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Polkörperdiagnostik – ein Schritt in die richtige Richtung?

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MEDIZIN<br />

ÜBERSICHTSARBEIT<br />

<strong>Polkörperdiagnostik</strong> <strong>–</strong> <strong>e<strong>in</strong></strong> <strong>Schritt</strong> <strong>in</strong><br />

<strong>die</strong> <strong>richtige</strong> <strong>Richtung</strong>?<br />

Katr<strong>in</strong> van der Ven, Markus Montag, Hans van der Ven<br />

ZUSAMMENFASSUNG<br />

E<strong>in</strong>leitung: Die <strong>Polkörperdiagnostik</strong> (PKD) ist <strong>e<strong>in</strong></strong>e neue<br />

Methode zur <strong>in</strong>direkten genetischen Untersuchung von<br />

Eizellen. Sie wird im Rahmen <strong>e<strong>in</strong></strong>er In-vitro-Fertilisationsbehandlung<br />

durchgeführt. Die <strong>Polkörperdiagnostik</strong> ist<br />

labortechnisch anspruchsvoll und k<strong>e<strong>in</strong></strong> Rout<strong>in</strong>everfahren,<br />

das unkritisch <strong>in</strong> großem Umfang <strong>e<strong>in</strong></strong>gesetzt werden sollte,<br />

denn ausreichende kl<strong>in</strong>ische Daten liegen nicht vor.<br />

Methoden: Selektive Aufarbeitung der Literatur und Auswertung<br />

eigener Daten zur Polkörperbiopsie.<br />

Ergebnisse: Das Haupt<strong>e<strong>in</strong></strong>satzgebiet der PKD ist der Nachweis<br />

von Chromosomen-Fehlverteilungen (Aneuploi<strong>die</strong>diagnostik)<br />

und mütterlicher Translokationen <strong>in</strong> Eizellen.<br />

Paternale genetische Faktoren s<strong>in</strong>d nicht und monogene<br />

Erkrankungen nur <strong>e<strong>in</strong></strong>geschränkt diagnostizierbar.<br />

Diskussion: Die Wertigkeit der PKD als Ergänzung zur Steigerung<br />

der Erfolgsraten der In-vitro-Fertilisation muss <strong>in</strong><br />

kl<strong>in</strong>ischen Stu<strong>die</strong>n noch belegt werden. Im Fall mütterlicher<br />

Translokationen ersch<strong>e<strong>in</strong></strong>t <strong>die</strong> PKD zur Senkung der<br />

Abortraten schon heute anwendbar. Durch Fortentwicklung<br />

der Biopsietechniken und molekulargenetischen Diagnostik<br />

werden künftig mit der PKD umfassendere Untersuchungen<br />

möglich s<strong>e<strong>in</strong></strong>.<br />

Dtsch Arztebl 2008; 105(11): 190<strong>–</strong>6<br />

DOI: 10.3238/arztebl.2008.0190<br />

Schlüsselwörter: <strong>Polkörperdiagnostik</strong>, Aneuploi<strong>die</strong>-Testung,<br />

In-vitro-Fertilisation, K<strong>in</strong>derwunsch, Eizelle<br />

Abteilung für Gynäkologische Endokr<strong>in</strong>ologie und Reproduktionsmediz<strong>in</strong>,<br />

Zentrum für Geburtshilfe und Frauenheilkunde, Universitätskl<strong>in</strong>ikum Bonn:<br />

Prof. Dr. med. van der Ven, PD Dr. rer. nat. Montag, Prof. Dr. med. van der Ven<br />

190 Deutsches Ärzteblatt⏐Jg. 105⏐Heft 11⏐14. März 2008<br />

D ie<br />

<strong>Polkörperdiagnostik</strong> (PKD) ist <strong>e<strong>in</strong></strong>e Methode<br />

zur genetischen Untersuchung von Eizellen<br />

noch vor Abschluss der Befruchtung (Präkonzeptionsdiagnostik)<br />

(1). Die Entnahme und Untersuchung des<br />

ersten und zweiten Polkörpers ermöglicht <strong>e<strong>in</strong></strong>e <strong>in</strong>direkte<br />

Aussage über <strong>die</strong> genetische Konstitution der Eizelle.<br />

Im Gegensatz dazu offeriert <strong>die</strong> Präimplantationsdiagnostik<br />

(PID) durch Entnahme und Analyse<br />

<strong>e<strong>in</strong></strong>zelner Blastomeren <strong>die</strong> direkte Untersuchung des<br />

Erbguts <strong>e<strong>in</strong></strong>es entstehenden Embryos (2). PKD und<br />

PID s<strong>in</strong>d nur im Rahmen <strong>e<strong>in</strong></strong>er In-vitro-Fertilisationstherapie<br />

durchführbar. Die Verfahren erlauben den<br />

Nachweis von numerischen Chromosomenfehlverteilungen<br />

(Aneuploi<strong>die</strong>n), Translokationen und monogenen<br />

Erkrankungen. Ziele <strong>die</strong>ser Methoden s<strong>in</strong>d, <strong>die</strong><br />

Erfolgsraten der assistierten Reproduktion zu verbessern<br />

sowie Schwangerschaften und Geburten schwer<br />

erkrankter K<strong>in</strong>der zu vermeiden.<br />

Aufgrund der höheren diagnostischen Aussagekraft<br />

hat sich <strong>in</strong>ternational <strong>die</strong> Präimplantationsdiagnostik<br />

durchgesetzt. In Deutschland gilt <strong>die</strong> PID als nicht mit<br />

dem Deutschen Embryonenschutzgesetz ver<strong>e<strong>in</strong></strong>bar.<br />

Deshalb hat sich parallel zur anhaltenden ethischen<br />

und juristischen Debatte über Inhalt und Nutzen <strong>die</strong>ser<br />

gesetzlichen Regelung <strong>die</strong> <strong>Polkörperdiagnostik</strong><br />

etabliert.<br />

Neben der methodischen Darstellung werden im<br />

Folgenden auf der Basis <strong>e<strong>in</strong></strong>er selektiven Literaturaufarbeitung<br />

