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karriereführer wirtschaftswissenschaften 2.2015

Zahlen, bitte! Wirtschaftsprüfung und Steuerberatung Wertvoll. Unternehmen sind dann erfolgreich, wenn die Zahlen stimmen. Diese zu prüfen – das ist die Aufgabe von Steuerberatern und Wirtschaftsprüfern. Für Unternehmen sind sie unersetzliche Instanzen und Berater. Wer sein Fach beherrscht, darf auf eine große Karriere hoffen. Unser Top-Thema zeigt die Wege in den Job und die vielen Facetten eines anspruchsvollen beruflichen Alltags.

Zahlen, bitte! Wirtschaftsprüfung und Steuerberatung

Wertvoll. Unternehmen sind dann erfolgreich, wenn die Zahlen stimmen. Diese zu prüfen – das ist die Aufgabe von Steuerberatern und Wirtschaftsprüfern. Für Unternehmen sind sie unersetzliche Instanzen und Berater. Wer sein Fach beherrscht, darf auf eine große Karriere hoffen. Unser Top-Thema zeigt die Wege in den Job und die vielen Facetten eines anspruchsvollen beruflichen Alltags.

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<strong>karriereführer</strong><br />

<strong>wirtschaftswissenschaften</strong><br />

<strong>2.2015</strong><br />

Zur Person<br />

Christian Scholz, geboren 1952 in Oberösterreich, studierte in Regensburg und an der<br />

Harvard Business School und ist seit 1986 Inhaber des Lehrstuhls für Betriebswirtschaftslehre,<br />

insbesondere Organisation, Personal- und Informa tionsmanagement<br />

an der Universität des Saarlandes in Saar brücken. Er etablierte sich als Experte für<br />

Personalmanagement, schrieb in diesem Bereich Standardwerke und prägte für die<br />

moderne Arbeitswelt den Begriff des „Darwiportunismus“: Auf der einen Seite gilt der<br />

Darwinismus, nach dem Unternehmen die Besten wählen und die weniger Guten<br />

aussortieren, auf der anderen Seite handeln die Menschen opportunistisch, in dem sie<br />

ihre Chance suchen und sich anpassen.<br />

Christian Scholz: Generation Z: Wie sie tickt, was sie verändert und warum sie uns alle<br />

