Aufsichtsbericht 2015
ENSI_aufsichtsbericht_2015_web
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Vorwort<br />
Auch dieses Jahr kann ich das Wichtigste einleitend<br />
festhalten: In den Schweizer Kernanlagen hat<br />
sich <strong>2015</strong> kein Vorkommnis ereignet, das die Sicherheit<br />
von Mensch und Umwelt gefährdet hat.<br />
Alle Anlagen haben im vergangenen Jahr die Sicherheitsanforderungen<br />
des Gesetzgebers erfüllt<br />
und sind sicher betrieben worden. Davon haben<br />
wir uns unter anderem im Rahmen unserer über<br />
500 angemeldeten und unangemeldeten Inspektionen<br />
sowie verschiedenen Nachweisen, die wir<br />
von den Betreibern gefordert haben, überzeugt.<br />
Ein Vorkommnis hat jedoch im vergangenen Jahr<br />
besonders herausgestochen und beschäftigt uns<br />
weiterhin: Im Stahl des Reaktordruckbehälters<br />
von Block 1 des Kernkraftwerks Beznau wurden<br />
im Rah men von durch uns angeordneten Ultraschalluntersuchungen<br />
Unregelmässigkeiten festgestellt.<br />
Es ist an der Betreiberin Axpo, uns aufzuzeigen,<br />
um was es sich bei den Befunden handelt<br />
und welchen Einfluss diese auf die Sicherheit des<br />
Reaktordruckbehälters haben.<br />
Beznau 1 wird von uns nur die Freigabe zum Wiederanfahren<br />
erhalten, wenn wir überzeugt sind,<br />
dass die Befunde keine Beeinträchtigung der Sicherheit<br />
darstellen und die Vorgaben des Gesetzgebers<br />
erfüllt sind. Ob dies der Fall ist, kann<br />
erst nach Abschluss der Analysen gesagt werden,<br />
wenn alle Fakten auf dem Tisch liegen und wir<br />
diese zusammen mit einem internationalen Expertenteam<br />
geprüft haben. Das wird wohl kaum vor<br />
Ende 2016 sein.<br />
Das Jahr <strong>2015</strong> hat einen Trend, der sich seit einigen<br />
Jahren abzeichnet, verstärkt und vermehrt ins<br />
Bewusstsein von Politik und Öffentlichkeit gerückt:<br />
Die Verschlechterung der wirtschaftlichen Situation<br />
der Schweizer Stromproduzenten kann sich<br />
auch auf die Restlaufzeit der Schweizer Kernkraftwerke<br />
auswirken.<br />
Lange Jahre waren die Schweizer Kernkraftwerke<br />
sehr rentabel: Die Aktionäre der Betreibergesellschaften<br />
– grossmehrheitlich Kantone – haben jedes<br />
Jahr viel Geld aus dem Stromgeschäft erhalten.<br />
Sicherheit und Ökonomie waren kein Gegensatz.<br />
Im Gegenteil. Es lag im Interesse der Betreiber, vorausschauend<br />
in die Sicherheit zu investieren, um<br />
ihre Anlagen möglichst lange gewinnbringend betreiben<br />
zu können.<br />
Dies erleichterte es dem ENSI, seinen Auftrag zu<br />
erfüllen. Die nötigen Verbesserungsmassnahmen<br />
wurden im Normalfall ohne grosse Diskussionen<br />
umgesetzt. So hat zum Beispiel die Axpo noch<br />
vor dem Reaktorunfall in Fukushima entschieden,<br />
rund 700 Millionen Franken in die Sicherheit des<br />
KKW Beznau zu investieren. Im Wissen der unbefristeten<br />
Betriebsbewilligung und verbunden mit<br />
der Erwartung, dadurch die Anlage 60 Jahre betreiben<br />
und so die teure Investition amortisieren<br />
zu können.<br />
Doch die Situation hat sich in den letzten Jahren<br />
drastisch verändert. Heute können die Unternehmen<br />
kaum mehr Geld verdienen mit Strom. Deshalb<br />
ist nicht mehr auszuschliessen, dass die Betreiber<br />
der Kernkraftwerke zukünftig nur noch so viel<br />
in ihre Anlagen investieren, wie unbedingt nötig<br />
ist, um die gesetzlichen Minimalanforderungen zu<br />
erfüllen. Doch ein weiterer Betrieb der Kernkraftwerke,<br />
wie dies auch die Energiestrategie 2050<br />
vorsieht, bedingt fortlaufende Investitionen in die<br />
Sicherheit auch über die Minimalstandards hinaus.<br />
Als Aufsichtsbehörde können wir nicht tolerieren,<br />
dass aus wirtschaftlichen Überlegungen Abstriche<br />
bei der Sicherheit gemacht werden.<br />
6 ENSI <strong>Aufsichtsbericht</strong> <strong>2015</strong>