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Schneller schwanger nach optimierter Diagnostik - Kinderwunsch ...

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4<br />

Fertiloskopie<br />

März 2010<br />

Fertiloskopie<br />

<strong>Schneller</strong> <strong>schwanger</strong> <strong>nach</strong><br />

<strong>optimierter</strong> <strong>Diagnostik</strong><br />

Ein Beitrag von Dr. med. Stephanie Hecht 1) , Michael Morper 1) , Roman Pavlik 2) , Dr. med. Alexander Burges 1)<br />

PD Dr. med. Christian Dannecker 1) & Prof. Dr. med. Christian J. Thaler 1)<br />

„The correct choice of treatment depends on correctly identifying the underlying problem”<br />

Schonender, schneller, effektiver<br />

und auch noch billiger als der bisher<br />

etablierte Goldstandard: Ein neues<br />

Op-Verfahren könnte diese Vorteile<br />

schon bald in die tägliche reproduktionsmedizinische<br />

Praxis integrieren.<br />

Fertiloskopie heißt die vielversprechende<br />

Op-Technik, von der Experten<br />

vermuten, dass sie schon bald zum wesentlichen<br />

Bestandteil der Sterilitätsdiagnostik<br />

werden könnte. Die Hoffnung,<br />

die dahinter steht, ist klar: Künftig<br />

soll <strong>Kinderwunsch</strong>patientinnen<br />

durch die optimierte prognostische<br />

Einschätzung der Konzeptionschan-<br />

cen schneller zum eigenen Baby verholfen<br />

werden. Die Großhaderner<br />

Frauenklinik der Ludwig-Maximilians-Universität<br />

in München gehört zu<br />

den ersten deutschen Zentren, die ihren<br />

Patientinnen diese hochmoderne<br />

Operationsmethode bereits anbieten.<br />

Schon jetzt sind die Wartezimmer<br />

deutscher <strong>Kinderwunsch</strong>praxen und<br />

Fertilitätszentren gut gefüllt: In der<br />

Bundesrepublik bleiben etwa zwölf<br />

Prozent der Paare ungewollt kinderlos,<br />

weltweit wird die Zahl betroffener Paare<br />

sogar auf 80 bis 100 Millionen ge-<br />

schätzt. Der unerfüllte <strong>Kinderwunsch</strong><br />

ist ein Problem mit steigender Tendenz,<br />

das für die Betroffenen oft einen erheblichen<br />

Leidensdruck bedeutet.<br />

Identifikation anatomischer<br />

Veränderungen bei unerfülltem<br />

<strong>Kinderwunsch</strong><br />

Häufig ist allein durch die Basisdiagnostik<br />

(gynäkologische Untersuchung,<br />

Sonografie, Hormonstatus, Zyklus-<br />

diagnostik, Spermiogramm) keine eindeutige<br />

Ursache für die ungewollte<br />

Kinderlosigkeit auszumachen. In diesen<br />

Fällen sind weitere diagnostische<br />

Ltd. Focus Fertility<br />

1) Klinikum der Universität München – Frauenklinik Campus Großhadern<br />

2) Klinikum der Universität München – Frauenklinik Campus Innenstadt Bild<strong>nach</strong>weis:<br />

