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Baukultur - Studienausgabe – Spiegel gesellschaftlichen Wandels

978-3-86859-427-0

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Impressum<br />

© 2009 und 2010 by jovis Verlag GmbH<br />

Aktualisierte und erweiterte Neuauflage 2016<br />

Das Copyright für die Texte liegt bei den Autoren.<br />

Das Copyright für die Abbildungen liegt bei den<br />

Fotografen / Inhabern der Bildrechte. Alle Rechte vorbehalten.<br />

Konzept und Redaktion<br />

Werner Durth und Paul Sigel<br />

Projektkoordination<br />

Elke Lang und Udo Gleim<br />

Gestaltung<br />

Polynox <strong>–</strong> Büro für Gestaltung<br />

www.polynox.de<br />

Schriftsatz<br />

Elke Lang, Polynox<br />

Umschlaggestaltung<br />

Thomas Hahn, Polynox<br />

Reproduktion und Bildbearbeitung<br />

Jürgen Schreiter, Darmstadt<br />

Lektorat<br />

Miriam Seifert-Waibel, Hamburg<br />

Druck und Bindung<br />

Graspo CZ, a.s., Zlìn<br />

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek<br />

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der<br />

Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten<br />

sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.<br />

Werner Durth,<br />

geboren 1949, studierte Architektur und Stadtplanung an der Technischen<br />

Hochschule Darmstadt, Soziologie und Philosophie an der Goethe-Universität<br />

in Frankfurt am Main. Nach der Promotion zum Dr.-Ing. 1976 Lehraufträge<br />

für Urbanistik und Stadtsoziologie in Bremen und Hannover, seit 1978 Wissenschaftlicher<br />

Mitarbeiter am Institut für Soziologie an der TH Darmstadt.<br />

1981 Professor für Umweltgestaltung an der Gutenberg-Universität Mainz,<br />

ab 1993 Professor und Direktor des Instituts für Grundlagen moderner Architektur<br />

und Entwerfen an der Universität Stuttgart, seit 1998 Professor für<br />

Geschichte und Theorie der Architektur an der TU Darmstadt. Zahlreiche<br />

Veröffentlichungen zur Geschichte der Architektur und Stadtplanung.<br />

Paul Sigel,<br />

geboren 1963, studierte Kunstgeschichte und Neuere Deutsche Literatur.<br />

1997 Promotion zum Dr. phil. mit einer Arbeit zur Geschichte der deutschen<br />

Pavillons auf Weltausstellungen als Medien nationaler Selbstdarstellung,<br />

erschienen 2000 unter dem Titel „Exponiert. Deutsche Pavillons auf Weltausstellungen“.<br />

Zwischen 1996 und 2005 Wissenschaftlicher Assistent am<br />

Institut für Kunst- und Musikwissenschaft der TU Dresden. 2006 bis 2009<br />

Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachgebiet Geschichte und Theorie der<br />

Architektur an der TU Darmstadt. 2010 Habilitation an der TU Dresden, anschließend<br />

Gastprofessuren und Lehrstuhlvertretungen an der TU Dresden,<br />

der HafenCity Universität Hamburg und am Center for Metropolitan Studies<br />

der TU Berlin. Lecturer an der New York University Berlin. Zahlreiche Veröffentlichungen<br />

zur Architektur- und Städtebaugeschichte.<br />

jovis Verlag GmbH<br />

Kurfürstenstraße 15 / 16, 10785 Berlin<br />

www.jovis.de<br />

ISBN 978 - 3 - 86859 - 427 - 0


Inhalt<br />

Band 1<br />

Band 2<br />

Band 3<br />

Zur <strong>Studienausgabe</strong> 2016<br />

Vorwort 2009<br />

Einleitung<br />

Jahrhundertwende<br />

Im Kaiserreich<br />

Deutschland auf Weltausstellungen<br />

Die Suche nach dem neuen Stil<br />

Der Deutsche Werkbund<br />

Die Modernisierung der Metropole<br />

Die Weimarer Republik<br />

Nach der Katastrophe<br />

Internationale Architektur<br />

Das Neue Berlin<br />

Sieg des neuen Baustils?<br />

Präsentationen<br />

Im Nationalsozialismus<br />

Machtwechsel<br />

Architektur als Propaganda<br />

Die Inszenierung der Diktatur<br />

Die Neugestaltung der Reichshauptstadt<br />

Planungen für die Nachkriegszeit<br />

Deutschland in zwei Staaten<br />

Wiederaufbau oder Neubeginn?<br />

Im Kalten Krieg<br />

Wendepunkte<br />

Internationale Selbstdarstellung<br />

Paradigmenwechsel<br />

Am Ende des Provisoriums<br />

Nach der Vereinigung<br />

Hauptstadt Berlin<br />

Die Wiederentdeckung der Geschichte<br />

Internationale Auftritte<br />

Internationale Bauausstellungen<br />

Umschau und Ausblick<br />

<strong>Baukultur</strong> als Lernprozess<br />

Anhang<br />

Anmerkungen<br />

Literaturverzeichnis<br />

Abbildungsverzeichnis<br />

Namenregister<br />

I<br />

6<br />

9<br />

19<br />

36<br />

45<br />

78<br />

107<br />

125<br />

162<br />

199<br />

232<br />

261<br />

279<br />

305<br />

326<br />

356<br />

371<br />

387<br />

441<br />

500<br />

527<br />

562<br />

594<br />

629<br />

658<br />

678<br />

694<br />

723<br />

734<br />

758<br />

771<br />

775


Zur <strong>Studienausgabe</strong> 2016<br />

Vor sieben Jahren erschien dieses Buch als ein schwergewichtiger<br />

Band, der eine breite Leserschaft und auch in der Presse<br />

positive Resonanz fand. Schon 2010 folgte die zweite Auflage<br />

in gleicher Form, obwohl inzwischen einige kritische Stimmen<br />

das sperrige Volumen und die mangelnde Handlichkeit beklagten:<br />

Nur umständlich sei das Buch in Seminaren oder auf<br />

Reisen zu lesen, die Fülle des Stoffs und die Typografie zu kompakt.<br />

Insbesondere für die Zielgruppe der Studierenden, durch<br />

das Internet jederzeit und jeden Orts an rasche Information<br />

gewöhnt, seien im Gebrauch des Buchs hohe Hürden gesetzt.<br />

Nach diesen Hinweisen reifte der Plan, mit einer <strong>Studienausgabe</strong><br />

in drei Bänden die Texte so aufzuteilen, dass im ersten<br />

Band die Zeit bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs behandelt<br />

wird, im zweiten die Entwicklung danach. Die gesonderte<br />

Ausgabe des Anhangs <strong>–</strong> der Anmerkungen, Literaturnachweise<br />

und des Namenregisters <strong>–</strong> als Begleitband erlaubt<br />

rasches Nachschlagen ohne umständliches Rückblättern am<br />

Ende des Buchs. Durch Verzicht auf einen festen Einband<br />

wird das Buch als Softcover besser handhabbar, durch Vergrößerung<br />

und Stärkung der Schrift leichter lesbar.<br />

Grundlage dieses Buches ist die zweite, korrigierte<br />

und er gänzte Auflage 2010, die unverändert übernommen wurde.<br />

Auf eine inhaltliche Überarbeitung des Textes wurde verzichtet,<br />

da uns die vorliegende Untersuchung zur <strong>Baukultur</strong> im<br />

<strong>Spiegel</strong> <strong>gesellschaftlichen</strong> <strong>Wandels</strong> nicht nur weiterhin gültig<br />

erscheint, sondern durch die Ereignisse der letzten Jahre<br />

sogar noch an Relevanz gewonnen hat, wie die folgende Vorbemerkung<br />

zur <strong>Studienausgabe</strong> zu zeigen versucht, die in<br />

den Anmerkungen auch Hinweise auf wichtige Neuerscheinungen<br />

in der Fachliteratur enthält.<br />

Der interdisziplinäre Diskurs über die Entwicklung der<br />

<strong>Baukultur</strong> in Deutschland hat in den letzten Jahren eine stetige<br />

Differenzierung und Erweiterung erfahren, doch zeichnet<br />

sich gegenwärtig ein drastischer Wandel der politischen Rahmenbedingungen<br />

ab. Während einerseits durch die Aktivitäten<br />

der Bundesstiftung <strong>Baukultur</strong> und zahlreicher Netzwerke<br />

zwischen Bund, Ländern, Gemeinden und bürgerschaftlichen<br />

Initiativen im Bewusstsein der Öffentlichkeit das Verständnis<br />

für die Bedeutung der <strong>Baukultur</strong> als Ferment der Lebensqualität<br />

in unseren Städten weiter gewachsen ist, stellen sich<br />

andererseits durch die unerwartete Zuwanderung von Flüchtlingen<br />

aus den Krisenregionen der Welt sowie die aktuellen<br />

politischen, sozialen und kulturellen Umbrüche in Europa neue<br />

Probleme, für deren Bewältigung ein Blick auf entsprechende<br />

Herausforderungen in anderen Epochen unter den je besonderen<br />

Bedingungen hilfreich sein kann. Auch diese Überlegung<br />

motivierte zur Neuauflage in der nun vorliegenden Form.<br />

Bericht der Bundesstiftung <strong>Baukultur</strong> 2014 / 15<br />

Im Oktober 2014 wurde den Abgeordneten des Bundestags<br />

ein Bericht der Bundesstiftung <strong>Baukultur</strong> vorgelegt, der erstmals<br />

