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AUGUST/SEPTEMBER

BerlinValley-August-September-2016

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ZKZ 89109 <strong>AUGUST</strong>/<strong>SEPTEMBER</strong> – KOSTENLOS<br />

BAUEN<br />

Die ersten Körperteile<br />

aus dem 3D-Drucker<br />

CHANGE<br />

Mut zum Pivot<br />

PRÜFEN<br />

Startup-Analyse der Parteien<br />

zur Berlin-Wahl<br />

LERNEN<br />

Mit Design Thinking<br />

bessere Produkte entwickeln<br />

BERLINVALLEY.COM


EDITORIAL<br />

Cover: Fotografie: Jann Venherm, Illustration: Louisa Pepay, Inspiration: brosmind.com; Fotos: Saskia Uppenkamp, Max Threlfall, Simon Schäfer<br />

PHILIPP HARTMANN<br />

ist Founding Partner von Rheingau<br />

Founders. Jetzt startet der Investor<br />

eine zweite Karriere als Dozent beim<br />

E-Learning-Portal Udemy. Sein Kurs<br />

richtet sich speziell an junge Gründer.<br />

Seite 14<br />

SIMON SCHÄFER<br />

erklärt, warum der Brexit das beste<br />

Beispiel für miserables Marketing ist,<br />

warum die Idee Europa für Startup-<br />

Unternehmer Sinn macht und warum er<br />

gern einen blauen Pass hätte.<br />

Seite 15<br />

ANSGAR OBERHOLZ<br />

findet die Idee, einen IT-Staatssekretär<br />

in Berlin zu installieren, brillant. Was<br />

er und andere Startup-Experten zu den<br />

Programmen der Parteien für die Berlin-<br />

Wahl sagen:<br />

Seite 18<br />

Mut zum Pivot: Unser Cover zeigt Nikita<br />

Fahrenholz, der mit Book a Tiger gerade<br />

einen Kurswechsel vollzogen hat.<br />

Mehr dazu im Interview Seite 42.<br />

WIR HABEN DIE WAHL<br />

Liebe Leserin, lieber Leser,<br />

die TOA ist vorbei, da kündigt sich bereits das<br />

nächste Festival an, bei dem Innovationen im Fokus<br />

stehen. Allerdings wird das Newnew Festival, das<br />

in diesem September zu ersten Mal in Karlsruhe<br />

stattfinden wird, einen ganz anderen Charakter<br />

haben als das Tech Open Air in Berlin.<br />

Trotzdem darf man gespannt sein, denn dort<br />

werden auch Corporates ihren Platz haben und<br />

zeigen, wie sie künftig mit Startups zusammenarbeiten<br />

wollen. Das Festival findet im Zentrum für<br />

Kunst und Medientechnologie (ZKM) statt, womit<br />

dafür gesorgt ist, dass auch die Kunst auf dem<br />

Festival viel Raum haben wird. Wie sich Initiator<br />

Ulrich Dietz das Ganze vorstellt, verrät er uns im<br />

Interview. Außerdem wird es – ähnlich wie bei der<br />

TOA – über die Stadt verteilt viele Satellite Events<br />

geben. Unis und Forschungseinrichtungen öffnen<br />

ihre Türen. Ganz Karlsruhe im Innovationsfieber?<br />

Anfang September werden wir es erleben.<br />

Ebenfalls im September werden wir wissen, wer<br />

Berlin in den kommenden Jahren regiert. Wir haben<br />

die Parteien gefragt, was in Sachen Startups<br />

und Digitalisierung in ihren Wahlprogrammen<br />

steht – und haben das Vertretern aus dem Startup-<br />

Ökosystem zur Kommentierung gegeben. Unsere<br />

Experten haben jedenfalls noch einige Anmerkungen<br />

zu den Plänen: „Es stellt sich die Frage, warum<br />

bis heute kein flächendeckendes Breitband existiert“,<br />

ist nur eine davon.<br />

Mit der „10-Punkte-Agenda zur Digitalisierung“,<br />

der „Startup-Agenda“ und der „Smart-City-Strategie“,<br />

um nur einige wohlklingende Vorhaben zu<br />

nennen, habe die Politik „eine gute strategische<br />

Grundlage, die wir in der nächsten Legislaturperiode<br />

abarbeiten müssen“, kündigt der zur Wiederwahl<br />

stehende Regierende Bürgermeister Michael<br />

Müller (SPD) im Interview an. Wir werden sehen.<br />

Neben all den Festivals und der Politik beschäftigen<br />

wir uns natürlich weiterhin mit den wirklich<br />

wichtigen Themen, nämlich wie man ein Startup erfolgreich<br />

macht. Design Thinking etwa ist eine Methode,<br />

die hilft, Kunden und Mitarbeiter besser zu<br />

verstehen – und also bessere Produkte zu machen.<br />

Nach so einem Workshop kann es sein, dass man<br />

bei einem Startup die Richtung ändert und plötzlich<br />

andere Kunden oder einen anderen Markt ins<br />

Visier nimmt, also einen Pivot macht.<br />

Der kommt in den besten Unternehmen vor. Starbucks<br />

zum Beispiel verkaufte zuerst Espressomaschinen,<br />

Twitter startete als Podcast-Plattform<br />

und der Foto-Sharing-Dienst Flickr als ein Element<br />

des Online-Spiels Game Neverending. Ein Pivot ist<br />

keine plötzliche Erleuchtung, sondern eine kalkulierte,<br />

planvolle Änderung des Kerngeschäfts auf<br />

Basis von Tests, Feedback und Erfahrungswerten.<br />

Und auch wenn der Prozess sehr schmerzhaft sein<br />

kann – oft ist der Pivot der Weg zum Erfolg. Ich<br />

wünsche viel Vergnügen bei der Lektüre!<br />

Corinna Visser<br />

VIELEN DANK!<br />

OHNE DIE UNTERSTÜTZUNG UNSERER SPONSOREN WÄRE DIESES KOSTENLOSE MAGAZIN<br />

NICHT REALISIERBAR. DAFÜR GANZ HERZLICHEN DANK AN:<br />

berlinvalley.com / 3


26<br />

KÖRPERTEILE<br />

AUS DEM<br />

3D-DRUCKER<br />

Die Medizinische Modellbau Manufaktur<br />

druckt Organe, an denen Chirurgen<br />

ihre Operationen üben können. In<br />

Karlsruhe werden Kunststoffe entwickelt,<br />

die Metall im Körper ersetzen sollen.<br />

Ein Blick in die Zukunft der modernen<br />

Medizin.<br />

INHALT<br />

07 Meldungen<br />

12 So verbinden sich Fashion und Tech<br />

15 Ein stärkeres Europa wünscht sich Unternehmer Simon Schäfer<br />

17 Berlin wählt: Wie Startup-freundlich sind die Wahlprogramme?<br />

20 „Ich hätte nichts gegen ein paar weitere Zalandos“, sagt der<br />

Regierende Bürgermeister Michael Müller im Interview<br />

21 Gründer kommentieren die Startup-Politik<br />

22 Auf dem Grill: Investoren bewerten Startups<br />

24 Wir sind die Neuen: Startups im Kurzporträt<br />

26 Bioprinting: Körperteile aus dem 3D-Drucker<br />

28 Das können Startups von Design Thinking lernen<br />

30 „Design Thinking ist eine gute Wachstumsstrategie“,<br />

sagt D-School-Gründer Ulrich Weinberg<br />

17<br />

42<br />

„ICH BIN BRUTAL<br />

EHRLICH“<br />

Book a Tiger startete als Plattform, die Reinigungskräfte<br />

vermittelt. Jetzt arbeitet das Startup nur noch mit festen<br />

Mitarbeitern. Wie er den Kurswechsel managt, erklärt<br />

Gründer Nikita Fahrenholz im Interview.<br />

BERLIN-WAHL:<br />

DARUM GEHT’S<br />

Das politische Umfeld trägt zum Erfolg des Startup-<br />

Ökosystems bei. Berlin Valley hat Experten die<br />

Wahlprogramme der Parteien auf Startup-Tauglichkeit<br />

prüfen lassen und Gründer gefragt, was sie von der<br />

Berliner Politik halten.<br />

Fotos: Flickr.com: h2Woah!, Jan Venherm, 360 FashKits, Kay Herschelmann, Medizinische Modellbau Manufaktur<br />

34 „Heimat für Top-Experten“ – Florian Heinemann und Uwe Horstmann<br />

über die Positionierung von Project A Ventures<br />

38 Target Global und Partech Ventures stellen sich vor<br />

40 Spezial: Pivot<br />

42 „Wir wollen die Branche revolutionieren“,<br />

sagt Nikita Fahrenholz von Book a Tiger<br />

44 So meisterten N26, Figo, Adjust und Iversity ihren Pivot<br />

46 Investor Olaf Jacobi ist überzeugt, dass die Initiative zum Kurswechsel<br />

in einem guten Team von den Gründern kommt<br />

48 Bürobesuch bei Getyourguide<br />

52 Elevator Pitch: Startups müssen sich beweisen<br />

56 Treffpunkte: Das steht auf dem Programm beim Newnew Festival,<br />

Dmexco und der Startup Night<br />

60 Rückschau: Das war TOA 2016<br />

65 Eventkalender<br />

66 Vorschau und Impressum<br />

28<br />

EMPATHIE-ARBEIT<br />

Beim Design Thinking geht es darum, sich zuerst<br />

auf das Problem zu konzentrieren und sich in die<br />

Lage des Nutzers zu versetzen. Am Ende kommt ein<br />

Produkt heraus, dass das Poblem wirklich löst.<br />

FASHION UND TECH<br />

Leistungssteigernde Sportbekleidung, T-Shirts und<br />

Röcke, die mit Licht und Ton verschiedene Stimmungen<br />

erzeugen: Auf der Fashiontech Berlin verbinden sich<br />

Mode und technische Innovation.<br />

12


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Fotos: Friends Factory, Number26, Kemmler Kemmler<br />

Oben ohne: Wie Inseln verteilen sich viele kleine Bühnen auf der Ausstellungfläche in den Hallen der Arena Berlin. Im Hintergrund schwimmt das Logo der Bread and Butter – zwei &-Zeichen als 3D-Installation – auf der Spree.<br />

BREAD AND BUTTER FÜR ALLE<br />

Auf dem Gelände der Arena in Treptow will Zalando die Modemesse neu beleben<br />

Ohne Tempelhof und ohne Messe-Gründer Karl-Heinz Müller<br />

fängt die Bread and Butter am 2. September noch einmal von<br />

vorne an. „Unser Konzept bricht mit dem Status quo“, sagte David<br />

Schneider, Gründer und Vorstandsmitglied des Neueigentümers<br />

Zalando. Der Online-Modehändler hatte die Messe nach der<br />

Insolvenz im vergangenen Jahr übernommen und musste gleich<br />

die Januar-Ausgabe absagen. Jetzt geht es endlich los – oder<br />

„Now“, wie es das auf das internationale Publikum zugeschnittene<br />

Motto der Messe auf den Punkt bringt. In der Arena soll sich<br />

die Bread and Butter drei Tage lang von einer Trade-Show zu<br />

einer Trend-Show für Marken und Konsumenten entwickeln. Und<br />

zwar für jedermann. „Die Bread and Butter by Zalando schließt<br />

BANKLIZENZ UND NEUER<br />

NAME FÜR NUMBER26<br />

Ein wichtiger Schritt für Number26 auf dem Weg<br />

zur echten Alternative zur Hausbank: Anderthalb<br />

Jahre nach dem Start erhält das Fintech von Valentin<br />

Stalf (r.) und Maximilian Tayenthal die Vollbanklizenz<br />

der Bafin. Mit der Erlaubnis, Bankgeschäfte<br />

in Europa tätigen zu können, ändert das<br />

Startup auch seinen Namen in N26. Zusammen mit<br />

den 40 Millionen Dollar aus der Series-B-Runde im<br />

Juni ist das Fintech gerüstet, sein Angebot auszuweiten.<br />

Geplant sind Real-Time-Kredite, Sicherheit<br />

durch KI oder Expense Sharing, bei dem man<br />

Rechnungen mit nur wenigen Klicks unter Freunden<br />

aufteilen kann. (Mehr auf Seite 44) n26.com<br />

„ES WIRD<br />

IMMER<br />

SCHWERER,<br />

LEUTE<br />

DAVON ZU<br />

ÜBERZEUGEN,<br />

IN TÜRKISCHE<br />

STARTUPS ZU<br />

INVESTIEREN“<br />

ROLAND MANGER,<br />

Partner beim VC Earlybird sagt, dass selbst Leute,<br />

die um die Stärken des Standorts wissen,<br />

zunehmend unruhig werden.<br />

zeit.de<br />

den Konsumenten nicht länger aus der Modewelt aus, sondern<br />

lädt ihn ein, Teil von ihr zu werden“, sagt Schneider. Passend<br />

dazu soll es Customizing Workshops geben, in denen Besucher<br />

sich ausgewählte Artikel individuell gestalten lassen können.<br />

Neuheiten werden mithilfe von Augmented Reality vorgestellt.<br />

Den passenden Hintergrund liefern die Konzepte der Illustratoren<br />

Craig & Karl und der Kreativagentur Kemmler Kemmler.<br />

Überhaupt spielt Digitales eine wichtige Rolle auf der Messe,<br />

darunter Mode, die mitmilfe intelligenter Maschinen hergestellt<br />

wird. Zalando-Marketing-VP Carsten Hendrich freut sich auf den<br />

Mix: „Wir zeigen, was in der digitalen Welt angesagt ist und<br />

teilen das mit unseren Konsumenten.“ breadandbutter.com<br />

ETVENTURE KOOPERIERT<br />

MIT FRIENDSFACTORY<br />

„Coworking ist als Arbeitsmodell tot“, kommentiert<br />

Gregor Gebhardt, Geschäftsführer der Bürovermietung<br />

Friendsfactory das neue Joint Venture mit<br />

dem Company Builder Etventure. „Man kann sein<br />

Geschäftsmodell nicht unter zig Leuten im gleichen<br />

Raum ernsthaft auf- und ausbauen. Dafür braucht<br />

es ein eigenes Büro.“ Die Kooperation erweitert<br />

die eigenen Office-Lösungen um Dienstleistungen<br />

für Startups. Mieter und Mitglieder erhalten<br />

ein Startup-Building vergleichbar mit Acceleratoren-Programmen.<br />

Start ist in München. Standorte<br />

in Hamburg, Berlin und Stuttgart sollen noch 2016<br />

öffnen. friendsfactory.de, etventure.de<br />

berlinvalley.com / 7


MELDUNGEN<br />

MELDUNGEN<br />

Überraschung des Monats<br />

REIN UND RAUS<br />

Wer bekommt wie viel? Wer übernimmt<br />

wen? Finanzierungen und Exits<br />

COOLAR EROBERT NEW YORK<br />

Das Kühlschrank-Startup holt im Finale von „The Venture“ 50.000 Dollar<br />

Mehr als 2500 Gründer hatten sich bei der neuen Runde des mit einer Million Dollar<br />

dotierten Wettbewerbs „The Venture“ beworben. Voraussetzung für die Teilnahme<br />

sind Geschäftsideen, deren Ziel es ist, die Welt zu verbessern. Veranstalter ist der<br />

Whisky-Hersteller Chivas Regal. Fünf Teams, darunter das Berliner Startup Coolar,<br />

schafften es am 14. Juli ins Finale nach New York. Noch einmal hatte Gründerin Julia<br />

Römer (Mitte) fünf Minuten, um die Jury von dem Nutzen ihrer Technologie zu überzeugen.<br />

Coolar entwickelt von einem Stromnetz unabhängige Kühlsysteme. So kann<br />

das Startup in den ärmsten Regionen der Welt die Kühlung von Lebensmitteln oder<br />

Medizin sicherstellen. Das Jury-Urteil: Platz fünf und ein Preisgeld von 50.000 Dollar.<br />

Platz eins und 300.000 Dollar gingen an das kolumbianische Startup Conceptos Plásticos,<br />

das Gummiabfälle zu Material für den Bau von Häusern oder Schulen umwandelt.<br />

Die weiteren Finalisten: Wefarm, Eyecontrol und Wakami. theventure.com<br />

HABT IHR SPANNENDE NEUIGKEITEN?<br />

SCHREIBT UNS: news@berlinvalley.com<br />

STUDIENGANG BILDET<br />

GRÜNDER WEITER<br />

In Baden-Württemberg hat das Forschungsministerium<br />

grünes Licht für<br />

den berufs be gleitenden Masterstudiengang<br />

Intra- und Entrepreneurship<br />

der Universität Stuttgart und der<br />

Hochschule der Medien (HdM) gegeben.<br />

Er startet im Wintersemester<br />

und richtet sich an Mitarbeiter aus<br />

technologieorientierten Unternehmen<br />

sowie Startups. Bewerbungen<br />

sind ab sofort möglich. innovativeentrepreneurship.de<br />

INSOLVENZ: IVERSITY<br />

PLANT NEUSTART<br />

Die Online-Lehrplattform Iversity ist<br />

insolvent. Eine für Juni geplante Finanzierung<br />

sei geplatzt, sagte Iversity-Gründer<br />

Hannes Klöpper. Weil<br />

sich die Altinvestoren T-Venture und<br />

Bmp neu orientiert hätten, gebe es<br />

von ihnen kein frisches Geld mehr.<br />

Von den zuletzt 24 Mitarbeitern<br />

mussten 20 gehen. Derzeit werde<br />

mit einem neuen Investor verhandelt.<br />

(Mehr auf Seite 45) iversity.org<br />

8 / berlinvalley.com<br />

NACH DEM BREXIT:<br />

BERLIN WIRBT UM STARTUPS<br />

„Dear start-ups, keep calm and move to Berlin“,<br />

warb die FDP bereits am Tag nach dem Brexit-<br />

Referendum augenzwinkernd auf mobilen Plakaten<br />

in London. Dabei könnte genau das eintreten.<br />

Berlin Partner für Wirschaft und Technologie<br />

bestätigt bereits mehrere Anfragen, vor allem<br />

aus dem Fintech-Bereich. Für Oktober hat die<br />

Wirtschaftsförderung die Eröffnung eines Popup-Labs<br />

in London geplant. Wirtschaftssenatorin<br />

Cornelia Yzer (CDU) fordert: „Berlin muss sich in<br />

Stellung bringen und bietet beste Voraussetzungen<br />

für Unternehmer aus dem Ausland.“ Bereits am Tag<br />

nach dem Referendum hat sie erste Schreiben an<br />

britische Firmen verschickt, in denen sie für Berlin<br />

als neuen Standort wirbt. berlin-partner.de<br />

45 MILLIONEN EURO VON TCV FÜR BRILLEN.DE<br />

Technology Crossover Ventures (TCV), einer der größten<br />

Risikokapitalgeber im Silicon Valley, investiert erstmals<br />

in Deutschland: Der Fonds steckt 45 Millionen<br />

Euro in Brillen.de. Das Startup aus Wildau bei Berlin<br />

produziert – anders als Mister Spex oder Brille24 –<br />

auch eigene Modelle kostengünstig bei einem Partnerunternehmen<br />

in Schanghai. brillen.de<br />

SHORE ERHÄLT 13 MILLIONEN VON ZALANDO<br />

Die Zalando-Gründer Robert Gentz, David Schneider<br />

und Rubin Ritter investieren mit der Funke Mediengruppe,<br />

Bayern Kapital, dem ehemaligen Versatel-Vorstand<br />

Peer Knauer und anderen Geldgebern 13 Millionen<br />

Euro in Shore. Das Startup von Alexander Henn (l.)<br />

und Philip Magoulas unterstützt kleine Firmen mit einer<br />

Managementsoftware. shore.com<br />

PETER THIEL INVESTIERT IN DEUTSCHE STARTUPS<br />

Der Paypal-Gründer, Facebook-Investor und seit Kurzem<br />

Trump-Unterstützer, Peter Thiel, hat mit Finlab und<br />

weiteren Geldgebern in zwei deutsche Startups investiert.<br />

Deposit Solutions aus Hamburg, Anbieter von<br />

Zinspilot, erhält 15 Millionen Euro. 3,5 Millionen Euro<br />

gehen an die Kölner Lern- und Ausbildungsplattform<br />

Nextmarkets. nextmarkets.com, zinspilot.de<br />

Fotos: JCS (CC BY 3.0, flickr), JD Lasica(CC BY-NC 2.0, flickr), Shore, brillen.de, The Venture, Heimat Berlin<br />

Fotos: Top12, Eve Sleep<br />

ONLINESHOP TOP12.DE<br />

SPONSERT DIE ROTEN TEUFEL<br />

Mit Beginn der neuen Fußball-Bundesligasaison 2016/17<br />

wird das E-Commerce-Startup Top12.de offizieller<br />

Haupt- und Trikotsponsor des 1. FC Kaiserslautern.<br />

Der 2015 gegründete Onlineshop sichert sich damit<br />

ein Leistungspaket, das neben der Präsenz auf dem<br />

Trikot unter anderem auch TV-relevante Werbung<br />

und ein Digitalpaket enthält. Für Frederic Palmstorfer,<br />

Geschäftsführer von Top12.de, schließt sich der Kreis:<br />

„Für mich als ehemaligen Jugendspieler des FCK ist<br />

es natürlich eine besondere Freude, dieses Bündnis<br />

einzugehen!“ Er freue sich, den Verein als zwölfter<br />

Mann zu unterstützen. top12.de<br />

„WIR MÜSSEN<br />

DIE STARTUP-NATION<br />

WERDEN –<br />

NICHT EINE<br />

VON VIELEN“<br />

THORSTEN DIRKS<br />

Der Bitkom-Präsident schlägt den Aufbau „digitaler Ökosysteme“ vor,<br />

in denen etablierte Unternehmen und Startups zusammengebracht werden.<br />

bitkom.org<br />

UPDATES<br />

Neue Funktionen, Fort- und Rückschritte<br />

SCALABLE CAPITAL EXPANDIERT<br />

Nur wenige Monate nach dem Marktstart in Deutschland<br />

ist der digitale Vermögensverwalter jetzt auch in<br />

Österreich aktiv. Bei dem Fintech aus München können<br />

Nutzer in kostengünstige, global diversifizierte ETF-Portfolios<br />

investieren. scalable.capital<br />

WEITERE STÄDTE FÜR CATERWINGS<br />

Rocket Internets Online-Marktplatz für Caterer<br />

expandiert durch eine strategische Partnerschaft mit<br />

Eventinc nach Köln, Frankfurt und Düsseldorf. Anfragen<br />

über den Online-Event-Anbieter werden ab sofort von<br />

Caterwings betreut. caterwings.de, eventinc.de<br />

UDACITY KOMMT NACH DEUTSCHLAND<br />

Die E-Learning-Plattform bietet zum Start die gleichen<br />

Kurse wie in den USA an. Sie sind auf konkrete Fähigkeiten<br />

und Wissensbereiche ausgerichtet und kosten 200 Euro<br />

pro Monat. Zu den Investoren des Unternehmens mit<br />

Einhorn-Status zählt Bertelsmann. udacity.de<br />

DA LEGST DI NIEDER<br />

8,2 Millionen Euro für Eve. Was finden Investoren an Matratzen-Startups?<br />

Der Hype um den Online-Verkauf<br />

von Matratzen reißt nicht ab. Im Juli<br />

hat das deutsch-englische Startup<br />

Eve Sleep von dem TV-Sender<br />

Channel 4 und den bestehenden<br />

Investoren DN Capital sowie<br />

Octopus Ventures frisches Kapital<br />

erhalten. Die zusätzlichen 8,2<br />

Millionen Euro sollen vor allem in<br />

die internationale Expansion fließen,<br />

erklärt CEO und Mitgründer Jan<br />

Bagniewski. Er spricht von einer<br />

unglaublichen Entwicklung. „Wir<br />

verzeichnen von Monat zu Monat<br />

ein Wachstum von 25 Prozent.“<br />

Für 2016 ist ein Umsatz von 20,3<br />

Millionen Euro angepeilt. Fast das<br />

GELD VOM STAAT<br />

Mehr Geld für junge, innovative<br />

Unternehmen: Der Europäische<br />

Investitionsfonds und ERP-Sondervermögen<br />

– vertreten durch das<br />

Wirtschaftsministerium – haben die<br />

Mittel für den ERP/EIF-Dachfonds<br />

und European Angels Fonds um eine<br />

Milliarde Euro erhöht. Zusammen<br />

mit den Mitteln für die im März<br />

gestartete Wachstumsfazilität stehen<br />

künftig rund 3,2 Milliarden Euro zur<br />

Finanzierung von Startups bereit.<br />

„Durch die Aufstockung sind wir<br />

unserem Ziel, eine neue Gründerzeit<br />

in Deutschland anzustoßen, wieder<br />

einen Schritt näher gekommen“, sagt<br />

Wirtschaftminister Sigmar Gabriel<br />

Fünffache hat im vergangenen Jahr<br />

bereits Casper umgesetzt. Mit Büros<br />

in Berlin und London drängt das<br />

New Yorker Matratzen-Startup nun<br />

in den hartumkämpften europäischen<br />

Markt. Allein in Deutschland tummeln<br />

sich Startups wie Bruno, Muun, Emma<br />

oder Buddy im Wettbwerb. Warum<br />

auch nicht? Das Produkt ist attraktiv.<br />

Guter Schlaf zählt zum Lifestyle und<br />

die Margen sind im Online-Vertrieb<br />

noch einmal höher als beim Händler<br />

an der Ecke. Von schlaflosen Nächten<br />

bei den Gründern keine Spur.<br />

„Die Konsumenten nehmen unser<br />

Geschäftsmodell hervorragend an“,<br />

sagt Bagniewski. evemattress.de<br />

Wirtschaftsminister Gabriel: „Neue Gründerzeit in Deutschland anstoßen“<br />

(SPD). Außerdem berichtet die Welt am<br />

Sonntag, dass die Bundesregierung<br />

mit einem neuen, zehn Milliarden<br />

Euro schweren Fonds Gründer<br />

stärker fördern will. Den Plänen<br />

des Finanzministeriums zufolge soll<br />

die KfW-Bank Gründern für jeden<br />

Euro an Wagniskapital einen Euro<br />

Kredit zu vergünstigten Konditionen<br />

bereitstellen. So sollen insgesamt 20<br />

Milliarden Euro zusammenkommen.<br />

Bisherige Programme lassen aber am<br />

Erfolg zweifeln. Von den 150 Millionen<br />

Euro des Programms Invest etwa sind<br />

laut Wirtschaftsministerium bisher nur<br />

23,59 Millionen abgerufen worden.<br />

welt.de, bmwi.de<br />

berlinvalley.com / 9


MELDUNGEN<br />

Gadget des Monats<br />

HIN UND WEG<br />

Wer kommt? Wer geht? Wer hat was erreicht?<br />

Wichtige Personalmeldungen der Startup-Szene<br />

Sieger des Monats<br />

DATES<br />

Wo man sich jetzt noch bewerben kann<br />

15.08.<br />

PROJECT FLYING ELEPHANT: Der Inkubator des<br />

Beliner VC Westtech startet im Oktober sein neues<br />

Programm für Teams in frühen Entwicklungsphasen.<br />

Ziel ist es, Gründern eine Umgebung zu bieten, in<br />

der sie etwa drei Monate intensiv an ihrem jeweiligen<br />

Projekt unter optimalen Rahmenbedingungen arbeiten<br />

können. Die Bewerbungsphase läuft noch bis zum 15.<br />

August 2016. projectflyingelephant.de<br />

DRUCKEN UND GUCKEN<br />

Fischertechnik kooperiert für Bausatz mit Startup German Reprap<br />

Auf der Spielwarenmesse im Januar hat er bereits für Aufsehen gesorgt.<br />

Jetzt ist der vielbeachtete 3D-Drucker-Bausatz von Fischertechnik im Handel<br />

erhältlich. Das Set ist ein Gemeinschaftsprodukt der Waldachtaler<br />

mit dem 3D-Drucker-Startup German Reprap aus Feldkirchen. Auch nach<br />

dem Aufbau der 890 Teile bleibt die Technik sichtbar, weil der Bausatz<br />

auf eine umschließende Abdeckung verzichtet. In der Bibliothek der<br />

Software sind bereits Beispiele als druckfähige G-Codes gespeichert.<br />

Zusätzlich lassen sich aus Internet-Datenbanken importierte oder selbst<br />

mit einem CAD-Programm gestaltete STL-Dateien in der Drucker-Software<br />

verarbeiten und in einen druckfähigen G-Code verarbeiten. Preis des<br />

Bausatzes: 699,95 Euro. fischertechnik.de, germanreprap.com<br />

CAROLIN KEBEKUS GEHT<br />

UNTER DIE INVESTOREN<br />

Die Komikerin hat im Juni mit<br />

DCM und anderen Geldgebern in<br />

Stagelink investiert. Kebekus nutzt<br />

das Promotion-Startup bereits für<br />

die Bewerbung ihrer Shows. Nun<br />

freut sie sich, „auch als Investorin<br />

Teil des Stagelink-Teams zu<br />

werden“. stagelink.com<br />

CLAUDIA THÄNS BRINGT<br />

PRINTERFAHRUNG ZU DCMN<br />

Nach zwölf Jahren bei Axel<br />

Springer soll Claudia Thäns bei<br />

DCMN nun helfen, den Printund<br />

Digital-Bereich intensiver<br />

auszubauen. Bisher ist der Growth<br />

Solution Provider hauptsächlich<br />

für Performance-basierte TV-<br />

Kampagnen bekannt. dcmn.de<br />

GRÜNDUNGSMEISTER<br />

Mit Wickeltaschen zum Sieg beim Businessplan-Wettbewerb 2016<br />

Am 14. Juli wurden in der Investitionsbank Berlin die besten Gründer<br />

der Region Berlin-Brandenburg ausgezeichnet. In der Kategorie „Plan“<br />

gewann das Berliner Startup Mara Mea, das multifunktionale Wickeltaschen<br />

sowie Umstands- und Stillmode für moderne Eltern entwickelt. Im<br />

Bereich „Canvas“ überzeugte LQ Enterprise, ebenfalls aus Berlin, mit der<br />

mehrsprachigen Plattform Jobkraftwerk, die Geflüchtete und Unternehmen<br />

zusammenbringt. Die Abschlussprämierung bildete den Höhepunkt<br />

der dreiphasigen Initiative, die Existenzgründer kostenlos mit mehr als<br />

100 Seminaren sowie einem großen Expertennetzwerk bei der Entwicklung<br />

eines tragfähigen Geschäftskonzepts unterstützt. Rund 1500 Interessierte<br />

nutzten das Angebot des diesjährigen Businessplan-Wettbewerbs.<br />

Insgesamt wurden 295 Geschäftskonzepte eingereicht. b-p-w.de<br />

15.08.<br />

20.10.<br />

EY PUBLIC VALUE AWARD: EY zeichnet in Kooperation<br />

mit der HHL Leipzig Graduate School of<br />

Management erstmals Startups für ihren Beitrag zum<br />

Gemeinwohl aus. Letztlich gebe es nichts, was eine<br />

Idee stärker legitimiert als ihr Beitrag zum gesellschaftlichen<br />

Zusammenleben und Fortschritt. Startups,<br />

die sich in diesem Bereich engagieren, können sich<br />

online bis zum 15. August bewerben. eypva.com<br />

DEEP TECH AWARD: Im Rahmen der Landesinitiative<br />

„Projekt Zukunft“ und der Kampagne für den<br />

IT-Standort Berlin „Log in. berlin.“ werden Lösungen<br />

und Produkte im Bereich Internet of Things (IoT) gesucht,<br />

die sich vor allem durch einen hohen Innovationsgrad<br />

auszeichnen. Das Preisgeld beträgt 60.000<br />

Euro. Bewerbungsschluss ist der 20. Oktober, die<br />

Preisverleihung findet am 9. November statt. sibb.de<br />

5G-NETZ ZUERST<br />

IN BERLIN<br />

Berlin wird Testlabor für den neuen<br />

Mobilfunkstandard 5G. Partner beim<br />

Aufbau und der Entwicklung des<br />

Netzes ist die Deutsche Telekom. 5G<br />

ermöglicht Echtzeitkommunikation<br />

sowie deutlich höhere Datenraten<br />

von bis zu zehn Gigabit pro<br />

Sekunde. Die Technologie soll bis<br />

2020 Marktreife erreichen. Eine der<br />

Sendeanlagen kommt unter anderem<br />

auf das frühere Telefunken-Hochhaus<br />

am Ernst-Reuter-Platz. Auch Startups<br />

und Organisationen sind ab sofort<br />

aufgefordert, 5G-Innovationen in<br />

Berlin zu erproben. telekom.de<br />

COMPANISTO KNACKT<br />

30-MILLIONEN-MARKE<br />

Die in Deutschland, Österreich und<br />

der Schweiz tätige Crowdinvesting-<br />

Plattform hat mehr als 30 Millionen<br />

Euro in Wachstumsunternehmen und<br />

Startups investiert. Auf Facebook<br />

meldete das Unternehmen, dass<br />

bislang nur sieben von insgesamt<br />

60 Startups erfolglos waren. Dies<br />

entspricht 1,42 Millionen Euro<br />

ausgefallenem Kapital. „Der Anteil<br />

des ausgefallenen Kapitals liegt<br />

somit bei nur 4,52 Prozent – dies ist<br />

für den Venture-Capital-Bereich eine<br />

extrem niedrige Quote“, schreibt<br />

Companisto. companisto.com<br />

10 / berlinvalley.com<br />

GELD FÜR GLOBAL<br />

FASHION GROUP<br />

Die Global Fashion Group (GFG) hat<br />

Ende Juli eine Finanzierungsrunde<br />

in Höhe von 330 Millionen Euro<br />

abgeschlossen. Das Geld kommt von<br />

den bestehenden Gesellschaftern,<br />

einschließlich Rocket und dem Rocket<br />

Internet Capital Partners Fund. GFG<br />

wurde 2014 gegründet und gehört<br />

zu den führenden Online-Fashion-<br />

Unternehmen in Schwellenländern.<br />

„Die jüngste Finanzierungsrunde<br />

verschafft GFG das nötige Kapital,<br />

um diesen Weg weiter zu verfolgen“,<br />

sagt Rocket-Chef Oliver Samwer.<br />

global-fashion-group.com<br />

P7S1 PLANT<br />

WEITERE ZUKÄUFE<br />

Der Medienkonzern Prosiebensat.1<br />

will sein Digitalgeschäft nach den<br />

Zukäufen von Verivox und Etraveli mit<br />

weiteren Übernahmen stärken. Für<br />

Akquisitionen habe man bis zu eine<br />

halbe Milliarde Euro zur Verfügung,<br />

sagte Konzernchef Thomas Ebeling<br />

der Süddeutschen Zeitung. „Das<br />

Problem ist, dass es gar nicht so viele<br />

größere Unternehmen in Deutschland<br />

gibt, die strategisch passen und<br />

bei denen wir eine Wertsteigerung<br />

für unsere Aktionäre erwarten.<br />

Aber wir haben die Augen offen.“<br />

prosiebensat1.de<br />

FINLEAP HOLT CAROLIN GABOR<br />

ALS MANAGING DIRECTOR<br />

In dieser Position soll die<br />

frühere Beraterin bei der Boston<br />

Consulting Group die marktreifen<br />

Startups in den Bereichen<br />

Strategie und Wachstum bis hin<br />

zum möglichen Exit unterstützen.<br />

Zuletzt war Gabor CEO bei<br />

Autohaus24. finleap.de<br />

BENEDIKT LEHNERT VERLÄSST<br />

WUNDERLIST FÜR MICROSOFT<br />

Ein Jahr nach der Übernahme von<br />

6Wunderkinder durch Microsoft<br />

wechselt der Chief Design Officer<br />

von Wunderlist zur Mutter nach<br />

New York. Dort soll er das Outlook-<br />

Team als Director of Product<br />

Design for iOS, Android und Mac<br />

unterstützen. microsoft.com<br />

ORIETTA MENDEZ KEHRT<br />

ZU GLISPA ZURÜCK<br />

Die Marketingspezialistin, die<br />

bereits von 2009 bis 2012 bei<br />

dem Berliner Startup gearbeitet<br />

hat, ist nun VP Global Operations<br />

& Partnerships. Zwischenzeitlich<br />

hatte Mendez beim Venture<br />

Builder Covus das Unternehmen<br />

Crobo aufgebaut. glispa.com<br />

SUNNY WUNSCH ÜBERNIMMT<br />

NEUES RESSORT BEI PIABO<br />

Die Kommunikationsexpertin wird<br />

Head of E-Commerce & Brand<br />

PR. Ihr neu zusammengestelltes<br />

Spezialteam soll bei Piabo die<br />

Nachfrage der wachsenden<br />

E-Commerce-Branche bedienen.<br />

Sunny Wunsch kommt von CLY<br />

Communication. piabo.de<br />

Fotos: Glispa, Finleap, DCMN, Fischertechnik, Axl Klein, Duncan Davidson<br />

Fotos: Leo Seidel, european startup initiative<br />

IHR HABT SPANNENDE NEUIGKEITEN? SCHREIBT UNS: news@berlinvalley.com<br />

WENN DU NOCH EINMAL ANFANGEN KÖNNTEST …<br />

… wo würdest du dein Startup heute gründen? Diese Frage ist Grundlage einer Studie der European Startup Initiative (ESI) unter 700 Gründern<br />

Wenig überraschend: An der Spitze liegen Berlin<br />

(15 Prozent) und London (14 Prozent), die zusammen<br />

knapp ein Drittel der Stimmen verbuchen.<br />

Anders sieht das Ranking aus, wenn man nur<br />

die Erwähnungen der Hubs in den bekanntesten<br />

Techblogs – Wired, Techcrunch, The Next Web und<br />

Mashable – untersucht. Hier liegt London vor Paris<br />

und Berlin nur auf Rang drei, was zeigt: Persönliche<br />

und unabhängige Erfahrungen spielen bei der<br />

Standortwahl offenbar eine größere Rolle als die<br />

Berichterstattung in den Medien.<br />

Für die Mitte Juli vorgestellte Startup Heatmap Europe<br />

haben die Autoren auch die Umzugsbereitschaft der<br />

Gründer untersucht: Fast ein Viertel der Teilnehmer<br />

haben ihr Unternehmen nicht in ihrem Herkunftsland<br />

gegründet, wobei Männer eine deutlich höhere<br />

Bereitschaft zum Umzug zeigen als Frauen: 90 zu<br />

zehn Prozent.<br />

Aber was sind die entscheidenden Faktoren für die<br />

Standortwahl? Wichtig sind Zugang zu Talenten und<br />

die Qualität des Ökosystems, weniger wichtig ist<br />

das Geld. Die Erklärung: „Unternehmer müssen nicht<br />

dem Geld folgen, wenn sie sicherstellen können,<br />

dass das Geld zu ihnen kommt.“ Alle Ergebnisse der<br />

ESI-Studie unter: startupheatmap.eu<br />

«Where would you start<br />

up if you could begin all<br />

over again?»<br />

2.392<br />

29%<br />

Total Votes<br />

of all votes go to<br />

Berlin & London<br />

FOUNDERS’ FAVOURITE HUBS<br />

Berlin<br />

London<br />

Amsterdam<br />

Barcelona<br />

Lisbon<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

15 %<br />

14%<br />

10 %<br />

7 %<br />

5 %<br />

Dublin<br />

Stockholm<br />

Munich<br />

Copenhagen<br />

Vienna<br />

Founders had up to 5 votes from a list of 30 cities. Percentages indicate how many of all founders would<br />

like to startup in the respective city. To access the full list of favorite Hubs please click here.<br />

