Schneller schwanger nach optimierter Diagnostik - Kinderwunsch ...
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4<br />
Fertiloskopie<br />
März 2010<br />
Fertiloskopie<br />
<strong>Schneller</strong> <strong>schwanger</strong> <strong>nach</strong><br />
<strong>optimierter</strong> <strong>Diagnostik</strong><br />
Ein Beitrag von Dr. med. Stephanie Hecht 1) , Michael Morper 1) , Roman Pavlik 2) , Dr. med. Alexander Burges 1)<br />
PD Dr. med. Christian Dannecker 1) & Prof. Dr. med. Christian J. Thaler 1)<br />
„The correct choice of treatment depends on correctly identifying the underlying problem”<br />
Schonender, schneller, effektiver<br />
und auch noch billiger als der bisher<br />
etablierte Goldstandard: Ein neues<br />
Op-Verfahren könnte diese Vorteile<br />
schon bald in die tägliche reproduktionsmedizinische<br />
Praxis integrieren.<br />
Fertiloskopie heißt die vielversprechende<br />
Op-Technik, von der Experten<br />
vermuten, dass sie schon bald zum wesentlichen<br />
Bestandteil der Sterilitätsdiagnostik<br />
werden könnte. Die Hoffnung,<br />
die dahinter steht, ist klar: Künftig<br />
soll <strong>Kinderwunsch</strong>patientinnen<br />
durch die optimierte prognostische<br />
Einschätzung der Konzeptionschan-<br />
cen schneller zum eigenen Baby verholfen<br />
werden. Die Großhaderner<br />
Frauenklinik der Ludwig-Maximilians-Universität<br />
in München gehört zu<br />
den ersten deutschen Zentren, die ihren<br />
Patientinnen diese hochmoderne<br />
Operationsmethode bereits anbieten.<br />
Schon jetzt sind die Wartezimmer<br />
deutscher <strong>Kinderwunsch</strong>praxen und<br />
Fertilitätszentren gut gefüllt: In der<br />
Bundesrepublik bleiben etwa zwölf<br />
Prozent der Paare ungewollt kinderlos,<br />
weltweit wird die Zahl betroffener Paare<br />
sogar auf 80 bis 100 Millionen ge-<br />
schätzt. Der unerfüllte <strong>Kinderwunsch</strong><br />
ist ein Problem mit steigender Tendenz,<br />
das für die Betroffenen oft einen erheblichen<br />
Leidensdruck bedeutet.<br />
Identifikation anatomischer<br />
Veränderungen bei unerfülltem<br />
<strong>Kinderwunsch</strong><br />
Häufig ist allein durch die Basisdiagnostik<br />
(gynäkologische Untersuchung,<br />
Sonografie, Hormonstatus, Zyklus-<br />
diagnostik, Spermiogramm) keine eindeutige<br />
Ursache für die ungewollte<br />
Kinderlosigkeit auszumachen. In diesen<br />
Fällen sind weitere diagnostische<br />
Ltd. Focus Fertility<br />
1) Klinikum der Universität München – Frauenklinik Campus Großhadern<br />
2) Klinikum der Universität München – Frauenklinik Campus Innenstadt Bild<strong>nach</strong>weis:<br />
gy03_s04_09_fertiloskopie.indd 4 12.02.2010 15:55:14 Uhr
Bild<strong>nach</strong>weis: LMU München, Klinikum Grosshadern<br />
Maßnahmen notwendig, die nicht selten<br />
mit einem erheblichen Aufwand<br />
verbunden sind. Aber auch dann bleiben<br />
die Ursachen der Sterilität oft im<br />
Dunkeln.<br />
In bis zu 30 Prozent der Fälle liegen<br />
dem unerfüllten <strong>Kinderwunsch</strong> anatomische<br />
Veränderungen im kleinen Becken<br />
zugrunde, die – je <strong>nach</strong> Lokalisation<br />
und Ausprägung – ein unterschiedliches<br />
Behandlungsregime erfordern.<br />
So können unter anderem Tubenblockaden,<br />
Läsionen der Tubenmukosa,<br />
tuboperitoneale Adhäsionen, tuboperitoneale<br />
Endometriose oder auch anatomische<br />
Veränderungen im Uterus für<br />
die ausbleibende Schwangerschaft verantwortlich<br />