gy03_s04_09_fertiloskopie.indd 4 12.02.2010 15:55:14 Uhr


Bild<strong>nach</strong>weis: LMU München, Klinikum Grosshadern<br />

Maßnahmen notwendig, die nicht selten<br />

mit einem erheblichen Aufwand<br />

verbunden sind. Aber auch dann bleiben<br />

die Ursachen der Sterilität oft im<br />

Dunkeln.<br />

In bis zu 30 Prozent der Fälle liegen<br />

dem unerfüllten <strong>Kinderwunsch</strong> anatomische<br />

Veränderungen im kleinen Becken<br />

zugrunde, die – je <strong>nach</strong> Lokalisation<br />

und Ausprägung – ein unterschiedliches<br />

Behandlungsregime erfordern.<br />

So können unter anderem Tubenblockaden,<br />

Läsionen der Tubenmukosa,<br />

tuboperitoneale Adhäsionen, tuboperitoneale<br />

Endometriose oder auch anatomische<br />

Veränderungen im Uterus für<br />

die ausbleibende Schwangerschaft verantwortlich<br />

sein. Zur Identifikation<br />

und weiterführenden Abklärung einer<br />

eventuell vorliegenden Tubenpathologie<br />

stehen heute im Wesentlichen zwei<br />

verschiedene Untersuchungstechniken<br />

zur Verfügung: Aufgrund ihres geringen<br />

Risikoprofils wird häufig die nichtinvasive<br />

Kontrastsonografie als primäres<br />

diagnostisches Tool eingesetzt. Jedoch<br />

ist dieses Verfahren zur<br />

Überprüfung der Tubendurchgängigkeit<br />

nur eingeschränkt sensitiv und für<br />

die Beurteilung der Tubenmukosa<br />

gänzlich ungeeignet. Es ist daher nicht<br />

verwunderlich, dass mit dieser Untersuchungsmethode<br />

bis zu zwei Drittel<br />

der anatomischen Sterilitätsursachen<br />

im kleinen Becken gar nicht erst erfasst<br />

werden.<br />

Auch ein Goldstandard hat<br />

Nachteile<br />

Demgegenüber stellt für die orientierende<br />

Untersuchung des kleinen Beckens<br />

und zur Identifikation von Tubenblockaden<br />

die diagnostische Laparoskopie<br />

mit Chromopertubation – zumindest<br />

laut aktuell gültiger WHO-Richtlinie –<br />

immer noch den Goldstandard dar. Sie<br />

wird jedoch aufgrund ihrer Invasivität<br />

und ihres deutlich höheren Risikoprofils<br />

meist nicht zur primären <strong>Diagnostik</strong><br />

eingesetzt. Die Chromolaparoskopie hat<br />

zudem noch einige weitere, nicht zu unterschätzende<br />

Nachteile: Durch den<br />

Gasdruck im Peritoneum fallen feinste<br />

Strukturen wie beispielsweise die Fimbrien<br />

oder minimale Verwachsungen derart<br />

in sich zusammen, dass eine regelrechte<br />

Beurteilung durch den Operateur<br />

erschwert und manchmal sogar unmöglich<br />

sein kann. Darüber hinaus ist es<br />

auch mittels Laparoskopie nicht ohne<br />

Weiteres möglich, minimale postent-<br />

zündliche Veränderungen der Fimbrienmukosa<br />

einzusehen und detailliert zu<br />

beurteilen. Angesichts der zunehmend<br />

erkannten Bedeutung dieser Strukturen<br />

für die frühembryonale Entwicklung<br />

scheint dieser Aspekt jedoch für<br />

die Einschätzung der natürlichen Konzeptionschancen<br />

von lange unterschätzter<br />

Relevanz zu sein.<br />

Bieten routinemäßige Tools zufriedenstellende<br />

Ergebnisse?<br />

Ein weiteres Problem bei der heute<br />

routinemäßig durchgeführten Sterilitätsdiagnostik<br />

stellt die Identifikation<br />

von Uterusanomalien dar. Trotz<br />

ausführlicher vaginaler Untersuchung<br />

und Sonografie können<br />

schwierig zu detektierende Patholo-<br />

