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Oberleitungsbus zwischen Forbach und Saarbrücken auf eigener Fahrspur

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<strong>Oberleitungsbus</strong> <strong>zwischen</strong> <strong>Forbach</strong> <strong>und</strong> <strong>Saarbrücken</strong> <strong>auf</strong> <strong>eigener</strong><br />

<strong>Fahrspur</strong><br />

Aus dem nebenstehenden Zeitungsartikel kann entommen werden,<br />

dass der Stadtverband <strong>Forbach</strong> für die Errichtung eines <strong>Oberleitungsbus</strong>betriebes<br />

<strong>auf</strong> <strong>eigener</strong> <strong>Fahrspur</strong> zunächst <strong>zwischen</strong> <strong>Forbach</strong> <strong>und</strong> <strong>Saarbrücken</strong> eintritt. Es kann<br />

aus dem Bericht geschlossen werden, dass dieses Bussystem bis nach St. Avold<br />

ausgedehnt werden soll.<br />

Die Kernaussage ist, dass ein solches Bussystem billiger zu realisieren sei als eine<br />

Stadtbahn. Verwiesen wird <strong>auf</strong> das Bussystem METTIS in Metz.<br />

Dieser Artikel war für uns Anlass, die Aussage des kostengünstigeren Modelles<br />

einmal zu überprüfen.<br />

Wir haben in einer Vergleichsrechnung die in Metz für METTIS getätigten<br />

Investitionen verglichen mit den Investitionen für Strassenbahnen in Besançon <strong>und</strong><br />

Dijon, welche wir in der Zeitschrift "Stadtverkehr, Ausgabe 10/2014 gef<strong>und</strong>en<br />

haben. Die Daten zur Saarbahn sind enthalten in einer Presseveröffentlichung der<br />

Saarbahn GmbH anläßlich der Inbetriebnahme der Strecke nach Lebach im Oktober<br />

2014. Detaillierte Zahlen ergeben sich erst nach Veröffentlichung des<br />

Jahresabschlusses für das Jahr 2014 zu Beginn des Jahres 2016.<br />

Das Ergebnis dieser nachstehenden Berechnung ergibt, dass ein Bussystem wie<br />

Mettis bei einer Umrechnung <strong>auf</strong> eine gleiche Nutzungsdauer für die Fahrzeuge<br />

Investitionskosten von 16,95 Mio. €/Km für den Mettis, die Straßenbahn Besancon<br />

15,71 Mio. €/Km <strong>und</strong> für die Saarbahn 9,09 Mio. €/Km ergeben.<br />

Kostenvergleich Mettis <strong>und</strong><br />

Straßenbahn in Besancon<br />

sowie der Saarbahn<br />

METTIS<br />

Straßenbahn<br />

Besancon<br />

Strassenbahn<br />

Dijon<br />

Saarbahn<br />

gebaute Strecke bzw.<br />

Streckenlänge<br />

17,5 Km 14,5 Km 18,9 Km 44 Km<br />

Mio. € Mio. € Mio. € Mio. €<br />

Baureifplanung 20 26 26,2<br />

Infrastruktur 145 106,44 153,51<br />

Elektrifizierung 20,50 24,70<br />

Haltestellen, Leitstellen 24,10 42,60<br />

Summe 1: Infrastruktur 145 151,04 220,81


Mio. € pro Km 8,29 8,63 12,62<br />

Betriebshof 36 13,1 24,5 26,5<br />

sonstiges 2,4<br />

Summe 2: Infrastruktur,<br />

Baureifeplanung, Betriebshof<br />

<strong>und</strong> sonstiges<br />

201 192,54 271,51<br />

Kosten pro Km (Summe 2) 11,49 13,28 14,37<br />

Anzahl Fahrzeuge (27) (19) (37) (28)<br />

Kosten Fahrzeuge 29 35,3 73,6<br />

Gesamtkosten incl. Fahrzeuge 230 227,84 345,11 400<br />

Kosten pro Km in Mio. € 13,14 15,71 18,26 9,09<br />

Diese Tabelle weist zunächst einmal für das System METTIS die<br />

günstigsten Kosten pro Km aus. In diesen Kosten sind auch die Kosten für<br />

die Fahrzeuge enthalten.<br />

Wenn man jedoch berücksichtigt, dass eine Strassenbahn gegenüber<br />

einem Bus eine 3,3-fache Lebensdauer hat (diese Relation ergibt sich aus<br />

den amtlichen Abschreibungstabellen des B<strong>und</strong>esfinanzministeriums der<br />

