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Predigt über CA IV

Fortsetzung einer Predigtreihe über das Augsburgische Bekenntni: 4. Artikel - VON DER RECHTFERTIGUNG

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Aus Gnade<br />

um Christi willen<br />

durch den Glauben.<br />

Fortsetzung einer <strong>Predigt</strong>reihe <strong>über</strong> das<br />

Augsburgische Bekenntnis<br />

4. Artikel: VON DER RECHTFERTIGUNG


<strong>Predigt</strong> <strong>über</strong> <strong>CA</strong> <strong>IV</strong><br />

Im Namen Gottes des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes - der heiligen,<br />

wesenseinen und unteilbaren Dreifaltigkeit.<br />

Gnade sei mit euch und Friede!<br />

Weiter wird gelehrt, daß wir Vergebung der Sünde und Gerechtigkeit<br />

vor Gott nicht durch unser Verdienst, Werk und Genugtuung erlangen<br />

können, sondern daß wir Vergebung der Sünde bekommen und vor<br />

Gott gerecht werden aus Gnade um Christi willen durch den Glauben,<br />

nämlich wenn wir glauben, daß Christus für uns gelitten hat und daß<br />

uns um seinetwillen die Sünde vergeben, Gerechtigkeit und ewiges<br />

Leben geschenkt wird. Denn diesen Glauben will Gott als<br />

Gerechtigkeit, die vor ihm gilt, ansehen und zurechnen, wie der Hl.<br />

Paulus zu den Römern im 3. und 4. Kapitel sagt.<br />

Heilige uns durch die Wahrheit! Dein Wort ist die Wahrheit.<br />

Der vierte Artikel des Augsburgischen Glaubensbekenntnisses<br />

ist das Herzstück des ganzen Augsburgischen Bekenntnisses.<br />

Das merkt man auch daran, daß in der sogenannten<br />

„Verteidigung des Augsburgischen Bekenntnisses“, die auch<br />

eine lutherische Bekenntnisschrift ist, die Ausführungen zum<br />

Rechtfertigungsartikel ca. ein Drittel des ganzen Textes<br />

umfassen. Melanchthon bezeichnet in der „Verteidigung“ die<br />

Rechfertigungslehre als den „höchsten vornehmsten Artikel der<br />

ganzen christlichen Lehre“.


