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Leseprobe Personalrat 7-8_2016

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Der <strong>Personalrat</strong><br />

derpersonalrat.de<br />

33. JAHRGANG<br />

ISSN 0175-9299<br />

D 8319<br />

PERSONALRECHT IM ÖFFENTLICHEN DIENST<br />

7-8 | <strong>2016</strong><br />

MOBILE ARBEIT<br />

Besser auch mal<br />

abschalten<br />

zukunft Die Arbeitsbedingungen im öf entlichen Dienst wandeln sich<br />

tarifrunde Für Beschäftigte beim Bund und den Kommunen gibt es mehr Geld<br />

urlaub Die schönste Zeit des Jahres sollten Beschäftigte frühzeitig planen


titelthema<br />

mobile arbeit<br />

Der <strong>Personalrat</strong> 7-8 | <strong>2016</strong><br />

Besser »sometimes<br />

of« als »always on«<br />

erreichbarkeit Wer ständig für Arbeitsbelange erreichbar ist, kann sich<br />

nicht so gut erholen. Das zeigen die Ergebnisse einer aktuellen Studie.<br />

VON HILTRAUT PARIDON<br />

8


Der <strong>Personalrat</strong> 7-8 | <strong>2016</strong><br />

mobile arbeit<br />

titelthema<br />

Viel geschrieben wurde bereits über<br />

das Thema »Ständige Erreichbarkeit«.<br />

In bisherigen Untersuchungen<br />

stand dabei vor allem die<br />

Verbreitung des Phänomens »Erreichbarkeit«<br />

im Vordergrund. Über die Folgen der Erreichbarkeit<br />

gab es bisher nur wenige Erkenntnisse.<br />

Diese Forschungslücke wollte ein Projekt der<br />

Initiative Gesundheit und Arbeit (iga) weiter<br />

schließen. Darüber hinaus sollten Möglichkeiten<br />

zum guten Umgang mit Erreichbarkeit<br />

entwickelt werden. Die Ergebnisse der Studie<br />

sind im iga.Report 23 Teil 2 1 veröfentlicht.<br />

Phänomen ständiger Erreichbarkeit<br />

Unter dem Schlagwort »Ständige Erreichbarkeit«<br />

wird seit einigen Jahren das Phänomen<br />

diskutiert, dass Beschäftigte auch außerhalb<br />

der regulären Arbeitszeiten für Arbeitsanforderungen<br />

verfügbar sind oder sein sollen.<br />

Das gibt es nicht nur in der Privatwirtschaft,<br />

sondern auch im öfentlichen Dienst. Diese<br />

arbeitsbezogene erweiterte Erreichbarkeit ist<br />

durch die Entwicklung und Verbreitung von<br />

Informations- und Kommunikationstechnologien<br />

möglich geworden, so dass zu jeder Zeit<br />

an jedem Ort gearbeitet werden kann. Mit der<br />

Erreichbarkeit werden Chancen und Risiken<br />

verbunden: Auf der einen Seite eine bessere<br />

Vereinbarkeit von Privat- und Berufsleben und<br />

auf der anderen Seite mögliche negative Auswirkungen<br />

auf die Gesundheit.<br />

Hinsichtlich der Verbreitung der Erreichbarkeit<br />

zeigt sich, dass viele Beschäftigte –<br />

nämlich bis zu 90 Prozent – für Arbeitsbelange<br />

auch in ihrer Freizeit erreichbar sind. 2<br />

Allerdings ist hierbei nicht immer klar, ob die<br />

Erreichbarkeit tatsächlich vom Arbeitgeber erwartet<br />

wird. Das iga.Barometer von 2013 hat<br />

gezeigt, dass Arbeitgeber von knapp einem<br />

Viertel der Erwerbstätigen ausdrücklich erwarten,<br />

auch im Privatleben für dienstliche Angelegenheiten<br />

erreichbar zu sein.<br />

Die Initiative Gesundheit und Arbeit hat<br />

sich bereits 2013 mit dem Thema »Erreichbarkeit«<br />

beschäftigt und eine Interview-Studie mit<br />

16 Expertinnen und Experten durchgeführt. 3<br />

Aufbauend auf den Ergebnissen wurden nun<br />

in einem weiteren Projekt gemeinsam mit Prof.<br />

Renate Rau von der Martin-Luther-Universität<br />

