AUGUST/SEPTEMBER
BerlinValley-August-September-2016
BerlinValley-August-September-2016
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ZKZ 89109 <strong>AUGUST</strong>/<strong>SEPTEMBER</strong> – KOSTENLOS<br />
BAUEN<br />
Die ersten Körperteile<br />
aus dem 3D-Drucker<br />
CHANGE<br />
Mut zum Pivot<br />
PRÜFEN<br />
Startup-Analyse der Parteien<br />
zur Berlin-Wahl<br />
LERNEN<br />
Mit Design Thinking<br />
bessere Produkte entwickeln<br />
BERLINVALLEY.COM
EDITORIAL<br />
Cover: Fotografie: Jann Venherm, Illustration: Louisa Pepay, Inspiration: brosmind.com; Fotos: Saskia Uppenkamp, Max Threlfall, Simon Schäfer<br />
PHILIPP HARTMANN<br />
ist Founding Partner von Rheingau<br />
Founders. Jetzt startet der Investor<br />
eine zweite Karriere als Dozent beim<br />
E-Learning-Portal Udemy. Sein Kurs<br />
richtet sich speziell an junge Gründer.<br />
Seite 14<br />
SIMON SCHÄFER<br />
erklärt, warum der Brexit das beste<br />
Beispiel für miserables Marketing ist,<br />
warum die Idee Europa für Startup-<br />
Unternehmer Sinn macht und warum er<br />
gern einen blauen Pass hätte.<br />
Seite 15<br />
ANSGAR OBERHOLZ<br />
findet die Idee, einen IT-Staatssekretär<br />
in Berlin zu installieren, brillant. Was<br />
er und andere Startup-Experten zu den<br />
Programmen der Parteien für die Berlin-<br />
Wahl sagen:<br />
Seite 18<br />
Mut zum Pivot: Unser Cover zeigt Nikita<br />
Fahrenholz, der mit Book a Tiger gerade<br />
einen Kurswechsel vollzogen hat.<br />
Mehr dazu im Interview Seite 42.<br />
WIR HABEN DIE WAHL<br />
Liebe Leserin, lieber Leser,<br />
die TOA ist vorbei, da kündigt sich bereits das<br />
nächste Festival an, bei dem Innovationen im Fokus<br />
stehen. Allerdings wird das Newnew Festival, das<br />
in diesem September zu ersten Mal in Karlsruhe<br />
stattfinden wird, einen ganz anderen Charakter<br />
haben als das Tech Open Air in Berlin.<br />
Trotzdem darf man gespannt sein, denn dort<br />
werden auch Corporates ihren Platz haben und<br />
zeigen, wie sie künftig mit Startups zusammenarbeiten<br />
wollen. Das Festival findet im Zentrum für<br />
Kunst und Medientechnologie (ZKM) statt, womit<br />
dafür gesorgt ist, dass auch die Kunst auf dem<br />
Festival viel Raum haben wird. Wie sich Initiator<br />
Ulrich Dietz das Ganze vorstellt, verrät er uns im<br />
Interview. Außerdem wird es – ähnlich wie bei der<br />
TOA – über die Stadt verteilt viele Satellite Events<br />
geben. Unis und Forschungseinrichtungen öffnen<br />
ihre Türen. Ganz Karlsruhe im Innovationsfieber?<br />
Anfang September werden wir es erleben.<br />
Ebenfalls im September werden wir wissen, wer<br />
Berlin in den kommenden Jahren regiert. Wir haben<br />
die Parteien gefragt, was in Sachen Startups<br />
und Digitalisierung in ihren Wahlprogrammen<br />
steht – und haben das Vertretern aus dem Startup-<br />
Ökosystem zur Kommentierung gegeben. Unsere<br />
Experten haben jedenfalls noch einige Anmerkungen<br />
zu den Plänen: „Es stellt sich die Frage, warum<br />
bis heute kein flächendeckendes Breitband existiert“,<br />
ist nur eine davon.<br />
Mit der „10-Punkte-Agenda zur Digitalisierung“,<br />
der „Startup-Agenda“ und der „Smart-City-Strategie“,<br />
um nur einige wohlklingende Vorhaben zu<br />
nennen, habe die Politik „eine gute strategische<br />
Grundlage, die wir in der nächsten Legislaturperiode<br />
abarbeiten müssen“, kündigt der zur Wiederwahl<br />
stehende Regierende Bürgermeister Michael<br />
Müller (SPD) im Interview an. Wir werden sehen.<br />
Neben all den Festivals und der Politik beschäftigen<br />
wir uns natürlich weiterhin mit den wirklich<br />
wichtigen Themen, nämlich wie man ein Startup erfolgreich<br />
macht. Design Thinking etwa ist eine Methode,<br />
die hilft, Kunden und Mitarbeiter besser zu<br />
verstehen – und also bessere Produkte zu machen.<br />
Nach so einem Workshop kann es sein, dass man<br />
bei einem Startup die Richtung ändert und plötzlich<br />
andere Kunden oder einen anderen Markt ins<br />
Visier nimmt, also einen Pivot macht.<br />
Der kommt in den besten Unternehmen vor. Starbucks<br />
zum Beispiel verkaufte zuerst Espressomaschinen,<br />
Twitter startete als Podcast-Plattform<br />
und der Foto-Sharing-Dienst Flickr als ein Element<br />
des Online-Spiels Game Neverending. Ein Pivot ist<br />
keine plötzliche Erleuchtung, sondern eine kalkulierte,<br />
planvolle Änderung des Kerngeschäfts auf<br />
Basis von Tests, Feedback und Erfahrungswerten.<br />
Und auch wenn der Prozess sehr schmerzhaft sein<br />
kann – oft ist der Pivot der Weg zum Erfolg. Ich<br />
wünsche viel Vergnügen bei der Lektüre!<br />
Corinna Visser<br />
VIELEN DANK!<br />
OHNE DIE UNTERSTÜTZUNG UNSERER SPONSOREN WÄRE DIESES KOSTENLOSE MAGAZIN<br />
NICHT REALISIERBAR. DAFÜR GANZ HERZLICHEN DANK AN:<br />
berlinvalley.com / 3
26<br />
KÖRPERTEILE<br />
AUS DEM<br />
3D-DRUCKER<br />
Die Medizinische Modellbau Manufaktur<br />
druckt Organe, an denen Chirurgen<br />
ihre Operationen üben können. In<br />
Karlsruhe werden Kunststoffe entwickelt,<br />
die Metall im Körper ersetzen sollen.<br />
Ein Blick in die Zukunft der modernen<br />
Medizin.<br />
INHALT<br />
07 Meldungen<br />
12 So verbinden sich Fashion und Tech<br />
15 Ein stärkeres Europa wünscht sich Unternehmer Simon Schäfer<br />
17 Berlin wählt: Wie Startup-freundlich sind die Wahlprogramme?<br />
20 „Ich hätte nichts gegen ein paar weitere Zalandos“, sagt der<br />
Regierende Bürgermeister Michael Müller im Interview<br />
21 Gründer kommentieren die Startup-Politik<br />
22 Auf dem Grill: Investoren bewerten Startups<br />
24 Wir sind die Neuen: Startups im Kurzporträt<br />
26 Bioprinting: Körperteile aus dem 3D-Drucker<br />
28 Das können Startups von Design Thinking lernen<br />
30 „Design Thinking ist eine gute Wachstumsstrategie“,<br />
sagt D-School-Gründer Ulrich Weinberg<br />
17<br />
42<br />
„ICH BIN BRUTAL<br />
EHRLICH“<br />
Book a Tiger startete als Plattform, die Reinigungskräfte<br />
vermittelt. Jetzt arbeitet das Startup nur noch mit festen<br />
Mitarbeitern. Wie er den Kurswechsel managt, erklärt<br />
Gründer Nikita Fahrenholz im Interview.<br />
BERLIN-WAHL:<br />
DARUM GEHT’S<br />
Das politische Umfeld trägt zum Erfolg des Startup-<br />
Ökosystems bei. Berlin Valley hat Experten die<br />
Wahlprogramme der Parteien auf Startup-Tauglichkeit<br />
prüfen lassen und Gründer gefragt, was sie von der<br />
Berliner Politik halten.<br />
Fotos: Flickr.com: h2Woah!, Jan Venherm, 360 FashKits, Kay Herschelmann, Medizinische Modellbau Manufaktur<br />
34 „Heimat für Top-Experten“ – Florian Heinemann und Uwe Horstmann<br />
über die Positionierung von Project A Ventures<br />
38 Target Global und Partech Ventures stellen sich vor<br />
40 Spezial: Pivot<br />
42 „Wir wollen die Branche revolutionieren“,<br />
sagt Nikita Fahrenholz von Book a Tiger<br />
44 So meisterten N26, Figo, Adjust und Iversity ihren Pivot<br />
46 Investor Olaf Jacobi ist überzeugt, dass die Initiative zum Kurswechsel<br />
in einem guten Team von den Gründern kommt<br />
48 Bürobesuch bei Getyourguide<br />
52 Elevator Pitch: Startups müssen sich beweisen<br />
56 Treffpunkte: Das steht auf dem Programm beim Newnew Festival,<br />
Dmexco und der Startup Night<br />
60 Rückschau: Das war TOA 2016<br />
65 Eventkalender<br />
66 Vorschau und Impressum<br />
28<br />
EMPATHIE-ARBEIT<br />
Beim Design Thinking geht es darum, sich zuerst<br />
auf das Problem zu konzentrieren und sich in die<br />
Lage des Nutzers zu versetzen. Am Ende kommt ein<br />
Produkt heraus, dass das Poblem wirklich löst.<br />
FASHION UND TECH<br />
Leistungssteigernde Sportbekleidung, T-Shirts und<br />
Röcke, die mit Licht und Ton verschiedene Stimmungen<br />
erzeugen: Auf der Fashiontech Berlin verbinden sich<br />
Mode und technische Innovation.<br />
12
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Fotos: Friends Factory, Number26, Kemmler Kemmler<br />
Oben ohne: Wie Inseln verteilen sich viele kleine Bühnen auf der Ausstellungfläche in den Hallen der Arena Berlin. Im Hintergrund schwimmt das Logo der Bread and Butter – zwei &-Zeichen als 3D-Installation – auf der Spree.<br />
BREAD AND BUTTER FÜR ALLE<br />
Auf dem Gelände der Arena in Treptow will Zalando die Modemesse neu beleben<br />
Ohne Tempelhof und ohne Messe-Gründer Karl-Heinz Müller<br />
fängt die Bread and Butter am 2. September noch einmal von<br />
vorne an. „Unser Konzept bricht mit dem Status quo“, sagte David<br />
Schneider, Gründer und Vorstandsmitglied des Neueigentümers<br />
Zalando. Der Online-Modehändler hatte die Messe nach der<br />
Insolvenz im vergangenen Jahr übernommen und musste gleich<br />
die Januar-Ausgabe absagen. Jetzt geht es endlich los – oder<br />
„Now“, wie es das auf das internationale Publikum zugeschnittene<br />
Motto der Messe auf den Punkt bringt. In der Arena soll sich<br />
die Bread and Butter drei Tage lang von einer Trade-Show zu<br />
einer Trend-Show für Marken und Konsumenten entwickeln. Und<br />
zwar für jedermann. „Die Bread and Butter by Zalando schließt<br />
BANKLIZENZ UND NEUER<br />
NAME FÜR NUMBER26<br />
Ein wichtiger Schritt für Number26 auf dem Weg<br />
zur echten Alternative zur Hausbank: Anderthalb<br />
Jahre nach dem Start erhält das Fintech von Valentin<br />
Stalf (r.) und Maximilian Tayenthal die Vollbanklizenz<br />
der Bafin. Mit der Erlaubnis, Bankgeschäfte<br />
in Europa tätigen zu können, ändert das<br />
Startup auch seinen Namen in N26. Zusammen mit<br />
den 40 Millionen Dollar aus der Series-B-Runde im<br />
Juni ist das Fintech gerüstet, sein Angebot auszuweiten.<br />
Geplant sind Real-Time-Kredite, Sicherheit<br />
durch KI oder Expense Sharing, bei dem man<br />
Rechnungen mit nur wenigen Klicks unter Freunden<br />
aufteilen kann. (Mehr auf Seite 44) n26.com<br />
„ES WIRD<br />
IMMER<br />
SCHWERER,<br />
LEUTE<br />
DAVON ZU<br />
ÜBERZEUGEN,<br />
IN TÜRKISCHE<br />
STARTUPS ZU<br />
INVESTIEREN“<br />
ROLAND MANGER,<br />
Partner beim VC Earlybird sagt, dass selbst Leute,<br />
die um die Stärken des Standorts wissen,<br />
zunehmend unruhig werden.<br />
zeit.de<br />
den Konsumenten nicht länger aus der Modewelt aus, sondern<br />
lädt ihn ein, Teil von ihr zu werden“, sagt Schneider. Passend<br />
dazu soll es Customizing Workshops geben, in denen Besucher<br />
sich ausgewählte Artikel individuell gestalten lassen können.<br />
Neuheiten werden mithilfe von Augmented Reality vorgestellt.<br />
Den passenden Hintergrund liefern die Konzepte der Illustratoren<br />
Craig & Karl und der Kreativagentur Kemmler Kemmler.<br />
Überhaupt spielt Digitales eine wichtige Rolle auf der Messe,<br />
darunter Mode, die mitmilfe intelligenter Maschinen hergestellt<br />
wird. Zalando-Marketing-VP Carsten Hendrich freut sich auf den<br />
Mix: „Wir zeigen, was in der digitalen Welt angesagt ist und<br />
teilen das mit unseren Konsumenten.“ breadandbutter.com<br />
ETVENTURE KOOPERIERT<br />
MIT FRIENDSFACTORY<br />
„Coworking ist als Arbeitsmodell tot“, kommentiert<br />
Gregor Gebhardt, Geschäftsführer der Bürovermietung<br />
Friendsfactory das neue Joint Venture mit<br />
dem Company Builder Etventure. „Man kann sein<br />
Geschäftsmodell nicht unter zig Leuten im gleichen<br />
Raum ernsthaft auf- und ausbauen. Dafür braucht<br />
es ein eigenes Büro.“ Die Kooperation erweitert<br />
die eigenen Office-Lösungen um Dienstleistungen<br />
für Startups. Mieter und Mitglieder erhalten<br />
ein Startup-Building vergleichbar mit Acceleratoren-Programmen.<br />
Start ist in München. Standorte<br />
in Hamburg, Berlin und Stuttgart sollen noch 2016<br />
öffnen. friendsfactory.de, etventure.de<br />
berlinvalley.com / 7
MELDUNGEN<br />
MELDUNGEN<br />
Überraschung des Monats<br />
REIN UND RAUS<br />
Wer bekommt wie viel? Wer übernimmt<br />
wen? Finanzierungen und Exits<br />
COOLAR EROBERT NEW YORK<br />
Das Kühlschrank-Startup holt im Finale von „The Venture“ 50.000 Dollar<br />
Mehr als 2500 Gründer hatten sich bei der neuen Runde des mit einer Million Dollar<br />
dotierten Wettbewerbs „The Venture“ beworben. Voraussetzung für die Teilnahme<br />
sind Geschäftsideen, deren Ziel es ist, die Welt zu verbessern. Veranstalter ist der<br />
Whisky-Hersteller Chivas Regal. Fünf Teams, darunter das Berliner Startup Coolar,<br />
schafften es am 14. Juli ins Finale nach New York. Noch einmal hatte Gründerin Julia<br />
Römer (Mitte) fünf Minuten, um die Jury von dem Nutzen ihrer Technologie zu überzeugen.<br />
Coolar entwickelt von einem Stromnetz unabhängige Kühlsysteme. So kann<br />
das Startup in den ärmsten Regionen der Welt die Kühlung von Lebensmitteln oder<br />
Medizin sicherstellen. Das Jury-Urteil: Platz fünf und ein Preisgeld von 50.000 Dollar.<br />
Platz eins und 300.000 Dollar gingen an das kolumbianische Startup Conceptos Plásticos,<br />
das Gummiabfälle zu Material für den Bau von Häusern oder Schulen umwandelt.<br />
Die weiteren Finalisten: Wefarm, Eyecontrol und Wakami. theventure.com<br />
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STUDIENGANG BILDET<br />
GRÜNDER WEITER<br />
In Baden-Württemberg hat das Forschungsministerium<br />
grünes Licht für<br />
den berufs be gleitenden Masterstudiengang<br />
Intra- und Entrepreneurship<br />
der Universität Stuttgart und der<br />
Hochschule der Medien (HdM) gegeben.<br />
Er startet im Wintersemester<br />
und richtet sich an Mitarbeiter aus<br />
technologieorientierten Unternehmen<br />
sowie Startups. Bewerbungen<br />
sind ab sofort möglich. innovativeentrepreneurship.de<br />
INSOLVENZ: IVERSITY<br />
PLANT NEUSTART<br />
Die Online-Lehrplattform Iversity ist<br />
insolvent. Eine für Juni geplante Finanzierung<br />
sei geplatzt, sagte Iversity-Gründer<br />
Hannes Klöpper. Weil<br />
sich die Altinvestoren T-Venture und<br />
Bmp neu orientiert hätten, gebe es<br />
von ihnen kein frisches Geld mehr.<br />
Von den zuletzt 24 Mitarbeitern<br />
mussten 20 gehen. Derzeit werde<br />
mit einem neuen Investor verhandelt.<br />
(Mehr auf Seite 45) iversity.org<br />
8 / berlinvalley.com<br />
NACH DEM BREXIT:<br />
BERLIN WIRBT UM STARTUPS<br />
„Dear start-ups, keep calm and move to Berlin“,<br />
warb die FDP bereits am Tag nach dem Brexit-<br />
Referendum augenzwinkernd auf mobilen Plakaten<br />
in London. Dabei könnte genau das eintreten.<br />
Berlin Partner für Wirschaft und Technologie<br />
bestätigt bereits mehrere Anfragen, vor allem<br />
aus dem Fintech-Bereich. Für Oktober hat die<br />
Wirtschaftsförderung die Eröffnung eines Popup-Labs<br />
in London geplant. Wirtschaftssenatorin<br />
Cornelia Yzer (CDU) fordert: „Berlin muss sich in<br />
Stellung bringen und bietet beste Voraussetzungen<br />
für Unternehmer aus dem Ausland.“ Bereits am Tag<br />
nach dem Referendum hat sie erste Schreiben an<br />
britische Firmen verschickt, in denen sie für Berlin<br />
als neuen Standort wirbt. berlin-partner.de<br />
45 MILLIONEN EURO VON TCV FÜR BRILLEN.DE<br />
Technology Crossover Ventures (TCV), einer der größten<br />
Risikokapitalgeber im Silicon Valley, investiert erstmals<br />
in Deutschland: Der Fonds steckt 45 Millionen<br />
Euro in Brillen.de. Das Startup aus Wildau bei Berlin<br />
produziert – anders als Mister Spex oder Brille24 –<br />
auch eigene Modelle kostengünstig bei einem Partnerunternehmen<br />
in Schanghai. brillen.de<br />
SHORE ERHÄLT 13 MILLIONEN VON ZALANDO<br />
Die Zalando-Gründer Robert Gentz, David Schneider<br />
und Rubin Ritter investieren mit der Funke Mediengruppe,<br />
Bayern Kapital, dem ehemaligen Versatel-Vorstand<br />
Peer Knauer und anderen Geldgebern 13 Millionen<br />
Euro in Shore. Das Startup von Alexander Henn (l.)<br />
und Philip Magoulas unterstützt kleine Firmen mit einer<br />
Managementsoftware. shore.com<br />
PETER THIEL INVESTIERT IN DEUTSCHE STARTUPS<br />
Der Paypal-Gründer, Facebook-Investor und seit Kurzem<br />
Trump-Unterstützer, Peter Thiel, hat mit Finlab und<br />
weiteren Geldgebern in zwei deutsche Startups investiert.<br />
Deposit Solutions aus Hamburg, Anbieter von<br />
Zinspilot, erhält 15 Millionen Euro. 3,5 Millionen Euro<br />
gehen an die Kölner Lern- und Ausbildungsplattform<br />
Nextmarkets. nextmarkets.com, zinspilot.de<br />
Fotos: JCS (CC BY 3.0, flickr), JD Lasica(CC BY-NC 2.0, flickr), Shore, brillen.de, The Venture, Heimat Berlin<br />
Fotos: Top12, Eve Sleep<br />
ONLINESHOP TOP12.DE<br />
SPONSERT DIE ROTEN TEUFEL<br />
Mit Beginn der neuen Fußball-Bundesligasaison 2016/17<br />
wird das E-Commerce-Startup Top12.de offizieller<br />
Haupt- und Trikotsponsor des 1. FC Kaiserslautern.<br />
Der 2015 gegründete Onlineshop sichert sich damit<br />
ein Leistungspaket, das neben der Präsenz auf dem<br />
Trikot unter anderem auch TV-relevante Werbung<br />
und ein Digitalpaket enthält. Für Frederic Palmstorfer,<br />
Geschäftsführer von Top12.de, schließt sich der Kreis:<br />
„Für mich als ehemaligen Jugendspieler des FCK ist<br />
es natürlich eine besondere Freude, dieses Bündnis<br />
einzugehen!“ Er freue sich, den Verein als zwölfter<br />
Mann zu unterstützen. top12.de<br />
„WIR MÜSSEN<br />
DIE STARTUP-NATION<br />
WERDEN –<br />
NICHT EINE<br />
VON VIELEN“<br />
THORSTEN DIRKS<br />
Der Bitkom-Präsident schlägt den Aufbau „digitaler Ökosysteme“ vor,<br />
in denen etablierte Unternehmen und Startups zusammengebracht werden.<br />
bitkom.org<br />
UPDATES<br />
Neue Funktionen, Fort- und Rückschritte<br />
SCALABLE CAPITAL EXPANDIERT<br />
Nur wenige Monate nach dem Marktstart in Deutschland<br />
ist der digitale Vermögensverwalter jetzt auch in<br />
Österreich aktiv. Bei dem Fintech aus München können<br />
Nutzer in kostengünstige, global diversifizierte ETF-Portfolios<br />
investieren. scalable.capital<br />
WEITERE STÄDTE FÜR CATERWINGS<br />
Rocket Internets Online-Marktplatz für Caterer<br />
expandiert durch eine strategische Partnerschaft mit<br />
Eventinc nach Köln, Frankfurt und Düsseldorf. Anfragen<br />
über den Online-Event-Anbieter werden ab sofort von<br />
Caterwings betreut. caterwings.de, eventinc.de<br />
UDACITY KOMMT NACH DEUTSCHLAND<br />
Die E-Learning-Plattform bietet zum Start die gleichen<br />
Kurse wie in den USA an. Sie sind auf konkrete Fähigkeiten<br />
und Wissensbereiche ausgerichtet und kosten 200 Euro<br />
pro Monat. Zu den Investoren des Unternehmens mit<br />
Einhorn-Status zählt Bertelsmann. udacity.de<br />
DA LEGST DI NIEDER<br />
8,2 Millionen Euro für Eve. Was finden Investoren an Matratzen-Startups?<br />
Der Hype um den Online-Verkauf<br />
von Matratzen reißt nicht ab. Im Juli<br />
hat das deutsch-englische Startup<br />
Eve Sleep von dem TV-Sender<br />
Channel 4 und den bestehenden<br />
Investoren DN Capital sowie<br />
Octopus Ventures frisches Kapital<br />
erhalten. Die zusätzlichen 8,2<br />
Millionen Euro sollen vor allem in<br />
die internationale Expansion fließen,<br />
erklärt CEO und Mitgründer Jan<br />
Bagniewski. Er spricht von einer<br />
unglaublichen Entwicklung. „Wir<br />
verzeichnen von Monat zu Monat<br />
ein Wachstum von 25 Prozent.“<br />
Für 2016 ist ein Umsatz von 20,3<br />
Millionen Euro angepeilt. Fast das<br />
GELD VOM STAAT<br />
Mehr Geld für junge, innovative<br />
Unternehmen: Der Europäische<br />
Investitionsfonds und ERP-Sondervermögen<br />
– vertreten durch das<br />
Wirtschaftsministerium – haben die<br />
Mittel für den ERP/EIF-Dachfonds<br />
und European Angels Fonds um eine<br />
Milliarde Euro erhöht. Zusammen<br />
mit den Mitteln für die im März<br />
gestartete Wachstumsfazilität stehen<br />
künftig rund 3,2 Milliarden Euro zur<br />
Finanzierung von Startups bereit.<br />
„Durch die Aufstockung sind wir<br />
unserem Ziel, eine neue Gründerzeit<br />
in Deutschland anzustoßen, wieder<br />
einen Schritt näher gekommen“, sagt<br />
Wirtschaftminister Sigmar Gabriel<br />
Fünffache hat im vergangenen Jahr<br />
bereits Casper umgesetzt. Mit Büros<br />
in Berlin und London drängt das<br />
New Yorker Matratzen-Startup nun<br />
in den hartumkämpften europäischen<br />
Markt. Allein in Deutschland tummeln<br />
sich Startups wie Bruno, Muun, Emma<br />
oder Buddy im Wettbwerb. Warum<br />
auch nicht? Das Produkt ist attraktiv.<br />
Guter Schlaf zählt zum Lifestyle und<br />
die Margen sind im Online-Vertrieb<br />
noch einmal höher als beim Händler<br />
an der Ecke. Von schlaflosen Nächten<br />
bei den Gründern keine Spur.<br />
„Die Konsumenten nehmen unser<br />
Geschäftsmodell hervorragend an“,<br />
sagt Bagniewski. evemattress.de<br />
Wirtschaftsminister Gabriel: „Neue Gründerzeit in Deutschland anstoßen“<br />
(SPD). Außerdem berichtet die Welt am<br />
Sonntag, dass die Bundesregierung<br />
mit einem neuen, zehn Milliarden<br />
Euro schweren Fonds Gründer<br />
stärker fördern will. Den Plänen<br />
des Finanzministeriums zufolge soll<br />
die KfW-Bank Gründern für jeden<br />
Euro an Wagniskapital einen Euro<br />
Kredit zu vergünstigten Konditionen<br />
bereitstellen. So sollen insgesamt 20<br />
Milliarden Euro zusammenkommen.<br />
Bisherige Programme lassen aber am<br />
Erfolg zweifeln. Von den 150 Millionen<br />
Euro des Programms Invest etwa sind<br />
laut Wirtschaftsministerium bisher nur<br />
23,59 Millionen abgerufen worden.<br />
welt.de, bmwi.de<br />
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MELDUNGEN<br />
Gadget des Monats<br />
HIN UND WEG<br />
Wer kommt? Wer geht? Wer hat was erreicht?<br />
Wichtige Personalmeldungen der Startup-Szene<br />
Sieger des Monats<br />
DATES<br />
Wo man sich jetzt noch bewerben kann<br />
15.08.<br />
PROJECT FLYING ELEPHANT: Der Inkubator des<br />
Beliner VC Westtech startet im Oktober sein neues<br />
Programm für Teams in frühen Entwicklungsphasen.<br />
Ziel ist es, Gründern eine Umgebung zu bieten, in<br />
der sie etwa drei Monate intensiv an ihrem jeweiligen<br />
Projekt unter optimalen Rahmenbedingungen arbeiten<br />
können. Die Bewerbungsphase läuft noch bis zum 15.<br />
August 2016. projectflyingelephant.de<br />
DRUCKEN UND GUCKEN<br />
Fischertechnik kooperiert für Bausatz mit Startup German Reprap<br />
Auf der Spielwarenmesse im Januar hat er bereits für Aufsehen gesorgt.<br />
Jetzt ist der vielbeachtete 3D-Drucker-Bausatz von Fischertechnik im Handel<br />
erhältlich. Das Set ist ein Gemeinschaftsprodukt der Waldachtaler<br />
mit dem 3D-Drucker-Startup German Reprap aus Feldkirchen. Auch nach<br />
dem Aufbau der 890 Teile bleibt die Technik sichtbar, weil der Bausatz<br />
auf eine umschließende Abdeckung verzichtet. In der Bibliothek der<br />
Software sind bereits Beispiele als druckfähige G-Codes gespeichert.<br />
Zusätzlich lassen sich aus Internet-Datenbanken importierte oder selbst<br />
mit einem CAD-Programm gestaltete STL-Dateien in der Drucker-Software<br />
verarbeiten und in einen druckfähigen G-Code verarbeiten. Preis des<br />
Bausatzes: 699,95 Euro. fischertechnik.de, germanreprap.com<br />
CAROLIN KEBEKUS GEHT<br />
UNTER DIE INVESTOREN<br />
Die Komikerin hat im Juni mit<br />
DCM und anderen Geldgebern in<br />
Stagelink investiert. Kebekus nutzt<br />
das Promotion-Startup bereits für<br />
die Bewerbung ihrer Shows. Nun<br />
freut sie sich, „auch als Investorin<br />
Teil des Stagelink-Teams zu<br />
werden“. stagelink.com<br />
CLAUDIA THÄNS BRINGT<br />
PRINTERFAHRUNG ZU DCMN<br />
Nach zwölf Jahren bei Axel<br />
Springer soll Claudia Thäns bei<br />
DCMN nun helfen, den Printund<br />
Digital-Bereich intensiver<br />
auszubauen. Bisher ist der Growth<br />
Solution Provider hauptsächlich<br />
für Performance-basierte TV-<br />
Kampagnen bekannt. dcmn.de<br />
GRÜNDUNGSMEISTER<br />
Mit Wickeltaschen zum Sieg beim Businessplan-Wettbewerb 2016<br />
Am 14. Juli wurden in der Investitionsbank Berlin die besten Gründer<br />
der Region Berlin-Brandenburg ausgezeichnet. In der Kategorie „Plan“<br />
gewann das Berliner Startup Mara Mea, das multifunktionale Wickeltaschen<br />
sowie Umstands- und Stillmode für moderne Eltern entwickelt. Im<br />
Bereich „Canvas“ überzeugte LQ Enterprise, ebenfalls aus Berlin, mit der<br />
mehrsprachigen Plattform Jobkraftwerk, die Geflüchtete und Unternehmen<br />
zusammenbringt. Die Abschlussprämierung bildete den Höhepunkt<br />
der dreiphasigen Initiative, die Existenzgründer kostenlos mit mehr als<br />
100 Seminaren sowie einem großen Expertennetzwerk bei der Entwicklung<br />
eines tragfähigen Geschäftskonzepts unterstützt. Rund 1500 Interessierte<br />
nutzten das Angebot des diesjährigen Businessplan-Wettbewerbs.<br />
Insgesamt wurden 295 Geschäftskonzepte eingereicht. b-p-w.de<br />
15.08.<br />
20.10.<br />
EY PUBLIC VALUE AWARD: EY zeichnet in Kooperation<br />
mit der HHL Leipzig Graduate School of<br />
Management erstmals Startups für ihren Beitrag zum<br />
Gemeinwohl aus. Letztlich gebe es nichts, was eine<br />
Idee stärker legitimiert als ihr Beitrag zum gesellschaftlichen<br />
Zusammenleben und Fortschritt. Startups,<br />
die sich in diesem Bereich engagieren, können sich<br />
online bis zum 15. August bewerben. eypva.com<br />
DEEP TECH AWARD: Im Rahmen der Landesinitiative<br />
„Projekt Zukunft“ und der Kampagne für den<br />
IT-Standort Berlin „Log in. berlin.“ werden Lösungen<br />
und Produkte im Bereich Internet of Things (IoT) gesucht,<br />
die sich vor allem durch einen hohen Innovationsgrad<br />
auszeichnen. Das Preisgeld beträgt 60.000<br />
Euro. Bewerbungsschluss ist der 20. Oktober, die<br />
Preisverleihung findet am 9. November statt. sibb.de<br />
5G-NETZ ZUERST<br />
IN BERLIN<br />
Berlin wird Testlabor für den neuen<br />
Mobilfunkstandard 5G. Partner beim<br />
Aufbau und der Entwicklung des<br />
Netzes ist die Deutsche Telekom. 5G<br />
ermöglicht Echtzeitkommunikation<br />
sowie deutlich höhere Datenraten<br />
von bis zu zehn Gigabit pro<br />
Sekunde. Die Technologie soll bis<br />
2020 Marktreife erreichen. Eine der<br />
Sendeanlagen kommt unter anderem<br />
auf das frühere Telefunken-Hochhaus<br />
am Ernst-Reuter-Platz. Auch Startups<br />
und Organisationen sind ab sofort<br />
aufgefordert, 5G-Innovationen in<br />
Berlin zu erproben. telekom.de<br />
COMPANISTO KNACKT<br />
30-MILLIONEN-MARKE<br />
Die in Deutschland, Österreich und<br />
der Schweiz tätige Crowdinvesting-<br />
Plattform hat mehr als 30 Millionen<br />
Euro in Wachstumsunternehmen und<br />
Startups investiert. Auf Facebook<br />
meldete das Unternehmen, dass<br />
bislang nur sieben von insgesamt<br />
60 Startups erfolglos waren. Dies<br />
entspricht 1,42 Millionen Euro<br />
ausgefallenem Kapital. „Der Anteil<br />
des ausgefallenen Kapitals liegt<br />
somit bei nur 4,52 Prozent – dies ist<br />
für den Venture-Capital-Bereich eine<br />
extrem niedrige Quote“, schreibt<br />
Companisto. companisto.com<br />
10 / berlinvalley.com<br />
GELD FÜR GLOBAL<br />
FASHION GROUP<br />
Die Global Fashion Group (GFG) hat<br />
Ende Juli eine Finanzierungsrunde<br />
in Höhe von 330 Millionen Euro<br />
abgeschlossen. Das Geld kommt von<br />
den bestehenden Gesellschaftern,<br />
einschließlich Rocket und dem Rocket<br />
Internet Capital Partners Fund. GFG<br />
wurde 2014 gegründet und gehört<br />
zu den führenden Online-Fashion-<br />
Unternehmen in Schwellenländern.<br />
„Die jüngste Finanzierungsrunde<br />
verschafft GFG das nötige Kapital,<br />
um diesen Weg weiter zu verfolgen“,<br />
sagt Rocket-Chef Oliver Samwer.<br />
global-fashion-group.com<br />
P7S1 PLANT<br />
WEITERE ZUKÄUFE<br />
Der Medienkonzern Prosiebensat.1<br />
will sein Digitalgeschäft nach den<br />
Zukäufen von Verivox und Etraveli mit<br />
weiteren Übernahmen stärken. Für<br />
Akquisitionen habe man bis zu eine<br />
halbe Milliarde Euro zur Verfügung,<br />
sagte Konzernchef Thomas Ebeling<br />
der Süddeutschen Zeitung. „Das<br />
Problem ist, dass es gar nicht so viele<br />
größere Unternehmen in Deutschland<br />
gibt, die strategisch passen und<br />
bei denen wir eine Wertsteigerung<br />
für unsere Aktionäre erwarten.<br />
Aber wir haben die Augen offen.“<br />
prosiebensat1.de<br />
FINLEAP HOLT CAROLIN GABOR<br />
ALS MANAGING DIRECTOR<br />
In dieser Position soll die<br />
frühere Beraterin bei der Boston<br />
Consulting Group die marktreifen<br />
Startups in den Bereichen<br />
Strategie und Wachstum bis hin<br />
zum möglichen Exit unterstützen.<br />
Zuletzt war Gabor CEO bei<br />
Autohaus24. finleap.de<br />
BENEDIKT LEHNERT VERLÄSST<br />
WUNDERLIST FÜR MICROSOFT<br />
Ein Jahr nach der Übernahme von<br />
6Wunderkinder durch Microsoft<br />
wechselt der Chief Design Officer<br />
von Wunderlist zur Mutter nach<br />
New York. Dort soll er das Outlook-<br />
Team als Director of Product<br />
Design for iOS, Android und Mac<br />
unterstützen. microsoft.com<br />
ORIETTA MENDEZ KEHRT<br />
ZU GLISPA ZURÜCK<br />
Die Marketingspezialistin, die<br />
bereits von 2009 bis 2012 bei<br />
dem Berliner Startup gearbeitet<br />
hat, ist nun VP Global Operations<br />
& Partnerships. Zwischenzeitlich<br />
hatte Mendez beim Venture<br />
Builder Covus das Unternehmen<br />
Crobo aufgebaut. glispa.com<br />
SUNNY WUNSCH ÜBERNIMMT<br />
NEUES RESSORT BEI PIABO<br />
Die Kommunikationsexpertin wird<br />
Head of E-Commerce & Brand<br />
PR. Ihr neu zusammengestelltes<br />
Spezialteam soll bei Piabo die<br />
Nachfrage der wachsenden<br />
E-Commerce-Branche bedienen.<br />
Sunny Wunsch kommt von CLY<br />
Communication. piabo.de<br />
Fotos: Glispa, Finleap, DCMN, Fischertechnik, Axl Klein, Duncan Davidson<br />
Fotos: Leo Seidel, european startup initiative<br />
IHR HABT SPANNENDE NEUIGKEITEN? SCHREIBT UNS: news@berlinvalley.com<br />
WENN DU NOCH EINMAL ANFANGEN KÖNNTEST …<br />
… wo würdest du dein Startup heute gründen? Diese Frage ist Grundlage einer Studie der European Startup Initiative (ESI) unter 700 Gründern<br />
Wenig überraschend: An der Spitze liegen Berlin<br />
(15 Prozent) und London (14 Prozent), die zusammen<br />
knapp ein Drittel der Stimmen verbuchen.<br />
Anders sieht das Ranking aus, wenn man nur<br />
die Erwähnungen der Hubs in den bekanntesten<br />
Techblogs – Wired, Techcrunch, The Next Web und<br />
Mashable – untersucht. Hier liegt London vor Paris<br />
und Berlin nur auf Rang drei, was zeigt: Persönliche<br />
und unabhängige Erfahrungen spielen bei der<br />
Standortwahl offenbar eine größere Rolle als die<br />
Berichterstattung in den Medien.<br />
Für die Mitte Juli vorgestellte Startup Heatmap Europe<br />
haben die Autoren auch die Umzugsbereitschaft der<br />
Gründer untersucht: Fast ein Viertel der Teilnehmer<br />
haben ihr Unternehmen nicht in ihrem Herkunftsland<br />
gegründet, wobei Männer eine deutlich höhere<br />
Bereitschaft zum Umzug zeigen als Frauen: 90 zu<br />
zehn Prozent.<br />
Aber was sind die entscheidenden Faktoren für die<br />
Standortwahl? Wichtig sind Zugang zu Talenten und<br />
die Qualität des Ökosystems, weniger wichtig ist<br />
das Geld. Die Erklärung: „Unternehmer müssen nicht<br />
dem Geld folgen, wenn sie sicherstellen können,<br />
dass das Geld zu ihnen kommt.“ Alle Ergebnisse der<br />
ESI-Studie unter: startupheatmap.eu<br />
