Polkörperdiagnostik – ein Schritt in die richtige Richtung?
Polkörperdiagnostik – ein Schritt in die richtige Richtung?
Polkörperdiagnostik – ein Schritt in die richtige Richtung?
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
MEDIZIN<br />
ÜBERSICHTSARBEIT<br />
<strong>Polkörperdiagnostik</strong> <strong>–</strong> <strong>e<strong>in</strong></strong> <strong>Schritt</strong> <strong>in</strong><br />
<strong>die</strong> <strong>richtige</strong> <strong>Richtung</strong>?<br />
Katr<strong>in</strong> van der Ven, Markus Montag, Hans van der Ven<br />
ZUSAMMENFASSUNG<br />
E<strong>in</strong>leitung: Die <strong>Polkörperdiagnostik</strong> (PKD) ist <strong>e<strong>in</strong></strong>e neue<br />
Methode zur <strong>in</strong>direkten genetischen Untersuchung von<br />
Eizellen. Sie wird im Rahmen <strong>e<strong>in</strong></strong>er In-vitro-Fertilisationsbehandlung<br />
durchgeführt. Die <strong>Polkörperdiagnostik</strong> ist<br />
labortechnisch anspruchsvoll und k<strong>e<strong>in</strong></strong> Rout<strong>in</strong>everfahren,<br />
das unkritisch <strong>in</strong> großem Umfang <strong>e<strong>in</strong></strong>gesetzt werden sollte,<br />
denn ausreichende kl<strong>in</strong>ische Daten liegen nicht vor.<br />
Methoden: Selektive Aufarbeitung der Literatur und Auswertung<br />
eigener Daten zur Polkörperbiopsie.<br />
Ergebnisse: Das Haupt<strong>e<strong>in</strong></strong>satzgebiet der PKD ist der Nachweis<br />
von Chromosomen-Fehlverteilungen (Aneuploi<strong>die</strong>diagnostik)<br />
und mütterlicher Translokationen <strong>in</strong> Eizellen.<br />
Paternale genetische Faktoren s<strong>in</strong>d nicht und monogene<br />
Erkrankungen nur <strong>e<strong>in</strong></strong>geschränkt diagnostizierbar.<br />
Diskussion: Die Wertigkeit der PKD als Ergänzung zur Steigerung<br />
der Erfolgsraten der In-vitro-Fertilisation muss <strong>in</strong><br />
kl<strong>in</strong>ischen Stu<strong>die</strong>n noch belegt werden. Im Fall mütterlicher<br />
Translokationen ersch<strong>e<strong>in</strong></strong>t <strong>die</strong> PKD zur Senkung der<br />
Abortraten schon heute anwendbar. Durch Fortentwicklung<br />
der Biopsietechniken und molekulargenetischen Diagnostik<br />
werden künftig mit der PKD umfassendere Untersuchungen<br />
möglich s<strong>e<strong>in</strong></strong>.<br />
Dtsch Arztebl 2008; 105(11): 190<strong>–</strong>6<br />
DOI: 10.3238/arztebl.2008.0190<br />
Schlüsselwörter: <strong>Polkörperdiagnostik</strong>, Aneuploi<strong>die</strong>-Testung,<br />
In-vitro-Fertilisation, K<strong>in</strong>derwunsch, Eizelle<br />
Abteilung für Gynäkologische Endokr<strong>in</strong>ologie und Reproduktionsmediz<strong>in</strong>,<br />
Zentrum für Geburtshilfe und Frauenheilkunde, Universitätskl<strong>in</strong>ikum Bonn:<br />
Prof. Dr. med. van der Ven, PD Dr. rer. nat. Montag, Prof. Dr. med. van der Ven<br />
190 Deutsches Ärzteblatt⏐Jg. 105⏐Heft 11⏐14. März 2008<br />
D ie<br />
<strong>Polkörperdiagnostik</strong> (PKD) ist <strong>e<strong>in</strong></strong>e Methode<br />
zur genetischen Untersuchung von Eizellen<br />
noch vor Abschluss der Befruchtung (Präkonzeptionsdiagnostik)<br />
(1). Die Entnahme und Untersuchung des<br />
ersten und zweiten Polkörpers ermöglicht <strong>e<strong>in</strong></strong>e <strong>in</strong>direkte<br />
Aussage über <strong>die</strong> genetische Konstitution der Eizelle.<br />
Im Gegensatz dazu offeriert <strong>die</strong> Präimplantationsdiagnostik<br />
(PID) durch Entnahme und Analyse<br />
<strong>e<strong>in</strong></strong>zelner Blastomeren <strong>die</strong> direkte Untersuchung des<br />
Erbguts <strong>e<strong>in</strong></strong>es entstehenden Embryos (2). PKD und<br />
PID s<strong>in</strong>d nur im Rahmen <strong>e<strong>in</strong></strong>er In-vitro-Fertilisationstherapie<br />
durchführbar. Die Verfahren erlauben den<br />
Nachweis von numerischen Chromosomenfehlverteilungen<br />
(Aneuploi<strong>die</strong>n), Translokationen und monogenen<br />
Erkrankungen. Ziele <strong>die</strong>ser Methoden s<strong>in</strong>d, <strong>die</strong><br />
Erfolgsraten der assistierten Reproduktion zu verbessern<br />
sowie Schwangerschaften und Geburten schwer<br />
erkrankter K<strong>in</strong>der zu vermeiden.<br />
Aufgrund der höheren diagnostischen Aussagekraft<br />
hat sich <strong>in</strong>ternational <strong>die</strong> Präimplantationsdiagnostik<br />
durchgesetzt. In Deutschland gilt <strong>die</strong> PID als nicht mit<br />
dem Deutschen Embryonenschutzgesetz ver<strong>e<strong>in</strong></strong>bar.<br />
Deshalb hat sich parallel zur anhaltenden ethischen<br />
und juristischen Debatte über Inhalt und Nutzen <strong>die</strong>ser<br />
gesetzlichen Regelung <strong>die</strong> <strong>Polkörperdiagnostik</strong><br />
etabliert.<br />
Neben der methodischen Darstellung werden im<br />
Folgenden auf der Basis <strong>e<strong>in</strong></strong>er selektiven Literaturaufarbeitung<br />
Möglichkeiten und Wertigkeit der Polkörperbiopsie<br />
für verschiedene diagnostische Fragestellungen<br />
im zeitlichen und rechtlichen Rahmen des<br />
Deutschen Embryonenschutzgesetzes erläutert und<br />
diskutiert.<br />
Meiose mit Bildung des ersten<br />
und zweiten Polkörpers<br />
Der diploide Chromosomensatz der Eizelle wird kurz<br />
vor der Ovulation durch Vollendung der ersten Reifeteilung<br />
auf <strong>e<strong>in</strong></strong>en haploiden Chromosomensatz reduziert<br />
(Grafik 1). E<strong>in</strong> Chromosomensatz verbleibt <strong>in</strong><br />
der Eizelle, während der zweite Chromosomensatz<br />
unter Bildung des ersten Polkörpers aus dem Zytoplasma<br />
ausgeschleust wird.<br />
Nach E<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gen <strong>e<strong>in</strong></strong>es Spermiums folgt <strong>die</strong> zweite<br />
Reifeteilung. Dabei spalten sich <strong>die</strong> zweifädigen<br />
Chromosomen weiter <strong>in</strong> Chromatiden auf und <strong>e<strong>in</strong></strong><br />
Chromatidensatz wird unter Bildung des zweiten Polkörpers<br />
ausgeschleust. Die Zahl der Chromosomen
eziehungsweise Chromatiden <strong>in</strong> Polkörpern und Eizelle<br />