darum geht es<br />

1. Ständige Erreichbarkeit<br />

kann das Privatund<br />

Familien leben<br />

beeinträchtigen und die<br />

Gesundheit schädigen.<br />

2. Betrofene berichten<br />

häuiger als andere von<br />

Schlafstörungen und dass<br />

sie nicht so gut abschalten<br />

könnten.<br />

3. Um das zu vermeiden,<br />

sind betriebliche<br />

Regelungen notwendig.<br />

Zugleich müssen auch<br />

die Beschäftigten einen<br />

guten Umgang mit der<br />

Erreichbarkeit lernen.<br />

1 Teil 2: Eine wissenschaftliche Untersuchung zu potenziellen<br />

Folgen für Erholung und Gesundheit und Gestaltungsvorschläge<br />

für Unternehmen. Der Report kann unter www.iga-info.de<br />

heruntergeladen werden.<br />

2 Vgl. BITKOM, Netzgesellschaft. Eine repräsentative Untersuchung<br />

zur Mediennutzung und dem Informationsverhalten der<br />

Gesellschaft in Deutschland, 2011; DGUV (Hrsg.), IAG Report<br />

1/2012, Ständige Erreichbarkeit: Wie belastet sind wir?<br />

3 Auswirkungen von ständiger Erreichbarkeit und Präventionsmöglichkeiten.<br />

Teil 1: Überblick über den Stand der Wissenschaft<br />

und Empfehlungen für einen guten Umgang in der Praxis. Autor:<br />

Hannes Strobel. iga.Report 23, 2013. Download: www.iga.info.de.<br />

9


titelthema<br />

mobile arbeit<br />

Der <strong>Personalrat</strong> 7-8 | <strong>2016</strong><br />

Ständige Erreichbarkeit<br />

und Unfallversicherung<br />

arbeitsunfall Auch in der Freizeit dienstliche Angelegenheiten<br />

erledigen, das kommt inzwischen häuig vor. Erleiden Beschäftigte<br />

dabei einen Unfall, kann das ein Arbeitsunfall sein. Dabei können<br />

sich aber knilige Fragen ergeben.<br />

VON ROBERT NAZAREK<br />

darum geht es<br />

1. Wenn Beschäftigte<br />

während ihrer Freizeit<br />

dienstliche Aufgaben<br />

erledigen, zum Beispiel<br />

durch Telefonieren,<br />

und dabei einen Unfall<br />

erleiden, ist die Frage zu<br />

beantworten, ob das ein<br />

Arbeitsunfall ist.<br />

2. Werden Beschäftigte<br />

dabei verletzt, muss<br />

entschieden werden, ob<br />

der gesetzliche Unfallversicherungsträger<br />

eintritt.<br />

3. Ob das der Fall ist,<br />

muss im Einzelfall genau<br />

geprüft werden.<br />

Sind Beschäftigte außerhalb der üblichen<br />

Arbeitszeit und damit auch<br />

außerhalb der Dienststelle für ihren<br />

Arbeitsgeber erreichbar, wirft das<br />

Fragen zum gesetzlichen Unfallversicherungsschutz<br />

auf. Sind sie beispielsweise versichert,<br />

wenn sie in ihrer Freizeit dienstliche Aufgaben<br />

erledigen und dabei einen Unfall erleiden?<br />

Der für die Unfallversicherung zuständige 2.<br />

Senat des BSG musste sich bisher nur einmal<br />

mit dieser Problematik befassen. 1 Es ging um<br />

die Frage, ob ein Arbeitsunfall als solcher anerkannt<br />

werden musste. Lösungen konnten vom<br />

BSG nur soweit gefunden werden, wie es der<br />

dem Verfahren zugrundeliegende Sachverhalt<br />

zuließ. Die Verletzte erlitt während eines Telefonats<br />

aufgrund einer arbeitsvertraglich vereinbarten<br />

Rufbereitschaft einen Unfall und machte<br />

geltend, dass es sich um einen gesetzlich versicherten<br />

Arbeitsunfall handelte. Im Ergebnis<br />

sind die sich in der Praxis ergebenden Probleme<br />

auch nach der Entscheidung des BSG nicht weniger<br />

geworden und es werden sich im Einzelfall<br />

möglicherweise Schwierigkeiten ergeben,<br />