sein. Zur Identifikation<br />
und weiterführenden Abklärung einer<br />
eventuell vorliegenden Tubenpathologie<br />
stehen heute im Wesentlichen zwei<br />
verschiedene Untersuchungstechniken<br />
zur Verfügung: Aufgrund ihres geringen<br />
Risikoprofils wird häufig die nichtinvasive<br />
Kontrastsonografie als primäres<br />
diagnostisches Tool eingesetzt. Jedoch<br />
ist dieses Verfahren zur<br />
Überprüfung der Tubendurchgängigkeit<br />
nur eingeschränkt sensitiv und für<br />
die Beurteilung der Tubenmukosa<br />
gänzlich ungeeignet. Es ist daher nicht<br />
verwunderlich, dass mit dieser Untersuchungsmethode<br />
bis zu zwei Drittel<br />
der anatomischen Sterilitätsursachen<br />
im kleinen Becken gar nicht erst erfasst<br />
werden.<br />
Auch ein Goldstandard hat<br />
Nachteile<br />
Demgegenüber stellt für die orientierende<br />
Untersuchung des kleinen Beckens<br />
und zur Identifikation von Tubenblockaden<br />
die diagnostische Laparoskopie<br />
mit Chromopertubation – zumindest<br />
laut aktuell gültiger WHO-Richtlinie –<br />
immer noch den Goldstandard dar. Sie<br />
wird jedoch aufgrund ihrer Invasivität<br />
und ihres deutlich höheren Risikoprofils<br />
meist nicht zur primären <strong>Diagnostik</strong><br />
eingesetzt. Die Chromolaparoskopie hat<br />
zudem noch einige weitere, nicht zu unterschätzende<br />
Nachteile: Durch den<br />
Gasdruck im Peritoneum fallen feinste<br />
Strukturen wie beispielsweise die Fimbrien<br />
oder minimale Verwachsungen derart<br />
in sich zusammen, dass eine regelrechte<br />
Beurteilung durch den Operateur<br />
erschwert und manchmal sogar unmöglich<br />
sein kann. Darüber hinaus ist es<br />
auch mittels Laparoskopie nicht ohne<br />
Weiteres möglich, minimale postent-<br />
zündliche Veränderungen der Fimbrienmukosa<br />
einzusehen und detailliert zu<br />
beurteilen. Angesichts der zunehmend<br />
erkannten Bedeutung dieser Strukturen<br />
für die frühembryonale Entwicklung<br />
scheint dieser Aspekt jedoch für<br />
die Einschätzung der natürlichen Konzeptionschancen<br />
von lange unterschätzter<br />
Relevanz zu sein.<br />
Bieten routinemäßige Tools zufriedenstellende<br />
Ergebnisse?<br />
Ein weiteres Problem bei der heute<br />
routinemäßig durchgeführten Sterilitätsdiagnostik<br />
stellt die Identifikation<br />
von Uterusanomalien dar. Trotz<br />
ausführlicher vaginaler Untersuchung<br />
und Sonografie können<br />
schwierig zu detektierende Patholo-<br />
gien der Gebärmutter wie Synechien<br />
oder kleinere Polypen leicht übersehen<br />
werden. Die Hysteroskopie, die<br />
in solchen Fällen oft hilfreich wäre,<br />
gehört in der <strong>Kinderwunsch</strong>ambulanz<br />
allerdings derzeit nicht zu den<br />
standardmäßig angewandten primären<br />
Untersuchungsmethoden. Zusammenfassend<br />
lässt sich also sagen,<br />
dass mit den bisher in der Routine<br />
verwendeten diagnostischen Tools<br />
die frühzeitige vollständige Untersuchung<br />
der anatomischen Gegebenheiten<br />
im kleinen Becken nicht immer<br />
zufriedenstellend realisiert wird.<br />
Hieraus resultiert eine erhebliche<br />
Anzahl von Paaren, bei denen über<br />
Monate konservative Therapiemaßnahmen<br />
(Verkehr beziehungsweise<br />
Fertiloskopie<br />
März 2010<br />
5<br />
Fertiloskopie:<br />
Richtige Therapiewahl<br />
durch ein neues<br />
Screeningverfahren<br />
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Fertiloskopie<br />
