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Dedinghausen aktuell 471

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D.a. <strong>471</strong> ... <strong>aktuell</strong> * Service Februar 2015<br />

D.a. gibt Tipps zu Ihrem Recht .<br />

§<br />

Kein Dienstunfall<br />

durch Lesen<br />

eines<br />

Schreibens (VG Aachen, Urt. v.<br />

11.12.2014 – 1 K 1163/13)<br />

Der Kläger (Beamter) hatte vor<br />

dem Verwaltungsgericht Aachen<br />

geltend gemacht, dass er sich<br />

nach dem Lesen eines Schreibens<br />

des örtlichen Personalrats in<br />

psychiatrische Behandlung begeben<br />

musste. Dieses Schreiben<br />

des Personalrats an die vorgesetzte<br />

Dienststelle befand sich in<br />

der Personalakte des Klägers. Es<br />

enthielt die Einschätzung des<br />

Personalrats, dass Quereinsteiger<br />

für die Motivation der Kollegen,<br />

die bereits seit Jahren in dem in<br />

Rede stehenden Bereich tätig<br />

sind, gute Arbeit leisten und auf<br />

eine Beförderung warten, nicht<br />

förderlich sind.<br />

Da der Kläger Quereinsteiger ist,<br />

wurde er durch diese Einschätzung<br />

dermaßen geschockt, dass<br />

er sich in psychiatrische Behandlung<br />

begeben musste. Hier wurde<br />

durch den Psychiater eine posttraumatische<br />

Belastungsstörung<br />

diagnostiziert.<br />

Das Gericht hat einen Dienstunfall<br />

allerdings verneint und die Klage<br />

auf Unfallfürsorge abgewiesen.<br />

Über ein solches Schreiben könne<br />

man sich zwar ärgern, es ist aber<br />

nicht dazu geeignet, eine psychische<br />

Erkrankung herbeizuführen.<br />

Das Schreiben habe nur eine allgemeine<br />

Einschätzung enthalten<br />

und auch keinen beleidigenden<br />

Inhalt gehabt. Im Übrigen seien<br />

dem Kläger bereits vorher sowohl<br />

die Existenz des Schreibens als<br />

auch dessen Inhalt bekannt<br />

gewesen. Einen Schock könne<br />

Das Geben ist leicht; das Geben<br />

überflüssig zu machen, ist viel<br />

schwerer.<br />

Henry Ford (30.07.1863 +<br />

7.04.1947, US-amerikanischer<br />

Automobilhersteller)<br />

D.a. <strong>471</strong>/22<br />

Aktuelle Urteile XI<br />

allein das Lesen des Schreibens<br />

damit nicht mehr hervorrufen.<br />

Alkoholbedingte Kollision<br />

mit dem Fahrrad – Entziehung<br />

der Fahrerlaubnis und<br />

Radfahrverbot (VG Neustadt,<br />

Beschl. vom 01.12. 2014 – 3 L<br />

941/14.NW –)<br />

Der Antragsteller ist seit 1997 im<br />

Besitz einer Fahrerlaubnis der<br />

Klasse 3. Er befuhr zur Tatzeit mit<br />

einem Fahrrad gemeinsam mit<br />

einem Bekannten einen Radweg.<br />

Aus ungeklärter Ursache geriet er<br />

dabei zu weit nach links, so dass<br />

er den neben ihm fahrenden<br />

Radfahrer berührte. Beide Radfahrer<br />

stürzten dadurch zu Boden<br />

und verletzten sich. Die herbeigerufene<br />

Polizei veranlasste eine<br />

Blutentnahme, die bei dem<br />

Antragsteller eine BAK von 2,02<br />

Promille ergab.<br />

Wegen dieses Vorfalls erging, den<br />

strafrechtlichen Teil des Falles<br />

betreffend, ein Strafbefehl wegen<br />

vorsätzlicher Straßenverkehrsgefährdung<br />

und fahrlässiger Körperverletzung.<br />

Dagegen erhob der<br />

Antragsteller Einspruch. In der<br />

mündlichen Verhandlung vor dem<br />

Amtsgericht wurde das Verfahren<br />

gegen Zahlung von 500,00 € eingestellt.<br />

Aufgrund dieses Sachverhalts<br />

wurde daraufhin von der Fahrerlaubnisbehörde<br />

die Beibringung<br />

eines medizinisch-psychologischen<br />

Gutachtens über die Fahrtauglichkeit<br />

des Antragstellers<br />

angeordnet. Da der Antragsteller<br />

dies ablehnte bzw. das Gutachten<br />

nicht fristgemäß vorlegte, entzog<br />

ihm die Antragsgegnerin die<br />

Fahrerlaubnis und untersagte ihm<br />

gleichzeitig das Führen von Fahrrädern.<br />

Der Antragsteller erhob Widerspruch<br />

und begehrte vorläufigen<br />

gerichtlichen Rechtsschutz. Er<br />

begründete dies damit, dass der<br />

zugrunde liegende Polizeibericht<br />

sich lediglich auf Vermutungen<br />

der Beamten stütze. Tatsächlich<br />

seien nämlich die Fahrräder nicht<br />

geführt worden, sondern beide<br />

Radfahrer hätten ihre Räder nach<br />

einer kurzen Rast geschoben.<br />

Das Gericht lehnte den Eilantrag<br />

mit folgender Begründung ab: Die<br />

Entziehung der Fahrerlaubnis und<br />

die Untersagung des Führens von<br />

Fahrrädern sei rechtmäßig, weil<br />

die Behörde die Vorlage des<br />

medizinisch - psychologischen<br />

Gutachtens (MPG) zum Nachweis<br />

der Fahreignung zu Recht eingefordert<br />

habe. Nach der Fahrerlaubnisverordnung<br />

ordne die<br />

Fahrerlaubnisbehörde die Beibringung<br />

eines MPG an, wenn ein<br />

Fahrzeug im Straßenverkehr mit<br />

einer BAK von 1,6 Promille oder<br />

mehr geführt wird. Das sei hier<br />

der Fall gewesen, insbesondere<br />

sei auch ein Fahrrad ein Fahrzeug<br />

im Sinne der Fahrerlaubnisverordnung.<br />

Da auch alkoholisiertes Radfahren<br />

eine erhebliche Gefahr für die<br />

Sicherheit des Straßenverkehrs<br />

darstelle, müsse schon aus Gründen<br />

der Gefahrenabwehr den<br />

Zweifeln an der Fahreignung<br />

nachgegangen werden.<br />

Alsdann müsse der Antragsteller<br />

sich fragen lassen, warum die<br />

Behauptung, man habe die Räder<br />

nach einer Rast, bei der Alkohol<br />

getrunken worden sei, lediglich<br />

geschoben, nicht schon gegenüber<br />

der Polizei aufgestellt<br />

worden sei. Außerdem sei das<br />

Strafverfahren mit seiner Zustimmung<br />

gegen eine Geldauflage<br />

eingestellt worden. Eine Einstellung<br />

setze aber einen hinreichenden<br />

Tatverdacht voraus. Ein<br />

solcher hätte jedenfalls dann nicht<br />

vorgelegen, wenn es Zweifel<br />

daran gegeben hätte, ob das<br />

Fahrrad überhaupt gefahren<br />

worden sei.<br />

Meinhard Brink<br />

(Rechtsanwalt),<br />

Am Birkhof 50, <strong>Dedinghausen</strong>

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