ein Unfallereignis der gesetzlichen Unfallversicherung<br />

(SGB VII) zuordnen zu können.<br />

Schwierige Prüfung<br />

Die Schwierigkeiten ergeben sich aus der in drei<br />

Schritten erforderlichen Prüfung, um ein Unfallereignis<br />

als Arbeitsunfall feststellen zu können.<br />

Das BSG führt dazu aus, ein Arbeitsunfall setze<br />

voraus, dass die oder der Verletzte durch eine<br />

Verrichtung vor dem fraglichen Unfallereignis<br />

den gesetzlichen Tatbestand einer versicherten<br />

Tätigkeit erfüllt habe und deshalb »Versicherte«<br />

oder »Versicherter« im Sinne der gesetzlichen<br />

Unfallversicherung sei (Voraussetzung 1), dass<br />

diese versicherte Verrichtung zu einem zeitlich<br />

begrenzten, von außen auf den Körper einwirkenden<br />

Ereignis geführt habe (Voraussetzung<br />

2) und dieses Unfallereignis einen Gesundheitserstschaden<br />

oder den Tod des Versicherten verursacht<br />

habe (Voraussetzung 3).<br />

Versicherteneigenschaft als<br />

1. Voraussetzung<br />

Versicherte oder Versicherter im Sinne der gesetzlichen<br />

Unfallversicherung 2 sind Beschäftigte<br />

nur, wenn, solange und soweit sie den Tatbestand<br />

einer versicherten Tätigkeit durch eigene<br />

Verrichtungen erfüllen. Das dieser Verrichtung<br />

zugrundeliegende konkrete Handeln der oder<br />

des Verletzten muss ursächlich in einem Zusammenhang<br />

mit der versicherten Tätigkeit<br />

stehen (subjektive Komponente) und seiner<br />

Art nach von Dritten beobachtbar sein (objektive<br />

Komponente). 3<br />

Steht die oder der Verletzte in einem Arbeitsverhältnis<br />

und verrichtet eine Tätigkeit,<br />

die eine sich aus diesem Vertragsverhältnis<br />

ergebende Plicht erfüllt – und sei diese nur<br />

1 BSG 26.6.2014 – B 2 U 4/13 R –, juris (Rn. 22). 2 § 8 Abs. 1 Satz 1 SGB VII.<br />

3 BSG 26.6.2014, a.a.O. (Rn. 14).<br />

28


Der <strong>Personalrat</strong> 7-8 | <strong>2016</strong><br />

mobile arbeit<br />

titelthema<br />

subjektiv angenommen –, sind die Voraussetzungen<br />

einer versicherten Beschäftigung im<br />

Sinne der gesetzlichen Unfallversicherung<br />

gegeben. 4 Die möglichen Schwierigkeiten<br />

werden sich dabei zumeist weniger aus der<br />

Zuordnung der Tätigkeit zu einem (sozialversicherten)<br />

Beschäftigungsverhältnis ergeben, als<br />

daraus, ob die für den Unfall als ursächlich benannte<br />

Verrichtung tatsächlich arbeitsvertraglich<br />

geschuldet war. Das BSG hat es in seiner<br />

Entscheidung ofen gelassen, wie eng hier die<br />

Grenzlinien gezogen werden. Vor allem hat es<br />

nicht eindeutig geklärt, wie hoch die Anforderungen<br />

an die Beweislast für das Vorliegen<br />

einer solchen Plicht sind, die im Grundsatz<br />

immer von der oder dem Verletzten zu erfüllen<br />

ist. Im zu entscheidenden Verfahren bedurfte<br />

es derartiger Überlegungen auch nicht. Die<br />

Verplichtung der Verletzten, während ihrer<br />

Rufbereitschaft auf dem Rufbereitschaftshandy<br />

eingehende Anrufe anzunehmen, war unzweifelhaft<br />

vom LSG festgestellt worden. Mit<br />

der Entgegennahme des Anrufs ist sie damit<br />

der sich aus dem Arbeitsverhältnis ergebenden<br />

Plicht nachgekommen 5 . Die Erfüllung des<br />

Versicherungstatbestandes der Beschäftigung<br />

lag damit subjektiv vor 6 , und diese unwidersprochene<br />

Feststellung des LSG war vom BSG<br />

seiner Entscheidung zugrunde zu legen.<br />

Das notwendige objektive Kriterium, dass<br />

