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www.boersen-zeitung.de<br />

Börsen-Zeitung spezial<br />

Verlagsbeilage zur Börsen-Zeitung I 8. September 2016 I Nr. 173


Stabilität für Ihr Vermögen<br />

Eine Spur persönlicher<br />

Als DIE Privatbank der Sparkassen-Finanzgruppe mit Sitz in Zürich und Frankfurt am Main bietet<br />

die Frankfurter Bankgesellschaft neben den Betreuungseinheiten Wealth Management und<br />

Wealth Management Premium zusätzlich ergänzende Finanzdienstleistungen für vermögende<br />

Privatkunden und Familienunternehmer. Zu unseren Kernkompetenzen zählt neben der Vermögensverwaltung<br />

auch ein bereits mehrfach ausgezeichnetes Stiftungsmanagement.<br />

Gemeinsam mit unseren Tochtergesellschaften, der Fondsleitungsgesellschaft LB Swiss Investment<br />

und dem bankenunabhängigen, auf reiner Honorarbasis tätigen Multi-Family-Office Nötzli, Mai &<br />

Partner, vereinen wir unterschiedliche Kompetenzen zu einem ganzheitlichen Leistungsangebot<br />

für unsere anspruchsvollen Kunden.<br />

www.frankfurter-bankgesellschaft.com


Verlagsbeilage 8. September 2016 3<br />

Inhalt<br />

4<br />

Raus aus dem<br />

Dornröschenschlaf<br />

Von Horst Schmidt | Bethmann Bank AG<br />

6<br />

Trend und Erfolgsmodell: Nachhaltigkeit<br />

in der Vermögensverwaltung<br />

Von Dr. Bernhard Brinker | HypoVereinsbank<br />

8<br />

Wie die Finanzindustrie<br />

Privatanleger schröpft<br />

Von Kim Felix Fomm | Liqid<br />

10<br />

Stiftungen in der Niedrigzinsphase<br />

auf neuen Wegen<br />

Von Michael Huber | Südwestbank AG<br />

12<br />

Neue Spielregeln im<br />

Family Office<br />

Interview mit Frank W. Straatmann | FERI AG und FERI Trust GmbH<br />

Das Interview führte Martin Winkler | Börsen-Zeitung<br />

14<br />

Innovation: Die treibende Kraft<br />

in der Finanzberatung<br />

Von Thomas Steiger | VP Bank (Luxembourg) SA<br />

16<br />

18<br />

Professionelle Vermögensverwaltung<br />

im Zeitalter der Minuszinsen<br />

Von Holger Mai | Frankfurter Bankgesellschaft<br />

Attraktive Investmentgelegenheiten<br />

in den Schwellenmärkten aufspüren<br />

Von Claudia Calich | M&G Emerging Markets Bond Fund<br />

Impressum<br />

Redaktion: Martin Winkler<br />

Anzeigen: Bernd Bernhardt (verantwortlich) und Andrea Wermann<br />

Technik: Tom Maier<br />

Gestaltung und typografische Umsetzung: Bernd Handreke<br />

Fotos: fotolia<br />

Druck: Westdeutsche Verlags- und Druckerei GmbH,<br />

Kurhessenstraße 4–6, 64546 Mörfelden-Walldorf<br />

Verlag Börsen-Zeitung in der Herausgebergemeinschaft<br />

WERTPAPIER-MITTEILUNGEN Keppler, Lehmann GmbH & Co. KG,<br />

Düsseldorfer Straße 16, 60329 Frankfurt am Main<br />

Tel.: 069/27 32-0<br />

Anzeigen Tel.: 069/27 32-115, Fax: 069/23 37 02<br />

Vertrieb Fax: 069/23 41 73<br />

Geschäftsführung:<br />

Ernst Padberg (Vorsitzender), Torsten Ulrich, Dr. Jens Zinke<br />

Börsen-Zeitung spezial


4<br />

Verlagsbeilage 8. September 2016<br />

Raus aus dem<br />

Dornröschenschlaf<br />

Über die Herausforderungen des digitalen Zeitalters und wie Privatbanken ihnen begegnen sollten<br />