gien der Gebärmutter wie Synechien<br />

oder kleinere Polypen leicht übersehen<br />

werden. Die Hysteroskopie, die<br />

in solchen Fällen oft hilfreich wäre,<br />

gehört in der <strong>Kinderwunsch</strong>ambulanz<br />

allerdings derzeit nicht zu den<br />

standardmäßig angewandten primären<br />

Untersuchungsmethoden. Zusammenfassend<br />

lässt sich also sagen,<br />

dass mit den bisher in der Routine<br />

verwendeten diagnostischen Tools<br />

die frühzeitige vollständige Untersuchung<br />

der anatomischen Gegebenheiten<br />

im kleinen Becken nicht immer<br />

zufriedenstellend realisiert wird.<br />

Hieraus resultiert eine erhebliche<br />

Anzahl von Paaren, bei denen über<br />

Monate konservative Therapiemaßnahmen<br />

(Verkehr beziehungsweise<br />

Fertiloskopie<br />

März 2010<br />

5<br />

Fertiloskopie:<br />

Richtige Therapiewahl<br />

durch ein neues<br />

Screeningverfahren<br />

gy03_s04_09_fertiloskopie.indd 5 12.02.2010 15:55:17 Uhr


6<br />

Fertiloskopie<br />

März 2010<br />

intrauterine Insemination im überwachten<br />

respektive stimulierten Zyklus)<br />

eingeleitet werden, obgleich diese<br />

etwa angesichts einer unerkannten Tubenpathologie<br />

wenig Aussicht auf Erfolg<br />

versprechen. Dies führt neben<br />

Zeitverlust und Frust auch zu unnötigen<br />

Kosten.<br />

Fertiloskopie – innovative<br />

Untersuchung bei höherer<br />

operativer Sicherheit<br />

Genau an dieser Stelle verspricht nun<br />

das neue, innovative Untersuchungskonzept,<br />

die Schwachstellen der derzeit<br />

gängigen diagnostischen Verfahren zu<br />

beheben. Bei der Fertiloskopie werden<br />

mehrere <strong>Diagnostik</strong>verfahren in einem<br />

kombiniert: Erstmals wird die detaillierte<br />

Beurteilung der tuboovariellen<br />

Strukturen unter Sicht in orthotoper<br />

Lage ermöglicht. Diese Exploration geschieht<br />

über die vaginale Insertion eines<br />

Trokars in die Bauchhöhle und anschließende<br />

Endoskopie unter NaCl-Distension.<br />

Dabei begnügt sich die Fertiloskopie<br />

mit einem winzigen Einschnitt in<br />

der Scheidenwand, sodass <strong>nach</strong> dem<br />

Eingriff äußerlich keine sichtbaren Narben<br />

zurückbleiben. Op-Narben könnten<br />

damit – zumindest im Bereich der<br />

Sterilitätsdiagnostik – bald der Vergangenheit<br />

angehören. Zusätzlich wird<br />

durch die Vermeidung des transumbili-<br />

kalen Zugangsweges auch noch die operative<br />

Sicherheit dieses minimal invasiven<br />

Verfahrens deutlich erhöht.<br />

Quasi als positiven Nebeneffekt bietet<br />

die extrem schonende Operationstechnik<br />

der Fertiloskopie noch einige<br />

weitere Vorteile: So ist eine Vollnarkose<br />

oft nicht notwendig. Stattdessen kann<br />

der Eingriff unkompliziert in leichter<br />

Analgosedierung oder sogar in Lokalanästhesie<br />

vorgenommen werden. Nach<br />

einer Observanzphase kann die Patientin<br />

das <strong>Kinderwunsch</strong>zentrum deshalb<br />

in der Regel schon wenige Stunden <strong>nach</strong><br />

dem Eingriff wieder verlassen. Während<br />

es bei Laparoskopien zudem postopera-<br />

Ovar und Fimbrientrichter (Normalbefund) Hysteroskopie: Schleimpfropf vor dem Tubenostium<br />

Salpingoskopie Mikrosalpingoskopie Bild<strong>nach</strong>weis: LMU München, Klinikum Großhadern (4x)<br />