ansteckt. Wiley-VCH Verlag 2014. ISBN 978-3527508075. 19,99 Euro.<br />

Blog zum Buch: www.die-generation-z.de<br />

fangen viele Unternehmen gerade erst<br />

an, ernstzunehmende Konzepte zur<br />

Work-Life-Balance zu etablieren.<br />

Schon vor 15 Jahren, als die ersten Vertreter<br />

der Generation Y losgelaufen<br />

sind, hätten Unternehmen hier aktiv<br />

werden müssen. Nicht erst heute. Jetzt<br />

werden Unternehmen zum erneuten<br />

Handeln gezwungen, denn die Denkmuster<br />

der Generation Z sind ansteckend.<br />

Die anderen Generationen<br />

beobachten das Verhalten der Z-Vertreter<br />

und fragen sich: Warum nehmen<br />

sich die jungen Kollegen feste Arbeitszeiten<br />

heraus – und ich nicht? Aus diesem<br />

Grund ist es für Unternehmen<br />

und ihre Führungskräfte so wichtig,<br />

sich auf das Denken der kommenden<br />

Generation rasch und differenziert einzustellen.<br />

Der Einfluss der Generation<br />

Z wird sehr schnell wachsen. Zumal<br />

diese jungen Menschen nicht mit<br />

einem flauen Gefühl im Bauch um<br />

fünf nach Hause gehen – sondern<br />

eben glücklich und zufrieden.<br />

Man könnte beinahe sagen: unverschämt<br />

glücklich und zufrieden.<br />

Aus Sicht der Vorgängergenerationen<br />

könnte man das sagen, ja. Auffällig ist,<br />

dass die Generation Z bescheidener,<br />

weniger materialistisch daherkommt.<br />

Ein kleines Auto reicht. Urlaub an der<br />

deutschen Küste ist auch okay. Ein<br />

Abend zu Hause auf der Couch ist eine<br />

wunderbare Vorstellung. Eigentlich<br />

fehlt nur noch der Gartenzwerg. Vor<br />

allem aber: Die Generation Z ist mit<br />

sich selbst im Reinen. Und hier unterscheidet<br />

sie sich vor allem von der<br />

Generation X: Diese tickte, was die<br />

Trennung von Arbeit und Privatleben<br />

betrifft, ganz ähnlich wie die Z, war<br />

aber tendenziell unzufrieden.<br />

Zufriedene junge Menschen, das klingt<br />

zunächst einmal gut. Oder?<br />

Was gut ist: Ein Vertreter der Generation<br />

Z, der auf seine Pausenzeiten achtet<br />

und um fünf nach Hause geht, leistet<br />

teilweise mehr als manch ein Workaholic<br />

aus der Generation Y, der von<br />

Projekt zu Projekt hetzt, sich dabei verliert<br />

und dann im Burnout landet. Es<br />

gibt aber auch ernstzunehmende<br />

Schwierigkeiten: So wollen die jungen<br />

Menschen der Generation Z nur ungern<br />

Führungsverantwortung übernehmen.<br />

Warum ist das so?<br />

Weil es Zeit und Nerven kostet. Es<br />

gefährdet die Zufriedenheit. Führung<br />

bedeutet, Ziele vorzugeben und andere<br />

Menschen zu begleiten, zu beurteilen,<br />

zu lenken, zu kritisieren. Und das passt<br />

nicht in die Harmonieseligkeit, nach<br />

der diese Generation strebt.<br />

Woran machen Sie diesen Wunsch<br />

nach Harmonie fest?<br />

Zum Beispiel daran, wie die Generation<br />

Z ihre Arbeitsplätze einrichtet. Die<br />

Generation Y hat das gesamte Unternehmen<br />

im Blick. Sie sucht nach Sinn<br />

in ihrer Tätigkeit, schaut auf das Verhalten<br />

und die Werte des Arbeitgebers.<br />

Das ist der Generation Z viel zu komplex.<br />

Der Arbeitsplatz ist hier ganz<br />

wörtlich das eigene Büro mit zwei, drei<br />

engen Kollegen, Zimmerpflanze und<br />

Teetasse auf dem Tisch, dazu Fotos<br />

vom Freund oder der Freundin. Eine<br />

kleine Pippi-Langstrumpf-Welt. Man<br />

kann auch sagen: spießig.<br />

Diese kleine, beinahe spießige Welt in<br />

den großen Unternehmen, die sich mit<br />

komplexen Themen beschäftigen müssen<br />

– kann das gutgehen?<br />

Hier liegt das große Problem. Die<br />

Unternehmen sind in einer globalisierten<br />

Welt tätig. Es stehen die großen<br />

Themen Umweltschutz, Klimawandel<br />

und soziale Gerechtigkeit an, und es<br />

fällt so schwer wie nie zuvor, die jungen<br />

Menschen dazu zu bewegen,<br />

gesellschaftlich oder politisch zu denken.<br />

Mehr noch, sie bekommen die gravierenden<br />

Änderungen in der Arbeitsund<br />

Bildungswelt, die auch sie negativ<br />

betreffen, häufig gar nicht mit.<br />

Bleibt die Frage: Was kommt nach der<br />

Generation Z?<br />

Die meisten glauben an eine Art Generation<br />

Alpha, die wieder anders ticken<br />

wird. Ich kann mir jedoch vorstellen,<br />

dass die Generation Z das letzte noch<br />

fehlende Puzzleteil der Generationenmatrix<br />

ist. Sie wird mit ihren Impulsen<br />

die anderen Generationen verändern –<br />

so, wie auch schon die Generation Y als<br />

die ersten Digital Natives die Älteren<br />

verändert hat. Die Grenzen zwischen<br />

den Generationen werden verwischen,<br />

sodass wir bald keine altersspezifischen<br />

Milieus mehr haben, sondern<br />

Gruppen, die von Denkmustern<br />

geprägt werden. Das traditionelle<br />

Generationenkonzept löst sich damit<br />

auf: Es gibt dann den 15 Jahre alten<br />

Baby-Boomer und den 60-jährigen<br />

Mitarbeiter Typ Z.<br />

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