Horst Schmidt<br />

Vorstandsvorsitzender der<br />

Bethmann Bank AG<br />

Technische Revolutionen sind in<br />

der Geschichte schon immer unterschätzt<br />

worden. Das Automobil<br />

hatte seine Kritiker ebenso wie das<br />

Telefon. Viele Stimmen schrieben<br />

diesen Innovationen nur eine kurze<br />

Lebensdauer zu. Ebendiese Stimmen<br />

verpassten aber wichtige Chancen<br />

und ignorierten die Möglichkeiten,<br />

die sich ihnen boten.<br />

Auch bei der Digitalisierung, die<br />

längst alle Wirtschaftszweige und<br />

-branchen verändert, gibt es noch<br />

immer Zweifler, die der Ansicht<br />

sind, sie seien die Ausnahme von<br />

der Regel. So steht die Finanzbranche<br />

zumindest teilweise im Ruf, den<br />

Anschluss an die Digitalisierung zu<br />

verlieren. Internet und alles, was mit<br />

Online- und Mobile-Dienstleistungen<br />

zu tun hat, seien Fremdkörper für<br />

Unternehmenskulturen, bei denen<br />

andere Werte wichtiger seien. Dies<br />

gilt nicht zuletzt für die Private-Banking-Branche.<br />

Und es gibt in der Tat<br />

Privatbanken, die diese Einstellung<br />

noch immer zu pflegen scheinen.<br />

Sie argumentieren damit, dass ihre<br />

Kunden keine Digitalisierung wollten,<br />

weil sie keine Selbstentscheider<br />

seien. Die Kunden, so heißt es, wollten<br />

ihre Geldanlage den Experten der<br />

Vermögensverwaltung überlassen<br />

und seien bestens bedient mit digitalen<br />

Basisfunktionen wie einem Reportingversand<br />

via Internet. Zudem<br />

sei die Steuerung von Vermögen ein<br />

zu komplexes Geschäft für rein digitale<br />

Lösungen.<br />

Veränderte<br />

Erwartungen<br />

der Kunden<br />

Diese Haltung trägt der Lebenswirklichkeit<br />

der allermeisten Kunden jedoch<br />

nicht ausreichend Rechnung.<br />

Denn ob Wetter-App oder Navigationssysteme:<br />

Für viele Bankkunden<br />

gehören digitale Anwendungen, die<br />

persönliche Wünsche berücksichtigen,<br />

längst zum Alltag. So entwickeln<br />

sich dank des Internets auch immer<br />

mehr Vermögende zu Selbstentscheidern.<br />

Der große Umfang von online<br />

verfügbaren Markt- und Produktinformationen<br />

macht die Finanzmärkte<br />

transparent und für jedermann zugänglich.<br />

Leistungsfähige Tools liefern<br />

Informationen und Möglichkeiten,<br />

um Anlageentscheidungen selbst<br />

zu treffen. Das Anlageverhalten von<br />

Vermögenden verteilt sich dabei<br />

zunehmend auf zwei Pole: Auf der<br />

einen Seite stehen jene, die auf die<br />

Kenntnisse und Erfahrungen ihrer<br />

Bankberater voll vertrauen und sich<br />

von ihnen durch die überaus komplexen<br />

Finanzmärkte „chauffieren“<br />

lassen möchten. Auf der anderen Seite<br />

gibt es diejenigen, die technikaffin<br />

sind, über eigenes Finanz-Know-how<br />

verfügen und sich von der sogenannten<br />

Robo-Vermögensverwaltung,<br />

also von computergestützten Anlageprogrammen,<br />

erfolgreiche Anlageentscheidungen<br />

versprechen. Ihnen<br />

bieten die Privatbanken derzeit<br />

keine digitalen Lösungen.<br />

Doch Privatbanken sind im besten<br />

Sinne Kundenbanken. Sie leben<br />

von vertrauensvollen Kundenbeziehungen,<br />

die oft über viele Jahre<br />

bestehen. Persönliche Beratung und<br />

intensiver Dialog sind Kernaufgaben<br />

unserer Branche. Darin unterscheiden<br />

wir uns von Direktbanken. Um<br />

für unsere Kunden die bestmöglichen<br />

Entscheidungen zu treffen, müssen<br />

wir ihre Interessen, Familienverhältnisse,<br />

Ziele, Wünsche und Bedürfnisse<br />

kennen – und dieses Wissen mit<br />

unseren Erfahrungen und Kenntnissen<br />

in entsprechenden Anlageentscheidungen<br />

umsetzen. Dazu gehört<br />

auch, unseren Kunden unterstützende<br />

digitale Tools und Systeme anzubieten,<br />

auch wenn damit in unseren<br />

eigenen Organisationen erhebliche<br />

Veränderungen einhergehen. Denn<br />

im Private Banking nimmt mit der Digitalisierung<br />

der persönliche Dialog<br />

zwischen dem Bankberater und dem<br />

Kunden zu, nicht ab.<br />

Privatbanken sollten die Digitalisierung<br />

aus Perspektive ihrer Kunden<br />

betrachten. Noch reagieren Kunden –<br />

erstaunlicherweise durch alle Altersgruppen<br />

hindurch – eher ablehnend<br />

auf rein digitale Vermögenslösungen.<br />

Sie wollen aus guten Gründen nicht<br />

auf die persönliche Beratung ver-<br />

Börsen-Zeitung spezial


Verlagsbeilage 8. September 2016 5<br />

zichten. Sie schätzen den Austausch,<br />

die Beratung und die Expertise ihres<br />

Anlageexperten und genießen den<br />

Komfort, Entscheidungen an einen<br />

Berater ihres Vertrauens abzugeben.<br />

Doch so groß die Wertschätzung für<br />

ihre Bank auch ist, eines steht fest:<br />

Die Digitalisierung findet bei jedem<br />

einzelnen Kunden statt, unabhängig<br />

von Alter, Familienstand oder Vermögensgröße.<br />

Internetanwendungen,<br />

Smartphones und Apps machen das<br />

Bankgeschäft für sie deutlich leichter<br />

und bequemer. Zudem ist das Internet<br />

immer erreichbar, 24 Stunden am<br />

Tag, sieben Tage die Woche. Daraus<br />

entstehen – ganz automatisch – veränderte<br />

Erwartungen, an die sich<br />

auch Privatbanken anpassen müssen.<br />

Gegenwärtig mag digitalen Lösungen<br />

im Private Banking noch nicht<br />

die höchste Dringlichkeit beigemessen<br />

werden. Denn viele vermögende<br />

Kunden vertrauen letztlich den klassischen<br />

Institutionen noch eher als<br />

den Gegenspielern in der virtuellen<br />

Finanzwelt. Diese Kunden bewerten<br />

Datensicherheit als ein hohes Gut,<br />

das sie im Internet latent in Gefahr<br />

sehen. Doch schon heute ist klar, dass<br />

Vermögende der nächsten Generation<br />

eine andere Haltung einnehmen.<br />

Für sie wird es selbstverständlich<br />

sein, digitale Angebote in allen Lebensbereichen<br />

zu nutzen – auch in<br />

der Geldanlage. Darauf müssen sich<br />

Privatbanken jetzt vorbereiten: Es<br />

bedarf konsequenter Lernschritte,<br />

damit aus einer traditionellen Privatbank<br />

eine zukunftsfähige Privatbank<br />

werden kann, die persönliche Kundenbeziehungen<br />

und digitale Lösungen<br />

zusammenführt.<br />

Bereits heute wünschen sich vermögende<br />

Privatkunden von ihrer Bank<br />

moderne Kommunikationskanäle<br />

und personalisierte Services, die<br />

ihren Lebensgewohnheiten entsprechen.<br />

Dazu gehören Videochat und<br />

Instant-Messaging-Zugänge zum<br />

Vermögensexperten – auch abends<br />

oder am Wochenende. Sie interessieren<br />

sich für maßgeschneiderte und<br />

zeitnahe Marktinformationen per<br />

PC, Tablet oder Smartphone, egal ob<br />

es sich dabei um das Thema Private<br />

Equity, Informationen zu Schwellenländern<br />

oder zu europäischen Aktien<br />

handelt. Sie möchten jederzeit ihr<br />

Portfolio einsehen, online Simulationen<br />

vornehmen und Vergleiche<br />

mit Benchmarks einsehen. Dies alles<br />

ist nicht einfach nur Mehraufwand<br />

für die Bank, sondern vielmehr die<br />

Möglichkeit, die Kontaktaufnahme<br />

zu individualisieren und die Kundenbeziehung<br />

zu erweitern und zu<br />

vertiefen.<br />

Banken können – und sollten! – diese<br />

Entwicklung für sich nutzen, indem<br />

sie beispielsweise digitale Kanäle für<br />

das effiziente und kundenfreundliche<br />

Erfüllen von Regulierungsanforderungen<br />

an Dokumentation und<br />

Kundeninformationen einsetzen. Sie<br />

könnten Videos anbieten, in denen<br />

Chancen und Risiken verschiedener<br />

Anlageklassen erklärt werden,<br />

Online-Hilfen zum Ausfüllen von<br />

Verträgen zur Verfügung stellen oder<br />

mittels SmartData individuelle Interessensschwerpunkte<br />

ihrer Kunden<br />

bestimmen. Die Robo-Vermögensverwaltung<br />

ist derzeit zwar noch ein<br />

Nischenprodukt von Fintechs, doch<br />

auch dafür könnte es einen wachsenden<br />

Markt geben, den Privatbanken<br />

nutzen könnten.<br />

Natürlich weiß niemand das zukünftige<br />

Kundenverhalten im Detail<br />

vorherzusagen. Doch fest steht, dass<br />

es im Private Banking keine homogene<br />

Kundengruppe mehr gibt. Die<br />

Anforderungen der Kunden an die<br />

Bank wandeln sich stetig unter dem<br />

Einfluss der technologischen Entwicklungen,<br />

des Marktgeschehens,<br />

politischer Gegebenheiten oder des<br />

Generationswechsels. Schon heute<br />

gehören im Private Banking persönlicher<br />

Austausch und digitale Kommunikation<br />

zusammen. Ein „Entwederoder-Modell“<br />

– also ausschließlich<br />

off- oder online – entspricht schon<br />

lange nicht mehr den Bedürfnissen<br />

der Kunden.<br />

Privatbanken sollten die stattfindende<br />

Transformation akzeptieren und<br />

ihr Geschäftsmodell zukunftsfähig<br />

Hohe<br />

Investitionen<br />

erfordern<br />

Mindestgröße<br />

machen. Die Digitalisierung darf<br />

nicht als Programm zur allgemeinen<br />

Kostenreduktion gesehen werden. Im<br />

Gegenteil: Sie ist ein Investment in<br />

die Beziehung zu den Kunden – mit<br />

einem signifikanten, aber unumgänglichen<br />

finanziellen Mehraufwand.<br />

Diese Investitionen müssen<br />

die Privatbanken in einem Marktumfeld<br />

erwirtschaften, in dem Erträge<br />

derzeit eher stagnieren. Voraussetzung<br />

ist also eine gewisse kritische<br />

Größe jeder Bank. Kleineren Privatbanken<br />

dürfte es schwerfallen, die<br />

erforderlichen Investitionen in digitale<br />

Technologien zu stemmen. Denn<br />

die Innovationszyklen werden immer<br />

kürzer, und die Anforderungen an<br />

die Datensicherheit steigen.<br />

Auch Privatbanken benötigen somit<br />

ein hohes Maß an Veränderungsfähigkeit.<br />

Sie dürfen technologischen<br />

Erneuerungen nicht skeptisch oder<br />

