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Ablauf der Akademie - Jugendbildung in Gesellschaft und ...

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» PROGRAMM 2012


IMPRESSUM<br />

Redaktion: Volker Brandt, Jürgen Kle<strong>in</strong>, Christiane Kunze<br />

Bei den Abbildungen handelt es sich, sofern nicht an<strong>der</strong>s angegeben, um<br />

Abbildungen, die während <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong>n des letzten Jahres an den verschiedenen<br />

Standorten von Kursleitenden <strong>und</strong> Teilnehmenden erstellt wurden.<br />

© Deutsche Schüler<strong>Akademie</strong><br />

Deutsche Schüler<strong>Akademie</strong><br />

Bildung & Begabung geme<strong>in</strong>nützige GmbH<br />

Kortrijker Str. 1, 53177 Bonn<br />

Tel.: 0228 - 95915-40<br />

Fax: 0228 - 95915-49<br />

Web: www.deutsche-schuelerakademie.de<br />

E-Mail: <strong>in</strong>fo@deutsche-schuelerakademie.de<br />

Papenburg (5. bis 14. August 2012)<br />

Papenburg (17. bis 26. August 2012)<br />

Hilden (26. Juli bis 11. August 2012)<br />

Rostock (28. Juni bis 14. Juli 2012)<br />

Braunschweig I (26. Juli bis 11. August 2012)<br />

Braunschweig II (16. August bis 1. September 2012)<br />

Grovesmühle (2. bis 18. August 2012)<br />

Urspr<strong>in</strong>g (2. bis 18. August 2012)<br />

Torgelow (12. bis 28. Juli 2012)<br />

Torgelow (2. bis 18. August 2012)<br />

Waldenburg (9. bis 25. August 2012)


2–3 GRUSSWORT<br />

4–15 DIE DEUTSCHE SCHÜLERAKADEMIE (DSA)<br />

16 AKADEMIE BRAUNSCHWEIG I<br />

26. Juli–11. August<br />

18 – 1.1 Chaostheorie <strong>und</strong> Mandelbrotmenge<br />

19 – 1.2 Warum Blut nicht immer rot se<strong>in</strong> muss<br />

20 – 1.3 Die Ökonomik von Altruismus, Liebe <strong>und</strong><br />

Milchkartons<br />

21 – 1.4 Tödliche Entscheidungen<br />

22 – 1.5 Zwischen Ostalgie, Verdrängung <strong>und</strong> Vergessen<br />

23 – 1.6 Die Weisheit <strong>der</strong> Po<strong>in</strong>te<br />

24 AKADEMIE BRAUNSCHWEIG II<br />

16. August–1. September<br />

26 – 2.1 Simulierte Natur<br />

27 – 2.2 Kosmos <strong>und</strong> Chaos …<br />

28 – 2.3 Design Th<strong>in</strong>k<strong>in</strong>g<br />

29 – 2.4 Wissenschaftskommunikation<br />

30 – 2.5 Zitiert? Plagiert? Bearbeitet?<br />

31 – 2.6 Texte auf Wan<strong>der</strong>schaft<br />

32 AKADEMIE GROVESMÜHLE<br />

2.–18. August<br />

34 – 3.1 Wahrsche<strong>in</strong>lichkeiten als Sprache<br />

35 – 3.2 Warum Toast immer auf die Butterseite fällt …<br />

36 – 3.3 Die Pflanze im Klimasystem<br />

37 – 3.4 Embodiment/Verkörperlichung <strong>der</strong><br />

Kommunikation<br />

38 – 3.5 Warum Krieg?<br />

39 – 3.6 Worauf man achten muss, wenn man tot ist<br />

40<br />

AKADEMIE URSPRING<br />

2.–18. August<br />

42 – 4.1 Abstraktion <strong>in</strong> <strong>der</strong> Mathematik<br />

43 – 4.2 Teilchenphysik mit dem ATLAS-Detektor<br />

44 – 4.3 Chemie zum Anschauen<br />

45 – 4.4 Der »Unsichtbaren Hand« auf die F<strong>in</strong>ger<br />

klopfen?<br />

46 – 4.5 E<strong>in</strong>heit <strong>und</strong> Freiheit<br />

47 – 4.6 Ist Gott tot?!<br />

48 AKADEMIE HILDEN<br />

26. Juli–11. August<br />

50 – 5.1 Immer mehr <strong>und</strong> trotzdem wenig?<br />

51 – 5.2 Der metallene Mensch<br />

52 – 5.3 Auf den Spuren von Tim Berners Lee<br />

53 – 5.4 Mensch – Bürger – Staatsbürger<br />

54 – 5.5 Theorien <strong>der</strong> Gewalt<br />

55 – 5.6 Klassisch, romantisch, mo<strong>der</strong>n –<br />

Alles im großen Stil<br />

56 AKADEMIE ROSTOCK<br />

28. Juni–14. Juli<br />

58 – 6.1 Mathematische Anatomie des Universums<br />

59 – 6.2 Wenn das Ganze mehr ist als die Summe <strong>der</strong><br />

e<strong>in</strong>zelnen Teile<br />

60 – 6.3 Nächster Halt: Mars<br />

61 – 6.4 Das sprechende Gehirn<br />

62 – 6.5 Moral <strong>und</strong> Gerechtigkeit <strong>in</strong> mo<strong>der</strong>nen<br />

<strong>Gesellschaft</strong>en<br />

63 – 6.6 Fremdes <strong>und</strong> Eigenes im Dokumentarfilm<br />

64 AKADEMIE TORGELOW<br />

12.–28. Juli<br />

66 – 7.1 Komplexe Analysis<br />

67 – 7.2 Sand + Sonne = Strom<br />

68 – 7.3 Perspektivenwechsel<br />

69 – 7.4 S<strong>in</strong>d Geisteskrankheiten Gehirnkrankheiten?<br />

70 – 7.5 »Auf klassischem Boden begeistert«<br />

71 – 7.6 »Weißt du, wie das wird?«<br />

72 MULTINATIONALE AKADEMIE TORGELOW<br />

2.–18. August<br />

74 – T.1 Komb<strong>in</strong>atorische Optimierung<br />

75 – T.2 Zeitvertreib o<strong>der</strong> Vermittler?<br />

76 – T.3 Glocalize It!<br />

77 – T.4 »Urbanus vulgaris«<br />

78 MULTINATIONALE AKADEMIE WALDENBURG<br />

9.–25. August<br />

80 – W.1 Wie kommt die Sonne <strong>in</strong>s Auto?<br />

81 – W.2 Märkte spielend verstehen<br />

82 – W.3 International vergleichende Sozialpolitik<br />

83 – W.4 Macht <strong>der</strong> Medien<br />

84 DIE JGW-SCHÜLERAKADEMIEN<br />

86 JGW-SCHÜLERAKADEMIE PAPENBURG I<br />

5.–14. August<br />

88 – JGW 1.1 Bewölkt bis bedeckt<br />

89 – JGW 1.2 Das Higgs, <strong>der</strong> LHC <strong>und</strong> Quarks<br />

90 – JGW 1.3 Schöne neue Neurowelt?<br />

91 – JGW 1.4 Eigentum <strong>in</strong> <strong>der</strong> Krise?<br />

92 – JGW 1.5 Tumulte, Tod <strong>und</strong> Trauer?<br />

93 – JGW 1.6 »Als e<strong>in</strong> Mensch dem Tod <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geburt<br />

erkoren!«<br />

94 JGW-SCHÜLERAKADEMIE PAPENBURG II<br />

17.–26. August<br />

96 – JGW 2.1 Von <strong>der</strong> Gaswolke bis zum Schwarzen Loch<br />

97 – JGW 2.2 Alles unter Kontrolle<br />

98 – JGW 2.3 Amnesie, Agnosie <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e Ausfälle<br />

99 – JGW 2.4 Menschenrechte <strong>in</strong> Theorie <strong>und</strong> Praxis<br />

100 – JGW 2.5 9/11: Ereignis – Wahrnehmung –<br />

Verarbeitung<br />

101 – JGW 2.6 Wie utopisch ist »Utopia«?<br />

102<br />

PROGRAMME IM AUSLAND 2012<br />

108 CLUB DER EHEMALIGEN (CDE)<br />

109 BILDUNG & BEGABUNG GEMEINNÜTZIGE<br />

GMBH<br />

110 FÖRDERER<br />

-- 1


2 ––<br />

»Die <strong>Gesellschaft</strong> lebt davon, dass Menschen bereit s<strong>in</strong>d, ihre<br />

eigenen Grenzen immer neu auszuloten <strong>und</strong> sie zu verschieben.«<br />

PROF. DR. ANNETTE SCHAVAN, MDB<br />

BUNDESMINISTERIN FÜR BILDUNG<br />

UND FORSCHUNG<br />

Die Zukunft unserer <strong>Gesellschaft</strong> liegt <strong>in</strong> unseren Händen.<br />

Geme<strong>in</strong>sam gestalten wir das Morgen. Antworten auf die Frage, wie<br />

wir zusammenleben wollen, geben uns Philosophie <strong>und</strong> Technik,<br />

Ökologie <strong>und</strong> Religion, Sozialwissenschaften <strong>und</strong> Wirtschaft,<br />

persönliche Lebenserfahrung, theoretische Reflexion <strong>und</strong> künstlerische<br />

Vertiefung. E<strong>in</strong>e <strong>Gesellschaft</strong>, die über den Tag h<strong>in</strong>aus denkt, braucht<br />

Vordenker<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Vordenker. Sie ist darauf angewiesen, dass<br />

Menschen neue Ideen entwickeln <strong>und</strong> alte Antworten <strong>in</strong> Frage stellen.<br />

Sie lebt davon, dass Menschen bereit s<strong>in</strong>d, ihre eigenen Grenzen immer<br />

neu auszuloten <strong>und</strong> sie zu verschieben.<br />

Die Deutsche Schüler<strong>Akademie</strong> bietet seit mehr als 20 Jahren begabten<br />

Jugendlichen <strong>in</strong> ganz unterschiedlichen Diszipl<strong>in</strong>en e<strong>in</strong> hochkarätiges<br />

Bildungsprogramm. Genauso wichtig wie die fachlichen Inhalte, die<br />

von Wissenschaftler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Wissenschaftlern vermittelt werden,<br />

s<strong>in</strong>d die <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>äre Atmosphäre <strong>und</strong> <strong>der</strong> musisch-kulturelle<br />

Rahmen <strong>der</strong> Schüler<strong>Akademie</strong>n. Die Deutsche Schüler<strong>Akademie</strong> schafft


so e<strong>in</strong>en Raum, <strong>der</strong> es begabten Jugendlichen ermöglicht, ihre Talente <strong>und</strong> ihre Persönlichkeit zu<br />

entfalten <strong>und</strong> ihren eigenen Weg zu f<strong>in</strong>den.<br />

Die För<strong>der</strong>ung begabter Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler ist <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esregierung e<strong>in</strong> beson<strong>der</strong>es<br />

Anliegen. Es geht um junge Menschen, die Spitzenleistungen erbr<strong>in</strong>gen <strong>und</strong> zugleich bereit<br />

s<strong>in</strong>d, über die Grenzen von Fächern <strong>und</strong> Diszipl<strong>in</strong>en h<strong>in</strong>auszuschauen <strong>und</strong> gesellschaftliche<br />

Verantwortung zu übernehmen.<br />

Me<strong>in</strong> beson<strong>der</strong>er Dank gilt den Ehrenamtlichen, Alumni <strong>und</strong> För<strong>der</strong>ern, die mit ihrem<br />

Engagement das Angebot <strong>der</strong> Deutschen Schüler<strong>Akademie</strong> tragen. Den Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schülern<br />

sowie den Kursleiter<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Kursleitern <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong>n 2012 wünsche ich e<strong>in</strong>e gute Zeit <strong>und</strong><br />

viel Erfolg!<br />

PROF. DR. ANNETTE SCHAVAN, MDB<br />

BUNDESMINISTERIN FÜR BILDUNG UND FORSCHUNG<br />

–– 3


Die Deutsche<br />

Schüler<strong>Akademie</strong><br />

»Aber was genau ist denn e<strong>in</strong>e Schüler<strong>Akademie</strong>? Genau diese Frage habe ich mir auch gestellt,<br />

als im Februar letzten Jahres [me<strong>in</strong> Lehrer] auf mich zukam <strong>und</strong> fragte, ob ich damit<br />

e<strong>in</strong>verstanden wäre, wenn er mich für diese Schüler<strong>Akademie</strong> vorschlagen würde. Bis zu diesem<br />

Zeitpunkt hatte ich noch nie etwas davon gehört <strong>und</strong>, ohne wirklich zu wissen, um was<br />

es geht, hab ich e<strong>in</strong>fach mal zugesagt <strong>und</strong> mich daraufh<strong>in</strong> für den Kurs »Vanilleschote o<strong>der</strong><br />

lndustrieabfall?« auf <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong> <strong>in</strong> Rostock beworben. Als ich dann e<strong>in</strong>ige Wochen später<br />

die Zusage erhalten habe, wusste ich allerd<strong>in</strong>gs nicht recht ob ich mich freuen soll o<strong>der</strong> nicht,<br />

da ich mich bei e<strong>in</strong>er »Begabtenför<strong>der</strong>ung« völlig fehl am Platz fühlte <strong>und</strong> Angst hatte, 16<br />

Tage mit lauter seltsamen Jugendlichen verbr<strong>in</strong>gen zu müssen.<br />

Diese Zweifel hielten an, bis ich mich am 7. Juli, dem ersten <strong>Akademie</strong>tag, mit e<strong>in</strong>er an<strong>der</strong>en<br />

Teilnehmer<strong>in</strong> am Bahnhof … getroffen habe, um mit ihr zusammen nach Rostock zu fahren.<br />

Und falls doch noch e<strong>in</strong>e leichte Skepsis übrig geblieben ist, dann ist diese spätestens am<br />

Hauptbahnhof <strong>in</strong> Rostock verflogen, wo wir mitten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e riesige Gruppe »ganz normaler«<br />

<strong>und</strong> total netter Jugendlicher geraten s<strong>in</strong>d, die ebenfalls auf dem Weg zur <strong>Akademie</strong> waren.<br />

Die Atmosphäre, die sich seit unserer Ankunft <strong>in</strong> Rostock entwickelt hat, ist e<strong>in</strong>fach unbeschreiblich.<br />

Sechzehn Tage lang, hatten wir dann <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er riesigen Geme<strong>in</strong>schaft von über<br />

hun<strong>der</strong>t Teilnehmern wirklich sehr viel Spaß <strong>und</strong> haben uns nebenher <strong>in</strong> den jeweiligen<br />

Kursen mit teilweise sehr komplexen wissenschaftlichen Fragen <strong>und</strong> Problemen beschäftigt<br />

<strong>und</strong> sehr viel erarbeitet, die weit über den Schulstoff h<strong>in</strong>ausgehen, ja sogar bis <strong>in</strong> die ersten<br />

Semester <strong>der</strong> jeweiligen Studiengänge h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>reichen … Die nicht zu knappe Freizeit haben<br />

wir damit verbracht, Volleyball o<strong>der</strong> Fußball zu spielen, im Chor zu s<strong>in</strong>gen, Rostock zu<br />

erk<strong>und</strong>en … o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>fach nur zusammenzusitzen <strong>und</strong> bis spät <strong>in</strong> die Nacht zu reden. E<strong>in</strong><br />

Highlight <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong> war zweifellos das Volleyballturnier, das wir Teilnehmer eigenständig<br />

organisiert haben, mit <strong>der</strong> anschließenden <strong>Akademie</strong>party, die alle Erwartungen überstiegen<br />

hat <strong>und</strong> an die sich wohl alle Teilnehmer noch lange <strong>und</strong> gerne zurücker<strong>in</strong>nern werden, ebenso<br />

wie an das Abschlusskonzert des Chors, an den Bunten Abend <strong>und</strong> die Abschlussparty am<br />

letzten Abend.<br />

4 ––<br />

Chancen <strong>und</strong> Ziele<br />

» Zwischen Schule <strong>und</strong> Universität e<strong>in</strong>e Brücke bauen<br />

» Das schulische Bildungsangebot ergänzen<br />

» Auf die Anfor<strong>der</strong>ungen des Studiums vorbereiten<br />

» An die Formierung wissenschaftlicher Texte heranführen<br />

» Methoden des wissenschaftlichen Arbeitens kennenlernen<br />

» Die eigene Leistungsfähigkeit erk<strong>und</strong>en<br />

» Erfahrungen <strong>in</strong> Teamarbeit machen<br />

» Konzentriertes Arbeiten auch als Vergnügen kennen lernen <strong>und</strong> empf<strong>in</strong>den<br />

Wir Teilnehmer s<strong>in</strong>d während dieser sechzehn Tage so stark zusammengewachsen, dass nach<br />

dieser tollen <strong>Akademie</strong> <strong>der</strong> Abschied umso schwerer fiel. Auch wenn alle Teilnehmer <strong>in</strong> ganz<br />

Deutschland bzw. sogar <strong>in</strong>ternational verteilt s<strong>in</strong>d, habe ich immer noch mit vielen von ihnen<br />

Kontakt <strong>und</strong> kann diese Erfahrung, an <strong>der</strong> Deutschen Schüler<strong>Akademie</strong> teilzunehmen, allen,<br />

die diese Chance bekommen, nur empfehlen.«<br />

»Rückblickend kann ich nur jedem zu e<strong>in</strong>em Besuch e<strong>in</strong>er solchen <strong>Akademie</strong> raten! Denn es<br />

öffnet e<strong>in</strong>em nicht nur das Tor zu neuen E<strong>in</strong>drücken, schlägt e<strong>in</strong>en Bogen zum Studium o<strong>der</strong><br />

för<strong>der</strong>t engagierte, »hochbegabte« Schüler <strong>und</strong> führt sie an ihre Leistungsfähigkeit heran, wie<br />

es ihr Ziel ist. Sie ermöglicht vielmehr die Teilnahme an e<strong>in</strong>er unvergleichlichen Geme<strong>in</strong>schaft,<br />

die Hoffnung für e<strong>in</strong>e Zukunft gibt, wo je<strong>der</strong> Verantwortung übernimmt <strong>und</strong> wo Toleranz<br />

nicht nur GROSS geschrieben, son<strong>der</strong>n auch gelebt wird.«<br />

Diese Gedanken g<strong>in</strong>gen Teilnehmenden des letzten Jahres durch den Kopf, nachdem<br />

<strong>der</strong> Alltag sie nach <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong> wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>gefangen hatte: E<strong>in</strong>e Mischung aus Befangenheit,<br />

Unsicherheit <strong>und</strong> gespannter Erwartung begleitet die meisten <strong>Akademie</strong>teilnehmer<strong>in</strong>nen<br />

<strong>und</strong> -teilnehmer <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zeit vor <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong>. Groß ist dann die<br />

Erleichterung, aufgeschlossenen, <strong>in</strong>teressierten <strong>und</strong> begeisterungsfähigen Menschen<br />

zu begegnen, zu denen rasch <strong>der</strong> Kontakt hergestellt ist, da sie »auf gleicher Wellenlänge«<br />

liegen.<br />

Neben <strong>der</strong> <strong>in</strong>tensiven <strong>und</strong> anstrengenden Kursarbeit gibt es zahlreiche Freizeit-, Spiel-<br />

<strong>und</strong> Sportangebote <strong>und</strong> natürlich entstehen viele positive Erfahrungen durch die persönlichen<br />

Gespräche, die schnell e<strong>in</strong>e Geme<strong>in</strong>schaft entstehen lassen, mit B<strong>in</strong>dungen,<br />

die weit über die <strong>Akademie</strong> h<strong>in</strong>aus dauern.


Das Angebot 2012<br />

Im Sommer 2012 führt die Deutsche Schüler<strong>Akademie</strong> für <strong>in</strong>sgesamt r<strong>und</strong> 650 Schüler<strong>in</strong>nen<br />

<strong>und</strong> Schüler sieben <strong>Akademie</strong>n <strong>in</strong> Braunschweig (Nie<strong>der</strong>sachsen), Hilden<br />

(Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen), Rostock (Mecklenburg-Vorpommern), Schelkl<strong>in</strong>gen (Baden-<br />

Württemberg), Torgelow bei Waren an <strong>der</strong> Müritz (Mecklenburg-Vorpommern) <strong>und</strong><br />

<strong>in</strong> Veckenstedt (Sachsen-Anhalt) durch.<br />

Zusätzlich werden für jeweils 64 Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler <strong>in</strong> Waldenburg (Sachsen)<br />

<strong>und</strong> <strong>in</strong> Torgelow zwei Mult<strong>in</strong>ationale <strong>Akademie</strong>n veranstaltet. Neben jungen Deutschen<br />

werden hier Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler aus den östlichen Nachbarlän<strong>der</strong>n vom<br />

Baltikum bis Rumänien teilnehmen.<br />

Die Mult<strong>in</strong>ationalen <strong>Akademie</strong>n <strong>in</strong> Waldenburg (Rumänien, Slowakei, Tschechien<br />

<strong>und</strong> Ungarn) <strong>und</strong> Torgelow (Estland, Lettland, Litauen <strong>und</strong> Polen) werden durch die<br />

Haniel Stiftung, Duisburg, geför<strong>der</strong>t. Die übrigen <strong>Akademie</strong>n werden etwa zur Hälfte<br />

durch das B<strong>und</strong>esm<strong>in</strong>isterium für Bildung <strong>und</strong> Forschung f<strong>in</strong>anziert. Weitere Gel<strong>der</strong><br />

kommen vom Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft, von Stiftungen <strong>und</strong> von<br />

privaten Spen<strong>der</strong>n. So kann <strong>der</strong> Teilnahmebeitrag (siehe Seite 12 f.) für diese <strong>Akademie</strong>n<br />

weit unterhalb <strong>der</strong> tatsächlich entstehenden Kosten liegen <strong>und</strong> deckt nur r<strong>und</strong><br />

e<strong>in</strong> Drittel davon. Auf Antrag kann e<strong>in</strong>e Ermäßigung o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Befreiung von <strong>der</strong> Eigenbeteiligung<br />

gewährt werden.<br />

Zwei weitere <strong>Akademie</strong>n werden <strong>in</strong> Papenburg (Nie<strong>der</strong>sachsen) vom Vere<strong>in</strong> <strong>Jugendbildung</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>und</strong> Wissenschaft e.V. (JGW), e<strong>in</strong>em Zusammenschluss ehemaliger<br />

Schüler<strong>Akademie</strong>-Teilnehmen<strong>der</strong>, ausgerichtet. Auch die se <strong>Akademie</strong>n werden<br />

durch Sponsoren <strong>und</strong> private Spenden unterstützt. Näheres dazu steht auf den Seiten<br />

84 ff. Schließlich gibt es noch Teilnahmemöglichkeiten an ähnlichen <strong>Akademie</strong>programmen<br />

<strong>in</strong> Litauen, Österreich <strong>und</strong> Polen (siehe Seiten 102 ff.).<br />

Warum <strong>Akademie</strong>n?<br />

Viele beson<strong>der</strong>s begabte, <strong>in</strong>teressierte <strong>und</strong> leistungsbereite Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler<br />

machen die Erfahrung, dass sie eher selten auf Gleichaltrige treffen, die ihre Interessen<br />

teilen <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Fähigkeitsschwerpunkte ähnlich s<strong>in</strong>d. Auch erleben sie, dass Inhalte<br />

<strong>und</strong> Gestaltung des Schulunterrichts den eigenen Interessen, Neigungen <strong>und</strong> Fähigkeiten<br />

nicht h<strong>in</strong>reichend gerecht werden.<br />

–– 5


An<strong>der</strong>s als für Leistungssportler o<strong>der</strong> für musikalische Talente gibt es für <strong>in</strong>tellektuell<br />

beson<strong>der</strong>s begabte <strong>und</strong> <strong>in</strong>teressierte Jugendliche im außerschulischen Bereich wenige<br />

Angebote. Für diese Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler hat die Bildung & Begabung geme<strong>in</strong>nützige<br />

GmbH (siehe auch Seite 109) seit 1988 Ferienprogramme entwickelt <strong>und</strong><br />

erprobt. In Zusammenarbeit mit dem damaligen B<strong>und</strong>esm<strong>in</strong>isterium für Bildung <strong>und</strong><br />

Wissenschaft ist daraus die »Deutsche Schüler<strong>Akademie</strong>« geworden.<br />

1993 wurden durch Beschluss des Deutschen B<strong>und</strong>estags wichtige F<strong>in</strong>anzmittel für<br />

das Projekt im Haushalt des B<strong>und</strong>esm<strong>in</strong>isteriums für Bildung <strong>und</strong> Forschung abgesichert.<br />

1994 stimmte auch die Kultusm<strong>in</strong>isterkonferenz diesem Konzept zur Begabtenför<strong>der</strong>ung<br />

e<strong>in</strong>stimmig zu. Im Sommer 2001 übernahm <strong>der</strong> damalige B<strong>und</strong>espräsident Johannes<br />

Rau nach dem Besuch e<strong>in</strong>er <strong>Akademie</strong> die Schirmherrschaft über die Deutsche<br />

Schüler<strong>Akademie</strong>. Se<strong>in</strong> Nachfolger, Horst Köhler, setzte diese Schirmherrschaft fort;<br />

auch er besuchte e<strong>in</strong>e <strong>Akademie</strong>. 2009 übernahm Horst Köhler die Schirmherrschaft<br />

über die Bildung & Begabung geme<strong>in</strong>nützige GmbH mit allen ihren Projekten. Die-<br />

6 ––<br />

se Tradition wird vom B<strong>und</strong>espräsidenten Christian Wulff fortgeführt. Die Deutsche<br />

Schüler<strong>Akademie</strong> wird bei ihrer Aufgabe durch e<strong>in</strong>en Beirat unterstützt.<br />

Für die Organisation <strong>und</strong> Durchführung ist die Bildung & Begabung geme<strong>in</strong>nützige<br />

GmbH verantwortlich.<br />

Ziele, Konzeption <strong>und</strong> Inhalt<br />

Ziel <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong>n ist, Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schülern e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tellektuelle <strong>und</strong> soziale<br />

Herausfor<strong>der</strong>ung zu bieten, sie <strong>in</strong> ihren Fähigkeiten zu för<strong>der</strong>n, sie mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> <strong>in</strong><br />

Kontakt zu br<strong>in</strong>gen <strong>und</strong> unter Anleitung von qualifizierten Lehrkräften an anspruchsvollen<br />

Aufgaben ihres Interessenbereiches arbeiten zu lassen. Das Niveau entspricht<br />

dabei häufig dem von Hochschulstudiengängen <strong>in</strong> den ers ten Semestern.<br />

E<strong>in</strong>e <strong>Akademie</strong> besteht aus sechs Kursen (die Mult<strong>in</strong>ationalen <strong>Akademie</strong>n Waldenburg<br />

<strong>und</strong> Torgelow aus vier Kursen) mit jeweils bis zu 16 Teilnehmenden. Je<strong>der</strong> Kurs<br />

wird von zwei Leitungspersonen betreut. Während <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong> arbeiten die Teilnehmenden<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Kurs eigener Wahl für e<strong>in</strong>e Dauer von <strong>in</strong>sgesamt ca. 50 St<strong>und</strong>en.<br />

Für die <strong>Akademie</strong>n des JGW e.V. (siehe Seite 86–101) gelten zum Teil an<strong>der</strong>e Regeln.<br />

Die Konzeption <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong>n basiert auf folgenden Pr<strong>in</strong>zipien:<br />

– Teilnehmen können beson<strong>der</strong>s befähigte <strong>und</strong> motivierte Jugendliche <strong>der</strong> gymnasialen<br />

Oberstufe. Sie leben <strong>und</strong> arbeiten 16 Tage (JGW-<strong>Akademie</strong>n: 10 Tage) an<br />

e<strong>in</strong>em Ort zusammen.<br />

– Die Teilnehmenden werden durch Wissenschaftler, Lehrer o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Experten<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong> Thema e<strong>in</strong>geführt <strong>und</strong> unterrichtet. Sie werden zum selbständigen Wissenserwerb<br />

<strong>und</strong> zu eigenständigem Tun angeleitet. Dabei lernen sie wissenschaftliche<br />

Standards <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>regeln wissenschaftlichen Arbeitens kennen.<br />

– Die Kursthemen werden aus verschiedenen Diszipl<strong>in</strong>en <strong>der</strong> Natur-, Geistes- <strong>und</strong><br />

<strong>Gesellschaft</strong>swissenschaften <strong>und</strong> des kulturellen Bereichs zusammengestellt. In<br />

je<strong>der</strong> <strong>Akademie</strong> ist e<strong>in</strong>e Mischung <strong>der</strong> Diszipl<strong>in</strong>en gegeben. Der Informations- <strong>und</strong><br />

Erfahrungsaustausch soll weitgehend <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>är se<strong>in</strong>, was durch entsprechende<br />

Programm elemente unterstützt wird.<br />

– Die Kurse vermitteln gr<strong>und</strong>legendes Faktenwissen <strong>und</strong> tra<strong>in</strong>ieren systematisches<br />

<strong>und</strong> strukturelles Denken. E<strong>in</strong> weiterer Schwerpunkt liegt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Vermittlung von<br />

fachspezifischen Methoden wissenschaftlichen Arbeitens.<br />

– Die Kursarbeit wird durch sportliche, soziale <strong>und</strong> kulturelle, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e musikalische<br />

Aktivitäten ergänzt.<br />

– Als ganz wesentlicher Bestandteil wird <strong>in</strong> den Kursen e<strong>in</strong>e Dokumentation (siehe<br />

Seite 10) erarbeitet. Hier werden das Kursthema, <strong>der</strong> Lernprozess <strong>und</strong> die Ergeb-


nisse <strong>der</strong> Kursarbeit dokumentiert <strong>und</strong> abschließend <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Broschüre zusammengefasst.<br />

– E<strong>in</strong> ebenfalls zentraler Bestandteil ist die Rotation (siehe Seite 10), <strong>in</strong> <strong>der</strong> die Teilnehmenden<br />

<strong>in</strong> die Rolle <strong>der</strong> Lehrenden schlüpfen <strong>und</strong> den Teilnehmenden an<strong>der</strong>er<br />

Kurse über ihre Arbeit berichten.<br />

– In den <strong>Akademie</strong>n wird den Teilnehmenden ke<strong>in</strong> fertiges Programm geboten, son<strong>der</strong>n<br />

nur e<strong>in</strong> Rahmen, den die Teilnehmenden mit den Kursleitenden geme<strong>in</strong>sam<br />

mit Leben füllen. Lernen ist hier nicht passiv son<strong>der</strong>n aktiv.<br />

Neben dem Kursprogramm gibt es zahlreiche offene Angebote: Theater, Musik, Exkursionen,<br />

Chor, Sport, Gastvorträge u.v.a.m. Diesen kursübergreifenden Aktivitäten<br />

(»KüA«) wird wegen ihrer sozialen <strong>und</strong> <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>ären Bedeutung e<strong>in</strong> etwa gleicher<br />

zeitlicher Umfang im Tagesablauf e<strong>in</strong>geräumt wie dem Kursprogramm.<br />

Die Teilnehmer<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Teilnehmer leben während <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Geme<strong>in</strong>schaft<br />

von ähnlich <strong>in</strong>teressierten <strong>und</strong> motivierten Jugendlichen <strong>und</strong> Kursleitenden.<br />

Diese anregende, offene <strong>und</strong> tolerante Geme<strong>in</strong>schaft ist für viele Teilnehmende rückblickend<br />

oft die wichtigste <strong>und</strong> wertvollste Erfahrung. Schnell entwickeln sich auch<br />

über die <strong>Akademie</strong> h<strong>in</strong>aus haltende Kontakte <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>schaften, die u.a. über den<br />

»Club <strong>der</strong> Ehemaligen e.V.« (siehe Seite 108) vielfach bis <strong>in</strong> das Studium h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> aufrecht<br />

erhalten werden. Zahlreiche »Ehemalige« s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>zwischen als Kursleitende tätig.<br />

Was erwartet mich <strong>und</strong> was wird von mir erwartet?<br />

Wer an e<strong>in</strong>er <strong>Akademie</strong> teilnehmen will, muss sich darauf e<strong>in</strong>stellen, 16 Tage voll<br />

e<strong>in</strong>gespannt zu se<strong>in</strong> <strong>und</strong> mit ganzer Kraft zu arbeiten. Natürlich gibt es viele Gelegenheiten<br />

zu Gesprächen, zu geme<strong>in</strong>samen Spaziergängen etc., doch die Tage s<strong>in</strong>d relativ<br />

stark strukturiert.<br />

Bei e<strong>in</strong>igen Kursbeschreibungen (ab Seite 18) s<strong>in</strong>d noch spezielle Teilnahmevoraussetzungen<br />

erwähnt, die gewährleisten, dass die spezifischen Vorkenntnisse, die für e<strong>in</strong>e<br />

erfolgreiche Bewältigung des Kurses notwendig s<strong>in</strong>d, vorhanden s<strong>in</strong>d. Unabhängig<br />

davon gelten für jeden Kurs folgende Voraussetzungen, welche nicht bei je<strong>der</strong> Kursbeschreibung<br />

erwähnt werden:<br />

– Von den Teilnehmenden wird erwartet, dass sie für das jeweilige Fachgebiet des gewählten<br />

Kurses, ihrer Methodik <strong>und</strong> damit für den Kurs selbst e<strong>in</strong> hohes Interesse<br />

aufbr<strong>in</strong>gen. Dies gilt sowohl für den Hauptwunsch als auch für alle alternativ angegebenen<br />

Kurswünsche (siehe Seite 11).<br />

– In den meisten Kursen wird zur Vorbereitung <strong>und</strong> E<strong>in</strong>arbeitung bereits e<strong>in</strong>ige Wochen<br />

vorab e<strong>in</strong>e (z.T. umfangreiche) Textsammlung zugeschickt. Die Fachtexte s<strong>in</strong>d<br />

vielfach englischsprachig. Erwartet wird die Bereitschaft, sich <strong>in</strong>tensiv mit Fachliteratur<br />

(auch fremdsprachiger) ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong> zu setzen <strong>und</strong> sich <strong>in</strong> neue Gebiete selbst<br />

e<strong>in</strong>zuarbeiten.<br />

– In <strong>der</strong> Regel wird die Vorbereitung e<strong>in</strong>es Referats von ca. 20 M<strong>in</strong>uten Länge erwartet.<br />

Von je<strong>der</strong>/jedem Teilnehmenden wird erwartet, dass er/sie im Laufe <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong><br />

e<strong>in</strong>mal als Referent vor den an<strong>der</strong>en spricht.<br />

Und weiterh<strong>in</strong>: Auch während <strong>der</strong> Kurse s<strong>in</strong>d möglicherweise noch fehlende Gr<strong>und</strong>lagen<br />

zu erarbeiten; die Bereitschaft zur Text- <strong>und</strong> (Kle<strong>in</strong>-)Gruppenarbeit sowie Diskussionsfreude<br />

s<strong>in</strong>d generell unverzichtbar.<br />

Organisation <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong><br />

Beirat:<br />

» Ines Albrecht, Gerhart-Hauptmann-Gymnasium, Wismar<br />

» Ra<strong>in</strong>er Arnold, Studienstiftung des deutschen Volkes, Bonn<br />

» Dr. Judith Günther, Bayer Scher<strong>in</strong>g Pharma, Berl<strong>in</strong><br />

» Bett<strong>in</strong>a Jorzik, Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft, Essen<br />

» Hanno Kamp, Club <strong>der</strong> Ehemaligen <strong>der</strong> Deutschen Schüler<strong>Akademie</strong>n e.V., Bonn<br />

» Dr. Tobias Kläden, Katholische Arbeitsstelle für missionarische Pastoral (KAMP)<br />

e.V., Erfurt<br />

» Prof. Dr. Franzis Preckel, Universität Trier (Vorsitzende)<br />

» Dr. Jenny Thauer, B<strong>und</strong>esm<strong>in</strong>isterium für Bildung <strong>und</strong> Forschung, Berl<strong>in</strong><br />

» Barbara Re<strong>in</strong>hard, M<strong>in</strong>isterium für Kultus, Jugend <strong>und</strong> Sport Baden-<br />

Württemberg, Stuttgart (als Repräsentant<strong>in</strong> <strong>der</strong> Kultusm<strong>in</strong>isterkonferenz)<br />

» PD Dr. Elke Völmicke, Bildung & Begabung geme<strong>in</strong>nützige GmbH, Bonn<br />

Mitarbeiter<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Mitarbeiter <strong>der</strong> Geschäftsstelle <strong>der</strong> Deutschen<br />

Schüler<strong>Akademie</strong>: Volker Brandt (Leiter <strong>der</strong> Geschäftsstelle), Christiane Kunze<br />

(Stellvertreter<strong>in</strong>), Jürgen Kle<strong>in</strong>, Dr. Dorothea Patzke, Iris Prochazka, Mart<strong>in</strong><br />

Rosenkranz, Grazyna Rynca, Miriam Staiger, Mart<strong>in</strong>a Stiehl<br />

–– 7


Zeitliche Struktur des <strong>Akademie</strong>verlaufes<br />

E<strong>in</strong> typischer <strong>Akademie</strong>tag hat folgenden Verlauf:<br />

8 ––<br />

7:30 – 8:30 Frühstück<br />

8:30<br />

anschließend<br />

bis 12:00<br />

12:15 – 13:30 Mittagessen<br />

Plenum: Hier treffen sich alle Teilnehmenden <strong>und</strong> Kursleitenden<br />

zum geme<strong>in</strong>samen Tagesbeg<strong>in</strong>n mit e<strong>in</strong>em Informationsaustausch.<br />

Dann wird etwa drei St<strong>und</strong>en bis zum Mittag<br />

<strong>in</strong> den Kursen gearbeitet mit Pausen je nach Bedarf.<br />

14:00 – 16:00 Nach dem Essen f<strong>in</strong>den bis 16.00 Uhr verschiedene kursübergreifende<br />

Angebote statt, die allen Teilnehmenden offen stehen <strong>und</strong><br />

auch von allen (mit)gestaltet werden können. Wählen kann man<br />

zwischen Chor, Kammermusik, Theater, Sport, Kunst o<strong>der</strong> speziellen<br />

Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaften (z.B. Sprachen) etc.<br />

16:00 Getränke- <strong>und</strong> Kuchenpause<br />

16:30 – 18:30 Fortsetzung <strong>der</strong> Kursarbeit<br />

18:45 – 19:30 Abendessen<br />

ab 20:00 Nach dem Abendessen gibt es wie<strong>der</strong> für alle offene Angebote.<br />

Je nach Interesse <strong>und</strong> Engagement gestalten Teilnehmende <strong>und</strong><br />

Kursleitende geme<strong>in</strong>sam Kammermusik, Theater, Sport, Vorträge,<br />

Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaften, Nachrichten, e<strong>in</strong>en Vorleseabend <strong>und</strong> vieles<br />

mehr.<br />

Der Tag ist mit vielen attraktiven, z.T. parallel laufenden Angeboten ausgefüllt. Es gilt,<br />

e<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>nvolle Auswahl zu treffen <strong>und</strong> nicht die gesamte Zeit zu verplanen, damit auch<br />

Raum für Entspannung <strong>und</strong> Erholung bleibt. Tradition ist es, dass sich zu Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong><br />

<strong>Akademie</strong> e<strong>in</strong> Chor <strong>und</strong> musikalische Ensembles bilden, die gegen Ende <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong><br />

e<strong>in</strong> öffentliches Konzert geben. Weiterh<strong>in</strong> gehören Exkursionen zu reizvollen Zielen <strong>der</strong><br />

Region zum <strong>Akademie</strong>programm.


Anreise bis<br />

17:00 Uhr<br />

Donnerstag<br />

Eröffnung<br />

Treffen <strong>in</strong><br />

den Kursen<br />

Kurs <strong>und</strong> KüAs<br />

Kurs <strong>und</strong> KüAs<br />

Sonntag<br />

Kurs <strong>und</strong> KüAs<br />

Kurs <strong>und</strong> KüAs<br />

Dienstag<br />

Exkursion <strong>und</strong> KüAs<br />

Kurs <strong>und</strong> KüAs<br />

<strong>Ablauf</strong> <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong><br />

Kurs <strong>und</strong> KüAs<br />

Kurs <strong>und</strong> KüAs<br />

Samstag<br />

Rotation<br />

Auswertung,<br />

Kurs<br />

Volleyballturnier<br />

Sonntag<br />

Kurs <strong>und</strong> KüAs<br />

Kurs <strong>und</strong> KüAs<br />

Kurs <strong>und</strong> KüAs<br />

Vor- <strong>und</strong> Nachbereitungen<br />

Kurs <strong>und</strong> KüAs<br />

Mittwoch<br />

Kurs <strong>und</strong> KüAs,<br />

Generalprobe<br />

Konzert<br />

Donnerstag<br />

Freitag<br />

Kurs, Aufräumen<br />

Abschlussabend<br />

Samstag<br />

Abschlussplenum,<br />

Abreise<br />

–– 9


10 ––<br />

Rotation<br />

Damit die Teilnehmenden e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> die Inhalte an<strong>der</strong>er Kurse erhalten,<br />

unterrichten sich die Kurse gegenseitig. Auf Postern o<strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong>zeitung<br />

werden Arbeitsergebnisse <strong>und</strong> Erkenntnisse präsentiert.<br />

E<strong>in</strong>e spezielle Form <strong>der</strong> gegenseitigen Information ist die Rotation. Während <strong>der</strong><br />

Rotation schlüpfen die Teilnehmenden für e<strong>in</strong>en Vormittag <strong>in</strong> die Rolle <strong>der</strong> Kursleitenden<br />

<strong>und</strong> berichten an<strong>der</strong>en Kursen über ihre Arbeit. Dafür müssen sie die<br />

gewonnenen Erkenntnisse gedanklich neu strukturieren <strong>und</strong> Formen <strong>der</strong> sach-<br />

<strong>und</strong> zielgerechten Vermittlung von Methoden <strong>und</strong> Inhalten entwickeln.<br />

Dokumentation<br />

E<strong>in</strong> wichtiges Pr<strong>in</strong>zip <strong>der</strong> Schüler<strong>Akademie</strong> ist das Verschriftlichen von Methoden,<br />

Prozessen <strong>und</strong> Inhalten <strong>der</strong> Kursarbeit. Während <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong> entstehen so<br />

Berichte zu den Ergebnissen <strong>der</strong> Kursarbeit, Zusammenfassungen von Referaten,<br />

Exzerpte zu wissenschaftlichen Artikeln, Texte zu kursübergreifenden Aktivitäten<br />

etc. Es werden die Wie<strong>der</strong>gabe <strong>und</strong> Erläuterung von Untersuchungen <strong>und</strong> <strong>der</strong>en<br />

Ergebnissen, von logischen Gedankengängen u.a. geübt.<br />

Für alle ist es e<strong>in</strong>e Herausfor<strong>der</strong>ung – viele Texte müssen mehrfach <strong>und</strong> wie<strong>der</strong>holt<br />

bearbeitet <strong>und</strong> redigiert werden, bis sie e<strong>in</strong>e bestimmte Form <strong>und</strong> korrekten<br />

Inhalt haben. Durch mehrfaches Korrigieren <strong>der</strong> Texte lernen die Teilnehmenden<br />

zusammenhängend <strong>und</strong> prägnant zu formulieren <strong>und</strong> wissenschaftliche Standards<br />

anzuwenden. Diese Texte werden <strong>in</strong> Auszügen zu e<strong>in</strong>er Dokumentation zusammengefasst<br />

<strong>und</strong> später allen Teilnehmenden übersandt.<br />

Die Produktion <strong>der</strong> Dokumentation ist arbeitsaufwendig, kostet viel Zeit, ist aber<br />

als Lernerfahrung unersetzlich.<br />

Musik! Musik! Musik!<br />

Neben <strong>der</strong> Arbeit <strong>in</strong> den Kursen wird <strong>in</strong> allen <strong>Akademie</strong>n viel Musik gemacht. Sowohl<br />

räumlich auf dem Gelände als auch zeitlich im Tagesablauf gibt es zahlreiche Möglichkeiten.<br />

Jede(r) kann sich nach ihren/se<strong>in</strong>en Neigungen <strong>und</strong> Fähigkeiten e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen.<br />

Traditionell wird <strong>in</strong> je<strong>der</strong> <strong>Akademie</strong> e<strong>in</strong> Chor gebildet. Bei <strong>der</strong> Wan<strong>der</strong>ung durch die<br />

Epochen <strong>und</strong> Stile von Barock bis Gospel, von Romantik bis Jazz werden alle ihren<br />

Spaß haben, ob mit o<strong>der</strong> ohne Vorerfahrung. Darüber h<strong>in</strong>aus kann bei Interesse auch<br />

e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Kammerchor gebildet o<strong>der</strong> auch e<strong>in</strong>zeln die eigene Stimme entdeckt werden.<br />

Auch alle Arten von Instrumenten s<strong>in</strong>d herzlich willkommen. Es werden daraus Ensembles<br />

<strong>und</strong> evtl. e<strong>in</strong> Orchester zusammengestellt <strong>und</strong> die Musikliteratur nach den<br />

Bedürfnissen arrangiert. Kammermusikalisch kann alles entstehen, wozu man Lust<br />

hat. Eigene Noten o<strong>der</strong> Vorschläge können gern mitgebracht werden.<br />

Die Ergebnisse werden am Ende <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Konzert <strong>der</strong> Öffentlichkeit präsentiert.<br />

Rechtzeitig vor <strong>Akademie</strong>beg<strong>in</strong>n werden die Teilnehmen den e<strong>in</strong>en Fragebogen erhalten,<br />

mit dem Stimmlage, Instrumente <strong>und</strong> musikalische Interessen erfragt werden, um<br />

so die kursübergreifende Musik gut vorplanen zu können.