HOW DID THE REGIONS VOTE?<br />

BALTICS<br />

52 %<br />

58% 52%<br />

London<br />

Berlin<br />

50 % 48 %<br />

NORDICS<br />

Tallinn<br />

42 %<br />

Riga<br />

32 %<br />

Amsterdam<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

4 %<br />

4 %<br />

4 %<br />

3 %<br />

3 %<br />

Get the full report here<br />

29 %<br />

Stockholm<br />

Berlin Stockholm London Copenhagen Amsterdam Tallinn<br />

57 % 46 % 32 % 20 % 18 % 17 %<br />

CEE<br />

London Berlin Amsterdam Dublin Barcelona Warsaw<br />

SOUTH<br />

46 %<br />

64 % 50 %<br />

London<br />

Berlin<br />

45 %<br />

Lisbon<br />

30 %<br />

32 %<br />

Amsterdam<br />

15 %<br />

32 %<br />

Barcelona<br />

Percentages indicate how many founders coming from a region imagine to startup in the mentioned city. Founders had up to 5 choices.<br />

13 %<br />

10 %<br />

Madrid<br />

WHAT GETS THE FOUNDERS MOVING?<br />

TALENT CAPITAL<br />

ECO -SYSTEM<br />

COSTS<br />

71% 69% 51% 44%<br />

Access to highly qualified<br />

talent is relevant or very<br />

relevant to the highest<br />

number of founders.<br />

High-Tech Startup<br />

Second is the quality of<br />

the ecosystem, though<br />

founders from high-tech<br />

startups rate it slightly<br />

higher than talent.<br />

Access To Capital<br />

BERLIN 1 -1<br />

MUNICH +3 +3<br />

ZURICH +7 1 +1<br />

MADRID +5 2 -2<br />

LUXEMBOURG 3 +3 2 +2<br />

BARCELONA -3<br />

LISBON 5 -5 4 -4<br />

This shows the rank change when we only look at founders of high-tech companies<br />

with a high appreciation for access to capital.<br />

Founders from low GDP<br />

per capita countries rated<br />

the costs more relevant<br />

as compared to founders<br />

from other countries.<br />

FINDING A SPECIALISATION<br />

Even though founders<br />

from high-tech startups<br />

rate access to capital<br />

higher it ranks overall<br />

least important.<br />

* The percentages show the share of founders who find a certain factor relevant or very<br />

relevant (4 and 5 points out of 5) when considering a location choice.<br />

The choice for a startup hub depends<br />

on the founders needs or preferences.<br />

Jumps 7 ranks for<br />

ZURICH High-Tech startups<br />

Jumps 3 ranks for<br />

Access to Capital MUNICH<br />

berlinvalley.com / 11


FASHIONTECH<br />

Viel Gesprächsbedarf: Diskussionsrunde auf der Messe<br />

FASHIONTECH<br />

Lisa Lang: die Gründerin von Elektrocouture<br />

auf der Fashiontech Berlin<br />

Passt sich an: Wearable Facade von Popkalab<br />

nimmt mit Mikrokameras die Umgebung auf und<br />

übersetzt sie in farbige Lichteffekte.<br />

KLEIDER MIT BLING<br />

Alarm bei Annäherung: Eine Mitarbeiterin integriert das Proximity Kit von 360Fash Tech in ein Brautkleid.<br />

Fashiontech Berlin: Wie IT die Mode aus der Krise rettet<br />

Surface Distortion: neuestes Highlight der<br />

holländischen Designerin Maartje Dijkstra<br />

Hat den Durchblick: Peter Ramsauer<br />

am Stand von Jasna Rok<br />

Gleich am Anfang der Halle posiert ein muskulöser Mann im Sportdress.<br />

Die Botschaft des Models: „Wer mit der Sportbekleidung von<br />

Antelope trainiert, sieht nach wenigen Wochen aus wie ich.“ Spaß<br />

beiseite. Wunder kann auch die vom 2014 gegründeten Startup<br />

Wearable Life Science entwickelte Sportbekleidung nicht vollbringen.<br />

Leistungssteigernd ist sie sehr wohl. „Antelope besteht aus<br />

einer Kompressionstextilie mit integrierten Elektroden, einer Smartphone-großen<br />

Elektronikeinheit sowie einer App zur Steuerung des<br />

Systems“, erklärt Firmengründer Philipp Schwarz. Über elektrische<br />

Impulse von außen werde die natürliche Muskelkontraktion verstärkt,<br />

jede sportliche Betätigung sei damit intensiver und effektiver.<br />

Wearable Life Science aus Nürnberg war einer von 27 Ausstellern<br />

auf der Fashiontech Berlin, die Ende Juni bereits zum sechsten Mal<br />

stattfand. Wie jede Modemesse machte sie optisch viel her. Aber mit<br />

Technologie kombinierte Hosen und Handtaschen sind besonders<br />

schön, weil sie blinken und leuchten. Der Ambience- Rock der Designerin<br />

Lina Wassong macht über zwei im Innenfutter angebrachte<br />

Lautsprecher auch Geräusche. Man hört das Rauschen eines Flusses<br />

oder das Rascheln von Baumkronen im Wind.<br />

Glanzvoller Auftritt: Elektrisch illuminierte Clutch von Moon Berlin<br />

Wer das für Spielereien hält, sollte sich vor Augen führen, dass die<br />

Fashiontech mittlerweile eine etablierte Veranstaltung ist. 30 Referenten<br />

sprachen bei der Konferenz über die Zukunft der Mode,<br />

3500 Besucher waren ins Kühlhaus gekommen. Und da eine Messe<br />

nicht nur ein Markt ist, sondern auch einen Markt schafft, könnte<br />

das Segment der technisch aufgerüsteten Kleidung schon bald aus<br />

der Nische heraustreten. Dafür spricht auch der gemeinsame Plan<br />

von Google und Levi’s: Seit die Konzerne im März dieses Jahres<br />

verkündet haben, dass sie bis 2017 eine smarte Jacke herausbringen<br />

wollen, gilt als ausgemacht, dass die innovativen Designer,<br />

die Smartphones oder LED-Lämpchen in die Kleidung integrieren,<br />

auf der richtigen Spur sind. Es verwundert auch nicht, dass Shirts,<br />

die Insulin- oder Blutwerte messen, oder Jacken mit eingebautem<br />

Navigationsgerät Nachfrage erzeugen. Für Lisa Lang ist es nur<br />

eine Frage der Zeit, bis Tech-Fashion bei H & M oder Zara hängt.<br />

Für die Gründerin der Plattform Elektrocouture, die Designer mit<br />

IT-Unternehmen zusammenbringt, ist die intelligente Mode gar die<br />

Retterin in der Krise, in der die Branche feststeckt, weil sie seit<br />

Jahren das Immergleiche präsentiert.<br />

rw<br />

Taschen aus der Libet-Serie mit LED-Beleuchtung von 360Fash Tech<br />

Fotos: 360Fashion, Moon Berlin, Popkalab/Ricardo O'Nascimento, Lisa Wassong/Christopher Santos,<br />

Jasna Rok/Nils Krüger, Niké Dolman, Deutsche Telekom/Florian Reimann, Inforce Yoga/Lilien Stenglein, Formbytime<br />

Flimmert wie Glühwürmchen, klingt wie Waldesrauschen:<br />

der Ambience-Rock von Lina Wassong<br />

Formwandler: Formbytime aus Österreich integriert Motoren,<br />

Akkus, Sensoren und Bluetooth in Schmuckstücke.<br />

Lorem Ipsum<br />

Reflektiert die Körperhitze:<br />

die Kollektion von Inforce Yoga<br />

Zum Einnähen: Die Motoren des Robotic Dress Kit von<br />

360Fash Tech verändern die Form der Kleidung.<br />

Leistungssteigernd: die Sportbekleidung von Antelope


JOBPROFIL<br />

KOLUMNE<br />

WAS MACHT EIGENTLICH EIN<br />

E-LEARNING INSTRUCTOR<br />

In der Startup-Szene gibt es viele eigentümliche Jobbezeichnungen.<br />

Philipp Hartmann erklärt, was seine Aufgaben als Dozent beim E-Learning-<br />

Portal Udemy sind. Sein neuer Kurs richtet sich speziell an junge Gründer<br />

Die Zukunft des Lernens ist digital. Seit Jahren boomen<br />

die Angebote rund um das Thema E-Learning. In<br />

den USA längst riesengroß, wächst auch hierzulande<br />

der Zuspruch für anspruchsvolle Online-Tutorials.<br />

Wer, wie ich, in Deutschland aufgewachsen ist,<br />

der weiß, dass Bildung ein Allgemeingut ist. Aber<br />

in anderen Teilen der Welt sind solche Strukturen<br />

kaum vorhanden. Insofern reizt mich an dem E-Learning-Phänomen,<br />

dass man mit Online-Kursen plötzlich<br />

einen Zugang für all jene schafft, die kein Geld<br />

für teure Studien oder Weiterbildungsprogramme<br />

haben. Nicht nur in vielen ärmeren Ländern, sondern<br />

auch in Deutschland und im EU-Ausland ist<br />

der Wissenserwerb durch Online-Kurse die ideale<br />

Ergänzung zum eigenen Lebenslauf. Ich selbst habe<br />

BWL an der European Business School studiert und<br />

mir viel Wissen im klassischen Hörsaal angeeignet.<br />

Wenn ich heute als Student die Wahl hätte, auch<br />

Online-Kurse zu belegen, um mein Wissen zu erweitern,<br />

würde ich das sofort machen.<br />

Als mich Udemy fragte, ob ich Lust hätte, als Dozent<br />

für den Wissensanbieter tätig zu werden, habe ich<br />

sofort zugesagt. Ich fand es spannend, dabei mitzuwirken,<br />

Inhalte zu produzieren, in denen ich mein<br />

Wissen mit anderen teile. Die Plattform hilft Dozenten,<br />

in wenigen Schritten einen Kurs aus unterschiedlichen<br />

Komponenten zusammenzubauen.<br />

Als Co-Founder und Company Builder habe ich Einblick<br />

in die Aufbauarbeit bei mehr als 20 Portfolio-<br />

PHILIPP HARTMANN<br />

Der Founding Partner von Rheingau Founders,<br />

dem professionellen Co-Founder für Online-<br />

Firmen mit Sitz in Berlin, ist unter anderem beim<br />

Aufbau von Firmen wie Lieferando, Schutzklick<br />

oder Service Partner One beteiligt. Seit Juli ist<br />

er zudem Dozent bei Udemy.<br />

rheingau-founders.com<br />

14 / berlinvalley.com<br />

Unternehmen gewinnen können und dadurch eine<br />

Menge gelernt. Ich finde es wunderbar, Jung-Gründern<br />

auf diese Weise Starthilfe zu geben und damit<br />

meine eigene Erfahrung an ein großes Publikum weiterzureichen.<br />

Weltweit hat die Plattform elf Millionen<br />

Nutzer.<br />

Natürlich freue ich mich auch, wenn ich als Online-Dozent<br />

für Rheingau Founders den einen oder<br />

anderen neuen Kontakt über Udemy knüpfen kann.<br />

Besonders bin ich auf die Interaktion mit der Community<br />

gespannt und darauf, wie meine Inhalte vom<br />

breiten Publikum angenommen werden. Als Dozent<br />

behält man übrigens die Rechte an dem Kurs und<br />

kann die Inhalte beispielsweise auch auf der eigenen<br />

Website vertreiben.<br />

STARTHILFE FÜR JUNGE GRÜNDER<br />

Konkret geht es in meinem Kurs „Entrepreneurship in<br />

Deutschland“ (seit 29. Juli im Programm) um die digitale<br />

Gründerszene in Deutschland und speziell die in<br />

Berlin. Ich spreche über meinen persönlichen Weg,<br />

über den Startup-Hub Berlin, von Gründer mythen<br />

und von dem optimalen Gründer und dem dazu<br />

passenden Partner. Weitere Aspekte sind die Skalierung<br />

des Startups von Beginn an über die Wahl des<br />

Geschäftsmodells bis hin zu verschiedenen Formen<br />

des Exits. Fragen der passenden Rechtsform, der<br />

Finanzierung und – last but not least – das Pitch Deck<br />

werden ebenfalls besprochen.<br />

NAME:<br />

Udemy<br />

GRÜNDUNG:<br />

2010<br />

GRÜNDER:<br />

Oktay Caglar, Eren Bali,<br />

Gagan Biyani<br />

MITARBEITER:<br />

20.000 Instructors<br />

STANDORTE:<br />

San Francisco, Dublin, Ankara<br />

SERVICE:<br />

Online-Lern- und Lehr-Marktplatz<br />

udemy.com<br />

Bei Udemy geht es nicht darum, theoretisches Wissen<br />

an Dritte zu vermitteln und dafür vielleicht noch<br />

ein Abschlusszertifikat zu vergeben, sondern darum,<br />

von Praktikern zu lernen, echte Erfahrungen zu teilen<br />

– und zwar genau das Wissen, das einem im<br />

realen Leben und im Job auch weiterhilft – nicht nur<br />

auf dem Papier. Und für die Dozenten lohnt es sich<br />

auch: Sie behalten bei Selbstvermarktung fast 100<br />

Prozent der Einnahmen. Spitzendozenten verdienen<br />

mehrere tausend Euro im Monat. In Deutschland gibt<br />

es inzwischen rund 500 Dozenten bei Udemy.<br />

HAST DU EINEN<br />

UNGEWÖHNLICHEN JOB?<br />

SAG ES UNS:<br />

jobprofil@berlinvalley.com<br />

Fotos: Lorem Udemy Ipsum<br />

Fotos: Simon Schäfer<br />

WTF, EUROPA!<br />

Ist das wirklich alles, was Politik und Startups drauf haben?<br />

SIMON SCHÄFER<br />

Der Brexit führt uns erschreckend<br />

vor Augen: Europa versagt,<br />

Gespenster von Nationalismus<br />

und Pseudofaschismus gehen<br />

um. Dass gerade der englischsprachige<br />

Wirtschaftsraum –<br />

alle Computer funktionieren auf Englisch – aus<br />

der EU austreten will, ist hanebüchen. Auch weil<br />

nicht die Zukunft gesiegt hat, nicht die Innovation,<br />

sondern Ideologie und Vergangenheit. Denn<br />

vor allem ältere Menschen haben für den Brexit<br />

gestimmt, junge waren mit überwältigender Mehrheit<br />

gegen einen Austritt.<br />

Gerade wir als Startup-Unternehmer können nur<br />

für einen gemeinsamen Wirtschaftsraum sein.<br />

Wie sonst soll schnelles Skalieren funktionieren?<br />

Wie sonst soll ein kompetitiver Raum geschaffen<br />

werden, der es mit den Hegemonialmächten USA<br />

und China aufnehmen kann? Wer als Startupoder<br />

Tech-Unternehmer für einen Brexit ist,<br />

sollte sich einen neuen Job suchen. Denn mit<br />

einer Dekonstruktion Europas ist unserer Branche<br />

nicht geholfen.<br />

In der Factory haben wir die Erfahrung gemacht,<br />

dass Politiker gerne vorbeikommen, um für Fotos<br />

zu posieren. Dagegen haben wir nichts, denn<br />

sie machen nicht nur Werbung für sich, sondern<br />

auch für unser junges Unternehmertum, die<br />

Startup-Szene. Meistens sind die Funktionsträger<br />

überrascht, wenn wir auch eine inhaltliche Diskussion<br />

führen wollen. Doch sie gehen darauf ein,<br />

und meist ergeben sich Folgetreffen. Die Liste der<br />

Begegnungen ist lang und illuster: Björn Böhning,<br />

Cornelia Yzer, Michael Müller, Klaus Wowereit,<br />

Anne Ruth Herkes, Dorothee Bär, Brigitte Zypries,<br />

Peer Steinbrück, Thomas Jarzombek, Lars Klingbeil,<br />

Peter Tauber, Sabine Leutheusser-Schnarrenberger,<br />

Sigmar Gabriel, Joachim Gauck,<br />

John Emerson, João Vasconcelos, Stefan Löfven,<br />

Günther Oettinger, Andrus Ansip, Neelie Kroes<br />

und Carlos Moedas.<br />

ES GEHT NICHT UM UNSERE TECH-BUBBLE<br />

Die Zusammentreffen führen uns aber auch immer<br />

wieder vor Augen, wo der Hund begraben liegt,<br />

nämlich in der Distanz zwischen der Politiker-Kaste<br />

und dem Rest unserer Gesellschaft. Der Brexit<br />

zeigt: Hier muss sich was ändern. Und das ist<br />

auch möglich: Denn die Politik ist mehr denn je<br />

auf der Suche nach authentischen Stimmen aus<br />

ist Unternehmer und hat 1997 mit Felix Petersen seine erste Internetagentur<br />

gegründet. Danach arbeitete er für Kameha, Motorvision und Wire card,<br />

und hat in Berlin-Mitte eine Sneaker-Boutique und Street-Art-Gallerie<br />

betrieben. 2011 gründete er mit Udo Schloemer die Factory Berlin und<br />

entwickelt nun weitere Factory-Gebäude in Europa. Als Co-Initiator<br />

des Startup Europe Summit ist Schäfer politisch aktiv und investiert als<br />

Business Angel in Startups.<br />

factory.co<br />

der realen Welt, der innovativen Wirtschaft.<br />

Doch nehmen wir uns für diesen Dialog genügend<br />

Zeit? Setzen wir uns für Netzneutralität ein,<br />

machen wir uns für Safe Harbor stark und fliegen<br />

wir mal nach Brüssel, um im Parlament unsere<br />

Meinung hörbar zu machen?<br />

Das Engagement würde sich lohnen: Technologie<br />

greift so sehr in unsere Gesellschaft ein, dass<br />

Veränderung – etwa die Abschaffung der Netzneutralität<br />

– uns alle betrifft. Wenn Facebook und<br />

Youtube schnell laden, aber ein aufstrebender<br />

Konkurrent deutlich länger braucht, spüren die<br />

Nachteile wir alle: Monopole verfestigen sich,<br />

Investitionen in bandbreitenintensive Startups<br />

(Video, Games, Foto-Sharing) werden unsicherer.<br />

Warum sollte man in ein Unternehmen investieren,<br />

das willkürlich von einem Kabelbetreiber<br />

an- oder abgedreht werden kann?<br />

POLITIK KANN VOM PROGRAMMIEREN LERNEN<br />

Die Folgen sind offensichtlich, aber der Politik<br />

fehlen Konzepte. Auf der anderen Seite: Nicht<br />

einmal VCs wissen, wohin die Entwicklung geht.<br />

Sonst wäre es einfach, mit Venture Capital zu<br />

verdienen. Klar ist also auch: Politiker haben es<br />

schwer, mit Gesetzen und Regularien Innovation<br />

zu antizipieren, wenn selbst diejenigen, die damit<br />

ihren Lebensunterhalt verdienen, häufig Bruchlandungen<br />

erleben. Hinzu kommt: Die Implementierung<br />

von Gesetzen ist eine Schnecke, sie dauert<br />

bis zu fünf Jahre.<br />

Eine Idee für schnellere und flexiblere Gesetze:<br />

Wie wir vom Programmieren wissen, bedeuten<br />

Variablen Flexibilität. Warum also nicht mit Variablen<br />

definieren, was ein Startup ist? Warum keine<br />

Parameter festlegen, die Änderungen im Steuerrecht<br />

oder im Investitionsraum möglich machen?<br />

Vorschlag: Jede Firma, die nicht älter als drei<br />

Jahre ist, weniger als 80 Prozent Risikokapital hat<br />

und keinen Gewinn macht, zahlt keine Mehrwertsteuer<br />

(die kommt bei Investitionen sowieso<br />

zu 100 Prozent zurück), kann ohne Insolvenzverfahren<br />

geschlossen werden, und die Verluste<br />

können von Minderheitsgesellschaftern (Angels,<br />

FFF, VCs unter 20 Prozent Beteiligung) steuerlich<br />

abgeschrieben werden. Boom! Wer Schulden<br />

macht (kein Venture Capital), wer Gewinn abwirft<br />

und wer seit vier Jahren überlebt, ist kein Startup<br />

mehr. Die unablässige Voraussetzung für solch<br />

innovative Gesetzesentwürfe: Die Politik muss<br />

Dialoge führen, muss Gründer fragen – und dazu<br />

müssen Gründer sich Zeit nehmen.<br />

Die Zeiten für solche Politikinnovationen sind<br />

gut: Startups werden von allen Parteien unterstützt.<br />

Keiner hat was gegen Innovation, nicht<br />

im eigenen Land, nicht in Europa. Denn das<br />

Startup-Phänomen trägt zur gesellschaftlichen<br />

Entwicklung bei: Diversity, Sustainability, Social<br />

Tolerance and Redistribution of Wealth – Startups<br />

zu fördern ist ein No-brainer (um bei Anglizismen<br />

zu bleiben – pun intended).<br />

Warum bessere Politik außerdem notwendig ist?<br />

Wie ein Mantra tragen wir vor uns her, dass<br />

neun von zehn Startups scheitern. Wir müssen<br />

dieses Problem reduzieren. Das geht nur, wenn<br />

wir den Key Performance Indicator unserer Ökonomie<br />

optimieren, mit anderen Worten: Wir müssen<br />

deregulieren. Wir müssen es einfacher machen,<br />

etwas zu starten, sowie es einfacher machen,<br />

jemandem Geld zu geben, der etwas versucht.<br />

Es einfacher machen zu scheitern, ohne juristische<br />

Folgen (vorausgesetzt freilich, man ist nicht<br />

straffällig geworden).<br />

EUROPA HAT EIN MARKETINGPROBLEM<br />

Warum ist dieser Dialog so schwierig? Tatsächlich<br />

ist der Brexit das beste Beispiel für miserables<br />

Marketing in Europa. Brexit, mit den Hashtags<br />

#leave und #remain. Remain. Really? Remain<br />

where, in the past? Stay! Und wer hat das entschieden?<br />

Wie kann es sein, dass eine Entscheidung,<br />

die so wichtig ist für Europa, nicht mit den<br />

modernsten Mitteln unterstützt wird? Warum ist<br />

das nicht besser ausgeführt als Obama’s Change<br />

campaign aus 2008?<br />

Seien wir ehrlich: Die Kommission, Horizon<br />

2020, SMEs, die Bürokratie und das Synonym<br />

hierfür, Brüssel, sind straight up unsexy. Das Logo<br />

ist dramatisch. Es ist das Gebäude (die komische<br />

Form im Hintergrund), in dem die Kommissare<br />

und der Präsident sitzen. Das geht viel besser.<br />

Ich hätte zum Beispiel gerne einen europäischen<br />

Pass. In blau. Die Idee Europa ist das einzige,<br />

was Sinn macht. Wer als Tech-Unternehmer<br />

denkt, dass individuelle Staaten es schaffen könnten,<br />

mit vielen Handelsabkommen und Verträgen<br />

Tech-Innovation und das Google oder Facebook<br />

von morgen auch in Europa über seine Grenzen<br />

hinweg möglich zu machen, der ist verrückt.<br />

Da will ich lieber einen blauen Pass.<br />

berlinvalley.com / 15


ANZEIGE<br />

WAHLEN IN BERLIN<br />

Linie Sicherheit, doch auch Flexibilität und Schnelligkeit<br />

spielen eine große Rolle. Gerade in der Anfangsphase<br />

ist uns die HypoVereinsbank hierbei sehr<br />

entgegengekommen. Nach einem Anruf erhielten<br />

wir oftmals schon binnen Minuten einen Termin am<br />

selben Tag. Gerade während der ersten Gründung<br />

ist es von Vorteil, wenn man auf Schnelligkeit und<br />

Flexibilität zählen kann. Zudem waren die Ansprechpartner<br />

der Bank auch strategische Sparringspartner,<br />

die uns die Möglichkeit gaben, frühzeitig<br />

Herausforderungen und Themen zu diskutieren.<br />

Das Management von Move24 (v. l.): Marcel Rangnow, CMO und Managing Director, Ante Krsanac, Co-CEO und Managing Director, Anton Rummel,<br />

Co-CEO, Philipp Andernach, COO. Ergänzt wird das Management-Team von Marion Nöldgen, Vice President Business Development.<br />

Stichwort Internationalisierung: Für<br />

Move24 spielt das europäische Geschäft<br />

eine große Rolle. Wie hat Euch die Bank<br />

auf dem Weg ins Ausland unterstützt?<br />

Wichtig sind vor allem gute Lösungen für das<br />

Cash-Management, die Außenhandelsfinanzierung,<br />

das Devisenmanagement sowie die Veranlagung<br />

von Sichteinlagen. Während unserer<br />

Internationalisierung hat die HypoVereinsbank uns<br />

in vielerlei Hinsicht unterstützt. Gut ist, wenn das<br />

gesamte Treasury nur über eine Bank laufen kann:<br />

Man kann mit einem einzigen Cash-Management-Tool<br />

arbeiten und nicht mit vielen unterschiedlichen.<br />

Agiert man wie wir international, ist<br />

die Hilfestellung bei Kontoeröffnungen im Ausland<br />

über Partnerbanken im Ausland sehr nützlich.<br />

Startup Europe Summit: Startups engagieren sich auch in der Politik. Beim Spacehack ging es zum Beispiel um die Frage, wie Technologie die Lebensbedingungen von Flüchtlingen verbessern kann.<br />

„MAN BRAUCHT EINE BANK,<br />

Wie müsste aus Eurer Sicht eine Bank der<br />

Zukunft aufgestellt sein?<br />

In einer Bank der Zukunft spielen Flexibilität, Schnelligkeit<br />

und auch durchgängige Erreichbarkeit eine<br />

große Rolle. Auf technischer Seite benötigt man<br />

Browser- und Mobile-basierte Real-Time-Tools sowie<br />

smarte und sichere Validierungsprozesse.<br />

PARTEI ERGREIFEN<br />

Aber welche macht vernünftige Startup-Politik? Unsere Analyse zur Berlin-Wahl am 18. September<br />

