong>n attackiert worden. Das<br />

waren die Desserteure von heute Mittag mitsamt Elbfightern. Die haben unsere ganze Bude<br />

auseinan<strong>der</strong>genommen und alles abgeschlachtet, was sich zu diesem Zeitpunkt an <strong>der</strong> Seite <strong>der</strong> MC’s<br />

befand. Uns beide haben sie aus mir unbekannten Gründen verschont.“ Wie bitte? Ich konnte seinen<br />

Worten nicht glauben. „Ich fasse es nicht. Okay Siggy, sammeln und nachdenken. Lass uns erst einmal<br />

wie<strong>der</strong> die blauen Bän<strong>der</strong> <strong>der</strong> Freien Festung anlegen. Ich habe ja auch noch das Zeichen auf meinem<br />

Hammer. Wir verhalten uns ruhig und geben keinen Laut darüber ab, dass wir unter <strong>der</strong> Führung <strong>der</strong><br />

MC’s hiergeblieben sind, okay?“ Wir verständigten uns auf diesen Plan, ansonsten würde uns wohl<br />

auch im Nachhinein noch <strong>der</strong> Tod blühen. Ab diesem Zeitpunkt verhielten wir uns unauffällig und<br />

schoben im Hinterhof Wache. Bei <strong>der</strong> "Säuberung" war unter an<strong>der</strong>em <strong>der</strong> Kreis des Todes zugegen.<br />

So sympathisch und unterhaltsam sie noch früher gewirkt haben mögen, haben Groll und Wut diese<br />

Eindrücke verdrängt. Unter <strong>der</strong> Führung des Doomsday hatte die freie Festung endlich eine Ordnung,<br />

sie war koordiniert, diszipliniert und motiviert. Und wenige Stunden später tot... Der elitäre Kreis<br />

versammelte sich im Hof, während ich auf Moneys Todesturm Wache hielt. Der Meister schien wirklich<br />

seine Gefolgschaft komplett unter Kontrolle zu halten, da sie ihm bei jedem Wort fast schon<br />

anbie<strong>der</strong>nd an den Lippen hängen. Die Berührung seines Nippels wäre für sie eine zu große Ehre, sie<br />

himmelten ihn während <strong>der</strong> Präsentation seiner Kampfkünste an und die Reparatur seiner Brille, die<br />

durch seine schiere Macht zerstört worden war, vollführten sie mit einem Ehrgeiz, den ich selten zuvor<br />

in meinem Leben gesehen hatte. Ich durfte sogar einem Wun<strong>der</strong> beiwohnen, da <strong>der</strong> Meister trotz <strong>der</strong><br />

Abwesenheit seiner Brille sehen konnte. Eine Demonstration seiner Mächte durfte natürlich auch nicht<br />

fehlen, als er seine Gefolgschaft mit einem Schwerthieb aus großer Distanz per reinem Luftzug umwarf.<br />

Auf dem Kasten hat <strong>der</strong> Ninja-Dämon auf jeden Fall etwas, aber Freunde werde ich mit den Leuten<br />

nicht mehr…


Der Scout kehrte wie<strong>der</strong> zurück. Da sich die Fraktionen ja nun freundlicherweise in <strong>der</strong> Festung<br />

versammelt hatten (über die Art und Weise verliere ich jetzt einfach mal keine Worte mehr), erklärte<br />

er den Grund des Treffens nochmals. Um 18 Uhr würden wir uns auf den Weg zu den Charlies machen,<br />

wo sich wohl auch die restlichen Fraktionen sammeln würden. Dort gäbe es eine taktische<br />

Besprechung für das weitere Vorgehen, ehe wir in Richtung Bunker marschieren. Siggy und ich packten<br />

unsere Sachen ein, die wir für eine eventuelle Schlacht als relevant erachten. Unnötige Ausrüstung für<br />

eine etwaige Schlacht ließen wir in <strong>der</strong> Freien Festung zurück, zusätzliches Gewicht kann <strong>der</strong> Grund für<br />

fehlende Meter und damit den Tod sein. Ich munitionierte meine Waffe auf, befestigte zwei Magazine<br />

á 6 Schuss an meinen Gurt und packte ein weiteres Munitionsmagazin mit 30 Schuss in meine Tasche.<br />

Siggy tat es mir gleich und wir gesellten uns am Haupteingang zu den an<strong>der</strong>en Überlebenden. Auf dem<br />