ist nach regulär abgelaufener erster und zweiter<br />
Reifeteilung gleich. Die Polkörper haben für <strong>die</strong> weitere<br />
embryonale Entwicklung k<strong>e<strong>in</strong></strong>e nachgewiesene<br />
Bedeutung und stehen für diagnostische Maßnahmen<br />
zur Verfügung.<br />
Nach der Fertilisation entwickeln sich <strong>in</strong> der Eizelle<br />
der männliche und weibliche Vorkern, <strong>die</strong> das maternale<br />
und paternale Erbmaterial enthalten. 16 bis<br />
20 h später lösen sich <strong>die</strong> Vorkernmembranen als Vorbereitung<br />
auf <strong>die</strong> erste Zellteilung auf. Hiermit ist<br />
nach biologischer Def<strong>in</strong>ition der Befruchtungsvorgang<br />
abgeschlossen.<br />
Regelungen des deutschen<br />
Embryonenschutzgesetzes<br />
Das Embryonenschutzgesetz von 1990 gibt den zeitlichen<br />
und therapeutischen Rahmen für Verfahren der<br />
künstlichen Befruchtung <strong>in</strong> Deutschland vor.<br />
Als Embryo im S<strong>in</strong>ne des Embryonenschutzgesetzes<br />
gilt bereits <strong>die</strong> befruchtete, entwicklungsfähige<br />
menschliche Eizelle vom Zeitpunkt der „Kernverschmelzung“<br />
an, ferner jede <strong>e<strong>in</strong></strong>em Embryo entnommene<br />
totipotente Zelle. Embryonen dürfen <strong>e<strong>in</strong></strong>zig zum<br />
Zweck des Embryotransfers erzeugt werden. Nach der<br />
derzeitigen Interpretation dürfen maximal drei Eizellen<br />
befruchtet und maximal drei Embryonen <strong>e<strong>in</strong></strong>zeitig<br />
auf <strong>die</strong> Mutter übertragen werden. Da <strong>die</strong> Polkörperbiopsie<br />
zeitlich vor der „Verschmelzung“ der Vorkerne<br />
stattf<strong>in</strong>det, stellt sie <strong>e<strong>in</strong></strong>e Maßnahme der Präkonzeptionsdiagnostik<br />
dar und ist mit dem Embryonenschutzgesetz<br />
kompatibel. Für <strong>die</strong> Durchführung der<br />
PKD steht jedoch nur <strong>e<strong>in</strong></strong> enger zeitlicher Rahmen von<br />
maximal 20 h zwischen E<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gen des Spermiums<br />
und Sichtbarwerden der Vorkerne zur Verfügung<br />
(Grafik 2).<br />
Zur Erweiterung des engen Zeitrahmens, den das<br />
deutsche Embryonenschutzgesetz vorgibt, könnte theoretisch<br />
<strong>e<strong>in</strong></strong>e Kryokonservierung der Eizellen im Vorkernstadium<br />
bis zum Abschluss der genetischen Diagnostik<br />
erfolgen. Trotz guter Überlebens- und Entwicklungsraten<br />
kryokonservierter Eizellen nach Polkörperbiopsie<br />
konnten bislang nur wenige fortlaufende kl<strong>in</strong>isch<br />
nachweisbare Schwangerschaften erzielt werden.<br />
Aufgrund ungelöster kryobiologischer Probleme stellt<br />
<strong>die</strong>ses Vorgehen zurzeit noch k<strong>e<strong>in</strong></strong>e akzeptable Strategie<br />
dar.<br />
Entstehung und Häufigkeit von<br />
Aneuploi<strong>die</strong>n<br />
Aneuploi<strong>die</strong>n, das heißt Abweichungen von der regulären<br />
Chromosomenzahl, entstehen überwiegend<br />
durch Fehlverteilungen der Chromosomen während<br />
der Meiose (Grafik 3). Bis zu 80 Prozent der Aneuploi<strong>die</strong>n<br />
entstehen während der ersten Reifeteilung.<br />
Die Häufigkeit von Aneuploi<strong>die</strong>n <strong>in</strong> Eizellen steigt<br />
nach dem 35. Lebensjahr stark an. Bei <strong>e<strong>in</strong></strong>er 40-Jährigen<br />
s<strong>in</strong>d schätzungsweise 50 bis 70 Prozent der reifen<br />
Eizellen von <strong>e<strong>in</strong></strong>er Chromosomenanomalie betroffen<br />
(3).<br />
TABELLE 1<br />
<strong>Polkörperdiagnostik</strong> (PKD) versus Präimplantationsdiagnostik (PID)<br />
Dies erklärt das steigende Abortrisiko bei Patient<strong>in</strong>nen<br />
mit höherem mütterlichem Alter. E<strong>in</strong> natürlicher<br />
Verlust von Embryonen mit abweichendem<br />
Chromosomensatz setzt bereits <strong>in</strong> frühen embryonalen<br />
Entwicklungsphasen <strong>e<strong>in</strong></strong> und gilt als <strong>e<strong>in</strong></strong>er der<br />
verantwortlichen Faktoren für <strong>die</strong> vergleichsweise ger<strong>in</strong>ge<br />
Fertilität des Menschen (4). Neuere Daten belegen<br />
jedoch auch bei jungen Frauen erhebliche <strong>in</strong>dividuelle<br />
Unterschiede bezüglich der Zahl chromosomal<br />
auffälliger Eizellen und Embryonen (5, 6, 7). Über<br />
90 Prozent der embryonalen Chromosomenanomalien<br />
s<strong>in</strong>d maternalen Ursprungs.<br />
Die Aneuploi<strong>die</strong>raten <strong>in</strong> Spermien s<strong>in</strong>d bei normalem<br />
väterlichen Karyotyp als ger<strong>in</strong>g <strong>e<strong>in</strong></strong>zustufen (1<br />
bis 2,5 Prozent), steigen aber mit zunehmender E<strong>in</strong>schränkung<br />
der Spermaqualität signifikant an. Trotzdem<br />
tragen Spermien mit abweichender Chromosomenkonstitution<br />
selbst bei Verfahren der künstlichen<br />
Befruchtung nur ger<strong>in</strong>gfügig zum embryonalen Aneuploi<strong>die</strong>risiko<br />
bei (8).<br />
Indikationen zur Polkörperbiopsie<br />
In Deutschland zielt <strong>die</strong> <strong>Polkörperdiagnostik</strong> hauptsächlich<br />
auf verbesserte Behandlungserfolge der assistierten<br />
Reproduktion und nur <strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelfällen auf <strong>die</strong><br />
spezifische Diagnostik monogener Erkrankungen (9,<br />
10) oder maternaler Translokationen (11).<br />
Im Rahmen der assistierten Reproduktion müsste<br />
<strong>die</strong> Identifikation chromosomal normaler Eizellen<br />
durch <strong>die</strong> <strong>Polkörperdiagnostik</strong> höhere Implantationsund<br />
Geburtenraten ermöglichen.<br />
Dies könnte <strong>in</strong>sbesondere für Patient<strong>in</strong>nen von Vorteil<br />
s<strong>e<strong>in</strong></strong>, bei denen erhöhte Raten aneuploider Eizellen<br />
zu erwarten s<strong>in</strong>d. Dies ist etwa der Fall bei höherem<br />
Lebensalter oder bei maternalen Translokationen,<br />
und eventuell auch dann, wenn <strong>e<strong>in</strong></strong>e Implantation nach<br />
Embryotransfer („Implantationsversagen“) wiederholt<br />