«Where would you start<br />
up if you could begin all<br />
over again?»<br />
2.392<br />
29%<br />
Total Votes<br />
of all votes go to<br />
Berlin & London<br />
FOUNDERS’ FAVOURITE HUBS<br />
Berlin<br />
London<br />
Amsterdam<br />
Barcelona<br />
Lisbon<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
15 %<br />
14%<br />
10 %<br />
7 %<br />
5 %<br />
Dublin<br />
Stockholm<br />
Munich<br />
Copenhagen<br />
Vienna<br />
Founders had up to 5 votes from a list of 30 cities. Percentages indicate how many of all founders would<br />
like to startup in the respective city. To access the full list of favorite Hubs please click here.<br />
HOW DID THE REGIONS VOTE?<br />
BALTICS<br />
52 %<br />
58% 52%<br />
London<br />
Berlin<br />
50 % 48 %<br />
NORDICS<br />
Tallinn<br />
42 %<br />
Riga<br />
32 %<br />
Amsterdam<br />
6<br />
7<br />
8<br />
9<br />
10<br />
4 %<br />
4 %<br />
4 %<br />
3 %<br />
3 %<br />
Get the full report here<br />
29 %<br />
Stockholm<br />
Berlin Stockholm London Copenhagen Amsterdam Tallinn<br />
57 % 46 % 32 % 20 % 18 % 17 %<br />
CEE<br />
London Berlin Amsterdam Dublin Barcelona Warsaw<br />
SOUTH<br />
46 %<br />
64 % 50 %<br />
London<br />
Berlin<br />
45 %<br />
Lisbon<br />
30 %<br />
32 %<br />
Amsterdam<br />
15 %<br />
32 %<br />
Barcelona<br />
Percentages indicate how many founders coming from a region imagine to startup in the mentioned city. Founders had up to 5 choices.<br />
13 %<br />
10 %<br />
Madrid<br />
WHAT GETS THE FOUNDERS MOVING?<br />
TALENT CAPITAL<br />
ECO -SYSTEM<br />
COSTS<br />
71% 69% 51% 44%<br />
Access to highly qualified<br />
talent is relevant or very<br />
relevant to the highest<br />
number of founders.<br />
High-Tech Startup<br />
Second is the quality of<br />
the ecosystem, though<br />
founders from high-tech<br />
startups rate it slightly<br />
higher than talent.<br />
Access To Capital<br />
BERLIN 1 -1<br />
MUNICH +3 +3<br />
ZURICH +7 1 +1<br />
MADRID +5 2 -2<br />
LUXEMBOURG 3 +3 2 +2<br />
BARCELONA -3<br />
LISBON 5 -5 4 -4<br />
This shows the rank change when we only look at founders of high-tech companies<br />
with a high appreciation for access to capital.<br />
Founders from low GDP<br />
per capita countries rated<br />
the costs more relevant<br />
as compared to founders<br />
from other countries.<br />
FINDING A SPECIALISATION<br />
Even though founders<br />
from high-tech startups<br />
rate access to capital<br />
higher it ranks overall<br />
least important.<br />
* The percentages show the share of founders who find a certain factor relevant or very<br />
relevant (4 and 5 points out of 5) when considering a location choice.<br />
The choice for a startup hub depends<br />
on the founders needs or preferences.<br />
Jumps 7 ranks for<br />
ZURICH High-Tech startups<br />
Jumps 3 ranks for<br />
Access to Capital MUNICH<br />
berlinvalley.com / 11
FASHIONTECH<br />
Viel Gesprächsbedarf: Diskussionsrunde auf der Messe<br />
FASHIONTECH<br />
Lisa Lang: die Gründerin von Elektrocouture<br />
auf der Fashiontech Berlin<br />
Passt sich an: Wearable Facade von Popkalab<br />
nimmt mit Mikrokameras die Umgebung auf und<br />
übersetzt sie in farbige Lichteffekte.<br />
KLEIDER MIT BLING<br />
Alarm bei Annäherung: Eine Mitarbeiterin integriert das Proximity Kit von 360Fash Tech in ein Brautkleid.<br />
Fashiontech Berlin: Wie IT die Mode aus der Krise rettet<br />
Surface Distortion: neuestes Highlight der<br />
holländischen Designerin Maartje Dijkstra<br />
Hat den Durchblick: Peter Ramsauer<br />
am Stand von Jasna Rok<br />
Gleich am Anfang der Halle posiert ein muskulöser Mann im Sportdress.<br />
Die Botschaft des Models: „Wer mit der Sportbekleidung von<br />
Antelope trainiert, sieht nach wenigen Wochen aus wie ich.“ Spaß<br />
beiseite. Wunder kann auch die vom 2014 gegründeten Startup<br />
Wearable Life Science entwickelte Sportbekleidung nicht vollbringen.<br />
Leistungssteigernd ist sie sehr wohl. „Antelope besteht aus<br />
einer Kompressionstextilie mit integrierten Elektroden, einer Smartphone-großen<br />
Elektronikeinheit sowie einer App zur Steuerung des<br />
Systems“, erklärt Firmengründer Philipp Schwarz. Über elektrische<br />
Impulse von außen werde die natürliche Muskelkontraktion verstärkt,<br />
jede sportliche Betätigung sei damit intensiver und effektiver.<br />
Wearable Life Science aus Nürnberg war einer von 27 Ausstellern<br />
auf der Fashiontech Berlin, die Ende Juni bereits zum sechsten Mal<br />
stattfand. Wie jede Modemesse machte sie optisch viel her. Aber mit<br />
Technologie kombinierte Hosen und Handtaschen sind besonders<br />
schön, weil sie blinken und leuchten. Der Ambience- Rock der Designerin<br />
Lina Wassong macht über zwei im Innenfutter angebrachte<br />
Lautsprecher auch Geräusche. Man hört das Rauschen eines Flusses<br />
oder das Rascheln von Baumkronen im Wind.<br />
Glanzvoller Auftritt: Elektrisch illuminierte Clutch von Moon Berlin<br />
Wer das für Spielereien hält, sollte sich vor Augen führen, dass die<br />
Fashiontech mittlerweile eine etablierte Veranstaltung ist. 30 Referenten<br />
sprachen bei der Konferenz über die Zukunft der Mode,<br />
3500 Besucher waren ins Kühlhaus gekommen. Und da eine Messe<br />
nicht nur ein Markt ist, sondern auch einen Markt schafft, könnte<br />
das Segment der technisch aufgerüsteten Kleidung schon bald aus<br />
der Nische heraustreten. Dafür spricht auch der gemeinsame Plan<br />
von Google und Levi’s: Seit die Konzerne im März dieses Jahres<br />
verkündet haben, dass sie bis 2017 eine smarte Jacke herausbringen<br />
wollen, gilt als ausgemacht, dass die innovativen Designer,<br />
die Smartphones oder LED-Lämpchen in die Kleidung integrieren,<br />
auf der richtigen Spur sind. Es verwundert auch nicht, dass Shirts,<br />
die Insulin- oder Blutwerte messen, oder Jacken mit eingebautem<br />
Navigationsgerät Nachfrage erzeugen. Für Lisa Lang ist es nur<br />
eine Frage der Zeit, bis Tech-Fashion bei H & M oder Zara hängt.<br />
Für die Gründerin der Plattform Elektrocouture, die Designer mit<br />
IT-Unternehmen zusammenbringt, ist die intelligente Mode gar die<br />
Retterin in der Krise, in der die Branche feststeckt, weil sie seit<br />
Jahren das Immergleiche präsentiert.<br />
rw<br />
Taschen aus der Libet-Serie mit LED-Beleuchtung von 360Fash Tech<br />
Fotos: 360Fashion, Moon Berlin, Popkalab/Ricardo O'Nascimento, Lisa Wassong/Christopher Santos,<br />
Jasna Rok/Nils Krüger, Niké Dolman, Deutsche Telekom/Florian Reimann, Inforce Yoga/Lilien Stenglein, Formbytime<br />
Flimmert wie Glühwürmchen, klingt wie Waldesrauschen:<br />
der Ambience-Rock von Lina Wassong<br />
Formwandler: Formbytime aus Österreich integriert Motoren,<br />
Akkus, Sensoren und Bluetooth in Schmuckstücke.<br />
Lorem Ipsum<br />
Reflektiert die Körperhitze:<br />
die Kollektion von Inforce Yoga<br />
Zum Einnähen: Die Motoren des Robotic Dress Kit von<br />
360Fash Tech verändern die Form der Kleidung.<br />
Leistungssteigernd: die Sportbekleidung von Antelope
JOBPROFIL<br />
KOLUMNE<br />
WAS MACHT EIGENTLICH EIN<br />
E-LEARNING INSTRUCTOR<br />
In der Startup-Szene gibt es viele eigentümliche Jobbezeichnungen.<br />
Philipp Hartmann erklärt, was seine Aufgaben als Dozent beim E-Learning-<br />
Portal Udemy sind. Sein neuer Kurs richtet sich speziell an junge Gründer<br />
Die Zukunft des Lernens ist digital. Seit Jahren boomen<br />
die Angebote rund um das Thema E-Learning. In<br />
den USA längst riesengroß, wächst auch hierzulande<br />
der Zuspruch für anspruchsvolle Online-Tutorials.<br />
Wer, wie ich, in Deutschland aufgewachsen ist,<br />
der weiß, dass Bildung ein Allgemeingut ist. Aber<br />
in anderen Teilen der Welt sind solche Strukturen<br />
kaum vorhanden. Insofern reizt mich an dem E-Learning-Phänomen,<br />
dass man mit Online-Kursen plötzlich<br />
einen Zugang für all jene schafft, die kein Geld<br />
für teure Studien oder Weiterbildungsprogramme<br />
haben. Nicht nur in vielen ärmeren Ländern, sondern<br />
auch in Deutschland und im EU-Ausland ist<br />
der Wissenserwerb durch Online-Kurse die ideale<br />
Ergänzung zum eigenen Lebenslauf. Ich selbst habe<br />
BWL an der European Business School studiert und<br />
mir viel Wissen im klassischen Hörsaal angeeignet.<br />
Wenn ich heute als Student die Wahl hätte, auch<br />
Online-Kurse zu belegen, um mein Wissen zu erweitern,<br />
würde ich das sofort machen.<br />
Als mich Udemy fragte, ob ich Lust hätte, als Dozent<br />
für den Wissensanbieter tätig zu werden, habe ich<br />
sofort zugesagt. Ich fand es spannend, dabei mitzuwirken,<br />
Inhalte zu produzieren, in denen ich mein<br />
Wissen mit anderen teile. Die Plattform hilft Dozenten,<br />
in wenigen Schritten einen Kurs aus unterschiedlichen<br />
Komponenten zusammenzubauen.<br />
Als Co-Founder und Company Builder habe ich Einblick<br />
in die Aufbauarbeit bei mehr als 20 Portfolio-<br />
PHILIPP HARTMANN<br />
Der Founding Partner von Rheingau Founders,<br />
dem professionellen Co-Founder für Online-<br />
Firmen mit Sitz in Berlin, ist unter anderem beim<br />
Aufbau von Firmen wie Lieferando, Schutzklick<br />
oder Service Partner One beteiligt. Seit Juli ist<br />
er zudem Dozent bei Udemy.<br />
rheingau-founders.com<br />
14 / berlinvalley.com<br />
Unternehmen gewinnen können und dadurch eine<br />
Menge gelernt. Ich finde es wunderbar, Jung-Gründern<br />
auf diese Weise Starthilfe zu geben und damit<br />
meine eigene Erfahrung an ein großes Publikum weiterzureichen.<br />
Weltweit hat die Plattform elf Millionen<br />
Nutzer.<br />
Natürlich freue ich mich auch, wenn ich als Online-Dozent<br />
für Rheingau Founders den einen oder<br />
anderen neuen Kontakt über Udemy knüpfen kann.<br />
Besonders bin ich auf die Interaktion mit der Community<br />
gespannt und darauf, wie meine Inhalte vom<br />
breiten Publikum angenommen werden. Als Dozent<br />
behält man übrigens die Rechte an dem Kurs und<br />
kann die Inhalte beispielsweise auch auf der eigenen<br />
Website vertreiben.<br />
STARTHILFE FÜR JUNGE GRÜNDER<br />
Konkret geht es in meinem Kurs „Entrepreneurship in<br />
Deutschland“ (seit 29. Juli im Programm) um die digitale<br />
Gründerszene in Deutschland und speziell die in<br />
Berlin. Ich spreche über meinen persönlichen Weg,<br />
über den Startup-Hub Berlin, von Gründer mythen<br />
und von dem optimalen Gründer und dem dazu<br />
passenden Partner. Weitere Aspekte sind die Skalierung<br />
des Startups von Beginn an über die Wahl des<br />
Geschäftsmodells bis hin zu verschiedenen Formen<br />
des Exits. Fragen der passenden Rechtsform, der<br />
Finanzierung und – last but not least – das Pitch Deck<br />
werden ebenfalls besprochen.<br />
NAME:<br />
Udemy<br />
GRÜNDUNG:<br />
2010<br />
GRÜNDER:<br />
Oktay Caglar, Eren Bali,<br />
Gagan Biyani<br />
MITARBEITER:<br />
20.000 Instructors<br />
STANDORTE:<br />
San Francisco, Dublin, Ankara<br />
SERVICE:<br />
Online-Lern- und Lehr-Marktplatz<br />
udemy.com<br />
Bei Udemy geht es nicht darum, theoretisches Wissen<br />
an Dritte zu vermitteln und dafür vielleicht noch<br />
ein Abschlusszertifikat zu vergeben, sondern darum,<br />
von Praktikern zu lernen, echte Erfahrungen zu teilen<br />
– und zwar genau das Wissen, das einem im<br />
realen Leben und im Job auch weiterhilft – nicht nur<br />
auf dem Papier. Und für die Dozenten lohnt es sich<br />
auch: Sie behalten bei Selbstvermarktung fast 100<br />
Prozent der Einnahmen. Spitzendozenten verdienen<br />
mehrere tausend Euro im Monat. In Deutschland gibt<br />
es inzwischen rund 500 Dozenten bei Udemy.<br />
HAST DU EINEN<br />
UNGEWÖHNLICHEN JOB?<br />
SAG ES UNS:<br />
jobprofil@berlinvalley.com<br />
Fotos: Lorem Udemy Ipsum<br />
Fotos: Simon Schäfer<br />
WTF, EUROPA!<br />
Ist das wirklich alles, was Politik und Startups drauf haben?<br />
SIMON SCHÄFER<br />
Der Brexit führt uns erschreckend<br />
vor Augen: Europa versagt,<br />
Gespenster von Nationalismus<br />
und Pseudofaschismus gehen<br />
um. Dass gerade der englischsprachige<br />
Wirtschaftsraum –<br />
alle Computer funktionieren auf Englisch – aus<br />
der EU austreten will, ist hanebüchen. Auch weil<br />
nicht die Zukunft gesiegt hat, nicht die Innovation,<br />
sondern Ideologie und Vergangenheit. Denn<br />
vor allem ältere Menschen haben für den Brexit<br />
gestimmt, junge waren mit überwältigender Mehrheit<br />
gegen einen Austritt.<br />
Gerade wir als Startup-Unternehmer können nur<br />
für einen gemeinsamen Wirtschaftsraum sein.<br />
Wie sonst soll schnelles Skalieren funktionieren?<br />
Wie sonst soll ein kompetitiver Raum geschaffen<br />
werden, der es mit den Hegemonialmächten USA<br />
und China aufnehmen kann? Wer als Startupoder<br />
Tech-Unternehmer für einen Brexit ist,<br />
sollte sich einen neuen Job suchen. Denn mit<br />
einer Dekonstruktion Europas ist unserer Branche<br />
nicht geholfen.<br />
In der Factory haben wir die Erfahrung gemacht,<br />
dass Politiker gerne vorbeikommen, um für Fotos<br />
zu posieren. Dagegen haben wir nichts, denn<br />
sie machen nicht nur Werbung für sich, sondern<br />
auch für unser junges Unternehmertum, die<br />
Startup-Szene. Meistens sind die Funktionsträger<br />
überrascht, wenn wir auch eine inhaltliche Diskussion<br />
führen wollen. Doch sie gehen darauf ein,<br />
und meist ergeben sich Folgetreffen. Die Liste der<br />
Begegnungen ist lang und illuster: Björn Böhning,<br />
Cornelia Yzer, Michael Müller, Klaus Wowereit,<br />
Anne Ruth Herkes, Dorothee Bär, Brigitte Zypries,<br />
Peer Steinbrück, Thomas Jarzombek, Lars Klingbeil,<br />
Peter Tauber, Sabine Leutheusser-Schnarrenberger,<br />
Sigmar Gabriel, Joachim Gauck,<br />
John Emerson, João Vasconcelos, Stefan Löfven,<br />
Günther Oettinger, Andrus Ansip, Neelie Kroes<br />
und Carlos Moedas.<br />
ES GEHT NICHT UM UNSERE TECH-BUBBLE<br />
Die Zusammentreffen führen uns aber auch immer<br />
wieder vor Augen, wo der Hund begraben liegt,<br />
nämlich in der Distanz zwischen der Politiker-Kaste<br />
und dem Rest unserer Gesellschaft. Der Brexit<br />
zeigt: Hier muss sich was ändern. Und das ist<br />
auch möglich: Denn die Politik ist mehr denn je<br />
auf der Suche nach authentischen Stimmen aus<br />
ist Unternehmer und hat 1997 mit Felix Petersen seine erste Internetagentur<br />
gegründet. Danach arbeitete er für Kameha, Motorvision und Wire card,<br />
und hat in Berlin-Mitte eine Sneaker-Boutique und Street-Art-Gallerie<br />
betrieben. 2011 gründete er mit Udo Schloemer die Factory Berlin und<br />
entwickelt nun weitere Factory-Gebäude in Europa. Als Co-Initiator<br />
des Startup Europe Summit ist Schäfer politisch aktiv und investiert als<br />
Business Angel in Startups.<br />
factory.co<br />
der realen Welt, der innovativen Wirtschaft.<br />
Doch nehmen wir uns für diesen Dialog genügend<br />
Zeit? Setzen wir uns für Netzneutralität ein,<br />
machen wir uns für Safe Harbor stark und fliegen<br />
wir mal nach Brüssel, um im Parlament unsere<br />
Meinung hörbar zu machen?<br />
Das Engagement würde sich lohnen: Technologie<br />
greift so sehr in unsere Gesellschaft ein, dass<br />
Veränderung – etwa die Abschaffung der Netzneutralität<br />
– uns alle betrifft. Wenn Facebook und<br />
Youtube schnell laden, aber ein aufstrebender<br />
Konkurrent deutlich länger braucht, spüren die<br />
Nachteile wir alle: Monopole verfestigen sich,<br />
Investitionen in bandbreitenintensive Startups<br />
(Video, Games, Foto-Sharing) werden unsicherer.<br />
Warum sollte man in ein Unternehmen investieren,<br />
das willkürlich von einem Kabelbetreiber<br />
an- oder abgedreht werden kann?<br />
POLITIK KANN VOM PROGRAMMIEREN LERNEN<br />
Die Folgen sind offensichtlich, aber der Politik<br />
fehlen Konzepte. Auf der anderen Seite: Nicht<br />
einmal VCs wissen, wohin die Entwicklung geht.<br />
Sonst wäre es einfach, mit Venture Capital zu<br />
verdienen. Klar ist also auch: Politiker haben es<br />
schwer, mit Gesetzen und Regularien Innovation<br />
zu antizipieren, wenn selbst diejenigen, die damit<br />
ihren Lebensunterhalt verdienen, häufig Bruchlandungen<br />
erleben. Hinzu kommt: Die Implementierung<br />
von Gesetzen ist eine Schnecke, sie dauert<br />
bis zu fünf Jahre.<br />
Eine Idee für schnellere und flexiblere Gesetze:<br />
Wie wir vom Programmieren wissen, bedeuten<br />
Variablen Flexibilität. Warum also nicht mit Variablen<br />
definieren, was ein Startup ist? Warum keine<br />
Parameter festlegen, die Änderungen im Steuerrecht<br />
oder im Investitionsraum möglich machen?<br />
Vorschlag: Jede Firma, die nicht älter als drei<br />
Jahre ist, weniger als 80 Prozent Risikokapital hat<br />
und keinen Gewinn macht, zahlt keine Mehrwertsteuer<br />
(die kommt bei Investitionen sowieso<br />
zu 100 Prozent zurück), kann ohne Insolvenzverfahren<br />
geschlossen werden, und die Verluste<br />
können von Minderheitsgesellschaftern (Angels,<br />
FFF, VCs unter 20 Prozent Beteiligung) steuerlich<br />
abgeschrieben werden. Boom! Wer Schulden<br />
macht (kein Venture Capital), wer Gewinn abwirft<br />
und wer seit vier Jahren überlebt, ist kein Startup<br />
mehr. Die unablässige Voraussetzung für solch<br />
innovative Gesetzesentwürfe: Die Politik muss<br />
Dialoge führen, muss Gründer fragen – und dazu<br />
müssen Gründer sich Zeit nehmen.<br />
Die Zeiten für solche Politikinnovationen sind<br />
gut: Startups werden von allen Parteien unterstützt.<br />
Keiner hat was gegen Innovation, nicht<br />
im eigenen Land, nicht in Europa. Denn das<br />
Startup-Phänomen trägt zur gesellschaftlichen<br />
Entwicklung bei: Diversity, Sustainability, Social<br />
Tolerance and Redistribution of Wealth – Startups<br />
zu fördern ist ein No-brainer (um bei Anglizismen<br />
zu bleiben – pun intended).<br />
Warum bessere Politik außerdem notwendig ist?<br />
Wie ein Mantra tragen wir vor uns her, dass<br />
neun von zehn Startups scheitern. Wir müssen<br />
dieses Problem reduzieren. Das geht nur, wenn<br />
wir den Key Performance Indicator unserer Ökonomie<br />
optimieren, mit anderen Worten: Wir müssen<br />
deregulieren. Wir müssen es einfacher machen,<br />
etwas zu starten, sowie es einfacher machen,<br />
jemandem Geld zu geben, der etwas versucht.<br />
Es einfacher machen zu scheitern, ohne juristische<br />
Folgen (vorausgesetzt freilich, man ist nicht<br />
straffällig geworden).<br />
EUROPA HAT EIN MARKETINGPROBLEM<br />
Warum ist dieser Dialog so schwierig? Tatsächlich<br />
ist der Brexit das beste Beispiel für miserables<br />
Marketing in Europa. Brexit, mit den Hashtags<br />
#leave und #remain. Remain. Really? Remain<br />
where, in the past? Stay! Und wer hat das entschieden?<br />
Wie kann es sein, dass eine Entscheidung,<br />
die so wichtig ist für Europa, nicht mit den<br />
modernsten Mitteln unterstützt wird? Warum ist<br />
das nicht besser ausgeführt als Obama’s Change<br />
campaign aus 2008?<br />
Seien wir ehrlich: Die Kommission, Horizon<br />
2020, SMEs, die Bürokratie und das Synonym<br />
hierfür, Brüssel, sind straight up unsexy. Das Logo<br />
ist dramatisch. Es ist das Gebäude (die komische<br />
Form im Hintergrund), in dem die Kommissare<br />
und der Präsident sitzen. Das geht viel besser.<br />
Ich hätte zum Beispiel gerne einen europäischen<br />
Pass. In blau. Die Idee Europa ist das einzige,<br />
was Sinn macht. Wer als Tech-Unternehmer<br />
denkt, dass individuelle Staaten es schaffen könnten,<br />
mit vielen Handelsabkommen und Verträgen<br />
Tech-Innovation und das Google oder Facebook<br />
von morgen auch in Europa über seine Grenzen<br />
hinweg möglich zu machen, der ist verrückt.<br />
Da will ich lieber einen blauen Pass.<br />
berlinvalley.com / 15
ANZEIGE<br />
WAHLEN IN BERLIN<br />
Linie Sicherheit, doch auch Flexibilität und Schnelligkeit<br />
spielen eine große Rolle. Gerade in der Anfangsphase<br />
ist uns die HypoVereinsbank hierbei sehr<br />
entgegengekommen. Nach einem Anruf erhielten<br />
wir oftmals schon binnen Minuten einen Termin am<br />
selben Tag. Gerade während der ersten Gründung<br />
ist es von Vorteil, wenn man auf Schnelligkeit und<br />
Flexibilität zählen kann. Zudem waren die Ansprechpartner<br />
der Bank auch strategische Sparringspartner,<br />
die uns die Möglichkeit gaben, frühzeitig<br />
Herausforderungen und Themen zu diskutieren.<br />
Das Management von Move24 (v. l.): Marcel Rangnow, CMO und Managing Director, Ante Krsanac, Co-CEO und Managing Director, Anton Rummel,<br />
Co-CEO, Philipp Andernach, COO. Ergänzt wird das Management-Team von Marion Nöldgen, Vice President Business Development.<br />
Stichwort Internationalisierung: Für<br />
Move24 spielt das europäische Geschäft<br />
eine große Rolle. Wie hat Euch die Bank<br />
auf dem Weg ins Ausland unterstützt?<br />
Wichtig sind vor allem gute Lösungen für das<br />
Cash-Management, die Außenhandelsfinanzierung,<br />
das Devisenmanagement sowie die Veranlagung<br />
von Sichteinlagen. Während unserer<br />
Internationalisierung hat die HypoVereinsbank uns<br />
in vielerlei Hinsicht unterstützt. Gut ist, wenn das<br />
gesamte Treasury nur über eine Bank laufen kann:<br />
Man kann mit einem einzigen Cash-Management-Tool<br />
arbeiten und nicht mit vielen unterschiedlichen.<br />
Agiert man wie wir international, ist<br />
die Hilfestellung bei Kontoeröffnungen im Ausland<br />
über Partnerbanken im Ausland sehr nützlich.<br />
Startup Europe Summit: Startups engagieren sich auch in der Politik. Beim Spacehack ging es zum Beispiel um die Frage, wie Technologie die Lebensbedingungen von Flüchtlingen verbessern kann.<br />
„MAN BRAUCHT EINE BANK,<br />
Wie müsste aus Eurer Sicht eine Bank der<br />
Zukunft aufgestellt sein?<br />
In einer Bank der Zukunft spielen Flexibilität, Schnelligkeit<br />
und auch durchgängige Erreichbarkeit eine<br />
große Rolle. Auf technischer Seite benötigt man<br />
Browser- und Mobile-basierte Real-Time-Tools sowie<br />
smarte und sichere Validierungsprozesse.<br />
PARTEI ERGREIFEN<br />
Aber welche macht vernünftige Startup-Politik? Unsere Analyse zur Berlin-Wahl am 18. September<br />
DER MAN VERTRAUT“<br />
Anton Rummel, Co-CEO von Move24,<br />
über die Herausforderungen einer<br />
Gründung und die Unterstützung<br />
durch erfahrene Bankberater<br />
Anton, seit wann gibt es Move24 und was<br />
macht Ihr genau?<br />
Move24 bietet internationale Services für alle Arten<br />
von Umzügen an. Da wir Ineffizienzen im Markt<br />
eliminieren, können wir Umzüge mit voller Preistransparenz<br />
zum attraktiven Festpreis anbieten. Dabei<br />
werden stets höchste Qualitätsstandards garantiert.<br />
Die Umzüge werden von einem internationalen<br />
Netzwerk von zertifizierten Partnerunternehmen<br />
durchgeführt. Durch das Bündeln von Umzugsvolumen<br />
sowie die Übernahme administrativer Aufgaben<br />
nimmt Move24 den Partnern einen großen Teil der<br />
Kosten und Planungsunsicherheiten. Diese können<br />
im Gegenzug deutlich attraktivere Preise anbieten.<br />
Move24 wurde im Sommer 2015 in Berlin gegründet<br />
und zieht mehrere tausend Haushalte pro Monat um.<br />
Was waren die größten Herausforderungen<br />
bei der Gründung von Move24?<br />
Neben dem Fundraising war der formelle Gründungsprozess<br />
eine Herausforderung. In den ersten<br />
Wochen war der administrative Aufwand höher<br />
als erwartet. In dieser Phase hat uns die HypoVereinsbank,<br />
die vom ersten Tag an mit im Boot war,<br />
maßgeblich unterstützt.<br />
„ES IST VON<br />
VORTEIL,WENN<br />
MAN AUF<br />
SCHNELLIGKEIT<br />
UND<br />
FLEXIBILITÄT<br />
ZÄHLEN KANN“<br />
Warum habt Ihr Euch für das TechTeam<br />
der HypoVereinsbank entschieden?<br />
Ausschlaggebend war der erste Eindruck,<br />
insbesondere die Flexibilität und Schnelligkeit.<br />
Von Anfang an wurden wir von der HypoVereinsbank<br />
Schritt für Schritt durch den Prozess<br />
geleitet. Durch die Expertise auf Seiten der Bank<br />
hinsichtlich der speziellen Herausforderungen<br />
eines Startups konnte das TechTeam besonders<br />
hilfreich agieren. Dieses Verständnis war während<br />
des Aufbaus und der Durchführung professioneller<br />
Gründungs- und Finanzierungsprozesse von<br />
immenser Bedeutung.<br />
Was erwartet Ihr ganz konkret von<br />
Eurem Bankpartner?<br />
Von unserem Bankpartner erwarten wir in erster<br />
Welchen Rat gebt Ihr Gründern für die<br />
Auswahl eines Bankpartners?<br />
Wenn sich die Frage auf die Gründung im Allgemeinen<br />
bezogen hätte, hätte die Antwort gelautet, dass<br />
man sich seiner Sache nie zu sicher sein und sich<br />
auf das Wesentliche konzentrieren sollte. Die Erfahrungen,<br />
die wir mit der Bank gemacht haben, waren<br />
kontinuierlich positiv. Um sich auf das Wesentliche,<br />
nämlich das operative Business konzentrieren zu<br />
können, braucht man eine Bank, der man vertraut<br />
und die stets zu Diensten ist. Hier ist man bei der<br />
HypoVereinsbank an der richtigen Adresse.<br />
EUER KONTAKT ZUM TECHTEAM DER<br />
FALKO MEISSNER<br />
ist Relationship Manager im TechTeam der HypoVereinsbank.<br />
Die Bank bietet mit mehr als<br />
3000 Experten in rund 50 Ländern über das<br />
Bankennetzwerk der UniCredit globale Lösungen<br />
vor Ort an. Im TechTeam beraten neben<br />
den Relationship Managern auch Spezialisten<br />
in den Bereichen Cash-Management, Internationalisierung,<br />
Zins-, Währungs- und Risikomanagement<br />
bundesweit rund 140 Unternehmen.<br />
tech@unicredit.de; hvb.de/tech<br />
Fotos: Christian H. Hasselbusch, Max Threlfall<br />
Fotos: Stefan Wieland, Stefan Kny, Max Threlfall<br />
MASOUD KAMALI<br />
Seit die Berliner Startup-Szene national und immer mehr auch<br />
international von sich reden macht, hat auch die Politik die jungen<br />
Unternehmen entdeckt. Zu den Top-Wahlkampfthemen sind<br />
Innovationen fördern, die Digitalisierung vorantreiben und bessere<br />
Rahmenbedingungen für Gründer in der Digitalwirtschaft<br />
schaffen deswegen noch nicht geworden. Immerhin aber kommen<br />
Startups in den Wahlprogrammen der Parteien vor.<br />
Dass noch viel zu tun bleibt, zeigt eine aktuelle Studie des Deutschen<br />
Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin). Die Stadt<br />
bewege sich zwar auf einem stabilen Wachstumskurs und die<br />
Arbeitslosigkeit sinkt, dennoch sei Berlin die einzige Hauptstadt<br />
in Europa, deren Produktivität und Pro-Kopf-Einkommen immer<br />
ist Gründer und CEO der S&S Media Group<br />
(1995) sowie von Westtech Ventures (2013).<br />
Der Frühphaseninvestor ist auf Deep-Tech-Startups<br />
spezialisiert und fördert in seinem Inkubator-Projekt<br />
Project Flying Elephant Startups aus<br />
dem Medienbereich.<br />
FLORIAN NÖLL<br />
gründete bereits als Schüler sein erstes Unternehmen.<br />
Er ist Vorstandschef des Bundesverbands<br />
Deutsche Startups und damit verantwortlich<br />
für die Agenda des Verbands. Nöll<br />
kandidiert in der Abgeordnetenhauswahl für<br />
die CDU im Bezirk Mitte.<br />
noch unter dem Landesdurchschnitt liegt. „Berlin ist in den vergangenen<br />
Jahren aus seinem Dornröschenschlaf erwacht“, kommentierte<br />
DIW-Präsident Marcel Fratzscher die Studie. „Es könnten<br />
goldene Jahrzehnte vor Berlin liegen – die Politik muss die<br />
Weichen aber richtig stellen, um das enorme Potenzial der Stadt<br />
besser zu nutzen.“ Dafür sei aber eine Reihe an Maßnahmen nötig,<br />
sagen die Forscher. Unter anderem müssten die Wachstumsbedingungen<br />
für junge Unternehmen verbessert und anstehende<br />
Infrastrukturausbauten realisiert werden.<br />
Auf den folgenden Seiten stellen wir vor, was die Parteien in ihre<br />
Wahlprogramme aufgenommen haben und was Vertreter aus<br />
dem Startup-Umfeld von den Programmen halten.<br />
vis<br />
ANSGAR OBERHOLZ<br />
Der Gastronom und Gründer lebt seit 1993 in<br />
Berlin. Bevor er 2005 das St. Oberholz eröffnete,<br />
betrieb er eine Werbeagentur und produzierte<br />
Software. Auch als Musiker und Buchautor<br />
(„Für hier oder zum Mitnehmen?“) war<br />
Oberholz bereits tätig.<br />
berlinvalley.com / 17
WAHLEN IN BERLIN<br />
WAHLEN IN BERLIN<br />
„Mit der 10-Punkte-Agenda zur Digitalisierung<br />
hat der Regierende Bürgermeister Michael<br />
Müller für die richtigen Impulse gesorgt. Berlin<br />
soll 5G-Hauptstadt werden und über Testfelder<br />
die Grundlage für neue Produkte und Services<br />
bieten. Wir werden für schnelles Internet in<br />
ganz Berlin sorgen. Mit der SPD wird es einen<br />
IT-Staatssekretär geben. Die Förderung eines<br />
gründungsfreundlichen Umfeldes ist für den<br />
SPD-geführten Senat Chefsache. Die Internationalisierung<br />
befördern, mehr Gewerbeimmobilien<br />
für wachsende Startups, die weitere Stärkung<br />
von Entrepreneurship und Ausgründungen<br />
an den Unis sowie Vernetzungsmöglichkeiten<br />
zwischen Youngstern und etablierten Unternehmen<br />
schaffen – das sind einige unserer Vorhaben.<br />
Auch die Landesunternehmen werden wir<br />
enger mit Startups vernetzen und somit neue<br />
Anwendungsmöglichkeiten schaffen. Um Talenten<br />
das Ankommen in Berlin noch leichter zu<br />
machen, wollen wir die Willkommensstrukturen<br />
weiter verbessern, etwa über mehr Zweisprachigkeit<br />
in der Verwaltung.“<br />
„Berlin hat sich zur wachstumsstärksten Startup-<br />
Metropole entwickelt. Nun wollen wir Berlin<br />
zur Hauptstadt von Risikokapitalgebern<br />
machen. Dafür haben wir die Kapitalbereitstellungen<br />
des Venture Capital Fonds Technologie<br />
Berlin gestärkt. Wir setzen uns für vereinfachte<br />
Investitionen von Business Angels ein und haben<br />
vorgeschlagen, das Programm zur Förderung<br />
von Wagniskapital mithilfe von Investitionszuschüssen<br />
zu verlängern und von der<br />
Ertragsbesteuerung zu befreien. Um Berlin für<br />
Gründer aus aller Welt attraktiv zu machen,<br />
brauchen wir ausreichende Informationsangebote<br />
etwa zu Einreise, Schule und Spracherwerb.<br />
Außerdem wollen wir Gründer von<br />
Bürokratie entlasten und Kooperationen von<br />
Schulen und Universitäten mit Unternehmen fördern.<br />
Die fortschreitende Digitalisierung bietet<br />
Startups eine Vielzahl attraktiver Geschäftsfelder.<br />
Die CDU Berlin setzt sich daher für einen<br />
Ausbau der Datenautobahnen und ein freies<br />
WLAN-Netz ein und unterstützt die Pilotierung<br />
des neuen 5G-Netzes.“<br />
„Für uns ist der Prozess der Digitalisierung ein<br />
zentrales Zukunftsthema, denn er durchdringt<br />
und verändert alle Lebensbereiche nachdrücklich.<br />
Wir wollen die Verwaltung digitalisieren,<br />
auf den Stand der Technik bringen und das<br />
ITDZ zum leistungsfähigen IT-Dienstleister des<br />
Landes entwickeln. Der Investitionsstau ist auch<br />
hier enorm. Ferner gilt es, Open Data auszubauen,<br />
um die Datenbestände so aufzubereiten,<br />
dass sie wirtschaftlich genutzt werden<br />
können, ohne den Datenschutz zu verletzen.<br />
Für Startups im IKT-Bereich gibt es in Berlin inzwischen<br />