gy03_s04_09_fertiloskopie.indd 6 12.02.2010 15:55:20 Uhr


tiv relativ häufig zu Schulter- und Rückenschmerzen<br />

kommt (durch das für<br />

den Eingriff notwendige CO 2 -Pneumoperitoneum),<br />

spielt diese Problematik<br />

bei der Fertiloskopie keine Rolle: Hierbei<br />

kommt nur physiologische Kochsalzlösung<br />

als Distensionsmedium zum<br />

Einsatz. Meist genügen 200 ml für die<br />

gesamte Prozedur. Die Flüssigkeit wird<br />

erfahrungsgemäß <strong>nach</strong> dem Eingriff,<br />

der bei einem versierten Untersucher<br />

selten länger als 15 Minuten dauert,<br />

schnell und unkompliziert vom Körper<br />

resorbiert.<br />

Komplikationsrate von unter<br />

einem Prozent<br />

Auch Darmverletzungen stellen<br />

<strong>nach</strong> den bisherigen klinischen Erfahrungen<br />

kein großes Problem dar:<br />

In den seltenen Fällen, in denen es<br />

zu einer Darmperforation kam, war<br />

bislang ausnahmslos eine konservative<br />

antibiotische Therapie über fünf<br />

Tage ausreichend. „Die Fertiloskopie<br />

gilt als extrem sicheres Verfahren“,<br />

konnte Professor Dr. Antoine Watrelot<br />

– einer der Urväter der Fertiloskopie<br />

– seinen Münchner Kollegen<br />

kürzlich bei einem Vortrag mit<br />

anschließender Live-Demonstration<br />

im Klinikum Großhadern bestätigen.<br />

Unter strenger Berücksichtigung der<br />

Kontraindikationen (Obstruktionen<br />

des Douglas’ schen Raumes, chronische<br />

Unterleibsinfektionen, fixierter<br />

retrovertierter Uterus) wird die<br />

Komplikationsrate in der bislang zur<br />

Verfügung stehenden Literatur mit<br />

unter einem Prozent angegeben.<br />

Ganz neu ist die Grundidee freilich<br />

nicht, die hinter der Fertiloskopie<br />

steckt: Bereits 1944 experimentierten<br />

die Amerikaner Decker und Cherry<br />

mit der Kuldoskopie. Diese Technik<br />

war in den 1960er- und 1970er-Jahren<br />

weit verbreitet, wurde aber alsbald<br />

wieder aufgegeben, da gegenüber der<br />

konventionellen Laparoskopie kein<br />

Vorteil gesehen werden konnte. Später<br />

wurde der Ansatz wieder aufgegriffen<br />

und daraus die transvaginale Hydrolaparoskopie<br />

mit wiederverwendbaren<br />

Op-Instrumenten entwickelt. Wie der<br />

Name bereits andeutet, setzt die Technik<br />

statt auf CO 2 -Gas auf sterile physiologische<br />

Kochsalzlösung als Distensionsmedium:<br />

Dadurch kollabieren<br />

die zu beurteilenden Strukturen nun<br />

nicht mehr wie bisher unvermeidlich,<br />

sondern können voll entfaltet in or-<br />

thotoper Lage dargestellt und beurteilt<br />

werden. Gerade bei der Sterilitätsdiagnostik<br />

fällt diesem Aspekt eine besonders<br />

wichtige Rolle zu, da man inzwischen<br />

die hohe Bedeutung dieser<br />

Strukturen bei der prognostischen<br />

Einschätzung der Schwangerschaftschancen<br />

erkannt hat. Was aber ist das<br />

wirklich Neue an der Fertiloskopie gegenüber<br />

der seit Jahren angewandten<br />

transvaginalen Hydrolaparoskopie?<br />

„Elegante“ Methode erfasst<br />

auch subtile Veränderungen<br />

der Endosalpinx<br />

Die Antwort auf diese Frage ist einfach<br />

und plausibel: Erstmals lässt sich<br />

im Rahmen einer einzigen Op-Sitzung<br />

gleichzeitig eine endoskopische Exploration<br />

des kleinen Beckens mit anschließender<br />

Chromopertubation, Salpingoskopie,<br />

Mikrosalpingoskopie<br />

und Hysteroskopie vereinen. Dabei<br />

wird für Endoskopie und Hysteroskopie<br />

die gleiche Optik verwendet. Auch<br />

ist die Technik als sogenannte „singlehanded<br />

office-procedure“ von nur einem<br />

einzigen Untersucher leicht anzuwenden.<br />

Übrigens können mithilfe der<br />

Fertiloskopie auch kleinere operative<br />

Maßnahmen durchgeführt werden: So<br />

ist es zum Beispiel möglich, Gewebebiopsien<br />

zu entnehmen, zarte Adhäsionen<br />

zu lösen oder einzelne Endometrioseherde<br />

direkt zu koagulieren. Hierfür<br />