ausbleibt oder bei ungeklärten rezidivierenden<br />
Spontanaborten.<br />
MEDIZIN<br />
<strong>Polkörperdiagnostik</strong> Präimplantationsdiagnostik<br />
Vorteile Vorteile<br />
Polkörper s<strong>in</strong>d k<strong>e<strong>in</strong></strong>e embryonalen Zellen<br />
Polkörper verzichtbar für weitere<br />
Maternales und paternales Erbgut<br />
beurteilbar<br />
embryonale Entwicklung Breiteres Indikationsspektrum<br />
Ggf. größere diagnostische Sicherheit<br />
durch Untersuchung mehrerer Zellen<br />
Nachteile Nachteile<br />
Information nur über maternales Erbgut Entnahme embryonaler Zellen<br />
E<strong>in</strong>geschränktes diagnostisches Spektrum Potenzielle E<strong>in</strong>schränkung der<br />
embryonalen Entwicklungsmöglichkeiten<br />
durch Blastomerenbiopsie<br />
Deutsches Ärzteblatt⏐Jg. 105⏐Heft 11⏐14. März 2008 191
MEDIZIN<br />
Meiose mit Bildung<br />
des ersten und<br />
zweiten Polkörpers<br />
(PK)<br />
Zeitlicher Ablauf<br />
der <strong>Polkörperdiagnostik</strong>;<br />
NVK,<br />
Nukleolus-Vorläuferkörperchen<br />
GRAFIK 1<br />
Labortechnische Voraussetzungen<br />
und diagnostische Sicherheit<br />
Labortechnisch kritische Aspekte der <strong>Polkörperdiagnostik</strong><br />
umfassen:<br />
❃ <strong>die</strong> atraumatische Eröffnung der äußeren Eizellhülle<br />
(Zona pellucida)<br />
❃ <strong>die</strong> zeitgerechte Entnahme der vollständigen Polkörper<br />
❃ <strong>die</strong> präzise und umfassende genetische Diagnostik.<br />
Das Eizelltrauma nach laservermittelter Eröffnung<br />
der Zona pellucida wird mit circa 0,5 bis 1 Prozent<br />
angegeben (12). Essenziell bleiben jedoch <strong>e<strong>in</strong></strong>e umfangreiche<br />
Laborrout<strong>in</strong>e und technische Erfahrung<br />
der beteiligten Biologen und Genetiker. Bei der Aneuploi<strong>die</strong>diagnostik<br />
kann sich der theoretische Vorteil<br />
der PKD statistisch und kl<strong>in</strong>isch erst auswirken, wenn<br />
GRAFIK 2<br />
methodenimmanente technische Risiken, wie zum<br />
Beispiel Eizelltraumata und Fehldiagnosen, m<strong>in</strong>imiert<br />
werden.<br />
Bei der Präimplantationsdiagnostik wurde beobachtet,<br />
dass bei Entnahme von <strong>e<strong>in</strong></strong> oder zwei Blastomeren<br />
<strong>e<strong>in</strong></strong>e signifikante Reduktion des Implantationspotenzials<br />
der Embryonen resultieren kann (13, 14,<br />
15). Das methodische Vorgehen muss im H<strong>in</strong>blick auf<br />
<strong>die</strong> Polarität des frühen Embryos kritisch h<strong>in</strong>terfragt<br />
werden, weil bereits im Vier-Zellstadium alle Blastomere<br />
Differenzierungsmarker aufweisen (16). Die<br />
Entfernung <strong>e<strong>in</strong></strong>zelner Blastomere könnte <strong>die</strong> Polarität<br />
des Embryos und damit s<strong>e<strong>in</strong></strong> weiteres Entwicklungspotenzial<br />
be<strong>e<strong>in</strong></strong>flussen, auch wenn für <strong>die</strong> verbleibenden<br />
Zellen des Präimplantationsembryos <strong>e<strong>in</strong></strong>e gewisse<br />
kompensatorische Plastizität postuliert wird. Bei der<br />
PKD werden lediglich Polkörper entnommen, <strong>die</strong> k<strong>e<strong>in</strong></strong>e<br />
physiologische Bedeutung für <strong>die</strong> weitere Embryonalentwicklung<br />
haben. Ob aus <strong>die</strong>sem Grund <strong>die</strong> PKD<br />
der PID im Rahmen der Aneuploi<strong>die</strong>diagnostik überlegen<br />
ist, müssen Stu<strong>die</strong>n zeigen.<br />
Methoden zum Nachweis chromosomaler<br />
Fehlverteilungen<br />
Nach Biopsie des ersten und zweiten Polkörpers erfolgt<br />
<strong>die</strong> Darstellung verschiedener Chromosomen<br />
(zumeist der Chromosomen 13, 16, 18, 21, 22) mit<br />
<strong>e<strong>in</strong></strong>er Mehrfachproben-Fluoreszenz-<strong>in</strong>-situ-Hybridisierung<br />
(FISH). Meiotische Fehlverteilungen der genannten<br />
Chromosomen s<strong>in</strong>d häufige Ursache für<br />
Monosomien und Trisomien bei kl<strong>in</strong>isch nachweisbaren<br />
Schwangerschaften und führen <strong>in</strong> hohem Prozentsatz<br />
zu Fehlgeburten. Bei der fluoreszenzmikroskopischen<br />
Auswertung wird bestimmt, wie viele Kopien<br />
der untersuchten Chromosomen/Chromatiden im ersten<br />
beziehungsweise zweiten Polkörper vorhanden<br />
s<strong>in</strong>d.<br />
Aus dem Ergebnis kann man <strong>in</strong>direkt auf den Chromosomensatz<br />
der Eizelle schließen. Mit der gegenwärtigen<br />
FISH-Technik können bis zu sechs Chromosomen<br />
<strong>in</strong> <strong>e<strong>in</strong></strong>er Bestimmung erfasst werden (17). Im<br />
Zeitrahmen, den das Embryonenschutzgesetz vorgibt,<br />
s<strong>in</strong>d maximal zwei Bestimmungsansätze mit der Analyse<br />
von <strong>in</strong>sgesamt zehn bis zwölf Chromosomen<br />
durchführbar, was <strong>die</strong>se Untersuchungsmethode erheblich<br />
limitiert. Die Aussagekraft des Verfahrens<br />
wird weiterh<strong>in</strong> durch den sogenannten FISH-drop-out<br />
<strong>e<strong>in</strong></strong>geschränkt, bei dem <strong>e<strong>in</strong></strong>e FISH-Sonde das zu untersuchende<br />
Chromosom nicht darstellt, obwohl es eigentlich<br />
vorhanden ist. Die Häufigkeit des FISHdrop-out<br />
wird mit zwei bis drei Prozent pro untersuchtes<br />
Chromosom veranschlagt.<br />
Weitere Methoden zur simultanen Darstellung aller<br />
Chromosomen wurden <strong>in</strong> <strong>die</strong>sem Zusammenhang bereits<br />
geprüft, s<strong>in</strong>d aber entweder aus technischen<br />
Gründen nicht praktikabel (18, 19) oder <strong>in</strong> der Zeitvorgabe<br />
des Embryonenschutzgesetzes trotz kürzlich<br />
erreichter technischer Fortschritte noch nicht anwendbar<br />
(zum Beispiel comparative genomische Hybridisierung<br />
[CGH] und Chiptechnologie) (20<strong>–</strong>24).<br />
192 Deutsches Ärzteblatt⏐Jg. 105⏐Heft 11⏐14. März 2008
Diagnostik monogener Erkrankungen<br />
Die <strong>Polkörperdiagnostik</strong> kann zur Untersuchung monogener<br />
Erkrankungen herangezogen werden, ist aber<br />
der Präimplantationsdiagnostik <strong>in</strong> Praktikabilität und<br />
Diagnosesicherheit klar unterlegen. Physiologische<br />
