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interview<br />

BEI UNS STEHEN DIE<br />

MENSCHEN<br />

IM MITTELPUNKT<br />

Der 10-jährige Börsengang der Post wurde kürzlich gefeiert.<br />

Wie ist die Bilanz aus Sicht der Arbeitnehmervertretung?<br />

Die Bilanz aus Sicht der Arbeitnehmervertretung ist keinesfalls<br />

erfreulich. Die Post-Aktie ist in den letzten 10 Jahren zwar<br />

um 69 Prozent im Wert gestiegen, aber die Arbeitsbedingungen<br />

für unsere Kolleginnen und Kollegen haben sich gleichzeitig massiv<br />

verschärft.<br />

Die Probleme in den Dienststellen sind so groß wie noch nie,<br />

weil das Unternehmen Post AG aus Gründen der Gewinnmaximierung<br />

in den letzten 10 Jahren einen extremen Sparkurs gefahren<br />

ist. Vor allem macht uns der akute Personalmangel große Probleme,<br />

da es für die Urlaubs- und Krankenstandsabwic<strong>kl</strong>ung kaum<br />

noch eine Personalreserve gibt.<br />

Im Filialnetz machen uns die Filialschließungen sehr zu schaffen,<br />

weil vermehrt Arbeitsplätze wegfallen und MitarbeiterInnen<br />

inzwischen bereits sehr große Distanzen zu ihrem neuen Arbeitsplatz<br />

zurüc<strong>kl</strong>egen müssen. Obwohl das Briefvolumen zurückgegangen<br />

ist, ist auch in der Briefzustellung der Druck auf unsere<br />

Kolleginnen und Kollegen größer denn je.<br />

In der Paketzustellung ist der Druck auf unsere MitarbeiterInnen<br />

auf Grund der massiven Konkurrenz mit der angespannten<br />

Marktlage ohnehin seit Jahren extrem groß. Auch in den Verteilzentren<br />

Brief und Paket, in der Güterbeförderung, in den Regionalzentren<br />

und in der Unternehmenszentrale ist der Druck so<br />

groß wie noch nie, weil einfach überall zu wenig Personal zur Verfügung<br />

steht. Alle diese Probleme sind Auswirkungen des Börsenganges<br />

2006, den uns die damalige schwarz-blaue Bundesregierung<br />

eingebrockt hat.<br />

Daher habe ich bei der Podiumsdiskussion mit Bundesminister<br />

Schelling und Generaldirektor Pölzl bei der 10-Jahres-Feier<br />

anlässlich des Post-Börsenganges ganz <strong>kl</strong>ar gesagt, dass der<br />

Börsengang der Post aus Sicht der Arbeitnehmervertretung der<br />

falsche Weg war. Besonders kritisiert habe ich den Umgang mit<br />

den MitarbeiterInnen sowie die Filialschließungen.<br />

Unsere Kolleginnen und Kollegen vor Ort machen einen tollen<br />

Job, geben tagtäglich ihr Bestes in den Filialen, im Zustelldienst,<br />

in den Verteilzentren, in der Güterbeförderung sowie in der Verwaltung.<br />

Das wird aus unserer Sicht vom Management aber viel<br />

zu wenig geschätzt und honoriert. Und durch die jahrelangen Re-<br />

strukturierungen bleiben letztlich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

auf der Strecke. Wir werden jedenfalls nicht aufhören, dafür zu<br />

kämpfen, dass wieder mehr Personal zur Verfügung gestellt und<br />

gleichzeitig mehr Rücksicht auf die Arbeitsbedingungen genommen<br />

wird. Es darf nicht nur um Profitmaximierung gehen!<br />

Pensionskasse für Beamte: Wie steht es damit?<br />

Nach unserer Klage für die Einrichtung einer Pensionskasse für<br />

Post-, A1 Telekom- und Postbusbeamte hat der Oberste Gerichtshof<br />

definitiv <strong>kl</strong>argestellt, dass die Republik verpflichtet ist, für die<br />

dienstzugeteilten Personen gemäß § 17 Abs 1a PTSG einen Bundes -<br />

pensionistenkollektivvertrag mit der GPF abzuschließen.<br />

Daher haben wir uns als GPF sofort an das Bundeskanzleramt<br />

gewandt und die Aufnahme von Gesprächen eingefordert. Am 12.<br />

September <strong>2016</strong> hat das erste Gespräch stattgefunden, bei dem wir<br />

die sofortige Einrichtung einer Pensionskasse eingefordert haben.<br />

Wir werden den Bund also in die Verantwortung nehmen und<br />

schrecken auch vor einer Klage nicht zurück, falls das nötig wird.<br />

Aus dem Bundeskanzleramt wird seitens der zuständigen Staats -<br />

sek retärin Muna Duzdar durchaus Verständnis entgegen gebracht.<br />

Wie läuft die Zusammenarbeit mit der BAWAG P.S.K.?<br />

Mit der Zusammenarbeit zwischen der Post und BAWAG P.S.K.<br />

sind wir derzeit überhaupt nicht zufrieden. Die BAWAG macht es uns<br />

sehr schwer, an eine gemeinsame Zukunft zu glauben. Wir haben als<br />

Gewerkschaft und Personalvertretung mit dem Kooperationsvertrag<br />

2010 eine große Chance gesehen, um tausende Arbeitsplätze abzusichern.<br />

Da der Hauptaktionär der BAWAG der US-Fonds Cerberus<br />

ist und ebenfalls einen extremen Gewinnmaximierungskurs fährt,<br />

ist es derzeit sehr schwer, auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen.<br />

Auf Grund der vielen Problemstellungen spreche ich permanent<br />

bei der BAWAG-Führung vor. Wir werden nicht locker lassen,<br />

die Situation für unsere Kolleginnen und Kollegen im eigenbetriebenen<br />

Filialnetz und im Finanzdienstleistungssektor zu verbessern.<br />

Schwerarbeitsregelung bei der Post: Wie ist der aktuelle Stand?<br />

Die Anerkennung der Schwerarbeiterregelung ist mir ein wichtiges<br />

persönliches Anliegen, weil die Belastungen im Zustelldienst,<br />

in den Verteilzentren und in der Güterbeförderung in den vergange-<br />

4 g p f c o m p a c t<br />

Nr. 7–9 / <strong>2016</strong>

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