sogar ignorant gegenüberstehen und<br />

müssen die sich verändernde Lebenswirklichkeit<br />

ihrer Kunden akzeptieren<br />

und für sich nutzen. Es wäre ein<br />

großes Missverständnis zu glauben,<br />

dass ausgerechnet das Private Banking<br />

eine standhafte Trutzburg in der<br />

Offline-Welt sei, während die Digitalisierung<br />

das tägliche Berufs- und Privatleben<br />

der Kunden mehr und mehr<br />

durchdringt. Genauso falsch wäre<br />

es, die persönliche Beratung, die Interaktion<br />

mit einem Kundenbetreuer<br />

und damit das wohl entscheidende<br />

Leistungsversprechen der Branche<br />

zu schwächen oder gar aufzugeben.<br />

Privatbanken müssen vor diesem<br />

Hintergrund ihre Organisationsstrukturen<br />

flexibler und ihre Prozesse<br />

effizienter gestalten. Bisher wurde<br />

in langen Entwicklungsphasen<br />

mit fest definierten Zielen gedacht.<br />

Ihre Organisation war darauf ausgerichtet,<br />

entsprechend monolithisch<br />

und auch ein wenig träge. Doch in<br />

Zukunft werden bewegliche, veränderungsfähige<br />

Banken erfolgreich<br />

sein, die kundennahe Projekte zügig<br />

verwirklichen können, vernetzt denken<br />

und arbeiten, flache Hierarchien<br />

aufweisen und über transparente<br />

Prozesse verfügen.<br />

Börsen-Zeitung spezial


6<br />

Verlagsbeilage 8. September 2016<br />

Trend und Erfolgsmodell: Nachhaltigkeit<br />

in der Vermögensverwaltung<br />

Investieren mit Werten – Ertrag um jeden Preis ist nicht jedermanns Sache<br />

Dr. Bernhard Brinker<br />

Bereichsvorstand Private Banking & Wealth<br />

Management bei der HypoVereinsbank<br />

Für viele Anleger spielen ökologische<br />

und soziale Kriterien eine entscheidende<br />

Rolle bei der Geldanlage. Sie<br />

wollen mit ihren Geldanlagen keine<br />

Unternehmen, Projekte oder Länder<br />

finanzieren, die mit den eigenen<br />

Lebensgrundsätzen oder Moralvorstellungen<br />

nicht übereinstimmen.<br />

Daher entscheiden sie sich bewusst<br />

für nachhaltige und ethische Finanzprodukte<br />

und erhoffen sich<br />

mit dieser Wahl nicht nur eine gute<br />

Rendite, sondern wollen auch einen<br />

positiven Beitrag zum Umwelt- und<br />

Klimaschutz leisten. Wir bieten unseren<br />

Kunden diese Möglichkeit, und<br />

auch deshalb hat sich die Kundenzufriedenheit<br />

und die Kundennachfrage<br />

in der Vermögensverwaltung in<br />

unserem Private Banking & Wealth<br />

Management im ersten Halbjahr sehr<br />

erfreulich entwickelt. Denn während<br />

sich in den vergangenen Jahren<br />

hauptsächlich institutionelle Anleger<br />

für ein „grünes“ Finanzprodukt<br />

entschieden haben, lässt sich dieser<br />

Trend mittlerweile auch bei privaten<br />

Anlegern erkennen: Unsere Kunden<br />

investierten im vergangenen Jahr<br />

deutlich stärker in nachhaltige und<br />

ökologische Geldanlagen – in Form<br />

nachhaltiger Mandatslösungen oder<br />

in die nachhaltige Variante der Vermögensverwaltung.<br />

Die gestiegene<br />

Nachfrage im Bereich nachhaltiger<br />

Geldanlagen bei unseren Kunden<br />

bestätigt einen Trend: Laut Marktbericht<br />

des Fachverbands „Forum<br />

Nachhaltige Geldanlagen“ vom Mai<br />

2016 für Deutschland, Österreich<br />

und die Schweiz ist der nachhaltige<br />

Anlagemarkt gegenüber dem Vorjahr<br />

um 65 Prozent gewachsen. Gerade<br />

in einem von anhaltenden Niedrigzinsen<br />

und einer hohen Volatilität<br />

geprägten Marktumfeld suchen Anleger<br />

nach alternativen Geldanlagen,<br />

die langfristig Renditemöglichkeiten<br />

bieten. Unsere Privatkunden haben<br />

verstärkt in aktiv verwaltete Mischfonds<br />

mit Nachhaltigkeitsaspekten<br />

investiert. Auch im Private Banking<br />

& Wealth Management, vor allem<br />

im Stiftungsmanagement, nutzen<br />

immer mehr Kunden die Möglichkeit,<br />

die Wertpapierauswahl in der<br />

Vermögensverwaltung nachhaltig<br />

zu gestalten. Insgesamt stieg das Volumen<br />

an nachhaltigen Geldanlagen<br />

in unserem Privatkundensegment im<br />

Vergleich zum Vorjahr um rund ein<br />

Drittel auf 2 Mrd. Euro.<br />

Viele Anleger<br />

wollen Beitrag<br />

zum Umweltund<br />

Klimaschutz<br />

leisten<br />

Nachhaltigkeit ist dabei nicht nur für<br />

das Investorengewissen ein wichtiger<br />

Aspekt, sondern kann auch bei<br />

den langfristigen Erfolgsaussichten<br />

des Portfolios durchaus eine Rolle<br />

spielen: Denn mit der Investition in<br />

nachhaltig agierende Unternehmen<br />

oder Länder reduzieren sich deren<br />

Kapitalbeschaffungskosten. Diese<br />

Unternehmen werden also für ihr<br />

nachhaltiges Handeln belohnt. Ressourcenknappheit,<br />

Bevölkerungswachstum<br />

und Klimawandel sind<br />

globale Trends, die die nachhaltige<br />

Entwicklung in Frage stellen. Unternehmen,<br />

die sich diesen Herausforderungen<br />

stellen und die sogar<br />

Lösungen bereitstellen können, werden<br />

langfristig nachhaltiger wachsen<br />

können als andere. Marken sind<br />

heutzutage von großem Wert für Unternehmen,<br />

denn sie ziehen Kunden<br />

an und fördern die Kundenbindung.<br />

Darüber hinaus sind Marken immaterielle<br />

Vermögenswerte in den Unternehmensbilanzen.<br />

Daher gilt es auch<br />

Reputationsrisiken zu vermeiden.<br />

Es gibt keine einheitlichen Kriterien,<br />

ab wann sich eine Geldanlage „nachhaltig“<br />

nennen darf. Grundsätzlich<br />

sollten daher immer die Details der<br />

Anlagestrategie hinterfragt werden,<br />

um zu beurteilen, ob diese aus persönlicher<br />

Sicht „nachhaltig“ genug ist.<br />

Der Zusammenhang zwischen Rendite,<br />

Sicherheit und Liquidität bzw.<br />

Verfügbarkeit wird oft als das „magische<br />

Dreieck der Vermögensanlage“<br />

bezeichnet. Diese drei Grundziele der<br />

Geldanlage sind in ihren Maximalausprägungen<br />

nie gleichzeitig zu haben.<br />

Wird ein Ziel höher gewichtet,<br />

geht dies in der Regel zulasten der<br />

anderen beiden Ziele. In nachhaltigen<br />

Anlagestrategien erweitert sich<br />

dieses Dreieck um das Ziel einer<br />

möglichst nachhaltigen Geldanlage.<br />

Börsen-Zeitung spezial


Verlagsbeilage 8. September 2016 7<br />

Umgesetzt wird die Anlagestrategie<br />

in den nachhaltig gemanagten Linien<br />

unserer Vermögensverwaltung<br />

überwiegend über Aktien und Anleihen<br />

von Unternehmen/Ländern,<br />

die sich in einem Auswahlverfahren<br />

der oekom research AG, München,<br />

als besonders nachhaltig erwiesen<br />

haben. Jede Branche sieht sich aufgrund<br />

unterschiedlicher Produkte<br />

und Dienstleistungen vor unterschiedliche<br />

soziale und ökologische<br />

Herausforderungen gestellt. Deshalb<br />

definiert oekom research etwa ein<br />

Drittel dieser Kriterien branchenspezifisch.<br />

Aus den Ergebnissen ergibt<br />

sich eine Rangliste der untersuchten<br />

Unternehmen innerhalb einer Branche.<br />

Daneben kommt auch ein Bewertungsverfahren<br />

für Länder zum<br />

Einsatz. In Zusammenarbeit mit<br />

Experten aus Wissenschaft und Forschung<br />

hat oekom research 150 Indikatoren<br />

für die Bewertung von Ländern<br />

identifiziert. Mit ihrer Hilfe<br />

werden die institutionellen Rahmenbedingungen<br />

und die Performance<br />

eines Landes in sozialen und ökologischen<br />

Bereichen bewertet. In Frage<br />

kommen nur die Länder mit den im<br />

Vergleich besten Bewertungen.<br />

Die selektierten Unternehmen und<br />

Länder fließen in die Anlagestrategie<br />

ein und werden hier um wirtschaftliche,<br />

fundamentale und technische<br />

Indikatoren der Anlageklassen,<br />

Märkte, Länder und Unternehmen<br />

ergänzt. Für bestimmte Anlageklassen<br />

können ergänzend zu den Aktien/Anleihen<br />

weitere Wertpapiere<br />

selektiert werden, wie Investmentfonds<br />

oder börsengehandelte Investmentfonds<br />

(ETF), insoweit diese<br />

eine nachhaltige Anlagestrategie verfolgen.<br />

Nachhaltige<br />

Portfolios erwirtschafteten<br />

solide Ertragsund<br />

Risikoergebnisse<br />

Im Vergleich zu klassischen, benchmarkorientierten<br />

Anlagestrategien<br />

steht durch das nachhaltige Auswahlverfahren<br />

naturgemäß ein kleineres<br />

Anlageuniversum zur Verfügung. Auf<br />

bestimmte Anlageklassen (z.B. Direktinvestments<br />

in Rohstoffe) muss<br />

mangels nachhaltiger Anlagemöglichkeiten<br />

derzeit komplett verzichtet<br />

werden. Nachhaltige Portfolios<br />

erwirtschafteten in der Vergangenheit<br />

dennoch solide Ertrags- und<br />

Risikoergebnisse, auch im direkten<br />

Vergleich zu konventionellen Engagements.<br />

Das könnte nachhaltiges<br />

Geldanlegen auch aus Performancesicht<br />

durchaus interessant machen<br />

– die nachhaltigen Varianten unserer<br />

mandatierten Vermögensportfolios<br />

und unserer Vermögensverwaltung<br />

schnitten im bisherigen Performancevergleich<br />

durchaus positiv ab,<br />

dies auch risikoadjustiert.<br />

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8<br />

Verlagsbeilage 8. September 2016<br />

Wie die Finanzindustrie<br />

Privatanleger schröpft<br />

Kosten von Finanzprodukten und Vermögensverwaltern sind oft intransparent<br />

Banken und Fondsanbieter diesen<br />

Markt. Ihre Portfolios vertreiben sie<br />

über die angeschlossenen Filialnetze.<br />

Die Kosten für die Verwaltung liegen<br />

laut dem Research-Unternehmen<br />

Fondsconsult zwischen 0,25 und<br />

2,5 Prozent pro Jahr – exklusive Produktkosten.<br />

Kim Felix Fomm<br />

Head of Portfolio Management<br />

bei Liqid<br />

Finanzdienstleister reden zwar<br />

gerne über Geld. Aber nicht darüber,<br />

was sie ihren Kunden abknöpfen.<br />

Bei den Kosten für Investmentfonds<br />

und Vermögensverwaltung wird<br />

getrickst und verschleiert wie bei<br />