Dieser Glaubensartikel beschreibt, wie der heilige Gott und der<br />

sündige Mensch durch Christus zusammenkommen können.<br />

Im 3. Artikel heißt es, daß Christus „ein Opfer nicht allein für die<br />

Erbsünde (ist), sondern auch für alle anderen Sünden war und Gottes<br />

Zorn versöhnte“. Das ist aber sozusagen nur die halbe Miete.<br />

Denn die von Christus durch Kreuz und Auferstehung<br />

erworbene Erlösung muß jedem einzelnen Menschen<br />

zugewendet und von ihm für sich ergriffen werden. Hier gibt es<br />

keine Stellvertretung. Das wird deutlich an einem Vers aus der<br />

unmittelbaren Umgebung unserer heutigen Brieflesung.<br />

Da<br />

schreibt Paulus an die Korinther:<br />

Christus ist darum für alle gestorben, damit, die da leben,<br />

hinfort nicht sich selbst leben, sondern dem, der für sie<br />

gestorben und auferstanden ist. 1<br />

„Christus ist für alle gestorben.“ Punkt. Aber es gibt hier keinen<br />

Automatismus. Paulus fährt nicht fort: „ … damit allen vergeben<br />

werde“. Christus ist darum für alle gestorben, damit sie einen<br />

neue Schöpfung werden, eintreten in eine neue Existenz, der<br />

Existenz als Glaubende. Hier finden wir nichts von<br />

Allversöhnung. Es bleibt dabei, daß wir gerettet werden aus<br />

1<br />

2 Kor 5,15


Gnade durch Glauben um Christi willen. Nebenbei bemerkt: Wir<br />

finden im 4. Artikel der <strong>CA</strong> kein einziges „allein“!<br />

Paulus schreibt:<br />

Gott war in Christus und versöhnte die Welt mit sich selber<br />

und rechnete ihnen ihre Sünden nicht zu. 2<br />

Das heißt: Christus Jesus hat durch Seine stellvertretende<br />

Genugtuung die Versöhnung der ganzen Menschheit mit Gott<br />

prinzipiell und objektiv vollzogen. Denn Jesus Christus, der<br />

Sohn des lebendigen Gottes, starb nicht als „einer von vielen“. Er<br />

starb als der Eine, Unvergleichliche. Er ist nicht nur wahrer Gott,<br />

sondern auch wahrer Mensch. Wirkliche Menschen sind wir alle<br />

auch. Aber wahrer Mensch ist nur einer: der Menschensohn und<br />

Gottessohn. Christus starb als der Eine, Unvergleichliche: der<br />

wahre Mensch und das Haupt der ganzen Schöpfung. Was aber<br />

einer in seinem Amt für andere tut, das gilt dann für diese<br />

andern, als hätten sie es selbst getan. Wenn ein Staatsoberhaupt<br />

in seinem Amt Frieden schließt, dann gilt das für alle. Wenn ein<br />

Klassensprecher sich für die Klasse entschuldigt, dann muß nicht<br />

danach noch jeder einzelne Schüler sich entschuldigen.<br />

2<br />

2 Kor 5,19


Darum ist die Versöhnung, die Christus erwarb, eine objektive,<br />

allgemeingültige Tatsache. Sie ist gültig und zwar völlig<br />

unabhängig von allem, was Menschen denken oder tun.<br />

Diese objektive Erlösung nützt aber dem einzelnen Menschen<br />

jedoch noch gar nichts Es muß der objektiven Erlösung der<br />

ganzen Welt eine subjektive Erlösung des einzelnen Menschen<br />

werden. Mit anderen Worten: Die objektive Erlösung der ganzen<br />

Welt muß Dir und mir angeboten und zugewendetund muß von<br />

uns ergriffen werden.<br />

Darum schreibt Paulus dort, wo er davon redet, daß Gott die<br />

Welt mit sich selber versöhnte und ihnen ihre Sünden nicht<br />

zurechnete:<br />

(Gott hat) uns das Amt gegeben, das die Versöhnung<br />

predigt ... (Er) hat unter uns aufgerichtet das Wort von der<br />

Versöhnung. So sind wir nun Botschafter an Christi Statt,<br />

denn Gott ermahnt durch uns; so bitten wir nun an Christi<br />

Statt: Laßt euch versöhnen mit Gott! 3<br />

Die von Christus durch Kreuz und Auferstehung erworbene<br />

Erlösung muß dem einzelnen Menschen durch die „Gebehand<br />

3<br />

2 Kor 5,18-20


Gottes“ Wort und Sakrament angeboten und mittels der<br />

„Nehmehand des Menschen“, dem Glaubens ergriffen werden.<br />

Wer die von Christus vollzogene objektive Erlösung nicht<br />

subjektiv ergreift, geht ewig verloren, trotz der objektiven<br />

Versöhnung der ganzen Welt. Das ist so wie wenn einer an einer<br />

objektiv reich gedeckten Tafel sitzen und verhungern kann, weil<br />

nichts vom Essen in seinen subjektiven Magen kommt.<br />

Es gibt keine Allversöhnung wenn damit gemeint ist, daß man<br />