Möglichkeiten und Wertigkeit der Polkörperbiopsie<br />

für verschiedene diagnostische Fragestellungen<br />

im zeitlichen und rechtlichen Rahmen des<br />

Deutschen Embryonenschutzgesetzes erläutert und<br />

diskutiert.<br />

Meiose mit Bildung des ersten<br />

und zweiten Polkörpers<br />

Der diploide Chromosomensatz der Eizelle wird kurz<br />

vor der Ovulation durch Vollendung der ersten Reifeteilung<br />

auf <strong>e<strong>in</strong></strong>en haploiden Chromosomensatz reduziert<br />

(Grafik 1). E<strong>in</strong> Chromosomensatz verbleibt <strong>in</strong><br />

der Eizelle, während der zweite Chromosomensatz<br />

unter Bildung des ersten Polkörpers aus dem Zytoplasma<br />

ausgeschleust wird.<br />

Nach E<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gen <strong>e<strong>in</strong></strong>es Spermiums folgt <strong>die</strong> zweite<br />

Reifeteilung. Dabei spalten sich <strong>die</strong> zweifädigen<br />

Chromosomen weiter <strong>in</strong> Chromatiden auf und <strong>e<strong>in</strong></strong><br />

Chromatidensatz wird unter Bildung des zweiten Polkörpers<br />

ausgeschleust. Die Zahl der Chromosomen


eziehungsweise Chromatiden <strong>in</strong> Polkörpern und Eizelle<br />

ist nach regulär abgelaufener erster und zweiter<br />

Reifeteilung gleich. Die Polkörper haben für <strong>die</strong> weitere<br />

embryonale Entwicklung k<strong>e<strong>in</strong></strong>e nachgewiesene<br />

Bedeutung und stehen für diagnostische Maßnahmen<br />

zur Verfügung.<br />

Nach der Fertilisation entwickeln sich <strong>in</strong> der Eizelle<br />

der männliche und weibliche Vorkern, <strong>die</strong> das maternale<br />

und paternale Erbmaterial enthalten. 16 bis<br />

20 h später lösen sich <strong>die</strong> Vorkernmembranen als Vorbereitung<br />

auf <strong>die</strong> erste Zellteilung auf. Hiermit ist<br />

nach biologischer Def<strong>in</strong>ition der Befruchtungsvorgang<br />

abgeschlossen.<br />

Regelungen des deutschen<br />

Embryonenschutzgesetzes<br />

Das Embryonenschutzgesetz von 1990 gibt den zeitlichen<br />

und therapeutischen Rahmen für Verfahren der<br />

künstlichen Befruchtung <strong>in</strong> Deutschland vor.<br />

Als Embryo im S<strong>in</strong>ne des Embryonenschutzgesetzes<br />

gilt bereits <strong>die</strong> befruchtete, entwicklungsfähige<br />

menschliche Eizelle vom Zeitpunkt der „Kernverschmelzung“<br />

an, ferner jede <strong>e<strong>in</strong></strong>em Embryo entnommene<br />

totipotente Zelle. Embryonen dürfen <strong>e<strong>in</strong></strong>zig zum<br />

Zweck des Embryotransfers erzeugt werden. Nach der<br />

derzeitigen Interpretation dürfen maximal drei Eizellen<br />

befruchtet und maximal drei Embryonen <strong>e<strong>in</strong></strong>zeitig<br />

auf <strong>die</strong> Mutter übertragen werden. Da <strong>die</strong> Polkörperbiopsie<br />

zeitlich vor der „Verschmelzung“ der Vorkerne<br />

stattf<strong>in</strong>det, stellt sie <strong>e<strong>in</strong></strong>e Maßnahme der Präkonzeptionsdiagnostik<br />

dar und ist mit dem Embryonenschutzgesetz<br />

kompatibel. Für <strong>die</strong> Durchführung der<br />

PKD steht jedoch nur <strong>e<strong>in</strong></strong> enger zeitlicher Rahmen von<br />

maximal 20 h zwischen E<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gen des Spermiums<br />

und Sichtbarwerden der Vorkerne zur Verfügung<br />

(Grafik 2).<br />

Zur Erweiterung des engen Zeitrahmens, den das<br />

deutsche Embryonenschutzgesetz vorgibt, könnte theoretisch<br />

<strong>e<strong>in</strong></strong>e Kryokonservierung der Eizellen im Vorkernstadium<br />

bis zum Abschluss der genetischen Diagnostik<br />

erfolgen. Trotz guter Überlebens- und Entwicklungsraten<br />

kryokonservierter Eizellen nach Polkörperbiopsie<br />

konnten bislang nur wenige fortlaufende kl<strong>in</strong>isch<br />

nachweisbare Schwangerschaften erzielt werden.<br />

Aufgrund ungelöster kryobiologischer Probleme stellt<br />

<strong>die</strong>ses Vorgehen zurzeit noch k<strong>e<strong>in</strong></strong>e akzeptable Strategie<br />

dar.<br />

Entstehung und Häufigkeit von<br />

Aneuploi<strong>die</strong>n<br />

Aneuploi<strong>die</strong>n, das heißt Abweichungen von der regulären<br />

Chromosomenzahl, entstehen überwiegend<br />

durch Fehlverteilungen der Chromosomen während<br />

der Meiose (Grafik 3). Bis zu 80 Prozent der Aneuploi<strong>die</strong>n<br />

entstehen während der ersten Reifeteilung.<br />

Die Häufigkeit von Aneuploi<strong>die</strong>n <strong>in</strong> Eizellen steigt<br />

nach dem 35. Lebensjahr stark an. Bei <strong>e<strong>in</strong></strong>er 40-Jährigen<br />

s<strong>in</strong>d schätzungsweise 50 bis 70 Prozent der reifen<br />

Eizellen von <strong>e<strong>in</strong></strong>er Chromosomenanomalie betroffen<br />

(3).<br />

TABELLE 1<br />

<strong>Polkörperdiagnostik</strong> (PKD) versus Präimplantationsdiagnostik (PID)<br />

Dies erklärt das steigende Abortrisiko bei Patient<strong>in</strong>nen<br />

mit höherem mütterlichem Alter. E<strong>in</strong> natürlicher<br />

Verlust von Embryonen mit abweichendem<br />

Chromosomensatz setzt bereits <strong>in</strong> frühen embryonalen<br />

Entwicklungsphasen <strong>e<strong>in</strong></strong> und gilt als <strong>e<strong>in</strong></strong>er der<br />

verantwortlichen Faktoren für <strong>die</strong> vergleichsweise ger<strong>in</strong>ge<br />