eine gute Finanzierungsstruktur aus<br />
privaten und öffentlichen Mitteln. Ausbauwürdig<br />
ist die Vernetzung der Szene mit den traditionellen<br />
Branchen im Interesse aller Beteiligten<br />
und die Sicherung von Gewerbestandorten<br />
besonders im Innenstadtbereich. Nicht zuletzt<br />
muss auch Berlin sich dem Thema Smart City<br />
endlich seriös unter der Fragestellung zuwenden,<br />
was die Stadt tatsächlich braucht und der<br />
Lebensqualität ihrer Bewohner*innen dient.“<br />
„Startups brauchen Räume und Freiräume.<br />
Wir werden ein Flächensicherungskonzept<br />
voranbringen, das Kreativität, Gewerbe und<br />
Wohnen in Einklang bringt. In Coworking<br />
Spaces und Gründungszentren wollen wir mitwachsende<br />
Möglichkeiten schaffen, damit ab<br />
der Gründungsphase bezahlbare Räume für<br />
Startups zur Verfügung stehen. Wir brauchen<br />
eine neue ‚Kultur des Scheiterns‘, die zweite<br />
Chancen gewährt, gerade auch bei staatlichen<br />
Förderprogrammen. An Universitäten und Forschungseinrichtungen<br />
schaffen wir Laborkapazitäten.<br />
Finanziell werden wir die Anschub- wie<br />
Wachstumsphase fördern und hierfür neben<br />
staatlichen Mitteln auch die Crowdfinanzierung<br />
rechtlich erleichtern. Berlins Attraktivität<br />
für an Hochschulen ausgebildete oder zuziehende<br />
Fachkräfte für die Startups zu erhalten,<br />
ist uns wichtig. Ein gut ausgebautes glasfaserbasiertes<br />
Breitbandnetz und flächendeckendes<br />
WLAN in der Stadt ist überfällig. Gründungen<br />
von Frauen wollen wir durch Mentoring-Angebote<br />
unterstützen.“<br />
„Die Alternative für Deutschland steht für eine<br />
Willkommenskultur für Gründer und Unternehmer!<br />
‚Die AfD fordert, steuerliche Anreize für<br />
Risikoinvestitionen in Startups zu schaffen und<br />
bürokratische Hemmnisse bei der Gründung<br />
und Regulierung von Startups abzubauen‘,<br />
heißt es in unserem Programm. Eine weitere<br />
Forderung: ‚Wir möchten erreichen, dass mehr<br />
Aufträge regional vergeben werden können,<br />
um mittelständische Unternehmen aus der Region<br />
zu stärken.‘ Wir setzen uns für die Streichung<br />
unsinniger Regeln und die Reduzierung<br />
von Genehmigungsverfahren ein. Die AfD<br />
wird den Kammerzwang beenden und die Forschungsförderung<br />
intensivieren. Beides kommt<br />
Startups besonders zugute. Wir sorgen zudem<br />
für ein attraktiveres Umfeld. Unser Programm<br />
sieht neben besserer Schulbildung und mehr<br />
Sicherheit unter anderem eine Entlastung von<br />
Investoren, Familien, Hausbesitzern und Mietern<br />
vor – allesamt Standortfaktoren. Plus: Wir<br />
erhalten den Flughafen Tegel und beenden die<br />
Drangsalierung der Autofahrer.“<br />
„Wir Freien Demokraten glauben an innovative<br />
Ideen und an die Chancen durch den technischen<br />
Fortschritt. Wir wollen das nächste<br />
Berlin zu einem digitalen Berlin machen: ob<br />
Ämter, Justiz, Polizei oder unsere Schulen.<br />
Unsere Stadt soll Vorreiter im E-Government<br />
werden. Jeder Behördengang soll sich per<br />
Klick 24 Stunden am Tag von zu Hause aus<br />
erledigen lassen. Die Ideen Berliner Startups<br />
wollen wir aktiv einbinden, um zum Beispiel<br />
passende Apps zu entwickeln. Für kürzere Bearbeitungszeiten<br />
und bessere Dienstleistungen<br />
sollen alle Berliner Behörden flächendeckend<br />
die elektronische Verwaltungsakte einführen.<br />
Wir wollen, dass jeder Haushalt bis 2021<br />
mit einer 100-Mbit/s-Breitbandverbindung erreichbar<br />
sein kann. Das ermöglicht auch die<br />
Durchsetzung neuer Geschäftsmodelle. Wir<br />
setzen auf Open Source, Open Data und offene<br />
Schnittstellen. Daten von allgemeinem Interesse<br />
sollen kostenlos, frei verfügbar sein. Damit wollen<br />
wir das Entwickeln neuer Apps ermöglichen und<br />
Berlin für Gründer attraktiv halten.“<br />
MASOUD KAMALI<br />
Die SPD regiert seit der Wiedervereinigung in<br />
Berlin! Sie ist sowohl für eine gute Institution wie<br />
die IBB Bet als auch für das Verbot von Uber verantwortlich!<br />
Sie sorgt dafür, dass es schwieriger<br />
ist, einen Termin mit dem Ordnungsamt zu bekommen<br />
als mit dem Regierenden Bürgermeister! Her<br />
mit dem IT-Staatssekretär und sofortige Zweisprachigkeit<br />
der Verwaltung! Estländer lachen über<br />
unsere Internet-Geschwindigkeit, Herr Müller!<br />
Die CDU, die momentan in Berlin mit der SPD regiert,<br />
bietet ein buntes Angebot für Startups und<br />
den Standort. Es stellt sich die Frage, warum bis<br />
heute kein flächendeckendes Breitband existiert.<br />
Unabhängig davon wären die Vereinfachung, Bezuschussung<br />
und die Ertragssteuerbefreiung der<br />
Angel- und Serien-A-Investments zu begrüßen.<br />
Wir leiden immer noch unter einem Mangel an<br />
Serien-A-Investments in Berlin und Deutschland!<br />
Obwohl die Digitalisierung ein zentrales Zukunftsthema<br />
für Die Linke zu sein scheint, hört<br />
sich alles nach Zentralisierung und Verstaatlichung<br />
an! Die Szene braucht keine Politiker, um<br />
sich zu vernetzen! Es wäre schön zu verstehen,<br />
was Die Linke unter Smart City versteht! Es ist zu<br />
begrüßen, dass man sich für Open Data einsetzt,<br />
vorausgesetzt, dass dies nicht zu mehr Bürokratie<br />
und noch schärferen Datenschutzgesetzen führt!<br />
Ja, Bündnis 90 Die Grünen – eine Partei, die<br />
für ihre Ideale bekannt war und immer eine<br />
Frau als Vorsitzende hatte und hat; diese Partei<br />
hat, wenn es um Frauen und Startups geht, nur<br />
Mentoring-Angebote übrig? Crowdfinanzierung<br />
rechtlich erleichtern? Gibt es da landesspezifische<br />
Probleme? Es wäre schön, wenn man mehr<br />
über Flächensicherungkonzepte erfahren würde!<br />
Solche Zukunftsräume hören sich spannend an!<br />
Es ist ironisch, dass die AfD als erstes betont,<br />
dass sie für eine Willkommenskultur für Gründer<br />
stehe, während die Partei-Prominenz über den<br />
Schießbefehl an der Grenze oder die Nachbarschaft<br />
zu einem Schwarzen parliert: 33 Prozent<br />
der Gründer und deren Mitarbeiter in Berlin haben<br />
Migrationshintergrund oder sind Migranten<br />
und stammen aus der ganzen Welt! Und: Sie<br />
sind gut über die AfD informiert!<br />
Geht es hier um eine Partei oder eine Internetagentur?<br />
Auf jeden Fall eine neue Partei! Es ist<br />
nicht lange her, dass die FDP mit ähnlichen Argumenten<br />
wie die SPD gegen Uber gewesen ist!<br />
Die neuen Startups brauchen ein neues Framework<br />
für die Zusammenarbeit mit Politik und<br />
Verbänden, um neue Geschäftsideen zu entwickeln.<br />
Wir brauchen Parteien, die dies verstehen<br />
und uns bei der Umsetzung helfen!<br />
FLORIAN NÖLL*<br />
Ins Auge springen der IT-Staatssekretär und die Erklärung<br />
der Digitalisierung zur Chefsache. Doch<br />
halt! Stellt die SPD nicht schon seit 15 Jahren den<br />
Regierenden Bürgermeister? Manches wurde in<br />
der letzten Legislatur gemacht, doch das Behörden-Chaos<br />
zeigt, es hapert an der Umsetzung.<br />
Ein IT-Staatssekretär ist zu wenig. Wenn durchgesetzt<br />
wird, was hier steht: gut. Die Vergangenheit<br />
zeigt aber, dass davon nicht auszugehen ist.<br />
Der Wahlprüfstein der CDU wirkt fast bescheiden,<br />
hatte sie doch in den vergangenen fünf<br />
Jahren das Wirtschaftsressort inne und gute Dinge<br />
auf den Weg gebracht. Der Ausblick auf die<br />
nächsten fünf Jahre wirkt im Vergleich eher wenig<br />
ambitioniert. Kooperationen ‚von Schulen und<br />
Universitäten mit Unternehmen‘ wären hingegen<br />
ein echtes Statement, für das sich jedoch wahrscheinlich<br />
kein Koalitionspartner finden lässt.<br />
Die Linke will das ITDZ ‚zum leistungsfähigen<br />
IT-Dienstleister des Landes entwickeln‘. Wen?<br />
Es geht um die Digitalisierung der Verwaltung.<br />
Open Data und Smart City sind wichtig, echte<br />
Startup-Themen finden sich jedoch kaum. Lediglich<br />
die Vernetzung der ‚Szene mit den traditionellen<br />
Branchen‘ ist erwähnenswert. Ob hingegen<br />
viele Gründer unterschreiben würden, dass wir<br />
in Berlin eine ‚gute Finanzierungsstruktur‘ haben?<br />
Interessant klingt das ‚Flächensicherungskonzept<br />
für Kreativität, Gewerbe und Wohnen‘. Aber was<br />
wird gesichert? Mehr Gewerbe oder mehr Wohnen?<br />
Hinzu kommen rechtliche Vereinfachungen<br />
und Förderung von Crowdfinanzierungen. Auch<br />
die Worte Fachkräfte und Glasfaser fallen. Als<br />
einzige Partei will man sich für eine Kultur des<br />
Scheiterns einsetzen. Das Insolvenzrecht ist keine<br />
Ländersache, aber die Initiative ist löblich.<br />
‚Die Alternative für Deutschland steht für eine<br />
Willkommenskultur.‘ Diesen Einstiegssatz liest<br />
man zweimal und überlegt sich im Anschluss<br />
dreimal, ob man danach überhaupt noch weiterlesen<br />
will. Es folgen mit ‚steuerlichen Anreizen<br />
für Risikoinvestitionen‘ und Maßnahmen zum Bürokratieabbau<br />
glaubwürdige Ziele. Die geplante<br />
Abschaffung des Kammerzwangs hat das Potenzial<br />
Euphorie in der Gründerszene auszulösen.<br />
Die FDP positioniert sich schon länger als<br />
Startup-Partei. Hier beschränkt sie sich jedoch<br />
auf E-Government, Breitband und Open Data.<br />
Startups tauchen nur als Ideengeber für eine<br />
moderne Verwaltung auf. Der große Wurf, in<br />
Verbindung mit einer Strategie um mehr Risikokapital<br />
und Fachkräfte nach Berlin zu holen,<br />
fehlt. Schade, eigentlich ist die FDP hier besser<br />
aufgestellt.<br />
* Nöll kandidiert für die CDU für das Berliner Abgeordnetenhaus.<br />
Seine Einschätzungen sind die Meinungen des Startup-Verbands.<br />
ANSGAR OBERHOLZ<br />
Mit Berlin als 5G-Hauptstadt könnte sich der<br />
Plan der FDP mit 100 Mbit/s bis 2021 erübrigen.<br />
Einen IT-Staatssekretär zu installieren,<br />
ist eine brillante Idee. Wichtig wäre aber ein<br />
zielgerichtetes Profil dieses Postens, damit dort<br />
auch wirklich die drängendsten Probleme gelöst<br />
werden. Im Übrigen könnte ich für diesen<br />
Posten jemanden vorschlagen.<br />
18 / berlinvalley.com<br />
Kooperationen zwischen Schulen und Startups<br />
zu fördern, ist eine gute Idee. Noch wichtiger ist<br />
die Digitalisierung der Schulen selbst, nicht nur im<br />
Hinblick auf Technik, sondern auf die Mind-Sets<br />
der Lehrkörper, die oftmals noch das Digitale als<br />
gefährlich ansehen und die Schüler nicht in ihrer<br />
digitalisierten Lebensrealität abholen, geschweige<br />
ihnen Wissen für dieses Gebiet vermitteln.<br />
Noch besser als das ITDZ zu einem leistungsfähigen<br />
IT-Dienstleister auszubauen, wäre es,<br />
das ITDZ wie ein innovatives Startup zu führen,<br />
Standards für Schnittstellen zu entwickeln und<br />
Open-Source-Prinzipien zu verankern. Das<br />
würde wiederum den Bereich Open Data automatisch<br />
beflügeln.<br />
Fotos: Stefan Kny, Max Threlfall<br />
Coworking Spaces! Ein zentraler und erhaltenswerter<br />
Baustein der Berliner Gründerszene,<br />
der maßgeblich die Entwicklung der<br />
letzten Jahre begünstigt hat. Im nächsten<br />
Wahlprogramm werden wir hoffentlich lesen<br />
dürfen, dass auch Co-Living-Projekte erhalten<br />
und gefördert werden sollen.<br />
Stimmt ja! Drangsalierung der Autofahrer ist<br />
eines der dringendsten Probleme der Berliner<br />
Startup-Szene. Gut, dass das endlich mal jemand<br />
anfasst.<br />
Was fangen die Berliner mit ihrer neu gewonnenen<br />
Zeit an, wenn sie alle Behördengänge online<br />
erledigen? – Mehr Startups gründen! Das ist<br />
ein schlauer Schachzug. 100 Mbit/s bis 2021<br />
ist eine schöne Idee, aber eine flächendeckende<br />
Versorgung der Haushalte mit 50 Mbit/s bis<br />
2017 wäre schon nett. Solange es Funklöcher in<br />
Berlin-Mitte gibt, ist auf diesem Gebiet viel zu tun.<br />
berlinvalley.com / 19
RUBRIK WAHLEN – IN THEMA BERLIN<br />
WAHLEN IN BERLIN<br />
Der Startup-Boom ist nachhaltig: Davon ist Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) überzeugt.<br />
Mit der 10-Punkte-Agenda zur Digitalisierung, der<br />
von der Startup Unit erarbeiteten Startup-Agenda<br />
und unserer Smart-City-Strategie, die ebenfalls viele<br />
Digitalisierungsprojekte beinhaltet, haben wir<br />
eine gute strategische Grundlage, die wir in der<br />
nächsten Legislaturperiode abarbeiten müssen.<br />
Die Digitalisierung ist auf jeden Fall eine der großen<br />
Chancen Berlins, die auch der nächste Senat<br />
mit höchster Priorität versehen wird.<br />
Welche Pläne haben Sie für ein Startup-<br />
Zentrum am Flughafen?<br />
Der ehemalige Flughafen Tempelhof ist eine einzigartige<br />
Immobilie. Deshalb wollen wir aus dieser<br />
Liegenschaft auch etwas Besonderes machen. Es<br />
soll ein neuer Leuchtturm entstehen, der international<br />
Beachtung finden wird. Im Senat haben wir<br />
beschlossen, dass dort unter der Marke ‚Berlin<br />
Creative District‘ Berlins neues Quartier für Kunst,<br />
Kultur und Kreativwirtschaft entstehen soll. Dies<br />
schließt Innovation und Startups ausdrücklich mit<br />
ein. Relativ weit vorangeschritten ist bereits die<br />
Vergabe des sogenannten Gebäudeteils H2rund.<br />
Hier soll vor allem ein Gründerzentrum für digitale<br />
und kreative Startups aufgebaut werden. Sobald<br />
die Vergabe erfolgt ist, können die Bauarbeiten beginnen<br />
und mehrere tausend Quadratmeter für die<br />
Berliner Startups geschaffen werden.<br />
MEHR DIALOG<br />
Berlin Valley hat bei vier Gründern nachgefragt:<br />
Wie zufrieden seid Ihr mit der bisherigen Digitalisierungsstrategie und Startup-Politik Berlins?<br />
Was muss Eurer Meinung nach besser werden?<br />
„EINE GUTE STRATEGISCHE<br />
Der Regierende Bürgermeister<br />
Michael Müller (SPD) zieht Bilanz<br />
seiner Startup-Politik und verrät,<br />
was er von den Startups erwartet<br />
Herr Müller, in der Berliner Startup-Szene<br />
sind viele neue Jobs entstanden. Welchen<br />
Anteil hat Ihre Politik daran?<br />
Zu Beginn des Berliner Startup-Booms hat die Berliner<br />
Politik eher indirekt auf das Startup-Umfeld<br />
eingewirkt, indem wir Berlin als internationale und<br />
tolerante Metropole weiterentwickelt haben. Seit<br />
2012 haben wir dann etwa über den bei mir angesiedelten<br />
Startup-Roundtable aktiv intensive Kontakte<br />
zur Szene aufgebaut und in vielen Bereichen<br />
das Gründungs- und Wachstumsumfeld verbessert.<br />
So haben wir Finanzierung und Förderung deutlich<br />
aufgestockt und auf digitale Produkte ausgerichtet.<br />
Über die von TU-Präsident Thomsen und mir angestoßene<br />
10-Punkte-Agenda Digitalisierung stärken<br />
wir digitale Infrastrukturen und digitale Inhalte in<br />
Wissenschaft und Forschung. Wir unterstützen bei<br />
der Vernetzung mit etablierten Unternehmen und<br />
bei der Internationalisierung. Und wir haben die<br />
Startup-Metropole in unserer politischen Agenda,<br />
in unserer Öffentlichkeitsarbeit und im Hauptstadt-<br />
Marketing zu einem Topthema gemacht.<br />
20 / berlinvalley.com<br />
GRUNDLAGE“<br />
Wo sehen Sie Versäumnisse der Politik?<br />
Die Fachverwaltungen sollten bei Querschnittsthemen<br />
wie Digitalisierung und Startups noch stärker<br />
ressortübergreifend und interdisziplinär zusammenarbeiten.<br />
Ich würde mir zudem wünschen,<br />
dass manche Prozesse in der Stadt schneller laufen<br />
und wir politische Ziele zügiger umgesetzt bekommen.<br />
Perspektivisch ist mir vor allem wichtig, dass<br />
wir für die Berliner Startups ausreichend Räume für<br />
weiteres Wachstum sichern und schaffen.<br />
Was erwarten Sie von den Startups?<br />
Zunächst freue ich mich über jedes Unternehmen,<br />
das in Berlin gegründet wird, hier vor Ort wächst<br />
und dem Standort treu bleibt. Ich hätte durchaus<br />
nichts gegen ein paar weitere Zalandos. Klar ist,<br />
dass sich Startups zu Beginn primär um ihr Produkt<br />
und die Finanzierung kümmern. Für bestimmte<br />
Themen ist in der Anfangsphase nachvollziehbarerweise<br />
wenig Raum. In den späteren Phasen<br />
erwarte ich aber schon, dass sich die Startups<br />
genauso wie die etablierten Unternehmen auch<br />
mit Fragen der Ausbildung oder der Arbeitnehmerrechte<br />
befassen. Als Berliner Senat haben wir<br />
die Verbundausbildung gestärkt, so gibt es etwa<br />
die Möglichkeit, dass ein Startup und ein etabliertes<br />
Unternehmen gemeinsam ausbilden. Ich<br />
finde, das könnten noch mehr Startups nutzen. Beeindruckend<br />
finde ich, wie sich viele Startups für<br />
die Stadt engagieren und sich ehrenamtlich einbringen.<br />
Begeistert bin ich davon, dass sich das<br />
Ökosystem mittlerweile selbst regeneriert und ältere<br />
Startups in Infrastrukturen für neue Gründungen<br />
investieren oder selbst anbieten. Deshalb bin ich<br />
auch davon überzeugt, dass der Startup-Boom in<br />
Berlin nachhaltig sein wird.<br />
Wie wollen Sie die führende Rolle Berlins<br />
in der Digitalwirtschaft weiter ausbauen?<br />
„ICH HÄTTE<br />
DURCHAUS<br />
NICHTS<br />
GEGEN EIN<br />
PAAR WEITERE<br />
ZALANDOS“<br />
Die entsprechende Infrastruktur ist Voraussetzung<br />
für erfolgreiche digitale Geschäftsmodelle.<br />
Wie wollen Sie dafür sorgen,<br />
dass es 5G zuerst in Berlin geben wird?<br />
Berlin muss es mit Blick auf einen nachhaltigen Wirtschaftsaufschwung<br />
künftig noch stärker schaffen,<br />
in Schlüsselbranchen Innovationstreiber zu sein. In<br />
Bereichen wie etwa der Gesundheitswirtschaft gelingt<br />
uns das schon ganz gut. Um für Innovationen<br />
unter anderem in der Sensorik die nötigen Voraussetzungen<br />
zu schaffen, wollen wir in Berlin als notwendige<br />
Infrastruktur in mehreren Stufen 5G-Testfelder<br />
aufbauen. Die Wirtschaftsverwaltung führt<br />
dazu entsprechende Gespräche unter anderen mit<br />
den Netzbetreibern. Ich zähle darauf, dass es uns<br />
zügig gelingt, zunächst einzelne Zukunftsorte mit<br />
dem neuen Standard zu versehen und diesen in<br />
späteren Schritten auf das Stadtgebiet auszudehnen.<br />
Denn die Wettbewerber schlafen nicht.<br />
Braucht Berlin einen Senator für Digitales?<br />
Das in diesem Jahr verabschiedete E-Government-Gesetz<br />
sieht die Einsetzung eines für IT verantwortlichen<br />
Staatssekretärs vor. Diese Art neuer<br />
CIO soll die vielfältigen Digitalisierungsprojekte<br />
an zentraler Stelle koordinieren und mit Nachdruck<br />
voranbringen. Da die Digitalisierung ein<br />
Querschnittsthema ist, erwarte ich darüber hinaus<br />
von allen Fachressorts, in ihren jeweiligen Verantwortungsbereichen<br />
digitale Themen noch stärker in<br />
den Fokus zu nehmen.<br />
Die Fragen stellte Corinna Visser.<br />
Fotos: Thomas Platow/Landesarchiv<br />
Fotos: Wunderagent, Bloomy Days, Junique, Thermondo<br />
ANDRÉ TORKLER<br />
ist Gründer und Geschäftsführer des Online-Immobilienmaklers Wunderagent.<br />
Er gehört keiner Partei an.<br />
„Die Menschen haben Berlin durch<br />
Gründungen zur digitalen Stadt gemacht,<br />
die ihre Willkommenskultur für<br />
Zugezogene aus aller Welt bewahren<br />
sollte. Als Unternehmen haben wir eine<br />
LEA LANGE<br />
ist Gründerin und Geschäftsführerin der Online-Galerie Juniqe.<br />
Sie möchte über eine Parteizugehörigkeit keine Aussage treffen.<br />
„Die Berliner Startup-Szene und die<br />
Politik sind noch zu weit voneinander<br />
entfernt. Aktuelle Themen der Unternehmer<br />
von Digitalisierung über VC-Bestimmungen<br />
bis zu existenziellen Aspekten<br />
Digitalisierungsstrategie nicht bewusst<br />
erlebt, vielleicht sollte man dies erlebbarer<br />
machen. Wir würden uns zudem<br />
mehr Dialog über ‚Innovation in der<br />
Wohnungswirtschaft‘ wünschen.“<br />
werden nur oberflächlich behandelt.<br />
Während im Startup-Umfeld eine starke<br />
Dynamik herrscht, ticken die Uhren<br />
in der Politik deutlich langsamer. Wir<br />
müssen stärker in den Dialog starten.“<br />
FRANZISKA GRÄFIN VON HARDENBERG<br />
ist Gründerin und Geschäftsführerin des Blumen-Abonnement-Startups Bloomy Days.<br />
Sie ist keiner Partei zugehörig.<br />
„Die Startup-Politik ist für Gründerinnen<br />
eine große Hürde – es gibt weder Mutterschutz,<br />
noch ist das Thema Elterngeld<br />
optimal gelöst: nur wer zu Hause<br />
bleibt, wird finanziell entlastet. Dies ist<br />
PHILIPP PAUSDER<br />
ist Gründer und Geschäftsführer von Thermondo, einem Startup, das<br />
Heizungsanlagen vertreibt und einbaut. Er gehört keiner Partei an.<br />
„Ich habe den Eindruck, dass die Berliner<br />
Politik das Startup-Ökosystem sehr<br />
ernst nimmt. Wir haben beispielsweise<br />
erfolgreich mithilfe von Berlin Partner<br />
Blue-Card-basierte Einstellungen vor-<br />
für Selbstständige keine Option. Eine<br />
flexible Nutzung des Elterngeldes für<br />
Fremdbetreuung wäre ein praxisnaher<br />
Ansatz. Wenn wir Frauen fördern wollen,<br />
müssen wir die Politik fordern.“<br />
genommen. Und gleichzeitig muss<br />
Berlin in der allgemeinen Verwaltung<br />
noch unendlich effizienter werden. Als<br />
Start up-Gründer leben wir von Traction.<br />
Das sollte für alle gelten.“<br />
berlinvalley.com / 21
Projektmanagement<br />
und Collaboration Software<br />
AUF DEM<br />
GRILL<br />
Drei Investoren bewerten* vier Startups<br />
MINEKO<br />
bietet Mietern die Möglichkeit, ihre Nebenkostenabrechnung<br />
online von Experten<br />
prüfen zu lassen. Wer zuviel gezahlt<br />
hat, kann sich sein Geld innerhalb der<br />
zwölf Monate Widerspruchsfrist mithilfe<br />
von Mineko zurückholen.<br />
mineko.de<br />
NEOVOLTAIK<br />
stellt Batterien auf Basis einer Lithium-Eisen-Phosphat-Technologie<br />
her. Die Module<br />
haben ein großes Speichervolumen und<br />
sollen nur sehr langsam an Leistung verlieren.<br />
Nach zehn jahren garantiert Mineko<br />
noch 87 Prozent der Leistungsfähigkeit.<br />
neovoltaic.net<br />
WELL IT<br />
entwickelt mobile Softwarelösungen, um<br />
die Kommunikation zwischen Krankenhäusern,<br />
Ärzten und Patienten zu verbessern.<br />
Die App Zepter hilft bei der Zuweisung von<br />
Patienten zu Krankenhäusern, Lotse stellt Patienten<br />
relevante Informationen bereit.<br />
well-it.de<br />
KARTENMACHEN.DE<br />
gestaltet und vertreibt individuelle Einladungskarten<br />
online. Der Nutzer kann sich<br />
ein Motiv aussuchen, den Einladungstext<br />
an Kartenmachen senden und bekommt<br />
von ausgebildeten Grafikdesignern Gestaltungsvorschläge<br />
für die Karten.<br />
kartenmachen.de<br />
Get things done! Anstatt deine Zeit<br />
mit E-Mails und in Meetings zu<br />
verschwenden ...<br />
Besser<br />
zusammenarbeiten<br />
geht ganz einfach.<br />
FABIAN LEIPELT<br />
ist Associate bei WestTech<br />
Ventures, einem Pre-Seed und<br />
Seed-Venture Capitalist in<br />
Berlin. Er ist außerdem als<br />
Program Manager bei Project<br />
Flying Elephant, WestTech’s<br />
Inkubator tätig.<br />
westtechventures.de<br />
Alle Jahre wieder – so auch bei der Nebenkostenabrechnung!<br />
Diese Leistung<br />
scheint im deutschen Mietmarkt auf positive<br />
Resonanz zu stoßen. Eine klare Value<br />
Proposition für den Kunden und für Mineko<br />
ein gutes Geschäftsmodell durch die<br />
Planbarkeit des Forderungsabkaufs und<br />
der Abrechnungsdaten, die gewonnen<br />
werden. Ob und inwieweit dieser Prozess<br />
bereits automatisiert ist, ist nicht ersichtlich,<br />
sollte aber in Zeiten von Machine<br />
Learning eine spannende Aufgabe sein.<br />
Im Bereich erneuerbarer Energiequellen<br />
stoßen die All-in-one-Lösungen bei den<br />
Kunden, die Erzeuger und gleichzeitig Verbraucher<br />
sind, auf sehr positive Resonanz,<br />
wenn man das Umsatzwachstum von Neovoltaic<br />
betrachtet – ein klarer USP. Die Rolle<br />
der großen Stromversorger wird sich weiter<br />
stark wandeln. Ob das B2B-Vertriebskonzept<br />
nachhaltig mitwachsen kann und<br />
wichtige Kooperationen geschlossen werden<br />
können, bleibt der Knackpunkt für den<br />
langfristigen Erfolg.<br />
Der Aufholbedarf im Gesundheitssystem<br />
in den Bereichen Automatisierung und Digitalisierung<br />
ist enorm. Das Matchmaking<br />
zwischen Ärzten und Kliniken, um eine optimale<br />
Patientenzuweisung zu gewährleisten,<br />
stellt hier einen Teil der Verbesserung<br />
dar. Wer den größten Schmerz hat und<br />
wie incentiviert werden kann, wird sich<br />
zeigen. Ärzte sind allerdings nicht unbedingt<br />
als Early Adopter bekannt. Es bleibt<br />
abzuwarten, ob eine signifikante Marktdurchdringung<br />
möglich ist.<br />
Kartenmachen.de hat sich die großen<br />
Shopping-Plattformen zunutze gemacht<br />
und dort dank sehr guter Bewertungen<br />
einen Sales-Channel gefunden, der das<br />
Business ankurbelt. Bisher gebootstrapped<br />
und bereits in der Gewinnzone hat<br />
das Unternehmen eine sehr gute Entwicklung<br />
genommen. Ob das Geschäftsmodell<br />
wirklich skalierbar ist, lässt sich nicht<br />
abschätzen ohne konkrete Zahlen – die<br />
Konkurrenz ist sehr groß und schläft nicht,<br />
wenn es um neue Produkte geht.<br />
GESCHÄFTSMODELL:<br />
PRODUKT:<br />
MARKTPOTENZIAL:<br />
GESCHÄFTSMODELL:<br />
PRODUKT:<br />
MARKTPOTENZIAL:<br />
GESCHÄFTSMODELL:<br />
PRODUKT:<br />
MARKTPOTENZIAL:<br />
GESCHÄFTSMODELL:<br />
PRODUKT:<br />
MARKTPOTENZIAL:<br />
JÖRG BINNENBRÜCKER<br />
ist Managing Partner bei<br />
Capnamic Ventures. Jörg<br />
bewegt sich seit mehr als 16<br />
Jahren in der Venture-Capitalund<br />
Private-Equity-Szene. Vor<br />
der Gründung von Capnamic<br />
Ventures hat er Dumont Venture<br />
aufgebaut.<br />
capnamic.de<br />
Mit mehr als 30 Millionen Mietern in<br />
Deutschland adressiert Mineko einen<br />
Massenmarkt und bringt Transparenz in<br />
die für Mieter kaum nachzuvollziehende<br />
Nebenkostenabrechnung. Der spitze Use<br />
Case und der einfache Prozess erleichtern<br />
die Kundenansprache. Die Skalierbarkeit<br />
Minekos steht und fällt mit dem Automatisierungsgrad<br />
der Prozesse.<br />
Der Umsatz zeigt, dass es eine Nachfrage<br />
gibt. Die Abgrenzung zu anderen Anbietern<br />
und Produkten sollte im Pitch klarer kommuniziert<br />
werden. Zudem fehlen kritische<br />
Informationen zu Vertriebskanälen, -zyklen<br />
und -kosten. Des Weiteren deutet der Pitch<br />
auf ein statisches Geschäftsmodell hin, welches<br />
aufgrund des angebotenen One-Stop<br />
Shops (Planung, Installation, Finanzierung)<br />
lange Sales-Zyklen mit einer hohen Kundenbetreuung<br />
voraussetzt und wenig Raum für<br />
ein skalierbares Geschäftsmodell lässt.<br />
Aufgrund der starken Verkrustung der Branche<br />
bietet sich momentan viel Spielraum für<br />
Healthtech-Unternehmen. Well IT verspricht<br />
Effizienz in einen weitestgehend unstrukturierten<br />
Prozess zu bringen und gibt den<br />
Patienten mehr Transparenz. Form und Inhalt<br />
der Pitch-Unterlagen sollten unbedingt<br />
überarbeitet werden. Viele wesentliche<br />
Informationen zum Produkt und der Markteintrittsstrategie<br />
bleiben unbeantwortet.<br />
Der Vertrieb in Praxen und Krankenhäuser<br />
erfordert eine smarte Sales-Strategie.<br />
Das Produkt wirkt sehr hochwertig und<br />
adres siert eine breite Zielgruppe. Zudem<br />
verspricht es hohe Wiederkaufraten. Eine<br />
kurze Wettbewerbsanalyse offenbart jedoch<br />
zahlreiche Alternativen. Hier stellt<br />
sich die Frage der Differenzierung. Die<br />
Skalierbarkeit des Modells hängt stark von<br />
den Marketingausgaben und der finanziellen<br />
Ausstattung des Unternehmens ab.<br />
Kurzum: gutes Produkt mit klarem Use Case<br />
für den Massenmarkt, jedoch ohne starken<br />
USP und daher eher ein Marketing Play.<br />
GESCHÄFTSMODELL:<br />
PRODUKT:<br />
MARKTPOTENZIAL:<br />
GESCHÄFTSMODELL:<br />
PRODUKT:<br />
MARKTPOTENZIAL:<br />
GESCHÄFTSMODELL:<br />
PRODUKT:<br />
MARKTPOTENZIAL:<br />
GESCHÄFTSMODELL:<br />
PRODUKT:<br />
MARKTPOTENZIAL:<br />
JASPER MASEMANN<br />
investiert seit acht Jahren<br />
und ist seit 2015 Principal im<br />
Berliner Büro von Holtzbrinck<br />
Ventures mit Fokus auf alle<br />
Arten von B2B-Modellen,<br />
SaaS-Platformen und Marktplätzen.<br />
holtzbrinck-ventures.com<br />
Grundlage der Bewertung sind die Pitch Decks der Unternehmen.<br />
Die Skala reicht von 1 – uninteressant bis 5 – sehr interessant.<br />
SOLLEN WIR EUER STARTUP AUF<br />
DEN GRILL LEGEN? SCHREIBT UNS:<br />
grill@berlinvalley.com<br />
22 / berlinvalley.com<br />
Mineko prüft für seine Kunden ihre Nebenkostenabrechnungen<br />
und übernimmt als<br />
lizensierter Inkasso-Dienst in Zukunft die<br />
Rückforderungen überhöhter Kosten. Mit fünf<br />
Milliarden Euro zu viel gezahlten Nebenkosten<br />
in Deutschland adressiert Mineko einen<br />
sehr attraktiven Markt. Der anstehende Pivot<br />
von der gebührenfinanzierten Prüfung der<br />
Abrechnungen zur Durchsetzung der Forderungen<br />
auf Provisionsbasis birgt Risiken, ist<br />
aber vergleichbar mit erfolgreichen Modellen<br />
im Bereich Fluggastrechte.<br />
GESCHÄFTSMODELL:<br />
PRODUKT:<br />
MARKTPOTENZIAL:<br />
33 PUNKTE<br />
Neovoltaic beruft sich darauf, dass sie die<br />
einzigen im DACH-Markt sind, die eine<br />
All-in-one-Lösung (Energiespeicher, Energiemanagement<br />
et cetera) anbieten und<br />
daher die Schnittstellen optimal abstimmen<br />
können. Die Frage ist, ob der „grüne“<br />
Energiemarkt bereits so weit ist, dass so<br />
eine All-in-one-Lösung, die von der Idee<br />
her sicherlich sinnvoll ist, von den Kunden<br />
akzeptiert wird.<br />
GESCHÄFTSMODELL:<br />
PRODUKT:<br />
MARKTPOTENZIAL:<br />
29 PUNKTE<br />
Fotos: Westtech Ventures, Jasper Masemann, Capnamic Ventures<br />
Well IT will Unklarheiten und Effizienz-Probleme<br />
bei der Überweisung von Patienten<br />
an Krankenhäuser beheben und durch integrierte<br />
Kommunikation eine transparente<br />
Pre-Selection von potenziellen Ärzten und<br />
Krankenhäusern ermöglichen. Der Markt<br />
hierfür ist vorhanden, wenn auch nicht besonders<br />
groß. Die große Frage bleibt, ob<br />
sich so ein System durchsetzen wird, da<br />
diese Art von Software nur den gewünschten<br />
Effekt hat, wenn sehr viele Krankenhäuser<br />
und Ärzte damit arbeiten.<br />
GESCHÄFTSMODELL:<br />
PRODUKT:<br />
MARKTPOTENZIAL:<br />
Klar ist es oldschool, eine physische Einladung<br />
zu verschicken. Aber seien wir mal<br />
ehrlich: zur Hochzeit werden die meisten<br />
auch in Zukunft mit ‚echten‘ Karten eingeladen.<br />
Insofern greift Kartenmachen.de einen<br />
stabilen, leicht rückläufigen Markt an.<br />
Das Produkt sieht toll aus, kann aber leicht<br />
kopiert werden. Hoffentlich lassen sich die<br />
Gründer vom innovativen Konkurrenten<br />
Lovepop aus den USA inspirieren, der zum<br />
Beispiel mit 3D-Karten punktet.<br />
GESCHÄFTSMODELL:<br />
PRODUKT:<br />
MARKTPOTENZIAL:<br />
21 PUNKTE 25 PUNKTE<br />
Kostenlos ausprobieren unter<br />
www.wrike.com/de<br />
Keine unnötigen E-Mails, weniger<br />
Statusmeetings und schnellere<br />
Entscheidungswege – die<br />
Zusammenarbeit in Wrike macht<br />
Teams effizienter. Auch agile<br />
Arbeitsweisen lassen sich darüber<br />
abbilden. Bestens geeignet für<br />
Startups, die etwas erreichen wollen.