DER MAN VERTRAUT“<br />

Anton Rummel, Co-CEO von Move24,<br />

über die Herausforderungen einer<br />

Gründung und die Unterstützung<br />

durch erfahrene Bankberater<br />

Anton, seit wann gibt es Move24 und was<br />

macht Ihr genau?<br />

Move24 bietet internationale Services für alle Arten<br />

von Umzügen an. Da wir Ineffizienzen im Markt<br />

eliminieren, können wir Umzüge mit voller Preistransparenz<br />

zum attraktiven Festpreis anbieten. Dabei<br />

werden stets höchste Qualitätsstandards garantiert.<br />

Die Umzüge werden von einem internationalen<br />

Netzwerk von zertifizierten Partnerunternehmen<br />

durchgeführt. Durch das Bündeln von Umzugsvolumen<br />

sowie die Übernahme administrativer Aufgaben<br />

nimmt Move24 den Partnern einen großen Teil der<br />

Kosten und Planungsunsicherheiten. Diese können<br />

im Gegenzug deutlich attraktivere Preise anbieten.<br />

Move24 wurde im Sommer 2015 in Berlin gegründet<br />

und zieht mehrere tausend Haushalte pro Monat um.<br />

Was waren die größten Herausforderungen<br />

bei der Gründung von Move24?<br />

Neben dem Fundraising war der formelle Gründungsprozess<br />

eine Herausforderung. In den ersten<br />

Wochen war der administrative Aufwand höher<br />

als erwartet. In dieser Phase hat uns die HypoVereinsbank,<br />

die vom ersten Tag an mit im Boot war,<br />

maßgeblich unterstützt.<br />

„ES IST VON<br />

VORTEIL,WENN<br />

MAN AUF<br />

SCHNELLIGKEIT<br />

UND<br />

FLEXIBILITÄT<br />

ZÄHLEN KANN“<br />

Warum habt Ihr Euch für das TechTeam<br />

der HypoVereinsbank entschieden?<br />

Ausschlaggebend war der erste Eindruck,<br />

insbesondere die Flexibilität und Schnelligkeit.<br />

Von Anfang an wurden wir von der HypoVereinsbank<br />

Schritt für Schritt durch den Prozess<br />

geleitet. Durch die Expertise auf Seiten der Bank<br />

hinsichtlich der speziellen Herausforderungen<br />

eines Startups konnte das TechTeam besonders<br />

hilfreich agieren. Dieses Verständnis war während<br />

des Aufbaus und der Durchführung professioneller<br />

Gründungs- und Finanzierungsprozesse von<br />

immenser Bedeutung.<br />

Was erwartet Ihr ganz konkret von<br />

Eurem Bankpartner?<br />

Von unserem Bankpartner erwarten wir in erster<br />

Welchen Rat gebt Ihr Gründern für die<br />

Auswahl eines Bankpartners?<br />

Wenn sich die Frage auf die Gründung im Allgemeinen<br />

bezogen hätte, hätte die Antwort gelautet, dass<br />

man sich seiner Sache nie zu sicher sein und sich<br />

auf das Wesentliche konzentrieren sollte. Die Erfahrungen,<br />

die wir mit der Bank gemacht haben, waren<br />

kontinuierlich positiv. Um sich auf das Wesentliche,<br />

nämlich das operative Business konzentrieren zu<br />

können, braucht man eine Bank, der man vertraut<br />

und die stets zu Diensten ist. Hier ist man bei der<br />

HypoVereinsbank an der richtigen Adresse.<br />

EUER KONTAKT ZUM TECHTEAM DER<br />

FALKO MEISSNER<br />

ist Relationship Manager im TechTeam der HypoVereinsbank.<br />

Die Bank bietet mit mehr als<br />

3000 Experten in rund 50 Ländern über das<br />

Bankennetzwerk der UniCredit globale Lösungen<br />

vor Ort an. Im TechTeam beraten neben<br />

den Relationship Managern auch Spezialisten<br />

in den Bereichen Cash-Management, Internationalisierung,<br />

Zins-, Währungs- und Risikomanagement<br />

bundesweit rund 140 Unternehmen.<br />

tech@unicredit.de; hvb.de/tech<br />

Fotos: Christian H. Hasselbusch, Max Threlfall<br />

Fotos: Stefan Wieland, Stefan Kny, Max Threlfall<br />

MASOUD KAMALI<br />

Seit die Berliner Startup-Szene national und immer mehr auch<br />

international von sich reden macht, hat auch die Politik die jungen<br />

Unternehmen entdeckt. Zu den Top-Wahlkampfthemen sind<br />

Innovationen fördern, die Digitalisierung vorantreiben und bessere<br />

Rahmenbedingungen für Gründer in der Digitalwirtschaft<br />

schaffen deswegen noch nicht geworden. Immerhin aber kommen<br />

Startups in den Wahlprogrammen der Parteien vor.<br />

Dass noch viel zu tun bleibt, zeigt eine aktuelle Studie des Deutschen<br />

Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin). Die Stadt<br />

bewege sich zwar auf einem stabilen Wachstumskurs und die<br />

Arbeitslosigkeit sinkt, dennoch sei Berlin die einzige Hauptstadt<br />

in Europa, deren Produktivität und Pro-Kopf-Einkommen immer<br />

ist Gründer und CEO der S&S Media Group<br />

(1995) sowie von Westtech Ventures (2013).<br />

Der Frühphaseninvestor ist auf Deep-Tech-Startups<br />

spezialisiert und fördert in seinem Inkubator-Projekt<br />

Project Flying Elephant Startups aus<br />

dem Medienbereich.<br />

FLORIAN NÖLL<br />

gründete bereits als Schüler sein erstes Unternehmen.<br />

Er ist Vorstandschef des Bundesverbands<br />

Deutsche Startups und damit verantwortlich<br />

für die Agenda des Verbands. Nöll<br />

kandidiert in der Abgeordnetenhauswahl für<br />

die CDU im Bezirk Mitte.<br />

noch unter dem Landesdurchschnitt liegt. „Berlin ist in den vergangenen<br />

Jahren aus seinem Dornröschenschlaf erwacht“, kommentierte<br />

DIW-Präsident Marcel Fratzscher die Studie. „Es könnten<br />

goldene Jahrzehnte vor Berlin liegen – die Politik muss die<br />

Weichen aber richtig stellen, um das enorme Potenzial der Stadt<br />

besser zu nutzen.“ Dafür sei aber eine Reihe an Maßnahmen nötig,<br />

sagen die Forscher. Unter anderem müssten die Wachstumsbedingungen<br />

für junge Unternehmen verbessert und anstehende<br />

Infrastrukturausbauten realisiert werden.<br />

Auf den folgenden Seiten stellen wir vor, was die Parteien in ihre<br />

Wahlprogramme aufgenommen haben und was Vertreter aus<br />

dem Startup-Umfeld von den Programmen halten.<br />

vis<br />

ANSGAR OBERHOLZ<br />

Der Gastronom und Gründer lebt seit 1993 in<br />

Berlin. Bevor er 2005 das St. Oberholz eröffnete,<br />

betrieb er eine Werbeagentur und produzierte<br />

Software. Auch als Musiker und Buchautor<br />

(„Für hier oder zum Mitnehmen?“) war<br />

Oberholz bereits tätig.<br />

berlinvalley.com / 17


WAHLEN IN BERLIN<br />

WAHLEN IN BERLIN<br />

„Mit der 10-Punkte-Agenda zur Digitalisierung<br />

hat der Regierende Bürgermeister Michael<br />

Müller für die richtigen Impulse gesorgt. Berlin<br />

soll 5G-Hauptstadt werden und über Testfelder<br />

die Grundlage für neue Produkte und Services<br />

bieten. Wir werden für schnelles Internet in<br />

ganz Berlin sorgen. Mit der SPD wird es einen<br />

IT-Staatssekretär geben. Die Förderung eines<br />

gründungsfreundlichen Umfeldes ist für den<br />

SPD-geführten Senat Chefsache. Die Internationalisierung<br />

befördern, mehr Gewerbeimmobilien<br />

für wachsende Startups, die weitere Stärkung<br />

von Entrepreneurship und Ausgründungen<br />

an den Unis sowie Vernetzungsmöglichkeiten<br />

zwischen Youngstern und etablierten Unternehmen<br />

schaffen – das sind einige unserer Vorhaben.<br />

Auch die Landesunternehmen werden wir<br />

enger mit Startups vernetzen und somit neue<br />

Anwendungsmöglichkeiten schaffen. Um Talenten<br />

das Ankommen in Berlin noch leichter zu<br />

machen, wollen wir die Willkommensstrukturen<br />

weiter verbessern, etwa über mehr Zweisprachigkeit<br />

in der Verwaltung.“<br />

„Berlin hat sich zur wachstumsstärksten Startup-<br />

Metropole entwickelt. Nun wollen wir Berlin<br />

zur Hauptstadt von Risikokapitalgebern<br />

machen. Dafür haben wir die Kapitalbereitstellungen<br />

des Venture Capital Fonds Technologie<br />

Berlin gestärkt. Wir setzen uns für vereinfachte<br />

Investitionen von Business Angels ein und haben<br />

vorgeschlagen, das Programm zur Förderung<br />

von Wagniskapital mithilfe von Investitionszuschüssen<br />

zu verlängern und von der<br />

Ertragsbesteuerung zu befreien. Um Berlin für<br />

Gründer aus aller Welt attraktiv zu machen,<br />

brauchen wir ausreichende Informationsangebote<br />

etwa zu Einreise, Schule und Spracherwerb.<br />

Außerdem wollen wir Gründer von<br />

Bürokratie entlasten und Kooperationen von<br />

Schulen und Universitäten mit Unternehmen fördern.<br />

Die fortschreitende Digitalisierung bietet<br />

Startups eine Vielzahl attraktiver Geschäftsfelder.<br />

Die CDU Berlin setzt sich daher für einen<br />

Ausbau der Datenautobahnen und ein freies<br />

WLAN-Netz ein und unterstützt die Pilotierung<br />

des neuen 5G-Netzes.“<br />

„Für uns ist der Prozess der Digitalisierung ein<br />

zentrales Zukunftsthema, denn er durchdringt<br />

und verändert alle Lebensbereiche nachdrücklich.<br />

Wir wollen die Verwaltung digitalisieren,<br />

auf den Stand der Technik bringen und das<br />

ITDZ zum leistungsfähigen IT-Dienstleister des<br />

Landes entwickeln. Der Investitionsstau ist auch<br />

hier enorm. Ferner gilt es, Open Data auszubauen,<br />

um die Datenbestände so aufzubereiten,<br />

dass sie wirtschaftlich genutzt werden<br />

können, ohne den Datenschutz zu verletzen.<br />

Für Startups im IKT-Bereich gibt es in Berlin inzwischen<br />

eine gute Finanzierungsstruktur aus<br />

privaten und öffentlichen Mitteln. Ausbauwürdig<br />

ist die Vernetzung der Szene mit den traditionellen<br />

Branchen im Interesse aller Beteiligten<br />

und die Sicherung von Gewerbestandorten<br />

besonders im Innenstadtbereich. Nicht zuletzt<br />

muss auch Berlin sich dem Thema Smart City<br />

endlich seriös unter der Fragestellung zuwenden,<br />

was die Stadt tatsächlich braucht und der<br />

Lebensqualität ihrer Bewohner*innen dient.“<br />

„Startups brauchen Räume und Freiräume.<br />

Wir werden ein Flächensicherungskonzept<br />

voranbringen, das Kreativität, Gewerbe und<br />

Wohnen in Einklang bringt. In Coworking<br />

Spaces und Gründungszentren wollen wir mitwachsende<br />

Möglichkeiten schaffen, damit ab<br />

der Gründungsphase bezahlbare Räume für<br />

Startups zur Verfügung stehen. Wir brauchen<br />

eine neue ‚Kultur des Scheiterns‘, die zweite<br />

Chancen gewährt, gerade auch bei staatlichen<br />

Förderprogrammen. An Universitäten und Forschungseinrichtungen<br />

schaffen wir Laborkapazitäten.<br />

Finanziell werden wir die Anschub- wie<br />

Wachstumsphase fördern und hierfür neben<br />

staatlichen Mitteln auch die Crowdfinanzierung<br />

rechtlich erleichtern. Berlins Attraktivität<br />

für an Hochschulen ausgebildete oder zuziehende<br />

Fachkräfte für die Startups zu erhalten,<br />

ist uns wichtig. Ein gut ausgebautes glasfaserbasiertes<br />

Breitbandnetz und flächendeckendes<br />

WLAN in der Stadt ist überfällig. Gründungen<br />

von Frauen wollen wir durch Mentoring-Angebote<br />

unterstützen.“<br />

„Die Alternative für Deutschland steht für eine<br />

Willkommenskultur für Gründer und Unternehmer!<br />

‚Die AfD fordert, steuerliche Anreize für<br />

Risikoinvestitionen in Startups zu schaffen und<br />

bürokratische Hemmnisse bei der Gründung<br />

und Regulierung von Startups abzubauen‘,<br />

heißt es in unserem Programm. Eine weitere<br />

Forderung: ‚Wir möchten erreichen, dass mehr<br />

Aufträge regional vergeben werden können,<br />

um mittelständische Unternehmen aus der Region<br />

zu stärken.‘ Wir setzen uns für die Streichung<br />

unsinniger Regeln und die Reduzierung<br />

von Genehmigungsverfahren ein. Die AfD<br />

wird den Kammerzwang beenden und die Forschungsförderung<br />

intensivieren. Beides kommt<br />

Startups besonders zugute. Wir sorgen zudem<br />

für ein attraktiveres Umfeld. Unser Programm<br />

sieht neben besserer Schulbildung und mehr<br />

Sicherheit unter anderem eine Entlastung von<br />

Investoren, Familien, Hausbesitzern und Mietern<br />

vor – allesamt Standortfaktoren. Plus: Wir<br />

erhalten den Flughafen Tegel und beenden die<br />

Drangsalierung der Autofahrer.“<br />

„Wir Freien Demokraten glauben an innovative<br />

Ideen und an die Chancen durch den technischen<br />

Fortschritt. Wir wollen das nächste<br />

Berlin zu einem digitalen Berlin machen: ob<br />

Ämter, Justiz, Polizei oder unsere Schulen.<br />

Unsere Stadt soll Vorreiter im E-Government<br />

werden. Jeder Behördengang soll sich per<br />

Klick 24 Stunden am Tag von zu Hause aus<br />

erledigen lassen. Die Ideen Berliner Startups<br />

wollen wir aktiv einbinden, um zum Beispiel<br />

passende Apps zu entwickeln. Für kürzere Bearbeitungszeiten<br />

und bessere Dienstleistungen<br />

sollen alle Berliner Behörden flächendeckend<br />

die elektronische Verwaltungsakte einführen.<br />

Wir wollen, dass jeder Haushalt bis 2021<br />

mit einer 100-Mbit/s-Breitbandverbindung erreichbar<br />

sein kann. Das ermöglicht auch die<br />

Durchsetzung neuer Geschäftsmodelle. Wir<br />

setzen auf Open Source, Open Data und offene<br />

Schnittstellen. Daten von allgemeinem Interesse<br />

sollen kostenlos, frei verfügbar sein. Damit wollen<br />

wir das Entwickeln neuer Apps ermöglichen und<br />

Berlin für Gründer attraktiv halten.“<br />

MASOUD KAMALI<br />

Die SPD regiert seit der Wiedervereinigung in<br />

Berlin! Sie ist sowohl für eine gute Institution wie<br />

die IBB Bet als auch für das Verbot von Uber verantwortlich!<br />

Sie sorgt dafür, dass es schwieriger<br />

ist, einen Termin mit dem Ordnungsamt zu bekommen<br />

als mit dem Regierenden Bürgermeister! Her<br />

mit dem IT-Staatssekretär und sofortige Zweisprachigkeit<br />

der Verwaltung! Estländer lachen über<br />

unsere Internet-Geschwindigkeit, Herr Müller!<br />

Die CDU, die momentan in Berlin mit der SPD regiert,<br />

bietet ein buntes Angebot für Startups und<br />

den Standort. Es stellt sich die Frage, warum bis<br />

heute kein flächendeckendes Breitband existiert.<br />

Unabhängig davon wären die Vereinfachung, Bezuschussung<br />

und die Ertragssteuerbefreiung der<br />

Angel- und Serien-A-Investments zu begrüßen.<br />

Wir leiden immer noch unter einem Mangel an<br />

Serien-A-Investments in Berlin und Deutschland!<br />

Obwohl die Digitalisierung ein zentrales Zukunftsthema<br />

für Die Linke zu sein scheint, hört<br />

sich alles nach Zentralisierung und Verstaatlichung<br />

an! Die Szene braucht keine Politiker, um<br />

sich zu vernetzen! Es wäre schön zu verstehen,<br />

was Die Linke unter Smart City versteht! Es ist zu<br />

begrüßen, dass man sich für Open Data einsetzt,<br />

vorausgesetzt, dass dies nicht zu mehr Bürokratie<br />

und noch schärferen Datenschutzgesetzen führt!<br />

Ja, Bündnis 90 Die Grünen – eine Partei, die<br />

für ihre Ideale bekannt war und immer eine<br />

Frau als Vorsitzende hatte und hat; diese Partei<br />

hat, wenn es um Frauen und Startups geht, nur<br />

Mentoring-Angebote übrig? Crowdfinanzierung<br />

rechtlich erleichtern? Gibt es da landesspezifische<br />

Probleme? Es wäre schön, wenn man mehr<br />

über Flächensicherungkonzepte erfahren würde!<br />

Solche Zukunftsräume hören sich spannend an!<br />

Es ist ironisch, dass die AfD als erstes betont,<br />

dass sie für eine Willkommenskultur für Gründer<br />

stehe, während die Partei-Prominenz über den<br />

Schießbefehl an der Grenze oder die Nachbarschaft<br />

zu einem Schwarzen parliert: 33 Prozent<br />

der Gründer und deren Mitarbeiter in Berlin haben<br />

Migrationshintergrund oder sind Migranten<br />

und stammen aus der ganzen Welt! Und: Sie<br />

sind gut über die AfD informiert!<br />

Geht es hier um eine Partei oder eine Internetagentur?<br />

Auf jeden Fall eine neue Partei! Es ist<br />

nicht lange her, dass die FDP mit ähnlichen Argumenten<br />

wie die SPD gegen Uber gewesen ist!<br />

Die neuen Startups brauchen ein neues Framework<br />

für die Zusammenarbeit mit Politik und<br />

Verbänden, um neue Geschäftsideen zu entwickeln.<br />

Wir brauchen Parteien, die dies verstehen<br />

und uns bei der Umsetzung helfen!<br />

FLORIAN NÖLL*<br />

Ins Auge springen der IT-Staatssekretär und die Erklärung<br />

der Digitalisierung zur Chefsache. Doch<br />

halt! Stellt die SPD nicht schon seit 15 Jahren den<br />

Regierenden Bürgermeister? Manches wurde in<br />

der letzten Legislatur gemacht, doch das Behörden-Chaos<br />

zeigt, es hapert an der Umsetzung.<br />

Ein IT-Staatssekretär ist zu wenig. Wenn durchgesetzt<br />

wird, was hier steht: gut. Die Vergangenheit<br />

zeigt aber, dass davon nicht auszugehen ist.<br />

Der Wahlprüfstein der CDU wirkt fast bescheiden,<br />

hatte sie doch in den vergangenen fünf<br />

Jahren das Wirtschaftsressort inne und gute Dinge<br />

auf den Weg gebracht. Der Ausblick auf die<br />

nächsten fünf Jahre wirkt im Vergleich eher wenig<br />

ambitioniert. Kooperationen ‚von Schulen und<br />

Universitäten mit Unternehmen‘ wären hingegen<br />

ein echtes Statement, für das sich jedoch wahrscheinlich<br />

kein Koalitionspartner finden lässt.<br />

Die Linke will das ITDZ ‚zum leistungsfähigen<br />

IT-Dienstleister des Landes entwickeln‘. Wen?<br />

Es geht um die Digitalisierung der Verwaltung.<br />

Open Data und Smart City sind wichtig, echte<br />

Startup-Themen finden sich jedoch kaum. Lediglich<br />

die Vernetzung der ‚Szene mit den traditionellen<br />

Branchen‘ ist erwähnenswert. Ob hingegen<br />

viele Gründer unterschreiben würden, dass wir<br />

in Berlin eine ‚gute Finanzierungsstruktur‘ haben?<br />

Interessant klingt das ‚Flächensicherungskonzept<br />

für Kreativität, Gewerbe und Wohnen‘. Aber was<br />

wird gesichert? Mehr Gewerbe oder mehr Wohnen?<br />

Hinzu kommen rechtliche Vereinfachungen<br />

und Förderung von Crowdfinanzierungen. Auch<br />

die Worte Fachkräfte und Glasfaser fallen. Als<br />

einzige Partei will man sich für eine Kultur des<br />

Scheiterns einsetzen. Das Insolvenzrecht ist keine<br />

Ländersache, aber die Initiative ist löblich.<br />

‚Die Alternative für Deutschland steht für eine<br />

Willkommenskultur.‘ Diesen Einstiegssatz liest<br />

man zweimal und überlegt sich im Anschluss<br />

dreimal, ob man danach überhaupt noch weiterlesen<br />

will. Es folgen mit ‚steuerlichen Anreizen<br />

für Risikoinvestitionen‘ und Maßnahmen zum Bürokratieabbau<br />

glaubwürdige Ziele. Die geplante<br />

Abschaffung des Kammerzwangs hat das Potenzial<br />

Euphorie in der Gründerszene auszulösen.<br />

Die FDP positioniert sich schon länger als<br />

Startup-Partei. Hier beschränkt sie sich jedoch<br />

auf E-Government, Breitband und Open Data.<br />

Startups tauchen nur als Ideengeber für eine<br />

moderne Verwaltung auf. Der große Wurf, in<br />

Verbindung mit einer Strategie um mehr Risikokapital<br />

und Fachkräfte nach Berlin zu holen,<br />

fehlt. Schade, eigentlich ist die FDP hier besser<br />

aufgestellt.<br />

* Nöll kandidiert für die CDU für das Berliner Abgeordnetenhaus.<br />

Seine Einschätzungen sind die Meinungen des Startup-Verbands.<br />

ANSGAR OBERHOLZ<br />

Mit Berlin als 5G-Hauptstadt könnte sich der<br />

Plan der FDP mit 100 Mbit/s bis 2021 erübrigen.<br />

Einen IT-Staatssekretär zu installieren,<br />

ist eine brillante Idee. Wichtig wäre aber ein<br />

zielgerichtetes Profil dieses Postens, damit dort<br />

auch wirklich die drängendsten Probleme gelöst<br />

werden. Im Übrigen könnte ich für diesen<br />

Posten jemanden vorschlagen.<br />

18 / berlinvalley.com<br />

Kooperationen zwischen Schulen und Startups<br />

zu fördern, ist eine gute Idee. Noch wichtiger ist<br />

die Digitalisierung der Schulen selbst, nicht nur im<br />

Hinblick auf Technik, sondern auf die Mind-Sets<br />

der Lehrkörper, die oftmals noch das Digitale als<br />

gefährlich ansehen und die Schüler nicht in ihrer<br />

digitalisierten Lebensrealität abholen, geschweige<br />

ihnen Wissen für dieses Gebiet vermitteln.<br />

Noch besser als das ITDZ zu einem leistungsfähigen<br />

IT-Dienstleister auszubauen, wäre es,<br />

das ITDZ wie ein innovatives Startup zu führen,<br />

Standards für Schnittstellen zu entwickeln und<br />

Open-Source-Prinzipien zu verankern. Das<br />

würde wiederum den Bereich Open Data automatisch<br />

beflügeln.<br />

Fotos: Stefan Kny, Max Threlfall<br />

Coworking Spaces! Ein zentraler und erhaltenswerter<br />

Baustein der Berliner Gründerszene,<br />

der maßgeblich die Entwicklung der<br />

letzten Jahre begünstigt hat. Im nächsten<br />

Wahlprogramm werden wir hoffentlich lesen<br />

dürfen, dass auch Co-Living-Projekte erhalten<br />

und gefördert werden sollen.<br />

Stimmt ja! Drangsalierung der Autofahrer ist<br />

eines der dringendsten Probleme der Berliner<br />

Startup-Szene. Gut, dass das endlich mal jemand<br />

anfasst.<br />

Was fangen die Berliner mit ihrer neu gewonnenen<br />

Zeit an, wenn sie alle Behördengänge online<br />

erledigen? – Mehr Startups gründen! Das ist<br />

ein schlauer Schachzug. 100 Mbit/s bis 2021<br />

ist eine schöne Idee, aber eine flächendeckende<br />

Versorgung der Haushalte mit 50 Mbit/s bis<br />

2017 wäre schon nett. Solange es Funklöcher in<br />

Berlin-Mitte gibt, ist auf diesem Gebiet viel zu tun.<br />

berlinvalley.com / 19


RUBRIK WAHLEN – IN THEMA BERLIN<br />

WAHLEN IN BERLIN<br />

Der Startup-Boom ist nachhaltig: Davon ist Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) überzeugt.<br />

Mit der 10-Punkte-Agenda zur Digitalisierung, der<br />

von der Startup Unit erarbeiteten Startup-Agenda<br />

und unserer Smart-City-Strategie, die ebenfalls viele<br />

Digitalisierungsprojekte beinhaltet, haben wir<br />

eine gute strategische Grundlage, die wir in der<br />

nächsten Legislaturperiode abarbeiten müssen.<br />

Die Digitalisierung ist auf jeden Fall eine der großen<br />

Chancen Berlins, die auch der nächste Senat<br />

mit höchster Priorität versehen wird.<br />

Welche Pläne haben Sie für ein Startup-<br />

Zentrum am Flughafen?<br />

Der ehemalige Flughafen Tempelhof ist eine einzigartige<br />

Immobilie. Deshalb wollen wir aus dieser<br />

Liegenschaft auch etwas Besonderes machen. Es<br />

soll ein neuer Leuchtturm entstehen, der international<br />

Beachtung finden wird. Im Senat haben wir<br />

beschlossen, dass dort unter der Marke ‚Berlin<br />

Creative District‘ Berlins neues Quartier für Kunst,<br />

Kultur und Kreativwirtschaft entstehen soll. Dies<br />

schließt Innovation und Startups ausdrücklich mit<br />

ein. Relativ weit vorangeschritten ist bereits die<br />

Vergabe des sogenannten Gebäudeteils H2rund.<br />

Hier soll vor allem ein Gründerzentrum für digitale<br />

und kreative Startups aufgebaut werden. Sobald<br />

die Vergabe erfolgt ist, können die Bauarbeiten beginnen<br />

und mehrere tausend Quadratmeter für die<br />

Berliner Startups geschaffen werden.<br />

MEHR DIALOG<br />

Berlin Valley hat bei vier Gründern nachgefragt:<br />

Wie zufrieden seid Ihr mit der bisherigen Digitalisierungsstrategie und Startup-Politik Berlins?<br />

Was muss Eurer Meinung nach besser werden?<br />

„EINE GUTE STRATEGISCHE<br />

Der Regierende Bürgermeister<br />

Michael Müller (SPD) zieht Bilanz<br />

seiner Startup-Politik und verrät,<br />

was er von den Startups erwartet<br />

Herr Müller, in der Berliner Startup-Szene<br />

sind viele neue Jobs entstanden. Welchen<br />

Anteil hat Ihre Politik daran?<br />

Zu Beginn des Berliner Startup-Booms hat die Berliner<br />

Politik eher indirekt auf das Startup-Umfeld<br />

eingewirkt, indem wir Berlin als internationale und<br />

tolerante Metropole weiterentwickelt haben. Seit<br />

2012 haben wir dann etwa über den bei mir angesiedelten<br />

Startup-Roundtable aktiv intensive Kontakte<br />

zur Szene aufgebaut und in vielen Bereichen<br />

das Gründungs- und Wachstumsumfeld verbessert.<br />

So haben wir Finanzierung und Förderung deutlich<br />

aufgestockt und auf digitale Produkte ausgerichtet.<br />

Über die von TU-Präsident Thomsen und mir angestoßene<br />

10-Punkte-Agenda Digitalisierung stärken<br />

wir digitale Infrastrukturen und digitale Inhalte in<br />

Wissenschaft und Forschung. Wir unterstützen bei<br />

der Vernetzung mit etablierten Unternehmen und<br />

bei der Internationalisierung. Und wir haben die<br />

Startup-Metropole in unserer politischen Agenda,<br />

in unserer Öffentlichkeitsarbeit und im Hauptstadt-<br />

Marketing zu einem Topthema gemacht.<br />

20 / berlinvalley.com<br />

GRUNDLAGE“<br />

Wo sehen Sie Versäumnisse der Politik?<br />

Die Fachverwaltungen sollten bei Querschnittsthemen<br />

wie Digitalisierung und Startups noch stärker<br />

ressortübergreifend und interdisziplinär zusammenarbeiten.<br />

Ich würde mir zudem wünschen,<br />

dass manche Prozesse in der Stadt schneller laufen<br />

und wir politische Ziele zügiger umgesetzt bekommen.<br />

Perspektivisch ist mir vor allem wichtig, dass<br />

wir für die Berliner Startups ausreichend Räume für<br />

weiteres Wachstum sichern und schaffen.<br />

Was erwarten Sie von den Startups?<br />

Zunächst freue ich mich über jedes Unternehmen,<br />

das in Berlin gegründet wird, hier vor Ort wächst<br />

und dem Standort treu bleibt. Ich hätte durchaus<br />

nichts gegen ein paar weitere Zalandos. Klar ist,<br />

dass sich Startups zu Beginn primär um ihr Produkt<br />

und die Finanzierung kümmern. Für bestimmte<br />

Themen ist in der Anfangsphase nachvollziehbarerweise<br />

wenig Raum. In den späteren Phasen<br />

erwarte ich aber schon, dass sich die Startups<br />

genauso wie die etablierten Unternehmen auch<br />

mit Fragen der Ausbildung oder der Arbeitnehmerrechte<br />

befassen. Als Berliner Senat haben wir<br />

die Verbundausbildung gestärkt, so gibt es etwa<br />

die Möglichkeit, dass ein Startup und ein etabliertes<br />

Unternehmen gemeinsam ausbilden. Ich<br />

finde, das könnten noch mehr Startups nutzen. Beeindruckend<br />

finde ich, wie sich viele Startups für<br />

die Stadt engagieren und sich ehrenamtlich einbringen.<br />

Begeistert bin ich davon, dass sich das<br />

Ökosystem mittlerweile selbst regeneriert und ältere<br />

Startups in Infrastrukturen für neue Gründungen<br />

investieren oder selbst anbieten. Deshalb bin ich<br />

auch davon überzeugt, dass der Startup-Boom in<br />

Berlin nachhaltig sein wird.<br />

Wie wollen Sie die führende Rolle Berlins<br />

in der Digitalwirtschaft weiter ausbauen?<br />

„ICH HÄTTE<br />

DURCHAUS<br />

NICHTS<br />

GEGEN EIN<br />

PAAR WEITERE<br />

ZALANDOS“<br />

Die entsprechende Infrastruktur ist Voraussetzung<br />

für erfolgreiche digitale Geschäftsmodelle.<br />

Wie wollen Sie dafür sorgen,<br />

dass es 5G zuerst in Berlin geben wird?<br />

Berlin muss es mit Blick auf einen nachhaltigen Wirtschaftsaufschwung<br />

künftig noch stärker schaffen,<br />

in Schlüsselbranchen Innovationstreiber zu sein. In<br />

Bereichen wie etwa der Gesundheitswirtschaft gelingt<br />

uns das schon ganz gut. Um für Innovationen<br />

unter anderem in der Sensorik die nötigen Voraussetzungen<br />

zu schaffen, wollen wir in Berlin als notwendige<br />

Infrastruktur in mehreren Stufen 5G-Testfelder<br />

aufbauen. Die Wirtschaftsverwaltung führt<br />

dazu entsprechende Gespräche unter anderen mit<br />

den Netzbetreibern. Ich zähle darauf, dass es uns<br />

zügig gelingt, zunächst einzelne Zukunftsorte mit<br />

dem neuen Standard zu versehen und diesen in<br />

späteren Schritten auf das Stadtgebiet auszudehnen.<br />

Denn die Wettbewerber schlafen nicht.<br />

Braucht Berlin einen Senator für Digitales?<br />

Das in diesem Jahr verabschiedete E-Government-Gesetz<br />

sieht die Einsetzung eines für IT verantwortlichen<br />

Staatssekretärs vor. Diese Art neuer<br />

CIO soll die vielfältigen Digitalisierungsprojekte<br />

an zentraler Stelle koordinieren und mit Nachdruck<br />

voranbringen. Da die Digitalisierung ein<br />

Querschnittsthema ist, erwarte ich darüber hinaus<br />

von allen Fachressorts, in ihren jeweiligen Verantwortungsbereichen<br />

digitale Themen noch stärker in<br />

den Fokus zu nehmen.<br />

Die Fragen stellte Corinna Visser.<br />

Fotos: Thomas Platow/Landesarchiv<br />

Fotos: Wunderagent, Bloomy Days, Junique, Thermondo<br />

ANDRÉ TORKLER<br />

ist Gründer und Geschäftsführer des Online-Immobilienmaklers Wunderagent.<br />

Er gehört keiner Partei an.<br />

„Die Menschen haben Berlin durch<br />

Gründungen zur digitalen Stadt gemacht,<br />

die ihre Willkommenskultur für<br />

Zugezogene aus aller Welt bewahren<br />

sollte. Als Unternehmen haben wir eine<br />

LEA LANGE<br />

ist Gründerin und Geschäftsführerin der Online-Galerie Juniqe.<br />

Sie möchte über eine Parteizugehörigkeit keine Aussage treffen.<br />

„Die Berliner Startup-Szene und die<br />

Politik sind noch zu weit voneinander<br />

entfernt. Aktuelle Themen der Unternehmer<br />

von Digitalisierung über VC-Bestimmungen<br />

bis zu existenziellen Aspekten<br />

Digitalisierungsstrategie nicht bewusst<br />

erlebt, vielleicht sollte man dies erlebbarer<br />

machen. Wir würden uns zudem<br />

mehr Dialog über ‚Innovation in der<br />

Wohnungswirtschaft‘ wünschen.“<br />

werden nur oberflächlich behandelt.<br />

Während im Startup-Umfeld eine starke<br />

Dynamik herrscht, ticken die Uhren<br />

in der Politik deutlich langsamer. Wir<br />

müssen stärker in den Dialog starten.“<br />

FRANZISKA GRÄFIN VON HARDENBERG<br />

ist Gründerin und Geschäftsführerin des Blumen-Abonnement-Startups Bloomy Days.<br />

Sie ist keiner Partei zugehörig.<br />

„Die Startup-Politik ist für Gründerinnen<br />

eine große Hürde – es gibt weder Mutterschutz,<br />

noch ist das Thema Elterngeld<br />

optimal gelöst: nur wer zu Hause<br />

bleibt, wird finanziell entlastet. Dies ist<br />

PHILIPP PAUSDER<br />

ist Gründer und Geschäftsführer von Thermondo, einem Startup, das<br />

Heizungsanlagen vertreibt und einbaut. Er gehört keiner Partei an.<br />

„Ich habe den Eindruck, dass die Berliner<br />

Politik das Startup-Ökosystem sehr<br />

ernst nimmt. Wir haben beispielsweise<br />

erfolgreich mithilfe von Berlin Partner<br />

Blue-Card-basierte Einstellungen vor-<br />

für Selbstständige keine Option. Eine<br />

flexible Nutzung des Elterngeldes für<br />

Fremdbetreuung wäre ein praxisnaher<br />

Ansatz. Wenn wir Frauen fördern wollen,<br />

müssen wir die Politik fordern.“<br />

genommen. Und gleichzeitig muss<br />

Berlin in der allgemeinen Verwaltung<br />

noch unendlich effizienter werden. Als<br />

Start up-Gründer leben wir von Traction.<br />

Das sollte für alle gelten.“<br />

berlinvalley.com / 21


Projektmanagement<br />

und Collaboration Software<br />

AUF DEM<br />

GRILL<br />

Drei Investoren bewerten* vier Startups<br />

MINEKO<br />

bietet Mietern die Möglichkeit, ihre Nebenkostenabrechnung<br />

online von Experten<br />

prüfen zu lassen. Wer zuviel gezahlt<br />

hat, kann sich sein Geld innerhalb der<br />

zwölf Monate Widerspruchsfrist mithilfe<br />

von Mineko zurückholen.<br />

mineko.de<br />

NEOVOLTAIK<br />

stellt Batterien auf Basis einer Lithium-Eisen-Phosphat-Technologie<br />

her. Die Module<br />

haben ein großes Speichervolumen und<br />

sollen nur sehr langsam an Leistung verlieren.<br />

Nach zehn jahren garantiert Mineko<br />

noch 87 Prozent der Leistungsfähigkeit.<br />

neovoltaic.net<br />

WELL IT<br />

entwickelt mobile Softwarelösungen, um<br />

die Kommunikation zwischen Krankenhäusern,<br />

Ärzten und Patienten zu verbessern.<br />

Die App Zepter hilft bei der Zuweisung von<br />

Patienten zu Krankenhäusern, Lotse stellt Patienten<br />

relevante Informationen bereit.<br />

well-it.de<br />

KARTENMACHEN.DE<br />

gestaltet und vertreibt individuelle Einladungskarten<br />

online. Der Nutzer kann sich<br />

ein Motiv aussuchen, den Einladungstext<br />

an Kartenmachen senden und bekommt<br />

von ausgebildeten Grafikdesignern Gestaltungsvorschläge<br />

für die Karten.<br />

kartenmachen.de<br />

Get things done! Anstatt deine Zeit<br />

mit E-Mails und in Meetings zu<br />

verschwenden ...<br />

Besser<br />

zusammenarbeiten<br />

geht ganz einfach.<br />

FABIAN LEIPELT<br />

ist Associate bei WestTech<br />

Ventures, einem Pre-Seed und<br />

Seed-Venture Capitalist in<br />

Berlin. Er ist außerdem als<br />

Program Manager bei Project<br />

Flying Elephant, WestTech’s<br />

Inkubator tätig.<br />

westtechventures.de<br />

Alle Jahre wieder – so auch bei der Nebenkostenabrechnung!<br />

Diese Leistung<br />

scheint im deutschen Mietmarkt auf positive<br />

Resonanz zu stoßen. Eine klare Value<br />

Proposition für den Kunden und für Mineko<br />

ein gutes Geschäftsmodell durch die<br />

Planbarkeit des Forderungsabkaufs und<br />

der Abrechnungsdaten, die gewonnen<br />

werden. Ob und inwieweit dieser Prozess<br />

bereits automatisiert ist, ist nicht ersichtlich,<br />

sollte aber in Zeiten von Machine<br />

Learning eine spannende Aufgabe sein.<br />

Im Bereich erneuerbarer Energiequellen<br />

stoßen die All-in-one-Lösungen bei den<br />

Kunden, die Erzeuger und gleichzeitig Verbraucher<br />

sind, auf sehr positive Resonanz,<br />

wenn man das Umsatzwachstum von Neovoltaic<br />

betrachtet – ein klarer USP. Die Rolle<br />

der großen Stromversorger wird sich weiter<br />

stark wandeln. Ob das B2B-Vertriebskonzept<br />

nachhaltig mitwachsen kann und<br />

wichtige Kooperationen geschlossen werden<br />

können, bleibt der Knackpunkt für den<br />

langfristigen Erfolg.<br />

Der Aufholbedarf im Gesundheitssystem<br />

in den Bereichen Automatisierung und Digitalisierung<br />

ist enorm. Das Matchmaking<br />

zwischen Ärzten und Kliniken, um eine optimale<br />

Patientenzuweisung zu gewährleisten,<br />

stellt hier einen Teil der Verbesserung<br />

dar. Wer den größten Schmerz hat und<br />

wie incentiviert werden kann, wird sich<br />

zeigen. Ärzte sind allerdings nicht unbedingt<br />

als Early Adopter bekannt. Es bleibt<br />

abzuwarten, ob eine signifikante Marktdurchdringung<br />

möglich ist.<br />

Kartenmachen.de hat sich die großen<br />

Shopping-Plattformen zunutze gemacht<br />

und dort dank sehr guter Bewertungen<br />

einen Sales-Channel gefunden, der das<br />

Business ankurbelt. Bisher gebootstrapped<br />

und bereits in der Gewinnzone hat<br />

das Unternehmen eine sehr gute Entwicklung<br />

genommen. Ob das Geschäftsmodell<br />

wirklich skalierbar ist, lässt sich nicht<br />

abschätzen ohne konkrete Zahlen – die<br />

Konkurrenz ist sehr groß und schläft nicht,<br />

wenn es um neue Produkte geht.<br />

GESCHÄFTSMODELL:<br />

PRODUKT:<br />

MARKTPOTENZIAL:<br />

GESCHÄFTSMODELL:<br />

PRODUKT:<br />

MARKTPOTENZIAL:<br />

GESCHÄFTSMODELL:<br />

PRODUKT:<br />

MARKTPOTENZIAL:<br />

GESCHÄFTSMODELL:<br />

PRODUKT:<br />

MARKTPOTENZIAL:<br />

JÖRG BINNENBRÜCKER<br />

ist Managing Partner bei<br />

Capnamic Ventures. Jörg<br />

bewegt sich seit mehr als 16<br />

Jahren in der Venture-Capitalund<br />

Private-Equity-Szene. Vor<br />

der Gründung von Capnamic<br />

Ventures hat er Dumont Venture<br />

aufgebaut.<br />

capnamic.de<br />

Mit mehr als 30 Millionen Mietern in<br />

Deutschland adressiert Mineko einen<br />

Massenmarkt und bringt Transparenz in<br />

die für Mieter kaum nachzuvollziehende<br />

Nebenkostenabrechnung. Der spitze Use<br />

Case und der einfache Prozess erleichtern<br />

die Kundenansprache. Die Skalierbarkeit<br />

Minekos steht und fällt mit dem Automatisierungsgrad<br />

der Prozesse.<br />

Der Umsatz zeigt, dass es eine Nachfrage<br />

gibt. Die Abgrenzung zu anderen Anbietern<br />

und Produkten sollte im Pitch klarer kommuniziert<br />

werden. Zudem fehlen kritische<br />

Informationen zu Vertriebskanälen, -zyklen<br />

und -kosten. Des Weiteren deutet der Pitch<br />

auf ein statisches Geschäftsmodell hin, welches<br />

aufgrund des angebotenen One-Stop<br />

Shops (Planung, Installation, Finanzierung)<br />

lange Sales-Zyklen mit einer hohen Kundenbetreuung<br />

voraussetzt und wenig Raum für<br />

ein skalierbares Geschäftsmodell lässt.<br />

Aufgrund der starken Verkrustung der Branche<br />

bietet sich momentan viel Spielraum für<br />

Healthtech-Unternehmen. Well IT verspricht<br />

Effizienz in einen weitestgehend unstrukturierten<br />

Prozess zu bringen und gibt den<br />

Patienten mehr Transparenz. Form und Inhalt<br />

der Pitch-Unterlagen sollten unbedingt<br />

überarbeitet werden. Viele wesentliche<br />

Informationen zum Produkt und der Markteintrittsstrategie<br />

bleiben unbeantwortet.<br />

Der Vertrieb in Praxen und Krankenhäuser<br />

erfordert eine smarte Sales-Strategie.<br />

Das Produkt wirkt sehr hochwertig und<br />

adres siert eine breite Zielgruppe. Zudem<br />

verspricht es hohe Wiederkaufraten. Eine<br />

kurze Wettbewerbsanalyse offenbart jedoch<br />

zahlreiche Alternativen. Hier stellt<br />

sich die Frage der Differenzierung. Die<br />

Skalierbarkeit des Modells hängt stark von<br />

den Marketingausgaben und der finanziellen<br />

Ausstattung des Unternehmens ab.<br />

Kurzum: gutes Produkt mit klarem Use Case<br />

für den Massenmarkt, jedoch ohne starken<br />

USP und daher eher ein Marketing Play.<br />

GESCHÄFTSMODELL:<br />

PRODUKT:<br />

MARKTPOTENZIAL:<br />

GESCHÄFTSMODELL:<br />

PRODUKT:<br />

MARKTPOTENZIAL:<br />

GESCHÄFTSMODELL:<br />

PRODUKT:<br />

MARKTPOTENZIAL:<br />

GESCHÄFTSMODELL:<br />

PRODUKT:<br />

MARKTPOTENZIAL:<br />

JASPER MASEMANN<br />

investiert seit acht Jahren<br />

und ist seit 2015 Principal im<br />

Berliner Büro von Holtzbrinck<br />

Ventures mit Fokus auf alle<br />

Arten von B2B-Modellen,<br />

SaaS-Platformen und Marktplätzen.<br />

holtzbrinck-ventures.com<br />

Grundlage der Bewertung sind die Pitch Decks der Unternehmen.<br />

Die Skala reicht von 1 – uninteressant bis 5 – sehr interessant.<br />

SOLLEN WIR EUER STARTUP AUF<br />

DEN GRILL LEGEN? SCHREIBT UNS:<br />

grill@berlinvalley.com<br />

22 / berlinvalley.com<br />

Mineko prüft für seine Kunden ihre Nebenkostenabrechnungen<br />

und übernimmt als<br />

lizensierter Inkasso-Dienst in Zukunft die<br />

Rückforderungen überhöhter Kosten. Mit fünf<br />

Milliarden Euro zu viel gezahlten Nebenkosten<br />

in Deutschland adressiert Mineko einen<br />

sehr attraktiven Markt. Der anstehende Pivot<br />

von der gebührenfinanzierten Prüfung der<br />

Abrechnungen zur Durchsetzung der Forderungen<br />

auf Provisionsbasis birgt Risiken, ist<br />

aber vergleichbar mit erfolgreichen Modellen<br />

im Bereich Fluggastrechte.<br />

GESCHÄFTSMODELL:<br />

PRODUKT:<br />

MARKTPOTENZIAL:<br />

33 PUNKTE<br />

Neovoltaic beruft sich darauf, dass sie die<br />

einzigen im DACH-Markt sind, die eine<br />

All-in-one-Lösung (Energiespeicher, Energiemanagement<br />

et cetera) anbieten und<br />

daher die Schnittstellen optimal abstimmen<br />

können. Die Frage ist, ob der „grüne“<br />

Energiemarkt bereits so weit ist, dass so<br />

eine All-in-one-Lösung, die von der Idee<br />

her sicherlich sinnvoll ist, von den Kunden<br />

akzeptiert wird.<br />

GESCHÄFTSMODELL:<br />

PRODUKT:<br />

MARKTPOTENZIAL:<br />

29 PUNKTE<br />

Fotos: Westtech Ventures, Jasper Masemann, Capnamic Ventures<br />

Well IT will Unklarheiten und Effizienz-Probleme<br />

bei der Überweisung von Patienten<br />

an Krankenhäuser beheben und durch integrierte<br />

Kommunikation eine transparente<br />

Pre-Selection von potenziellen Ärzten und<br />

Krankenhäusern ermöglichen. Der Markt<br />

hierfür ist vorhanden, wenn auch nicht besonders<br />

groß. Die große Frage bleibt, ob<br />

sich so ein System durchsetzen wird, da<br />

diese Art von Software nur den gewünschten<br />

Effekt hat, wenn sehr viele Krankenhäuser<br />

und Ärzte damit arbeiten.<br />

GESCHÄFTSMODELL:<br />

PRODUKT:<br />

MARKTPOTENZIAL:<br />

Klar ist es oldschool, eine physische Einladung<br />

zu verschicken. Aber seien wir mal<br />

ehrlich: zur Hochzeit werden die meisten<br />

auch in Zukunft mit ‚echten‘ Karten eingeladen.<br />

Insofern greift Kartenmachen.de einen<br />

stabilen, leicht rückläufigen Markt an.<br />

Das Produkt sieht toll aus, kann aber leicht<br />

kopiert werden. Hoffentlich lassen sich die<br />

Gründer vom innovativen Konkurrenten<br />

Lovepop aus den USA inspirieren, der zum<br />

Beispiel mit 3D-Karten punktet.<br />

GESCHÄFTSMODELL:<br />

PRODUKT:<br />

MARKTPOTENZIAL:<br />

21 PUNKTE 25 PUNKTE<br />

Kostenlos ausprobieren unter<br />

www.wrike.com/de<br />

Keine unnötigen E-Mails, weniger<br />

Statusmeetings und schnellere<br />

Entscheidungswege – die<br />

Zusammenarbeit in Wrike macht<br />

Teams effizienter. Auch agile<br />

Arbeitsweisen lassen sich darüber<br />

abbilden. Bestens geeignet für<br />

Startups, die etwas erreichen wollen.