auf Grundlage empirischer Untersuchungen Einblick gab<br />

in die Bewusstseinslage der breiten Öffentlichkeit und das<br />

Verständnis von <strong>Baukultur</strong> bei den in den Kommunen verantwortlich<br />

tätigen Menschen. 1 Eine positive Überraschung war,<br />

dass die unterschiedlichen Dimensionen dieses Begriffs inzwischen<br />

offenbar auch das Alltagsverständnis von <strong>Baukultur</strong><br />

prägen. In der Dimension der Zeit wird <strong>Baukultur</strong> normativ<br />

als eine langfristige, generationenübergreifende Aufgabe betrachtet,<br />

wie der Hinweis auf die Pflege und Weiterentwicklung<br />

des gebauten Bestandes verdeutlicht. In der Dimension<br />

des Raums ist es die Einbindung der Architektur in den städtebaulichen<br />

Kontext, der in der Befragung zur Geltung kam. In<br />

der ästhetischen Dimension ist es nicht die Frage nach Moden,<br />

Stilen und Geschmackspräferenzen, sondern die Bedeutung<br />

des Gebauten für die Identität von Orten, mit denen sich die<br />

Menschen emotional verbinden und damit erst Heimat finden<br />

können. In der sozialen Dimension wird <strong>Baukultur</strong> als<br />

Gemeinschaftsleistung betrachtet, in der auch die Kultur der<br />

Verfahren, die Transparenz der Entscheidungsprozesse und<br />

Möglichkeiten der Mitwirkung als Voraussetzung für die Akzeptanz<br />

von Bauten von hoher Bedeutung sind.<br />

Der Bericht zieht eine insgesamt beeindruckend positive<br />

Bilanz, gemessen an den Jahrzehnten wachsender Kritik<br />

an der Unwirtlichkeit unserer Städte, die im ersten Bericht zur<br />

Lage der <strong>Baukultur</strong> 2001 aufgenommen wurde und schließlich<br />

den Anstoß gab zur Gründung der Bundesstiftung im<br />

Jahr 2007, die sich inzwischen neuen Herausforderungen<br />

stel len muss. Die Geschichte der Stiftung und ihre Entwicklung<br />

bis 2009 sind am Ende des Buchs im Kapitel <strong>Baukultur</strong><br />

als Lernprozess ausführlich beschrieben, nur kurz seien hier<br />

einige weitere Stationen genannt. Dem Gründungskonvent<br />

2007 folgte in Potsdam nach Konsolidierung der Stiftung im<br />

Jahr 2010 der nächste Konvent, der sich der <strong>Baukultur</strong> des<br />

Öffentlichen widmete. Der 2012 in Hamburg tagende Konvent<br />

Anmerkungen zur <strong>Studienausgabe</strong><br />

I


das historische Stadtbild typischen Satteldächer in Anklang<br />

an frühere Bauformen und Materialien zeigte, wurde lautstark<br />

gefordert, auf Neues ganz zu verzichten und stattdessen das<br />

Gewesene vollständig zu rekonstruieren. Auch Oberbürgermeisterin<br />

Petra Roth, CDU, distanzierte sich von den Empfehlungen<br />

des Preisgerichts: „Der historische Altstadtgrundriß<br />

soll die Grundlage für die Bebauung sein <strong>–</strong> mit Spitzdächern“.<br />

Und sie versprach: „Ich will Frankfurt sein Herz zurück geben“. 29<br />

Damit war eine emotionale Dimension der Stadtplanung angesprochen.<br />

„Die Menschen brauchen Gefühle, und die Politik<br />

muss Gefühle vermitteln“, erläuterte Roth. Um „Frankfurt in ein<br />

helleres Licht zu stellen“, hatte eine Studie der Stadt empfohlen,<br />

dass künftig die Begriffe Freiheit, Dynamik und Heimat<br />

mit Frankfurt verbunden werden sollten. „Der Begriff der Heimat<br />

liegt in der Zeit“, kommentierte Roth. 30 Inzwischen hatte<br />

auch die SPD dieses Wort zu einem Motto ihres Wahlkampfs<br />

gemacht: Making Heimat 2005 als parteiübergreifende Symbolpolitik<br />

zum Nachweis kultureller Identität.<br />

Verweigertes Erbe<br />

2010 wurde ein neuer Wettbewerb ausgelobt. Nach historischem<br />

Vorbild sollten einige Häuser der Altstadt unter Verwendung<br />

verfügbarer Spolien präzise rekonstruiert und von<br />

Neubauten in erkennbar aktueller Formensprache, doch mit<br />

„Spitzdach“ umgeben werden. Wieder richteten sich hohe Erwartungen<br />

an die Ergebnisse des Wettbewerbs: „Die Altstadt<br />

kann Vorbild für Deutschland werden“, lautete die Schlagzeile<br />

mit froher Botschaft in der Weihnachtsausgabe der Frankfurter<br />

Allgemeinen Zeitung zum 24. Dezember 2010. 31 Seit Jahren<br />

schon durchzog eine religiöse Tonlage die Berichterstattung<br />

über die kommende „Neugeburt“ und „Wieder auferstehung“<br />

der Altstadt. Der Abriss der angeblich „zu Recht als ‚Elefantenbunker‘<br />

verhöhnten Waschbetonfestung“ 32 des Technischen<br />

Rathauses und des „wegen seines Brutalismus beseitigten“<br />

Historischen Museums, das sich allein dem „fanatischen Willen<br />

der Bauherren zum radikal modernen Museum des Betonbrutalismus“<br />

verdankt habe, 33 erschien in dieser Lesart wie ein<br />

Sieg des guten Alten über das schlechte Neue, des Schönen<br />

über das Hässliche, als Etappe im Kampf gegen das „Fegefeuer<br />

der Moderne“. 34 Dass es sich bei dem Begriff des Brutalismus<br />

indes um einen seriösen Fachterminus der Architektur zur<br />

Materialästhetik der Moderne handelt, abgeleitet vom unverkleideten<br />

béton brut, nicht um die Substantivierung des umgangssprachlichen<br />

Schreckworts „brutal“, blieb unbemerkt.<br />

Im breiten Strom der Rückbesinnung auf die Vielfalt<br />

historischer Stadtbilder müsse man in Frankfurt allerdings<br />

Zeichen für eine neue Qualität der Gestaltung setzen, denn<br />

die Zwischenbilanz sei eher erbärmlich. „Das Braunschweiger<br />

Schloss kehrte als Fassadenhülse einer Mall zurück, Hannover<br />

leistete sich eine Betonreplik des Herrenhausener Schlosses“,<br />

resümierte Dieter Bartetzko. „Dresdens Neumarkt rund um die<br />

rekonstruierte Frauenkirche“ sei „ein Konglomerat aus Betoncontainern<br />

über Tiefgaragen, dem Kopien der einstigen Barockfassaden<br />

vorgeblendet sind“. Demgegenüber sei Potsdam „die<br />

Generalprobe für das wiedererstehende Berliner Schloss, das<br />

ein bundesdeutscher Schlüsselbau werden soll“. 35 An diesen<br />

beiden Projekten sei der Anspruch Frankfurts zu messen.<br />

Eine besondere Pointe des Potsdamer Wiederaufbaus<br />

lag indes darin, dass die Differenz zwischen der Fiktion eines<br />

Schlosses im Erscheinungsbild und der Wirklichkeit eines Parlamentsneubaus<br />

in goldenen Lettern auf dem roten Grund der<br />

Barockfassade mit ironischer Geste notiert worden ist. „Ceci<br />

n’est pas un château.“ ist dort zu lesen, als sinnfällig übertragenes<br />

Zitat aus dem Gemälde „Ceci n’est pas une pipe.“ des<br />

Surrealisten René Magritte, der damit auf die Differenz zwischen<br />

einem realen Gebrauchsgegenstand und dem gemalten<br />

Abbild dessen verwies. Solche Hinweise waren in Frankfurt<br />

offenbar nicht opportun, wie der Wettbewerb 2010 zeigte. Anstelle<br />

der angekündigten Gegenüberstellung von Alt und Neu<br />

ohne vermittelnde „Retroarchitektur“ 36 wurden im Ergebnis<br />

eher synthetische Lösungen präsentiert. „Wenn die Gebäude<br />

fertig gestellt sind, wird für viele auf den ersten Blick nicht zu<br />

erkennen sein, ob es sich um eine Neubau-Planung oder eine<br />

Rekonstruktion handelt“, bestätigte der Kommentar des Bauherrn.<br />

37 Ausgestellt wurden die eingereichten Beiträge mit<br />

großformatigen Modellen ausgerechnet im kargen Ambiente<br />

der Paulskirche, in deren Wiederaufbau sich ab 1946 das Rekonstruktionsverbot<br />

der Nachkriegsmoderne bis heute eindrucksvoll<br />

manifestiert.<br />

In jenem Jahr 2015, in dem die Kontroversen über die<br />

sogenannte Flüchtlingskrise ihren ersten Höhepunkt erreichten<br />

und in Berlin die Entscheidung für eine Ausstellung unter<br />

dem Titel Making Heimat getroffen wurde, lobte man in<br />

Frankfurt den „Mut zum Traum“ und das inzwischen sichtbare<br />

Ergebnis: „Damit es nicht nur bei Erinnerungen an eine versunkene<br />

Stadt bleibt: Frankfurts neues Altbauquartier wächst<br />

auf uraltem Boden <strong>–</strong> und setzt zum Glück heutige Zeichen.“ 38<br />