Weg zu den Charlies schwiegen wir die meiste Zeit, da <strong>der</strong> Schock aufgrund <strong>der</strong> gewaltvollen<br />

Übernahme <strong>der</strong> Festung weiterhin präsent war. Vor dem Charlie-Gebäude sammelten sich bereits viele<br />

Gruppen. Die Charlies selbst, die Bundeswehr, Elbfighter, MacNecks, ZRT, Red Point und die Freie<br />

Festung unter dem Pseudonymn Kreis des Todes. Auch hier würden erneut <strong>der</strong> Plan und das Vorgehen<br />

von Seiten des Scouts erläutert, sodass wirklich ein je<strong>der</strong> Überleben<strong>der</strong> wusste, was Phase ist. Nach<br />

<strong>der</strong> Besprechung einer taktischen Formation marschierte die <strong>Menschen</strong>-Meute in Richtung des Ziels.<br />

Siggy und ich schauten stets, dass wir uns nicht aus den Augen verlieren, da wir noch die letzten<br />

Überlebenden unserer Gruppe <strong>der</strong> letzten Tage waren. Während wir uns dem Bunker näherten,<br />

überfallen uns von allen Seiten aus dem Wald heraus stürmend und schlurfend Zombie-Gruppen. Sie<br />

waren mal größer, mal kleiner, Polizei-Runner, Crawler und Mutanten statteten uns bereits hier einen<br />

Besuch ab. Ich will mir gar nicht vorstellen, wie das erst am Bunker aussehen wird… Ich halte mich aber<br />

so gut es geht aus brenzligen Situationen heraus, ab und an zerschmettere ich Knochen von<br />

abgelenkten Zombies, um so einige Überlebende um mich herum vor einem Kratzer o<strong>der</strong> Boss zu<br />

bewahren, aber aktiv und blutrünstig an die Front wollte ich nicht. Dafür war mir das Risiko zu hoch<br />

und mein eigenes Leben zu wertvoll. Doch bereits auf diesem Weg fielen <strong>Menschen</strong> den Untoten zum<br />

Opfer. In den letzten Tagen hatte sich die Anzahl an Nicht-Infizierten bereits drastisch verringert und<br />

was ich so durch den Wald an Zombies erblicken konnte, schürte nicht gerade neue Hoffnung auf eine<br />

erfolgreiche Unternehmung. Ein paar hun<strong>der</strong>t Meter sind es noch zum Bunker, meint <strong>der</strong> Scout. Gott<br />

behüte uns…<br />

Wir sind da. Auf einer Anhöhe befindet sich <strong>der</strong> Eingang zum Bunker. Wir als Vertreter <strong>der</strong> Freien<br />

Festung bemannten die südliche Seite des Hügels an <strong>der</strong> Front, um so den Eingang und die Sprengungs-<br />

Beauftragten zu schützen. Die ersten Wellen trafen uns hart und die Reihen begannen zu wanken.<br />

Immer wie<strong>der</strong> wurden die Männer als Linie hinter uns auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite <strong>der</strong> Anhöhe so nahe an<br />

uns zurückgedrängt, dass wir bereits nach vorne ausweichen mussten. Zu Beginn schaffte es ein<br />

Vertreter <strong>der</strong> irischen Fraktion viele Zombies mit einer überaus aggressiven Kampfweise in den Tod zu<br />

reißen, ehe er von einer Übermacht umgerissen wurde. Als letzter Akt seines Leben warf er eine<br />

Granate, um so viele Untote wie möglich in den Tod zu reißen. Ich kannte ihn nur flüchtig von einem<br />

kurzen Besuch an <strong>der</strong> Festung vom Vormittag als wir Cracker ihrerseits mit Wasser meinerseits<br />

tauschten. Die Iren waren ein sympathisches Völkchen, die nun wohl nach und nach dezimiert werden<br />

würden. Ein weiterer Verlust war zu beklagen. Vor meinen Augen stürmte <strong>der</strong> Meister ohne<br />

Unterstützung in eine ankommende Horde hinein. Trotzt seiner dämonenhaften Aura, war auch er <strong>der</strong><br />

Übermacht nicht gewachsen und fiel tödlich getroffen zu Boden. Seine treuen Anhänger verfielen in<br />

eine Art Schock und Trance, ehe sie wenige Sekunden später ihre Gefühle in Wut ummünzten, sich<br />

