Henselowsky Boschmann – Verlagsprospekt 2016
Der regionale Literaturversorger Ruhrgebiet
Der regionale Literaturversorger Ruhrgebiet
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Zepp Oberpichler & Tom Tonk<br />
Die Stones sind wir selber<br />
Rock ’n’ Roll-Roman<br />
240 Seiten · gebunden<br />
14,90 Euro, 2. Aufl.<br />
ISBN 978-3-922750-45-1<br />
Die Rolling Stones singen über Satisfaction,<br />
und Theodor Bornbeck muss<br />
auf dem Klavier den Bach’schen<br />
H-Moll-Akkord suchen. Dann trifft er<br />
Willi. Willi raucht, Willi trinkt, Willi hat<br />
die längsten Haare, Theo und Willi tun<br />
sich zusammen, gründen eine Band.<br />
Die Stones werden sie selber, und zwar<br />
die besten <strong>–</strong> zumindest im Ruhrgebiet.<br />
Zepp Oberpichler<br />
Gitarrenblut<br />
Rock ’n’ Roll-Roman mit Music-CD<br />
176 Seiten · Taschenbuch · 8,01 Euro<br />
ISBN 978-3-922750-93-2<br />
Die Geschichte von Will, der davon<br />
überzeugt war, dass die Musik allein<br />
schon ein Grund zu leben war.<br />
Dem Buch liegt eine Piccolo-CD mit<br />
einer Laufzeit von ca. 20 Minuten mit<br />
vier Original-Stücken von Zepp<br />
Oberpichler bei.<br />
Indianer! Ich spucke meinen Zigarillo in die Steppe, lüfte meinen Stetson<br />
und schicke einen freundlichen Gruß an die beiden Neuankömmlinge:<br />
»Hi.«<br />
»How«, kommt es leise von ausgetrockneten Lederlippen zurück.<br />
Und dann stehen sich die Pferde gegenüber, mein Wallach Lone-Star<br />
und die beiden Rothaut-Palominos. Die Sonne zeigt sich als Feuerball,<br />
links erhebt sich ein Geier von einer Kaktee und lässt sich geübt<br />
auf einer anderen Kaktee nieder, die uns dreien näher steht.<br />
Wie fängt man ein Gespräch mit Indianern an, die man gerade zum<br />
ersten Mal in seinem Leben sieht? Hinzu kommt, dass die beiden abgewetzten<br />
Vertreter der Rasse des Roten Mannes ein Bild des Jammers<br />
abgeben, das einem ordentlichen Gunman sofort ein schlechtes<br />
Gewissen macht. Von der Sorte, die an die Flötenspieler aus Peru<br />
denken lässt, die auf Weihnachtsmärkten Exotisches aus den Bergen<br />
der Anden vortragen, um sich von den kleinen Münzen im Hut einen<br />
Weckmann oder ein Schokoherz kaufen zu können.<br />
»Tanz, alter Tanzbär, drehe dich im Kreise. Dreh dich alter Tanzbär,<br />
ganz auf deine Weise.«<br />
So heißt es in dem Lied von Alexandra, das Opa Eisen so gerne gehört<br />
hat. Und die Jungs aus Peru sind schließlich auch Tanzbären, die<br />
gerne in Duisburg am Lifesaver Brunnen der Niki de Saint Phalle stehen<br />
und ihre bunte Show abziehen. Und dabei weht immer ein Hauch<br />
von Folklore durch die verregnete Bude. Wo es ja keine Kinderchöre<br />
mehr gibt, die »Vom Himmel hoch, da komm ich her« singen. Das<br />
alles bei völligem Fehlen von Schnee nebst trockener Eiseskälte. In<br />
Duisburg auf dem Weihnachtsmarkt, das ist, wie mit Klamotten unter<br />
der Dusche zu stehen, mit Wind von links, Wind von rechts, Wind von<br />
oben, Wind von unten. Überteuerte Bratwurst, gepanschter Glühwein<br />
und die einsamen Weisen aus Peru, die vorgeben, Waisen aus Peru<br />
zu sein.<br />
Nun zwei Indianer. Der Eine etwas größer als der Andere, dafür der<br />
Andere etwas älter als der Eine. Abgerissen beide und nach Fusel<br />
stinkend, auch bei locker zwanzig Metern Entfernung. Der kleine Alte<br />
hängt schief auf dem Pferd, oder vielleicht besser am Pferd. Ich frage<br />
mich, wie lange er sich da noch halten kann. Schon erstaunlich, was<br />
geübte Naturburschen mit ihren Pferden anstellen können. Oder die<br />
Pferde mit ihren geübten Naturburschen. Der kleine Alte klebt waagerecht<br />
am Pferd, nicht auf dem Pferd. In der Luft hängt ein Hauch<br />
von Mundharmonika. Spiel es, Charles Bronson, spiel es noch einmal,<br />
Sam, spiel mir das Lied vom Drunken Sailor.<br />
In Ermangelung eines Gesprächsthemas tue ich jetzt das, was staubige<br />
Reiter in solchen Situationen immer tun: Ich stecke mir ein Zigarillo<br />
an und warte. Atme den Rauch tief und gierig ein und lasse ihn mit<br />
einem Zischen wieder aus den Lungen fahren, einen Zug formend.<br />
Das Zischen selbst dauert vierzig Sekunden, und der Rauch fährt<br />
dem etwas größeren Indianer an den Kopf. Der fällt fast vom Pferd,<br />
schüttelt sich und sagt endlich: »Kannst du das bitte lassen? Mein Federschmuck<br />
stinkt danach immer so erbärmlich. Was soll meine Frau<br />
denken? Ich komme doch nicht aus ner Pommesbude. Ich bin ein stolzer<br />
Sohn der Prärie. Erst klaut ihr mir das Land, dann nebelt ihr mich<br />
ein. Wie lange kann ein ehrlicher Mann diese Schmach ertragen?«<br />
Nichts als Vorwürfe; aber die haben sie wirklich drauf, die Rothäute.<br />
Ihr Anblick, ein einziger Vorwurf: Seht, wie ihr mich zugerichtet habt.<br />
Und auch noch dieses dämliche Gequatsche. Ich habe nie irgendwem<br />
irgendein Scheißstück Land geklaut, soviel ist mal sicher. Wahrscheinlich<br />
werfen mir die abgebrochenen Helden der Prärie gleich vor, dass<br />
ich ihre Büffel getötet hätte und der Weiße Mann ihre Roten Brüder mit<br />
Feuerwasser vergiften wollte. […]<br />
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