Teilnahmevoraussetzungen<br />

1 Wohnsitzkriterium<br />

Zugang zu den <strong>Akademie</strong>n haben gr<strong>und</strong>sätzlich Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler, die ihren<br />

Wohnsitz <strong>in</strong> Deutschland haben o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Schule im Ausland, die zur Allgeme<strong>in</strong>en<br />

Hochschulreife führt, besuchen.<br />

2 Jahrgangskriterium<br />

Die Jugendlichen müssen zum Zeitpunkt <strong>der</strong> Bewerbung<br />

– die 11. o<strong>der</strong> 12. Jahrgangsstufe von Schulen, die mit <strong>der</strong> 13. enden, bzw.<br />

– die 10. o<strong>der</strong> 11. Jahrgangsstufe von Schulen, die mit <strong>der</strong> 12. enden,<br />

besuchen. Zum Zeitpunkt <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong>teilnahme dürfen sie ihre Abschlussprüfung<br />

(Abitur) noch nicht abgelegt haben.<br />

3 Leistungskriterium<br />

Die Deutsche Schüler<strong>Akademie</strong> richtet sich an Jugendliche mit herausragenden Leistungen,<br />

die über e<strong>in</strong>e hohe Lern- <strong>und</strong> Leistungsbereitschaft sowie über e<strong>in</strong>e breite<br />

Interessenausrichtung verfügen.<br />

Als Nachweis <strong>der</strong> beson<strong>der</strong>en Leistungsfähigkeit können gelten:<br />

– die erfolgreiche Teilnahme an e<strong>in</strong>em b<strong>und</strong>es- o<strong>der</strong> landesweiten Schülerwettbewerb;<br />

die Auswahl erfolgt <strong>in</strong> Abstimmung mit den Wettbewerbsleitungen;<br />

– e<strong>in</strong>e mit e<strong>in</strong>em schriftlichen Gutachten versehene Empfehlung e<strong>in</strong>er Schulleitung<br />

bzw. <strong>der</strong> verantwortlichen Lehrer<strong>in</strong> bzw. des verantwortlichen Lehrers. Die Deutsche<br />

Schüler<strong>Akademie</strong> bittet dazu im Januar jeden Jahres alle <strong>in</strong> Frage kommenden<br />

Schulen im gesamten B<strong>und</strong>esgebiet <strong>und</strong> im Ausland um entsprechende Empfehlungen;<br />

– das letzte Schulzeugnis, ggf. mit weiteren Nachweisen, zusammen mit <strong>der</strong> Begründung<br />

des Teilnahmewunsches/e<strong>in</strong>em Motivationsschreiben <strong>und</strong> e<strong>in</strong>er Empfehlung<br />

(für Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler, die sich nicht von <strong>der</strong> Schulleitung empfehlen lassen<br />

wollen).<br />

Neben den formalen Voraussetzunggen müssen die Teilnehmenden die Bereitschaft<br />

mitbr<strong>in</strong>gen, sich die komplette <strong>Akademie</strong> über mit allen Kräften e<strong>in</strong>zubr<strong>in</strong>gen <strong>und</strong><br />

aktiv <strong>und</strong> geme<strong>in</strong>schaftlich das <strong>Akademie</strong>- <strong>und</strong> Kursgeschehen sowie den kursübergreifenden<br />

Bereich mitzugestalten.<br />

Bewerbung <strong>und</strong> Kurswahl<br />

Die zur Teilnahme qualifizierten Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler werden Ende Februar von<br />

<strong>der</strong> Deutschen Schüler<strong>Akademie</strong> zur Bewerbung um e<strong>in</strong>en Platz <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er <strong>Akademie</strong><br />

aufgefor<strong>der</strong>t. Dazu ist e<strong>in</strong> Kurs auszuwählen. Sofern hohes Interesse auch für an<strong>der</strong>e<br />

Kursthemen besteht, können zusätzlich bis zu vier Alternativkurse angegeben werden;<br />

dadurch erhöht sich die Teilnahmechance. Die Bewerbung muss bis spätestens<br />

15. März 2012 erfolgen. Die E<strong>in</strong>haltung <strong>der</strong> Datenschutzbestimmungen wird zugesichert.<br />

Die Mult<strong>in</strong>ationalen <strong>Akademie</strong>n wurden für Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler aus Deutschland,<br />

Estland, Lettland, Litauen <strong>und</strong> Polen (<strong>Akademie</strong> Torgelow) bzw. aus Deutschland,<br />

Rumänien, Slowakei, Tschechien <strong>und</strong> Ungarn (<strong>Akademie</strong> Waldenburg) e<strong>in</strong>gerichtet<br />

(siehe Seite 72).<br />

Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler aus dem sonstigen Ausland können sich nur für Kurse <strong>der</strong><br />

sieben regulären <strong>Akademie</strong>n sowie <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong>n des Vere<strong>in</strong>s <strong>Jugendbildung</strong> <strong>in</strong> <strong>Gesellschaft</strong><br />

<strong>und</strong> Wissenschaft e.V. (JGW e.V.) bewerben.<br />

BEWERBUNG<br />

BITTE BIS<br />

15. MÄRZ 2012<br />

–– 11


Vergabe <strong>der</strong> Plätze<br />

Auf Gr<strong>und</strong>lage <strong>der</strong> Kurswünsche <strong>und</strong> <strong>der</strong> Bewerbungsunterlagen entscheidet die<br />

Deutsche Schüler<strong>Akademie</strong> über die Vergabe <strong>der</strong> Plätze. Dabei wird e<strong>in</strong> ausgewogenes<br />

Verhältnis von Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schülern angestrebt. Ferner wird auf e<strong>in</strong>e angemessene<br />

zahlenmäßige Berücksichtigung aller B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong> geachtet. E<strong>in</strong> Rechtsanspruch<br />

auf Teilnahme besteht nicht. Bei erheblichen Bewerberüberhängen für e<strong>in</strong>zelne Kurse<br />

entscheidet das Los. Wer die Teilnahmevoraussetzungen erfüllt <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e Absage erhält,<br />

für den bedeutet dies ke<strong>in</strong>eswegs e<strong>in</strong> Zweifel an <strong>der</strong> Qualifikation. Im Jahre 2011<br />

lag die Aufnahmequote bei 58 Prozent.<br />

Weitere Fragen zum Zulassungsverfahren <strong>und</strong> zum <strong>Ablauf</strong> <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong>n werden<br />

gern von den Mitarbeiter<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Mitarbeitern <strong>der</strong> Geschäftsstelle <strong>der</strong> Deutschen<br />

Schüler<strong>Akademie</strong> beantwortet. Durch sie werden ggf. auch Kontakte zu ehemaligen<br />

Teilnehmenden o<strong>der</strong> Kursleitenden vermittelt, die über die <strong>Akademie</strong>n Auskunft<br />

geben können. Darüber h<strong>in</strong>aus bieten die Internetseiten <strong>der</strong> Deutschen Schüler-<br />

<strong>Akademie</strong> (www.deutsche-schuelerakademie.de) sowie des Clubs <strong>der</strong> Ehemaligen e.V.<br />

(www.cde-ev.de) bzw. des Vere<strong>in</strong>s <strong>Jugendbildung</strong> <strong>in</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>und</strong> Wissenschaft e.V.<br />

(www.jgw-ev.de) e<strong>in</strong>en guten E<strong>in</strong>blick.<br />

12 ––<br />

Kosten / Eigenleistung / Rücktritt<br />

Die Kosten für die Organisation <strong>und</strong> Durchführung <strong>der</strong> Deutschen Schüler<strong>Akademie</strong><br />

werden hauptsächlich vom B<strong>und</strong>esm<strong>in</strong>isterium für Bildung <strong>und</strong> Forschung, vom Stifterverband<br />

für die Deutsche Wissenschaft <strong>und</strong> weiteren För<strong>der</strong>ern aufgebracht.<br />

Von den Teilnehmenden <strong>der</strong> regulären Schüler<strong>Akademie</strong>n wird e<strong>in</strong>e Eigenbeteiligung<br />

von 550 Euro erwartet, was etwa den Kosten für Unterkunft <strong>und</strong> Verpflegung im gastgebenden<br />

Internat entspricht.<br />

Die Kosten für die Mult<strong>in</strong>ationalen <strong>Akademie</strong>n werden von <strong>der</strong> Haniel Stiftung, Duisburg,<br />

getragen. Die Höhe <strong>der</strong> Eigenbeteiligung für die Teilnahme an e<strong>in</strong>er Mult<strong>in</strong>ationalen<br />

<strong>Akademie</strong> beträgt für Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler aus Deutschland ebenfalls<br />

550 Euro, für Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler aus den mittelosteuropäischen Län<strong>der</strong>n aufgr<strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung durch die Haniel Stiftung nur 100 Euro.<br />

Die Organisation <strong>der</strong> JGW-Schüler<strong>Akademie</strong>n erfolgt ehrenamtlich. Die Kosten für die<br />

Durchführung werden über die Eigenbeteiligung gedeckt. Diese beträgt für die <strong>Akademie</strong>n<br />

des JGW e.V. aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> kürzeren Dauer 395 Euro.<br />

Bei allen <strong>Akademie</strong>n kann die Eigenbeteiligung auf Antrag ermäßigt o<strong>der</strong> erlassen<br />

werden.


Studienstiftung des deutschen Volkes<br />

Die Studienstiftung des deutschen Volkes wurde 1925 <strong>in</strong> Dresden gegründet <strong>und</strong> ist<br />

damit das älteste deutsche Begabtenför<strong>der</strong>ungswerk. Sie ist politisch, konfessionell<br />

<strong>und</strong> weltanschaulich unabhängig. Zurzeit werden r<strong>und</strong> 10.500 Studierende <strong>und</strong><br />

Doktoranden geför<strong>der</strong>t.<br />

Je<strong>der</strong> Stipendiat erhält e<strong>in</strong> monatliches Büchergeld sowie e<strong>in</strong> Lebenshaltungsstipendium,<br />

dessen Höhe vom Elterne<strong>in</strong>kommen abhängig ist. Des Weiteren gibt es e<strong>in</strong><br />

umfangreiches För<strong>der</strong>programm, das u.a. Auslandsstipendien, wissenschaftliche<br />

Kollegs, Sprachkurse <strong>und</strong> Sommerakademien be<strong>in</strong>haltet.<br />

Die Deutsche Schüler<strong>Akademie</strong> hat jedes Jahr die Möglichkeit, herausragende Teilnehmer<strong>in</strong>nen<br />

<strong>und</strong> Teilnehmer für das Auswahlverfahren vorzuschlagen; das Team<br />

<strong>der</strong> <strong>Akademie</strong>- <strong>und</strong> Kursleitenden e<strong>in</strong>er <strong>Akademie</strong> kann solche Vorschläge unterbreiten.<br />

Die Studienstiftung ist darüber h<strong>in</strong>aus Partner bei <strong>der</strong> Gew<strong>in</strong>nung von Kursleitenden<br />

für die Deutsche Schüler <strong>Akademie</strong> aus dem Kreis ihrer ehemaligen Stipendiaten.<br />

Für die seit Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Deutschen Schüler<strong>Akademie</strong> gewährte För<strong>der</strong>ung sagen wir<br />

herzlichen Dank.<br />

Damit s<strong>in</strong>d auch alle Kosten für Kursprogramm, Betreuung <strong>und</strong> die vom Veranstalter<br />

geplanten kursübergreifenden Aktivitäten <strong>und</strong> Exkursionen abgedeckt. Die Fahrtkosten<br />

zwischen Wohnort <strong>und</strong> <strong>Akademie</strong> s<strong>in</strong>d von den Teilnehmenden selbst zu tragen<br />

ebenso wie Ausgaben für persönliche Arbeitsmaterialien, Telefon, Porto, private Ausflüge,<br />

Fahrradmiete, zusätzliche Getränke o.Ä.<br />

E<strong>in</strong> Rücktritt von <strong>der</strong> Teilnahme ist bis zum 15. Mai 2012 (E<strong>in</strong>gang bei <strong>der</strong> Geschäftsstelle<br />

<strong>der</strong> Deutschen Schüler<strong>Akademie</strong>) bzw. bis sieben Tage nach Versand <strong>der</strong><br />

Entscheidung über e<strong>in</strong>en Ermäßigungsantrag kostenlos möglich. Danach wird bei<br />

Rücktritt ohne wichtigen Gr<strong>und</strong> (z.B. Krankheit) e<strong>in</strong>e Bearbeitungsgebühr von 50 Euro<br />

erhoben.<br />

Ermäßigung o<strong>der</strong> Erlass <strong>der</strong> Eigenbeteiligung<br />

Die Eigenbeteiligung kann ermäßigt o<strong>der</strong> erlassen werden, wenn die E<strong>in</strong>kommensverhältnisse<br />

<strong>der</strong> Familie die Zahlung <strong>der</strong> Eigenbeteiligung nur zum Teil o<strong>der</strong> gar nicht<br />

zulassen. Ke<strong>in</strong> Schüler/ke<strong>in</strong>e Schüler<strong>in</strong> sollte daher alle<strong>in</strong> aus f<strong>in</strong>anziellen Gründen<br />

von e<strong>in</strong>er Bewerbung Abstand nehmen. Die Platzvergabe erfolgt ohne Berücksichtigung<br />

<strong>der</strong> E<strong>in</strong>kommensverhältnisse. E<strong>in</strong> Antrag auf Ermäßigung o<strong>der</strong> Erlass ist erst<br />

nach Erhalt <strong>der</strong> Teilnahmezusage zu stellen. Die Beurteilung <strong>der</strong> Bedürftigkeit folgt im<br />

Wesentlichen den Regeln des BAföG.<br />

Zeitplan<br />

Das Bewerbungs- <strong>und</strong> Verteilungsverfahren 2012 läuft mit folgenden Term<strong>in</strong>en:<br />

– Bis zum 15. März muss die Bewerbung an die Deutsche Schüler<strong>Akademie</strong> abgesandt<br />

se<strong>in</strong>.<br />

– Die Zusagen <strong>und</strong> Absagen werden bis zum 30. April an die Bewerber versandt.<br />

Bitte nicht vorher nachfragen!<br />

– Bei e<strong>in</strong>er Zusage muss die Eigenbeteiligung bis zum 15. Mai auf dem Konto des<br />

Vere<strong>in</strong>s Bildung <strong>und</strong> Begabung e.V. e<strong>in</strong>gegangen se<strong>in</strong>. Spätestens zu diesem Term<strong>in</strong><br />

muss alternativ <strong>der</strong> Antrag auf Ermäßigung o<strong>der</strong> Erlass <strong>der</strong> Eigenbeteiligung bei<br />

<strong>der</strong> Deutschen Schüler<strong>Akademie</strong> vorliegen. Er wird <strong>in</strong>nerhalb weniger Tage bearbeitet.<br />

–– 13


14 ––<br />

Anreise<br />

Rechtzeitig vor Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong> werden die Adressen <strong>der</strong> Teilnehmenden<br />

versandt, damit sie sich für die Fahrt absprechen <strong>und</strong> Fahrgeme<strong>in</strong>schaften bilden<br />

können. Mit <strong>der</strong> Anmeldung erklärt sich die Bewerber<strong>in</strong> bzw. <strong>der</strong> Bewerber e<strong>in</strong>verstanden,<br />

dass die Adresse zu diesem Zwecke weitergegeben werden darf.<br />

Ferienterm<strong>in</strong>e<br />

Die Sommerferien liegen <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n unterschiedlich, sodass<br />

die <strong>Akademie</strong> vielleicht nur teilweise <strong>in</strong> die Ferienzeit fällt. In diesem Fall ist es<br />

erfor<strong>der</strong>lich, bei <strong>der</strong> Schule <strong>und</strong>/o<strong>der</strong> Schulaufsichtsbehörde e<strong>in</strong>en Antrag auf<br />

Freistellung vom Unterricht zu stellen. E<strong>in</strong>ige B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong> haben bereits von<br />

sich aus die Schulen ihres Landes gebeten, Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler ggf. vom<br />

Unterricht freizustellen. Die Deutsche Schüler<strong>Akademie</strong> wird nötigenfalls solche<br />

Anträge unterstützen.<br />

Mult<strong>in</strong>ationale <strong>Akademie</strong>n<br />

Diese <strong>Akademie</strong>n sollen Forum für e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tensive Begegnung von Jugendlichen aus jeweils<br />

fünf europäischen Län<strong>der</strong>n se<strong>in</strong>, zur grenz überschreitenden Begabtenför<strong>der</strong>ung<br />

beitragen <strong>und</strong> das gegenseitige Verständnis <strong>und</strong> die Zusammenarbeit för<strong>der</strong>n. In Waldenburg<br />

werden Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler aus Deutschland, Rumänien, <strong>der</strong> Slowakei<br />

<strong>und</strong> Tschechien sowie aus Ungarn zusammentreffen, während <strong>in</strong> Torgelow bei Waren<br />

die Län<strong>der</strong> Deutschland, Estland, Lettland, Litauen <strong>und</strong> Polen vertreten se<strong>in</strong> werden.<br />

Die <strong>Akademie</strong>n werden im Wesentlichen nach den Strukturen <strong>der</strong> Deutschen Schüler-<br />

<strong>Akademie</strong> organisiert, s<strong>in</strong>d aber auf vier Kurse mit je 16 Teilnehmenden begrenzt. Die<br />

Kurse werden paritätisch aus den beteiligten Län<strong>der</strong>n besetzt.<br />

Die mult<strong>in</strong>ationale Zusammensetzung <strong>der</strong> Kurse macht es möglich, viele Aspekte <strong>der</strong><br />

nationalen Kulturen <strong>in</strong> das <strong>Akademie</strong>leben, <strong>in</strong> kursübergreifende Angebote <strong>und</strong> Veranstaltungen<br />

e<strong>in</strong>zubr<strong>in</strong>gen, so z.B. auch E<strong>in</strong>führungen <strong>in</strong> die Sprachen <strong>der</strong> beteiligten<br />

Län<strong>der</strong>. Geme<strong>in</strong>same Arbeitssprache während <strong>der</strong> gesamten <strong>Akademie</strong>n ist Deutsch.<br />

Die Eigenbeteiligung für diese <strong>Akademie</strong>n beträgt für Teilnehmende aus Deutschland<br />

550 Euro, für Teilnehmende aus den an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n 100 Euro. Auch hier ist e<strong>in</strong>e<br />

Reduktion o<strong>der</strong> e<strong>in</strong> Erlass <strong>in</strong> begründeten Fällen möglich.


Ausländische Teilnehmer<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Teilnehmer ...<br />

Unabhängig von <strong>der</strong> Durchführung <strong>der</strong> Mult<strong>in</strong>ationalen <strong>Akademie</strong>n werden wie <strong>in</strong><br />

jedem Jahr auch zahlreiche Jugendliche aus dem Ausland an den regulären Schüler-<br />

<strong>Akademie</strong>n teilnehmen.<br />

… <strong>und</strong> ihre Gastfamilien<br />

Um diesen ausländischen Teilnehmenden, <strong>der</strong>en Muttersprache nicht Deutsch ist,<br />

die E<strong>in</strong>gewöhnung <strong>in</strong> Deutschland zu erleichtern, werden sie e<strong>in</strong>geladen, bereits e<strong>in</strong>e<br />

Woche vor Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong> bei e<strong>in</strong>em Teilnehmer bzw. e<strong>in</strong>er Teilnehmer<strong>in</strong> zu<br />

wohnen. Hierfür werden Familien gesucht, die bereit s<strong>in</strong>d, diesen e<strong>in</strong>wöchigen Familienaufenthalt<br />

zu ermöglichen. Wer bereit ist, e<strong>in</strong>e(n) ausländische(n) Teilnehmer(<strong>in</strong>)<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Woche vor dem jeweiligen <strong>Akademie</strong>beg<strong>in</strong>n bei sich aufzunehmen, wird gebeten,<br />

dies bei <strong>der</strong> Bewerbung anzugeben.<br />

Nach <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong><br />

Je<strong>der</strong> Teilnehmer <strong>und</strong> jede Teilnehmer<strong>in</strong> erhält e<strong>in</strong>e Besche<strong>in</strong>igung über die Kursteilnahme<br />

<strong>und</strong> e<strong>in</strong> Exemplar <strong>der</strong> Dokumentation <strong>der</strong> besuchten <strong>Akademie</strong>. Weiterh<strong>in</strong><br />

können die Teilnehmenden <strong>und</strong> Kursleitenden nach <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong> dem Club <strong>der</strong><br />

Ehemaligen e.V. (siehe auch Seite 108) beitreten. Darüber h<strong>in</strong>aus hat die Deutsche<br />

Schüler<strong>Akademie</strong> jedes Jahr die Möglichkeit, e<strong>in</strong>ige Teilnehmer<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Teilnehmer<br />

für das Auswahlverfahren <strong>der</strong> Studienstiftung des deutschen Volkes vorzuschlagen<br />

(sie he Seite 13). Die Entscheidung hierüber treffen die <strong>Akademie</strong>- <strong>und</strong> Kursleitenden.<br />

–– 15


16 ––<br />

AKADEMIE BRAUNSCHWEIG I (26. JULI BIS 11. AUGUST 2012)<br />

<strong>Akademie</strong><br />

Braunschweig I<br />

CJD Jugenddorf-Christophorusschule<br />

Braunschweig<br />

Das CJD Braunschweig liegt am Rande <strong>der</strong> Stadt Braunschweig. Die r<strong>und</strong> 250.000 E<strong>in</strong>wohner<br />

zählende Stadt bietet zahlreiche Angebote e<strong>in</strong>er Universitätsstadt mit Forschungsanstalten,<br />

Museen usw. Zum Jugenddorf gehören das Gymnasium, die Internationale Schule Braunschweig-Wolfsburg,<br />

die Hans-Georg-Karg-Gr<strong>und</strong>schule <strong>und</strong> die Musische <strong>Akademie</strong>.<br />

Das Jugenddorf bietet e<strong>in</strong> umfangreiches Freizeit- <strong>und</strong> Bildungsangebot. Zum Gymnasium von<br />

Klasse 5 bis 12 für ca. 900 Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler gehört e<strong>in</strong> Internat für Jungen <strong>und</strong> Mädchen<br />

mit 130 Plätzen. Die Unterbr<strong>in</strong>gung erfolgt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel <strong>in</strong> Zweibettzimmern. Neben <strong>der</strong><br />

Normalverpflegung gibt es auch vegetarische Kost o<strong>der</strong> Diätkost. Die Gebäude des Gymnasiums<br />

<strong>und</strong> des Internats liegen auf e<strong>in</strong>em Gelände mit alten Bäumen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nähe e<strong>in</strong>es Naturschutzreservats<br />

mit günstiger Straßenbahn- <strong>und</strong> Busverb<strong>in</strong>dung zur Innenstadt.<br />

Fortsetzung siehe Seite 24 …


JUGENDDORF-CHRISTOPHORUSSCHULE BRAUNSCHWEIG<br />

GEORG WESTERMANN-ALLEE 76<br />

38104 BRAUNSCHWEIG<br />

www.cjd-braunschweig.de<br />

Programm<br />

1.1 Chaostheorie <strong>und</strong> Mandelbrotmenge<br />

1.2 Warum Blut nicht immer rot se<strong>in</strong> muss<br />

1.3 Die Ökonomik von Altruismus, Liebe <strong>und</strong> Milchkartons<br />

1.4 Tödliche Entscheidungen<br />

1.5 Zwischen Ostalgie, Verdrängung <strong>und</strong> Vergessen<br />

1.6 Die Weisheit <strong>der</strong> Po<strong>in</strong>te<br />

Leitung kursübergreifende Musik<br />

Thomas Schlerka (Jg. 1975) ist mit Leib <strong>und</strong> Seele <strong>und</strong> von ganzem Herzen<br />

Musiker. Er begann bereits mit 12 Jahren als Jungstudent, war mehrfach Preisträger<br />

bei »Jugend musiziert« <strong>in</strong> Klavier <strong>und</strong> Gesang, dirigierte bereits mit 15<br />

Jahren se<strong>in</strong> erstes S<strong>in</strong>foniekonzert <strong>und</strong> wurde seither von namhaften Dirigenten<br />

geför<strong>der</strong>t <strong>und</strong> unterrichtet (Harnoncourt, Celibidache, Rill<strong>in</strong>g u.a.). Tom studierte<br />

katholische Kirchenmusik, Komposition <strong>und</strong> künstlerisches Dirigieren.<br />

Beson<strong>der</strong>s liegt ihm die Arbeit mit musikbegeisterten Jugendlichen am Herzen.<br />

Bei <strong>der</strong> DSA ist er seit dem Jahr 2000 tätig, zuerst als kursübergreifen<strong>der</strong> Musiker,<br />

dann als Kursleiter (Musik/Theologie). Tom hat e<strong>in</strong>e Professur für künstlerisches Dirigieren<br />

<strong>in</strong>ne. In se<strong>in</strong>er knapp bemessenen Freizeit liest er sehr gerne, spielt gerne Badm<strong>in</strong>ton <strong>und</strong> Tennis.<br />

Se<strong>in</strong>e größte Leidenschaft aber ist <strong>und</strong> bleibt das Telefonieren.<br />

(26. JULI BIS 11. AUGUST 2012) AKADEMIE BRAUNSCHWEIG I<br />

<strong>Akademie</strong>leitung<br />

Judith Günther (Jg. 1973) studierte Chemie an <strong>der</strong> Technischen Universität<br />

Darmstadt, wo sie während <strong>der</strong> Diplomarbeit ihr Interesse für Computermethoden<br />

entdeckte <strong>und</strong> fortan den Laborkittel an den Nagel hängte (jetzt ist er nur<br />

noch bei Schüler<strong>Akademie</strong>n wie<strong>der</strong> im E<strong>in</strong>satz). Seit ihrer Promotion beschäftigt<br />

sie sich mit Arzneistoffentwicklung <strong>und</strong> mit rechnergestützten Verfahren,<br />

um <strong>in</strong> dreidimensionale Prote<strong>in</strong>strukturen neue Wirkstoffkandidaten h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>zubasteln.<br />

Die Forschung, aber auch die Begeisterung am kunterbunten kulturellen<br />

Leben <strong>und</strong> Treiben <strong>der</strong> Stadt führten Judith vor zehn Jahren nach Berl<strong>in</strong>. Da<br />

sie Fremdsprachen am liebsten vor Ort lernt, reist Judith gerne <strong>und</strong> kommt dann häufig zurück<br />

mit e<strong>in</strong>em Koffer voller Bücher, die sie gar nicht alle lesen kann, <strong>und</strong> Kisten voller We<strong>in</strong>flaschen,<br />

die sie gar nicht alle alle<strong>in</strong> tr<strong>in</strong>ken kann.<br />

Ute Schütte (Jg. 1983) verbrachte 2001 auf <strong>der</strong> Schüler<strong>Akademie</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Grovesmühle zwei unvergesslich tolle Wochen. Im Sommer 2010 erlebte sie die<br />

Schüler<strong>Akademie</strong> e<strong>in</strong> zweites Mal – aus Kursleiterperspektive. Nun freut sie sich<br />

darauf, die Schüler<strong>Akademie</strong> <strong>in</strong> Braunschweig noch e<strong>in</strong>mal neu kennenzulernen.<br />

Ute studierte Pharmazie <strong>in</strong> Münster <strong>und</strong> darf sich nach Ausflügen nach<br />

Lille <strong>und</strong> Boston seit 2009 Apotheker<strong>in</strong> nennen. Im Moment arbeitet sie am<br />

Universitätskl<strong>in</strong>ikum Bonn an ihrer Doktorarbeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Krebsforschung. Wenn<br />

sie nicht gerade im Labor pipettiert o<strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Apotheke K<strong>und</strong>en berät, s<strong>in</strong>gt<br />

sie <strong>in</strong> ihrer Freizeit mit Begeisterung <strong>in</strong> verschiedenen Chören.<br />

Maximilian Frank (Jg. 1994) erwirbt momentan se<strong>in</strong>e allgeme<strong>in</strong>e Hochschulreife<br />

an <strong>der</strong> Hohen Landesschule Hanau. Den Prüfungen <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Leistungskursen<br />

Physik <strong>und</strong> Geschichte sieht er erwartungsvoll entgegen. Nach <strong>der</strong> Reifeprüfung<br />

möchte er Psychologie studieren, da <strong>der</strong> Mensch für ihn den zweifelsfrei<br />

spannendsten Forschungsgegenstand darstellt. Im Jahr 2011 war er selbst<br />

Teilnehmer <strong>der</strong> Deutschen Schüler<strong>Akademie</strong> <strong>in</strong> Braunschweig <strong>und</strong> freut sich<br />

riesig darauf, e<strong>in</strong> Jahr später dorth<strong>in</strong> zurückzukehren <strong>und</strong> zusammen mit Judith<br />

<strong>und</strong> Ute DSA e<strong>in</strong>mal aus e<strong>in</strong>er ganz an<strong>der</strong>en Perspektive zu erleben <strong>und</strong> zu<br />

gestalten. Wenn es die doch zeit<strong>in</strong>tensive Abiturvorbereitung zulässt, liegt ihm die Lektüre philosophischer<br />

Texte, historischer Romane sowie <strong>der</strong> Flug se<strong>in</strong>es Modellhubschraubers am Herzen.<br />

Den nötigen Ausgleich f<strong>in</strong>det er im Basketballspiel, des Weiteren ist er passionierter Bogenschütze<br />

<strong>und</strong> e<strong>in</strong>er heißen Tasse Tee nie abgeneigt.<br />

–– 17


18 ––<br />

AKADEMIE BRAUNSCHWEIG I (26. JULI BIS 11. AUGUST 2012)<br />

Kurs 1.1<br />

Chaostheorie <strong>und</strong> Mandelbrotmenge<br />

Im Kurs geht es um die Chaostheorie. Hier ist die Iteration,<br />

die mehrfache H<strong>in</strong>tere<strong>in</strong>an<strong>der</strong>ausführung von Funktionen,<br />

von Bedeutung. Bei <strong>der</strong> Iteration e<strong>in</strong>er Funktion f ergibt<br />

sich für e<strong>in</strong>e Zahl x0 e<strong>in</strong> Orbit<br />

,<br />

wobei f n [ ] [ 2]<br />

[ 3]<br />

Of ( x0) = ( x0, f( x0), f ( x0), f ( x0),<br />

…)<br />

die n -fache Iteration von f bezeichnet:<br />

f( x0)<br />

[ 2]<br />

f ( x0) = f ( f( x0)<br />

)<br />

[ 3]<br />

[ 2]<br />

f ( x ) = f ( f ( x ) )= f f ( f( x ) )<br />

f<br />

⋮<br />

0<br />

[ n] [ n−1]<br />

0<br />

( ( ) )<br />

0 0<br />

( )<br />

( x ) = f ( f ( x0) )= f …f( f( x0))<br />

… .<br />

��������� n−mal<br />

Es werden Orbits reeller <strong>und</strong> komplexer quadratischer<br />

Funktionen untersucht. Begonnen wird mit <strong>der</strong> Untersuchung<br />

von Orbits von reellen Funktionen; bei diesen ist<br />

Kursleitung<br />

Birgit Griese (Jahrgang 1969) studierte nach e<strong>in</strong>em mehrmonatigen Aufenthalt<br />

<strong>in</strong> London an <strong>der</strong> He<strong>in</strong>rich-He<strong>in</strong>e-Universität Düsseldorf Mathematik<br />

<strong>und</strong> Englisch für die Sek<strong>und</strong>arstufen I <strong>und</strong> II. Nach dem Zweiten<br />

Staatsexamen veröffentlichte sie zusammen mit Hannes Stoppel 1997 das<br />

»Übungsbuch zur L<strong>in</strong>earen Algebra«, das <strong>in</strong>zwischen <strong>in</strong> <strong>der</strong> 7. Auflage bei<br />

Vieweg+Teubner erschien. Seit 1997 ist Birgit Griese an <strong>der</strong> Willy-Brandt-<br />

Gesamtschule <strong>in</strong> Bottrop tätig, wo sie seit 2008 Vorsitzende <strong>der</strong> Fachschaft<br />

Mathematik ist. Seit 2010 arbeitet sie am Projekt MP2 <strong>der</strong> Ruhr-Universität<br />

Bochum mit, das Ingenieurstudierende <strong>in</strong> <strong>der</strong> Studiene<strong>in</strong>gangsphase <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e im Fach<br />

Mathematik unterstützt. Die hierdurch <strong>in</strong>tensivierten E<strong>in</strong>blicke <strong>in</strong> die Didaktik <strong>der</strong> Mathematik<br />

haben sich als äußerst spannendes Tätigkeitsfeld herausgestellt.<br />

e<strong>in</strong> Orbit recht gut an e<strong>in</strong>em Funktionsgraphen zu untersuchen.<br />

Anschließend werden Orbits komplexer Funktionen untersucht.<br />

Hierbei werden gr<strong>und</strong>legende mathematische H<strong>in</strong>tergründe<br />

zu komplexen Zahlen � <strong>und</strong> zur komplexen<br />

Analysis erarbeitet.<br />

E<strong>in</strong>es <strong>der</strong> Ziele liegt bei <strong>der</strong> Untersuchung <strong>der</strong> Orbits<br />

2<br />

komplexer Funktionen Qc :��� mit Qc ( z)= z + c <strong>und</strong><br />

c �� dar<strong>in</strong>, Zusammenhänge zwischen <strong>der</strong> Struktur <strong>der</strong><br />

Mandelbrotmenge <strong>und</strong> den 0-Orbits <strong>der</strong> Funktionen Qc zu untersuchen.<br />

Für alle c �� gibt es e<strong>in</strong>e Gefangenenmenge. Sie besteht<br />

aus den komplexen Zahlen, <strong>der</strong>en 0-Orbits <strong>der</strong> Funktion<br />

Q c nicht gegen das Unendliche verlaufen. Die Gefangenenmengen<br />

unterscheiden sich für verschiedene c sehr<br />

stark vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong>, auch wenn sich das c nur ger<strong>in</strong>g verän<strong>der</strong>t.<br />

Die Strukturen <strong>der</strong> Gefangenenmengen <strong>in</strong> Abhängigkeit<br />

von c �� sollen untersucht werden. Hierbei ergeben<br />

sich Zusammenhänge<br />

zwischen 0-Orbits <strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> Struktur <strong>der</strong> Gefangenenmengen.<br />

Der Rand des den Ursprung des Koord<strong>in</strong>atensystems enthaltenden,<br />

nierenförmigen Teils <strong>der</strong> Mandelbrotmenge lässt<br />

sich durch e<strong>in</strong>e Parametrisierung<br />

φ � π φ π φ<br />

1<br />

1<br />

·exp ( 2·<br />

·· i )− ·exp ( 4·<br />

·· i )<br />

2<br />

4<br />

mit <strong>der</strong> komplexen Exponentialfunktion exp <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

imag<strong>in</strong>ären E<strong>in</strong>heit i = −1 beschreiben. Es sollen Beziehungen<br />

zwischen e<strong>in</strong>er bestimmten Parametrisierung <strong>und</strong><br />

dem Verhalten (beispielsweise <strong>der</strong> Periode) <strong>der</strong> 0-Orbits auf<br />

dem Graphen <strong>der</strong> Parametrisierung untersucht werden.<br />

Mit Hilfe e<strong>in</strong>es Computers können umfangreiche Berechnungen<br />

<strong>und</strong> graphische Darstellungen durchgeführt <strong>und</strong><br />

sichtbar gemacht werden.<br />

Hannes Stoppel (Jg. 1966) studierte von 1988 bis 1993 Mathematik <strong>und</strong> Physik <strong>in</strong> Düsseldorf.<br />

Nach se<strong>in</strong>em anschließenden Referendariat <strong>und</strong> Tätigkeiten von 1993 bis 1999 im<br />

Bereich Mathematik an <strong>der</strong> Uni Düsseldorf arbeitete er von 2000 bis 2001 als Mathematiker<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Wirtschaft. Seit dem Jahr 2001 ist er Lehrer für Mathematik, Physik <strong>und</strong> Informatik<br />

am Max-Planck-Gymnasium <strong>in</strong> Gelsenkirchen. Neben se<strong>in</strong>em Unterricht leitet Hannes seit<br />

dem Jahr 2001 jährlich Schülerteams bei Jugend forscht o<strong>der</strong> Intel Leibniz Challenge <strong>und</strong><br />

Arbeitsgruppen <strong>der</strong> Schülerakademie <strong>der</strong> Bezirksregierung Münster für die Jahrgangsstufen<br />

6 <strong>und</strong> 13. Ferner gibt er häufig Workshops <strong>in</strong> Mathematik für Lehrer<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Lehrer. Hannes<br />

schrieb im Jahr 1997 zusammen mit Birgit Griese das »Übungsbuch zur L<strong>in</strong>earen Algebra«. Im Jahr 2000<br />

verfasste er das Buch »Mathematik anschaulich«, <strong>und</strong> im Jahr 2010 entstand das Arbeitsheft »Stochastik <strong>und</strong><br />

Statistik«.In <strong>der</strong> Freizeit spielt Hannes <strong>in</strong> zwei Trios Jazz <strong>und</strong> Rockmusik am Schlagzeug.


Kurs 1.2<br />

Warum Blut nicht immer rot se<strong>in</strong> muss<br />

Komplexchemie<br />

Verb<strong>in</strong>dungen, die heute <strong>der</strong> Stoffklasse <strong>der</strong> Komplexverb<strong>in</strong>dungen<br />

zugeordnet werden, s<strong>in</strong>d schon seit e<strong>in</strong>igen<br />

Jahrhun<strong>der</strong>ten bekannt. So berichtete im Jahre 1798 Tassaert<br />

über die Synthese e<strong>in</strong>es orangegelben Feststoffs <strong>der</strong><br />

Zusammensetzung CoCl 3 ∙ 6NH 3 . Bis zu Beg<strong>in</strong>n des 20. Jh.<br />

wurden zahlreiche weitere so genannte »Verb<strong>in</strong>dungen höherer<br />

Ordnung« entdeckt. Jedoch blieb lange Zeit die Frage<br />

nach ihrem Aufbau <strong>und</strong> chemischen Verhalten umstritten.<br />

Erst 100 Jahre nach Tassaerts Beobachtung stellte Alfred<br />

Werner 1898 mit se<strong>in</strong>er »Koord<strong>in</strong>ationslehre« e<strong>in</strong>e Theorie<br />

auf, die alle bis dah<strong>in</strong> aufgekommenen Wi<strong>der</strong>sprüche erklärte.<br />

Hierfür wurde er 1913 mit dem Nobelpreis für Chemie<br />

ausgezeichnet. Demzufolge besteht e<strong>in</strong> Komplex aus<br />

e<strong>in</strong>em zentralen Metallion <strong>und</strong> e<strong>in</strong>er bestimmten Anzahl<br />

daran geb<strong>und</strong>ener Moleküle o<strong>der</strong> Ionen, die als Liganden<br />

die Koord<strong>in</strong>ationssphäre bilden, <strong>in</strong>dem sie über freie Elektronenpaare<br />

koord<strong>in</strong>ieren.<br />

Das auffälligste Merkmal vieler Komplexverb<strong>in</strong>dungen ist<br />

ihre Farbe, neben welcher aber noch weitere physikalische<br />

Eigenschaften wie <strong>der</strong> Magnetismus von Bedeutung s<strong>in</strong>d.<br />

Kursleitung<br />

Kathr<strong>in</strong> Daub (Jg. 1982) studierte an <strong>der</strong> Universität zu Köln Chemie <strong>und</strong><br />

Biologie auf Lehramt für die Sek<strong>und</strong>arstufen II/I. Anschließend arbeitete sie <strong>in</strong><br />

Köln <strong>und</strong> Arizona, USA, an ihrer Doktorarbeit <strong>in</strong> Anorganischer Chemie, die<br />

sie 2009 abschloss. Seit kurzem ist sie mit dem Referendariat fertig <strong>und</strong> arbeitet<br />

nun am Albert-Schweitzer-Gymnasium <strong>in</strong> Hürth. In ihrer Freizeit ist sie e<strong>in</strong>e<br />

unermüdliche Läufer<strong>in</strong>, mag Ballsportarten, liest viel <strong>und</strong> geht <strong>in</strong>s K<strong>in</strong>o, Theater<br />

o<strong>der</strong> zum FC. Und im Sommer reist sie immer gerne zur DSA nach Braunschweig,<br />

wo sie sich <strong>in</strong>zwischen schon sehr heimisch fühlt.<br />

(26. JULI BIS 11. AUGUST 2012) AKADEMIE BRAUNSCHWEIG I<br />

Doch wie werden jene Größen bee<strong>in</strong>flusst? Zur Klärung <strong>der</strong><br />

Frage werden anhand von Kurzreferaten <strong>und</strong> Experimenten<br />

die Eigenschaften verschiedener Zentralmetalle, die Fülle<br />

unterschiedlicher Liganden <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Auswirkung auf die<br />

Zusammensetzung e<strong>in</strong>es Komplexes untersucht.<br />

Um Voraussagen <strong>und</strong> Deutungen zum Aufbau <strong>und</strong> zur<br />

Geometrie von Komplexen sowie <strong>der</strong> damit verb<strong>und</strong>enen<br />

physikalischen Eigenschaften treffen zu können, ist e<strong>in</strong>e<br />

Betrachtung <strong>der</strong> B<strong>in</strong>dungssituation notwendig. Als theoretische<br />

Gr<strong>und</strong>lage wird im Kurs die Ligandenfeldtheorie<br />

behandelt, wobei e<strong>in</strong> vertiefter E<strong>in</strong>blick unter Aspekten<br />

<strong>der</strong> Molekülorbitaltheorie möglich ist. Im Rahmen dieser<br />

Thematik werden zudem anhand von Röntgenbeugung,<br />

Schw<strong>in</strong>gungs- <strong>und</strong> UV/VIS-Spektroskopie e<strong>in</strong>ige Methoden<br />

zur Strukturaufklärung von Komplexen theoretisch <strong>und</strong><br />

z.T. auch praktisch herangezogen.<br />

Die Anwendungsgebiete <strong>der</strong> Komplexverb<strong>in</strong>dungen s<strong>in</strong>d<br />

sehr weitreichend; z.B. spielen sie als Katalysatoren <strong>in</strong> <strong>in</strong>dustriellen<br />

Prozessen e<strong>in</strong>e große Rolle, aber auch <strong>in</strong> jedem<br />

Organismus s<strong>in</strong>d sie zur Aufrechterhaltung von Lebensprozessen<br />

essentiell: Wie erfolgt die Sauerstoffb<strong>in</strong>dung<br />

im Hämoglob<strong>in</strong>? Was hat es mit blauem Blut auf sich?<br />

Und welche Bedeutung haben Komplexe <strong>in</strong> <strong>der</strong> Krebstherapie?<br />

Solche Fragen werden aus Sicht <strong>der</strong> Komplexchemie<br />

betrachtet. Als biologischer Ligand nimmt dabei <strong>der</strong><br />

Tetrapyrrol-R<strong>in</strong>g e<strong>in</strong>e f<strong>und</strong>amentale Rolle e<strong>in</strong>, aber auch<br />

Am<strong>in</strong>osäureseitenketten <strong>in</strong> Prote<strong>in</strong>en sowie Nukleobasen<br />

s<strong>in</strong>d potenzielle Liganden. Deren Komplexbildungsfähigkeit<br />

ermöglicht zwar die Nutzung von Metallionen im Organismus,<br />

kann aber gleichzeitig zum Funktionsverlust von<br />

Prote<strong>in</strong>en o<strong>der</strong> zu DNA-Schäden führen, wenn Metallionen<br />

unkontrolliert <strong>in</strong> Zellen gelangen – wie es bei Schwermetallvergiftungen<br />

<strong>der</strong> Fall ist.<br />

Neben Erkenntnissen zur Komplexchemie werden auch naturwissenschaftliche<br />

Denk- <strong>und</strong> Arbeitsweisen akzentuiert.<br />

Hierzu zählen vor allem e<strong>in</strong> selbständiges Planen <strong>und</strong> Auswerten<br />

von Experimenten, aber auch e<strong>in</strong>e anschließende<br />

Reflexion über eigenes Vorgehen <strong>und</strong> den Wert experimentellen<br />

Arbeitens.<br />

Zum Verständnis <strong>der</strong> elektronischen Verhältnisse <strong>in</strong> Komplexen<br />

ist die Kenntnis des Orbitalmodells erfor<strong>der</strong>lich,<br />

worüber je<strong>der</strong> im Vorfeld des Kurses e<strong>in</strong> Skript erhalten<br />

wird.<br />

Marike Wolberg (Jg. 1982) studierte Chemie, Nie<strong>der</strong>ländisch <strong>und</strong> Biologie auf Lehramt<br />

für die Sek<strong>und</strong>arstufen II/I an <strong>der</strong> Uni Köln, wo sie sich nun als Promotionsstudent<strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Anorganischen Chemie widmet. In ihrer Freizeit scheut sie sich nicht trotz anwesen<strong>der</strong><br />

bissiger H<strong>und</strong>e am Rhe<strong>in</strong> entlang zu laufen, besucht gerne die e<strong>in</strong>e o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e<br />

Kletterhalle o<strong>der</strong> liest e<strong>in</strong> Geschichtsmagaz<strong>in</strong>. Sofern sie Zeit erübrigen kann, verbr<strong>in</strong>gt<br />

sie diese gerne mit e<strong>in</strong>em Ausflug <strong>in</strong> die Nie<strong>der</strong>lande, wo sie 2008/2009 für das Goethe-<br />

Institut an e<strong>in</strong>er Gesamtschule Deutsch unterrichtete <strong>und</strong> Kulturwissenschaften studierte.<br />

Sie freut sich auf ihre erste <strong>Akademie</strong>.<br />

–– 19


20 ––<br />

AKADEMIE BRAUNSCHWEIG I (26. JULI BIS 11. AUGUST 2012)<br />

Kurs 1.3<br />

Die Ökonomik von Altruismus,<br />

Liebe <strong>und</strong> Milchkartons<br />

Wirtschaftswissenschaftliche Theorien angewendet auf das normale Leben<br />

Warum machen sich Leute Geschenke? Wer bekommt<br />

gute Noten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schule? Nach welchen Kriterien wählen<br />

Männer ihre Partner aus – <strong>und</strong> nach welchen Frauen? (Und<br />

warum lassen sie sich scheiden?) Warum kann man Medikamente<br />

nicht im Supermarkt kaufen? Warum s<strong>in</strong>d Dosen<br />

r<strong>und</strong> <strong>und</strong> Milchkartons eckig? Ökonomen haben auf diese<br />

Fragen Antworten entwickelt, Alltagsökonomik sozusagen.<br />

Der Kurs will diese Antworten verstehen, überprüfen <strong>und</strong><br />

diskutieren, wie s<strong>in</strong>nvoll sie s<strong>in</strong>d.<br />

Die Mikroökonomik erklärt das Handeln von Menschen<br />

mit rationalen Motiven: Je<strong>der</strong> versucht se<strong>in</strong>en eigenen<br />

»Nutzen« zu maximieren, je<strong>der</strong> ist e<strong>in</strong> Egoist. Damit lassen<br />

sich nicht nur F<strong>in</strong>anzkrisen <strong>und</strong> Unternehmensfusionen<br />

erklären, son<strong>der</strong>n manchmal auch Phänomene des Alltags,<br />

soziale Interaktion <strong>und</strong> zwischenmenschliche Verhaltensweisen.<br />

Weihnachtsgeschenke <strong>und</strong> Freiwilligenarbeit<br />

Kursleitung<br />

Lion Hirth (Jg. 1985) kennt Marie aus Tüb<strong>in</strong>gen. Er liebt Bergsteigen <strong>und</strong><br />

Fotografieren. Lei<strong>der</strong> s<strong>in</strong>d die Alpen von Berl<strong>in</strong>-Kreuzberg nicht ganz e<strong>in</strong>fach<br />

zu erreichen, aber dafür kann man dort gut Rennrad fahren <strong>und</strong> Tanzen<br />

gehen. Er freut sich auf viele rationale Diskussionen <strong>und</strong> e<strong>in</strong> paar irrationale<br />

Gespräche auf <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong>. Lion studierte <strong>in</strong> Tüb<strong>in</strong>gen, den USA<br />

<strong>und</strong> Chile Volkswirtschaftslehre <strong>und</strong> arbeitet bei e<strong>in</strong>em Stromkonzern.<br />

erklären Ökonomen beispielsweise nicht mit Altruismus,<br />

son<strong>der</strong>n mit dem Versuch, sich altruistisch ersche<strong>in</strong>en zu<br />

lassen, um sozialen Status <strong>und</strong> Anerkennung zu gew<strong>in</strong>nen.<br />

Ob e<strong>in</strong> Paar sich für K<strong>in</strong><strong>der</strong> entscheidet, hängt ökonomisch<br />

gesprochen von den Präferenzen <strong>der</strong> beiden Partner<br />

ab – <strong>und</strong>, wenn diese unterschiedlich s<strong>in</strong>d, auch von ihrer<br />

jeweiligen Verhandlungsmacht, zum Beispiel von ihrem<br />

E<strong>in</strong>kommen. Empirische Untersuchungen zeigen: Je mehr<br />

e<strong>in</strong>e Frau im Vergleich zu ihrem Mann verdient, desto eher<br />

kann sie ihren K<strong>in</strong><strong>der</strong>wunsch durchsetzen.<br />

Ziel des Kurses ist zu verstehen, wie die Wirtschaftswissenschaften<br />

zu ihren Erklärungen kommt, welche Annahmen<br />

sie trifft, wie man ihre Theorien überprüfen kann – <strong>und</strong> wo<br />

sie falsch liegt. Als Handwerkszeug dafür dienen die neoklassische<br />

Mikroökonomik <strong>und</strong> statistische Verfahren, wie<br />

Regressionsanalysen. Die Teilnehmenden werden sich <strong>in</strong><br />

Konzepte wie Nutzenmaximierung, Lagrange-Optimierung<br />

<strong>und</strong> Spieltheorie e<strong>in</strong>arbeiten <strong>und</strong> sie verwenden. Dort, wo<br />

rationale Erklärungen an ihre Grenzen stoßen, diskutieren<br />

sie Erkenntnisse aus <strong>der</strong> Verhaltensökonomik <strong>und</strong> Soziologie<br />

o<strong>der</strong> erarbeiten sich diese Erkenntnisse selbst, <strong>in</strong>dem<br />

sie Verhaltensexperimente durchführen.<br />

Am Ende des Kurses hat je<strong>der</strong> hoffentlich e<strong>in</strong> Gefühl dafür<br />

bekommen, wie sozialwissenschaftliche Theorien entstehen<br />

<strong>und</strong> wie viel theoriegeleitete Erkenntnisse über die wirkliche<br />

Welt aussagen können. Damit wäre e<strong>in</strong> Stück Wissenschaftstheorie<br />

am eigenen Leib erfahrbar geworden.<br />

Für diesen Kurs ist ke<strong>in</strong> über den Schulstoff h<strong>in</strong>ausgehendes<br />

Vorwissen notwendig. Wichtige Voraussetzung ist<br />

Interesse an menschlichem Verhalten, Offenheit für unkonventionelle<br />

Theorien <strong>und</strong> e<strong>in</strong> bisschen Spaß an Mathematik.<br />

Marie-Theres von Schickfus (Jg. 1985) ist gerade völlig irrational dabei, ihrem Diplom<br />

<strong>in</strong> Volkswirtschaftslehre aus Tüb<strong>in</strong>gen <strong>und</strong> Warschau noch e<strong>in</strong>en Magister <strong>in</strong> Geschichte<br />

h<strong>in</strong>zuzufügen. Dazu lebt sie <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>, wo sie ihre Freizeit mit Opernbesuchen <strong>und</strong> Ultimate<br />

Frisbee verbr<strong>in</strong>gt. Auf <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong> will sie sich natürlich auch <strong>in</strong>s Musizieren stürzen <strong>und</strong><br />

Ultimate spielen, aber vor allem Ideen mit <strong>in</strong>teressierten <strong>und</strong> <strong>in</strong>teressanten Menschen austauschen.