Aus der Sehnsucht nach einer anderen Wirklichkeit als jener<br />

der Globalisierung mit all ihren Folgen geboren, als Gegenbild<br />

zur Realität sozialer Ungleichheit, mörderischer Kriege, massenhafter<br />

Flucht und Vertreibung gewinnt mit dem Neubau<br />

der Frankfurter Altstadt ein Traum anschaulich Gestalt. Kein<br />

Wunder, dass solch wundersames Geschehen die Epoche der<br />

Romantik in Erinnerung bringt <strong>–</strong> und damit auch die Worte des<br />

X


Dichters Novalis, geboren 1772 als Freiherr von Hardenberg:<br />

„Indem ich dem Gemeinen einen hohen Sinn, dem Gewöhnlichen<br />

ein geheimnisvolles Ansehen, dem Bekannten die<br />

Würde des Unbekannten, dem Endlichen unendlichen Schein<br />

gebe, so romantisiere ich es.“ 39<br />

Gegenwärtig erhält Frankfurt mit dem Romantikmuseum<br />

ein „deutsches Heimatmuseum“ 40 , mit blauem Erker als<br />

Markenzeichen. Freilich, auch darum geht es: in Zeiten universeller<br />

Mobilisierung und mentaler Obdachlosigkeit die<br />

Unverwechselbarkeit von Orten zu signalisieren und das<br />

Glücksversprechen von „Heimat“ anklingen zu lassen. 41 Heute<br />

sehen wir anstelle des Technischen Rathauses auf engen<br />

Parzellen ein neues Stück Frankfurt entstehen, in der Presse<br />

gepriesen als mögliches Vorbild für Deutschland, gültiger<br />

Maßstab für entsprechende Vorhaben anderenorts. „Frankfurt<br />

hat Dresden überholt“, meldete die Tagespresse, und ausführlich<br />

wird in der Zeitung erklärt, „was Berlins Stadtplaner von<br />

Frankfurt lernen können“ bei deren Versuch, das im Krieg zerstörte<br />

historische Zentrum im Osten der Hauptstadt Deutschlands<br />

unter Bezug auf den alten Grundriss neu zu bebauen:<br />

„Während man in Berlin noch unseligerweise über den gesamtstädtischen<br />

Wert eines großen Leerraums für die Metropole<br />

nachdenkt, ist Frankfurt zur Tat geschritten.“ 42<br />

Welch ein schönes Bild, die Altstadt Frankfurts pars<br />

pro toto: Deutschland einig Heimatland, unter den Türmen der<br />

Banken und exklusiver Wohnhochhäuser ein fotografisch vertrautes<br />

Idyll, zeitlos historisch, garantiert dönerfreie Gemütlichkeit.<br />

Viel ist geschehen in den letzten Jahren. Nach dem Brexit<br />

wird über einen rasanten Bedeutungszuwachs der Finanzmetropole<br />

spekuliert, mit Zuwanderung Tausender von Spitzenverdienern,<br />

die den Wohnungsmarkt zusätzlich anheizen würden.<br />

„Finanzplatz Frankfurt kämpft um die Gunst der Londoner<br />

Banker“, meldet die Presse unter der Schlagzeile „Frankfurt ist<br />

besser als sein Ruf“. 43 Gegenüber London, Paris und Amsterdam<br />

würde Frankfurt von Bankern als „langweilig“ empfunden.<br />

44 Auch die Parallelgesellschaft dieser Zuwanderer anderer<br />

Art stellt ihre Anforderungen. Denn: „Unsere Heimat Frankfurt<br />

boomt“, bemerkte erfreut Oberbürgermeister Peter Feldmann,<br />

SPD, im Juli 2016. 45 Inzwischen regiert eine Große Koalition.<br />

Gegenüber der materiellen Daseinsvorsorge im Blick<br />

auf die Lebensbedingungen künftiger Generationen dominiert<br />

in den Feuilletons und Fachzeitschriften zunehmend die Frage<br />

nach den Bedingungen der Möglichkeit symbolischer Identifikation<br />

und Beheimatung in einer von rasendem Wandel<br />

erschütterten Welt. Längst gilt nicht mehr die Zukunft als Projektionsfläche<br />

für die Wünsche besseren Lebens. 46 Die Verklärung<br />

der Vergangenheit bietet sich zur Kompensation der<br />

Baubestand und Neubau des Schlosses, Potsdam 2015<br />

Vorschlag zur Rekonstruktion der Bauakademie neben dem Schloss, Berlin 2015<br />

Neubau des Schlosses in der Historischen Mitte, Berlin 2016<br />

Materialien zur Einkleidung der Schlossfassade, Berlin 2016<br />

Anmerkungen zur <strong>Studienausgabe</strong><br />

XI


Jahrhundertwende


Im Kaiserreich<br />

Die Gründung des Deutschen Reichs nach dem Sieg über<br />

Frankreich im Krieg 1870 / 71, der mit hohen Reparationszahlungen<br />

an Deutschland verbunden war, setzte einen wirtschaftlichen<br />

Aufschwung in Gang, dessen Auswirkungen in<br />

den folgenden Jahren vor allem in den großen Städten des<br />

Reichs sichtbar wurden. Die Suche nach zeitgemäßen Gestaltungsmustern<br />

für eine in ungeahnter Beschleunigung sich verändernde<br />

und modernisierende Gesellschaft, die Frage nach<br />

kultureller Prägekraft im Spannungsfeld zwischen staatlicher<br />

und privater Bauherrenschaft und nicht zuletzt das Bedürfnis<br />

nach regionaler und nationaler Selbstverortung und Identität,<br />

aber auch nach Wettbewerbsfähigkeit im Maßstab des Weltmarkts:<br />

Ein großer Teil der Fragen, die heute den Diskurs um<br />

<strong>Baukultur</strong> in Deutschland bestimmen, hat eine eigene, weit<br />

zurückreichende Geschichte. Im Blick auf die Gründerjahre<br />

des späten 19. Jahrhunderts werden die Wechselwirkungen<br />

zwischen Industrialisierung und Urbanisierung, technologischen<br />

Innovationen und sozialem Strukturwandel sowie der<br />

Suche nach baulicher Gestaltung der veränderten Lebenswelt<br />

als fundamentale Herausforderung deutlich.<br />

Urbane Welten<br />

Deutschland hatte in den Jahrzehnten nach der Reichsgründung<br />

1871 einen rasanten Modernisierungsschub erfahren.<br />

Die Industrialisierung hatte zu einem explosionsartigen<br />

Wachstum zahlreicher Städte geführt und neue urbane Agglomerationen<br />

in den industriellen Kernregionen entstehen<br />

lassen. Allein schon der Blick auf die Wachstumszahlen einiger<br />

der wichtigsten deutschen Metropolen verdeutlicht die<br />

ungeheure Wachstumsdynamik mit all ihren Folgeproblemen.<br />

Während eine Stadt wie Stuttgart zwischen 1875 und 1900 mit<br />

einem Zuwachs von 107 000 auf 176 000 ihre Einwohnerzahl<br />

steigerte, 1 Köln im selben Zeitraum von knapp 135 000 Einwohnern<br />

auf über 370 000 anwuchs und damit seine Einwohnerzahl<br />

verdreifachte, 2 stieg die Zahl der Bewohner Berlins<br />

ebenfalls im selben Zeitraum von 966 000 auf knapp 1 900 000. 3<br />

Hinzu kamen unmittelbar benachbarte Städte und Gemeinden<br />

wie Charlottenburg, Wilmersdorf oder Schöneberg, die nach<br />

der Bildung Groß-Berlins 1920 zu einer Gesamteinwohnerzahl<br />

von 3,9 Millionen beitrugen. Neue industrielle Ballungsräume<br />

entstanden vor allem in den Bergbauregionen des heutigen<br />

Ruhrgebiets oder des oberschlesischen Industriereviers.<br />

Infrastrukturprojekte nie gekannten Ausmaßes veränderten<br />

Versorgung und Mobilität der Bevölkerung. Das Schienennetz<br />

der Eisenbahnlinien wurde rasant ausgebaut und<br />

bildete die Voraussetzung für einen weitgehend ungehinderten<br />

Eisenbahn in Stadtlandschaft, Gemälde von Hans Baluschek, Berlin 1890<br />

und raschen Gütertransport. Das neue Netz ermöglichte zudem<br />

effiziente Reiseverbindungen zwischen den Städten und<br />

Regionen, obwohl das Zusammenrücken der Zielorte durch<br />

das Nebeneinander von Privatbahnen und der verschiedenen<br />

Staatsbahnen zunächst noch behindert wurde. Erst die reichsweite<br />

Zusammenführung der verschiedenen Staats- und der<br />

wichtigsten Privatbahnen beendete 1920 diese Übergangsphase.<br />

Noch heute zeigt die Gestalt des Leipziger Bahnhofs,<br />

bis 1915 fertiggestellt nach Entwurf der Architekten Lossow<br />

& Kühne, mit den beiden parallelen Kopfbauten das einstige<br />

Nebeneinander der Sächsischen und der Preußischen<br />

Staatsbahn. Die ingenieurwissenschaftliche Kompetenz, die<br />

sich beim Bau der neuen Eisenbahnstreckennetze über Jahrzehnte<br />

sukzessive herausgebildet hatte, wirkte weit über die<br />

Reichsgrenzen hinaus und begründete auch im Ausland ein<br />

nachhaltiges Interesse an deutscher Technologie. Der ab<br />

1903 im Auftrag des Osmanischen Reichs vorangetriebene<br />

und von Wilhelm II. auch unter wirtschaftspolitischen und<br />

militärstrategischen Gesichtspunkten unterstützte Bau der<br />

Bagdad-Bahn 4 von Istanbul Richtung Bagdad <strong>–</strong> unter Beteiligung<br />