NEUE STARTUPS<br />

WIR SIND<br />

DIE NEUEN<br />

Täglich entstehen neue Ideen und Startups<br />

in Deutschland. Berlin Valley stellt einige vor<br />

GEMA FÜR<br />

FOTOGRAFEN<br />

Für Fotografen ist es schwierig, den<br />

Überblick darüber zu behalten, wer ihre<br />

Fotos wo im Internet verwendet, und Lizenzverletzungen<br />

einzuklagen. Lapixa<br />

scannt das Netz nach den Fotos ihrer<br />

Klienten und unternimmt weitere rechtliche<br />

Schritte, wenn die Bilder widerrechtlich<br />

genutzt werden. Den Service<br />

finanziert das Startup über eine Provision<br />

bei erfolgreichen Klagen.<br />

lapixa.de<br />

SCORE ZUR<br />

SHARING ECONOMY<br />

Deemly will Anbieter und Nutzer von Sharing-Economy-Plattformen<br />

transparenter machen. Auf einem<br />

Deemly-Account werden die Ratings verschiedener<br />

Plattformen wie Airbnb, Uber oder Blablacar zusammengefasst.<br />

Daraus ergibt sich der Deemly-<br />

Score, den jeder als Vertrauensnachweis auf seiner<br />

Website integrieren kann.<br />

deemly.co<br />

FOTOS UND VIDEOS<br />

VON OBEN<br />

Bei Airteam können Kunden Fotografen für Luftaufnahmen buchen.<br />

Das Startup hat sich deutschlandweit ein Netzwerk aus erfahrenen<br />

Drohnenfotografen aufgebaut und vermittelt diese an ihre Kunden.<br />

Auch Image-Filme und 360-Grad-Aufnahmen sind möglich. Außerdem<br />

lassen sich 3D-Modelle erstellen, die in Kombination mit Fotos<br />

und Videos genutzt werden, um Immobilien vielseitig darzustellen.<br />

airteam.camera<br />

LIFESTYLE-SPORTNAHRUNG<br />

Hej Nutrition stellt Zusatznahrung für Sportler her und verkauft bislang<br />

Proteinpulver in verschiedenen Geschmacksrichtungen, Chia-<br />

Samen und Power-Riegel. Das Startup legt einen Schwerpunkt darauf,<br />

das Bodybuilder-Image von Nahrungsergänzung aufzulösen<br />

und sie zum Teil eines modernen und gesunden Lifestyles zu machen.<br />

hej-nutrition.de<br />

ARZTTERMINE<br />

ONLINE BUCHEN<br />

Einen Arzttermin zu finden oder zu verschieben, ist<br />

meist ein aufwendiger Abstimmungsprozess. Über<br />

Doctolib kann die Terminfindung zukünftig online<br />

und in Echtzeit geschehen. Das Tool verknüpft einen<br />

Service zur Terminbuchung für Patienten mit einem<br />

Kalender für Ärzte. So sind keine weiteren Abstimmungen<br />

mehr nötig.<br />

doctolib.de<br />

IHR HABT GERADE EIN STARTUP<br />

GEGRÜNDET? MELDET EUCH:<br />

news@berlinvalley.com<br />

24 / berlinvalley.com<br />

Fotos: Deemly, Airteam, Doctolib, HEJ, Zinsbaustein, Scott Garner (Flickr.com CC by 2.0)<br />

IMMOBILIEN-INVESTMENTS<br />

FÜR KLEINANLEGER<br />

Im Niedrigzinsumfeld ist Geldanlage ein schwieriges Thema; besonders<br />

kleine Beträge sind schwer außerhalb des Bankkontos unterzubringen.<br />

Mit Zinsbaustein haben Kleinanleger Zugang zum<br />

Immobilienmarkt. Das Unternehmen bündelt Investitionsbeträge<br />

ab 500 Euro für je ein Projekt und will das angelegte Geld nach<br />

Projektabschluss mit 5,25 Prozent Zinsen auszahlen.<br />

zinsbaustein.de<br />

Texte: Anna-Lena Kümpel<br />

Sometimes it’s hard to let go<br />

of the things you love.<br />

We help your business to grow up.<br />

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Meinekestraße 27 | 10719 Berlin | Tel. 030 - 27 87 94 6<br />

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BIOPRINTING<br />

BIOPRINTING<br />

sagt Tran-Mai. Sein Ziel sei es, das Verfahren<br />

in der Medizin für Implantate oder Prothesen zu<br />

etablieren. Das Startup finanziert sich derzeit durch<br />

den Verkauf der speziellen Kunststofffasern und zugehöriger<br />

Drucker. Es bietet aber auch Beratungen<br />

und Trainings an. „Bereits im ersten operativen Geschäftsjahr<br />

konnten wir einen sechsstelligen Umsatz<br />

erzielen“, sagt Tran-Mai. Zurzeit werde mit potenziellen<br />

Investoren verhandelt.<br />

Kürzlich wurde Indmatec als bestes Startup<br />

Baden-Württembergs ausgezeichnet. Bei der Veranstaltung<br />

des Netzwerks für Beteiligungskapital VC-<br />

BW dürfte eine hübsche Summe zusammengekommen<br />

sein: Mindestens 300 .000 Euro und bis zu drei<br />

Millionen Euro konnten die Teilnehmer einwerben.<br />

Die genauen Deals wurden diskret verhandelt.<br />

AUGEN<br />

Forscher im britischen Cambridge haben<br />

lebende Netzhautzellen gedruckt. Sie<br />

sind überzeugt, damit irgendwann Blinde<br />

heilen zu können.<br />

KÖRPERTEILE ÜBERSCHRIFT AUS DEM DRUCKER<br />

SCHÄDEL<br />

Neurochirurgen aus Utrecht haben<br />

bereits eine künstlich erzeugte<br />

Schädeldecke verpflanzt.<br />

OHREN<br />

In Princeton haben Forscher<br />

ein bionisches Ohr erzeugt,<br />

das Radiowellen hören kann.<br />

„IN FÜNF<br />

JAHREN<br />

STEHEN<br />

3D-DRUCKER<br />

IN ALLEN<br />

GROSSEN<br />

FIRMEN“<br />

LEBER<br />

Die US-Firma Organovo<br />

druckt funktionsfähige<br />

Leberzellen. Sie werden<br />

der Pharmaindustrie für<br />

die Forschung verkauft.<br />

KNOCHEN<br />

Forscher der Universität<br />

Freiburg arbeiten<br />

daran, Knochen zu<br />

drucken, die eigene<br />

Blutgefäße enthalten.<br />

International gefragt: Durch die Knochen fühlen sich die Silikonprothesen von Stamos + Braun wie echt an.<br />

MARCEL PFÜTZNER, MMM<br />

Aus dem Drucker kommen menschliche Knochen,<br />

Muskeln und Organe. Sie sehen aus wie echt, sie<br />

fühlen sich echt an. Mitten in einem historischen<br />

Backsteinbau vor den Toren Berlins findet gerade die<br />

Zukunft statt. Das Startup Medizinische Modellbau<br />

Manufaktur, kurz MMM, stellt lebensechte Kopien<br />

von Organen her – mit einem 3D-Drucker. Neulich<br />

haben sie hier das Herz einer 86-jährigen Frau<br />

nachgedruckt. Die Patientin konnte kaum atmen oder<br />

laufen, weil ihre Herzklappe sich verengt hatte. Die<br />

Ärzte planten eine Aortenklappenprothese – eine<br />

heikle Operation in diesem Alter. Also ließen sie das<br />

Herz der Frau originalgetreu nachdrucken und übten<br />

daran in einer Probeoperation präzise jeden Handgriff.<br />

Anhand des Herzens aus dem Drucker konnten<br />

sie auch die exakt passende Prothese für die alte<br />

Dame anfertigen. Das ist eine Revolution der Medizintechnik<br />

– und Marcel Pfützner ist mittendrin.<br />

Pfützner hat das Startup MMM 2014 zusammen<br />

mit seiner Frau gegründet. „In fünf Jahren werden<br />

3D-Drucker in allen großen Unternehmen und<br />

Krankenhäusern stehen“, sagt er im Magazin der<br />

Deutschen Bank. Wenn es nach ihm geht, soll die<br />

modellgestützte Operationsplanung schon 2020<br />

aus keiner Klinik mehr wegzudenken sein. Sein<br />

Startup hat sich vorwiegend auf Ärzte spezialisiert,<br />

die anhand der 3D-Modelle ihre Eingriffe planen<br />

und individualisieren. Von der Übermittlung der<br />

Patientendaten bis zum fertigen Modell dauert es<br />

rund 72 Stunden. Auch Jungmediziner können anhand<br />

der lebensechten Organe geschult werden.<br />

Die Pfützners haben dafür im vergangenen Jahr<br />

26 / berlinvalley.com<br />

DER GEDRUCKTE MENSCH<br />

Organe aus dem 3D-Drucker sind die Zukunft der modernen Medizin.<br />

Auch deutsche Startups gehen unter die Bioprinter<br />

den Businessplan-Wettbewerb der Berliner Sparkasse<br />

gewonnen und den Bundeswettbewerb „Ausgezeichneter<br />

Ort im Land der Ideen“. Die Finanzierung<br />

stellten sie zusammen mit der Deutschen Bank<br />

auf die Beine und nutzten dafür auch öffentliche<br />

Mittel wie den Gründerkredit „Startgeld“ der Förderbank<br />

KfW. Nun gehören schon Kliniken in ganz<br />

Deutschland zu den Kunden. Trotzdem ist Pfützner<br />

viel unterwegs, um sein Angebot bei Chefärzten<br />

und Ausbildern vorzustellen. „Es ist eine immense<br />

Arbeit, Interesse an einem Produkt zu wecken, dass<br />

es bis dato nicht gegeben hat“, sagt er der Plattform<br />

Medizintechnologie.de.<br />

DAS ALTER BESIEGEN<br />

Ärzte und Forscher träumen von einer wahren<br />

Revolution der Medizin: lebensfähiges Gewebe<br />

aus dem Drucker. Allein in Deutschland warten<br />

10.000 Menschen auf eine Organtransplan tation.<br />

3D-Drucker könnten das Problem beheben. Das<br />

Anwendungsfeld ist riesig. Chirurgen könnten<br />

Patienten nach schweren Unfällen das Gesicht rekonstruieren,<br />

verletzte Beine würden nachgedruckt,<br />

verschlissene Knie mit neuen Knorpeln versehen.<br />

Sogar das Alter ließe sich besiegen – indem altes<br />

Gewebe einfach ersetzt wird. Noch steckt das sogenannte<br />

Bioprinting in den Kinderschuhen, aber<br />

es ist schon Erstaunliches möglich.<br />

Forscher der Universität Princeton haben ein Ohr<br />

gedruckt, das Frequenzen wahrnimmt, die normalerweise<br />

unhörbar sind. Das US-amerikanische<br />

Unternehmen Organovo wiederum druckt Gewebe<br />

für die medizinische Forschung, um Tierversuche<br />

überflüssig zu machen. Auch eine Mini-Niere kam<br />

schon aus dem Drucker. Sie überlebte fünf Tage<br />

außerhalb des Labors. An der Harvard University<br />

ist es gelungen, Gewebe zu drucken, das sechs<br />

Wochen überlebte. Möglich war das durch eine<br />

spezielle Biotinte bestehend aus Enzymen, Gelatine,<br />

Zellen und Wachstumsfaktoren.<br />

Noch ist eine Anwendung am Menschen nicht möglich,<br />

aber überall auf der Welt entwickeln Forscher<br />

und Unternehmen Produkte, die im wahrsten Sinne<br />

des Wortes beeindruckend sind. Auch in Deutschland,<br />

wie die Beispiele aus Berlin, Karlsruhe und<br />

Dresden zeigen.<br />

KEIN METALL MEHR IM KÖRPER<br />

In Karlsruhe gibt es seit zwei Jahren das Startup<br />

Indmatec. Sein Mitgründer Tony Tran-Mai sagt:<br />

„Auch wenn es sehr viel Zuspruch von allen Seiten<br />

gibt, gehen viele doch vorsichtig an diese recht<br />

neue Technologie heran.“ Das Unternehmen hat<br />

den thermoplastischen Kunststoff Peek entwickelt,<br />

der mittels Schmelzschichtung, der sogenannten<br />

FFF-Technologie, gedruckt werden kann. Peek soll<br />

eine Alternative zu Metall sein, leicht wie Aluminium,<br />

aber sehr belastbar. Geeignet unter anderem als<br />

Zahnersatz oder als Werkstoff in der Chirurgie.<br />

Denn viele Patienten, die etwa Titan in den Körper<br />

geschraubt bekommen, damit schwere Brüche heilen,<br />

reagieren allergisch auf das Metall. „Wir sind<br />

das erste Unternehmen weltweit, das Peek mit der<br />

FFF-Technologie professionell verarbeiten kann“,<br />

Fotos: matthiaspopp.com, MMM Medizinische Modellbau Manufaktur GmbH<br />

GEFÜHLSECHTE SKELETTHAND<br />

Das Dresdner Startup Stamos + Braun Prothesenwerk<br />

hat sich bewusst gegen Investoren entschieden,<br />

um unabhängig zu sein. Das Unternehmen<br />

finanziert sich aus dem Cashflow, den es durch<br />

seine Kunden aus aller Welt generiert. Die lebensechten<br />

Prothesen sind international gefragt –<br />

die Kunden kommen aus Saudi-Arabien, Katar,<br />

Kuwait. Kurz nach der Gründung im Jahr 2014 haben<br />

Stamos + Braun den Fokus auf den 3D-Druck<br />

gelegt und kooperierten dafür mit der Technischen<br />

Universität Dresden.<br />

Als weltweit erstem Unternehmen ist es ihnen gelungen,<br />

medizinische Silikone zu drucken. „Die<br />

Prothesen aus dem 3D-Drucker wiegen bis zu 50<br />

Prozent weniger. Für einen Prothesenträger sind<br />

HAUT<br />

In Hannover werden<br />

münzgroße Hautstücke<br />

gedruckt. Mäusen<br />

wurden sie erfolgreich<br />

transplantiert.<br />

Testkörper: realitätsnahe Patientennachbildung eines Herzens und eines Brustkorbs, um die Implantation einer Aortenklappe zu üben<br />

das Welten“, sagt Mitgründer Alex Stamos. Künstliche<br />

Füße, Finger oder Hände werden mitsamt integrierten<br />

Knochenstrukturen gedruckt. „Durch die<br />

Knochen fühlt es sich extrem echt an, wenn man die<br />

Hand gibt“, sagt Stamos.<br />

Derzeit laufen Testdrucke, Patienten tragen die ersten<br />

komplett gedruckten Vorfußprothesen Probe.<br />

Ende des Jahres wollen Stamos + Braun einen eigenen<br />

Silikon-3D-Drucker auf den Markt bringen.<br />

„Wir wollen zeigen, dass nicht nur die Big Player<br />

in dem Bereich mitmischen können, sondern auch<br />

kleine innovative Betriebe“, sagt Stamos. Das<br />

israelische Verteidigungsministerium habe bereits<br />

Interesse angemeldet.<br />

Jenny Becker<br />

berlinvalley.com / 27


DESIGN THINKING<br />

Für Gerald Dissen, Gründer der Firma Room in a<br />

Box, bedeuten die ersten beiden Schritte im Design-Thinking-Prozess,<br />

Experte für ein bestimmtes<br />

Thema zu werden. „Um ein Problem wirklich<br />

nutzerorientiert zu lösen, muss man sich mit dem<br />

aktuellen Stand der Technik gut auskennen“, sagt<br />

Dissen. Für das neueste Produkt von Room in a<br />

Box, den Monkey Desk, wurde er zum Experten<br />

für Tische. „Ich habe gelernt, dass es so etwas wie<br />

eine Sitz-Steh-Dynamik gibt, dass es einen optimalen<br />

Blickwinkel auf den Monitor und eine optimale<br />

Ellenbogen-Position zum Arbeiten gibt. Auch dass<br />

Tische standardmäßig 75 Zentimeter hoch sind und<br />

früher nur 70 Zentimeter hoch waren und noch viel<br />

mehr. Das alles hat geholfen, den Monkey Desk so<br />

zu entwickeln, dass jeder damit seine Arbeitsposition<br />

verbessern kann.“<br />

Lernen Design Thinking: die Studierenden der D-School am Hasso-Plattner-Institut in Potsdam<br />

EMPATHISCH PROBLEME LÖSEN<br />

Wie Design Thinking hilft, Kunden und Mitarbeiter besser zu verstehen<br />

Bei Corporates gilt Design Thinking als Wundermittel<br />

gegen Ideenlosigkeit, aber auch Startups<br />

können von der Innovationsmethode lernen. Erfunden<br />

wurde sie bereits 1991 von der kalifornischen<br />

Design- und Innovationsagentur Ideo. 2004 wurde<br />

die erste D-School für Design Thinking am Hasso<br />

Plattner Institute of Design in Stanford gegründet.<br />

Dort lernen Studierende in Projekten, wie Design<br />

Thinking funktioniert und angewendet wird. Seit<br />

2007 gibt es auch in Potsdam eine D-School.<br />

„Das Wertvolle an Design Thinking ist nicht der Prozess<br />

an sich, sondern das Mindset“, sagt Abraham<br />

Taherivand. Er ist ein erfahrener Design Thinker,<br />

studierte 2009 an den D-Schools in Potsdam und<br />

Stanford, gründete mehrere erfolgreiche Unternehmen<br />

und ist im Design Thinking Coaching und<br />

der Programmentwicklung an der HPI Academy<br />

in Potsdam involviert. Er erklärt den Kern von<br />

Design Thinking so: „Es geht um nutzerzentrierte<br />

Problemlösung und Ideengenerierung.“ Vom Nutzer<br />

her zu denken, sei aber nicht das Gleiche,<br />

wie kundenorientiert zu denken, sagt Taherivand<br />

im Gespräch mit Berlin Valley. Sich am Nutzer zu<br />

orientieren bedeutet auch, potenzielle Nutzer einzubeziehen,<br />

die ein Produkt bisher vielleicht gar<br />

nicht verwenden.<br />

Ein gutes Beispiel ist der Pizzaschneider. Er wurde<br />

entwickelt, nachdem die Hersteller Kinder und<br />

Menschen mit Gicht beobachtet hatten, die mit<br />

dem normalen Messer nicht zurechtkamen. Diese<br />

Extremnutzer gaben die Inspiration für die runde<br />

Klinge, die heute einen Platz in vielen Küchen hat.<br />

EMPATHIE-ARBEIT<br />

„Bei den ersten beiden Schritten des Prozesses<br />

geht es darum, sich in die Schuhe des Nutzers zu<br />

begeben, seine Probleme, Emotionen und Motivationen<br />

zu verstehen und zu beobachten, wie ein<br />

bestehendes Problem bisher gelöst wird“, erklärt<br />

Taherivand. Für eines seiner Projekte, die wachmachende<br />

Guarana-Brause, ist er genau so vorgegangen.<br />

Das Ziel war es, etwas Neues im Energy-<br />

Drink-Markt zu entwickeln. Taherivand wollte sich<br />

von Extremnutzern inspirieren lassen und landete<br />

schnell bei Software-Entwicklern, die überdurchschnittlich<br />

viele Energy Drinks, Kaffee oder Mate<br />

konsumieren. In Interviews und der Empathie-Arbeit<br />

konnten er und seine Mitgründer herausfinden,<br />

warum ihre Testpersonen so viel Wachmachendes<br />

konsumieren, was sie daran mögen und welche<br />

Emotionen damit verbunden sind. Aus den Ergebnissen<br />

entstand die Idee, die aufputschende Wirkung<br />

in Form von einer Schleckbrause anzubieten.<br />

„Extremnutzer sind eine gute Inspiration, weil sie<br />

sich oft schon sehr intensiv mit einem Problem auseinandergesetzt<br />

haben und sich gut mit den bisherigen<br />

Lösungen auskennen“, sagt Taherivand.<br />

„IM ERSTEN<br />

TEIL DES<br />

PROZESSES<br />

GEHT ES<br />

DARUM, SICH<br />

IN DIE SCHUHE<br />

DES NUTZERS<br />

ZU BEGEBEN“<br />

An diese ersten Schritte schließt sich die Definition<br />

des Standpunktes an. Alle Erkenntnisse werden zu<br />

einer These verdichtet, aus der im nächsten Schritt<br />

Ideen entwickelt werden. Im weiteren Prozess wird<br />

aus einer Idee ein Prototyp. Er wird getestet und<br />

nach dem Kundenfeedback verändert, bis ein<br />

funktionierendes Produkt mit funktionierendem Geschäftsmodell<br />

entsteht. Dieser zweite Teil des Prozesses<br />

funktioniert wie der Lean-Startup-Ansatz. Es<br />

geht darum, Produkt und Geschäftsmodell früh zu<br />

testen, um möglichst schnell aus eventuellen Fehlern<br />

zu lernen und damit weniger Ressourcen zu<br />

Von Software-Entwicklern inspiriert:<br />

Wachmachende Guarana-Brause von Moonshot<br />

verbrauchen. Im Gegensatz zu Lean Startup lässt<br />

sich Design Thinking auch in kleinem Rahmen in<br />

Workshops gewinnbringend einsetzen und ist daher<br />

optimal, um Veränderungen innerhalb von bestehenden<br />

Firmen anzustoßen.<br />

DESIGN THINKING FÜR INTERNE PROZESSE<br />

„In einem Startup wird es dann spannend, wenn<br />

das Unternehmen wächst“, sagt Martin Güther,<br />

Gründer von Spacedeck und D-School-Alumni.<br />

Spacedeck ist eine Browser-Anwendung, in der<br />

Teams ihre Brainstorming-Ergebnisse festhalten<br />

können. „Das Team wird größer und die lockere,<br />

innovative Startup-Atmosphäre droht verlorenzugehen“,<br />

sagt Güther. „Strukturen wie Personalmanagement<br />

oder Buchhaltung wachsen und sind<br />

meist sehr spezialisiert in ihren Fachbereichen,<br />

Platz für Innovation wird so immer kleiner.“ Design<br />

Thinking gibt Managern die Möglichkeit, an solchen<br />

Problemen zu arbeiten: Mitarbeiter sind quasi<br />

Extremnutzer der aktuellen Unternehmenskultur.<br />

Die meisten sind Experten für ihre Abteilungen. Von<br />

Vorteil ist, möglichst diverse Mitarbeiter-Teams verschiedener<br />

Abteilungen, verschiedener Standorte<br />

oder mit unterschiedlichem fachlichen Hintergrund<br />

In Design-Thinking-Prozessen entstanden: das digitale Whiteboard von Spacedeck und der Monkey Desk von Room in a Box<br />

zu bilden. Denn so gibt es viele Blickwinkel auf ein<br />

Problem und viele Lösungshorizonte, aus denen Synergien<br />

entstehen können. Im ersten Schritt geht es<br />

dann mit den Teams an die Empathie-Arbeit: Wie<br />

sieht das Problem eigentlich aus, wie lösen die Betroffenen<br />

es bisher, warum lösen sie es so, welche<br />

Randbedingungen spielen eine Rolle? Erst danach<br />

geht es an die Lösung: Gemeinsam entwickelt das<br />

Team verschiedene Ansätze, diskutiert sie und baut<br />

einen Prototypen. Meist wird es sich bei den Lösungen<br />

nicht um Produkte zum Anfassen, sondern um<br />

Prozesse oder Services handeln. Einen solchen Prozess<br />

durchzuspielen gilt ebenfalls als Prototyp. Mit<br />

den Ergebnissen dieser ersten Tests kann das Team<br />

die Lösung weiterentwickeln und sie schließlich in<br />

größerem Rahmen in der Abteilung testen.<br />

Bei regelmäßigen Design-Thinking-Workshops<br />

können verschiedene Probleme angesprochen<br />

werden, und die Mitarbeiter beginnen gleich mit<br />

der Lösung. Das hilft in jedem Fall, die Old-Economy-Frustration<br />

fernzuhalten, und das Team nutzt<br />

seine kreativen Fähigkeiten, um die eigenen Prozesse<br />

effektiver zu gestalten.<br />

Anna-Lena Kümpel<br />

VERSTEHEN BEOBACHTEN STANDPUNKT DEFINIEREN IDEEN ENTWICKELN PROTOTYP BAUEN TESTEN<br />

Der Prozess ist ein Kernelement des Design Thinkings. Die Empathie-Arbeit während der ersten Schritte unterscheidet Design Thinking wesentlich von anderen Innovations-Methoden wie Lean Startup oder Open Innovation.<br />

28 / berlinvalley.com<br />

Fotos: Kay Herschelmann, Moonshot, Spacedeck, Room in a Box


DESIGN THINKING<br />

Können Startups als kleine, agile Unternehmen<br />

von Design Thinking profitieren?<br />

Aus den kleinen Unternehmen werden irgendwann<br />

größere; sie wachsen aus der Startup-Phase he raus<br />

und in eine Organisationsform hinein, die ich Brockhaus-System<br />

nenne. Bei Zalando beobachten wir das<br />

gerade intensiv, weil wir ein Projekt zusammen machen.<br />

Zalando ist so extrem gewachsen, dass jetzt<br />

Strukturprobleme entstehen, die von Beratern gelöst<br />

werden, die noch in alten Mustern denken. Ich finde<br />

es aber wichtig, dass diese Unternehmen ihre organisatorischen<br />

Herausforderungen von innen heraus und<br />

mit Blick auf die sich wandelnde Technologie selbst<br />

in den Griff kriegen. Auf der Organisationsebene ins<br />

20. Jahrhundert zurückzufallen, bringt keinen Fortschritt.<br />

Genau hier kann Design Thinking ansetzen.<br />

100 FEMALE STARTUP<br />

FOUNDERS EUROPE<br />

Entdecke inspirierende Gründerinnen und erfahre,<br />

wie sie ihren Weg in die Startup-Szene gefunden haben.<br />

Schult Studierende im vernetzten Denken: Professor Ulrich Weinberg<br />

„IN TEAMS WIRD<br />

VIEL ENERGIE FREI“<br />

„AUF DER<br />

EBENE DER<br />

ORGANISATION<br />

INS 20.<br />

JAHRHUNDERT<br />

ZURÜCK-<br />

ZUFALLEN,<br />

BRINGT<br />

KEINEN<br />

FORTSCHRITT“<br />

THE HUNDERT<br />

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D-School-Gründer Ulrich Weinberg<br />

erklärt, wie bedeutend vernetztes<br />

Denken ist und wie Design Thinking<br />

in Startups einen Unterschied macht<br />

Herr Weinberg, 2007 haben Sie die<br />

D-School in Potsdam gegründet.<br />

Hat sich die Bedeutung von Design Thinking<br />

in diesen neun Jahren verändert?<br />

2007 haben wir unseren Schwerpunkt auf die Studierenden<br />

und auf Innovationen rund um Produkte<br />

und Services gelegt. Teambasiertes Arbeiten mit<br />

Studierenden aus verschiedenen Disziplinen stand<br />

im Vordergrund. In den letzten Jahren hat sich gezeigt,<br />

dass Design Thinking auch für die Entwicklung<br />

und das Redesign von Business-Modellen interessant<br />

ist. In diesem Bereich bewege ich mich<br />

mittlerweile immer mehr und bin jetzt ganz nah<br />

dran an Managern, Bankdirektoren, Firmenchefs.<br />

Warum ist Design Thinking für diese<br />

Unternehmen so interessant?<br />

Durch die Digitalisierung wächst der Veränderungsdruck<br />

nicht mehr linear, sondern exponentiell. Es vernetzen<br />

sich Netze mit Netzen; dadurch ergeben sich<br />

mehr Informationen und Möglichkeiten. Viele Prozesse<br />

werden schneller, und die Unternehmen merken,<br />

dass sie ihre Geschäftsmodelle verändern müssen,<br />

um konkurrenzfähig zu bleiben. Mit dieser Veränderung<br />

kommen viele schlecht klar, weil sie mit einem<br />

alten Denk- und Handlungsapparat an die Sache herangehen:<br />

analog, nicht vernetzt und kompetitiv.<br />

30 / berlinvalley.com<br />

Wie kommt es, dass auch junge Menschen<br />

noch in diesem Denken stecken?<br />

Die Menschen kommen aus einem hochkompetitiven<br />

Bildungsapparat, der bestimmte Denkgewohnheiten<br />

prägt. Schulen und Hochschulen setzen traditionell<br />

extrem auf den Einzelnen, der in Wettbewerb zu<br />

anderen steht. Wenn ich das jahrelang trainiere,<br />

bildet sich eine sehr wettbewerbsorientierte Haltung.<br />

Interessant ist, dass unsere Studenten denken,<br />

sie seien vernetzt, weil sie auf Facebook, Linkedin<br />

und so weiter aktiv sind. Aber eigentlich sind oft<br />

nur die Maschinen vernetzt, nicht die Köpfe.<br />

Vor diesem Problem stehen auch Unternehmer.<br />

Was raten Sie: Wie können Unternehmen<br />

das ändern?<br />

Im digitalen Zeitalter brauchen wir ein vernetztes<br />

und kollaboratives Denken. Was wir hier an der<br />

D-School machen, hat im Kern wenig mit Technik<br />

zu tun. Das Spannende ist die soziale Innovation.<br />

Die Studenten lernen zuerst im Team zusammenzuarbeiten.<br />

Das ist in der Regel eine ungewohnte Erfahrung,<br />

obwohl die meisten schon Teamerfahrung<br />

haben. Die ist aber meist negativ, wenn T-e-a-m<br />

bedeutet: ‚Toll, ein anderer macht’s!‘ In den ersten<br />

Wochen arbeiten unsere Studenten verschiedene<br />

Aufgaben in Teams ab und merken nach einer<br />

Weile, dass wir nicht auf die Einzel-Performance<br />

achten und auch die Teams nicht benoten. Wir<br />

schauen uns die Qualität der Ergebnisse bei der<br />

Präsentation an. Sobald sie das registrieren, passiert<br />

in den Köpfen etwas und in den Teams wird<br />

eine unglaubliche Energie frei. In einem solchen<br />

bewertungsfreien Umfeld entsteht die intrinsische<br />

Motivation, gute Qualität abzuliefern.<br />

Gibt es dafür ein Beispiel?<br />

Paypal hat vor etwa zwei Jahren eine Design-Thinking-<br />

Welle über den Globus geschickt und alle Mitarbeiter<br />

wenigstens grundlegend geschult: Was ist Design<br />

Thinking, wie bleibe ich nah am Kunden, wie befördere<br />

ich die Kooperation zwischen unterschiedlichen<br />

Werken besser, wie funktioniert Proto typing? Das hat<br />

mich erstaunt, und ich fand sehr gut, dass sie sich<br />

das verordnet haben. Paypal hat verstanden, dass es<br />

nicht darum geht, ein bisschen besser oder ein bisschen<br />

innovativer zu sein, sondern um einen tiefgreifenden<br />

Kulturwandel im ganzen Unternehmen.<br />

Das Gespräch führte Anna-Lena Kümpel.<br />

ULRICH WEINBERG<br />

ist Professor für Design Thinking an der HPI<br />

D-School in Potsdam, die er 2007 gründete.<br />

Er vermittelt Studierenden die Fähigkeit, in<br />

multidisziplinären Teams benutzerfreundliche<br />

Produkte zu entwickeln, und arbeitet mit Unternehmen<br />

an deren Innovationsfähigkeit. Zuvor<br />

war er Professor für Computer Animation.<br />

hpi.de<br />

Fotos: Kai Herschelmann<br />

KOSTENLOSER DOWNLOAD AUF<br />

facebook.com/thehundert<br />

THE-HUNDERT.COM<br />

Made with love in Berlin<br />

twitter.com/thehundert


LEAN STARTUP MEETUP<br />

make investments. make them matter.<br />

Musik für Motorradfahrer:<br />

Sophie Willborn erklärt ihren Helm.<br />

„DU MUSST EXCEL LIEBEN“<br />

Baut ein Startup Monitoring Tool: Sven Ripsas<br />

Gemeinsam<br />

Solarprojekte in<br />

Entwicklungs- und<br />

Schwellenländern<br />

finanzieren.<br />

Bauen, messen, lernen: Lean Startup war Thema des zweiten Berlin-Valley-Meetups<br />

Bei einem kühlen Bier:<br />

Zeit zum Netzwerken<br />

Was hat ein Wasserfall mit Lean Startup zu tun? – Gar nichts?<br />

Im Gegenteil. Waterfall nennt man den klassischen Weg einer<br />

Produktentwicklung: ein Pflichtenheft schreiben, ein Jahr lang<br />

programmieren und wenn das Produkt fertig ist, schaut man, ob<br />

es jemand haben will. Bei der Lean-Startup-Methode geht man<br />

genau anders vor: Man schaut zuerst auf den Markt und die Kunden,<br />

stellt Hypothesen auf, baut ein minimal-funktionales Produkt<br />

und testet dies am Markt. Bauen, messen, lernen – so lautet der<br />

Optimierungskreislauf bei Lean Startup. „Es ist ein ständig iterativer<br />

Prozess“, erklärt Thomas Janson von Leanberlin.de beim<br />

zweiten Meetup von Berlin Valley in der Factory.<br />

Vielen Dank an unseren Partner Factory<br />

und unseren Sponsor Brlo.<br />

Mehr Bilder vom Meetup:<br />

FACEBOOK.COM/BERLINVALLEY/PHOTOS<br />

80 Gäste kamen, um sich bei Vorträgen und Podiumsdiskussion<br />

und beim anschließenden Networking über Lean Startup auszutauschen.<br />

Messen ist ein wesentlicher Bestandteil der Methode.<br />

Es kommt aber darauf an, die richtigen Daten zu sammeln, erläuterte<br />

Sven Ripsas, Professor für Entrepreneurship an der HWR<br />

Berlin. Er entwickelt ein Startup Monitoring Tool. „Wenn ihr einen<br />

im Team habt, der Excel liebt, dann ist das ein großer Fortschritt“,<br />

rät er den Zuhörern. Und: „Du musst einmal die Woche<br />

deine Zahlen genau angucken, am besten tagesaktuell.“<br />

Aus der Praxis berichteten dann in der Po diums diskussion Sophie<br />

Willborn, Gründerin von Headwave, Tamer El-Hawari von Project<br />

A Ventures und Sebastian Bacher von Nu3. „Einfach machen!“,<br />

lautet zum Beispiel der Rat von Sophie, deren Unternehmen<br />

ein kabelloses Soundsystem für Motorradfahrer entwickelt<br />

hat. Mit dem ersten handgelöteten Helm hat sie Kunden befragt.<br />

Ihr Tipp: „Am besten einen Stand auf einer Messe mieten, die<br />

zu Eurem Thema passt.“ Dort lässt sich ganz einfach das nötige<br />

Feedback einholen.<br />

vis<br />

Wollte fast jeder testen:<br />

den Helm von Headwave<br />

Noch Fragen? Die Experten standen Rede und Antwort.<br />

Thomas Janson erklärt: das Lean-Startup-Mindset<br />

Gruppenfoto: Dank an die Beteiligten auf und hinter der Bühne<br />

Aufmerksame Zuhörer: Das Meetup<br />

in der Factory war gut besucht.<br />

Jetzt in<br />

nachhaltige<br />

Solaranlagen<br />

investieren!<br />

32 / berlinvalley.com<br />

Fotos: Adela Dupetit<br />

www.ecoligo.com


INVESTOREN<br />

INVESTOREN<br />

„GELD IST NICHTS BESONDERES“<br />

34 / berlinvalley.com<br />

Fotos: Saskia Uppenkamp<br />

Project-A-Ventures-Partner<br />

Florian Heinemann* und Uwe<br />

Horstmann über die Ausrichtung,<br />

Strategie und Erfolgsfaktoren des<br />

Frühphaseninvestors<br />

Ihr nennt Euch bei Project A „Operational<br />

VC“. Wie positioniert Ihr Euch in der Investorenlandschaft?<br />

UWE: Wir sehen uns grundsätzlich als Venture<br />

Capitalist und nehmen ganz klar am Kampf um<br />

die besten Unternehmer teil. Geld ist heutzutage<br />

nichts Besonderes. Investoren brauchen ein Alleinstellungsmerkmal.<br />

Für uns ist es wichtig, die Unternehmen<br />

wirklich operativ unterstützen zu können.<br />

Um das zu kommunizieren, haben wir den Begriff<br />

Operational VC erfunden.<br />

FLORIAN: Wir glauben, dass die Start-Konfiguration<br />

einer Firma die spätere Entwicklung wesentlich<br />

beeinflusst. Daher ist der Grenznutzen von operativer<br />

Unterstützung in der frühen Phase deutlich<br />

höher. Wir alle glauben sehr stark an die Konfigurationstheorie,<br />

der zufolge die Anfangskonfiguration<br />

einer Firma den min/max Entwicklungspfad<br />

determiniert. Unser Ziel ist daher, das Grund-Setup<br />

einer Firma nachhaltig zu verbessern, weswegen<br />

wir uns in einem frühen Stadium involvieren, also<br />

Series A und davor. Allerdings lassen sich Startups<br />

schwer am Reißbrett konstruieren und VC ist<br />

letztendlich ein von Wahrscheinlichkeiten geprägtes<br />

Spiel. Deswegen setzen wir auf Unternehmen,<br />

bei denen das Gründerteam eine emotionale Bindung<br />

zur Firma hat und entsprechend incentiviert<br />

ist. Den perfekten Unternehmer gibt es nicht, und<br />

Gründer bauen ihre Organisation optimalerweise<br />

so um sich herum auf, dass sie ihren Stärken und<br />

Schwächen entsprechen. Genau hier wollen wir<br />

in einer frühen Phase des Unternehmens ansetzen<br />

und operativ unterstützen, das Startup möglichst<br />

passend aufzustellen. Das unterscheidet uns von<br />

den meisten Company Buildern, die eine Firma<br />

einfach hochziehen und dann ein Führungsteam<br />

rekrutieren, das eben nicht lang genug durchhält.<br />

Große Firmen brauchen im Schnitt acht bis zwölf<br />

Jahre bis sie wirklich eine Relevanz erreichen.<br />

Selbst Zalando, wo alles extrem schnell ging, hat<br />

ja sechs, sieben Jahre gebraucht, bis es wirklich<br />

eine relevante Firma war.<br />

Euer Vorbild ist wahrscheinlich Andreessen<br />

Horowitz. Wie seht Ihr Euch im Vergleich?<br />

FLORIAN: Der wesentliche Unterschied sind die<br />

Assets under Management. Außerdem muss man<br />

verstehen, dass unser Business ein Outlier-Business<br />

ist. Das heißt, du musst schauen, dass du bei den<br />

international erfolgreichsten Firmen mit dabei bist.<br />

Die international erfolgreichsten Startups gehen<br />

eher zu den Leuten, die eine sehr starke Reputation<br />

haben, und das sind eben primär amerikanische<br />

VCs und dann vielleicht noch angloamerikanische.<br />

Diese Reputation fehlt uns, und man kann sie sich<br />

nur über die Zeit aufbauen. Ein Marc Andreessen<br />

Arbeiten intensiv mit den Startups zusammen:<br />

Uwe Horstmann und Florian Heinemann<br />

hat sie verdienterweise qua Persona. Oder auch<br />

Ben Horowitz. Wir müssen sie uns eben verdienen,<br />

aber das ist ja auch nicht schlimm. Außerdem<br />

arbeitet Andreessen Horowitz hauptsächlich<br />

mit seniorigen Leuten. Wir auch, aber wir haben<br />

auch viele Juniors dabei. Ich persönlich finde eine<br />

juniorigere Personalstruktur nicht so schlecht, weil<br />

wir damit stärker am Puls der Zeit sind. Ob ein<br />

senioriger Experte, der nur noch sehr high level<br />

berät, in der frühen Phase das richtige Setting ist,<br />

weiß ich nicht.<br />

Jochen Krisch von Exciting Commerce hat<br />

die These aufgestellt, dass Project A zwar<br />

noch in der Findungsphase ist, zeitgleich<br />

aber kurz vorm Durchbruch steht.<br />

UWE: Wir haben 2012 angefangen und hatten<br />

vor anderthalb Jahren den ersten großen Aufschlag.<br />

Seitdem haben wir uns gefunden und einen<br />

Masterplan definiert, den wir sehr schnell exekutieren.<br />

Es kommt zwar immer wieder die Frage<br />

‚Wo ist Euer Zalando?‘, aber inzwischen haben<br />

die meisten verstanden, dass wir viele B2B-Firmen<br />

im Portfolio haben, die nach außen wenig präsent<br />

sind. Ich vermute, dass der Durchbruch kommt, sobald<br />

unsere Ventures in der Außendarstellung sehr<br />

stark werden.<br />

Ist Project A so ein bisschen ist wie das<br />

frühe Rocket Internet?<br />

UWE: Ich finde, wir haben uns viel stärker in die<br />

VC-Richtung entwickelt als Rocket. Rocket ist mehr:<br />

‚Wir starten jetzt was. Wir machen jetzt ein Zipjet,<br />

wir machen jetzt ein Hellofresh, ein Helpling.‘ Wir<br />

sind eher so: ‚Hier kommt eine Company, die eine<br />

coole Mobile-Targeting-Technologie gemacht hat,<br />

lass uns mit denen mal hinsetzen.‘<br />

Wie seid Ihr formal aufgestellt?<br />

UWE: Rechtlich sind wir ein Investmentfonds. Wir<br />

arbeiten rein finanziell orientiert und werden nur<br />

über den Erfolg der Startups incentiviert. Wir haben<br />

ganz normal Geldtöpfe und bauen für unsere<br />

bald zwei Fonds Portfolios von vielleicht je 25 bis<br />

30 Unternehmen auf. Wir machen oft klassische<br />

Seed- und Series-A-Finanzierung, in Höhe von ein<br />

paar Hunderttausend bis drei Millionen Euro. In<br />

diesen Deals sind wir oft der klassische Lead-Investor.<br />

Dann gibt es Series-B- und Series-C-Finanzierungen,<br />

in denen wir eher ein Juniorpartner<br />

sind und mit ein paar Fonds zusammenarbeiten,<br />

die uns da auch proaktiv einbinden, auch weil<br />

operativer Support benötigt wird. Insgesamt können<br />

wir pro Firma bis zu zehn Millionen Euro ausgeben.<br />

Es gibt außerdem eine zweite Einheit von<br />

100 operativen Experten, die unseren Unternehmern<br />

ihre Serviceleistungen quasi wie ein Menü<br />

zur Verfügung stellen. Wenn wir eine Due Diligence<br />

machen, sitzen wir mit den Unternehmern und<br />

den jeweiligen Experten zusammen und versuchen<br />

zu verstehen, wie wir den Startups helfen können.<br />

Manchmal ist das nur Input, manchmal richtige<br />

operative Manpower. Das geht meistens über einen<br />

intensiven Zeitraum von ein paar Monaten,<br />

immer mit dem klaren Fokus auf den Aufbau eines<br />

eigenen Teams im Venture.<br />

*Florian Heinemann ist Investor der Tomorrowland GmbH,<br />

der Holding des Verlags NKF Media GmbH.<br />

Was erwartet einen Unternehmer, wenn er<br />

zu Euch kommt?<br />

FLORIAN: Anfangs gibt es eine sehr intensive Zusammenarbeit<br />

zwischen uns und dem Startup. Wir<br />

versuchen auf Partnerebene etwa alle zwei Wochen<br />

in Kontakt zu stehen, meist sogar häufiger.<br />

Im Idealfall gibt es auch einen Austausch auf fachlicher<br />

Ebene etwa mit unserem Head of Marketing<br />

oder Head of BI. Im ersten Jahr arbeiten oft Leute<br />

von uns in den Startups mit, bis sie sich selbst quasi<br />

überflüssig gemacht haben.<br />

„UNSER ZIEL<br />

IST ES, DAS<br />

GRUND-SETUP<br />

EINES STARTUPS<br />

ZU VERBESSERN“<br />

Kannst Du Beispiele nennen?<br />

FLORIAN: Catawiki ist ein gutes Beispiel. Wir<br />

sind in einer für uns relativ späten Phase mit einem<br />

Co-Investment mit Accel eingestiegen. Es gab<br />

bereits eine gut laufende Plattform: einen der führenden<br />

Marktplätze für außergewöhnliche Sammlerstücke.<br />

Wir konnten an zwei Stellen weiterhelfen:<br />

Wir haben das Performance-Marketing- und<br />

CRM-Team ausgebaut. Anfangs haben unsere Experten<br />

Catawiki unterstützt, dann haben wir vier<br />

Junior-Manager direkt von der Hochschule rekrutiert<br />

und so ausgebildet, dass sie die Positionen<br />

besetzen konnten. Außerdem haben einige unserer<br />

Entwickler geholfen, Data-Warehouse-Ent<br />

NAME:<br />

Project A Ventures<br />

GRÜNDUNG:<br />

Januar 2012<br />

GRÜNDER:<br />

Florian Heinemann,<br />

Uwe Horstmann, Thies Sander,<br />

Christian Weiss<br />

MITARBEITER:<br />

rund 100<br />

STANDORTE:<br />

Berlin, São Paulo<br />

SERVICE:<br />

Frühphasen-Investor<br />

und operativer VC im Bereich<br />

digitale Technologien<br />

project-a.com<br />

berlinvalley.com / 35


INVESTOREN<br />

INVESTOREN<br />

Im Gespräch mit Jan Thomas von Berlin Valley: Florian Heinemann (l.) und Uwe Horstmann<br />