einem Taschenspieler-Wettbewerb.<br />

Das Nachsehen haben Privatanleger,<br />

die oft nicht überschauen können,<br />

wie überzogene Kosten ihre Renditen<br />

schmälern.<br />

Preisgegeben wird in aller Regel nur<br />

das, was der Gesetzgeber ausdrücklich<br />

fordert. Beispielsweise musste<br />

der Bundesgerichtshof Banken, Vermittler<br />

und Vermögensverwalter<br />

zwingen, Provisionen offenzulegen,<br />

die sie von Fondsgesellschaften erhalten.<br />

Zuvor flossen jährlich Milliarden<br />

Euro hinter dem Rücken der<br />

Kunden in die Taschen der Verkäufer.<br />

Kleinanleger können Provisionszahlungen<br />

vermeiden, indem sie auf<br />

das große Angebot günstiger börsengehandelter<br />

Indexfonds (ETF)<br />

zurückgreifen. Diese Fonds kopieren<br />

Indizes, die beispielsweise den gesamten<br />

Weltaktienmarkt abbilden,<br />

und kosten nur einen Bruchteil von<br />

dem, was aktiv gemanagte Fonds verlangen.<br />

Viele Anleger trauen es sich<br />

aber nicht zu, ihr Vermögen selbst<br />

über eine Online-Bank zu verwalten.<br />

Oft mangelt es auch an der nötigen<br />

Zeit, um sich in die Materie einzuarbeiten.<br />

Hilfe erhalten sie bei Vermögensverwaltern,<br />

die ihnen die lästige<br />

Aufgabe abnehmen. Der Markt ist<br />

allerdings noch unübersichtlicher<br />

und intransparenter als der für aktiv<br />

gemanagte Fonds.<br />

Es gibt individuelle und standardisierte<br />

Vermögensverwaltungen. Bei<br />

der individuellen Vermögensverwaltung<br />

müssen Anleger in der Regel<br />

zwischen 2 und 3 Mill. Euro investieren.<br />

Dafür werden sie von einem<br />

Verwalter betreut und erhalten ein<br />

nach ihren Präferenzen entwickeltes<br />

Anlageportfolio. Im Rahmen seines<br />

Mandats trifft der Verwalter alle<br />

Anlageentscheidungen für den Kunden.<br />

Das kostet in Deutschland nach<br />

Angaben des Berliner Wirtschaftsverlags<br />

Fuchsbriefe zwischen 0,8 und<br />

1,55 Prozent des verwalteten Kapitals<br />

pro Jahr (Durchschnitt: 1,21 Prozent).<br />

Hinzu kommen Kosten für die<br />

eingesetzten Finanzprodukte.<br />

Bei der standardisierten Vermögensverwaltung<br />

erhalten die Kunden keine<br />

individuellen Portfolios. Auch auf<br />

die Anlagepolitik haben sie keinen<br />

Einfluss. Vielmehr stehen abhängig<br />

vom Anbieter verschiedene fertige<br />

Portfolios mit unterschiedlichen Risikoprofilen<br />

zur Wahl. Die Einstiegssummen<br />

sind so niedrig, dass sie auch<br />

für Kleinanleger keine Hürde sind. In<br />

Deutschland beherrschen die großen<br />

Privatanleger<br />

haben das<br />

Nachsehen<br />

Günstiger sind digitale Vermögensverwalter,<br />

sogenannte Robo-Advisor.<br />

Sie bieten ihre Dienste über das Internet<br />

an. Global diversifizierte Anlageportfolios<br />

aus Aktien, Anleihen<br />

und anderen Anlageklassen kosten<br />

je nach Anlagesumme zwischen 0,5<br />

und 1,25 Prozent im Jahr zuzüglich<br />

der Kosten für Finanzprodukte.<br />

Die Anbieter individueller Vermögensverwaltung,<br />

die sich an eine<br />

vermögende Klientel wenden, halten<br />

sich zurück und verlieren auf ihren<br />

Websites über ihre Vergütung meistens<br />

kein Wort. Digitale Vermögensverwalter,<br />

die ihre Portfolios direkt<br />

im Internet vertreiben, informieren<br />

zwar über die Verwaltungskosten,<br />

die sie verlangen. Doch die Kosten für<br />

die eingesetzten Fonds werden gerne<br />

ins Kleingedruckte verbannt oder gar<br />

nicht erwähnt, damit das Angebot<br />

günstiger erscheint.<br />

Viele Kunden werden selbst nach der<br />

Anlage in ein Portfolio nicht merken,<br />

dass sie auch für die im Depot enthaltenen<br />

Finanzprodukte bezahlen.<br />

Denn deren Kosten ziehen die Produktanbieter<br />

direkt ab. Die Gesamtvergütungen<br />

bleiben so oft im Dunkeln.<br />

Anleger sollten deshalb immer<br />

genau hinschauen und im Zweifel<br />

nachfragen, bevor sie einen Verwalter<br />

beauftragen. Eine entscheidende<br />

Frage ist auch, welche Leistungen<br />

geboten werden. Insofern sollten Anleger<br />

nicht nur auf den Preis, sondern<br />

auch auf die Qualität des Verwalters<br />

achten.<br />

Börsen-Zeitung spezial


ECHTES. PRIVATE. BANKING.<br />

www.bethmannbank.de<br />

AN ALLE, FÜR DIE<br />

DER KAPITALMARKT<br />

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GEHÖRT.<br />

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10<br />

Verlagsbeilage 8. September 2016<br />

Stiftungen in der Niedrigzinsphase<br />

auf neuen Wegen<br />

Wenig genutzte Optionen ausloten, um die Kapitalbasis zu verbreitern<br />

besteht die Möglichkeit, realisierte<br />

Kursgewinne z. B. aus Aktieninvestments<br />

der Umschichtungsrücklage<br />

zuzuführen, sofern das die Satzung<br />

zulässt. Hiermit lassen sich eventuelle<br />

künftige Verluste ausgleichen.<br />

Michael Huber<br />

Bereichsleiter Private Banking,<br />

Südwestbank AG<br />

Stiftungen tun Gutes – insgesamt<br />

17 Mrd. Euro flossen 2015 in die<br />

Förderaktivitäten der bundesweit<br />

über 21000 Organisationen. Allerdings<br />

erschwert die Niedrigzinsphase<br />

deren Arbeit. Traditionell pflegen<br />

Stiftungen einen sicherheitsorientierten<br />

Anlagestil mit einem hohen Anteil<br />

an festverzinslichen Wertpapieren.<br />

Deren Verzinsung ist stark gesunken –<br />

die Renditen liegen teilweise im negativen<br />

Bereich. Somit ist es schwierig,<br />

Erträge für die Stiftungszwecke zu<br />

generieren. Stiftungsverantwortliche<br />

müssen neue Wege gehen: das Vermögensmanagement<br />

professionalisieren,<br />

zusätzliche Einnahmequellen<br />

erschließen und verstärkt zusammenarbeiten.<br />

Knapp 40 Prozent der fast 98000 Stiftungsmitarbeiter<br />

in Deutschland sind<br />

Ehrenamtliche – ein beeindruckender<br />

Beleg für bürgerschaftliches Engagement.<br />

Gutgemeintes muss aber<br />

auch gut gemacht werden, damit es<br />

seine volle Wirkung entfalten kann.<br />

Oftmals mangelt es an strategischem<br />

Weitblick, Management-Skills und<br />

Erfahrung mit komplexen Finanzinstrumenten.<br />

Erfolgreiche Stiftungsarbeit erfordert<br />

ein klares Anlagekonzept. PwC zufolge<br />

gibt es bei rund einem Viertel der<br />

Stiftungen keine expliziten Anlagerichtlinien.<br />

Stiftungsvorstände sollten<br />

eine langfristige Investmentstrategie<br />

entwickeln – und diese regelmäßig<br />

überprüfen. In Zeiten hochvolatiler<br />

Börsen ist es wichtig, nicht reflexhaft<br />

auf das Auf und Ab der Kurse zu reagieren.<br />

Inzwischen hat laut PwC fast<br />

jede dritte Institution Teile ihres Vermögens<br />

in ertragreichere – und damit<br />

risikoreichere – Asset-Klassen umgeschichtet.<br />

Doch sind viele Häuser<br />

in puncto Risikomanagement nicht<br />

ausreichend aufgestellt. So hat der<br />

Bundesverband Deutscher Stiftungen<br />

ermittelt, dass beinahe die Hälfte keine<br />

strukturierte Risikoanalyse durchführt.<br />

Grundsätzlich können Stiftungen<br />

als langfristige Anleger durchaus<br />

Risiken tragen und Rückschläge<br />

abfangen. In der Praxis allerdings<br />

möchte kaum ein Stiftungsvorstand<br />

in seiner Amtszeit Verluste verantworten<br />

oder gar haftungsrechtliche<br />

Konsequenzen tragen. Die objektive<br />

Risikotragfähigkeit der Stiftung und<br />

das subjektive Sicherheitsbedürfnis<br />

der Stiftungslenker sind also nicht<br />

unbedingt deckungsgleich.<br />

Stiftungen müssen künftig auch bislang<br />

wenig genutzte Optionen ausloten,<br />

um ihre Kapital- und Einnahmebasis<br />

zu verbreitern. So dürfen<br />

Stiftungen zum Beispiel bis zu einem<br />

Drittel des jährlichen Überschusses<br />

aus der Vermögensverwaltung in die<br />

freie Rücklage einstellen und ihr Vermögen<br />

damit stärken. Darüber hinaus<br />

Gutgemeintes<br />

muss<br />

auch gut<br />

gemacht<br />

werden<br />

Mit Spenden oder Zustiftungen versuchen<br />

Stiftungen, die fehlenden<br />

Zinserträge auszugleichen, indem<br />

sie Groß- und Kleinspenden, aber<br />

auch Erbschaften einwerben. Hinzu<br />

kommt: Spender erwarten heute weit<br />

mehr Professionalität von Fundraisern.<br />

Für Spendensiegel- und Zertifizierungsorganisationen<br />

ist die Höhe<br />

der Verwaltungsausgaben im Verhältnis<br />

zum Cash-flow ein wichtiger<br />

Prüfpunkt.<br />

Für kleine Stiftungen eigenen sich<br />

spezielle Stiftungsfonds. Allerdings<br />

sollten die Angebote genau geprüft<br />

werden – in Hinblick auf Gebühren<br />

sowie auf die Auswahl der Titel: Entsprechen<br />

diese den Anlagerichtlinien,<br />

z.B. ethischen oder ökologischen Gesichtspunkten?<br />

Synergien nutzen, Kompetenzen erweitern<br />

und die Wahrnehmung in<br />

der Öffentlichkeit erhöhen: Gerade<br />

für kleine Stiftungen könnten projektbezogene<br />

Kooperationen oder<br />

Fusionen eine Lösung sein. Auch wer<br />

eine neue Stiftung gründen möchte,<br />

sollte über Alternativen nachdenken.<br />

Je nach Stiftungszweck eignen sich<br />

etwa eine Verbrauchs- oder eine Hybridstiftung.<br />

Letztere kombiniert die<br />

Vorteile der Ewigkeits- und der Verbrauchsstiftung.<br />

Unter einem Mindestkapital<br />

von 1 Mill. Euro lassen<br />

sich kaum noch die Kosten decken.<br />

Es ist sinnvoller, zuzustiften oder eine<br />

unselbstständige Stiftung in Form<br />

einer Treuhandstiftung unter dem<br />

Dach einer größeren zu gründen. Das<br />

spart Verwaltungskosten und kann<br />

mehr Gutes bewirken.<br />

Börsen-Zeitung spezial


12<br />

Verlagsbeilage 8. September 2016<br />

Interview mit Frank W. Straatmann<br />

Neue Spielregeln im<br />

Family Office<br />

Moderne Family Offices bieten Leistungsbausteine an – wie für institutionelle Kunden<br />