Abläufe während der Meiose <strong>–</strong> wie der Austausch genetischen<br />
Materials zwischen den homologen Chromosomen<br />
<strong>in</strong> der Prophase der ersten Reifeteilung<br />
(Cross<strong>in</strong>g-over) gegebenenfalls komb<strong>in</strong>iert mit <strong>e<strong>in</strong></strong>er<br />
vorzeitigen Chromatidensegregation <strong>–</strong> reduzieren <strong>die</strong><br />
Aussagekraft <strong>die</strong>ser Methode und machen <strong>die</strong> Analyse<br />
des ersten und zweiten Polkörpers zur Sicherung <strong>e<strong>in</strong></strong>er<br />
korrekten Diagnose zw<strong>in</strong>gend notwendig.<br />
Bei monogenen Erkrankungen erfolgt der Nachweis<br />
der krankheitsspezifischen Mutation über <strong>e<strong>in</strong></strong>e<br />
Polymerase-Kettenreaktion (PCR). Neben der Kontam<strong>in</strong>ationsgefahr<br />
bei E<strong>in</strong>zelzell-PCR s<strong>in</strong>d methoden<strong>in</strong>härente<br />
Probleme, wie <strong>die</strong> ausschließliche Amplifikation<br />
<strong>e<strong>in</strong></strong>es der zu untersuchenden Krankheitsallele<br />
(Allele-drop-out) zu berücksichtigen. E<strong>in</strong> Amplifikationsversagen<br />
tritt bei E<strong>in</strong>zelzell-PCRs <strong>in</strong> 10 bis<br />
20 Prozent der Fälle auf (25) und kann unerkannt zu<br />
Fehldiagnosen führen.<br />
E<strong>in</strong> grundsätzlicher Nachteil der <strong>Polkörperdiagnostik</strong><br />
besteht dar<strong>in</strong>, dass nur das mütterliche Erbgut untersucht<br />
und <strong>e<strong>in</strong></strong>e Aussage über mögliche paternale<br />
Faktoren nicht getroffen werden kann. Dies wäre bei<br />
maternalen autosomal-dom<strong>in</strong>anten oder x-chromosomalen<br />
Erkrankungen maternalen Ursprungs akzeptabel,<br />
weil alle mutationstragenden Eizellen unabhängig<br />
von der genetischen Konstitution des Vaters zu <strong>e<strong>in</strong></strong>em<br />
erkrankten K<strong>in</strong>d führen.<br />
Auch bei der Diagnostik rezessiver Erbgänge müssen<br />
alle mutationstragenden Eizellen (statistisch 50 Prozent)<br />
verworfen werden, obwohl <strong>die</strong> Krankheit sich nur<br />
bei 25 Prozent der entstehenden Embryonen manifestieren<br />
würde. Der Grund dafür ist, dass nur 50 Prozent der<br />
Spermien ebenfalls <strong>die</strong> Krankheitsanlage tragen.<br />
TABELLE 2<br />
GRAFIK 3<br />
Ergebnisse der PKD zur Aneuploi<strong>die</strong>-Testung bei Frauen zwischen 35 und 39 Jahren und<br />
m<strong>in</strong>destens 2 vorausgegangenen IVF-Versuchen<br />
Prädiktiver Wert der Polkörperbiopsie<br />
bei der Aneuploi<strong>die</strong>diagnostik<br />
Schätzungen zur Diagnosesicherheit der Polkörperbiopsie<br />
basieren auf Daten aus Abortmaterial. Ausgehend<br />
von chromosomenspezifischen Trisomieraten<br />
<strong>in</strong> Abortmaterial wurde veranschlagt, dass durch<br />
Analyse der Chromosomen 13, 16, 18, 21 und 22<br />
etwa 50 Prozent der Chromosomenaberrationen, <strong>die</strong><br />
bei Fehlgeburten im ersten Trimenon auftreten, erfasst<br />
würden (e1). Die ger<strong>in</strong>ge Zahl der durch Polkörperbiopsie<br />
mit FISH erkennbaren Chromosomen<br />
stellt also <strong>e<strong>in</strong></strong>e klare Limitation der Methode dar.<br />
Vergleichende Untersuchungen von Eizellen mitsamt<br />
zugehörigen ersten Polkörpern durch FISH<br />
und CGH zeigten, dass bei E<strong>in</strong>satz von fünf FISH-<br />
Sonden nur 37 Prozent der tatsächlich vorhandenen<br />
Chromosomenanomalien erkannt wurden. Die Nachweisrate<br />
steigt beim E<strong>in</strong>satz von zwölf FISH-Son-<br />
PKD-Gruppe Kontrolle Statistik<br />
Behandlungszyklen 159 163<br />
Alters-Median 37,8 36,9 n.s.<br />
Transferrate 89,3 % (142/159) 90,2 % (147/163) n.s.<br />
Embryonen/Transfer 1,77 (251/142) 2,02 (297/147) P < 0,05<br />
Biochemische SS-Rate/Transfer 31,7 % (45/142) 31,9 % (47/147) n.s.<br />
Kl<strong>in</strong>ische SS-Rate/Transfer 28,9 % (41/142) 21,8 % (32/147) n.s.<br />
Implantationsrate 17,5 % (44/251) 11,8 % (35/297) P < 0,05<br />
Abortrate 19,5 % (8/41) 28,1 % (9/32) n.s.<br />
Geburtenrate/Zyklus 20,8 % (33/159) 14,1 % (23/163) n.s.<br />
Geburtenrate/Transfer 23,2 % (33/142) 15,6 % (23/147) P = 0,1<br />
Zur statistischen Analyse wurden ANOVA und Chi-square-Test <strong>e<strong>in</strong></strong>gesetzt;<br />
PKD, <strong>Polkörperdiagnostik</strong>; IVF, In-vitro-Fertilisation; n.s., nicht signifikant<br />
MEDIZIN<br />
Entstehung<br />
numerischer<br />
Chromosomenaberrationen(Trisomie/Monosomie)<br />
bei der<br />
Bildung des ersten<br />
Polkörpers<br />
Deutsches Ärzteblatt⏐Jg. 105⏐Heft 11⏐14. März 2008 193
MEDIZIN<br />
TABELLE 3<br />
Ergebnisse der PKD zur Aneuploi<strong>die</strong>-Testung bei Frauen ✞ 40 Jahren<br />
PKD-Gruppe Kontrolle Statistik<br />
Behandlungszyklen 103 110<br />
Transferrate 80,6 % (83/103) 92,7 % (102/110) n.s.<br />
Embryonen/Transfer 1,75 (145/83) 2,03 (207/102) P < 0,05<br />
Biochemische SS-Rate/Transfer 20,5 % (17/83) 18,6 % (19/102) n.s.<br />
Kl<strong>in</strong>ische SS-Rate/Transfer 14,5 % (12/83) 14,7 % (15/102) n.s.<br />
Implantationsrate 9,7 % (14/145) 7,2 % (15/207) n.s.<br />
Abortrate 14,3 % (2/14) 46,7 % (7/15) P = 0,06<br />
Geburtenrate/Zyklus 9,8 % (10/103) 7,3 % (8/110) n.s.<br />
Geburtenrate/Transfer 12,0 % (10/83) 7,8 % (8/102) n.s.<br />
den auf 67 Prozent der durch CGH diagnostizier-baren<br />
Aneuploi<strong>die</strong>n der Eizell-/Polkörperpaare (13, 22,<br />
23).<br />
Die zusätzliche Analyse des zweiten Polkörpers<br />
verbessert <strong>die</strong> Nachweisraten chromosomaler Fehlverteilungen<br />
deutlich. E<strong>in</strong>e Untersuchungsreihe an<br />
10 317 Oozyten aus 1 551 IVF-Zyklen (e2) fand bei<br />
FISH-Analyse des ersten und zweiten Polkörpers für<br />
fünf Chromosomen (Chromosom 13, 16, 18, 21, 22)<br />
<strong>e<strong>in</strong></strong>e Aneuploi<strong>die</strong>rate von 61,8 Prozent. E<strong>in</strong> Drittel der<br />
entdeckten Aneuploi<strong>die</strong>n entstand während der zweiten<br />
Reifeteilung und war somit nur im zweiten Polkörper<br />
nachweisbar (6, e2, e3).<br />