wickler einzustellen und mit denen gemeinsam<br />

das Data-Warehouse-System entwickelt. Dieses<br />

System steuert das gesamte Content-Management<br />

und die Kundeninteraktion. Mit der Zeit hat sich<br />

unser Team immer weiter rausgenommen und heute<br />

hat Catawiki ein eigenes Team von zehn Data-<br />

Warehouse-Entwicklern. Insgesamt wurde alles<br />

nach einem Jahr komplett an das Startup übergeben.<br />

Im Vergleich dazu haben wir bei Pets Deli<br />

relativ früh investiert und dann unter anderem den<br />

Shop neu gebaut. Unser Team hat sich in den Bereichen<br />

IT, Data-Warehouse und Marketing eingebracht<br />

und dann – wie bei Catawiki – geholfen,<br />

neue Leute für diese Bereiche einzustellen. Wir<br />

setzen uns mit den Ventures zusammen und klären<br />

gemeinsam, wie die Zielorganisation aussehen soll<br />

und versuchen das möglichst schnell aufzubauen.<br />

Also kein echter Standardprozess?<br />

FLORIAN: Teils, teils. Die meisten Unternehmer,<br />

die zu uns kommen, haben schon Gründungserfahrung.<br />

Die ersten operativen Workshops machen wir<br />

bereits, wenn wir das Investment vorbereiten. Unsere<br />

Teams sitzen dann mit dem jeweiligen Startup<br />

zusammen, und aus den Gesprächen ergibt sich,<br />

welche Punkte auf unserer ‚Menükarte‘ für das Unternehmen<br />

sinnvoll sind. Letztlich entscheidet aber<br />

immer das Management der Firma, ob sie unsere<br />

Unterstützung wollen. Sie ist keine Bedingung für<br />

das Investment. Später gibt es eine Art Key Accounter<br />

auf Partnerebene, also Uwe, Christian, Thies oder<br />

ich. Im ersten Jahr gibt es eine sehr intensive Phase<br />

der Zusammenarbeit, auch mit unserem Head of BI<br />

oder Head of Marketing. In diesem Zusammenspiel<br />

erkennst du eine Reihe von Mustern. Du siehst, was<br />

bei einem Startup funktioniert und versuchst, das auf<br />

andere Themen zu übertragen.<br />

So ein Apparat ist sicher sehr teuer.<br />

Refinanziert sich Euer Modell?<br />

UWE: Einen relevanten Teil der Kosten tragen wir<br />

selbst. Das heißt, wir machen im Prinzip jedes Jahr<br />

Verlust. Damit wir solvent bleiben, reinvestieren wir<br />

die Management-Fee in den Apparat. Eigentlich sind<br />

wir Partner wie Angestellte und verdienen aktuell nur<br />

unser Gehalt. Das ist nicht kompatibel mit der Mentalität:<br />

‚Ich mache mir als Partner auf Basis der Management-Fee<br />

die Taschen voll, obwohl ich eigentlich noch<br />

36 / berlinvalley.com<br />

nichts getan habe.‘ Bisher scheint es gut zu funktionieren,<br />

unsere Performance nach Kosten ist sehr gut.<br />

Wir investieren selbst viel in den Fonds, und das wird<br />

sich bezahlt machen. Für uns gibt es ein Commitment,<br />

dass wir hier mindestens zehn Jahre arbeiten. Dieser<br />

Vertrag ist gerade unterschrieben.<br />

Ihr seid vier Partner. Wie funktioniert die<br />

Zusammenarbeit?<br />

UWE: Flo und ich arbeiten seit neun Jahren zusammen.<br />

Wir kennen die Stärken und Schwächen des<br />

anderen. Andere Fonds sind fast franchiseartig in<br />

Silos organisiert. Wir funktionieren eher wie ein<br />

Jenga-Turm: Alles greift ineinander. Ich kümmere<br />

mich um neue Deals, Florian gibt Marketing-Input,<br />

Thies macht Funding/Financing und Christian kümmert<br />

sich um IT- und HR-Themen. Wir brauchen uns<br />

gegenseitig sehr stark.<br />

„EIN<br />

GRÜNDERTEAM<br />

AUSZUWECHSELN,<br />

IST IMMER BLÖD“<br />

Warum habt Ihr Euch für dieses Mischmodell<br />

aus VC und Company Builder entschieden?<br />

FLORIAN: Das ist für mich eine sehr persönliche<br />

Entscheidung. Ich glaube, dass ich besser darin<br />

bin, an der Seitenlinie zu stehen und Leute zu beraten<br />

als selbst zu spielen. Ich bin ein vernünftiger<br />

Unternehmer, aber nicht herausragend in der Umsetzung.<br />

Dafür reizt es mich, von außen auf ein<br />

Unternehmen zu schauen und Punkte zu identifizieren,<br />

an denen wir ansetzen können.<br />

Von Euch gibt es Ausgründungen wie Loopline<br />

Systems oder Spryker. Ist das nicht<br />

streng genommen Company Building?<br />

UWE: Manchmal haben wir Unternehmer, die sagen:<br />

‚Ich hab hier ein gutes Thema. Wollen wir das<br />

nicht zusammen anschieben?‘ Das ist tatsächlich<br />

eher Co-Founding als Inkubation. Bei Spryker war<br />

unser eigener CTO Teil des Teams, das das Projekt<br />

umsetzen wollte. Loopline haben wir als internes<br />

Tool gebaut und unsere Head of HR fand das so<br />

cool, dass sie das weiter ausbauen wollte. Also<br />

haben wir das umgesetzt. Wahrscheinlich finden<br />

sich viele Argumente dafür, dass es Schwachsinn<br />

ist, unsere Wettbewerbsvorteile quasi auszugründen.<br />

Aber sei’s drum. Es steckt Potenzial in den<br />

Ideen und wären wir darauf angewiesen, dass wir<br />

diese ‚Secret Source‘ haben, läge das Problem<br />

tiefer. Wir teilen das gerne. Im Bereich Business<br />

Intelligence denken wir sogar darüber nach, Teile<br />

unseres geistigen Eigentums Open Source zur Verfügung<br />

zu stellen. Spryker hat kürzlich auch einen<br />

Teil seines Quellcodes veröffentlicht. So könnten<br />

auch Leute, die nichts mit Project A zu tun haben,<br />

eine Inhouse-Business-Intelligence aufbauen. Das<br />

Ökosystem könnte auf jeden Fall davon profitieren.<br />

Also reines Gutmenschentum?<br />

UWE: Wir hoffen, dass das auf unsere Außenwahrnehmung<br />

einzahlt. Vielleicht hat der eine oder<br />

andere dann noch mehr Lust, mit uns zusammenzuarbeiten.<br />

Außerdem werden wir besser, wenn<br />

wir Feedback von außen bekommen. Und wir profitieren<br />

davon, wenn das Ökosystem wächst. Wir<br />

haben ja kein Interesse daran, das Business-Intelligence-Know-how<br />

in der Startup-Szene gering zu<br />

halten, damit wir selbst stärker hervorstechen. Wir<br />

lernen viel eher vom Austausch mit klugen Köpfen<br />

und je mehr Austausch es gibt, desto besser.<br />

Auf welche Themen fokussiert Ihr Euch?<br />

UWE: Wir kommen aus dem transaktionalen<br />

B2C-Bereich, wo es viele Marktplätze und viel<br />

E-Commerce gibt. Das bleiben auch wichtige Themen<br />

für uns. Aber wir haben uns gefragt, wo die<br />

Schaufeln für diesen Goldrausch hergestellt werden.<br />

Für uns ist das der B2B-Bereich. Das Thema<br />

haben wir dann mit Software-as-a-Service-Unternehmen<br />

in unser Portfolio aufgenommen. Seit ein<br />

paar Monaten tauchen wir auch in das Thema<br />

Digital Health ein, weil wir das spannend finden.<br />

Das ist ein Bereich, in dem wir noch mehr operativen<br />

Mehrwert liefern können als beispielsweise im<br />

E-Commerce. In dem Bereich haben wir mit Junomedical<br />

bereits ein erstes Investment und es sind<br />

zwei weitere in der Pipeline.<br />

Fotos: Saskia Uppenkamp<br />

Wie läuft der interne Entscheidungsprozess?<br />

UWE: Wir investieren nur, wenn einer von uns richtig<br />

für ein Thema brennt. Dann sind die anderen meist<br />

bereit mitzuziehen. Ich wollte beispielsweise Catawiki<br />

unbedingt machen. Das war keine einfache Diskussion,<br />

und das ist auch richtig so. Wir haben uns viele<br />

Gedanken gemacht, auch weil wir die Anforderungen<br />

der Gründer erfüllen wollten. Im Nachhinein war<br />

es gut, dass wir uns dafür entschieden haben.<br />

Woran merkt Ihr, dass Ihr bei einem<br />

Venture die Reißleine ziehen müsst?<br />

FLORIAN: Wir hatten sechs Ventures, die wir als<br />

Abschreibung zählen. Wenn wir merken, dass wir<br />

eine bestimmte Funktionsfähigkeit nicht herstellen<br />

können, ziehen wir die Reißleine. Wir fragen uns bei<br />

jedem Geschäftsmodell vorher, woran man glauben<br />

muss, um davon auszugehen, dass es funktioniert.<br />

Wenn diese Hypothesen plausibel sind, glauben wir<br />

sie so lange, bis sie aktiv widerlegt sind.<br />

UWE: Dieser Baum der Hypothesen, die dem<br />

Modell zugrunde liegen, ist ein sehr guter Check.<br />

Wir stellen ihn vor jedem Investment auf, aber Du<br />

kannst ihn eigentlich immer wieder anschauen,<br />

wenn sich etwas verändert. Wenn wir an eine der<br />

Hypothesen nicht mehr glauben können, müssen<br />

wir umdenken.<br />

Welche Hypothesen sind dabei wichtig?<br />

UWE: Es gibt zwei wichtige Hypothesen. Erstens:<br />

Ist das Team in der Lage, das Business umzusetzen?<br />

Zweitens: Ist Project A in der Lage, einen positiven<br />

Impact zu leisten? Wenn wir beide Fragen noch mit<br />

Ja beantworten, machen wir grundsätzlich weiter.<br />

Wie seht Ihr, wann Ihr eingreifen müsst?<br />

FLORIAN: Wir müssen erkennen, ob der Kompass<br />

noch richtig läuft. Wenn ein Gründer systematisch<br />

schlechte Entscheidungen trifft, ist das problematisch.<br />

Häufig passiert es auch, dass jemand nicht<br />

in der Lage ist, mit der Organisation zu wachsen:<br />

Marktplätze, E-Commerce und transaktionale Geschäftsmodelle<br />

Quelle: Project A Ventures<br />

DAS PORTFOLIO VON PROJECT A VENTURES<br />

Alle Beteiligungen des Frühphaseninvestors<br />

Exits<br />

das Team aufzubauen, die Leute zu halten und zu<br />

motivieren. Manchmal fehlt es dazu an der emotionalen<br />

Intelligenz, und die ist schwer zu trainieren.<br />

Wir beobachten das sehr genau, aber jemanden<br />

auszutauschen, bleibt für uns die Ultima Ratio. Das<br />

machen wir sehr ungern.<br />

Könnte es den Fall geben, dass Ihr das<br />

Gründerteam bittet zu gehen, so wie das<br />

bei Movinga geschehen ist? Oder würdet<br />

ihr das Unternehmen dann eher schließen?<br />

UWE: Zuerst stellt sich die Frage, ob die Hypothese<br />

richtig ist und ob wir mit dem richtigen Business-Modell<br />

unterwegs sind. Das Team ist dabei<br />

ein wichtiger Punkt. Also muss man sich auch fragen,<br />

ob es mit diesem Team weitergehen kann.<br />

Wenn das ganze Team wegbricht, ist es schwierig.<br />

Wenn einer der Gründer wegbricht, kann man unter<br />

Umständen einen Ersatz finden.<br />

FLORIAN: Es ist ein Missverständnis, dass wir –<br />

oder auch Rocket – gerne Leute aus unseren Teams<br />

schmeißen. Ein Gründerteam auszuwechseln ist immer<br />

blöd, selbst wenn das rechtlich möglich ist und<br />

man die Anteile einziehen kann. Man muss dann<br />

einen adäquaten Ersatz finden. Das bringt Unruhe<br />

in die Organisation und verunsichert auch neue Investoren.<br />

Ich kenne keinen Investor, der gerne Leute<br />

rausschmeißt. In der Regel zerstört das auch erst<br />

einmal viel Wert und Vertrauen. Für uns ist es der<br />

Gründer, der sein Unternehmen treibt. Und bis zu einem<br />

gewissen Punkt tragen wir auch Entscheidungen<br />

mit, die wir nicht für richtig halten, solange diese<br />

Entscheidungen systematisch gefällt werden. Wir haben<br />

einen Zeithorizont von acht bis zwölf Jahren im<br />

Blick, und langfristig ist es wichtig, dass die Gründer<br />

die Ownership für ihr Unternehmen behalten. Das<br />

wird nichts, wenn wir ihnen ständig sagen, was sie<br />

zu tun haben. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass<br />

die Leute selbst kündigen, wenn man ihnen zu oft die<br />

Verantwortung entzieht. Das ist langfristig schlimmer<br />

als ein paar Fehlentscheidungen.<br />

Digitale Infrastrukturlösungen und Enabling Technologies<br />

FLORIAN HEINEMANN, UWE HORSTMANN<br />

Bevor Florian Heinemann und Uwe Horstmann<br />

2012 Project A Ventures mitgründeten,<br />

waren beide Geschäftsführer bei Rocket<br />

Internet. Jeder von ihnen hat zahlreiche<br />

Startups (mit-)gegründet, zudem sind beide<br />

Investoren und Business Angels. Ihre Ausbildung<br />

absolvierten sie unter anderem an der<br />

WHU in Vallendar.<br />

Was haltet Ihr vom Blue-Yard-Ansatz? Dort<br />

scheint die wichtigste Frage zu sein: Was<br />

wäre, wenn das wirklich funktioniert? Businesspläne<br />

sind da erstmal nebensächlich.<br />

UWE: Ich glaube, Ciarán O’Leary tut dem Ökosystem<br />

durch seine Herangehensweise sehr viel Gutes.<br />

Zeitgleich ist es ein Zeichen der Reife des<br />

Ökosystems, wenn groß gedacht werden kann. Die<br />

zunehmende Kapitalbereitstellung versetzt erst in<br />

die Lage, dass wir auch hierzulande die großen<br />

Denker haben, die sich für Deutschland oder Europa<br />

entscheiden, und nicht in die USA gehen.<br />

Gerade starten immer mehr VCs, unter anderem<br />

von erfolgreichen Unternehmern gegründet.<br />

Professionalisiert sich der Markt?<br />

FLORIAN: Ja, und zwar sowohl auf der VC- als<br />

auch auf der Unternehmerseite. Es gibt immer<br />

mehr Serial Entrepreneurs. Es gibt Leute, die bei<br />

sehr guten Startups gearbeitet haben und dann<br />

Unternehmer werden. Qualität und Quantität der<br />

investierbaren Gelegenheiten nehmen tendenziell<br />

zu. Ob schnell genug ausreichend Geld verfügbar<br />

sein wird, kann ich noch nicht sagen. Aber der<br />

Wettbewerb um die guten – oder vermeintlich guten<br />

– Deals wird weiter zunehmen. Als VC müssen<br />

wir uns auf einen Markt einstellen, auf dem wir<br />

informiertere Unternehmer treffen, die noch besser<br />

und bewusster entscheiden als heute. Die heißen<br />

Deals können sich aussuchen, wer bei ihnen investiert,<br />

so wie das im Silicon Valley auch der Fall<br />

ist. Wir müssen uns wie fast alle deutschen VCs<br />

im internationalen Wettbewerb fragen, warum die<br />

guten Leute ihr Geld von uns nehmen sollten. Von<br />

unseren Unternehmern fordern wir ja auch, dass<br />

sie ihre USPs benennen können und sich klar am<br />

Markt positionieren. Viele Investoren haben hier<br />

Nachholbedarf und sind nicht klar positioniert. Es<br />

gibt eine Reihe älterer VCs, die vermutlich nur deshalb<br />

einen guten Dealflow haben, weil sie früh da<br />

waren und Geld hatten. Das wird sich verändern.<br />

Unsere Aufgabe als operativer VC wird sein, unser<br />

Serviceangebot so gut und so attraktiv zu gestalten,<br />

dass wir gute Antworten auf die Frage ‚Warum wir?‘<br />

geben können. Die größte Herausforderung ist es,<br />

immer an den aktuellen Themen dranzubleiben, unsere<br />

Experten und das Serviceangebot up to date zu<br />

halten. Wenn wir das gut machen, habe ich wenig<br />

Sorgen, dass unsere Positionierung glaubwürdig und<br />

werthaltig ist. Die Kernherausforderung ist: Schaffen<br />

wir es, für die Topexperten in den jeweiligen<br />

Bereichen eine gute Heimat zu bieten?<br />

Das Gespräch führte Jan Thomas.<br />

berlinvalley.com / 37


INVESTOREN<br />

„WIR KENNEN<br />

Alexander Frolov, Partner von<br />

Target Global, über den Reiz von<br />

B2B-Modellen und warum Berlin für<br />

Investoren attraktiver ist als London<br />

Alexander, in Eurem Portfolio sind Unternehmen<br />

wie Delivery Hero, Gobutler,<br />

Dreamlines und Book a Tiger – klassische<br />

B2C-Marktplätze. Was macht Euch als<br />

Investor in diesem Bereich einzigartig?<br />

Unsere Vision ist es, einer Firma Kapital über das<br />

ganze Spektrum – Seed, Early und Later Stage –<br />

zur Verfügung zu stellen. Unser Fonds hat ein Volumen<br />

von mehr als 300 Millionen Dollar. Dadurch<br />

können wir Unternehmen mehr Kapital als andere<br />

zur Verfügung stellen – jeweils in Portionen von<br />

fünf bis 30 Millionen Dollar.<br />

Ein starkes Argument. Aber es geht doch<br />

nicht nur ums Geld?<br />

Nein, das ist nicht der Hauptgrund, aber es hilft.<br />

Wir bieten auch viel Wissen in verschiedenen Bereichen.<br />

Ein Partner befasst sich nur mit Fintechs.<br />

Ein anderer, Yaron Valler, hat vorher für Hasso<br />

Plattner Ventures gearbeitet und kennt sich mit<br />

SaaS und Unternehmenssoftware aus. Und da wir<br />

mit einem Bein in Israel stehen, haben wir einen<br />

guten Draht zu den hochtechnisierten Firmen vor<br />

Ort. Wir sind sehr international. Mit Dreamlines<br />

sind wir inzwischen in zehn Ländern. Delivery<br />

Hero agiert in 30 Ländern. Wir kennen die Welt,<br />

und wir helfen Firmen zu verstehen, wie Sachen<br />

funktionieren, an die sie vielleicht vorher nicht<br />

gedacht haben.<br />

DIE WELT”<br />

Genau. Du kannst anfangen und für Disruption sorgen.<br />

In der ganzen Branche verdienen Leute eine<br />

Menge Geld, aber die Kunden sind nicht unbedingt<br />

glücklich mit ihren Erfahrungen. Das ist eine<br />

gute Basis dafür, dass etwas passieren muss.<br />

Welche Bereiche habt Ihr noch im Auge?<br />

Wir beobachten eine Konvergenz des Marktplatz-Modells<br />

mit Software-as-a-Service. Ein Beispiel<br />

ist unser Investment in Docplanner. Die stellen<br />

auf der einen Seite eine Plattform zur Arztwahl bereit.<br />

Zum anderen gibt es auch eine Software für<br />

Ärzte, um Patientendaten zu verwalten. Ein weiterer<br />

Trend ist B2B. Business-Kunden sind großartig,<br />

wenn man sie bekommt. Sie verdienen mehr, sie<br />

haben mehr Life-Time-Values.<br />

Kannst Du ein Beispiel nennen?<br />

Wir haben vor Kurzem mit Rocket Internet und<br />

Lukasz Gadowski in den Caterer Lemoncat investiert.<br />

Caterer machen B2B-Geschäfte auf zwei Seiten<br />

– mit dem Caterer und mit dem Unternehmen,<br />

an das sie Caterer-Marketplaces-Services verkaufen.<br />

Viele Unternehmen arbeiten so. Ich bin gespannt,<br />

wie deutsche Gründer dieser Herausforderung<br />

gewachsen sind. Wenn sie es schaffen, wird<br />

es viele wertvolle Unternehmen geben.<br />

Target Global unterhält Büros in Moskau,<br />

Tel Aviv und Berlin. Welche weiteren<br />

Hot spots sind interessant?<br />

Ich denke, London wird weiterhin aktiv sein. Man<br />

wird sehen, wie der Standort sich nach dem Brexit<br />

verändert. Außerdem ist Barcelona sehr aktiv,<br />

Alexander Frolov ist seit 2012 Partner bei Target Global und spezialisiert auf digitale B2C-Investments.<br />

ebenso Skandinavien. Im Prinzip könnte man ein<br />

tolles Unternehmen überall in der Welt gründen.<br />

Was mögt Ihr an Berlin?<br />

Wir hatten die Wahl zwischen Berlin und London.<br />

Berlin hat schließlich aus verschiedenen Gründen<br />

besser gepasst. Zum einen weil die Firmen, nach<br />

denen wir aus den Bereichen Business Process Innovation<br />

und B2C suchen, hier ansässig sind. In<br />

London sind es eher Unternehmen aus den Bereichen<br />

Life Science und Halbleiter, die uns nicht interessieren.<br />

Zum anderen ist die Kapitalstruktur in der<br />

Early Stage hier viel gesünder. In Großbritannien<br />

gibt es viele Steuervorteile. Man kann 100.000<br />

Euro investieren und bekommt 100.000 Euro auf<br />

der Steuerabrechnung zurück. Das führt zu der verrückten<br />

Situation, dass Dinge gefundet werden, die<br />

nicht gefundet werden sollten.<br />

„IN LONDON<br />

DENKT MAN<br />

SICH: WARUM<br />

ZUR HÖLLE<br />

MACHEN<br />

DIE DAS?“<br />

Ist der Markt überhitzt?<br />

Ja, irgendwie schon. Es ist einfach nicht gesund,<br />

was dort passiert. Die Leute, die hier investieren,<br />

sind Entrepreneure. Sie verstehen, was funktioniert<br />

oder was zumindest eine Chance hat zu funktionieren.<br />

Und deshalb ist das Umfeld in Berlin für<br />

uns als VCs, die zur Seed Stage oder später dazustoßen,<br />

wertvoller. Die Leute hier tun die richtigen<br />

Sachen. In London oder in anderen Städten denkt<br />

man sich: ‚Warum zur Hölle machen die das?‘<br />

Wie geht es bei Euch weiter?<br />

Wir stellen ein! Wir wollen unser Team erweitern.<br />

Das Gespräch führte Jan Thomas.<br />

Fotos: Partech Ventures<br />

Beschreibe bitte das Konzept Eures Fonds.<br />

Partech Ventures deckt das gesamte Spektrum an Finanzierungsbedarf bei<br />

Tech- und Digitalunternehmen ab. Unsere Investment-Plattform agiert dabei<br />

sowohl in Europa als auch in den USA mit folgenden drei Herangehensweisen:<br />

Es gibt einen Seed-Fonds (Partech Entrepreneur Fund, circa 100 Millionen<br />

Euro), einen Venture-Fonds (Partech International Ventures Fund, circa<br />

350 Millionen Euro) und einen Growth-Fonds (Partech Growth Fund, circa<br />

400 Millionen Euro). Pro Jahr führen wir rund 40 bis 50 Investitionen durch,<br />

deren Höhe von 150.000 Euro bis zu 50 Millionen Euro variieren.<br />

Für welche Unternehmen könnt Ihr Euch begeistern?<br />

Wir tätigen Investitionen in richtungsweisende Unternehmen aus den Bereichen<br />

Internet und mobile Services, Business-Software und -Anwendungen,<br />

Fintech und Insurtech, intelligente Hardware sowie IoT und fortgeschrittene<br />

Technologien, auf die folgende Punkte zutreffen: Herausragende und<br />

vielseitige Management-Teams, hochdifferenziertes Produkt beziehungsweise<br />

Service, kurze Einführungs- und Sales-Schleifen, nachweisliche Traktion<br />

und Retention, übersichtliche Kundenakquisitionskosten und Best-in-Class-<br />

Wirtschaftseinheiten, gezielte Ansprache großer Absatzmärkte und Industrien.<br />

Welche Mehrwerte bietet Euer Fonds?<br />

Wir sind eine global agierende Technologie-Investment-Plattform, die<br />

Unternehmern neben Kapital mit vielen weiteren Services beratend zur Seite<br />

steht: Die Plattform fungiert als transatlantische Brücke zur internationalen<br />

Expansion sowie als umfassender Beratungsdienstleister.<br />

Beschreibe doch bitte Euer Team.<br />

Mittlerweile sind wir an die 40 Mitarbeiter an drei Standorten (Berlin, Paris<br />

und San Francisco), die als ein Investment-Team eng zusammenarbeiten.<br />

Olivier Schuepbach, General Partner des Berliner Büros bei Partech Ventures<br />

Die zehn Partner haben höchst vielfältige und sich komplementierende<br />

Expertisen – die meisten sind selbst Unternehmer oder hielten Management-Funktionen<br />

in verschiedenen Technologie-Unternehmen.<br />

Wie viele Unternehmen befinden sich in Eurem Portfolio?<br />

Mehr als 120 Unternehmen. Wir rechnen damit, innerhalb der nächsten<br />

zwölf Monate weitere 40 bis 50 Investitionen hinzuzufügen.<br />

Antworten von Olivier Schuepbach<br />

partechventures.com<br />

Hilft Eure Internationalität auch bei der<br />

Kapitalbeschaffung?<br />

Ja. Bei Goeuro haben wir zum Beispiel Battery<br />

Ventures, NEA und kürzlich auch Goldman Sachs<br />

aus den USA an Bord geholt. Dieses Angebot,<br />

das wir Gründern machen können, unterscheidet<br />

uns von anderen.<br />

Investoren benehmen sich oft wie Lemminge.<br />

Was wird der nächste Bereich sein, auf den<br />

sich alle stürzen?<br />

Interessante Frage. Ich habe vor ein paar Wochen<br />

Garrett Camp, Mitgründer von Uber, in London getroffen.<br />

Er hat gesagt: ‚Versicherungen!‘ Versicherungen<br />

sind das große Ding in den USA, und wir<br />

werden es auch in Europa sehen. In Berlin sind wir<br />

beispielsweise Co-Investor bei Finleap und Clark,<br />

und es gibt noch weitere Startups wie Financefox<br />

und Knip. Das ist auf jeden Fall ein Bereich, den<br />

man sich anschauen muss.<br />

Weil man das sehr einfach algorithmenbasiert<br />

machen kann. Man braucht kein<br />

Unternehmen mit zigtausend Angestellten.<br />

38 / berlinvalley.com<br />

Fotos: Adela Dupetit


PIVOT<br />

DER RICHTIGE DREH<br />

WIE MAN<br />

DEN KURS<br />

KORRIGIERT<br />

PIVOT<br />

So verschieden können Pivots sein,<br />

nach Eric Ries<br />

Warum es manchmal wichtig ist, den Kurs zu wechseln, um erfolgreich zu sein<br />