März 2010<br />
intrauterine Insemination im überwachten<br />
respektive stimulierten Zyklus)<br />
eingeleitet werden, obgleich diese<br />
etwa angesichts einer unerkannten Tubenpathologie<br />
wenig Aussicht auf Erfolg<br />
versprechen. Dies führt neben<br />
Zeitverlust und Frust auch zu unnötigen<br />
Kosten.<br />
Fertiloskopie – innovative<br />
Untersuchung bei höherer<br />
operativer Sicherheit<br />
Genau an dieser Stelle verspricht nun<br />
das neue, innovative Untersuchungskonzept,<br />
die Schwachstellen der derzeit<br />
gängigen diagnostischen Verfahren zu<br />
beheben. Bei der Fertiloskopie werden<br />
mehrere <strong>Diagnostik</strong>verfahren in einem<br />
kombiniert: Erstmals wird die detaillierte<br />
Beurteilung der tuboovariellen<br />
Strukturen unter Sicht in orthotoper<br />
Lage ermöglicht. Diese Exploration geschieht<br />
über die vaginale Insertion eines<br />
Trokars in die Bauchhöhle und anschließende<br />
Endoskopie unter NaCl-Distension.<br />
Dabei begnügt sich die Fertiloskopie<br />
mit einem winzigen Einschnitt in<br />
der Scheidenwand, sodass <strong>nach</strong> dem<br />
Eingriff äußerlich keine sichtbaren Narben<br />
zurückbleiben. Op-Narben könnten<br />
damit – zumindest im Bereich der<br />
Sterilitätsdiagnostik – bald der Vergangenheit<br />
angehören. Zusätzlich wird<br />
durch die Vermeidung des transumbili-<br />
kalen Zugangsweges auch noch die operative<br />
Sicherheit dieses minimal invasiven<br />
Verfahrens deutlich erhöht.<br />
Quasi als positiven Nebeneffekt bietet<br />
die extrem schonende Operationstechnik<br />
der Fertiloskopie noch einige<br />
weitere Vorteile: So ist eine Vollnarkose<br />
oft nicht notwendig. Stattdessen kann<br />
der Eingriff unkompliziert in leichter<br />
Analgosedierung oder sogar in Lokalanästhesie<br />
vorgenommen werden. Nach<br />
einer Observanzphase kann die Patientin<br />
das <strong>Kinderwunsch</strong>zentrum deshalb<br />
in der Regel schon wenige Stunden <strong>nach</strong><br />
dem Eingriff wieder verlassen. Während<br />
es bei Laparoskopien zudem postopera-<br />
Ovar und Fimbrientrichter (Normalbefund) Hysteroskopie: Schleimpfropf vor dem Tubenostium<br />
Salpingoskopie Mikrosalpingoskopie Bild<strong>nach</strong>weis: LMU München, Klinikum Großhadern (4x)<br />
gy03_s04_09_fertiloskopie.indd 6 12.02.2010 15:55:20 Uhr
tiv relativ häufig zu Schulter- und Rückenschmerzen<br />
kommt (durch das für<br />
den Eingriff notwendige CO 2 -Pneumoperitoneum),<br />
spielt diese Problematik<br />
bei der Fertiloskopie keine Rolle: Hierbei<br />
kommt nur physiologische Kochsalzlösung<br />
als Distensionsmedium zum<br />
Einsatz. Meist genügen 200 ml für die<br />
gesamte Prozedur. Die Flüssigkeit wird<br />
erfahrungsgemäß <strong>nach</strong> dem Eingriff,<br />
der bei einem versierten Untersucher<br />
selten länger als 15 Minuten dauert,<br />
schnell und unkompliziert vom Körper<br />
resorbiert.<br />
Komplikationsrate von unter<br />
einem Prozent<br />
Auch Darmverletzungen stellen<br />
<strong>nach</strong> den bisherigen klinischen Erfahrungen<br />
kein großes Problem dar:<br />
In den seltenen Fällen, in denen es<br />
zu einer Darmperforation kam, war<br />
bislang ausnahmslos eine konservative<br />
antibiotische Therapie über fünf<br />
Tage ausreichend. „Die Fertiloskopie<br />
gilt als extrem sicheres Verfahren“,<br />
konnte Professor Dr. Antoine Watrelot<br />
– einer der Urväter der Fertiloskopie<br />