Frank W. Straatmann<br />

Vorstand der FERI AG und<br />

Geschäftsführer der<br />

FERI Trust GmbH<br />

Vor fast 30 Jahren hat FERI Deutschlands<br />

erstes Multi Family Office<br />

gegründet – damals im Umfeld der<br />

Quandt-Familie. Seitdem hat das Unternehmen<br />

sein Dienstleistungsspektrum<br />

für große Familienvermögen und<br />

institutionelle Kunden kontinuierlich<br />

ausgebaut. Heute steht die Marke FERI<br />

vor allem für die Kombination aus unabhängiger<br />

Vermögensberatung und<br />

-verwaltung mit dem Know-how eines<br />

eigenen Investment Researchs. Zu den<br />

Kunden gehören rund 200 Familien und<br />

mehr als 200 institutionelle Anleger. Ein<br />

Gespräch mit FERI-Vorstand Frank W.<br />

Straatmann.<br />

Herr Straatmann, was unterscheidet<br />

die Arbeit in einem Multi Family Office<br />

von der eines Single Family Office?<br />

Als Multi Family Office können wir<br />

unseren Mandanten die komplette<br />

Bandbreite an Dienstleistungen anbieten.<br />

Dabei agieren wir unabhängig und<br />

sind flexibler in der Planung und Umsetzung.<br />

Single Family Offices sind kleinere<br />

Einheiten, die häufig nur für eine<br />

einzige Familie arbeiten – und können<br />

daher in der Regel auch nicht sämtliches<br />

Know-how über alle Bereiche aus einer<br />

Hand liefern. Hier kommen wir ins<br />

Spiel – wir erbringen unsere Leistungen<br />

im Bereich Family Office sowohl für Familien,<br />

private Mandanten als auch für<br />

Single Family Offices.<br />

Welche Dienstleistungen sind für die<br />

Beratung und Verwaltung eines großen<br />

Vermögens notwendig?<br />

FERI bietet sowohl die strategische<br />

Vermögensplanung als auch das Risikomanagement,<br />

Controlling, die Umsetzungsberatung<br />

und Auswahl externer<br />

Dienstleister an. Im Investment Management,<br />

also in der Vermögensverwaltung,<br />

profitieren unsere Mandanten<br />

von unserer Erfahrung in sämtlichen<br />

Anlageklassen und einem entsprechenden<br />

Multi-Asset-Ansatz – von Aktien<br />

über Renten, Sachwerte bis hin zu alternativen<br />

Anlageformen wie Hedgefonds<br />

oder Private Equity. Die zentrale<br />

Grundlage für unsere Anlagestrategie<br />

liefert dabei unser hauseigenes Investment<br />

Research, dessen Analysen und<br />

Prognosen wir auch unseren Kunden<br />

zur Verfügung stellen.<br />

FERI versteht sich sowohl als vermögensverwaltendes<br />

als auch beratendes<br />

Family Office. Ist das kein Widerspruch?<br />

Nein, aus unserer Sicht nicht. FERI versteht<br />

sich – im Gegensatz zu einigen<br />

unserer Wettbewerber – als modernes<br />

Family Office, sozusagen als Family Office<br />

2.0. Wir haben bereits 2011 erkannt,<br />

dass die Anforderungen großer Familienvermögen<br />

und Family Offices denen<br />

unserer institutionellen Kunden sehr<br />

ähnlich sind. Dies hat dazu geführt,<br />

Wir verstehen<br />

uns als Family<br />

Office 2.0<br />

dass wir unser Leistungsangebot weiter<br />

professionalisiert haben und Familienund<br />

Family-Office-Kunden letztlich wie<br />

institutionelle Kunden behandeln. Das<br />

bedeutet, dass wir für Familien die gleichen<br />

professionellen Methoden und Instrumente<br />

zur Vermögensoptimierung<br />

einsetzen wie etwa für Unternehmen<br />

oder Pensionskassen. Seitens der Mandanten<br />

wird dies sehr geschätzt, genauso<br />

wie unser Anspruch, jegliche Interessenkonflikte,<br />

zum Beispiel bei eigenen Produkten,<br />

zu vermeiden.<br />

Wie hat sich Ihre Klientel in den vergangenen<br />

Jahrzehnten verändert?<br />

Vor 30 Jahren war unser typischer Kunde<br />

im Family-Office-Bereich ein erfolgreicher<br />

Mittelständler, der sein Unternehmen<br />

verkauft hat und seine Familie<br />

und seine Nachkommen langfristig versorgt<br />

sehen wollte. Von diesen Kunden<br />

sind heute immer noch viele bei der<br />

FERI – allerdings häufig schon in nächster<br />

Generation. Wir beobachten, dass in<br />

der sogenannten Erben-Generation eine<br />

andere Anspruchshaltung hinsichtlich<br />

der Betreuungs- sowie Beratungsqualität<br />

und auch der Performance herrscht.<br />

Gleichzeitig nimmt die Bereitschaft zu,<br />

ein Family-Office-Mandat deutlich selektiver<br />

als früher zu gestalten. Vielfach<br />

greifen Mandanten im Rahmen einer<br />

professionellen Auswahllogik nur noch<br />

auf einzelne Leistungsbausteine zu-<br />

Börsen-Zeitung spezial


Verlagsbeilage 8. September 2016 13<br />

rück – wir sprechen hier von Modulen.<br />

Zu diesen zählen etwa spezielle Investment-Lösungen,<br />

gezielte Angebote<br />

im Bereich Vermögensschutz oder die<br />

Begleitung beim Aufbau strategischer<br />

Private-Equity-Portfolios. Das Gleiche<br />

gilt für den neuen Typus moderner und<br />

erfolgreicher Unternehmer aus den Bereichen<br />

E-Commerce oder Internet.<br />

Diese Mandanten wollen nicht nur jemanden,<br />

der sich um das Vermögen<br />

kümmert, sondern der auch Lösungskompetenz<br />

in sämtlichen kapitalmarktrelevanten<br />

Bereichen bieten kann. Angefangen<br />

von steuerlichen und rechtlichen<br />

Fragestellungen bis hin zu Fragen der<br />

familiären Sicherheit und dem Schutz<br />

der Reputation.<br />

Wie reagieren Sie darauf?<br />

Die veränderten Präferenzen vieler<br />

Mandanten haben wir längst berücksichtigt.<br />

Während FERI früher oft als<br />

„All-inclusive-Office“ tätig war, bieten<br />

wir heute viele Dienstleistungen auch<br />

modular an – analog zur geübten Praxis<br />

bei institutionellen Beratungsmandaten.<br />

Deshalb werden wir auch im Bereich<br />

Family Office oft als Spezialist nur<br />

für bestimmte Fragestellungen – etwa<br />

strategische Asset Allocation oder Vermögensschutz<br />

– hinzugezogen.<br />

Was bewegt die Inhaber großer Familienvermögen<br />

heute wirklich?<br />

Vor allem seit der Finanzkrise des Jahres<br />

2008 geht es vielen um die reale Sicherung<br />

des Familienvermögens, und nicht<br />

nur um den Wertzuwachs. Das Risikobewusstsein<br />

ist deutlich höher als früher,<br />

und das hat auch uns dazu bewogen,<br />

den Begriff von Vermögen und Vermögensschutz<br />

weiter zu fassen.<br />

Was bedeutet das?<br />

Es reicht heutzutage nicht mehr aus,<br />

das Finanzvermögen der Familie durch<br />

eine kluge Anlagestrategie zu schützen<br />

– etwa vor monetärer Verwässerung<br />

und staatlicher Repression. Auch die<br />

Wahrung des Sozial- und Humanvermögens<br />

muss Aufgabe einer ganzheitlichen<br />

Vermögensschutzstrategie<br />

sein. Dazu zählen beispielsweise Präventivmaßnahmen<br />

zum Schutz der<br />

Sicherheit und Reputation der einzelnen<br />

Familienmitglieder wie auch eine<br />

weitsichtige Erb- und Nachfolgeregelung.<br />

Eine solche ganzheitliche Betrachtung<br />

können traditionelle Finanzdienstleister<br />

in der Regel nicht leisten.<br />

Wir haben dafür ein eigenes Konzept<br />

zusammen mit der EBS Business School<br />

in Oestrich-Winkel entwickelt. Es folgt<br />

der These „Wealth is more than money“<br />

und erweitert die klassische Risikobetrachtung<br />

aus dem traditionellen<br />

Wealth Management um einen interdisziplinären<br />

Ansatz, der auch solche<br />

indirekt monetär wirkende Faktoren<br />

berücksichtigt.<br />

Warum brauche ich für diesen Ansatz<br />

denn ein Family Office?<br />

Das Family Office liefert Lösungen zum<br />

Erhalt und Wachstum des Familienvermögens<br />

– für diese und die nächste<br />

Generation. Der integrierte Beratungsansatz<br />

berücksichtigt die Wechselwirkungen<br />

zwischen dem Finanz-, Human-<br />

und Sozialvermögen der Familie.<br />

Dieser ganzheitliche Blickwinkel auf alle<br />

Vermögenssphären einer Familie ist extrem<br />

wichtig und entscheidend für die<br />

strategische Absicherung eines Familienvermögens.<br />

Dennoch wird aber genau<br />

dieser Aspekt oftmals völlig vergessen<br />

oder ignoriert.<br />

Wie schaffen Sie es, in Zeiten niedriger<br />

Zinsen und volatiler Kapitalmärkte die<br />

Zielrenditen für Ihre Mandanten zu erwirtschaften?<br />

Was heute mehr denn je zählt, ist die<br />

Qualität der Performance – und nicht<br />

die reine Höhe. Wie die meisten Kapitalmarktteilnehmer<br />

sind auch unsere<br />

Mandanten auf der Suche nach<br />

alternativen Werttreibern, und diese<br />

können wir bieten, zum Beispiel über<br />

Optionsprämienstrategien, Private<br />

Equity Investments oder Sachwerte<br />

wie spezielle Immobilien. Um Erträge<br />

zu maximieren, braucht man natürlich<br />

auch ein striktes Kostenmanagement<br />

– und gegenüber dem Mandanten<br />

absolute Transparenz. Auch dies ist<br />

eine wichtige Aufgabe, die wir im<br />

Was zählt ist<br />

Qualität der<br />

Performance –<br />

und nicht reine<br />

Höhe<br />

Rahmen der Family-Office-Betreuung<br />

leisten.<br />

Wie steht FERI zum Trend der Digitalisierung<br />

in der Vermögensverwaltung?<br />

Wir beobachten diesen Trend genau.<br />

Computerbasierte Handelsstrategien<br />

gab es schon immer – auch die haben<br />

ihre Schwächen und konnten bislang<br />

nicht langfristig überzeugen. Außerdem<br />

wissen wir, dass unsere Zielklientel nach<br />

wie vor Wert auf die persönliche Beratung<br />