Fertilität des Menschen (4). Neuere Daten belegen<br />

jedoch auch bei jungen Frauen erhebliche <strong>in</strong>dividuelle<br />

Unterschiede bezüglich der Zahl chromosomal<br />

auffälliger Eizellen und Embryonen (5, 6, 7). Über<br />

90 Prozent der embryonalen Chromosomenanomalien<br />

s<strong>in</strong>d maternalen Ursprungs.<br />

Die Aneuploi<strong>die</strong>raten <strong>in</strong> Spermien s<strong>in</strong>d bei normalem<br />

väterlichen Karyotyp als ger<strong>in</strong>g <strong>e<strong>in</strong></strong>zustufen (1<br />

bis 2,5 Prozent), steigen aber mit zunehmender E<strong>in</strong>schränkung<br />

der Spermaqualität signifikant an. Trotzdem<br />

tragen Spermien mit abweichender Chromosomenkonstitution<br />

selbst bei Verfahren der künstlichen<br />

Befruchtung nur ger<strong>in</strong>gfügig zum embryonalen Aneuploi<strong>die</strong>risiko<br />

bei (8).<br />

Indikationen zur Polkörperbiopsie<br />

In Deutschland zielt <strong>die</strong> <strong>Polkörperdiagnostik</strong> hauptsächlich<br />

auf verbesserte Behandlungserfolge der assistierten<br />

Reproduktion und nur <strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelfällen auf <strong>die</strong><br />

spezifische Diagnostik monogener Erkrankungen (9,<br />

10) oder maternaler Translokationen (11).<br />

Im Rahmen der assistierten Reproduktion müsste<br />

<strong>die</strong> Identifikation chromosomal normaler Eizellen<br />

durch <strong>die</strong> <strong>Polkörperdiagnostik</strong> höhere Implantationsund<br />

Geburtenraten ermöglichen.<br />

Dies könnte <strong>in</strong>sbesondere für Patient<strong>in</strong>nen von Vorteil<br />

s<strong>e<strong>in</strong></strong>, bei denen erhöhte Raten aneuploider Eizellen<br />

zu erwarten s<strong>in</strong>d. Dies ist etwa der Fall bei höherem<br />

Lebensalter oder bei maternalen Translokationen,<br />

und eventuell auch dann, wenn <strong>e<strong>in</strong></strong>e Implantation nach<br />

Embryotransfer („Implantationsversagen“) wiederholt<br />

ausbleibt oder bei ungeklärten rezidivierenden<br />

Spontanaborten.<br />

MEDIZIN<br />

<strong>Polkörperdiagnostik</strong> Präimplantationsdiagnostik<br />

Vorteile Vorteile<br />

Polkörper s<strong>in</strong>d k<strong>e<strong>in</strong></strong>e embryonalen Zellen<br />

Polkörper verzichtbar für weitere<br />

Maternales und paternales Erbgut<br />

beurteilbar<br />

embryonale Entwicklung Breiteres Indikationsspektrum<br />

Ggf. größere diagnostische Sicherheit<br />

durch Untersuchung mehrerer Zellen<br />

Nachteile Nachteile<br />

Information nur über maternales Erbgut Entnahme embryonaler Zellen<br />

E<strong>in</strong>geschränktes diagnostisches Spektrum Potenzielle E<strong>in</strong>schränkung der<br />

embryonalen Entwicklungsmöglichkeiten<br />

durch Blastomerenbiopsie<br />

Deutsches Ärzteblatt⏐Jg. 105⏐Heft 11⏐14. März 2008 191


MEDIZIN<br />

Meiose mit Bildung<br />

des ersten und<br />

zweiten Polkörpers<br />

(PK)<br />

Zeitlicher Ablauf<br />

der <strong>Polkörperdiagnostik</strong>;<br />

NVK,<br />

Nukleolus-Vorläuferkörperchen<br />

GRAFIK 1<br />

Labortechnische Voraussetzungen<br />

und diagnostische Sicherheit<br />

Labortechnisch kritische Aspekte der <strong>Polkörperdiagnostik</strong><br />

umfassen:<br />

❃ <strong>die</strong> atraumatische Eröffnung der äußeren Eizellhülle<br />

(Zona pellucida)<br />

❃ <strong>die</strong> zeitgerechte Entnahme der vollständigen Polkörper<br />

❃ <strong>die</strong> präzise und umfassende genetische Diagnostik.<br />

Das Eizelltrauma nach laservermittelter Eröffnung<br />

der Zona pellucida wird mit circa 0,5 bis 1 Prozent<br />

angegeben (12). Essenziell bleiben jedoch <strong>e<strong>in</strong></strong>e umfangreiche<br />

Laborrout<strong>in</strong>e und technische Erfahrung<br />

der beteiligten Biologen und Genetiker. Bei der Aneuploi<strong>die</strong>diagnostik<br />

kann sich der theoretische Vorteil<br />

der PKD statistisch und kl<strong>in</strong>isch erst auswirken, wenn<br />

GRAFIK 2<br />

methodenimmanente technische Risiken, wie zum<br />

Beispiel Eizelltraumata und Fehldiagnosen, m<strong>in</strong>imiert<br />

werden.<br />

Bei der Präimplantationsdiagnostik wurde beobachtet,<br />

dass bei Entnahme von <strong>e<strong>in</strong></strong> oder zwei Blastomeren<br />

<strong>e<strong>in</strong></strong>e signifikante Reduktion des Implantationspotenzials<br />

der Embryonen resultieren kann (13, 14,<br />

15). Das methodische Vorgehen muss im H<strong>in</strong>blick auf<br />

<strong>die</strong> Polarität des frühen Embryos kritisch h<strong>in</strong>terfragt<br />

werden, weil bereits im Vier-Zellstadium alle Blastomere<br />

Differenzierungsmarker aufweisen (16). Die<br />

Entfernung <strong>e<strong>in</strong></strong>zelner Blastomere könnte <strong>die</strong> Polarität<br />

des Embryos und damit s<strong>e<strong>in</strong></strong> weiteres Entwicklungspotenzial<br />

be<strong>e<strong>in</strong></strong>flussen, auch wenn für <strong>die</strong> verbleibenden<br />