– seinen Münchner Kollegen<br />
kürzlich bei einem Vortrag mit<br />
anschließender Live-Demonstration<br />
im Klinikum Großhadern bestätigen.<br />
Unter strenger Berücksichtigung der<br />
Kontraindikationen (Obstruktionen<br />
des Douglas’ schen Raumes, chronische<br />
Unterleibsinfektionen, fixierter<br />
retrovertierter Uterus) wird die<br />
Komplikationsrate in der bislang zur<br />
Verfügung stehenden Literatur mit<br />
unter einem Prozent angegeben.<br />
Ganz neu ist die Grundidee freilich<br />
nicht, die hinter der Fertiloskopie<br />
steckt: Bereits 1944 experimentierten<br />
die Amerikaner Decker und Cherry<br />
mit der Kuldoskopie. Diese Technik<br />
war in den 1960er- und 1970er-Jahren<br />
weit verbreitet, wurde aber alsbald<br />
wieder aufgegeben, da gegenüber der<br />
konventionellen Laparoskopie kein<br />
Vorteil gesehen werden konnte. Später<br />
wurde der Ansatz wieder aufgegriffen<br />
und daraus die transvaginale Hydrolaparoskopie<br />
mit wiederverwendbaren<br />
Op-Instrumenten entwickelt. Wie der<br />
Name bereits andeutet, setzt die Technik<br />
statt auf CO 2 -Gas auf sterile physiologische<br />
Kochsalzlösung als Distensionsmedium:<br />
Dadurch kollabieren<br />
die zu beurteilenden Strukturen nun<br />
nicht mehr wie bisher unvermeidlich,<br />
sondern können voll entfaltet in or-<br />
thotoper Lage dargestellt und beurteilt<br />
werden. Gerade bei der Sterilitätsdiagnostik<br />
fällt diesem Aspekt eine besonders<br />
wichtige Rolle zu, da man inzwischen<br />
die hohe Bedeutung dieser<br />
Strukturen bei der prognostischen<br />
Einschätzung der Schwangerschaftschancen<br />
erkannt hat. Was aber ist das<br />
wirklich Neue an der Fertiloskopie gegenüber<br />
der seit Jahren angewandten<br />
transvaginalen Hydrolaparoskopie?<br />
„Elegante“ Methode erfasst<br />
auch subtile Veränderungen<br />
der Endosalpinx<br />
Die Antwort auf diese Frage ist einfach<br />
und plausibel: Erstmals lässt sich<br />
im Rahmen einer einzigen Op-Sitzung<br />
gleichzeitig eine endoskopische Exploration<br />
des kleinen Beckens mit anschließender<br />
Chromopertubation, Salpingoskopie,<br />
Mikrosalpingoskopie<br />
und Hysteroskopie vereinen. Dabei<br />
wird für Endoskopie und Hysteroskopie<br />
die gleiche Optik verwendet. Auch<br />
ist die Technik als sogenannte „singlehanded<br />
office-procedure“ von nur einem<br />
einzigen Untersucher leicht anzuwenden.<br />
Übrigens können mithilfe der<br />
Fertiloskopie auch kleinere operative<br />
Maßnahmen durchgeführt werden: So<br />
ist es zum Beispiel möglich, Gewebebiopsien<br />
zu entnehmen, zarte Adhäsionen<br />
zu lösen oder einzelne Endometrioseherde<br />
direkt zu koagulieren. Hierfür<br />
wurde von der britischen Firma Fertility<br />
Focus eigens ein Arbeitskanal an<br />
dem Einweg-Untersuchungs-Kit konzipiert,<br />
durch den die Operationsinstrumente<br />
– wie beispielsweise Biopsiezange<br />
oder Schere – leicht in das kleine<br />
Becken eingeführt werden können,<br />
und das ohne zusätzlichen Schnitt.<br />
Die Fertiloskopie bietet darüber hinaus<br />
einen weiteren ganz entscheidenden<br />
Vorteil: Mithilfe einer 30 °Grad<br />
gewinkelten Spezialoptik wird es dem<br />
Untersucher ermöglicht, mit dem Endoskop<br />
(0 2,9 mm) direkt in die Ampulle<br />
einzugehen und damit auch das<br />
distale Ende der Tube detailliert beurteilen<br />
zu können. Dieser Schritt hat für<br />