Kurs 1.4<br />

Tödliche Entscheidungen<br />

Mediz<strong>in</strong>ische <strong>und</strong> ethische Aspekte von Entscheidungen<br />

über Leben <strong>und</strong> Tod<br />

»Du sollst nicht töten.« – Das fünfte Gebot ist e<strong>in</strong>fach formuliert,<br />

doch se<strong>in</strong>e Umsetzung im mediz<strong>in</strong>ischen Alltag<br />

stellt uns vor erhebliche Probleme. Wann fängt menschliches<br />

Leben an? Was tun, wenn nicht genug mediz<strong>in</strong>ische<br />

Hilfe für alle Kranken da ist? Darf das Leben e<strong>in</strong>es E<strong>in</strong>zelnen<br />

für das Wohl vieler geopfert werden? Was ist mit<br />

dem Selbstbestimmungsrecht von unheilbar Kranken <strong>und</strong><br />

Selbstmör<strong>der</strong>n? Was ist <strong>der</strong> Tod?<br />

Die Diszipl<strong>in</strong> <strong>der</strong> Mediz<strong>in</strong>ethik bemüht sich um e<strong>in</strong>en<br />

systematischen Zugang zu solchen Fragen. Dabei geht es –<br />

an<strong>der</strong>s als <strong>in</strong> Talkshows <strong>und</strong> im Zeitungsfeuilleton – nicht<br />

um den Streit über Me<strong>in</strong>ungen, son<strong>der</strong>n um die Analyse<br />

<strong>der</strong> zentralen Begriffe <strong>und</strong> die Überprüfung möglicher Argumente<br />

auf ihre Geltung.<br />

Der Kurs be<strong>in</strong>haltet drei Schwerpunkte: allgeme<strong>in</strong>e ethische<br />

Theorie, mediz<strong>in</strong>isch-biologische Gr<strong>und</strong>lagen <strong>und</strong> die<br />

Diskussion von Problemen <strong>der</strong> angewandten Ethik.<br />

Kursleitung<br />

Josef<strong>in</strong>e Okoniewski (Jg. 1987) studierte <strong>in</strong> Leipzig Mediz<strong>in</strong> <strong>und</strong> hat gerade ihr<br />

Praktisches Jahr u.a. <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schweiz absolviert. Derzeitig promoviert sie über Globalischämie<br />

<strong>und</strong> bereitet sich auf ihre Abschlussprüfung vor. In ihrer Freizeit bastelt<br />

<strong>und</strong> werkelt sie gern, besucht Opernhausveranstaltungen (egal ob Oper, Musical,<br />

Ballett o<strong>der</strong> Konzert), greift zu e<strong>in</strong>em Buch o<strong>der</strong> schaut e<strong>in</strong>en guten Film.<br />

(26. JULI BIS 11. AUGUST 2012) AKADEMIE BRAUNSCHWEIG I<br />

In <strong>der</strong> allgeme<strong>in</strong>en ethischen Theorie werden moralische<br />

Urteile untersucht: Wie funktioniert e<strong>in</strong> solches Urteil?<br />

Nach welchen Kriterien werden Handlungen als moralisch<br />

gut o<strong>der</strong> schlecht bewertet? Die Teilnehmenden lesen im<br />

Kurs klassische Autoren, wie Immanuel Kant <strong>und</strong> John<br />

Stuart Mill, <strong>und</strong> werden so an den Umgang mit anspruchsvollen<br />

philosophischen Texten herangeführt. Durch die Beschäftigung<br />

mit <strong>der</strong> ethischen Theorie wird das F<strong>und</strong>ament<br />

für die anschließende sachliche Diskussion <strong>der</strong> mediz<strong>in</strong>ethischen<br />

Fragen gelegt.<br />

Anhand mediz<strong>in</strong>ischer Fachliteratur werden im Kurs die<br />

für die Organspende relevanten Krankheitsbil<strong>der</strong> mit Ursachen,<br />

Symptomen <strong>und</strong> Behandlungsmöglichkeiten vorgestellt,<br />

wie zum Beispiel Nierenversagen, Leberversagen <strong>und</strong><br />

Leukämie. Ebenso setzen sich die Teilnehmenden mit dem<br />

<strong>Ablauf</strong> e<strong>in</strong>er Organspende <strong>und</strong> den rechtlichen Regelungen<br />

ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>. E<strong>in</strong> weiteres Thema werden die verschiedenen<br />

Stammzelltypen <strong>und</strong> die Entwicklung von Embryonen<br />

se<strong>in</strong>, um so die Möglichkeiten, Risiken <strong>und</strong> Probleme von<br />

Stammzellforschung, Präimplantationsdiagnostik <strong>und</strong><br />

Pränataldiagnostik zu verstehen. E<strong>in</strong> zusätzlicher Komplex<br />

beschäftigt sich mit Themen zum Ende des Lebens, wie<br />

Sterbehilfe, Suizid <strong>und</strong> Patientenverfügung.<br />

Den dritten Schwerpunkt des Kurses bilden mo<strong>der</strong>ne Aufsätze<br />

aus <strong>der</strong> angewandten Ethik, welche sich <strong>der</strong> philosophischen<br />

Untersuchung konkreter moralischer Probleme<br />

widmen. Dazu zählt die gerechte Verteilung von Spen<strong>der</strong>organen,<br />

die moralische Zulässigkeit von Sterbehilfe <strong>und</strong><br />

die Frage, welchen Schutz <strong>und</strong> welche Rechte menschliche<br />

Embryonen genießen sollten.<br />

E<strong>in</strong> wichtiges Ziel des Kurses ist es, dass die Teilnehmenden<br />

die gängigen Typen von Argumentationen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

mediz<strong>in</strong>ethischen Debatte kennen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>schätzen lernen,<br />

um sich darauf aufbauend eigene Standpunkte zu erarbeiten<br />

<strong>und</strong> diese begründen zu können.<br />

Mart<strong>in</strong> Palauneck (Jg. 1982) studierte an den Universitäten Leipzig <strong>und</strong> Basel Philosophie,<br />

Mathematik <strong>und</strong> Theoretische Physik. Inzwischen promoviert er <strong>in</strong> Leipzig<br />

über die Rolle von Traditionen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Moral. Er ist e<strong>in</strong> Fan von Aristoteles <strong>und</strong> Kant,<br />

außerdem liebt er alle Arten von Sw<strong>in</strong>g, Soul <strong>und</strong> Funk, spielt Posaune im Studentenorchester<br />

<strong>und</strong> geht gerne tanzen, wann immer sich die Gelegenheit dazu bietet.<br />

–– 21


22 ––<br />

AKADEMIE BRAUNSCHWEIG I (26. JULI BIS 11. AUGUST 2012)<br />

Kurs 1.5<br />

Zwischen Ostalgie, Verdrängung <strong>und</strong> Vergessen<br />

Die Geschichte <strong>der</strong> DDR<br />

Die Geschichte <strong>der</strong> DDR ist präsent <strong>und</strong> unsichtbar zugleich:<br />

E<strong>in</strong>erseits erregen Jahrestage <strong>und</strong> bestimmte Aspekte<br />

<strong>der</strong> DDR (z.B. Stasi, Mauer) regelmäßig mediale <strong>und</strong><br />

politische Aufmerksamkeit, <strong>und</strong> die Quantität wissenschaftlicher<br />

Publikationen ist unüberschaubar. An<strong>der</strong>erseits<br />

jedoch herrscht <strong>in</strong> breiten Teilen <strong>der</strong> Bevölkerung wenig<br />

Kenntnis über die Geschichte <strong>der</strong> DDR. So stellte beispielsweise<br />

e<strong>in</strong>e Berl<strong>in</strong>er Studie von 2007 fest, dass bei 21,8<br />

Prozent <strong>der</strong> befragten Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler die DDR<br />

überhaupt nicht Teil des Lehrstoffes war <strong>und</strong> dass 46,6<br />

Prozent denken, die DDR werde zu wenig thematisiert.<br />

Aus zwei Gründen bef<strong>in</strong>det sich <strong>der</strong> Umgang mit <strong>der</strong> DDR-<br />

Geschichte momentan zwischen Ostalgie, Verdrängung<br />

<strong>und</strong> Vergessen: Erstens steht bis heute <strong>der</strong> fortdauernde E<strong>in</strong>igungsprozess<br />

im Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong>. Zweitens f<strong>in</strong>den Themen<br />

wie <strong>der</strong> Alltag o<strong>der</strong> die Vergnügungskultur <strong>in</strong> <strong>der</strong> DDR<br />

kaum den Weg <strong>in</strong> die Öffentlichkeit. Das Ziel des Kurses ist<br />

es, e<strong>in</strong>en differenzierten Blick auf die Geschichte <strong>der</strong> DDR,<br />

Ansätze <strong>der</strong> Geschichtsschreibung, politische Diskussionen<br />

sowie die Er<strong>in</strong>nerungskultur zu entwickeln.<br />

Kursleitung<br />

L<strong>in</strong>da Braun (Jg. 1984) studierte <strong>in</strong> Bielefeld, Basel <strong>und</strong> Tüb<strong>in</strong>gen Geschichte<br />

<strong>und</strong> L<strong>in</strong>guistik. Seit 2009 ist sie Doktorand<strong>in</strong> an <strong>der</strong> Johns Hopk<strong>in</strong>s<br />

University (Baltimore) <strong>und</strong> promoviert über die Rezeption <strong>und</strong> Aufführungspraktiken<br />

von Ragtime <strong>und</strong> Jazz <strong>in</strong> Deutschland. In ihrer Freizeit<br />

lässt sie sich von Gesprächen, Büchern, Debatten <strong>und</strong> Musik (Klassik, Jazz)<br />

fasz<strong>in</strong>ieren, spielt gerne <strong>Gesellschaft</strong>sspiele <strong>und</strong> lernt Sprachen. Momentan<br />

liest <strong>und</strong> diskutiert sie beson<strong>der</strong>s gerne jiddische Literatur.<br />

Im ersten Teil des Kurses werden staatliche, wirtschaftliche<br />

<strong>und</strong> gesellschaftliche Strukturen <strong>der</strong> DDR im chronologischen<br />

Überblick betrachtet, um e<strong>in</strong> gr<strong>und</strong>legendes<br />

Verständnis für die folgenden Inhalte zu schaffen. Zentrale<br />

Themen s<strong>in</strong>d beispielsweise Elemente <strong>der</strong> Herrschaftspraxis<br />

<strong>der</strong> SED, Theorie <strong>und</strong> Lebenswirklichkeit des »real<br />

existierenden Sozialismus« o<strong>der</strong> auch Konzepte wie »Antifaschismus«<br />

<strong>und</strong> »Friedensstaat«. Des Weiteren werden<br />

Forschungsansätze <strong>und</strong> Konzeptionen <strong>der</strong> DDR als »totalitärer«<br />

Staat, »Unrechtsstaat«, »Fürsorgediktatur«, »Doppelstaat«<br />

o<strong>der</strong> auch »partizipatorische Diktatur« untersucht<br />

<strong>und</strong> diskutiert.<br />

Zweitens stehen ausgewählte Themen <strong>der</strong> DDR-Geschichte<br />

im Mittelpunkt. Zum Beispiel wird <strong>der</strong> Alltag e<strong>in</strong>e bedeutende<br />

Rolle spielen, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e das Arrangieren mit dem<br />

o<strong>der</strong> gar das Profitieren von dem Herrschaftssystem im<br />

Gegensatz zur Verfolgung durch den staatlichen Repressionsapparat.<br />

Gerade <strong>in</strong> Bezug auf die Überwachung ist es<br />

<strong>in</strong>teressant, wie sehr diese auch den Alltag betreffen konnte.<br />

So ist bis heute ungeklärt, warum die hier abgedruckte<br />

Photographie <strong>der</strong> Sitzecke für die Stasi e<strong>in</strong>e solche Brisanz<br />

hatte, dass sie zerrissen wurde.<br />

Zentral für den dritten<br />

Teil des Kurses ist <strong>der</strong><br />

»Kampf um die Er<strong>in</strong>nerung«<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> DDR<br />

sowie nach 1989 <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

BRD. Wie wurde <strong>in</strong> dem<br />

selbsternannten »Arbeiter-<br />

<strong>und</strong> Bauernstaat«<br />

e<strong>in</strong>e Er<strong>in</strong>nerungskultur <strong>in</strong><br />

Anknüpfung an die deut-<br />

http://simonmenner.com/Seiten/Stasi/Stasi%20<br />

-%20Destroyed%20Images.html<br />

(MfS-HA-VII-Fo-0807-0003)<br />

sche Geschichte geschaffen? Wie ist die Er<strong>in</strong>nerungskultur<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> BRD beschaffen? Welche Aspekte werden betont,<br />

welche ausgeklammert? Welche Rolle nehmen Befürworter<br />

<strong>der</strong> DDR <strong>und</strong> Opfer <strong>der</strong> Repressionen e<strong>in</strong>?<br />

Für den Kurs s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>en Vorkenntnisse erfor<strong>der</strong>lich,<br />

jedoch die Bereitschaft, sich auf neue Inhalte<br />

<strong>und</strong> Sichtweisen e<strong>in</strong>zulassen <strong>und</strong> Texte gründlich zu lesen<br />

<strong>und</strong> zu analysieren. Zur Vorbereitung des Kurses wird<br />

e<strong>in</strong> Rea<strong>der</strong> zur Verfügung gestellt, <strong>der</strong> die Gr<strong>und</strong>lage für<br />

den ersten Teil des Kurses schaffen wird. Danach werden<br />

Inhalte <strong>und</strong> diverse Quellen (z.B. Archivalien, Filme, Tondokumente)<br />

<strong>in</strong> Gruppen- <strong>und</strong> Projektarbeit sowie mit dem<br />

ganzen Kurs zusammen erarbeitet.<br />

Andreas Gnahm (Jg. 1982) studierte von 2003 bis 2008 Geschichte, Politikwissenschaft<br />

<strong>und</strong> Late<strong>in</strong> an <strong>der</strong> Universität Tüb<strong>in</strong>gen, absolvierte anschließend e<strong>in</strong> Referendariat <strong>und</strong> das<br />

Zweite Staatsexamen <strong>in</strong> Reutl<strong>in</strong>gen <strong>und</strong> wohnt seit 2010 <strong>in</strong> Ulm, wo er momentan am Schubart-Gymnasium<br />

als Lehrer tätig ist. In se<strong>in</strong>er Freizeit beschäftigt er sich nicht nur mit dem<br />

Blick <strong>in</strong> die Vergangenheit, son<strong>der</strong>n auch mit dem Blick <strong>in</strong> die Weite, bevorzugt von den<br />

Bergen aus. In flacheren Regionen lässt er sich auch gerne von Literatur, Musik <strong>und</strong> <strong>Gesellschaft</strong>sspielen<br />

mit guten Fre<strong>und</strong>en begeistern.


Kurs 1.6<br />

Die Weisheit <strong>der</strong> Po<strong>in</strong>te<br />

Amerikanische Sitcoms<br />

Wenn <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Serie Lachkonserven die Zuschauer darauf<br />

aufmerksam machen, wo die Po<strong>in</strong>te war, dann handelt es<br />

sich um e<strong>in</strong>e Sitcom. Diese kurze Spezialform <strong>der</strong> Serie ist<br />

seit den 1980er Jahren <strong>in</strong> vielfachen Variationen fester Bestandteil<br />

amerikanischer Serienkultur. Auch im deutschen<br />

Fernsehen s<strong>in</strong>d viele Sitcoms synchronisiert zu TV-Hits geworden:<br />

Von Alf, E<strong>in</strong>e schrecklich nette Familie über Friends<br />

<strong>und</strong> Die Nanny bis zu How I Met Your Mother s<strong>in</strong>d Sitcoms<br />

oft über Jahre e<strong>in</strong> Teil unseres kulturellen Alltags. Als<br />

Zuschauer verfolgen wir die Beziehungen, Konflikte <strong>und</strong><br />

Entwicklungen <strong>der</strong> jeweiligen Figuren, wir lachen über die<br />

Po<strong>in</strong>ten, über die Missgeschicke, über die Situationskomik<br />

– <strong>und</strong> vor allem über das, was wir wie<strong>der</strong>erkennen als unser<br />

Eigenes.<br />

Das Fernsehen <strong>und</strong> Serien <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e können als »kulturelles<br />

Forum« gelten, auf dem unterschiedliche Ansichten,<br />

Lebensstile <strong>und</strong> gesellschaftliche Normen vorgestellt <strong>und</strong><br />

Kursleitung<br />

Barbara Hornberger (Jg. 1970) studierte Kulturwissenschaften mit den<br />

Fächern Musik <strong>und</strong> Literatur/Theater/Medien sowie den Schwerpunkten<br />

Gesang <strong>und</strong> Populäre Kultur. Als wissenschaftliche Mitarbeiter<strong>in</strong><br />

an <strong>der</strong> Universität Hildesheim darf sie sich beruflich mit den D<strong>in</strong>gen<br />

beschäftigen, die ihr am meisten Spaß machen: Musik, Theater, Film,<br />

Kabarett, Fernsehen, Literatur … <strong>und</strong> zwar praktisch <strong>und</strong> theoretisch.<br />

Nach e<strong>in</strong>igen Jahren <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong>leitung freut sie sich jetzt wie<strong>der</strong> auf<br />

e<strong>in</strong>en spannenden Kurs <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e weitere Schüler<strong>Akademie</strong>.<br />

(26. JULI BIS 11. AUGUST 2012) AKADEMIE BRAUNSCHWEIG I<br />

verhandelt werden. Serien bieten spielerisch Verhaltens-<br />

<strong>und</strong> Weltmodelle an, Sitcoms tun dies mit Mitteln <strong>der</strong><br />

Komik. Dabei werden stellvertretend Konflikte durchgespielt<br />

<strong>und</strong> Lösungen ausprobiert. Diese Angebote müssen<br />

von den Zuschauern nicht übernommen werden, aber sie<br />

bieten e<strong>in</strong>en Orientierungsrahmen <strong>und</strong> Möglichkeiten zur<br />

Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung. Darum s<strong>in</strong>d Serien auch gesellschaftliche<br />

Integrationsorte: Mitten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Unterhaltung werden<br />

Probleme, Tabus, gesellschaftliche Fragen platziert <strong>und</strong> die<br />

verschiedenen Perspektiven darauf durchgespielt. <strong>Gesellschaft</strong>liche<br />

<strong>und</strong> kulturelle Verän<strong>der</strong>ungen f<strong>in</strong>den so ihren<br />

Wi<strong>der</strong>hall <strong>in</strong> fiktionalen Erzählungen.<br />

Im Kurs werden verschiedene Sitcoms – Klassiker ebenso<br />

wie aktuelle Erfolgsserien – auf ihre Weltentwürfe, Erzählweisen,<br />

Figuren-Konstellationen, Dramaturgie-Konzepte<br />

<strong>und</strong> Schauspielstile h<strong>in</strong> analysiert <strong>und</strong> verglichen. Theore-<br />

tischer H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Analysen s<strong>in</strong>d verschiedene kulturwissenschaftliche<br />

Konzepte <strong>und</strong> Methoden, u.a. aus den<br />

Cultural Studies <strong>und</strong> <strong>der</strong> Hermeneutik.<br />

Ziel ist es, den Teilnehmenden e<strong>in</strong>e gr<strong>und</strong>legende E<strong>in</strong>führung<br />

<strong>in</strong> die Analyse von Sitcoms <strong>und</strong> Serien zu geben.<br />

Dabei erhalten sie zugleich e<strong>in</strong>e allgeme<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong>s<br />

kulturwissenschaftliche <strong>und</strong> medienwissenschaftliche Arbeiten<br />

sowie <strong>in</strong> die Theorien zur Populären Kultur.<br />

In e<strong>in</strong>em zweiten Schritt werden die gewonnenen Erkenntnisse<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e eigene Schreib- <strong>und</strong> Spielpraxis überführt <strong>und</strong><br />

dar<strong>in</strong> überprüft <strong>und</strong> ausprobiert: Die Teilnehmenden werden<br />

selbst zu Drehbuchautoren avancieren <strong>und</strong> <strong>in</strong>nerhalb<br />

<strong>der</strong> analysierten Sitcomstoffe eigene Erzählvariationen entwickeln.<br />

Die Ergebnisse können dann <strong>in</strong> Auszügen gefilmt<br />

o<strong>der</strong> auf <strong>der</strong> Bühne ausprobiert werden.<br />

Eric Rentmeister (Jg. 1979) arbeitet als freischaffen<strong>der</strong> Schauspieler, Sänger, Regisseur <strong>und</strong> Choreograph.<br />

Direkt nach dem Diplom 2004 an <strong>der</strong> Folkwang Hochschule Essen wurde er von V<strong>in</strong>cent<br />

Paterson (bekannt als Choreograf von Madonna, Michael Jackson) als Conférencier für das<br />

Musical »Cabaret« <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> engagiert. In den letzten Monaten spielte er <strong>in</strong> <strong>der</strong> «West Side Story»<br />

<strong>und</strong> <strong>in</strong> «La Cage aux Folles». Im Schauspiel war er u.a. <strong>in</strong> »Woyzeck« <strong>und</strong> »Die Heilige Johanna<br />

<strong>der</strong> Schlachthöfe« zu sehen, aktuell im mehrfach nom<strong>in</strong>ierten <strong>und</strong> ausgezeichneten »Adler an Falke«.<br />

2009 übernahm er die Choreographie bei »Evita« am Theater Dortm<strong>und</strong>. Se<strong>in</strong>e jüngste Regiearbeit<br />

war »Hänsel <strong>und</strong> Gretel« (2008) am Westdeutschen Tourneetheater Remscheid.<br />

–– 23


24 ––<br />

AKADEMIE BRAUNSCHWEIG II (16. AUGUST BIS 1. SEPTEMBER 2012)<br />

<strong>Akademie</strong><br />

Braunschweig II<br />

CJD Jugenddorf-Christophorusschule<br />

Braunschweig<br />

Fortsetzung von Seite 16:<br />

In <strong>der</strong> Schule ist die gute Ausstattung des naturwissenschaftlichen Bereichs hervorzuheben.<br />

Sowohl <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bibliothek als auch im PC-Zentrum bietet die Schule vernetzte Rechner-Pools mit<br />

Internet-Zugang.<br />

Vielfältig s<strong>in</strong>d die Möglichkeiten zur sportlichen <strong>und</strong> musisch-künstlerischen Betätigung auf<br />

dem Jugenddorfgelände: Für Fußball kann e<strong>in</strong> Kle<strong>in</strong>spielfeld genutzt werden, ferner gibt es e<strong>in</strong><br />

Volleyball- <strong>und</strong> e<strong>in</strong> Beachvolleyballfeld sowie e<strong>in</strong>en Basketballkorb. Außerdem steht e<strong>in</strong>e große,<br />

teilbare Sporthalle mit e<strong>in</strong>em separaten Gymnastikraum zur Verfügung. Zwei Tischtennisplatten<br />

<strong>und</strong> zwei Tischkicker, die sich auf dem Außengelände des Jugenddorfes bef<strong>in</strong>den, r<strong>und</strong>en das<br />

Angebot ab.<br />

Zum Musizieren laden Klaviere, drei Flügel, e<strong>in</strong> Cembalo <strong>und</strong> verschiedene an<strong>der</strong>e Instrumente<br />

e<strong>in</strong>. Ferner gibt es e<strong>in</strong>en Bandkeller <strong>und</strong> e<strong>in</strong> Kammertheater mit ca. 100 Plätzen. Zum Kunstbereich<br />

gehören Zeichensaal <strong>und</strong> Werkraum.


JUGENDDORF-CHRISTOPHORUSSCHULE BRAUNSCHWEIG<br />

GEORG WESTERMANN-ALLEE 76<br />

38104 BRAUNSCHWEIG<br />

www.cjd-braunschweig.de<br />

Programm<br />

2.1 Simulierte Natur<br />

2.2 Kosmos <strong>und</strong> Chaos …<br />

2.3 Design Th<strong>in</strong>k<strong>in</strong>g<br />

2.4 Wissenschaftskommunikation<br />

2.5 Zitiert? Plagiiert? Bearbeitet?<br />

2.6 Texte auf Wan<strong>der</strong>schaft<br />

Leitung kursübergreifende Musik<br />

Mario Pfister (Jg. 1988) studiert <strong>der</strong>zeit an <strong>der</strong> Uni Regensburg Lehramt Musik<br />

<strong>und</strong> an <strong>der</strong> Hochschule für Katholische Kirchenmusik <strong>und</strong> Musikpädagogik Regensburg<br />

(HfMK) Chorleitung bei Prof. Kunibert Schäfer, unter dessen Leitung<br />

er u.a. im Neuen Kammerchor <strong>der</strong> HfKM s<strong>in</strong>gt. Neben dem Studium gilt se<strong>in</strong><br />

musikalisches Engagement v.a. dem Vokalensembles »assonanz« aus Bamberg<br />

als aktiver Sänger <strong>und</strong> musikalischer Leiter. Als Ausgleich neben <strong>der</strong> Musik hat<br />

seit vielen Jahren das Basketballspielen e<strong>in</strong>en wichtigen Platz <strong>in</strong> <strong>der</strong> Freizeitgestaltung,<br />

auch mit Fre<strong>und</strong>en verbr<strong>in</strong>gt er sehr gerne Zeit. Für ihn ist es die erste<br />

Teilnahme an <strong>der</strong> Deutschen Schüler<strong>Akademie</strong>.<br />

(16. AUGUST BIS 1. SEPTEMBER 2012) AKADEMIE BRAUNSCHWEIG II<br />

<strong>Akademie</strong>leitung<br />

Hartmut Rosa (Jg. 1965) wurde auf e<strong>in</strong>en Lehrstuhl für Allgeme<strong>in</strong>e <strong>und</strong> Theoretische<br />

Soziologie an <strong>der</strong> Friedrich-Schiller-Universität Jena berufen – nachdem<br />

er zuvor <strong>in</strong> Augsburg <strong>und</strong> Essen Politische Theorie lehrte <strong>und</strong> <strong>in</strong> Freiburg,<br />

London, Berl<strong>in</strong> <strong>und</strong> Harvard Politikwissenschaft, Germanistik <strong>und</strong> Philosophie<br />

studierte. In se<strong>in</strong>em Buch »Beschleunigung« geht er <strong>der</strong> Frage nach, warum wir<br />

nie Zeit haben, obwohl wir dauernd welche sparen. Ab <strong>und</strong> zu lehrt er auch<br />

an <strong>der</strong> New School for Social Research <strong>in</strong> New York – <strong>der</strong> schnellsten Stadt <strong>der</strong><br />

Welt. Zum Ausgleich blickt er als Hobby-Astronom <strong>in</strong> die Sterne, spielt <strong>und</strong> hört<br />

alle Arten von Musik von Mozart bis Rock Hard o<strong>der</strong> er orgelt <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en Kirchen, wenn er nicht<br />

h<strong>in</strong>ter Bällen unterschiedlicher Größe herrennt: Kickern, Tischtennis, Tennis, Volleyball, Fußball<br />

...<br />

Svenja Es<strong>in</strong>s (Jg. 1989), 2008 selbst Teilnehmer<strong>in</strong> <strong>der</strong> DSA <strong>in</strong> Rostock, leitet<br />

seitdem fast jährlich <strong>Akademie</strong>n zusammen mit Hartmut Rosa. Sie studiert Mediz<strong>in</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Fahrradstadt Münster. Nebenbei spielt sie Wasserball <strong>und</strong> hat nun<br />

auch den Tauchsport für sich entdeckt. Musik (Querflöte) sowie das Reisen gehören<br />

zu ihren größten Leidenschaften. Das Schuljahr 2006/2007 hat sie <strong>in</strong><br />

Texas verbracht <strong>und</strong> betreut nun ehemalige <strong>und</strong> zukünftige Austauschschüler.<br />

Sie freut sich jetzt schon auf die Teilnehmenden <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong> Braunschweig,<br />

auf geme<strong>in</strong>sames Musizieren <strong>und</strong> viele spannende Mitternachtsfußballspiele.<br />

–– 25


26 ––<br />

AKADEMIE BRAUNSCHWEIG II (16. AUGUST BIS 1. SEPTEMBER 2012)<br />

Kurs 2.1<br />

Simulierte Natur<br />

Die Physik hat große Fortschritte gemacht h<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>em<br />

sehr detaillierten Verständnis <strong>der</strong> gr<strong>und</strong>legenden Gesetzmäßigkeiten<br />

<strong>der</strong> Natur. Folgt daraus<br />

aber auch e<strong>in</strong> ebenso detailliertes<br />

Verständnis aller beobachtbaren Naturvorgänge?<br />

Nicht automatisch, da<br />

die Komplexität realer Vorgänge <strong>in</strong><br />

den meisten Fällen dazu führt, dass<br />

e<strong>in</strong>e geschlossene Lösung entwe<strong>der</strong><br />

gar nicht o<strong>der</strong> nur sehr schwierig zu<br />

f<strong>in</strong>den ist. Daher lassen sich <strong>in</strong> nur<br />

wenigen idealisierten Fällen aus den<br />

Gesetzen <strong>der</strong> Physik direkte Vorhersagen<br />

ableiten.<br />

Um dennoch Aussagen über das<br />

Verhalten von Systemen machen zu<br />

können, kann man <strong>in</strong> Fällen, <strong>in</strong> denen<br />

experimentelle Studien am tatsächlichen Objekt nicht<br />

möglich o<strong>der</strong> zu aufwendig s<strong>in</strong>d, auf Simulationen zurückgreifen.<br />

Mit <strong>der</strong> wachsenden Verfügbarkeit immer größerer<br />

Kursleitung<br />

Computerressourcen s<strong>in</strong>d numerische Simulationen von<br />

<strong>der</strong> Wettervorhersage bis zum Entwurf e<strong>in</strong>es Gebäudes allgegenwärtig<br />

geworden. E<strong>in</strong>e numerische<br />

Simulation kann e<strong>in</strong>mal als<br />

Vorhersagewerkzeug hilfreich se<strong>in</strong>,<br />

z.B. wenn die physikalische Theorie<br />

gut etabliert ist, aber <strong>der</strong> Systemaufbau<br />

sehr komplex. Zum an<strong>der</strong>en ist<br />

es aber auch möglich zu überprüfen,<br />

<strong>in</strong>wieweit die Theorie, die h<strong>in</strong>ter<br />

<strong>der</strong> Simulation steht, Vorhersagen<br />

produziert, die mit experimentellen<br />

Gegebenheiten im E<strong>in</strong>klang stehen.<br />

Ziel <strong>der</strong> Simulation ist es dabei,<br />

alle wesentlichen Eigenschaften des<br />

Systems abzubilden, <strong>und</strong> ihr Verhalten<br />

zu modellieren. Wie stellt man<br />

jedoch fest, ob alle wesentlichen Eigenschaften berücksichtigt<br />

s<strong>in</strong>d? Welche Information bezieht man <strong>in</strong> den Entwurf<br />

<strong>der</strong> Simulation e<strong>in</strong>? Welche vere<strong>in</strong>fachenden Annahmen<br />

s<strong>in</strong>d berechtigt? Kann man dem Ausgang <strong>der</strong> Simulation<br />

trauen? Wie genau entspricht <strong>der</strong> Simulationsausgang dem<br />

David Grellscheid (Jg. 1975) ist Elementarteilchenphysiker <strong>und</strong> lebt seit e<strong>in</strong>igen Jahren<br />

<strong>in</strong> Durham <strong>in</strong> Nordengland, wo er an e<strong>in</strong>em Softwarepaket zur Simulation von<br />

Teilchenkollisionen mitarbeitet, das von den Experimenten am Europäischen Kernforschungszentrum<br />

(CERN) verwendet wird. Er studierte Physik <strong>in</strong> Stuttgart <strong>und</strong> Cambridge,<br />

Großbritannien. Dort promovierte er zu e<strong>in</strong>em Thema aus <strong>der</strong> Str<strong>in</strong>gtheorie, bevorzugt<br />

jetzt aber physikalische Theorien, die sich auch überprüfen lassen. Neben <strong>der</strong><br />

Wissenschaftsgeschichte <strong>in</strong>teressieren ihn technische <strong>und</strong> juristische Risiken <strong>der</strong> Computernutzung<br />

<strong>und</strong> Fragen zum gesellschaftlichen Stellenwert <strong>der</strong> Naturwissenschaften.<br />

Die Teilnehmenden sollten e<strong>in</strong> Interesse an <strong>der</strong> mathematischen<br />

Modellierung von Naturvorgängen <strong>und</strong> am Programmieren<br />

mitbr<strong>in</strong>gen, beson<strong>der</strong>e Vorkenntnisse o<strong>der</strong> Programmiererfahrung<br />

s<strong>in</strong>d jedoch nicht notwendig. Sowohl die nötige Mathematik<br />

als auch die verwendete Programmiersprache Python wird<br />

im Vorfeld des Kurses e<strong>in</strong>geführt.<br />

tatsächlichen Experiment, das man eventuell nie direkt<br />

durchführen kann?<br />

Anhand von Programmierprojekten zu Themen wie Schaukeln,<br />

Satellitenbahnen, Ameisenstraßen, Gravitationswellen<br />

<strong>und</strong> Elementarteilchen, wird <strong>der</strong> Kurs e<strong>in</strong>en Überblick<br />

über die Modellierung physikalischer Vorgänge auf dem<br />

Computer geben <strong>und</strong> e<strong>in</strong>ige dieser Fragen beantworten.<br />

Dabei steht zunächst e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>arbeitung <strong>in</strong> die jeweilige<br />

physikalische Theorie am Anfang. Im praktischen Teil werden<br />

zu Beg<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>ige kle<strong>in</strong>ere Simulationsprojekte stehen,<br />

die vom Aufbau her nicht sehr komplex s<strong>in</strong>d, an denen<br />

sich aber die Arbeitsschritte <strong>und</strong> Probleme gut verdeutlichen<br />

lassen. Hier lassen sich e<strong>in</strong>ige <strong>der</strong> gr<strong>und</strong>legenden<br />

Techniken wie z.B. Differenzialgleichungen, Integralberechnung,<br />

Zufallsbewegung o<strong>der</strong> Optimierung e<strong>in</strong>zeln betrachten.<br />

Referate <strong>der</strong> Teilnehmer<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Teilnehmer bilden<br />

jeweils den E<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Thema.<br />

Im Verlauf des Kurses werden dann <strong>in</strong> Gruppen e<strong>in</strong>ige <strong>der</strong><br />

Projekte umgesetzt.<br />

Carsten Schneemann (Jg. 1977) hat es während se<strong>in</strong>es Studiums <strong>der</strong> Mathematik<br />

<strong>und</strong> Physik aus <strong>der</strong> schwäbischen Heimat, nach Zwischenstopps <strong>in</strong> Stuttgart<br />

<strong>und</strong> Gött<strong>in</strong>gen, <strong>in</strong>s preussische Potsdam verschlagen, wo er sich am Albert-E<strong>in</strong>ste<strong>in</strong>-Institut<br />

mit <strong>der</strong> Simulation von Gravitationswellen beschäftigte. Mittlerweile<br />

entwickelt er bei e<strong>in</strong>er kanadischen Firma bildgebende Systeme für die Kardiologie,<br />

was ihm auch erlaubt, <strong>in</strong>tensiv se<strong>in</strong>er Reisefreude nachzugehen. Darüber h<strong>in</strong>aus<br />

<strong>in</strong>teressiert er sich für Wissenschaftsphilosophie <strong>und</strong> gesellschaftsrelevante<br />

Aspekte naturwissenschaftlicher Forschung.


(16. AUGUST BIS 1. SEPTEMBER 2012) AKADEMIE BRAUNSCHWEIG II<br />

Kurs 2.2<br />

Kosmos <strong>und</strong> Chaos – Paradigmen<br />

des Studiums chaotischer Systeme<br />

E<strong>in</strong> <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>ärer Streifzug zwischen Philosophie, Mathematik <strong>und</strong> Physik<br />

»VORHERSAGEN SIND SCHWIERIG,<br />

BESONDERS WENN SIE DIE ZUKUNFT BETREFFEN.«<br />

NIELS BOHR<br />

Mit <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen, quantitativen Naturwissenschaften<br />

durch Galilei, Kepler, Newton u.a. kündigt<br />

sich e<strong>in</strong> Umbruch nicht nur <strong>in</strong> diesen Wissenschaften<br />

selbst, son<strong>der</strong>n <strong>in</strong> den f<strong>und</strong>amentalen Kategorien des<br />

Nachdenkens über die Welt an. Die herausragenden Erfolge<br />

<strong>der</strong> neuen mechanischen Theorie, ihre großartige<br />

Kraft <strong>in</strong> <strong>der</strong> Synthese <strong>und</strong> Erklärung <strong>der</strong> sche<strong>in</strong>bar heterogensten<br />

Phänomene regten die Zeitgenossen an, sich den<br />

Fragen nach den großen Zusammenhängen des Weltgeschehens<br />

neu zu stellen <strong>und</strong> neue Deutungen zu entwerfen.<br />

Unter diesen <strong>der</strong> französische Mathematiker Laplace, <strong>der</strong><br />

– um 1800 – annahm, dass die Kenntnis <strong>der</strong> Welt zu e<strong>in</strong>em<br />

e<strong>in</strong>zigen Augenblick ausreichen müsse, um ihre ganze Vergangenheit<br />

<strong>und</strong> Zukunft vollständig zu durchschauen – so-<br />

Kursleitung<br />

Fabian Bernste<strong>in</strong> (Jg. 1982) studierte Physik, Musik, Kultur- <strong>und</strong> Musikwissenschaft<br />

<strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> <strong>und</strong> Paris. Daher zählte die Herstellung photonischer Raumgitter<br />

<strong>in</strong> Photopolymeren ebenso zu se<strong>in</strong>em Studiencurriculum wie quellenkritische<br />

Untersuchungen von Manuskripten Felix Mendelssohn Bartholdys. Im<br />

Jahr 2000 nahm er zusammen mit Peter Parczewski an e<strong>in</strong>er Schüler<strong>Akademie</strong><br />

<strong>in</strong> Gaesdonck zur »Entfaltung von Paradoxien« teil. Se<strong>in</strong>e Freizeit verbr<strong>in</strong>gt er<br />

vornehmlich am Klavier, lesend o<strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>Gesellschaft</strong> se<strong>in</strong>er Fre<strong>und</strong>e.<br />

fern nur die Naturgesetze, die sie beherrschen, vollständig<br />

bekannt seien. Laplace war sich <strong>der</strong> praktischen Une<strong>in</strong>holbarkeit<br />

<strong>der</strong> Voraussetzung natürlich bewusst, doch war<br />

se<strong>in</strong> Argument, vom Standpunkt des damaligen Wissens,<br />

nichtsdestotrotz korrekt.<br />

Als Mathematiker dachte Laplace an die Komb<strong>in</strong>ation von<br />

Differenzialgleichungen <strong>und</strong> Anfangsbed<strong>in</strong>gungen, die <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Tat die Dynamik e<strong>in</strong>es Systems vollständig festlegen.<br />

Anschaulich wird je<strong>der</strong> Zustand als Ursache des folgenden<br />

gedacht, <strong>der</strong> aus ihm mittels <strong>der</strong> Naturgesetzlichkeit hervorgeht.<br />

Wenn dies so ist, dann genügt die Kenntnis e<strong>in</strong>es<br />

e<strong>in</strong>zigen Augenblicks, um daraus die Zustände zu allen<br />

an<strong>der</strong>en Zeitpunkten abzuleiten. Immanuel Kant hat diesen<br />

Gedanken, geschult an Newton, <strong>in</strong> <strong>der</strong> »Kritik <strong>der</strong> re<strong>in</strong>en<br />

Vernunft« so ausgesprochen: »Wenn wir also erfahren, daß<br />

etwas geschieht, so setzen wir dabei je<strong>der</strong>zeit voraus, daß<br />

irgend etwas vorausgehe, worauf es nach e<strong>in</strong>er Regel folgt.«<br />

Erst im 20. Jh. konnte Henri Po<strong>in</strong>caré zeigen, dass mit dem<br />

Räsonnement Laplaces etwas gr<strong>und</strong>sätzlich nicht stimmt.<br />

Aber was? O<strong>der</strong> an<strong>der</strong>s gefragt: Wo irrte Laplace?<br />

Diese Frage führt unmittelbar <strong>in</strong> die aufregende Welt <strong>der</strong><br />

Chaosforschung, die den Kurs sowohl <strong>in</strong> ihren mathematischen<br />

<strong>und</strong> physikalischen als auch philosophischen<br />

Aspekten beschäftigen wird. In diesem Erk<strong>und</strong>ungsgang<br />

werden anschauliche Phänomene, wie <strong>der</strong> sprichwörtlich<br />

gewordene Schmetterl<strong>in</strong>gseffekt (<strong>und</strong> die Frage, was es<br />

damit eigentlich auf sich hat) o<strong>der</strong> Musterbildungsprozesse<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> (Entwicklungs-)Biologie ebenso wenig fehlen, wie<br />

die Besichtigung <strong>der</strong> notwendigen mathematischen Begriffe<br />

<strong>und</strong> Modelle. Was ist e<strong>in</strong> Phasenraum, e<strong>in</strong> Attraktor, e<strong>in</strong>e<br />

Bifurkation? E<strong>in</strong>en Schlüssel zum Verständnis dieser Konzepte<br />

bildet die logistische Abbildung, die daher mit <strong>der</strong><br />

gebotenen Sorgfalt untersucht werden wird. Es wird sich<br />

zeigen, dass sich die zuweilen äußerst komplexe Dynamik<br />

chaotischer Systeme <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>fachen mathematischen<br />

Formalismus kodieren lässt, dem <strong>der</strong> symbolischen Dynamik.<br />

Dieses mathematische Handwerkszeug wird es<br />

erlauben, die verborgenen Mechanismen des Chaos besser<br />

zu verstehen <strong>und</strong> ihm auf allerlei Wegen zu folgen, es im<br />

Computer zu simulieren <strong>und</strong> <strong>in</strong> unserer Umwelt um uns<br />

herum, ja <strong>in</strong> <strong>der</strong> Tat: auf Schritt <strong>und</strong> Tritt, zu entdecken.<br />

Peter Parczewski (Jg. 1981) studierte <strong>in</strong> Stuttgart <strong>und</strong> Heidelberg Mathematik. Die Promotion<br />

über e<strong>in</strong> Thema <strong>der</strong> stochastischen Integrationstheorie bezüglich <strong>der</strong> fraktionalen<br />

Brownschen Bewegung führte ihn dann über Braunschweig nach Saarbrücken. In se<strong>in</strong>er<br />

Freizeit rennt er schon mal e<strong>in</strong>en Berg h<strong>in</strong>auf, beispielsweise auch <strong>in</strong> den Alpen bei <strong>der</strong><br />

Europameisterschaft im Extremberglauf. Neben Leichtathletik <strong>und</strong> dem Sportteil <strong>der</strong> Süddeutschen<br />

Zeitung widmet er sich aber vor allem dem Schreiben, welches mittlerweile<br />

ger<strong>in</strong>nt, sodass er sich 2011 im F<strong>in</strong>ale des »Literaturwettbewerbs open mike« wie<strong>der</strong>fand.<br />

–– 27


28 ––<br />

AKADEMIE BRAUNSCHWEIG II (16. AUGUST BIS 1. SEPTEMBER 2012)<br />

Kurs 2.3<br />

Design Th<strong>in</strong>k<strong>in</strong>g<br />

E<strong>in</strong>e praktische Annäherung an e<strong>in</strong>en Diskurs im Kontext von Internet <strong>und</strong> <strong>Gesellschaft</strong><br />

»ICH BIN NIE GESCHEITERT, ICH HATTE<br />

NUR ZEHNTAUSENDE IDEEN, DIE NICHT<br />

FUNKTIONIERTEN.«<br />

BENJAMIN FRANKLIN<br />

Lange war <strong>der</strong> Design Prozess vom Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Gedanken<br />

geprägt: Man g<strong>in</strong>g davon aus, dass man das Problem kennt<br />

<strong>und</strong> dass die Aufgabe dar<strong>in</strong> besteht, die richtige Lösung zu<br />

f<strong>in</strong>den. Immer wie<strong>der</strong> musste man jedoch feststellen, dass<br />

sowohl das Problem als auch die dafür entwickelten Lösungen<br />

nicht den Bedürfnissen <strong>der</strong> Benutzer entsprachen.<br />

In jüngerer Zeit bahnte sich daher e<strong>in</strong> Wandel des Innovationsverständnisses<br />

an. Dabei werden Problemstellungen<br />

<strong>und</strong> Lösungen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em zyklischen <strong>und</strong> iterativen Prozess<br />

entwickelt, wobei sukzessive Bedürfnisse aufgedeckt, Ideen<br />

generiert, Konzepte entwickelt <strong>und</strong> vorläufige Prototypen<br />

an den Bedürfnissen <strong>der</strong> Nutzer gemessen werden.<br />

Design Th<strong>in</strong>k<strong>in</strong>g wird also <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie als e<strong>in</strong> Lernprozess<br />

verstanden. In e<strong>in</strong>em Zusammenspiel e<strong>in</strong>es<br />

Kursleitung<br />

Jeremias Schmitt (Jg. 1985) studiert <strong>Gesellschaft</strong>s- <strong>und</strong> Wirtschaftskommunikation<br />

an <strong>der</strong> Universität <strong>der</strong> Künste Berl<strong>in</strong>. Er schreibt momentan an se<strong>in</strong>er<br />

Masterarbeit am Institut für Theorie <strong>und</strong> Praxis <strong>der</strong> Kommunikation. Seit Oktober<br />

2011 ist er Student an <strong>der</strong> School of Design Th<strong>in</strong>k<strong>in</strong>g am Hasso-Plattner-<br />

Institut <strong>in</strong> Potsdam. Derzeitig arbeitet er am Alexan<strong>der</strong> von Humboldt Institut<br />

für Internet <strong>und</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>.<br />

UNDERSTAND OBSERVE<br />

POINT<br />

OF<br />

VIEW<br />

IDEATE PROTOTYPE TEST<br />

Eigene Darstellung <strong>in</strong> Anlehung an Plattner et al. 2009, 114<br />

heterogenen Teams, bestehend aus Nutzern, Forschern<br />

<strong>und</strong> Entwicklern, soll so neues Wissen generiert werden.<br />

Dementsprechend gilt es, e<strong>in</strong>e »geme<strong>in</strong>same« Sprache zu<br />

erlernen. Die Methode des Design Th<strong>in</strong>k<strong>in</strong>gs kann dieses<br />

ermöglichen. Der Prozess gestaltet sich <strong>in</strong> sechs Schritten,<br />

die <strong>in</strong> wie<strong>der</strong>holten Schleifen Rückkopplungen zulassen<br />

<strong>und</strong> sich so immer wie<strong>der</strong> gegenüber neuem Wissen öffnen<br />

(vgl. Abb.). Die Schritte werden <strong>in</strong> analytische Phasen, <strong>in</strong><br />

denen Informationen gesammelt, geordnet <strong>und</strong> ausgewertet<br />

bzw. <strong>in</strong> synthetische Phasen klassifiziert, <strong>in</strong> denen<br />

Lösungen generiert, erprobt <strong>und</strong> verbessert werden vgl.<br />

Plattner et al. 2009, 61)<br />

Ziel des Kurses ist die E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> die Methodik des<br />

Design Th<strong>in</strong>k<strong>in</strong>gs, um e<strong>in</strong> ganzheitliches Verständnis des<br />

Prozesses zu erhalten. Der Fokus liegt auf <strong>der</strong> Integration<br />

von Forschung, Entwicklung <strong>und</strong> Anwen<strong>der</strong>perspektive.<br />

Dafür werden unterschiedliche Verfahren <strong>der</strong> qualitativen<br />

Sozialforschung vorgestellt. Kreativtechniken wie Bra<strong>in</strong>storm<strong>in</strong>g,<br />

assoziatives, abduktives o<strong>der</strong> visuelles Denken sowie<br />

Spieltheorien <strong>und</strong> Prototyp<strong>in</strong>g sollen ebenfalls vermittelt<br />

werden. Gleichzeitig sollen die e<strong>in</strong>zelnen Techniken von<br />

den Teilnehmenden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em kritischen Diskurs reflektiert<br />

werden, so dass ihre gezielte Anwendung erlernt <strong>und</strong> beurteilt<br />

werden kann.<br />

Zu e<strong>in</strong>em <strong>der</strong> wichtigsten Gr<strong>und</strong>pr<strong>in</strong>zipien des Design<br />

Th<strong>in</strong>k<strong>in</strong>gs zählt Multidiszipl<strong>in</strong>arität, die unterschiedliche<br />

fachliche Herkunft <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Mitglie<strong>der</strong>. Heterogenität<br />

ist <strong>der</strong> Ausgangspunkt für Diffusion <strong>und</strong> Differenzierung.<br />

Spezifische Vorkenntnisse s<strong>in</strong>d jedoch nicht erfor<strong>der</strong>lich.<br />

Der Kurs richtet sich daher an alle diejenigen, die sich<br />

gerne mit praktischen <strong>und</strong> gesellschaftlichen Problemstellungen<br />

befassen, Freude am Experimentieren haben <strong>und</strong><br />

den Kollegen <strong>der</strong> Stanford University zustimmen, die an<br />

dieser Stelle sagen würden: »fail often and early«.<br />

Quelle: Plattner, Hasso; Me<strong>in</strong>el, Christoph; We<strong>in</strong>berg, Ulrich<br />

(2009): Design Th<strong>in</strong>k<strong>in</strong>g: Innovation lernen – Ideenwelten<br />

öffnen. München: F<strong>in</strong>anzBuch Verlag GmbH.<br />

Paula Zscheischler (Jg. 1984) studierte nach dem Abitur <strong>und</strong> e<strong>in</strong>em anschließenden<br />

12-monatigen Aufenthalt <strong>in</strong> Krakau <strong>Gesellschaft</strong>s- <strong>und</strong> Wirtschaftskommunikation an<br />

<strong>der</strong> Universität <strong>der</strong> Künste Berl<strong>in</strong> <strong>und</strong> Design an <strong>der</strong> Hochschule <strong>der</strong> Künste <strong>in</strong> Zürich.<br />

Ihre Diplomarbeit schrieb sie am Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft <strong>und</strong> Organisation<br />

<strong>und</strong> dem Institut für Technologiemanagement <strong>der</strong> Universität Stuttgart. In ihrer<br />

Freizeit liest sie, macht Musik, liebt Museen <strong>und</strong> geht gerne tauchen.