Während <strong>die</strong> Aneuploi<strong>die</strong>raten <strong>in</strong> Eizellen mit dem<br />
mütterlichen Alter steigen (6, e3), zeigen postmeiotische<br />
Anomalien, <strong>die</strong> während der mitotischen Teilungen<br />
des frühen Embryos entstehen (zum Beispiel<br />
Chromosomenmosaike) <strong>in</strong> allen Altersgruppen vergleichbare<br />
Inzidenzen.<br />
Postmeiotische Chromosomenanomalien, nicht jedoch<br />
Aneuploi<strong>die</strong>n, korrelieren <strong>e<strong>in</strong></strong>deutig mit veränderter<br />
Morphologie und reduzierter Teilungsgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />
der betroffenen Embryonen (e3). Da<br />
laut Embryonenschutzgesetz <strong>die</strong> Auswahl der Eizellen<br />
für den späteren Embryotransfer bereits im Vorkernstadium<br />
erfolgen muss, können <strong>die</strong> genannten<br />
Beurteilungskriterien der Embryonenqualität <strong>in</strong><br />
Deutschland kl<strong>in</strong>isch nicht genutzt werden.<br />
Der Karyotyp der reifen Eizelle ist nach neueren<br />
Stu<strong>die</strong>n der hauptsächliche determ<strong>in</strong>ierende Faktor<br />
des Entwicklungspotenzials der resultierenden Embryonen.<br />
Die Mehrzahl der euploiden Eizellen entwickelt<br />
sich zu euploiden Embryonen, <strong>die</strong> wiederum<br />
<strong>in</strong> <strong>e<strong>in</strong></strong>em wesentlich höheren Prozentsatz das Blastozystenstadium<br />
erreichen als Embryonen mit Chromosomenanomalien<br />
(93 versus 21 Prozent) (e4). Die<br />
Aneuploi<strong>die</strong>diagnostik ist somit gerade <strong>in</strong> Deutschland<br />
<strong>e<strong>in</strong></strong> wichtiges Instrument zur Identifikation von<br />
Eizellen mit hohem Entwicklungspotenzial.<br />
Zur statistischen Analyse wurden ANOVA und Chi-square-Test <strong>e<strong>in</strong></strong>gesetzt;<br />
PKD, <strong>Polkörperdiagnostik</strong><br />
Während Chromosomenanomalien mit Ursprung <strong>in</strong><br />
der Meiose alle Zellen des Embryos betreffen, können<br />
postmeiotische Aneuploi<strong>die</strong>n im H<strong>in</strong>blick auf <strong>die</strong> Zahl<br />
betroffener Blastomeren und <strong>die</strong> Auswirkungen auf<br />
<strong>die</strong> weitere Entwicklung des Embryos heterogen s<strong>e<strong>in</strong></strong>.<br />
Die hohe Diskordanz der Chromosomenbefunde,<br />
<strong>die</strong> im Rahmen der PID an verschiedenen Blastomeren<br />
desselben Embryos erhoben wurden (7, e5), und<br />
<strong>die</strong> Festlegung adäquater Konsequenzen bei pathologischen<br />
Befunden stellen derzeit <strong>e<strong>in</strong></strong> signifikantes<br />
praktisches Problem der Präimplantationsdiagnostik<br />
dar (e5, e6).<br />
Ergebnisse der PKB<br />
zum Aneuploi<strong>die</strong>screen<strong>in</strong>g<br />
Wie bei der Präimplantationsdiagnostik (12, 15, e6,<br />
e7) ist der Nutzen der Aneuploi<strong>die</strong>testung bei der Polkörperbiopsie<br />
im H<strong>in</strong>blick auf <strong>e<strong>in</strong></strong>e Steigerung der Erfolgsraten<br />
der extrakorporalen Befruchtung zurzeit<br />
noch umstritten.<br />
International wird <strong>die</strong> <strong>Polkörperdiagnostik</strong> zum<br />
Aneuploi<strong>die</strong>nachweis <strong>in</strong> großem Umfang nur von der<br />
Arbeitsgruppe um Verl<strong>in</strong>sky <strong>e<strong>in</strong></strong>gesetzt. Die umfangreichste<br />
retrospektive Ergebnisdokumentation <strong>die</strong>ser<br />
Gruppe umfasst mehr als 1 200 Behandlungszyklen<br />
bei Patient<strong>in</strong>nen mit <strong>e<strong>in</strong></strong>em Durchschnittsalter von<br />
38,5 Jahren und nicht näher def<strong>in</strong>ierter reproduktionsmediz<strong>in</strong>isch<br />
„schlechter Prognose“. Die kl<strong>in</strong>ische<br />
Schwangerschaftsrate aller Zyklen mit Embryotransfer<br />
nach Analyse von fünf Chromosomen wurde mit<br />
22 Prozent angegeben. Durchschnittlich wurden 2,35<br />
Embryonen übertragen (e8). E<strong>in</strong>e Kontrollgruppe<br />
wird nicht präsentiert.<br />
Das Deutsche IVF-Register (DIR), das alle <strong>in</strong><br />
Deutschland durchgeführten IVF-Zyklen prospektiv<br />
erfasst, zeigt für alle Patient<strong>in</strong>nen über 35 Jahre nach<br />
regulärer IVF ohne <strong>Polkörperdiagnostik</strong> <strong>e<strong>in</strong></strong>e kl<strong>in</strong>ische<br />
Schwangerschaftsrate pro Embryotransfer von<br />
21,3 Prozent (DIR 2003). E<strong>in</strong>e Auswertung der PKD<br />
194 Deutsches Ärzteblatt⏐Jg. 105⏐Heft 11⏐14. März 2008
ei 460 Frauen aus <strong>e<strong>in</strong></strong>em deutschen IVF-Zentrum erbrachte,<br />
wie <strong>in</strong> der Arbeit von Verl<strong>in</strong>sky (e6), kl<strong>in</strong>ische<br />
Schwangerschaftsraten, <strong>die</strong> bei fehlender eigener<br />
Kontrollgruppe sogar unter den Vergleichsdaten des<br />
DIR liegen (e9).<br />
Zum Nachweis des effektiven Nutzens der PKD<br />
zur Aneuploi<strong>die</strong>diagnostik s<strong>in</strong>d daher kontrollierte<br />
Stu<strong>die</strong>n oder zum<strong>in</strong>dest <strong>die</strong> E<strong>in</strong>beziehung <strong>e<strong>in</strong></strong>er zentrumsbezogenen<br />
Kontrollgruppe zw<strong>in</strong>gend erforderlich.<br />
Unter <strong>die</strong>ser Maßgabe haben <strong>die</strong> Autoren nach<br />
Optimierung der Labortechniken eigene, prospektiv<br />
<strong>in</strong> <strong>e<strong>in</strong></strong>em DIR-kompatiblen Erfassungsprogramm dokumentierte<br />
Behandlungsdaten nach Zyklen mit<br />
und ohne PKD ausgewertet. Die Ergebnisse für <strong>die</strong><br />
Untergruppe der Frauen im Alter von 35 bis 39 Jahre<br />
mit m<strong>in</strong>destens zwei vorausgegangenen IVF-/ICSI-<br />
Behandlungsversuchen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Tabelle 2 dargestellt.<br />
Diese Daten zeigen, dass trotz <strong>e<strong>in</strong></strong>er ger<strong>in</strong>geren<br />
Zahl transferierter Embryonen <strong>in</strong> der PKD-Gruppe<br />
signifikant höhere Implantationsraten erzielt werden<br />
konnten.<br />
E<strong>in</strong>e Auswertung für Patient<strong>in</strong>nen über 39 Jahre<br />
