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Da-486

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D.a. <strong>486</strong> ... aktuell * Service Juni 2016<br />

D.a. gibt Tipps zu Ihrem Recht .<br />

§ Der Unterhaltsanspruch<br />

eines minderjährigen<br />

Kindes<br />

ergibt sich aus den §§ 1601,<br />

1602 BGB. Nach § 1601 BGB<br />

sind Verwandte in gerader Linie<br />

verpflichtet, einander Unterhalt zu<br />

gewähren. Nach § 1602 I BGB ist<br />

unterhaltsberechtigt, wer außerstande<br />

ist, sich selbst zu unterhalten<br />

und nach Abs. II kann ein<br />

minderjähriges unverheiratetes<br />

Kind, auch wenn es Vermögen<br />

hat, von seinen Eltern die Gewährung<br />

von Unterhalt insoweit verlangen,<br />

als die Einkünfte seines<br />

Vermögens und der Ertrag seiner<br />

Arbeit zum Unterhalt nicht ausreichen.<br />

Der Unterhaltsanspruch des minderjährigen Kindes (1)<br />

In gerader Linie sind übrigens die<br />

Personen verwandt, deren eine<br />

von der anderen abstammt (§<br />

1589 BGB).<br />

<strong>Da</strong>rüber hinaus gibt es zwei Arten<br />

des Unterhalts für minderjährige<br />

Kinder. Nach § 1606 III BGB<br />

erfüllt der Elternteil, der ein minderjähriges<br />

unverheiratetes Kind<br />

betreut, seine Verpflichtung zum<br />

Unterhalt des Kindes beizutragen,<br />

in der Regel durch die Pflege und<br />

Erziehung des Kindes. Neben<br />

diesem sog. Naturalunterhalt<br />

schuldet der nicht betreuende<br />

Elternteil nach § 1612 BGB den<br />

sog. Barunterhalt durch Zahlung<br />

einer monatlich im Voraus fälligen<br />

Geldrente.<br />

Der gesetzliche Mindestunterhalt<br />

gemäß § 1612a BGB ist an den<br />

steuerlichen Kinderfreibetrag für<br />

das sächliche Existenzminimum<br />

des Kindes gemäß § 32 Abs. 6<br />

S. 1 EStG geknüpft. Basis für die<br />

Berechnung ist der doppelte steuerliche<br />

Kinderfreibetrag, der zurzeit<br />

für jeden Elternteil 2.304,00 €<br />

beträgt. <strong>Da</strong>s bedeutet, dass<br />

gegenwärtig bei allen Berechnungen<br />

des monatlichen Unterhalts<br />

von (2.304,00 € x 2) : 12 = 384,00<br />

€ auszugehen ist. <strong>Da</strong>s sind 100%<br />

des Mindestunterhalts. In der<br />

ersten Altersstufe (bis zum 6. Lj.)<br />

der Düsseldorfer Tabelle sind<br />

davon 87% zu zahlen, also aufgerundet<br />

335,00 €, in der zweiten<br />

Altersstufe (bis zum 12. Lj.) 100%<br />

(384,00 €) und in der dritten<br />

Altersstufe (bis zum 17. Lj.) 117%<br />

(450,00 €).<br />

Auf diesen Mindestunterhalt ist die<br />

Düsseldorfer Tabelle (DT/Stand:<br />

2016) aufgebaut. <strong>Da</strong>neben sind<br />

die unterhaltsrechtlichen Leitlinien<br />

der verschiedenen Oberlandesgerichte<br />

zu berücksichtigen. Der<br />

angemessene Barunterhalt nach §<br />

1610 I BGB ist damit pauschal<br />

tabellarisch festgelegt, um eine<br />

möglichst gleichmäßige Behandlung<br />

zu gewährleisten. Für die<br />

Unterhaltsermittlung nach der DT<br />

sind dabei drei Aspekte wesentlich:<br />

das Alter des Kindes, das<br />

Einkommen des Unterhaltspflichtigen<br />