ein von außen beobachtbares Handeln an einem<br />

bestimmten Ort zu einer bestimmten Zeit<br />

vorliegen muss, wird in der Praxis kaum Probleme<br />

bereiten, da dem Unfall notwendig ein<br />

solches vorausgehen muss. Schwierigkeiten<br />

ergeben sich, wenn – wie im vom BSG entschiedenen<br />

Verfahren – zum Unfallzeitpunkt<br />

zwei Handlungen vorliegen, die jede für sich<br />

in unterschiedlichem Zusammenhang zur<br />

versicherten Tätigkeit und Feststellung eines<br />

Arbeitsunfalles zu bewerten sind (gemischte<br />

Tätigkeit). In diesem Verfahren hat die Verletzte<br />

einerseits telefoniert und andererseits ihren<br />

Spaziergang mit dem Hund fortgesetzt. Nach<br />

den Ausführungen des BSG hatte die Verletze<br />

spätestens mit der Entgegennahme des Anrufs<br />

die tatbestandlichen Voraussetzungen einer<br />

Beschäftigung im Sinne der gesetzlichen Unfallversicherung<br />

erfüllt. 7<br />

Soweit sich das BSG mit Abgrenzungsfragen<br />

zur gemischten Motivationslage (eine einzige<br />

Verrichtung mit unterschiedlichen Handlungstendenzen)<br />

auseinandersetzt 8 , hat dies<br />

für die Frage, ob ein Unfall während der ständigen<br />

Erreichbarkeit die Voraussetzungen der<br />

gesetzlichen Unfallversicherung bildet, keine<br />

Bedeutung und diente lediglich der Klarstellung.<br />

Während der Zeiten der ständigen Erreichbarkeit<br />

kommen praktisch nur Konstellationen<br />

einer gemischten Tätigkeit in Betracht.<br />

Die gemischte Tätigkeit ist gerade dadurch gekennzeichnet,<br />

dass mindestens eine von mehreren<br />

gerade ausgeübten Verrichtungen den<br />

Tatbestand einer versicherten Tätigkeit erfüllt.<br />

arbeitsunfall<br />

Nach § 8 Abs. 1 Satz 1 SGB<br />

VII sind Arbeitsunfälle<br />

Unfälle von Versicherten<br />

infolge einer den Versicherungsschutz<br />

nach<br />

§§ 2, 3 oder 6 SGB VII<br />

begründenden Tätigkeit<br />

(versicherte Tätigkeit).<br />

Unfälle sind nach § 8<br />

Abs. 1 Satz 2 SGB VII<br />

zeitlich begrenzte, von<br />

außen auf den Körper einwirkende<br />

Ereignisse, die<br />

zu einem Gesundheitsschaden<br />

oder zum Tod<br />

führen. Ein Arbeitsunfall<br />

setzt voraus, dass der<br />

Verletzte durch eine<br />

Verrichtung vor dem<br />

fraglichen Unfall ereignis<br />

den gesetzlichen Tatbestand<br />

einer versicherten<br />

Tätigkeit erfüllt hat und<br />

deshalb »Versicherter«<br />

ist. Die Verrichtung muss<br />

ein zeitlich begrenztes,<br />

von außen auf den Körper<br />

einwirkendes Ereignis<br />

sein und einen Gesundheitserstschaden<br />

oder<br />

den Tod des Versicherten<br />

objektiv und rechtlich<br />

wesent lich verursacht<br />

haben (Unfallkausalität<br />

und haftungsbegründende<br />

Kausalität).<br />

Erledigen Beschäftigte<br />

während ihrer Freizeit<br />

dienstliche Aufgaben und<br />

verunfallen dabei, kann<br />

das ein Arbeitsunfall sein.<br />

4 § 2 Abs. 1 Nr. 1 SGB VII; BSG 26.6.2014, a.a.O. (Rn. 16).<br />

5 BSG 26.6.2014, a.a.O. (Rn. 17).<br />

6 BSG 26.6.2014, a.a.O. (Rn. 18).<br />

7 § 2 Abs. 1 Nr. 1 SGB VII; BSG 26.6.2014, a.a.O. (Rn. 15).<br />

8 BSG 26.6.2014, a.a.O. (Rn. 19 ff.).<br />

29


personalratsarbeit LPVG-Entwicklung im Jahr 2015<br />

Der <strong>Personalrat</strong> 7-8 | <strong>2016</strong><br />

LPVG-Entwicklung<br />

im Jahr 2015<br />

gesetzgebung Niedersachsen und Sachsen haben ihre Personalvertretungsgesetze<br />