deutscher Konzerne wie Philipp Holzmann, Krupp,<br />

Borsig oder Hanomag <strong>–</strong> entwickelte sich zu einem der bedeutendsten<br />

und international wirksamen technischen Renommierprojekte<br />

des Kaiserreichs.<br />

Der wachsenden Bedeutung der Eisenbahnen entsprechend<br />

entstanden im Reich zahlreiche neue Bahnhofsbauten, 5<br />

die in den Großstädten als monumentale Eingangspforten inszeniert<br />

wurden und sinnfällig die Überwindung der kommunalen<br />

und regionalen Begrenzungen verdeutlichten. Der<br />

von Franz Schwechten 6 entworfene und von 1874 bis 1880<br />

erbaute Anhalter Bahnhof in Berlin oder der von dem preußischen<br />

Baurat Hermann Eggert geplante und bis 1888 errichtete<br />

Hauptbahnhof in Frankfurt am Main vermittelten<br />

in ihrer Verbindung von modernster Baukonstruktion und<br />

Fassaden im Stilkleid des Historismus exemplarisch die neue<br />

Jahrhundertwende <strong>–</strong> Im Kaiserreich<br />

19


Die Weimarer Republik


Nach der Katastrophe<br />

Sechs Wochen waren seit dem 16. Mai 1914 vergangen, seit<br />

jenem Tag, an dem mit Böllerschüssen und Flaggenbomben<br />

die Ausstellung des Deutschen Werkbunds (DWB) in Köln wie<br />

ein Volksfest freudig eröffnet worden war, als fernab in Sarajevo<br />

am 28. Juni 1914 ein Anschlag stattfand, der den Ersten<br />

Weltkrieg und damit die „Urkatastrophe“ 1 des 20. Jahrhunderts<br />

auslöste. Das Attentat auf den österreichischen Thronfolger<br />

Erzherzog Franz Ferdinand und seine Gattin veranlasste<br />

die Regierung in Wien dazu, am 28. Juli Serbien den Krieg zu<br />

erklären, in der sicheren Erwartung, dass im Falle einer Unterstützung<br />

Serbiens durch Russland die Großmacht Deutschland<br />

an der Seite Österreich-Ungarns kämpfen würde. Am<br />

1. August 1914 erklärte Deutschland dem Zarenreich den<br />

Krieg, zwei Tage später folgte die Kriegserklärung an Frankreich.<br />

Ab dem 4. August war auch Großbritannien am Krieg<br />

beteiligt, nachdem deutsche Truppen unter Missachtung der<br />

Neutralität Belgiens dessen Grenzen überschritten hatten.<br />

Seit Jahren war ein Krieg zwischen den Mächten Europas<br />

erwartet, von vielen Deutschen als „reinigendes Gewitter“<br />

sogar herbeigesehnt worden. 2 Jetzt, da dieser Krieg durch<br />

massive Aufrüstung in Flotte und Heer gut vorbereitet war,<br />

zudem aber als Notwendigkeit zur Verteidigung des Vaterlandes<br />

ausgegeben werden konnte, zog eine Welle der Kriegsbegeisterung<br />

und Kampfbereitschaft durch Deutschland. In<br />

seiner Rede vom 1. August 1914 hatte Kaiser Wilhelm II. mit<br />

der Forderung nach nationaler Einheit über alle politischen<br />

Lager hinweg ausgerufen: „Ich kenne keine Parteien mehr;<br />

ich kenne nur noch Deutsche.“ 3 Obwohl die Sozialdemokraten<br />

noch Ende Juli zu Demonstrationen für den Frieden aufgerufen<br />

hatten, stimmte auch die SPD am 4. August auf Antrag<br />

der Regierung den Kriegskrediten zu. Ein parteiübergreifender<br />

„Burgfrieden“ in Berlin sollte den Soldaten Rückhalt geben,<br />

die nun zu Hunderttausenden ins Feld zogen.<br />

Im Weltkrieg<br />

Nach Beginn des Krieges blieb in Köln nicht mehr die Zeit,<br />

die Werkbundausstellung vor ihrem Abbruch durch Fotografien<br />

zu dokumentieren. „Binnen Tagesfrist wandelten sich die<br />

Hallen, welche die feinsten Erzeugnisse deutscher Kunst und<br />

deutschen Kunstgewerbes beherbergt hatten, in eine Stätte<br />

zum Empfang verwundeter Soldaten von den Fronten“ 4 , vor<br />

allem aus Belgien. Trotz der nur kurzen Ausstellungsdauer hatte<br />

die Präsentation in Köln das Selbstbewusstsein des Werkbunds<br />

gestärkt, der angesichts der Herausforderungen des<br />

Weltkriegs nun erst recht die Erneuerung der deutschen Kultur<br />

vorantreiben wollte: „Er möge seine Saat streuen in alle<br />

Werkbund-Jahrbuch 1916 / 17<br />

die weitläufigen Pflanzstätten deutscher Gestaltungskraft,<br />

vom Granit- und Eisenbau bis zur Frauenkleidung, von Städteanlagen<br />

und Siedlungen bis in das Büro des Kaufmanns, von<br />

der Schaubühne bis auf den Friedhof“ 5 , forderte Peter Jessen<br />

im Jahrbuch 1915, das unter dem Titel Deutsche Form im<br />

Kriegsjahr erschien. Für den „Kampf“ um eine „Durchformung<br />

aller Dinge“ 6 als nationale Aufgabe trat auch Walter Riezler,<br />

seit 1910 Direktor des Städtischen Museums in Stettin und<br />

engagiertes Mitglied des Werkbunds, in seinem programmatischen<br />

Beitrag Die Kulturarbeit des Deutschen Werkbundes<br />

ein, der 1915 in der Schriftenreihe Weltkultur und Weltpolitik<br />

erschien, herausgegeben von Ernst Jäckh, dem Geschäftsführer<br />

des DWB.<br />

Für Deutschland habe der Bund die Aufgabe übernommen,<br />

„die Form, die ‚deutsche Form‘ zu nennen wohl<br />

berechtigt ist, zuerst zu einer solchen Reife und Allgemeingültigkeit<br />

zu entwickeln, daß sie auch fremden Völkern als<br />

eine in sich gefestigte, natürlichen Gesetzen gehorchende<br />

Welt erscheint“ 7 . Zwar sei es „heute verfrüht“, schon „von<br />

der Beherrschung des Auslands zu reden“, doch verkündete<br />

Riezler mit weltpolitischem Großmachtanspruch: „Genau<br />

dies aber ist die Aufgabe des Werkbundes, der dann, wenn<br />

einmal die ausländischen Märkte wieder geöffnet sein werden,<br />

auch die geeignete Macht ist, um die Eroberung der fremden<br />

Märkte zu unternehmen. Auch hierbei wird der Deutsche<br />

Werkbund Schulter an Schulter mit seinem österreichischen<br />

Die Weimarer Republik <strong>–</strong> Nach der Katastrophe<br />

125


Im Nationalsozialismus


Machtwechsel<br />

Im Zuge der sogenannten „Machtergreifung“ Adolf Hitlers<br />

im Januar 1933 wurden mit überraschender Geschwindigkeit<br />

neue Gesetze erlassen, Ämter geschaffen und Schlüsselpositionen<br />

besetzt. Im März besiegelte das Ermächtigungsgesetz<br />

die Herrschaft der Nationalsozialisten, und durch das Gesetz<br />

zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums vom April 1933<br />

konnten die neuen Machthaber nach Belieben politisch „unzuverlässige“<br />

Personen und „Nichtarier“ aus Beamtenstellen<br />

entfernen, darunter auch zahlreiche Protagonisten des Neuen<br />

Bauens, wie Richard Döcker, Hans Poelzig, Hans Scharoun,<br />

Bruno Taut und Martin Wagner. Gleichzeitig wurden auch jene<br />

Kommunalpolitiker ihrer Ämter enthoben, die zuvor eng mit<br />

Architekten der modernen Bewegung verbunden waren, wie<br />

Konrad Adenauer als Oberbürgermeister von Köln, Ludwig<br />

Landmann in Frankfurt am Main, Fritz Hesse in Dessau. Mit<br />

scharfen Angriffen und persönlicher Verfolgung mussten ins<br />

besondere die „Nichtarier“ rechnen, wie die Deutsche Bauhütte<br />

schon im März 1933 meldete. Unter dem Titel Ein Schädling<br />

soll büßen berichtete die Fachzeitschrift vom Antrag des<br />

nationalsozialistischen Stadtrats in Frankfurt am Main, die<br />

Pensionszahlungen an den früheren Oberbürgermeister Ludwig<br />

Landmann einzustellen, der wie Friedrich Naumann der<br />

Deutschen Demokratischen Partei angehört hatte: „Die Frankfurter<br />

Bevölkerung würde es unbegreiflich finden, wenn Landmann<br />

seine Pension bis zu seinem Ende weiterbekäme. Die<br />

Beschlagnahme seines Vermögens muß folgen.“ 1<br />

Gleichschaltung<br />

Die von den Nationalsozialisten verfolgten Architekten, oft<br />

Mitglieder des einst honorigen Bundes Deutscher Architekten<br />

(BDA), hatten von ihrer Vertretung keinen Beistand zu erwarten.<br />

Auch hier hatte ein Machtwechsel begonnen. Nach einer<br />

Ausschusssitzung in Berlin trat im März 1933 der Vorstand<br />

um Hans Poelzig zurück. Als neuer Präsident des BDA <strong>–</strong> nicht<br />

