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Kapitel 7 Europäische Union

Der Gedanke, ein vereintes und damit auch ein friedliches Europa zu schaffen, beschäftigte schon seit Jahrhunderten die Fantasie europäischer Denker und Staatsmänner von Rousseau über Bentham bis hin zu Kant. Aber erst im 20. Jahrhundert sollte er konkrete Gestalt annehmen. Es war die Katastrophe des Zweiten Weltkriegs, die dazu führte, dass den großen Plänen konkrete Taten folgten.

Der Gedanke, ein vereintes und damit auch ein friedliches Europa zu schaffen, beschäftigte schon seit Jahrhunderten die Fantasie europäischer Denker und Staatsmänner von Rousseau über Bentham bis hin zu Kant. Aber erst im 20. Jahrhundert sollte er konkrete Gestalt annehmen. Es war die Katastrophe des Zweiten Weltkriegs, die dazu führte, dass den großen Plänen konkrete Taten folgten.

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ankenverband<br />

Hintergrund<br />

Ursprung und Verlauf der europäischen Integration<br />

EUROPÄISCHE UNION<br />

Schul|Bank<br />

7.1<br />

Motive der europäischen Integration<br />

nach dem Zweiten Weltkrieg<br />

Der Gedanke, ein vereintes und damit auch ein<br />

friedliches Europa zu schaffen, beschäftigte schon<br />

seit Jahrhunderten die Fantasie europäischer Denker<br />

und Staatsmänner von Rousseau über Bentham<br />

bis hin zu Kant. Aber erst im 20. Jahrhundert sollte<br />

er konkrete Gestalt annehmen. Es war die Katastrophe<br />

des Zweiten Weltkriegs, die dazu führte, dass<br />

den großen Plänen konkrete Taten folgten.<br />

Anstöße für die politische und ökonomische Integration<br />

europäischer Staaten nach dem Zweiten<br />

Weltkrieg gingen von verschiedenen Akteuren<br />

aus: Am berühmtesten wurde Churchills Züricher<br />

Rede am 19. September 1946. Winston Churchill,<br />

bis 1945 Großbritanniens Premierminister, wollte<br />

Deutschland über die deutsch-französische Verständigung<br />

in das künftige Europa integrieren.<br />

Der amerikanische Außenminister Marshall machte<br />

in seiner wegweisenden Rede an der Harvard-<br />

Universität am 5. Juni 1947 nicht nur das Angebot<br />

der Wiederaufbauhilfe durch den „Marshallplan“,<br />

sondern forderte die Europäer auch auf, sich gemeinsam<br />

– durch verschiedene Einigungsschritte –<br />

um eine Verbesserung ihrer Situation zu bemühen.<br />

Die USA setzten mit der Realisierung eines geeinten<br />

Europas nicht nur auf einen großen Absatzmarkt,<br />

sondern auch auf ein demokratisches und wirtschaftlich<br />

prosperierendes Bollwerk gegen einen<br />

expansiven Kommunismus.<br />

Entwicklungen im Europa der ersten<br />

Nachkriegsjahre<br />

19.9.1946 Winston Churchill fordert in Zürich die Bildung<br />

der Vereinigten Staaten von Europa.<br />

16.4.1948 Gründung der OEEC (Organisation für<br />

<strong>Europäische</strong> Wirtschaftliche Zusammenarbeit)<br />

in Paris.<br />

25.1.1949 Vertreter osteuropäischer Staaten gründen<br />

in Moskau den Rat für gegenseitige<br />

Wirtschaftshilfe (COMECON).<br />

4.4.1949 Zehn europäische Staaten, die USA und<br />

Kanada unterzeichnen in Washington<br />

den Nordatlantikpakt (NATO), in Kraft<br />

getreten am 24.8.1949.<br />

5.5.1949 Zehn europäische Staaten unterzeichnen<br />

in London die Satzung des Europarats;<br />

die erste Sitzung des Ministerkomitees<br />

beginnt am 8.8.1949, die Beratende<br />

Versammlung tritt erstmals am 10.8.1949<br />

zusammen.<br />

9.5.1950 Der französische Außenminister Robert<br />

Schuman veröffentlicht den vom französischen<br />

Kabinett gebilligten Plan eines<br />

Pools der deutschen und französischen<br />

Kohle- und Stahlindustrie (Schuman-Plan),<br />

der anderen europäischen Staaten zum<br />

Beitritt offenstehen soll.<br />

18.4.1951 Unterzeichnung des Vertrags zur Gründung<br />

der <strong>Europäische</strong>n Gemeinschaft für<br />

Kohle und Stahl (EGKS) in Paris (Pariser<br />

Vertrag), in Kraft getreten am 23.7.1952.<br />

Es waren vor allem die folgenden Motive, die den<br />

europäischen Einigungsprozess auf den Weg gebracht<br />

haben:<br />

„1. Der Wunsch nach einem neuen Selbstverständnis:<br />

Nach den nationalistischen Ver irrungen<br />

soll das integrierte Europa eine neue Gemeinschaftserfahrung<br />

bieten.<br />

2. Der Wunsch nach Sicherheit und Frieden: Das<br />

neue Europa soll eine Friedensgemeinschaft<br />

sein. Nachdem die einzelnen Nationalstaaten<br />

den Zweiten Weltkrieg nicht zu verhindern<br />

vermocht hatten, hofft man, dass ein geeintes<br />

Europa hierbei erfolgreicher sein kann und zugleich<br />

Schutz vor der kommunistischen Expansion<br />

gewähren werde.<br />

3. Der Wunsch nach Freiheit und Mobilität: Über<br />

etliche Jahre hinweg hatten die Menschen unter<br />

den kriegsbedingten nationalen Beschränkungen<br />

des Personen-, Güter- und Kapitalverkehrs<br />

gelitten. Nun setzt man große Hoffnungen in die<br />

ungehinderte, freie Bewegung von Personen,<br />

Informationen, Meinungen, Geld und Waren.<br />

4. Der Wunsch nach wirtschaftlichem Wohlstand:<br />

Die Integration soll Europa in eine Ära großer<br />

wirtschaftlicher Stabilität und Prosperität füh-<br />

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