Kurs 2.4<br />

(16. AUGUST BIS 1. SEPTEMBER 2012) AKADEMIE BRAUNSCHWEIG II<br />

Wissenschaftskommunikation<br />

Der lebendige Dialog zwischen Wissenschaft <strong>und</strong> <strong>Gesellschaft</strong><br />

Wissenschaftliche Themen s<strong>in</strong>d stark präsent <strong>in</strong> Öffentlichkeit<br />

<strong>und</strong> Medien. In den Schlagzeilen liest man von<br />

schwarzen Löchern, Supercomputern <strong>und</strong> überlichtschnellen<br />

Neutr<strong>in</strong>os – aber was bedeutet das für das tägliche<br />

Leben? Welche Fragen <strong>der</strong> Menschheit werden damit<br />

beantwortet, <strong>und</strong> wie kommt die Forschung zu diesen Ergebnissen?<br />

Vor allen D<strong>in</strong>gen: Wie kommen diese Themen<br />

<strong>in</strong> die Öffentlichkeit?<br />

H<strong>in</strong>ter den Schlagzeilen steckt die Arbeit von Wissenschaftler<strong>in</strong>nen<br />

<strong>und</strong> Wissenschaftlern <strong>in</strong> Universitäten, Laboren<br />

<strong>und</strong> Forschungs<strong>in</strong>stituten. Hier wird Gr<strong>und</strong>lagenforschung<br />

betrieben, <strong>und</strong> die fachliche Kommunikation f<strong>in</strong>det auf<br />

Expertenniveau statt. Damit an<strong>der</strong>e etwas davon mitbekommen,<br />

hat sich e<strong>in</strong>e zweite Kommunikationsebene<br />

entwickelt: Der Dialog mit den Menschen außerhalb <strong>der</strong><br />

Forschung. Hier setzt Wissenschaftskommunikation an.<br />

Begründet im gesellschaftlichen Interesse <strong>und</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ver-<br />

Kursleitung<br />

antwortung <strong>der</strong> Wissenschaft für öffentliche För<strong>der</strong>mittel<br />

wird sie immer wichtiger. Wissenschaftskommunikation<br />

hat die Aufgabe, <strong>der</strong> Öffentlichkeit <strong>in</strong> verständlicher Form<br />

wissenschaftliche Arbeit <strong>und</strong> Ergebnisse zu erklären. Die<br />

Möglichkeiten reichen von populärwissenschaftlichen<br />

Fernsehbeiträgen <strong>und</strong> Zeitschriften bis zu Wissenschaftsnächten<br />

o<strong>der</strong> Ausstellungen. Neben Transparenz <strong>und</strong><br />

Anschaulichkeit ist auch die Motivation von wissenschaft-<br />

lichem Nachwuchs e<strong>in</strong><br />

Ziel <strong>der</strong> Wissenschaftskommunikation.<br />

Kathr<strong>in</strong> Goldammer (Jg. 1980) studierte <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> Elektrotechnik <strong>und</strong> promovierte<br />

am Elekronensynchrotron BESSY <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> <strong>in</strong> Beschleunigerphysik. Danach<br />

zog es sie <strong>in</strong> die Energiewirtschaft, wo sie zunächst bei e<strong>in</strong>em Schweizer Energieversorger<br />

als Asset Optimizer zuständig war für die Bewirtschaftung <strong>der</strong> deutschen<br />

Kraftwerke. Seit 2010 leitet sie bei e<strong>in</strong>er mittelständischen Unternehmensberatung<br />

<strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> den Funktionsbereich Realoptionen <strong>und</strong> beschäftigt sich mit den Kraftwerken<br />

<strong>und</strong> Gasspeichern von Stadtwerke-K<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Industrieunternehmen.<br />

Ihre Freizeit wird bestimmt von e<strong>in</strong>em großen Fre<strong>und</strong>eskreis, täglichem Fahrradfahren<br />

<strong>und</strong> ihrer Freude an Konzerten, K<strong>in</strong>o, Theater <strong>und</strong> <strong>der</strong> japanischen Sprache. Sie freut sich auf<br />

ihre zweite DSA als Kursleiter<strong>in</strong>.<br />

Am Anfang des Kurses<br />

steht e<strong>in</strong>e Bestandsaufnahme:<br />

Die Teilnehmenden<br />

analysieren die verschiedenen<br />

Formen <strong>der</strong> Wissenschaftskommunikation von <strong>der</strong><br />

Pressemitteilung bis zum Science Slam. Welche Methoden<br />

werden verwendet, <strong>und</strong> wie wirken die Formate auf die Öffentlichkeit?<br />

Der Kurs untersucht, mit welchen Stilmitteln<br />

Forschungs<strong>in</strong>stitute, Universitäten <strong>und</strong> Kommunikationsa-<br />

genturen wissenschaftliche Ergebnisse aufbereiten <strong>und</strong> präsentieren.<br />

Dabei liegt <strong>der</strong> fachliche Schwerpunkt auf den<br />

Natur- <strong>und</strong> Technikwissenschaften, Stichwort MINT.<br />

Das Ziel ist die Entwicklung e<strong>in</strong>es eigenen Formats zur<br />

Wissenschaftskommunikation. Dabei beschäftigen sich die<br />

Teilnehmenden gleichsam mit Inhalten, Methoden <strong>und</strong><br />

Menschen aus <strong>der</strong> Wissenschaft. Inhalte s<strong>in</strong>d Beispiele des<br />

physikalischen Gr<strong>und</strong>lagenwissens, die <strong>der</strong> Kurs <strong>in</strong> selbst-<br />

gebauten Experimenten<br />

untersucht, genauso wie<br />

aktuelle Ergebnisse aus<br />

<strong>der</strong> Forschung. Wissenschaftliche<br />

Methodik bedeutet:<br />

Welche Methoden<br />

wendet die Wissenschaft<br />

an, um Erkenntnisse zu<br />

gew<strong>in</strong>nen, <strong>und</strong> wie helfen diese Methoden im Alltag? Zuletzt<br />

beschäftigt sich <strong>der</strong> Kurs mit den Menschen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Wissenschaft: Was treibt sie an <strong>und</strong> was kann man von<br />

ihnen lernen? In Form e<strong>in</strong>er Art »BRAVO Science« werden<br />

im Kurs die Ergebnisse umgesetzt.<br />

Der Kurs lebt vom Interesse an naturwissenschaftlichen Themen <strong>und</strong><br />

ihrer Popularisierung; beson<strong>der</strong>e Vorkenntnisse <strong>in</strong> diesen Bereichen s<strong>in</strong>d<br />

allerd<strong>in</strong>gs nicht erfor<strong>der</strong>lich. Das Kursziel wird durch e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>ären<br />

Ansatz <strong>und</strong> mit e<strong>in</strong>em (für die Teilnehmenden <strong>in</strong>dividuell wählbaren)<br />

Mix aus journalistischer Recherche, wissenschaftlichem Experimentieren,<br />

didaktischer Kommunikation <strong>und</strong> kreativer Arbeit erreicht.<br />

Thorsten Kamps (Jg. 1970) studierte Physik an <strong>der</strong> Technischen Universität Dortm<strong>und</strong><br />

mit den Schwerpunkten Elementarteilchen- <strong>und</strong> Beschleunigerphysik. Se<strong>in</strong>e Doktorarbeit<br />

fertigte er am Deutschen Elektronen-Synchrotron (DESY) <strong>und</strong> an <strong>der</strong> Humboldt-Universität<br />

zu Berl<strong>in</strong> an. Danach arbeitete er an <strong>der</strong> Royal Holloway University<br />

<strong>in</strong> London für das <strong>in</strong>ternationale Forschungsprojekt International L<strong>in</strong>ear Colli<strong>der</strong> mit<br />

Aufenthalten am Forschungszentrum <strong>der</strong> Europäischen Organisation für die Kernforschung<br />

(CERN), <strong>in</strong> Genf, <strong>in</strong> den USA <strong>und</strong> <strong>in</strong> Japan. Wie<strong>der</strong> zurück <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> ist er als<br />

Wissenschaftler am Helmholtz-Zentrum Berl<strong>in</strong> für Materialien <strong>und</strong> Energie beschäftigt.<br />

Se<strong>in</strong> Forschungsschwerpunkt ist die Erzeugung <strong>und</strong> Diagnose von hochbrillianten Elektronenstrahlen<br />

für Teilchenbeschleuniger. In se<strong>in</strong>er Freizeit beschäftigt er sich mit Fahrrä<strong>der</strong>n, Musik <strong>und</strong> Popkultur.<br />

–– 29


30 ––<br />

AKADEMIE BRAUNSCHWEIG II (16. AUGUST BIS 1. SEPTEMBER 2012)<br />

Kurs 2.5<br />

Zitiert? Plagiiert? Bearbeitet?<br />

Urheberrechtliche <strong>und</strong> musiktheoretische Fragen musikalischer Bearbeitung<br />

»Orig<strong>in</strong>al« <strong>und</strong> »Bearbeitung« – zwei<br />

Begriffe, die für sich betrachtet e<strong>in</strong>deutig<br />

zu se<strong>in</strong> sche<strong>in</strong>en, die quasi<br />

e<strong>in</strong>e Trennl<strong>in</strong>ie zwischen sich ziehen.<br />

Demnach müssten auch im künstlerischen<br />

Schaffensprozess klare Verhältnisse<br />

herrschen: das musikalische<br />

»Werk«, also die Neuschöpfung,<br />

e<strong>in</strong>erseits <strong>und</strong> die »Bearbeitung«, d.h.<br />

die Umgestaltung, an<strong>der</strong>erseits. Aber<br />

alle<strong>in</strong> die Gattungsvielfalt (Transkrip- Gabriel Fauré<br />

tion, Rem<strong>in</strong>iszenz, Variation, Paraphrase, um nur e<strong>in</strong>ige zu<br />

nennen) offenbart bereits, dass die E<strong>in</strong>flüsse an<strong>der</strong>er Werke<br />

beim Komponieren nicht nur unterbewusst, son<strong>der</strong>n auch<br />

bewusst wirksam s<strong>in</strong>d. Damit drängt sich e<strong>in</strong>e weitere<br />

Frage auf, <strong>und</strong> zwar ke<strong>in</strong>e musikalische, son<strong>der</strong>n e<strong>in</strong>e<br />

rechtliche: die nach dem Schutz des geistigen Eigentums<br />

des Schöpfers e<strong>in</strong>es Werks. Verfolgt man die Geschichte<br />

des (Musik-) Urheberrechts, so fällt auf, dass die Begriffe<br />

»Orig<strong>in</strong>al« <strong>und</strong> »Bearbeitung«, »Schutz <strong>der</strong> Melodie« <strong>und</strong><br />

»Zitat« erst im 18./19. Jahrhun<strong>der</strong>t zunehmend e<strong>in</strong>e Rol-<br />

Kursleitung<br />

Maren Wilhelm (Jg. 1977) studierte Schulmusik, Germanistik,<br />

Musiktheorie <strong>und</strong> Komposition <strong>in</strong> Hannover. Seit 2009 ist sie stellvertretende<br />

Professor<strong>in</strong> für Musiktheorie an <strong>der</strong> Musikhochschule<br />

Hannover. Wenn sie nicht <strong>in</strong> irgende<strong>in</strong>er Form mit Musik beschäftigt<br />

ist, bekocht sie gerne Fre<strong>und</strong>e o<strong>der</strong> ihren Mann. Dies ist ihre zweite<br />

<strong>Akademie</strong>.<br />

le spielen, nämlich e<strong>in</strong>erseits mit dem Aufkommen des<br />

künstlerischen Anspruchs nach »Orig<strong>in</strong>alität« e<strong>in</strong>es Werks<br />

(damit verb<strong>und</strong>en: auf Anerkennung <strong>der</strong> Urheberschaft)<br />

sowie an<strong>der</strong>erseits <strong>der</strong> lauter werdenden, für den Künstler<br />

oft elementaren, For<strong>der</strong>ung nach e<strong>in</strong>em wirksamen Schutz<br />

se<strong>in</strong>er wirtschaftlichen Urheber<strong>in</strong>teressen.<br />

Im Kurs werden beide Seiten, die juristische<br />

des Urheberrechts <strong>und</strong> die<br />

musiktheoretische, gleichermaßen anhand<br />

<strong>der</strong> konkreten Ersche<strong>in</strong>ung, des<br />

musikalischen Werks beleuchtet. Inhaltlicher<br />

musikalischer Schwerpunkt<br />

ist das 19. Jahrhun<strong>der</strong>t mit zwei Zeitgenossen:<br />

zum e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> schillerndsten<br />

Virtuosengestalten, nämlich Franz<br />

Liszt (<strong>in</strong>sb. Klaviertranskriptionen),<br />

zum an<strong>der</strong>en Gabriel Fauré (Pelléas et<br />

Mélisande), Komponist <strong>und</strong> Direktor<br />

des Conservatoire de Paris.<br />

Für diesen <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>är angelegten<br />

Jura- <strong>und</strong> Musik-Kurs s<strong>in</strong>d we<strong>der</strong><br />

juristische noch musikwissenschaft-<br />

liche Vorkenntnisse<br />

erfor<strong>der</strong>lich, doch<br />

sollte die Bereitschaft<br />

<strong>und</strong> Fähigkeit zu<br />

analytischem <strong>und</strong><br />

logischem Denken,<br />

Ausschnitt aus dem Orig<strong>in</strong>almanuskript <strong>der</strong><br />

Liszt-Transkription von Schuberts »Die Nebensonnen«<br />

(aus: »Die W<strong>in</strong>terreise«)<br />

Gesetzblatt des Norddeutschen B<strong>und</strong>es 1870 Nr.<br />

19 »Gesetz betreffend das Urheberrecht an Schriftwerken,<br />

Abbildungen, musikalischen Kompositionen<br />

<strong>und</strong> dramatischen Werken« vom<br />

11. Juni 1870<br />

aber auch kreativem Arbeiten sowie<br />

die Freude an klassischer Musik<br />

ausgeprägt se<strong>in</strong>. Musikalische Gr<strong>und</strong>kenntnisse<br />

(e<strong>in</strong>schließlich Noten lesen<br />

können) werden vorausgesetzt.<br />

Jens Ph. Wilhelm (Jg. 1963) studierte Rechtswissenschaften <strong>in</strong> Heidelberg <strong>und</strong> Wien, unterrichtete<br />

Strafrecht an den Universitäten Heidelberg <strong>und</strong> Mannheim <strong>und</strong> ist mittlerweile hauptamtlicher<br />

Dozent an <strong>der</strong> Hochschule <strong>der</strong> Sächsischen Polizei (FH), wo er vor allem Straf- <strong>und</strong> Strafverfahrensrecht<br />

sowie Staatsrecht lehrt. Für ihn ist es se<strong>in</strong>e elfte <strong>Akademie</strong> <strong>und</strong> <strong>der</strong> zweite Kurs zum Thema<br />

»Musik <strong>und</strong> Recht«, was es ihm ermöglicht, se<strong>in</strong>e musikalischen (Chorgesang, Klavier) <strong>und</strong> juristischen<br />

Interessen zusammenzuführen.


Kurs 2.6<br />

Texte auf Wan<strong>der</strong>schaft<br />

Identitäten <strong>in</strong> Bewegung<br />

IN MEINEM BUCH GIBT ES DA EINEN SATZ DAZU,<br />

DER DAS GUT UMREISST: »ICH BIN NICHT DAHEIM,<br />

ICH BIN ANGEKOMMEN.« DAHEIM IST SO EINE<br />

SACHE. DAHEIM WÜRDE ICH MICH IN RUSSLAND<br />

SCHON GAR NICHT FÜHLEN. ABER ES IST SCHON<br />

SO, DASS ICH MICH AUCH IN ÖSTERREICH NICHT<br />

100 PROZENT DAHEIM FÜHLE. [...] ICH DENKE<br />

NUR, DASS DIESE ENTWURZELUNG, MIR DIE<br />

MÖGLICHKEIT GENOMMEN HAT, MICH INNERLICH<br />

NOCH EINMAL FIX WO NIEDERZULASSEN. IN DER<br />

SPRACHE ALLERDINGS FÜHLE ICH MICH SOWOHL<br />

ANGEKOMMEN ALS AUCH »DAHEIM«.<br />

JULYA RABINOWICH,<br />

DERSTANDARD.AT, 19.11.2008<br />

In diesem Kurs wird es um literarische Texte <strong>und</strong> Biografien<br />

gehen, die durch Migration, Asyl o<strong>der</strong> Exil gekennzeichnet<br />

s<strong>in</strong>d – Texte, die nicht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Kultur verwurzelt<br />

Kursleitung<br />

(16. AUGUST BIS 1. SEPTEMBER 2012) AKADEMIE BRAUNSCHWEIG II<br />

s<strong>in</strong>d, son<strong>der</strong>n sich »auf Wan<strong>der</strong>schaft« bef<strong>in</strong>den <strong>und</strong> von<br />

unterschiedlichen kulturellen Räumen geprägt werden.<br />

Diese Literaturen def<strong>in</strong>ieren sich durch Heimatlosigkeit,<br />

Heterogenität <strong>und</strong> Fragmentierung. Beson<strong>der</strong>s Autor<strong>in</strong>nen<br />

<strong>und</strong> Autoren, die oft nicht (nur) Deutsch als ihre Erstsprache<br />

ausweisen <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Schreiben von mehr als e<strong>in</strong>em<br />

Kulturraum bee<strong>in</strong>flusst wird, entziehen sich national<br />

geprägten Zuschreibungen <strong>und</strong> E<strong>in</strong>ordnungen. Im oben<br />

angeführten Zitat me<strong>in</strong>t die Autor<strong>in</strong> Julya Rab<strong>in</strong>owich,<br />

sie fühle sich we<strong>der</strong> <strong>in</strong> Österreich noch <strong>in</strong> ihrem Geburtsland<br />

Russland »daheim«. In <strong>der</strong> (Zweit-) Sprache <strong>und</strong> im<br />

Schreiben habe sie jedoch ihre »Heimat« gef<strong>und</strong>en. Dem<br />

Begriff Heimat können hier unterschiedliche Bedeutungen<br />

zukommen.<br />

Teilnehmer<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Teilnehmer dieses Kurses werden vor<br />

dem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> philosophisch-theoretischer Konzepte,<br />

v.a. postkolonialer Theorien (wie H. Bhabha, W. Welsch, G.<br />

Deleuze/F. Guattari, E. Glissant), literarische Texte kritisch<br />

diskutieren <strong>und</strong> analysieren. Neben dem deutschsprachigen<br />

Raum wird es auch um literarische Entwicklungen<br />

außerhalb Europas gehen. Die Theorie wird geme<strong>in</strong>sam im<br />

Sabr<strong>in</strong>a Nepozitek (Jg. 1984) wurde <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en Dorf <strong>in</strong> <strong>der</strong> Weststeiermark (Österreich)<br />

geboren <strong>und</strong> studierte an <strong>der</strong> Universität Klagenfurt Romanistik (Schwerpunkt<br />

Frankoromanistik) <strong>und</strong> Kulturwissenschaften. Während des Studiums absolvierte sie bereits<br />

zahlreiche Auslandsaufenthalte, u.a. <strong>in</strong> Frankreich, Spanien <strong>und</strong> Senegal. Seit 2009<br />

unterrichtet sie als Lektor<strong>in</strong> des österreichischen Austauschdienstes an <strong>der</strong> Université de<br />

Bretagne Occidentale <strong>in</strong> Brest (Westfrankreich) am Institut für Germanistik <strong>und</strong> promoviert<br />

im Fach Romanistik zur französischsprachigen Literatur des Maghreb. In ihrer Freizeit<br />

ist sie Mitglied e<strong>in</strong>er französischen Theatergruppe.<br />

Kurs erarbeitet <strong>und</strong> zur Textanalyse herangezogen. Es werden<br />

Texte von Autoren <strong>und</strong> Autor<strong>in</strong>nen wie beispielsweise<br />

Feridun Zaimoglu, Julya Rab<strong>in</strong>owich, Tahar Ben Jelloun<br />

o<strong>der</strong> Leïla Marouane thematisiert.<br />

Geleitet wird die Lektüre <strong>und</strong> die Analyse von <strong>der</strong> Frage:<br />

Welche Motive <strong>und</strong> Merkmale s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den Texten von<br />

Autor<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Autoren zu f<strong>in</strong>den, die »zwischen« den<br />

Kulturen schreiben? Zudem werden Kategorisierungen<br />

<strong>und</strong> Begriffe kritisch reflektiert <strong>und</strong> das Verhältnis vom<br />

Schreiben <strong>in</strong> <strong>der</strong> Erst- <strong>und</strong> Zweitsprache untersucht. Ziel<br />

des Kurses ist es, den Teilnehmern <strong>und</strong> Teilnehmer<strong>in</strong>nen <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em ersten Schritt Theorien <strong>und</strong> Methodik literarischer<br />

Textanalyse zu vermitteln. Im Anschluss s<strong>in</strong>d sie selbst<br />

gefor<strong>der</strong>t, diese auf die Analyse transkultureller Literaturen<br />

anzuwenden.<br />

Die Kursarbeit besteht neben <strong>der</strong> Textlektüre <strong>und</strong> dem Input<br />

vor allem aus Diskussionen <strong>und</strong> Referaten. Zusätzlich<br />

ist aber auch die Möglichkeit zu eigenen kreativen Arbeiten<br />

(literarische Schreibversuche, künstlerische Darstellungen<br />

etc.) gegeben.<br />

Silke Schwaiger (Jg. 1983) wurde <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en Dorf <strong>in</strong> Südkärnten (Österreich)<br />

geboren <strong>und</strong> studierte an <strong>der</strong> Universität Klagenfurt Germanistik<br />

(Literatur- <strong>und</strong> Kulturwissenschaft). Während ihres Studiums absolvierte sie<br />

e<strong>in</strong> Auslandsstudium <strong>in</strong> Wrocław (Polen); lebte <strong>und</strong> arbeitete e<strong>in</strong>ige Monate <strong>in</strong><br />

Brüssel <strong>und</strong> Berl<strong>in</strong>. Seit 2010 ist sie an <strong>der</strong> University of Southampton (Großbritannien).<br />

Dort unterrichtet sie als Teach<strong>in</strong>g Assistant <strong>und</strong> promoviert <strong>in</strong> German<br />

Studies im Bereich transkulturelle Literaturen. Sie liebt es zu reisen – neue<br />

Städte <strong>und</strong> Landschaften; Menschen <strong>und</strong> Geschichten kennenzulernen.<br />

–– 31


32 ––<br />

AKADEMIE GROVESMÜHLE (2. BIS 18. AUGUST 2012)<br />

<strong>Akademie</strong><br />

Grovesmühle<br />

Landschulheim Grovesmühle<br />

Das Landschulheim Grovesmühle liegt <strong>in</strong> ländlicher Umgebung <strong>und</strong> <strong>in</strong> unmittelbarer Nachbarschaft<br />

<strong>der</strong> Harzstädte Ilsenburg <strong>und</strong> Wernigerode sowie des Brockens mit entsprechenden<br />

Möglichkeiten zu Exkursionen.<br />

Die zum Teil schon im 18. Jh. entstandenen <strong>und</strong> <strong>in</strong>zwischen vollkommen restaurierten Fachwerkgebäude<br />

stammen aus <strong>der</strong> Zeit, als die Grovesmühle e<strong>in</strong>e Papiermühle war. 1914 gründete<br />

<strong>der</strong> Reformpädagoge Hermann Lietz hier e<strong>in</strong> Landwaisenheim, später beherbergte die<br />

Grovesmühle die Unterstufenschüler <strong>der</strong> Hermann-Lietz-Schulen. Nach zwischenzeitlicher<br />

Nutzung als staatliche Schule wurde die Grovesmühle 1995 als Internat <strong>und</strong> Schule <strong>in</strong> freier<br />

Trägerschaft neu eröffnet.<br />

Die Schul- <strong>und</strong> Internatsgebäude liegen auf e<strong>in</strong>em naturnahen, mit Wasserläufen <strong>und</strong> Teichen<br />

versehenen zehn Hektar großen Gelände. Die Unterbr<strong>in</strong>gung erfolgt <strong>in</strong> Zwei- bis Vierbettzimmern.<br />

Neben dem regulären Essen wird auch vegetarische Kost gereicht.<br />

Das Landschulheim Grovesmühle bietet e<strong>in</strong>en z.T. vernetzten PC-Raum mit Internetanschluss.<br />

Es stehen Möglichkeiten zur sportlichen Betätigung zur Verfügung. Die mo<strong>der</strong>n e<strong>in</strong>gerichteten<br />

Kurs- <strong>und</strong> Fachräume (z.B. Naturwissenschaften, Musiksaal mit Bühne) ermöglichen e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tensive<br />

Kursarbeit <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e ganze Reihe von kursübergreifenden Aktivitäten.


LANDSCHULHEIM GROVESMÜHLE<br />

GROVESMÜHLE 1<br />

38871 VECKENSTEDT<br />

www.grovesmuehle.de<br />

Programm<br />

3.1 Wahrsche<strong>in</strong>lichkeiten als Sprache<br />

3.2 Warum Toast immer auf die Butterseite fällt ...<br />

3.3 Die Pflanze im Klimasystem<br />

3.4 Embodiment/Verkörperlichung <strong>der</strong> Kommunikation<br />

3.5 Warum Krieg?<br />

3.6 Worauf man achten muss, wenn man tot ist<br />

Leitung kursübergreifende Musik<br />

Veit Meier (Jg. 1981) studierte an <strong>der</strong> Hochschule für Musik »Franz Liszt«,<br />

Weimar, Schulmusik mit den Schwerpunkten Viol<strong>in</strong>e, Jazzgesang <strong>und</strong> Chorleitung<br />

sowie ergänzend Viol<strong>in</strong>pädagogik <strong>und</strong> Stimmbildung. Seitdem unterrichtete<br />

er an mehreren Gymnasien <strong>in</strong> Bayern das Fach Musik <strong>und</strong> leitete Schulchöre,<br />

Kammerchor, Schulbands <strong>und</strong> seit September am Clavius-Gymnasium Bamberg<br />

die beiden Big Bands. Neben jahrelanger Chorleitertätigkeit ist <strong>der</strong> Musikpädagoge<br />

aus Leidenschaft Konzertmeister <strong>in</strong> mehreren Orchestern <strong>und</strong> arbeitet nebenher<br />

als Musikkabarettist, Komponist, Arrangeur <strong>und</strong> Gesangslehrer. Seit e<strong>in</strong>em<br />

halben Jahr tritt er regelmäßig mit e<strong>in</strong>er a cappella-»Boy Band« auf. Neben <strong>der</strong> Begeisterung<br />

für alle Bereiche <strong>der</strong> Musik ist er passionierter Alp<strong>in</strong>sportler, Hobbykicker <strong>und</strong> bereist die Welt.<br />

(2. BIS 18. AUGUST 2012) AKADEMIE GROVESMÜHLE<br />

<strong>Akademie</strong>leitung<br />

Florian Frenzel (Jg. 1972) ist Lehrkraft für beson<strong>der</strong>e Aufgaben am Institut für<br />

Medien <strong>und</strong> Theater an <strong>der</strong> Universität Hildesheim, wo er zum Thema Theaterübungen<br />

promoviert. Hier studierte er e<strong>in</strong>st selbst Kulturpädagogik, angewandte<br />

Kulturwissenschaften <strong>und</strong> ästhetische Praxis. Zwischenzeitlich arbeitete er<br />

sechs Jahre lang als Theaterpädagoge am Nationaltheater Mannheim, organisierte<br />

Festivals <strong>und</strong> entwickelte Inszenierungen mit Schauspielern <strong>und</strong> Jugendlichen.<br />

Er soll angeblich recht gut kochen können, wan<strong>der</strong>t gerne durch schöne<br />

Gegenden <strong>und</strong> Star Trek TNG ist immer noch se<strong>in</strong>e Liebl<strong>in</strong>gsserie (trotz LOST<br />

<strong>und</strong> Mad Man).<br />

Claudia Böhm (Jg. 1993) war 2011 Teilnehmer<strong>in</strong> des Politikkurses <strong>der</strong> DSA <strong>in</strong><br />

Rostock. Dort begegnete sie u.a. Florian <strong>und</strong> Hannah. Sie macht gerade ihr Abitur<br />

<strong>in</strong> Hannover <strong>und</strong> möchte nach e<strong>in</strong>em Jahr unterschiedlichster Aktivitäten<br />

<strong>und</strong> Projekte Mediz<strong>in</strong> o<strong>der</strong> Biologie studieren. In ihrer Freizeit geht sie gerne<br />

boul<strong>der</strong>n, wan<strong>der</strong>n o<strong>der</strong> paddeln, fotografiert o<strong>der</strong> wirft das Diabolo <strong>in</strong> die Luft.<br />

Sie freut sich riesig auf das begeisternde DSA-Feel<strong>in</strong>g <strong>und</strong> hofft auf e<strong>in</strong>en bunten<br />

Mix aus <strong>in</strong>teressanten Themen, lustige Aktionen <strong>und</strong> kontroversen Diskussionen<br />

– eben genau das, was e<strong>in</strong>e DSA auszeichnet!<br />

Hannah Kikwitzki (Jg. 1992) war 2009 Teilnehmer<strong>in</strong> des Musikkurses <strong>der</strong><br />

DSA <strong>in</strong> Hilden. Nachdem sie 2010 ihr Abitur bestand, entschloss sie sich, vor<br />

<strong>der</strong> langen Zeit des Jurastudiums noch e<strong>in</strong>mal durchzuatmen, <strong>und</strong> g<strong>in</strong>g <strong>in</strong> die<br />

Ukra<strong>in</strong>e, wo sie neun Monate als Freiwillige <strong>in</strong> Schulen, K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten <strong>und</strong> Jugendgruppen<br />

arbeitete. Neben dem Reisen <strong>in</strong>teressiert sie sich sehr für Musik,<br />

Bücher, gute Filme <strong>und</strong> Schokolade. Seit Beg<strong>in</strong>n des Studiums genießt sie die<br />

kle<strong>in</strong>e Studentenstadt Münster, ist aber auch immer wie<strong>der</strong> froh, <strong>in</strong> die schönste<br />

Stadt <strong>der</strong> Welt nach Hamburg zurückzukehren. Sie ist sehr glücklich, dieses<br />

Jahr zum zweiten Mal als Co-AL bei e<strong>in</strong>er <strong>Akademie</strong> mitmachen zu können <strong>und</strong> freut sich schon<br />

auf <strong>in</strong>teressante Gespräche <strong>und</strong> viel Kreativität!<br />

–– 33


34 ––<br />

AKADEMIE GROVESMÜHLE (2. BIS 18. AUGUST 2012)<br />

Kurs 3.1<br />

Wahrsche<strong>in</strong>lichkeiten als Sprache<br />

Probleme übersetzen <strong>und</strong> lösen<br />

In diesem Kurs erlernen die Teilnehmenden die mathematische<br />

Sprache <strong>der</strong> Wahrsche<strong>in</strong>lichkeitstheorie. Diese<br />

ist nicht nur elegant (wie fast alles <strong>in</strong> <strong>der</strong> Mathematik),<br />

son<strong>der</strong>n auch überaus praktisch. Erstens, weil sich die<br />

»Grammatik« aus wenigen Axiomen zusammensetzt <strong>und</strong><br />

somit schnell zu erlernen ist. Und zweitens, da alle Zufallsprobleme<br />

(z.B. Regenwahrsche<strong>in</strong>lichkeit, optimale Mischverfahren<br />

etc.) <strong>in</strong> diese Sprache übersetzt werden können<br />

<strong>und</strong> anschließend verblüffend e<strong>in</strong>fach zu lösen s<strong>in</strong>d.<br />

E<strong>in</strong>e Reißzwecke landet mit Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit 2/3 auf<br />

<strong>der</strong> Seite <strong>und</strong> mit Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit 1/3 auf dem Kopf.<br />

Wie kann man solche »zufälligen Gesetzmäßigkeiten«<br />

mathematisch formulieren, zumal <strong>in</strong> <strong>der</strong> Mathematik doch<br />

nichts vom Zufall abhängen sollte? Ausgehend von Kolmogorovs<br />

axiomatischem Aufbau werden u.a. die Konzepte<br />

von Zufallsvariablen, <strong>der</strong>en Verteilungen <strong>und</strong> Momente,<br />

stochastische Unabhängigkeit, Konvergenzen von Zufallsvariablen,<br />

Entropie <strong>und</strong> <strong>der</strong> Satz von Bayes geme<strong>in</strong>sam erarbeitet.<br />

Ausgestattet mit dem neuen Wortschatz kann man<br />

tiefgreifende Resultate beweisen, die für die Anwendungen<br />

Kursleitung<br />

Kai-Frie<strong>der</strong>ike Oelbermann (Jg. 1982) ist <strong>in</strong> Bremen geboren. Sie studierte<br />

<strong>in</strong> Leipzig <strong>und</strong> Bologna Mathematik, Psychologie (<strong>und</strong> natürlich<br />

Italienisch, Wasserball etc.) <strong>und</strong> arbeitet seit 2009 an <strong>der</strong> Universität<br />

Augsburg. Dort lehrt sie Wahrsche<strong>in</strong>lichkeitstheorie <strong>und</strong> Statistik <strong>und</strong><br />

schreibt ihre Doktorarbeit zur mathematischen Analyse von Wahlsystemen.<br />

Auf <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong> will sie junge Leute für die Mathematik begeistern,<br />

aber natürlich auch Fußball, Ultimate Frisbee <strong>und</strong> Tischtennis<br />

spielen.<br />

von erheblicher Bedeutung s<strong>in</strong>d. Die mathematische Beweisführung<br />

ist zu Beg<strong>in</strong>n etwas gewöhnungsbedürftig,<br />

macht aber schnell Spaß <strong>und</strong> schult e<strong>in</strong>e klare Argumentationsweise.<br />

Anhand mehrerer Beispiele wird deutlich, wie lohnend<br />

die Kenntnisse <strong>in</strong> <strong>der</strong> Sprache <strong>der</strong><br />

Wahrsche<strong>in</strong>lichkeiten s<strong>in</strong>d:<br />

– In <strong>der</strong> Datenanalyse beantworten<br />

die Teilnehmenden u.a. die Frage,<br />

ob es stimmt, dass <strong>der</strong> Gefoulte<br />

beim Fußball besser nicht den Elfmeter<br />

schießen sollte.<br />

– Mit Hilfe von Statistiken kann<br />

man prüfen, ob Wahlergebnisse<br />

gefälscht worden s<strong>in</strong>d.<br />

– E<strong>in</strong>ige Aussagen glaubt <strong>und</strong> versteht<br />

man erst, wenn man sie <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Welt <strong>der</strong> Wahrsche<strong>in</strong>lichkeiten<br />

formuliert hat. Z.B. ist die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit,<br />

dass zwei Teilnehmer <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong> am<br />

gleichen Tag Geburtstag haben, höher als 99.9999 %.<br />

– Mit Hilfe <strong>der</strong> totalen Variationsnorm kann man die Frage<br />

übersetzen, wie oft e<strong>in</strong> Kartenstapel gemischt werden<br />

muss, damit er »richtig durche<strong>in</strong>an<strong>der</strong>« ist. Es gibt Kartentricks,<br />

die darauf basieren, dass dies nach 3 o<strong>der</strong> 4<br />

maligem Mischen noch nicht <strong>der</strong> Fall ist.<br />

– Fragen <strong>der</strong> Kausalität werden formalisiert (Warum haben<br />

Landstriche mit vielen Störchen e<strong>in</strong>e hohe Geburtenrate?)<br />

<strong>und</strong> Möglichkeiten diskutiert, diese zu beantworten.<br />

– Die statistische Lerntheorie beschreibt, worauf man achten<br />

muss, wenn e<strong>in</strong>er Masch<strong>in</strong>e das Unterscheiden zwischen<br />

Äpfeln <strong>und</strong> Birnen beigebracht werden<br />

soll.<br />

Der Kurs zeigt, wie viel <strong>in</strong> <strong>der</strong> Welt <strong>der</strong> Wahrsche<strong>in</strong>lichkeiten<br />

möglich ist. Zum Schluss wird<br />

über ihre Grenzen diskutiert.<br />

E<strong>in</strong> paar <strong>der</strong> kennengelernten Rätsel <strong>und</strong><br />

Tricks werden die Teilnehmenden auf dem<br />

Computer implementieren. Dies geschieht <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Programmiersprache R, die viele Wahrsche<strong>in</strong>lichkeitstheoretiker<br />

<strong>und</strong> Statistiker <strong>in</strong> ihrem<br />

Alltag benutzen. Mit Hilfe des Programms<br />

Mondrian können komplizierte Datensätze<br />

visualisiert <strong>und</strong> analysiert werden. Vorkenntnisse im Programmieren<br />

s<strong>in</strong>d nicht erfor<strong>der</strong>lich. Spaß an Knobeleien<br />

sowie Freude am logischen Denken s<strong>in</strong>d h<strong>in</strong>gegen gute<br />

Voraussetzungen.<br />

Jonas Peters (Jg. 1984) freut sich auf das geme<strong>in</strong>same Arbeiten <strong>und</strong> Spaß Haben auf <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong>.<br />

Er möchte dort e<strong>in</strong>igen se<strong>in</strong>er Liebl<strong>in</strong>gsbeschäftigungen nachgehen: Fußball, Ultimate Frisbee,<br />

Doppelkopf <strong>und</strong> Kammer- o<strong>der</strong> Orchestermusik (mit se<strong>in</strong>em Cello) spielen. Außerhalb <strong>der</strong><br />

<strong>Akademie</strong> begeistert er sich für die Nordsee, Bücher, Wan<strong>der</strong>n <strong>und</strong> Radfahren <strong>und</strong> beschäftigt<br />

sich mit <strong>der</strong> Frage e<strong>in</strong>er alternativen Stromversorgung. Nach dem Mathematikstudium <strong>in</strong> Heidelberg<br />

<strong>und</strong> Cambridge promoviert Jonas über Kausalität <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Inferenz am Max-Planck-Institut<br />

für Intelligente Systeme <strong>in</strong> Tüb<strong>in</strong>gen <strong>und</strong> an <strong>der</strong> Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH)<br />

Zürich.


Kurs 3.2<br />

(2. BIS 18. AUGUST 2012) AKADEMIE GROVESMÜHLE<br />

Warum Toast immer auf die Butterseite fällt …<br />

Klassische Mechanik<br />

Seit jeher versuchen die Menschen zu verstehen, wie die<br />

Welt um sie herum funktioniert. Anfangs re<strong>in</strong> empirisch<br />

stellte spätestens Newton die Suche auf mathematische<br />

Gr<strong>und</strong>lagen. Se<strong>in</strong>e Gleichungen erlaubten zu berechnen,<br />

wie sich Kräfte auf die Bewegung e<strong>in</strong>es Körpers auswirken.<br />

Seither haben sich mathematische Theorien als außerordentlich<br />

erfolgreich erwiesen, physikalische Phänomene <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Natur zu beschreiben. In e<strong>in</strong>er eleganten Formulierung<br />

<strong>der</strong> newtonschen Theorie zeigen sich die Pr<strong>in</strong>zipien, die<br />

allen mo<strong>der</strong>nen physikalischen Theorien zu Gr<strong>und</strong>e liegen.<br />

Der Kurs gibt e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> diese Theorie <strong>der</strong> klassischen<br />

Mechanik.<br />

Nach e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>weisung <strong>in</strong> das mathematische Handwerkszeug<br />

erarbeiten sich die Teilnehmenden das Pr<strong>in</strong>zip <strong>der</strong><br />

Variationsrechnung. Dazu dienen e<strong>in</strong>fache Beispiele von<br />

<strong>der</strong> kürzesten Verb<strong>in</strong>dung zweier Punkte bis zu <strong>der</strong> Frage,<br />

wie e<strong>in</strong> Flugzeug am schnellsten über e<strong>in</strong>e Rettungsrutsche<br />

verlassen werden kann. Dies bildet das F<strong>und</strong>ament<br />

Kursleitung<br />

Tobias Hofbaur (Jg. 1984) studierte Physik <strong>in</strong> Augsburg, Maynooth (Irland) <strong>und</strong><br />

München. 2008 schloss er se<strong>in</strong> Studium mit e<strong>in</strong>er Diplomarbeit <strong>in</strong> theoretischer<br />

Kosmologie an <strong>der</strong> Ludwig-Maximilians-Universität München ab. Zur Zeit promoviert<br />

er dort über die Möglichkeit e<strong>in</strong>es ewigen Universums <strong>und</strong> alternative<br />

Gravitationstheorien im frühen Universum. In se<strong>in</strong>er Freizeit ist er als Tra<strong>in</strong>er <strong>und</strong><br />

Kämpfer im Fechtsport aktiv. Außerdem tanzt er leidenschaftlich gerne Standard<br />

<strong>und</strong> Late<strong>in</strong>. Seit se<strong>in</strong>er ersten Schüler<strong>Akademie</strong> ist er außerdem dem Tango Argent<strong>in</strong>o<br />

verfallen.<br />

für die E<strong>in</strong>führung des<br />

Lagrange-Formalismus,<br />

<strong>der</strong> alle mechanischen<br />

Problemstellungen<br />

auf e<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>sames<br />

Gr<strong>und</strong>konzept zurückführt.<br />

Dadurch lassen<br />

sich mit e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>fachen<br />

Schema für jedes<br />

System die Differenzialgleichungen, die die Bewegung <strong>der</strong><br />

Teilchen beschreiben, herleiten. Dies wird im Kurs durch<br />

Arbeit <strong>in</strong> Kle<strong>in</strong>gruppen auf e<strong>in</strong>ige klassische Probleme angewendet.<br />

Beson<strong>der</strong>s zeigt sich die Vere<strong>in</strong>fachung<br />

durch den Lagrange-Formalismus bei<br />

Systemen aus mehreren Teilchen, die<br />

durch Fe<strong>der</strong>n verb<strong>und</strong>en s<strong>in</strong>d. Dies s<strong>in</strong>d<br />

Modellsysteme für e<strong>in</strong>e Vielzahl an Molekülen<br />

<strong>und</strong> Festkörpern. Im Kurs sollen die berechneten<br />

Lösungen <strong>der</strong> schw<strong>in</strong>genden Teilchen <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en Experimenten<br />

überprüft werden. Doch nicht nur die Bewegungen<br />

idealisierter Punktteilchen können beschrieben<br />

werden son<strong>der</strong>n auch ausgedehnte, starre Körper<br />

wie z.B. Toastscheiben <strong>und</strong> Kreisel.<br />

Ebenf Ebenfalls sehr elegant ergeben sich aus diesem Mechanis-<br />

mus KKonstanten<br />

<strong>der</strong> Bewegung. Hierbei offenbart sich e<strong>in</strong><br />

f<strong>und</strong>a f<strong>und</strong>amentaler Zusammenhang zwischen diesen Erhal-<br />

tungsg<br />

tungsgrößen <strong>und</strong> Symmetrien des Systems. So stellt die<br />

Impulserhaltung e<strong>in</strong>e direkte Folge <strong>der</strong> Unabhängigkeit<br />

von <strong>der</strong> Position im Raum dar. Die geschickte Ausnutzung<br />

<strong>der</strong> Symmetrien e<strong>in</strong>es Problems erlaubt es oft, die mathematische<br />

Formulierung erheblich zu vere<strong>in</strong>fachen. Dies<br />

wird im Kurs zum Beispiel bei<br />

<strong>der</strong> Behandlung <strong>der</strong> Bewegung<br />

Gr<strong>und</strong>kenntnisse <strong>der</strong> Differenzial- <strong>und</strong> In- <strong>der</strong> Planeten im Sonnensystem<br />

tegralrechnung (<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e Ableiten) s<strong>in</strong>d<br />

ausgenutzt. In Streuversuchen<br />

unabd<strong>in</strong>gbar. Bereitschaft zum Durcharbeiten<br />

aus <strong>der</strong> Teilchenphysik zeigt<br />

e<strong>in</strong>es Vorbereitungsskripts wird erwartet.<br />

sich, dass nicht nur die Gravitation<br />

auf diese Weise als Zentralkraft<br />

modelliert werden kann, son<strong>der</strong>n auch viele an<strong>der</strong>e<br />

Probleme mit den gleichen Methoden behandelt werden<br />

können.<br />

Philipp H. v. Loewenfeld (Jg. 1978) studierte an <strong>der</strong> Technischen Universität München<br />

(TUM) Allgeme<strong>in</strong>e Physik. Nach e<strong>in</strong>er Diplomarbeit am Albert-E<strong>in</strong>ste<strong>in</strong>-Institut<br />

<strong>in</strong> Potsdam im Bereich <strong>der</strong> Allgeme<strong>in</strong>en Relativitätstheorie beschäftigte er sich im Rahmen<br />

se<strong>in</strong>er Promotion an <strong>der</strong> Ludwig-Maximilians-Universität <strong>in</strong> München (LMU) mit<br />

Str<strong>in</strong>gtheorie-<strong>in</strong>spirierter Kosmologie. Seit April 2009 ist er als Referent des Studiendekans<br />

wie<strong>der</strong> an <strong>der</strong> TUM <strong>und</strong> bemüht sich dort, die Studienbed<strong>in</strong>gungen für Physikstudierende<br />

zu verbessern. In se<strong>in</strong>er Freizeit fährt er gern Fahrrad o<strong>der</strong> betätigt sich als<br />

Zuckerbäcker.<br />

–– 35


36 ––<br />

AKADEMIE GROVESMÜHLE (2. BIS 18. AUGUST 2012)<br />

Kurs 3.3<br />

Die Pflanze im Klimasystem<br />

E<strong>in</strong> klimatologischer Streifzug vom Experiment zum Modell<br />

Pflanzen spielen mit ihrer Photosynthese e<strong>in</strong>e zentrale Rolle<br />

im Kohlenstoffkreislauf. Das dabei umgesetzte CO 2 leistet<br />

e<strong>in</strong>en wichtigen Beitrag zum natürlichen Treibhauseffekt<br />

<strong>und</strong> steht so im Fokus <strong>der</strong> aktuellen Klimaforschung <strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> gesellschaftlichen Debatte um den Klimawandel. Die<br />

Klimaforschung nähert sich dieser Frage von zwei Seiten.<br />

Zum e<strong>in</strong>en werden mit Experimenten die verschiedenen<br />

Prozesse <strong>in</strong> <strong>der</strong> Pflanze <strong>und</strong> im Ökosystem untersucht.<br />

Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite werden anhand dieser Erkenntnisse<br />

Computermodelle entwickelt, die Aussagen über globale<br />

Prozesse <strong>und</strong> zukünftige Entwicklungen ermöglichen sollen.<br />

Für den Großteil <strong>der</strong> Klimaforscher s<strong>in</strong>d diese Modelle<br />

e<strong>in</strong> wichtiges Werkzeug zur Untersuchung verschiedener<br />

Fragestellungen. Für viele Kritiker s<strong>in</strong>d sie allerd<strong>in</strong>gs mo<strong>der</strong>ne<br />

Orakel.<br />

Der Kurs folgt diesem breiten Querschnitt durch die Klimaforschung.<br />

Zuerst werden mithilfe mo<strong>der</strong>ner Messgeräte<br />

im Feld die Phostosynthese <strong>und</strong> ihre klimatologischen<br />

Kursleitung<br />

E<strong>in</strong>flussfaktoren wie Licht <strong>und</strong> Luftfeuchte untersucht <strong>und</strong><br />

an verschiedenen Pflanzen gemessen. Die gewonnenen<br />

Daten werden anschließend naturwissenschaftlich ausgewertet,<br />

um Schlüsse auf die verschiedenen Prozesse ziehen<br />

zu können. Dazu werden die notwendigen statistischen<br />

Methoden <strong>und</strong> <strong>der</strong> Umgang mit <strong>der</strong> Open-Source Software<br />

R vermittelt.<br />

In e<strong>in</strong>em zweiten Schritt werden die gewonnenen Daten<br />

genutzt, um mit R e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>faches aktuelles Computermodell<br />

zu testen <strong>und</strong> anzuwenden. Am Beispiel dieses Modells<br />

wird die Wirkungsweise <strong>und</strong> Struktur vieler aktueller Klimamodelle<br />

verdeutlicht. Zusätzlich bekommen die Teilnehmenden<br />

e<strong>in</strong> Gespür für die Möglichkeiten <strong>der</strong>artiger Modelle,<br />

aber auch für ihre Unsicherheiten <strong>und</strong> Fehlerquellen.<br />

Mit Hilfe des Modells <strong>und</strong> zusätzlichen Informationen über<br />

Ökosysteme kann schließlich die Pflanze als zentraler Aspekt<br />

im Klimasystem e<strong>in</strong>geordnet werden. Weiterh<strong>in</strong> wird<br />

Jannis von Buttlar (Jg. 1981) studierte <strong>in</strong> Karlsruhe <strong>und</strong> Bayreuth Geoökologie. Während<br />

des Studiums arbeitete er e<strong>in</strong>ige Monate im Kaukasus <strong>in</strong> <strong>der</strong> Umweltbildung <strong>und</strong> entwickelte<br />

am Stockholm Environment Institute at York (SEI) Photosynthesemodelle. Seit se<strong>in</strong>er<br />

Diplomarbeit arbeitet <strong>und</strong> promoviert er am Max-Planck-Institut für Biogeochemie <strong>in</strong> Jena<br />

an <strong>der</strong> spannenden Schnittstelle zwischen Klimadaten <strong>und</strong> den entsprechenden Modellen.<br />

Dazwischen versucht er möglichst viel Zeit auf <strong>und</strong> <strong>in</strong> abgelegenen Bergen <strong>und</strong> Wäl<strong>der</strong>n zu<br />

verbr<strong>in</strong>gen, spielt Didgeridoo o<strong>der</strong> entspannt sich beim Slackl<strong>in</strong>en. Se<strong>in</strong> ökologisches Wissen<br />

gibt er <strong>in</strong> <strong>der</strong> Erlebnispädagogik bei von ihm geleiteten Wildnistouren <strong>und</strong> <strong>in</strong> Zukunft<br />

bei <strong>der</strong> DSA weiter.<br />

untersucht, wie sich Ökosysteme durch die sich als Folge<br />

des Klimawandels än<strong>der</strong>nden äußeren Faktoren verän<strong>der</strong>n.<br />

Darauf aufbauend werden auch Wechselwirkungen von <strong>der</strong><br />

Biosphäre zurück zum Klimasystem (Feedbacks) diskutiert,<br />

e<strong>in</strong> Aspekt, <strong>der</strong> die Klimaforschung so herausfor<strong>der</strong>nd <strong>und</strong><br />

spannend macht.<br />

Der Kurs richtet sich an Jugendliche mit naturwissenschaftlichem<br />

Schwerpunkt <strong>und</strong> dem Interesse, ihre Kenntnisse<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em aktuellen Thema mit großer gesellschaftlicher<br />

Relevanz anzuwenden. Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite richtet er sich<br />

aber auch an Teilnehmende mit starken Mathematik- <strong>und</strong>/<br />

o<strong>der</strong> Informatik<strong>in</strong>teressen, die diese gerne im ökologischen<br />

Kontext anwenden möchten. Der Kurs setzt ke<strong>in</strong>e über das<br />

Schulwissen h<strong>in</strong>ausgehenden biologischen Kenntnisse bzw.<br />

spezielle Programmierkenntnisse voraus. Voraussetzung<br />

s<strong>in</strong>d lediglich ökologische Experimentierfreude <strong>und</strong> e<strong>in</strong><br />

gewisses Interesse bzw. Spaß an <strong>der</strong> Arbeit mit dem Computer.<br />

Jakob Zscheischler (Jg. 1985) studierte Mathematik <strong>in</strong> Dresden, Berl<strong>in</strong> <strong>und</strong><br />

Tüb<strong>in</strong>gen. Um se<strong>in</strong>e Freude an <strong>der</strong> Mathematik <strong>und</strong> se<strong>in</strong> schon länger vorhandenes<br />

Interesse an <strong>der</strong> Klimaforschung zu verb<strong>in</strong>den, promoviert er seit 2010<br />

an den Max-Planck-Instituten für Intelligente Systeme <strong>und</strong> Biogeochemie <strong>in</strong><br />

Tüb<strong>in</strong>gen <strong>und</strong> Jena. Nachdem ihm letztes Jahr se<strong>in</strong>e erste <strong>Akademie</strong> als Kursleiter<br />

viel Freude bereitet hat, beschloss er, <strong>der</strong> DSA mit e<strong>in</strong>em weiteren Kurs<br />

treu zu bleiben. Wenn er neben <strong>der</strong> Promotion nicht gerade im selbst gegründeten<br />

Bolongaro-Sextett s<strong>in</strong>gt, macht er Kammermusik, spielt Fußball o<strong>der</strong><br />

wan<strong>der</strong>t, liest o<strong>der</strong> diskutiert.