mehr wie bisher als Erster Vorsitzender bezeichnet <strong>–</strong> wurde<br />

der Präsident der Münchner Künstlergenossenschaft, Eugen<br />

Hönig, gewählt, „ein seit Jahren begeisterter Nationalsozialist“<br />

2 , der in den folgenden Wochen nach dem „Führerprinzip“<br />

konsequent die Gleichschaltung bis in die Landesleitungen<br />

und Ortsgruppen des BDA durchsetzen konnte, ohne auf nennenswerten<br />

Widerstand aus den eigenen Reihen zu stoßen.<br />

Noch im April meldete sich der Bund mit einem Nationalen<br />

Aufbauprogramm zu Wort, in dem die Eingrenzung der „übermächtig<br />

gewordenen Bürokratie“ und eine deutliche Privilegierung<br />

der Architekten gefordert wurde: „Die Planung und<br />

Durchführung aller Bauaufgaben einschließlich derjenigen<br />

Rednertribüne auf der Zeppelinwiese, Albert Speer, Nürnberg 1933<br />

der öffentlichen Hand ist ausschließlich den freien Architekten<br />

anzuvertrauen.“ 3 Die Baumeister sollten Nutznießer sein, und<br />

bald biederte sich der Bund mit einer Vollzugsmeldung und<br />

Ergebenheitsadresse der neuen Herrschaft an.<br />

Nach „Rücksprache mit der Reichsleitung des Kampfbundes<br />

für Deutsche Kultur“ sei „die Gleichschaltung inzwischen<br />

überall durchgeführt worden“, berichtete Hönig in der<br />

Bauwelt vom Mai 1933 unter der Überschrift Die Architekten<br />

als Berufsstand im neuen Staate <strong>–</strong> mit dem für manche bedrohlichen<br />

Untertitel Architektenliste in der Vorbereitung <strong>–</strong>,<br />

um danach zu erklären: „Der Bund Deutscher Architekten<br />

ist damit zu einem starken Kulturinstrument der nationalen<br />

Regierung geworden. Er steht mit allen seinen Kräften hinter<br />

der Regierung und dem Reichskanzler Adolf Hitler.“ 4 Zur<br />

Aufnahme in die Architektenliste werde ein Fragebogen vorbereitet,<br />

denn: „Die Eintragung in die Architektenliste wird<br />

unter Beachtung der kulturellen und völkischen Grundsätze<br />

des Kampfbundes Deutscher Architekten und Ingenieure im<br />

Kampfbund für Deutsche Kultur erfolgen.“ 5<br />

Mit Spannung erwartete man im Sommer 1933 die<br />

wegweisende „Kulturrede“ des „Führers“, in der Hitler auf dem<br />

ersten Reichstag der geeinten deutschen Nation am 1. September<br />

in Nürnberg auch sein Programm zur künftigen <strong>Baukultur</strong><br />

vorstellen wollte. Zu wechselnden Themen sprach<br />

Hitler vor den versammelten Massen auf dem Parteitagsgelände<br />

der NSDAP, das für seine Auftritte von dem damals<br />

28-jährigen Architekten Albert Speer effektvoll mit einem<br />

Arrangement aus Holztribünen und gigantischen Hoheitszeichen<br />

ausgestattet worden war. In einer ausführlichen<br />

Ansprache erläuterte Hitler im Rahmen des Parteitags auch<br />

Im Nationalsozialismus <strong>–</strong> Machtwechsel<br />

279


Deutschland in zwei Staaten


Wiederaufbau oder Neubeginn?<br />

Als am 30. April 1945 die rote Fahne auf dem Reichstagsgebäude<br />

gehisst wurde, glich die Mitte Berlins einem Trümmerfeld.<br />

Seit dem 26. August 1940 hatten insgesamt 336<br />

Luftangriffe die Reichshauptstadt getroffen. 1 Die schwersten<br />

Schäden erfolgten im Battle of Berlin zwischen dem 18. November<br />

1943 und dem 24. März 1944. Am Ende des Krieges<br />

war von den im Mai 1939 gezählten 1,5 Millionen Wohnungen<br />

mehr als ein Drittel zerstört, in den Bezirken Mitte, Tiergarten<br />

und Friedrichshain lag der Wohnungsverlust über 50 Prozent.<br />

Allein nach dem Angriff im November 1943 wurden rund 3 000<br />

Tote und 400 000 Obdachlose gezählt. Bis Januar 1945 hatten<br />

1,5 Millionen Bewohner die Stadt verlassen, bis Mai 1945 fielen<br />

nach Angaben der Schutzpolizei 49 600 Menschen dem<br />

Luftkrieg zum Opfer. 2 Dem Terror des Bombenkriegs folgte<br />

der Ansturm der Roten Armee. In 16 Tagen wurde die Reichshauptstadt<br />

Haus für Haus, Straße um Straße erobert.<br />

Bei ihrem Treffen in Jalta hatten Winston S. Churchill,<br />

Franklin D. Roosevelt und Josef W. Stalin am 11. Februar 1945<br />

erklärt: „Das nationalsozialistische Deutschland ist dem Untergang<br />

geweiht. Dem deutschen Volk wird seine Niederlage<br />

nur noch teurer zu stehen kommen, wenn es versucht, einen<br />

hoffnungslosen Widerstand fortzusetzen.“ 3 Dieser Drohung<br />

folgte von deutscher Seite am 9. März der Befehl für die Vorbereitungen<br />

zur Verteidigung der Reichshauptstadt: „Mit den<br />

zur unmittelbaren Verteidigung der Reichshauptstadt zur<br />

Verfügung stehenden Kräften wird der Kampf um Berlin nicht<br />

in offener Feldschlacht ausgetragen, sondern im wesentlichen<br />

als Straßen- und Häuserkampf. Er muß mit Fanatismus, Fantasie,<br />

mit allen Mitteln der Täuschung, der List, und Hinterlist,<br />

mit vorbereiteten und aus der Not des Augenblicks geborenen<br />

Aushilfen aller Art auf, über und unter der Erde geführt<br />

werden. Hierbei kommt es darauf an, die Vorteile des eigenen<br />

Landes und die voraussichtliche Scheu der meisten Russen<br />

vor dem ihnen fremden Häusermeer restlos auszunutzen. Die<br />

genauen Ortskenntnisse, die Nutzbarmachung der U-Bahn<br />

und des unterirdischen Kanalisationsnetzes, die vorhandenen<br />

Nachrichtenverbindungen, die vorzüglichen Kampf- und<br />

Tarnmöglichkeiten in den Häusern, der festungsmäßige Ausbau<br />

von Häuserblocks <strong>–</strong> insbesondere von Eisenbetonhäusern<br />

<strong>–</strong> zu Stützpunkten, machen den Verteidiger auch bei<br />

zahlenmäßiger und materieller Unterlegenheit gegenüber jedem<br />

Feinde unüberwindlich!“ 4 Noch in den letzten Wochen<br />

des Krieges kamen unzählige Soldaten der Wehrmacht, ältere<br />

Menschen im Volkssturm sowie Kinder und Jugendliche aus<br />

dem Jungvolk in den aussichtslosen Kämpfen ums Leben. Am<br />

Ende lagen Tausende von Toten auf offener Straße, zwischen<br />

Reichstagsgebäude nach der Zerstörung, Berlin 1945<br />

zerschossenen Häusern, in verschütteten Kellern, gefluteten<br />

U-Bahnschächten. Unendliches Grauen breitete sich aus und<br />

zog bei vielen Überlebenden eine innere Abwehr solcher Wirklichkeit<br />

mit langer Folgewirkung nach sich.<br />

„Inmitten der Ruinen schreiben die Deutschen einander<br />

Ansichtskarten von Kirchen und Marktplätzen, den öffentlichen<br />

Gebäuden und Brücken, die es gar nicht mehr gibt“,<br />

notierte die 1933 zunächst nach Frankreich geflohene, später<br />

in die USA emigrierte jüdische Philosophin Hannah Arendt<br />

nach ihrem Besuch in Deutschland 1949: „Und die Gleichgültigkeit,<br />

mit der sie sich durch die Trümmer bewegen, findet<br />

ihre Entsprechung darin, daß niemand um die Toten trauert;<br />

sie spiegelt sich in der Apathie wider, mit der sie auf das<br />

Schicksal der Flüchtlinge in ihrer Mitte reagieren oder vielmehr<br />

nicht reagieren. Dieser allgemeine Gefühlsmangel, auf<br />

jeden Fall aber die offensichtliche Herzlosigkeit, die manchmal<br />

mit billiger Rührseligkeit kaschiert wird, ist jedoch<br />

nur das auffälligste äußerliche Symptom einer tief verwurzelten,<br />

hartnäckigen und gelegentlich brutalen Weigerung, sich<br />

dem tatsächlich Geschehenen zu stellen und sich damit abzufinden.“<br />

5<br />

Tabula rasa in Berlin<br />

An jenem 30. April, an dem erstmals die rote Fahne über dem<br />

Reichstagsgebäude wehte, traf sich die später legendäre<br />

Gruppe Ulbricht vor dem Hotel Lux in Moskau zur Reise nach<br />

Berlin, wo Walter Ulbricht, Karl Maron, Otto Winzer, Arthur<br />

Pieck, Wolfgang Leonhard und andere deutsche Kommunisten<br />

als Angehörige dieser Gruppe nach Jahren der Emigration<br />

in der Sowjetunion auf die politische Neuordnung im sowjetisch<br />

besetzten Teil Deutschlands Einfluss nehmen wollten. 6<br />

Vom Moskauer Flughafen wurden sie mit einem amerikanischen<br />

Transportflugzeug nach Zwischenlandung in Minsk<br />

nach Berlin geflogen und erreichten die zerstörte Reichshauptstadt<br />

am 2. Mai 1945, dem Tag, an dem dort der Berliner<br />

Deutschland in zwei Staaten <strong>–</strong> Wiederaufbau oder Neubeginn?<br />