NEUE STARTUPS<br />
WIR SIND<br />
DIE NEUEN<br />
Täglich entstehen neue Ideen und Startups<br />
in Deutschland. Berlin Valley stellt einige vor<br />
GEMA FÜR<br />
FOTOGRAFEN<br />
Für Fotografen ist es schwierig, den<br />
Überblick darüber zu behalten, wer ihre<br />
Fotos wo im Internet verwendet, und Lizenzverletzungen<br />
einzuklagen. Lapixa<br />
scannt das Netz nach den Fotos ihrer<br />
Klienten und unternimmt weitere rechtliche<br />
Schritte, wenn die Bilder widerrechtlich<br />
genutzt werden. Den Service<br />
finanziert das Startup über eine Provision<br />
bei erfolgreichen Klagen.<br />
lapixa.de<br />
SCORE ZUR<br />
SHARING ECONOMY<br />
Deemly will Anbieter und Nutzer von Sharing-Economy-Plattformen<br />
transparenter machen. Auf einem<br />
Deemly-Account werden die Ratings verschiedener<br />
Plattformen wie Airbnb, Uber oder Blablacar zusammengefasst.<br />
Daraus ergibt sich der Deemly-<br />
Score, den jeder als Vertrauensnachweis auf seiner<br />
Website integrieren kann.<br />
deemly.co<br />
FOTOS UND VIDEOS<br />
VON OBEN<br />
Bei Airteam können Kunden Fotografen für Luftaufnahmen buchen.<br />
Das Startup hat sich deutschlandweit ein Netzwerk aus erfahrenen<br />
Drohnenfotografen aufgebaut und vermittelt diese an ihre Kunden.<br />
Auch Image-Filme und 360-Grad-Aufnahmen sind möglich. Außerdem<br />
lassen sich 3D-Modelle erstellen, die in Kombination mit Fotos<br />
und Videos genutzt werden, um Immobilien vielseitig darzustellen.<br />
airteam.camera<br />
LIFESTYLE-SPORTNAHRUNG<br />
Hej Nutrition stellt Zusatznahrung für Sportler her und verkauft bislang<br />
Proteinpulver in verschiedenen Geschmacksrichtungen, Chia-<br />
Samen und Power-Riegel. Das Startup legt einen Schwerpunkt darauf,<br />
das Bodybuilder-Image von Nahrungsergänzung aufzulösen<br />
und sie zum Teil eines modernen und gesunden Lifestyles zu machen.<br />
hej-nutrition.de<br />
ARZTTERMINE<br />
ONLINE BUCHEN<br />
Einen Arzttermin zu finden oder zu verschieben, ist<br />
meist ein aufwendiger Abstimmungsprozess. Über<br />
Doctolib kann die Terminfindung zukünftig online<br />
und in Echtzeit geschehen. Das Tool verknüpft einen<br />
Service zur Terminbuchung für Patienten mit einem<br />
Kalender für Ärzte. So sind keine weiteren Abstimmungen<br />
mehr nötig.<br />
doctolib.de<br />
IHR HABT GERADE EIN STARTUP<br />
GEGRÜNDET? MELDET EUCH:<br />
news@berlinvalley.com<br />
24 / berlinvalley.com<br />
Fotos: Deemly, Airteam, Doctolib, HEJ, Zinsbaustein, Scott Garner (Flickr.com CC by 2.0)<br />
IMMOBILIEN-INVESTMENTS<br />
FÜR KLEINANLEGER<br />
Im Niedrigzinsumfeld ist Geldanlage ein schwieriges Thema; besonders<br />
kleine Beträge sind schwer außerhalb des Bankkontos unterzubringen.<br />
Mit Zinsbaustein haben Kleinanleger Zugang zum<br />
Immobilienmarkt. Das Unternehmen bündelt Investitionsbeträge<br />
ab 500 Euro für je ein Projekt und will das angelegte Geld nach<br />
Projektabschluss mit 5,25 Prozent Zinsen auszahlen.<br />
zinsbaustein.de<br />
Texte: Anna-Lena Kümpel<br />
Sometimes it’s hard to let go<br />
of the things you love.<br />
We help your business to grow up.<br />
Knappworst & Partner Tax Consultancy<br />
Meinekestraße 27 | 10719 Berlin | Tel. 030 - 27 87 94 6<br />
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www.knappworst.de
BIOPRINTING<br />
BIOPRINTING<br />
sagt Tran-Mai. Sein Ziel sei es, das Verfahren<br />
in der Medizin für Implantate oder Prothesen zu<br />
etablieren. Das Startup finanziert sich derzeit durch<br />
den Verkauf der speziellen Kunststofffasern und zugehöriger<br />
Drucker. Es bietet aber auch Beratungen<br />
und Trainings an. „Bereits im ersten operativen Geschäftsjahr<br />
konnten wir einen sechsstelligen Umsatz<br />
erzielen“, sagt Tran-Mai. Zurzeit werde mit potenziellen<br />
Investoren verhandelt.<br />
Kürzlich wurde Indmatec als bestes Startup<br />
Baden-Württembergs ausgezeichnet. Bei der Veranstaltung<br />
des Netzwerks für Beteiligungskapital VC-<br />
BW dürfte eine hübsche Summe zusammengekommen<br />
sein: Mindestens 300 .000 Euro und bis zu drei<br />
Millionen Euro konnten die Teilnehmer einwerben.<br />
Die genauen Deals wurden diskret verhandelt.<br />
AUGEN<br />
Forscher im britischen Cambridge haben<br />
lebende Netzhautzellen gedruckt. Sie<br />
sind überzeugt, damit irgendwann Blinde<br />
heilen zu können.<br />
KÖRPERTEILE ÜBERSCHRIFT AUS DEM DRUCKER<br />
SCHÄDEL<br />
Neurochirurgen aus Utrecht haben<br />
bereits eine künstlich erzeugte<br />
Schädeldecke verpflanzt.<br />
OHREN<br />
In Princeton haben Forscher<br />
ein bionisches Ohr erzeugt,<br />
das Radiowellen hören kann.<br />
„IN FÜNF<br />
JAHREN<br />
STEHEN<br />
3D-DRUCKER<br />
IN ALLEN<br />
GROSSEN<br />
FIRMEN“<br />
LEBER<br />
Die US-Firma Organovo<br />
druckt funktionsfähige<br />
Leberzellen. Sie werden<br />
der Pharmaindustrie für<br />
die Forschung verkauft.<br />
KNOCHEN<br />
Forscher der Universität<br />
Freiburg arbeiten<br />
daran, Knochen zu<br />
drucken, die eigene<br />
Blutgefäße enthalten.<br />
International gefragt: Durch die Knochen fühlen sich die Silikonprothesen von Stamos + Braun wie echt an.<br />
MARCEL PFÜTZNER, MMM<br />
Aus dem Drucker kommen menschliche Knochen,<br />
Muskeln und Organe. Sie sehen aus wie echt, sie<br />
fühlen sich echt an. Mitten in einem historischen<br />
Backsteinbau vor den Toren Berlins findet gerade die<br />
Zukunft statt. Das Startup Medizinische Modellbau<br />
Manufaktur, kurz MMM, stellt lebensechte Kopien<br />
von Organen her – mit einem 3D-Drucker. Neulich<br />
haben sie hier das Herz einer 86-jährigen Frau<br />
nachgedruckt. Die Patientin konnte kaum atmen oder<br />
laufen, weil ihre Herzklappe sich verengt hatte. Die<br />
Ärzte planten eine Aortenklappenprothese – eine<br />
heikle Operation in diesem Alter. Also ließen sie das<br />
Herz der Frau originalgetreu nachdrucken und übten<br />
daran in einer Probeoperation präzise jeden Handgriff.<br />
Anhand des Herzens aus dem Drucker konnten<br />
sie auch die exakt passende Prothese für die alte<br />
Dame anfertigen. Das ist eine Revolution der Medizintechnik<br />
– und Marcel Pfützner ist mittendrin.<br />
Pfützner hat das Startup MMM 2014 zusammen<br />
mit seiner Frau gegründet. „In fünf Jahren werden<br />
3D-Drucker in allen großen Unternehmen und<br />
Krankenhäusern stehen“, sagt er im Magazin der<br />
Deutschen Bank. Wenn es nach ihm geht, soll die<br />
modellgestützte Operationsplanung schon 2020<br />
aus keiner Klinik mehr wegzudenken sein. Sein<br />
Startup hat sich vorwiegend auf Ärzte spezialisiert,<br />
die anhand der 3D-Modelle ihre Eingriffe planen<br />
und individualisieren. Von der Übermittlung der<br />
Patientendaten bis zum fertigen Modell dauert es<br />
rund 72 Stunden. Auch Jungmediziner können anhand<br />
der lebensechten Organe geschult werden.<br />
Die Pfützners haben dafür im vergangenen Jahr<br />
26 / berlinvalley.com<br />
DER GEDRUCKTE MENSCH<br />
Organe aus dem 3D-Drucker sind die Zukunft der modernen Medizin.<br />
Auch deutsche Startups gehen unter die Bioprinter<br />
den Businessplan-Wettbewerb der Berliner Sparkasse<br />
gewonnen und den Bundeswettbewerb „Ausgezeichneter<br />
Ort im Land der Ideen“. Die Finanzierung<br />
stellten sie zusammen mit der Deutschen Bank<br />
auf die Beine und nutzten dafür auch öffentliche<br />
Mittel wie den Gründerkredit „Startgeld“ der Förderbank<br />
KfW. Nun gehören schon Kliniken in ganz<br />
Deutschland zu den Kunden. Trotzdem ist Pfützner<br />
viel unterwegs, um sein Angebot bei Chefärzten<br />
und Ausbildern vorzustellen. „Es ist eine immense<br />
Arbeit, Interesse an einem Produkt zu wecken, dass<br />
es bis dato nicht gegeben hat“, sagt er der Plattform<br />
Medizintechnologie.de.<br />
DAS ALTER BESIEGEN<br />
Ärzte und Forscher träumen von einer wahren<br />
Revolution der Medizin: lebensfähiges Gewebe<br />
aus dem Drucker. Allein in Deutschland warten<br />
10.000 Menschen auf eine Organtransplan tation.<br />
3D-Drucker könnten das Problem beheben. Das<br />
Anwendungsfeld ist riesig. Chirurgen könnten<br />
Patienten nach schweren Unfällen das Gesicht rekonstruieren,<br />
verletzte Beine würden nachgedruckt,<br />
verschlissene Knie mit neuen Knorpeln versehen.<br />
Sogar das Alter ließe sich besiegen – indem altes<br />
Gewebe einfach ersetzt wird. Noch steckt das sogenannte<br />
Bioprinting in den Kinderschuhen, aber<br />
es ist schon Erstaunliches möglich.<br />
Forscher der Universität Princeton haben ein Ohr<br />
gedruckt, das Frequenzen wahrnimmt, die normalerweise<br />
unhörbar sind. Das US-amerikanische<br />
Unternehmen Organovo wiederum druckt Gewebe<br />
für die medizinische Forschung, um Tierversuche<br />
überflüssig zu machen. Auch eine Mini-Niere kam<br />
schon aus dem Drucker. Sie überlebte fünf Tage<br />
außerhalb des Labors. An der Harvard University<br />
ist es gelungen, Gewebe zu drucken, das sechs<br />
Wochen überlebte. Möglich war das durch eine<br />
spezielle Biotinte bestehend aus Enzymen, Gelatine,<br />
Zellen und Wachstumsfaktoren.<br />
Noch ist eine Anwendung am Menschen nicht möglich,<br />
aber überall auf der Welt entwickeln Forscher<br />
und Unternehmen Produkte, die im wahrsten Sinne<br />
des Wortes beeindruckend sind. Auch in Deutschland,<br />
wie die Beispiele aus Berlin, Karlsruhe und<br />
Dresden zeigen.<br />
KEIN METALL MEHR IM KÖRPER<br />
In Karlsruhe gibt es seit zwei Jahren das Startup<br />
Indmatec. Sein Mitgründer Tony Tran-Mai sagt:<br />
„Auch wenn es sehr viel Zuspruch von allen Seiten<br />
gibt, gehen viele doch vorsichtig an diese recht<br />
neue Technologie heran.“ Das Unternehmen hat<br />
den thermoplastischen Kunststoff Peek entwickelt,<br />
der mittels Schmelzschichtung, der sogenannten<br />
FFF-Technologie, gedruckt werden kann. Peek soll<br />
eine Alternative zu Metall sein, leicht wie Aluminium,<br />
aber sehr belastbar. Geeignet unter anderem als<br />
Zahnersatz oder als Werkstoff in der Chirurgie.<br />
Denn viele Patienten, die etwa Titan in den Körper<br />
geschraubt bekommen, damit schwere Brüche heilen,<br />
reagieren allergisch auf das Metall. „Wir sind<br />
das erste Unternehmen weltweit, das Peek mit der<br />
FFF-Technologie professionell verarbeiten kann“,<br />
Fotos: matthiaspopp.com, MMM Medizinische Modellbau Manufaktur GmbH<br />
GEFÜHLSECHTE SKELETTHAND<br />
Das Dresdner Startup Stamos + Braun Prothesenwerk<br />
hat sich bewusst gegen Investoren entschieden,<br />
um unabhängig zu sein. Das Unternehmen<br />
finanziert sich aus dem Cashflow, den es durch<br />
seine Kunden aus aller Welt generiert. Die lebensechten<br />
Prothesen sind international gefragt –<br />
die Kunden kommen aus Saudi-Arabien, Katar,<br />
Kuwait. Kurz nach der Gründung im Jahr 2014 haben<br />
Stamos + Braun den Fokus auf den 3D-Druck<br />
gelegt und kooperierten dafür mit der Technischen<br />
Universität Dresden.<br />
Als weltweit erstem Unternehmen ist es ihnen gelungen,<br />
medizinische Silikone zu drucken. „Die<br />
Prothesen aus dem 3D-Drucker wiegen bis zu 50<br />
Prozent weniger. Für einen Prothesenträger sind<br />
HAUT<br />
In Hannover werden<br />
münzgroße Hautstücke<br />
gedruckt. Mäusen<br />
wurden sie erfolgreich<br />
transplantiert.<br />
Testkörper: realitätsnahe Patientennachbildung eines Herzens und eines Brustkorbs, um die Implantation einer Aortenklappe zu üben<br />
das Welten“, sagt Mitgründer Alex Stamos. Künstliche<br />
Füße, Finger oder Hände werden mitsamt integrierten<br />
Knochenstrukturen gedruckt. „Durch die<br />
Knochen fühlt es sich extrem echt an, wenn man die<br />
Hand gibt“, sagt Stamos.<br />
Derzeit laufen Testdrucke, Patienten tragen die ersten<br />
komplett gedruckten Vorfußprothesen Probe.<br />
Ende des Jahres wollen Stamos + Braun einen eigenen<br />
Silikon-3D-Drucker auf den Markt bringen.<br />
„Wir wollen zeigen, dass nicht nur die Big Player<br />
in dem Bereich mitmischen können, sondern auch<br />
kleine innovative Betriebe“, sagt Stamos. Das<br />
israelische Verteidigungsministerium habe bereits<br />
Interesse angemeldet.<br />
Jenny Becker<br />
berlinvalley.com / 27
DESIGN THINKING<br />
Für Gerald Dissen, Gründer der Firma Room in a<br />
Box, bedeuten die ersten beiden Schritte im Design-Thinking-Prozess,<br />
Experte für ein bestimmtes<br />
Thema zu werden. „Um ein Problem wirklich<br />
nutzerorientiert zu lösen, muss man sich mit dem<br />
aktuellen Stand der Technik gut auskennen“, sagt<br />
Dissen. Für das neueste Produkt von Room in a<br />
Box, den Monkey Desk, wurde er zum Experten<br />
für Tische. „Ich habe gelernt, dass es so etwas wie<br />
eine Sitz-Steh-Dynamik gibt, dass es einen optimalen<br />
Blickwinkel auf den Monitor und eine optimale<br />
Ellenbogen-Position zum Arbeiten gibt. Auch dass<br />
Tische standardmäßig 75 Zentimeter hoch sind und<br />
früher nur 70 Zentimeter hoch waren und noch viel<br />
mehr. Das alles hat geholfen, den Monkey Desk so<br />
zu entwickeln, dass jeder damit seine Arbeitsposition<br />
verbessern kann.“<br />
Lernen Design Thinking: die Studierenden der D-School am Hasso-Plattner-Institut in Potsdam<br />
EMPATHISCH PROBLEME LÖSEN<br />
Wie Design Thinking hilft, Kunden und Mitarbeiter besser zu verstehen<br />
Bei Corporates gilt Design Thinking als Wundermittel<br />
gegen Ideenlosigkeit, aber auch Startups<br />
können von der Innovationsmethode lernen. Erfunden<br />
wurde sie bereits 1991 von der kalifornischen<br />
Design- und Innovationsagentur Ideo. 2004 wurde<br />
die erste D-School für Design Thinking am Hasso<br />
Plattner Institute of Design in Stanford gegründet.<br />
Dort lernen Studierende in Projekten, wie Design<br />
Thinking funktioniert und angewendet wird. Seit<br />
2007 gibt es auch in Potsdam eine D-School.<br />
„Das Wertvolle an Design Thinking ist nicht der Prozess<br />
an sich, sondern das Mindset“, sagt Abraham<br />
Taherivand. Er ist ein erfahrener Design Thinker,<br />
studierte 2009 an den D-Schools in Potsdam und<br />
Stanford, gründete mehrere erfolgreiche Unternehmen<br />
und ist im Design Thinking Coaching und<br />
der Programmentwicklung an der HPI Academy<br />
in Potsdam involviert. Er erklärt den Kern von<br />
Design Thinking so: „Es geht um nutzerzentrierte<br />
Problemlösung und Ideengenerierung.“ Vom Nutzer<br />
her zu denken, sei aber nicht das Gleiche,<br />
wie kundenorientiert zu denken, sagt Taherivand<br />
im Gespräch mit Berlin Valley. Sich am Nutzer zu<br />
orientieren bedeutet auch, potenzielle Nutzer einzubeziehen,<br />
die ein Produkt bisher vielleicht gar<br />
nicht verwenden.<br />
Ein gutes Beispiel ist der Pizzaschneider. Er wurde<br />
entwickelt, nachdem die Hersteller Kinder und<br />
Menschen mit Gicht beobachtet hatten, die mit<br />
dem normalen Messer nicht zurechtkamen. Diese<br />
Extremnutzer gaben die Inspiration für die runde<br />
Klinge, die heute einen Platz in vielen Küchen hat.<br />
EMPATHIE-ARBEIT<br />
„Bei den ersten beiden Schritten des Prozesses<br />
geht es darum, sich in die Schuhe des Nutzers zu<br />
begeben, seine Probleme, Emotionen und Motivationen<br />
zu verstehen und zu beobachten, wie ein<br />
bestehendes Problem bisher gelöst wird“, erklärt<br />
Taherivand. Für eines seiner Projekte, die wachmachende<br />
Guarana-Brause, ist er genau so vorgegangen.<br />
Das Ziel war es, etwas Neues im Energy-<br />
Drink-Markt zu entwickeln. Taherivand wollte sich<br />
von Extremnutzern inspirieren lassen und landete<br />
schnell bei Software-Entwicklern, die überdurchschnittlich<br />
viele Energy Drinks, Kaffee oder Mate<br />
konsumieren. In Interviews und der Empathie-Arbeit<br />
konnten er und seine Mitgründer herausfinden,<br />
warum ihre Testpersonen so viel Wachmachendes<br />
konsumieren, was sie daran mögen und welche<br />
Emotionen damit verbunden sind. Aus den Ergebnissen<br />
entstand die Idee, die aufputschende Wirkung<br />
in Form von einer Schleckbrause anzubieten.<br />
„Extremnutzer sind eine gute Inspiration, weil sie<br />
sich oft schon sehr intensiv mit einem Problem auseinandergesetzt<br />
haben und sich gut mit den bisherigen<br />
Lösungen auskennen“, sagt Taherivand.<br />
„IM ERSTEN<br />
TEIL DES<br />
PROZESSES<br />
GEHT ES<br />
DARUM, SICH<br />
IN DIE SCHUHE<br />
DES NUTZERS<br />
ZU BEGEBEN“<br />
An diese ersten Schritte schließt sich die Definition<br />
des Standpunktes an. Alle Erkenntnisse werden zu<br />
einer These verdichtet, aus der im nächsten Schritt<br />
Ideen entwickelt werden. Im weiteren Prozess wird<br />
aus einer Idee ein Prototyp. Er wird getestet und<br />
nach dem Kundenfeedback verändert, bis ein<br />
funktionierendes Produkt mit funktionierendem Geschäftsmodell<br />
entsteht. Dieser zweite Teil des Prozesses<br />
funktioniert wie der Lean-Startup-Ansatz. Es<br />
geht darum, Produkt und Geschäftsmodell früh zu<br />
testen, um möglichst schnell aus eventuellen Fehlern<br />
zu lernen und damit weniger Ressourcen zu<br />
Von Software-Entwicklern inspiriert:<br />
Wachmachende Guarana-Brause von Moonshot<br />
verbrauchen. Im Gegensatz zu Lean Startup lässt<br />
sich Design Thinking auch in kleinem Rahmen in<br />
Workshops gewinnbringend einsetzen und ist daher<br />
optimal, um Veränderungen innerhalb von bestehenden<br />
Firmen anzustoßen.<br />
DESIGN THINKING FÜR INTERNE PROZESSE<br />
„In einem Startup wird es dann spannend, wenn<br />
das Unternehmen wächst“, sagt Martin Güther,<br />
Gründer von Spacedeck und D-School-Alumni.<br />
Spacedeck ist eine Browser-Anwendung, in der<br />
Teams ihre Brainstorming-Ergebnisse festhalten<br />
können. „Das Team wird größer und die lockere,<br />
innovative Startup-Atmosphäre droht verlorenzugehen“,<br />
sagt Güther. „Strukturen wie Personalmanagement<br />
oder Buchhaltung wachsen und sind<br />
meist sehr spezialisiert in ihren Fachbereichen,<br />
Platz für Innovation wird so immer kleiner.“ Design<br />
Thinking gibt Managern die Möglichkeit, an solchen<br />
Problemen zu arbeiten: Mitarbeiter sind quasi<br />
Extremnutzer der aktuellen Unternehmenskultur.<br />
Die meisten sind Experten für ihre Abteilungen. Von<br />
Vorteil ist, möglichst diverse Mitarbeiter-Teams verschiedener<br />
Abteilungen, verschiedener Standorte<br />
oder mit unterschiedlichem fachlichen Hintergrund<br />
In Design-Thinking-Prozessen entstanden: das digitale Whiteboard von Spacedeck und der Monkey Desk von Room in a Box<br />
zu bilden. Denn so gibt es viele Blickwinkel auf ein<br />
Problem und viele Lösungshorizonte, aus denen Synergien<br />
entstehen können. Im ersten Schritt geht es<br />
dann mit den Teams an die Empathie-Arbeit: Wie<br />
sieht das Problem eigentlich aus, wie lösen die Betroffenen<br />
es bisher, warum lösen sie es so, welche<br />
Randbedingungen spielen eine Rolle? Erst danach<br />
geht es an die Lösung: Gemeinsam entwickelt das<br />
Team verschiedene Ansätze, diskutiert sie und baut<br />
einen Prototypen. Meist wird es sich bei den Lösungen<br />
nicht um Produkte zum Anfassen, sondern um<br />
Prozesse oder Services handeln. Einen solchen Prozess<br />
durchzuspielen gilt ebenfalls als Prototyp. Mit<br />
den Ergebnissen dieser ersten Tests kann das Team<br />
die Lösung weiterentwickeln und sie schließlich in<br />
größerem Rahmen in der Abteilung testen.<br />
Bei regelmäßigen Design-Thinking-Workshops<br />
können verschiedene Probleme angesprochen<br />
werden, und die Mitarbeiter beginnen gleich mit<br />
der Lösung. Das hilft in jedem Fall, die Old-Economy-Frustration<br />
fernzuhalten, und das Team nutzt<br />
seine kreativen Fähigkeiten, um die eigenen Prozesse<br />
effektiver zu gestalten.<br />
Anna-Lena Kümpel<br />
VERSTEHEN BEOBACHTEN STANDPUNKT DEFINIEREN IDEEN ENTWICKELN PROTOTYP BAUEN TESTEN<br />
Der Prozess ist ein Kernelement des Design Thinkings. Die Empathie-Arbeit während der ersten Schritte unterscheidet Design Thinking wesentlich von anderen Innovations-Methoden wie Lean Startup oder Open Innovation.<br />
28 / berlinvalley.com<br />
Fotos: Kay Herschelmann, Moonshot, Spacedeck, Room in a Box
DESIGN THINKING<br />
Können Startups als kleine, agile Unternehmen<br />
von Design Thinking profitieren?<br />
Aus den kleinen Unternehmen werden irgendwann<br />
größere; sie wachsen aus der Startup-Phase he raus<br />
und in eine Organisationsform hinein, die ich Brockhaus-System<br />
nenne. Bei Zalando beobachten wir das<br />
gerade intensiv, weil wir ein Projekt zusammen machen.<br />
Zalando ist so extrem gewachsen, dass jetzt<br />
Strukturprobleme entstehen, die von Beratern gelöst<br />
werden, die noch in alten Mustern denken. Ich finde<br />
es aber wichtig, dass diese Unternehmen ihre organisatorischen<br />
Herausforderungen von innen heraus und<br />
mit Blick auf die sich wandelnde Technologie selbst<br />
in den Griff kriegen. Auf der Organisationsebene ins<br />
20. Jahrhundert zurückzufallen, bringt keinen Fortschritt.<br />
Genau hier kann Design Thinking ansetzen.<br />
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Entdecke inspirierende Gründerinnen und erfahre,<br />
wie sie ihren Weg in die Startup-Szene gefunden haben.<br />
Schult Studierende im vernetzten Denken: Professor Ulrich Weinberg<br />
„IN TEAMS WIRD<br />
VIEL ENERGIE FREI“<br />
„AUF DER<br />
EBENE DER<br />
ORGANISATION<br />
INS 20.<br />
JAHRHUNDERT<br />
ZURÜCK-<br />
ZUFALLEN,<br />
BRINGT<br />
KEINEN<br />
FORTSCHRITT“<br />
THE HUNDERT<br />
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D-School-Gründer Ulrich Weinberg<br />
erklärt, wie bedeutend vernetztes<br />
Denken ist und wie Design Thinking<br />
in Startups einen Unterschied macht<br />
Herr Weinberg, 2007 haben Sie die<br />
D-School in Potsdam gegründet.<br />
Hat sich die Bedeutung von Design Thinking<br />
in diesen neun Jahren verändert?<br />
2007 haben wir unseren Schwerpunkt auf die Studierenden<br />
und auf Innovationen rund um Produkte<br />
und Services gelegt. Teambasiertes Arbeiten mit<br />
Studierenden aus verschiedenen Disziplinen stand<br />
im Vordergrund. In den letzten Jahren hat sich gezeigt,<br />
dass Design Thinking auch für die Entwicklung<br />
und das Redesign von Business-Modellen interessant<br />
ist. In diesem Bereich bewege ich mich<br />
mittlerweile immer mehr und bin jetzt ganz nah<br />
dran an Managern, Bankdirektoren, Firmenchefs.<br />
Warum ist Design Thinking für diese<br />
Unternehmen so interessant?<br />
Durch die Digitalisierung wächst der Veränderungsdruck<br />
nicht mehr linear, sondern exponentiell. Es vernetzen<br />
sich Netze mit Netzen; dadurch ergeben sich<br />
mehr Informationen und Möglichkeiten. Viele Prozesse<br />
werden schneller, und die Unternehmen merken,<br />
dass sie ihre Geschäftsmodelle verändern müssen,<br />
um konkurrenzfähig zu bleiben. Mit dieser Veränderung<br />
kommen viele schlecht klar, weil sie mit einem<br />
alten Denk- und Handlungsapparat an die Sache herangehen:<br />
analog, nicht vernetzt und kompetitiv.<br />
30 / berlinvalley.com<br />
Wie kommt es, dass auch junge Menschen<br />
noch in diesem Denken stecken?<br />
Die Menschen kommen aus einem hochkompetitiven<br />
Bildungsapparat, der bestimmte Denkgewohnheiten<br />
prägt. Schulen und Hochschulen setzen traditionell<br />
extrem auf den Einzelnen, der in Wettbewerb zu<br />
anderen steht. Wenn ich das jahrelang trainiere,<br />
bildet sich eine sehr wettbewerbsorientierte Haltung.<br />
Interessant ist, dass unsere Studenten denken,<br />
sie seien vernetzt, weil sie auf Facebook, Linkedin<br />
und so weiter aktiv sind. Aber eigentlich sind oft<br />
nur die Maschinen vernetzt, nicht die Köpfe.<br />
Vor diesem Problem stehen auch Unternehmer.<br />
Was raten Sie: Wie können Unternehmen<br />
das ändern?<br />
Im digitalen Zeitalter brauchen wir ein vernetztes<br />
und kollaboratives Denken. Was wir hier an der<br />
D-School machen, hat im Kern wenig mit Technik<br />
zu tun. Das Spannende ist die soziale Innovation.<br />
Die Studenten lernen zuerst im Team zusammenzuarbeiten.<br />
Das ist in der Regel eine ungewohnte Erfahrung,<br />
obwohl die meisten schon Teamerfahrung<br />
haben. Die ist aber meist negativ, wenn T-e-a-m<br />
bedeutet: ‚Toll, ein anderer macht’s!‘ In den ersten<br />
Wochen arbeiten unsere Studenten verschiedene<br />
Aufgaben in Teams ab und merken nach einer<br />
Weile, dass wir nicht auf die Einzel-Performance<br />
achten und auch die Teams nicht benoten. Wir<br />
schauen uns die Qualität der Ergebnisse bei der<br />
Präsentation an. Sobald sie das registrieren, passiert<br />
in den Köpfen etwas und in den Teams wird<br />
eine unglaubliche Energie frei. In einem solchen<br />
bewertungsfreien Umfeld entsteht die intrinsische<br />
Motivation, gute Qualität abzuliefern.<br />
Gibt es dafür ein Beispiel?<br />
Paypal hat vor etwa zwei Jahren eine Design-Thinking-<br />
Welle über den Globus geschickt und alle Mitarbeiter<br />
wenigstens grundlegend geschult: Was ist Design<br />
Thinking, wie bleibe ich nah am Kunden, wie befördere<br />
ich die Kooperation zwischen unterschiedlichen<br />
Werken besser, wie funktioniert Proto typing? Das hat<br />
mich erstaunt, und ich fand sehr gut, dass sie sich<br />
das verordnet haben. Paypal hat verstanden, dass es<br />
nicht darum geht, ein bisschen besser oder ein bisschen<br />
innovativer zu sein, sondern um einen tiefgreifenden<br />
Kulturwandel im ganzen Unternehmen.<br />
Das Gespräch führte Anna-Lena Kümpel.<br />
ULRICH WEINBERG<br />
ist Professor für Design Thinking an der HPI<br />
D-School in Potsdam, die er 2007 gründete.<br />
Er vermittelt Studierenden die Fähigkeit, in<br />
multidisziplinären Teams benutzerfreundliche<br />
Produkte zu entwickeln, und arbeitet mit Unternehmen<br />
an deren Innovationsfähigkeit. Zuvor<br />
war er Professor für Computer Animation.<br />
hpi.de<br />
Fotos: Kai Herschelmann<br />
KOSTENLOSER DOWNLOAD AUF<br />
facebook.com/thehundert<br />
THE-HUNDERT.COM<br />
Made with love in Berlin<br />
twitter.com/thehundert
LEAN STARTUP MEETUP<br />
make investments. make them matter.<br />
Musik für Motorradfahrer:<br />
Sophie Willborn erklärt ihren Helm.<br />
„DU MUSST EXCEL LIEBEN“<br />
Baut ein Startup Monitoring Tool: Sven Ripsas<br />
Gemeinsam<br />
Solarprojekte in<br />
Entwicklungs- und<br />
Schwellenländern<br />
finanzieren.<br />
Bauen, messen, lernen: Lean Startup war Thema des zweiten Berlin-Valley-Meetups<br />
Bei einem kühlen Bier:<br />
Zeit zum Netzwerken<br />
Was hat ein Wasserfall mit Lean Startup zu tun? – Gar nichts?<br />
Im Gegenteil. Waterfall nennt man den klassischen Weg einer<br />
Produktentwicklung: ein Pflichtenheft schreiben, ein Jahr lang<br />
programmieren und wenn das Produkt fertig ist, schaut man, ob<br />
es jemand haben will. Bei der Lean-Startup-Methode geht man<br />
genau anders vor: Man schaut zuerst auf den Markt und die Kunden,<br />
stellt Hypothesen auf, baut ein minimal-funktionales Produkt<br />
und testet dies am Markt. Bauen, messen, lernen – so lautet der<br />
Optimierungskreislauf bei Lean Startup. „Es ist ein ständig iterativer<br />
Prozess“, erklärt Thomas Janson von Leanberlin.de beim<br />
zweiten Meetup von Berlin Valley in der Factory.<br />
Vielen Dank an unseren Partner Factory<br />
und unseren Sponsor Brlo.<br />
Mehr Bilder vom Meetup:<br />
FACEBOOK.COM/BERLINVALLEY/PHOTOS<br />
80 Gäste kamen, um sich bei Vorträgen und Podiumsdiskussion<br />
und beim anschließenden Networking über Lean Startup auszutauschen.<br />
Messen ist ein wesentlicher Bestandteil der Methode.<br />
Es kommt aber darauf an, die richtigen Daten zu sammeln, erläuterte<br />
Sven Ripsas, Professor für Entrepreneurship an der HWR<br />
Berlin. Er entwickelt ein Startup Monitoring Tool. „Wenn ihr einen<br />
im Team habt, der Excel liebt, dann ist das ein großer Fortschritt“,<br />
rät er den Zuhörern. Und: „Du musst einmal die Woche<br />
deine Zahlen genau angucken, am besten tagesaktuell.“<br />
Aus der Praxis berichteten dann in der Po diums diskussion Sophie<br />
Willborn, Gründerin von Headwave, Tamer El-Hawari von Project<br />
A Ventures und Sebastian Bacher von Nu3. „Einfach machen!“,<br />
lautet zum Beispiel der Rat von Sophie, deren Unternehmen<br />
ein kabelloses Soundsystem für Motorradfahrer entwickelt<br />
hat. Mit dem ersten handgelöteten Helm hat sie Kunden befragt.<br />
Ihr Tipp: „Am besten einen Stand auf einer Messe mieten, die<br />
zu Eurem Thema passt.“ Dort lässt sich ganz einfach das nötige<br />
Feedback einholen.<br />
vis<br />
Wollte fast jeder testen:<br />
den Helm von Headwave<br />
Noch Fragen? Die Experten standen Rede und Antwort.<br />
Thomas Janson erklärt: das Lean-Startup-Mindset<br />
Gruppenfoto: Dank an die Beteiligten auf und hinter der Bühne<br />
Aufmerksame Zuhörer: Das Meetup<br />
in der Factory war gut besucht.<br />
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Solaranlagen<br />
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32 / berlinvalley.com<br />
Fotos: Adela Dupetit<br />
www.ecoligo.com
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„GELD IST NICHTS BESONDERES“<br />
34 / berlinvalley.com<br />
Fotos: Saskia Uppenkamp<br />
Project-A-Ventures-Partner<br />
Florian Heinemann* und Uwe<br />
Horstmann über die Ausrichtung,<br />
Strategie und Erfolgsfaktoren des<br />
Frühphaseninvestors<br />
Ihr nennt Euch bei Project A „Operational<br />
VC“. Wie positioniert Ihr Euch in der Investorenlandschaft?<br />
UWE: Wir sehen uns grundsätzlich als Venture<br />
Capitalist und nehmen ganz klar am Kampf um<br />
die besten Unternehmer teil. Geld ist heutzutage<br />
nichts Besonderes. Investoren brauchen ein Alleinstellungsmerkmal.<br />
Für uns ist es wichtig, die Unternehmen<br />