Zellen des Präimplantationsembryos <strong>e<strong>in</strong></strong>e gewisse<br />

kompensatorische Plastizität postuliert wird. Bei der<br />

PKD werden lediglich Polkörper entnommen, <strong>die</strong> k<strong>e<strong>in</strong></strong>e<br />

physiologische Bedeutung für <strong>die</strong> weitere Embryonalentwicklung<br />

haben. Ob aus <strong>die</strong>sem Grund <strong>die</strong> PKD<br />

der PID im Rahmen der Aneuploi<strong>die</strong>diagnostik überlegen<br />

ist, müssen Stu<strong>die</strong>n zeigen.<br />

Methoden zum Nachweis chromosomaler<br />

Fehlverteilungen<br />

Nach Biopsie des ersten und zweiten Polkörpers erfolgt<br />

<strong>die</strong> Darstellung verschiedener Chromosomen<br />

(zumeist der Chromosomen 13, 16, 18, 21, 22) mit<br />

<strong>e<strong>in</strong></strong>er Mehrfachproben-Fluoreszenz-<strong>in</strong>-situ-Hybridisierung<br />

(FISH). Meiotische Fehlverteilungen der genannten<br />

Chromosomen s<strong>in</strong>d häufige Ursache für<br />

Monosomien und Trisomien bei kl<strong>in</strong>isch nachweisbaren<br />

Schwangerschaften und führen <strong>in</strong> hohem Prozentsatz<br />

zu Fehlgeburten. Bei der fluoreszenzmikroskopischen<br />

Auswertung wird bestimmt, wie viele Kopien<br />

der untersuchten Chromosomen/Chromatiden im ersten<br />

beziehungsweise zweiten Polkörper vorhanden<br />

s<strong>in</strong>d.<br />

Aus dem Ergebnis kann man <strong>in</strong>direkt auf den Chromosomensatz<br />

der Eizelle schließen. Mit der gegenwärtigen<br />

FISH-Technik können bis zu sechs Chromosomen<br />

<strong>in</strong> <strong>e<strong>in</strong></strong>er Bestimmung erfasst werden (17). Im<br />

Zeitrahmen, den das Embryonenschutzgesetz vorgibt,<br />

s<strong>in</strong>d maximal zwei Bestimmungsansätze mit der Analyse<br />

von <strong>in</strong>sgesamt zehn bis zwölf Chromosomen<br />

durchführbar, was <strong>die</strong>se Untersuchungsmethode erheblich<br />

limitiert. Die Aussagekraft des Verfahrens<br />

wird weiterh<strong>in</strong> durch den sogenannten FISH-drop-out<br />

<strong>e<strong>in</strong></strong>geschränkt, bei dem <strong>e<strong>in</strong></strong>e FISH-Sonde das zu untersuchende<br />

Chromosom nicht darstellt, obwohl es eigentlich<br />

vorhanden ist. Die Häufigkeit des FISHdrop-out<br />

wird mit zwei bis drei Prozent pro untersuchtes<br />

Chromosom veranschlagt.<br />

Weitere Methoden zur simultanen Darstellung aller<br />

Chromosomen wurden <strong>in</strong> <strong>die</strong>sem Zusammenhang bereits<br />

geprüft, s<strong>in</strong>d aber entweder aus technischen<br />

Gründen nicht praktikabel (18, 19) oder <strong>in</strong> der Zeitvorgabe<br />

des Embryonenschutzgesetzes trotz kürzlich<br />

erreichter technischer Fortschritte noch nicht anwendbar<br />

(zum Beispiel comparative genomische Hybridisierung<br />

[CGH] und Chiptechnologie) (20<strong>–</strong>24).<br />

192 Deutsches Ärzteblatt⏐Jg. 105⏐Heft 11⏐14. März 2008


Diagnostik monogener Erkrankungen<br />

Die <strong>Polkörperdiagnostik</strong> kann zur Untersuchung monogener<br />

Erkrankungen herangezogen werden, ist aber<br />

der Präimplantationsdiagnostik <strong>in</strong> Praktikabilität und<br />

Diagnosesicherheit klar unterlegen. Physiologische<br />

Abläufe während der Meiose <strong>–</strong> wie der Austausch genetischen<br />

Materials zwischen den homologen Chromosomen<br />

<strong>in</strong> der Prophase der ersten Reifeteilung<br />

(Cross<strong>in</strong>g-over) gegebenenfalls komb<strong>in</strong>iert mit <strong>e<strong>in</strong></strong>er<br />

vorzeitigen Chromatidensegregation <strong>–</strong> reduzieren <strong>die</strong><br />

Aussagekraft <strong>die</strong>ser Methode und machen <strong>die</strong> Analyse<br />

des ersten und zweiten Polkörpers zur Sicherung <strong>e<strong>in</strong></strong>er<br />

korrekten Diagnose zw<strong>in</strong>gend notwendig.<br />

Bei monogenen Erkrankungen erfolgt der Nachweis<br />

der krankheitsspezifischen Mutation über <strong>e<strong>in</strong></strong>e<br />

Polymerase-Kettenreaktion (PCR). Neben der Kontam<strong>in</strong>ationsgefahr<br />

bei E<strong>in</strong>zelzell-PCR s<strong>in</strong>d methoden<strong>in</strong>härente<br />

Probleme, wie <strong>die</strong> ausschließliche Amplifikation<br />

<strong>e<strong>in</strong></strong>es der zu untersuchenden Krankheitsallele<br />

(Allele-drop-out) zu berücksichtigen. E<strong>in</strong> Amplifikationsversagen<br />

tritt bei E<strong>in</strong>zelzell-PCRs <strong>in</strong> 10 bis<br />

20 Prozent der Fälle auf (25) und kann unerkannt zu<br />

Fehldiagnosen führen.<br />

E<strong>in</strong> grundsätzlicher Nachteil der <strong>Polkörperdiagnostik</strong><br />

besteht dar<strong>in</strong>, dass nur das mütterliche Erbgut untersucht<br />

und <strong>e<strong>in</strong></strong>e Aussage über mögliche paternale<br />

Faktoren nicht getroffen werden kann. Dies wäre bei<br />

maternalen autosomal-dom<strong>in</strong>anten oder x-chromosomalen<br />

Erkrankungen maternalen Ursprungs akzeptabel,<br />

weil alle mutationstragenden Eizellen unabhängig<br />

von der genetischen Konstitution des Vaters zu <strong>e<strong>in</strong></strong>em<br />