387


Wohnhochhaus in Moskau, Zustand 1993<br />

Umgestaltung der Spreeinsel in Berlin-Mitte, Skizze von Helmut Hennig, 1950<br />

Prämissen moderner Architektur und Stadtplanung eingeschworen<br />

und auf die seit den 1930er Jahren gültige Doktrin<br />

des sogenannten „Sozialistischen Realismus“ verpflichtet. 200<br />

Das Ende der Geschichte als Geschichte von Klassenkämpfen<br />

sollte durch Bauten zur Anschauung kommen, die<br />

einerseits durch bildhafte Verweise auf frühere Epochen der<br />

Menschheitsgeschichte das kulturelle Erbe der Welt in sich aufnehmen,<br />

andererseits aber gerade dadurch von der Macht und<br />

den Segnungen des Sowjetstaats künden sollten. Seit mehr als<br />

zwei Jahrzehnten hatte Stalin als ästhetische Kompensation<br />

politischer Unterdrückung und der Vernichtung jedweder Opposition<br />

in den zuvor noch weitgehend selbstständigen Republiken<br />

der Sowjetunion immer wieder aufs Neue die Stärkung<br />

regionaler Sitten und Gebräuche, nationaler Bautraditionen<br />

und folkloristischer Besonderheiten befohlen. Für die Architektur<br />

galt der sibyllinische Satz: „sozialistisch im Inhalt, national<br />

in der Form“, was beispielsweise im Wiederaufbau von<br />

Kiew die demonstrative Monumentalisierung von Elementen<br />

des sogenannten „Ukrainischen Barock“ in den Wohntürmen<br />

an der Prachtstraße Kreschtschatik bedeutete. Zwischen den<br />

Reisen nach Kiew und Stalingrad besuchte die Delegation die<br />

Landwirtschaftsausstellung in Moskau, in der zum Studium<br />

der vielfältigen Bautraditionen wie in einem Freilichtmuseum<br />

die Regionalarchitekturen der Republiken von Usbekistan<br />

bis Sibirien präsentiert wurden. Wenn ein „Volk der Sowjetunion“<br />

schon nicht politisches Subjekt sein durfte, sollte ihm<br />

doch zumindest eine erkennbare kulturelle Identität im Mosaik<br />

des Vielvölkerstaates zukommen. Dieser Leitsatz der totalitären<br />

Herrschaft Stalins sollte künftig auch auf die Gestaltung<br />

Berlins übertragen werden.<br />

Nach der Rückkehr der Delegation wurde in wenigen<br />

Wochen die Mitte Berlins umgeplant. Als Zeichen der Wertschätzung<br />

der Hauptstadttradition Preußens wurde in Plänen<br />

und Modellen die Straße Unter den Linden hervorgehoben und<br />

Schinkels Neue Wache wiederhergestellt. Andererseits wurde<br />

schon in den ersten Konzepten nach der Reise der Abbruch<br />

des Berliner Schlosses vorgesehen, den die Planer jedoch nicht<br />

allein aus ideologischen Gründen der Damnatio memoriae in<br />

Vernichtung der geschmähten „Zwingburg“ der Hohenzollern,<br />

sondern <strong>–</strong> wie schon erwähnt <strong>–</strong> vor allem pragmatisch zwecks<br />

optimaler Logistik von Massenaufmärschen beschlossen, obwohl<br />

zur gleichen Zeit die Propaganda für die Bewahrung<br />

des historischen Erbes auf Touren kam. Wie der eigens gezeichnete<br />

Plan mit eingetragenen Demonstrationszügen und<br />

den erforderlichen Straßenbreiten zeigte, sollte nach dem<br />

Vorbild des Roten Platzes in Moskau gegenüber dem Lustgarten<br />

ein neuer Aufmarschplatz entstehen. Im Juli legten<br />

434


Blick vom Brandenburger Tor über die Straße Unter den Linden zur Spreeinsel, Modell zum geplanten Aufbau der Mitte Berlins, 1951<br />

Deutschland in zwei Staaten <strong>–</strong> Wiederaufbau oder Neubeginn?<br />

435


Unser Lebensraum braucht Schutz, Plastiktüte 1975 Unser Lebensraum braucht Schutz. Denkmalschutz., Publikation des Deutschen Nationalkomitees 1975<br />

zusammen mit der Aktion Gemeinsinn verbreiteten Broschüre<br />

im März 1975 fest: „War früher hauptsächlich der natürliche<br />

Verfall zu bekämpfen, so sind heute unsere Altstädte vor allem<br />

vor der von uns selbst verübten Zerstörung durch neue Straßen<br />

und Gebäude zu schützen. Und während in der Vergangenheit<br />

Denkmalpflege eine Angelegenheit einiger weniger<br />

besonders Interessierter war, nimmt heute ein großer Teil der<br />

Bevölkerung an der Lösung der für unser aller Leben so wichtigen<br />

Probleme Anteil.“ 879<br />

In einer radikalen Umkehr der Wertungen, mit der über<br />

die Jahrzehnte zuvor die verachtete <strong>Baukultur</strong> der Kaiserzeit<br />

mit Bildern einer lichten Moderne konfrontiert worden war,<br />

hieß es jetzt in der auflagenstarken Broschüre: „Ornamentüberladene<br />

Fassaden, abwechslungsreiche Gliederung der<br />

Baukörper, sinnenfrohe Farben, quirlige Straßen, kleine Geschäfte,<br />

Gastronomie an jeder Ecke, intime Plätze, Bäume vor<br />

den Häusern, die kleine Tischlerwerkstatt im Hof, das alles<br />

und noch mehr macht diese Gründerzeitviertel liebenswert<br />

und unersetzlich für das Stadtganze.“ 880 Zu den Folgen der<br />

Moderne hieß es: „Erst die maschinellen und die damit verbundenen<br />

sozialen Umwälzungen der Neuzeit haben die Städte<br />

dermaßen verändert, daß wir jetzt um ihre Zukunft bangen<br />

müssen, weil sie bald keine Vergangenheit mehr haben werden.<br />

Es sei denn, wir tun etwas dagegen. Wir alle.“ 881 Zum<br />

Widerstand wurden auch die Planer solcher Veränderungen<br />

aufgerufen, „denn erst allmählich fangen die Architekten an,<br />

sich im Zeichen sinkender Neuproduktion für die Probleme<br />

der historischen Zentren und der alten Wohnviertel zu interessieren.“<br />

882<br />

Angesichts des wachsenden Aufwands für kommunale<br />

Öffentlichkeitsarbeit kommentierte der <strong>Spiegel</strong> unter der Frage<br />

„Städtewerbung: Einlullen oder informieren?“ die politische<br />

Funktionalisierung: „Mit Millionen Beträgen lassen westdeutsche<br />

Stadtverwaltungen die Vorzüge ihrer Kommunen preisen<br />

<strong>–</strong> zum Nutzen des amtierenden Bürgermeisters und der<br />

regierenden Rathauspartei. Dem Bürger wird dabei von Werbeprofis<br />

mit Propaganda und Image-Kampagnen immer mehr<br />

vorgegaukelt, immer weniger Information geboten.“ 883 Rasch<br />

wirkte sich der neue Trend auch auf die Strategien der Kommunalpolitik<br />

aus und gab den Wahlkämpfen aktuelle Themen<br />

vor. Im Februar 1977 äußerte der <strong>Spiegel</strong> den Verdacht, dass<br />

die Frankfurter Kommunalwahl im März durch eine teure Werbekampagne<br />

beeinflusst werden sollte. „Statt nur zu informieren“,<br />

zitierte das Magazin die oppositionelle CDU, „betreibe<br />

das städtische Informationsamt (Etat 1976: 1,7 Millionen Mark)<br />

mit Steuergeldern zunehmend Public-Relations-Aktionen, die<br />

unterschwellig den Sozialdemokraten und ihrem Oberbürgermeister<br />

Rudi Arndt zugute kämen.“ 884<br />

Ein exemplarischer Fall solchen Kurswechsels von<br />

konsequenter Modernisierung in Richtung Nostalgie und Bürgerbegehren<br />

war die Stadt Frankfurt am Main, in der ab 1966<br />

zunächst die dort wohnenden Bürger, dann auch Studenten<br />

mit wachsender Gewaltbereitschaft gegen den Abbruch von<br />

Häusern im bürgerlichen Wohnviertel Westend protestiert<br />

hatten, um die Ausweitung des Bankenviertels und den Bau<br />

neuer Hochhaustürme zu verhindern. Seit Anfang der 1950er<br />

Jahre war „das Wortspiel Mainhattan <strong>–</strong> Manhattan in den<br />

Pressemedien“ 885 verbreitet worden. Niemand hatte daran Anstoß<br />

genommen, dass in Frankfurt „die Bevölkerung in vielen<br />

586


Luftbild Römerberg, Frankfurt am Main, Publikation 1975<br />

Ostzeile Römerberg, Skizze von Ferry Ahrlé, 1975<br />

Bereichen des Lebens mit Amerikanismen kokettiert“ 886 . Inzwischen<br />

waren solche Bezüge unzeitgemäß und stattdessen<br />

Zeichen der Wertschätzung des baukulturellen Erbes gefragt:<br />

eine schwierige Lage für den Oberbürgermeister, der sich<br />

durch seinen Vorschlag zum Abbruch der Ruine der Alten<br />

Oper in den Wallanlagen den Spitznahmen „Dynamit-Rudi“ 887<br />

erworben hatte. Jetzt sollte ein Signal des <strong>Wandels</strong> gesetzt<br />