lässt erkennen, dass nach Durchführung <strong>e<strong>in</strong></strong>er PKD<br />
bei vergleichbarer kl<strong>in</strong>ischer Schwangerschaftsrate<br />
<strong>die</strong> Abortrate abnimmt (Tabelle 3). Diese Ergebnisse<br />
weisen darauf h<strong>in</strong>, dass <strong>e<strong>in</strong></strong> <strong>in</strong>dikationsbezogener E<strong>in</strong>satz<br />
der PKD, zum Beispiel bei erhöhtem Patientenalter,<br />
durchaus vorteilhaft s<strong>e<strong>in</strong></strong> könnte. Weitere Untersuchungen<br />
an größeren Patientenkollektiven und unter<br />
standardisierten Laborbed<strong>in</strong>gungen s<strong>in</strong>d aber zur kl<strong>in</strong>ischen<br />
und wissenschaftlichen Evaluierung der PKD<br />
unbed<strong>in</strong>gt erforderlich. E<strong>in</strong>e <strong>e<strong>in</strong></strong>geleitete Multicenterstu<strong>die</strong><br />
konnte aufgrund unterschiedlicher Laborrout<strong>in</strong>e<br />
und Biopsietechniken nicht fortgesetzt werden.<br />
Ausblick<br />
Die <strong>Polkörperdiagnostik</strong> ist <strong>e<strong>in</strong></strong>e neue Methode zur <strong>in</strong>direkten<br />
genetischen Untersuchung der Eizelle, deren<br />
therapeutischer Nutzen bei <strong>in</strong>dividuellen Patientengruppen<br />
noch <strong>e<strong>in</strong></strong>deutig belegt werden muss. Obwohl<br />
bereits <strong>in</strong> mehreren deutschen Labors etabliert, ist <strong>die</strong><br />
Polkörperbiopsie technisch anspruchsvoll und k<strong>e<strong>in</strong></strong>e<br />
Rout<strong>in</strong>emethode, <strong>die</strong> unkritisch <strong>in</strong> großem Umfang<br />
<strong>e<strong>in</strong></strong>gesetzt werden sollte.<br />
Parallel zur kl<strong>in</strong>ischen Evaluierung und Def<strong>in</strong>ition<br />
klarer Indikationsgruppen ist <strong>e<strong>in</strong></strong>e weitere Optimierung<br />
der Labortechniken wünschenswert. Dazu<br />
gehören Verbesserungen der Biopsietechniken und<br />
der Kryokonservierung von Eizellen nach Polkörperbiopsie<br />
sowie <strong>die</strong> Erhöhung der Zahl untersuchter relevanter<br />
Chromosomen bei der Aneuploi<strong>die</strong>diagnostik.<br />
Unbestritten ist, dass <strong>in</strong> den nächsten Jahren <strong>die</strong><br />
Weiterentwicklung molekulargenetischer Methoden<br />
auch <strong>die</strong> kl<strong>in</strong>ische Bedeutung der <strong>Polkörperdiagnostik</strong><br />
be<strong>e<strong>in</strong></strong>flussen wird.<br />
Als wesentlicher Nachteil der <strong>Polkörperdiagnostik</strong><br />
gegenüber der Präimplantationsdiagnostik durch Blastomerenbiopsie<br />
wird bestehen bleiben, dass paternale<br />
Faktoren nicht und monogene Erkrankungen nur<br />
<strong>e<strong>in</strong></strong>geschränkt diagnostizierbar s<strong>in</strong>d. Zu betonen ist<br />
weiterh<strong>in</strong>, dass <strong>die</strong> Polkörperbiopsie k<strong>e<strong>in</strong></strong>e vorgezogene<br />
Pränataldiagnostik darstellt und <strong>die</strong>se nicht ersetzen<br />
kann.<br />
In Kenntnis <strong>die</strong>ser E<strong>in</strong>schränkungen ist <strong>die</strong> <strong>Polkörperdiagnostik</strong><br />
zum Beispiel zur Aneuploi<strong>die</strong>testung<br />
dennoch <strong>e<strong>in</strong></strong> <strong>Schritt</strong> <strong>in</strong> <strong>die</strong> <strong>richtige</strong> <strong>Richtung</strong> als <strong>in</strong>dikationsbezogene<br />
Ergänzung <strong>e<strong>in</strong></strong>er Sterilitätstherapie<br />
unter den limitierten Bed<strong>in</strong>gungen des deutschen Embryonenschutzgesetzes.<br />
Interessenkonflikt<br />
Die Autoren erklären, dass k<strong>e<strong>in</strong></strong> Interessenkonflikt im S<strong>in</strong>ne der Richtl<strong>in</strong>ien<br />
des International Committee of Medical Journal Editors besteht.<br />
Manuskriptdaten<br />
<strong>e<strong>in</strong></strong>gereicht: 6. 7. 2006, revi<strong>die</strong>rte Fassung angenommen: 16. 10. 2007<br />
LITERATUR<br />
1. Verl<strong>in</strong>sky Y, G<strong>in</strong>sberg N, Lifchez A, Vale J, Moise J, Strom CM:<br />
Analysis of the first polar body: preconception genetic diagnosis.<br />
Hum Reprod 1990; 5: 826<strong>–</strong>9.<br />
2. Handyside AH, Patt<strong>in</strong>son JK, Penketh RJ, Delhanty JD, W<strong>in</strong>ston<br />
RM, Tuddenham EG: Biopsy of human preimplantation embryos<br />
and sex<strong>in</strong>g by DNA amplification. Lancet 1989; 18: 347<strong>–</strong>9.<br />
3. Hassold T, Jacobs PA, Leppert M, Sheldon M: Cytogenetic and<br />
molecular stu<strong>die</strong>s of trisomy 13. J Med Genet 1987; 24: 725<strong>–</strong>32.<br />
4. Bahce M, Cohen J, Munne S: Preimplantation genetic diagnosis<br />
of aneuploidy: were we look<strong>in</strong>g at the wrong chromosomes? J Assist<br />
Reprod Genet 1999; 16: 176<strong>–</strong>81.<br />
5. Munné S, Sandal<strong>in</strong>as M, Magli C, Gianaroli L, Cohen J, Warburton<br />
D: Increased rate of aneuploid embryos <strong>in</strong> young women with previous<br />
aneuploid conceptions. Prenat Diagn 2004; 24: 638<strong>–</strong>43.<br />
6. Munné S, Sandal<strong>in</strong>as M, Escudero T et al.: Improved implantation<br />
after preimplantation genetic diagnosis of aneuploidy. Reprod<br />
Biomed Onl<strong>in</strong>e 2003; 7: 91<strong>–</strong>7.<br />
7. Baart EB, Mart<strong>in</strong>i E, van den Berg I et al.: Preimplantation genetic<br />
screen<strong>in</strong>g reveals a high <strong>in</strong>cidence of aneuploidy and mosaicism<br />
<strong>in</strong> embryos from young women undergo<strong>in</strong>g IVF. Hum Reprod<br />
2006; 21: 223<strong>–</strong>33.<br />
8. Gianaroli L, Magli MC, Cavall<strong>in</strong>i G et al.: Frequency of aneuploidy<br />
<strong>in</strong> sperm from patients with extremely severe male factor <strong>in</strong>fertility.<br />
Hum Reprod 2005; 20: 2140<strong>–</strong>52.<br />
9. Hehr U, Gross C, Paulmann B, Seifert B, Hehr A: <strong>Polkörperdiagnostik</strong><br />
für monogene Erkrankungen am Beispiel von Chorea Hunt<strong>in</strong>gton<br />
und Norrie-Syndrom. Med Genetik 2004; 4: 422<strong>–</strong>7.<br />