B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland), verändert sich diese Tabelle zugunsten der<br />

Strassenbahn:<br />

METTIS Strassenbahn<br />

Besancon<br />

Straßenbahn<br />

Dijon<br />

Saarbahn<br />

bisherige Gesamtkosten 230 227,84 345,11 400,0<br />

Ersatzinvestitionen für Busse<br />

(2,3-facher Ersatz)<br />

66,7 0,00 0,00 0,0<br />

Kosten ohne Elektrifizierung 296,7 227,84 345,11 400,0<br />

Kosten ohne Elektrifizierung<br />

pro Km<br />

16,95 15,71 18,26 9,09<br />

Kosten der Elektrifizierung 22,75 0,00 0,00 0,0<br />

Gesamtkosten bei gleicher<br />

Nutzungsdauer wie<br />

Strassenbahnen<br />

319,45 227,84 345,11 400,0<br />

Kosten pro Km in Mio. € 18,25 15,71 18,26 9,09


Die Kosten für die Elektrifizierung (F<strong>und</strong>amente, Masten, Leitungen etc.)<br />

dürften sich in vergleichbarer Höhe bewegen wie beim Neubau von<br />

Straßenbahnen. Im den oben genannten Bespielen wurden für Besancon<br />

etwa 1,4 Mio. € pro Km ermittelt, für Dijon ergeben sich 1,3 Mio. € /Km. Bei<br />

der Annahme von 1,3 Mio. €/Km ergeben sich Kosten für ein O-Bus-System<br />

<strong>auf</strong> Streckenlänge des METTIS in Höhe von 22,75 Mio. € <strong>und</strong> damit steigen<br />

die Kosten pro Km <strong>auf</strong> 18,25 Mio. €.<br />

Die günstigen Kosten für die Saarbahn beruhen <strong>auf</strong> der Einbeziehung<br />

vorhandener Schienenwege in das System.<br />

Erkenntnisse<br />

1. Busse sind nur dann günstiger, wenn sie <strong>auf</strong> dem vorhandenen<br />

Straßenraumverkehren.<br />

2. Eine eigene Trasse für Busse erfordert den fast gleichen Aufwand<br />

wie für eineTrasse der TramTrain. Bei beiden Trassen sind zuvor<br />

umfangreiche Arbeiten am Versorgungsnetz für Wasser, Eletrizität<br />

<strong>und</strong> Abwasser durchzuführen, damit die Trassen für lange Zeit nicht<br />

durch wiederkehrende Baustellen unterbrochen werden müssen.<br />

3. Ein Vorteil für ein Bussystem liegt lediglich darin, dass die<br />

Anschaffungskosten für Busse niedriger liegen als für<br />

Stadtbahnzüge. Dieser Vorteil relativiert sich jedoch sehr stark bei<br />

Berücksichtigung der möglichen Nutzungsdauer der Fahrzeuge.<br />

Eine TramTrain hat eine mehr als 3-fache Nutzungsdauer; mit<br />

anderen Worten, es müssen 3 Busse gek<strong>auf</strong>t werden statt eines<br />

Zuges. Ein Bus für METTIS kostete 1,07 Mio. €. Für die gleiche<br />

Nutzungsdauer wie TramTrain müssen also ohne Inflationsausgleich<br />

3,21 Mio. € <strong>auf</strong>gewendet werden. Diese Summe entspricht etwa den<br />