werden. Als Demonstrationsort wurde im Frühjahr 1975 der<br />

seit Jahrzehnten umstrittene Bereich der zerstörten Altstadt<br />

zwischen Dom und Römer ausgewählt, an dem 1973 soeben<br />

die Bürotürme des Technischen Rathauses mit den vorgelagerten<br />

Bauten fertiggestellt worden waren.<br />

Die Verwirklichung des 1963 prämierten Entwurfs der<br />

Architekten Bartsch, Thürwächter und Weber hatte wegen<br />

wirtschaftlicher Probleme während der Rezession 1966 / 67<br />

lange auf sich warten lassen, doch konnte Ulrich Conrads als<br />

Chefredakteur der Bauwelt im August 1973 den Neubau endlich<br />

würdigen, wobei er nachdrücklich darauf hinwies, dass<br />

bei den Aufbauten der inzwischen großflächig angelegten<br />

Tiefgaragen zwischen Technischem Rathaus und dem neuen<br />

Historischen Museum der weiteren Gestaltung große Aufmerksamkeit<br />

zu widmen sei. Erst im Zusammenhang mit der<br />

bisher nur „als Substruktion angelegten Mittelzone“ würden<br />

die „Neubauten des Technischen Rathauses und des Historischen<br />

Museums ihre je besonderen Qualitäten ganz eigen<br />

zeigen und entfalten können“, mahnte Conrads. Das Potenzial<br />

der Situation sei allerdings bereits zu erkennen, da „es<br />

jetzt schon keine Frage ist, daß der kubischen Härte des<br />

Museumsbaues und der unprätentiösen Eleganz, um nicht<br />

zu sagen Baumasse verzehrenden Heiterkeit des Technischen<br />

Rathauses wie auch dem Umriß der historischen Bauten mit<br />

weiteren Kontrapunkten begegnet“ werden könnte. 888<br />

Zu diesen „Kontrapunkten“ offerierte der Oberbürgermeister<br />

seine eigenen Vorstellungen. Unter der Frage „Was<br />

kommt zwischen Dom und Römer?“ präsentierte er in jenem<br />

März 1975, in dem die Broschüre der Aktion Gemeinsinn zum<br />

Europäischen Denkmalschutzjahr verbreitet wurde, den Vorschlag:<br />

„Am Römerberg soll historisch gebaut werden.“ 889 Im<br />

Rückblick auf den Konflikt mit jenen Bürgern, die in eigener<br />

Initiative die Finanzierung des Wiederaufbaus der Alten Oper<br />

vorantrieben, stellte er fest: „Man muß zur Kenntnis nehmen,<br />

daß Magistrat und Stadtverordnetenversammlung immer wieder<br />

ihren Willen zum Wiederaufbau der Opernhausruine als<br />

Konzert- und Kongresshalle Alte Oper bekräftigt haben.“ 890<br />

Jetzt offerierte Arndt seine Empfehlung, „historische Häuser<br />

gegenüber dem Römer“ zu bauen und erklärte: „Damit wenigstens<br />

die ‚gute Stubb des Heiligen Römischen Reiches<br />

Deutscher Nation‘, der Römerberg, sich wieder geschlossen<br />

darstellt, sollte man die Ostseite gegenüber dem Römer<br />

schleunigst in einer der Tradition und dem historischen Charakter<br />

des Platzes angepaßten Form bebauen.“ 891 In der vom<br />

Presse- und Informationsamt der Stadt Frankfurt am Main im<br />

März 1975 zahlreich verteilten Broschüre zeigten anschauliche<br />

Federzeichnungen die zuvor kritisierte „Höckerzone“ der Tiefgarage<br />

durch Neubauten überformt. Die Häuser an der ehemaligen<br />

Ostzeile entsprachen einem alten Bild Frankfurts, ohne<br />

jedoch präzise auf die zerstörten Bauten bezogen zu sein.<br />

Ironisch kommentierte die Frankfurter Allgemeine<br />

Zeitung in diesem März 1975 den Vorstoß des Oberbürgermeisters:<br />

„Es hätte kaum des späten, aber noch rechtzeitigen<br />

Einspruchs des Oberbürgermeisters bedurft, um zu wissen,<br />

daß die Masse der Frankfurter Bürger am Römerberg nicht eine<br />

moderne Bebauung ‚in alten Maßstäben‘, sondern die Rekonstruktion<br />

von Altstadthäusern wünscht. Das haben schon die<br />

Auseinandersetzungen vergangener Jahre gezeigt. Ein Plebiszit<br />

erscheint nicht notwendig.“ 892 Dieses imaginäre Plebiszit<br />

betraf allerdings nicht nur den Wunsch nach Rekonstruktion,<br />

sondern auch die generelle Ablehnung moderner Architektur,<br />

wie sie in der Stadt nach 1945 entstanden war. „Schaut man<br />

sich in Frankfurt um, so findet man kaum Bauwerke, die die<br />

Deutschland in zwei Staaten <strong>–</strong> Paradigmenwechsel<br />

587


Nach der Vereinigung


Hauptstadt Berlin<br />

Im Westen wie im Osten Deutschlands stand das Jahr 1989<br />

im Zeichen der Feiern zur Staatsgründung. Jede sollte auf ihre<br />

eigene Weise gewürdigt werden. In Bonn fiel der 40. Jahrestag<br />

der Gründung der Bundesrepublik auf das 2000-jährige Gründungsjubiläum<br />

der Stadt Bonn. Dieser Zufall bot der Bundesregierung<br />

den Anlass, der Stadt als Geschenk eine Ausstellung<br />

zu präsentieren, in der unter dem Titel Hauptstadt. Zentren,<br />

Residenzen, Metropolen in der deutschen Geschichte ein unterhaltsamer<br />

Rückblick auf verschiedene Regierungsstandorte<br />

ermöglicht und zugleich das konstitutive Prinzip des Föderalismus<br />

illustriert werden konnte. „Es gehört zu den hervorstechenden<br />

Konstanten unserer Geschichte, daß das politische,<br />

wirtschaftliche und kulturelle Leben unseres Landes sich zu<br />

fast allen Zeiten in verschiedenen bedeutenden Städten konzentrierte.<br />

Sie bringen jene regionale Vielfalt zur Geltung, deren<br />

Reichtum uns heute wieder mehr bewußt wird“, erklärte<br />

Bundeskanzler Helmut Kohl im Ausstellungskatalog, um anschließend<br />

die in vier Jahrzehnten bewährte Hauptstadtfunktion<br />

Bonns zu würdigen: „Diese 40 Jahre sind zugleich die<br />

40 Jahre einer vertrauensvollen Zusammenarbeit zwischen<br />

dem Bund und der Bundeshauptstadt.“ 1 Artig bedankte sich<br />

Hans Daniels, Oberbürgermeister der Stadt Bonn, für das Geschenk<br />

der Ausstellung: „Wir sehen darin ein Zeichen der Verbundenheit<br />

zwischen der Bundesrepublik Deutschland und<br />

ihrer ebenso jungen Hauptstadt. Wir sehen darin aber auch<br />

die Verpflichtung, in Bescheidenheit und Würde unseren<br />

Beitrag zum Ansehen der Bundesrepublik Deutschland zu<br />

leisten.“ 2 Mit den Worten Bescheidenheit und Würde nahm<br />

Daniels die seit 1949 für die Selbstdarstellung der Bundesrepublik<br />

verpflichtenden Begriffe auf, um danach politisch korrekt<br />

daran zu erinnern, „daß unser Staat, die Bundesrepublik<br />

Deutschland, sich selbst nicht als endgültig empfindet, daß<br />

unser Ziel die Wiedervereinigung Deutschlands in Frieden<br />

und Freiheit mit Berlin als Hauptstadt ist.“ Bescheiden fügte er<br />

hinzu: „Bonn ist nicht Metropole im Sinne der großen Hauptstädte<br />

Europas wie London, Paris oder auch Berlin.“ 3<br />

Diese Vorgabe nahm der Regierende Bürgermeister<br />

Berlins in seinem Geleitwort zur Ausstellung gerne auf: „Berlin<br />

war als Hauptstadt des Deutschen Reiches ein Knotenpunkt<br />

an Kultur, Wirtschaft und Politik und strahlte Glanz und<br />

Gloria und schließlich kulturelle Kreativität aus“, erklärte Walter<br />

Momper, um zugleich die aktuelle Bedeutung der Stadt in<br />

Kontrast zur Bundeshauptstadt Bonn hervorzuheben: „Heute<br />

begreift sich Berlin als geistiger Mittelpunkt zwischen<br />

beiden deutschen Staaten und als kulturelle Metropole von<br />

europäischem und internationalem Rang. Seine Mittellage<br />

Berliner Mauer, Zustand 1990<br />

hat es ebenso wenig eingebüßt wie seine kulturelle Lebendigkeit<br />

oder geistige Kreativität.“ 4 Zuversichtlich erklärte er:<br />

„Es ist der Ort, wo Neues gedacht und gewagt wird, neue<br />

Ausdrucksformen der Kultur gefunden und neue Lebensentwürfe<br />

entwickelt werden, ja, wo auch neue gesellschaftspolitische<br />