Kurs 3.4<br />

Embodiment/Verkörperlichung<br />

<strong>der</strong> Kommunikation<br />

Wie Imitation uns hilft, e<strong>in</strong>an<strong>der</strong> zu verstehen<br />

Woher wissen wir, wie sich e<strong>in</strong> an<strong>der</strong>er<br />

Mensch fühlt, was se<strong>in</strong>e Ziele, Gedanken<br />

<strong>und</strong> Wünsche s<strong>in</strong>d? Zum e<strong>in</strong>en teilen wir<br />

unsere Gedanken <strong>und</strong> Emotionen durch<br />

Sprache mit. Zum an<strong>der</strong>en <strong>in</strong>terpretieren<br />

wir Mimik <strong>und</strong> Körpersprache unserer Mitmenschen<br />

<strong>und</strong> teilen ihre Gefühle. Beides,<br />

Sprache <strong>und</strong> Empathie, fußt auf komplexen<br />

mentalen Leistungen, die je<strong>der</strong> im Alltag<br />

als selbstverständlich erachtet.<br />

Je<strong>der</strong>? Fast je<strong>der</strong>! Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong><strong>der</strong> müssen Sprache<br />

<strong>und</strong> komplexere Formen des Mitfühlens erst erlernen.<br />

Menschen im Autismusspektrum haben zum Teil große<br />

Schwierigkeiten, sich vorzustellen, was e<strong>in</strong> an<strong>der</strong>er Mensch<br />

denkt <strong>und</strong> wie er sich fühlt. Wie können Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> so<br />

kurzer Zeit e<strong>in</strong> so komplexes Verständnis <strong>der</strong> Welt aufbauen,<br />

<strong>und</strong> wodurch kann die Empathiefähigkeit von Menschen<br />

im Autismusspektrum verstärkt werden? Im Kurs<br />

Kursleitung<br />

Bereits Saeugl<strong>in</strong>ge koennen e<strong>in</strong>fache Gesichtsausdrücke<br />

imitieren. Aus: A. N. Meltzoff & M. K. Moore,<br />

Science, 1977, 198, 75-78.<br />

Svenja Köhne (Jg. 1983) studierte an <strong>der</strong> Universität Hamburg <strong>und</strong> <strong>der</strong> Humboldt-<br />

Universität zu Berl<strong>in</strong> Psychologie mit Schwerpunkt auf Kognitions- <strong>und</strong> Neurowissenschaften.<br />

In ihrer Promotion am Exzellenz Cluster Languages of Emotion <strong>in</strong><br />

Berl<strong>in</strong> untersucht sie, ob Tanz <strong>und</strong> Bewegung die Empathiefähigkeit bei Autismus<br />

steigern kann. Svenja tanzt selber gerne (Mo<strong>der</strong>n, Ballett, Tango), liebt Sport (Surfen,<br />

Segeln, Triathlon, Yoga) <strong>und</strong> Musik (Electro, Folk).<br />

wird die »Embodiment«-Perspektive<br />

<strong>der</strong> kognitiven Wissenschaften, die<br />

davon ausgeht, dass Bewegung (Sensomotorik)<br />

zentral für solch komplexe<br />

sozialkognitiven Prozesse ist,<br />

als e<strong>in</strong>e potenzielle Antwort auf diese<br />

Fragen vorgestellt. Konkret wird die<br />

Frage beleuchtet, <strong>in</strong>wiefern die Verknüpfung<br />

von Wahrnehmung <strong>der</strong><br />

Bewegung an<strong>der</strong>er <strong>und</strong> <strong>der</strong> Produktion<br />

eigener Bewegungen, e<strong>in</strong>e Gr<strong>und</strong>lage<br />

für Sprache <strong>und</strong> Empathie ist.<br />

E<strong>in</strong> wichtiger Lernmechanismus im Spracherwerb von<br />

Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong><strong>der</strong>n beg<strong>in</strong>nt bei <strong>der</strong> Imitation von Lauten, welche<br />

die erwachsenen »expert Speakers« im Umfeld hervorbr<strong>in</strong>gen.<br />

Dabei sche<strong>in</strong>t nicht nur die Wahrnehmung <strong>der</strong><br />

Laute <strong>und</strong> Bewegungen an<strong>der</strong>er Menschen, son<strong>der</strong>n auch<br />

die Evaluation <strong>der</strong> eigenen Vokalisationen <strong>und</strong> Muskelbewegungen<br />

wichtig für den erfolgreichen Spracherwerb zu<br />

se<strong>in</strong>. Es ist auch nicht gleichgültig, mit wem Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

(2. BIS 18. AUGUST 2012) AKADEMIE GROVESMÜHLE<br />

<strong>in</strong>teragieren: Sie können die Laute e<strong>in</strong>er Sprache besser erlernen,<br />

wenn ihr Gegenüber e<strong>in</strong>e echte Person ist, als wenn<br />

sie zum Beispiel Videoaufnahmen <strong>der</strong>selben Person sehen.<br />

Auch beim Erkennen <strong>und</strong> Teilen von Gefühlen an<strong>der</strong>er<br />

Menschen spielt die Wahrnehmung <strong>und</strong> Produktion von<br />

Bewegungen e<strong>in</strong>e wichtige Rolle. Wenn uns das Lachen<br />

e<strong>in</strong>es Fre<strong>und</strong>es ansteckt o<strong>der</strong> wir das Gesicht verziehen,<br />

wenn wir sehen, wie er sich <strong>in</strong> den F<strong>in</strong>ger schneidet, dann<br />

spüren wir se<strong>in</strong>en physischen Zustand mit unserem eigenen<br />

Körper nach. Menschen im Autismusspektrum haben<br />

häufig Schwierigkeiten damit, Bewegungen e<strong>in</strong>es an<strong>der</strong>en<br />

Menschen zu imitieren. Es wird vermutet, dass hier e<strong>in</strong><br />

Zusammenhang besteht zu den E<strong>in</strong>schränkungen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Empathiefähigkeit <strong>und</strong> dass dies auf Verän<strong>der</strong>ungen im so<br />

genannten »Spiegelneuronensystem« des Gehirns zurückzuführen<br />

ist.<br />

Parallel zur <strong>in</strong>haltlichen Erarbeitung dieses Themas wird<br />

<strong>der</strong> Kurs e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> die Methoden <strong>der</strong> Experimentalpsychologie<br />

legen: Was ist e<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>nvolle Fragestellung,<br />

<strong>und</strong> durch welche Art von Experiment kann sie am besten<br />

beantwortet werden? Anhand <strong>der</strong> im Kurs behandelten<br />

Beispiele wird erarbeitet, wie e<strong>in</strong> psychologisches, neurowissenschaftliches<br />

bzw. psychol<strong>in</strong>guistisches Experiment<br />

aufgebaut se<strong>in</strong> muss, um die Rolle von sensomotorischen<br />

Prozessen für Spracherwerb <strong>und</strong> Empathiefunktionen zu<br />

untersuchen. Dabei wird auch erlernt, wissenschaftliche<br />

Veröffentlichungen von experimenteller Forschung kritisch<br />

zu lesen <strong>und</strong> selbst e<strong>in</strong> Experiment zu konzipieren.<br />

Sho Tsuji (Jg. 1984) studierte an <strong>der</strong> Humboldt-Universität zu Berl<strong>in</strong> <strong>und</strong> <strong>der</strong> Universität<br />

Tokio Psychologie <strong>und</strong> Psychol<strong>in</strong>guistik. In ihrer Promotion am Max-Planck-Institut<br />

für Psychol<strong>in</strong>guistik <strong>in</strong> Nijmegen vergleicht sie die Sprachentwicklung nie<strong>der</strong>ländischer<br />

<strong>und</strong> japanischer Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong><strong>der</strong> mit behavioralen <strong>und</strong> bildgebenden Methoden. Sie hat<br />

Svenja bei <strong>der</strong> DSA im Jahr 2002 <strong>in</strong> <strong>der</strong> Grovesmühle kennengelernt <strong>und</strong> freut sich deshalb<br />

ganz beson<strong>der</strong>s darauf, noch e<strong>in</strong>mal geme<strong>in</strong>sam e<strong>in</strong>e Schüler<strong>Akademie</strong> zu erleben<br />

<strong>und</strong> viele <strong>in</strong>teressante Menschen kennenzulernen<br />

–– 37


38 ––<br />

AKADEMIE GROVESMÜHLE (2. BIS 18. AUGUST 2012)<br />

Kurs 3.5<br />

Warum Krieg ?<br />

Fragen <strong>und</strong> Antworten aus Ökonomie, Philosophie <strong>und</strong> den Sozialwissenschaften<br />

Warum gibt es Krieg? Diese Frage haben sich alle uns bekannten<br />

Hochkulturen gestellt. Seit es Kriege gibt, werden<br />

sie aufgezeichnet, dargestellt, bewertet <strong>und</strong> h<strong>in</strong>terfragt.<br />

Doch was ist Krieg eigentlich? Und ist er gut o<strong>der</strong> schlecht?<br />

Ist er »<strong>der</strong> Vater aller D<strong>in</strong>ge«, wie es <strong>der</strong> griechische Philosoph<br />

Heraklit vor 2500 Jahren formulierte? Befeuert er<br />

gar den Fortschritt, den Handel <strong>und</strong> die Entdeckung neuer<br />

Gebiete <strong>und</strong> Technologien, wie es Immanuel Kant <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er<br />

bedeutenden Schrift »Zum Ewigen Frieden« dem Krieg<br />

zugutehielt? Medial ist das Thema heute zwar omnipräsent,<br />

doch Kriegsbil<strong>der</strong> haben ihren Schrecken angesichts<br />

nahezu täglicher Berieselung verloren. Gilt es daher, den<br />

Krieg immer wie<strong>der</strong> neu zu verurteilen, se<strong>in</strong>e Gründe <strong>und</strong><br />

Wirkungen unermüdlich gesellschaftlich zu reflektieren<br />

<strong>und</strong> den ewigen Frieden nicht als Ziel son<strong>der</strong>n als demokratische<br />

Aufgabe zu begreifen? O<strong>der</strong> gehören Demokratie<br />

<strong>und</strong> Krieg mehr zusammen, als allgeme<strong>in</strong> angenommen?<br />

Kursleitung<br />

Anja Breljak (Jg. 1988) lebte e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en, sehr jungen Teil ihres Lebens auf<br />

dem kriegsgeschüttelten Balkan, e<strong>in</strong>en großen Teil im großen Berl<strong>in</strong>. Dort <strong>und</strong><br />

<strong>in</strong> Sarajevo studierte sie Philosophie, Volkswirtschaftslehre <strong>und</strong> Soziologie. Die<br />

Fragen nach dem Krieg haben sie jedoch nicht losgelassen, <strong>und</strong> so beschäftigte<br />

sie sich <strong>in</strong> ihrem Studium vor allem mit Kriegsökonomien, den völkerrechtlichen<br />

Fragen dah<strong>in</strong>ter <strong>und</strong> den theoretischen Kriegskonzepten dazwischen<br />

(<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e Kant <strong>und</strong> Hegel). Sie wird neben dem Studium zur Journalist<strong>in</strong><br />

ausgebildet, schreibt <strong>in</strong> ihrer Freizeit gerne Lyrisch-Prosaisches <strong>und</strong> liebt das<br />

Theater(-spielen).<br />

Dass <strong>der</strong> Friede auch im mo<strong>der</strong>nen Europa bislang nicht<br />

ewig ist, haben vor nicht langer Zeit mehrere Konflikte gezeigt:<br />

Der Zerfall Jugoslawiens <strong>und</strong> die nachfolgenden Balkankriege,<br />

Sezessionskonflikte <strong>in</strong> Spanien, <strong>der</strong> dauerhafte<br />

Konflikt zwischen Griechenland <strong>und</strong> <strong>der</strong> Türkei, die Kriege<br />

im Kaukasus.<br />

Voraussetzung für diesen Kurs ist die Bereitschaft sich<br />

auf verschiedene Methoden <strong>und</strong> kontroverse Diskussionen<br />

e<strong>in</strong>zulassen. Von den Teilnehmenden wird erwartet,<br />

vorab e<strong>in</strong>en hohen Anteil an philosophischer Lektüre<br />

zu erarbeiten <strong>und</strong> e<strong>in</strong>führende Referate vorzubereiten.<br />

Die fortschreitende Technologisierung<br />

hat die<br />

Folgen des Krieges nicht<br />

humaner gemacht, <strong>und</strong><br />

große Pazifismusdebatten<br />

sche<strong>in</strong>en die <strong>Gesellschaft</strong><br />

dem ewigen Frieden nicht nähergebracht zu haben. Ist <strong>der</strong><br />

Krieg also <strong>in</strong> <strong>der</strong> Natur des Menschen angelegt, o<strong>der</strong> s<strong>in</strong>d<br />

es doch vornehmlich ökonomische Zwänge, die zum Krieg<br />

führen?<br />

Diesen Fragen wird <strong>der</strong> Kurs durch <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>äres<br />

Arbeiten nachgehen. Dabei wird die ideengeschichtliche<br />

Herangehensweise e<strong>in</strong>e philosophische Gr<strong>und</strong>lage für e<strong>in</strong><br />

tiefergehendes Verständnis des Krieges legen. Die Theorien<br />

verschiedener Denker, die von ihnen analysierten Ursachen<br />

<strong>und</strong> die moralische E<strong>in</strong>ordnung werden anhand ihrer<br />

Texte nachvollzogen <strong>und</strong> diskutiert. E<strong>in</strong>e zweite Gr<strong>und</strong>lage<br />

<strong>der</strong> Arbeit bildet die Suche nach den konkreten Ursachen<br />

aktueller Kriege. Die Teilnehmenden<br />

werden sich dazu <strong>in</strong>s Völkerrecht e<strong>in</strong>arbeiten,<br />

politische Karten <strong>und</strong> Län<strong>der</strong>studien<br />

erstellen, spieltheoretische<br />

Modelle kennenlernen <strong>und</strong> anhand<br />

e<strong>in</strong>es aktuellen Konfliktes Eskalationsmechanismen<br />

selbst durchspielen.<br />

Ziel des Kurses ist es, auf verschiedenen Wegen Antworten<br />

auf die Frage »Warum Krieg?« zu f<strong>in</strong>den, die jede Diszipl<strong>in</strong><br />

an<strong>der</strong>s für sich stellt <strong>und</strong> beantwortet. Insbeson<strong>der</strong>e die<br />

Reflexion von Annahmen über den Krieg <strong>und</strong> die Folgen<br />

kriegerischer Konfliktlösung, wie Migration o<strong>der</strong> kulturelle<br />

<strong>und</strong> wirtschaftliche Rückschläge, sowie die Bedeutung von<br />

Geschlechtern, Wi<strong>der</strong>stand o<strong>der</strong> auch Medien wird exerziert.<br />

Titus Laser (Jg. 1985) wollte erst Straßenbahnfahrer, später Schauspieler werden <strong>und</strong><br />

bewarb sich um e<strong>in</strong> Studium. Nach <strong>der</strong> Ablehnung wollte er e<strong>in</strong> Freiwilliges Soziales Jahr<br />

<strong>in</strong> Moskau machen, stattdessen landete er für 10 Monate <strong>in</strong> <strong>der</strong> Küche e<strong>in</strong>er Amsterdamer<br />

Schule. Se<strong>in</strong> <strong>in</strong> Köln begonnenes Studium <strong>der</strong> Informationsorientierten Betriebswirtschaftslehre<br />

(IBWL) brach er ab <strong>und</strong> studierte stattdessen Kulturwissenschaften <strong>in</strong><br />

Frankfurt (O<strong>der</strong>). Zur Zeit studiert er Sozialwissenschaften <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>. Se<strong>in</strong>en Nebenjob<br />

im B<strong>und</strong>estag hat er aufgegeben <strong>und</strong> arbeitet nun für den Berl<strong>in</strong>er Verlag. Er mag das<br />

Internet, geht oft <strong>in</strong>s Theater, beschäftigt sich mit <strong>in</strong>ternationalen Beziehungen <strong>und</strong> liebt<br />

es fast so gern zu reisen wie heimzukehren.


(2. BIS 18. AUGUST 2012) AKADEMIE GROVESMÜHLE<br />

Kurs 3.6<br />

Worauf man achten muss, wenn man tot ist<br />

Jenseitsvorstellungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Antike<br />

Wenn man tot ist, muss man sich rechts halten: Denn dort,<br />

bei <strong>der</strong> weißen Zypresse, gibt es Wasser. Aber Vorsicht:<br />

Nicht gleich aus <strong>der</strong> ersten Quelle tr<strong>in</strong>ken, son<strong>der</strong>n den<br />

Durst zurückhalten bis zum Teich <strong>der</strong> Mnemosyne! Dort<br />

stehen allerd<strong>in</strong>gs Wächter <strong>und</strong> stellen Fragen, bevor sie<br />

dem Neul<strong>in</strong>g Zugang zum Wasser gewähren. Deshalb ist es<br />

gut, schon während des irdischen Dase<strong>in</strong>s e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>geweihter<br />

gewesen zu se<strong>in</strong>, denn dann kennt man die richtigen Passwörter.<br />

Solche Beschreibungen <strong>der</strong> Topographie des Jenseits f<strong>in</strong>det<br />

man auf Goldblättchen, die die Orphiker <strong>in</strong> Griechenland<br />

den Verstorbenen mit <strong>in</strong>s Grab legten. Die dah<strong>in</strong>terstehenden<br />

Vorstellungen s<strong>in</strong>d freilich deutlich älter <strong>und</strong> führen<br />

<strong>in</strong>s Alte Ägypten. Diese Hochkultur war, wie ke<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e,<br />

auf das postmortale Dase<strong>in</strong> fokussiert: Unzählige Papyri beschreiben<br />

genauestens den <strong>Ablauf</strong> e<strong>in</strong>es Totengerichts <strong>und</strong><br />

geben dem Verstorbenen e<strong>in</strong> Repertoire an Sprüchen für<br />

alle erdenklichen Situationen im Jenseits mit auf den Weg.<br />

Im griechisch-römischen Kulturraum h<strong>in</strong>gegen ist die<br />

Kursleitung<br />

Christian Gers-Uphaus (Jg. 1984), begeisterter Teilnehmer <strong>der</strong> DSA im Jahr 2002,<br />

studierte zunächst Physik, Mathematik <strong>und</strong> Chemie <strong>in</strong> Münster. Dabei entdeckte er<br />

ziemlich schnell se<strong>in</strong>e Vorliebe für philosophische <strong>und</strong> theologische Fragestellungen<br />

<strong>und</strong> wechselte daraufh<strong>in</strong> zu den Fächern Theologie, Philosophie <strong>und</strong> Judaistik, die er<br />

ebenfalls <strong>in</strong> Münster sowie <strong>in</strong> Rom <strong>und</strong> Paris studierte. Den Diplomabschluss erwirbt<br />

er im Frühjahr 2012. Se<strong>in</strong>e Interessenschwerpunkte liegen <strong>in</strong> den Bereichen Exegese<br />

sowie Patristik. In se<strong>in</strong>er Freizeit widmet er sich Fremdsprachen <strong>und</strong> spielt gerne<br />

Tennis.<br />

traditionelle Vorstellung vom Leben nach dem Tod e<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e:<br />

Homer beschreibt die Unterwelt als e<strong>in</strong>en eher trostlosen<br />

Ort, an dem die Verstorbenen als Schatten leben. Dies<br />

erweckte allerd<strong>in</strong>gs den Wi<strong>der</strong>spruch<br />

<strong>der</strong> Philosophen: Pythagoras g<strong>in</strong>g als<br />

wohl erster im Abendland von e<strong>in</strong>er<br />

Re<strong>in</strong>karnation aus; Platon begründet<br />

ausführlich die Unsterblichkeit <strong>der</strong><br />

Seele. Wesentlich nüchterner äußerte<br />

sich Epikur: »Wenn ich b<strong>in</strong>, ist <strong>der</strong><br />

Tod nicht; wenn er ist, b<strong>in</strong> ich nicht.«<br />

Auch vor Spott war die mythische<br />

Jenseitsvorstellung nicht gefeit: Aristophanes<br />

verwendet die Unterwelt<br />

als parodistische Kulisse für se<strong>in</strong>e<br />

Komödie »Die Frösche«. Im Panorama<br />

antiker Jenseitsvorstellungen darf<br />

schließlich auch das Judentum <strong>und</strong><br />

das Christentum nicht fehlen, wo das<br />

Thema um die neue Gattung <strong>der</strong> Apokalyptik bereichert<br />

wurde: Im Zentrum steht nun nicht mehr nur <strong>der</strong> <strong>in</strong>dividuelle<br />

Tod, son<strong>der</strong>n die Erwartung e<strong>in</strong>es nahen Weltendes<br />

mit dem Beg<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>es neuen Lebens. In <strong>der</strong> Offenbarung<br />

des Johannes verb<strong>in</strong>det sich dies mit e<strong>in</strong>er bizarren Bil<strong>der</strong>welt,<br />

die erst entschlüsselt werden will.<br />

E<strong>in</strong> Toter wird vor den Thron des Osiris geführt<br />

(Szene aus dem Totenbuch, ca. 1300 v. Ch.).<br />

Quelle: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:BD Hunefer<br />

cropped 2.jpg<br />

Im Kurs werden Quellentexte aus den genannten drei Kulturkreisen<br />

gelesen: Altes Ägypten, griechische Mythologie<br />

<strong>und</strong> Philosophie, biblische <strong>und</strong> frühchristliche Literatur.<br />

Ergänzt wird dies um archäologische<br />

Aspekte, da sich auch aus <strong>der</strong> Gestaltung<br />

von Pyramiden, Grabanlagen<br />

<strong>und</strong> Totentempeln e<strong>in</strong>iges über die<br />

mit dem Totse<strong>in</strong> verb<strong>und</strong>enen Vorstellungen<br />

entnehmen lässt. Bei den<br />

Analysen wird geme<strong>in</strong>sam überlegt,<br />

was die Menschen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Antike dazu<br />

motivierte, sich e<strong>in</strong> Totengericht,<br />

e<strong>in</strong>en Hades, e<strong>in</strong>e Wie<strong>der</strong>geburt o<strong>der</strong><br />

Himmel <strong>und</strong> Hölle vorzustellen. Es<br />

wird sich herausstellen, dass dabei<br />

religiöse Traditionen <strong>und</strong> philosophische<br />

Überlegungen eng <strong>in</strong>e<strong>in</strong>an<strong>der</strong>greifen.<br />

Daraus ergibt sich dann<br />

die Frage: Welche Relevanz hat die<br />

jeweilige Vorstellung vom Leben nach dem Tod für das Leben<br />

vor dem Tod?<br />

Der Kurs setzt außer <strong>der</strong> Bereitschaft, sich bereits im Vorfeld<br />

<strong>in</strong> die Quellentexte e<strong>in</strong>zulesen <strong>und</strong> e<strong>in</strong> Referat vorzubereiten,<br />

ke<strong>in</strong>e speziellen Vorkenntnisse voraus.<br />

Daniel Lanz<strong>in</strong>ger (Jg. 1982) wurde <strong>in</strong> Augsburg geboren. Um se<strong>in</strong>er Leidenschaft<br />

für die Antike nachzugehen, studierte er Theologie, Griechisch <strong>und</strong> Philosophie, <strong>und</strong><br />

zwar <strong>in</strong> München, Jerusalem <strong>und</strong> Münster. Die Zeit <strong>in</strong> Jerusalem war so spannend,<br />

dass er dort nach dem Diplomabschluss noch e<strong>in</strong> weiteres Jahr als Studienleiter verbrachte.<br />

Inzwischen promoviert Daniel an <strong>der</strong> Uni Bonn im Fach Neues Testament.<br />

Wenn er nicht am Schreibtisch sitzt, reist er gerne Richtung Süden, um archäologische<br />

Stätten zu erk<strong>und</strong>en <strong>und</strong> durch mediterrane Landschaften zu wan<strong>der</strong>n, geht <strong>in</strong>s<br />

Theater o<strong>der</strong> liest e<strong>in</strong> gutes Buch.<br />

–– 39


40 ––<br />

AKADEMIE URSPRING (2. BIS 18. AUGUST 2012)<br />

<strong>Akademie</strong> Urspr<strong>in</strong>g<br />

Urspr<strong>in</strong>gschule<br />

Die Urspr<strong>in</strong>gschule liegt am Südrand <strong>der</strong> Schwäbischen Alb, 20 km westlich von Ulm<br />

– idealer Ausgangsort für Exkursionen zum Bodensee, <strong>in</strong> den Schwarzwald o<strong>der</strong> nach<br />

Stuttgart.<br />

Im Areal des über 880 Jahre alten Klosterbezirks Urspr<strong>in</strong>g leben <strong>und</strong> arbeiten r<strong>und</strong><br />

260 K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendliche <strong>und</strong> 90 Erwachsene zusammen. Das historische Ensemble<br />

wurde <strong>in</strong> den letzten Jahren aufwendig restauriert <strong>und</strong> um neue Gebäude behutsam<br />

ergänzt. Schon bei <strong>der</strong> ersten Ankunft <strong>in</strong> Urspr<strong>in</strong>g stellt sich das e<strong>in</strong>zigartige Campus-<br />

Gefühl e<strong>in</strong>.<br />

Urspr<strong>in</strong>g, e<strong>in</strong>e reformpädagogisch <strong>und</strong> evangelisch geprägte E<strong>in</strong>richtung, setzt 80<br />

Jahre nach <strong>der</strong> Gründung im Gymnasium <strong>und</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Montessori-Gr<strong>und</strong>schule heute<br />

folgende <strong>in</strong>haltliche Schwerpunkte:<br />

Abitur <strong>und</strong> Lehre: Alle Mädchen <strong>und</strong> Jungen können zusätzlich zum Abitur <strong>in</strong> vier<br />

Meisterwerkstätten e<strong>in</strong>e Lehre mit Gesellenprüfung kurz nach dem Abitur machen.<br />

Basketball-Leistungszentrum: Urspr<strong>in</strong>g ist e<strong>in</strong> vom Deutschen Basketball B<strong>und</strong> anerkanntes<br />

Basketball-Internat. In den Teams <strong>der</strong> Urspr<strong>in</strong>gschule haben talentierte<br />

Jugendliche, Jungen <strong>und</strong> Mädchen, die Chance, sich mit professionellem Coach<strong>in</strong>g<br />

hochzuarbeiten. Die Meistertitel <strong>und</strong> F<strong>in</strong>alteilnahmen auf B<strong>und</strong>es- <strong>und</strong><br />

Landesebene <strong>der</strong> letzten Jahre sprechen für sich.<br />

Urspr<strong>in</strong>g ist bunt: Typisch für das Leben <strong>in</strong> Urspr<strong>in</strong>g ist die bunte Variationsbreite <strong>der</strong><br />

Herkunft <strong>der</strong> Jugendlichen unterschiedlicher Nationalitäten <strong>und</strong> <strong>Gesellschaft</strong>szusammenhänge.<br />

Tägliche Begegnungen <strong>in</strong> Schule, Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaften,<br />

Werkstätten, Wohngruppen for<strong>der</strong>n <strong>und</strong> för<strong>der</strong>n den ganzen Menschen.<br />

Diese Schwerpunktsetzung prägt die Angebotspalette <strong>in</strong> Urspr<strong>in</strong>g: Zweibettzimmer<br />

im historischen Baubestand, fachmännisch ausgestattete Schülerwerkstätten, EDV-<br />

Schulungsraum, Cafeterien, Foren für Theater, Kunstausstellungen <strong>und</strong> Musik, Mehrzweckhalle,<br />

Sporthalle <strong>und</strong> Sportplatz – <strong>und</strong> mittendr<strong>in</strong> die eigene Kirche für Gottesdienste<br />

<strong>und</strong> Konzerte.


URSPRINGSCHULE<br />

AN DER SCHWÄBISCHEN ALB<br />

89601 SCHELKLINGEN<br />

www.urspr<strong>in</strong>gschule.de<br />

Programm<br />

(2. BIS 18. AUGUST 2012) AKADEMIE URSPRING<br />

4.1 Abstraktion <strong>in</strong> <strong>der</strong> Mathematik<br />

4.2 Teilchenphysik mit dem ATLAS-Detektor<br />

4.3 Chemie zum Anschauen<br />

4.4 Der »Unsichtbaren Hand« auf die F<strong>in</strong>ger klopfen?<br />

4.5 E<strong>in</strong>heit <strong>und</strong> Freiheit<br />

4.6 Ist Gott tot?! <strong>Akademie</strong>leitung<br />

Joachim (Jo) Schwerdtfeger (Jg. 1962) wird im Sommer bereits zum siebten<br />

Male Aktivurlaub <strong>in</strong> Urspr<strong>in</strong>g verleben. Seitdem die DSA im Jahre 2008 <strong>in</strong>s<br />

Schwäbische zurückgekehrt ist, kann er dem Ort, den Menschen <strong>und</strong> dem <strong>Akademie</strong>erlebnis<br />

nicht wi<strong>der</strong>stehen. In den vielen Jahren se<strong>in</strong>er DSA-Tätigkeit leitete<br />

er allerd<strong>in</strong>gs nicht nur <strong>Akademie</strong>n, son<strong>der</strong>n ab <strong>und</strong> an auch Kurse zu Themen<br />

aus den Bereichen Mathematik <strong>und</strong> Biologie – die Fächer, die mittlerweile<br />

auch se<strong>in</strong>en (Schul-)Alltag bestimmen. In se<strong>in</strong>er Freizeit widmet er sich gern<br />

dem Schachspiel, genießt auf dem Rad die Natur des Nie<strong>der</strong>rhe<strong>in</strong>s o<strong>der</strong> er lässt<br />

Leitung kursübergreifende Musik<br />

Lena-Maria Kramer (Jg. 1979) studierte Gesang <strong>und</strong> Gesangspädagogik <strong>und</strong><br />

freut sich jeden Tag, dass sie von dieser »brotlosen Kunst« leben kann. Als Sänger<strong>in</strong><br />

ist sie vor allem im Bereich Oratorium, Alte Musik <strong>und</strong> Neue Musik tätig.<br />

Sie unterrichtet außerdem freischaffend <strong>und</strong> als Angestellte <strong>der</strong> Städtischen Musikschule<br />

Düsseldorf, sowie als Lehrbeauftragte an <strong>der</strong> Folkwang Universität<br />

<strong>der</strong> Künste (UdK) Essen. Während ihrer täglichen Zugfahrten hört sie gerne<br />

Hörspiele von <strong>der</strong> Hexe Schrumpeldei über John S<strong>in</strong>clair bis h<strong>in</strong> zu den 3 ???.<br />

Ihre Freizeit verbr<strong>in</strong>gt sie am liebsten mit ihren Fre<strong>und</strong>en <strong>und</strong> <strong>Gesellschaft</strong>sspielen.<br />

sich ganz e<strong>in</strong>fach von se<strong>in</strong>er Neugier treiben.<br />

Ronja Flemm<strong>in</strong>g (Jg. 1991) hat schon e<strong>in</strong>ige <strong>Akademie</strong>n miterleben dürfen.<br />

Nachdem sie im Jahr 2009 Teilnehmer<strong>in</strong> war, arbeitete sie mit Begeisterung<br />

2010 <strong>und</strong> 2011 zusammen mit Jo <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong>leitung. Sie schaut schon jetzt<br />

voller Vorfreude dem Aufenthalt <strong>in</strong> Urspr<strong>in</strong>g entgegen. Im »richtigen« Leben ist<br />

Ronja Wirtschafts<strong>in</strong>genieurwesen-Student<strong>in</strong> <strong>in</strong> ihrer Wunschstadt Berl<strong>in</strong>. Dort<br />

lebt sie seit 2010 <strong>und</strong> ist noch immer dabei, die Hauptstadt fleißig geme<strong>in</strong>sam<br />

mit Fre<strong>und</strong>en zu erk<strong>und</strong>en. Die restliche Zeit des Tages verbr<strong>in</strong>gt Ronja <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Sporthalle beim Handball, wo sie entwe<strong>der</strong> selber spielt o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e K<strong>in</strong><strong>der</strong>mannschaft<br />

tra<strong>in</strong>iert.<br />

–– 41


42 ––<br />

AKADEMIE URSPRING (2. BIS 18. AUGUST 2012)<br />

Kurs 4.1<br />

Abstraktion <strong>in</strong> <strong>der</strong> Mathematik<br />

E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> die abstrakte Algebra <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e Beispiele aus <strong>der</strong> Mathematik<br />

Abstraktion ist e<strong>in</strong> Begriff, <strong>der</strong> oft abschreckend wirkt. Und<br />

doch ist unser begriffliches Denken von unserem Abstraktionsvermögen<br />

bestimmt:<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> lernen nach <strong>und</strong><br />

nach, dass zum Beispiel<br />

<strong>der</strong> Begriff »Kuh« nicht<br />

nur e<strong>in</strong> bestimmtes Lebewesen<br />

auf ihrem lokalen<br />

Bauernhof me<strong>in</strong>t, son<strong>der</strong>n<br />

e<strong>in</strong>e Vielzahl verschiedener<br />

Instanzen zusammenfasst.<br />

Ähnlich fassen wir Kühe,<br />

Pferde, Rosen, Würmer<br />

<strong>und</strong> Menschen (<strong>und</strong> vieles<br />

mehr) unter dem Begriff »Lebewesen« zusammen. Wenn<br />

wir also wissen, dass sich jedes Lebewesen irgendwie fortpflanzen<br />

können muss, können wir dieses Wissen auf jedes<br />

neue Beispiel von Lebewesen anwenden <strong>und</strong> müssen es<br />

uns nicht für jede Art neu überlegen. Somit stellt Abstraktion<br />

e<strong>in</strong>e wichtige Gr<strong>und</strong>lage für unser Denken <strong>und</strong> unsere<br />

Sprache dar.<br />

Kursleitung<br />

Mathematik besteht zum größten Teil aus solcher Abstraktion.<br />

Erfolgreiche Abstraktion kann neues Licht auf e<strong>in</strong><br />

Problem werfen <strong>und</strong> völlig unterschiedliche Gebiete <strong>in</strong>nerhalb<br />

<strong>und</strong> außerhalb <strong>der</strong> Mathematik verb<strong>in</strong>den. Dieser<br />

Kurs wird zahlreiche Beispiele aus verschiedenen Bereichen<br />

<strong>der</strong> Mathematik (wie etwa Algebra, Geometrie <strong>und</strong> Zahlen-<br />

system) erk<strong>und</strong>en:<br />

– Wie addiert man Uhrzeiten?<br />

Und wie »addiert«<br />

man Symmetrien?<br />

Die Suche nach e<strong>in</strong>em<br />

adäquaten Additionsbegriff<br />

führt zum Konzept <strong>der</strong> Gruppe. Diese f<strong>in</strong>den nicht<br />

nur <strong>in</strong> <strong>der</strong> Mathematik, son<strong>der</strong>n auch <strong>in</strong> »alltäglichen«<br />

Situationen Anwendung, zum Beispiel durch die Kryptographie.<br />

– Nimmt man noch die Multiplikation zur Addition h<strong>in</strong>zu,<br />

gelangt man zur Def<strong>in</strong>ition e<strong>in</strong>es Körpers. Hier s<strong>in</strong>d<br />

rationale <strong>und</strong> reelle Zahlen die bekanntesten Beispiele,<br />

doch es gibt auch an<strong>der</strong>e: Restklassen (wie zum Beispiel<br />

Uhrzeiten) lassen sich auch multiplizieren <strong>und</strong> bilden<br />

unter bestimmten Umständen ebenfalls e<strong>in</strong>en Körper.<br />

– Was bedeutet eigentlich »Gleichheit«? Wie können wir<br />

z.B. formal beschreiben, dass 2/4 <strong>und</strong> 1/2 die gleiche<br />

rationale Zahl darstellen? Gibt es an<strong>der</strong>e Relationen, die<br />

Julia Goedecke (Jg. 1982) nahm während <strong>der</strong> Schulzeit an e<strong>in</strong>em Mathematikkurs<br />

<strong>der</strong> DSA über konforme Abbildungen <strong>und</strong> nicht-euklidische Geometrie <strong>in</strong> Schelkl<strong>in</strong>gen<br />

teil. Ihr Mathematikstudium sowie ihre Promotion im Bereich Kategorientheorie<br />

absolvierte sie <strong>in</strong> Cambridge. Nach e<strong>in</strong>em Forschungsjahr <strong>in</strong> Belgien unterrichtet <strong>und</strong><br />

forscht sie momentan wie<strong>der</strong> <strong>in</strong> Cambridge als Fellow des Queens' College. Außerhalb<br />

<strong>der</strong> Mathematik ist Julia e<strong>in</strong>e enthusiastische Sänger<strong>in</strong>. Mit den New Cambridge S<strong>in</strong>gers<br />

tritt sie regelmäßig <strong>in</strong> Konzerten auf, <strong>in</strong> denen sie gelegentlich auch Solopartien<br />

übernimmt.<br />

Wichtigste Anfor<strong>der</strong>ung an die Teilnehmer ist<br />

die Bereitschaft, sich auf abstraktes Denken<br />

e<strong>in</strong>zulassen <strong>und</strong> erleben zu wollen, dass Mathematik<br />

über Rechnen weit h<strong>in</strong>ausgeht.<br />

etwas Ähnliches wie »Gleichheit« beschreiben, <strong>und</strong> wie<br />

kann man damit Objekte <strong>in</strong> »Gleiche« <strong>und</strong> »Ungleiche«<br />

e<strong>in</strong>teilen?<br />

– Vektoren, sei es <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ebene o<strong>der</strong> im Raum, s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>igen<br />

schon bekannt. Man kann die Addition solcher<br />

Vektoren <strong>und</strong> die skalare Multiplikation formalisieren<br />

<strong>und</strong> so den Begriff des Vektorraums def<strong>in</strong>ieren.<br />

Im daraus entstehenden Gebiet <strong>der</strong> l<strong>in</strong>earen<br />

Algebra kann man im gleichen Atemzug über<br />

Vektorräume <strong>und</strong> über Abbildungen zwischen<br />

ihnen sprechen, da letztere ebenfalls Vektorräume<br />

bilden.<br />

– Zum Abschluss unternimmt <strong>der</strong> Kurs e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en Abstecher<br />

<strong>in</strong> das abstrakteste Gebiet mo<strong>der</strong>ner Mathematik:<br />

<strong>in</strong> die Kategorientheorie. Hier werden zum Beispiel<br />

alle Gruppen <strong>und</strong> ihre Abbildungen o<strong>der</strong> alle Vektorräume<br />

<strong>und</strong> ihre Abbildungen zu e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>zigen Objekt<br />

zusammengefasst, welches dann selbst zum Gegenstand<br />

von Untersuchungen wird.<br />

Die Inhalte des Kurses werden zunächst durch Referate <strong>der</strong><br />

Teilnehmer <strong>und</strong> anschließend durch Gruppenarbeit <strong>und</strong><br />

geme<strong>in</strong>same Diskussion erschlossen. Ziel ist es, Arbeitsmethoden<br />

<strong>und</strong> Ideen aus <strong>der</strong> weiten Welt <strong>der</strong> re<strong>in</strong>en Mathematik<br />

kennen <strong>und</strong> die Abstraktion lieben zu lernen.<br />

Julian Vogel (Jg. 1982) <strong>in</strong>teressierte sich bereits <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schule für die Naturwissenschaften<br />

<strong>und</strong> nahm mehrfach am Wettbewerb »Jugend forscht« teil. Anschließend<br />

studierte er Physik <strong>und</strong> Mathematik <strong>in</strong> Karlsruhe mit e<strong>in</strong>em Abstecher nach<br />

Cambridge. Nach se<strong>in</strong>er Diplomarbeit aus dem Bereich <strong>der</strong> Relativitätstheorie ist<br />

er seit 2007 Diplom-Physiker. Seit 2009 lernt Julian e<strong>in</strong>e ganz an<strong>der</strong>e Seite <strong>der</strong><br />

Physik kennen <strong>und</strong> gestaltet im B<strong>und</strong>esumweltm<strong>in</strong>isterium den Strahlenschutz<br />

für Bevölkerung, Arbeitskräfte <strong>und</strong> Patienten. Nach <strong>der</strong> Arbeit entspannt er am<br />

liebsten beim Laufen <strong>und</strong> Fahrradfahren.