legt. Das gilt selbst für diejenigen<br />

Mandanten, die in der digitalisierten<br />

Welt ihr Vermögen gemacht haben.<br />

Die Bedeutung der persönlichen Beratung<br />

ist also Ihrer Erfahrung nach<br />

genauso hoch wie früher?<br />

Die Beziehung zum Kunden ist die<br />

Basis für eine erfolgreiche Beratung –<br />

dennoch darf man sich nicht rein auf<br />

die persönliche Ebene verlassen. Am<br />

Ende des Tages geht es um die Qualität,<br />

die wir liefern, und um die Ergebnisse.<br />

FERI ist es gelungen, über die<br />

Jahrzehnte das Geschäftsmodell aus<br />

fundiertem Research und persönlicher<br />

Beratung quasi zu institutionalisieren<br />

– dadurch ist die Abhängigkeit von einzelnen<br />

Persönlichkeiten nicht so hoch<br />

wie in anderen Häusern. Hier kommt<br />

uns unsere starke Marke zugute – FERI<br />

wird es immer geben, die Qualität lässt<br />

sich übertragen auf sämtliche Köpfe<br />

unseres Teams. Und darauf sind wir<br />

sehr stolz.<br />

Ist der Markt noch ein Wachstumsmarkt?<br />

Für uns schon. Wir haben gerade in<br />

diesem Jahr zahlreiche neue Mandate<br />

gewonnen und stellen weitere Mitarbeiter<br />

für die Beratung großer Vermögen<br />

ein. Dabei wird es bei FERI noch in<br />

diesem Jahr zahlreiche Neuerungen geben:<br />

So wollen wir neben bestehenden<br />

modularen Dienstleistungen und den<br />

Vermögensschutzstrategien ein neues<br />

Beratungskonzept vorstellen, bei dem<br />

die Vermögenspsychologie im Fokus<br />

stehen wird.<br />

Das Interview führte Martin Winkler.<br />

Börsen-Zeitung spezial


14<br />

Verlagsbeilage 8. September 2016<br />

Innovation: Die treibende Kraft<br />

in der Finanzberatung<br />

Die Vermögensverwaltung im klassischen Stil ist Vergangenheit<br />

Thomas Steiger<br />

Chief Executive Officer der<br />

VP Bank (Luxembourg) SA<br />

Innovation ist nicht nur für die<br />

produzierende Industrie, sondern<br />

auch für Dienstleistungen wesentlich.<br />

Ohne Innovation gäbe es beispielsweise<br />

keine Bankomaten und kein<br />

E-Banking, und sie ist aktuell mehr<br />

denn je gefragt, um die gewaltige Flut<br />

an neuen Regelungen professionell<br />

und rasch in das Bankengeschäft einzubinden.<br />

Die Finanzberatung stellt sich heute<br />

anders dar als noch vor wenigen<br />

Jahren. Die Kunden sind informierter,<br />

mobiler und anspruchsvoller.<br />

War früher im Rahmen der klassischen<br />

Anlageberatung das Wissen<br />

über Investmentklassen oder einzelne<br />

Titel gefragt, kommen heute zunehmend<br />

regulatorische Themen dazu.<br />

Eine weitere Herausforderung stellt<br />

der zunehmende Bedarf an Digitalisierung,<br />

Schnelligkeit und Transparenz<br />

dar.<br />

Mit den Ansprüchen der Kunden hat<br />

sich auch das Anforderungsprofil<br />

der Kundenberater verändert. Die<br />

Kunden haben Anspruch auf einen<br />

Berater, der sich umfassend über ihre<br />

Bedürfnisse informiert und stets über<br />

ein ganzheitliches Bild ihrer Finanzsituation<br />

verfügt. So ist der Berater<br />

in der Lage, entsprechende optimale<br />

Lösungen zu entwickeln.<br />

Für eine exzellente und umfassende<br />

Kundenbetreuung bedarf es erhöhter<br />

Kompetenz. Know-how in der<br />

Vermögensverwaltung muss mit<br />

grenzüberschreitendem Fachwissen<br />

im Steuerrecht und im Finanzwesen<br />

kombiniert werden. Ein professionelles<br />

Finanzinstitut ist daher durch<br />

umfangreiche laufende Ausbildungsaktivitäten<br />

wie regelmäßige Zertifizierungen<br />

gefordert.<br />

Auch die Rechts- und Reputationsrisiken<br />

im grenzüberschreitenden<br />

Dienstleistungsgeschäft haben in<br />

jüngerer Vergangenheit merkbar<br />

zugenommen. Ausländische Aufsichtsbehörden<br />

legen ein verstärktes<br />

Augenmerk auf eine rechtskonforme<br />

Geschäftstätigkeit von Auslandsbanken<br />

im grenzüberschreitenden<br />

Bereich („Crossborder Banking“).<br />

Diese Dienstleistungen umfassen die<br />

Akquisition, Beratung und Betreuung<br />

von Kunden im Ausland. Crossborder-<br />

Schulungen der Kundenberater sind<br />

daher für international tätige Finanzinstitute<br />

unerlässlich.<br />

Die Beratung erfolgt im Spannungsfeld<br />

zahlreicher gesetzlicher Vorgaben<br />

und der individuellen Anlageund<br />

Vermögensziele der Kunden.<br />

Die Kundenberater stehen vor neuen<br />

methodischen und fachlichen Herausforderungen<br />

und werden zunehmend<br />

von Spezialistenteams<br />

begleitet, die im Gespräch eine gesamtheitliche<br />

Beratungskompetenz<br />

vermitteln können.<br />

Die Kunden<br />

sind informierter,<br />

mobiler und<br />

anspruchsvoller<br />

geworden<br />

Eine klare Definition der Rollen in<br />

der Kundenbetreuung regelt dieses<br />

Zusammenspiel zwischen Kundenberatern<br />

und Spezialisten für Investmentprodukte<br />

und -dienstleistungen,<br />

Steuern, Kredite oder Fonds. Im Zuge<br />

eines ganzheitlichen Beratungsansatzes<br />

sollen die Teams auf zahlreiche<br />

interne und auch externe Kompetenzen<br />

zurückgreifen können, um<br />

individuelle Lösungen für alle Anforderungen<br />

erarbeiten zu können. Die<br />

Bedeutung dieser interdisziplinären<br />

Zusammenarbeit nimmt stetig zu, da<br />

die Kunden ihre Bank vermehrt mit<br />

komplexen Fragestellungen konfrontieren.<br />

Fintech ist die Antwort auf die wachsende<br />

digitale Affinität der Kunden.<br />

Sie verlangen immer öfter einfache,<br />

nachvollziehbare, jederzeit zugängliche<br />

und mobile Lösungen für die<br />

Erfüllung ihrer Bedürfnisse im Finanzalltag.<br />

Banken müssen auf diese Entwicklungen<br />

bestens vorbereitet sein und<br />

die Digitalisierung von Prozessen,<br />

Daten und Kommunikationswegen<br />

aktiv vorantreiben. Dabei müssen die<br />

Prozess- und Systemlandschaft laufend<br />

optimiert, die IT-Services harmonisiert<br />

und das Online-Angebot<br />

stetig erweitert werden. So werden<br />

zum Beispiel in Zukunft wohl neue<br />

digitale Tools im Bereich Zahlungsverkehr,<br />

Handel und Kundenkontakt<br />

Börsen-Zeitung spezial


Verlagsbeilage 8. September 2016 15<br />

die bewährten E-Banking- und E-Banking-Mobile-Systeme<br />

ergänzen. Anlageberatungssoftware<br />

und Business-<br />

Process-Management-Plattformen,<br />

mit deren Hilfe die unternehmerischen<br />

Prozesse vollständig technisch<br />

abgewickelt werden können, sind<br />

weitere aktuelle Themen.<br />

Die Digitalisierung trägt dazu bei,<br />

die Kommunikationskanäle zu den<br />

Kunden zu optimieren, das Online-<br />

Angebot auszubauen und dadurch<br />

die Kundenzufriedenheit sicherzustellen.<br />

Gleichzeitig erhöht sich die<br />

Profitabilität der Banken durch eine<br />

effizientere interne Abstimmung der<br />

Geschäftsprozesse. Hier handelt es<br />

sich also um einen Wandel, von dem<br />

alle Seiten profitieren können. Entscheidend<br />

ist, dass die Chancen gezielt<br />

genutzt werden.<br />

Kunden schätzen neben Kontinuität<br />

und Rechtssicherheit die hohe Qualität<br />

von Dienstleistungen, eine langjährige<br />

Erfahrung im Private Banking<br />

sowie einen hohen Schutz des Privateigentums<br />

und der Privatsphäre. Die<br />

verstärkte internationale Steuerkooperation<br />

steht nicht im Widerspruch<br />

zum Bankkundengeheimnis, sondern<br />

versteht sich als Schutz der Privatsphäre<br />

vor ungerechtfertigten Zugriffen<br />

Dritter. Hohe Standards in der<br />

Finanzmarktaufsicht sowie bei Maßnahmen<br />

gegen Geldwäsche dienen<br />

ebenso dem Interesse der Investoren.<br />

Eine konsequente internationale Zusammenarbeit<br />

in Steuerfragen sowie<br />

der aktive Kampf gegen Geldwäsche<br />

bedeuten Schutz für die bei den Banken<br />

veranlagten Gelder.<br />

Steigender<br />

Regulierungsdruck<br />

führt zu<br />

wachsenden<br />

Kosten<br />

Der steigende Regulierungsdruck<br />

führt zu wachsenden Kosten und<br />

sinkenden Margen bei Banken; die<br />

Branche ist gefordert, diesen Entwicklungen<br />

in den nächsten Jahren<br />

proaktiv zu begegnen. Es ist anzunehmen,<br />

dass es zu weiteren Konsolidierungen<br />

kommen wird und dass in<br />

einigen Jahren der eine oder andere<br />

Finanzdienstleister nicht mehr am<br />

Markt sein könnte – dafür aber andere,<br />

innovative Geschäftsideen auf<br />

fruchtbaren unternehmerischen Boden<br />

fallen.<br />

Initiativen in den Bereichen Nachhaltigkeit<br />

und Innovation zeigen die<br />

Beweglichkeit der Finanzdienstleistungsbranche,<br />

die sich flexibel auf<br />

neue Herausforderungen einstellen<br />

kann. Die international tätige<br />

VP Bank Gruppe ist auf diese Entwicklungen<br />

bestens vorbereitet und<br />

wird ihre Position als stabiler und<br />

nachhaltiger Finanzpartner auch<br />

langfristig weiter ausbauen. Sie sieht<br />

ihre Stärken – Stabilität in Kombination<br />

mit großer Erfahrung und hoher<br />

Dienstleistungsqualität – 60 Jahre<br />

nach ihrer Gründung mehr denn je<br />

als Wettbewerbsvorteil.<br />

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16<br />

Verlagsbeilage 8. September 2016<br />

Professionelle Vermögensverwaltung<br />

im Zeitalter der Minuszinsen<br />

Durch geschickte und selektive Aktienauswahl dem Kunden einen Mehrwert bieten<br />