Anschaffungskosten eines TramTrain-Zuges.<br />

4. Sollen <strong>Oberleitungsbus</strong>se eingesetzt werden, so werden Investitionen<br />

für dieElektrifizierung notwendig, deren Kosten denen für eine<br />

TramTrainentsprechen. Die Investitionskosten pro Km übersteigen dann<br />

nochmals deutlich die Vergleichskosten für eine Strassenbahn in Besancon.<br />

Das System METTIS wäre dann doppelt so teuer wie die Saarbahn.<br />

5. Die günstigen Kosten für die Saarbahn beruhen <strong>auf</strong> der Nutzung<br />

vorhandenerSchienen-strecken, für die keine oder keine großen<br />

Investitionen<br />

erforderlichwurden.<br />

Für die Saarbahn wurde bereits ein Zugang von der Bahnstrecke von<br />

<strong>Forbach</strong> in die Stadt <strong>Saarbrücken</strong> geschaffen, die bereits jetzt ohne<br />

weitere Kosten nutzbar wäre. Für ein Bussystem würde eine eigene<br />

Zufahrt nach <strong>Saarbrücken</strong> erforderlich werden oder die Fahrzeuge<br />

wären im normalen, stauanfälligen Verkehrsgeschehen gefangen.


Argumente für einen TramTrain<br />

1. Züge, auch TramTrain, genießen eine weit höhere Aktzeptanz bei<br />

potentiellen Nutzern als Busse. Die geringe Akzeptanz von Bussen<br />

wird durch die geringe Nutzung der grenzüber- schreitenden<br />

Buslinien bewiesen.<br />

2. Das Bussystem METTIS in Metz, das nunmehr 1 Jahr in Betrieb ist,<br />

hat noch nicht den Nachweis erbracht, dass eine nennenswerte<br />

Anzahl von Autofahrern umgestiegen sind.<br />

Zahlreiche Beispiele in Deutschland belegen, dass eine<br />

Strassenbahn oder Stadtbahn bis zu 40% der Autofahrer zum<br />

umsteigen bewegen können, ein gutes Busangebot lediglich etwa 5%<br />

der Autofahrer.<br />

3. Dass insgesamt wenig Personen den grenzüberschreitenden ÖPNV<br />

nutzen liegt auch daran, dass die französische Eisenbahn SNCF dem<br />

Schienenpersonennahverkehr nur eine geringe Beachtung schenkt<br />

<strong>und</strong> die Verbindungen von <strong>Forbach</strong> nach <strong>Saarbrücken</strong> oft am Bedarf<br />

vorbeigehen. So wurde häufig berichtet, dass die Anschlüsse an den<br />

deutschen Fernverkehr nur unzureichend waren <strong>und</strong> ggf. noch sind.<br />

4. Eine Stadtbahn oder TramTrain kann vorhandene Gleisanlagen<br />

nutzen <strong>und</strong> erfordert daher weniger Neubaustrecken. Dies kommt in<br />

den Kosten der Saarbahn zum Ausdruck. Ein grenzüberschreitendes<br />

Busnetz ist wegen der vorhandenen Überlastungen der Strassen, die<br />

zudem nur in wenigen Fällen eigene Busfahrspuren zulassen<br />

würden, illusorisch. Auch ist nicht geklärt, wie diese Busse in<br />

<strong>Saarbrücken</strong> verkehren können. Ein Bussystem wie METTIS würde<br />

eine Insellösung bedeuten.<br />

Für die Reaktivierung der Warndt- <strong>und</strong> Rosseltalbahn ergeben sich nach<br />

vorsichtigen Schätzungen deutlich geringere Werte. Diese Einschätzung<br />

beruht <strong>auf</strong> der von der DB erstellten <strong>und</strong> vom Innenministerium Mainz<br />

veröffentlichtenKostenschätzung für die Reaktivierung der<br />

Eisenbahnstrecke von Homburg nach Zweibrücken. Diese Berechnung<br />

basiert <strong>auf</strong> der fast vollständig noch vorhandenen Gleis-Infrastruktur <strong>auf</strong><br />

dieser Strecke. Lediglich einzelne Gleisstücke sind bisher entfernt worden.<br />

Diese Kostenkennwerte haben wir einmal für die Warndt- <strong>und</strong><br />

Rosseltalbahn übernommen <strong>und</strong> eine grobe Berechnung angestellt. Die<br />

Werte liegen weit unter den oben genannten Preise pro Km der bisherigen<br />

Saarbahnstrecke von Saargemünd nach Lebach. Näheres dazu später.

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