Kurs 4.2<br />

Teilchenphysik mit dem ATLAS-Detektor<br />

ATLAS ist e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> vier großen Teilchen-Detektoren des<br />

LHC-Beschleunigerr<strong>in</strong>gs (Large Hadron Colli<strong>der</strong>) am Forschungszentrum<br />

<strong>der</strong> Europäischen Organisation für Kernforschung<br />

(CERN) <strong>in</strong> Genf. Der Detektor ist e<strong>in</strong> Werkzeug<br />

zur Untersuchung spannen<strong>der</strong> physikalischer Fragen: Was<br />

s<strong>in</strong>d die f<strong>und</strong>amentalen Bauste<strong>in</strong>e <strong>der</strong> Materie <strong>und</strong> welche<br />

Kräfte wirken zwischen ihnen? Unter ATLAS im weiteren<br />

S<strong>in</strong>ne versteht man auch die Geme<strong>in</strong>schaft e<strong>in</strong>iger Tausend<br />

Physiker, Ingenieure <strong>und</strong> Techniker, die den Detektor gebaut<br />

haben <strong>und</strong> mit ihm arbeiten.<br />

Im Kurs werden die folgenden Punkte näher betrachtet:<br />

Wie ist <strong>der</strong> Detektor aufgebaut? Wie arbeiten experimentelle<br />

Teilchenphysiker<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Teilchenphysiker? Was s<strong>in</strong>d<br />

die wesentlichen physikalischen Zusammenhänge, die wir<br />

mit dem ATLAS-Detektor erforschen?<br />

Um die Bedeutung des ATLAS-Experiments besser e<strong>in</strong>ordnen<br />

zu können, wird zu Anfang des Kurses das so genannte<br />

Standard-Modell <strong>der</strong> Teilchenphysik besprochen. Es wurde<br />

<strong>in</strong> den 1970er Jahren entwickelt <strong>und</strong> beschreibt bis heute<br />

alle uns bekannten Teilchen <strong>und</strong> ihre Wechselwirkungen<br />

mit hoher Genauigkeit.<br />

Kursleitung<br />

Nach dem e<strong>in</strong>leitenden Theorieteil geht es um konkrete<br />

Fragestellungen, die für das Verständnis des Experiments<br />

wichtig s<strong>in</strong>d: Was passiert, wenn zwei Protonen kollidieren?<br />

Welche Teilchen können entstehen? Wie »sieht«<br />

<strong>der</strong> Detektor diese Teilchen? Wie »sehen« Physiker die<br />

Teilchen <strong>in</strong> ihren Messdaten? Bei <strong>der</strong> Beantwortung dieser<br />

Fragen lernt man den Detektor näher kennen <strong>und</strong> auch<br />

die Software, die benötigt wird, um die riesigen Mengen<br />

aufgezeichneter Daten zu<br />

untersuchen (ATLAS liefert<br />

r<strong>und</strong> 30 GB pro Sek<strong>und</strong>e an<br />

Rohdaten, das wären r<strong>und</strong><br />

e<strong>in</strong>e halbe Millionen DVDs<br />

am Tag).<br />

Physiker bauen ihre Experimente gerne selber – e<strong>in</strong>en Teilchenbeschleuniger<br />

kann man nicht aus dem Katalog bestellen<br />

(<strong>und</strong> bei Problemen kann man sich nicht an den K<strong>und</strong>endienst<br />

wenden). E<strong>in</strong> wichtiger Teil <strong>der</strong> Arbeit besteht<br />

dar<strong>in</strong>, sich mit e<strong>in</strong>em Teil des Detektors näher ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />

zu setzen: Manchmal gibt es technische Schwierigkeiten<br />

zu beseitigen, <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en Fällen will man die Effizienz<br />

Sarah Heim (Jg. 1985) studierte Physik <strong>in</strong> Heidelberg <strong>und</strong> Lans<strong>in</strong>g, Michigan (USA). Zurzeit<br />

lebt sie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nähe von Genf (Schweiz) <strong>und</strong> ist Teil <strong>der</strong> ATLAS Kollaboration am Forschungszentrum<br />

CERN. Der Schwerpunkt ihrer Doktorarbeit ist die Suche nach neuen Wechselwirkungsteilchen,<br />

die <strong>in</strong> den Proton-Proton Kollisionen des LHC produziert werden könnten<br />

<strong>und</strong> <strong>in</strong> zwei hochenergetische Elektronen zerfallen würden. Wenn sie nicht gerade nach neuen<br />

Teilchen sucht, wan<strong>der</strong>t sie im nahen Jura, kajakt auf <strong>der</strong> Rhone <strong>und</strong> genießt die französische<br />

Küche.<br />

(2. BIS 18. AUGUST 2012) AKADEMIE URSPRING<br />

Das Kursangebot richtet sich an alle, die sich für<br />

Teilchenphysik <strong>in</strong>teressieren! Mathe- o<strong>der</strong> Physik-<br />

LK s<strong>in</strong>d zur Teilnahme nicht erfor<strong>der</strong>lich. E<strong>in</strong> großer<br />

Teil <strong>der</strong> Arbeit f<strong>in</strong>det am Computer statt, es<br />

wird aber alles dazu Notwendige im Kurs erklärt.<br />

verbessern. Dies soll anhand e<strong>in</strong>iger Beispiele verdeutlicht<br />

werden.<br />

Nach etwa <strong>der</strong> Hälfte des Kurses s<strong>in</strong>d dann alle »Zutaten«<br />

vorhanden, um eigene Experimente durchzuführen! Die<br />

Teilnehmenden werden <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en Gruppen echte experimentelle<br />

Daten auswerten <strong>und</strong> dabei wichtige Teile des<br />

Standard-Modells »wie<strong>der</strong>entdecken«. Wie es sich für e<strong>in</strong>e<br />

wissenschaftliche Arbeit gehört, werden<br />

die Ergebnisse schriftlich festgehalten<br />

<strong>und</strong> mit den an<strong>der</strong>en Teilnehmenden<br />

diskutiert.<br />

Der Kurs wird abger<strong>und</strong>et durch<br />

e<strong>in</strong>em Überblick über offene Fragen im<br />

Standard-Modell <strong>und</strong> jenseits davon: Es gibt zahlreiche<br />

theoretisch denkbare Erweiterungen, <strong>und</strong> zwischen diesen<br />

Theorien zu unterscheiden ist e<strong>in</strong>e wichtige Aufgabe von<br />

ATLAS <strong>und</strong> den an<strong>der</strong>en LHC-Experimenten. Über das<br />

Higgs-Boson wird dabei sicherlich auch gesprochen – mehr<br />

kann jetzt noch nicht verraten werden.<br />

Kilian Rosbach (Jg. 1981) studierte Physik <strong>in</strong> Bonn <strong>und</strong> Berl<strong>in</strong>. Im Anschluss<br />

machte er e<strong>in</strong>en Ausflug <strong>in</strong> die Neurowissenschaften mit e<strong>in</strong>em<br />

Projekt zu synaptischen Prote<strong>in</strong>en an <strong>der</strong> Universität von Amsterdam, Nie<strong>der</strong>lande.<br />

Seit Anfang 2010 arbeitet er wie<strong>der</strong> als Physiker, diesmal als Doktorand<br />

<strong>der</strong> Universität Genf, Schweiz, <strong>und</strong> untersucht mit dem ATLAS-Detektor<br />

Proton-Proton Kollisionen – vor allem solche, bei denen Top-Quarks<br />

entstehen. Zur Erholung geht er Joggen o<strong>der</strong> versucht, Klavier zu spielen.<br />

–– 43


44 ––<br />

AKADEMIE URSPRING (2. BIS 18. AUGUST 2012)<br />

Kurs 4.3<br />

Chemie zum Anschauen<br />

Farbstoffe <strong>und</strong> Analysemethoden<br />

Es ist bunt, es leuchtet <strong>und</strong> es sieht schön aus – ich will es<br />

haben! Farben werden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Industrie- <strong>und</strong> Werbebranche<br />

zielgerichtet e<strong>in</strong>gesetzt, um K<strong>und</strong>en zu begeistern o<strong>der</strong> e<strong>in</strong><br />

Produkt <strong>in</strong>s rechte Licht zu setzen. Aber warum ist unsere<br />

Jeans eigentlich blau, was ist wirklich im roten Gummibärchen<br />

<strong>und</strong> wie entsteht z.B. an Silvester das Licht von<br />

Feuerwerk?<br />

Der Kurs geht diesen Fragestellungen aus Sicht <strong>der</strong> Chemie<br />

nach. Dabei stehen allgeme<strong>in</strong>-chemische Pr<strong>in</strong>zipien<br />

von Farbigkeit, die Synthese <strong>und</strong> E<strong>in</strong>teilung organischer<br />

Farbstoffe, <strong>der</strong> Aufbau farbiger Komplexe sowie entsprechende<br />

Analysemethoden im Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong>. Die geme<strong>in</strong>sam<br />

erarbeitete Theorie wird durch Experimente vertieft, die <strong>in</strong><br />

Kle<strong>in</strong>gruppen eigenständig geplant, durchgeführt <strong>und</strong> ausgewertet<br />

werden.<br />

Dabei wird geklärt, was Farben eigentlich s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> warum<br />

wir sie sehen können – dazu s<strong>in</strong>d auch E<strong>in</strong>blicke <strong>in</strong> den<br />

Atombau <strong>und</strong> Exkurse <strong>in</strong> die Physik <strong>und</strong> Biologie vorge-<br />

Kursleitung<br />

sehen: Wie funktioniert unser Auge, was ist Licht <strong>und</strong> wie<br />

kommt e<strong>in</strong> Farbe<strong>in</strong>druck zustande?<br />

Neben den theoretischen Gr<strong>und</strong>lagen wirft <strong>der</strong> Kurs ebenfalls<br />

e<strong>in</strong>en Blick auf die großtechnische Umsetzung: Wie<br />

funktioniert das Färben? Welche Eigenschaften müssen<br />

Farbstoffe haben, damit unsere Kleidung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Waschmasch<strong>in</strong>e<br />

ihre Farbe behält?<br />

Eva Koch (Jg. 1986) studierte Chemie <strong>in</strong> Leipzig, Melbourne (Australien) <strong>und</strong> Athens<br />

(USA). Sie nahm 2009 als Young Researcher an <strong>der</strong> Nobelpreisträgertagung Chemie <strong>in</strong><br />

L<strong>in</strong>dau teil <strong>und</strong> war 2010 als deutsche Jugenddelegierte auf dem G8/G20-Gipfel <strong>in</strong> Kanada.<br />

Derzeit arbeitet sie an ihrer Promotion <strong>in</strong> <strong>der</strong> organischen Chemie an <strong>der</strong> Westfälischen<br />

Wilhelms-Universität Münster. In ihrer Freizeit betreut sie Projekte beim<br />

För<strong>der</strong>vere<strong>in</strong> Chemie-Olympiade, engagiert sich bei <strong>der</strong> evangelischen Studentengeme<strong>in</strong>de<br />

<strong>und</strong> spielt leidenschaftlich gern (Brett-)Spiele. Bereits seit ihrer Teilnahme an<br />

<strong>der</strong> Schüler<strong>Akademie</strong> 2005 wartet sie darauf, selbst e<strong>in</strong>en Kurs leiten zu dürfen.<br />

Weitere Themenschwerpunkte bilden Pigmente <strong>und</strong> <strong>der</strong>en<br />

Anwendung bei Wandfarben <strong>und</strong> Autolacken, Farben <strong>in</strong><br />

Lebensmitteln <strong>und</strong> Kosmetika, aber auch das Leuchten von<br />

Neonröhren, Silvesterraketen <strong>und</strong> Knicklichtern (Fluoreszenz/Phosphoreszenz).<br />

Um farbige Stoffe zu analysieren <strong>und</strong> Farben objektiv messen<br />

zu können, werden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis UV/Vis-Spektroskopie<br />

<strong>und</strong> Dünnschichtchromatographie genutzt. Die Techniken<br />

sollen geme<strong>in</strong>sam erarbeitet <strong>und</strong> <strong>in</strong> Experimenten selbst erprobt<br />

werden. Der große Bereich <strong>der</strong> chemischen Analytik<br />

wird im Laufe <strong>der</strong> Zeit regelmäßig wie<strong>der</strong> aufgegriffen <strong>und</strong><br />

vertieft werden. Es ist zudem e<strong>in</strong> Exkurs <strong>in</strong> die Kernsp<strong>in</strong>resonanz-Spektroskopie<br />

(NMR) vorgesehen.<br />

Nicht zuletzt spielt das wissenschaftlich-korrekte Arbeiten<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Chemie im Rahmen dieses Kurses e<strong>in</strong>e große Rolle.<br />

Dabei werden die Teilnehmenden an Orig<strong>in</strong>alliteratur herangeführt<br />

<strong>und</strong> auch selbst wissenschaftlich-angemessene<br />

Texte verfassen. Des Weiteren wird vorgestellt, wie e<strong>in</strong><br />

Laborbuch angefertigt wird, wie man <strong>in</strong> chemischen Datenbanken<br />

recherchiert <strong>und</strong> was »gute wissenschaftliche<br />

Praxis« bedeutet.<br />

Diese <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e Themen werden geme<strong>in</strong>sam o<strong>der</strong> <strong>in</strong><br />

kle<strong>in</strong>en Gruppen erarbeitet. Vorgesehen s<strong>in</strong>d auch die<br />

Übernahme von Diskussionsleitungen durch die Teilnehmenden,<br />

die mündliche Präsentation von Fachthemen <strong>und</strong><br />

Planspiele.<br />

Um direkt mit <strong>der</strong> Chemie <strong>der</strong> Farbstoffe im Kurs beg<strong>in</strong>nen<br />

zu können, müssten vor Beg<strong>in</strong>n des Kurses e<strong>in</strong>ige Gr<strong>und</strong>lagen<br />

<strong>der</strong> Organik selbstständig erarbeitet werden. Alle Teilnehmenden<br />

bereiten außerdem im Vorfeld <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong> je<br />

e<strong>in</strong> Kurzreferat aus e<strong>in</strong>em Themenpool vor.<br />

Voraussetzungen: Gr<strong>und</strong>kenntnisse <strong>in</strong> Chemie reichen aus.<br />

Kai Koch (Jg. 1986) studierte Schulmusik an <strong>der</strong> Hochschule für Musik Detmold<br />

<strong>und</strong> Chemie an <strong>der</strong> Universität Pa<strong>der</strong>born. Seit 2011 absolviert er e<strong>in</strong> Masterstudium<br />

mit dem Hauptfach Orgel an <strong>der</strong> Musikhochschule Münster. Er ist unter an<strong>der</strong>em<br />

mehrfacher Preisträger beim B<strong>und</strong>eswettbewerb Komposition <strong>und</strong> bei »Jugend<br />

Komponiert«. 2007 wurde er mit dem För<strong>der</strong>preis »Junge Kunst im Hochstift« ausgezeichnet.<br />

Neben Chorleitung <strong>und</strong> populärem Klavierspiel gehören <strong>Gesellschaft</strong>sspiele<br />

<strong>und</strong> Kochen zu se<strong>in</strong>en größten Leidenschaften. Er ist sehr auf se<strong>in</strong>e allererste<br />

Schüler<strong>Akademie</strong> gespannt.


Kurs 4.4<br />

(2. BIS 18. AUGUST 2012) AKADEMIE URSPRING<br />

Der Unsichtbaren Hand auf die F<strong>in</strong>ger klopfen?<br />

Zum Verhältnis von Markt <strong>und</strong> Staat<br />

Die Metapher von <strong>der</strong> »Unsichtbaren Hand« geht auf e<strong>in</strong>e<br />

eher beiläufige Formulierung des berühmten Ökonomen<br />

Adam Smith zurück, <strong>der</strong> im 18. Jahrhun<strong>der</strong>t bezeichnen<strong>der</strong>weise<br />

vor allem als Moralphilosoph bekannt war. Aber<br />

sie hat seither e<strong>in</strong>e imposante Karriere erlebt <strong>und</strong> ist zum<br />

Inbegriff dessen geworden, was wir als mo<strong>der</strong>nen Kapitalismus<br />

kennen: e<strong>in</strong>e spezifische Form des wirtschaftlichen<br />

Denkens <strong>und</strong> Handelns, die <strong>der</strong> zentralen Planung <strong>und</strong><br />

Steuerung nicht bedarf. Sie vertraut <strong>in</strong> beson<strong>der</strong>em Maße<br />

auf die Eigendynamik des Marktes, aus <strong>der</strong> am ehesten das<br />

Geme<strong>in</strong>wohl erwachse – so zum<strong>in</strong>dest lautet die Annahme.<br />

Daraus folgt wie<strong>der</strong>um die For<strong>der</strong>ung, daß Staat <strong>und</strong> <strong>Gesellschaft</strong><br />

<strong>in</strong> diesen Markt so wenig wie möglich e<strong>in</strong>greifen<br />

sollten. Freilich ist die Erwartung, <strong>der</strong> Markt könne sich<br />

selbst regulieren, gerade <strong>in</strong> <strong>der</strong> jüngsten Vergangenheit<br />

immer wie<strong>der</strong> enttäuscht worden. Die Krisen des F<strong>in</strong>anzsystems<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Staatsverschuldung führen nicht nur<br />

zum Konjunkturabschwung, son<strong>der</strong>n eben auch zum<br />

Kursleitung<br />

Georg Eckert (Jg. 1983) schloss se<strong>in</strong> Studium <strong>der</strong> Geschichte <strong>und</strong> Philosophie<br />

<strong>in</strong> Tüb<strong>in</strong>gen <strong>und</strong> Brighton mit e<strong>in</strong>er Dissertation über die Zeit <strong>der</strong><br />

Aufklärung ab. Seither lehrt <strong>der</strong> gebürtige Württemberger als Historiker<br />

an <strong>der</strong> Universität Wuppertal <strong>und</strong> erforscht vor allem, wie <strong>und</strong> warum<br />

bestimmte Ideen politisch wirksam werden. Das setzt etwas Lektüre voraus<br />

– <strong>und</strong> vor allem den Dialog mit anregenden Menschen, zum Beispiel<br />

bei Schüler<strong>Akademie</strong>n. Je nach Jahreszeit fährt Georg zudem gerne Fahrrad<br />

o<strong>der</strong> Ski <strong>und</strong> s<strong>in</strong>gt <strong>in</strong> mehreren Chören.<br />

Aufschwung von For<strong>der</strong>ungen, die Politik müsse jener<br />

»Unsichtbaren Hand« durch direkte E<strong>in</strong>griffe <strong>in</strong> das Marktgeschehen<br />

auf die F<strong>in</strong>ger klopfen.<br />

Doch diese Streitfragen s<strong>in</strong>d viel älter als <strong>der</strong> Kapitalismus.<br />

Ob <strong>und</strong> wie wirtschaftliches Handeln reguliert <strong>und</strong> gelenkt<br />

werden müsse, ist seit jeher umstritten. Der Kurs wendet<br />

sich zahlreichen Versuchen zu, das Verhältnis von Markt<br />

<strong>und</strong> Staat zu bestimmen – aus Geschichte <strong>und</strong> Gegenwart,<br />

vom antiken Griechenland bis zur Mo<strong>der</strong>ne. Vor allem seit<br />

dem 18. Jahrhun<strong>der</strong>t, <strong>in</strong> dem sich erst e<strong>in</strong> h<strong>in</strong>reichend<br />

starker Staat ausgebildet hat, tobt e<strong>in</strong>e umfassende Diskussion,<br />

<strong>der</strong>en Protagonisten wie etwa Adam Smith, Karl<br />

Marx, John Maynard Keynes <strong>und</strong> Milton Friedman, im<br />

Kurs anhand von ausgewählten, teilweise längst klassisch<br />

gewordenen Texten behandelt werden.<br />

Die e<strong>in</strong>gehende geme<strong>in</strong>same Lektüre soll vor allem auf<br />

die ökonomischen, sozialen, politischen <strong>und</strong> moralischen<br />

bzw. philosophischen Eigenheiten <strong>der</strong> jeweils geschil<strong>der</strong>ten<br />

Auffassungen von Wirtschaft aufmerksam machen. Insbeson<strong>der</strong>e<br />

gilt es darauf zu achten, welche theoretischen Prämissen<br />

ihnen zugr<strong>und</strong>e liegen <strong>und</strong> welche praktischen Implikationen<br />

aus ihnen folgen. Schließlich s<strong>in</strong>d es e<strong>in</strong>erseits<br />

die jeweiligen Menschenbil<strong>der</strong>, die den Rahmen für die<br />

jeweiligen <strong>Gesellschaft</strong>sordnungen vorgeben. An<strong>der</strong>erseits<br />

bestimmt das jeweils gewählte Verhältnis von Markt <strong>und</strong><br />

Staat, ob solche Ordnungen stabilisiert o<strong>der</strong> verän<strong>der</strong>t werden:<br />

Jede Steuer ist zum Beispiel e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>griff <strong>in</strong> den Markt.<br />

Weil die Märkte sich nun nicht mehr alle<strong>in</strong> von den Nationalstaaten<br />

steuern lassen, wird sich <strong>der</strong> Kurs auch übernationalen<br />

Ordnungsmodellen wie gerade <strong>der</strong> EU, widmen.<br />

Jens Müller (Jg. 1984) verließ nach dem Abitur den heimischen Nie<strong>der</strong>rhe<strong>in</strong> <strong>und</strong> absolvierte im<br />

Anschluss an e<strong>in</strong>en Freiwilligendienst <strong>in</strong> Frankreich den Bachelorstudiengang »Deutsch-Französische<br />

Studien« <strong>in</strong> Regensburg <strong>und</strong> Clermont-Ferrand. Dabei entdeckte er se<strong>in</strong>e Leidenschaft<br />

für wirtschaftsphilosophische <strong>und</strong> -politische Themen, weshalb er sich anschließend für e<strong>in</strong>en<br />

Masterstudiengang <strong>in</strong> »Europäischer Volkswirtschaftslehre« <strong>in</strong> Brüssel entschied. Seit dem Ende<br />

des Studiums arbeitet er als parlamentarischer Referent e<strong>in</strong>es Europaabgeordneten. Er freut sich<br />

darauf, nach 2009 zum zweiten Mal e<strong>in</strong>en Kurs geme<strong>in</strong>sam mit Georg Eckert zu leiten – <strong>und</strong> mit<br />

ihm hoffentlich auch wie<strong>der</strong> beim Badm<strong>in</strong>ton erfolgreich zu se<strong>in</strong>.<br />

–– 45


46 ––<br />

AKADEMIE URSPRING (2. BIS 18. AUGUST 2012)<br />

Kurs 4.5<br />

E<strong>in</strong>heit <strong>und</strong> Freiheit<br />

Deutschland <strong>und</strong> die Deutsche Frage im Spiegel politischer Reden<br />

Die Deutschen s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e »verspätete Nation« (Helmuth<br />

Plessner). Die Frage nach E<strong>in</strong>heit <strong>und</strong> Freiheit, nach <strong>der</strong>en<br />

Verhältnis zue<strong>in</strong>an<strong>der</strong>, hat die deutsche Geschichte wie ke<strong>in</strong>e<br />

an<strong>der</strong>e begleitet – <strong>und</strong> bee<strong>in</strong>flusst. Sie war oft genug e<strong>in</strong>e<br />

Frage nach E<strong>in</strong>heit o<strong>der</strong> Freiheit, denn e<strong>in</strong>e gleichzeitige<br />

Verwirklichung bei<strong>der</strong> Stränge scheiterte immer wie<strong>der</strong> an<br />

<strong>in</strong>neren <strong>und</strong> äußeren Wi<strong>der</strong>ständen. Deutschlands Mittellage<br />

<strong>in</strong> Europa, se<strong>in</strong>e fö<strong>der</strong>ale <strong>und</strong> vielstimmige Geschichte<br />

sowie se<strong>in</strong> historisches Sendungsbewusstse<strong>in</strong> trugen dazu<br />

bei, dass die Frage nach <strong>der</strong> territorialen Ausdehnung <strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>in</strong>neren Verfasstheit Deutschland <strong>und</strong> Europa schon<br />

seit dem Mittelalter beschäftigte.<br />

Vor diesem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> wurde die »Deutsche Frage«<br />

im Völkerfrühl<strong>in</strong>g des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts erneut virulent,<br />

bestand nun doch die Hoffnung, die verzögerte Nationalstaatsbildung<br />

Deutschlands nach dem Ende des Heiligen<br />

Römischen Reichs <strong>und</strong> den Befreiungskriegen e<strong>in</strong> für alle<br />

Mal abzuschließen. Der Weg zum mo<strong>der</strong>nen Nationalstaat<br />

war jedoch ste<strong>in</strong>ig: Er führte durch die zerplatzten Träume<br />

Kursleitung<br />

Angela Abmeier (Jg. 1984) studierte <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> <strong>und</strong> Cambridge (UK) Geschichte,<br />

Neuere deutsche Literatur <strong>und</strong> Rechtswissenschaften. Der Geschichtswissenschaft<br />

treu geblieben, arbeitet sie <strong>der</strong>zeit <strong>in</strong> Archiven <strong>und</strong> Bibliotheken an ihrer Doktorarbeit<br />

zur deutsch-deutschen Außenpolitik. Sie reist aber nicht nur gern <strong>in</strong> die Vergangenheit,<br />

son<strong>der</strong>n auch <strong>in</strong> fremde Län<strong>der</strong>. Daheim <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> s<strong>in</strong>gt sie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Chor <strong>und</strong> erfreut sich am reichhaltigen kulturellen Angebot <strong>der</strong> Hauptstadt: an<br />

Theater, Konzert, K<strong>in</strong>o o<strong>der</strong> aber an e<strong>in</strong>em gemütlichen Kaffee mit Fre<strong>und</strong>en <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em <strong>der</strong> zahlreichen Cafés.<br />

von 1848 <strong>und</strong> das Blut <strong>und</strong> Eisen dreier E<strong>in</strong>igungskriege<br />

erst <strong>in</strong> die wilhelm<strong>in</strong>ische (Selbst-)Herrlichkeit, dann<br />

geradewegs <strong>in</strong> die »Urkatastrophe« von 1914 (George F.<br />

Kennan). Das mör<strong>der</strong>ische 20. Jahrhun<strong>der</strong>t sah E<strong>in</strong>heit <strong>und</strong><br />

Freiheit erst <strong>in</strong> zwei Weltkriegen zerbersten, bevor sie – die<br />

Teilung im Systemwettbewerb zunächst zementiert – am<br />

Ende 1990 doch noch geme<strong>in</strong>sam gelangen, dieses Mal<br />

nicht gegen, son<strong>der</strong>n mit se<strong>in</strong>en Nachbarn im europäischen<br />

Mächtekonzert. Es war e<strong>in</strong> »langer Weg nach Westen«<br />

(He<strong>in</strong>rich August W<strong>in</strong>kler).<br />

Diese Nationalgeschichte wird anhand wichtiger politischer<br />

Reden zu den Leitmotiven »E<strong>in</strong>heit« <strong>und</strong> »Freiheit« erschlossen<br />

<strong>und</strong> die Deutsche Frage <strong>in</strong> den sechs Zeiträumen<br />

»1848«, »Kaiserreich«, »Weimar«, »Nationalsozialismus«,<br />

»B<strong>und</strong>esrepublik« <strong>und</strong> »DDR« seit dem 19. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

nachgezeichnet. Da weltpolitische Daten <strong>und</strong> Zäsuren<br />

deutscher Geschichte nicht notwendigerweise mit <strong>der</strong><br />

Fragestellung nach E<strong>in</strong>heit <strong>und</strong> Freiheit zusammenfallen,<br />

muss dieser Gang durch die neueste deutsche Geschichte<br />

notwendigerweise selektiv <strong>und</strong> also kursorisch bleiben.<br />

Der Kurs wird stattdessen die Quellen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Tiefe befragen<br />

(Quellenkritik) <strong>und</strong> sie <strong>in</strong> ihren jeweiligen biographischen,<br />

politik- <strong>und</strong> geistesgeschichtlichen Umfel<strong>der</strong>n verorten<br />

(Kontextualisierung): Welche Personen <strong>und</strong> Gruppen standen<br />

aus welchen Gründen wann <strong>und</strong> wie zum Fragenkomplex<br />

von E<strong>in</strong>heit <strong>und</strong> Freiheit <strong>und</strong> was bedeutet dies?<br />

Der Kurs wird quellenbasiert arbeiten, um sich so <strong>der</strong> Arbeit<br />

e<strong>in</strong>es Historikers anzunähern: Was können Quellen zu<br />

e<strong>in</strong>er bestimmten Fragestellung aussagen – <strong>und</strong> was nicht?<br />

Dazu werden auch geschichtswissenschaftliche Methoden<br />

erlernt. Der Kurs stellt damit e<strong>in</strong>e vertiefte E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong><br />

die historische Quellenforschung anhand politischer Reden<br />

zur deutschen Nationalgeschichte dar.<br />

Für e<strong>in</strong>e erfolgreiche Teilnahme ist gutes Schulwissen zur<br />

deutschen Geschichte unerlässlich. Dies wird im Kurs als<br />

gegeben vorausgesetzt, denn die Reden werden anhand von<br />

Teilnehmerreferaten, weiteren Bild- <strong>und</strong> Textquellen sowie<br />

Fachliteratur von den Teilnehmenden <strong>in</strong> großen Teilen<br />

selbstständig erschlossen.<br />

Christian E. Rieck (Jg. 1978) studierte <strong>in</strong> Bayreuth, im spanischen Sevilla, <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong><br />

<strong>und</strong> Oxford (UK) zunächst die Rechte, dann Regionalwissenschaften. Nach e<strong>in</strong>er<br />

Projektassistenz bei <strong>der</strong> Konrad-Adenauer-Stiftung <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> war er wissenschaftlicher<br />

Mitarbeiter am Leibniz-Institut für Globale <strong>und</strong> Regionale Studien GIGA <strong>in</strong> Hamburg.<br />

An <strong>der</strong> Humboldt-Universität zu Berl<strong>in</strong> <strong>und</strong> an <strong>der</strong> Universität Leipzig lehrt er an <strong>der</strong><br />

Schnittstelle zwischen Zeitgeschichte <strong>und</strong> Politikwissenschaft. Er brennt für die Geschichte<br />

des 19. <strong>und</strong> 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts – wie auch für die neuzeitliche K<strong>in</strong>ematographie.


Kurs 4.6<br />

Ist Gott tot?!<br />

Philosophische <strong>und</strong> theologische Antwortsuche<br />

Die Frage nach <strong>der</strong> Existenz Gottes wird beson<strong>der</strong>s <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Gegenwart häufig gestellt <strong>und</strong> negativ beantwortet.<br />

Gott wird neurophysiologisch als Destillat unserer Hirnfunktionen<br />

gesehen, die Religion evolutionsbiologisch als<br />

Wettbewerbsvorteil im Kampf ums Überleben beschrieben.<br />

An<strong>der</strong>e Vertreter des Neuen Atheismus (wie z.B. Richard<br />

Dawk<strong>in</strong>s, <strong>der</strong> mit se<strong>in</strong>em Buch »Der Gotteswahn« auf den<br />

Bestsellerlisten steht) deklarieren den Glauben an Gott als<br />

irrational <strong>und</strong> sehen schwerwiegende negative Auswirkungen.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs s<strong>in</strong>d sich Kritiker e<strong>in</strong>ig, dass diese Art von<br />

Atheismus nicht durchweg überzeugen kann. Stattdessen<br />

sche<strong>in</strong>en sie auf die großen atheistischen Positionen des<br />

neunzehnten Jahrhun<strong>der</strong>ts lediglich zurückzugreifen.<br />

Für Feuerbach war die Religion lediglich e<strong>in</strong>e Projektion<br />

menschlicher Wünsche <strong>und</strong> Ideale <strong>und</strong> Gott dementsprechend<br />

e<strong>in</strong> fiktives Wesen für diese menschlichen Bedürfnisse,<br />

Marx sah Religion als »Opium des Volkes«, e<strong>in</strong><br />

Kursleitung<br />

Kathar<strong>in</strong>a Hölzner (Jg. 1984) studierte an <strong>der</strong> Technischen Universität Dortm<strong>und</strong><br />

katholische Theologie <strong>und</strong> Philosophie <strong>und</strong> absolvierte anschließend <strong>in</strong> Essen ihr<br />

Referendariat. Seit Februar 2012 arbeitet sie als Lehrer<strong>in</strong> an e<strong>in</strong>em Wittener Gymnasium.<br />

Nebenbei liest sie alles, was sie <strong>in</strong> die F<strong>in</strong>ger bekommt, kocht gerne <strong>und</strong> treibt<br />

regelmäßig Sport<br />

Beruhigungs- <strong>und</strong> Betäubungsmittel, das illusorisches statt<br />

wirkliches Glück verschafft; für Friedrich Nietzsche war<br />

Gott schlicht tot.<br />

Aber wie sieht es eigentlich mit <strong>der</strong> Kehrseite <strong>der</strong> Medaille<br />

aus? Was sagen Theologen zu den alten <strong>und</strong> neuen Vorwürfen?<br />

Schließlich ist es auch für die Verfechter Gottes<br />

nicht unbed<strong>in</strong>gt leicht, die Argumente <strong>der</strong> Atheisten zu<br />

wi<strong>der</strong>legen. Denn Beweise für die Existenz Gottes gibt es<br />

nicht, zum<strong>in</strong>dest nicht mehr, seit Kant den traditionellen<br />

Gottesbeweis entlarvt hat.<br />

Im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Projektionsthese argumentieren<br />

Theologen historisch. Die Schaffung Gottes als Spiegelbild<br />

<strong>der</strong> menschlichen Wünsche <strong>und</strong> Ideale ist e<strong>in</strong> aufklärerisches<br />

Argument; die Gotteserfahrung jedoch ist e<strong>in</strong><br />

ursprüngliches Phänomen, Religion gehört im Gegensatz<br />

zur Aufklärung von Anfang an zum Menschen. Zudem<br />

argumentiert die Kirche <strong>und</strong> die Theologie, dass die An-<br />

(2. BIS 18. AUGUST 2012) AKADEMIE URSPRING<br />

erkennung Gottes ke<strong>in</strong>eswegs <strong>der</strong> Würde des Menschen<br />

wi<strong>der</strong>spricht, da diese Würde <strong>in</strong> Gott selbst gründet <strong>und</strong><br />

vollendet wird. Welche weiteren Argumente führen Theologen<br />

an, um die Existenz Gottes annehmen zu können<br />

<strong>und</strong> gelten zu lassen? Was für e<strong>in</strong> Gottesverständnis steckt<br />

eigentlich dah<strong>in</strong>ter? Können diese Argumente denn überhaupt<br />

überzeugen? Und wie sieht es eigentlich mit den<br />

Konsequenzen <strong>der</strong> jeweiligen Auffassungen für das Weltbild<br />

aus? Welche <strong>der</strong> Positionen kann e<strong>in</strong>e bessere Antwort<br />

auf die Fragen des Lebens geben: <strong>der</strong>jenige, <strong>der</strong> an Gott<br />

glaubt, o<strong>der</strong> <strong>der</strong>jenige, <strong>der</strong> sich jedem Glauben an Gott<br />

verweigert? Was für e<strong>in</strong> Bild des Menschen wird erschaffen?<br />

Wären wir ohne Religion <strong>und</strong> Gott wirklich besser dran?<br />

Nach e<strong>in</strong>em Überblick über den Religionsbegriff wird <strong>in</strong><br />

unterschiedlichen Arbeitsformen diesen <strong>und</strong> an<strong>der</strong>en Fragen<br />

mit Hilfe von unterschiedlichen Ansätzen <strong>der</strong> Theologie<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Philosophie auf <strong>der</strong> Suche nach e<strong>in</strong>er Antwort<br />

auf die Gottesfrage nachgegangen.<br />

Matthias Hölzner (Jg. 1977) ist Lehrer an e<strong>in</strong>em Essener Gymnasium für die Fächer<br />

Mathematik, Deutsch <strong>und</strong> katholische Religion. Außerdem hat er als promovierter<br />

Sprachwissenschaftler e<strong>in</strong>en Lehrauftrag an <strong>der</strong> Universität Duisburg-Essen für L<strong>in</strong>guistik<br />

<strong>und</strong> Sprachdidaktik. In se<strong>in</strong>er Freizeit treibt er regelmäßig Sport.<br />

–– 47


48 ––<br />

AKADEMIE HILDEN (26. JULI BIS 11. AUGUST 2012)<br />

<strong>Akademie</strong> Hilden<br />

Evangelisches<br />

Schulzentrum Hilden<br />

Unmittelbar neben dem beschaulichen Stadtzentrum von Hilden, e<strong>in</strong>er typischen bergischen<br />

Mittelstadt, lernen täglich ca. 1.850 junge Menschen <strong>in</strong> zwei Schulen auf e<strong>in</strong>em weiträumigen<br />

Campus: Das Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium (1.100 Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler), die Wilhelm<strong>in</strong>e-<br />

Fliedner-Realschule (750 Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler) <strong>und</strong> das Internat sowie das Tages<strong>in</strong>ternat bilden<br />

das Evangelische Schulzentrum Hilden.<br />

Gut ausgestattete Fach- <strong>und</strong> Sammlungsräume (Naturwissenschaften, Musik, Kunst, Theater) <strong>und</strong><br />

e<strong>in</strong>e große Sportanlage (zwei Sporthallen, e<strong>in</strong>e Judohalle, Außenplatz mit Tartanbahn, Kugelstoß-<br />

<strong>und</strong> Weitsprunganlage), Bibliothek, Interneträume <strong>und</strong> -Café machen Lust zum Lernen.<br />

Im Internat leben ungefähr 60 Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler <strong>in</strong> E<strong>in</strong>zel- <strong>und</strong> Doppelzimmern, z.T.<br />

mit eigener Dusche <strong>und</strong> WC. Die große Mensa wird vom eigenen Küchenteam betreut <strong>und</strong> bietet<br />

täglich neben Frühstück <strong>und</strong> Abendbrot zwei frisch gekochte Mittagsmahlzeiten an, auch vegetarische.<br />

Kulturelle Angebote im Großraum von Düsseldorf <strong>und</strong> Köln, im Ruhrgebiet <strong>und</strong> im Bergischen<br />

Land s<strong>in</strong>d vom Schulzentrum aus gut zu erreichen.


EVANGELISCHES SCHULZENTRUM HILDEN<br />

GERRESHEIMER STR. 74<br />

40721 HILDEN<br />

www.eszhilden.de<br />

Programm<br />

5.1 Immer mehr <strong>und</strong> trotzdem wenig?<br />

5.2 Der metallene Mensch<br />

5.3 Auf den Spuren von Tim Berners-Lee<br />

5.4 Mensch – Bürger – Staatsbürger<br />

5.5 Theorien <strong>der</strong> Gewalt<br />

5.6 Klassisch, romantisch, mo<strong>der</strong>n – Alles im großen Stil<br />

Leitung kursübergreifende Musik<br />

Motje Wolf (Jg. 1982) ist Director of Music <strong>der</strong> St. Margaret’s Church <strong>und</strong> unterrichtet<br />

an <strong>der</strong> De Montfort University e<strong>in</strong> Modul über Community Music. Außerdem<br />

arbeitet sie im Choir Outreach Project Leicester Cathedral <strong>in</strong> England,<br />

wo sie seit 2008 Choral Scholar ist. Motje <strong>in</strong>teressiert sich für Neue <strong>und</strong> für<br />

Alte Musik, spielt Barockgeige <strong>und</strong> s<strong>in</strong>gt. Außerdem leitet sie Musikworkshops<br />

<strong>in</strong> Schulen <strong>und</strong> Universitäten <strong>in</strong> England <strong>und</strong> Deutschland. Momentan ist sie<br />

dabei, ihre Dissertation über elektroakustische Musik fertig zu stellen, um dann<br />

hoffentlich bald viel mehr Zeit für weitere Musikprojekte zu haben. Die kursübergreifende<br />

Musik leitete sie schon bei vielen Junior- <strong>und</strong> Schüler<strong>Akademie</strong>n war 2000 selbst<br />

Teilnehmer<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er DSA <strong>und</strong> freut sich auf die kommende <strong>Akademie</strong>.<br />

(26. JULI BIS 11. AUGUST 2012) AKADEMIE HILDEN<br />

<strong>Akademie</strong>leitung<br />

Christoph Kolodziejski (Jg. 1981) forscht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Universitätsstadt Gött<strong>in</strong>gen<br />

<strong>und</strong> versucht dabei mit den Erfahrungen, die er während se<strong>in</strong>er Gött<strong>in</strong>ger Promotionszeit<br />

<strong>und</strong> se<strong>in</strong>em halbjährigen Aufenthalt am University College London<br />

gemacht hat, mehr über die Dynamik von synaptischen Verb<strong>in</strong>dungen im Gehirn<br />

zu erfahren. Zwischenzeitlich wagte er es für e<strong>in</strong> Semester, se<strong>in</strong> im Würzburger<br />

Physikstudium erworbenes Wissen an ruandische Studenten am Kigali<br />

Institute for Science and Technology weiterzugeben. Ansonsten fotografiert<br />

Christoph gerne Land <strong>und</strong> Leute, tanzt Tango Argent<strong>in</strong>o <strong>und</strong> freut sich auf se<strong>in</strong>e<br />

zweite <strong>Akademie</strong>leitung.<br />

Julia Re<strong>in</strong>ert (Jg. 1990) entschloss sich nach ihrem Abitur 2009, ihre Heimat<br />

Weilheim/Teck zu verlassen <strong>und</strong> Natural Science an <strong>der</strong> University of Cambridge<br />

zu studieren. Mit dem Schwerpunkt Biochemie ist sie nun <strong>in</strong> ihrem letzten<br />

Bachelorjahr. Während <strong>der</strong> letzten beiden Sommer forschte sie an Adenoviren<br />

<strong>in</strong> Zürich <strong>und</strong> an Prote<strong>in</strong>en mit dem Massenspektrometer <strong>in</strong> München.<br />

In ihrer freien Zeit macht sie Musik auf ihrer Gitarre o<strong>der</strong> Querflöte <strong>und</strong> tanzt<br />

gerne. Nun freut sie sich auf ihre zweite AL-Assistenz <strong>und</strong> die Zusammenarbeit<br />

mit Christoph <strong>und</strong> Markus.<br />

Markus Parlasca (Jg. 1992) absolvierte im März 2011 se<strong>in</strong> Abitur im beschaulichen<br />

Trier. Zur Zeit studiert er Volkswirtschaftslehre an <strong>der</strong> University of Cambridge,<br />

Großbritannien. 2010 war er bereits als Teilnehmer <strong>in</strong> Hilden dabei, als<br />

er den Mikroökonomiekurs »Markt <strong>und</strong> Wettbewerb« belegte. Jetzt freut er sich<br />

schon auf se<strong>in</strong>e zweite <strong>Akademie</strong> im wun<strong>der</strong>schönen Hilden. Wenn Markus<br />

nicht gerade h<strong>in</strong>ter Büchern verschw<strong>in</strong>det o<strong>der</strong> durch Deutschland reist, treibt<br />

er Sport. Er fechtet <strong>und</strong> spielt je nach Saison Badm<strong>in</strong>ton o<strong>der</strong> Cricket.<br />

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50 ––<br />

AKADEMIE HILDEN (26. JULI BIS 11. AUGUST 2012)<br />

Kurs 5.1<br />

Immer mehr <strong>und</strong> trotzdem wenig?<br />

Das Bezw<strong>in</strong>gen unendlicher Summen<br />

Um 500–400 v. Chr. überlegte sich <strong>der</strong> griechische Philosoph<br />

Zenon von Elea, dass jede Bewegung unendlich<br />

lange dauern müsste: Um e<strong>in</strong>e beliebige Strecke zu gehen,<br />

muss man zunächst die erste Hälfte <strong>der</strong> Strecke zurücklegen,<br />

anschließend von <strong>der</strong> Reststrecke die Hälfte, dann die<br />

Hälfte <strong>der</strong> jetzt noch verbleibenden Strecke <strong>und</strong> so weiter.<br />

Insgesamt ist die Gesamtstrecke also e<strong>in</strong>e unendlich lange<br />

Summe von E<strong>in</strong>zeletappen, <strong>und</strong> daher müsste das Gehen<br />

unendlich viel Zeit <strong>in</strong> Anspruch nehmen.<br />

Natürlich wussten schon die alten Griechen, dass da etwas<br />

falsch se<strong>in</strong> muss, doch sie konnten das Paradoxon nicht<br />

auflösen – sie wussten noch nicht, wie man mit unendlichen<br />

Summen umgeht. Genau das soll <strong>in</strong> diesem Kurs<br />

erarbeitet <strong>und</strong> geklärt werden.<br />

Wie zwei Zahlen addiert werden, lernt je<strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>schule.<br />

Was passiert jedoch, wenn man nicht nur e<strong>in</strong>e<br />

Kursleitung<br />

Jan Nagel (Jg. 1983) freut sich auf das Mitwirken an se<strong>in</strong>er ersten Schüler-<br />

<strong>Akademie</strong>. In Bochum <strong>und</strong> Bergen studierte er Mathematik mit Nebenfach<br />

Biologie. Nach se<strong>in</strong>er Promotion an <strong>der</strong> Ruhr-Universität Bochum g<strong>in</strong>g er<br />

an die Technische Universität München, wo er den Studenten die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeitstheorie<br />

näherbr<strong>in</strong>gt <strong>und</strong> untersucht, welche Gesetzmäßigkeiten<br />

zufällige Bewegungen von Teilchen aufweisen. Wenn er von <strong>der</strong> Arbeit<br />

loskommt, geht er gerne laufen, spielt Badm<strong>in</strong>ton o<strong>der</strong> Gitarre.<br />

begrenzte Zahl von Summanden zusammenzählt, son<strong>der</strong>n<br />

immer neue Zahlen addiert <strong>und</strong> so e<strong>in</strong>e unendliche Summe,<br />

e<strong>in</strong>e Reihe, bildet? Ist das Ergebnis automatisch unendlich<br />

groß? Und wenn nicht: Was kommt dann dabei heraus?<br />

Im Rahmen des Kurses werden diese Probleme gelöst,<br />

<strong>in</strong>dem gezeigt wird, dass manchen Reihen e<strong>in</strong> s<strong>in</strong>nvoller,<br />

endlicher Wert zugeordnet werden kann.<br />

Der erste Teil des Kurses klärt die gr<strong>und</strong>sätzlichen Fragen,<br />

etwa wie e<strong>in</strong>e unendliche Summe <strong>und</strong> ihre Konvergenz,<br />

ihr Grenzwertverhalten, def<strong>in</strong>iert s<strong>in</strong>d. Die Teilnehmenden<br />

werden Rechenregeln für Reihen aufstellen <strong>und</strong> handliche<br />

Kriterien erarbeiten, anhand <strong>der</strong>er beurteilt werden kann,<br />

ob e<strong>in</strong>e Konvergenz e<strong>in</strong>tritt o<strong>der</strong> nicht. Dabei werden<br />

schnell neue Fragen auftauchen, etwa ob – an<strong>der</strong>s als bei<br />

endlichen Summen – die Reihenfolge <strong>der</strong> Addition e<strong>in</strong>e<br />

Rolle spielt.<br />

Der anschließende Teil <strong>der</strong> Kursarbeit beschäftigt sich mit<br />

<strong>der</strong> Anwendung von Reihen. Denn unendliche Summen<br />

<strong>und</strong> wie sie mit Zahlen <strong>und</strong> Funktionen zusammenhängen,<br />

ist erstens aus mathematischer Sicht spannend, zweitens<br />

s<strong>in</strong>d Reihen auch für Anwen<strong>der</strong> <strong>in</strong>teressant. Beispielsweise<br />

können wichtige, aber nicht ganz e<strong>in</strong>fache Funktionen wie<br />

<strong>der</strong> S<strong>in</strong>us o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Logarithmus durch unendliche Summen<br />

dargestellt <strong>und</strong> berechnet werden. Und <strong>in</strong>dem man<br />

die unendliche Summe an e<strong>in</strong>em bestimmten Punkt abschneidet,<br />

erhält man e<strong>in</strong>e handliche Näherung: e<strong>in</strong>e endliche<br />

Summe e<strong>in</strong>fach zu berechnen<strong>der</strong> Funktionen statt <strong>der</strong><br />

komplizierten Ausgangsfunktion selbst – e<strong>in</strong>e Technik, die<br />

<strong>in</strong> etwa <strong>in</strong> den Ingenieurswissenschaften <strong>und</strong> <strong>der</strong> Physik<br />

benutzt wird. Größen wie die Kreiszahl � besitzen elegante<br />

Darstellungen mittels verschiedener Reihen, die von historischer<br />

Bedeutung waren, als die Größen immer genauer<br />

bestimmt wurden. E<strong>in</strong>e weitere zentrale Rolle kommt den<br />

Reihen bei <strong>der</strong> Messung komplizierter Längen o<strong>der</strong> Flächen<br />

zu. Dafür muss sich <strong>der</strong> Kurs zunächst überlegen, wie auf<br />

s<strong>in</strong>nvolle Art etwa die Länge e<strong>in</strong>er gekrümmten Kurve bestimmt<br />

werden kann.<br />

Aeneas Rooch (Jg. 1983) begeistert sich für Naturwissenschaft, Technik <strong>und</strong> Musik. Nachdem<br />

er vor zwölf Jahren selbst an <strong>der</strong> Schüler<strong>Akademie</strong> teilgenommen hatte, studierte er Mathematik<br />

<strong>und</strong> Physik <strong>in</strong> Bochum <strong>und</strong> Rouen. An <strong>der</strong> Ruhr-Universität Bochum erforscht er<br />

statistische Verfahren, um stark abhängige Daten zu analysieren, <strong>und</strong> zeigt Ingenieursstudenten,<br />

wo sich Mathematik <strong>in</strong> technischen Anwendungen versteckt. Für den Hörfunk untersucht<br />

er, warum nasse Kleidung dunkler ist o<strong>der</strong> ob man mit T<strong>in</strong>tenfischt<strong>in</strong>te wirklich<br />

schreiben kann, <strong>und</strong> <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Freizeit spielt er gerne Badm<strong>in</strong>ton <strong>und</strong> Klavier.