Der Fernbusmarkt in Deutschland war gerade frisch liberalisiert.<br />

Und natürlich wollten Kunden jetzt Bustickets online vergleichen,<br />

so wie sie das bei Flugtickets auch tun. Angebot und Nachfrage<br />

auf einer Mobilitätsplattform zu matchen – das war die Vision<br />

von Julian Hauck und Johannes Thunert, den Mitgründern von<br />

Fahrtenfuchs. Sie hatten bereits einen Algorithmus, bauten einen<br />

Prototyp und konnten Investoren von der Idee überzeugen. Im<br />

Dezember 2014 sammelte das Startup in einer Seed-Runde eine<br />

siebenstellige Summe ein.<br />

Doch dann entwickelte sich das Geschäft nicht wie erwartet.<br />

Auch die geplante Einbindung des öffentlichen Nahverkehrs<br />

stellte sich als technisch aufwendig und ökonomisch unattraktiv<br />

heraus. „Wir haben uns entschieden, weiter in die Tiefe zu<br />

gehen und die Busse nicht nur vergleichbar, sondern die Tickets<br />

auch buchbar zu machen“, erzählt Johannes Thunert. Die Integration<br />

des Nahverkehrs wollten sie stoppen, doch die Investoren<br />

waren anderer Meinung. Sie wollten die Neuausrichtung<br />

unter dem Namen Distribusion nicht finanzieren. Von den zwölf<br />

Mitarbeitern mussten alle bis auf zwei gehen. Distribusion stand<br />

vor dem Aus.<br />

EIN PIVOT KOMMT IN DEN BESTEN STARTUPS VOR<br />

Nur fünf Prozent der Businesspläne werden so umgesetzt, wie<br />

sie geschrieben werden, sagt Nils Högsdal, Professor für Corporate<br />

Finance und Entrepreneurship an der Hochschule der Medien<br />

in Stuttgart. „Das bedeutet aber nicht, dass 95 Prozent der<br />

Startups scheitern. Sie machen nur zum Teil etwas anderes.“ Ein<br />

Kurswechsel oder auch Pivot ist also keinesfalls die Ausnahme,<br />

sondern kommt in den besten Unternehmen vor. Mehr noch: „Ein<br />

erfolgreiches Startup macht im Schnitt drei Pivots“, sagt Högsdal.<br />

Das Startup Genome Project stellte in einem Report vor ein paar<br />

Jahren fest, dass Startups, die einen oder zwei Pivots machen,<br />

mehr Kapital einsammeln (2,5-mal mehr), ein höheres Nutzerwachstum<br />

haben (3,6-fach) und mit einer höheren Wahrscheinlichkeit<br />

(52 Prozent) früher skalieren als Startups, die mehr als<br />

zwei Pivots oder gar keinen machen.<br />

„Ein Pivot bedeutet, dass mindestens ein Aspekt des ursprünglichen<br />

Geschäftsmodells geändert wird“, erläutert Högsdal. „Es<br />

bedeutet nicht, dass man alles über den Haufen wirft.“ Dafür<br />

wählt er das Bild eines Kletterers in der Steilwand, der nur an<br />

einer Stelle loslassen kann, um sich neuen Halt zu suchen. „Man<br />

sollte maximal ein oder zwei Aspekte ändern“, rät Högsdal,<br />

„sonst weiß man nicht mehr, was erfolgreich war.“ Eine typische<br />

Anpassung sei etwa die Umstellung des Modells von einer Lösung<br />

für Endkunden auf ein Business-to-Business-Modell oder die<br />

Umstellung einer App von Werbefinanzierung auf ein Abo-Modell.<br />

Wichtig sei aber, um im Bild des Kletterers zu bleiben, dass<br />

man immer noch den gleichen Gipfel anpeilt, also die gleiche<br />

Vision verfolgt.<br />

ES GEHT UM EINE STRUKTURIERTE KURSKORREKTUR<br />

Eric Ries, der Begründer der Lean-Startup-Methode, definiert<br />

den Pivot in seinem Buch „Lean Startup“ als eine „strukturierte<br />

Kurskorrektur“. Es geht also um eine geplante Anpassung.<br />

„Der Pivot darf keine Ausrede für Gründer sein, die keinen Plan<br />

“EVERYONE HAS<br />

A PLAN ’TILL THEY<br />

GET PUNCHED IN<br />

THE FACE”<br />

DER EX-BOX-CHAMPION MIKE TYSON<br />

haben“, sagt Högsdal. Daher sei es wichtig, die<br />

einzelnen Schritte des Pivots zu validieren. „Jeder<br />

Pivot beruht auf einer Annahme, die überprüft<br />

werden muss.“ Und anders als bei der klassischen<br />

Sichtweise geht es nicht darum, das neue Modell<br />

über Monate hin zu entwickeln, sondern in einem<br />

schnellen Iterationsprozess von Bauen, Messen,<br />

Lernen anzupassen. „Es ist besser, zehnmal klein<br />

zu scheitern mit einem überschaubaren Budget, als<br />

alles auf eine Karte zu setzen“, sagt Högsdal.<br />

Bei einem strukturierten Kurswechsel geht es darum,<br />

Daten zu sammeln und daraus Rückschlüsse zu<br />

ziehen. „Wer erfolgreich sein will, darf nicht stur<br />

auf seinem Kurs fahren, sondern muss sich nach<br />

dem Wind richten“, sagt Högsdal. „Wichtig ist<br />

es, sein Ziel vor Augen zu haben, aber man sollte<br />

nicht blind am Kurs festhalten.“ Das falle allerdings<br />

vor allem Alleingründern schwer.<br />

RECHTZEITIG MIT DEM INVESTOR REDEN<br />

Doch wie erklärt man seinen Investoren, die man ja<br />

von dem ursprünglichen Weg überzeugt hat, dass<br />

man nun einen anderen Kurs nimmt? „Erfahrene<br />

Business Angels wissen, dass sie kurzfristig über<br />

Anpassungen informiert werden“, meint Högsdal.<br />

„Wenn die Vision die gleiche bleibt, dann werden<br />

sich die Investoren darauf einlassen“, sagt Uwe<br />

Horstmann, Mitgründer des Frühphaseninvestors<br />

Project A Ventures. Es gehe ja nicht darum, etwas<br />

wild auszuprobieren. „In einer idealen Welt macht<br />

man den Pivot frühzeitig, wenn noch Geld auf dem<br />

Konto ist.“ Ob man die Investoren überzeugen könne<br />

dabeizubleiben, sei eine Kommunikationsfrage.<br />

Daher sei es wichtig, die Investoren frühzeitig mit<br />

einzubinden. „Das unterscheidet gute von schlechten<br />

Unternehmern, auch in dieser Situation noch<br />

überzeugend zu sein.“ Trotzdem bleibe es eine Herausforderung.<br />

„Ich würde immer auf die Lernkurve<br />

abstellen“, rät Horstmann. „Dann ist das für den<br />

Investor leichter zu verdauen. Es ist gut, wenn man<br />

sagen kann, was man jetzt weiß und<br />

vorher eben nicht wusste.“<br />

Seine Vorgehensweise beschreibt er<br />

so: „Wir stellen eine Investmenthypothese<br />

auf. Solange die nicht grundlegend<br />

widerlegt ist, glauben wir, dass<br />

es einen Weg dahin gibt. Und dass<br />

das Team in der Lage ist, diesen Weg<br />

zu finden.“ Auch seine Erfahrung<br />

sagt: Es klappt meistens nicht beim<br />

ersten Mal.<br />

Im schlimmsten Fall gelingt es den<br />

Gründern nicht, eine vertrauensvolle<br />

Beziehung zu den Investoren aufzubauen<br />

– und das Geld ist zu Ende.<br />

„Das ist die schwächste Position“,<br />

sagt Horstmann.<br />

In genau so einer kritischen Situation<br />

befand sich Distribusion vor dem<br />

Pivot zum B2B-Anbieter einer innovativen<br />

Buchungstechnologie für Fernbusse<br />

im Sommer 2015. Zunächst<br />

floss eigenes Geld in das Unternehmen,<br />

dann konnten die Gründer neue<br />

Investoren für den neuen Kurs gewinnen.<br />

Es gelang ihnen eine Series-A-Finanzierung<br />

über sechs Millionen<br />

Euro von den internationalen Investoren<br />

Northzone, Creandum und HR<br />

Ventures einzuwerben. Inzwischen<br />

arbeitet Distribusion mit mehr als 150<br />

Fernbusanbietern aus mehr als 25<br />

Ländern zusammen. Die neueste Entwicklung:<br />

Distribusion kooperiert nun<br />

mit Amadeus, einem weltweit führenden<br />

Anbieter von IT-Lösungen für die<br />

Reisebranche mit einem Umsatz von<br />

knapp vier Milliarden Euro.<br />

Corinna Visser<br />

Zoom-in<br />

Hierbei wird eine einzelne Funktion, die zuvor Teil<br />

eines Gesamtpaktes war, zum Produkt.<br />

Zoom-out<br />

Der umgekehrte Schritt: Das Gesamtpaket wird auf<br />

eine einzelne Funktion reduziert und als Teil eines<br />

größeren Produkts angeboten.<br />

Kundensegment<br />

Das Produkt löst ein Problem, aber für eine andere<br />

Gruppe von Kunden als ursprünglich gedacht.<br />

Kundenbedarf<br />

Der anvisierte Kunde hat ein anderes Problem, das<br />

sich zu lösen lohnt, als ursprünglich gedacht.<br />

Plattform<br />

Aus einer Anwendung wird eine Plattform – oder<br />

umgekehrt.<br />

Geschäftsarchitektur<br />

Aus einem Geschäft, das auf hohe Margen und<br />

niedrige Volumen ausgerichtet ist, wird eines mit<br />

niedrigen Margen, aber hohem Volumen – oder<br />

umgekehrt.<br />

Wertschöpfung<br />

Das Unternehmen wechselt seine Wachstumsstrategie,<br />

um ein schnelleres oder gewinnbringenderes<br />

Wachstum zu erreichen.<br />

Wachstumsmotor<br />

Es gibt virale, zähe oder bezahlte Wachstumsmodelle.<br />

Meist erfordert der Wechsel des Wachstumsmotors<br />

auch einen Wechsel der Wertschöpfungsmethode.<br />

Absatzweg<br />

Ein Wechsel des Verkaufskanals – zum Beispiel<br />

durch den direkten Verkauf an den Endkunden.<br />

MEHR ONLINE<br />

„Business ist nichts anderes als ein Knäuel<br />

menschlicher Beziehungen.“ Svenja Klüh und<br />

Cristin Liekfeldt drehen für den Companisto-Blog<br />

regelmäßig Videos über Startups, Investoren<br />

und Zukunftstechnologien.<br />

Das Video-Interview zum Thema Pivot mit<br />

Investor Olaf Jacobi findet Ihr bei unserem<br />

Kooperationspartner Companisto:<br />

companisto.com/blog<br />

40 / berlinvalley.com<br />

Foto: Cristin Liekfeldt, Illustrationen: Louisa Pepay<br />

“HAD WE SAT<br />

DOWN AND SAID,<br />

‘LET’S START<br />

A PHOTO<br />

APPLICATION,’<br />

WE WOULD<br />

HAVE FAILED”<br />

CATERINA FAKE, MITGRÜNDERIN VON FLICKR<br />

Technik<br />

Dieselbe Lösung wird mit einer anderen Technologie<br />

erreicht, mit der höhere Preise und/oder bessere<br />

Leistung erzielt werden.<br />

Quelle: Eric Ries, „Lean Startup – Schnell risikolos und erfolgreich<br />

Unternehmen gründen.“, aus dem Englischen von Ursula<br />

Bischoff, Redline Vertrag, 19,99 Euro


PIVOT<br />

Was haben die Investoren gesagt?<br />

Ich bin immer brutal ehrlich. Ich verspreche niemandem<br />

das Blaue vom Himmel. Wir haben eine<br />

klare Vision, an die wir glauben, und die testen<br />

wir. Dazu dient unser monatliches Reporting. Investoren<br />

wollen ein kreatives Team, das mit offenen<br />

Karten spielt und die richtigen Rückschlüsse aus<br />

den Daten zieht. Als ich den Strategiewechsel das<br />

erste Mal angedeutet habe, haben tatsächlich alle<br />

die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen.<br />

Ich konnte das aber mit Daten untermauern. Interessanterweise<br />

folgen uns jetzt unsere Wettbewerber<br />

– zumindest in den USA.<br />

Wie haben die Kunden reagiert?<br />

Wir fragen die Kunden nach jeder Buchung, wie der<br />

Prozess und die Reinigungsdienstleistung waren. Im<br />

vergangenen Sommer hatten wir im Schnitt eine Bewertung<br />

von 3,8 von fünf möglichen Sternen. Seit<br />

drei Monaten sind wir jetzt bei 4,5 Sternen. Offensichtlich<br />

gefällt den Kunden, was wir machen.<br />

Chef einer modernen Reinigungsfirma: Nikita Fahrenholz ist einer der beiden Gründer von Book a Tiger.<br />

„ICH BIN IMMER<br />

Dabei seid Ihr teurer geworden …<br />

Ja, wir zahlen jetzt den Tariflohn, der in Westdeutschland<br />

bei 9,80 Euro liegt. Wir waren auch als<br />

Plattform schon hochpreisiger als die Konkurrenz.<br />

Und die Kunden machen das mit?<br />

Der Schwarzmarkt ist natürlich immer noch viel<br />

günstiger. Aber meiner Überzeugung nach ist<br />

es falsch, sich einerseits bei Starbucks einen<br />

Fairtrade- Kaffee für sechs Euro zu kaufen und sich<br />

andererseits das eigene Klo für weniger als zehn<br />

Euro die Stunde putzen zu lassen.<br />

BRUTAL EHRLICH“<br />

Book-a-Tiger-Gründer Nikita<br />

Fahrenholz erklärt, warum sein<br />

Unternehmen das Geschäftsmodell<br />

geändert und wie er die Investoren<br />

von dem Kurswechsel überzeugt hat<br />

Nikita, warum habt Ihr Euer Geschäftsmodell<br />

umgestellt?<br />

Wir haben festgestellt, dass unsere Kunden – vor<br />

allem Privatkunden – zwei Dinge wollen: immer<br />

die gleiche Putzfrau und gute Qualität in der Reinigungsleistung.<br />

Das konnten wir mit dem Plattformgedanken<br />

nicht erfüllen. Beim Freelancer-Modell<br />

waren wir nicht weisungsbefugt, das heißt, wir<br />

konnten den Reinigungskräften nicht sagen, wann<br />

sie wo sein sollen, wie sie etwas machen sollen<br />

und wie sie dabei auszusehen haben. Das können<br />

wir jetzt, weil wir sie anstellen.<br />

Ihr macht aus einer digitalen Plattform<br />

eine Handwerksfirma?<br />

Wir sind trotzdem noch eine Plattform, interpretieren<br />

es nur anders. Wir können natürlich noch immer<br />

sehr kurzfristig Nachfrage und Angebot miteinander<br />

matchen. Nur das Verhältnis zwischen uns<br />

und unseren Reinigungskräften ist enger. Wir haben<br />

dadurch viele Vorteile: Wir können unsere Arbeitnehmer<br />

schulen, genau auswählen, wer zu uns<br />

42 / berlinvalley.com<br />

passt und Anweisungen geben. Diese Faktoren haben<br />

eine direkte Wirkung auf die Qualität unseres<br />

Angebots und das Kundenerlebnis.<br />

Bleibt ihr eine Tech-Company?<br />

Wir haben einen digitalen und effizienten Ansatz.<br />

Vermutlich gibt es keine andere Reinigungsfirma,<br />

die so viele Entwickler hat wie wir. Wir haben vier<br />

Data Scientists, die sich den ganzen Tag darüber<br />

Gedanken machen, wie die Plattform die gesamte<br />

Aussteuerung automatisch ausführen kann. Unser<br />

Ziel ist es, eine digitale Facility Management<br />

Company zu bauen und damit diese Branche zu<br />

revolutionieren. Wir wollen automatisieren, was<br />

die Konkurrenz manuell macht.<br />

Was war die größte Schwierigkeit<br />

beim Umbau?<br />

Wir sind von 100 auf mehrere hundert Angestellte<br />

gewachsen und so innerhalb von nur sechs Monaten<br />

zur größten Reinigungsfirma für Privathaushalte<br />

in Deutschland geworden. Dabei mussten wir viel<br />

lernen, zum Beispiel wie wir Reinigungskräfte ausbilden.<br />

Dafür haben wir jetzt die Tiger Academy. Und<br />

wir mussten unser Recruiting umstellen, von ‚Hey,<br />

hast Du nicht Lust, als Freelancer bei uns zu arbeiten?‘<br />

hin zur Rekrutierung qualifizierten Personals.<br />

Wie viele Leute habt Ihr jetzt?<br />

Wir kommunizieren die Zahl nicht mehr, weil sie<br />

wettbewerbsrelevant ist. Wir gehen aber mit sehr<br />

großen Schritten auf 1000 Mitarbeiter zu.<br />

„INVESTOREN<br />

WOLLEN EIN<br />

KREATIVES<br />

TEAM, DAS<br />

MIT OFFENEN<br />

KARTEN<br />

SPIELT“<br />

Wollen die Reinigungskräfte tatsächlich<br />

eine Festanstellung?<br />

Der Großteil ja. Wir arbeiten bereits heute daran,<br />

in ein bis zwei Jahren Bonusvereinbarungen treffen<br />

und Karrieremöglichkeit bieten zu können. Dann ist<br />

der Job eine echte Alternative – sowohl monetär<br />

als auch vom gesellschaftlichen Status.<br />

Gibt es einen Rat, den Du anderen<br />

Gründern geben kannst?<br />

Man sollte darauf hören, was der gesunde Menschenverstand<br />

sagt. Das klingt einfach, aber man<br />

kann sich in Startup-Situationen sehr leicht belügen.<br />

Es wächst alles schnell, und man schaut nur<br />

den Umsatz an oder die Klicks und vergisst, wo<br />

das Business steht und ob wirklich alles Sinn macht,<br />

was man tut. Für uns war es wichtig zu wissen, wo<br />

wir in fünf Jahren stehen und worauf wir dann stolz<br />

sind. Bei dem Plattform-Modell wusste ich nicht immer<br />

zu 100 Prozent, ob das Feedback positiv ausfällt.<br />

Das hat mich nicht stolz gemacht. Mittlerweile<br />

weiß ich, dass das nicht mehr passieren kann, weil<br />

alle gut ausgebildet sind. Das ist mir wichtig.<br />

Das Gespräch führten Anna-Lena Kümpel und Corinna Visser.<br />

Fotos: Jann Venherm


PIVOT<br />

PIVOT<br />

AM ANFANG FEHLTE DER MUT<br />

„Der Pivot war einer unserer Gründungsmomente“, sagt Valentin Stalf, Gründer von Number26 (jetzt N26)<br />

„Die Idee zu N26 ist Maximilian und mir Anfang<br />

2013 gekommen. Wir saßen zu Hause in Wien<br />

und haben über verschiedene Ideen nachgedacht.<br />

Dann kamen wir auf die geniale Idee, eine Taschengeldkarte<br />

mit App (namens Papaya) für Eltern<br />

Bauen eine Bank:<br />

das Team von N26<br />

und Kinder auf den Markt zu bringen. Im Nachhinein<br />

betrachtet ein kleiner und schwieriger Markt,<br />

daher ist es nicht überraschend, dass fast alle unsere<br />

ersten Business Angels Kinder im Teenageralter<br />

hatten. Als das Produkt dann in der Testphase war,<br />

kamen immer mehr Tester auf uns zu, die das Produkt<br />

nicht für ihre Kinder, sondern für sich selbst<br />

verwenden wollten. Das Teenager-Produkt war der<br />

Anfang und hat uns den Weg zur größeren Idee<br />

gezeigt. Eine Mobile Bank zu gründen, dafür hat<br />

uns anfangs noch der Mut gefehlt.<br />

Im Nachhinein ist die Taschengeldkarte eine verrückte<br />

Idee, eigentlich irre, dass wir daran so fest<br />

geglaubt haben und das Produkt bis zum Launch<br />

entwickelt haben. Die Entscheidung zum Pivot ist<br />

relativ rasch nach dem Start der Beta-Phase gefallen.<br />

Als Gründer wussten wir schnell, dass in<br />

der Mobile Bank von morgen größeres Potenzial<br />

steckt. Relativ bald haben wir dann unsere Investoren<br />

eingebunden. Die konnten wir zum Glück<br />

schnell für unsere neue Idee gewinnen, auch wenn<br />

das nicht ganz einfach war.<br />

Unsere Vision ist es, eine paneuropäische Bank zu<br />

bauen, die am Smartphone eine exzellente Erfahrung<br />

bietet und gleichzeitig die besten Produkte mit<br />

einem Klick zugänglich macht. Seit unserem Launch<br />

von circa eineinhalb Jahren haben uns mehr als<br />

200.000 Kunden ihr Vertrauen geschenkt. Heute beschäftigen<br />

wir bei N26 in Berlin rund 140 Mitarbeiter<br />

20 verschiedener Nationalitäten. Beim Aufbau<br />

eines Unternehmens gibt es viele Gründungsmomente,<br />

einer war sicher unser Pivot, aber man ist jeden<br />

Tag mit neuen Herausforderungen konfrontiert. Wer<br />

genügend Durchhaltevermögen mitbringt, hat am<br />

Ende zumindest die Chance, ein langfristig erfolgreiches<br />

Unternehmen aufzubauen.“<br />

DER MARKT WAR<br />

NICHT BEREIT<br />

„Mit dem Feedback änderten wir das Modell“,<br />

sagt Christian Henschel, CEO von Adjust<br />

„Bei der Gründung von Adjust beruhte das Geschäftsmodell<br />

auf Mobile Ad Verification, sprich<br />

der Überprüfung, ob Anzeigen realen Menschen<br />

an realen Orten gezeigt werden. Aus dem Konzept<br />

entstand ein Prototyp, der in alle Ad-Netzwerke integriert<br />

werden musste, damit die Verifizierung funktioniert.<br />

Nachdem der Prototyp fertig war, mussten<br />

wir leider feststellen, dass der Markt für diese Art<br />

Technologie noch nicht bereit war. In erster Linie<br />

waren Medienagenturen und nicht App-Entwickler<br />

am Kauf des Produktes interessiert. Dieser Umstand<br />

reduzierte aber die von uns geschätzte Marktgröße<br />

erheblich, da zu Anfang App-Entwickler mit eingerechnet<br />

wurden. Während erster Tests stellte sich<br />

zudem heraus, dass auf dem Markt noch eine Lücke<br />

für Attribution, also die Zuordnung von Ads,<br />

bestand: Es gab bereits Akteure, die sich mit dem<br />

Problem befassten, jedoch waren diese nicht für<br />

die Zusammenarbeit mit deutschen Unternehmen<br />

geeignet (was Privatsphäre und Datenschutzverordnung<br />

betraf).<br />

Mit den Erkenntnissen aus den Tests sowie dem Feedback<br />

des Marktes änderten wir das Geschäftsmodell<br />

im August/September und stellten auf App-Attribution<br />

um. Zudem suchten wir im Netzwerk nach Ingenieuren,<br />

die neue Expertise ins Team einbringen.<br />

Immer in Bewegung: die Gründer von Adjust<br />

fung von mobilem Ad-Betrug (Fraud) ist zu einem<br />

wichtigen Bestandteil des Produkts geworden. Der<br />

Markt ist zunehmend bereit, sich mit dem Problem<br />

der Zuschreibung auseinanderzusetzen und Adjust<br />

einen Schritt näher, es zu lösen. Die vielen Erkenntnisse,<br />

die über den Markt gesammelt wurden,<br />

können nun in die Entwicklung des Produktes mit<br />

einfließen. Nichtsdestotrotz gibt es noch viele Entwicklungsrichtungen<br />

für Adjust, von denen viele heute<br />

noch gar nicht absehbar sind.“<br />

ERST EINE APP, DANN EINE PLATTFORM<br />

„Es war ein schmerzhafter Prozess“, berichtet André M. Bajorat, zuerst Business Angel, jetzt CEO von Figo<br />

„Figo startete 2012 als Banking-App, die sich an<br />

Endkunden richtete. Ziel war es, dem Nutzer ein<br />

finanzielles Zuhause zu geben und die Bank als<br />

Frontend zu ersetzen. Doch 2013 gab es Probleme,<br />

die App über den Appstore von Apple anzubieten,<br />

was beinahe das Ende des jungen Unternehmens<br />

zur Folge hatte. Ein B2B-Angebot war zwar schon<br />

länger Teil der Figo-Idee gewesen. Allerdings haben<br />

wir uns zu Beginn auf den B2C-Case fokussiert.<br />

Daher war es keine totale Überraschung, als<br />

der Pivot im Gesellschafterkreis besprochen wurde.<br />

Dennoch war es ein schmerzhafter und harter<br />

Prozess für das gesamte Team. Mit dem Zuspruch<br />

der richtigen Menschen um uns herum, ist es uns<br />

aber gelungen. Kunden und Lieferanten haben wir<br />

sehr klar und offen über die Situation in Kenntnis<br />

gesetzt und hatten das Glück, dass diese uns zum<br />

großen Teil treu geblieben sind.<br />

Ende 2013 begann der Fintech-Boom. Immer mehr<br />

Unternehmen identifizierten ein Problem im Finanzwesen,<br />

dessen Lösung sie in modernen und benutzerfreundlichen<br />

Anwendungen sahen. Genau an<br />

der Stelle kommt Figos API ins Spiel, die im Rahmen<br />

der App-Entwicklung ohnehin schon für Figo selbst<br />

das Mittel zum Zweck war. Der Bedarf, Finanzquellen<br />

innerhalb kürzester Zeit in eigene Services zu<br />

integrieren, war so groß, dass sich daraus die jetzige<br />

Geschäftsidee entwickelte. Figo ist der erste<br />

Banking-Service-Provider Europas und ermöglicht<br />

44 / berlinvalley.com<br />

Dritten innovative Services mit Banking-Funktionen.<br />

Durch die Integration der Figo-Banking-API<br />

können diese ihre Anwendungen, Produkte und<br />

Dienstleistungen an derzeit mehr als 3100 Finanzquellen<br />

anbinden. Figo schlägt mit der Banking-asa-Service-Plattform<br />

die Brücke zwischen modernen<br />

Auf den B2B-Markt fokussiert: das Team von Figo<br />

Diensten seiner Kunden und mehr als 55 Millionen<br />

Online-Banking-Konten in Deutschland und Österreich.<br />

Neben Fintechs nutzen auch Banken und<br />

Großunternehmen die Lösung. Figo hat heute 31<br />

Mitarbeiter, und 700 Entwickler arbeiten derzeit<br />

mit der API.“<br />

Fotos: Adjust, Figo, Number26, Iversity<br />

WEITERBILDUNG<br />

IM VISIER<br />

Hannes Klöpper, CEO von Iversity, testete den<br />

Markt mit einem Wettbewerb<br />

„Die Idee zu Iversity entstand ursprünglich aus der<br />

Frustration über die digitale Abstinenz der Hochschulen.<br />

In der Lehre wurden lediglich benutzerunfreundliche<br />

Learning-Management-Systeme eingesetzt,<br />

bei denen es sich letztlich um PDF-Friedhöfe<br />

handelte. Das wollten wir ändern. Aber wir mussten<br />

schnell erkennen, dass Hochschulen für Startups<br />

schwierige Kunden sind. Der Vertriebsprozess<br />

war sehr zäh. Als die Massive Open Online Courses<br />

(MOOCs) aufkamen, sahen wir die Chance,<br />

das Thema Online-Lernen ganz unabhängig von<br />

bestehenden Institutionen voranzubringen. Zusammen<br />

mit dem Stifterverband für die Deutsche<br />

Wissenschaft lobten wir bei einem Wettbewerb<br />

250.000 Euro für die besten Online-Kurs-Konzepte<br />

aus. Die Resonanz war groß, schon am Tag unseres<br />

Launches im Oktober 2013 hatten wir mehr als<br />

100.000 angemeldete Nutzer.<br />

Im Anschluss wuchs unser Angebot kostenloser<br />

akademischer Online-Kurse aus allen Wissensgebieten<br />

weiter. Dabei haben wir nicht nur mit<br />

Hochschulen zusammengearbeitet, sondern zum<br />

Beispiel auch mit der EU, den Vereinten Natio-<br />

Konzentriert sich jetzt auf den Ausbau des Weiterbildungsangebots: das Team von Iversity<br />

Zum Zeitpunkt der Umstellung hatte Adjust nur einen<br />

Investor, Target Partners, der bereit war, die gesamte<br />

Reise mit Adjust zu bestreiten. Aus seiner Erfahrung<br />

heraus verstand Target die Erkenntnisse, die Adjust<br />

auf dem Markt gesammelt hat, und stimmte der Entscheidung<br />

im vollem Umfang zu. Der Investor wusste,<br />

dass diese Art des Lernens Teil des Prozesses ist.<br />

Mittlerweile hat sich der Markt weiterentwickelt und<br />

Adjust ist zum anfänglichem Konzept zurückgekehrt,<br />

jedoch mit einem neuen Blickwinkel. Die Bekämpnen<br />

und dem WWF. Mitte 2015 haben wir unser<br />

Geschäftsmodell geändert und uns das Thema<br />

Weiterbildung vorgenommen. Dabei konnten wir<br />

natürlich auf all das zurückgreifen, was wir zuvor<br />

gelernt haben, wie man gute Online-Lehre gestaltet.<br />

Zusammen mit der WHU haben wir einen Kurs<br />

zum Thema Visual Thinking entwickelt, der sowohl<br />

bei Berufstätigen als auch Unternehmen hervorragend<br />

ankam. In den letzten Monaten konnten wir<br />

mit unserem Angebot einige namenhafte Kunden<br />

wie etwa die Deutsche Bahn, KPMG, RWE, die<br />

Commerzbank oder auch den Stahlhändler Klöckner<br />

gewinnen. In 2016 werden wir uns voll auf den<br />

Ausbau unseres digitalen Weiterbildungsangebots<br />

konzentrieren. Das werden wir jetzt allerdings mit<br />

neuen Investoren tun müssen.“<br />

berlinvalley.com / 45


PIVOT<br />

PIVOT<br />

NAME:<br />

Capnamic Ventures<br />

GRÜNDUNG:<br />

Februar 2013<br />

GRÜNDER:<br />

Jörg Binnenbrücker und<br />

Christian Siegele<br />

MITARBEITER:<br />

zehn<br />

STANDORTE:<br />

Köln und Berlin<br />

SERVICE:<br />

Das Unternehmen unterstützt<br />

Startups aus den Bereichen<br />

Mobile Applications, Softwareas-a-Service,<br />

Internet of Things,<br />

Fintech, Mobility und E-Health<br />

überwiegend in der Frühphase<br />

mit Wagniskapital.<br />

capnamic.de<br />

„MAN SOLLTE<br />

KEIN TOTES PFERD REITEN“<br />

War selbst Startup-Unternehmer: Olaf Jacobi. Er weiß daher,<br />

wie es ist, wenn man als Gründer seinen Investoren den Kurswechsel<br />

erklären muss.<br />

Aufsichtsrat. Aber die Gründer sind ja ganz nah<br />

dran, setzen die Dinge täglich um und reden mit<br />

den Kunden. Wenn die nicht drauf kommen … Natürlich<br />

möchte ein Gründer nicht so einfach aufgeben,<br />

es ist ja schließlich seine Idee. Dann ist der<br />

Investor als Partner da, um zu fragen: ‚Rennst du<br />

dich da jetzt nicht tot?‘ Aber das erste Gefühl, das<br />

etwas nicht stimmt, haben die Gründer.<br />

Wie ist das für den Investor, der ja zunächst<br />

von den Argumenten der Gründer<br />

überzeugt war?<br />

Wenn man selber Gründer war, kennt man das<br />

Gefühl. Wer reiner Investor ist, wer nie selbst ein<br />

Unternehmen aufgebaut hat, für den ist das ein<br />

Schock.<br />

Was muss ein Gründer tun, um die Investoren<br />

zu überzeugen?<br />

Authentizität ist ganz wichtig und auch Offenheit.<br />

Zu sagen: ‚Das war meine Idee, aber ich habe<br />

festgestellt, das funktioniert jetzt (noch) nicht, lass<br />

uns einen Schritt zur Seite gehen und einen anderen<br />

Weg nehmen.‘ Wenn man das richtig rüberbringt,<br />

ist das ein Zeichen von Stärke. Was den<br />

Investor angeht: Capnamic Ventures hat den Anspruch,<br />

wenn es mal Bad News gibt, und ein Pivot<br />

ist keine Good News, dann möchten wir der erste<br />

Ansprechpartner sein. Das Schlimmste ist, wenn<br />

Gründer sagen: ‚Wir wissen, es funktioniert nicht,<br />

aber wir wollen weitermachen, weil wir den Investor<br />

nicht sauer machen wollen.‘ Das ist Humbug!<br />

Wie nimmt man die Mitarbeiter mit?<br />

Bei den Mitarbeitern sehe ich kein Problem. So ein<br />

Pivot findet in den ersten ein bis zwei Jahren eines<br />

Startups statt. Da ist das Team eine eingeschworene<br />

Gemeinschaft.<br />

Wer ist am schwersten zu überzeugen?<br />

Aus meiner eigenen Erfahrung sind das die Investoren,<br />

die selbst keine unternehmerische Erfahrung<br />

haben und Märkte und Unternehmen an Hand von<br />

Excel bewerten.<br />

Wie managt man einen Pivot?<br />

Das gute an einem Pivot ist ja, dass man bereits<br />

Erfahrung gesammelt hat, und die muss man nutzen.<br />

Und man muss die Finanzen planen. Mit dem<br />

Pivot startet man die Entwicklung neu, und bevor<br />

die ersten Umsätze kommen, sind dann nicht wie<br />

geplant sechs Monate, sondern vielleicht sogar<br />

zwölf Monate vergangen. Da braucht man einen<br />

Investor, der mitzieht. Retrospektiv ist das Einräumen<br />

von Fehlern ein Zeichen von Stärke. Es gibt<br />

viele Teams mit unerfahrenen und schwachen Leuten,<br />

die rennen einfach weiter, wie ein Hamster im<br />

Laufrad und merken gar nicht, dass sie etwas verändern<br />

müssen.<br />

Man darf als Gründer also nicht zu sehr<br />

verliebt in sein Produkt sein?<br />

Punkt! Als Unternehmer muss man hartnäckig sein.<br />

Wenn man durch die Eingangstür nicht reinkommt,<br />

muss man schauen, ob vielleicht ein Fenster offensteht,<br />

oder man geht durch die Hintertür. Aber man<br />

muss auch irgendwann hinterfragen, ob es an einem<br />

selbst liegt oder an dem Produkt oder an den<br />

Kunden. Es ist falsch, immer mehr Features auf das<br />

Produkt zu schmeißen in der Hoffnung, dass es sich<br />

dann verkauft.<br />

Aber Hartnäckigkeit ist doch eine wichtige<br />

Eigenschaft für einen Unternehmer?<br />

Das sage ich ja, dass das wichtig ist. Aber man<br />

muss sich auch irgendwann eingestehen, dass man<br />

nicht die Erfolge erzielt, die man sich vorgestellt<br />

hat. Es gibt diese schöne Metapher: ‚to ride a<br />

dead horse‘. Man sollte kein totes Pferd reiten. Ein<br />

Beispiel: In meinem Alter noch Weltmeister im Marathon<br />

werden zu wollen, ist eine Schwachsinnsidee.<br />

Ich könnte sagen, ich trainiere härter.<br />

Das bringt aber nichts. Wenn ein Pferd tot ist,<br />

könnte man den Reiter wechseln. Das machen Investoren.<br />

Die schmeißen den CEO raus, aber das<br />

Pferd bleibt tot. Oder ich gebe dem Pferd mehr zu<br />

essen, also mehr Investment. Bringt nichts. Es ist immer<br />

noch tot. Daran kann man gut sehen: Du musst<br />

das Pferd wechseln. Ich denke, diese Metapher<br />

trifft für einen Pivot hervorragend zu. Die Gründer<br />

müssen selbst feststellen: ‚Mein Pferd ist tot.‘ Denn<br />

die meisten Investoren versuchen, das Thema zu<br />

fixen, indem sie den Reiter wechseln oder mehr<br />

Geld reinstecken.<br />

OLAF JACOBI<br />

ist seit Dezember 2015 Managing Partner<br />

bei Capnamic Ventures. Der 48-Jährige hat<br />

mehr als 20 Jahre Erfahrung als Manager,<br />

Unternehmer und Investor. Von 2007 bis<br />

2015 war er Partner und Mitinhaber bei Target<br />

Partners. Von 1999 bis 2007 gründete<br />

er mehrere Startups. In seiner Freizeit spielt<br />

Olaf ambitioniert Beachvolleyball.<br />

Wie oft darf man einen Pivot machen?<br />

Das kommt auf die Beteiligten an, auf die Symbiose<br />

von Gründerteam und Investor. Wie agieren<br />

sie miteinander, wie kommunizieren sie? Hat der<br />

Investor schon einmal in einer ähnlichen Situation<br />

gesteckt als Unternehmer? Hat er absolutes Vertrauen<br />

in den Gründer? Da spielen sehr viele Fragen<br />

eine Rolle.<br />

Wann entscheidet man, dass das kein Pivot<br />

mehr ist, sondern das Aus?<br />

Wenn man das wüsste (lacht). Irgendwann kommen<br />

die Gründer als erste dahin und sagen: ‚Leute,<br />

das macht keinen Sinn.‘ In den meisten Fällen wird<br />

es eine Übereinkunft zwischen den Gründern, dem<br />

Investor und dem Board sein. Das ist wie in einer<br />

Beziehung. Das kennt jeder von uns. Man versucht<br />

es immer wieder, aber irgendwann merkt man,<br />

dass es nicht mehr geht.<br />

Also probiert man so lange, bis das Geld<br />

weg ist?<br />

Andersrum: Das Geld ist irgendwann weg, und<br />

dann kann man nicht mehr probieren.<br />

Das Gespräch führte Corinna Visser.<br />

Olaf Jacobi von Capnamic Ventures<br />

erklärt, warum manche Investoren<br />

lieber den CEO auswechseln,<br />

als das Geschäftsmodell zu ändern,<br />

und warum er davon abrät<br />

Olaf, wie viele Startups, in die Du investiert<br />

hast, haben einen Pivot gemacht?<br />

Die genaue Zahl kann ich nicht sagen, aber es<br />

kommt in den meisten Fällen vor. Man rechnet<br />

zwar nicht damit, aber es passiert, weil einige Annahmen<br />

über den Markt, die Wettbewerber oder<br />

die Reaktion der Kunden nicht hundertprozentig<br />

stimmen. So passieren Pivots. Je später ein Investor<br />

in ein Unternehmen investiert, desto weniger.<br />

Wenn man in der Series B investiert, dann gibt es<br />

eigentlich keine Pivots mehr.<br />

Was ist Deine Definition von einem Pivot?<br />

Als Investor investiert man nicht in ein fertiges Produkt,<br />

man investiert in ein Team, in einen Markt,<br />

46 / berlinvalley.com<br />

in eine Technologie. Und wenn aus dieser Technologie<br />

nicht das Produkt herauskommt, das der<br />

Markt gerade braucht, dann baut man ein anderes<br />

Produkt. Das nenne ich einen Pivot.<br />

Wie viel Geduld muss man haben, bis man<br />

feststellt, der Markt will ein Produkt nicht?<br />

Natürlich brauchen einige Sachen länger, bis sie<br />

sich durchsetzen. Aber wenn das Produkt fertig<br />

ist und man es den ersten Kunden zeigt und die<br />

sagen, ‚damit kann ich nichts anfangen‘, dann ist<br />

das ein Signal. Anders ist es, wenn man sagt: ‚Das<br />

Produkt passt, wir brauchen aber lange, um es in<br />

den Markt zu bringen.‘ Ein Beispiel: Man will von<br />

Deutschland nach Rom – zu Fuß. Wenn ich den direkten<br />

Weg wähle, muss ich über die Alpen. Wenn<br />

ich vor den Alpen stehe und sage, ‚es ist echt<br />

schlechtes Wetter und es macht keinen Sinn, hier<br />

über die Alpen zu gehen‘, dann sollte ich einen<br />

Umweg nehmen. Das heißt, ich muss irgendwie an<br />

den Alpen vorbei. Das ist ein Umweg, aber ich<br />

komme auf jeden Fall nach Rom.<br />

Wie erkennt man, ob man einen anderen<br />

Weg wählen muss?<br />

Ich habe mein letztes eigenes Startup 2005 in<br />

Boston gegründet. Wir hatten internationale VCs,<br />

weil wir ein sehr erfahrenes Team waren. Wir haben<br />

einen Linux-Server gebaut, ganz ähnlich dem,<br />

was Protonet heute in Hamburg macht. Die großen<br />

Distributoren, mit denen wir vorher gesprochen haben,<br />

sagten, sie würden den Server verkaufen. Wir<br />

wollten ihn gegen Microsoft in den Markt bringen.<br />

Wir haben sieben Millionen Dollar von den VCs eingesammelt<br />

und angefangen zu verkaufen. Aber auf<br />

einmal wurde klar, das Ding will keiner verkaufen.<br />

Der Kunde kommt zum Verkäufer und sagt: ‚Ich hätte<br />

gern einen Microsoft-Server.‘ Und kein Verkäufer<br />

sagt dann: ‚Nimm doch den Collax- Server.‘ Darauf<br />

hatten wir keinen Einfluss. Als das nach drei, vier<br />

Quartalen klar war, mussten wir einen Pivot machen.<br />

Ich habe also zu meinen Investoren gesagt: ‚Leute,<br />

wir können jetzt noch weiter Geld verbrennen, oder<br />

wir machen etwas anderes.‘<br />

Sind es immer die Gründer, von denen die<br />

Initiative zum Kurswechsel ausgeht?<br />

In einem guten Team sind es die Gründer. Wenn<br />

du ein schlechtes Gründerteam hast, dann sind<br />

es andere Leute, vielleicht Investoren oder der<br />

Fotos: Saskia Uppenkamp<br />

Pivot ist nicht die Ausnahme: Er kommt bei den meisten Startups vor, sagt Olaf Jocabi.<br />

berlinvalley.com / 47


BÜROBESUCH<br />

BÜROBESUCH<br />

Kreativ: Die Entwickler kleben ihre Projekte einfach an die Wände.<br />

Souvenirs: Die Mitarbeiter bringen<br />

Kühlschrankmagnete von ihren Reisen mit.<br />

BEWEGUNG MIT KAFFEETASSE<br />

Bei Getyourguide trifft sich das Team in der Küche<br />

Inspiration: Um neue Partner zu akquirieren,<br />

holen sich die Mitarbeiter Anregungen in Reiseführern.<br />

Company Culture: Die Fotos der James-Bond-Mottoparty<br />

vor Weihnachten hängen im Office.<br />

Die Wurzeln von Getyourguide liegen in Zürich.<br />

Drei Jahre nach der Gründung 2009 zog das<br />

wachsende Tourismus-Startup nach Berlin. Im<br />

Headquarter, einem modernisierten Backsteinbau<br />

am Prenzlauer Berg, arbeiten nun 60 Mitarbeiter<br />

auf zwei Etagen.<br />

Treffpunkt am späten Morgen ist die große, moderne<br />

Küche im zweiten Stockwerk: Ab neun gibt<br />

es Frühstück. Einige Mitarbeiter tragen ihre vollen<br />

Kaffeetassen mit sich herum, denn die einzige<br />

Kaffee maschine steht eine Etage tiefer in der kleineren<br />

Küche. „Das hat sich so ergeben, und bisher<br />

haben wir keinen Anlass gesehen, das zu ändern.<br />

So sind die Mitarbeiter animiert, sich zu bewegen,<br />

und die Teams auf den verschiedenen Stockwerken<br />

laufen sich öfter über den Weg“, erzählt Mandy<br />

Mill. Sie ist für das Office-Management zuständig.<br />

Der Weg nach unten führt durch einen schmalen<br />

Gang, rechts sitzen, durch Glaswände getrennt,<br />

die Teams für Sales und Marketing. Die Entwickler<br />

arbeiten ein Stockwerk tiefer.<br />

Die Räume bei Getyourguide sind groß und offen.<br />

Auf der ersten Etage sitzen die verschiedenen Abteilungen<br />

an großen Tischgruppen in einem einzigen<br />

Raum. Wer in Ruhe etwas besprechen will,<br />

NAME:<br />

Getyourguide<br />

GRÜNDUNG:<br />

2009<br />

GRÜNDER:<br />

Tao Tao, Johannes Reck,<br />

Josef Gatzek<br />

MITARBEITER:<br />

etwa 200, davon 170 in Berlin<br />

STANDORTE:<br />

Berlin, Zürich, Rom, Las Vegas,<br />

Paris, London, Barcelona, Bangkok,<br />

Dubai, New York, Sydney<br />

SERVICE:<br />

Online-Buchung von Tickets für<br />

Sehenswürdigkeiten<br />

getyourguide.de<br />

kann sich in einen der acht Meeting-Räume zurückziehen.<br />

Zwei davon sind so klein, dass sie liebevoll<br />

„Telefonbuden“ genannt werden.<br />

Die Möbel im ganzen Büro sind schick und<br />

schlicht: weiße Tische, schwarze Stühle, ein großer<br />

Monitor an jedem Platz. „Ich bin hier auch für die<br />

Arbeitssicherheit zuständig und achte sehr auf ergonomische<br />

Arbeitsplätze“, sagt Mandy. „Unsere<br />

Tische sind alle höhenverstellbar, und wer mal vom<br />

Schreibtisch weg möchte, kann sich mit seinem<br />

Laptop in eine Couchecke zurückziehen.“<br />

Gegenüber den Büros im zweiten Stockwerk steht<br />

ein hölzerner Affenfelsen mit roten Sitzsäcken: die<br />

Update Area. Jeden Freitag treffen sich hier um<br />

17.30 Uhr alle Mitarbeiter und beenden die Woche<br />

gemeinsam mit Vorträgen und Bier.<br />

Ein Teil des Teams in Berlin hatte leider keinen<br />

Platz mehr im Hauptquartier. Deswegen arbeiten<br />

die mehr als 30 Mitarbeiter aus den Abteilungen<br />

Content und Finance in der Greifswalder Straße<br />

und die 80 Leute im Customer Service haben ein<br />

separates Büro in Kreuzberg. In einem Jahr will<br />

Getyourguide deshalb an einen anderen Standort<br />

ziehen, damit das ganze Berliner Team an einem<br />

Ort zusammenarbeiten kann.<br />

ak<br />

Lorem Ipsum<br />

Die Welt erobern: Auf der Karte an der Wand ist<br />

eingezeichnet, wo es Getyourguide schon überall gibt.<br />

Hell und offen: das Büro der Marketing-Abteilung<br />

Wochenende: Zum Freitags-Update gibt es Bier.<br />

Treffpunkt: Zum Mittagessen sitzen die Mitarbeiter auch gern in der kleinen Küche im ersten Stock zusammen.<br />