Prozesse am ehesten zu erkennen sind und realisiert<br />

werden.“ 5<br />

Implizit spielte Momper dabei wohl auch auf jene Ereignisse<br />

an, die zur Internationalen Bauausstellung geführt<br />

hatten: „Man denke etwa 10 Jahre zurück, an das frühe Aufkommen<br />

von Bürgerinitiativen, Selbsthilfegruppen und von<br />

Freien Gruppen in Berlin, die inzwischen auch in anderen<br />

Städten zu einem selbstverständlichen Bestandteil des Kulturlebens<br />

geworden sind.“ Es folgte der Ausblick: „Berlin sieht<br />

sich heute mehr denn je seiner geistigen und politischen<br />

Vorreiterrolle verpflichtet. Nicht zuletzt durch eine verstärkt<br />

auf den Menschen und seine Umwelt bezogene Politik will es<br />

Testfeld des Neuen sein, um auf diese Weise dem hohen Anspruch<br />

zu genügen, auch heute das geistige und kulturelle<br />

Zentrum der Deutschen zu sein.“ 6 Dafür sollte auf unerwartete<br />

Weise bald der Beweis erbracht werden.<br />

Wendezeit<br />

Nach dem Ende der Bonner Ausstellung im August setzte jenes<br />

weltpolitische Beben ein, das im Oktober 1989 zum Fall<br />

der Berliner Mauer führen sollte. Im September wurden aus<br />

den Deutschen Botschaften in osteuropäischen Ländern die<br />

dorthin geflohenen Bürger der DDR in die Freiheit entlassen;<br />

Nach der Vereinigung <strong>–</strong> Hauptstadt Berlin<br />

629


Umschau und Ausblick


<strong>Baukultur</strong> als Lernprozess<br />

Über ein Jahrhundert hatte die Folge der Internationalen Bauausstellungen<br />

durch neue Ideen, Themen und experimentelle<br />

Verfahren jenseits der sonst üblichen Planungspraxis zu<br />

beispielhaften Ergebnissen geführt, die für künftige Vorhaben<br />

hohe Maßstäbe setzten. Insbesondere durch die konzeptionell<br />

eng verbundenen Projekte der IBA Berlin und der IBA<br />

Emscher Park war überdies jener grundlegende Paradigmenwechsel<br />

bestätigt worden, der seit den 1970er Jahren in Abkehr<br />

von den Prämissen der funktionalistisch vereinseitigten<br />

Moderne zu einer neuen Wertschätzung des bereits gebauten<br />

Bestands geführt und Prinzipien nachhaltigen Bauens zur Geltung<br />

gebracht hatte. Die Präsentationen und Publikationen<br />

im Abschlussjahr der IBA Emscher Park 1999 sowie die in<br />

der Expo 2000 in Hannover aufgeworfenen Fragen nach dem<br />

Verhältnis von Mensch, Natur, Technik verstärkten das in vielen<br />

Bereichen des Planens und Bauens artikulierte Bedürfnis<br />

nach Standortbestimmung und Neuorientierung im Prozess<br />

der Moderne.<br />

Die Erfahrung der rapiden Beschleunigung <strong>gesellschaftlichen</strong><br />

<strong>Wandels</strong> infolge der politischen Umbrüche und<br />

technischen Innovationen im Zeitraum des letzten Jahrzehnts<br />

ließ den Ausblick auf das kommende 21. Jahrhundert eher<br />

beängstigend als hoffnungsvoll erscheinen. War um 1900 die<br />

„Moderne als Programm“ 1 noch verbunden mit einem neuen<br />

„Verständnis der Gegenwart als Moment zur Gestaltung<br />

der Zukunft“ 2 , so war im Rückblick auf das vergangene Jahrhundert<br />

um 2000 das Bewusstsein dafür gewachsen, „daß allzu<br />

viele Hoffnungen sich in Alpträume verwandelt haben“ 3 .<br />

Diese Einsicht galt auch für die Entwicklung moderner Architektur<br />

und Stadtplanung, die mit hohen Erwartungen an<br />

sozialen und technischen Fortschritt ab 1900 von einer Avantgarde<br />

in Gang gebracht und nach dem Epochenbruch des<br />

Nationalsozialismus in veränderter Weise wieder aufgenommen<br />

worden war. Trotz aller unbestreitbaren Erfolge habe die<br />

Moderne schließlich zu jenem „Bauwirtschaftsfunktionalismus“<br />

4 geführt, der weder sozial noch ästhetisch jene Glücksversprechen<br />

einzulösen vermochte, die anfangs das Neue<br />

Bauen begleitet hatten <strong>–</strong> so die weit verbreitete Kritik an der<br />

Architektur der Gegenwart. Im Gegenzug wurde die Forderung<br />

nach einer „Revision der Moderne“ 5 erhoben, die weit<br />

über das kurze Zwischenspiel „postmoderner“ Stilvielfalt<br />

hinausweisen sollte, wie Heinrich Klotz betonte, als er den<br />

Übergang in eine „Zweite Moderne“ 6 konstatierte. Dieser Begriff<br />

hatte unterdessen in kultur- und sozialwissenschaftlicher<br />

Perspektive eine andere, alle <strong>gesellschaftlichen</strong> Lebensbereiche<br />

umfassende Bedeutung erhalten.<br />

„Unser tagtägliches Leben ist, wie man sagen kann,<br />

in einer Weise experimentell geworden, die dem ‚Großversuch‘<br />

der Moderne insgesamt entspricht“, stellte der Soziologe<br />

Anthony Giddens in seinem Beitrag zur Fachbuchreihe<br />

Zweite Moderne fest. Unter diesem Titel wurde zugleich der<br />

Übergang in eine neue Epoche der Moderne mit noch gänzlich<br />

unabsehbaren Chancen und Risiken gekennzeichnet, die<br />

ein neues Konzept für eine „reflexive Modernisierung“ verlangte.<br />

„Die derzeitige Periode der Globalisierung ist nicht<br />

bloß eine Fortsetzung der Ausbreitung des Kapitalismus und<br />

des Abendlands“, erklärte Giddens: „Wollte man ihren spezifischen<br />

Ausgangspunkt bestimmen, wäre es die erste gelungene<br />

Nachrichtenübertragung per Satellit. Seit dieser Zeit<br />

ist verzögerungsfreie elektronische Kommunikation über den<br />

ganzen Erdball nicht nur möglich, sondern beginnt beinahe<br />

unmittelbar in das Leben vieler Millionen einzugreifen.“ 7<br />

Seit dem Ende der politischen Teilung der Welt in eine<br />

westliche und eine östliche Hemisphäre, die in vereinfachter<br />

Geografie der Systemkonkurrenz zwischen Kapitalismus und<br />

Sozialismus in mancherlei Spielart entsprach, zeichnet sich<br />

eine neue Teilung der Welt als Spaltung der sozialen Wirklichkeit<br />

in zwei Schichten ab, welche in vielfältigen Wechselwirkungen<br />

aufeinander bezogen sind, in ihrem Zusammenhang<br />

aber nicht sinnlich wahrgenommen werden können.<br />

Mit beiden Füßen auf der Erde gehen die Menschen<br />

wie bisher ihrer Arbeit nach, leben ihren Alltag in einer sinnlich<br />

anschaubaren Umgebung, die je nach regionaler Besonderheit<br />

in der baulich-räumlichen Ausformung geprägt ist von<br />

ihrer Topografie und Geschichte. Über dieser Ebene gelebten<br />

Alltags <strong>–</strong> mit seinen Rhythmen von Tag und Nacht, Beschleunigung<br />

und Verlangsamung menschlicher Aktivitäten vor dem<br />

Horizont von Wünschen und Ängsten <strong>–</strong> breitet sich mit wachsender<br />

Geschwindigkeit und Dichte eine andere, immaterielle<br />

Schicht weltumspannender Informationsströme und Entscheidungsprozesse<br />

aus. Diese werden von Befehlszentren in den<br />

großen Agglomerationen aus gesteuert und nehmen, unvorhersehbar<br />

in den Konsequenzen, unmittelbar Einfluss auf<br />

das Leben in den Regionen, auf die Verteilung von Armut<br />

und Reichtum, auf die Konflikte in und zwischen den Staaten.<br />

8 Über Stärkung und Niedergang regionaler Wirtschaftsstrukturen<br />

wird längst nicht mehr vor Ort entschieden; die<br />

Entwicklung der Städte folgt dem schicksalhaften Gezeitenwechsel<br />

von Finanzkrisen und Kapitalströmen nach Maßgabe<br />

von Standortpräferenzen, die in ihren Folgen nicht absehbar<br />

sind. Doch im Spannungsfeld zwischen der Expansion prosperierender<br />

Städte und dem Schrumpfen anderer eröffnen sich<br />

Umschau und Ausblick <strong>–</strong> <strong>Baukultur</strong> als Lernprozess<br />

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