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gpf compact 7-9 2016
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interview<br />
BEI UNS STEHEN DIE<br />
MENSCHEN<br />
IM MITTELPUNKT<br />
Der 10-jährige Börsengang der Post wurde kürzlich gefeiert.<br />
Wie ist die Bilanz aus Sicht der Arbeitnehmervertretung?<br />
Die Bilanz aus Sicht der Arbeitnehmervertretung ist keinesfalls<br />
erfreulich. Die Post-Aktie ist in den letzten 10 Jahren zwar<br />
um 69 Prozent im Wert gestiegen, aber die Arbeitsbedingungen<br />
für unsere Kolleginnen und Kollegen haben sich gleichzeitig massiv<br />
verschärft.<br />
Die Probleme in den Dienststellen sind so groß wie noch nie,<br />
weil das Unternehmen Post AG aus Gründen der Gewinnmaximierung<br />
in den letzten 10 Jahren einen extremen Sparkurs gefahren<br />
ist. Vor allem macht uns der akute Personalmangel große Probleme,<br />
da es für die Urlaubs- und Krankenstandsabwic<strong>kl</strong>ung kaum<br />
noch eine Personalreserve gibt.<br />
Im Filialnetz machen uns die Filialschließungen sehr zu schaffen,<br />
weil vermehrt Arbeitsplätze wegfallen und MitarbeiterInnen<br />
inzwischen bereits sehr große Distanzen zu ihrem neuen Arbeitsplatz<br />
zurüc<strong>kl</strong>egen müssen. Obwohl das Briefvolumen zurückgegangen<br />
ist, ist auch in der Briefzustellung der Druck auf unsere<br />
Kolleginnen und Kollegen größer denn je.<br />
In der Paketzustellung ist der Druck auf unsere MitarbeiterInnen<br />
auf Grund der massiven Konkurrenz mit der angespannten<br />
Marktlage ohnehin seit Jahren extrem groß. Auch in den Verteilzentren<br />
Brief und Paket, in der Güterbeförderung, in den Regionalzentren<br />
und in der Unternehmenszentrale ist der Druck so<br />
groß wie noch nie, weil einfach überall zu wenig Personal zur Verfügung<br />
steht. Alle diese Probleme sind Auswirkungen des Börsenganges<br />
2006, den uns die damalige schwarz-blaue Bundesregierung<br />
eingebrockt hat.<br />
Daher habe ich bei der Podiumsdiskussion mit Bundesminister<br />
Schelling und Generaldirektor Pölzl bei der 10-Jahres-Feier<br />
anlässlich des Post-Börsenganges ganz <strong>kl</strong>ar gesagt, dass der<br />
Börsengang der Post aus Sicht der Arbeitnehmervertretung der<br />
falsche Weg war. Besonders kritisiert habe ich den Umgang mit<br />
den MitarbeiterInnen sowie die Filialschließungen.<br />
Unsere Kolleginnen und Kollegen vor Ort machen einen tollen<br />
Job, geben tagtäglich ihr Bestes in den Filialen, im Zustelldienst,<br />
in den Verteilzentren, in der Güterbeförderung sowie in der Verwaltung.<br />
Das wird aus unserer Sicht vom Management aber viel<br />
zu wenig geschätzt und honoriert. Und durch die jahrelangen Re-<br />
strukturierungen bleiben letztlich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
auf der Strecke. Wir werden jedenfalls nicht aufhören, dafür zu<br />
kämpfen, dass wieder mehr Personal zur Verfügung gestellt und<br />
gleichzeitig mehr Rücksicht auf die Arbeitsbedingungen genommen<br />
wird. Es darf nicht nur um Profitmaximierung gehen!<br />
Pensionskasse für Beamte: Wie steht es damit?<br />
Nach unserer Klage für die Einrichtung einer Pensionskasse für<br />
Post-, A1 Telekom- und Postbusbeamte hat der Oberste Gerichtshof<br />
definitiv <strong>kl</strong>argestellt, dass die Republik verpflichtet ist, für die<br />
dienstzugeteilten Personen gemäß § 17 Abs 1a PTSG einen Bundes -<br />
pensionistenkollektivvertrag mit der GPF abzuschließen.<br />
Daher haben wir uns als GPF sofort an das Bundeskanzleramt<br />
gewandt und die Aufnahme von Gesprächen eingefordert. Am 12.<br />
September <strong>2016</strong> hat das erste Gespräch stattgefunden, bei dem wir<br />
die sofortige Einrichtung einer Pensionskasse eingefordert haben.<br />
Wir werden den Bund also in die Verantwortung nehmen und<br />
schrecken auch vor einer Klage nicht zurück, falls das nötig wird.<br />
Aus dem Bundeskanzleramt wird seitens der zuständigen Staats -<br />
sek retärin Muna Duzdar durchaus Verständnis entgegen gebracht.<br />
Wie läuft die Zusammenarbeit mit der BAWAG P.S.K.?<br />
Mit der Zusammenarbeit zwischen der Post und BAWAG P.S.K.<br />
sind wir derzeit überhaupt nicht zufrieden. Die BAWAG macht es uns<br />
sehr schwer, an eine gemeinsame Zukunft zu glauben. Wir haben als<br />
Gewerkschaft und Personalvertretung mit dem Kooperationsvertrag<br />
2010 eine große Chance gesehen, um tausende Arbeitsplätze abzusichern.<br />
Da der Hauptaktionär der BAWAG der US-Fonds Cerberus<br />
ist und ebenfalls einen extremen Gewinnmaximierungskurs fährt,<br />
ist es derzeit sehr schwer, auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen.<br />
Auf Grund der vielen Problemstellungen spreche ich permanent<br />
bei der BAWAG-Führung vor. Wir werden nicht locker lassen,<br />
die Situation für unsere Kolleginnen und Kollegen im eigenbetriebenen<br />
Filialnetz und im Finanzdienstleistungssektor zu verbessern.<br />
Schwerarbeitsregelung bei der Post: Wie ist der aktuelle Stand?<br />
Die Anerkennung der Schwerarbeiterregelung ist mir ein wichtiges<br />
persönliches Anliegen, weil die Belastungen im Zustelldienst,<br />
in den Verteilzentren und in der Güterbeförderung in den vergange-<br />
4 g p f c o m p a c t<br />
Nr. 7–9 / <strong>2016</strong>