Kurs 5.2<br />

Der metallene Mensch<br />

Seit Beg<strong>in</strong>n des Computerzeitalters hat sich die Entwicklung<br />

von Masch<strong>in</strong>en rasant beschleunigt. Die mo<strong>der</strong>ne <strong>Gesellschaft</strong><br />

wäre ohne die Hilfe von Automaten kaum noch<br />

vorstellbar <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Komplexität nimmt immer mehr zu.<br />

Der Schritt h<strong>in</strong> zu autonomen Robotern, die mit Hilfe e<strong>in</strong>er<br />

künstlichen Intelligenz Aufgaben erledigen, lässt allerd<strong>in</strong>gs<br />

weiterh<strong>in</strong> auf sich warten. E<strong>in</strong> großes Problem stellt <strong>in</strong> diesem<br />

Zusammenhang die Erzeugung komplexer Verhaltensmuster<br />

durch e<strong>in</strong>e Vielzahl sensorischer Daten dar. Die Masch<strong>in</strong>e<br />

muss anhand <strong>der</strong> Umwelt<strong>in</strong>formationen entscheiden<br />

können, welches Verhalten angemessen ist.<br />

Man könnte dieses Problem natürlich re<strong>in</strong> komb<strong>in</strong>atorisch<br />

angehen <strong>und</strong> bei e<strong>in</strong>er bestimmten Konstellation <strong>der</strong> Umwelte<strong>in</strong>flüsse<br />

e<strong>in</strong> bestimmtes Verhalten programmieren. Bei<br />

komplexen Organismen wie dem Menschen würde dieses<br />

Verfahren bei Millionen zu verarbeiten<strong>der</strong> S<strong>in</strong>nesimpulse<br />

pro Sek<strong>und</strong>e jedoch schnell an se<strong>in</strong>e Grenzen stoßen. Forschern<br />

am Bernste<strong>in</strong> Center <strong>in</strong> Gött<strong>in</strong>gen ist es kürzlich<br />

gelungen e<strong>in</strong>en effektiveren Weg zu f<strong>in</strong>den, Verhalten zu<br />

erzeugen. Die Forscher verwendeten dazu e<strong>in</strong> nichtl<strong>in</strong>eares<br />

neuronales Netzwerk mit mehreren stimulierenden <strong>und</strong><br />

hemmenden Synapsen um e<strong>in</strong>en sechsbe<strong>in</strong>igen Laufroboter<br />

Kursleitung<br />

Andrea Vüll<strong>in</strong>gs (Jg. 1980) studierte als gelernte Laborassistent<strong>in</strong> für Biologie<br />

<strong>und</strong> Chemie mit mehrjähriger Berufserfahrung an <strong>der</strong> Humboldt-Universität<br />

<strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> Physik. Derzeit fertigt sie ihre Masterarbeit an <strong>der</strong> Technischen<br />

Universität Berl<strong>in</strong> im Bereich <strong>der</strong> nichtl<strong>in</strong>earen Dynamik an. Ihr beson<strong>der</strong>es<br />

Augenmerk gilt dabei <strong>der</strong> stochastischen Dynamik von Netzwerken. Neben<br />

dem eigenen Studium leitet sie außerdem Tutorien <strong>in</strong> <strong>der</strong> theoretischen Physik<br />

zur Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses. Sie freut sich schon<br />

sehr auf die vielfältigen Erfahrungen mit den Teilnehmenden <strong>und</strong> Kollegen<br />

<strong>der</strong> Schüler<strong>Akademie</strong>.<br />

<strong>in</strong> die Lage zu versetzen, selbstständig H<strong>in</strong><strong>der</strong>nissen auszuweichen<br />

<strong>und</strong> sich aus Fallen zu befreien. Ziel des Kurses<br />

wird es se<strong>in</strong>, genau zu verstehen wie es mit <strong>der</strong> Methode<br />

<strong>der</strong> Gött<strong>in</strong>ger Forscher möglich wird, komplexes Verhalten<br />

effektiv zu erzeugen.<br />

Im Kurs wird zunächst e<strong>in</strong>e gr<strong>und</strong>legende E<strong>in</strong>führung<br />

<strong>in</strong> die Dynamik nichtl<strong>in</strong>earer Systeme auf universitärem<br />

Niveau erarbeitet. Dazu gehört unter an<strong>der</strong>em die Beschreibung<br />

determ<strong>in</strong>istischer physikalischer Systeme im Phasenraum,<br />

die Analyse nichtl<strong>in</strong>earer Differenzialgleichungen,<br />

die Bifurkationstheorie <strong>und</strong> das determ<strong>in</strong>istische Chaos.<br />

Die Vielfalt <strong>der</strong> Lösungen nichtl<strong>in</strong>earer Differenzialgleichungen<br />

wird dann später als Register für die verschiedenen<br />

Verhaltensweisen, die e<strong>in</strong> Roboter ausführen kann,<br />

dienen.<br />

Im zweiten Teil des Kurses wird es vor allem um die Kontrolle<br />

chaotischer Systeme gehen. Dazu werden systematisch<br />

verschiedene Methoden entwickelt, nichtl<strong>in</strong>eare Systeme<br />

zu stabilisieren <strong>und</strong> zu kontrollieren. Die zeitverzögerte<br />

Rückkopplung wird sich als beson<strong>der</strong>s wichtiger Mechanismus<br />

herauskristallisieren. Am Ende <strong>der</strong> ersten Woche<br />

wird deutlich, wie sich z.B. Laser durch geschickte Rückkopplung<br />

stabilisieren lassen. Im neuronalen Netzwerk<br />

(26. JULI BIS 11. AUGUST 2012) AKADEMIE HILDEN<br />

werden die stimulierenden <strong>und</strong> hemmenden Synapsen die<br />

Kontrollsignale darstellen <strong>und</strong> dafür verantwortlich se<strong>in</strong>,<br />

dass bei e<strong>in</strong>em bestimmten Sensor<strong>in</strong>put e<strong>in</strong> ausgewähltes<br />

Verhaltensmuster ausgelöst wird.<br />

Im dritten Teil des Kurses werden die erarbeiteten Gr<strong>und</strong>lagen<br />

auf gekoppelte Netzwerke ausgedehnt, um schließlich<br />

e<strong>in</strong> vollständiges neuronales Netz zu simulieren. Dieses<br />

neuronale Netz kann dann e<strong>in</strong>em Roboter als Generator für<br />

komplexes Verhalten dienen. Es wird sogar möglich se<strong>in</strong>,<br />

durch e<strong>in</strong>e geschickte Erweiterung des Netzwerkes e<strong>in</strong><br />

Lernverhalten zu etablieren.<br />

Die Kurs<strong>in</strong>halte werden immer wie<strong>der</strong> durch praktische,<br />

im Kurs entwickelte Simulationen untermauert.<br />

Am Ende <strong>der</strong> zwei Wochen wird je<strong>der</strong> e<strong>in</strong> umfassendes<br />

Bild <strong>der</strong> Dynamik nichtl<strong>in</strong>earer gekoppelter Netzwerke<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong>en Anwendung im Bereich <strong>der</strong> künstlichen Intelligenz<br />

erlangt haben. Dabei wird <strong>der</strong> Kurs punktuell <strong>in</strong><br />

die aktuelle Forschung auf diesem Gebiet vorstoßen <strong>und</strong><br />

dementsprechend auch mit englischer Fachliteratur <strong>und</strong><br />

wissenschaftlichen Veröffentlichungen arbeiten. E<strong>in</strong>e solide<br />

mathematische Vorbildung vor allem im Bereich <strong>der</strong> Differenzialrechnung<br />

ist wünschenswert.<br />

Christof Witte (Jg. 1986) promoviert <strong>der</strong>zeit am Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik<br />

<strong>in</strong> Potsdam im Bereich <strong>der</strong> klassischen <strong>und</strong> Quantengravitation. Nach e<strong>in</strong>em Bachelorstudium<br />

an <strong>der</strong> Humboldt-Universität <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> zog es ihn als Stipendiat <strong>der</strong> Studienstiftung<br />

<strong>und</strong> des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) <strong>in</strong>s Ausland an<br />

die Universität Cambridge, wo er e<strong>in</strong>en Master <strong>in</strong> angewandter Mathematik <strong>und</strong> theoretischer<br />

Physik erlangte. Als ehemaliger Teilnehmer <strong>der</strong> ersten JGW-Schüler<strong>Akademie</strong> im<br />

Jahr 2004 <strong>und</strong> Kursleiter im Jahr 2011 freut er sich schon jetzt beson<strong>der</strong>s auf die <strong>in</strong>tensive<br />

Zusammenarbeit im Kurs, die für Teilnehmende <strong>und</strong> Kursleitende erfahrungsgemäß e<strong>in</strong>e<br />

bleibende Er<strong>in</strong>nerung se<strong>in</strong> wird.<br />

–– 51


52 ––<br />

AKADEMIE HILDEN (26. JULI BIS 11. AUGUST 2012)<br />

Kurs 5.3<br />

Auf den Spuren von Tim Berners-Lee<br />

Wie funktioniert eigentlich das Internet?<br />

Kaum e<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e Erf<strong>in</strong>dung hat die Menschheit <strong>in</strong> den<br />

letzten Jahrzehnten so stark bee<strong>in</strong>flusst wie die des World<br />

Wide Web. Grade mal 20 Jahre jung ist »das Internet« aus<br />

dem alltäglichen Leben nicht mehr wegzudenken. Dabei<br />

ist se<strong>in</strong>e Entwicklung noch lange nicht abgeschlossen, sie<br />

schreitet viel eher im Eiltempo<br />

voran <strong>und</strong> wirkt wie e<strong>in</strong><br />

ewiger Prozess. Täglich entstehen<br />

neue Geschäftsideen<br />

<strong>und</strong> Angebote im Internet,<br />

die oftmals das Leben von<br />

Millionen von Menschen bee<strong>in</strong>flussen.<br />

Ganze Industrien,<br />

wie z.B. Musik- <strong>und</strong> Pr<strong>in</strong>tmedien,<br />

mussten sich radikal<br />

umstellen. Brockhaus <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e Lexika werden nicht<br />

mehr neu aufgelegt, da sie von Wikipedia <strong>in</strong> den Schatten<br />

gestellt wurden <strong>und</strong> an Bedeutung verloren haben. Informationen<br />

s<strong>in</strong>d nahezu unbeschränkt je<strong>der</strong>zeit für jeden<br />

verfügbar <strong>und</strong> die globale Vernetzung – nicht nur von Wissen<br />

– ist im vollen Gange.<br />

Kursleitung<br />

Programmierkenntnisse s<strong>in</strong>d hilfreich <strong>und</strong> wünschenswert.<br />

Es wird die Bereitschaft erwartet, sich im Vorfeld des<br />

Kurses autodidaktisch mit e<strong>in</strong>er Programmiersprache ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>zusetzen,<br />

die <strong>in</strong> dieser Form im Schulstoff nicht<br />

vorkommt. Für Schüler mit Lust am abstrakten Denken<br />

<strong>und</strong> an praktischen Anwendungen werden die Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

aber gut zu bewältigen se<strong>in</strong>. Die Kursleiter werden<br />

dabei mit Rat <strong>und</strong> Tat zur Seite stehen.<br />

Olaf Görlitz (Jg. 1978) studierte Informatik an <strong>der</strong> TU Berl<strong>in</strong>, verbrachte e<strong>in</strong><br />

Studienjahr <strong>in</strong> den USA <strong>und</strong> schreibt zur Zeit <strong>in</strong> Koblenz an se<strong>in</strong>er Doktorarbeit<br />

über die effiziente Verarbeitung von Suchanfragen auf verteilten semantischen<br />

Datenquellen. In se<strong>in</strong>er Freizeit ist er gern zu Fuß o<strong>der</strong> mit dem Rad<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Natur unterwegs. Oft hat er dabei e<strong>in</strong>en GPS-Empfänger <strong>in</strong> <strong>der</strong> Tasche<br />

<strong>und</strong> sammelt nebenbei Daten für das OpenStreetMap-Projekt. Außerdem <strong>in</strong>teressiert<br />

er sich für Kampfsport, geht gern auf rockige Musik-Festivals <strong>und</strong><br />

taucht im Urlaub immer mal wie<strong>der</strong> <strong>in</strong> die Unterwasserwelt ab.<br />

Die Idee zur Erschaffung des World Wide Web hatte Tim<br />

Berners-Lee 1984, als er nach e<strong>in</strong>er Möglichkeit suchte, die<br />

wissenschaftlichen Erkenntnisse am CERN (<strong>der</strong> Europäischen<br />

Organisation für Kernforschung) besser austauschen<br />

<strong>und</strong> teilen zu können. Die Prototypen se<strong>in</strong>es ersten Web-<br />

servers <strong>und</strong> Webbrowsers wurden<br />

versehentlich gelöscht. Nachdem<br />

se<strong>in</strong> Projektantrag für e<strong>in</strong> Informationsmanagementsystem<br />

mit<br />

den Worten »vague but excit<strong>in</strong>g«<br />

(siehe Graphik) akzeptiert wurde,<br />

arbeitete er weiter an <strong>der</strong> Idee<br />

<strong>und</strong> veröffentlichte 1990 die erste<br />

Website <strong>der</strong> Welt unter http://<strong>in</strong>fo.<br />

cern.ch.<br />

Doch obwohl weltweit schon Milliarden von Menschen Zugang<br />

zum Internet haben <strong>und</strong> es täglich nutzen, verstehen<br />

nur wenige die gr<strong>und</strong>legenden Technologien, die es erst<br />

ermöglichen, dass z.B. je<strong>der</strong> mit dem Smartphone Videos<br />

bei YouTube anschauen kann. Im Kurs wird zunächst die<br />

(technologische) Situation <strong>in</strong> den späten 80er Jahren betrachtet,<br />

um zu verstehen, welche Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

zur Erf<strong>in</strong>dung des World Wide Web führten. Hierzu wird<br />

<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die Autobiographie Tim Berners-Lee als<br />

roter Faden benutzt. Anschließend werden die wichtigsten<br />

Technologien des World Wide Web genauer unter die Lupe<br />

genommen. Dazu wird das HTTP-Protokoll analysiert <strong>und</strong><br />

e<strong>in</strong> eigener Webserver <strong>und</strong> Webbrowser programmiert,<br />

mit dem man <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage ist, HTML-Dokumente zwischen<br />

Computern <strong>und</strong> auch mit dem Internet auszutauschen.<br />

Damit <strong>der</strong> Kurs sich nicht nur mit technologischen Aspekten<br />

befasst <strong>und</strong> man auch etwas über die aktuellen Diskussionen<br />

zur Nutzung des Internets erfährt, werden auch<br />

die Themen Offenheit/Open Source <strong>und</strong> Netzfreiheit e<strong>in</strong>e<br />

zentrale Rolle spielen. Bereits Tim Berners-Lee hat diese<br />

Problematiken vorhergesehen <strong>und</strong> viele Texte <strong>und</strong> Reden<br />

zum Thema Ethik <strong>und</strong> Moral im Internet veröffentlicht.<br />

Diese Themen s<strong>in</strong>d zu Zeiten von Anonymus, Wikileaks<br />

<strong>und</strong> Co. aktueller denn je, weshalb sich <strong>der</strong> Kurs auch mit<br />

ihnen kritisch ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong> setzen wird.<br />

René Pickhardt (Jg. 1985) studierte Mathematik, Physik <strong>und</strong> Informatik an <strong>der</strong> Johannes<br />

Gutenberg Universität <strong>in</strong> Ma<strong>in</strong>z <strong>und</strong> die ch<strong>in</strong>esische Sprache an <strong>der</strong> Beij<strong>in</strong>g Foreign Studies<br />

University <strong>in</strong> Ch<strong>in</strong>a. Mittlerweile promoviert er über soziale Netzwerke <strong>und</strong> Graph Datenbanken<br />

mit Olaf geme<strong>in</strong>sam <strong>in</strong> Koblenz. In se<strong>in</strong>er Freizeit blogt René über technische<br />

Themen <strong>und</strong> Onl<strong>in</strong>e Musik Market<strong>in</strong>g. Letzteres Thema hängt mit se<strong>in</strong>en Erfahrungen des<br />

von ihm programmierten sozialen Netzwerks »metalcon« <strong>und</strong> se<strong>in</strong>er Band »In Legend« zusammen.<br />

Neben Heavy Metal zählen zu se<strong>in</strong>en Hobbys Fitness-Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g <strong>und</strong> Kurse an <strong>der</strong><br />

DSA leiten – dies ist se<strong>in</strong> dritter Kurs.


Kurs 5.4<br />

Mensch – Bürger – Staatsbürger<br />

Perspektiven aus Philosophie <strong>und</strong> Politik zum Staat <strong>und</strong> se<strong>in</strong>er Bürger<br />

Wie <strong>in</strong> vielen westlichen Demokratien wird auch <strong>in</strong><br />

Deutschland e<strong>in</strong> stetes S<strong>in</strong>ken <strong>der</strong> Wahlbeteiligung beobachtet.<br />

Noch <strong>in</strong> den 1970er Jahren gaben über 90 Prozent<br />

<strong>der</strong> wahlberechtigten Deutschen ihre Stimme zur B<strong>und</strong>estagswahl<br />

ab. Im Jahr 2009 machten nur noch knapp 71<br />

Prozent <strong>der</strong> Bürger von ihrem Wahlrecht Gebrauch. Kann<br />

von e<strong>in</strong>er s<strong>in</strong>kenden Wahlbeteiligung e<strong>in</strong>e Krise <strong>der</strong> Demokratie<br />

abgeleitet werden? Der Kurs wendet sich dieser<br />

Frage aus philosophischen <strong>und</strong> politikwissenschaftlichen<br />

Perspektiven zu.<br />

In <strong>der</strong> allgeme<strong>in</strong>en Wahrnehmung <strong>der</strong> westlichen Welt<br />

gilt die Demokratie bislang als die beste Staatsform. Aber<br />

entgegen des heutigen Selbstverständnisses zeichnen Philosophen<br />

wie Platon, Aristoteles o<strong>der</strong> Thomas Hobbes e<strong>in</strong><br />

ganz an<strong>der</strong>es Bild e<strong>in</strong>es guten Staates. E<strong>in</strong>e philosophiegeschichtliche<br />

Untersuchung des Staatsbegriffs soll e<strong>in</strong>en<br />

systematischen Überblick über die verschiedenen Staatsformen<br />

geben. Zudem wird <strong>der</strong> Demokratiebegriff etwas<br />

genauer betrachtet. Was versteht man unter Demokratie?<br />

Gibt es nur e<strong>in</strong>e Form von Demokratie? E<strong>in</strong>ige Autor<strong>in</strong>nen<br />

Kursleitung<br />

Marén He<strong>in</strong>zelmann (Jg. 1983) studierte <strong>in</strong> Leipzig <strong>und</strong> Houston, Texas, Biologie<br />

<strong>und</strong> Philosophie. Gerade schreibt sie ihre Diplomarbeit am Institut für Pflanzenphysiologie<br />

<strong>der</strong> Universität Leipzig <strong>und</strong> erforscht, wie man die Photosynthese e<strong>in</strong>zelliger<br />

Algen zur Energiegew<strong>in</strong>nung nutzen kann. Philosophisch haben es ihr beson<strong>der</strong>s<br />

Aristoteles <strong>und</strong> se<strong>in</strong>e mo<strong>der</strong>nen Interpreten angetan. Seit ihrer Jugend spielt sie<br />

leidenschaftlich gern Theater. Sie lacht, liest <strong>und</strong> tanzt gern, am liebsten zu guten<br />

Salsarhythmen.<br />

<strong>und</strong> Autoren behaupten, die westliche <strong>Gesellschaft</strong> befände<br />

sich bereits <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Postdemokratie. Die Lektüre verschiedener<br />

Texte wird e<strong>in</strong>en Überblick über zeitgenössische Demokratie-<br />

sowie Postdemokratietheorien geben.<br />

Die Betrachtung des Staates kommt nicht ohne die Betrachtung<br />

se<strong>in</strong>er Bürger aus. Daher wird <strong>der</strong> Kurs auch<br />

den Begriff des Bürgers diskutieren. Wer gehört zum Staat?<br />

Wer legitimiert den Staat? Wie wird über die staatliche<br />

Zugehörigkeit entschieden? Welche Rolle spielen ethnische<br />

M<strong>in</strong><strong>der</strong>heiten im Staat? Die Zugehörigkeit zu e<strong>in</strong>em Staat<br />

bestimmt nicht zuletzt das eigene Selbstverständnis <strong>und</strong><br />

die Identität jedes E<strong>in</strong>zelnen. Zudem liegt jedem Staatsbegriff<br />

immer schon e<strong>in</strong> bestimmtes Menschenbild zugr<strong>und</strong>e.<br />

Daher drängt sich die Frage auf, was den Menschen vom<br />

Bürger unterscheidet. Hierfür werden den Teilnehmenden<br />

sowohl klassische philosophische Positionen als auch mo<strong>der</strong>ne<br />

Identitätstheorien Rede <strong>und</strong> Antwort stehen.<br />

Der Kurs hat das Ziel, auf die obigen Fragen mögliche<br />

Antworten zu f<strong>in</strong>den, zum e<strong>in</strong>en durch die Lektüre theoretischer<br />

Texte, zum an<strong>der</strong>en durch praktische Übungen (z.B.<br />

(26. JULI BIS 11. AUGUST 2012) AKADEMIE HILDEN<br />

Quelle: http://upload.wikimedia.org/<br />

wikipedia/commons/d/db/Leviathan_gr.jpg<br />

Diskursanalyse). Die Teilnehmenden werden klassische Argumentationsarten<br />

aus Philosophie <strong>und</strong> Politikwissenschaft<br />

kennen <strong>und</strong> bewerten lernen <strong>und</strong> so e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong><br />

<strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>äre Fragestellungen erhalten, <strong>der</strong> zum Weiterdenken<br />

<strong>und</strong> -fragen anregt.<br />

Sophia Koleczko (Jg. 1986) studierte <strong>in</strong> Leipzig <strong>und</strong> Grenoble, Frankreich. Politikwissenschaft<br />

mit den Nebenfächern Jura <strong>und</strong> Wirtschaft. Ihr Schwerpunkt <strong>und</strong><br />

beson<strong>der</strong>es Interesse liegt im Bereich <strong>der</strong> politischen Theorie <strong>und</strong> Sozialphilosophie.<br />

Momentan absolviert sie e<strong>in</strong> Praktikum am Zentrum Gen<strong>der</strong> Studies <strong>der</strong> Universität<br />

Basel, Schweiz. In ihrer Freizeit tanzt sie gern, fährt <strong>in</strong> die verschneiten Berge zum<br />

Skifahren <strong>und</strong> geht mit Fre<strong>und</strong>en die Partyszene erk<strong>und</strong>en.<br />

–– 53


54 ––<br />

AKADEMIE HILDEN (26. JULI BIS 11. AUGUST 2012)<br />

Kurs 5.5<br />

Theorien <strong>der</strong> Gewalt<br />

Was Gewalt ist <strong>und</strong> wie sie sich verstehen lässt<br />

Seit jeher sche<strong>in</strong>t Gewalt zum Repertoire menschlichen<br />

Handelns zu gehören – unabhängig davon, ob es sich um<br />

mo<strong>der</strong>ne o<strong>der</strong> um nur wenig entwickelte vormo<strong>der</strong>ne<br />

<strong>Gesellschaft</strong>en handelt. Stets lassen sich Akte <strong>der</strong> Gewalt<br />

ausmachen. Nie ist sie gänzlich verschw<strong>und</strong>en. Gleichwohl<br />

f<strong>in</strong>det sie <strong>in</strong> unterschiedlichem Maße statt. Zwischen e<strong>in</strong>er<br />

Rauferei auf dem Schulhof o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>em Massaker während<br />

e<strong>in</strong>es Krieges bestehen immense Unterschiede. Intensität<br />

<strong>und</strong> Formen <strong>der</strong> Gewalt können demnach variieren. Dies<br />

hängt mit den verschiedensten Faktoren, wie <strong>der</strong> Kultur,<br />

<strong>der</strong> Ökonomie, <strong>der</strong> Kontrolle durch e<strong>in</strong>en starken Staat,<br />

den technischen Möglichkeiten o<strong>der</strong> gruppendynamischen<br />

Aspekten, zusammen.<br />

Will man sich mit Gewalt befassen, so ist zunächst zu fragen,<br />

was sich darunter verstehen lässt. Der Kurs wendet<br />

sich daher <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em ersten Schritt <strong>der</strong> Erarbeitung <strong>und</strong><br />

Diskussion unterschiedlicher Begriffsdef<strong>in</strong>itionen von Gewalt<br />

aus den Bereichen <strong>der</strong> Psychologie <strong>und</strong> Soziologie zu<br />

Kursleitung<br />

Anna Dannert (Jg. 1985) stammt aus <strong>der</strong> Metropole Ruhr(gebiet). Sie arbeitet als<br />

persönliche Referent<strong>in</strong> im Landtag Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen <strong>und</strong> als Tra<strong>in</strong>er<strong>in</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

politischen <strong>Jugendbildung</strong>. Mit <strong>der</strong> Gewalt befasste sie sich vor allem im Rahmen<br />

ihres Studiums <strong>der</strong> Politik- <strong>und</strong> Erziehungswissenschaften an <strong>der</strong> Ruhruniversität<br />

<strong>in</strong> Bochum. Sie reiste ausgiebig <strong>in</strong> ferne Län<strong>der</strong>, wie Indien, den Libanon o<strong>der</strong> die<br />

USA, liest sehr gerne <strong>und</strong> ist e<strong>in</strong>e begeisterte Basketballspieler<strong>in</strong>.<br />

(Canetti, Popitz, Nunner-W<strong>in</strong>kler). Im Anschluss daran<br />

geht <strong>der</strong> Kurs auf unterschiedliche Ansätze e<strong>in</strong>, Gewalt zu<br />

verstehen <strong>und</strong> verständlich zu machen. Zum e<strong>in</strong>en werden<br />

<strong>in</strong> diesem Zusammenhang makroskopische Modelle untersucht,<br />

die die Entwicklung <strong>der</strong> Gewalt <strong>in</strong> Zusammenhang<br />

mit <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne stellen (Elias, Galtung, Baumann). Zum<br />

an<strong>der</strong>en werden unterschiedliche Formen <strong>und</strong> Situationen<br />

<strong>der</strong> Gewalt näher betrachtet. Dabei wird beispielsweise die<br />

Differenzierung <strong>in</strong> »alte« <strong>und</strong> »neue« Kriege h<strong>in</strong>terfragt<br />

(Münkler) <strong>und</strong> auf Dynamiken gewaltbereiter o<strong>der</strong> von<br />

Bürgerkriegen gezeichneter <strong>Gesellschaft</strong>en e<strong>in</strong>gegangen<br />

(Elwert, Waldmann). Neben diesen gesellschaftlichen Kontexten<br />

<strong>der</strong> Gewalt werden jedoch auch biologische <strong>und</strong><br />

evolutionspsychologische Erkenntnisse angerissen (Euler).<br />

Die Beschäftigung mit dem Sujet <strong>der</strong> Gewalt erfolgt <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>är.<br />

Insofern geht mit <strong>der</strong> Diskussion über die<br />

Formen <strong>der</strong> Gewalt auch die Frage nach dem Beitrag unterschiedlichster<br />

Diszipl<strong>in</strong>en, wie zum Beispiel <strong>der</strong> Psychologie,<br />

Soziologie <strong>und</strong> Biologie o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Literatur- <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Geschichtswissenschaften <strong>und</strong> <strong>der</strong> Pädagogik, zur Erschlie-<br />

ßung dieses Themenfeldes e<strong>in</strong>her. Im Fokus stehen dabei<br />

stets die Fragen nach dem spezifischen Blickw<strong>in</strong>kel <strong>der</strong><br />

Fachrichtungen e<strong>in</strong>erseits <strong>und</strong> dem übergeordneten Ertrag<br />

für die Gewaltforschung an<strong>der</strong>erseits.<br />

Der Kurs gibt somit e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> die Gr<strong>und</strong>lagen<br />

<strong>der</strong> Gewaltforschung, führt <strong>in</strong> Theorien zur Entwicklung<br />

<strong>der</strong> Gewalt e<strong>in</strong> <strong>und</strong> thematisiert unterschiedliche Ansätze<br />

zur Erforschung <strong>und</strong> Glie<strong>der</strong>ung dieses Phänomens. Da<br />

dies aus <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>ärer Perspektive geschieht, ist damit<br />

zugleich e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> Herangehensweisen <strong>und</strong><br />

Schwerpunktsetzungen <strong>der</strong> jeweiligen Diszipl<strong>in</strong>en verb<strong>und</strong>en.<br />

Auf diese Weise wird e<strong>in</strong> Überblick über die Ansätze<br />

unterschiedlicher Diszipl<strong>in</strong>en verschafft, Wissenschaft zu<br />

betreiben.<br />

Die Kursarbeit gestaltet sich überwiegend sem<strong>in</strong>aristischtheoretisch.<br />

Die e<strong>in</strong>zelnen Themenbereiche werden durch<br />

Referate e<strong>in</strong>geleitet, die im Vorh<strong>in</strong>e<strong>in</strong> vorbereitet werden.<br />

Die entsprechende Literatur wird dafür zur Verfügung gestellt.<br />

Janis Nalbadidacis (Jg. 1984) zog es nach <strong>der</strong> Schule aus dem trauten Ruhrgebiet<br />

<strong>in</strong>s schillernde Berl<strong>in</strong>. Dort g<strong>in</strong>g er dem irritierenden Phänomen <strong>der</strong> Gewalt vor allem<br />

während se<strong>in</strong>es geschichtswissenschaftlichen Studiums nach. Zurzeit bereitet er se<strong>in</strong>e<br />

Promotion vor, die er zu Repressionen <strong>der</strong> griechischen Diktatur verfasst. In se<strong>in</strong>er<br />

Freizeit widmet sich <strong>der</strong> Liebhaber griechischer Musik mit H<strong>in</strong>gabe se<strong>in</strong>er Gitarre<br />

sowie dem Hechten nach Volleybällen.


Kurs 5.6<br />

Klassisch, romantisch, mo<strong>der</strong>n –<br />

Alles im großen Stil<br />

Die Geschichte <strong>der</strong> Symphonik<br />

Ob <strong>in</strong> Europa, Amerika o<strong>der</strong> Asien, ob im Krieg o<strong>der</strong> Frieden<br />

– Symphonische Musik ist aus <strong>der</strong> weltweiten Kulturlandschaft<br />

unmöglich wegzudenken. Nicht nur die europäische<br />

Aufklärung, die Vermischung verschiedenster Künste<br />

im 20. Jahrhun<strong>der</strong>t <strong>und</strong> das E<strong>in</strong>setzen neuer Instrumente<br />

haben <strong>in</strong> <strong>der</strong> Musik <strong>und</strong> <strong>der</strong> Arbeit heutiger Orchester Spuren<br />

h<strong>in</strong>terlassen.<br />

Im Kurs wird es daher um die Entwicklung <strong>der</strong> Musik<br />

<strong>und</strong> die Konstellation e<strong>in</strong>es Orchesters gehen. Angefangen<br />

bei Mozart wird <strong>der</strong> Kurs sich über die Romantik <strong>und</strong><br />

die Mo<strong>der</strong>ne bis zu zeitgenössischen Orchesterwerken<br />

vorarbeiten. Neben analytischen Gesichtspunkten wie <strong>der</strong><br />

Untersuchung <strong>der</strong> Harmonik, Rhythmik <strong>und</strong> Melodik wird<br />

gleichzeitig auf die Besetzungen <strong>und</strong> Instrumentierungen<br />

e<strong>in</strong>gegangen. Die Betrachtung sozial- <strong>und</strong> kulturhisto-<br />

Kursleitung<br />

rischer Ereignisse wird dabei helfen, die E<strong>in</strong>flüsse <strong>und</strong> Verän<strong>der</strong>ungen<br />

ganzheitlich zu verstehen. Texte von <strong>und</strong> über<br />

Komponisten werden dafür genauso wichtig se<strong>in</strong>, wie das<br />

Lesen <strong>der</strong> Partituren selbst.<br />

Während auf diesem Weg e<strong>in</strong> Überblick <strong>und</strong> e<strong>in</strong> allgeme<strong>in</strong>es<br />

Verständnis für die Symphonik entstehen, werden<br />

immer wie<strong>der</strong> spezielle Möglichkeiten <strong>der</strong> Aufführungspraxis<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Interpretation im Mittelpunkt stehen. Von<br />

dem Überdenken <strong>der</strong> bloßen technischen Umsetzung e<strong>in</strong>es<br />

Notensatzes über das Ausdrücken <strong>der</strong> <strong>in</strong>neren Bef<strong>in</strong>dlichkeit<br />

e<strong>in</strong>es romantischen Komponisten, wird auch die Frage<br />

beantwortet, <strong>in</strong>wieweit sich bei e<strong>in</strong>er heutigen Aufführung<br />

symphonischer Musik Dirigent <strong>und</strong> Musiker e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen<br />

können <strong>und</strong> dürfen. Was ist <strong>der</strong> Unterschied zwischen<br />

dem Orig<strong>in</strong>al e<strong>in</strong>es Schumann <strong>und</strong> <strong>der</strong> Reproduktion<br />

heute? Wie setzt man sich konkret mit e<strong>in</strong>em mo<strong>der</strong>nen<br />

Werk o<strong>der</strong> gar e<strong>in</strong>er Uraufführung ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>? Es werden<br />

neben Parallelen <strong>und</strong> Gegensätzen hilfreiche Lösungsan-<br />

Charlotte Schäfer (Jg. 1984) studierte Schulmusik <strong>und</strong> Gesangspädagogik an <strong>der</strong><br />

Folkwang Universität <strong>der</strong> Künste sowie Französisch <strong>in</strong> Essen <strong>und</strong> Vichy (Frankreich).<br />

Ihre beson<strong>der</strong>e Liebe gilt <strong>der</strong> musikalischen Avantgarde, so dass sie neben ihrer<br />

hauptberuflichen Tätigkeit als Gesangslehrer<strong>in</strong> <strong>und</strong> Fachbereichsleiter<strong>in</strong> an zwei Musikschulen<br />

<strong>in</strong> NRW jede Gelegenheit nutzt, sich dieser Epoche zu widmen – als Gesangssolist<strong>in</strong><br />

gleichermaßen wie z.B. als Projektleiter<strong>in</strong> <strong>und</strong> Skriptor<strong>in</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kölner<br />

»musik Fabrik« o<strong>der</strong> im Vorstand <strong>der</strong> Orchesterakademie NRW. Wenn sie drei Wünsche<br />

freihätte, würde sie die ganze Welt bereisen, e<strong>in</strong> Quietsche-Entchen-Parlament<br />

<strong>in</strong>s Leben rufen <strong>und</strong> Mozart fragen, wie er zu <strong>der</strong> Antwort »42« steht.<br />

(26. JULI BIS 11. AUGUST 2012) AKADEMIE HILDEN<br />

sätze <strong>und</strong> mögliche Kompromisse erarbeitet. Dafür werden<br />

Me<strong>in</strong>ungen alter <strong>und</strong> neuer, bekannter <strong>und</strong> unbekannter<br />

Interpreten diskutiert <strong>und</strong> an Aufnahmen verschiedener<br />

Dirigenten <strong>und</strong> Orchester geprüft.<br />

Die Frage <strong>der</strong> Interpretation bedarf e<strong>in</strong>er weiteren Klärung:<br />

Inwieweit ist theoretisches Wissen mit e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>dividuellen<br />

musikalischen Intention zu vere<strong>in</strong>baren? Was gibt <strong>der</strong> Notentext<br />

vor <strong>und</strong> was nicht? In dem Zusammenhang werden<br />

die Chancen <strong>und</strong> die Grenzen <strong>der</strong> Musikwissenschaft untersucht<br />

<strong>und</strong> die Frage, was eigentlich Kunst <strong>in</strong> <strong>der</strong> Musik<br />

ist, offengelegt.<br />

Ziel des Kurses ist es, e<strong>in</strong>en breiten <strong>und</strong> f<strong>und</strong>ierten Zugang<br />

zur symphonischen Musik zu ermöglichen. Das Verstehen<br />

klassischer Formen spielt dabei e<strong>in</strong>e genauso wichtige<br />

Rolle, wie das Entdecken von Ausdrucksstärke <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Stilbreite neuer Musik. Die Teilnehmenden werden die<br />

Kompetenz erlangen, über das Schöne <strong>und</strong> Bekannte <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Musik h<strong>in</strong>aus ihre Ohren für viele <strong>in</strong>haltliche Details <strong>und</strong><br />

epochale Prozesse zu öffnen.<br />

Tim Wendhack (Jg. 1986) studiert Geschichts- <strong>und</strong> Musikwissenschaften an <strong>der</strong><br />

He<strong>in</strong>rich-He<strong>in</strong>e-Universität sowie <strong>der</strong> Robert-Schumann-Hochschule <strong>in</strong> Düsseldorf.<br />

Neben se<strong>in</strong>em Studium erhält er Unterricht <strong>in</strong> Dirigieren <strong>und</strong> ist selbst an<br />

<strong>der</strong> Geige <strong>in</strong> verschiedenen Orchestern zu f<strong>in</strong>den. Ganzjährig trifft man ihn an<br />

den verschiedensten kulturellen Orten am Rhe<strong>in</strong> <strong>und</strong> <strong>in</strong> Westfalen. Meistens als<br />

Gast, manchmal als Mitwirkenden, gelegentlich als Kritiker. Als geborene Ruhrgebietsseele<br />

gehört bei ihm e<strong>in</strong>e gute Currywurst genauso zum Genussmittel wie e<strong>in</strong><br />

ausgedehnter Spaziergang <strong>und</strong> lange Kochabende. Er freut sich auf alle Diskussionen<br />

<strong>und</strong> Entdeckungen während <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong>.<br />

–– 55


56 ––<br />

AKADEMIE ROSTOCK (28. JUNI BIS 14. JULI 2012)<br />

<strong>Akademie</strong> Rostock<br />

CJD Jugenddorf-Christophorusschule<br />

Rostock<br />

Die alte, an <strong>der</strong> Mündung <strong>der</strong> Warnow gelegene Hansestadt Rostock mit ihrem historischen Altstadtkern, <strong>der</strong><br />

Universität <strong>und</strong> dem Stadthafen bietet ihren Besuchern e<strong>in</strong>e maritime Atmosphäre <strong>in</strong> direkter Nähe des traditionsreichen<br />

Ostseebades Warnemünde mit se<strong>in</strong>em breitesten <strong>und</strong> fe<strong>in</strong>sten Sandstrand <strong>der</strong> norddeutschen Ostseeküste.<br />

Gut erreichbar durch öffentliche Verkehrsmittel bef<strong>in</strong>det sich die Jugenddorf-Christophorusschule <strong>in</strong> ruhiger Lage,<br />

zehn Busm<strong>in</strong>uten vom Zentrum <strong>der</strong> Stadt entfernt, <strong>und</strong> bietet ca. 1.000 Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schülern ab Klasse<br />

5 e<strong>in</strong>e Gymnasialausbildung. Außerdem lernen 200 Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>schule. Mo<strong>der</strong>ne<br />

Schul(neu)bauten ermöglichen hervorragende Bed<strong>in</strong>gungen, beson<strong>der</strong>s <strong>in</strong> allen Naturwissenschaften, im Bereich<br />

Kunst, Musik <strong>und</strong> Sport. Wer Lust auf Bücher verspürt, kann <strong>in</strong> den Räumen <strong>der</strong> neuen Bibliothek herumstöbern.<br />

Für Großmedienprojektionen bietet die Aula <strong>der</strong> Schule Raum, die mit ihrer Bühne auch zum Theaterspiel<br />

e<strong>in</strong>lädt, e<strong>in</strong>e zweite Bühne erweitert diese Möglichkeiten. Weiterh<strong>in</strong> stehen zwei Computer-Kab<strong>in</strong>ette mit jeweils<br />

20 mo<strong>der</strong>nen Rechnern <strong>und</strong> Internetzugang zur Verfügung.<br />

Das Internat, <strong>in</strong> dem bis zu 90 Schüler Platz f<strong>in</strong>den, bietet im alten Charme des Plattenbaus mo<strong>der</strong>ne Doppelzimmer<br />

mit WC <strong>und</strong> Duschbereich. Neben <strong>der</strong> Normalverpflegung wird auch vegetarisches Essen angeboten.<br />

Für den sportlichen Ausgleich können die Großraum-Turnhalle mit mehreren Volleyball-Spielfel<strong>der</strong>n, das Beach-<br />

Volleyballfeld, die Streetball-Anlage <strong>und</strong> zwei Außen-Tischtennisplatten genutzt werden.


JUGENDDORF-CHRISTOPHORUSSCHULE ROSTOCK<br />

GROSS SCHWASSER WEG 11<br />

18057 ROSTOCK<br />

www.cjd-rostock.de<br />

Programm<br />

6.1 Mathematische Anatomie des Universums<br />

6.2 Wenn das Ganze mehr ist als die Summe <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Teile<br />

6.3 Nächster Halt: Mars<br />

6.4 Das sprechende Gehirn<br />

6.5 Moral <strong>und</strong> Gerechtigkeit <strong>in</strong> mo<strong>der</strong>nen <strong>Gesellschaft</strong>en<br />

6.6 Fremdes <strong>und</strong> Eigenes im Dokumentarfilm<br />

Leitung kursübergreifende Musik<br />

Daniel Kle<strong>in</strong> (Jg. 1986), <strong>in</strong> Essen geboren, war Jungstudent für Klavier an <strong>der</strong><br />

Hochschule für Musik Köln <strong>und</strong> studierte nach dem bil<strong>in</strong>gual deutsch-französischen<br />

Abitur (AbiBac) Klavier an <strong>der</strong> Folkwang-Hochschule <strong>und</strong> ab 2007 Dirigieren/Orchesterleitung<br />

an <strong>der</strong> Robert Schumann Hochschule Düsseldorf. Im<br />

Februar 2012 schloss er se<strong>in</strong> Studium mit Bestnote ab. Seit fünf Jahren arbeitet<br />

er <strong>in</strong> <strong>der</strong> Essener Opernklasse als Korrepetitor <strong>und</strong> studiert e<strong>in</strong>e Vielzahl von<br />

Orchester- <strong>und</strong> Opernaufführungen e<strong>in</strong> <strong>und</strong> leitete sie. In se<strong>in</strong>er Freizeit besucht<br />

er gern Jazzkonzerte o<strong>der</strong> radelt durch das Ruhrgebiet, dem er sich sehr<br />

verb<strong>und</strong>en fühlt. Auf die Begegnungen während <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong> freut er sich bereits sehr!<br />

(28. JUNI BIS 14. JULI 2012) AKADEMIE ROSTOCK<br />

<strong>Akademie</strong>leitung<br />

Herm<strong>in</strong>e Wenzlaff (Jg. 1979) studierte <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>, Tüb<strong>in</strong>gen <strong>und</strong> Brisbane/Australien<br />

Biologie. Begeistert von den Neurowissenschaften erforschte sie <strong>in</strong> ihrer<br />

Doktorarbeit <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>, wie Entscheidungsf<strong>in</strong>dungs-Prozesse im menschlichen<br />

Gehirn ablaufen. Nach e<strong>in</strong>igen Jahren <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>lagenforschung wandte sie<br />

sich <strong>der</strong> angewandten, kl<strong>in</strong>ischen Forschung zu <strong>und</strong> setzt sich für die Entwicklung<br />

von Medikamenten, z.B. gegen Alzheimer, e<strong>in</strong>. In je<strong>der</strong> freien M<strong>in</strong>ute klettert<br />

sie enthusiastisch o<strong>der</strong> spielt Viol<strong>in</strong>e.<br />

Benedikt Beer (Jg. 1993) schnupperte letztes Jahr das erste Mal fasz<strong>in</strong>iert <strong>Akademie</strong>luft<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em neurowissenschaftlichen Kurs, als Kathar<strong>in</strong>a se<strong>in</strong>e Kurs-<br />

<strong>und</strong> Herm<strong>in</strong>e se<strong>in</strong>e <strong>Akademie</strong>leiter<strong>in</strong> war. Im Frühjahr legt er se<strong>in</strong> Abitur im<br />

beschaulichen Warburg (Ostwestfalen) ab <strong>und</strong> fiebert schon jetzt <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong><br />

entgegen. Für Oktober plant er den Anfang se<strong>in</strong>es Mediz<strong>in</strong>studiums. Se<strong>in</strong>e<br />

Freizeit verbr<strong>in</strong>gt er im Deutschen Roten Kreuz, <strong>der</strong> Schülervertretung, beschäftigt<br />

sich mit Politik, Wirtschaft <strong>und</strong> (natürlich!) Mediz<strong>in</strong>. Außerdem liest er leidenschaftlich<br />

gerne <strong>und</strong> ist guter Literatur nie abgeneigt.<br />

Kathar<strong>in</strong>a Schaefer (Jg. 1981) hat e<strong>in</strong> Herz für kle<strong>in</strong>e Städte. Geboren <strong>in</strong> Marburg<br />

studierte sie Biologie <strong>in</strong> Tüb<strong>in</strong>gen (mit Ausflug nach Toronto), machte e<strong>in</strong><br />

Praktikum bei <strong>der</strong> EU <strong>in</strong> Brüssel <strong>und</strong> schließt gerade ihre Promotion <strong>in</strong> Kopenhagen<br />

ab. War ihre anfängliche Leidenschaft noch Genetik, entdeckte sie während<br />

des Studiums die Neurophysiologie, leitete Zellen ab <strong>und</strong> schaut sich nun<br />

das somatosensorische System im Gehirn des Menschen genauer an. Außerdem<br />

liebt sie Wasser <strong>in</strong> jeglicher Form <strong>und</strong> ist so oft es geht an Bord kle<strong>in</strong>er Jollen zu<br />

f<strong>in</strong>den. Ansonsten liest <strong>und</strong> fotografiert sie.<br />

–– 57


58 ––<br />

AKADEMIE ROSTOCK (28. JUNI BIS 14. JULI 2012)<br />

Kurs 6.1<br />

Mathematische Anatomie des Universums<br />

Ziel <strong>der</strong> theoretischen Physik ist es – unter Benutzung von<br />

bestehen<strong>der</strong> o<strong>der</strong> neu zu schaffen<strong>der</strong> Mathematik – immer<br />

weiter verfe<strong>in</strong>erte Theorien über die Natur aufzustellen.<br />

Die gegenwärtig akzeptierte Formulierung aller f<strong>und</strong>amentalen<br />

Theorien <strong>der</strong> Physik baut auf dem mathematisch sehr<br />

vielschichtigen Konzept <strong>der</strong> Raumzeit auf. Zu diesen Theorien,<br />

aus denen pr<strong>in</strong>zipiell alle bekannten physikalischen<br />

Phänomene ableitbar se<strong>in</strong> sollten, gehören die Gravitation<br />

<strong>in</strong> Form <strong>der</strong> Allgeme<strong>in</strong>en Relativitätstheorie auf <strong>der</strong> e<strong>in</strong>en<br />

Seite <strong>und</strong> die elektroschwache <strong>und</strong> starke Wechselwirkung<br />

<strong>in</strong> Form von sogenannten Quantenfeldtheorien auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />

Seite. Alle diese Theorien benötigen zu ihrer Formulierung<br />

e<strong>in</strong>e zugr<strong>und</strong>eliegende Raumzeit. Die Allgeme<strong>in</strong>e<br />

Relativitatstheorie ist die Theorie, die die Raumzeit selbst<br />

als dynamisches Objekt beschreibt, also die Theorie <strong>der</strong><br />

Raumzeitstruktur selbst. Insbeson<strong>der</strong>e erlaubt die Komb<strong>in</strong>ation<br />

obiger Theorien nichts weniger als die Diskussion<br />

des gesamten Universums!<br />

In diesem Kurs wird die state-of-the-art-Betrachtung <strong>der</strong><br />

mathematischen Struktur <strong>der</strong> Raumzeit erarbeitet. Bis <strong>in</strong><br />

Kursleitung<br />

Herbert Sauber (Jg. 1953) studierte Mathematik, Physik <strong>und</strong> Informatik<br />

<strong>in</strong> Gött<strong>in</strong>gen, Canterbury <strong>und</strong> Hagen. Er ist seit 1979 im Berl<strong>in</strong>er Schuldienst,<br />

unterrichtete neun Jahre an <strong>der</strong> Europäischen Schule Brüssel I, war<br />

Schulleiter an <strong>der</strong> Europäischen Schule Taipeh <strong>und</strong> leitet seit 2007 e<strong>in</strong> bil<strong>in</strong>guales<br />

Gymnasium <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>. Die Arbeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schule empf<strong>in</strong>det er als<br />

e<strong>in</strong>e dankbare, for<strong>der</strong>nde <strong>und</strong> <strong>in</strong> vielerlei H<strong>in</strong>sicht bereichernde Tätigkeit,<br />

die ihm allerd<strong>in</strong>gs nur wenig Zeit lässt, se<strong>in</strong>en ursprünglichen Interessen,<br />

<strong>der</strong> Naturwissenschaft <strong>und</strong> <strong>der</strong> Mathematik, nachzugehen. Umso mehr<br />

freut er sich auf die Tage <strong>der</strong> DSA, an <strong>der</strong> er zum ersten Mal teilnimmt, um <strong>in</strong> Gebiete jenseits<br />

<strong>der</strong> Schulmathematik e<strong>in</strong>zutauchen. In se<strong>in</strong>er knappen Freizeit beschäftigt er sich mit<br />

Mathematik, Astronomie, Schach <strong>und</strong> se<strong>in</strong>er Familie.<br />

die letzten Jahre des zwanzigsten Jahrhun<strong>der</strong>ts fielen tatsächlich<br />

alle Vorhersagen <strong>der</strong> allgeme<strong>in</strong>en Relativitätstheorie<br />

<strong>und</strong> Quantenfeldtheorien mit den experimentellen Beobachtungen<br />

zusammen. Diese Tatsache ließ vermuten, dass<br />

e<strong>in</strong>e sche<strong>in</strong>bar harmlose,<br />

von obigen Theorien abgeleitete<br />

qualitative Aussage<br />

Gültigkeit hat, nämlich dass<br />

die bekannte Expansion des<br />

Universums sich immer weiter verlangsamen muss. Mehrere<br />

spektakuläre <strong>und</strong> vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong> unabhängige astrophysikalische<br />

Beobachtungen <strong>der</strong> letzten Jahre zeigten e<strong>in</strong>erseits,<br />

dass die Expansion des Universums immer schneller vonstatten<br />

geht, an<strong>der</strong>erseits gibt es seit November 2011 ernstzunehmende<br />

Berichte über Neutr<strong>in</strong>os, die sich mit Überlichtgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

ausbreiten. Diese Beobachtungen s<strong>in</strong>d<br />

weitreichend, da sie bei näherer Analyse bee<strong>in</strong>druckend<br />

zeigen, dass wir f<strong>und</strong>amentale Aspekte <strong>der</strong> Raumzeitstruktur,<br />

<strong>der</strong> Materie, o<strong>der</strong> bei<strong>der</strong> Bereiche, im Rahmen <strong>der</strong><br />

E<strong>in</strong>ste<strong>in</strong>schen Allgeme<strong>in</strong>en Relativitätstheorie nicht verstehen.<br />

Das elaborierte, weil so vielschichtige, mathematische<br />

Bild <strong>der</strong> Raumzeit könnte also <strong>in</strong> Zukunft im Zuge dieses<br />

Vorausgesetzt werden Mathematik-Leistungskurs<br />

sowie sehr gutes Leseverständnis <strong>in</strong> Englisch<br />

Bef<strong>und</strong>es abgeän<strong>der</strong>t werden müssen. Unter E<strong>in</strong>beziehung<br />

neuester Forschungsergebnisse zeigt dieser Kurs schließlich<br />

auf, wie e<strong>in</strong> solcher schönheits-chirurgischer E<strong>in</strong>griff mathematisch<br />

zu bewerkstelligen ist.<br />

Der Kurs hat das zugegebenermaßen sehr<br />

ambitionierte Vorhaben, die mathematische<br />

Struktur <strong>der</strong> Raumzeit, <strong>und</strong> damit<br />

die allgeme<strong>in</strong>e Relativitätstheorie, von<br />

f<strong>und</strong>amentalen Pr<strong>in</strong>zipien ausgehend Schritt für Schritt zu<br />

entwickeln. Das bedeutet zwar, dass alle benötigten mathematischen<br />

Vorkenntnisse im Kurs systematisch entwickelt<br />

werden (ausgehend von formaler Logik), aber auch, dass<br />

das Abstraktionsniveau <strong>und</strong> die zu erarbeitende Stoffmenge<br />

entsprechend hoch s<strong>in</strong>d. Dafür erhalten die Teilnehmenden<br />

e<strong>in</strong>en echten E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> Universitätsmathematik <strong>und</strong> theoretische<br />

Physik, <strong>der</strong> teilweise <strong>in</strong> Bereiche weit jenseits des<br />

Bachelorstudiums <strong>in</strong> Mathematik <strong>und</strong> Physik reicht. Gegen<br />

Ende des Kurses werden die Teilnehmenden dann <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Tat so sorgfältig mit mathematischer Technologie ausgestattet<br />

se<strong>in</strong>, dass <strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnen Punkten bis an die aktuelle<br />

Forschungsgrenze vorgestoßen werden kann.<br />

Fre<strong>der</strong>ic P. Schuller (Jg. 1975) arbeitet nach e<strong>in</strong>er Forschungsprofessur an <strong>der</strong> Universidad<br />

Nacional Autonoma de Mexico <strong>und</strong> längeren Forschungsaufenthalten am Perimeter Institute<br />

for Theoretical Physics <strong>in</strong> Kanada <strong>und</strong> <strong>der</strong> Universität Oxford als Forscher am Albert-E<strong>in</strong>ste<strong>in</strong>-<br />

Institut, Golm. Studium <strong>und</strong> Promotion schloss er an <strong>der</strong> Universität Cambridge ab, <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Gravitationstheoriegruppe um Stephen Hawk<strong>in</strong>g. Für se<strong>in</strong>e Forschungsarbeiten im Gebiet <strong>der</strong><br />

Allgeme<strong>in</strong>en Relativitätstheorie erhielt er unter an<strong>der</strong>em den Erice Orig<strong>in</strong>al Work Award von<br />

Gerard’t Hooft, Physik Nobelpreisträger des Jahres 1999, <strong>und</strong> den Smith-Knight Preis <strong>der</strong><br />

Mathematischen Fakultät <strong>in</strong> Cambridge. Abwechselnd als Dozent auf Sommerakademien <strong>der</strong><br />

Studienstiftung <strong>und</strong> <strong>der</strong> Schüler<strong>Akademie</strong> tätig, ist er immer wie<strong>der</strong> begeistert <strong>und</strong> bee<strong>in</strong>druckt von den Teilnehmenden<br />

<strong>und</strong> Kollegen, <strong>und</strong> freut sich schon jetzt auf die zweie<strong>in</strong>halb Wochen, die erfahrungsgemäß ke<strong>in</strong>er<br />

je vergessen wird.