erkrankten K<strong>in</strong>d führen.<br />

Auch bei der Diagnostik rezessiver Erbgänge müssen<br />

alle mutationstragenden Eizellen (statistisch 50 Prozent)<br />

verworfen werden, obwohl <strong>die</strong> Krankheit sich nur<br />

bei 25 Prozent der entstehenden Embryonen manifestieren<br />

würde. Der Grund dafür ist, dass nur 50 Prozent der<br />

Spermien ebenfalls <strong>die</strong> Krankheitsanlage tragen.<br />

TABELLE 2<br />

GRAFIK 3<br />

Ergebnisse der PKD zur Aneuploi<strong>die</strong>-Testung bei Frauen zwischen 35 und 39 Jahren und<br />

m<strong>in</strong>destens 2 vorausgegangenen IVF-Versuchen<br />

Prädiktiver Wert der Polkörperbiopsie<br />

bei der Aneuploi<strong>die</strong>diagnostik<br />

Schätzungen zur Diagnosesicherheit der Polkörperbiopsie<br />

basieren auf Daten aus Abortmaterial. Ausgehend<br />

von chromosomenspezifischen Trisomieraten<br />

<strong>in</strong> Abortmaterial wurde veranschlagt, dass durch<br />

Analyse der Chromosomen 13, 16, 18, 21 und 22<br />

etwa 50 Prozent der Chromosomenaberrationen, <strong>die</strong><br />

bei Fehlgeburten im ersten Trimenon auftreten, erfasst<br />

würden (e1). Die ger<strong>in</strong>ge Zahl der durch Polkörperbiopsie<br />

mit FISH erkennbaren Chromosomen<br />

stellt also <strong>e<strong>in</strong></strong>e klare Limitation der Methode dar.<br />

Vergleichende Untersuchungen von Eizellen mitsamt<br />

zugehörigen ersten Polkörpern durch FISH<br />

und CGH zeigten, dass bei E<strong>in</strong>satz von fünf FISH-<br />

Sonden nur 37 Prozent der tatsächlich vorhandenen<br />

Chromosomenanomalien erkannt wurden. Die Nachweisrate<br />

steigt beim E<strong>in</strong>satz von zwölf FISH-Son-<br />

PKD-Gruppe Kontrolle Statistik<br />

Behandlungszyklen 159 163<br />

Alters-Median 37,8 36,9 n.s.<br />

Transferrate 89,3 % (142/159) 90,2 % (147/163) n.s.<br />

Embryonen/Transfer 1,77 (251/142) 2,02 (297/147) P < 0,05<br />

Biochemische SS-Rate/Transfer 31,7 % (45/142) 31,9 % (47/147) n.s.<br />

Kl<strong>in</strong>ische SS-Rate/Transfer 28,9 % (41/142) 21,8 % (32/147) n.s.<br />

Implantationsrate 17,5 % (44/251) 11,8 % (35/297) P < 0,05<br />

Abortrate 19,5 % (8/41) 28,1 % (9/32) n.s.<br />

Geburtenrate/Zyklus 20,8 % (33/159) 14,1 % (23/163) n.s.<br />

Geburtenrate/Transfer 23,2 % (33/142) 15,6 % (23/147) P = 0,1<br />

Zur statistischen Analyse wurden ANOVA und Chi-square-Test <strong>e<strong>in</strong></strong>gesetzt;<br />

PKD, <strong>Polkörperdiagnostik</strong>; IVF, In-vitro-Fertilisation; n.s., nicht signifikant<br />

MEDIZIN<br />

Entstehung<br />

numerischer<br />

Chromosomenaberrationen(Trisomie/Monosomie)<br />

bei der<br />

Bildung des ersten<br />

Polkörpers<br />

Deutsches Ärzteblatt⏐Jg. 105⏐Heft 11⏐14. März 2008 193


MEDIZIN<br />

TABELLE 3<br />

Ergebnisse der PKD zur Aneuploi<strong>die</strong>-Testung bei Frauen ✞ 40 Jahren<br />

PKD-Gruppe Kontrolle Statistik<br />

Behandlungszyklen 103 110<br />

Transferrate 80,6 % (83/103) 92,7 % (102/110) n.s.<br />

Embryonen/Transfer 1,75 (145/83) 2,03 (207/102) P < 0,05<br />

Biochemische SS-Rate/Transfer 20,5 % (17/83) 18,6 % (19/102) n.s.<br />

Kl<strong>in</strong>ische SS-Rate/Transfer 14,5 % (12/83) 14,7 % (15/102) n.s.<br />

Implantationsrate 9,7 % (14/145) 7,2 % (15/207) n.s.<br />

Abortrate 14,3 % (2/14) 46,7 % (7/15) P = 0,06<br />

Geburtenrate/Zyklus 9,8 % (10/103) 7,3 % (8/110) n.s.<br />

Geburtenrate/Transfer 12,0 % (10/83) 7,8 % (8/102) n.s.<br />

den auf 67 Prozent der durch CGH diagnostizier-baren<br />

Aneuploi<strong>die</strong>n der Eizell-/Polkörperpaare (13, 22,<br />

23).<br />

Die zusätzliche Analyse des zweiten Polkörpers<br />

verbessert <strong>die</strong> Nachweisraten chromosomaler Fehlverteilungen<br />

deutlich. E<strong>in</strong>e Untersuchungsreihe an<br />

10 317 Oozyten aus 1 551 IVF-Zyklen (e2) fand bei<br />

FISH-Analyse des ersten und zweiten Polkörpers für<br />

fünf Chromosomen (Chromosom 13, 16, 18, 21, 22)<br />

<strong>e<strong>in</strong></strong>e Aneuploi<strong>die</strong>rate von 61,8 Prozent. E<strong>in</strong> Drittel der<br />

entdeckten Aneuploi<strong>die</strong>n entstand während der zweiten<br />

Reifeteilung und war somit nur im zweiten Polkörper<br />

nachweisbar (6, e2, e3).<br />

Während <strong>die</strong> Aneuploi<strong>die</strong>raten <strong>in</strong> Eizellen mit dem<br />

mütterlichen Alter steigen (6, e3), zeigen postmeiotische<br />

Anomalien, <strong>die</strong> während der mitotischen Teilungen<br />

des frühen Embryos entstehen (zum Beispiel<br />

Chromosomenmosaike) <strong>in</strong> allen Altersgruppen vergleichbare<br />

Inzidenzen.<br />

Postmeiotische Chromosomenanomalien, nicht jedoch<br />

Aneuploi<strong>die</strong>n, korrelieren <strong>e<strong>in</strong></strong>deutig mit veränderter<br />