und die Zahl der Unterhaltsberechtigten<br />

bzw. die Zahl der<br />

Unterhaltsverpflichtungen des<br />

Unterhaltsschuldners.<br />

Der Mindestunterhalt kann verlangt<br />

werden, ohne dass zum<br />

Bedarf des Kindes und zum<br />

Einkommen des Schuldners<br />

etwas vorgetragen oder bewiesen<br />

werden müsste. Mindestunterhalt<br />

bedeutet allerdings nicht, dass<br />

dieser Betrag auch immer gezahlt<br />

werden müsste, da sich die<br />

Unterhaltshöhe nach der<br />

Leistungsfähigkeit des Unterhaltsschuldners<br />

richtet (§ 1603<br />

BGB). <strong>Da</strong>s bedeutet, dass ein<br />

geringeres Schuldnereinkommen<br />

zu einer Reduzierung des Unterhaltsanspruches<br />

unter den Mindestunterhalt<br />

führen kann. In<br />

diesem Fall muss der Unterhaltspflichtige<br />

aber darlegen und<br />

beweisen, dass seine wirtschaftlichen<br />

Verhältnisse schlecht sind.<br />

Im umgekehrten Fall, wenn also<br />

der Unterhaltsberechtigte Unterhalt<br />

fordert, der über dem Mindestunterhalt<br />

liegt, muss der<br />

Berechtigte darlegen und ggf.<br />

beweisen, dass die wirtschaftlichen<br />

Verhältnisse des Pflichtigen<br />

eine höhere Forderung rechtfertigen,<br />

wobei dem Unterhaltsberechtigten<br />

aber entsprechende Auskunftsansprüche<br />

zur Verfügung<br />

stehen.<br />

Die DT bezieht sich im Übrigen<br />

auf 3 Unterhaltsberechtigte, ohne<br />

Rücksicht auf den Rang. Bei einer<br />

größeren oder geringeren Anzahl<br />

Unterhaltsberechtigter können Ab<br />

- oder Zuschläge durch Einstufung<br />

in niedrigere/ höhere Gruppen<br />

angemessen sein.<br />

Es ist übrigens auch denkbar,<br />

dass bei Krankheit, Behinderung,<br />

Internatsaufenthalt, Nachhilfeunterricht<br />

usw. Unterhalt über die<br />

Sätze der DT hinaus geschuldet<br />

wird. In der DT sind außerdem<br />

keine Beiträge zur Kranken- und<br />

Pflegeversicherung enthalten.<br />

Wenn das Kind also nicht über die<br />

gesetzliche Krankenversicherung<br />

im Rahmen einer Familienversicherung<br />

mitversichert sein sollte,<br />

sondern zusätzliche Krankenversicherungsbeiträge<br />

anfallen, sind<br />

diese über die Sätze der DT<br />

hinaus zu leisten. <strong>Da</strong>s Gleiche gilt<br />

für etwaige Beiträge zur Pflegeversicherung.<br />

§ 1602 II BGB enthält für das<br />

minderjährige unverheiratete Kind<br />

zudem eine Sonderregelung.<br />

<strong>Da</strong>nach hat es zur Deckung<br />

seines Bedarfs nur die Erträge<br />

seines Vermögens, nicht aber den<br />

Vermögensstamm einsetzen. <strong>Da</strong>s<br />

gilt nur dann nicht, wenn den<br />

Eltern bei Unterhaltsleistung nicht<br />

ihr angemessener Selbstbehalt<br />

verbliebe.<br />

(wird fortgesetzt).<br />

Meinhard Brink<br />

(Rechtsanwalt),<br />

Am Birkhof 50, Dedinghausen<br />

Du kannst deinen Kindern<br />

deine Liebe geben, nicht aber<br />

deine Gedanken.<br />

Sie haben ihre eigenen.<br />

Khalil Gibran<br />

(*6.01.1883 + 10.04.1931;<br />

libanesischer Maler und Dichter)<br />

D.a. <strong>486</strong>/15

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