Blut in ihre Gesichter schmierten und für ihren gefallenen Herrn kämpften. Ein Medic <strong>der</strong> Gruppe<br />

schrie hinter mir auf. Ich fuhr herum und sah, wie ein Kettenzombie ihn zu Boden stieß. Als er dort<br />

schreiend lag, schlug <strong>der</strong> Untote mehrmals auf den Körper des Mannes ein. Ich wandte mich ab und<br />

versuchte, mir ein Bild über die Lage zu verschaffen. Ich kam gar nicht dazu, da bereits ein paar


Sekunden später ein lauter Knall ertönte. War das die Sprengung unsererseits? Haben die Männer das<br />

hinter uns geschafft. Dampf und Rauch zogen über uns hinweg, während wir mit gebrochener Linie an<br />

mehreren Plätzen ums Überleben kämpften. Mit wachen Sinnen behielt ich den Bunker-Eingang mit<br />

einem Auge beobachtet. Da kommt etwas raus! Haben sie das Ding nicht gesprengt? Die Kreatur,<br />

welche die Stufen hinaufhastete, war monströs. Zwei Meter groß, muskelbepackt wie <strong>der</strong> mächtigste<br />

Bodybuil<strong>der</strong> unserer Zeit und mit Sicheln an beiden Armen ausgestattet, die ungelogen länger als einen<br />

Meter waren. Was für eine verdammte Tötungsmaschine! Das Vorhaben ist gescheitert. Wir konnten<br />

es nicht verhin<strong>der</strong>n, dass die Organisation seine blutrünstigen Monster auf uns hetzt. Ich kann meine<br />

Augen nicht von dieser Bestie lassen. Ich stehe nahezu in Schockstarre an meiner Position gefesselt,<br />

während das Ungetüm unzählige <strong>Menschen</strong> brutalst zerhexelt und nie<strong>der</strong>ringt. Ich muss hier weg.<br />

Bleibe ich noch länger stehen, werden es meine letzten Sekunden sein, in welchen ich als freier Mensch<br />

die Luft unserer Welt atme. Ich bin wohl nicht <strong>der</strong> Einzige mit diesem Gedanken, da ich einen lauten<br />

Ruf „Rückzuuuug, Rückzuuug“ vernehme. Auf das Signal habe ich gewartet. Ich sprinte an Freund und<br />

Feind vorbei, nach ein bis zwei Minuten komme ich bereits an <strong>der</strong> Spitze des Rückzugs an. Vor mir<br />

zeigen sich ein paar Barrikaden, hinter denen wir eventuell die Zombies erwarten könnten. Als ich aber<br />

sah, wie verdammt wenige <strong>Menschen</strong> sich vor mir nur noch auf dem Rückzug befanden, verwarf ich<br />

diesen Plan sofort und hetzte weiter davon. Die Überlebenden teilten sich hier bereits in zwei größere<br />

Gruppen auf. Eine wählte den Weg in Richtung Charlie-Gebäude, wir liefen weiter gerade aus. An den<br />

Seiten begleiten uns Crawler, die weiterhin konstant die Bedrohung hochalten. Ich habe keine Lust zu<br />

sterben! Ich will lebend von dieser Hölle hier entkommen. An <strong>der</strong> linken Flanke kam ein Crawler<br />

verdammt nahe. Ein Überleben<strong>der</strong> nahm seinen gesamten Mut zusammen und attackierte ihn mit zwei<br />

Kurzschwertern. Seine unglaublich schnelle Stich- und Schlagfolge streckte das Monster nie<strong>der</strong>.<br />

Respekt mein Freund, ich zweifle aber weiterhin daran, dass wir die Sonne am nächsten Morgen noch<br />

sehen werden… Meine Gruppe flüchtete in Richtung Basis des Red Point. Hier kam ich bis zu diesem<br />

Zeitpunkt noch nie daran vorbei. Wir hatten einige Vertreter <strong>der</strong> hier ansässigen Fraktion an unserer<br />

Seite, die uns direkt mögliche Zugänge zeigten und eine Verteidigungstaktik erörterten. Ich muss<br />

ehrlich sagen, dass diese Basis um einiges besser aufgebaut zu sein scheint, als die Freie Festung. Siggy<br />

war im Übrigen in dieser Gruppe mit dabei. Es grenzt fast schon an ein Wun<strong>der</strong>, dass wir immer noch<br />

Seite an Seite stehen. Ich hoffe, wir werden es bis zum Ende. Ein Bote teilt uns gerade mit, dass sich<br />

die restlichen Überlebenden in <strong>der</strong> Freien Festung versammelt hätten und sie um unsere<br />