Holger Mai<br />

Vorsitzender der Geschäftsleitung<br />

der Frankfurter Bankgesellschaft<br />

Lange haben wir befürchtet, was<br />

nun Realität geworden ist: Der<br />

Minuszins hat Einzug gehalten in<br />

der Eurozone, bei der Europäischen<br />

Zentralbank, mit –0,4% für das<br />

„Parken“ von Geldern bei anderen<br />

Banken über Nacht und bereits seit<br />

Anfang letzten Jahres mit –0,75%<br />

bei der Schweizerischen Nationalbank.<br />

In der Praxis bedeutet dies,<br />

dass die Banken bei einem größeren<br />

Geldeingang für die Bewahrung einen<br />

Aufwand von mindestens 0,4%<br />

haben.<br />

Selbstverständlich können die Banken<br />

versuchen, den Kunden zur Anlage<br />

ihrer Liquidität in Wertpapieren<br />

zu raten, um diese Belastung zu umgehen.<br />

Doch auch hier ist das Szenario<br />

problematisch: Die Renditen der<br />

vermeintlich sicheren Staatsanleihen<br />

sind ebenfalls ins Minus gerutscht.<br />

In der Schweiz sind selbst 40-jährige<br />

Staatsanleihen betroffen und in der<br />

Eurozone fast alle Länder bei Laufzeiten<br />

bis zu zehn Jahren. Bisher<br />

versucht die Bankenbranche, den<br />

normalen Anleger von der Belastung<br />

zu verschonen. Bei großen Geldeingängen<br />

gelingt dies jedoch immer<br />

weniger, und der Minuszins greift<br />

daher zunehmend auch bei vermögenden<br />

Privatkunden.<br />

Der Dax lag bei der Erstellung dieses<br />

Artikels YTD bei über –4% und<br />

der Euro Stoxx bei –9%. Die Anleger,<br />

die passiv über ETF in Indizes investiert<br />

haben, kommen somit kaum<br />

auf eine positive Rendite. Dies betrifft<br />

auch diejenigen, die in der Vergangenheit<br />

stets in Eigenregie gut<br />

rentierliche Bundesanleihen oder<br />

Dax-Aktien erworben haben. Dieses<br />

Anlagevorgehen ist zwar grundsätzlich<br />

kostengünstig, aber bei den<br />

derzeitigen Marktverhältnissen leider<br />

nicht besonders erfolgversprechend.<br />

Die veröffentlichten Studien zum<br />

mentalen Anlageverhalten von<br />

Kun-den – insbesondere in Deutschland<br />

– belegen, dass der Anleger<br />

nicht frustriert ist, wenn er statt 4%<br />

Anlageerfolg nur 3% erhält. Ein ganz<br />

anderes Bild zeigt sich jedoch, wenn<br />

der Kunde statt +0,5% nur –0,5%<br />

erreicht. Die Differenz ist zwar<br />

identisch, die mentale Wahrnehmung<br />

verändert sich jedoch elementar,<br />

denn statt eines nicht realisierten<br />

Opportunitätsgewinns entsteht nun<br />

ein – wenn auch nur kleiner – nominaler<br />

Vermögensverlust.<br />

Nun stellt sich die Frage, wie lange<br />

die Branche die Zusatzbelastung<br />

von mindestens 0,4% auf die Liquidität<br />

(und damit die Zinsspanne)<br />

aushält und die Kunden vor dem drohenden<br />

Minuszins bei Privatvermögen<br />

schützen und ihnen dabei<br />

gleichzeitig eine zufriedenstellende<br />

Rendite ermöglichen kann. Gerade<br />

Wertschöpfung<br />

ist durch<br />

überdurchschnittliche<br />

Performance<br />

erkennbar<br />

in diesen herausfordernden Kapitalmarktzeiten<br />

erkennen wir nunmehr<br />

deutlich die langfristige Daseinsberechtigung<br />

für professionelle Vermögensverwalter.<br />

Derzeit ist die Liquidität bei Anleihen<br />

gering, da die Notenbanken diese<br />

vermehrt im Rahmen ihrer Programme<br />

aufkaufen und einem normalen<br />

Anleger den Marktzugang somit<br />

erschweren und die Preise darüber<br />

hinaus in die Höhe treiben.<br />

Mithilfe eines guten Vermögensverwalters<br />

erhält der Kunde einen<br />

breiteren Marktzugang, um sein<br />

Portfolio bestmöglich aufzustellen.<br />

Er erhält sogar Zugang zu Märkten,<br />

zu denen er sonst keine<br />

Einstiegsmöglichkeit hätte.<br />

Auch hinsichtlich der Mindeststückelung<br />

von Anleihen wird dem<br />

Anleger häufig der Marktzugang erschwert.<br />

Anleihen können teilweise<br />

nur mit einer Mindeststückelung von<br />

100000 Euro erworben werden, was<br />

selbst für Privatanleger mit einer<br />

größeren Anlagesumme ein hohes<br />

Risiko hinsichtlich der Vermögensdiversifikation<br />

darstellt. Mit einer<br />

z.B. fondsbasierten Vermögensverwaltung<br />

kann der Kunde hingegen<br />

auch auf die Anleihen zurückgreifen,<br />

die er allein nur in dieser immensen<br />

Größenordnung in seine Strategie<br />

integrieren könnte.<br />

Börsen-Zeitung spezial


Verlagsbeilage 8. September 2016 17<br />

Zudem helfen professionelle und<br />

entsprechend kostspielige Analysetools,<br />

die Vielzahl an Neuemissionen<br />

und Anleihen zu erfassen, die<br />

ständig auf den Markt kommen.<br />

Dabei werden diese bewertet und<br />

später stetig überwacht, um frühzeitig<br />

Risiken identifizieren und zu<br />

Gunsten des Kunden steuern zu können.<br />

Insbesondere in den letzten<br />

Monaten und Jahren haben eine<br />

professionelle, fundamentale Aktienauswahl<br />

sowie ein zeitaufwändiger,<br />

aber notwendiger Anleihenselektionsprozess<br />

dem Kunden deutliche<br />

Vorteile gebracht.<br />

Denn gerade jetzt ist gefragt, nicht<br />

nur den jeweiligen Index (Dax, Dow<br />

Jones, Euro Stoxx) über einen Indexfonds<br />

abzubilden, sondern durch<br />

geschickte und selektive Aktienauswahl<br />

dem Kunden einen Mehrwert<br />

zu bieten. Auf der Anleihenseite<br />

sind Staatsanleihen mit Minuszins<br />

im Kundengeschäft keine gute<br />

Option, aber die richtige Auswahl<br />

und Analyse von Unternehmensanleihen<br />

mit überschaubarer Laufzeit<br />

erzielen immer noch Renditen zwischen<br />

knapp 2 und 3% p.a. Es gab<br />

in der Vergangenheit sogar Zeiten<br />

mit Anleihezinsen von 7 bis 10% p.a.<br />

und Aktienrenditen von 10 bis 20%<br />

p.a., jedoch häufig auch mit anderen<br />

Inflationsraten. Zwischenzeitlich<br />

müssen wir uns an kleinere Zuwächse<br />

gewöhnen.<br />

Wenn für das sichere „Parken“ von<br />

größeren Geldbeträgen auf Bankkonten<br />

ein „Verwahrgeld“ bezahlt<br />

werden muss, die selbst selektierte<br />

Auswahl von Staatsanleihen ebenfalls<br />

eine Minusverzinsung ergibt,<br />

genauso wie günstig erworbene ETF<br />

auf europäische Aktienindizes, so ist<br />

der reelle Preis für eine professionelle<br />

Vermögensverwaltung nicht nur<br />

vertretbar, sondern gerechtfertigt.<br />

Dabei sollte der Preis die Leistung<br />

widerspiegeln. Wenn die Anlagestrategie<br />

in den Erwerb von Staatanleihen<br />

und Indexfonds oder indexnahe<br />

Foto: fotolia<br />

Aktiendirektinvestments mündet, so<br />

dürfte der vom Kunden zu zahlende<br />

Preis eher überschaubar sein. Sofern<br />

die Umsetzung jedoch nachweislich<br />

mit entsprechendem Zeit- und technischem<br />

Aufwand in der Einzelanalyse<br />

von Aktien und Unternehmensanleihen<br />

liegt, ist die Wertschöpfung<br />

für den Kunden nachhaltig durch<br />

eine überdurchschnittliche Performance<br />

erkennbar und somit auch ein<br />

angemessener Preis für den Vermögensverwalter<br />

opportun. Dies nicht<br />

nur, damit unser breit aufgestelltes<br />

Bankensystem, welches mit massiv<br />

zurückgehenden Zinsüberschüssen<br />

zu kämpfen hat, durch qualitativ gute<br />

Provisionsüberschüsse bewahrt wird,<br />

sondern auch insbesondere, weil der<br />

Kunde einen Mehrwert gegenüber<br />

einfachen Anlagestrategien erkennen<br />

kann.<br />

Es zeigt sich, dass in Phasen von<br />

Minuszinsen eine professionelle<br />

Vermögensverwaltung die Stabilität<br />

Zeit für die<br />

breitere<br />

Diversifikation<br />

des Kundenvermögens<br />

und den Werterhalt von Vermögen<br />

besser gewährleisten kann. Cash-<br />

Positionen werden aktuell und<br />

auch in den nächsten Jahren nicht<br />

in der Lage sein, Inflationsraten zu<br />

kompensieren. Daher gilt es nach wie<br />

vor, Investitionen in die Realwirtschaft<br />

und diese in global aufgestellte,<br />

solide finanzierte Unternehmen<br />

in Form von Beteiligungspapieren<br />

wie Aktien oder in Anleihen<br />

zu tätigen.<br />

Fazit: Gerade jetzt, in diesem herausfordernden<br />

Zinsumfeld mit Negativzinsen<br />

auf Sichteinlagen und<br />

Staatsanleihen, ist es Zeit für die<br />

breitere Diversifikation des Kundenvermögens<br />

durch Investitionen in die<br />

Realwirtschaft. Dabei ist eine professionelle<br />

Vermögensverwaltung mit<br />

einer Anlagestrategie, die dem Kunden<br />

dabei hilft, sein Gesamtvermögen<br />

nach Steuern, Inflation und Kosten<br />

zu erhalten, nun erst recht einen<br />

angemessenen Preis wert.<br />

Börsen-Zeitung spezial


18<br />

Verlagsbeilage 8. September 2016<br />

Attraktive Investmentgelegenheiten<br />

in den Schwellenmärkten aufspüren<br />

Der „Go-anywhere-Ansatz“ bei Schwellenmarktanleihen-Investments<br />

Claudia Calich<br />

Fondsmanagerin des M&G<br />

Emerging Markets Bond Fund<br />

Ich denke, dass bei der Anlage in<br />

Anleihen aus Schwellenmärkten<br />

(EM) zwei Elementen eine Schlüsselrolle<br />

zukommt, um die Erträge zu<br />

maximieren: Zum einen kommt es auf<br />

die richtige Mischung aus Staats- und<br />

Unternehmensanleihen in lokalen<br />

und in „harten“ Währungen an (d.h.<br />

ausländische Währungen wie z.B. der<br />

US-Dollar), und zum anderen ist die<br />

sorgfältige Länder- und Titelauswahl<br />

von Bedeutung.<br />

Dabei ist es wichtig, dass mir der flexible<br />

Investmentansatz des M&G<br />

Emerging Markets Bond Fund uneingeschränkte<br />