umfassend novelliert. In anderen Ländern sind<br />

die Änderungen hingegen zurückhaltender ausgefallen.<br />

VON LOTHAR ALTVATER<br />

darum geht es<br />

1. Auch im letzten Jahr<br />

gab es zahlreiche Änderungen<br />

des jeweiligen<br />

Personalvertretungsrechts.<br />

2. Sie inden sich in<br />

Gesetzen zur Änderung<br />

der Landespersonalvertretungsgesetze<br />

und<br />

in anderen Regelwerken<br />

einschließlich Staatsverträgen.<br />

3. Die Personalräte<br />

sollten die Neuerungen<br />

kennen und in ihrer Arbeit<br />

berücksichtigen.<br />

Der folgende Bericht dokumentiert<br />

die im Jahr 2015 erlassenen<br />

Rechtsvorschriften des Landespersonalvertretungsrechts.<br />

Er<br />

informiert über die Entwicklung in jenen 12<br />

Ländern, in denen im Landespersonalvertretungsgesetz<br />

oder an anderer Stelle personalvertretungsrechtlich<br />

bedeutsame Neuregelungen<br />

oder Änderungen erfolgt sind. Zweiseitige<br />

Staatsverträge mit personalvertretungsrechtlich<br />

relevanten Vereinbarungen sind in die<br />

Abschnitte zu Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz<br />

eingearbeitet. Der Bericht setzt die<br />

in dieser Zeitschrift bereits erschienenen Berichte<br />

zur Entwicklung der landespersonalvertretungsrechtlichen<br />

Vorschriften in den Jahren<br />

2003 bis 2014 fort. 1<br />

Baden-Württemberg<br />

} Neubekanntmachungen<br />

Nach den umfassenden Änderungen des<br />

Landespersonalvertretungsrechts durch das<br />

Änderungsgesetz v. 3.12.2013 2 und die Änderungsverordnung<br />

v. 28.1.2014 3 hat das Innenministerium<br />

jeweils unter dem 12.3.2015<br />

amtliche Neubekanntmachungen des Landespersonalvertretungsgesetzes<br />

(LPVG) und<br />

der Wahlordnung zum Landespersonalvertretungsgesetz<br />

(LPVGWO) 4 vorgenommen. 5<br />

} Schulgesetz und LPVG<br />

Das Gesetz zur Änderung des Schulgesetzes<br />

und anderer Vorschriften v. 21.7.2015 6 dient<br />

der weiteren schrittweisen Verwirklichung der<br />

Ziele der Behindertenrechtskonvention der<br />

Vereinten Nationen v. 13.12.2006 7 . Danach<br />

soll Inklusion integraler Bestandteil des Bildungssystems<br />

sein. 8 Die bisherigen Sonderschulen<br />

sollen zu sonderpädagogischen Bildungs-<br />

und Beratungszentren weiterentwickelt<br />

werden. Dies kommt im Schulgesetz in einer<br />

entsprechenden neuen Schulartbezeichnung<br />

zum Ausdruck. Die schulspeziischen Regelungen<br />

im LPVG sind ggf. durch Art. 4 des Änderungsgesetzes<br />

redaktionell angepasst worden<br />

(Änderungen von § 75 Abs. 6 Nr. 1 Buchst. b<br />

und § 98 Abs. 1 und Abs. 2 Nr. 1 LPVG).<br />

} Landesrichter- und -staatsanwaltsgesetz<br />

sowie LPVG<br />