wurde von der britischen Firma Fertility<br />

Focus eigens ein Arbeitskanal an<br />

dem Einweg-Untersuchungs-Kit konzipiert,<br />

durch den die Operationsinstrumente<br />

– wie beispielsweise Biopsiezange<br />

oder Schere – leicht in das kleine<br />

Becken eingeführt werden können,<br />

und das ohne zusätzlichen Schnitt.<br />

Die Fertiloskopie bietet darüber hinaus<br />

einen weiteren ganz entscheidenden<br />

Vorteil: Mithilfe einer 30 °Grad<br />

gewinkelten Spezialoptik wird es dem<br />

Untersucher ermöglicht, mit dem Endoskop<br />

(0 2,9 mm) direkt in die Ampulle<br />

einzugehen und damit auch das<br />

distale Ende der Tube detailliert beurteilen<br />

zu können. Dieser Schritt hat für<br />

die <strong>Kinderwunsch</strong>patientin eine enorm<br />

hohe prognostische Bedeutung: Durch<br />

die differenzierte Beurteilung der endoluminalen<br />

Mukosa erlaubt die Fertiloskopie<br />

die Erfassung subtiler Veränderungen<br />

der Endosalpinx. Dieser Untersuchungsschritt<br />

wird zusätzlich<br />

dadurch optimiert, dass der Operateur<br />

bei der anschließenden Mikrosalpin-<br />

goskopie durch Manipulation an der<br />

Stellschraube des Spezialendoskops<br />

eine 180-fache Vergrößerung der abgebildeten<br />

Gewebsstrukturen erreichen<br />

kann. Dem Untersucher ist es somit<br />

auch erstmals möglich, nur mikroskopisch<br />

sichtbare Läsionen zu erfassen,<br />

die zwar nicht zu einer vollständigen<br />

Obstruktion der Tube geführt haben,<br />

aber dennoch die Konzeptionschancen<br />

der Patientin durch einen strukturellen<br />

Funktionsverlust der Tubenmukosa<br />

enorm einschränken. Dies begründet<br />

sich offenbar vor allem durch negative<br />

Effekte chronischer Entzündungen auf<br />

die Fimbrienmotilität und besonders<br />

auch auf das endoluminale Mikromilieu.<br />

Dieses ist letztendlich für die regelrechte<br />

Entwicklung während der ersten<br />

48 bis 72 embryonalen Lebensstunden<br />

von entscheidender Bedeutung. Eine<br />

klinische Schwangerschaft auf natürlichem<br />

Wege ist für die betroffene Patientin<br />

in dieser Situation trotz offener<br />

Tuben dann praktisch kaum möglich.<br />

Das Ziel: frühzeitige vollständige<br />

diagnostische Abklärung<br />

bei unerfülltem <strong>Kinderwunsch</strong><br />

Dieser wichtige Aspekt kann bei der<br />

konventionellen Chromolaparoskopie,<br />

die im Wesentlichen nur die<br />

Durchgängigkeit der Tuben überprüft,<br />

nicht näher aufgeklärt werden. Bedenkt<br />

man also diese Limitierung der<br />

bisher angewandten Technik, so ist es<br />

freilich erklärbar, dass auch viele Frauen<br />

mit chromolaparoskopisch „durchgängigen“<br />

Eileitern nicht <strong>schwanger</strong><br />

wurden. Vor diesem Hintergrund<br />

scheint deshalb eine frühzeitige vollständige<br />

diagnostische Abklärung zur<br />

Ursachenfindung des unerfüllten <strong>Kinderwunsch</strong>es<br />

von hohem Wert. Mit<br />

den gewonnenen Informationen kann<br />

der behandelnde Arzt die Konzepti-<br />

Fazit für die Praxis:<br />

Fertiloskopie<br />

März 2010<br />

Unter dem Strich liegen die Vorteile einer Fertiloskopie<br />

– nicht nur im Rahmen der Sterilitätsdiagnostik – klar<br />

auf der Hand: Das Verfahren ist effektiv, schnell, minimalinvasiv,<br />

bequem durchführbar, kostengünstig und risikoarm.<br />

Deshalb ist es kaum verwunderlich, dass die Methodik<br />

auf breite Akzeptanz sowohl bei Ärztinnen und Ärzten<br />

als auch bei den Patientinnen stößt. Als primäres diagnostisches<br />

Tool zur frühzeitigen Abklärung von verschiedensten<br />

anatomischen Pathologien des weib lichen Genitales ist die<br />

Fertiloskopie jedenfalls hervorragend geeignet.<br />

gy03_s04_09_fertiloskopie.indd 7 12.02.2010 15:55:20 Uhr<br />

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8<br />

Fertiloskopie<br />

Dr. med. Stephanie<br />

Hecht, Assistenzärztin<br />