Unterstützung bitten. Zwei Obere des Red Points diskutierten eifrig, ob wir <strong>der</strong> Bitte nachkommen<br />

sollen o<strong>der</strong> nicht. Das Argument, dass die Freie Festung um ein vielfaches schwieriger zu verteidigen<br />

sei, unterschrieben Siggy und ich sofort. Wenige Minuten im Red Point reichten uns direkt, um diesen<br />

Eindruck zu bestätigen. Argumente bezüglich Reproduktion und Rettung <strong>der</strong> gesamten Menschheit<br />

schienen aber den Großteil unserer Gruppe soweit zu überzeugen, dass die Entscheidung fiel… Wir<br />

ziehen zur Freien Festung und verteidigen uns gemeinsam.<br />

Mein Gott. Wie wenige <strong>Menschen</strong> leben bitte nur noch? Lediglich 40, maximal 50 Männer und Frauen<br />

befanden sich im Inneren <strong>der</strong> Freien Festung, <strong>der</strong> allerletzten Bastion. Die Zombies scheinen wohl noch<br />

an<strong>der</strong>weitig unterwegs zu sein, da wir Zeit zur Vorbereitung des nächsten Angriffs hatten. Ich stehe<br />

Seite an Seite mit Siggy im Hinterhof, um die eventuell nahende Horde rechtzeitig zu erblicken. Unserer<br />

Aufmerksamkeit holten aber zwei an<strong>der</strong>e Gestalten ein. Ein Ketten-Zombie und ein weiterer Untoter<br />

machten am Bauzaun Terror. Der zweite Zombie ist ein ehemaliger Überleben<strong>der</strong>, <strong>der</strong> bei <strong>der</strong> Bunker-<br />

Mission noch auf unserer Seite stand. Er trägt eine Schürze, ein Fleischerbeil und eine angsteinflößende<br />

Maske. Siggy und ich halten recht weit Abstand zum Zaun, um bei einem Durchbruch nicht in erster<br />

Reihe stehen zu müssen. Plötzlich segelt ein Gegenstand über den Zaun. Die Spitze davon traf mich ein<br />

wenig unter dem Schlüsselbein auf <strong>der</strong> linken Seite <strong>der</strong> Brust. Blut spritzt auf, eine stechen<strong>der</strong> Schmerz<br />

durchfährt meinen Körper, ich gehe direkt zu Boden. „Haaaameeeeer!!!“ ruft Siggy, während ich vor


Schmerzen am Boden liege und schreie. Er ruft direkt einen Medic herbei, <strong>der</strong> wenige Sekunden später<br />

an meiner Seite kniet und meine Blutung spielt. „Holt noch nen Medic für Antibiotika, schnell!“ ruft er<br />

in das Innere <strong>der</strong> Festung. Ein weiterer Medic kam herbei und verabreichte mir die Mittel. Meine<br />

Fresse, sind das Schmerzen! „Kratzer o<strong>der</strong> Biss?“ frägt <strong>der</strong> zweite Medic meinen Erstversorger. „Nichts<br />

davon, nur eine Schnitt-Verletzung“ Was ist da bitte über den Zaun geflogen, frage ich mich… Zuerst<br />

kommen zwei Männer an mich ran, packen mich an Armen und Beinen und beginnen mich ins Innere<br />

zu hieven. „Ich kann laufen, lasst mich runter“ gebe ich den Beiden zu verstehen. Ich bin ja schließlich<br />

nicht tot. Gestützt wurde ich zum Medic-Bereich gebracht. Dort erhielt ich vom Versorger eine weitere<br />

Tablette gegen den Schmerz, ehe er meine Wunde säuberte und sie nähte. Währenddessen lernte ich<br />

ein wenig mehr über ihn. Er kommt ursprünglich aus NRW und hat dort als Ersthelfer gearbeitet, ehe<br />

er nach <strong>Mahlwinkel</strong> kam. Gott sei Dank hatte er eine solche Ausbildung im Leben vor <strong>der</strong> Apokalypse,<br />

sonst hätte ich vielleicht an einer Blutvergiftung draufgehen können. Mit Schmerzmitteln vollgepumpt<br />

und lädiert begab ich mich direkt auf die Suche nach meinem Hammer. Im Hinterhof lag er nicht mehr…<br />

