Siedlung in der Stadt
ISBN 978-3-86859-395-2
ISBN 978-3-86859-395-2
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
dicht, durchmischt und vielfältig.<br />
Stattdessen folgen sie <strong>in</strong> ihren Zeilenbauten<br />
dem funktionalistischen<br />
Leitbild von „Luft und Sonne“. Sie<br />
s<strong>in</strong>d meist monostrukturell, sowohl<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Architektur als auch <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
sozialen Zusammensetzung ihrer Bewohner.<br />
Der Grünraum ist <strong>der</strong> neu trale<br />
H<strong>in</strong>tergrund e<strong>in</strong>er Architektur als<br />
Objekt, oft handelt es sich schlicht<br />
um ungenutzte „Resträume“.<br />
Diese <strong>Siedlung</strong>en s<strong>in</strong>d nicht<br />
nur im H<strong>in</strong>blick auf das städtebauliche<br />
Leitbild, son<strong>der</strong>n auch h<strong>in</strong>sichtlich<br />
ihrer Bausubstanz <strong>in</strong> die<br />
Jahre gekommen. Aus <strong>der</strong> negativen<br />
Wahrnehmung dieser Form von <strong>Stadt</strong>strukturen<br />
heraus werden sie mancherorts<br />
abgerissen, im Falle e<strong>in</strong>er<br />
Sanierung erfolgt diese oft nur nach<br />
energetischen Aspekten. Die <strong>Siedlung</strong>en<br />
werden dabei meist als autarke<br />
E<strong>in</strong>heit betrachtet und dementsprechend<br />
mehr als Architektur denn als<br />
Städtebau gehandhabt. Die Umbaupotenziale<br />
<strong>der</strong> <strong>Siedlung</strong>en ergeben<br />
sich aber vor allem aus ihrer Lage<br />
und <strong>der</strong> sie umgebenden Infrastruktur<br />
sowie aus ihrer programmatischen<br />
Flexibilität. Mit <strong>der</strong> Zunahme von<br />
S<strong>in</strong>glehaushalten, von Familien,<br />
<strong>in</strong> denen beide Elternteile arbeiten,<br />
E<strong>in</strong>eltern- und Patchwork familien,<br />
WGs und generationsübergreifendem<br />
Wohnen verän<strong>der</strong>n sich die Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
an die Wohntypologien, an<br />
die Freiräume und die Infrastruktur.<br />
Diesem Potenzial des Umprogrammierens<br />
soll <strong>in</strong> dem vorliegenden<br />
Buch Rechnung getragen werden.<br />
Im Rahmen e<strong>in</strong>er s<strong>in</strong>nvollen und<br />
nachhaltigen Bestandsentwicklung<br />
ist es notwendig, die <strong>Siedlung</strong>en<br />
stärker als <strong>in</strong>teraktiven und formbaren<br />
Teil von <strong>Stadt</strong> zu verstehen.<br />
Denn im Gegensatz zum aktuellen Trend<br />
e<strong>in</strong>er „low rise – high density“-Entwicklung<br />
mit großen Wohne<strong>in</strong>heiten<br />
auf m<strong>in</strong>imierten Grundstücken bieten<br />
die <strong>in</strong>zwischen historisch gewordenen<br />
<strong>Siedlung</strong>en große Grünflächen und<br />
Freiräume. Insbeson<strong>der</strong>e diesen unternutzten<br />
Freiflächen kommt e<strong>in</strong> beson<strong>der</strong>es<br />
Potenzial für verän<strong>der</strong>te, teilöffentliche<br />
und Teilöffentlichkeit<br />
stiftende Nutzungsformen zu, die<br />
sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Architektur ergänzen und<br />
ausbauen lassen.<br />
ZIELFORMULIERUNG<br />
<strong>Siedlung</strong> soll <strong>in</strong> dieser Arbeit als<br />
e<strong>in</strong> „alternatives Raummodell“ verstanden<br />
werden. Die grundlegende Annahme<br />
dabei ist, dass e<strong>in</strong>e als nicht<br />
urban empfundene Fläche <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er an<strong>der</strong>en<br />
Form urban se<strong>in</strong> kann. Die <strong>Siedlung</strong>,<br />
ursprünglich ausschließlich<br />
dem Wohnen gewidmet, wird „mehr als<br />
Wohnen“. Dies ließe sich auch beschreiben<br />
als Aktivierung <strong>der</strong> homogenen<br />
<strong>Siedlung</strong>sräume zu heterogenen<br />
<strong>Stadt</strong>räumen.<br />
Dabei sollte „<strong>Stadt</strong>raum“ nicht<br />
mit dem zurzeit vielfach zitierten<br />
Bild <strong>der</strong> europäischen <strong>Stadt</strong> identifiziert<br />
werden. Denn gerade „<strong>Siedlung</strong><br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong>“ kann als e<strong>in</strong> Argument<br />
gegen das E<strong>in</strong>tauschen zweier<br />
Raumbil<strong>der</strong> verstanden werden, gegen<br />
den geradezu töricht ersche<strong>in</strong>enden<br />
Versuch, aus e<strong>in</strong>er <strong>Siedlung</strong> klassische<br />
<strong>Stadt</strong> machen zu wollen und<br />
damit auch gegen die hochgradige Verdichtung<br />
<strong>der</strong> <strong>Siedlung</strong>en als Mittel<br />
<strong>der</strong> <strong>Stadt</strong>produktion.<br />
Denn <strong>in</strong> diesen gerade vielerorts<br />
entstehenden verdichteten<br />
<strong>Siedlung</strong>sräumen kann man aufgrund<br />
hoher Flächeneffizienz wie<strong>der</strong>um<br />
„nur noch wohnen“. „Mehr als Wohnen“<br />
o<strong>der</strong> auch die „<strong>Siedlung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong>“<br />
AUFTAKT / DIE SIEDLUNG IN DER STADT