wirklich operativ unterstützen zu können.<br />
Um das zu kommunizieren, haben wir den Begriff<br />
Operational VC erfunden.<br />
FLORIAN: Wir glauben, dass die Start-Konfiguration<br />
einer Firma die spätere Entwicklung wesentlich<br />
beeinflusst. Daher ist der Grenznutzen von operativer<br />
Unterstützung in der frühen Phase deutlich<br />
höher. Wir alle glauben sehr stark an die Konfigurationstheorie,<br />
der zufolge die Anfangskonfiguration<br />
einer Firma den min/max Entwicklungspfad<br />
determiniert. Unser Ziel ist daher, das Grund-Setup<br />
einer Firma nachhaltig zu verbessern, weswegen<br />
wir uns in einem frühen Stadium involvieren, also<br />
Series A und davor. Allerdings lassen sich Startups<br />
schwer am Reißbrett konstruieren und VC ist<br />
letztendlich ein von Wahrscheinlichkeiten geprägtes<br />
Spiel. Deswegen setzen wir auf Unternehmen,<br />
bei denen das Gründerteam eine emotionale Bindung<br />
zur Firma hat und entsprechend incentiviert<br />
ist. Den perfekten Unternehmer gibt es nicht, und<br />
Gründer bauen ihre Organisation optimalerweise<br />
so um sich herum auf, dass sie ihren Stärken und<br />
Schwächen entsprechen. Genau hier wollen wir<br />
in einer frühen Phase des Unternehmens ansetzen<br />
und operativ unterstützen, das Startup möglichst<br />
passend aufzustellen. Das unterscheidet uns von<br />
den meisten Company Buildern, die eine Firma<br />
einfach hochziehen und dann ein Führungsteam<br />
rekrutieren, das eben nicht lang genug durchhält.<br />
Große Firmen brauchen im Schnitt acht bis zwölf<br />
Jahre bis sie wirklich eine Relevanz erreichen.<br />
Selbst Zalando, wo alles extrem schnell ging, hat<br />
ja sechs, sieben Jahre gebraucht, bis es wirklich<br />
eine relevante Firma war.<br />
Euer Vorbild ist wahrscheinlich Andreessen<br />
Horowitz. Wie seht Ihr Euch im Vergleich?<br />
FLORIAN: Der wesentliche Unterschied sind die<br />
Assets under Management. Außerdem muss man<br />
verstehen, dass unser Business ein Outlier-Business<br />
ist. Das heißt, du musst schauen, dass du bei den<br />
international erfolgreichsten Firmen mit dabei bist.<br />
Die international erfolgreichsten Startups gehen<br />
eher zu den Leuten, die eine sehr starke Reputation<br />
haben, und das sind eben primär amerikanische<br />
VCs und dann vielleicht noch angloamerikanische.<br />
Diese Reputation fehlt uns, und man kann sie sich<br />
nur über die Zeit aufbauen. Ein Marc Andreessen<br />
Arbeiten intensiv mit den Startups zusammen:<br />
Uwe Horstmann und Florian Heinemann<br />
hat sie verdienterweise qua Persona. Oder auch<br />
Ben Horowitz. Wir müssen sie uns eben verdienen,<br />
aber das ist ja auch nicht schlimm. Außerdem<br />
arbeitet Andreessen Horowitz hauptsächlich<br />
mit seniorigen Leuten. Wir auch, aber wir haben<br />
auch viele Juniors dabei. Ich persönlich finde eine<br />
juniorigere Personalstruktur nicht so schlecht, weil<br />
wir damit stärker am Puls der Zeit sind. Ob ein<br />
senioriger Experte, der nur noch sehr high level<br />
berät, in der frühen Phase das richtige Setting ist,<br />
weiß ich nicht.<br />
Jochen Krisch von Exciting Commerce hat<br />
die These aufgestellt, dass Project A zwar<br />
noch in der Findungsphase ist, zeitgleich<br />
aber kurz vorm Durchbruch steht.<br />
UWE: Wir haben 2012 angefangen und hatten<br />
vor anderthalb Jahren den ersten großen Aufschlag.<br />
Seitdem haben wir uns gefunden und einen<br />
Masterplan definiert, den wir sehr schnell exekutieren.<br />
Es kommt zwar immer wieder die Frage<br />
‚Wo ist Euer Zalando?‘, aber inzwischen haben<br />
die meisten verstanden, dass wir viele B2B-Firmen<br />
im Portfolio haben, die nach außen wenig präsent<br />
sind. Ich vermute, dass der Durchbruch kommt, sobald<br />
unsere Ventures in der Außendarstellung sehr<br />
stark werden.<br />
Ist Project A so ein bisschen ist wie das<br />
frühe Rocket Internet?<br />
UWE: Ich finde, wir haben uns viel stärker in die<br />
VC-Richtung entwickelt als Rocket. Rocket ist mehr:<br />
‚Wir starten jetzt was. Wir machen jetzt ein Zipjet,<br />
wir machen jetzt ein Hellofresh, ein Helpling.‘ Wir<br />
sind eher so: ‚Hier kommt eine Company, die eine<br />
coole Mobile-Targeting-Technologie gemacht hat,<br />
lass uns mit denen mal hinsetzen.‘<br />
Wie seid Ihr formal aufgestellt?<br />
UWE: Rechtlich sind wir ein Investmentfonds. Wir<br />
arbeiten rein finanziell orientiert und werden nur<br />
über den Erfolg der Startups incentiviert. Wir haben<br />
ganz normal Geldtöpfe und bauen für unsere<br />
bald zwei Fonds Portfolios von vielleicht je 25 bis<br />
30 Unternehmen auf. Wir machen oft klassische<br />
Seed- und Series-A-Finanzierung, in Höhe von ein<br />
paar Hunderttausend bis drei Millionen Euro. In<br />
diesen Deals sind wir oft der klassische Lead-Investor.<br />
Dann gibt es Series-B- und Series-C-Finanzierungen,<br />
in denen wir eher ein Juniorpartner<br />
sind und mit ein paar Fonds zusammenarbeiten,<br />
die uns da auch proaktiv einbinden, auch weil<br />
operativer Support benötigt wird. Insgesamt können<br />
wir pro Firma bis zu zehn Millionen Euro ausgeben.<br />
Es gibt außerdem eine zweite Einheit von<br />
100 operativen Experten, die unseren Unternehmern<br />
ihre Serviceleistungen quasi wie ein Menü<br />
zur Verfügung stellen. Wenn wir eine Due Diligence<br />
machen, sitzen wir mit den Unternehmern und<br />
den jeweiligen Experten zusammen und versuchen<br />
zu verstehen, wie wir den Startups helfen können.<br />
Manchmal ist das nur Input, manchmal richtige<br />
operative Manpower. Das geht meistens über einen<br />
intensiven Zeitraum von ein paar Monaten,<br />
immer mit dem klaren Fokus auf den Aufbau eines<br />
eigenen Teams im Venture.<br />
*Florian Heinemann ist Investor der Tomorrowland GmbH,<br />
der Holding des Verlags NKF Media GmbH.<br />
Was erwartet einen Unternehmer, wenn er<br />
zu Euch kommt?<br />
FLORIAN: Anfangs gibt es eine sehr intensive Zusammenarbeit<br />
zwischen uns und dem Startup. Wir<br />
versuchen auf Partnerebene etwa alle zwei Wochen<br />
in Kontakt zu stehen, meist sogar häufiger.<br />
Im Idealfall gibt es auch einen Austausch auf fachlicher<br />
Ebene etwa mit unserem Head of Marketing<br />
oder Head of BI. Im ersten Jahr arbeiten oft Leute<br />
von uns in den Startups mit, bis sie sich selbst quasi<br />
überflüssig gemacht haben.<br />
„UNSER ZIEL<br />
IST ES, DAS<br />
GRUND-SETUP<br />
EINES STARTUPS<br />
ZU VERBESSERN“<br />
Kannst Du Beispiele nennen?<br />
FLORIAN: Catawiki ist ein gutes Beispiel. Wir<br />
sind in einer für uns relativ späten Phase mit einem<br />
Co-Investment mit Accel eingestiegen. Es gab<br />
bereits eine gut laufende Plattform: einen der führenden<br />
Marktplätze für außergewöhnliche Sammlerstücke.<br />
Wir konnten an zwei Stellen weiterhelfen:<br />
Wir haben das Performance-Marketing- und<br />
CRM-Team ausgebaut. Anfangs haben unsere Experten<br />
Catawiki unterstützt, dann haben wir vier<br />
Junior-Manager direkt von der Hochschule rekrutiert<br />
und so ausgebildet, dass sie die Positionen<br />
besetzen konnten. Außerdem haben einige unserer<br />
Entwickler geholfen, Data-Warehouse-Ent<br />
NAME:<br />
Project A Ventures<br />
GRÜNDUNG:<br />
Januar 2012<br />
GRÜNDER:<br />
Florian Heinemann,<br />
Uwe Horstmann, Thies Sander,<br />
Christian Weiss<br />
MITARBEITER:<br />
rund 100<br />
STANDORTE:<br />
Berlin, São Paulo<br />
SERVICE:<br />
Frühphasen-Investor<br />
und operativer VC im Bereich<br />
digitale Technologien<br />
project-a.com<br />
berlinvalley.com / 35
INVESTOREN<br />
INVESTOREN<br />
Im Gespräch mit Jan Thomas von Berlin Valley: Florian Heinemann (l.) und Uwe Horstmann<br />
wickler einzustellen und mit denen gemeinsam<br />
das Data-Warehouse-System entwickelt. Dieses<br />
System steuert das gesamte Content-Management<br />
und die Kundeninteraktion. Mit der Zeit hat sich<br />
unser Team immer weiter rausgenommen und heute<br />
hat Catawiki ein eigenes Team von zehn Data-<br />
Warehouse-Entwicklern. Insgesamt wurde alles<br />
nach einem Jahr komplett an das Startup übergeben.<br />
Im Vergleich dazu haben wir bei Pets Deli<br />
relativ früh investiert und dann unter anderem den<br />
Shop neu gebaut. Unser Team hat sich in den Bereichen<br />
IT, Data-Warehouse und Marketing eingebracht<br />
und dann – wie bei Catawiki – geholfen,<br />
neue Leute für diese Bereiche einzustellen. Wir<br />
setzen uns mit den Ventures zusammen und klären<br />
gemeinsam, wie die Zielorganisation aussehen soll<br />
und versuchen das möglichst schnell aufzubauen.<br />
Also kein echter Standardprozess?<br />
FLORIAN: Teils, teils. Die meisten Unternehmer,<br />
die zu uns kommen, haben schon Gründungserfahrung.<br />
Die ersten operativen Workshops machen wir<br />
bereits, wenn wir das Investment vorbereiten. Unsere<br />
Teams sitzen dann mit dem jeweiligen Startup<br />
zusammen, und aus den Gesprächen ergibt sich,<br />
welche Punkte auf unserer ‚Menükarte‘ für das Unternehmen<br />
sinnvoll sind. Letztlich entscheidet aber<br />
immer das Management der Firma, ob sie unsere<br />
Unterstützung wollen. Sie ist keine Bedingung für<br />
das Investment. Später gibt es eine Art Key Accounter<br />
auf Partnerebene, also Uwe, Christian, Thies oder<br />
ich. Im ersten Jahr gibt es eine sehr intensive Phase<br />
der Zusammenarbeit, auch mit unserem Head of BI<br />
oder Head of Marketing. In diesem Zusammenspiel<br />
erkennst du eine Reihe von Mustern. Du siehst, was<br />
bei einem Startup funktioniert und versuchst, das auf<br />
andere Themen zu übertragen.<br />
So ein Apparat ist sicher sehr teuer.<br />
Refinanziert sich Euer Modell?<br />
UWE: Einen relevanten Teil der Kosten tragen wir<br />
selbst. Das heißt, wir machen im Prinzip jedes Jahr<br />
Verlust. Damit wir solvent bleiben, reinvestieren wir<br />
die Management-Fee in den Apparat. Eigentlich sind<br />
wir Partner wie Angestellte und verdienen aktuell nur<br />
unser Gehalt. Das ist nicht kompatibel mit der Mentalität:<br />
‚Ich mache mir als Partner auf Basis der Management-Fee<br />
die Taschen voll, obwohl ich eigentlich noch<br />
36 / berlinvalley.com<br />
nichts getan habe.‘ Bisher scheint es gut zu funktionieren,<br />
unsere Performance nach Kosten ist sehr gut.<br />
Wir investieren selbst viel in den Fonds, und das wird<br />
sich bezahlt machen. Für uns gibt es ein Commitment,<br />
dass wir hier mindestens zehn Jahre arbeiten. Dieser<br />
Vertrag ist gerade unterschrieben.<br />
Ihr seid vier Partner. Wie funktioniert die<br />
Zusammenarbeit?<br />
UWE: Flo und ich arbeiten seit neun Jahren zusammen.<br />
Wir kennen die Stärken und Schwächen des<br />
anderen. Andere Fonds sind fast franchiseartig in<br />
Silos organisiert. Wir funktionieren eher wie ein<br />
Jenga-Turm: Alles greift ineinander. Ich kümmere<br />
mich um neue Deals, Florian gibt Marketing-Input,<br />
Thies macht Funding/Financing und Christian kümmert<br />
sich um IT- und HR-Themen. Wir brauchen uns<br />
gegenseitig sehr stark.<br />
„EIN<br />
GRÜNDERTEAM<br />
AUSZUWECHSELN,<br />
IST IMMER BLÖD“<br />
Warum habt Ihr Euch für dieses Mischmodell<br />
aus VC und Company Builder entschieden?<br />
FLORIAN: Das ist für mich eine sehr persönliche<br />
Entscheidung. Ich glaube, dass ich besser darin<br />
bin, an der Seitenlinie zu stehen und Leute zu beraten<br />
als selbst zu spielen. Ich bin ein vernünftiger<br />
Unternehmer, aber nicht herausragend in der Umsetzung.<br />
Dafür reizt es mich, von außen auf ein<br />
Unternehmen zu schauen und Punkte zu identifizieren,<br />
an denen wir ansetzen können.<br />
Von Euch gibt es Ausgründungen wie Loopline<br />
Systems oder Spryker. Ist das nicht<br />
streng genommen Company Building?<br />
UWE: Manchmal haben wir Unternehmer, die sagen:<br />
‚Ich hab hier ein gutes Thema. Wollen wir das<br />
nicht zusammen anschieben?‘ Das ist tatsächlich<br />
eher Co-Founding als Inkubation. Bei Spryker war<br />
unser eigener CTO Teil des Teams, das das Projekt<br />
umsetzen wollte. Loopline haben wir als internes<br />
Tool gebaut und unsere Head of HR fand das so<br />
cool, dass sie das weiter ausbauen wollte. Also<br />
haben wir das umgesetzt. Wahrscheinlich finden<br />
sich viele Argumente dafür, dass es Schwachsinn<br />
ist, unsere Wettbewerbsvorteile quasi auszugründen.<br />
Aber sei’s drum. Es steckt Potenzial in den<br />
Ideen und wären wir darauf angewiesen, dass wir<br />
diese ‚Secret Source‘ haben, läge das Problem<br />
tiefer. Wir teilen das gerne. Im Bereich Business<br />
Intelligence denken wir sogar darüber nach, Teile<br />
unseres geistigen Eigentums Open Source zur Verfügung<br />
zu stellen. Spryker hat kürzlich auch einen<br />
Teil seines Quellcodes veröffentlicht. So könnten<br />
auch Leute, die nichts mit Project A zu tun haben,<br />
eine Inhouse-Business-Intelligence aufbauen. Das<br />
Ökosystem könnte auf jeden Fall davon profitieren.<br />
Also reines Gutmenschentum?<br />
UWE: Wir hoffen, dass das auf unsere Außenwahrnehmung<br />
einzahlt. Vielleicht hat der eine oder<br />
andere dann noch mehr Lust, mit uns zusammenzuarbeiten.<br />
Außerdem werden wir besser, wenn<br />
wir Feedback von außen bekommen. Und wir profitieren<br />
davon, wenn das Ökosystem wächst. Wir<br />
haben ja kein Interesse daran, das Business-Intelligence-Know-how<br />
in der Startup-Szene gering zu<br />
halten, damit wir selbst stärker hervorstechen. Wir<br />
lernen viel eher vom Austausch mit klugen Köpfen<br />
und je mehr Austausch es gibt, desto besser.<br />
Auf welche Themen fokussiert Ihr Euch?<br />
UWE: Wir kommen aus dem transaktionalen<br />
B2C-Bereich, wo es viele Marktplätze und viel<br />
E-Commerce gibt. Das bleiben auch wichtige Themen<br />
für uns. Aber wir haben uns gefragt, wo die<br />
Schaufeln für diesen Goldrausch hergestellt werden.<br />
Für uns ist das der B2B-Bereich. Das Thema<br />
haben wir dann mit Software-as-a-Service-Unternehmen<br />
in unser Portfolio aufgenommen. Seit ein<br />
paar Monaten tauchen wir auch in das Thema<br />
Digital Health ein, weil wir das spannend finden.<br />
Das ist ein Bereich, in dem wir noch mehr operativen<br />
Mehrwert liefern können als beispielsweise im<br />
E-Commerce. In dem Bereich haben wir mit Junomedical<br />
bereits ein erstes Investment und es sind<br />
zwei weitere in der Pipeline.<br />
Fotos: Saskia Uppenkamp<br />
Wie läuft der interne Entscheidungsprozess?<br />
UWE: Wir investieren nur, wenn einer von uns richtig<br />
für ein Thema brennt. Dann sind die anderen meist<br />
bereit mitzuziehen. Ich wollte beispielsweise Catawiki<br />
unbedingt machen. Das war keine einfache Diskussion,<br />
und das ist auch richtig so. Wir haben uns viele<br />
Gedanken gemacht, auch weil wir die Anforderungen<br />
der Gründer erfüllen wollten. Im Nachhinein war<br />
es gut, dass wir uns dafür entschieden haben.<br />
Woran merkt Ihr, dass Ihr bei einem<br />
Venture die Reißleine ziehen müsst?<br />
FLORIAN: Wir hatten sechs Ventures, die wir als<br />
Abschreibung zählen. Wenn wir merken, dass wir<br />
eine bestimmte Funktionsfähigkeit nicht herstellen<br />
können, ziehen wir die Reißleine. Wir fragen uns bei<br />
jedem Geschäftsmodell vorher, woran man glauben<br />
muss, um davon auszugehen, dass es funktioniert.<br />
Wenn diese Hypothesen plausibel sind, glauben wir<br />
sie so lange, bis sie aktiv widerlegt sind.<br />
UWE: Dieser Baum der Hypothesen, die dem<br />
Modell zugrunde liegen, ist ein sehr guter Check.<br />
Wir stellen ihn vor jedem Investment auf, aber Du<br />
kannst ihn eigentlich immer wieder anschauen,<br />
wenn sich etwas verändert. Wenn wir an eine der<br />
Hypothesen nicht mehr glauben können, müssen<br />
wir umdenken.<br />
Welche Hypothesen sind dabei wichtig?<br />
UWE: Es gibt zwei wichtige Hypothesen. Erstens:<br />
Ist das Team in der Lage, das Business umzusetzen?<br />
Zweitens: Ist Project A in der Lage, einen positiven<br />
Impact zu leisten? Wenn wir beide Fragen noch mit<br />
Ja beantworten, machen wir grundsätzlich weiter.<br />
Wie seht Ihr, wann Ihr eingreifen müsst?<br />
FLORIAN: Wir müssen erkennen, ob der Kompass<br />
noch richtig läuft. Wenn ein Gründer systematisch<br />
schlechte Entscheidungen trifft, ist das problematisch.<br />
Häufig passiert es auch, dass jemand nicht<br />
in der Lage ist, mit der Organisation zu wachsen:<br />
Marktplätze, E-Commerce und transaktionale Geschäftsmodelle<br />
Quelle: Project A Ventures<br />
DAS PORTFOLIO VON PROJECT A VENTURES<br />
Alle Beteiligungen des Frühphaseninvestors<br />
Exits<br />
das Team aufzubauen, die Leute zu halten und zu<br />
motivieren. Manchmal fehlt es dazu an der emotionalen<br />
Intelligenz, und die ist schwer zu trainieren.<br />
Wir beobachten das sehr genau, aber jemanden<br />
auszutauschen, bleibt für uns die Ultima Ratio. Das<br />
machen wir sehr ungern.<br />
Könnte es den Fall geben, dass Ihr das<br />
Gründerteam bittet zu gehen, so wie das<br />
bei Movinga geschehen ist? Oder würdet<br />
ihr das Unternehmen dann eher schließen?<br />
UWE: Zuerst stellt sich die Frage, ob die Hypothese<br />
richtig ist und ob wir mit dem richtigen Business-Modell<br />
unterwegs sind. Das Team ist dabei<br />
ein wichtiger Punkt. Also muss man sich auch fragen,<br />
ob es mit diesem Team weitergehen kann.<br />
Wenn das ganze Team wegbricht, ist es schwierig.<br />
Wenn einer der Gründer wegbricht, kann man unter<br />
Umständen einen Ersatz finden.<br />
FLORIAN: Es ist ein Missverständnis, dass wir –<br />
oder auch Rocket – gerne Leute aus unseren Teams<br />
schmeißen. Ein Gründerteam auszuwechseln ist immer<br />
blöd, selbst wenn das rechtlich möglich ist und<br />
man die Anteile einziehen kann. Man muss dann<br />
einen adäquaten Ersatz finden. Das bringt Unruhe<br />
in die Organisation und verunsichert auch neue Investoren.<br />
Ich kenne keinen Investor, der gerne Leute<br />
rausschmeißt. In der Regel zerstört das auch erst<br />
einmal viel Wert und Vertrauen. Für uns ist es der<br />
Gründer, der sein Unternehmen treibt. Und bis zu einem<br />
gewissen Punkt tragen wir auch Entscheidungen<br />
mit, die wir nicht für richtig halten, solange diese<br />
Entscheidungen systematisch gefällt werden. Wir haben<br />
einen Zeithorizont von acht bis zwölf Jahren im<br />
Blick, und langfristig ist es wichtig, dass die Gründer<br />
die Ownership für ihr Unternehmen behalten. Das<br />
wird nichts, wenn wir ihnen ständig sagen, was sie<br />
zu tun haben. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass<br />
die Leute selbst kündigen, wenn man ihnen zu oft die<br />
Verantwortung entzieht. Das ist langfristig schlimmer<br />
als ein paar Fehlentscheidungen.<br />
Digitale Infrastrukturlösungen und Enabling Technologies<br />
FLORIAN HEINEMANN, UWE HORSTMANN<br />
Bevor Florian Heinemann und Uwe Horstmann<br />
2012 Project A Ventures mitgründeten,<br />
waren beide Geschäftsführer bei Rocket<br />
Internet. Jeder von ihnen hat zahlreiche<br />
Startups (mit-)gegründet, zudem sind beide<br />
Investoren und Business Angels. Ihre Ausbildung<br />
absolvierten sie unter anderem an der<br />
WHU in Vallendar.<br />
Was haltet Ihr vom Blue-Yard-Ansatz? Dort<br />
scheint die wichtigste Frage zu sein: Was<br />
wäre, wenn das wirklich funktioniert? Businesspläne<br />
sind da erstmal nebensächlich.<br />
UWE: Ich glaube, Ciarán O’Leary tut dem Ökosystem<br />
durch seine Herangehensweise sehr viel Gutes.<br />
Zeitgleich ist es ein Zeichen der Reife des<br />
Ökosystems, wenn groß gedacht werden kann. Die<br />
zunehmende Kapitalbereitstellung versetzt erst in<br />
die Lage, dass wir auch hierzulande die großen<br />
Denker haben, die sich für Deutschland oder Europa<br />
entscheiden, und nicht in die USA gehen.<br />
Gerade starten immer mehr VCs, unter anderem<br />
von erfolgreichen Unternehmern gegründet.<br />
Professionalisiert sich der Markt?<br />
FLORIAN: Ja, und zwar sowohl auf der VC- als<br />
auch auf der Unternehmerseite. Es gibt immer<br />
mehr Serial Entrepreneurs. Es gibt Leute, die bei<br />
sehr guten Startups gearbeitet haben und dann<br />
Unternehmer werden. Qualität und Quantität der<br />
investierbaren Gelegenheiten nehmen tendenziell<br />
zu. Ob schnell genug ausreichend Geld verfügbar<br />
sein wird, kann ich noch nicht sagen. Aber der<br />
Wettbewerb um die guten – oder vermeintlich guten<br />
– Deals wird weiter zunehmen. Als VC müssen<br />
wir uns auf einen Markt einstellen, auf dem wir<br />
informiertere Unternehmer treffen, die noch besser<br />
und bewusster entscheiden als heute. Die heißen<br />
Deals können sich aussuchen, wer bei ihnen investiert,<br />
so wie das im Silicon Valley auch der Fall<br />
ist. Wir müssen uns wie fast alle deutschen VCs<br />
im internationalen Wettbewerb fragen, warum die<br />
guten Leute ihr Geld von uns nehmen sollten. Von<br />
unseren Unternehmern fordern wir ja auch, dass<br />
sie ihre USPs benennen können und sich klar am<br />
Markt positionieren. Viele Investoren haben hier<br />
Nachholbedarf und sind nicht klar positioniert. Es<br />
gibt eine Reihe älterer VCs, die vermutlich nur deshalb<br />
einen guten Dealflow haben, weil sie früh da<br />
waren und Geld hatten. Das wird sich verändern.<br />
Unsere Aufgabe als operativer VC wird sein, unser<br />
Serviceangebot so gut und so attraktiv zu gestalten,<br />
dass wir gute Antworten auf die Frage ‚Warum wir?‘<br />
geben können. Die größte Herausforderung ist es,<br />
immer an den aktuellen Themen dranzubleiben, unsere<br />
Experten und das Serviceangebot up to date zu<br />
halten. Wenn wir das gut machen, habe ich wenig<br />
Sorgen, dass unsere Positionierung glaubwürdig und<br />
werthaltig ist. Die Kernherausforderung ist: Schaffen<br />
wir es, für die Topexperten in den jeweiligen<br />
Bereichen eine gute Heimat zu bieten?<br />
Das Gespräch führte Jan Thomas.<br />
berlinvalley.com / 37
INVESTOREN<br />
„WIR KENNEN<br />
Alexander Frolov, Partner von<br />
Target Global, über den Reiz von<br />
B2B-Modellen und warum Berlin für<br />
Investoren attraktiver ist als London<br />
Alexander, in Eurem Portfolio sind Unternehmen<br />
wie Delivery Hero, Gobutler,<br />
Dreamlines und Book a Tiger – klassische<br />
B2C-Marktplätze. Was macht Euch als<br />
Investor in diesem Bereich einzigartig?<br />
Unsere Vision ist es, einer Firma Kapital über das<br />
ganze Spektrum – Seed, Early und Later Stage –<br />
zur Verfügung zu stellen. Unser Fonds hat ein Volumen<br />
von mehr als 300 Millionen Dollar. Dadurch<br />
können wir Unternehmen mehr Kapital als andere<br />
zur Verfügung stellen – jeweils in Portionen von<br />
fünf bis 30 Millionen Dollar.<br />
Ein starkes Argument. Aber es geht doch<br />
nicht nur ums Geld?<br />
Nein, das ist nicht der Hauptgrund, aber es hilft.<br />
Wir bieten auch viel Wissen in verschiedenen Bereichen.<br />
Ein Partner befasst sich nur mit Fintechs.<br />
Ein anderer, Yaron Valler, hat vorher für Hasso<br />
Plattner Ventures gearbeitet und kennt sich mit<br />
SaaS und Unternehmenssoftware aus. Und da wir<br />
mit einem Bein in Israel stehen, haben wir einen<br />
guten Draht zu den hochtechnisierten Firmen vor<br />
Ort. Wir sind sehr international. Mit Dreamlines<br />
sind wir inzwischen in zehn Ländern. Delivery<br />
Hero agiert in 30 Ländern. Wir kennen die Welt,<br />
und wir helfen Firmen zu verstehen, wie Sachen<br />
funktionieren, an die sie vielleicht vorher nicht<br />
gedacht haben.<br />
DIE WELT”<br />
Genau. Du kannst anfangen und für Disruption sorgen.<br />
In der ganzen Branche verdienen Leute eine<br />
Menge Geld, aber die Kunden sind nicht unbedingt<br />
glücklich mit ihren Erfahrungen. Das ist eine<br />
gute Basis dafür, dass etwas passieren muss.<br />
Welche Bereiche habt Ihr noch im Auge?<br />
Wir beobachten eine Konvergenz des Marktplatz-Modells<br />
mit Software-as-a-Service. Ein Beispiel<br />
ist unser Investment in Docplanner. Die stellen<br />
auf der einen Seite eine Plattform zur Arztwahl bereit.<br />
Zum anderen gibt es auch eine Software für<br />
Ärzte, um Patientendaten zu verwalten. Ein weiterer<br />
Trend ist B2B. Business-Kunden sind großartig,<br />
wenn man sie bekommt. Sie verdienen mehr, sie<br />
haben mehr Life-Time-Values.<br />
Kannst Du ein Beispiel nennen?<br />
Wir haben vor Kurzem mit Rocket Internet und<br />
Lukasz Gadowski in den Caterer Lemoncat investiert.<br />
Caterer machen B2B-Geschäfte auf zwei Seiten<br />
– mit dem Caterer und mit dem Unternehmen,<br />
an das sie Caterer-Marketplaces-Services verkaufen.<br />
Viele Unternehmen arbeiten so. Ich bin gespannt,<br />
wie deutsche Gründer dieser Herausforderung<br />
gewachsen sind. Wenn sie es schaffen, wird<br />
es viele wertvolle Unternehmen geben.<br />
Target Global unterhält Büros in Moskau,<br />
Tel Aviv und Berlin. Welche weiteren<br />
Hot spots sind interessant?<br />
Ich denke, London wird weiterhin aktiv sein. Man<br />
wird sehen, wie der Standort sich nach dem Brexit<br />
verändert. Außerdem ist Barcelona sehr aktiv,<br />
Alexander Frolov ist seit 2012 Partner bei Target Global und spezialisiert auf digitale B2C-Investments.<br />
ebenso Skandinavien. Im Prinzip könnte man ein<br />
tolles Unternehmen überall in der Welt gründen.<br />
Was mögt Ihr an Berlin?<br />
Wir hatten die Wahl zwischen Berlin und London.<br />
Berlin hat schließlich aus verschiedenen Gründen<br />
besser gepasst. Zum einen weil die Firmen, nach<br />
denen wir aus den Bereichen Business Process Innovation<br />
und B2C suchen, hier ansässig sind. In<br />
London sind es eher Unternehmen aus den Bereichen<br />
Life Science und Halbleiter, die uns nicht interessieren.<br />
Zum anderen ist die Kapitalstruktur in der<br />
Early Stage hier viel gesünder. In Großbritannien<br />
gibt es viele Steuervorteile. Man kann 100.000<br />
Euro investieren und bekommt 100.000 Euro auf<br />
der Steuerabrechnung zurück. Das führt zu der verrückten<br />
Situation, dass Dinge gefundet werden, die<br />
nicht gefundet werden sollten.<br />
„IN LONDON<br />
DENKT MAN<br />
SICH: WARUM<br />
ZUR HÖLLE<br />
MACHEN<br />
DIE DAS?“<br />
Ist der Markt überhitzt?<br />
Ja, irgendwie schon. Es ist einfach nicht gesund,<br />
was dort passiert. Die Leute, die hier investieren,<br />
sind Entrepreneure. Sie verstehen, was funktioniert<br />
oder was zumindest eine Chance hat zu funktionieren.<br />
Und deshalb ist das Umfeld in Berlin für<br />
uns als VCs, die zur Seed Stage oder später dazustoßen,<br />
wertvoller. Die Leute hier tun die richtigen<br />
Sachen. In London oder in anderen Städten denkt<br />
man sich: ‚Warum zur Hölle machen die das?‘<br />
Wie geht es bei Euch weiter?<br />
Wir stellen ein! Wir wollen unser Team erweitern.<br />
Das Gespräch führte Jan Thomas.<br />
Fotos: Partech Ventures<br />
Beschreibe bitte das Konzept Eures Fonds.<br />
Partech Ventures deckt das gesamte Spektrum an Finanzierungsbedarf bei<br />
Tech- und Digitalunternehmen ab. Unsere Investment-Plattform agiert dabei<br />
sowohl in Europa als auch in den USA mit folgenden drei Herangehensweisen:<br />
Es gibt einen Seed-Fonds (Partech Entrepreneur Fund, circa 100 Millionen<br />
Euro), einen Venture-Fonds (Partech International Ventures Fund, circa<br />
350 Millionen Euro) und einen Growth-Fonds (Partech Growth Fund, circa<br />
400 Millionen Euro). Pro Jahr führen wir rund 40 bis 50 Investitionen durch,<br />
deren Höhe von 150.000 Euro bis zu 50 Millionen Euro variieren.<br />
Für welche Unternehmen könnt Ihr Euch begeistern?<br />
Wir tätigen Investitionen in richtungsweisende Unternehmen aus den Bereichen<br />
Internet und mobile Services, Business-Software und -Anwendungen,<br />
Fintech und Insurtech, intelligente Hardware sowie IoT und fortgeschrittene<br />
Technologien, auf die folgende Punkte zutreffen: Herausragende und<br />
vielseitige Management-Teams, hochdifferenziertes Produkt beziehungsweise<br />
Service, kurze Einführungs- und Sales-Schleifen, nachweisliche Traktion<br />
und Retention, übersichtliche Kundenakquisitionskosten und Best-in-Class-<br />
Wirtschaftseinheiten, gezielte Ansprache großer Absatzmärkte und Industrien.<br />
Welche Mehrwerte bietet Euer Fonds?<br />
Wir sind eine global agierende Technologie-Investment-Plattform, die<br />
Unternehmern neben Kapital mit vielen weiteren Services beratend zur Seite<br />
steht: Die Plattform fungiert als transatlantische Brücke zur internationalen<br />
Expansion sowie als umfassender Beratungsdienstleister.<br />
Beschreibe doch bitte Euer Team.<br />
Mittlerweile sind wir an die 40 Mitarbeiter an drei Standorten (Berlin, Paris<br />
und San Francisco), die als ein Investment-Team eng zusammenarbeiten.<br />
Olivier Schuepbach, General Partner des Berliner Büros bei Partech Ventures<br />
Die zehn Partner haben höchst vielfältige und sich komplementierende<br />
Expertisen – die meisten sind selbst Unternehmer oder hielten Management-Funktionen<br />
in verschiedenen Technologie-Unternehmen.<br />
Wie viele Unternehmen befinden sich in Eurem Portfolio?<br />
Mehr als 120 Unternehmen. Wir rechnen damit, innerhalb der nächsten<br />
zwölf Monate weitere 40 bis 50 Investitionen hinzuzufügen.<br />
Antworten von Olivier Schuepbach<br />
partechventures.com<br />
Hilft Eure Internationalität auch bei der<br />
Kapitalbeschaffung?<br />
Ja. Bei Goeuro haben wir zum Beispiel Battery<br />
Ventures, NEA und kürzlich auch Goldman Sachs<br />
aus den USA an Bord geholt. Dieses Angebot,<br />
das wir Gründern machen können, unterscheidet<br />
uns von anderen.<br />
Investoren benehmen sich oft wie Lemminge.<br />
Was wird der nächste Bereich sein, auf den<br />