Morphologie und reduzierter Teilungsgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

der betroffenen Embryonen (e3). Da<br />

laut Embryonenschutzgesetz <strong>die</strong> Auswahl der Eizellen<br />

für den späteren Embryotransfer bereits im Vorkernstadium<br />

erfolgen muss, können <strong>die</strong> genannten<br />

Beurteilungskriterien der Embryonenqualität <strong>in</strong><br />

Deutschland kl<strong>in</strong>isch nicht genutzt werden.<br />

Der Karyotyp der reifen Eizelle ist nach neueren<br />

Stu<strong>die</strong>n der hauptsächliche determ<strong>in</strong>ierende Faktor<br />

des Entwicklungspotenzials der resultierenden Embryonen.<br />

Die Mehrzahl der euploiden Eizellen entwickelt<br />

sich zu euploiden Embryonen, <strong>die</strong> wiederum<br />

<strong>in</strong> <strong>e<strong>in</strong></strong>em wesentlich höheren Prozentsatz das Blastozystenstadium<br />

erreichen als Embryonen mit Chromosomenanomalien<br />

(93 versus 21 Prozent) (e4). Die<br />

Aneuploi<strong>die</strong>diagnostik ist somit gerade <strong>in</strong> Deutschland<br />

<strong>e<strong>in</strong></strong> wichtiges Instrument zur Identifikation von<br />

Eizellen mit hohem Entwicklungspotenzial.<br />

Zur statistischen Analyse wurden ANOVA und Chi-square-Test <strong>e<strong>in</strong></strong>gesetzt;<br />

PKD, <strong>Polkörperdiagnostik</strong><br />

Während Chromosomenanomalien mit Ursprung <strong>in</strong><br />

der Meiose alle Zellen des Embryos betreffen, können<br />

postmeiotische Aneuploi<strong>die</strong>n im H<strong>in</strong>blick auf <strong>die</strong> Zahl<br />

betroffener Blastomeren und <strong>die</strong> Auswirkungen auf<br />

<strong>die</strong> weitere Entwicklung des Embryos heterogen s<strong>e<strong>in</strong></strong>.<br />

Die hohe Diskordanz der Chromosomenbefunde,<br />

<strong>die</strong> im Rahmen der PID an verschiedenen Blastomeren<br />

desselben Embryos erhoben wurden (7, e5), und<br />

<strong>die</strong> Festlegung adäquater Konsequenzen bei pathologischen<br />

Befunden stellen derzeit <strong>e<strong>in</strong></strong> signifikantes<br />

praktisches Problem der Präimplantationsdiagnostik<br />

dar (e5, e6).<br />

Ergebnisse der PKB<br />

zum Aneuploi<strong>die</strong>screen<strong>in</strong>g<br />

Wie bei der Präimplantationsdiagnostik (12, 15, e6,<br />

e7) ist der Nutzen der Aneuploi<strong>die</strong>testung bei der Polkörperbiopsie<br />

im H<strong>in</strong>blick auf <strong>e<strong>in</strong></strong>e Steigerung der Erfolgsraten<br />

der extrakorporalen Befruchtung zurzeit<br />

noch umstritten.<br />

International wird <strong>die</strong> <strong>Polkörperdiagnostik</strong> zum<br />

Aneuploi<strong>die</strong>nachweis <strong>in</strong> großem Umfang nur von der<br />

Arbeitsgruppe um Verl<strong>in</strong>sky <strong>e<strong>in</strong></strong>gesetzt. Die umfangreichste<br />

retrospektive Ergebnisdokumentation <strong>die</strong>ser<br />

Gruppe umfasst mehr als 1 200 Behandlungszyklen<br />

bei Patient<strong>in</strong>nen mit <strong>e<strong>in</strong></strong>em Durchschnittsalter von<br />

38,5 Jahren und nicht näher def<strong>in</strong>ierter reproduktionsmediz<strong>in</strong>isch<br />

„schlechter Prognose“. Die kl<strong>in</strong>ische<br />

Schwangerschaftsrate aller Zyklen mit Embryotransfer<br />

nach Analyse von fünf Chromosomen wurde mit<br />

22 Prozent angegeben. Durchschnittlich wurden 2,35<br />

Embryonen übertragen (e8). E<strong>in</strong>e Kontrollgruppe<br />

wird nicht präsentiert.<br />

Das Deutsche IVF-Register (DIR), das alle <strong>in</strong><br />

Deutschland durchgeführten IVF-Zyklen prospektiv<br />

erfasst, zeigt für alle Patient<strong>in</strong>nen über 35 Jahre nach<br />

regulärer IVF ohne <strong>Polkörperdiagnostik</strong> <strong>e<strong>in</strong></strong>e kl<strong>in</strong>ische<br />

Schwangerschaftsrate pro Embryotransfer von<br />

21,3 Prozent (DIR 2003). E<strong>in</strong>e Auswertung der PKD<br />

194 Deutsches Ärzteblatt⏐Jg. 105⏐Heft 11⏐14. März 2008


ei 460 Frauen aus <strong>e<strong>in</strong></strong>em deutschen IVF-Zentrum erbrachte,<br />

wie <strong>in</strong> der Arbeit von Verl<strong>in</strong>sky (e6), kl<strong>in</strong>ische<br />

Schwangerschaftsraten, <strong>die</strong> bei fehlender eigener<br />

Kontrollgruppe sogar unter den Vergleichsdaten des<br />

DIR liegen (e9).<br />

Zum Nachweis des effektiven Nutzens der PKD<br />

zur Aneuploi<strong>die</strong>diagnostik s<strong>in</strong>d daher kontrollierte<br />

Stu<strong>die</strong>n oder zum<strong>in</strong>dest <strong>die</strong> E<strong>in</strong>beziehung <strong>e<strong>in</strong></strong>er zentrumsbezogenen<br />

Kontrollgruppe zw<strong>in</strong>gend erforderlich.<br />

Unter <strong>die</strong>ser Maßgabe haben <strong>die</strong> Autoren nach<br />

Optimierung der Labortechniken eigene, prospektiv<br />

<strong>in</strong> <strong>e<strong>in</strong></strong>em DIR-kompatiblen Erfassungsprogramm dokumentierte<br />

