BP Gourmet
individuelle Styles für Küche & Service
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„Nehmen wir an, du hast deinen Job verloren,<br />
deine Frau hat dich verlassen und deine Geliebte<br />
ist schwanger. An so einem Tag hat es jeder Wein<br />
schwer zu bestehen.“<br />
Sätze wie diese sind aus dem Mund eines Sommeliers<br />
eher selten zu vernehmen. Sommeliers tragen in der Regel<br />
aber auch keine offenen hohen Boots mit bunten Ringelsocken<br />
darin. Billy Wagner hat sich in der Weinszene über<br />
die Jahre einen hervorragenden Namen gemacht, da er<br />
seine unorthodoxe Erscheinung mit einer feinen Nase für<br />
das Gute und Besondere zu kombinieren weiß. Vor allem<br />
aber nähert er sich dem Thema Wein über die Geschichte,<br />
die der Wein erzählt. „Es ist doch viel interessanter, dem<br />
Trinker eine Emotion zu vermitteln, die er nachvollziehen<br />
kann. Zum Beispiel: Der Winzer ist ein kräftiger Typ mit<br />
kräftigem Händedruck. Der macht einen rustikalen Stoff“,<br />
beschreibt Wagner sein Vorgehen. „Der Mensch, der das<br />
Getränk produziert, die Trauben anbaut und die Reben<br />
pfl egt, ist jemand, der ganz entscheidend in die Weinbeschreibung<br />
mit einfl ießen sollte.“<br />
Foto: Caroline Prange<br />
Eine Herangehensweise, die Anklang fi ndet. Mit nur 33<br />
Jahren hat Wagner bereits eine beeindruckende Vita vorzuweisen.<br />
Im „Herzogspark” in Herzogenaurach absolvierte<br />
er seine Ausbildung zum Restaurantfachmann, bevor es<br />
ihn direkt in das renommierte Nürnberger Sterne-Restaurant<br />
„Essigbrätlein“ zog. Hier lernte er, eine kleine Weinkarte<br />
perfekt auszuspielen, bevor ihn seine Reise in die<br />
„Traube“ nach Grevenbroich führte, wo allein 900 Rieslinge<br />
zur Auswahl standen. Über weitere Stationen in Köln und<br />
Düsseldorf verschlug es ihn schließlich in das „RUTZ Restaurant<br />
& Weinbar“ nach Berlin. Hier gelang es ihm, seinen<br />
Arbeitsstil mit dem Titel „Gault Millau Weinkarte des<br />
Jahres 2014“ zu krönen.<br />
Für Wagner ist es von außerordentlicher Wichtigkeit, den<br />
Gast nicht aus der Position des allwissenden Oberlehrers<br />
zu behandeln, sondern mit ihm in Austausch zu treten und<br />
zu überraschen. „Ich glaube, der Mensch ist grundsätzlich<br />
immer bereit, neue Erfahrungen zu machen. Ich bin hoffentlich<br />
noch nie mit der Arroganz an einen Gast getreten,<br />
ihm einen Wein nicht zu empfehlen, weil ich glaube, dass<br />
er ihn nicht verstehen würde“, erklärt Wagner. Er vertraut<br />
auf die Offenheit<br />
seiner<br />
Gäste und ihr<br />
Vertrauen ihm<br />
gegenüber –<br />
und gibt ihnen<br />
dann genau<br />
das, was<br />
ihm selbst am<br />
besten gefällt.<br />
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