Abweichend vom BPersVG, aber im Einklang<br />

mit den meisten Landespersonalvertretungsgesetzen<br />

9 sind nicht nur Richter, sondern auch<br />

Staatsanwälte grundsätzlich keine Beschäftigten<br />

i.S. d. LPVG BW. 10 Ihre Interessenvertretung<br />

ist im Landesrichter- und -staatsanwaltsgesetz<br />

(LRiStAG) i.d.F. v. 22.5.2000 11 geregelt.<br />

Dieses Gesetz, das zuletzt durch Art. 2 des<br />

Gesetzes v. 3.12.2013 12 geändert worden war,<br />

34<br />

1 Vgl. die Beiträge des Verfassers in: PersR, Beilage 1/2006 (zu<br />

Heft 7/2006), 1 ff. (nachfolgend: Bericht 2003 – 2005); PersR<br />

2007, 279 ff. (nachfolgend: Bericht 2006); PersR 2008, 290 ff.<br />

(nachfolgend: Bericht 2007); PersR 2009, 297 ff. (nachfolgend:<br />

Bericht 2008); PersR 2010, 287 ff. (nachfolgend: Bericht 2009);<br />

PersR 2011, 309 ff. (nachfolgend: Bericht 2010); PersR 2012, 301<br />

ff. (nachfolgend: Bericht 2011); PersR 2013, 303 ff. (nachfolgend:<br />

Bericht 2012); PersR 7-8/2014, 23 ff. (nachfolgend: Bericht 2013);<br />

PersR 7-8/2015, 33 ff. (nachfolgend: Bericht 2014).<br />

2 GBl. S. 329, ber. 2014 S. 76. Vgl. Bericht 2013 (Fn. 1), 23, 25 ff.<br />

3 GBl. S. 67. Vgl. Bericht 2014 (Fn. 1), 33.<br />

4 GBl. S. 221 bzw. 260.<br />

5 Näher dazu bereits Bericht 2014 (Fn. 1), 33.<br />

6 GBl. S. 645, ber. 839. Nach Art. 6 am 1.8.2015 in Kraft getreten.<br />

7 Zustimmung zum Übereinkommen und Fakultativprotokoll<br />

durch Gesetz v. 21.12.2008 (BGBl. II S. 1419, 1420, 1453). In Kraft<br />

getreten für die Bundesrepublik Deutschland am 26.3.2009 (Bek.<br />

v. 5.6.2009; BGBl. II S. 812).<br />

8 Vgl. hierzu und zum Folgenden LT-Drs. 15/6963, S. 25 ff., 27, 34 (zu<br />

Art. 1 Nr. 2) und 44 (zu Art. 4).<br />

9 Vergleichende Anmerkungen zu den landesrechtlichen Regelungen<br />

bei Altvater in: Altvater/Baden/Berg/Kröll/Noll/Seulen,<br />

BPersVG, 9. Aufl., § 95 Rn. 10 f.<br />

10 Vgl. hierzu und zu den Ausnahmen § 4 Abs. 2 Nr. 2 LPVG.<br />

11 GBl. S. 504.<br />

12 GBl. S. 329, 359. Redaktionelle Änderungen aufgrund der Novellierung<br />

des LPVG durch Art. 1 des ÄndG; vgl. LT-Drs. 15/4224,<br />

S. 167 (zu Art. 2) .


Der <strong>Personalrat</strong> 7-8 | <strong>2016</strong><br />

LPVG-Entwicklung im Jahr 2015<br />

personalratsarbeit<br />

ist durch Art. 1 des Gesetzes zur Änderung des<br />

LRiStAG v. 6.10.2015 13 erneut geändert worden.<br />

14 Dabei handelt es sich um eine grundlegende<br />

Novellierung der bisherigen Regelungen<br />

zu den Richter- und Staatsanwaltsräten, mit<br />

denen ein den Besonderheiten der baden-württembergischen<br />

Justiz Rechnung tragendes, eizientes<br />

System der Beteiligung an allgemeinen<br />

und sozialen Angelegenheiten geschafen werden<br />