ohne Glauben gerettet werden kann.<br />

Wer da glaubt und getauft wird, der wird selig werden; wer<br />

aber nicht glaubt, der wird verdammt werden. 4<br />

Wie die Ergreifung der Versöhnung geschieht, sagt das<br />

Augsburgische Bekenners so: wir bekommen Vergebung der<br />

Sünde und werden vor Gott gerecht werden aus Gnade um Christi<br />

willen durch den Glauben.<br />

„Aus Gnade“ sagt uns, aus welcher Quelle unsere Errettung<br />

kommt. „Vergebung der Sünde bekommen“ wir aus Gnaden.<br />

Vor Gott gerecht werden wir aus Gnade. An uns und in uns ist<br />

absolut gar, wodurch Gott verpflichtet wäre, uns zu vergeben<br />

und in Seine Gemeinschaft hineinzunehmen. Es geschieht aber<br />

4<br />

Mk 16,16


trotzdem, und zwar aus Gnade. Daß der Anker unserer Erlösung<br />

an dem Felsengrund der Gnade Gottes festmacht, ist unser<br />

großes Glück. Denn so ist das Fundament unserer Errettung in<br />

Gott und nicht in uns. Menschen sind wie Schilf im Winde. Gott<br />

ist ein unbeweglicher Felsen. Darum haben wir Grund zu großer<br />

Gewißheit.<br />

„Um Christi willen“ sagt uns wie es möglich ist, daß uns die<br />

Sünden vergeben und wir vor Gott gerecht werden.<br />

Der Name des HERRN ist eine feste Burg; der Gerechte<br />

läuft dorthin und wird beschirmt. 5<br />

Der Name des HErrn? Der Name des HErrn ist Jesus. Joseph,<br />

dem Ehemann der Maria, wurde befohlen, den Sohn der Maria<br />

Jesus zu nennen, „JHWH rettet“. Die Begründung war: „denn er<br />

wird sein Volk retten von ihren Sünden.“ 6 Wie Er Sein Volk<br />

rettet, sagt das Bekenntnis auch: Christus hat für uns gelitten.<br />

Um Seinetwillen wird uns die Sünde vergeben und<br />

Gerechtigkeit und ewiges Leben geschenkt. Es ist Christi Werk<br />

das uns rettet und Christi Weg, der uns Erlösung bringt. „Um<br />

5<br />

Spr 18,10<br />

6<br />

Mt 1,21


Christi willen“ wirst Du gerettet. „Um Christi willen“ sollst du<br />

alles wagen und alles Leiden! Alles um Christi willen!<br />

„Durch den Glauben“ endlich sagt dir, auf welche Art und<br />

Weise du das Gnadengeschenk ergreifen sollst: Nicht durch<br />

Werke auf Grund derer Dir Gott am Ende eines verdienstvollen<br />

Lebens Deinen Lohn auszahlen müßte. Gott gibt Dir alles, alles<br />

in die Hand des Glaubens. Der Glaube ist Deine Hand, mit der Du<br />

alles ergreifen sollst, was Gott für dich getan hat. Die von<br />

Christus durch Kreuz und Auferstehung erworbene Erlösung<br />

wird Dir durch Wort und Sakrament angeboten und durch den<br />

Glauben von dir ergriffen.<br />

Das Augsburgische Bekenntnis sagt auch sehr genau, welcher<br />

Glaube rechtfertigt. Es ist nicht ein allgemeines Vertrauen oder<br />

eine unbestimmte Gläubigkeit, sondern die feste Zuversicht,<br />

„daß Christus für uns gelitten hat und daß uns um seinetwillen die<br />

Sünde vergeben, Gerechtigkeit und ewiges Leben geschenkt wird“.<br />

Höre es wohl und beachte vor allem die Präpositionen! Du wirst<br />

nicht „um deines Glaubens willen“ gerettet, so als ob der Glaube<br />

nun an die Stelle der Werke getreten wäre. Du wirst „durch den<br />

Glauben“ gerettet und das ist etwas ganz anderes, als „um deines


Glaubens willen“. Dein Glaube ist nicht die Ursache für deine<br />

Errettung, sondern lediglich das Mittel, wodurch die Errettung<br />

in deinem Leben wirksam wird. Die Ursache Deiner Errettung ist<br />

die Gnade Gottes und das, was Christus für dich tat.<br />

Darum ist und bleibt Deine Errettung immer vollständig, auch<br />

wenn die Hand, die diese Errettung ergreift schwach und klein<br />

und zitternd ist. Deine Errettung bleibt vollkommen, weil sie<br />

ihren Grund in Gott hat. Mag die Hand deines Glaubens auch<br />

zittern, mag dein Glaube auch schwach sein, wankend,<br />

angefochten, mangelhaft, ungenügend, erbärmlich: Deine ewige<br />

Seligkeit ruht sicher und ungefährdet in der starken, festen und<br />

unerschütterlichen Hand Gottes. Dein Glaube fügt nichts zum<br />

Werk Gottes hinzu und nimmt auch nichts davon hinweg. Laß<br />

dir das zum ewigen Trost gesagt sein.<br />

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in<br />

Christus Jesus.

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