Allokationen erlaubt<br />

und das Portfolio dabei auf die drei<br />

wichtigsten EM-Sub-Anlageklassen<br />

zugreift. Dies sind erstens in lokalen<br />

Währungen denominierte Staatsanleihen<br />

aus Schwellenmärkten, zweitens<br />

ebendiese Titel, aber in Hartwährungen,<br />

und drittens Unternehmensanleihen<br />

aus Schwellenmärkten, die in<br />

Hartwährungen begeben sind.<br />

Auf diese Art und Weise kann ich nicht<br />

nur aktiv die Sensitivität des Fonds<br />

gegenüber Zinsänderungen (auch als<br />

Duration bekannt) managen, sondern<br />

auch das Kreditrisiko (das Risiko des<br />

Portfolios hinsichtlich der Fähigkeit<br />

von Unternehmen zur Schuldentilgung)<br />

und die Währungspositionierung.<br />

Diese drei Hebel erwirtschaften<br />

die Fondserträge. So würde ich beispielsweise<br />

das Kreditrisiko im Portfolio<br />

erhöhen, wenn ich der Meinung<br />

wäre, dass EM-Unternehmensanleihen<br />

für ein sehr geringes zusätzliches<br />

Risiko eine höhere Rendite abwerfen<br />

würden als EM-Staatsanleihen. Umgekehrt<br />

würde ich Staatsanleihen mit<br />

höherer Bonität kaufen, wenn mein<br />

Ausblick für Unternehmensanleihen<br />

vorsichtiger oder die Risiko-Ertrags-<br />

Merkmale für Staatsanleihen positiver<br />

werden würden.<br />

Diese Freiheit erlaubt es mir, mich entlang<br />

des gesamten EM-Kredit-und Durationsspektrums<br />

zu bewegen und so<br />

die existierenden Marktbedingungen<br />

auszunutzen und das Fondsengagement<br />

bei Schwellenmarktwährungen<br />

zu streuen. Da der Fonds an keine<br />

Benchmark gebunden ist, bin ich<br />

durch diesen Ansatz in der Lage, nur<br />

in Bereiche zu investieren, die ich für<br />

attraktiv halte, während ich Marktbereiche,<br />

deren Ausblick weniger günstig<br />

ist, vermeiden kann. Dies erlaubt<br />

mir wiederum, ein diversifiziertes<br />

Portfolio mit den „besten Anlageideen“<br />

aus den globalen Märkten für<br />

Schwellenmarktanleihen zu konstruieren.<br />

Ziel ist es, in unterschiedlichen<br />

Marktumfeldern eine gute Wertentwicklung<br />

zu erzielen.<br />

Mein Investmentansatz mischt hohe<br />

Überzeugungen zu makroökonomischen<br />

Faktoren mit tief greifenden<br />

EM-Unternehmensanleihen<br />

geben ein<br />

weites Anlagespektrum<br />

Analysen zur Bonität der Emittenten.<br />

Meine Makro-Bewertung beginnt mit<br />

den globalen Konjunktur- und Marktaussichten<br />

sowie dem Risikoprofil der<br />

unterschiedlichen Volkswirtschaften.<br />

Anschließend bewerte ich dann die<br />

individuellen Staats- und Unternehmensanleihen<br />

aus Schwellenländern,<br />

um die attraktivsten Investmentchancen<br />

zu identifizieren. Bei Ersteren zählen<br />

die Liquidität, Solvenz, Zahlungsbilanzen<br />

und politischen Faktoren zu<br />

den entscheidenden Überlegungen,<br />

während meine Unternehmensanalysen<br />

die Eigentumsverhältnisse, das<br />

Geschäftsrisiko sowie das finanzielle<br />

Risiko beleuchten.<br />

Die Möglichkeit für Investments in<br />

EM-Unternehmensanleihen gibt dem<br />

Fonds ein deutlich weiteres Anlagespektrum.<br />

Diese Anlagen können<br />

im Vergleich zu anderen Fonds, die<br />

auf eine wesentlich kleinere Zahl an<br />

Emittenten aus Schwellenmärkten<br />

beschränkt sind, potenziell das Risiko-<br />

Ertrags-Profil verbessern. Tatsächlich<br />

war die Subkategorie EM-Unternehmensanleihen<br />

im letzten Jahrzehnt<br />

ein besonders schnell wachsendes<br />

Segment im Anleihenuniversum und<br />

bietet mittlerweile über Regionen und<br />

Branchen weit gestreute Anlagegelegenheiten.<br />

In Bezug auf das Marktumfeld der<br />

jüngsten Zeit wirkten sich die wesent-<br />

Börsen-Zeitung spezial


Verlagsbeilage 8. September 2016 19<br />

lichen Stimmungsfaktoren sowohl in<br />

den Schwellenmärkten als auch in den<br />

Industriestaaten aus. Beispielsweise<br />

konzentrierte sich ein großer Teil<br />

der Aufmerksamkeit gegen Ende des<br />

zweiten Quartals auf die Folgen des<br />

unerwarteten Brexit-Votums. Zu den<br />

negativen Erwägungen der Investoren<br />

gehörten schwächere Wachstumsaussichten<br />

für Großbritannien und Europa<br />

sowie die Möglichkeit einer potenziellen<br />

globalen Ansteckungsgefahr,<br />

u.a. für die Konjunkturlage in den<br />

Schwel-lenländern. Jegliche Maßnahme<br />

in Richtung Handelsprotektionismus<br />

im Anschluss an das britische<br />

EU-Referendum wäre ebenfalls eine<br />

Sorge für die Aussichten von Schwellenmärkten.<br />

Andererseits machen es die unsicheren<br />

Aussichten im Anschluss an das<br />

EU-Referendum wahrscheinlicher,<br />

dass die Zinsen in wichtigen Märkten<br />

wie u.a. den USA für länger auf dem<br />

derzeit niedrigen Niveau bleiben sollten.<br />

In der Eurozone hat das jüngst<br />

stark ausgedehnte Konjunkturprogramm<br />

der Europäischen Zentralbank<br />

die Zinsen in der Region weiter in<br />

den negativen Bereich gedrückt. Dieser<br />

Hintergrund gab gegen Ende des<br />

zweiten Quartals der Stimmung von<br />

Investoren eine gewisse Unterstützung,<br />

d.h. in Bezug auf Anleihenbereiche<br />

mit höheren Renditen wie z.B.<br />

die globalen Schwellenmärkte.<br />

Zu den wichtigsten Investmentthemen<br />

für den Fonds gehörte zum Jahresanfang<br />

2016 eine Erhöhung der<br />

Allokation von Schwellenmarktanleihen<br />

in lokalen Währungen, nachdem<br />

die Wertentwicklung in den vorhergehenden<br />

Quartalen hinter den Erwartungen<br />

zurückgeblieben war. Meiner<br />

Meinung nach sind ihre Bewertungen<br />

auf ein Niveau gefallen, das nun interessante<br />

Einstiegspunkte bietet, und<br />

wir haben dem Portfolio einige neue<br />

Positionen hinzugefügt.<br />

Hinsichtlich der Vermögensallokation<br />

des Fonds machten in lokalen Währungen<br />

denominierte Anleihen gegen<br />

Ende des zweiten Quartals ca. 21%<br />

aus, Assets in Hartwährung kamen<br />

auf rund 76% (siehe Grafik). Ich habe<br />

zwar die Gewichtung von lokalen<br />

Währungen seit Jahresbeginn erhöht,<br />

doch gleichzeitig eine umfassende<br />

Allokation zum US-Dollar beibehalten.<br />

Weitere US-Zinserhöhungen sind<br />

zwar vorerst auf Eis gelegt, doch sollte<br />

sich der Dollar angesichts bestimmter<br />

Faktoren wie beispielsweise die relativ<br />

starke US-Wirtschaft in meinen Augen<br />

weiterhin gut entwickeln. Zu den größeren<br />

Allokationen bei lokalen Währungen<br />

gehörten gegen Ende Juni die<br />

indische Rupiah, der mexikanische<br />

Peso, die indonesische Rupiah und<br />

der russische Rubel.<br />

Wie immer bei der Anlage in Schwellenmärkten<br />

bin ich der Ansicht, dass<br />

ein flexibler Investmentansatz auch<br />

in Zukunft die Schlüsselrolle spielen<br />

wird. Ich werde die Fondsallokationen<br />

auch weiterhin auf die Segmente<br />

verteilen, in denen ich die besten relativen<br />

Werte sehe, und Bereiche bzw.<br />

Länder meiden, deren Aussichten mir<br />

fraglich erscheinen. Diese Strategie<br />

kann in meinen Augen immer noch<br />

ausgewählte, attraktive Investmentgelegenheiten<br />

in den Schwellenmärkten<br />

aufspüren.<br />

Der Wert der Anlagen und die daraus<br />

erzielten Erträge führen zu einem Anstieg<br />

oder zu einer Reduzierung des<br />

Fondspreises. Es gibt keine Garantie<br />

dafür, dass das Anlageziel des Fonds<br />

erreicht wird, und möglicherweise erhalten<br />

Sie den ursprünglich investierten<br />

Betrag nicht zurück. Die in diesem<br />

Text zum Ausdruck gebrachten Ansichten<br />

sollten nicht als Empfehlung,<br />

Beratung oder Prognose aufgefasst<br />

werden. Der Fonds ermöglicht die<br />

weitgehende Verwendung von Derivaten.<br />

Wechselkursschwankungen werden<br />

sich auf den Wert Ihrer Anlage auswirken.<br />

Der Fonds wird in Schwellenmärkte<br />

investieren, in denen häufiger<br />

größere Kursschwankungen auftreten<br />

als in entwickelten Ländern, da sie<br />

allgemein kleiner und weniger liquide<br />

sind und empfindlicher auf wirtschaftliche<br />

und politische Faktoren reagieren.<br />

Ungünstige Markt- und politische<br />

Bedingungen in einem Schwellenmarktland<br />

können auf weitere Länder<br />

der Region übergreifen. Beim Kauf<br />

und Verkauf solcher Anlagen durch<br />

den Fonds können unter außerordentlichen<br />

Umständen Schwierigkeiten<br />

auftreten, unter anderem bei der<br />

Überweisung von Erlösen oder erwirtschafteten<br />

Erträgen und/oder bei der<br />

Bewertung der Vermögenswerte.<br />

Wechselkursschwankungen<br />

wirken sich<br />

auf Wert der<br />

Anlage aus<br />

Solche Faktoren können dazu führen,<br />

dass der Handel mit Anteilen<br />

des Fonds vorübergehend ausgesetzt<br />

wird. Der Wert des Fonds fällt, wenn<br />

der Emittent eines gehaltenen festverzinslichen<br />

Wertpapiers nicht in<br />

der Lage ist, Erträge zu zahlen oder<br />

seine Schulden zurückzuzahlen (der<br />

sogenannte Zahlungsausfall). Festverzinsliche<br />

Wertpapiere, die höhere Erträge<br />

zahlen, haben aufgrund des erhöhten<br />

Ausfallrisikos in der Regel ein<br />

niedrigeres Kreditrating. Je höher das<br />

Rating ausfällt, desto unwahrscheinlicher<br />

ist es, dass der Emittent seinen<br />

Zahlungsverpflichtungen nicht nachkommt.<br />

Ratings unterliegen jedoch<br />

Änderungen.<br />

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