Gemütlich: In der Update Area beendet das Getyourguide-Team gemeinsam die Woche.<br />

Fotos: Adela Dupetit


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CROWDFUNDING FÜR STARTUPS<br />

Companisto ist Marktführer für Crowdinvesting. Hierbei schließen<br />

sich viele Menschen zusammen, um sich gemeinsam an<br />

Startups und Wachstumsunternehmen zu beteiligen.<br />

companisto.com<br />

GSG-HOF KÖPENICKER STRASSE UND INNENANSICHT<br />

DURCHSTARTEN IN X-BERG<br />

Erfolgreiche Symbiose: GSG Berlin und Startups<br />

Wer durch Kreuzberger Straßen<br />

flaniert, kommt an den<br />

markanten, silberfarbenen<br />

drei Buchstaben an Klinkersteinfassaden<br />

nicht vorbei.<br />

GSG – das steht für Gewerbesiedlungs-Gesellschaft<br />

(GSG Berlin), die 1965<br />

gemeinsam vom Land Berlin, der Berliner Handwerkskammer<br />

und der IHK gegründet, im Jahr<br />

2007 aber privatisiert wurde und heute Teil eines<br />

europaweit agierenden Immobilienunternehmens<br />

ist. Ziel war es, in den Nachkriegsjahren Berliner<br />

Firmen günstige Büro- und Gewerbeflächen in der<br />

Hauptstadt zur Verfügung zu stellen. Daran hat<br />

sich auch 51 Jahre später nichts geändert.<br />

SCHMUCKVOLLE GRÜNDERZEITFASSADEN<br />

Alles begann 1966 mit dem Kauf des Gewerbehofes<br />

in der Blücherstraße, der auch noch heute im<br />

Bestand der GSG Berlin ist. Weitere Ankäufe folgten,<br />

die Gewerbehöfe wurden behutsam instandgesetzt<br />

und teils durch moderne Erweiterungsbauten<br />

ergänzt. Heute gehören zum Portfolio 45 Standorte<br />

mit rund 900.000 Quadratmetern Gewerbefläche.<br />

In Kreuzberg tummeln sich besonders viele<br />

architektonische GSG-Perlen mit interessanten<br />

Geschichten. In der Oranienstraße 6 tüftelte<br />

Konrad Zuse an seinem ersten Rechner, in der<br />

Reichenberger Straße erblickten Bechstein-Flügel<br />

und -Klaviere das Licht der Welt.<br />

20-MAL IN X-BERG<br />

GSG-Hof Adalbertstraße 5–8<br />

GSG-Hof Alexandrinenstraße 2–3<br />

GSG-Hof Blücherstraße 22<br />

GSG-Hof Gneisenaustraße 66–67<br />

GSG-Hof Köpenicker Straße 145<br />

GSG-Hof Köpenicker Straße 154–157<br />

AQUA Carré, Lobeckstraße 30–35<br />

GSG-Hof Lobeckstraße 36<br />

gsg.de/kreuzberg<br />

KLEIN ANFANGEN, GROSS RAUSKOMMEN<br />

Heute findet man in der Mieterliste der GSG Berlin<br />

viele bekannte Namen der Berliner Startup-Szene.<br />

Oft haben sie hier, teils mit Unterstützung der GSG<br />

Berlin, klein angefangen und sind mittlerweile groß<br />

rausgekommen. Es sind ständig wechselnde Flächenangebote<br />

in vielen Größenordnungen verfügbar.<br />

Mehr unter: www.gsg.de<br />

GSG-Höfe Oranienstraße 6, 10–11, 24 und 188<br />

GSG-Hof Prinzessinnenstraße 19–20<br />

piano forte Hof, Reichenberger Straße 124<br />

GSG-Hof Schlesische Straße 27<br />

GSG-Höfe Skalitzer Straße 97 und 127–128<br />

GSG-Hof Urbanstraße 71<br />

GSG-Höfe Waldemarstraße 33 a und 37 a<br />

GSG-Hof Zossener Straße 55–58<br />

COWORKING SPACE<br />

Betahaus ist ein Coworking- und Event-Space für Entrepreneure<br />

und Kreative, die ihre eigenen Projekte verwirklichen und sich<br />

mit anderen austauschen wollen.<br />

betahaus.de<br />

GSG-HOF PRINZESSINNENSTRASSE<br />

SOFTWARE-LÖSUNGEN<br />

Xailabs ist ein innovatives Softwareunternehmen, das funktionale<br />

Enterprise-Lösungen gestaltet, originelle mobile Anwendungen<br />

kreiert und nachhaltige Markenerlebnisse schafft.<br />

xailabs.com/de<br />

GSG-HOF LOBECKSTRASSE<br />

CLUE – NOW YOU KNOW<br />

Mit der Zyklus- und Fruchtbarkeits-App Clue können Frauen<br />

weltweit auf einfache und vertrauensvolle Art und Weise ihren<br />

Körper besser kennenlernen.<br />

helloclue.com<br />

GSG-HOF ADALBERTSTRASSE<br />

Fotos: GSG Berlin, Companisto/Max Jurisch<br />

SERIELLER 3-D-DRUCKER<br />

BigRep ist der Entwickler und Hersteller des weltweit<br />

größten, serienmäßig verfügbaren 3-D-Druckers.<br />

bigrep.com<br />

GSG-HOF GNEISENAUSTRASSE


NEUE STARTUPS<br />

DEMO DAYS<br />

ELEVATOR PITCH<br />

Du im Aufzug. Pling. Tür auf. Dein Trauminvestor tritt ein. Das ist die Chance Deines Lebens.<br />

Du musst überzeugen – in 30 Sekunden. Nerven behalten: Du schaffst das!<br />

AB INS FERNSEHEN<br />

Demo Day bei Prosiebensat.1<br />

Nur vier Startups hatten sich unter mehr als 300<br />

Bewerbern für das siebte Batch des Prosiebensat.1<br />

Accelerators durchgesetzt und präsentierten sich<br />

Ende Juni beim Demo Day: die Vergleichsplattform<br />

für Immobilienbesitzer 123makler.de, der digitale<br />

Automobilklub Jimdrive, das Online-Pfandhaus<br />

Valendo und der Spielzeugverleih Meinespielzeugkiste.de.<br />

Sie alle verfügen nun über ein Werbebudget<br />

in Höhe von 500.000 Euro auf den TV-Sendern von<br />

Prosiebensat.1.<br />

p7s1accelerator.com<br />

SERVICE: Digitando sammelt E-Mails, die<br />

beim Onlineshopping anfallen, und bündelt<br />

sie auf einer übersichtlichen Oberfläche.<br />

GRÜNDER: Florian Götz<br />

GRÜNDUNG: November 2015<br />

digitando.de<br />

PITCH: Heute basiert die Beziehung zwischen<br />

Onlineshops und Kunden auf jeder<br />

Menge E-Mails. Sie sollen den Kunden<br />

zum nächsten Kauf animieren. Dabei liegt<br />

die Erfolgsquote bei sechs Prozent und kostete<br />

deutsche Unternehmen im Jahr 2015<br />

1,9 Milliarden Euro. Digitando ist die digitale<br />

Sekretärin: Sie erledigt derartige Post und<br />

stärkt damit die Kundenposition gegenüber<br />

Onlineshops. Informationen in Bestellungen,<br />

Rechnungen, Angeboten, Kontakt- und Zugangsdaten<br />

werden gebündelt und für unsere<br />

Nutzer dargestellt. Zusätzlich belohnen<br />

wir die individuelle Kundenbeziehung mittels<br />

Cashback. Freemium für private Nutzung<br />

und Abo für Business-Kunden sind die Einnahmequelle.<br />

Die praktische Anwendung des<br />

Vendor-Relationship-Managements macht<br />

Digitando einzigartig, extrem skalierbar<br />

und seit Ende März nutzbar.<br />

SERVICE: Die Schuhleister nutzen moderne<br />

Technik wie den 3D-Druck und optische Fußvermessung,<br />

um maßgefertigte Schuhe mit<br />

nur einer Vermessung anzubieten.<br />

GRÜNDER: Timo Marks<br />

GRÜNDUNG: Juni 2016<br />

die-schuhleister.de<br />

WOLLT IHR EUER STARTUP HIER PRÄSENTIEREN?<br />

MELDET EUCH: pitch@berlinvalley.com<br />

PITCH: Die Schuhleister lassen ein altes<br />

Handwerk der kundenindividuellen Schuhe<br />

mit den Methoden des 21. Jahrhunderts wieder<br />

neu aufblühen. Wir nutzen unter anderem<br />

optische Fußvermessung und 3D-Druck<br />

der Leisten und Einlagen, um moderne und<br />

hochqualitative Maßschuhe anzubieten, die<br />

nach einmaliger Vermessung passen und jederzeit<br />

durch den Kunden nachbestellt werden<br />

können. Hierbei sorgen wir für die perfekte<br />

Mischung aus Anpassung an den Fuß<br />

mit Gesundheitsaspekten und persönlicher<br />

Zufriedenheit des Endkunden beim Stil –<br />

dies stellt die Schuhleister-Kundenzufriedenheitsmotivation<br />

dar. Die Schuhleister sind<br />

ein B2B-Service, welcher Geschäftskunden<br />

(Händler, Marken, Hersteller, Unternehmen)<br />

unterstützt, ihre Kunden und Mitarbeiter zufriedenzustellen.<br />

SERVICE: Nook Names verbindet Auftraggeber<br />

mit handverlesenen Freelancern aus<br />

der Kreativ- und Werbebranche.<br />

GRÜNDER: Phil Meinwelt, Jonas Drechsel<br />

GRÜNDUNG: Februar 2016<br />

nook-names.de<br />

PITCH: Nook Names als Freelancer-Netzwerk<br />

ist über Jahre gewachsen. Nach<br />

15 Netzwerk-Events umfasst unsere Community<br />

inzwischen mehr als 600 kreative<br />

Freelancer aus den Bereichen Design, Text,<br />

Entwicklung, Foto, Video und Marketing.<br />

Wir haben sie in einem Aufnahmeverfahren<br />

darauf getestet, ob wir sie gern als Dienstleister<br />

weiterempfehlen möchten. Seit unserer<br />

Gründung akquirieren wir interessierte<br />

Auftraggeber aus der Agentur- und<br />

Startup-Branche, denen wir persönlich auf<br />

ihren Bedarf hin abgestimmte Freelancer<br />

vorschlagen. Mit diesen Erfahrungen und einem<br />

Proof of Concept gehen wir den nächsten,<br />

deutlich skalierbareren Schritt. Aktuell<br />

suchen wir dafür vor allem Startups, die<br />

Freelancer-Bedarf haben, sowie Investoren,<br />

die gerne mit uns das Google der Freelancer-<br />

Suche aufbauen möchten.<br />

Fotos: Digitando, die Schuhleister, Nook Names<br />

Fotos: Prosiebensat.1, Microsoft, Stefan Kny<br />

RAUS AUS DER<br />

GRÜNDERETAGE<br />

Demo Night bei Microsoft<br />

Acht Startups schlossen ebenfalls Ende Juni die<br />

fünfte Klasse des Microsoft Accelerators ab. Die<br />

Themen waren vielfältig, es präsentierten: das<br />

Online-Therapieprogramm Caspar, die Mitglieder-Management-Plattform<br />

Raklet, die Plattform für<br />

digitalisierte Fabriken Factor-E, das Logistik-Software-Startup<br />

Flutaro, das Netzwerk Linknovate für<br />

innovative technische Entwicklungen, die Gesundheits-App<br />

Hidoc, das Produktivitätstool Datary und<br />

die Musik-Sharing-Plattform iGroove.<br />

microsoftaccelerator.com<br />

WECHSELHELFER<br />

UND MITGESTALTER<br />

Demo Day bei GTEC<br />

Anfang Juli lud Christoph Räthke zum Demo Day der<br />

GTEC Startup Academy und des Labs. Insgesamt<br />

neun Startups stellten sich vor, darunter das Immobiliennetzwerk<br />

RealPD, die Mitgestaltungsplattform<br />

Projecttogether, die Multiplayer-Music-Maker-App<br />

Polyjammer, die Personal-Coaching-Plattform Ellistra,<br />

der automatisierte Recruitment-Berater iCombine<br />

und den Wechselhelfer Swapp, mit dem Haushalte<br />

günstigere Versorger und Spezialisten finden.<br />

gtec.berlin<br />

berlinvalley.com / 53


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„Eigene Spielregeln definieren“: Diskussionsrunde auf dem Women in Leadership Summit in Monaco<br />

SEI STARK, SEI SCHLAU, SEI FRAU<br />

Fragen auf. Fragen sind ein sehr guter Start, wenn<br />

man etwas verändern will. Jacqueline de Rojas, Präsidentin<br />

des britischen Hightech-Verbands techUK,<br />

unterstrich an diesem Punkt: „Sie müssen kein Alphatier<br />

und Killertyp sein, um Ihre Angelegenheiten und<br />

Interessen durchzusetzen. Manchmal kann es viel<br />

effektiver sein, die ‚richtigen’ Fragen zu stellen.“<br />

Also Fragen, die die Karten neu mischen.<br />

RICHTIG FRAGEN, WEITERDENKEN<br />

Auf dem Summit wurden also richtige Fragen<br />

gestellt, mit denen wir uns selbst und unsere Rolle<br />

als Führungspersönlichkeiten auf den Prüfstand<br />

stellten. Hier sind einige der Fragen, welche zum<br />

Nachdenken anregten:<br />

• Was will ich wirklich tun? Was mache<br />

ich gerne?<br />

• Was will ich überhaupt erreichen?<br />

• Achte ich auf meine Stärken?<br />

Respektiere ich meine Erfolge?<br />

• Kenne ich meine Schwächen?<br />

Kann ich diese kompensieren?<br />

• Kann ich Dinge konstruktiv hinterfragen<br />

und dann gekonnt managen?<br />

• Bin ich zu bescheiden? Fordere ich auch,<br />

was mir wirklich zusteht<br />

(Geld, Position, Respekt)?<br />

• Nehme ich genug Wissen auf, um weiter<br />

in der Spitzengruppe mitzuspielen?<br />

• Arbeite ich genug an meinen<br />

Netzwerken, die mich unterstützen und<br />

neue Möglichkeiten eröffnen?<br />

• Umgebe ich mich mit Leuten, die<br />

Widerspruch vertragen oder sogar<br />

begrüßen?<br />

• Unterstütze ich andere bei der Erfüllung<br />

ihrer Träume und Ziele?<br />

Jacqueline de Rojas und Margaret Heffernan<br />

hoben die positiven Auswirkungen von richtigen<br />

Fragen hervor, die das Team aktiv beteiligen<br />

und Vorausdenken begünstigen. Die Fähigkeit,<br />

aus intelligenten Fragestellungen zu lernen, wird<br />

immer wichtiger in einer Welt, die geprägt ist von<br />

disruptiven Technologien und rapide fortschreitenden<br />

Wandlungsprozessen. Wir brauchen smarte<br />

Persönlichkeiten und diversifizierte Teams, die in<br />

neuen Kategorien denken, um auf bahnbrechende<br />

Ideen zu kommen.<br />

TECHNOLOGIEN MÜSSEN WEIBLICHER<br />

WERDEN<br />

Beschäftigt man sich mit der Genderparität, so<br />

zeigen sich immer wieder Möglichkeiten neuer<br />

Technologien für den Gleichstellungsprozess. Auf<br />

dem Summit kamen digitale Unternehmerinnen<br />

und Vordenkerinnen zu Wort, die hervorhoben,<br />

dass sich Frauen in größerem Umfang mit neuen<br />

Technologien befassen müssen. Weibliche Unternehmerinnen<br />

und Führungskräfte müssen verstärkt<br />

„Technik können“ und hier das entsprechende Wissen<br />

sowie die nötigen Qualifikationen mitbringen.<br />

Emer Coleman, CEO von Dsrptn, brachte es folgendermaßen<br />

auf den Punkt: „Ingenieure schreiben<br />

den Code der Zukunft, und Frauen müssen<br />

auf dem Gebiet der Codierung eine stärkere Rolle<br />

spielen. Wenn sie den Code beherrschen, haben sie<br />

den Schlüssel zum Erfolg in der Hand.“ Jacqueline<br />

Simmons von Bloomberg News, die einen Teil<br />

des Gipfels moderierte, stellte fest, dass es in den<br />

technologischen Disziplinen noch einen deutlichen<br />

Mangel an Frauen gibt. Zahlreiche Studien<br />

zeigen, wie problematisch dies in einer Welt ist,<br />

in der MINT-Felder im Begriff sind, die Führung zu<br />

übernehmen. Vielen Frauen bleibt oft noch eine<br />

Fülle neuer Arbeitsmöglichkeiten verschlossen.<br />

Darüber hinaus arbeiten sie noch zu häufig in Bereichen,<br />

die von Routinen und Prozessen bestimmt<br />

sind, welche durch disruptive Technologien wie<br />

Automatisierung und Robotik obsolet werden.<br />

Daniele Fiandaca von Creative Social und von<br />

Token Man führte hierzu aus: „Es gibt 1,4 Millionen<br />

Arbeitsplätze im Technologiesektor, aber nur drei<br />

Prozent Frauen, die in den Startlöchern sind, um<br />

USCHI SCHREIBER<br />

ist Partner im Bereich Markets & Business Development<br />

bei EY New York. Mit Kunden auf<br />

der ganzen Welt arbeitet sie an der Lösung<br />

komplexer Probleme und der Umsetzung von<br />

nachhaltigem Wandel. ey.com/de,<br />

uschischreiber.com/blog<br />

diese einzunehmen. Dies ist eine schockierende<br />

Statistik.“ Mädchen müssen schon im frühen Schulalter<br />

für technische Berufe und Fächer begeistert<br />

werden. Je früher, desto besser. Sie haben dann<br />

eine größere Chance, sich zu MINT-Berufen und<br />

technischen Fächern hingezogen zu fühlen – und<br />

in diesem Bereich ein Leben lang zu lernen.“<br />

Um ihren Standpunkt deutlicher zu machen,<br />

vermittelte Emer Coleman den Summit-Teilnehmerinnen<br />

und -Teilnehmern in einer Masterclass<br />

ihr technologisches Wissen. Hier wurde sehr<br />

deutlich, wie wichtig lebenslanges Lernen für<br />

den eigenen Erfolg in einer Welt im disruptiven<br />

Wandel ist. Mädchen und Frauen zu begeistern<br />

und zu motivieren, ist ein essenzieller Beitrag<br />

zur Verwirklichung der Gleichstellung von Mann<br />

und Frau – für die Gesellschaft und eine bessere<br />

Arbeitswelt. Es führt kein Weg daran vorbei, die<br />

Genderparität auf unsere Agenda zu setzen – und<br />

mit zahlreichen Initiativen wie den Summit und<br />

anderen Programmen zu unterstützen.<br />

Wie kann Genderparität in der Arbeitswelt beschleunigt werden? Was können Frauen tun? Was ist der Beitrag<br />

der Männer? Welche Rolle spielen neue Technologien? Uschi Schreiber, EY Global Vice Chair, erklärt, wie Frauen<br />

in Zeiten des digitalen Wandels stärker in Führung gehen können – als Managerinnen und Unternehmerinnen<br />

Genderparität in der Arbeitswelt<br />

und Gesellschaft ist ein überragend<br />

wichtiges Thema, das in<br />

so gut wie alle Lebensbereiche<br />

hineingreift. Die Gleichstellung<br />

der Geschlechter ist nicht nur<br />

eine Frage der Gerechtigkeit, sondern auch des<br />

Erfolgs von Organisationen und Gesellschaften.<br />

Es gibt ganz klare Beweise, dass Unternehmen<br />

und Staaten mehr erreichen, wenn sie Frauen<br />

gleichberechtigt einbeziehen. Es liegt also in unser<br />

aller Interesse, dass die völlige Gleichstellung von<br />

Männern und Frauen Wirklichkeit wird. Auf dem<br />

Women in Leadership Summit im Rahmen des EY<br />

World Entrepreneur of the Year 2016 Forum vom<br />

7. bis zum 12. Juni in Monaco wurde wieder einmal<br />

deutlich, dass zur Verwirklichung der Genderparität<br />

unter anderem drei Dinge nötig sind:<br />

• Männer müssen sich engagierter in die<br />

Genderdebatte einbringen.<br />

• Weibliche Führungskräfte und<br />

Unternehmerinnen müssen ihren eigenen,<br />

authentischen Führungsstil entwickeln.<br />

• Frauen müssen heute und in Zukunft<br />

stärker in Technologie- und MINT-Berufen<br />

mitmischen.<br />

MÄNNER, WO BLEIBT IHR?<br />

Obwohl die Einladung zu dem Summit an Männer<br />

wie Frauen ging, fiel auf, dass erstere nur sehr<br />

vereinzelt im Publikum vertreten waren. Sicher,<br />

es gibt auch nicht von der Hand zu weisende<br />

Vorteile von Meetings mit einem vorwiegend<br />

weiblichen Publikum: So kann die Diskussion auf<br />

einem hohen inhaltlichen Niveau geführt werden,<br />

was daher rührt, dass gemeinsame „weibliche“<br />

Karriereerfahrungen und Hintergrundwissen aus<br />

erster Hand ausgetauscht werden. Aufgrund der<br />

Tatsache, dass männliche Teilnehmer am Wirtschaftsleben<br />

immer noch die meisten Senior- und<br />

Führungspositionen innehaben, ist es jedoch von<br />

entscheidender Wichtigkeit, dass Männer aktiv an<br />

der Diskussion über Geschlechtergleichbehandlung<br />

und -gerechtigkeit teilnehmen. Frauen und<br />

Männer müssen sich zusammenschließen, wenn<br />

ein wirklicher Wandel in der Arbeitswelt und am<br />

Arbeitsplatz stattfinden soll.<br />

Frauen erreichen mittlerweile eine ganze Menge<br />

als Führungskräfte am Arbeitsplatz oder Unternehmerinnen<br />

im eigenen Betrieb. Sie führen die Genderdiskussion<br />

weiter an. Diese Diskussion braucht<br />

aber männliche Führungskräfte als Diskussionspartner,<br />

damit sich ein vollständiges Bild ergibt, das<br />

als Blaupause für weiteres, zielführendes Handeln<br />

dienen kann. Im Interesse aller.<br />

FRAUEN, BLEIBT IHR SELBST<br />

Um die eigenen Stärken ausspielen zu können,<br />

müssen weibliche Führungskräfte Antworten auf<br />

zentrale Fragen finden. So wurde auf dem Summit<br />

die Kernfrage gestellt: „Was ist eine authentische<br />

und glaubwürdige weibliche Führungspersönlichkeit<br />

– und wie wird man eine?“<br />

Margaret Heffernan, Entrepreneurin, CEO und<br />

Autorin von „Beyond Measure: The Big Impact<br />

of Small Changes“ sowie zahlreichen anderen<br />

Büchern und Artikeln konnte einiges zur Diskussion<br />

beitragen. Ihr erster Rat an andere Führungsfrauen<br />

lautete: „Definieren Sie Ihre eigenen Spielregeln!“<br />

Sie selbst hatte im Laufe ihrer Karriere erkannt,<br />

dass es nicht zielführend für Frauen ist, Männer<br />

und ihren Führungsstil zu kopieren. Nach den<br />

ersten Versuchen in dieser Richtung erkannte sie,<br />

dass dies kein Erfolgsrezept ist. Ihr Resümee aus<br />

ihren Erfahrungen: „Ich will nicht das Spiel anderer<br />

spielen. Ich glaube, dass wir Frauen dazu da<br />

sind, die Spielregeln zu verändern.“<br />

Der Standpunkt von Margaret Heffernan trug<br />

zu einer lebhaften Diskussion bei und warf viele<br />

Fotos: Studio phenix<br />

WO GRÜNDERINNEN IHR GESCHÄFTSMODELL BESCHLEUNIGEN:<br />

ENTREPRENEURIAL WINNING WOMEN EU 2016<br />

Das weltweit erfolgreiche Programm wird dieses Jahr zum ersten<br />

Mal in der EU durchgeführt. Es bietet vielversprechenden jungen<br />

Unternehmerinnen die Möglichkeit, ihr Geschäftsmodell zu skalieren.<br />

Ist euer Start-up mindestens zwölf Monate alt? Lag euer Umsatz<br />

2015 bei mindestens 500.000 Euro, oder habt ihr mindestens<br />

500.000 Euro Funding erhalten? Dann meldet euch bis zum<br />

8. August mit Namen des Unternehmens, Namen der<br />

Gründerin, Erläuterung des Geschäftsmodells, Umsatz 2015,<br />

Umsatzplan 2016 und Pitch Deck an bei:<br />

STARTUPINITIATIVE@DE.EY.COM<br />

„Richtige Fragen stellen“: Jacqueline de Rojas, Präsidentin des britischen Hightech-Verbands techUK, diskutierte auf dem Summit die Chancen von Frauen in der Arbeitswelt.


TREFFPUNKT<br />

DAS NEWNEW FESTIVAL<br />

Das Festival findet vom 20. bis zum 22. September<br />

2016 im Zentrum für Kunst und Medien (ZKM) in<br />

Karlsruhe statt. Teil des Festivals ist der Startup-<br />

Wettbewerb Code_n, für den sich mehr als 380<br />

junge Unternehmen aus 40 Ländern beworben<br />

haben. 52 Finalisten aus den Clustern „Applied<br />

Fintech“, „Connected Mobility“, „Healthtech“ und<br />

„Photonics 4.0“ werden beim Festival dabei sein.<br />

NEWNEWFESTIVAL.COM<br />

ALLES IM BLICK<br />

Blickshift bietet Produkte und Lösungen für die Analyse des Blickverhaltens<br />

von Autofahrern an. Das Hauptprodukt ist die Software Blickshift Analytics,<br />

die auf hochaktuellen Forschungsergebnissen der Visual Analytics<br />

basiert. Blickshift wurde 2015 von drei PhD-Absolventen des Instituts für<br />

Visualisierung und Interaktive Systeme der Universität Stuttgart gegründet.<br />

Die Vision ist es, innovative Software für die Mensch-Maschine-<br />

Interaktion und Big Data Analytics zu entwickeln.<br />

connect.code-n.org/startups/blickshift<br />

Initiator des Code-n-Wettbewerbs: Ulrich Dietz, Vorstandschef von GFT Technologies in Stuttgart<br />

Warum Karlsruhe? GFT-Chef Ulrich<br />

Dietz erklärt, was Besucher auf dem<br />

Newnew Festival erwartet<br />

Herr Dietz, es gibt so viele Startup-Veranstal<br />

tungen, warum brauchen wir jetzt noch<br />

das Newnew Festival?<br />

Das Newnew Festival ist bewusst kein reines Startup-<br />

Event. Uns war es viel wichtiger, eine Innovationsveranstaltung<br />

zu initiieren. Startups sind ein<br />

zentraler Teil davon – es sind aber viele weitere<br />

Bausteine nötig.<br />

Was sind die anderen Teile?<br />

Wir bieten eine internationale Mischung aus hochwertigem<br />

Content, unter anderem ein Konferenzprogramm<br />

auf drei Bühnen. Neben den Startups<br />

werden auch unsere Industriepartner ihre Themen<br />

ausstellen, Trends diskutieren, Experten diverser<br />

Bereiche vernetzen sich. Außerdem gibt es Kunst<br />

und Musik – das darf nicht fehlen.<br />

Warum war das nicht in Hannover auf<br />

der Cebit möglich, wo die Industriepartner<br />

gleich um die Ecke sind?<br />

Wir waren viermal in Hannover – mit mehr als<br />

75.000 Besuchern war es 2015 ein sensationeller<br />

Erfolg. Aber die Cebit ist eine IT- und keine Innovationsmesse.<br />

Wir hatten das Gefühl, wir sind inzwischen<br />

erwachsen geworden und es ist an der Zeit,<br />

ein eigenes Format zu entwickeln. Code_n steht für<br />

‚Code of the New‘ – diesen Anspruch haben wir<br />

auch an uns selbst.<br />

56 / berlinvalley.com<br />

„EINE PRICKELNDE<br />

MISCHUNG“<br />

Und warum haben Sie ausgerechnet<br />

Karlsruhe ausgewählt?<br />

Karlsruhe ist sicher nicht der Nabel der Welt, Berlin<br />

aber übrigens auch nicht. Karlsruhe bietet uns ein<br />

ideales Ökosystem mit innovativen, lokalen Partnern.<br />

Ausschlaggebend war letztlich aber unser<br />

Veranstaltungsort: das Karlsruher Zentrum für Kunst<br />

und Medien (ZKM). Eine weltweit einzigartige Kulturinstitution.<br />

Innovation in Verbindung mit avantgardistischer<br />

Medienkunst – das ist eine prickelnde<br />

Mischung. Und im ZKM haben wir zudem genug<br />

Platz, um unseren Themen den nötigen Raum zu<br />

geben. Es sind auch in der ganzen Stadt Veranstaltungen<br />

geplant: vom Pub Crawl über Konzerte<br />

bis hin zum Abschluss-Event bei den Schlosslichtspielen.<br />

Das endgültige Programm steht noch nicht<br />

fest, wird aber in den nächsten Wochen Stück für<br />

Stück vorgestellt.<br />

Wie groß ist das Interesse der Startups?<br />

In Hannover hatten wir zuletzt 450 Bewerbungen.<br />

Für Karlsruhe waren es 385 aus 40 Ländern. Wir<br />

waren positiv überrascht, dass es erneut so viele<br />

waren, obwohl wir ein neues Format auf die Beine<br />

stellen. Code_n als Innovationsmarke hat sich etabliert<br />

– davon profitieren wir jetzt: 52 Startups aus<br />

elf Ländern sind im Finale dabei.<br />

Wie war die Qualität der Bewerbungen?<br />

Hervorragend. Es wird auch jede Menge zum<br />

Anfassen und Staunen geboten sein. Wir konzentrieren<br />

uns bewusst auf Startups, die aus dem technischen<br />

Umfeld kommen. Uns interessiert nicht der<br />

nächste Essenslieferdienst, sondern wir suchen nach<br />

Startups, die technologisch dicke Bretter bohren.<br />

Inwiefern?<br />

Wir konzentrieren uns auf die vier Cluster ‚Applied<br />

Fintech‘, ‚Healthtech‘, ‚Connected Mobility‘ und<br />

‚Photonics 4.0‘: Fintech, weil das unser Kerngeschäft<br />

bei GFT betrifft und wir den Bereich weiter<br />

pushen wollen. Mobility, weil es ein zentrales Thema<br />

unserer Industrie ist. Health, weil das Armband,<br />

das den Puls misst, erst den Anfang darstellt. Und<br />

Photonics, weil es aktuell noch stark unterrepräsentiert<br />

ist, aber Themen wie Laser und LED ungeheures<br />

Potenzial für die Industrie bieten.<br />

Wie kommt ein mittelständisches<br />

Unternehmen wie GFT auf die Idee,<br />

ein Festival in diesem Maßstab zu<br />

organisieren?<br />

Das Festival ist ein Element unseres Innovationsnetzwerks<br />

Code_n. Wir machen das nicht ganz allein:<br />

Wir haben starke Industriepartner an unserer Seite,<br />

und auch das Bundesforschungsministerium unterstützt<br />

uns. Die Digitalisierung geht uns alle an. Wir<br />

brauchen mehr mutige Unternehmer, um als Industrienation<br />

weiter vorne mitzuspielen. GFT ist weltweit<br />

aktiv, und wir haben uns gefragt, wie wir ein Format<br />

entwickeln können, das uns ständig herausfordert<br />

und mit dem wir permanent über den Tellerrand blicken.<br />

Wir wollen die Innovationsentwicklung bei unseren<br />

Kunden aus der Finanzwirtschaft vorantreiben,<br />

und dafür brauchen wir Glaubwürdigkeit. Deshalb<br />

probieren wir Dinge aus und entwickeln sie weiter.<br />

Das leben wir sehr intensiv.<br />

Wieso muss es dann gleich ein Festival mit<br />

Musik und Kunst sein?<br />

Ich bin der Ansicht, wir müssen in Deutschland attraktive<br />

Veranstaltungen realisieren, die echte Begeisterung<br />

hervorrufen. Gerade für die IT-Welt! Ich<br />

denke dabei an so etwas wie die ‚Floating Piers‘<br />

des Künstlers Christo auf dem Iseosee. Damit hat er<br />

fast 1,3 Millionen Besucher angelockt. Für so einen<br />

Zuspruch werden wir natürlich noch eine Weile<br />

hinarbeiten müssen (lacht).<br />

Welche Besucher würden Sie denn gern auf<br />

dem Newnew Festival sehen?<br />

Alle, die sich von der digitalisierten Welt inspirieren<br />

lassen wollen. Das Versicherungsunternehmen<br />

aus München ebenso wie den Beamten aus Berlin<br />

oder Studenten aus Köln sowie alle, die sich für<br />

neue Geschäftsmodelle begeistern. Wir erwarten<br />

eine bunte Mischung – also nicht nur Manager.<br />

Und mit wie vielen Besuchern rechnen Sie?<br />

Unser Ziel sind 10.000. Wenn es nur die Hälfte<br />

wird, ist das fürs erste Jahr auch okay – zumindest<br />

solange jeder ein Quäntchen Inspiration in seinen<br />

Alltag mitnimmt.<br />

Das Gespräch führte Corinna Visser.<br />

Fotos: GFT Technologies SE, Blickhift, Ambigate, 8-Tree, University of Oxford<br />

HEILEN MIT 3D<br />

Ambigate, ein Spin-off der Universität Tübingen, entwickelt mit E-Reha<br />

eine videospielbasierte Bewegungstherapie für das häusliche und betriebliche<br />

Umfeld. Bei den Übungen bewegt man sich in einer virtuellen<br />

Welt. Eine 3D-Kamera erkennt kontaktlos die Bewegungen des Nutzers<br />

und lokalisiert sofort Ausführungsfehler. Zusätzlich wird mittels hochinnovativer<br />

Parameter der Krankheitsfortschritt bestimmt und die Therapie<br />

entsprechend online dynamisch angepasst. Ambigate hat unter anderem<br />

einen Grant und den IKT-Innovativ-Preis des BMWi erhalten.<br />

ambigate.com<br />

SCHLAUE FENSTER<br />

2014 erfand Bodle Technologies aus Oxford eine revolutionäre, ultradünne<br />

Lacktechnologie, die auf Knopfdruck Licht manipulieren kann. Vor<br />

allem für farbige, reflektierende Displays, bei denen Auflösung, geringes<br />

Gewicht und niedriger Stromverbrauch entscheidend sind, bietet diese<br />

bahnbrechende Technologie außergewöhnliche Möglichkeiten. Das erste<br />

Produkt wird ein flexibles Display mit extrem hoher Auflösung sein. Das<br />

zweite ein „schlaues“ Fenster, bei dem man aktiv die Menge an eintretendem<br />

Infrarotlicht steuern kann.<br />

bodletechnologies.com<br />

DELLEN FINDEN<br />

8tree macht Dinge etwas anders: zum Beispiel komplexe Messtechnik<br />

mal ganz einfach. Ein Knopfdruck genügt, um zuverlässig und hochgenau<br />

Dellen am Flugzeug mittels eines 3D-Scanners zu vermessen. Dies<br />

war bisher eine notwendige, aber ungeliebte manuelle Aufgabe. Mit<br />

dem Produkt Dentcheck geht das mit einem optischen Verfahren in zwei<br />

Sekunden. Und der Clou: Das Ergebnis wird auf die Oberfläche projiziert,<br />

sodass jeder sofort weiß, was als nächstes zu tun ist. Das Verfahren<br />

des Daisen dorfer Startups ist weltweit patentiert.<br />

8-tree.com<br />

berlinvalley.com / 57


TREFFPUNKT<br />

TREFFPUNKT<br />

SCALE YOUR BUSINESS<br />

Welchen Maßstab legt Ihr bei Euren<br />

Startups an das Thema Skalierung?<br />

Alle Startups denken international und wissen, dass<br />

sie ein Geschäftsmodell entwickeln müssen, das<br />

mehr oder weniger global ausrollbar ist. Entsprechend<br />

würden wir in kein Startup investieren, dass<br />

nur in Deutschland oder den Niederlanden funktioniert.<br />

Das ist einfach die Marktlogik und würde<br />

einem auf Wachstum ausgelegten Venture-Modell<br />

wie dem unseren auch nicht entsprechen.<br />

Lorem Die Dmexco Ipsum2015 hat’s vorgemacht: Ein bisschen Show muss sein, um Aufmerksamkeit zu bekommen.<br />