Behandlungsdaten nach Zyklen mit<br />

und ohne PKD ausgewertet. Die Ergebnisse für <strong>die</strong><br />

Untergruppe der Frauen im Alter von 35 bis 39 Jahre<br />

mit m<strong>in</strong>destens zwei vorausgegangenen IVF-/ICSI-<br />

Behandlungsversuchen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Tabelle 2 dargestellt.<br />

Diese Daten zeigen, dass trotz <strong>e<strong>in</strong></strong>er ger<strong>in</strong>geren<br />

Zahl transferierter Embryonen <strong>in</strong> der PKD-Gruppe<br />

signifikant höhere Implantationsraten erzielt werden<br />

konnten.<br />

E<strong>in</strong>e Auswertung für Patient<strong>in</strong>nen über 39 Jahre<br />

lässt erkennen, dass nach Durchführung <strong>e<strong>in</strong></strong>er PKD<br />

bei vergleichbarer kl<strong>in</strong>ischer Schwangerschaftsrate<br />

<strong>die</strong> Abortrate abnimmt (Tabelle 3). Diese Ergebnisse<br />

weisen darauf h<strong>in</strong>, dass <strong>e<strong>in</strong></strong> <strong>in</strong>dikationsbezogener E<strong>in</strong>satz<br />

der PKD, zum Beispiel bei erhöhtem Patientenalter,<br />

durchaus vorteilhaft s<strong>e<strong>in</strong></strong> könnte. Weitere Untersuchungen<br />

an größeren Patientenkollektiven und unter<br />

standardisierten Laborbed<strong>in</strong>gungen s<strong>in</strong>d aber zur kl<strong>in</strong>ischen<br />

und wissenschaftlichen Evaluierung der PKD<br />

unbed<strong>in</strong>gt erforderlich. E<strong>in</strong>e <strong>e<strong>in</strong></strong>geleitete Multicenterstu<strong>die</strong><br />

konnte aufgrund unterschiedlicher Laborrout<strong>in</strong>e<br />

und Biopsietechniken nicht fortgesetzt werden.<br />

Ausblick<br />

Die <strong>Polkörperdiagnostik</strong> ist <strong>e<strong>in</strong></strong>e neue Methode zur <strong>in</strong>direkten<br />

genetischen Untersuchung der Eizelle, deren<br />

therapeutischer Nutzen bei <strong>in</strong>dividuellen Patientengruppen<br />

noch <strong>e<strong>in</strong></strong>deutig belegt werden muss. Obwohl<br />

bereits <strong>in</strong> mehreren deutschen Labors etabliert, ist <strong>die</strong><br />

Polkörperbiopsie technisch anspruchsvoll und k<strong>e<strong>in</strong></strong>e<br />

Rout<strong>in</strong>emethode, <strong>die</strong> unkritisch <strong>in</strong> großem Umfang<br />

<strong>e<strong>in</strong></strong>gesetzt werden sollte.<br />

Parallel zur kl<strong>in</strong>ischen Evaluierung und Def<strong>in</strong>ition<br />

klarer Indikationsgruppen ist <strong>e<strong>in</strong></strong>e weitere Optimierung<br />

der Labortechniken wünschenswert. Dazu<br />

gehören Verbesserungen der Biopsietechniken und<br />

der Kryokonservierung von Eizellen nach Polkörperbiopsie<br />

sowie <strong>die</strong> Erhöhung der Zahl untersuchter relevanter<br />

Chromosomen bei der Aneuploi<strong>die</strong>diagnostik.<br />

Unbestritten ist, dass <strong>in</strong> den nächsten Jahren <strong>die</strong><br />

Weiterentwicklung molekulargenetischer Methoden<br />

auch <strong>die</strong> kl<strong>in</strong>ische Bedeutung der <strong>Polkörperdiagnostik</strong><br />

be<strong>e<strong>in</strong></strong>flussen wird.<br />

Als wesentlicher Nachteil der <strong>Polkörperdiagnostik</strong><br />

gegenüber der Präimplantationsdiagnostik durch Blastomerenbiopsie<br />

wird bestehen bleiben, dass paternale<br />

Faktoren nicht und monogene Erkrankungen nur<br />

<strong>e<strong>in</strong></strong>geschränkt diagnostizierbar s<strong>in</strong>d. Zu betonen ist<br />

weiterh<strong>in</strong>, dass <strong>die</strong> Polkörperbiopsie k<strong>e<strong>in</strong></strong>e vorgezogene<br />

Pränataldiagnostik darstellt und <strong>die</strong>se nicht ersetzen<br />

kann.<br />

In Kenntnis <strong>die</strong>ser E<strong>in</strong>schränkungen ist <strong>die</strong> <strong>Polkörperdiagnostik</strong><br />

zum Beispiel zur Aneuploi<strong>die</strong>testung<br />

dennoch <strong>e<strong>in</strong></strong> <strong>Schritt</strong> <strong>in</strong> <strong>die</strong> <strong>richtige</strong> <strong>Richtung</strong> als <strong>in</strong>dikationsbezogene<br />

Ergänzung <strong>e<strong>in</strong></strong>er Sterilitätstherapie<br />

unter den limitierten Bed<strong>in</strong>gungen des deutschen Embryonenschutzgesetzes.<br />

Interessenkonflikt<br />

Die Autoren erklären, dass k<strong>e<strong>in</strong></strong> Interessenkonflikt im S<strong>in</strong>ne der Richtl<strong>in</strong>ien<br />

des International Committee of Medical Journal Editors besteht.<br />

Manuskriptdaten<br />

<strong>e<strong>in</strong></strong>gereicht: 6. 7. 2006, revi<strong>die</strong>rte Fassung angenommen: 16. 10. 2007<br />

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MEDIZIN<br />

Deutsches Ärzteblatt⏐Jg. 105⏐Heft 11⏐14. März 2008 195


MEDIZIN<br />

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ASS-300 senkt Risiko für Kolonkarz<strong>in</strong>om<br />

Aspir<strong>in</strong> <strong>in</strong> biologisch relevanter Dosis kann <strong>die</strong> Häufigkeit des kolorektalen<br />

Karz<strong>in</strong>oms reduzieren. Jedoch kann wegen der möglichen Risiken bei<br />

<strong>e<strong>in</strong></strong>er Langzeit<strong>e<strong>in</strong></strong>nahme und der Verfügbarkeit alternativer Präventionsstrategien<br />