die <strong>Kinderwunsch</strong>patientin eine enorm<br />
hohe prognostische Bedeutung: Durch<br />
die differenzierte Beurteilung der endoluminalen<br />
Mukosa erlaubt die Fertiloskopie<br />
die Erfassung subtiler Veränderungen<br />
der Endosalpinx. Dieser Untersuchungsschritt<br />
wird zusätzlich<br />
dadurch optimiert, dass der Operateur<br />
bei der anschließenden Mikrosalpin-<br />
goskopie durch Manipulation an der<br />
Stellschraube des Spezialendoskops<br />
eine 180-fache Vergrößerung der abgebildeten<br />
Gewebsstrukturen erreichen<br />
kann. Dem Untersucher ist es somit<br />
auch erstmals möglich, nur mikroskopisch<br />
sichtbare Läsionen zu erfassen,<br />
die zwar nicht zu einer vollständigen<br />
Obstruktion der Tube geführt haben,<br />
aber dennoch die Konzeptionschancen<br />
der Patientin durch einen strukturellen<br />
Funktionsverlust der Tubenmukosa<br />
enorm einschränken. Dies begründet<br />
sich offenbar vor allem durch negative<br />
Effekte chronischer Entzündungen auf<br />
die Fimbrienmotilität und besonders<br />
auch auf das endoluminale Mikromilieu.<br />
Dieses ist letztendlich für die regelrechte<br />
Entwicklung während der ersten<br />
48 bis 72 embryonalen Lebensstunden<br />
von entscheidender Bedeutung. Eine<br />
klinische Schwangerschaft auf natürlichem<br />
Wege ist für die betroffene Patientin<br />
in dieser Situation trotz offener<br />
Tuben dann praktisch kaum möglich.<br />
Das Ziel: frühzeitige vollständige<br />
diagnostische Abklärung<br />
bei unerfülltem <strong>Kinderwunsch</strong><br />
Dieser wichtige Aspekt kann bei der<br />
konventionellen Chromolaparoskopie,<br />
die im Wesentlichen nur die<br />
Durchgängigkeit der Tuben überprüft,<br />
nicht näher aufgeklärt werden. Bedenkt<br />
man also diese Limitierung der<br />
bisher angewandten Technik, so ist es<br />
freilich erklärbar, dass auch viele Frauen<br />
mit chromolaparoskopisch „durchgängigen“<br />
Eileitern nicht <strong>schwanger</strong><br />
wurden. Vor diesem Hintergrund<br />
scheint deshalb eine frühzeitige vollständige<br />
diagnostische Abklärung zur<br />
Ursachenfindung des unerfüllten <strong>Kinderwunsch</strong>es<br />
von hohem Wert. Mit<br />
den gewonnenen Informationen kann<br />
der behandelnde Arzt die Konzepti-<br />
Fazit für die Praxis:<br />
Fertiloskopie<br />
März 2010<br />
Unter dem Strich liegen die Vorteile einer Fertiloskopie<br />
– nicht nur im Rahmen der Sterilitätsdiagnostik – klar<br />
auf der Hand: Das Verfahren ist effektiv, schnell, minimalinvasiv,<br />
bequem durchführbar, kostengünstig und risikoarm.<br />
Deshalb ist es kaum verwunderlich, dass die Methodik<br />
auf breite Akzeptanz sowohl bei Ärztinnen und Ärzten<br />
als auch bei den Patientinnen stößt. Als primäres diagnostisches<br />
Tool zur frühzeitigen Abklärung von verschiedensten<br />
anatomischen Pathologien des weib lichen Genitales ist die<br />
Fertiloskopie jedenfalls hervorragend geeignet.<br />
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8<br />
Fertiloskopie<br />
Dr. med. Stephanie<br />
Hecht, Assistenzärztin<br />
für Gynäkologie und<br />
Geburtshilfe im Hormon-<br />
und <strong>Kinderwunsch</strong>zentrum<br />
am<br />
Klinikum Großhadern<br />
in München<br />
Privatdozent Dr. med.<br />
Christian Dannecker,<br />
Oberarzt an der Klinik<br />
und Poliklinik für<br />
Frauenheilkunde und<br />
Geburtshilfe am Klinikum<br />
der Universität<br />
München, Campus<br />
Großhadern<br />
