19 Rita Helmke, Schatzmeisterin, Dipl.-Volkswirtin Geschäftsstelle des Landesverbandes Kersten Hartge Viktoriya Kolster Beratungsstelle Bergedorf Heidi Wulf-Thrien Carmen Alexander Annette Rethemeier Rosemarie Butzmann, stv. Schatzmeisterin, psychologische Psychotherapeutin Beratungsstellen Beratungsstelle Harburg Eva Melichar Ute Frese Stefanie Lopez Organigramm Dorothea Müller Hannah Erben-Wunder Christiane Kolb, Schriftführerin, Journalistin Beratungsstelle Wilhelmsburg Stefanie Lopez Eva Melichar
Autor Thomas Huhn, Dipl.-Pädagoge „Sexuelle, geschlechtliche aber auch kulturelle und ethnische Vielfalt stellt die aktuelle Herausforderung von pädagogischen Arbeitsbereichen dar. Mit dem Thema Vielfalt zu arbeiten, birgt dabei viel Potenzial für indivi- duelle, sexualpädagogische und institutionelle Reflexions- <strong>pro</strong>zesse. Und es geht ganz einfach: Wir müssen nur Vielfalt von der existierenden Vielfalt aus denken!“ Dr. Elisabeth Tuider, Institut für Erziehungswissen- schaften, Universität Hildesheim Neue Wege für die Sexualpädagogik bei der <strong>pro</strong> <strong>familia</strong> Hamburg: Vielfalt von der Vielfalt aus denken Sexuelle Orientierung/ Sexuelle Vielfalt Die <strong>pro</strong> <strong>familia</strong> Hamburg steht heute vor einer Herausforderung, die in der zunehmenden Pluralisierung aller Lebens- und Liebesformen begründet liegt. Die Vielfalt ist nahezu unendlich und beginnt erst bei Bisexualität, Hetero- sexualität, Homosexualität, Intersexualität, Polyamorie, Transgender und Transsexualität. Es gibt viel zu entdecken! Die heterosexuelle Matrix (Dreieinigkeit von Sex, Gender und Begehren), in der ein klares Mann/Frau sein verbunden mit einer Heterosexualität, die ein Leben lang fest existiert, kann nicht mehr als einzige Grundlage für die sexualpädagogische Arbeit betrachtet werden. Es geht vor allem um eine Infragestellung der bipolaren Geschlechterordnung mit all ihren Zwängen, Einschränkungen und Diskriminierungen bzw. Ausschließungen. Die <strong>pro</strong> <strong>familia</strong> setzt sich in ihrer Arbeit besonders dafür ein, dass alle Menschen die gleichen Rechte besitzen, hier vor allem auch das Recht auf eine selbstbestimmte Sexualität. Das klingt erstmal vielleicht einfach und selbstverständlich, aber wie kann dies in der Praxis wirklich umgesetzt werden? Wie kann eine Sexual- pädagogik der Vielfalt aussehen, die vielfältigen sexuellen Lebensentwürfen Rechnung tragen kann? Was erfordert dies von den sexual- pädagogisch Tätigen? Grundlagen einer <strong>pro</strong>fessionellen Haltung zu diesem Thema sind Wissen, Wollen und Können: Wissen heißt in diesem Zusammenhang das Wissen über die sexuelle Ordnung unserer Gesellschaft, mit allen Ausgrenzungs- und Machtmechanismen. Wissen über die bestehende Vielfalt (in der Person und in der Gruppe), die oft in der Öffentlichkeit unsichtbar bleibt, weil sie nicht eingeladen und thematisiert wird. Wollen ist in diesem Bereich besonders wichtig. Es erfordert nämlich Mut und Durchhaltevermögen, Themen ins Spiel zu bringen, mit denen sich einige gar nicht beschäftigen möchten bzw. gar nicht genauer hinschauen wollen. Es erfordert ein Positionieren und Diskutieren für eine gelebte sexuelle Vielfalt als Ziel von Sexualpädagogik und es erfordert ein Einschreiten in Situationen, in denen die sexuelle Vielfalt durch Ausgrenzung und Abwertung gefährdet ist bzw. verhindert wird. Es bedeutet vor allem, die Vielfalt immer mitzudenken und zu benennen. Können bedeutet hier vor allem Methodenkompetenz. Methoden, mit denen man die sexuelle Vielfalt einlädt und nicht unter den Tisch fallen lässt oder gar ausschließt. Hierbei ist nicht nur die Methode wichtig, sondern vor allem die dahinter stehende Haltung, mit der diese durchgeführt und moderiert wird. Es geht um eine fortlaufende Reflektion des eigenen Handelns in Hinblick auf eine Ermöglichung von Vielfalt. Fehlen darf bei diesem Prozess aber auch nicht die Lust und die Neugierde, denn sie sind ein wichtiger Motor in diesem Prozess. „Ziel ist ein gesellschaftliches Miteinander, in dem man ohne Angst verschieden sein kann.“ (Adorno). In dem vielfältigen Angebot der Sexualpädagogik der <strong>pro</strong> <strong>familia</strong> Hamburg geht es immer wieder darum, Wege zu finden, diese Anliegen mit den jeweiligen Zielgruppen (Kinder, Jugendliche, LehrerInnen und andere pädagogische Fachkräfte, Eltern) in Einklang zu bringen und einen Weg zu finden, wie dieser Gedanke weitergetragen werden kann. Wir stehen noch am Anfang, aber es geht voran und es ist für alle Beteiligten ein spannender Lern<strong>pro</strong>zess. 20