sich alle stürzen?<br />
Interessante Frage. Ich habe vor ein paar Wochen<br />
Garrett Camp, Mitgründer von Uber, in London getroffen.<br />
Er hat gesagt: ‚Versicherungen!‘ Versicherungen<br />
sind das große Ding in den USA, und wir<br />
werden es auch in Europa sehen. In Berlin sind wir<br />
beispielsweise Co-Investor bei Finleap und Clark,<br />
und es gibt noch weitere Startups wie Financefox<br />
und Knip. Das ist auf jeden Fall ein Bereich, den<br />
man sich anschauen muss.<br />
Weil man das sehr einfach algorithmenbasiert<br />
machen kann. Man braucht kein<br />
Unternehmen mit zigtausend Angestellten.<br />
38 / berlinvalley.com<br />
Fotos: Adela Dupetit
PIVOT<br />
DER RICHTIGE DREH<br />
WIE MAN<br />
DEN KURS<br />
KORRIGIERT<br />
PIVOT<br />
So verschieden können Pivots sein,<br />
nach Eric Ries<br />
Warum es manchmal wichtig ist, den Kurs zu wechseln, um erfolgreich zu sein<br />
Der Fernbusmarkt in Deutschland war gerade frisch liberalisiert.<br />
Und natürlich wollten Kunden jetzt Bustickets online vergleichen,<br />
so wie sie das bei Flugtickets auch tun. Angebot und Nachfrage<br />
auf einer Mobilitätsplattform zu matchen – das war die Vision<br />
von Julian Hauck und Johannes Thunert, den Mitgründern von<br />
Fahrtenfuchs. Sie hatten bereits einen Algorithmus, bauten einen<br />
Prototyp und konnten Investoren von der Idee überzeugen. Im<br />
Dezember 2014 sammelte das Startup in einer Seed-Runde eine<br />
siebenstellige Summe ein.<br />
Doch dann entwickelte sich das Geschäft nicht wie erwartet.<br />
Auch die geplante Einbindung des öffentlichen Nahverkehrs<br />
stellte sich als technisch aufwendig und ökonomisch unattraktiv<br />
heraus. „Wir haben uns entschieden, weiter in die Tiefe zu<br />
gehen und die Busse nicht nur vergleichbar, sondern die Tickets<br />
auch buchbar zu machen“, erzählt Johannes Thunert. Die Integration<br />
des Nahverkehrs wollten sie stoppen, doch die Investoren<br />
waren anderer Meinung. Sie wollten die Neuausrichtung<br />
unter dem Namen Distribusion nicht finanzieren. Von den zwölf<br />
Mitarbeitern mussten alle bis auf zwei gehen. Distribusion stand<br />
vor dem Aus.<br />
EIN PIVOT KOMMT IN DEN BESTEN STARTUPS VOR<br />
Nur fünf Prozent der Businesspläne werden so umgesetzt, wie<br />
sie geschrieben werden, sagt Nils Högsdal, Professor für Corporate<br />
Finance und Entrepreneurship an der Hochschule der Medien<br />
in Stuttgart. „Das bedeutet aber nicht, dass 95 Prozent der<br />
Startups scheitern. Sie machen nur zum Teil etwas anderes.“ Ein<br />
Kurswechsel oder auch Pivot ist also keinesfalls die Ausnahme,<br />
sondern kommt in den besten Unternehmen vor. Mehr noch: „Ein<br />
erfolgreiches Startup macht im Schnitt drei Pivots“, sagt Högsdal.<br />
Das Startup Genome Project stellte in einem Report vor ein paar<br />
Jahren fest, dass Startups, die einen oder zwei Pivots machen,<br />
mehr Kapital einsammeln (2,5-mal mehr), ein höheres Nutzerwachstum<br />
haben (3,6-fach) und mit einer höheren Wahrscheinlichkeit<br />
(52 Prozent) früher skalieren als Startups, die mehr als<br />
zwei Pivots oder gar keinen machen.<br />
„Ein Pivot bedeutet, dass mindestens ein Aspekt des ursprünglichen<br />
Geschäftsmodells geändert wird“, erläutert Högsdal. „Es<br />
bedeutet nicht, dass man alles über den Haufen wirft.“ Dafür<br />
wählt er das Bild eines Kletterers in der Steilwand, der nur an<br />
einer Stelle loslassen kann, um sich neuen Halt zu suchen. „Man<br />
sollte maximal ein oder zwei Aspekte ändern“, rät Högsdal,<br />
„sonst weiß man nicht mehr, was erfolgreich war.“ Eine typische<br />
Anpassung sei etwa die Umstellung des Modells von einer Lösung<br />
für Endkunden auf ein Business-to-Business-Modell oder die<br />
Umstellung einer App von Werbefinanzierung auf ein Abo-Modell.<br />
Wichtig sei aber, um im Bild des Kletterers zu bleiben, dass<br />
man immer noch den gleichen Gipfel anpeilt, also die gleiche<br />
Vision verfolgt.<br />
ES GEHT UM EINE STRUKTURIERTE KURSKORREKTUR<br />
Eric Ries, der Begründer der Lean-Startup-Methode, definiert<br />
den Pivot in seinem Buch „Lean Startup“ als eine „strukturierte<br />
Kurskorrektur“. Es geht also um eine geplante Anpassung.<br />
„Der Pivot darf keine Ausrede für Gründer sein, die keinen Plan<br />
“EVERYONE HAS<br />
A PLAN ’TILL THEY<br />
GET PUNCHED IN<br />
THE FACE”<br />
DER EX-BOX-CHAMPION MIKE TYSON<br />
haben“, sagt Högsdal. Daher sei es wichtig, die<br />
einzelnen Schritte des Pivots zu validieren. „Jeder<br />
Pivot beruht auf einer Annahme, die überprüft<br />
werden muss.“ Und anders als bei der klassischen<br />
Sichtweise geht es nicht darum, das neue Modell<br />
über Monate hin zu entwickeln, sondern in einem<br />
schnellen Iterationsprozess von Bauen, Messen,<br />
Lernen anzupassen. „Es ist besser, zehnmal klein<br />
zu scheitern mit einem überschaubaren Budget, als<br />
alles auf eine Karte zu setzen“, sagt Högsdal.<br />
Bei einem strukturierten Kurswechsel geht es darum,<br />
Daten zu sammeln und daraus Rückschlüsse zu<br />
ziehen. „Wer erfolgreich sein will, darf nicht stur<br />
auf seinem Kurs fahren, sondern muss sich nach<br />
dem Wind richten“, sagt Högsdal. „Wichtig ist<br />
es, sein Ziel vor Augen zu haben, aber man sollte<br />
nicht blind am Kurs festhalten.“ Das falle allerdings<br />
vor allem Alleingründern schwer.<br />
RECHTZEITIG MIT DEM INVESTOR REDEN<br />
Doch wie erklärt man seinen Investoren, die man ja<br />
von dem ursprünglichen Weg überzeugt hat, dass<br />
man nun einen anderen Kurs nimmt? „Erfahrene<br />
Business Angels wissen, dass sie kurzfristig über<br />
Anpassungen informiert werden“, meint Högsdal.<br />
„Wenn die Vision die gleiche bleibt, dann werden<br />
sich die Investoren darauf einlassen“, sagt Uwe<br />
Horstmann, Mitgründer des Frühphaseninvestors<br />
Project A Ventures. Es gehe ja nicht darum, etwas<br />
wild auszuprobieren. „In einer idealen Welt macht<br />
man den Pivot frühzeitig, wenn noch Geld auf dem<br />
Konto ist.“ Ob man die Investoren überzeugen könne<br />
dabeizubleiben, sei eine Kommunikationsfrage.<br />
Daher sei es wichtig, die Investoren frühzeitig mit<br />
einzubinden. „Das unterscheidet gute von schlechten<br />
Unternehmern, auch in dieser Situation noch<br />
überzeugend zu sein.“ Trotzdem bleibe es eine Herausforderung.<br />
„Ich würde immer auf die Lernkurve<br />
abstellen“, rät Horstmann. „Dann ist das für den<br />
Investor leichter zu verdauen. Es ist gut, wenn man<br />
sagen kann, was man jetzt weiß und<br />
vorher eben nicht wusste.“<br />
Seine Vorgehensweise beschreibt er<br />
so: „Wir stellen eine Investmenthypothese<br />
auf. Solange die nicht grundlegend<br />
widerlegt ist, glauben wir, dass<br />
es einen Weg dahin gibt. Und dass<br />
das Team in der Lage ist, diesen Weg<br />
zu finden.“ Auch seine Erfahrung<br />
sagt: Es klappt meistens nicht beim<br />
ersten Mal.<br />
Im schlimmsten Fall gelingt es den<br />
Gründern nicht, eine vertrauensvolle<br />
Beziehung zu den Investoren aufzubauen<br />
– und das Geld ist zu Ende.<br />
„Das ist die schwächste Position“,<br />
sagt Horstmann.<br />
In genau so einer kritischen Situation<br />
befand sich Distribusion vor dem<br />
Pivot zum B2B-Anbieter einer innovativen<br />
Buchungstechnologie für Fernbusse<br />
im Sommer 2015. Zunächst<br />
floss eigenes Geld in das Unternehmen,<br />
dann konnten die Gründer neue<br />
Investoren für den neuen Kurs gewinnen.<br />
Es gelang ihnen eine Series-A-Finanzierung<br />
über sechs Millionen<br />
Euro von den internationalen Investoren<br />
Northzone, Creandum und HR<br />
Ventures einzuwerben. Inzwischen<br />
arbeitet Distribusion mit mehr als 150<br />
Fernbusanbietern aus mehr als 25<br />
Ländern zusammen. Die neueste Entwicklung:<br />
Distribusion kooperiert nun<br />
mit Amadeus, einem weltweit führenden<br />
Anbieter von IT-Lösungen für die<br />
Reisebranche mit einem Umsatz von<br />
knapp vier Milliarden Euro.<br />
Corinna Visser<br />
Zoom-in<br />
Hierbei wird eine einzelne Funktion, die zuvor Teil<br />
eines Gesamtpaktes war, zum Produkt.<br />
Zoom-out<br />
Der umgekehrte Schritt: Das Gesamtpaket wird auf<br />
eine einzelne Funktion reduziert und als Teil eines<br />
größeren Produkts angeboten.<br />
Kundensegment<br />
Das Produkt löst ein Problem, aber für eine andere<br />
Gruppe von Kunden als ursprünglich gedacht.<br />
Kundenbedarf<br />
Der anvisierte Kunde hat ein anderes Problem, das<br />
sich zu lösen lohnt, als ursprünglich gedacht.<br />
Plattform<br />
Aus einer Anwendung wird eine Plattform – oder<br />
umgekehrt.<br />
Geschäftsarchitektur<br />
Aus einem Geschäft, das auf hohe Margen und<br />
niedrige Volumen ausgerichtet ist, wird eines mit<br />
niedrigen Margen, aber hohem Volumen – oder<br />
umgekehrt.<br />
Wertschöpfung<br />
Das Unternehmen wechselt seine Wachstumsstrategie,<br />
um ein schnelleres oder gewinnbringenderes<br />
Wachstum zu erreichen.<br />
Wachstumsmotor<br />
Es gibt virale, zähe oder bezahlte Wachstumsmodelle.<br />
Meist erfordert der Wechsel des Wachstumsmotors<br />
auch einen Wechsel der Wertschöpfungsmethode.<br />
Absatzweg<br />
Ein Wechsel des Verkaufskanals – zum Beispiel<br />
durch den direkten Verkauf an den Endkunden.<br />
MEHR ONLINE<br />
„Business ist nichts anderes als ein Knäuel<br />
menschlicher Beziehungen.“ Svenja Klüh und<br />
Cristin Liekfeldt drehen für den Companisto-Blog<br />
regelmäßig Videos über Startups, Investoren<br />
und Zukunftstechnologien.<br />
Das Video-Interview zum Thema Pivot mit<br />
Investor Olaf Jacobi findet Ihr bei unserem<br />
Kooperationspartner Companisto:<br />
companisto.com/blog<br />
40 / berlinvalley.com<br />
Foto: Cristin Liekfeldt, Illustrationen: Louisa Pepay<br />
“HAD WE SAT<br />
DOWN AND SAID,<br />
‘LET’S START<br />
A PHOTO<br />
APPLICATION,’<br />
WE WOULD<br />
HAVE FAILED”<br />
CATERINA FAKE, MITGRÜNDERIN VON FLICKR<br />
Technik<br />
Dieselbe Lösung wird mit einer anderen Technologie<br />
erreicht, mit der höhere Preise und/oder bessere<br />
Leistung erzielt werden.<br />
Quelle: Eric Ries, „Lean Startup – Schnell risikolos und erfolgreich<br />
Unternehmen gründen.“, aus dem Englischen von Ursula<br />
Bischoff, Redline Vertrag, 19,99 Euro
PIVOT<br />
Was haben die Investoren gesagt?<br />
Ich bin immer brutal ehrlich. Ich verspreche niemandem<br />
das Blaue vom Himmel. Wir haben eine<br />
klare Vision, an die wir glauben, und die testen<br />
wir. Dazu dient unser monatliches Reporting. Investoren<br />
wollen ein kreatives Team, das mit offenen<br />
Karten spielt und die richtigen Rückschlüsse aus<br />
den Daten zieht. Als ich den Strategiewechsel das<br />
erste Mal angedeutet habe, haben tatsächlich alle<br />
die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen.<br />
Ich konnte das aber mit Daten untermauern. Interessanterweise<br />
folgen uns jetzt unsere Wettbewerber<br />
– zumindest in den USA.<br />
Wie haben die Kunden reagiert?<br />
Wir fragen die Kunden nach jeder Buchung, wie der<br />
Prozess und die Reinigungsdienstleistung waren. Im<br />
vergangenen Sommer hatten wir im Schnitt eine Bewertung<br />
von 3,8 von fünf möglichen Sternen. Seit<br />
drei Monaten sind wir jetzt bei 4,5 Sternen. Offensichtlich<br />
gefällt den Kunden, was wir machen.<br />
Chef einer modernen Reinigungsfirma: Nikita Fahrenholz ist einer der beiden Gründer von Book a Tiger.<br />
„ICH BIN IMMER<br />
Dabei seid Ihr teurer geworden …<br />
Ja, wir zahlen jetzt den Tariflohn, der in Westdeutschland<br />
bei 9,80 Euro liegt. Wir waren auch als<br />
Plattform schon hochpreisiger als die Konkurrenz.<br />
Und die Kunden machen das mit?<br />
Der Schwarzmarkt ist natürlich immer noch viel<br />
günstiger. Aber meiner Überzeugung nach ist<br />
es falsch, sich einerseits bei Starbucks einen<br />
Fairtrade- Kaffee für sechs Euro zu kaufen und sich<br />
andererseits das eigene Klo für weniger als zehn<br />
Euro die Stunde putzen zu lassen.<br />
BRUTAL EHRLICH“<br />
Book-a-Tiger-Gründer Nikita<br />
Fahrenholz erklärt, warum sein<br />
Unternehmen das Geschäftsmodell<br />
geändert und wie er die Investoren<br />
von dem Kurswechsel überzeugt hat<br />
Nikita, warum habt Ihr Euer Geschäftsmodell<br />
umgestellt?<br />
Wir haben festgestellt, dass unsere Kunden – vor<br />
allem Privatkunden – zwei Dinge wollen: immer<br />
die gleiche Putzfrau und gute Qualität in der Reinigungsleistung.<br />
Das konnten wir mit dem Plattformgedanken<br />
nicht erfüllen. Beim Freelancer-Modell<br />
waren wir nicht weisungsbefugt, das heißt, wir<br />
konnten den Reinigungskräften nicht sagen, wann<br />
sie wo sein sollen, wie sie etwas machen sollen<br />
und wie sie dabei auszusehen haben. Das können<br />
wir jetzt, weil wir sie anstellen.<br />
Ihr macht aus einer digitalen Plattform<br />
eine Handwerksfirma?<br />
Wir sind trotzdem noch eine Plattform, interpretieren<br />
es nur anders. Wir können natürlich noch immer<br />
sehr kurzfristig Nachfrage und Angebot miteinander<br />
matchen. Nur das Verhältnis zwischen uns<br />
und unseren Reinigungskräften ist enger. Wir haben<br />
dadurch viele Vorteile: Wir können unsere Arbeitnehmer<br />
schulen, genau auswählen, wer zu uns<br />
42 / berlinvalley.com<br />
passt und Anweisungen geben. Diese Faktoren haben<br />
eine direkte Wirkung auf die Qualität unseres<br />
Angebots und das Kundenerlebnis.<br />
Bleibt ihr eine Tech-Company?<br />
Wir haben einen digitalen und effizienten Ansatz.<br />
Vermutlich gibt es keine andere Reinigungsfirma,<br />
die so viele Entwickler hat wie wir. Wir haben vier<br />
Data Scientists, die sich den ganzen Tag darüber<br />
Gedanken machen, wie die Plattform die gesamte<br />
Aussteuerung automatisch ausführen kann. Unser<br />
Ziel ist es, eine digitale Facility Management<br />
Company zu bauen und damit diese Branche zu<br />
revolutionieren. Wir wollen automatisieren, was<br />
die Konkurrenz manuell macht.<br />
Was war die größte Schwierigkeit<br />
beim Umbau?<br />
Wir sind von 100 auf mehrere hundert Angestellte<br />
gewachsen und so innerhalb von nur sechs Monaten<br />
zur größten Reinigungsfirma für Privathaushalte<br />
in Deutschland geworden. Dabei mussten wir viel<br />
lernen, zum Beispiel wie wir Reinigungskräfte ausbilden.<br />
Dafür haben wir jetzt die Tiger Academy. Und<br />
wir mussten unser Recruiting umstellen, von ‚Hey,<br />
hast Du nicht Lust, als Freelancer bei uns zu arbeiten?‘<br />
hin zur Rekrutierung qualifizierten Personals.<br />
Wie viele Leute habt Ihr jetzt?<br />
Wir kommunizieren die Zahl nicht mehr, weil sie<br />
wettbewerbsrelevant ist. Wir gehen aber mit sehr<br />
großen Schritten auf 1000 Mitarbeiter zu.<br />
„INVESTOREN<br />
WOLLEN EIN<br />
KREATIVES<br />
TEAM, DAS<br />
MIT OFFENEN<br />
KARTEN<br />
SPIELT“<br />
Wollen die Reinigungskräfte tatsächlich<br />
eine Festanstellung?<br />
Der Großteil ja. Wir arbeiten bereits heute daran,<br />
in ein bis zwei Jahren Bonusvereinbarungen treffen<br />
und Karrieremöglichkeit bieten zu können. Dann ist<br />
der Job eine echte Alternative – sowohl monetär<br />
als auch vom gesellschaftlichen Status.<br />
Gibt es einen Rat, den Du anderen<br />
Gründern geben kannst?<br />
Man sollte darauf hören, was der gesunde Menschenverstand<br />
sagt. Das klingt einfach, aber man<br />
kann sich in Startup-Situationen sehr leicht belügen.<br />
Es wächst alles schnell, und man schaut nur<br />
den Umsatz an oder die Klicks und vergisst, wo<br />
das Business steht und ob wirklich alles Sinn macht,<br />
was man tut. Für uns war es wichtig zu wissen, wo<br />
wir in fünf Jahren stehen und worauf wir dann stolz<br />
sind. Bei dem Plattform-Modell wusste ich nicht immer<br />
zu 100 Prozent, ob das Feedback positiv ausfällt.<br />
Das hat mich nicht stolz gemacht. Mittlerweile<br />
weiß ich, dass das nicht mehr passieren kann, weil<br />
alle gut ausgebildet sind. Das ist mir wichtig.<br />
Das Gespräch führten Anna-Lena Kümpel und Corinna Visser.<br />
Fotos: Jann Venherm
PIVOT<br />
PIVOT<br />
AM ANFANG FEHLTE DER MUT<br />
„Der Pivot war einer unserer Gründungsmomente“, sagt Valentin Stalf, Gründer von Number26 (jetzt N26)<br />
„Die Idee zu N26 ist Maximilian und mir Anfang<br />
2013 gekommen. Wir saßen zu Hause in Wien<br />
und haben über verschiedene Ideen nachgedacht.<br />
Dann kamen wir auf die geniale Idee, eine Taschengeldkarte<br />
mit App (namens Papaya) für Eltern<br />
Bauen eine Bank:<br />
das Team von N26<br />
und Kinder auf den Markt zu bringen. Im Nachhinein<br />
betrachtet ein kleiner und schwieriger Markt,<br />
daher ist es nicht überraschend, dass fast alle unsere<br />
ersten Business Angels Kinder im Teenageralter<br />
hatten. Als das Produkt dann in der Testphase war,<br />
kamen immer mehr Tester auf uns zu, die das Produkt<br />
nicht für ihre Kinder, sondern für sich selbst<br />
verwenden wollten. Das Teenager-Produkt war der<br />
Anfang und hat uns den Weg zur größeren Idee<br />
gezeigt. Eine Mobile Bank zu gründen, dafür hat<br />
uns anfangs noch der Mut gefehlt.<br />
Im Nachhinein ist die Taschengeldkarte eine verrückte<br />
Idee, eigentlich irre, dass wir daran so fest<br />
geglaubt haben und das Produkt bis zum Launch<br />
entwickelt haben. Die Entscheidung zum Pivot ist<br />
relativ rasch nach dem Start der Beta-Phase gefallen.<br />
Als Gründer wussten wir schnell, dass in<br />
der Mobile Bank von morgen größeres Potenzial<br />
steckt. Relativ bald haben wir dann unsere Investoren<br />
eingebunden. Die konnten wir zum Glück<br />
schnell für unsere neue Idee gewinnen, auch wenn<br />
das nicht ganz einfach war.<br />
Unsere Vision ist es, eine paneuropäische Bank zu<br />
bauen, die am Smartphone eine exzellente Erfahrung<br />
bietet und gleichzeitig die besten Produkte mit<br />
einem Klick zugänglich macht. Seit unserem Launch<br />
von circa eineinhalb Jahren haben uns mehr als<br />
200.000 Kunden ihr Vertrauen geschenkt. Heute beschäftigen<br />
wir bei N26 in Berlin rund 140 Mitarbeiter<br />
20 verschiedener Nationalitäten. Beim Aufbau<br />
eines Unternehmens gibt es viele Gründungsmomente,<br />
einer war sicher unser Pivot, aber man ist jeden<br />
Tag mit neuen Herausforderungen konfrontiert. Wer<br />
genügend Durchhaltevermögen mitbringt, hat am<br />
Ende zumindest die Chance, ein langfristig erfolgreiches<br />
Unternehmen aufzubauen.“<br />
DER MARKT WAR<br />
NICHT BEREIT<br />
„Mit dem Feedback änderten wir das Modell“,<br />
sagt Christian Henschel, CEO von Adjust<br />
„Bei der Gründung von Adjust beruhte das Geschäftsmodell<br />
auf Mobile Ad Verification, sprich<br />
der Überprüfung, ob Anzeigen realen Menschen<br />
an realen Orten gezeigt werden. Aus dem Konzept<br />
entstand ein Prototyp, der in alle Ad-Netzwerke integriert<br />
werden musste, damit die Verifizierung funktioniert.<br />
Nachdem der Prototyp fertig war, mussten<br />
wir leider feststellen, dass der Markt für diese Art<br />
Technologie noch nicht bereit war. In erster Linie<br />
waren Medienagenturen und nicht App-Entwickler<br />
am Kauf des Produktes interessiert. Dieser Umstand<br />
reduzierte aber die von uns geschätzte Marktgröße<br />
erheblich, da zu Anfang App-Entwickler mit eingerechnet<br />
wurden. Während erster Tests stellte sich<br />
zudem heraus, dass auf dem Markt noch eine Lücke<br />
für Attribution, also die Zuordnung von Ads,<br />
bestand: Es gab bereits Akteure, die sich mit dem<br />
Problem befassten, jedoch waren diese nicht für<br />
die Zusammenarbeit mit deutschen Unternehmen<br />
geeignet (was Privatsphäre und Datenschutzverordnung<br />
betraf).<br />
Mit den Erkenntnissen aus den Tests sowie dem Feedback<br />
des Marktes änderten wir das Geschäftsmodell<br />
im August/September und stellten auf App-Attribution<br />
um. Zudem suchten wir im Netzwerk nach Ingenieuren,<br />
die neue Expertise ins Team einbringen.<br />
Immer in Bewegung: die Gründer von Adjust<br />
fung von mobilem Ad-Betrug (Fraud) ist zu einem<br />
wichtigen Bestandteil des Produkts geworden. Der<br />
Markt ist zunehmend bereit, sich mit dem Problem<br />
der Zuschreibung auseinanderzusetzen und Adjust<br />
einen Schritt näher, es zu lösen. Die vielen Erkenntnisse,<br />
die über den Markt gesammelt wurden,<br />
können nun in die Entwicklung des Produktes mit<br />
einfließen. Nichtsdestotrotz gibt es noch viele Entwicklungsrichtungen<br />
für Adjust, von denen viele heute<br />
noch gar nicht absehbar sind.“<br />
ERST EINE APP, DANN EINE PLATTFORM<br />
„Es war ein schmerzhafter Prozess“, berichtet André M. Bajorat, zuerst Business Angel, jetzt CEO von Figo<br />
„Figo startete 2012 als Banking-App, die sich an<br />
Endkunden richtete. Ziel war es, dem Nutzer ein<br />
finanzielles Zuhause zu geben und die Bank als<br />
Frontend zu ersetzen. Doch 2013 gab es Probleme,<br />
die App über den Appstore von Apple anzubieten,<br />
was beinahe das Ende des jungen Unternehmens<br />
zur Folge hatte. Ein B2B-Angebot war zwar schon<br />
länger Teil der Figo-Idee gewesen. Allerdings haben<br />
wir uns zu Beginn auf den B2C-Case fokussiert.<br />
Daher war es keine totale Überraschung, als<br />
der Pivot im Gesellschafterkreis besprochen wurde.<br />
Dennoch war es ein schmerzhafter und harter<br />
Prozess für das gesamte Team. Mit dem Zuspruch<br />
der richtigen Menschen um uns herum, ist es uns<br />
aber gelungen. Kunden und Lieferanten haben wir<br />
sehr klar und offen über die Situation in Kenntnis<br />
gesetzt und hatten das Glück, dass diese uns zum<br />
großen Teil treu geblieben sind.<br />
Ende 2013 begann der Fintech-Boom. Immer mehr<br />
Unternehmen identifizierten ein Problem im Finanzwesen,<br />
dessen Lösung sie in modernen und benutzerfreundlichen<br />
Anwendungen sahen. Genau an<br />
der Stelle kommt Figos API ins Spiel, die im Rahmen<br />
der App-Entwicklung ohnehin schon für Figo selbst<br />
das Mittel zum Zweck war. Der Bedarf, Finanzquellen<br />
innerhalb kürzester Zeit in eigene Services zu<br />
integrieren, war so groß, dass sich daraus die jetzige<br />
Geschäftsidee entwickelte. Figo ist der erste<br />
Banking-Service-Provider Europas und ermöglicht<br />
44 / berlinvalley.com<br />
Dritten innovative Services mit Banking-Funktionen.<br />
Durch die Integration der Figo-Banking-API<br />
können diese ihre Anwendungen, Produkte und<br />
Dienstleistungen an derzeit mehr als 3100 Finanzquellen<br />
anbinden. Figo schlägt mit der Banking-asa-Service-Plattform<br />
die Brücke zwischen modernen<br />
Auf den B2B-Markt fokussiert: das Team von Figo<br />
Diensten seiner Kunden und mehr als 55 Millionen<br />
Online-Banking-Konten in Deutschland und Österreich.<br />
Neben Fintechs nutzen auch Banken und<br />
Großunternehmen die Lösung. Figo hat heute 31<br />
Mitarbeiter, und 700 Entwickler arbeiten derzeit<br />
mit der API.“<br />
Fotos: Adjust, Figo, Number26, Iversity<br />
WEITERBILDUNG<br />
IM VISIER<br />
Hannes Klöpper, CEO von Iversity, testete den<br />
Markt mit einem Wettbewerb<br />
„Die Idee zu Iversity entstand ursprünglich aus der<br />
Frustration über die digitale Abstinenz der Hochschulen.<br />
In der Lehre wurden lediglich benutzerunfreundliche<br />
Learning-Management-Systeme eingesetzt,<br />
bei denen es sich letztlich um PDF-Friedhöfe<br />
handelte. Das wollten wir ändern. Aber wir mussten<br />
schnell erkennen, dass Hochschulen für Startups<br />
schwierige Kunden sind. Der Vertriebsprozess<br />
war sehr zäh. Als die Massive Open Online Courses<br />
(MOOCs) aufkamen, sahen wir die Chance,<br />
das Thema Online-Lernen ganz unabhängig von<br />
bestehenden Institutionen voranzubringen. Zusammen<br />
mit dem Stifterverband für die Deutsche<br />
Wissenschaft lobten wir bei einem Wettbewerb<br />
250.000 Euro für die besten Online-Kurs-Konzepte<br />
aus. Die Resonanz war groß, schon am Tag unseres<br />
Launches im Oktober 2013 hatten wir mehr als<br />
100.000 angemeldete Nutzer.<br />
Im Anschluss wuchs unser Angebot kostenloser<br />
akademischer Online-Kurse aus allen Wissensgebieten<br />
weiter. Dabei haben wir nicht nur mit<br />
Hochschulen zusammengearbeitet, sondern zum<br />
Beispiel auch mit der EU, den Vereinten Natio-<br />
Konzentriert sich jetzt auf den Ausbau des Weiterbildungsangebots: das Team von Iversity<br />
Zum Zeitpunkt der Umstellung hatte Adjust nur einen<br />
Investor, Target Partners, der bereit war, die gesamte<br />
Reise mit Adjust zu bestreiten. Aus seiner Erfahrung<br />
heraus verstand Target die Erkenntnisse, die Adjust<br />
auf dem Markt gesammelt hat, und stimmte der Entscheidung<br />
im vollem Umfang zu. Der Investor wusste,<br />
dass diese Art des Lernens Teil des Prozesses ist.<br />
Mittlerweile hat sich der Markt weiterentwickelt und<br />
Adjust ist zum anfänglichem Konzept zurückgekehrt,<br />
jedoch mit einem neuen Blickwinkel. Die Bekämpnen<br />
und dem WWF. Mitte 2015 haben wir unser<br />
Geschäftsmodell geändert und uns das Thema<br />
Weiterbildung vorgenommen. Dabei konnten wir<br />
natürlich auf all das zurückgreifen, was wir zuvor<br />
gelernt haben, wie man gute Online-Lehre gestaltet.<br />
Zusammen mit der WHU haben wir einen Kurs<br />
zum Thema Visual Thinking entwickelt, der sowohl<br />
bei Berufstätigen als auch Unternehmen hervorragend<br />
ankam. In den letzten Monaten konnten wir<br />
mit unserem Angebot einige namenhafte Kunden<br />
wie etwa die Deutsche Bahn, KPMG, RWE, die<br />
Commerzbank oder auch den Stahlhändler Klöckner<br />
gewinnen. In 2016 werden wir uns voll auf den<br />
Ausbau unseres digitalen Weiterbildungsangebots<br />
konzentrieren. Das werden wir jetzt allerdings mit<br />
neuen Investoren tun müssen.“<br />
berlinvalley.com / 45
PIVOT<br />
PIVOT<br />
NAME:<br />
Capnamic Ventures<br />
GRÜNDUNG:<br />
Februar 2013<br />
GRÜNDER:<br />
Jörg Binnenbrücker und<br />
Christian Siegele<br />
MITARBEITER:<br />
zehn<br />
STANDORTE:<br />
Köln und Berlin<br />
SERVICE:<br />
Das Unternehmen unterstützt<br />
Startups aus den Bereichen<br />
Mobile Applications, Softwareas-a-Service,<br />
Internet of Things,<br />
Fintech, Mobility und E-Health<br />
überwiegend in der Frühphase<br />
mit Wagniskapital.<br />
capnamic.de<br />
„MAN SOLLTE<br />
KEIN TOTES PFERD REITEN“<br />
War selbst Startup-Unternehmer: Olaf Jacobi. Er weiß daher,<br />
wie es ist, wenn man als Gründer seinen Investoren den Kurswechsel<br />
erklären muss.<br />
Aufsichtsrat. Aber die Gründer sind ja ganz nah<br />
dran, setzen die Dinge täglich um und reden mit<br />
den Kunden. Wenn die nicht drauf kommen … Natürlich<br />
möchte ein Gründer nicht so einfach aufgeben,<br />
es ist ja schließlich seine Idee. Dann ist der<br />
Investor als Partner da, um zu fragen: ‚Rennst du<br />
dich da jetzt nicht tot?‘ Aber das erste Gefühl, das<br />
etwas nicht stimmt, haben die Gründer.<br />
Wie ist das für den Investor, der ja zunächst<br />
von den Argumenten der Gründer<br />
überzeugt war?<br />
Wenn man selber Gründer war, kennt man das<br />
Gefühl. Wer reiner Investor ist, wer nie selbst ein<br />
Unternehmen aufgebaut hat, für den ist das ein<br />
Schock.<br />
Was muss ein Gründer tun, um die Investoren<br />
zu überzeugen?<br />
Authentizität ist ganz wichtig und auch Offenheit.<br />
Zu sagen: ‚Das war meine Idee, aber ich habe<br />
festgestellt, das funktioniert jetzt (noch) nicht, lass<br />
uns einen Schritt zur Seite gehen und einen anderen<br />
Weg nehmen.‘ Wenn man das richtig rüberbringt,<br />
ist das ein Zeichen von Stärke. Was den<br />
Investor angeht: Capnamic Ventures hat den Anspruch,<br />
wenn es mal Bad News gibt, und ein Pivot<br />
ist keine Good News, dann möchten wir der erste<br />
Ansprechpartner sein. Das Schlimmste ist, wenn<br />
Gründer sagen: ‚Wir wissen, es funktioniert nicht,<br />
aber wir wollen weitermachen, weil wir den Investor<br />
nicht sauer machen wollen.‘ Das ist Humbug!<br />
Wie nimmt man die Mitarbeiter mit?<br />
Bei den Mitarbeitern sehe ich kein Problem. So ein<br />
Pivot findet in den ersten ein bis zwei Jahren eines<br />
Startups statt. Da ist das Team eine eingeschworene<br />
Gemeinschaft.<br />
Wer ist am schwersten zu überzeugen?<br />
Aus meiner eigenen Erfahrung sind das die Investoren,<br />
die selbst keine unternehmerische Erfahrung<br />
haben und Märkte und Unternehmen an Hand von<br />
Excel bewerten.<br />
Wie managt man einen Pivot?<br />
Das gute an einem Pivot ist ja, dass man bereits<br />
Erfahrung gesammelt hat, und die muss man nutzen.<br />
Und man muss die Finanzen planen. Mit dem<br />
Pivot startet man die Entwicklung neu, und bevor<br />
die ersten Umsätze kommen, sind dann nicht wie<br />
geplant sechs Monate, sondern vielleicht sogar<br />
zwölf Monate vergangen. Da braucht man einen<br />
Investor, der mitzieht. Retrospektiv ist das Einräumen<br />
von Fehlern ein Zeichen von Stärke. Es gibt<br />
viele Teams mit unerfahrenen und schwachen Leuten,<br />
die rennen einfach weiter, wie ein Hamster im<br />
Laufrad und merken gar nicht, dass sie etwas verändern<br />
müssen.<br />
Man darf als Gründer also nicht zu sehr<br />
verliebt in sein Produkt sein?<br />
Punkt! Als Unternehmer muss man hartnäckig sein.<br />
Wenn man durch die Eingangstür nicht reinkommt,<br />
muss man schauen, ob vielleicht ein Fenster offensteht,<br />
oder man geht durch die Hintertür. Aber man<br />
muss auch irgendwann hinterfragen, ob es an einem<br />
selbst liegt oder an dem Produkt oder an den<br />
Kunden. Es ist falsch, immer mehr Features auf das<br />
Produkt zu schmeißen in der Hoffnung, dass es sich<br />
dann verkauft.<br />
Aber Hartnäckigkeit ist doch eine wichtige<br />
Eigenschaft für einen Unternehmer?<br />