soll. 15 Das Änderungsgesetz sieht in Art. 1<br />

dazu unter anderem vor: 16<br />

· Neufassung der Bestimmungen zu den örtlichen<br />

Richter- und Staatsanwaltsräten;<br />

· Bildung von Stufenvertretungen auf der<br />

Ebene der Obergerichte und der Generalstaatsanwaltschaften;<br />

· Einrichtung von Einigungsstellen auf Bezirksebene;<br />

· Errichtung eines Landesrichter- und -staatsanwaltsrats<br />

auf der Ebene des Justizministeriums.<br />

Art. 2 des Änderungsgesetzes v. 6.10.2015<br />

normiert anpassende Änderungen des LPVG,<br />

Art. 3 enthält Übergangsbestimmungen.<br />

Für das Personalvertretungsrecht im engeren<br />

Sinne sind die Regelungen über »gemeinsame<br />

Angelegenheiten« der Richterräte und<br />

Personalräte von besonderem Interesse. 17 Die<br />

bisherigen Bestimmungen in § 20 Nr. 2 und<br />

den §§ 28 und 30 LRiStAG a.F. sind (inhaltlich<br />

im Wesentlichen unverändert) in § 30<br />

LRiStAG n.F. zusammengeführt worden. 18 § 30<br />

Abs. 4 LRiStAG n.F. sieht vor, dass die allgemeinen<br />

Regeln über die gemeinsamen Angelegenheiten<br />

der örtlichen Richterräte und<br />

der örtlichen Personalräte für die gemeinsamen<br />

Aufgaben der neuen Bezirksrichterräte<br />

und der Bezirkspersonalräte sowie des neuen<br />

Landesrichter- und -staatsanwaltsrats und des<br />

Hauptpersonalrats beim Justizministerium<br />

entsprechend gelten. 19 Außerdem inden die<br />

Vorschriften des § 30 LRiStAG n.F. auf den<br />

Gesamtrichterrat entsprechende Anwendung<br />

(§ 31 Abs. 4 Satz 1, 5 LRiStAG n.F.). Sie gelten<br />

auch für die Staatsanwaltsräte und die neuen<br />

Bezirksstaatsanwaltsräte entsprechend (§ 88<br />

Abs. 1 Satz 2 LRiStAG n.F.).<br />

Das LPVG ist durch Art. 2 des Änderungsgesetzes<br />

v. 6.10.2015 an die genannten<br />

Änderungen des LRiStAG angepasst worden.<br />

§ 31 LPVG, der ergänzende Bestimmungen<br />

für »gemeinsame Aufgaben von <strong>Personalrat</strong>,<br />

Richterrat und Staatsanwaltsrat« enthält, ist<br />

redaktionell dadurch geändert worden, dass in<br />

Abs. 1 nicht mehr auf § 28, sondern auf § 30<br />

LRiStAG Bezug genommen wird. Außerdem<br />

wird dieser Paragraf in den Vorschriften über<br />

den Gesamtpersonalrat und die Stufenvertretungen<br />

(durch Verweisungen in § 54 Abs. 4<br />

Satz 1 und § 55 Abs. 3 Satz 1 LPVG) für entsprechend<br />

anwendbar erklärt. 20<br />

} Übergangsregelungen außerhalb<br />

des LPVG<br />

Das Gesetz zur Errichtung der Landesoberbehörde<br />

IT Baden-Württemberg und Änderung<br />

anderer Vorschriften v. 12.5.2015 21 enthält<br />

in Art. 1 das »Gesetz zur Errichtung der<br />

Landesoberbehörde IT Baden-Württemberg<br />