10. Tomi D, Schultze-Mosgau A, Eckhold J et al.: First pregnancy and<br />
life birth after preimplantation genetic diagnosis by polar body<br />
analysis for mucopolysaccharidosis type I. Reprod Biomed Onl<strong>in</strong>e<br />
2006; 12: 215<strong>–</strong>20.<br />
11. Montag M, Schulze-Masgau A, van der Ven K: Polkörperdignostik<br />
bei zytogenetischer Prädisposition. Gynäkologische Endokr<strong>in</strong>ologie<br />
2007; 5: 21<strong>–</strong>5.<br />
12. Montag M, van der Ven K, van der Ven H: Erste kl<strong>in</strong>ische Erfahrungen<br />
mit der <strong>Polkörperdiagnostik</strong> <strong>in</strong> Deutschland. J Fertil Reprod<br />
2002; 4: 7<strong>–</strong>12.<br />
13. Cohen J, Wells D, Munné S: Removal of 2 cells from cleavage<br />
stage embryos is likely to reduce the efficacy of chromosomal tests<br />
that are used to enhance implantation rates. Fertil Steril 2007;<br />
87: 496<strong>–</strong>503.<br />
14. Magli MC, Gianaroli L, Ferraretti AP, Toschi M, Esposito F, Fasol<strong>in</strong>o<br />
MC: The comb<strong>in</strong>ation of polar body and embryo biopsy does not<br />
affect embryo viability. Hum Reprod 2004; 19: 1163<strong>–</strong>9.<br />
15. Mastenbroek S, Twisk M, van Echten-Arends J et al.: In vitro fertilization<br />
with preimplantation genetic screen<strong>in</strong>g. N Engl J Med<br />
2007: 357: 9<strong>–</strong>17.<br />
MEDIZIN<br />
Deutsches Ärzteblatt⏐Jg. 105⏐Heft 11⏐14. März 2008 195
MEDIZIN<br />
REFERIERT<br />
16. Edwards RG und Hansis C: Initial differentiation of blastomeres <strong>in</strong><br />
4-cell human embryos and its significance for early embryogenesis<br />
and implantation. Reprod Biomed Onl<strong>in</strong>e 2005: 11: 206<strong>–</strong>18.<br />
17. Montag M, Limbach N, Sabarst<strong>in</strong>ski M, van der Ven K, Dorn C, van<br />
der Ven H: Polar body biopsy and aneuploidy test<strong>in</strong>g by simultaneous<br />
detection of 6 chromosomes. Prenatal Diag 2005; 25:<br />
867<strong>–</strong>71.<br />
18. Sandal<strong>in</strong>as M, Marquez C, Munne S: Spectral karyotyp<strong>in</strong>g of<br />
fresh, non-<strong>in</strong>sem<strong>in</strong>ated oocytes. Mol Hum Reprod 2002; 8:<br />
580<strong>–</strong>5.<br />
19. Gutierrez-Mateo C, Benet J, Starrke H et al.: Karyotyp<strong>in</strong>g of human<br />
oocytes by cenM-FISH, a new 24-colour centromere-specific<br />
technique. Hum Reprod 2005; 20: 3395<strong>–</strong>401.<br />
20. Voullaire L, Wilton L, McBa<strong>in</strong> J, Callaghan T, Williamson R:<br />
Chromosome abnormalities identified by comparative genomic<br />
hybridization <strong>in</strong> embryos from women with repeated implantation<br />
failure. Mol Hum Reprod 2002; 8: 1035<strong>–</strong>41.<br />
21. Wells D, Escudero T, Levy B, Hirschborn K, Delhanty JD, Munne S:<br />
First cl<strong>in</strong>ical application of comparative genomic hybridization and<br />
polar body test<strong>in</strong>g for preimplantation genetic diagnosis of aneuploidy.<br />
Fertil Steril 2002; 78: 543<strong>–</strong>9.<br />
22. Gutierrez-Mateo C, Benet J, Wells D et al.: Aneuploidy study<br />
of human oocytes first polar body comparative genomic hybridization<br />
and metaphase II fluorescence <strong>in</strong> situ hybridization analysis.<br />
Hum Reprod 2004; 19: 2859<strong>–</strong>68.<br />
23. Gutierrez-Mateo C, Wells D, Benet J et al.: Reliability of comparative<br />
genomic hybridization to detect chromosome abnormalities <strong>in</strong><br />
first polar bo<strong>die</strong>s and metaphase II oocytes. Hum Reprod 2004;<br />
19: 2118<strong>–</strong>25.<br />
24. Landwehr M, Montag M, van der Ven K, Weber R: Rapid comparative<br />
genomic hybridization for prenatal diagnosis and its application<br />
to aneuploidy sreen<strong>in</strong>g of human polar bo<strong>die</strong>s. Fertil Steril: im<br />
Druck.<br />
25. Rechitsky S, Strom C, Verl<strong>in</strong>sky O et al.: Accuracy of preimplantation<br />
diagnosis of s<strong>in</strong>gle-gene disorders by polar body analysis of<br />
oocytes. J Assist Reprod Genet 1999; 16: 192<strong>–</strong>8.<br />
ASS-300 senkt Risiko für Kolonkarz<strong>in</strong>om<br />
Aspir<strong>in</strong> <strong>in</strong> biologisch relevanter Dosis kann <strong>die</strong> Häufigkeit des kolorektalen<br />
Karz<strong>in</strong>oms reduzieren. Jedoch kann wegen der möglichen Risiken bei<br />
<strong>e<strong>in</strong></strong>er Langzeit<strong>e<strong>in</strong></strong>nahme und der Verfügbarkeit alternativer Präventionsstrategien<br />
<strong>die</strong> Aspir<strong>in</strong><strong>e<strong>in</strong></strong>nahme zur Krebsprävention der Allgem<strong>e<strong>in</strong></strong>bevölkerung<br />
nicht empfohlen werden. In Großbritannien wurden <strong>in</strong> den späten<br />
1970er-Jahren und frühen 1980er-Jahren zwei große randomisierte<br />
Stu<strong>die</strong>n durchgeführt <strong>–</strong> <strong>die</strong> British Doctors Aspir<strong>in</strong> Study und <strong>die</strong> „UK-TIA<br />
Aspir<strong>in</strong> Study“. Die Langzeitergebnisse (Untersuchungszeitraum > 20<br />
Jahre) der UK-TIA-Stu<strong>die</strong> wurden erst kürzlich präsentiert, weil mit <strong>e<strong>in</strong></strong>er<br />
hohen Verzögerung der Aspir<strong>in</strong>wirkung auf <strong>die</strong> Entwicklung des kolorektalen<br />
Karz<strong>in</strong>oms gerechnet werden musste. Schließlich dauert der Übergang<br />
<strong>e<strong>in</strong></strong>es gutartigen Adenoms <strong>in</strong> <strong>e<strong>in</strong></strong> <strong>in</strong>vasiv wachsendes Karz<strong>in</strong>om<br />
Anschrift für <strong>die</strong> Verfasser<br />
Prof. Dr. med. Hans van der Ven<br />
Abteilung für Gynäkologische Endokr<strong>in</strong>ologie und Reproduktionsmediz<strong>in</strong><br />
Zentrum für Geburtshilfe und Frauenheilkunde<br />
Universitätskl<strong>in</strong>ikum Bonn<br />
Sigmund-Freud-Straße 25, 53105 Bonn<br />
SUMMARY<br />
Polar Body Diagnosis <strong>–</strong> A Step <strong>in</strong> The Right Direction?<br />
Introduction: Polar body diagnosis (PBD) is a new diagnostic method<br />
