THeMA: „VATiKAn. KonziL ii“ - JAHR Des GLAubens
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leitartikel zum Thema<br />
Wie der Lebensweg jedes Menschen begründet<br />
ist in Lebensvertrauen und geleitet<br />
ist von einer Lebensvision, so braucht<br />
auch die Kirche Visionen, sonst sieht es<br />
um ihre Zukunft düster aus. Dabei hatte<br />
die Kirche vor 50 Jahren beim 2. Vatikanischen<br />
Konzil (1962 – 1965) eine große<br />
Vision, wie die Zukunft der Kirche ausschauen<br />
könnte, aber bis heute sind diese<br />
Ideen nur teilweise verwirklicht. Dem<br />
alten Sprichwort „Träume sind Schäume“<br />
möchte ich einen Satz von Erzbischof<br />
Helder Camara gegenüber stellen: „Wenn<br />
einer allein träumt, dann bleibt es ein<br />
Traum. Wenn wir aber alle gemeinsam<br />
träumen, kann es Wirklichkeit werden.“<br />
Hier sind meine Träume von einer Kirche<br />
der Zukunft:<br />
Die kirche WirD<br />
„DeMokrATiSch“:<br />
Die letzte Pfarrgemeinderatswahl hat<br />
wieder gezeigt, dass die Demokratie<br />
in den Pfarren durchaus funktionieren<br />
kann. „Die Kirche lebt in den Pfarren!“<br />
(Kardinal König) In den höheren Leitungsgremien<br />
der Kirche wäre die Demokratie<br />
noch ausbaufähig. Die Papstwahl<br />
und die Bischofswahl könnten<br />
z. B. demokratisch ausgeweitet werden.<br />
Kontinentale und nationale Bischofskonferenzen<br />
sollten mehr Kompetenzen<br />
bekommen. Die monarchische Hierarchie<br />
sollte allmählich zugunsten demokratisch<br />
gewählter Gremien aufgegeben<br />
werden. Aufgabe der Kirche ist nicht<br />
die Machtausübung als Institution, sondern<br />
die Heilszusage an alle Menschen.<br />
Die kirche WirD<br />
TATSächlich „kATholiSch“:<br />
Dieser Begriff bedeutet „allumfassend“,<br />
das heißt: Kirche wirklich aller Menschen.<br />
Niemand wird wegen seiner persönlichen<br />
sexuellen Orientierung (z. B. Homosexualität),<br />
wegen seiner gescheiterten Beziehung<br />
und Wiederverheiratung, wegen<br />
seiner religiösen oder weltanschaulichen<br />
Die kirche BrAuchT<br />
viSioNeN<br />
Franz Harrer<br />
Überzeugung (z. B. Konfessionslose, aus<br />
der Kirche Ausgetretene, Angehörige<br />
anderer Religionen, auch Atheisten) aus<br />
dem Leben der Kirche ausgeschlossen.<br />
Die bunte Verschiedenheit der Menschen<br />
wird nicht mehr als Bedrohung, sondern<br />
als mögliche Bereicherung verstanden.<br />
Die kirche WirD<br />
„MeNSchlich“:<br />
Der Pflichtzölibat für Priester wird aufgehoben,<br />
verheiratete Männer können<br />
Priester werden, suspendierte Priester<br />
können in ihr Amt zurückkehren, Frauen<br />
werden zu Diakonat und Priesteramt<br />
zugelassen. Zum engsten Freundeskreis<br />
Jesu zählten nicht nur Männer und in<br />
den ersten christlichen Gemeinden hatten<br />
durchaus auch Frauen leitende Positionen.<br />
Die Ausweitung der Zugangsbestimmungen<br />
zum kirchlichen Amt würde die Qualität<br />
der Seelsorge erheblich bereichern<br />
und die Feier der Eucharistie in gläubigen<br />
Gemeinden sichern. Die Kirche sieht ein,<br />
dass nicht strenge Gesetze und Regeln<br />
dem ursprünglichen Anliegen Jesu gerecht<br />
werden, sondern dass der Mensch<br />
immer wichtiger ist als ein Gesetz.<br />
Die kirche WirD<br />
„leBeNSNAh“:<br />
Die Sprache der Kirche geht auf die Lebenswirklichkeiten<br />
der Menschen ein. In<br />
Fragen der Sexualität spricht die Kirche<br />
von mehr Verständnis statt Verurteilung,<br />
mehr Ermutigung zur Eigenverantwortung<br />
statt Bevormundung und überdenkt<br />
ihre diesbezüglichen Äußerungen. Die<br />
Sprache der Kirche wirkt nicht mehr<br />
weltfremd und das Wort „modern“ hat<br />
seinen Schrecken verloren. Die Kirche<br />
gleicht sich zwar nicht sofort jedem<br />
„Zeitgeist“ an, bleibt aber grundsätzlich<br />
der modernen Welt gegenüber offen. Die<br />
Kirche macht sich besonders stark für die<br />
Schwachen. Die Menschen schätzen ihre<br />
Pfarrgemeinden als Wohlfühlorte, wo sie<br />
sich angenommen und beheimatet fühlen.<br />
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