Wo ist das Ding?! Ich laufe zurück in Richtung Haupteingang, da kam mir eine Überlebende entgegen,<br />

die meinen Hammer in den Händen hielt. „Gib mir meinen Hammer wie<strong>der</strong>.“ „Ich habe ihn genommen,<br />

weil du tot warst“ „Ich bin nicht tot verdammt, du siehst mich doch vor dir!“ Ein wenig mürrisch<br />

überreichte sie mir wie<strong>der</strong> meine Waffe. Wenn ich den jetzt auch noch verloren hätte, gäbe es richtig<br />

Ärger. Ich erfuhr, dass es sich um eine Machete handelte, die wohl einer <strong>der</strong> beiden Zombies von außen<br />

in den Hof hineinwarf. Und das Teil hat mich direkt getroffen. Jetzt haben diese Zombies auch noch<br />

verdammtes Glück…<br />

Die untote Horde nähert sich dem Hinterhof. Die schiere Übermacht lässt uns sofort in das Innere <strong>der</strong><br />

Festung zurückziehen. Während ich in Richtung Stargate laufe, blicke ich ab und an über die Schulter<br />

zurück, da ich nicht nur einen Todesschrei höre. Unsere eh schon geringe Anzahl an Überlebenden<br />

wurde bereits auf dem ersten Rückzug in <strong>der</strong> Festung weiter dezimiert. Die Zombies drängten uns vom<br />

Haupteingang aus in den Vorraum des Medic-Bereichs. Das Stargate war als Fluchtweg ebenfalls<br />

versperrt, da hier infizierte Wesen hereindrängten. Mit vielleicht noch 30 <strong>Menschen</strong> waren wir nun<br />

ohne Fluchtweg in diesen Raum gedrängt worden. Siggy war keiner von ihnen. Mein letzter Freund ist<br />

den Zombie zum Opfer gefallen. Hoffentlich hatte er einen schnellen und schmerzlosen Tod. Du warst<br />

mir ein guter Freund... Lebe wohl. „Haltet stand Männer! Nahkampfwaffen nach vorneee!“ Das<br />

Kommando reißt mich aus meinen Gedanken heraus. Um mich herum sind Großteils unbekannte<br />

<strong>Menschen</strong>, doch ich spüre eine Verbundenheit mit jedem Einzelnen von Ihnen. Die ersten Zombies<br />

branden heran und erwischen zwei Verteidiger. Doch wir schaffen es, mehr als zwei Dutzend zu<br />

erschlagen und erschießen. Hoffnung keimt in mir auf, obwohl ich vor uns nicht als Zombies erkennen<br />

kann. Jetzt kommt auch <strong>der</strong> Moment, in welchem ich zum aller ersten Mal an die Front geor<strong>der</strong>t<br />

werden. Den Hammer fest umschlossen, mit pochendem Schmerz in <strong>der</strong> Schulter, erwarte ich die<br />

nächste Welle. Sie stürmt auf uns zu. Wie in Trance schlage ich um mich, zerschlage Schädel und<br />

Knochen vor meinen Augen und wir schaffen es, ohne Verlust diese Welle zu vernichten. Mein Blut<br />

kocht, mein Herz pumpt. Adrenalin durschießt jedes einzelne Körperchen in meinem Nervensystem.<br />

Die nächsten Zombies nahen heran. Ein Kämpfer des Red Point macht seinen Raketenwerfer bereit<br />

und feuert ab. Das kann unsere Chance zur Flucht sein! „Fehlzündung!“ hallt es durch den Raum.<br />

Scheiße! Wieso haben wir jetzt kein Glück… „Männer, kämpft für die Menschheit! Haltet Stand und<br />

erkämpft die Freiheit!“ Mit eisernem Willen und Kampfgebrüll stürmen wir Verbliebenen auf die<br />

Zombies zu. Wie Berserker schneiden, schlagen und stechen wir uns durch untotes Fleisch,<br />

Extremitäten und Blut zeichnen die Schneise, die wir uns in Richtung Hinterhof kämpfen. Einige<br />

Männer und Frauen sterben vor und hinter mir. Doch ich schaffe es, ohne tödliche Wunden<br />

voranzukommen. Die Tür ist in Sicht. Mit einigen beherzten Schritten und Schwüngen bahne ich mir<br />

den Weg und komme hinaus auf den Hinterhof. Zusammen mit mir zähle ich noch grob zwanzig