for the <strong>in</strong>direct genetic analysis of oocytes, which is carried out as<br />
part of <strong>in</strong> vitro fertilization. The biopsy of polar bo<strong>die</strong>s is technically<br />
demand<strong>in</strong>g and cannot be adopted uncritically a rout<strong>in</strong>e practice,<br />
<strong>in</strong> the absence of robust data to support this laboratory procedure.<br />
Methods: Selective literature review and analysis of own PBD data.<br />
Results: The ma<strong>in</strong> application of PBD is the detection of chromosomal<br />
aneuploi<strong>die</strong>s and maternally <strong>in</strong>herited translocations <strong>in</strong> oocytes. The<br />
major disadvantage of PBD is that the paternal contribution to the<br />
genetic constitution of the develop<strong>in</strong>g embryo cannot be evaluated.<br />
Moreover, the potential value of polar body biopsy for the diagnosis of<br />
monogenetic diseases is limited. Discussion: The role of PBD <strong>in</strong> improv<strong>in</strong>g<br />
of success rates <strong>in</strong> assisted reproduction requires evaluation<br />
<strong>in</strong> further cl<strong>in</strong>ical trials. For maternal translocations, PBD can be used<br />
to reduce the risk of miscarriage. Rapid development <strong>in</strong> the field of<br />
molecular diagnostic and biopsy techniques will also <strong>in</strong>fluence PBD<br />
and will most likely allow wider application of this method <strong>in</strong> the near<br />
future. Dtsch Arztebl 2008; 105(11): 190<strong>–</strong>6<br />
DOI: 10.3238/arztebl.2008.0190<br />
Key words: polar body diagnosis, aneuploidy test<strong>in</strong>g, <strong>in</strong> vitro fertilization,<br />
<strong>in</strong>fertility, oocyte<br />
The English version of this article is available onl<strong>in</strong>e:<br />
www.aerzteblatt-<strong>in</strong>ternational.de<br />
eLiteratur:<br />
www.aerzteblatt.de/lit1108<br />
196 Deutsches Ärzteblatt⏐Jg. 105⏐Heft 11⏐14. März 2008<br />
@<br />
(Adenom-Karz<strong>in</strong>om-Sequenz) m<strong>in</strong>destens 10 Jahre. In der Tat zeigten<br />
<strong>die</strong> Ergebnisse, dass <strong>die</strong> E<strong>in</strong>nahme von 300 g (oder mehr) ASS über<br />
m<strong>in</strong>destens fünf Jahre <strong>die</strong> Häufigkeit des kolorektalen Karz<strong>in</strong>oms um<br />
37 % (Hazard ratio: 0,63; 95-%-KI: 0,47<strong>–</strong>0,85; von 3,8 % auf 2,5 %<br />
absoluter Häufigkeit) zu senken vermochte. Die krebssenkende Wirkung<br />
des Aspir<strong>in</strong>s war dabei unabhängig von Alter, Geschlecht, ethnischer Zugehörigkeit<br />
oder Herkunftsland der untersuchten Personen. Die Wirkung<br />
fand sich auch bei Personen mit Fällen von kolorektalem Karz<strong>in</strong>om bei<br />
Verwandten ersten Grades, bei denen das Krebsrisiko um das Zwei- bis<br />
Dreifache erhöht ist. Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass <strong>die</strong> E<strong>in</strong>nahme<br />
von 300 mg ASS oder mehr für fünf Jahre bei der primären<br />
Prävention des kolorektalen Karz<strong>in</strong>oms wirksam ist, allerd<strong>in</strong>gs mit <strong>e<strong>in</strong></strong>er<br />
Latenzzeit von zehn Jahren. w<br />
Flossmann E et al.: Effect of aspir<strong>in</strong> on long-term risk of colorectal cancer: consistent evidence from randomized and observational stu<strong>die</strong>s. Lancet 2007; 369: 1603<strong>–</strong>13.<br />
E-Mail: enrico.flossmann@clneuro.ox.ac.uk
ÜBERSICHTSARBEIT<br />
<strong>Polkörperdiagnostik</strong> <strong>–</strong> <strong>e<strong>in</strong></strong> <strong>Schritt</strong> <strong>in</strong><br />
<strong>die</strong> <strong>richtige</strong> <strong>Richtung</strong>?<br />
Katr<strong>in</strong> van der Ven, Markus Montag, Hans van der Ven<br />
eLITERATUR<br />
e1. Eckel H, Wieacker P: Häufigkeit von Aneuploi<strong>die</strong>n <strong>in</strong> Gameten und<br />
Embryonen beim Menschen. Med Genetik 2004; 4: 398<strong>–</strong>403.<br />
e2. Kuliev A, Cieslak J, Verl<strong>in</strong>sky Y: Frequency and distribution of chromosome<br />
abnormalities <strong>in</strong> human oocytes. Cytogenet Genome Res<br />
2005; 111: 193<strong>–</strong>8.<br />
e3. Munné S: Chromosome abnormalities and their relationship to morphology<br />
and development of human embryos. Reprod Biomed Onl<strong>in</strong>e<br />
2006; 12: 234<strong>–</strong>53.<br />
e4. Sher G, Kesk<strong>in</strong>tepe L, Kesk<strong>in</strong>tepe M et al.: Oocyte karyotyp<strong>in</strong>g by<br />
comparative genomic hybridization provides a highly reliable method<br />
for select<strong>in</strong>g competent embryos, markedly improv<strong>in</strong>g <strong>in</strong> vitro fertilization<br />
outcome: a multiphase study. Fertil Steril 2007; 87:<br />
1033<strong>–</strong>40.<br />
e5. Coulam CB, Jeyendran RS, Fiddler M, Pergament E: Discordance<br />
among blastomeres renders preimplantation genetic diagnosis for<br />
aneuploidy <strong>in</strong>effective. J Assist Reprod. Genet 2007; 24: 37<strong>–</strong>41.<br />
e6. Donoso P, Staessen C, Fauser BCJM, Devroey P: Current value of<br />
preimplantation genetic aneuploidy screen<strong>in</strong>g <strong>in</strong> IVF. Hum Reprod<br />
Update 2007; 13: 15<strong>–</strong>25.<br />
e7. Munné S, Fischer J, Warner A et al.: Preimplantation genetic diagnosis<br />
significantly reduces pregnancy loss <strong>in</strong> <strong>in</strong>fertile couples: a multicenter<br />
study. Fertil Steril 2006; 85: 325<strong>–</strong>32.<br />
e8. Kuliev A, Cieslak J, Ilkevitch Y, Verl<strong>in</strong>sky Y: Chromosomal abnormalities<br />
<strong>in</strong> a series of 6,733 human oocytes <strong>in</strong> preimplantation diagnosis<br />
for age-related aneuploi<strong>die</strong>s. Reprod Biomed Onl<strong>in</strong>e 2003; 6: 54<strong>–</strong>9.<br />
e9. Grossmann B, Schwaab E, Khanaga O, Hahn T, Schorsch M, Haaf T:<br />
Aneuploi<strong>die</strong>diagnostik an Polkörpern nach ICSI bei 460 Frauen mit<br />
multiplen Fehlgeburten, Implantationsversagen oder erhöhtem mütterlichen<br />
Alter. Med Genetik 2004; 4: 408<strong>–</strong>12.<br />
MEDIZIN<br />
Deutsches Ärzteblatt⏐Jg. 105⏐Heft 11⏐14. März 2008 1