DVW-Jahresbericht (pdf) - Deutsche Verkehrswacht
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F a c h ta G u n G e n 2 0 0 8 u n d 2 0 0 9<br />
Fachtagung 2008:<br />
Weniger regeln – mehr Verkehrssicherheit?<br />
Das tagungsthema 2008 griff die weit verbreitete Meinung<br />
auf, dass zu viele Verkehrsregeln, insbesondere zu viele<br />
Verkehrsschilder, die Verkehrsteilnehmer eher irritieren als<br />
schützen. Dass ein „Weniger ist Mehr“ der Verkehrssicherheit<br />
zugutekommt, vertreten beispielsweise Anhänger des<br />
Verkehrsmanagementkonzepts „Shared Space“.<br />
„Shared Spaces“ sind große, weitgehend schilder- und regelungsfreie<br />
Verkehrsräume, in denen sich die Verkehrsteilnehmer<br />
per Blickkontakt und Zeichengebung verständigen<br />
und ihr Verkehrsverhalten abstimmen. Das Konzept stammt<br />
aus den niederlanden, wird aber auch in Deutschland erprobt.<br />
Die Diskussion der <strong>DVW</strong>-Fachtagung mündete in Skepsis:<br />
Der Sicherheitsnutzen dieser mehr stadt- als verkehrsplanerischen<br />
Gestaltungsphilosophie würde von den Befürwortern<br />
oft überzeichnet; dabei seien die bisher veröffentlichten<br />
positiven Auswirkungen auf die Verkehrssicherheit<br />
wenig überzeugend, so die Meinungen.<br />
Zudem werden inzwischen unterschiedlichste lösungen undifferenziert<br />
unter dem Schlagwort „shared space“ zusammengeworfen.<br />
Dies führt im schlimmsten Fall dazu, dass<br />
„shared space“ von nichtfachleuten als „Allheilmittel“ für<br />
sämtliche innerstädtischen Verkehrsprobleme interpretiert<br />
wird. Die erwartungen bei den betroffenen Verkehrsteil-<br />
nehmern – und hierbei insbesondere den schwachen Verkehrsteilnehmern<br />
– sind meist übersteigert.<br />
unter Fachleuten – Wissenschaftlern, Politikern und Verkehrsplanern<br />
– ist umstritten, ob das Konzept zukunftsfähig<br />
ist. es ist unter Verkehrsplanern beispielsweise unstrittig,<br />
dass gerade in Deutschland bereits eine Vorstufe von<br />
„shared space“, nämlich der nach dem Mischprinzip organisierte<br />
„verkehrsberuhigte Bereich“, oft nicht funktioniert<br />
– und dies trotz vorgeschriebener Schrittgeschwindigkeit.<br />
es wird dort im Allgemeinen zu schnell gefahren und falsch<br />
geparkt. Sowohl Autofahrern als auch radfahrer und Fußgänger<br />
kennen oftmals die regeln nicht, die in verkehrsberuhigten<br />
Bereichen gelten. eine Verhaltensänderung der<br />
Verkehrsteilnehmer hin zum „sozialen Verkehrsverhalten“<br />
findet nur in wenigen Fällen statt.<br />
Fazit: es besteht die Gefahr, dass der undifferenzierte<br />
„shared space“-Gedanke die Verkehrssicherheit und die<br />
Verkehrsqualität insbesondere für Kinder, Senioren und<br />
mobilitätseingeschränkte Personen verschlechtert. Die derzeitige<br />
euphorie könnte dazu führen, dass bei Verkehrssicherheitsproblemen<br />
fachlich unangemessen nach „shared<br />
space“ verlangt wird. Dadurch könnten Mittel und Personal<br />
gebunden und die nachgewiesenermaßen wirkungsvolle<br />
Verkehrssicherheitsarbeit der unfallkommissionen gefährdet<br />
werden.