Das sage ich ja, dass das wichtig ist. Aber man<br />
muss sich auch irgendwann eingestehen, dass man<br />
nicht die Erfolge erzielt, die man sich vorgestellt<br />
hat. Es gibt diese schöne Metapher: ‚to ride a<br />
dead horse‘. Man sollte kein totes Pferd reiten. Ein<br />
Beispiel: In meinem Alter noch Weltmeister im Marathon<br />
werden zu wollen, ist eine Schwachsinnsidee.<br />
Ich könnte sagen, ich trainiere härter.<br />
Das bringt aber nichts. Wenn ein Pferd tot ist,<br />
könnte man den Reiter wechseln. Das machen Investoren.<br />
Die schmeißen den CEO raus, aber das<br />
Pferd bleibt tot. Oder ich gebe dem Pferd mehr zu<br />
essen, also mehr Investment. Bringt nichts. Es ist immer<br />
noch tot. Daran kann man gut sehen: Du musst<br />
das Pferd wechseln. Ich denke, diese Metapher<br />
trifft für einen Pivot hervorragend zu. Die Gründer<br />
müssen selbst feststellen: ‚Mein Pferd ist tot.‘ Denn<br />
die meisten Investoren versuchen, das Thema zu<br />
fixen, indem sie den Reiter wechseln oder mehr<br />
Geld reinstecken.<br />
OLAF JACOBI<br />
ist seit Dezember 2015 Managing Partner<br />
bei Capnamic Ventures. Der 48-Jährige hat<br />
mehr als 20 Jahre Erfahrung als Manager,<br />
Unternehmer und Investor. Von 2007 bis<br />
2015 war er Partner und Mitinhaber bei Target<br />
Partners. Von 1999 bis 2007 gründete<br />
er mehrere Startups. In seiner Freizeit spielt<br />
Olaf ambitioniert Beachvolleyball.<br />
Wie oft darf man einen Pivot machen?<br />
Das kommt auf die Beteiligten an, auf die Symbiose<br />
von Gründerteam und Investor. Wie agieren<br />
sie miteinander, wie kommunizieren sie? Hat der<br />
Investor schon einmal in einer ähnlichen Situation<br />
gesteckt als Unternehmer? Hat er absolutes Vertrauen<br />
in den Gründer? Da spielen sehr viele Fragen<br />
eine Rolle.<br />
Wann entscheidet man, dass das kein Pivot<br />
mehr ist, sondern das Aus?<br />
Wenn man das wüsste (lacht). Irgendwann kommen<br />
die Gründer als erste dahin und sagen: ‚Leute,<br />
das macht keinen Sinn.‘ In den meisten Fällen wird<br />
es eine Übereinkunft zwischen den Gründern, dem<br />
Investor und dem Board sein. Das ist wie in einer<br />
Beziehung. Das kennt jeder von uns. Man versucht<br />
es immer wieder, aber irgendwann merkt man,<br />
dass es nicht mehr geht.<br />
Also probiert man so lange, bis das Geld<br />
weg ist?<br />
Andersrum: Das Geld ist irgendwann weg, und<br />
dann kann man nicht mehr probieren.<br />
Das Gespräch führte Corinna Visser.<br />
Olaf Jacobi von Capnamic Ventures<br />
erklärt, warum manche Investoren<br />
lieber den CEO auswechseln,<br />
als das Geschäftsmodell zu ändern,<br />
und warum er davon abrät<br />
Olaf, wie viele Startups, in die Du investiert<br />
hast, haben einen Pivot gemacht?<br />
Die genaue Zahl kann ich nicht sagen, aber es<br />
kommt in den meisten Fällen vor. Man rechnet<br />
zwar nicht damit, aber es passiert, weil einige Annahmen<br />
über den Markt, die Wettbewerber oder<br />
die Reaktion der Kunden nicht hundertprozentig<br />
stimmen. So passieren Pivots. Je später ein Investor<br />
in ein Unternehmen investiert, desto weniger.<br />
Wenn man in der Series B investiert, dann gibt es<br />
eigentlich keine Pivots mehr.<br />
Was ist Deine Definition von einem Pivot?<br />
Als Investor investiert man nicht in ein fertiges Produkt,<br />
man investiert in ein Team, in einen Markt,<br />
46 / berlinvalley.com<br />
in eine Technologie. Und wenn aus dieser Technologie<br />
nicht das Produkt herauskommt, das der<br />
Markt gerade braucht, dann baut man ein anderes<br />
Produkt. Das nenne ich einen Pivot.<br />
Wie viel Geduld muss man haben, bis man<br />
feststellt, der Markt will ein Produkt nicht?<br />
Natürlich brauchen einige Sachen länger, bis sie<br />
sich durchsetzen. Aber wenn das Produkt fertig<br />
ist und man es den ersten Kunden zeigt und die<br />
sagen, ‚damit kann ich nichts anfangen‘, dann ist<br />
das ein Signal. Anders ist es, wenn man sagt: ‚Das<br />
Produkt passt, wir brauchen aber lange, um es in<br />
den Markt zu bringen.‘ Ein Beispiel: Man will von<br />
Deutschland nach Rom – zu Fuß. Wenn ich den direkten<br />
Weg wähle, muss ich über die Alpen. Wenn<br />
ich vor den Alpen stehe und sage, ‚es ist echt<br />
schlechtes Wetter und es macht keinen Sinn, hier<br />
über die Alpen zu gehen‘, dann sollte ich einen<br />
Umweg nehmen. Das heißt, ich muss irgendwie an<br />
den Alpen vorbei. Das ist ein Umweg, aber ich<br />
komme auf jeden Fall nach Rom.<br />
Wie erkennt man, ob man einen anderen<br />
Weg wählen muss?<br />
Ich habe mein letztes eigenes Startup 2005 in<br />
Boston gegründet. Wir hatten internationale VCs,<br />
weil wir ein sehr erfahrenes Team waren. Wir haben<br />
einen Linux-Server gebaut, ganz ähnlich dem,<br />
was Protonet heute in Hamburg macht. Die großen<br />
Distributoren, mit denen wir vorher gesprochen haben,<br />
sagten, sie würden den Server verkaufen. Wir<br />
wollten ihn gegen Microsoft in den Markt bringen.<br />
Wir haben sieben Millionen Dollar von den VCs eingesammelt<br />
und angefangen zu verkaufen. Aber auf<br />
einmal wurde klar, das Ding will keiner verkaufen.<br />
Der Kunde kommt zum Verkäufer und sagt: ‚Ich hätte<br />
gern einen Microsoft-Server.‘ Und kein Verkäufer<br />
sagt dann: ‚Nimm doch den Collax- Server.‘ Darauf<br />
hatten wir keinen Einfluss. Als das nach drei, vier<br />
Quartalen klar war, mussten wir einen Pivot machen.<br />
Ich habe also zu meinen Investoren gesagt: ‚Leute,<br />
wir können jetzt noch weiter Geld verbrennen, oder<br />
wir machen etwas anderes.‘<br />
Sind es immer die Gründer, von denen die<br />
Initiative zum Kurswechsel ausgeht?<br />
In einem guten Team sind es die Gründer. Wenn<br />
du ein schlechtes Gründerteam hast, dann sind<br />
es andere Leute, vielleicht Investoren oder der<br />
Fotos: Saskia Uppenkamp<br />
Pivot ist nicht die Ausnahme: Er kommt bei den meisten Startups vor, sagt Olaf Jocabi.<br />
berlinvalley.com / 47
BÜROBESUCH<br />
BÜROBESUCH<br />
Kreativ: Die Entwickler kleben ihre Projekte einfach an die Wände.<br />
Souvenirs: Die Mitarbeiter bringen<br />
Kühlschrankmagnete von ihren Reisen mit.<br />
BEWEGUNG MIT KAFFEETASSE<br />
Bei Getyourguide trifft sich das Team in der Küche<br />
Inspiration: Um neue Partner zu akquirieren,<br />
holen sich die Mitarbeiter Anregungen in Reiseführern.<br />
Company Culture: Die Fotos der James-Bond-Mottoparty<br />
vor Weihnachten hängen im Office.<br />
Die Wurzeln von Getyourguide liegen in Zürich.<br />
Drei Jahre nach der Gründung 2009 zog das<br />
wachsende Tourismus-Startup nach Berlin. Im<br />
Headquarter, einem modernisierten Backsteinbau<br />
am Prenzlauer Berg, arbeiten nun 60 Mitarbeiter<br />
auf zwei Etagen.<br />
Treffpunkt am späten Morgen ist die große, moderne<br />
Küche im zweiten Stockwerk: Ab neun gibt<br />
es Frühstück. Einige Mitarbeiter tragen ihre vollen<br />
Kaffeetassen mit sich herum, denn die einzige<br />
Kaffee maschine steht eine Etage tiefer in der kleineren<br />
Küche. „Das hat sich so ergeben, und bisher<br />
haben wir keinen Anlass gesehen, das zu ändern.<br />
So sind die Mitarbeiter animiert, sich zu bewegen,<br />
und die Teams auf den verschiedenen Stockwerken<br />
laufen sich öfter über den Weg“, erzählt Mandy<br />
Mill. Sie ist für das Office-Management zuständig.<br />
Der Weg nach unten führt durch einen schmalen<br />
Gang, rechts sitzen, durch Glaswände getrennt,<br />
die Teams für Sales und Marketing. Die Entwickler<br />
arbeiten ein Stockwerk tiefer.<br />
Die Räume bei Getyourguide sind groß und offen.<br />
Auf der ersten Etage sitzen die verschiedenen Abteilungen<br />
an großen Tischgruppen in einem einzigen<br />
Raum. Wer in Ruhe etwas besprechen will,<br />
NAME:<br />
Getyourguide<br />
GRÜNDUNG:<br />
2009<br />
GRÜNDER:<br />
Tao Tao, Johannes Reck,<br />
Josef Gatzek<br />
MITARBEITER:<br />
etwa 200, davon 170 in Berlin<br />
STANDORTE:<br />
Berlin, Zürich, Rom, Las Vegas,<br />
Paris, London, Barcelona, Bangkok,<br />
Dubai, New York, Sydney<br />
SERVICE:<br />
Online-Buchung von Tickets für<br />
Sehenswürdigkeiten<br />
getyourguide.de<br />
kann sich in einen der acht Meeting-Räume zurückziehen.<br />
Zwei davon sind so klein, dass sie liebevoll<br />
„Telefonbuden“ genannt werden.<br />
Die Möbel im ganzen Büro sind schick und<br />
schlicht: weiße Tische, schwarze Stühle, ein großer<br />
Monitor an jedem Platz. „Ich bin hier auch für die<br />
Arbeitssicherheit zuständig und achte sehr auf ergonomische<br />
Arbeitsplätze“, sagt Mandy. „Unsere<br />
Tische sind alle höhenverstellbar, und wer mal vom<br />
Schreibtisch weg möchte, kann sich mit seinem<br />
Laptop in eine Couchecke zurückziehen.“<br />
Gegenüber den Büros im zweiten Stockwerk steht<br />
ein hölzerner Affenfelsen mit roten Sitzsäcken: die<br />
Update Area. Jeden Freitag treffen sich hier um<br />
17.30 Uhr alle Mitarbeiter und beenden die Woche<br />
gemeinsam mit Vorträgen und Bier.<br />
Ein Teil des Teams in Berlin hatte leider keinen<br />
Platz mehr im Hauptquartier. Deswegen arbeiten<br />
die mehr als 30 Mitarbeiter aus den Abteilungen<br />
Content und Finance in der Greifswalder Straße<br />
und die 80 Leute im Customer Service haben ein<br />
separates Büro in Kreuzberg. In einem Jahr will<br />
Getyourguide deshalb an einen anderen Standort<br />
ziehen, damit das ganze Berliner Team an einem<br />
Ort zusammenarbeiten kann.<br />
ak<br />
Lorem Ipsum<br />
Die Welt erobern: Auf der Karte an der Wand ist<br />
eingezeichnet, wo es Getyourguide schon überall gibt.<br />
Hell und offen: das Büro der Marketing-Abteilung<br />
Wochenende: Zum Freitags-Update gibt es Bier.<br />
Treffpunkt: Zum Mittagessen sitzen die Mitarbeiter auch gern in der kleinen Küche im ersten Stock zusammen.<br />
Gemütlich: In der Update Area beendet das Getyourguide-Team gemeinsam die Woche.<br />
Fotos: Adela Dupetit
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CROWDFUNDING FÜR STARTUPS<br />
Companisto ist Marktführer für Crowdinvesting. Hierbei schließen<br />
sich viele Menschen zusammen, um sich gemeinsam an<br />
Startups und Wachstumsunternehmen zu beteiligen.<br />
companisto.com<br />
GSG-HOF KÖPENICKER STRASSE UND INNENANSICHT<br />
DURCHSTARTEN IN X-BERG<br />
Erfolgreiche Symbiose: GSG Berlin und Startups<br />
Wer durch Kreuzberger Straßen<br />
flaniert, kommt an den<br />
markanten, silberfarbenen<br />
drei Buchstaben an Klinkersteinfassaden<br />
nicht vorbei.<br />
GSG – das steht für Gewerbesiedlungs-Gesellschaft<br />
(GSG Berlin), die 1965<br />
gemeinsam vom Land Berlin, der Berliner Handwerkskammer<br />
und der IHK gegründet, im Jahr<br />
2007 aber privatisiert wurde und heute Teil eines<br />
europaweit agierenden Immobilienunternehmens<br />
ist. Ziel war es, in den Nachkriegsjahren Berliner<br />
Firmen günstige Büro- und Gewerbeflächen in der<br />
Hauptstadt zur Verfügung zu stellen. Daran hat<br />
sich auch 51 Jahre später nichts geändert.<br />
SCHMUCKVOLLE GRÜNDERZEITFASSADEN<br />
Alles begann 1966 mit dem Kauf des Gewerbehofes<br />
in der Blücherstraße, der auch noch heute im<br />
Bestand der GSG Berlin ist. Weitere Ankäufe folgten,<br />
die Gewerbehöfe wurden behutsam instandgesetzt<br />
und teils durch moderne Erweiterungsbauten<br />
ergänzt. Heute gehören zum Portfolio 45 Standorte<br />
mit rund 900.000 Quadratmetern Gewerbefläche.<br />
In Kreuzberg tummeln sich besonders viele<br />
architektonische GSG-Perlen mit interessanten<br />
Geschichten. In der Oranienstraße 6 tüftelte<br />
Konrad Zuse an seinem ersten Rechner, in der<br />
Reichenberger Straße erblickten Bechstein-Flügel<br />
und -Klaviere das Licht der Welt.<br />
20-MAL IN X-BERG<br />
GSG-Hof Adalbertstraße 5–8<br />
GSG-Hof Alexandrinenstraße 2–3<br />
GSG-Hof Blücherstraße 22<br />
GSG-Hof Gneisenaustraße 66–67<br />
GSG-Hof Köpenicker Straße 145<br />
GSG-Hof Köpenicker Straße 154–157<br />
AQUA Carré, Lobeckstraße 30–35<br />
GSG-Hof Lobeckstraße 36<br />
gsg.de/kreuzberg<br />
KLEIN ANFANGEN, GROSS RAUSKOMMEN<br />
Heute findet man in der Mieterliste der GSG Berlin<br />
viele bekannte Namen der Berliner Startup-Szene.<br />
Oft haben sie hier, teils mit Unterstützung der GSG<br />
Berlin, klein angefangen und sind mittlerweile groß<br />
rausgekommen. Es sind ständig wechselnde Flächenangebote<br />
in vielen Größenordnungen verfügbar.<br />
Mehr unter: www.gsg.de<br />
GSG-Höfe Oranienstraße 6, 10–11, 24 und 188<br />
GSG-Hof Prinzessinnenstraße 19–20<br />
piano forte Hof, Reichenberger Straße 124<br />
GSG-Hof Schlesische Straße 27<br />
GSG-Höfe Skalitzer Straße 97 und 127–128<br />
GSG-Hof Urbanstraße 71<br />
GSG-Höfe Waldemarstraße 33 a und 37 a<br />
GSG-Hof Zossener Straße 55–58<br />
COWORKING SPACE<br />
Betahaus ist ein Coworking- und Event-Space für Entrepreneure<br />
und Kreative, die ihre eigenen Projekte verwirklichen und sich<br />
mit anderen austauschen wollen.<br />
betahaus.de<br />
GSG-HOF PRINZESSINNENSTRASSE<br />
SOFTWARE-LÖSUNGEN<br />
Xailabs ist ein innovatives Softwareunternehmen, das funktionale<br />
Enterprise-Lösungen gestaltet, originelle mobile Anwendungen<br />
kreiert und nachhaltige Markenerlebnisse schafft.<br />
xailabs.com/de<br />
GSG-HOF LOBECKSTRASSE<br />
CLUE – NOW YOU KNOW<br />
Mit der Zyklus- und Fruchtbarkeits-App Clue können Frauen<br />
weltweit auf einfache und vertrauensvolle Art und Weise ihren<br />
Körper besser kennenlernen.<br />
helloclue.com<br />
GSG-HOF ADALBERTSTRASSE<br />
Fotos: GSG Berlin, Companisto/Max Jurisch<br />
SERIELLER 3-D-DRUCKER<br />
BigRep ist der Entwickler und Hersteller des weltweit<br />
größten, serienmäßig verfügbaren 3-D-Druckers.<br />
bigrep.com<br />
GSG-HOF GNEISENAUSTRASSE
NEUE STARTUPS<br />
DEMO DAYS<br />
ELEVATOR PITCH<br />
Du im Aufzug. Pling. Tür auf. Dein Trauminvestor tritt ein. Das ist die Chance Deines Lebens.<br />
Du musst überzeugen – in 30 Sekunden. Nerven behalten: Du schaffst das!<br />
AB INS FERNSEHEN<br />
Demo Day bei Prosiebensat.1<br />
Nur vier Startups hatten sich unter mehr als 300<br />
Bewerbern für das siebte Batch des Prosiebensat.1<br />
Accelerators durchgesetzt und präsentierten sich<br />
Ende Juni beim Demo Day: die Vergleichsplattform<br />
für Immobilienbesitzer 123makler.de, der digitale<br />
Automobilklub Jimdrive, das Online-Pfandhaus<br />
Valendo und der Spielzeugverleih Meinespielzeugkiste.de.<br />
Sie alle verfügen nun über ein Werbebudget<br />
in Höhe von 500.000 Euro auf den TV-Sendern von<br />
Prosiebensat.1.<br />
p7s1accelerator.com<br />
SERVICE: Digitando sammelt E-Mails, die<br />
beim Onlineshopping anfallen, und bündelt<br />
sie auf einer übersichtlichen Oberfläche.<br />
GRÜNDER: Florian Götz<br />
GRÜNDUNG: November 2015<br />
digitando.de<br />
PITCH: Heute basiert die Beziehung zwischen<br />
Onlineshops und Kunden auf jeder<br />
Menge E-Mails. Sie sollen den Kunden<br />
zum nächsten Kauf animieren. Dabei liegt<br />
die Erfolgsquote bei sechs Prozent und kostete<br />
deutsche Unternehmen im Jahr 2015<br />
1,9 Milliarden Euro. Digitando ist die digitale<br />
Sekretärin: Sie erledigt derartige Post und<br />
stärkt damit die Kundenposition gegenüber<br />
Onlineshops. Informationen in Bestellungen,<br />
Rechnungen, Angeboten, Kontakt- und Zugangsdaten<br />
werden gebündelt und für unsere<br />
Nutzer dargestellt. Zusätzlich belohnen<br />
wir die individuelle Kundenbeziehung mittels<br />
Cashback. Freemium für private Nutzung<br />
und Abo für Business-Kunden sind die Einnahmequelle.<br />
Die praktische Anwendung des<br />
Vendor-Relationship-Managements macht<br />
Digitando einzigartig, extrem skalierbar<br />
und seit Ende März nutzbar.<br />
SERVICE: Die Schuhleister nutzen moderne<br />
Technik wie den 3D-Druck und optische Fußvermessung,<br />
um maßgefertigte Schuhe mit<br />
nur einer Vermessung anzubieten.<br />
GRÜNDER: Timo Marks<br />
GRÜNDUNG: Juni 2016<br />
die-schuhleister.de<br />
WOLLT IHR EUER STARTUP HIER PRÄSENTIEREN?<br />
MELDET EUCH: pitch@berlinvalley.com<br />
PITCH: Die Schuhleister lassen ein altes<br />
Handwerk der kundenindividuellen Schuhe<br />
mit den Methoden des 21. Jahrhunderts wieder<br />
neu aufblühen. Wir nutzen unter anderem<br />
optische Fußvermessung und 3D-Druck<br />
der Leisten und Einlagen, um moderne und<br />
hochqualitative Maßschuhe anzubieten, die<br />
nach einmaliger Vermessung passen und jederzeit<br />
durch den Kunden nachbestellt werden<br />
können. Hierbei sorgen wir für die perfekte<br />
Mischung aus Anpassung an den Fuß<br />
mit Gesundheitsaspekten und persönlicher<br />
Zufriedenheit des Endkunden beim Stil –<br />
dies stellt die Schuhleister-Kundenzufriedenheitsmotivation<br />
dar. Die Schuhleister sind<br />
ein B2B-Service, welcher Geschäftskunden<br />
(Händler, Marken, Hersteller, Unternehmen)<br />
unterstützt, ihre Kunden und Mitarbeiter zufriedenzustellen.<br />
SERVICE: Nook Names verbindet Auftraggeber<br />
mit handverlesenen Freelancern aus<br />
der Kreativ- und Werbebranche.<br />
GRÜNDER: Phil Meinwelt, Jonas Drechsel<br />
GRÜNDUNG: Februar 2016<br />
nook-names.de<br />
PITCH: Nook Names als Freelancer-Netzwerk<br />
ist über Jahre gewachsen. Nach<br />
15 Netzwerk-Events umfasst unsere Community<br />
inzwischen mehr als 600 kreative<br />
Freelancer aus den Bereichen Design, Text,<br />
Entwicklung, Foto, Video und Marketing.<br />
Wir haben sie in einem Aufnahmeverfahren<br />
darauf getestet, ob wir sie gern als Dienstleister<br />
weiterempfehlen möchten. Seit unserer<br />
Gründung akquirieren wir interessierte<br />
Auftraggeber aus der Agentur- und<br />
Startup-Branche, denen wir persönlich auf<br />
ihren Bedarf hin abgestimmte Freelancer<br />
vorschlagen. Mit diesen Erfahrungen und einem<br />
Proof of Concept gehen wir den nächsten,<br />
deutlich skalierbareren Schritt. Aktuell<br />
suchen wir dafür vor allem Startups, die<br />
Freelancer-Bedarf haben, sowie Investoren,<br />
die gerne mit uns das Google der Freelancer-<br />
Suche aufbauen möchten.<br />
Fotos: Digitando, die Schuhleister, Nook Names<br />
Fotos: Prosiebensat.1, Microsoft, Stefan Kny<br />
RAUS AUS DER<br />
GRÜNDERETAGE<br />
Demo Night bei Microsoft<br />
Acht Startups schlossen ebenfalls Ende Juni die<br />
fünfte Klasse des Microsoft Accelerators ab. Die<br />
Themen waren vielfältig, es präsentierten: das<br />
Online-Therapieprogramm Caspar, die Mitglieder-Management-Plattform<br />
Raklet, die Plattform für<br />
digitalisierte Fabriken Factor-E, das Logistik-Software-Startup<br />
Flutaro, das Netzwerk Linknovate für<br />
innovative technische Entwicklungen, die Gesundheits-App<br />
Hidoc, das Produktivitätstool Datary und<br />
die Musik-Sharing-Plattform iGroove.<br />
microsoftaccelerator.com<br />
WECHSELHELFER<br />
UND MITGESTALTER<br />
Demo Day bei GTEC<br />
Anfang Juli lud Christoph Räthke zum Demo Day der<br />
GTEC Startup Academy und des Labs. Insgesamt<br />
neun Startups stellten sich vor, darunter das Immobiliennetzwerk<br />
RealPD, die Mitgestaltungsplattform<br />
Projecttogether, die Multiplayer-Music-Maker-App<br />
Polyjammer, die Personal-Coaching-Plattform Ellistra,<br />
der automatisierte Recruitment-Berater iCombine<br />
und den Wechselhelfer Swapp, mit dem Haushalte<br />
günstigere Versorger und Spezialisten finden.<br />
gtec.berlin<br />
berlinvalley.com / 53
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„Eigene Spielregeln definieren“: Diskussionsrunde auf dem Women in Leadership Summit in Monaco<br />
SEI STARK, SEI SCHLAU, SEI FRAU<br />
Fragen auf. Fragen sind ein sehr guter Start, wenn<br />
man etwas verändern will. Jacqueline de Rojas, Präsidentin<br />
des britischen Hightech-Verbands techUK,<br />
unterstrich an diesem Punkt: „Sie müssen kein Alphatier<br />
und Killertyp sein, um Ihre Angelegenheiten und<br />
Interessen durchzusetzen. Manchmal kann es viel<br />
effektiver sein, die ‚richtigen’ Fragen zu stellen.“<br />
Also Fragen, die die Karten neu mischen.<br />
RICHTIG FRAGEN, WEITERDENKEN<br />
Auf dem Summit wurden also richtige Fragen<br />
gestellt, mit denen wir uns selbst und unsere Rolle<br />
als Führungspersönlichkeiten auf den Prüfstand<br />
stellten. Hier sind einige der Fragen, welche zum<br />
Nachdenken anregten:<br />
• Was will ich wirklich tun? Was mache<br />
ich gerne?<br />
• Was will ich überhaupt erreichen?<br />
• Achte ich auf meine Stärken?<br />
Respektiere ich meine Erfolge?<br />
• Kenne ich meine Schwächen?<br />
Kann ich diese kompensieren?<br />
• Kann ich Dinge konstruktiv hinterfragen<br />
und dann gekonnt managen?<br />
• Bin ich zu bescheiden? Fordere ich auch,<br />
was mir wirklich zusteht<br />
(Geld, Position, Respekt)?<br />
• Nehme ich genug Wissen auf, um weiter<br />
in der Spitzengruppe mitzuspielen?<br />
• Arbeite ich genug an meinen<br />
Netzwerken, die mich unterstützen und<br />
neue Möglichkeiten eröffnen?<br />
• Umgebe ich mich mit Leuten, die<br />
Widerspruch vertragen oder sogar<br />
begrüßen?<br />
• Unterstütze ich andere bei der Erfüllung<br />
ihrer Träume und Ziele?<br />
Jacqueline de Rojas und Margaret Heffernan<br />
hoben die positiven Auswirkungen von richtigen<br />
Fragen hervor, die das Team aktiv beteiligen<br />
und Vorausdenken begünstigen. Die Fähigkeit,<br />
aus intelligenten Fragestellungen zu lernen, wird<br />
immer wichtiger in einer Welt, die geprägt ist von<br />
disruptiven Technologien und rapide fortschreitenden<br />
Wandlungsprozessen. Wir brauchen smarte<br />
Persönlichkeiten und diversifizierte Teams, die in<br />
neuen Kategorien denken, um auf bahnbrechende<br />
Ideen zu kommen.<br />
TECHNOLOGIEN MÜSSEN WEIBLICHER<br />
WERDEN<br />
Beschäftigt man sich mit der Genderparität, so<br />
zeigen sich immer wieder Möglichkeiten neuer<br />
Technologien für den Gleichstellungsprozess. Auf<br />
dem Summit kamen digitale Unternehmerinnen<br />
und Vordenkerinnen zu Wort, die hervorhoben,<br />
dass sich Frauen in größerem Umfang mit neuen<br />
Technologien befassen müssen. Weibliche Unternehmerinnen<br />
und Führungskräfte müssen verstärkt<br />
„Technik können“ und hier das entsprechende Wissen<br />
sowie die nötigen Qualifikationen mitbringen.<br />
Emer Coleman, CEO von Dsrptn, brachte es folgendermaßen<br />
auf den Punkt: „Ingenieure schreiben<br />
den Code der Zukunft, und Frauen müssen<br />
auf dem Gebiet der Codierung eine stärkere Rolle<br />
spielen. Wenn sie den Code beherrschen, haben sie<br />
den Schlüssel zum Erfolg in der Hand.“ Jacqueline<br />
Simmons von Bloomberg News, die einen Teil<br />
des Gipfels moderierte, stellte fest, dass es in den<br />
technologischen Disziplinen noch einen deutlichen<br />
Mangel an Frauen gibt. Zahlreiche Studien<br />
zeigen, wie problematisch dies in einer Welt ist,<br />
in der MINT-Felder im Begriff sind, die Führung zu<br />
übernehmen. Vielen Frauen bleibt oft noch eine<br />
Fülle neuer Arbeitsmöglichkeiten verschlossen.<br />
Darüber hinaus arbeiten sie noch zu häufig in Bereichen,<br />
die von Routinen und Prozessen bestimmt<br />
sind, welche durch disruptive Technologien wie<br />
Automatisierung und Robotik obsolet werden.<br />
Daniele Fiandaca von Creative Social und von<br />
Token Man führte hierzu aus: „Es gibt 1,4 Millionen<br />
Arbeitsplätze im Technologiesektor, aber nur drei<br />
Prozent Frauen, die in den Startlöchern sind, um<br />
USCHI SCHREIBER<br />
ist Partner im Bereich Markets & Business Development<br />
bei EY New York. Mit Kunden auf<br />
der ganzen Welt arbeitet sie an der Lösung<br />
komplexer Probleme und der Umsetzung von<br />
nachhaltigem Wandel. ey.com/de,<br />
uschischreiber.com/blog<br />
diese einzunehmen. Dies ist eine schockierende<br />
Statistik.“ Mädchen müssen schon im frühen Schulalter<br />
für technische Berufe und Fächer begeistert<br />
werden. Je früher, desto besser. Sie haben dann<br />
eine größere Chance, sich zu MINT-Berufen und<br />
technischen Fächern hingezogen zu fühlen – und<br />
in diesem Bereich ein Leben lang zu lernen.“<br />
Um ihren Standpunkt deutlicher zu machen,<br />
vermittelte Emer Coleman den Summit-Teilnehmerinnen<br />
und -Teilnehmern in einer Masterclass<br />
ihr technologisches Wissen. Hier wurde sehr<br />
deutlich, wie wichtig lebenslanges Lernen für<br />
den eigenen Erfolg in einer Welt im disruptiven<br />
Wandel ist. Mädchen und Frauen zu begeistern<br />
und zu motivieren, ist ein essenzieller Beitrag<br />
zur Verwirklichung der Gleichstellung von Mann<br />
und Frau – für die Gesellschaft und eine bessere<br />
Arbeitswelt. Es führt kein Weg daran vorbei, die<br />
Genderparität auf unsere Agenda zu setzen – und<br />
mit zahlreichen Initiativen wie den Summit und<br />
anderen Programmen zu unterstützen.<br />
Wie kann Genderparität in der Arbeitswelt beschleunigt werden? Was können Frauen tun? Was ist der Beitrag<br />
der Männer? Welche Rolle spielen neue Technologien? Uschi Schreiber, EY Global Vice Chair, erklärt, wie Frauen<br />
in Zeiten des digitalen Wandels stärker in Führung gehen können – als Managerinnen und Unternehmerinnen<br />
Genderparität in der Arbeitswelt<br />
und Gesellschaft ist ein überragend<br />
wichtiges Thema, das in<br />
so gut wie alle Lebensbereiche<br />
hineingreift. Die Gleichstellung<br />
der Geschlechter ist nicht nur<br />
eine Frage der Gerechtigkeit, sondern auch des<br />
Erfolgs von Organisationen und Gesellschaften.<br />
Es gibt ganz klare Beweise, dass Unternehmen<br />
und Staaten mehr erreichen, wenn sie Frauen<br />
gleichberechtigt einbeziehen. Es liegt also in unser<br />
aller Interesse, dass die völlige Gleichstellung von<br />
Männern und Frauen Wirklichkeit wird. Auf dem<br />
Women in Leadership Summit im Rahmen des EY<br />
World Entrepreneur of the Year 2016 Forum vom<br />
7. bis zum 12. Juni in Monaco wurde wieder einmal<br />
deutlich, dass zur Verwirklichung der Genderparität<br />
unter anderem drei Dinge nötig sind:<br />
• Männer müssen sich engagierter in die<br />
Genderdebatte einbringen.<br />
• Weibliche Führungskräfte und<br />
Unternehmerinnen müssen ihren eigenen,<br />
authentischen Führungsstil entwickeln.<br />
• Frauen müssen heute und in Zukunft<br />
stärker in Technologie- und MINT-Berufen<br />
mitmischen.<br />
MÄNNER, WO BLEIBT IHR?<br />
Obwohl die Einladung zu dem Summit an Männer<br />
wie Frauen ging, fiel auf, dass erstere nur sehr<br />
vereinzelt im Publikum vertreten waren. Sicher,<br />
es gibt auch nicht von der Hand zu weisende<br />
Vorteile von Meetings mit einem vorwiegend<br />
weiblichen Publikum: So kann die Diskussion auf<br />
einem hohen inhaltlichen Niveau geführt werden,<br />
was daher rührt, dass gemeinsame „weibliche“<br />
Karriereerfahrungen und Hintergrundwissen aus<br />
erster Hand ausgetauscht werden. Aufgrund der<br />
Tatsache, dass männliche Teilnehmer am Wirtschaftsleben<br />
immer noch die meisten Senior- und<br />
Führungspositionen innehaben, ist es jedoch von<br />
entscheidender Wichtigkeit, dass Männer aktiv an<br />
der Diskussion über Geschlechtergleichbehandlung<br />
und -gerechtigkeit teilnehmen. Frauen und<br />
Männer müssen sich zusammenschließen, wenn<br />
ein wirklicher Wandel in der Arbeitswelt und am<br />
Arbeitsplatz stattfinden soll.<br />
Frauen erreichen mittlerweile eine ganze Menge<br />
als Führungskräfte am Arbeitsplatz oder Unternehmerinnen<br />
im eigenen Betrieb. Sie führen die Genderdiskussion<br />
weiter an. Diese Diskussion braucht<br />
aber männliche Führungskräfte als Diskussionspartner,<br />
damit sich ein vollständiges Bild ergibt, das<br />
als Blaupause für weiteres, zielführendes Handeln<br />
dienen kann. Im Interesse aller.<br />
FRAUEN, BLEIBT IHR SELBST<br />
Um die eigenen Stärken ausspielen zu können,<br />
müssen weibliche Führungskräfte Antworten auf<br />
zentrale Fragen finden. So wurde auf dem Summit<br />
die Kernfrage gestellt: „Was ist eine authentische<br />
und glaubwürdige weibliche Führungspersönlichkeit<br />
– und wie wird man eine?“<br />
Margaret Heffernan, Entrepreneurin, CEO und<br />
Autorin von „Beyond Measure: The Big Impact<br />
of Small Changes“ sowie zahlreichen anderen<br />
Büchern und Artikeln konnte einiges zur Diskussion<br />
beitragen. Ihr erster Rat an andere Führungsfrauen<br />
lautete: „Definieren Sie Ihre eigenen Spielregeln!“<br />
Sie selbst hatte im Laufe ihrer Karriere erkannt,<br />
dass es nicht zielführend für Frauen ist, Männer<br />
und ihren Führungsstil zu kopieren. Nach den<br />
ersten Versuchen in dieser Richtung erkannte sie,<br />
dass dies kein Erfolgsrezept ist. Ihr Resümee aus<br />
ihren Erfahrungen: „Ich will nicht das Spiel anderer<br />
spielen. Ich glaube, dass wir Frauen dazu da<br />
sind, die Spielregeln zu verändern.“<br />
Der Standpunkt von Margaret Heffernan trug<br />
zu einer lebhaften Diskussion bei und warf viele<br />
Fotos: Studio phenix<br />
WO GRÜNDERINNEN IHR GESCHÄFTSMODELL BESCHLEUNIGEN:<br />
ENTREPRENEURIAL WINNING WOMEN EU 2016<br />
Das weltweit erfolgreiche Programm wird dieses Jahr zum ersten<br />
Mal in der EU durchgeführt. Es bietet vielversprechenden jungen<br />
Unternehmerinnen die Möglichkeit, ihr Geschäftsmodell zu skalieren.<br />
Ist euer Start-up mindestens zwölf Monate alt? Lag euer Umsatz<br />
2015 bei mindestens 500.000 Euro, oder habt ihr mindestens<br />
500.000 Euro Funding erhalten? Dann meldet euch bis zum<br />
8. August mit Namen des Unternehmens, Namen der<br />
Gründerin, Erläuterung des Geschäftsmodells, Umsatz 2015,<br />
Umsatzplan 2016 und Pitch Deck an bei:<br />
STARTUPINITIATIVE@DE.EY.COM<br />
„Richtige Fragen stellen“: Jacqueline de Rojas, Präsidentin des britischen Hightech-Verbands techUK, diskutierte auf dem Summit die Chancen von Frauen in der Arbeitswelt.