Dr. med. Alexander<br />
Burges, Leitender<br />
Oberarzt an der Klinik<br />
und Poliklinik für<br />
Frauenheilkunde und<br />
Geburtshilfe am Klinikum<br />
der Universität<br />
München, Campus<br />
Großhadern<br />
März 2010<br />
onschancen nunmehr wesentlich realistischer<br />
einschätzen als bisher. Dem<br />
betroffenen Paar kann dadurch deutlich<br />
gezielter die individuell am besten<br />
angepasste Behandlungsstrategie empfohlen<br />
werden.<br />
Wie bereits umfangreiche internationale<br />
Studien eindrucksvoll belegen, lassen<br />
sich mithilfe der Fertiloskopie und<br />
den daraus abgeleiteten Behandlungsempfehlungen<br />
die Schwangerschaftsraten<br />
im <strong>Kinderwunsch</strong>kollektiv deutlich<br />
erhöhen und gleichzeitig die Behandlungskosten<br />
spürbar senken.<br />
Quellenhinweis:<br />
Literaturliste auf Anfrage bei der Redaktion<br />
erhältlich; E-Mail: redaktion@gyne.de<br />
Korrespondenzadresse:<br />
Prof. Dr. med. Christian J. Thaler<br />
Leiter des Hormon- und <strong>Kinderwunsch</strong>zentrums<br />
Klinik und Poliklinik für<br />
Frauenheilkunde und Geburtshilfe<br />
der LMU München, Grosshadern<br />
81377 München<br />
Tel.: 0 89 / 70 95 68 25<br />
Internet: www.kinderwunsch-uni-muenchen.de<br />
Eine Übersicht: Ablauf der Fertiloskopieuntersuchung als neues<br />
innovatives Konzept, das <strong>Kinderwunsch</strong>patientinnen künftig noch<br />
schneller zum eigenen Baby verhelfen soll:<br />
1. Die Fertiloskopie kombiniert mehrere<br />
diagnostische Verfahren in einem und erlaubt<br />
erstmals die detaillierte Beurteilung der tubovariellen<br />
Strukturen unter Sicht in orthotoper<br />
Lage.<br />
2. Zu Beginn des Eingriffes führt der Operateur<br />
ein Collin-Spekulum in die Scheide ein, um<br />
ein besseres Sichtfeld zu erhalten.<br />
3. Nach Anhaken der Portio mit einer<br />
Kugel zange erfolgt die Einführung des<br />
uterinen Katheters. So kann später direkt<br />
die Chromopertubation zur Überprüfung<br />
der Eileiterdurchgängigkeit vorgenommen<br />
werden.<br />
4. Mithilfe einer Verres-Nadel erfolgt im<br />
Anschluss die transvaginale Punktion des<br />
Douglas’schen Raumes und Instillation von<br />
circa 200 mm isotoner Kochsalzlösung.<br />
5. Nach Entfernung der Verres-Nadel erfolgt<br />
die Insertion des Trokars und Einführung der<br />
30-Grad-Winkel-Panoramaoptik.<br />
6. Nach systematischer Exploration des kleinen<br />
Beckens und Identifikation von Tuben und<br />
Ovarien erfolgt die Chromopertubation.<br />
Wird kein Flüssigkeitsaustritt aus den Fimbrientrichtern<br />
beobachtet, ist von einer Tubenblockade<br />
auszugehen. Im Anschluss erfolgt<br />
die Salpingoskopie und Mikrosalpingoskopie.<br />
Durch direktes Einführen des Endoskops in<br />
die Ampulle wird die detaillierte makroskopische<br />
und mikroskopische Begutachtung der<br />
Tubenmukosa ermöglicht.<br />
Hinweise: Optional können im Anschluss kleinere operative Maßnahmen<br />
wie Lösungen von Verwachsungen, Gewebebiopsien oder Koagulation<br />
einzelner Endometrioseherde vorgenommen werden.<br />
Abschließend erfolgt – <strong>nach</strong> Entfernung des Trokars und Ablassen der<br />
Flüssigkeit – die Hysteroskopie. Hierbei kann die gleiche Optik verwendet<br />
werden wie für die Endoskopie.<br />
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Bild<strong>nach</strong>weis: LMU München, Klinikum Großhadern (3x)
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