<strong>die</strong> Aspir<strong>in</strong><strong>e<strong>in</strong></strong>nahme zur Krebsprävention der Allgem<strong>e<strong>in</strong></strong>bevölkerung<br />

nicht empfohlen werden. In Großbritannien wurden <strong>in</strong> den späten<br />

1970er-Jahren und frühen 1980er-Jahren zwei große randomisierte<br />

Stu<strong>die</strong>n durchgeführt <strong>–</strong> <strong>die</strong> British Doctors Aspir<strong>in</strong> Study und <strong>die</strong> „UK-TIA<br />

Aspir<strong>in</strong> Study“. Die Langzeitergebnisse (Untersuchungszeitraum > 20<br />

Jahre) der UK-TIA-Stu<strong>die</strong> wurden erst kürzlich präsentiert, weil mit <strong>e<strong>in</strong></strong>er<br />

hohen Verzögerung der Aspir<strong>in</strong>wirkung auf <strong>die</strong> Entwicklung des kolorektalen<br />

Karz<strong>in</strong>oms gerechnet werden musste. Schließlich dauert der Übergang<br />

<strong>e<strong>in</strong></strong>es gutartigen Adenoms <strong>in</strong> <strong>e<strong>in</strong></strong> <strong>in</strong>vasiv wachsendes Karz<strong>in</strong>om<br />

Anschrift für <strong>die</strong> Verfasser<br />

Prof. Dr. med. Hans van der Ven<br />

Abteilung für Gynäkologische Endokr<strong>in</strong>ologie und Reproduktionsmediz<strong>in</strong><br />

Zentrum für Geburtshilfe und Frauenheilkunde<br />

Universitätskl<strong>in</strong>ikum Bonn<br />

Sigmund-Freud-Straße 25, 53105 Bonn<br />

SUMMARY<br />

Polar Body Diagnosis <strong>–</strong> A Step <strong>in</strong> The Right Direction?<br />

Introduction: Polar body diagnosis (PBD) is a new diagnostic method<br />

for the <strong>in</strong>direct genetic analysis of oocytes, which is carried out as<br />

part of <strong>in</strong> vitro fertilization. The biopsy of polar bo<strong>die</strong>s is technically<br />

demand<strong>in</strong>g and cannot be adopted uncritically a rout<strong>in</strong>e practice,<br />

<strong>in</strong> the absence of robust data to support this laboratory procedure.<br />

Methods: Selective literature review and analysis of own PBD data.<br />

Results: The ma<strong>in</strong> application of PBD is the detection of chromosomal<br />

aneuploi<strong>die</strong>s and maternally <strong>in</strong>herited translocations <strong>in</strong> oocytes. The<br />

major disadvantage of PBD is that the paternal contribution to the<br />

genetic constitution of the develop<strong>in</strong>g embryo cannot be evaluated.<br />

Moreover, the potential value of polar body biopsy for the diagnosis of<br />

monogenetic diseases is limited. Discussion: The role of PBD <strong>in</strong> improv<strong>in</strong>g<br />

of success rates <strong>in</strong> assisted reproduction requires evaluation<br />

<strong>in</strong> further cl<strong>in</strong>ical trials. For maternal translocations, PBD can be used<br />

to reduce the risk of miscarriage. Rapid development <strong>in</strong> the field of<br />

molecular diagnostic and biopsy techniques will also <strong>in</strong>fluence PBD<br />

and will most likely allow wider application of this method <strong>in</strong> the near<br />

future. Dtsch Arztebl 2008; 105(11): 190<strong>–</strong>6<br />

DOI: 10.3238/arztebl.2008.0190<br />

Key words: polar body diagnosis, aneuploidy test<strong>in</strong>g, <strong>in</strong> vitro fertilization,<br />

<strong>in</strong>fertility, oocyte<br />

The English version of this article is available onl<strong>in</strong>e:<br />

www.aerzteblatt-<strong>in</strong>ternational.de<br />

eLiteratur:<br />

www.aerzteblatt.de/lit1108<br />

196 Deutsches Ärzteblatt⏐Jg. 105⏐Heft 11⏐14. März 2008<br />

@<br />

(Adenom-Karz<strong>in</strong>om-Sequenz) m<strong>in</strong>destens 10 Jahre. In der Tat zeigten<br />

<strong>die</strong> Ergebnisse, dass <strong>die</strong> E<strong>in</strong>nahme von 300 g (oder mehr) ASS über<br />

m<strong>in</strong>destens fünf Jahre <strong>die</strong> Häufigkeit des kolorektalen Karz<strong>in</strong>oms um<br />

37 % (Hazard ratio: 0,63; 95-%-KI: 0,47<strong>–</strong>0,85; von 3,8 % auf 2,5 %<br />

absoluter Häufigkeit) zu senken vermochte. Die krebssenkende Wirkung<br />

des Aspir<strong>in</strong>s war dabei unabhängig von Alter, Geschlecht, ethnischer Zugehörigkeit<br />

oder Herkunftsland der untersuchten Personen. Die Wirkung<br />

fand sich auch bei Personen mit Fällen von kolorektalem Karz<strong>in</strong>om bei<br />

Verwandten ersten Grades, bei denen das Krebsrisiko um das Zwei- bis<br />

Dreifache erhöht ist. Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass <strong>die</strong> E<strong>in</strong>nahme<br />

von 300 mg ASS oder mehr für fünf Jahre bei der primären<br />

Prävention des kolorektalen Karz<strong>in</strong>oms wirksam ist, allerd<strong>in</strong>gs mit <strong>e<strong>in</strong></strong>er<br />

Latenzzeit von zehn Jahren. w<br />

Flossmann E et al.: Effect of aspir<strong>in</strong> on long-term risk of colorectal cancer: consistent evidence from randomized and observational stu<strong>die</strong>s. Lancet 2007; 369: 1603<strong>–</strong>13.<br />

E-Mail: enrico.flossmann@clneuro.ox.ac.uk


ÜBERSICHTSARBEIT<br />

<strong>Polkörperdiagnostik</strong> <strong>–</strong> <strong>e<strong>in</strong></strong> <strong>Schritt</strong> <strong>in</strong><br />

<strong>die</strong> <strong>richtige</strong> <strong>Richtung</strong>?<br />

Katr<strong>in</strong> van der Ven, Markus Montag, Hans van der Ven<br />

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MEDIZIN<br />

Deutsches Ärzteblatt⏐Jg. 105⏐Heft 11⏐14. März 2008 1

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