für Gynäkologie und<br />

Geburtshilfe im Hormon-<br />

und <strong>Kinderwunsch</strong>zentrum<br />

am<br />

Klinikum Großhadern<br />

in München<br />

Privatdozent Dr. med.<br />

Christian Dannecker,<br />

Oberarzt an der Klinik<br />

und Poliklinik für<br />

Frauenheilkunde und<br />

Geburtshilfe am Klinikum<br />

der Universität<br />

München, Campus<br />

Großhadern<br />

Dr. med. Alexander<br />

Burges, Leitender<br />

Oberarzt an der Klinik<br />

und Poliklinik für<br />

Frauenheilkunde und<br />

Geburtshilfe am Klinikum<br />

der Universität<br />

München, Campus<br />

Großhadern<br />

März 2010<br />

onschancen nunmehr wesentlich realistischer<br />

einschätzen als bisher. Dem<br />

betroffenen Paar kann dadurch deutlich<br />

gezielter die individuell am besten<br />

angepasste Behandlungsstrategie empfohlen<br />

werden.<br />

Wie bereits umfangreiche internationale<br />

Studien eindrucksvoll belegen, lassen<br />

sich mithilfe der Fertiloskopie und<br />

den daraus abgeleiteten Behandlungsempfehlungen<br />

die Schwangerschaftsraten<br />

im <strong>Kinderwunsch</strong>kollektiv deutlich<br />

erhöhen und gleichzeitig die Behandlungskosten<br />

spürbar senken.<br />

Quellenhinweis:<br />

Literaturliste auf Anfrage bei der Redaktion<br />

erhältlich; E-Mail: redaktion@gyne.de<br />

Korrespondenzadresse:<br />

Prof. Dr. med. Christian J. Thaler<br />

Leiter des Hormon- und <strong>Kinderwunsch</strong>zentrums<br />

Klinik und Poliklinik für<br />

Frauenheilkunde und Geburtshilfe<br />

der LMU München, Grosshadern<br />

81377 München<br />

Tel.: 0 89 / 70 95 68 25<br />

Internet: www.kinderwunsch-uni-muenchen.de<br />

Eine Übersicht: Ablauf der Fertiloskopieuntersuchung als neues<br />

innovatives Konzept, das <strong>Kinderwunsch</strong>patientinnen künftig noch<br />

schneller zum eigenen Baby verhelfen soll:<br />

1. Die Fertiloskopie kombiniert mehrere<br />

diagnostische Verfahren in einem und erlaubt<br />

erstmals die detaillierte Beurteilung der tubovariellen<br />

Strukturen unter Sicht in orthotoper<br />

Lage.<br />

2. Zu Beginn des Eingriffes führt der Operateur<br />

ein Collin-Spekulum in die Scheide ein, um<br />

ein besseres Sichtfeld zu erhalten.<br />

3. Nach Anhaken der Portio mit einer<br />

Kugel zange erfolgt die Einführung des<br />

uterinen Katheters. So kann später direkt<br />

die Chromopertubation zur Überprüfung<br />

der Eileiterdurchgängigkeit vorgenommen<br />

werden.<br />

4. Mithilfe einer Verres-Nadel erfolgt im<br />

Anschluss die transvaginale Punktion des<br />

Douglas’schen Raumes und Instillation von<br />

circa 200 mm isotoner Kochsalzlösung.<br />

5. Nach Entfernung der Verres-Nadel erfolgt<br />

die Insertion des Trokars und Einführung der<br />

30-Grad-Winkel-Panoramaoptik.<br />

6. Nach systematischer Exploration des kleinen<br />

Beckens und Identifikation von Tuben und<br />

Ovarien erfolgt die Chromopertubation.<br />

Wird kein Flüssigkeitsaustritt aus den Fimbrientrichtern<br />

beobachtet, ist von einer Tubenblockade<br />

auszugehen. Im Anschluss erfolgt<br />

die Salpingoskopie und Mikrosalpingoskopie.<br />

Durch direktes Einführen des Endoskops in<br />

die Ampulle wird die detaillierte makroskopische<br />

und mikroskopische Begutachtung der<br />

Tubenmukosa ermöglicht.<br />

Hinweise: Optional können im Anschluss kleinere operative Maßnahmen<br />

wie Lösungen von Verwachsungen, Gewebebiopsien oder Koagulation<br />

einzelner Endometrioseherde vorgenommen werden.<br />

Abschließend erfolgt – <strong>nach</strong> Entfernung des Trokars und Ablassen der<br />

Flüssigkeit – die Hysteroskopie. Hierbei kann die gleiche Optik verwendet<br />

werden wie für die Endoskopie.<br />

gy03_s04_09_fertiloskopie.indd 8 12.02.2010 15:55:21 Uhr<br />

Bild<strong>nach</strong>weis: LMU München, Klinikum Großhadern (3x)


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