(Errichtungsgesetz BITBW – BITBWG)«. Es<br />

trift in Art. 2 Übergangsregelungen zum Errichtungsgesetz<br />

und sieht in Art. 3 bis 8 anpassende<br />

Änderungen anderer, von der Errichtung<br />

berührter Gesetze und Verordnungen vor.<br />

Nach Art. 9 ist das Gesetz im Wesentlichen am<br />

1.7.2015 in Kraft getreten.<br />

Wesentlicher Inhalt des BITBWG ist die<br />

Errichtung der neuen Landesoberbehörde mit<br />

der Kurzbezeichnung BITBW. Die Behörde<br />

gehört zum Geschäftsbereich des Innenministeriums,<br />

hat ihren Sitz in Stuttgart und wird<br />

als »Landesbetrieb gemäß §§ 26 und 74 der<br />

Landeshaushaltsordnung für Baden-Württemberg«<br />

geführt 22 (§ 1 Abs. 1 und 2 BITBWG).<br />

Die BITBW hat sämtliche nicht fachspeziische<br />

Aufgaben der informationstechnischen<br />

Grundversorgung ressortübergreifend für die<br />

gesamte Landesverwaltung zu erfüllen (§ 2<br />

Abs. 1 BITBWG). 23 Gleichzeitig mit der Errichtung<br />

der BITBW ist die Aulösung des bisherigen<br />

»Informatikzentrums Landesverwaltung<br />

Baden-Württemberg« und die Übertragung<br />

seiner Aufgaben und Dienstleistungen auf die<br />

BITBW erfolgt (§ 1 Abs. 4 BITBWG). Spätestens<br />

ein Jahr nach Inkrafttreten des Gesetzes<br />

gehen Aufgaben weiterer Dienststellen und<br />

Einrichtungen auf die BITBW über (§ 2 Abs. 2,<br />

§ 7 Abs. 1 BITBWG).<br />

Die Übergangsregelungen zum Errichtungsgesetz<br />

BITBW sehen die Bildung eines<br />

Übergangspersonalrats und einer Über-<br />

13 GBl. S. 842. Nach Art. 4 am 15.10.2015 in Kraft getreten.<br />

14 Nachfolgende Änderungen des LRiStAG durch Art. 7 des Gesetzes<br />

v. 1.12.2015 (GBl. S. 1030, 1031) und durch Art. 5 des Gesetzes<br />

v. 1.12.2015 (GBl. S. 1035, 1038).<br />

15 LT-Drs. 15/7135, S. 1 (zu A) und 26 (zu A 1).<br />

16 Vgl. LT-Drs. 15/7135, S. 2 (zu B) und 26 ff. (zu A 2 a).<br />

17 Ansonsten werden die (überwiegend neugefassten) Vorschriften<br />

über Organisation und Aufgaben der Richter- und Staatsanwaltsvertretungen<br />

aus Platzgründen hier nicht behandelt.<br />

18 Vergleichbar mit § 30 Abs. 1 und 2 Satz 1 und 2 LRiStAG ist die<br />

bundesrechtliche Regelung in § 53 DRiG. Näher dazu Altvater in:<br />

Altvater/Baden/Berg/Kröll/Noll/Seulen, a.a.O., Anh. II Rn. 10 ff.<br />

19 Vgl. LT-Drs. 15/7135, S. 59 (zu § 30 Abs. 4).<br />

20 Vgl. LT-Drs. 15/7135, S. 61 f. (zu Art. 2).<br />

21 GBl. S. 326.<br />

22 Die damit zugelassene kaufmännische Wirtschaftsführung soll<br />

die Grundlage für wirtschaftlich optimiertes Handeln bieten<br />

(LT-Drs. 15/6654, S. 19 [zu Art. 1 § 1 Abs. 1 und 2]).<br />

23 Näher dazu LT-Drs. 15/6654, S. 20 ff. (zu § 2 Abs. 1).<br />

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