TREFFPUNKT<br />
DAS NEWNEW FESTIVAL<br />
Das Festival findet vom 20. bis zum 22. September<br />
2016 im Zentrum für Kunst und Medien (ZKM) in<br />
Karlsruhe statt. Teil des Festivals ist der Startup-<br />
Wettbewerb Code_n, für den sich mehr als 380<br />
junge Unternehmen aus 40 Ländern beworben<br />
haben. 52 Finalisten aus den Clustern „Applied<br />
Fintech“, „Connected Mobility“, „Healthtech“ und<br />
„Photonics 4.0“ werden beim Festival dabei sein.<br />
NEWNEWFESTIVAL.COM<br />
ALLES IM BLICK<br />
Blickshift bietet Produkte und Lösungen für die Analyse des Blickverhaltens<br />
von Autofahrern an. Das Hauptprodukt ist die Software Blickshift Analytics,<br />
die auf hochaktuellen Forschungsergebnissen der Visual Analytics<br />
basiert. Blickshift wurde 2015 von drei PhD-Absolventen des Instituts für<br />
Visualisierung und Interaktive Systeme der Universität Stuttgart gegründet.<br />
Die Vision ist es, innovative Software für die Mensch-Maschine-<br />
Interaktion und Big Data Analytics zu entwickeln.<br />
connect.code-n.org/startups/blickshift<br />
Initiator des Code-n-Wettbewerbs: Ulrich Dietz, Vorstandschef von GFT Technologies in Stuttgart<br />
Warum Karlsruhe? GFT-Chef Ulrich<br />
Dietz erklärt, was Besucher auf dem<br />
Newnew Festival erwartet<br />
Herr Dietz, es gibt so viele Startup-Veranstal<br />
tungen, warum brauchen wir jetzt noch<br />
das Newnew Festival?<br />
Das Newnew Festival ist bewusst kein reines Startup-<br />
Event. Uns war es viel wichtiger, eine Innovationsveranstaltung<br />
zu initiieren. Startups sind ein<br />
zentraler Teil davon – es sind aber viele weitere<br />
Bausteine nötig.<br />
Was sind die anderen Teile?<br />
Wir bieten eine internationale Mischung aus hochwertigem<br />
Content, unter anderem ein Konferenzprogramm<br />
auf drei Bühnen. Neben den Startups<br />
werden auch unsere Industriepartner ihre Themen<br />
ausstellen, Trends diskutieren, Experten diverser<br />
Bereiche vernetzen sich. Außerdem gibt es Kunst<br />
und Musik – das darf nicht fehlen.<br />
Warum war das nicht in Hannover auf<br />
der Cebit möglich, wo die Industriepartner<br />
gleich um die Ecke sind?<br />
Wir waren viermal in Hannover – mit mehr als<br />
75.000 Besuchern war es 2015 ein sensationeller<br />
Erfolg. Aber die Cebit ist eine IT- und keine Innovationsmesse.<br />
Wir hatten das Gefühl, wir sind inzwischen<br />
erwachsen geworden und es ist an der Zeit,<br />
ein eigenes Format zu entwickeln. Code_n steht für<br />
‚Code of the New‘ – diesen Anspruch haben wir<br />
auch an uns selbst.<br />
56 / berlinvalley.com<br />
„EINE PRICKELNDE<br />
MISCHUNG“<br />
Und warum haben Sie ausgerechnet<br />
Karlsruhe ausgewählt?<br />
Karlsruhe ist sicher nicht der Nabel der Welt, Berlin<br />
aber übrigens auch nicht. Karlsruhe bietet uns ein<br />
ideales Ökosystem mit innovativen, lokalen Partnern.<br />
Ausschlaggebend war letztlich aber unser<br />
Veranstaltungsort: das Karlsruher Zentrum für Kunst<br />
und Medien (ZKM). Eine weltweit einzigartige Kulturinstitution.<br />
Innovation in Verbindung mit avantgardistischer<br />
Medienkunst – das ist eine prickelnde<br />
Mischung. Und im ZKM haben wir zudem genug<br />
Platz, um unseren Themen den nötigen Raum zu<br />
geben. Es sind auch in der ganzen Stadt Veranstaltungen<br />
geplant: vom Pub Crawl über Konzerte<br />
bis hin zum Abschluss-Event bei den Schlosslichtspielen.<br />
Das endgültige Programm steht noch nicht<br />
fest, wird aber in den nächsten Wochen Stück für<br />
Stück vorgestellt.<br />
Wie groß ist das Interesse der Startups?<br />
In Hannover hatten wir zuletzt 450 Bewerbungen.<br />
Für Karlsruhe waren es 385 aus 40 Ländern. Wir<br />
waren positiv überrascht, dass es erneut so viele<br />
waren, obwohl wir ein neues Format auf die Beine<br />
stellen. Code_n als Innovationsmarke hat sich etabliert<br />
– davon profitieren wir jetzt: 52 Startups aus<br />
elf Ländern sind im Finale dabei.<br />
Wie war die Qualität der Bewerbungen?<br />
Hervorragend. Es wird auch jede Menge zum<br />
Anfassen und Staunen geboten sein. Wir konzentrieren<br />
uns bewusst auf Startups, die aus dem technischen<br />
Umfeld kommen. Uns interessiert nicht der<br />
nächste Essenslieferdienst, sondern wir suchen nach<br />
Startups, die technologisch dicke Bretter bohren.<br />
Inwiefern?<br />
Wir konzentrieren uns auf die vier Cluster ‚Applied<br />
Fintech‘, ‚Healthtech‘, ‚Connected Mobility‘ und<br />
‚Photonics 4.0‘: Fintech, weil das unser Kerngeschäft<br />
bei GFT betrifft und wir den Bereich weiter<br />
pushen wollen. Mobility, weil es ein zentrales Thema<br />
unserer Industrie ist. Health, weil das Armband,<br />
das den Puls misst, erst den Anfang darstellt. Und<br />
Photonics, weil es aktuell noch stark unterrepräsentiert<br />
ist, aber Themen wie Laser und LED ungeheures<br />
Potenzial für die Industrie bieten.<br />
Wie kommt ein mittelständisches<br />
Unternehmen wie GFT auf die Idee,<br />
ein Festival in diesem Maßstab zu<br />
organisieren?<br />
Das Festival ist ein Element unseres Innovationsnetzwerks<br />
Code_n. Wir machen das nicht ganz allein:<br />
Wir haben starke Industriepartner an unserer Seite,<br />
und auch das Bundesforschungsministerium unterstützt<br />
uns. Die Digitalisierung geht uns alle an. Wir<br />
brauchen mehr mutige Unternehmer, um als Industrienation<br />
weiter vorne mitzuspielen. GFT ist weltweit<br />
aktiv, und wir haben uns gefragt, wie wir ein Format<br />
entwickeln können, das uns ständig herausfordert<br />
und mit dem wir permanent über den Tellerrand blicken.<br />
Wir wollen die Innovationsentwicklung bei unseren<br />
Kunden aus der Finanzwirtschaft vorantreiben,<br />
und dafür brauchen wir Glaubwürdigkeit. Deshalb<br />
probieren wir Dinge aus und entwickeln sie weiter.<br />
Das leben wir sehr intensiv.<br />
Wieso muss es dann gleich ein Festival mit<br />
Musik und Kunst sein?<br />
Ich bin der Ansicht, wir müssen in Deutschland attraktive<br />
Veranstaltungen realisieren, die echte Begeisterung<br />
hervorrufen. Gerade für die IT-Welt! Ich<br />
denke dabei an so etwas wie die ‚Floating Piers‘<br />
des Künstlers Christo auf dem Iseosee. Damit hat er<br />
fast 1,3 Millionen Besucher angelockt. Für so einen<br />
Zuspruch werden wir natürlich noch eine Weile<br />
hinarbeiten müssen (lacht).<br />
Welche Besucher würden Sie denn gern auf<br />
dem Newnew Festival sehen?<br />
Alle, die sich von der digitalisierten Welt inspirieren<br />
lassen wollen. Das Versicherungsunternehmen<br />
aus München ebenso wie den Beamten aus Berlin<br />
oder Studenten aus Köln sowie alle, die sich für<br />
neue Geschäftsmodelle begeistern. Wir erwarten<br />
eine bunte Mischung – also nicht nur Manager.<br />
Und mit wie vielen Besuchern rechnen Sie?<br />
Unser Ziel sind 10.000. Wenn es nur die Hälfte<br />
wird, ist das fürs erste Jahr auch okay – zumindest<br />
solange jeder ein Quäntchen Inspiration in seinen<br />
Alltag mitnimmt.<br />
Das Gespräch führte Corinna Visser.<br />
Fotos: GFT Technologies SE, Blickhift, Ambigate, 8-Tree, University of Oxford<br />
HEILEN MIT 3D<br />
Ambigate, ein Spin-off der Universität Tübingen, entwickelt mit E-Reha<br />
eine videospielbasierte Bewegungstherapie für das häusliche und betriebliche<br />
Umfeld. Bei den Übungen bewegt man sich in einer virtuellen<br />
Welt. Eine 3D-Kamera erkennt kontaktlos die Bewegungen des Nutzers<br />
und lokalisiert sofort Ausführungsfehler. Zusätzlich wird mittels hochinnovativer<br />
Parameter der Krankheitsfortschritt bestimmt und die Therapie<br />
entsprechend online dynamisch angepasst. Ambigate hat unter anderem<br />
einen Grant und den IKT-Innovativ-Preis des BMWi erhalten.<br />
ambigate.com<br />
SCHLAUE FENSTER<br />
2014 erfand Bodle Technologies aus Oxford eine revolutionäre, ultradünne<br />
Lacktechnologie, die auf Knopfdruck Licht manipulieren kann. Vor<br />
allem für farbige, reflektierende Displays, bei denen Auflösung, geringes<br />
Gewicht und niedriger Stromverbrauch entscheidend sind, bietet diese<br />
bahnbrechende Technologie außergewöhnliche Möglichkeiten. Das erste<br />
Produkt wird ein flexibles Display mit extrem hoher Auflösung sein. Das<br />
zweite ein „schlaues“ Fenster, bei dem man aktiv die Menge an eintretendem<br />
Infrarotlicht steuern kann.<br />
bodletechnologies.com<br />
DELLEN FINDEN<br />
8tree macht Dinge etwas anders: zum Beispiel komplexe Messtechnik<br />
mal ganz einfach. Ein Knopfdruck genügt, um zuverlässig und hochgenau<br />
Dellen am Flugzeug mittels eines 3D-Scanners zu vermessen. Dies<br />
war bisher eine notwendige, aber ungeliebte manuelle Aufgabe. Mit<br />
dem Produkt Dentcheck geht das mit einem optischen Verfahren in zwei<br />
Sekunden. Und der Clou: Das Ergebnis wird auf die Oberfläche projiziert,<br />
sodass jeder sofort weiß, was als nächstes zu tun ist. Das Verfahren<br />
des Daisen dorfer Startups ist weltweit patentiert.<br />
8-tree.com<br />
berlinvalley.com / 57
TREFFPUNKT<br />
TREFFPUNKT<br />
SCALE YOUR BUSINESS<br />
Welchen Maßstab legt Ihr bei Euren<br />
Startups an das Thema Skalierung?<br />
Alle Startups denken international und wissen, dass<br />
sie ein Geschäftsmodell entwickeln müssen, das<br />
mehr oder weniger global ausrollbar ist. Entsprechend<br />
würden wir in kein Startup investieren, dass<br />
nur in Deutschland oder den Niederlanden funktioniert.<br />
Das ist einfach die Marktlogik und würde<br />
einem auf Wachstum ausgelegten Venture-Modell<br />
wie dem unseren auch nicht entsprechen.<br />
Lorem Die Dmexco Ipsum2015 hat’s vorgemacht: Ein bisschen Show muss sein, um Aufmerksamkeit zu bekommen.<br />
BITTE NAHMACHEN<br />
Mehr Live-Gefühl, engerer Kundenkontakt lauten die Gebote der Stunde. Wie das geht und was<br />
die digitalen Strategien für Konsumenten und die werbetreibende Industrie bedeuten, zeigt die Dmexco in Köln<br />
„Faszinierender Spirit“: Peter Borchers, Leiter des Telekom-Inkubators Hubraum, pflegt die Kontakte zum Silicon Valley.<br />
„WIR MÜSSEN IN DIE<br />
Du hast gesagt, dass Ihr Euch die Teams<br />
genau anschaut. Greift Ihr in die Personalstruktur<br />
ein, wenn Ihr merkt, das läuft nicht?<br />
Wir prüfen die Teams sehr genau und schauen<br />
unter anderem, dass alle Kernkompetenzen im<br />
Gründerteam vorhanden sind. Dann verlassen wir<br />
uns darauf, dass die Gründer im Wesentlichen die<br />
richtigen Entscheidungen treffen. Sie kennen ihr<br />
Modell viel besser als wir und fordern Input von<br />
uns. Insofern verstehen wir uns eher als Servicedienstleister,<br />
der den Teams mit Rat und Tat zur<br />
Seite steht. Dass wir eingreifen und gegensteuern<br />
müssen, kommt eigentlich kaum vor.<br />
BE INTERNATIONAL<br />
„In unserer Wirtschaft sind die digitalen Technologien<br />
der Schlüssel, um Prozesse zu optimieren,<br />
eigene Stärken und Wissensressourcen besser zu<br />
nutzen sowie Geschäfte weiter auszubauen“, heißt<br />
es auf der Website der Dmexco, die am 14. und<br />
15. September erneut die wichtigen Player der Digitalwirtschaft<br />
in Köln zusammenbringt.<br />
Ein Beispiel erleben wir gerade hautnah. Weltweit<br />
sind die Menschen im Monsterrausch und fangen mit<br />
der App Pokémon Go kleine süße Wesen. Niantic<br />
und Nintendo, die Macher der App, haben dabei<br />
geschickt den seit 20 Jahren andauernden Kult in die<br />
digitale Welt übertragen, indem sie die kleinen Taschenmonster<br />
in die Augmented Reality von Google<br />
Maps platzieren. Lokale Händler können den Hype<br />
und den Spieltrieb für sich nutzen und sogenannte<br />
Lockmodule platzieren, die Monster und somit Kunden<br />
auf der Jagd anziehen. „Hier sehe ich ein richtig<br />
krasses Potenzial für lokale Unternehmen. Sprich:<br />
All die Burgerläden oder Cafés. Nutzt den Effekt“,<br />
schreibt der Social-Media-Experte Philipp Steuer auf<br />
seinem Blog (philippsteuer.de).<br />
SNAPSHAT IST SPÜRBAR ENGER<br />
Der andere Hype ist Snapshat. Während die älteren<br />
Digital Natives bereits an dem Bling-Bling des<br />
sozialen Netzwerks verzweifeln, steht die App bei<br />
Jugendlichen hoch im Kurs. In der Umfrage im Youth<br />
Insight Panel (YIP) der Bravo hängt Snapchat bei<br />
den unter Zehn- bis 19-Jährigen (35 Prozent; 2015:<br />
Ob im Bad in der Menge oder in den Bällen: Netzwerken hat auf der Dmexco oberste Priorität.<br />
58 / berlinvalley.com<br />
17 Prozent) das in die Jahre gekommene Facebook<br />
(32 Prozent; 2015: 40 Prozent) ab. Auch das Berliner<br />
Startup Einhorn, das mit nachhaltig produzierten<br />
Kondomen und einer schillernden Content-<br />
Marketing- Strategie, auf sich aufmerksam macht, hat<br />
Snapshat für sich entdeckt. „Inzwischen erreichen<br />
unsere Snaps gute vierstellige View-Zahlen und unsere<br />
Storys werden von mehr als 80 Prozent der Nutzer<br />
komplett angesehen“, sagen die Gründer Philip<br />
Siefer und Waldemar Zeiler im Interview mit Online<br />
Marketing Rockstars. „Das sind jetzt zwar noch keine<br />
Mega-Reichweiten, der Kontakt zu unseren Followern<br />
ist auf Snapchat aber spürbar viel enger als<br />
auf anderen Plattformen.“<br />
Der Trend geht ganz klar zu mehr Live-Gefühl und<br />
Produktpräsentation in Echtzeit. In diesem Jahr wird<br />
es daher erstmals auf der Dmexco eine Motion Hall<br />
geben, die Video und Bewegtbild ein spezielles Forum<br />
bietet. Facebook, Twitter, Maker Studios, aber<br />
auch etablierte Player wie AOL, Bloomberg Media,<br />
NBCUniversal, RTL und ZDF zeigen dort die aktuellen<br />
Trends und Themen sowie neue Inhalte und Plattformen,<br />
die für die Marketing-, Media- und Kommunikationsindustrie<br />
von Bedeutung sind. „Digital is everything<br />
– not every thing is digital“ lautet das Motto der<br />
Messe und soll zeigen, warum digital alles ist und<br />
alles von der Digitalisierung profitiert.<br />
Entsprechend vollgepackt ist die Dmexco, die in den<br />
Bereichen Expo und Conference den Bogen vom Internet<br />
of Things über Wearables und künstliche Intelligenz<br />
bis zur virtuellen und erweiterten Realität<br />
spannen will. Die großen Fragen: Wie erreiche ich<br />
die Konsumenten? Welche Rolle spielen Chatbots<br />
in der Kundenbeziehung? Worauf kommt es beim<br />
360-Grad-Storytelling an? Wie können Unternehmen<br />
sinnvoll die Off- und Onlinewelt verknüpfen?<br />
EIN STÜCK VOM KUCHEN<br />
Faszinierende Beispiele gibt es bereits, etwa die<br />
Out-of-home-Kampagne, die der Außenwerber Ströer<br />
für die Daimler-Tochter Moovel zusammen mit der<br />
Agentur Vivaki umgesetzt hat: Auf mehr als 100<br />
Werbevideo-Screens waren bis Ende Juni in Hamburg<br />
abhängig von Zeit und Wetter unterschiedliche<br />
humorvolle Werbebotschaften zu sehen. Das Stichwort<br />
für die Messe: Programmatic Advertising.<br />
Vor allem aber ist Kreativität und Inspiration gefragt,<br />
wenn es darum geht, die begrenzte Zeit der Konsumenten<br />
auf sich zu lenken. Jeder will ein Stück vom<br />
Kuchen haben, der Aufmerksamkeit heißt. Startups<br />
können wichtige Impulse geben. Sie erhalten im von<br />
der Gründerinitiative des Bundesverbands Digitale<br />
Wirtschaft organisierten Start-up Village ein Forum,<br />
auf dem sie Ideen, disruptive Methoden und Modelle<br />
sowie Know-how präsentieren. Wer die Aufmerksamkeit<br />
bündeln will, bucht einen Speaker-Slot. Für<br />
Richard Michel, CEO vom Bildverwaltungs-Startup<br />
Pixxio, hat sich der Besuch gelohnt: „Viele der damaligen<br />
Besucher setzen unsere DAM-Software mittlerweile<br />
erfolgreich in Unternehmen ein.“<br />
cs<br />
Fotos: Dmexco<br />
Fotos: Deutsche Telekom<br />
Am 3. September findet in Berlin<br />
die Startup Night statt. Wir haben<br />
das Motto „Meet Investors. Meet<br />
Corporates. Scale your Business.<br />
Be International.“ zum Anlass für<br />
ein Gespräch mit Peter Borchers,<br />
Leiter des Hubraum, genommen<br />
MEET INVESTORS<br />
ZUKUNFT SCHAUEN“<br />
Peter, worauf achtet Ihr, wenn sich<br />
Startups bei Euch bewerben?<br />
Auf der einen Seite sind für uns die klassischen<br />
VC-Kriterien wichtig: Glauben wir an das Produkt<br />
oder den Service? Ist der Markt groß genug? Wie<br />
ist das Team aufgestellt? Das Team ist besonders<br />
wichtig, weil die Gründer in der Frühphase ja<br />
meist nur mit Prototypen zu uns kommen. Zum anderen<br />
prüfen wir, ob mittelfristig die Aussicht auf<br />
Synergieeffekte mit den Produkten oder Services<br />
der Telekom besteht. Wenn sich die beiden Kreise<br />
überschneiden, dann investieren wir.<br />
Haben sich die Kriterien in den<br />
vergangenen Jahren verändert?<br />
Die Themen entwickeln sich. Wir kümmern uns insbesondere<br />
um Themen, die heute nur am Rande<br />
oder noch nicht im Tagesgeschäft der Telekom relevant<br />
sind und vermarktet werden. Wir müssen in<br />
die Zukunft schauen. Dementsprechend interessieren<br />
uns neben den klassischen Feldern wie Internet<br />
of Things, Cyber Security oder Connected Devices<br />
auch Themen wie Robotics, künstliche Intelligenz<br />
oder Blockchain.<br />
Stimmt Ihr Euch bei Euren Investitionen<br />
mit anderen Telekom-Abteilungen, zum<br />
Beispiel DT Capital Partners, ab, die als<br />
Nachfolgeinvestoren in Frage kommen<br />
könnten?<br />
Der Hubraum ist grundsätzlich unabhängig bei<br />
seinen Entscheidungen. Das heißt aber nicht, dass<br />
wir uns nicht austauschen. Wenn zum Beispiel DT<br />
Capital Partners Dealflow bekommt, der für sie zu<br />
früh ist, leiten sie ihn an uns weiter und umgekehrt.<br />
MEET CORPORATES<br />
Neben der Telekom sind bei der Startup<br />
Night auch Microsoft, VW, Eon und die<br />
Deutsche Bank an Bord. Wie sieht für dich<br />
idealerweise ein Match zwischen Startup<br />
und Corporate aus?<br />
Ein super Case aus unserem Portfolio ist Teraki.<br />
Das Startup beschäftigt sich mit der Datenoptimierung<br />
im Internet of Things und kürzt – ähnlich wie<br />
bei der MP3-Komprimierung – große Mengen an<br />
Daten um irrelevante Informationen. Dadurch lässt<br />
sich die Netzlast um den Faktor 1:10 bis 1:20 reduzieren.<br />
Eine zukünftige Implementierung könnte<br />
uns beispielsweise wahnsinnig helfen, etwa die<br />
Auslastung der Backbones und Datenleitungen zu<br />
verbessern.<br />
Machen solche Startups die konzerneigenen<br />
Innovationsabteilungen auf Dauer<br />
überflüssig?<br />
Ganz im Gegenteil. Inkubatoren sehe ich als weiteres<br />
Instrument im Werkzeugkasten der Innovation. Startup-Units<br />
ersetzen nicht die konzerneigene Produktinnovation,<br />
sondern wir ergänzen sie. Apple und Google<br />
erfinden ja auch nicht alles selbst. Es gibt immer<br />
ungleich mehr Leute außerhalb des Unternehmens,<br />
die auch gute Ideen haben, als in den Unternehmen.<br />
Ihr seid mit dem Inkubator-Modell nach<br />
Krakau und Tel Aviv expandiert. Was sind<br />
die Gründe für die Standortwahl?<br />
Der Grund findet sich in den Suchfeldern, die wir zu<br />
Beginn besprochen haben. Im Bereich Cyber Security<br />
kommen zwar auch immer wieder Ideen aus Deutschland<br />
oder Osteuropa, aber viel weniger im Vergleich<br />
zu Israel. Von hier erhalten wir irrsinnig gute Bewerbungen<br />
in diesem Bereich. Deswegen haben wir uns<br />
für Tel Aviv entschieden, um von diesem Standort aus<br />
neue und andere Märkte zu erschließen.<br />
Ist die Brücke ins Silicon Valley noch wichtig?<br />
Die Brücke ist nach wie vor sehr wichtig. Viele unserer<br />
Teams haben US-Investoren und gehen früher oder<br />
später in die USA. Auch wenn wir dort noch keinen<br />
Hubraum haben, pflegen wir unsere persönlichen<br />
Netzwerke. So gewährleisten wir, dass die Teams mit<br />
den richtigen Leuten zusammenkommen und sich in<br />
dem Ökosystem vor Ort bewegen können, um Kunden<br />
oder andere Startups zu treffen. Das funktioniert<br />
in den USA nach wie vor sehr gut. Ein Anruf und daraus<br />
ergeben sich gleich drei neue tolle Sachen. Das<br />
ist ein ganz spezieller, faszinierender Spirit.<br />
Welcher Standort in Europa hat am ehesten<br />
das Potenzial eines Silicon Valley?<br />
Ich glaube, dass die Großräume München und<br />
Berlin sich noch wahnsinnig weiterentwickeln werden.<br />
Beide haben eine starke Gründerszene und<br />
gute Corporate-Anbindungen. Aufgrund des technischen<br />
Schwerpunkts hat aber aus meiner Sicht<br />
München eher das Potenzial, eine Art Silicon Valley<br />
von Deutschland oder Europa zu werden. Die<br />
Szene in Berlin ist wie in New York eher inhaltlich<br />
von den Geschäftsmodellen getrieben.<br />
Das Gespräch führte Christoph Strobel.<br />
Fünf Standorte öffnen am 3. September<br />
zur Startup Night. Infos und Tickets unter:<br />
STARTUPNIGHT.DE<br />
berlinvalley.com / 59
EVENTS<br />
EVENTS<br />
und in Aufbruchstimmung versetzen. „China hat sein<br />
Wachstum vor allem der Punk-Rock-Haltung einiger<br />
Unternehmer zu verdanken“, sagt Feng. „Leute wie<br />
Jack Ma, Gründer von Alibaba, hassen das alte System.<br />
Unternehmen wie seines bekommen keine Kredite<br />
von chinesischen Banken, sondern von Investoren<br />
aus Südafrika.“<br />
HASS AUF DAS ALTE SYSTEM<br />
Alibaba gehört zusammen mit Baidu und der<br />
Wechat-Mutter Tencent zu der Kategorie der Unternehmen,<br />
die symbolisch für Chinas Fortschritt<br />
und Technikbegeisterung stehen. Das hierzulande<br />
nur als Messenger bekannte Wechat ist in China<br />
eine Universal-App für Bankgeschäfte, Einkäufe oder<br />
den Taxiruf. „Für Außenstehende ist unsere Smartphone-Nutzung<br />
nur schwer nachzuvollziehen, aber für<br />
die Chinesen ist das Smartphone ein bedeutender Teil<br />
des Lebens. Viele Leute haben Nackenschmerzen,<br />
weil wir ständig aufs Display schauen“, sagt Feng.<br />
Die Technikversessenheit der Volksrepublik lässt<br />
sich gut mit der jungen Geschichte erklären. Durch<br />
die Verschlossenheit bis Ende der Siebzigerjahre<br />
war China lange Zeit eine Art Einwegspiegel. Die<br />
Öffnung war für viele Chinesen ein Kulturschock.<br />
„Wir wussten, dass wir hinterher waren, aber wir<br />
kannten das Ausmaß nicht. Daher kommt nicht<br />
nur das Interesse für Neues, sondern auch viel<br />
Unsicherheit. Aber die verfliegt langsam und das<br />
Selbstbewusstsein steigt.“<br />
Für chinesische Startups bedeutet das vor allem<br />
die Erschließung weiterer Märkte. Hochburgen wie<br />
Berlin sind dabei ideale Drehkreuze. „Die weltweite<br />
Hipster-Bewegung in den Metropolen ist ein<br />
wichtiges Bindeglied und Übersetzer zwischen den<br />
Kulturen“, sagt Heger, der mit der richtigen Idee<br />
zur richtigen Zeit am richtigen Ort war. Mit einem<br />
auf den Westen angepassten Geschmack und einer<br />
neuen Markenidentität soll das chinesische Nationalgetränk<br />
Baijiu ab Oktober den Westen erobern.<br />
Justus Zenker<br />
Bauen brücken: Matthias Heger mit seiner Beratungsfirma Capital Spirits und Helen Feng als Frontfrau der Band Nova Heart<br />
Entspannter Erfahrungsaustausch: Helen Feng (4. v. l.) und Philipp Grefer (2. v. r.) von Fake Music Media haben im Rahmen des Tech Open Air chinesische Unternehmer nach Berlin gebracht.<br />
GO WEST!<br />
In China herrscht Aufbruchstimmung. Treiber sind Startups, die weltweite Hipster-Bewegung<br />
und die Punk-Rock-Haltung einiger Unternehmer. Der Weg in den Westen führt über Berlin<br />
Wer durch Pekings Altstadt schlendert, kann sie<br />
leicht übersehen. Die Bar Capital Spirits Baijiu<br />
befindet sich nicht im 30. Stock eines glitzernden<br />
Hochhauses, sondern in einem historischen, restaurierten<br />
Hutong, einem der typischen chinesischen<br />
Wohnbauten. „Alle haben uns davon abgeraten“,<br />
erinnert sich Matthias Heger an die Anfänge seines<br />
Unternehmens. Baijiu, was übersetzt „weißer<br />
Alkohol“ bedeutet, war lange Zeit die inoffizielle<br />
Währung für gegenseitige Gefallen. Erhältlich in<br />
allen Preisklassen haftet Baijiu bis heute das Image<br />
von Billigfusel und Korruption an.<br />
Womit keiner gerechnet hat: Das Konzept kam vor<br />
allem bei den jungen Chinesen und Touristen an.<br />
Magazine und TV-Sender aus der ganzen Welt berichteten<br />
über die Erfolgsgeschichte – und schließlich<br />
stand der erste Vertreter eines staatlichen Baijiu-<br />
Herstellers auf der Schwelle. „Die Baijiu-Industrie<br />
befand sich gerade mitten in einer riesigen Absatzkrise<br />
und wollte von uns wissen: ‚Wie macht ihr das<br />
nur?’“, sagt Heger. Um die passenden Antworten geben<br />
zu können, gründete Heger Capital Spirits, eine<br />
Beratungsfirma für Baijiu-Export.<br />
Heger ist ein Brückenbauer. Die Trinkgewohnheiten<br />
des Westens und wie Marken in Europa und den<br />
USA funktionieren ist den Baijiu-Produzenten völlig<br />
fremd. Außerdem „herrscht in China ein Paradox<br />
zwischen Fremd- und Selbstwahrnehmung“, erklärt<br />
Heger. „Viele denken, was in China geht, geht auch<br />
im Westen und andersrum.“ Für junge Unternehmen<br />
wie Capital Spirits bilden diese Unterschiede die Geschäftsgrundlage.<br />
Und das Geschäft ist, eingesessenen<br />
Staatsbetrieben die Tore zum Westen zu öffnen.<br />
Warum Heger die Tür zuerst in New York und<br />
60 / berlinvalley.com<br />
Berlin und nicht etwa in London oder Paris aufstößt,<br />
ist schnell erklärt: „In Berlin kommst du mit 20 Prozent<br />
weniger PR-Budget aus als in London. Außerdem<br />
werden hier mittlerweile mehr Trends geboren. Und<br />
die Stadt ist zunehmend internationaler.“<br />
„BERLIN IST<br />
DAS LETZTE<br />
GROSSE<br />
MEKKA.<br />
NEW YORK<br />
IST TOT UND<br />
SAN FRANCISCO<br />
ZU TEUER“<br />
SCHICKSAL SELBST IN DIE HAND NEHMEN<br />
Das liegt nicht zuletzt an Künstlern wie Helen Feng.<br />
Die ehemalige MTV-Moderatorin und Frontfrau der<br />
chinesischen Band Nova Heart liebt Berlin wegen<br />
der Kreativität. Feng ist außerdem Mitinitiatorin<br />
von Neu China, einer Plattform, die den Austausch<br />
und die Zusammenarbeit zwischen China und dem<br />
Westen fördern will. Im Rahmen der Premiere auf<br />
dem Tech Open Air am 13. Juli stellte die Initiative<br />
verschiedene Protagonisten und Anknüpfungspunkte<br />
der aufstrebenden Startup-Szene Chinas vor.<br />
„Berlin ist das letzte große Mekka“, sagt Feng.<br />
„New York ist tot und San Francisco zu teuer. Hier<br />
schwebt noch eine Art längst vergessener Traum,<br />
der dich daran erinnert, dass du kein Geld verdienen<br />
solltest. In diese Richtung sollte sich auch<br />
Peking entwickeln.“<br />
Dafür dürfte es aber mittlerweile zu spät sein. Peking<br />
spielt längst in einer Liga mit Startup-Hubs wie<br />
das Silicon Valley. Dank zahlloser Inkubatoren, privater<br />
Förderer, Communitys und Coworking Spaces<br />
boomt die Szene. Das System treibt junge Menschen<br />
eher unfreiwillig ins Unternehmertum. Durch fehlende<br />
Absicherung der Arbeitsplätze ist es in China<br />
einfach, von einem auf den anderen Tag den Job zu<br />
verlieren. Als Unternehmer hingegen hat man sein<br />
Schicksal in der eigenen Hand. Rechtliche Hürden<br />
zwingen zwar viele Einsteiger in den Graubereich,<br />
das stellt aber am Anfang kein großes Problem dar.<br />
„Wenn du unter dem Radar fliegst und klein bleibst,<br />
klappt das wunderbar“, erklärt Feng.<br />
Ein größeres Hindernis sind allerdings die Banken.<br />
Die investieren lieber in sichere Staatsbetriebe<br />
statt in Startups. Folglich kommen Investitionen<br />
vor allem von anderen, inzwischen gewachsenen<br />
Unternehmen. Feng bezeichnet diesen Effekt der<br />
gegenseitigen Kredite als „Big-Brother-Netzwerk“.<br />
Da aber nicht alle Unternehmer gleich ehrenwert<br />
handeln, entsteht Vertrauen in China nur sehr, sehr<br />
langsam. Die wenigen Vertrauensbeziehungen, die<br />
chinesische Unternehmer haben, werden deshalb<br />
umso intensiver gepflegt. Es sind die vorausstrebenden<br />
Privatunternehmen, die China aktuell antreiben<br />
Fotos: NEU China<br />
Fotos: Adela Dupetit, Jann Venherm<br />
AUF DEM WEG NACH CHINA<br />
Wie man den chinesischen Markt erobert – das war die Techcode-Konferenz von Berlin Valley<br />
„Der Misserfolg der meisten Unternehmen in China<br />
hat nichts mit China zu tun“, sagt Daniel Lachmann,<br />
Senior Project Manager bei Techcode Berlin. „Sie<br />
scheitern, weil sie nicht auf ihre Kunden hören und<br />
sich nicht den Gegebenheiten anpassen. So würden<br />
sie auch auf dem Heimatmarkt scheitern.“ Wer<br />
erfahren wollte, wie man es besser macht, konnte<br />
sich auf der Konferenz Going China informieren,<br />
die Berlin Valley Anfang Juli gemeinsam mit Techcode<br />
veranstaltete. Wenn Startups an Expansion<br />
denken, dann denken sie meist an Europa und die<br />
USA. Dabei ist China mit seinen knapp 1,4 Milliarden<br />
Einwohnern und dem weltweit größten Internetmarkt<br />
durchaus eine interessante Option.<br />
Lesara arbeitet seit der Gründung 2013 mit chinesischen<br />
Herstellern zusammen. Gründer Roman<br />
Kirsch berichtete, dass der Onlineshop Produk tion,<br />
Qualitätskontrolle, Fotostudio, Lager sowie Versand<br />
in China hat. Daher dauert es im besten Fall nur<br />
noch zehn Tage vom Erkennen eines Trends bis<br />
das Produkt im Onlineshop auftaucht. Auch Mathieu<br />
Caudal vom Elektroroller-Startup Unu und Alvin<br />
Wei Shi vom Onlineshop Wohlheit berichteten von<br />
ihren Erfahrungen mit chinesischen Partnern. Ebenso<br />
wie Liwen Qin, Gründerin des Beratungsunternehmens<br />
Trends Eurasia, hatten sie vor allem einen Rat:<br />
„Sucht Euch Eure chinesischen Partner sorgfältig aus<br />
und dann vertraut ihnen!“<br />
Techcode baut von China aus ein globales Netzwerk<br />
von Inkubatoren und Acceleratoren für Startups<br />
und ein Ökosystem für Entrepreneure auf. Seit<br />
Ende vergangenen Jahres hat Techcode auch ein<br />
Innovationscenter in Berlin.<br />
vis<br />
Berichteten von ihren Erfahrungen auf dem chinesischen Markt (v. l.): Christian Herzog (Berlin Partner), Alvin Wei Shi (Wohlheit), Mathieu Caudal (Unu), Daniel Lachmann (Techcode), Liwen Qin (Trends Eurasia), Roman Kirsch (Lesara)<br />
berlinvalley.com / 61
EVENTS<br />
Hoch soll sie leben: die TOA16.<br />
Fireside mit Fabian und Ferry: Die Brüder Heilemann tauschen sich mit TOA-Gründer Nikolas Woischnik aus.<br />
Sonne tanken: eine kurze Pause auf dem Hauptstadtfloß<br />
Besser als mit der Bahn: Zur TOA geht’s mit dem Schiff.<br />
T-Shirts<br />
Shop<br />
B2B<br />
Idylle an der Spree: So entspannt sich das Publikum zwischendurch.<br />
DAS WAR DIE TOA 2016<br />
Drei Tage Tech, Kunst, Musik und<br />
Spreefahrt: mehr als 80 Speaker und<br />
175 Satellite Events standen auf dem<br />
Programm des Tech Open Air<br />
www.de.capgemini.com<br />
CC-#1_DT-AZ-BV_News-90x123-02-RZ.indd 1 24.02.16 10:44<br />
info@dna-merch.de<br />
www.dna-merch.de<br />
Schau mal: TOA-Grüner Niko Woischnik und Springer-Chef Mathias Döpfner zusammen unterwegs<br />
www.de.capgemini.com<br />
Tech für das Allgemeinwohl: Sajida Altaya (Kiron-Studentin), Markus Keßler<br />
(Kiron) und Sebastian Stricker (Sharethemeal) im Gespräch<br />
Design is who you are.<br />
BALÁZS TARSOLY, OPERATION BUTTERFLY<br />
CC-#1_DT-AZ-BV_News-90x123-02-RZ.indd 2 24.02.16 10:44<br />
Der Blick nach vorn: volles Haus im Studio 1<br />
Ganz entspannt: Yoga am Wasser<br />
62 / berlinvalley.com<br />
Fotos: Nika Kramer, Stefan Wieland, Dan Taylor (Heisenberg Media<br />
WWW.OPERATIONBUTTERFLY.COM<br />
FRANKFURT / BERLIN<br />
www.de.capgemini.com
EVENTS<br />
EVENTS<br />
Frauenpower beim Zest in Malta (v. l.): Tugce Ergul (Angel Labs), Julie Meyer (Ariadne Capital),<br />
Videesha Kunkulagunta (Redstone Digital) und Kaidi Ruusalepp (Funderbeam)<br />
Innovation Weekend in Berlin: Ikuo Hiraishi<br />
bringt sein Projekt aus Japan zur Infarm.<br />
KALENDER<br />
Wichtige Events und Konferenzen für Gründer und Startups im Überblick<br />
18.08. | KÖLN | KOELNMESSE<br />
GAMESCOM CONGRESS<br />
Deutschlands größter Kongress rund um digitale Spiele und Schnittstelle<br />
zu anderen Kultur- und Kreativbranchen sowie zur Digitalwirtschaft.<br />
02.–06.09 | BERLIN | MESSE BERLIN<br />
IFA STARTUP DAYS<br />
Täglich präsentieren sich zehn Startups auf der Ifa.<br />
Alle Event-Details, Newsletter-<br />
Anmeldung und mehr:<br />
BERLINSTARTUP.EVENTS<br />
17.–21.08. | KÖLN | KOELNMESSE<br />
GAMESCOM<br />
Die Messe für interaktive Spiele zeigt die besten und neuesten Games<br />
und die Highlights des Jahres der Games-Community.<br />
13.–16.09. | LONDON | VERSCHIEDENE ORTE<br />
SOCIAL MEDIA WEEK LONDON<br />
Bei der Social Media Week, die in 18 Metropolen weltweit stattfindet,<br />
steht der Einfluss sozialer Medien auf Kultur und Wirtschaft im Zentrum.<br />
06.–07.10. | TOULOUSE | QUAI DES SAVOIRS<br />
EMTECH FRANCE<br />
Das MIT Review veranstaltet die größte Emerging-Technology-Konferenz.<br />
Schöner Ausblick: Michael Grupp von Pantavision<br />
bei Meeting Europe’s Startup Stars<br />
GUT GETROFFEN<br />
Jeden Monat trifft sich die<br />
Startup-Szene auf Konferenzen,<br />
Partys, Hackathons und anderen Events.<br />
Ein kleiner Rückblick<br />
Jetzt aber ran: Die Manager von Lventure und Luiss Enlabs<br />
bereiten sich beim International Investor Day vor.<br />
18.–19.08. | BERLIN | UCI KINOWELT COLOSSEUM<br />
HYBRIDCONF<br />
Bei der Konferenz für Kreative stärken Designer und Entwickler ihre<br />
Zusammenarbeit. Ziel ist es, das Web zu verbessern.<br />
26.08. | BERLIN | PRENZLAUER BERG<br />
PING PONG CUP<br />
Das erste jährliche Ping-Pong-Turnier für Berliner Startups<br />
14.–15.09. | KÖLN | KOELNMESSE<br />
DMEXCO<br />
Die Fachmesse für digitales Marketing und Werbung verbindet die<br />
Wirtschaft mit visionären Trends und kommerziellen Potenzialen.<br />
15.–18.09. | ZÜRICH | KAUFLEUTEN<br />
DIGITAL FESTIVAL<br />
Die Tech-Welt trifft sich bei Keynotes, Labs, Sessions und HackZurich,<br />
um Fragen der digitalen Zukunft zu diskutieren.<br />
24.–29.09. | TEL AVIV | HATACHANA<br />
DLD TEL AVIV<br />
Tel Aviv wird als Stadt der Innovation gefeiert in dem Tastemaker aus<br />
verschiedenen Feldern zusammen gebracht werden.<br />
06.–07.10. | TOULOUSE | QUAI DES SAVOIRS<br />
EMTECH FRANCE<br />
The größte Emerging Technology Konferenz, veranstaltet vom MIT Review.<br />
30.08. | BADEN | TRAFO BADEN<br />
SWISS INDUSTRY 4.0 CONFERENCE<br />
Bei der Konferenz rund um Industrie 4.0 wird der Swiss Industry 4.0 Award<br />
verliehen.<br />
19.–20.09. | BERLIN | BERLIN CONGRESS CENTER<br />
INDUSTRY OF THINGS WORLD<br />
Das Programm der Plattform für Player der Internetindustrie beinhaltet<br />
Keynotes, Workshops, Briefings, Panel-Diskussionen und Networking.<br />
17.–18.10. | LONDON | INTERNATIONAL O2<br />
GLOBAL EXPANSION SUMMIT<br />
Diskutiert werden globale Entwicklungsmöglichkeiten in der digitalen Welt.<br />
Aus der Vogelperspektive: der Rework Machine Intelligence Summit<br />
in Berlin in der Umweltforum Auferstehungskirche<br />
30.–31.08. | DÜSSELDORF | RADISSON BLU<br />
HORIZONT WERBEWIRKUNGSGIPFEL<br />
Hier verschaffen sich Werbungtreibende und Mediaplaner einen Überblick<br />
über den aktuellen Stand und die Trends der Werbewirkungsforschung.<br />
20.–22.09. | KARLSRUHE | ZKM<br />
NEWNEW FESTIVAL<br />
Das Event präsentiert Zukunftstechnologien und vernetzt Persönlichkeiten<br />
aus Wirtschaft, Wissenschaft und der Kreativbranche (mehr auf Seite 56).<br />
25.–27.09. | MÜNCHEN | ICM MÜNCHEN<br />
BITS & PRETZELS<br />
Bei diesem Startup-Festival versammeln sich Gründer, Investoren,<br />
Studierende und Gründungsinteressierte in Trachten zum Oktoberfest.<br />
Abwarten: Das Team und Teilnehmer von Lventure und<br />
Luiss Enlabs netzwerken außerhalb des Rainmaking Loft.<br />
64 / berlinvalley.com<br />
Alle dabei: Gruppenbild zur Preisverleihung „Innovators under 35“ des MIT Technology Reviews<br />
Die Mannschaft 2.0: So wird beim Robocup 2016 in Leipzig Fußball gespielt.<br />
Am Ball: Ein Kidsize Robot kickt beim Robocup in Leipzig.<br />
Da lang: das Rescue-Robot-Finale<br />
beim Robocup in Leipzig<br />
Fotos: Tom Schulze, Stefan Hoyer, RD Media, Lorenzo Serafini, EU Startup Services, Ikuo Hiraishi und Shiya Yoshimi, Rolf Schulten, Malta Communications Authority<br />
Fotos: Wilfried Feder, EmTech Europe<br />
31.08.–02.09 | BERLIN | VERSCHIEDENE ORTE<br />
POP-KULTUR<br />
Interdisziplinärer Austausch ist das Programm. Das schließt wissenschaftliche<br />
Diskurse ein wie auch Konzerte, Performances, Talks und Lesungen.<br />
01.–02.09. | DÜSSELDORF | NIKKO HOTEL<br />
CONTRA 2016<br />
Im Zentrum steht die Frage, welche Strategien zur Conversion<br />
und Traffic-Optimierung heute funktionieren.<br />
22.–23.09. | HAMBURG | REEPERBAHN<br />
NEXT CONFERENCE<br />
Zusammen mit dem Reeperbahn Festival wird das Digitale und Kulturelle mit<br />
Business und Unterhaltung kombiniert.<br />
24.–29.09. | TEL AVIV | HATACHANA<br />
DLD TEL AVIV<br />
Tel Aviv wird als Stadt der Innovation gefeiert und Tastemaker aus<br />
verschiedenen Feldern werden zusammengebracht.<br />
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CODE: BERLINVALLEY / GÜLTIG BIS 31. <strong>AUGUST</strong>
VORSCHAU<br />
IN DER NÄCHSTEN AUSGABE<br />
FINTECH<br />
Wie weit sind die neuen Banken?<br />
INTERNATIONALISIERUNG<br />
Die Dos und Don’ts der Expansion<br />
IMPRESSUM<br />
CHEFREDAKTEURIN (V. I. S. D. P.)<br />
Corinna Visser (vis; cv@berlinvalley.com)<br />
HERAUSGEBER<br />
Jan Thomas (jt; jt@berlinvalley.com)<br />
ANSPRECHPARTNER ANZEIGEN<br />
Sebastian Schäfer (sch@berlinvalley.com)<br />
CHEFIN VOM DIENST<br />
Julia Meusel (jm)<br />
MANAGING EDITOR<br />
Christoph Strobel (cs)<br />
REDAKTION<br />
Jenny Becker (jb), Anna-Lena Kümpel (ak), Rosa Wehler (rw),<br />
Justus Zenker (jz)<br />
LEKTORAT Julia Meusel<br />
STÄNDIGE MITARBEITER<br />
Sabine Petzsch, Erik Giertz<br />
CREATIVE SUPERVISION<br />
Balázs Tarsoly (balazs.tarsoly@operationbutterfly.com)<br />
CREATIVE DIRECTOR<br />
Natascha Ungereit (natascha.ungereit@operationbutterfly.com)<br />
PRODUKTIONSLEITER<br />
Johnnie Clapper (johnnie.clapper@operationbutterfly.com)<br />
MITARBEITER GRAFISCHE GESTALTUNG<br />
Louisa Pepay<br />
FOTOGRAFEN<br />
Adela Dupetit, Saskia Uppenkamp, Jann Venherm<br />
DRUCK<br />
Möller Druck und Verlag GmbH, Zeppelinstraße 6,<br />
16356 Ahrensfelde OT Blumberg<br />
PAPIER<br />
glzd. gestr. aufgebessert LWC, 70 g/m² SZO<br />
AUFLAGE<br />
20.000 Exemplare<br />
DURCHSTARTEN!<br />
NKF publiziert zwei der führenden Startup-Medien in Deutschland –<br />
Berlin Valley und the Hundert.<br />
Innovationen sind unsere Leidenschaft. Wir möchten Veränderung verstehen und mitgestalten,<br />
technologisch und gesellschaftlich. Kurzum: Unser Platz ist vorne, unser Blinker links.<br />
Wir haben Spaß an dem, was wir tun.<br />
Unsere größte Stärke ist unser Team. Und hier kommst Du ins Spiel.<br />
Denn wir wollen weiter wachsen und suchen daher ab sofort:<br />
NEW YORK STARTUPS ON THE RISE<br />
Wir stellen das Ökosystem der Ostküstenmetropole vor<br />
ERSCHEINT AM: 6. OKTOBER<br />
WIR BEDANKEN UNS BEI WEITEREN PARTNERN UND UNTERSTÜTZERN<br />
Berlin Valley erscheint monatlich und kostenlos in der<br />
NKF Media GmbH, Gustav-Meyer-Allee 25, 13355 Berlin,<br />
Telefon: 030 46777251, nkf.media<br />
Nachdruck nur mit Genehmigung des Verlags. Namentlich gekennzeichnete<br />
Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der<br />
Redaktion wieder. Die in diesem Magazin enthaltenen Angaben<br />
werden nach bestem Wissen erstellt und mit großer Sorgfalt auf<br />
ihre Richtigkeit überprüft. Trotzdem sind inhaltliche und sachliche<br />
Fehler nicht vollständig auszuschließen. NKF Media GmbH<br />
übernimmt keinerlei Garantie und Haftung für die Richtigkeit,<br />
Aktualität und Vollständigkeit der bereitgestellten Informationen.<br />
Alle Angaben sind ohne Gewähr.<br />
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Fotos: Flickr/Penn State CC by 2.0, alphaspirit-Fotolia.com, Philipp Henzler/Unsplash<br />
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