BITTE NAHMACHEN<br />

Mehr Live-Gefühl, engerer Kundenkontakt lauten die Gebote der Stunde. Wie das geht und was<br />

die digitalen Strategien für Konsumenten und die werbetreibende Industrie bedeuten, zeigt die Dmexco in Köln<br />

„Faszinierender Spirit“: Peter Borchers, Leiter des Telekom-Inkubators Hubraum, pflegt die Kontakte zum Silicon Valley.<br />

„WIR MÜSSEN IN DIE<br />

Du hast gesagt, dass Ihr Euch die Teams<br />

genau anschaut. Greift Ihr in die Personalstruktur<br />

ein, wenn Ihr merkt, das läuft nicht?<br />

Wir prüfen die Teams sehr genau und schauen<br />

unter anderem, dass alle Kernkompetenzen im<br />

Gründerteam vorhanden sind. Dann verlassen wir<br />

uns darauf, dass die Gründer im Wesentlichen die<br />

richtigen Entscheidungen treffen. Sie kennen ihr<br />

Modell viel besser als wir und fordern Input von<br />

uns. Insofern verstehen wir uns eher als Servicedienstleister,<br />

der den Teams mit Rat und Tat zur<br />

Seite steht. Dass wir eingreifen und gegensteuern<br />

müssen, kommt eigentlich kaum vor.<br />

BE INTERNATIONAL<br />

„In unserer Wirtschaft sind die digitalen Technologien<br />

der Schlüssel, um Prozesse zu optimieren,<br />

eigene Stärken und Wissensressourcen besser zu<br />

nutzen sowie Geschäfte weiter auszubauen“, heißt<br />

es auf der Website der Dmexco, die am 14. und<br />

15. September erneut die wichtigen Player der Digitalwirtschaft<br />

in Köln zusammenbringt.<br />

Ein Beispiel erleben wir gerade hautnah. Weltweit<br />

sind die Menschen im Monsterrausch und fangen mit<br />

der App Pokémon Go kleine süße Wesen. Niantic<br />

und Nintendo, die Macher der App, haben dabei<br />

geschickt den seit 20 Jahren andauernden Kult in die<br />

digitale Welt übertragen, indem sie die kleinen Taschenmonster<br />

in die Augmented Reality von Google<br />

Maps platzieren. Lokale Händler können den Hype<br />

und den Spieltrieb für sich nutzen und sogenannte<br />

Lockmodule platzieren, die Monster und somit Kunden<br />

auf der Jagd anziehen. „Hier sehe ich ein richtig<br />

krasses Potenzial für lokale Unternehmen. Sprich:<br />

All die Burgerläden oder Cafés. Nutzt den Effekt“,<br />

schreibt der Social-Media-Experte Philipp Steuer auf<br />

seinem Blog (philippsteuer.de).<br />

SNAPSHAT IST SPÜRBAR ENGER<br />

Der andere Hype ist Snapshat. Während die älteren<br />

Digital Natives bereits an dem Bling-Bling des<br />

sozialen Netzwerks verzweifeln, steht die App bei<br />

Jugendlichen hoch im Kurs. In der Umfrage im Youth<br />

Insight Panel (YIP) der Bravo hängt Snapchat bei<br />

den unter Zehn- bis 19-Jährigen (35 Prozent; 2015:<br />

Ob im Bad in der Menge oder in den Bällen: Netzwerken hat auf der Dmexco oberste Priorität.<br />

58 / berlinvalley.com<br />

17 Prozent) das in die Jahre gekommene Facebook<br />

(32 Prozent; 2015: 40 Prozent) ab. Auch das Berliner<br />

Startup Einhorn, das mit nachhaltig produzierten<br />

Kondomen und einer schillernden Content-<br />

Marketing- Strategie, auf sich aufmerksam macht, hat<br />

Snapshat für sich entdeckt. „Inzwischen erreichen<br />

unsere Snaps gute vierstellige View-Zahlen und unsere<br />

Storys werden von mehr als 80 Prozent der Nutzer<br />

komplett angesehen“, sagen die Gründer Philip<br />

Siefer und Waldemar Zeiler im Interview mit Online<br />

Marketing Rockstars. „Das sind jetzt zwar noch keine<br />

Mega-Reichweiten, der Kontakt zu unseren Followern<br />

ist auf Snapchat aber spürbar viel enger als<br />

auf anderen Plattformen.“<br />

Der Trend geht ganz klar zu mehr Live-Gefühl und<br />

Produktpräsentation in Echtzeit. In diesem Jahr wird<br />

es daher erstmals auf der Dmexco eine Motion Hall<br />

geben, die Video und Bewegtbild ein spezielles Forum<br />

bietet. Facebook, Twitter, Maker Studios, aber<br />

auch etablierte Player wie AOL, Bloomberg Media,<br />

NBCUniversal, RTL und ZDF zeigen dort die aktuellen<br />

Trends und Themen sowie neue Inhalte und Plattformen,<br />

die für die Marketing-, Media- und Kommunikationsindustrie<br />

von Bedeutung sind. „Digital is everything<br />

– not every thing is digital“ lautet das Motto der<br />

Messe und soll zeigen, warum digital alles ist und<br />

alles von der Digitalisierung profitiert.<br />

Entsprechend vollgepackt ist die Dmexco, die in den<br />

Bereichen Expo und Conference den Bogen vom Internet<br />

of Things über Wearables und künstliche Intelligenz<br />

bis zur virtuellen und erweiterten Realität<br />

spannen will. Die großen Fragen: Wie erreiche ich<br />

die Konsumenten? Welche Rolle spielen Chatbots<br />

in der Kundenbeziehung? Worauf kommt es beim<br />

360-Grad-Storytelling an? Wie können Unternehmen<br />

sinnvoll die Off- und Onlinewelt verknüpfen?<br />

EIN STÜCK VOM KUCHEN<br />

Faszinierende Beispiele gibt es bereits, etwa die<br />

Out-of-home-Kampagne, die der Außenwerber Ströer<br />

für die Daimler-Tochter Moovel zusammen mit der<br />

Agentur Vivaki umgesetzt hat: Auf mehr als 100<br />

Werbevideo-Screens waren bis Ende Juni in Hamburg<br />

abhängig von Zeit und Wetter unterschiedliche<br />

humorvolle Werbebotschaften zu sehen. Das Stichwort<br />

für die Messe: Programmatic Advertising.<br />

Vor allem aber ist Kreativität und Inspiration gefragt,<br />

wenn es darum geht, die begrenzte Zeit der Konsumenten<br />

auf sich zu lenken. Jeder will ein Stück vom<br />

Kuchen haben, der Aufmerksamkeit heißt. Startups<br />

können wichtige Impulse geben. Sie erhalten im von<br />

der Gründerinitiative des Bundesverbands Digitale<br />

Wirtschaft organisierten Start-up Village ein Forum,<br />

auf dem sie Ideen, disruptive Methoden und Modelle<br />

sowie Know-how präsentieren. Wer die Aufmerksamkeit<br />

bündeln will, bucht einen Speaker-Slot. Für<br />

Richard Michel, CEO vom Bildverwaltungs-Startup<br />

Pixxio, hat sich der Besuch gelohnt: „Viele der damaligen<br />

Besucher setzen unsere DAM-Software mittlerweile<br />

erfolgreich in Unternehmen ein.“<br />

cs<br />

Fotos: Dmexco<br />

Fotos: Deutsche Telekom<br />

Am 3. September findet in Berlin<br />

die Startup Night statt. Wir haben<br />

das Motto „Meet Investors. Meet<br />

Corporates. Scale your Business.<br />

Be International.“ zum Anlass für<br />

ein Gespräch mit Peter Borchers,<br />

Leiter des Hubraum, genommen<br />

MEET INVESTORS<br />

ZUKUNFT SCHAUEN“<br />

Peter, worauf achtet Ihr, wenn sich<br />

Startups bei Euch bewerben?<br />

Auf der einen Seite sind für uns die klassischen<br />

VC-Kriterien wichtig: Glauben wir an das Produkt<br />

oder den Service? Ist der Markt groß genug? Wie<br />

ist das Team aufgestellt? Das Team ist besonders<br />

wichtig, weil die Gründer in der Frühphase ja<br />

meist nur mit Prototypen zu uns kommen. Zum anderen<br />

prüfen wir, ob mittelfristig die Aussicht auf<br />

Synergieeffekte mit den Produkten oder Services<br />

der Telekom besteht. Wenn sich die beiden Kreise<br />

überschneiden, dann investieren wir.<br />

Haben sich die Kriterien in den<br />

vergangenen Jahren verändert?<br />

Die Themen entwickeln sich. Wir kümmern uns insbesondere<br />

um Themen, die heute nur am Rande<br />

oder noch nicht im Tagesgeschäft der Telekom relevant<br />

sind und vermarktet werden. Wir müssen in<br />

die Zukunft schauen. Dementsprechend interessieren<br />

uns neben den klassischen Feldern wie Internet<br />

of Things, Cyber Security oder Connected Devices<br />

auch Themen wie Robotics, künstliche Intelligenz<br />

oder Blockchain.<br />

Stimmt Ihr Euch bei Euren Investitionen<br />

mit anderen Telekom-Abteilungen, zum<br />

Beispiel DT Capital Partners, ab, die als<br />

Nachfolgeinvestoren in Frage kommen<br />

könnten?<br />

Der Hubraum ist grundsätzlich unabhängig bei<br />

seinen Entscheidungen. Das heißt aber nicht, dass<br />

wir uns nicht austauschen. Wenn zum Beispiel DT<br />

Capital Partners Dealflow bekommt, der für sie zu<br />

früh ist, leiten sie ihn an uns weiter und umgekehrt.<br />

MEET CORPORATES<br />

Neben der Telekom sind bei der Startup<br />

Night auch Microsoft, VW, Eon und die<br />

Deutsche Bank an Bord. Wie sieht für dich<br />

idealerweise ein Match zwischen Startup<br />

und Corporate aus?<br />

Ein super Case aus unserem Portfolio ist Teraki.<br />

Das Startup beschäftigt sich mit der Datenoptimierung<br />

im Internet of Things und kürzt – ähnlich wie<br />

bei der MP3-Komprimierung – große Mengen an<br />

Daten um irrelevante Informationen. Dadurch lässt<br />

sich die Netzlast um den Faktor 1:10 bis 1:20 reduzieren.<br />

Eine zukünftige Implementierung könnte<br />

uns beispielsweise wahnsinnig helfen, etwa die<br />

Auslastung der Backbones und Datenleitungen zu<br />

verbessern.<br />

Machen solche Startups die konzerneigenen<br />

Innovationsabteilungen auf Dauer<br />

überflüssig?<br />

Ganz im Gegenteil. Inkubatoren sehe ich als weiteres<br />

Instrument im Werkzeugkasten der Innovation. Startup-Units<br />

ersetzen nicht die konzerneigene Produktinnovation,<br />

sondern wir ergänzen sie. Apple und Google<br />

erfinden ja auch nicht alles selbst. Es gibt immer<br />

ungleich mehr Leute außerhalb des Unternehmens,<br />

die auch gute Ideen haben, als in den Unternehmen.<br />

Ihr seid mit dem Inkubator-Modell nach<br />

Krakau und Tel Aviv expandiert. Was sind<br />

die Gründe für die Standortwahl?<br />

Der Grund findet sich in den Suchfeldern, die wir zu<br />

Beginn besprochen haben. Im Bereich Cyber Security<br />

kommen zwar auch immer wieder Ideen aus Deutschland<br />

oder Osteuropa, aber viel weniger im Vergleich<br />

zu Israel. Von hier erhalten wir irrsinnig gute Bewerbungen<br />

in diesem Bereich. Deswegen haben wir uns<br />

für Tel Aviv entschieden, um von diesem Standort aus<br />

neue und andere Märkte zu erschließen.<br />

Ist die Brücke ins Silicon Valley noch wichtig?<br />

Die Brücke ist nach wie vor sehr wichtig. Viele unserer<br />

Teams haben US-Investoren und gehen früher oder<br />

später in die USA. Auch wenn wir dort noch keinen<br />

Hubraum haben, pflegen wir unsere persönlichen<br />

Netzwerke. So gewährleisten wir, dass die Teams mit<br />

den richtigen Leuten zusammenkommen und sich in<br />

dem Ökosystem vor Ort bewegen können, um Kunden<br />

oder andere Startups zu treffen. Das funktioniert<br />

in den USA nach wie vor sehr gut. Ein Anruf und daraus<br />

ergeben sich gleich drei neue tolle Sachen. Das<br />

ist ein ganz spezieller, faszinierender Spirit.<br />

Welcher Standort in Europa hat am ehesten<br />

das Potenzial eines Silicon Valley?<br />

Ich glaube, dass die Großräume München und<br />

Berlin sich noch wahnsinnig weiterentwickeln werden.<br />

Beide haben eine starke Gründerszene und<br />

gute Corporate-Anbindungen. Aufgrund des technischen<br />

Schwerpunkts hat aber aus meiner Sicht<br />

München eher das Potenzial, eine Art Silicon Valley<br />

von Deutschland oder Europa zu werden. Die<br />

Szene in Berlin ist wie in New York eher inhaltlich<br />

von den Geschäftsmodellen getrieben.<br />

Das Gespräch führte Christoph Strobel.<br />

Fünf Standorte öffnen am 3. September<br />

zur Startup Night. Infos und Tickets unter:<br />

STARTUPNIGHT.DE<br />

berlinvalley.com / 59


EVENTS<br />

EVENTS<br />

und in Aufbruchstimmung versetzen. „China hat sein<br />

Wachstum vor allem der Punk-Rock-Haltung einiger<br />

Unternehmer zu verdanken“, sagt Feng. „Leute wie<br />

Jack Ma, Gründer von Alibaba, hassen das alte System.<br />

Unternehmen wie seines bekommen keine Kredite<br />

von chinesischen Banken, sondern von Investoren<br />

aus Südafrika.“<br />

HASS AUF DAS ALTE SYSTEM<br />

Alibaba gehört zusammen mit Baidu und der<br />

Wechat-Mutter Tencent zu der Kategorie der Unternehmen,<br />

die symbolisch für Chinas Fortschritt<br />

und Technikbegeisterung stehen. Das hierzulande<br />

nur als Messenger bekannte Wechat ist in China<br />

eine Universal-App für Bankgeschäfte, Einkäufe oder<br />

den Taxiruf. „Für Außenstehende ist unsere Smartphone-Nutzung<br />

nur schwer nachzuvollziehen, aber für<br />

die Chinesen ist das Smartphone ein bedeutender Teil<br />

des Lebens. Viele Leute haben Nackenschmerzen,<br />

weil wir ständig aufs Display schauen“, sagt Feng.<br />

Die Technikversessenheit der Volksrepublik lässt<br />

sich gut mit der jungen Geschichte erklären. Durch<br />

die Verschlossenheit bis Ende der Siebzigerjahre<br />

war China lange Zeit eine Art Einwegspiegel. Die<br />

Öffnung war für viele Chinesen ein Kulturschock.<br />

„Wir wussten, dass wir hinterher waren, aber wir<br />

kannten das Ausmaß nicht. Daher kommt nicht<br />

nur das Interesse für Neues, sondern auch viel<br />

Unsicherheit. Aber die verfliegt langsam und das<br />

Selbstbewusstsein steigt.“<br />

Für chinesische Startups bedeutet das vor allem<br />

die Erschließung weiterer Märkte. Hochburgen wie<br />

Berlin sind dabei ideale Drehkreuze. „Die weltweite<br />

Hipster-Bewegung in den Metropolen ist ein<br />

wichtiges Bindeglied und Übersetzer zwischen den<br />

Kulturen“, sagt Heger, der mit der richtigen Idee<br />

zur richtigen Zeit am richtigen Ort war. Mit einem<br />

auf den Westen angepassten Geschmack und einer<br />

neuen Markenidentität soll das chinesische Nationalgetränk<br />

Baijiu ab Oktober den Westen erobern.<br />

Justus Zenker<br />

Bauen brücken: Matthias Heger mit seiner Beratungsfirma Capital Spirits und Helen Feng als Frontfrau der Band Nova Heart<br />

Entspannter Erfahrungsaustausch: Helen Feng (4. v. l.) und Philipp Grefer (2. v. r.) von Fake Music Media haben im Rahmen des Tech Open Air chinesische Unternehmer nach Berlin gebracht.<br />

GO WEST!<br />

In China herrscht Aufbruchstimmung. Treiber sind Startups, die weltweite Hipster-Bewegung<br />

und die Punk-Rock-Haltung einiger Unternehmer. Der Weg in den Westen führt über Berlin<br />

Wer durch Pekings Altstadt schlendert, kann sie<br />

leicht übersehen. Die Bar Capital Spirits Baijiu<br />

befindet sich nicht im 30. Stock eines glitzernden<br />

Hochhauses, sondern in einem historischen, restaurierten<br />

Hutong, einem der typischen chinesischen<br />

Wohnbauten. „Alle haben uns davon abgeraten“,<br />

erinnert sich Matthias Heger an die Anfänge seines<br />

Unternehmens. Baijiu, was übersetzt „weißer<br />

Alkohol“ bedeutet, war lange Zeit die inoffizielle<br />

Währung für gegenseitige Gefallen. Erhältlich in<br />

allen Preisklassen haftet Baijiu bis heute das Image<br />

von Billigfusel und Korruption an.<br />

Womit keiner gerechnet hat: Das Konzept kam vor<br />

allem bei den jungen Chinesen und Touristen an.<br />

Magazine und TV-Sender aus der ganzen Welt berichteten<br />

über die Erfolgsgeschichte – und schließlich<br />

stand der erste Vertreter eines staatlichen Baijiu-<br />

Herstellers auf der Schwelle. „Die Baijiu-Industrie<br />

befand sich gerade mitten in einer riesigen Absatzkrise<br />

und wollte von uns wissen: ‚Wie macht ihr das<br />

nur?’“, sagt Heger. Um die passenden Antworten geben<br />

zu können, gründete Heger Capital Spirits, eine<br />

Beratungsfirma für Baijiu-Export.<br />

Heger ist ein Brückenbauer. Die Trinkgewohnheiten<br />

des Westens und wie Marken in Europa und den<br />

USA funktionieren ist den Baijiu-Produzenten völlig<br />

fremd. Außerdem „herrscht in China ein Paradox<br />

zwischen Fremd- und Selbstwahrnehmung“, erklärt<br />

Heger. „Viele denken, was in China geht, geht auch<br />

im Westen und andersrum.“ Für junge Unternehmen<br />

wie Capital Spirits bilden diese Unterschiede die Geschäftsgrundlage.<br />

Und das Geschäft ist, eingesessenen<br />

Staatsbetrieben die Tore zum Westen zu öffnen.<br />

Warum Heger die Tür zuerst in New York und<br />

60 / berlinvalley.com<br />

Berlin und nicht etwa in London oder Paris aufstößt,<br />

ist schnell erklärt: „In Berlin kommst du mit 20 Prozent<br />

weniger PR-Budget aus als in London. Außerdem<br />

werden hier mittlerweile mehr Trends geboren. Und<br />

die Stadt ist zunehmend internationaler.“<br />

„BERLIN IST<br />

DAS LETZTE<br />

GROSSE<br />

MEKKA.<br />

NEW YORK<br />

IST TOT UND<br />

SAN FRANCISCO<br />

ZU TEUER“<br />

SCHICKSAL SELBST IN DIE HAND NEHMEN<br />

Das liegt nicht zuletzt an Künstlern wie Helen Feng.<br />

Die ehemalige MTV-Moderatorin und Frontfrau der<br />

chinesischen Band Nova Heart liebt Berlin wegen<br />

der Kreativität. Feng ist außerdem Mitinitiatorin<br />

von Neu China, einer Plattform, die den Austausch<br />

und die Zusammenarbeit zwischen China und dem<br />

Westen fördern will. Im Rahmen der Premiere auf<br />

dem Tech Open Air am 13. Juli stellte die Initiative<br />

verschiedene Protagonisten und Anknüpfungspunkte<br />

der aufstrebenden Startup-Szene Chinas vor.<br />

„Berlin ist das letzte große Mekka“, sagt Feng.<br />

„New York ist tot und San Francisco zu teuer. Hier<br />

schwebt noch eine Art längst vergessener Traum,<br />

der dich daran erinnert, dass du kein Geld verdienen<br />

solltest. In diese Richtung sollte sich auch<br />

Peking entwickeln.“<br />

Dafür dürfte es aber mittlerweile zu spät sein. Peking<br />

spielt längst in einer Liga mit Startup-Hubs wie<br />

das Silicon Valley. Dank zahlloser Inkubatoren, privater<br />

Förderer, Communitys und Coworking Spaces<br />

boomt die Szene. Das System treibt junge Menschen<br />

eher unfreiwillig ins Unternehmertum. Durch fehlende<br />

Absicherung der Arbeitsplätze ist es in China<br />

einfach, von einem auf den anderen Tag den Job zu<br />

verlieren. Als Unternehmer hingegen hat man sein<br />

Schicksal in der eigenen Hand. Rechtliche Hürden<br />

zwingen zwar viele Einsteiger in den Graubereich,<br />

das stellt aber am Anfang kein großes Problem dar.<br />

„Wenn du unter dem Radar fliegst und klein bleibst,<br />

klappt das wunderbar“, erklärt Feng.<br />

Ein größeres Hindernis sind allerdings die Banken.<br />

Die investieren lieber in sichere Staatsbetriebe<br />

statt in Startups. Folglich kommen Investitionen<br />

vor allem von anderen, inzwischen gewachsenen<br />

Unternehmen. Feng bezeichnet diesen Effekt der<br />

gegenseitigen Kredite als „Big-Brother-Netzwerk“.<br />

Da aber nicht alle Unternehmer gleich ehrenwert<br />

handeln, entsteht Vertrauen in China nur sehr, sehr<br />

langsam. Die wenigen Vertrauensbeziehungen, die<br />

chinesische Unternehmer haben, werden deshalb<br />

umso intensiver gepflegt. Es sind die vorausstrebenden<br />

Privatunternehmen, die China aktuell antreiben<br />

Fotos: NEU China<br />

Fotos: Adela Dupetit, Jann Venherm<br />

AUF DEM WEG NACH CHINA<br />

Wie man den chinesischen Markt erobert – das war die Techcode-Konferenz von Berlin Valley<br />

„Der Misserfolg der meisten Unternehmen in China<br />

hat nichts mit China zu tun“, sagt Daniel Lachmann,<br />

Senior Project Manager bei Techcode Berlin. „Sie<br />

scheitern, weil sie nicht auf ihre Kunden hören und<br />

sich nicht den Gegebenheiten anpassen. So würden<br />

sie auch auf dem Heimatmarkt scheitern.“ Wer<br />

erfahren wollte, wie man es besser macht, konnte<br />

sich auf der Konferenz Going China informieren,<br />

die Berlin Valley Anfang Juli gemeinsam mit Techcode<br />

veranstaltete. Wenn Startups an Expansion<br />

denken, dann denken sie meist an Europa und die<br />

USA. Dabei ist China mit seinen knapp 1,4 Milliarden<br />

Einwohnern und dem weltweit größten Internetmarkt<br />

durchaus eine interessante Option.<br />

Lesara arbeitet seit der Gründung 2013 mit chinesischen<br />

Herstellern zusammen. Gründer Roman<br />

Kirsch berichtete, dass der Onlineshop Produk tion,<br />

Qualitätskontrolle, Fotostudio, Lager sowie Versand<br />

in China hat. Daher dauert es im besten Fall nur<br />

noch zehn Tage vom Erkennen eines Trends bis<br />

das Produkt im Onlineshop auftaucht. Auch Mathieu<br />

Caudal vom Elektroroller-Startup Unu und Alvin<br />

Wei Shi vom Onlineshop Wohlheit berichteten von<br />

ihren Erfahrungen mit chinesischen Partnern. Ebenso<br />

wie Liwen Qin, Gründerin des Beratungsunternehmens<br />

Trends Eurasia, hatten sie vor allem einen Rat:<br />

„Sucht Euch Eure chinesischen Partner sorgfältig aus<br />

und dann vertraut ihnen!“<br />

Techcode baut von China aus ein globales Netzwerk<br />

von Inkubatoren und Acceleratoren für Startups<br />

und ein Ökosystem für Entrepreneure auf. Seit<br />

Ende vergangenen Jahres hat Techcode auch ein<br />

Innovationscenter in Berlin.<br />

vis<br />

Berichteten von ihren Erfahrungen auf dem chinesischen Markt (v. l.): Christian Herzog (Berlin Partner), Alvin Wei Shi (Wohlheit), Mathieu Caudal (Unu), Daniel Lachmann (Techcode), Liwen Qin (Trends Eurasia), Roman Kirsch (Lesara)<br />

berlinvalley.com / 61


EVENTS<br />

Hoch soll sie leben: die TOA16.<br />

Fireside mit Fabian und Ferry: Die Brüder Heilemann tauschen sich mit TOA-Gründer Nikolas Woischnik aus.<br />

Sonne tanken: eine kurze Pause auf dem Hauptstadtfloß<br />

Besser als mit der Bahn: Zur TOA geht’s mit dem Schiff.<br />

T-Shirts<br />

Shop<br />

B2B<br />

Idylle an der Spree: So entspannt sich das Publikum zwischendurch.<br />

DAS WAR DIE TOA 2016<br />

Drei Tage Tech, Kunst, Musik und<br />

Spreefahrt: mehr als 80 Speaker und<br />

175 Satellite Events standen auf dem<br />

Programm des Tech Open Air<br />

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Schau mal: TOA-Grüner Niko Woischnik und Springer-Chef Mathias Döpfner zusammen unterwegs<br />

www.de.capgemini.com<br />

Tech für das Allgemeinwohl: Sajida Altaya (Kiron-Studentin), Markus Keßler<br />

(Kiron) und Sebastian Stricker (Sharethemeal) im Gespräch<br />

Design is who you are.<br />

BALÁZS TARSOLY, OPERATION BUTTERFLY<br />

CC-#1_DT-AZ-BV_News-90x123-02-RZ.indd 2 24.02.16 10:44<br />

Der Blick nach vorn: volles Haus im Studio 1<br />

Ganz entspannt: Yoga am Wasser<br />

62 / berlinvalley.com<br />

Fotos: Nika Kramer, Stefan Wieland, Dan Taylor (Heisenberg Media<br />

WWW.OPERATIONBUTTERFLY.COM<br />

FRANKFURT / BERLIN<br />

www.de.capgemini.com


EVENTS<br />

EVENTS<br />

Frauenpower beim Zest in Malta (v. l.): Tugce Ergul (Angel Labs), Julie Meyer (Ariadne Capital),<br />

Videesha Kunkulagunta (Redstone Digital) und Kaidi Ruusalepp (Funderbeam)<br />

Innovation Weekend in Berlin: Ikuo Hiraishi<br />

bringt sein Projekt aus Japan zur Infarm.<br />

KALENDER<br />

Wichtige Events und Konferenzen für Gründer und Startups im Überblick<br />

18.08. | KÖLN | KOELNMESSE<br />

GAMESCOM CONGRESS<br />

Deutschlands größter Kongress rund um digitale Spiele und Schnittstelle<br />

zu anderen Kultur- und Kreativbranchen sowie zur Digitalwirtschaft.<br />

02.–06.09 | BERLIN | MESSE BERLIN<br />

IFA STARTUP DAYS<br />

Täglich präsentieren sich zehn Startups auf der Ifa.<br />

Alle Event-Details, Newsletter-<br />

Anmeldung und mehr:<br />

BERLINSTARTUP.EVENTS<br />

17.–21.08. | KÖLN | KOELNMESSE<br />

GAMESCOM<br />

Die Messe für interaktive Spiele zeigt die besten und neuesten Games<br />

und die Highlights des Jahres der Games-Community.<br />

13.–16.09. | LONDON | VERSCHIEDENE ORTE<br />

SOCIAL MEDIA WEEK LONDON<br />

Bei der Social Media Week, die in 18 Metropolen weltweit stattfindet,<br />

steht der Einfluss sozialer Medien auf Kultur und Wirtschaft im Zentrum.<br />

06.–07.10. | TOULOUSE | QUAI DES SAVOIRS<br />

EMTECH FRANCE<br />

Das MIT Review veranstaltet die größte Emerging-Technology-Konferenz.<br />

Schöner Ausblick: Michael Grupp von Pantavision<br />

bei Meeting Europe’s Startup Stars<br />

GUT GETROFFEN<br />

Jeden Monat trifft sich die<br />

Startup-Szene auf Konferenzen,<br />

Partys, Hackathons und anderen Events.<br />

Ein kleiner Rückblick<br />

Jetzt aber ran: Die Manager von Lventure und Luiss Enlabs<br />

bereiten sich beim International Investor Day vor.<br />

18.–19.08. | BERLIN | UCI KINOWELT COLOSSEUM<br />

HYBRIDCONF<br />

Bei der Konferenz für Kreative stärken Designer und Entwickler ihre<br />

Zusammenarbeit. Ziel ist es, das Web zu verbessern.<br />

26.08. | BERLIN | PRENZLAUER BERG<br />

PING PONG CUP<br />

Das erste jährliche Ping-Pong-Turnier für Berliner Startups<br />

14.–15.09. | KÖLN | KOELNMESSE<br />

DMEXCO<br />

Die Fachmesse für digitales Marketing und Werbung verbindet die<br />

Wirtschaft mit visionären Trends und kommerziellen Potenzialen.<br />

15.–18.09. | ZÜRICH | KAUFLEUTEN<br />

DIGITAL FESTIVAL<br />

Die Tech-Welt trifft sich bei Keynotes, Labs, Sessions und HackZurich,<br />

um Fragen der digitalen Zukunft zu diskutieren.<br />

24.–29.09. | TEL AVIV | HATACHANA<br />

DLD TEL AVIV<br />

Tel Aviv wird als Stadt der Innovation gefeiert in dem Tastemaker aus<br />

verschiedenen Feldern zusammen gebracht werden.<br />

06.–07.10. | TOULOUSE | QUAI DES SAVOIRS<br />

EMTECH FRANCE<br />

The größte Emerging Technology Konferenz, veranstaltet vom MIT Review.<br />

30.08. | BADEN | TRAFO BADEN<br />

SWISS INDUSTRY 4.0 CONFERENCE<br />

Bei der Konferenz rund um Industrie 4.0 wird der Swiss Industry 4.0 Award<br />

verliehen.<br />

19.–20.09. | BERLIN | BERLIN CONGRESS CENTER<br />

INDUSTRY OF THINGS WORLD<br />

Das Programm der Plattform für Player der Internetindustrie beinhaltet<br />

Keynotes, Workshops, Briefings, Panel-Diskussionen und Networking.<br />

17.–18.10. | LONDON | INTERNATIONAL O2<br />

GLOBAL EXPANSION SUMMIT<br />

Diskutiert werden globale Entwicklungsmöglichkeiten in der digitalen Welt.<br />

Aus der Vogelperspektive: der Rework Machine Intelligence Summit<br />

in Berlin in der Umweltforum Auferstehungskirche<br />

30.–31.08. | DÜSSELDORF | RADISSON BLU<br />

HORIZONT WERBEWIRKUNGSGIPFEL<br />

Hier verschaffen sich Werbungtreibende und Mediaplaner einen Überblick<br />

über den aktuellen Stand und die Trends der Werbewirkungsforschung.<br />

20.–22.09. | KARLSRUHE | ZKM<br />

NEWNEW FESTIVAL<br />

Das Event präsentiert Zukunftstechnologien und vernetzt Persönlichkeiten<br />

aus Wirtschaft, Wissenschaft und der Kreativbranche (mehr auf Seite 56).<br />

25.–27.09. | MÜNCHEN | ICM MÜNCHEN<br />

BITS & PRETZELS<br />

Bei diesem Startup-Festival versammeln sich Gründer, Investoren,<br />

Studierende und Gründungsinteressierte in Trachten zum Oktoberfest.<br />

Abwarten: Das Team und Teilnehmer von Lventure und<br />

Luiss Enlabs netzwerken außerhalb des Rainmaking Loft.<br />

64 / berlinvalley.com<br />

Alle dabei: Gruppenbild zur Preisverleihung „Innovators under 35“ des MIT Technology Reviews<br />

Die Mannschaft 2.0: So wird beim Robocup 2016 in Leipzig Fußball gespielt.<br />

Am Ball: Ein Kidsize Robot kickt beim Robocup in Leipzig.<br />

Da lang: das Rescue-Robot-Finale<br />

beim Robocup in Leipzig<br />

Fotos: Tom Schulze, Stefan Hoyer, RD Media, Lorenzo Serafini, EU Startup Services, Ikuo Hiraishi und Shiya Yoshimi, Rolf Schulten, Malta Communications Authority<br />

Fotos: Wilfried Feder, EmTech Europe<br />

31.08.–02.09 | BERLIN | VERSCHIEDENE ORTE<br />

POP-KULTUR<br />

Interdisziplinärer Austausch ist das Programm. Das schließt wissenschaftliche<br />

Diskurse ein wie auch Konzerte, Performances, Talks und Lesungen.<br />

01.–02.09. | DÜSSELDORF | NIKKO HOTEL<br />

CONTRA 2016<br />

Im Zentrum steht die Frage, welche Strategien zur Conversion<br />

und Traffic-Optimierung heute funktionieren.<br />

22.–23.09. | HAMBURG | REEPERBAHN<br />

NEXT CONFERENCE<br />

Zusammen mit dem Reeperbahn Festival wird das Digitale und Kulturelle mit<br />

Business und Unterhaltung kombiniert.<br />

24.–29.09. | TEL AVIV | HATACHANA<br />

DLD TEL AVIV<br />

Tel Aviv wird als Stadt der Innovation gefeiert und Tastemaker aus<br />

verschiedenen Feldern werden zusammengebracht.<br />

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VORSCHAU<br />

IN DER NÄCHSTEN AUSGABE<br />

FINTECH<br />

Wie weit sind die neuen Banken?<br />

INTERNATIONALISIERUNG<br />

Die Dos und Don’ts der Expansion<br />

IMPRESSUM<br />

CHEFREDAKTEURIN (V. I. S. D. P.)<br />

Corinna Visser (vis; cv@berlinvalley.com)<br />

HERAUSGEBER<br />

Jan Thomas (jt; jt@berlinvalley.com)<br />

ANSPRECHPARTNER ANZEIGEN<br />

Sebastian Schäfer (sch@berlinvalley.com)<br />

CHEFIN VOM DIENST<br />

Julia Meusel (jm)<br />

MANAGING EDITOR<br />

Christoph Strobel (cs)<br />

REDAKTION<br />

Jenny Becker (jb), Anna-Lena Kümpel (ak), Rosa Wehler (rw),<br />

Justus Zenker (jz)<br />

LEKTORAT Julia Meusel<br />

STÄNDIGE MITARBEITER<br />

Sabine Petzsch, Erik Giertz<br />

CREATIVE SUPERVISION<br />

Balázs Tarsoly (balazs.tarsoly@operationbutterfly.com)<br />

CREATIVE DIRECTOR<br />

Natascha Ungereit (natascha.ungereit@operationbutterfly.com)<br />

PRODUKTIONSLEITER<br />

Johnnie Clapper (johnnie.clapper@operationbutterfly.com)<br />

MITARBEITER GRAFISCHE GESTALTUNG<br />

Louisa Pepay<br />

FOTOGRAFEN<br />

Adela Dupetit, Saskia Uppenkamp, Jann Venherm<br />

DRUCK<br />

Möller Druck und Verlag GmbH, Zeppelinstraße 6,<br />

16356 Ahrensfelde OT Blumberg<br />

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NKF publiziert zwei der führenden Startup-Medien in Deutschland –<br />

Berlin Valley und the Hundert.<br />

Innovationen sind unsere Leidenschaft. Wir möchten Veränderung verstehen und mitgestalten,<br />

technologisch und gesellschaftlich. Kurzum: Unser Platz ist vorne, unser Blinker links.<br />

Wir haben Spaß an dem, was wir tun.<br />

Unsere größte Stärke ist unser Team. Und hier kommst Du ins Spiel.<br />

Denn wir wollen weiter wachsen und suchen daher ab sofort:<br />

NEW YORK STARTUPS ON THE RISE<br />

Wir stellen das Ökosystem der Ostküstenmetropole vor<br />

ERSCHEINT AM: 6. OKTOBER<br />

WIR BEDANKEN UNS BEI WEITEREN PARTNERN UND UNTERSTÜTZERN<br />

Berlin Valley erscheint monatlich und kostenlos in der<br />

NKF Media GmbH, Gustav-Meyer-Allee 25, 13355 Berlin,<br />

Telefon: 030 46777251, nkf.media<br />

Nachdruck nur mit Genehmigung des Verlags. Namentlich gekennzeichnete<br />

Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der<br />

Redaktion wieder. Die in diesem Magazin enthaltenen Angaben<br />

werden nach bestem Wissen erstellt und mit großer Sorgfalt auf<br />

ihre Richtigkeit überprüft. Trotzdem sind inhaltliche und sachliche<br />

Fehler nicht vollständig auszuschließen. NKF Media GmbH<br />

übernimmt keinerlei Garantie und Haftung für die Richtigkeit,<br />

Aktualität und Vollständigkeit der bereitgestellten Informationen.<br />

Alle Angaben sind ohne Gewähr.<br />

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Fotos: Flickr/Penn State CC by 2.0, alphaspirit-Fotolia.com, Philipp Henzler/Unsplash<br />

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