Überlebende, mit welchen ich in den Wald hinein in Richtung Charlies flüchte. Schreie, Getöse, Gebrüll<br />

und lautes Stöhnen in unserem Rücken begleiten uns auf unserer Flucht. Ein Leutnant <strong>der</strong> Bundeswehr<br />

teilt uns mit, dass sich einige hun<strong>der</strong>t Meter weiter zu unserer linken die Basis <strong>der</strong> Charlies befinden<br />

sollte. Wir laufen und laufen. Ich schlage mir meine Stirn und meine Hände im Dickicht und an Ästen<br />

auf. Egal, ich muss überleben. Ich will nicht so ein Ding werden! Noch ein paar Meter, dann haben wir<br />

die Seite des Gebäudes passiert. Blick nach Links. Zur Hölle! Dort stehen mindestens einhun<strong>der</strong>t<br />

Zombies und stürmen in unsere Richtung. „Verdammt, ab zum Funkturm und den Gräben“ lautet das<br />

nächste Kommando. Wir hetzen zum Turm. Schaffen wir es hier, uns zu verteidigen? Meine Zweifel<br />

beschäftigen mich wohl nicht alleine, da nach ein paar Sekunden Diskussion die Gruppe sich erneut<br />

halbiert. Die einen suchen <strong>Zuflucht</strong> in den Gräben, ich lief mit meiner Hälfte den Weg, den wir bei <strong>der</strong><br />

Flucht vom Bunker bereits erwählten. Wir kamen vor einer Panzerhalle an, als unser weiterer<br />

Fluchtweg von hun<strong>der</strong>ten Zombies übersäht versperrt war. „Was sollen wir machen? Wir haben keine<br />

Chance. Ich will keiner von denen werden“ Die Halle hinter uns hat keinen Ausgang, sollten wir dort<br />

hineingedrängt werden, ist das unser Ende. Als sich vier von uns acht <strong>Menschen</strong> wie<strong>der</strong> zurück zum<br />

Funkturm begeben, will ich links um das Gebäude herum flüchten. Doch wartet da bereits ein Crawler<br />

auf mich, weshalb dieser Weg keine Alternative ist. Die Zombies nähern sich. Ihr Stöhnen ist<br />

ohrenbetäubend und <strong>der</strong> Gestank macht das Atmen schwer. Wir werden zurückgedrängt. An meiner<br />

Seite stehen <strong>der</strong> Medic aus <strong>der</strong> Festung, <strong>der</strong> meine Wunde verarztet hat, <strong>der</strong> Leutnant <strong>der</strong> Bundeswehr<br />

und ein Kollege von ihm. Wir sind in <strong>der</strong> Halle. Ein letzter Versuch meinerseits, nach rechts zu flüchten,<br />

wird von einem an <strong>der</strong> Halle lehnenden Crawler unterbunden. Das ist das Ende. Wir tauschen immer<br />

wie<strong>der</strong> besorgte Blicke aus. Ein je<strong>der</strong> von uns Vier spürt, dass es unsere letzten Sekunden sind. Ich<br />

möchte etwas motivierendes, etwas heroisches, etwas menschliches Sagen. Doch ich finde keine<br />

Worte und schweige. Ich blicke auf mein Magazin. Einige Kugeln sind noch geladen. Feuer! Ich treffe<br />

einen Zombie vor mir im Kopf und sein Kopf zerplatzt. Der Leutnant vernimmt: „Hast du noch eine<br />

Kugel für mich?“ Er bejaht dies und erschießt seinen Kollegen. Augenblicke später verpasst er sich<br />

selbst den Gnadenstoß. Der Medic und ich werden weiter zurückgedrängt. Es trennen uns nur noch<br />

wenige Meter von <strong>der</strong> Hallenmauer. Ich blicke ihn an. Sein Blick ist leer und auf die Meute vor uns<br />

fixiert. Es sind Hun<strong>der</strong>te! Ich höre auf zu denken. Ich gebe einen Schuss ab, <strong>der</strong> verfehlt. Ich blicke auf<br />

die Waffe. Eine Kugel verbleibt noch. Wir stehen in Meter von <strong>der</strong> Wand entfernt. Die Zombies und<br />

uns trennen noch fünf Meter. In dritter Reihe sehe ich einen sprintenden Crawler. Ein letzter Blick nach<br />

Links zu meinem Kollegen. „Danke“ flüstere ich in seine Richtung. Ich halte den Lauf meiner Waffe an<br />

meine Stirn. Ich habe es nicht geschafft. Blut spritzt mir von links an Gesicht und Körper. „Peng!“…

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