Kurs 6.2<br />

Wenn das Ganze mehr ist als<br />

die Summe <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Teile<br />

Zelluläre Automaten<br />

Was passiert, wenn sich Töne <strong>in</strong> <strong>der</strong> Luft ausbreiten? Wie<br />

durchmengen sich Gase? Kann man beobachten, wie Me<strong>in</strong>ungen<br />

um sich greifen?<br />

Um <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er komplexen Umwelt neue Erkenntnisse zu<br />

gew<strong>in</strong>nen, wird stark vere<strong>in</strong>facht: Es werden Modelle gebildet,<br />

die e<strong>in</strong>e Reduktion auf wesentliche Aspekte darstellen.<br />

So wenig wie möglich, so viel wie nötig, so kann man die<br />

Bildung e<strong>in</strong>es Modelles grob zusammenfassen.<br />

Im Kurs werden Zelluläre Automaten vorgestellt. Zelluläre<br />

Automaten s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> Werkzeug zur Untersuchung, zum<br />

Erkenntnisgew<strong>in</strong>n. Dabei wird <strong>der</strong> Gegenstand <strong>der</strong> Betrachtung<br />

als räumlich diskreter, dynamischer Prozess aufgefasst.<br />

Mit an<strong>der</strong>en Worten: Die Welt wird gestückelt – <strong>in</strong><br />

Zellen aufgeteilt. Diese Zellen verän<strong>der</strong>n mit <strong>der</strong> Zeit ihren<br />

Zustand anhand e<strong>in</strong>es Regelsatzes, <strong>der</strong> beschreibt, wie sich<br />

e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zelne Zelle aufgr<strong>und</strong> ihres eigenen Zustandes <strong>und</strong><br />

Kursleitung<br />

des ihrer Nachbarzellen entwickeln wird. Dabei wird festzustellen<br />

se<strong>in</strong>, dass bereits e<strong>in</strong>fache Regeln zu komplexem<br />

Verhalten weit über die Nachbarschaft<br />

e<strong>in</strong>zelner Zellen<br />

h<strong>in</strong>aus führen können.<br />

Helfen wird dabei <strong>der</strong> Computer,<br />

<strong>der</strong> es erlaubt auch komplexe<br />

Regelsätze <strong>in</strong> großen<br />

Welten zu betrachten. E<strong>in</strong>e<br />

E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> die Programmierung<br />

mit Python ist daher<br />

Teil des Kurses. Vorkenntnisse<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Programmierung s<strong>in</strong>d<br />

nicht erfor<strong>der</strong>lich.<br />

Mit diesem Handwerkszeug<br />

gerüstet kann e<strong>in</strong>er Vielzahl<br />

von Problemen <strong>und</strong> Fragestellungen<br />

zu Leibe gerückt werden. Z.B. anhand des<br />

berühmten »Game of Life« werden Phänomene wie Selbst-<br />

Jan-Matthias Braun (Jg. 1979) beschloss se<strong>in</strong> Studium <strong>der</strong> Physik <strong>in</strong> Dresden mit e<strong>in</strong>er<br />

Diplomarbeit aus dem Themengebiet des Quantenchaos. Für die nächsten zwei Jahre<br />

wechselte er das Thema <strong>und</strong> beschäftigte sich mit Rasterkraftmikroskopen <strong>und</strong> E<strong>in</strong>zelmolekülspektroskopie,<br />

bevor es ihn im Herbst 2009 zurück nach Gött<strong>in</strong>gen trieb, wo<br />

er seitdem über neuronale Netzwerke, Masch<strong>in</strong>enlernen <strong>und</strong> die menschliche Fortbewegung<br />

promoviert <strong>und</strong> für die Schüler<strong>Akademie</strong> begeistert wurde. Se<strong>in</strong>e verbleibende<br />

Freizeit verbr<strong>in</strong>gt er gerne mit Rollenspiel, Bumerangs, Bogenschießen, Schwertkampf,<br />

Schwimmen o<strong>der</strong> an <strong>der</strong> Gitarre.<br />

(28. JUNI BIS 14. JULI 2012) AKADEMIE ROSTOCK<br />

E<strong>in</strong> Beispiel für e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>fachen Zellulären Automaten.<br />

Die gekachelte Ebene ist die Welt des Automaten,<br />

die unterschiedlichen Farben entsprechen<br />

unterschiedlichen Zuständen <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Kacheln.<br />

Die Regeln des Automaten machen aus <strong>der</strong><br />

Startbed<strong>in</strong>gung (oben rechts) mit <strong>der</strong> Zeit e<strong>in</strong>e sich<br />

drehende Spirale (H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>). Was hier wie e<strong>in</strong>e<br />

Spielerei aussieht wird im Kurs auch auf ernsthafte<br />

Problemstellungen angewandt.<br />

organisation <strong>und</strong> Selbstreplikation betrachtet. Physikalische<br />

Probleme, wie die Ausbreitung von Schallwellen, erlauben<br />

die Verb<strong>in</strong>dung <strong>der</strong> Simulation am Computer mit experimentellen<br />

Messgrößen, wie Druck <strong>und</strong> Dichte, <strong>und</strong> somit<br />

auch den Rückschluss vom Modell auf die Realität. Sogar<br />

soziale Interaktion kann auf diese Weise als Informationsaustausch<br />

bzw. Zustandswechsel <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Zellulären Automaten<br />

dargestellt werden.<br />

Dabei stehen immer die Fragen im H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>, wie<br />

e<strong>in</strong>fachste Regeln zu komplexem Verhalten führen<br />

können, was so e<strong>in</strong>fache Regeln mit unserer komplexen<br />

Umwelt zu tun haben <strong>und</strong> ob die Regeln<br />

nicht doch zu e<strong>in</strong>fach waren, wo die Grenzen dessen<br />

s<strong>in</strong>d, was mit Zellulären Automaten dargestellt<br />

werden kann, <strong>und</strong> natürlich auch, wie e<strong>in</strong> eigenes<br />

Modell aufgestellt werden kann.<br />

So vorbereitet wird die Erarbeitung eigener <strong>und</strong> ausgewählter<br />

Modelle <strong>in</strong> Kle<strong>in</strong>gruppen den Abschluss<br />

des Kurses bilden.<br />

Im Rahmen des Kurses wird e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>faches Hilfsmittel<br />

zur Modellierung nahezu beliebiger Probleme<br />

vorgestellt. Die Umsetzung als Simulation am<br />

Computer ermöglicht es, dem Modell Vorhersagen<br />

abzur<strong>in</strong>gen <strong>und</strong> diese wie<strong>der</strong>um zu <strong>in</strong>terpretieren<br />

<strong>und</strong> zu deuten, d.h. mit dem Untersuchungsgegenstand <strong>in</strong><br />

Beziehung zu setzen.<br />

Michael Fauth (Jg. 1985) beendete 2011 se<strong>in</strong> Studium als Lehrer für Mathematik,<br />

Physik <strong>und</strong> Astronomie. Während se<strong>in</strong>er gesamten Studienzeit arbeitete<br />

er im Institut für Strahlenphysik am Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf<br />

an Datenerfassungssystemen für Halbleiterdetektoren. Seit Herbst 2011 beschäftigt<br />

er sich am physikalischen Institut <strong>in</strong> Gött<strong>in</strong>gen mit <strong>der</strong> Modellierung<br />

von Lernprozessen. Der erfahrene Ferienlagerbetreuer war leicht für die Schüler<strong>Akademie</strong><br />

zu begeistern. Aber auch diverse Bandprojekte, Festivals o<strong>der</strong> das<br />

Bauen von Baumhäusern zählen zu se<strong>in</strong>en Interessen.<br />

–– 59


60 ––<br />

AKADEMIE ROSTOCK (28. JUNI BIS 14. JULI 2012)<br />

Kurs 6.3<br />

Nächster Halt: Mars<br />

Auf <strong>der</strong> Suche nach Leben im Universum<br />

Zu den größten Fragen an die Naturwissenschaft gehört die<br />

nach <strong>der</strong> Entstehung des Lebens. Im Zusammenhang mit<br />

den Erkenntnissen von Astronomen, Chemikern, Biologen<br />

<strong>und</strong> an<strong>der</strong>en Forschern entstand die Idee,<br />

dass Leben auch an an<strong>der</strong>en Orten als auf<br />

<strong>der</strong> Erde möglich se<strong>in</strong> o<strong>der</strong> gewesen se<strong>in</strong><br />

sollte. Der nächste Ort wäre <strong>der</strong> Mars.<br />

Ke<strong>in</strong> an<strong>der</strong>er Planet im Sonnensystem<br />

ähnelte <strong>der</strong> Erde mehr. Verschiedene<br />

Oberflächenmerkmale deuten darauf h<strong>in</strong>, dass <strong>der</strong> Mars<br />

e<strong>in</strong>en noch andauernden Klimawandel erlebt <strong>und</strong> <strong>in</strong> ferner<br />

Vergangenheit e<strong>in</strong> blauer Planet mit Ozeanen <strong>und</strong> Flüssen<br />

gewesen ist.<br />

War diese feuchte Periode lang genug für die Entwicklung<br />

von Leben? Wenn ja, welche Lebensformen konnten sich<br />

entwickeln? Warum fehlt das Wasser heute auf dem Mars?<br />

Kursleitung<br />

Um diese <strong>und</strong> viele weitere Fragen zu beantworten, müssen<br />

wir den Mars vor Ort untersuchen, was e<strong>in</strong>e Reihe von<br />

neuen Problemen aufwirft.<br />

Im Kurs werden Kenntnisse<br />

aus vielen Diszipl<strong>in</strong>en<br />

benötigt, die die<br />

Natur h<strong>in</strong>terfragen o<strong>der</strong><br />

Hilfsmittel zu <strong>der</strong>en Erforschung<br />

bereitstellen.<br />

Nur <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>är kann <strong>der</strong> Mars erk<strong>und</strong>et werden, um<br />

schließlich herausf<strong>in</strong>den, ob <strong>und</strong> wie sich Leben auf ihm<br />

entwickeln konnte, aber<br />

»Marsgesichter« im Zeitraum von etwa 4 Mrd. Jahren<br />

(Quelle: Dae<strong>in</strong> Ballard).<br />

auch, wie man auf dem<br />

Mars als Mensch überleben<br />

könnte. Entsprechend<br />

wird es im Kurs mehrere<br />

Gruppen von Spezialisten<br />

geben, die ihr Wissen <strong>und</strong> Können untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong> austauschen<br />

werden. Wichtig ist dabei, das eigene Thema durch<br />

kle<strong>in</strong>e Aktivitäten nahbarer zu machen. Außerdem wer-<br />

Kathr<strong>in</strong> Blumenste<strong>in</strong> (Jg. 1965) studierte von 1984 bis 1989 Physik <strong>und</strong> Astronomie<br />

an <strong>der</strong> Friedrich-Schiller-Universität Jena. Ab 1989 arbeitete sie als Lehrer<strong>in</strong> <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>.<br />

Die ersten drei Jahre waren geprägt von e<strong>in</strong>em berufsbegleitenden Studium <strong>der</strong> Mathematik,<br />

um die Lehrbefähigung <strong>in</strong> diesem Fach zu erwerben. Danach unterrichtete sie<br />

an e<strong>in</strong>em Gymnasium Mathematik <strong>und</strong> Physik <strong>und</strong> versuchte, auch die Astronomie<br />

nicht zu kurz kommen zu lassen <strong>und</strong> immer wie<strong>der</strong> Schüler dafür zu <strong>in</strong>teressieren.<br />

Im Sommer 2011 begann e<strong>in</strong> neuer Lebensabschnitt, sie lebt nun für e<strong>in</strong> paar Jahre<br />

<strong>in</strong> Nairobi, Kenia, um dort an <strong>der</strong> Deutschen Schule zu unterrichten. In ihrer Freizeit<br />

liest sie gerne e<strong>in</strong> gutes Buch, <strong>in</strong>teressiert sich für Kunst <strong>und</strong> Kultur <strong>und</strong> erk<strong>und</strong>et nach <strong>und</strong> nach ihr<br />

neues Zuhause.<br />

den jeweils fünf o<strong>der</strong> sechs<br />

Teilnehmende im Rahmen<br />

dreier Projekte geme<strong>in</strong>sam<br />

praktische Aufgaben bearbeiten.<br />

Zur Teilnahme am Kurs werden erwartet: mathematisch-naturwissenschaftliches<br />

Interesse, Lust an Beobachtung<br />

<strong>und</strong> Experiment, Tag- <strong>und</strong> Nachtaktivität<br />

Bärtierchen, Quelle: Ralph O. Schill,<br />

BMBF-Projekt FUNCRYPTA.<br />

Zu den Spezialisten gehören Astronomen, Planetologen,<br />

Geologen, Astrobiologen, Raumfahrt<strong>in</strong>genieure, Raumfahrtarchitekten<br />

<strong>und</strong> Ernährungswissenschaftler. Die<br />

Astronomen sagen uns, woher die chemischen Elemente<br />

kommen, wie sie sich im Weltall verteilen, <strong>und</strong> letztlich,<br />

wie Planeten entstehen, die Leben tragen können. Die<br />

Planetologen <strong>und</strong> die Geologen können u.a. <strong>in</strong> <strong>der</strong> Planetenoberfläche<br />

»lesen«, um etwas über die Entwicklung<br />

des Mars herauszuf<strong>in</strong>den. Die Astrobiologen suchen nach<br />

Spuren von außerirdischem Leben. Irdische Lebewesen, die<br />

extremen Bed<strong>in</strong>gungen trotzen können,<br />

wie z.B. die Bärtierchen, geben ihnen<br />

dazu Hoffnung.<br />

Für e<strong>in</strong>e bemannte Raumfahrt zum<br />

Mars gilt es viele Probleme zu lösen, wie<br />

den Transport <strong>und</strong> die Lebenserhaltung. Hier gibt es viel zu<br />

tun für Ingenieure, aber auch für Architekten o<strong>der</strong> Humanwissenschaftler.<br />

Olaf Fischer (Jg. 1958) studierte von 1982 bis 1987 Physik <strong>und</strong> Astronomie an<br />

<strong>der</strong> Friedrich-Schiller-Universität Jena. Nach kurzer Lehrertätigkeit an e<strong>in</strong>er Leipziger<br />

Schule für mathematisch-naturwissenschaftlich <strong>in</strong>teressierte Schüler bot sich<br />

ihm die Möglichkeit zur Promotion <strong>in</strong> <strong>der</strong> Astrophysik an <strong>der</strong> Jenaer Universitäts-<br />

Sternwarte <strong>und</strong> später zur Habilitation im Bereich Physik- <strong>und</strong> Astronomiedidaktik.<br />

Seit 2005 ist er im Rahmen des Projektes »Wissenschaft <strong>in</strong> die Schulen!« <strong>in</strong><br />

Heidelberg tätig <strong>und</strong> setzt dieses Engagement seit 2010 im Haus <strong>der</strong> Astronomie,<br />

e<strong>in</strong>er deutschlandweit e<strong>in</strong>maligen E<strong>in</strong>richtung <strong>der</strong> Max-Planck-<strong>Gesellschaft</strong> zur<br />

Popularisierung <strong>und</strong> Vermittlung astronomischer Forschung <strong>in</strong> Heidelberg, fort. In se<strong>in</strong>er Freizeit<br />

versucht er sich mit Freude im Inl<strong>in</strong>e-Skaten


Kurs 6.4<br />

Das sprechende Gehirn<br />

E<strong>in</strong> E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> die Neuropsychologie <strong>der</strong> Sprache<br />

Der Philosoph <strong>und</strong> Historiker Herodot erzählt, dass <strong>der</strong><br />

Pharao Psammetichos e<strong>in</strong>en Versuch unternahm, die Ursprache<br />

zu bestimmen. Dazu ließ er zwei K<strong>in</strong><strong>der</strong> von e<strong>in</strong>em<br />

Hirten aufziehen, ohne dass dieser je auch nur e<strong>in</strong> Wort<br />

zu ihnen sprach. Später wie<strong>der</strong>holte <strong>der</strong> Schottische König<br />

Jacob IV. dieses Experiment, doch die K<strong>in</strong><strong>der</strong> starben aus<br />

Mangel an Zuwendung. Noch heute gehen Wissenschaftler<br />

<strong>der</strong> Frage nach, was Menschen die Fähigkeit zur Sprache<br />

gibt, durch welche Mechanismen es bereits Säugl<strong>in</strong>gen<br />

möglich ist, ihre Muttersprache von an<strong>der</strong>en zu unterscheiden,<br />

<strong>und</strong> wie Wahrnehmung <strong>und</strong> Denken durch sprachliche<br />

Strukturen geprägt s<strong>in</strong>d.<br />

Freilich bedienen sich die mo<strong>der</strong>nen Wissenschaften fe<strong>in</strong>erer<br />

Methoden als <strong>der</strong> ägyptische Pharao. Auch wissen wir<br />

heute, dass, obwohl die Fähigkeit, Sprache zu erlernen, angeboren<br />

ist, <strong>der</strong> Erwerb nicht automatisch erfolgt son<strong>der</strong>n<br />

e<strong>in</strong>en Lernprozess voraussetzt.<br />

Kursleitung<br />

Yulia Oganian (Jg. 1985) absolvierte <strong>in</strong> Bonn das Abitur <strong>und</strong> studierte anschließend<br />

<strong>in</strong> Freiburg Mathematik <strong>und</strong> Psychologie. Fernweh <strong>und</strong> Abenteuerlust führte<br />

sie nach dem Bachelor an die hebräische Universität <strong>in</strong> Jerusalem, wo sie Kognitionswissenschaften<br />

<strong>und</strong> theoretische Neurobiologie studierte. Seit Anfang 2011 untersucht<br />

Yulia <strong>in</strong> ihrer Promotion an <strong>der</strong> FU Berl<strong>in</strong> die Beson<strong>der</strong>heiten bil<strong>in</strong>gualer<br />

Sprachwahrnehmung <strong>und</strong> ist darauf gespannt, wo sie sich als nächstes wie<strong>der</strong>f<strong>in</strong>den<br />

wird. In ihrer Freizeit beschäftigt sich Yulia mit Tango <strong>und</strong> Yoga, Büchern, Film <strong>und</strong><br />

Theater, wobei gute <strong>Gesellschaft</strong> nie fehlen darf.<br />

Der Kurs wird am Beispiel <strong>der</strong> menschlichen Fähigkeit<br />

zur verbalen Kommunikation verschiedene Ansätze <strong>und</strong><br />

Methoden <strong>der</strong> Neurowissenschaften kennenlernen. Im<br />

ersten Teil des Kurses werden Aufbau des Gehirns <strong>und</strong> die<br />

neurophysiologischen Gr<strong>und</strong>lagen <strong>der</strong> Kommunikation<br />

zwischen den Neuronen behandelt. Kl<strong>in</strong>ische Fallbeispiele<br />

zeigen e<strong>in</strong>drucksvoll, welche Folgen <strong>der</strong> Ausfall bestimmter<br />

Gehirnregionen nach sich ziehen kann: Was geschieht,<br />

wenn das Gehirn ke<strong>in</strong>e Er<strong>in</strong>nerungen mehr bilden kann<br />

o<strong>der</strong> die l<strong>in</strong>ke Hand nicht weiß, was die rechte vorhat? Was<br />

sagt es über die Bestandteile menschlicher Psyche aus? Zudem<br />

werden unterschiedliche Arbeitsmethoden <strong>der</strong> mediz<strong>in</strong>ischen<br />

<strong>und</strong> kognitiven Neurowissenschaften vorgestellt.<br />

Im zweiten Teil werden die gelernten Pr<strong>in</strong>zipien auf Prozesse<br />

<strong>der</strong> Sprachwahrnehmung <strong>und</strong> -produktion angewendet.<br />

Was s<strong>in</strong>d die e<strong>in</strong>zelnen Stufen zwischen <strong>der</strong> Wahrnehmung<br />

e<strong>in</strong>es akustischen Signals <strong>und</strong> dem Verständnis des<br />

Inhalts? Welcher Paradigmen bedient sich die klassische<br />

Psychologie zur Isolierung e<strong>in</strong>zelner Stufen <strong>in</strong> diesem Pro-<br />

(28. JUNI BIS 14. JULI 2012) AKADEMIE ROSTOCK<br />

zess <strong>und</strong> was können mo<strong>der</strong>ne bildgebende Methoden zu<br />

diesem Erkenntnisprozess beisteuern? Welche biologischen<br />

Gr<strong>und</strong>lagen ermöglichen den Erwerb von Sprache? Wie<br />

verhält es sich mit Mehrsprachigkeit?<br />

Unser Gehirn ist vielschichtig – so auch die Ansätze für<br />

dessen Verständnis. Der Kurs richtet sich daher an Teilnehmende,<br />

die sowohl an den biologischen Gr<strong>und</strong>lagen, als<br />

auch an den höheren kognitiven Ebenen des menschlichen<br />

Denkens <strong>in</strong>teressiert s<strong>in</strong>d; neben psychologischen werden<br />

am Rande auch mathematische Modelle behandelt.<br />

In E<strong>in</strong>zel- <strong>und</strong> Gruppenreferaten wird die Thematik<br />

erarbeitet <strong>und</strong> wissenschaftliche Arbeitsweisen werden<br />

kennengelernt. Zum Abschluss des Kurses werden die Teilnehmenden<br />

<strong>in</strong> Kle<strong>in</strong>gruppen selbständig e<strong>in</strong> Experiment<br />

planen <strong>und</strong> durchführen, <strong>und</strong> so die verschiedenen Stadien<br />

wissenschaftlicher Arbeit von <strong>der</strong> Fragestellung bis zur Datenauswertung<br />

durchlaufen.<br />

Niki Vavatzanidis (Jg. 1982) wuchs zweisprachig <strong>in</strong> Thessaloniki auf. Zwischen<br />

Geistes- <strong>und</strong> Naturwissenschaften h<strong>in</strong>- <strong>und</strong> hergerissen studierte sie Cognitive Science<br />

<strong>und</strong> Medical Neuroscience. Während es <strong>in</strong> ihren Forschungsarbeiten an unterschiedlichen<br />

Max-Planck-Instituten <strong>in</strong> Leipzig <strong>und</strong> Berl<strong>in</strong> um Fehlerverarbeitung<br />

g<strong>in</strong>g, schreibt sie nun ihre Doktorarbeit über die Sprachentwicklung von hörgeschädigten<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>n. Ihre eigenen grauen Sprachzellen tra<strong>in</strong>iert sie mit ihrer Familie <strong>und</strong><br />

ihrer Leidenschaft zu mehrsprachiger Literatur <strong>und</strong> Querfelde<strong>in</strong>reisen. Ansonsten<br />

genießt sie es, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Natur zu se<strong>in</strong>, lernt Yoga <strong>und</strong> argent<strong>in</strong>ischen Tango.<br />

–– 61


62 ––<br />

AKADEMIE ROSTOCK (28. JUNI BIS 14. JULI 2012)<br />

Kurs 6.5<br />

Moral <strong>und</strong> Gerechtigkeit <strong>in</strong><br />

mo<strong>der</strong>nen <strong>Gesellschaft</strong>en<br />

Anerkennungs- <strong>und</strong> Aushandlungsprozesse <strong>in</strong> Theorie <strong>und</strong> Praxis<br />

Unser persönliches <strong>und</strong> politisches Leben ist durchsetzt<br />

von Me<strong>in</strong>ungsverschiedenheiten <strong>und</strong> Konflikten. Üblicherweise<br />

wird versucht, diese Konflikte zu lösen, <strong>in</strong>dem die<br />

verschiedenen Seiten Argumente hervorbr<strong>in</strong>gen, die ihre<br />

jeweiligen Ansichten stützen. Allerd<strong>in</strong>gs lassen sich diese<br />

Debatten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel nicht auf argumentativer Ebene alle<strong>in</strong><br />

lösen. Die meisten Argumente wirken nur <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es<br />

bestimmten weltanschaulichen respektive kulturellen Rahmens.<br />

Zentrale Begriffe wie »Gerechtigkeit« werden je nach<br />

Kontext unterschiedlich semantisiert, <strong>und</strong> ihre Verwendung<br />

ist immer auch kulturell, sozial <strong>und</strong> politisch geprägt. Um<br />

aber zu e<strong>in</strong>em Konsens – o<strong>der</strong> zum<strong>in</strong>dest e<strong>in</strong>em Kompromiss<br />

– zu kommen, müssen wir unsere durch kulturelle,<br />

soziale <strong>und</strong> politische Kontexte mitbestimmte Perspektive<br />

zum Teil verlassen o<strong>der</strong> zum<strong>in</strong>dest zwischen verschiedenen<br />

Sichtweisen vermitteln. Um dies erfolgreich tun zu können,<br />

müssen wir <strong>in</strong>des allererst auf e<strong>in</strong>e Ebene kommen, auf <strong>der</strong><br />

über <strong>der</strong>artige Prozesse reflektiert werden kann.<br />

Kursleitung<br />

Dom<strong>in</strong>ik Kle<strong>in</strong> (Jg. 1983) studierte <strong>in</strong> Bonn Mathematik, Philosophie<br />

<strong>und</strong> Skand<strong>in</strong>avistik. Momentan promoviert er <strong>in</strong> Tilburg/Nie<strong>der</strong>lande <strong>in</strong><br />

Logik <strong>und</strong> Philosophie. Dort <strong>in</strong>teressiert ihn, was für Rollen Gruppen <strong>in</strong><br />

Erkenntnis- <strong>und</strong> Entscheidungsprozessen spielen. Außerdem betreibt er<br />

diverse Rückschlagspiele <strong>und</strong> bereist gerne mit dem Rucksack die Welt.<br />

Nach <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong> möchte er noch Teile Zentralasiens erk<strong>und</strong>en.<br />

Die Gedanken <strong>und</strong> Gefühle, die entstehen, wenn wir <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>e neue Lebenswelt – etwa durch e<strong>in</strong>en Ortswechsel bei<br />

Antritt des Studiums – e<strong>in</strong>treten, s<strong>in</strong>d mannigfaltig <strong>und</strong><br />

verwirrend. Während wir noch mit <strong>der</strong> Eigensicherung<br />

beschäftigt s<strong>in</strong>d, treffen häufig an<strong>der</strong>e <strong>in</strong> sche<strong>in</strong>bar demokratischen<br />

Prozessen Entscheidungen über uns. Doch<br />

wie müssten diese demokratischen Prozesse gestaltet se<strong>in</strong>,<br />

damit sie zu e<strong>in</strong>em effektiven Werkzeug werden, über<br />

endliche Ressourcen, wie Lebenszeit o<strong>der</strong> monetäre Mittel,<br />

zu entscheiden, <strong>und</strong> gleichzeitig <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em fairen Aushandlungs-<br />

<strong>und</strong> Anerkennungsprozess vollzogen werden können?<br />

Um e<strong>in</strong>e Antwort auf diese Frage geben zu können, setzt<br />

sich <strong>der</strong> erste Teil des Kurses mit verschiedenen Gerechtigkeitsbegriffen<br />

<strong>und</strong> ihren vielfältigen Konnotationen sowie<br />

mit Argumentationsstrukturen <strong>und</strong> -logiken ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>.<br />

Im Rückgriff auf verschiedene Positionen <strong>der</strong> politischen<br />

Philosophie wird untersucht, welche Interpretation(en) verschiedene<br />

politische Strömungen (wie etwa Kommunitarismus,<br />

Liberalismus) dem Gerechtigkeitsbegriff zuschreiben<br />

<strong>und</strong> welche Antworten die e<strong>in</strong>zelnen Systeme <strong>in</strong> verschiedenen<br />

politischen o<strong>der</strong> alltäglichen Entscheidungssituationen<br />

geben.<br />

Der zweite Teil des Kurses wendet sich dem Konzept <strong>der</strong><br />

Aushandlung selbst zu <strong>und</strong> untersucht, wie <strong>der</strong>artige Prozesse<br />

– auch <strong>und</strong> vor allem jenseits <strong>der</strong> »großen Politik« im<br />

alltäglichen Leben – ablaufen <strong>und</strong> welche Mechanismen <strong>in</strong><br />

ihnen wirken. Der Kurs führt zu diesem Zweck durch die<br />

Lebenswelt e<strong>in</strong>er Wohngeme<strong>in</strong>schaft, die nicht nur mit täglichen<br />

Problemen des Mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong>s konfrontiert wird, son<strong>der</strong>n<br />

auch mit politischen Verortungen <strong>und</strong> <strong>der</strong> Frage nach<br />

sozialverträglichen Anerkennungs- <strong>und</strong> Aushandlungsprozessen.<br />

Es wird dabei darum gehen, die eigene Geme<strong>in</strong>schaft<br />

unter an<strong>der</strong>em im Rollenspiel mit Regeln <strong>und</strong> Grenzen<br />

aufzubauen <strong>und</strong> diese, auch unter Berücksichtigung<br />

<strong>der</strong> zuvor erarbeiteten theoretischen Gr<strong>und</strong>lagen, kritisch<br />

zu beleuchten, um die eigene Position im wertschätzenden<br />

Disput mit An<strong>der</strong>en auszubalancieren. Es wird aufgezeigt,<br />

wie je<strong>der</strong> se<strong>in</strong>e Interessen <strong>in</strong> sozialer Interaktion artikulieren<br />

kann <strong>und</strong> wie man lernt, mit <strong>der</strong> erlernten Transparenz<br />

<strong>der</strong> eigenen Wirkungsweise <strong>und</strong> Fremdwahrnehmung umzugehen.<br />

Abschließend werden die Probleme <strong>der</strong> Wohngeme<strong>in</strong>schaft<br />

auf e<strong>in</strong>e Makroebene gehoben, um die höhere<br />

Form <strong>der</strong> Anerkennungs- <strong>und</strong> Aushandlungsprozesse<br />

sichtbar zu machen, welche auf politischer Ebene wirken.<br />

Dieser Kurs gibt dementsprechend nicht nur e<strong>in</strong>e theoretische<br />

E<strong>in</strong>sicht <strong>in</strong> Aushandlungsprozesse, er zeigt den Teilnehmenden<br />

auch gleichzeitig auf, wo sie selbst <strong>in</strong> <strong>der</strong>artigen<br />

Prozessen stehen <strong>und</strong> wie die eigenen Verhaltensweisen<br />

auf an<strong>der</strong>e wirken.<br />

Sascha Wesner (Jg. 1974), geboren <strong>in</strong> Wilhelmshaven, lebt seit e<strong>in</strong>igen Jahren <strong>in</strong> Bonn <strong>und</strong><br />

studierte <strong>in</strong> Oldenburg Wirtschaft/Politik auf Lehramt. Aktuell unterrichtet er als Studienrat<br />

<strong>in</strong> Montabaur. Er absolvierte von 2010 bis 2012 e<strong>in</strong>e psychoanalytisch-systemische Ausbildung<br />

<strong>in</strong> Köln <strong>und</strong> promoviert (extern) an <strong>der</strong> Goethe Universität <strong>in</strong> Frankfurt im Bereich <strong>der</strong> Berufs-<br />

<strong>und</strong> Wirtschaftspädagogik mit dem Schwerpunkt Moralentwicklung <strong>und</strong> Demokratiepädagogik.<br />

In se<strong>in</strong>er Freizeit treibt er (mit Blick auf die Ressource Zeit) Sport (Pilates, Yoga, Joggen),<br />

spielt Rollenspiele <strong>und</strong> zieht sich gerne mit Büchern <strong>und</strong> Tee zurück.


(28. JUNI BIS 14. JULI 2012) AKADEMIE ROSTOCK<br />

Kurs 6.6<br />

Fremdes <strong>und</strong> Eigenes im Dokumentarfilm<br />

Fremdheit ist ansteckend. Auf den ersten Blick betrachtet,<br />

bedarf es, um vom Eigenen <strong>und</strong> vom Fremden zu<br />

sprechen, m<strong>in</strong>destens zweier Parteien, die sich gegenüber<br />

stehen <strong>und</strong> denen diese Namen zugeordnet werden. Zweier<br />

Parteien, jedoch nur e<strong>in</strong>es Standpunktes – üblicherweise<br />

des eigenen. Denn sobald <strong>der</strong> Fremde zurückblickt, mutiert<br />

man gleichsam selbst zum Fremden. In se<strong>in</strong>en Augen<br />

ersche<strong>in</strong>t man unbekannt, unvertraut – fremd eben. »People<br />

are strange when you’re a stranger«, sangen The Doors<br />

nicht umsonst. Selbst im Wort »eigen« schw<strong>in</strong>gt Fremdheit<br />

mit, denn ist uns jemand nicht fremd, den wir als »eigen«<br />

bezeichnen? Führt man sich die Instabilität <strong>und</strong> Überlappung<br />

<strong>der</strong> Begriffe »fremd« <strong>und</strong> »eigen« vor Augen, liegt<br />

die Frage nahe, warum sie <strong>in</strong> unserer Alltagssprache so fest<br />

verankert s<strong>in</strong>d. Was genau me<strong>in</strong>en wir mit diesen Begriffen<br />

<strong>und</strong> wozu gebrauchen wir sie? Beschreiben sie e<strong>in</strong>e Realität<br />

o<strong>der</strong> erschaffen sie diese? Und wo verläuft nun die Grenze<br />

zwischen dem Eigenen, Vertrauten, <strong>und</strong> dem Fremden?<br />

Mit diesen Fragen beschäftigen sich zahlreiche geisteswissenschaftliche<br />

Fächer. So untersuchen die Soziologie <strong>und</strong><br />

die Kulturwissenschaft die Trennung zwischen »Eigenem«<br />

<strong>und</strong> »Fremden« als sprachlich konstruiertes Macht<strong>in</strong>strument,<br />

das sowohl <strong>in</strong> <strong>der</strong> Migrations- <strong>und</strong> Integrationspo-<br />

Kursleitung<br />

David Gross (Jg. 1978), <strong>in</strong> Salzburg geboren, studierte Publizistik <strong>und</strong><br />

Theaterwissenschaften <strong>in</strong> Wien <strong>und</strong> Journalismus <strong>in</strong> Krems. Seit 2003<br />

ist er als freiberuflicher Journalist <strong>und</strong> Filmemacher <strong>in</strong> den Bereichen<br />

Radio, Pr<strong>in</strong>t, Fernsehen <strong>und</strong> K<strong>in</strong>o tätig. Zuletzt produzierte er e<strong>in</strong>e<br />

Menschen-Porträt-Reihe fürs Fernsehen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>en abendfüllenden Dokumentarfilm<br />

über »Heilige Quellen«.<br />

litik als auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Außenpolitik zum Tragen kommt. Die<br />

Ethnologie versteht sich als Wissenschaft vom kulturell<br />

Fremden <strong>und</strong> arbeitet sich zugleich an dieser problematischen<br />

Def<strong>in</strong>ition ab. Wer ist im ethnologischen Untersuchungsfeld<br />

fremd – die beobachtete Kultur o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Beobachter,<br />

<strong>der</strong> an diese als Frem<strong>der</strong> herantritt? Die Philosophie<br />

schließlich erwägt die Möglichkeit, dass unser Selbst<br />

uns immer zunächst fremd ist, <strong>und</strong> sich erst durch die Begegnung<br />

mit An<strong>der</strong>en, Fremden, erkennen kann, o<strong>der</strong>, wie<br />

Mart<strong>in</strong> Buber es formuliert, »am Du zum Ich wird«. Aus<br />

den verschiedenen Blickw<strong>in</strong>keln dieser Diszipl<strong>in</strong>en werden<br />

sich die Teilnehmenden mit den Konzepten des »Eigenen«<br />

<strong>und</strong> des »Fremden« ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzen.<br />

Im Kurs wird <strong>der</strong> Dokumentarfilm als Schnittstelle genutzt.<br />

Hier trifft das »Eigene« auf das »Fremde«, es begegnen<br />

sich zwei Welten, e<strong>in</strong>e Spannung baut sich auf, beide Seiten<br />

werden auf die Probe gestellt. Am Anfang <strong>der</strong> Filmgeschichte<br />

war <strong>der</strong> Dokumentarfilm. Die ersten »bewegten<br />

Bil<strong>der</strong>«, die heute als Filme gelten, s<strong>in</strong>d per Def<strong>in</strong>ition<br />

dokumentarisch. E<strong>in</strong> Zug, <strong>der</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Pariser Bahnhof<br />

e<strong>in</strong>fährt, gedreht 1895 von den Brü<strong>der</strong>n Lumière. Aber was<br />

ist e<strong>in</strong> Dokumentarfilm eigentlich? Er soll »authentisch«<br />

se<strong>in</strong>, soweit ist man sich e<strong>in</strong>ig, aber wirft diese Antwort<br />

nicht noch mehr Fragen auf? Kann e<strong>in</strong> Dokumentarfilm die<br />

Wirklichkeit abbilden, o<strong>der</strong> hat man bereits durch die Entscheidung,<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em bestimmten Moment auf den Auslöser<br />

<strong>der</strong> Kamera zu drücken, manipuliert? Wie sehr spürt man<br />

im Film die Filmemacher? Darf man filmische Gestaltungsmittel<br />

für dokumentarische Aufnahmen nutzen? Es s<strong>in</strong>d<br />

diese gr<strong>und</strong>legenden Fragen, die im Kurs gestellt werden,<br />

um Darstellungen des »Eigenen« <strong>und</strong> »Fremden« im Dokumentarfilm<br />

e<strong>in</strong> Stück weit auf den Gr<strong>und</strong> zu gehen.<br />

Dokumentarfilm ist nicht gleich Dokumentarfilm. Häufig<br />

werden damit Naturdokumentationen o<strong>der</strong> Tierfilme assoziiert,<br />

produziert für e<strong>in</strong> großes Fernsehpublikum. Der Dokumentarfilm<br />

kennt aber weit mehr Spielformen, die von<br />

politisch <strong>und</strong> sozialkritisch, bis poetisch <strong>und</strong> essayistisch,<br />

von beobachtend bis partizipierend reichen. Ausgehend<br />

von theoretischen Überlegungen zum Medium werden die<br />

Teilnehmenden die Kamera selbst <strong>in</strong> die Hand nehmen.<br />

Kaum e<strong>in</strong> an<strong>der</strong>es Medium bietet <strong>in</strong> vergleichbarer Intensität<br />

die Möglichkeit, die eigene sowie die fremde Position<br />

immer aufs Neue zu befragen. Die Macht <strong>der</strong> Bil<strong>der</strong> wird<br />

allerorts gleichermaßen beschworen wie gegeißelt, <strong>und</strong> was<br />

wäre lohnen<strong>der</strong> als <strong>der</strong> Versuch, sich im wahrsten S<strong>in</strong>n des<br />

Wortes »e<strong>in</strong> eigenes Bild« von <strong>der</strong> Welt zu machen. Denn<br />

wie <strong>der</strong> Dokumentarfilmer Thomas Schadt so treffend formuliert:<br />

»Nichts ist spannen<strong>der</strong> als die Wirklichkeit!«<br />

Natascha Zemliak (Jg. 1983) wurde <strong>in</strong> <strong>der</strong> ukra<strong>in</strong>ischen Stadt Dnepropetrowsk geboren <strong>und</strong><br />

kam im Alter von neun Jahren mit ihren Eltern nach Deutschland. In München absolvierte sie<br />

die Schule <strong>und</strong> studierte Anglistik <strong>und</strong> Germanistik mit Schwerpunkt auf Literatur-, Film- <strong>und</strong><br />

Kulturwissenschaft. Seit 2009 arbeitet sie an e<strong>in</strong>er literaturwissenschaftlichen Dissertation zum<br />

Thema »An den Grenzen von Sprache: Trauma <strong>und</strong> Übersetzung«. Ihre Freizeit verbr<strong>in</strong>gt sie auf<br />

Reisen, Konzerten, im K<strong>in</strong>o, Theater <strong>und</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Natur, mit Buch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Hand <strong>und</strong> manchmal mit<br />

e<strong>in</strong>er Gitarre.<br />

–– 63


64 ––<br />

AKADEMIE TORGELOW (12. BIS 28. JULI 2012)<br />

<strong>Akademie</strong> Torgelow<br />

Internatsgymnasium Torgelow<br />

Am Wiesenufer des Torgelower Sees <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em <strong>der</strong> schönsten Naturschutzgebiete Deutschlands<br />

wurde im Jahr 1994 das Private Internatsgymnasium Schloss Torgelow eröffnet. In <strong>der</strong> Mitte zwischen<br />

Hamburg <strong>und</strong> Berl<strong>in</strong> nahe <strong>der</strong> Urlaubsmetropole Waren an <strong>der</strong> Müritz am Rande <strong>der</strong> Mecklenburger<br />

Seenplatte lernen <strong>und</strong> leben heute 220 begabte <strong>und</strong> hoch begabte Internatsschüler aus<br />

ganz Deutschland.<br />

Über 30 Lehrer<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Lehrer unterrichten <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en Klassen mit maximal 12 Schülern die<br />

Klassen 5 bis 12. In den Klassenräumen <strong>der</strong> Oberstufe kommen seit e<strong>in</strong>iger Zeit statt Kreidetafeln<br />

so genannte »Interactive Smartboards« zur Verwendung. Die Unterrichtsaufzeichnungen können<br />

über das schuleigene Wireless LAN im Schülernetzwerk zur Verfügung gestellt werden. Internetzugang<br />

<strong>in</strong> den Klassenräumen ermöglicht zusätzlich unterrichtsbegleitende Recherchen im Internet.<br />

Fortsetzung siehe Seite 72 …


Schloss Torgelow<br />

Schlossstr. 1<br />

17192 Torgelow am See (Waren)<br />

www.schlosstorgelow.de<br />

Programm<br />

7.1 Komplexe Analysis<br />

7.2 Sand + Sonne = Strom<br />

7.3 Perspektivenwechsel<br />

7.4 S<strong>in</strong>d Geisteskrankheiten Gehirnkrankheiten?<br />

7.5 »Auf klassischem Boden begeistert«<br />

7.6 »Weißt du, wie das wird?«<br />

Leitung kursübergreifende Musik<br />

Iskra Ognyanova (Jg.l980) kommt aus Bulgarien <strong>und</strong> begann ihre erste<br />

Hoch schulausbildung an <strong>der</strong> Nationalmusikakademie <strong>in</strong> Sofia mit Tonregie<br />

<strong>und</strong> Chorleitung. Ab 2005 studierte sie an <strong>der</strong> Robert-Schumann-Hochschule,<br />

Düsseldorf mit den Hauptfächern Chorleitung, Klavier <strong>und</strong> Musikpädagogik.<br />

Zahlreiche Meisterkurse r<strong>und</strong>eten ihre Studien ab. Sie konzertiert als Pianist<strong>in</strong><br />

<strong>und</strong> Chorleiter<strong>in</strong> <strong>in</strong> Bulgarien, Deutschland, Italien, Südkorea <strong>und</strong> Tschechien.<br />

Seit 2008 ist sie Chorleitungsassistent<strong>in</strong> <strong>und</strong> Repetitor<strong>in</strong> beim Düsseldorfer<br />

Mädchen- <strong>und</strong> Jungenchor. In Neuss lehrt sie an Gr<strong>und</strong>schulen im Projekt<br />

»Jedem K<strong>in</strong>d se<strong>in</strong>e Stimme« (JeKi-Sti) <strong>und</strong> leitet den JeKi-Sti K<strong>in</strong><strong>der</strong>chor <strong>der</strong> Musikschule.<br />

Sie erhielt mehrere Stipendien <strong>und</strong> Preise, u.a. den ersten Preis für Klavier beim Landeswettbewerb<br />

»Junge Künstler« <strong>in</strong> St. Zagora, den För<strong>der</strong>preis beim »N. Stefanov-Wettbewerb« <strong>in</strong><br />

Sofia, den dritten Preis beim Internationalen Klavierwettbewerb »Klassik <strong>und</strong> Gegenwart«,<br />

Bulgarien, DAAD-Stipendium (2006), E.ON-Stipendium (2007, 2008), Stipendium <strong>der</strong> Ewald<br />

Horbach Stiftung (2010).<br />

(12. BIS 28. JULI 2012) AKADEMIE TORGELOW<br />

<strong>Akademie</strong>leitung<br />

Tabea Kretschmann studierte <strong>in</strong> Erlangen <strong>und</strong> Cambridge/UK Deutsch, Geschichte<br />

<strong>und</strong> Italienisch. In ihrer Dissertation, die sie an <strong>der</strong> Universität Salzburg<br />

schrieb, beschäftigte sie sich mit <strong>der</strong> Frage, warum <strong>und</strong> wie die Div<strong>in</strong>a<br />

Commedia Dantes – e<strong>in</strong>e fiktive mittelalterliche Jenseitsreise – gegenwärtig für<br />

Theater, Film, Musical u.a. immer wie<strong>der</strong> neu bearbeitet wird. Beruflich ist sie<br />

<strong>in</strong>zwischen mit dem Schwerpunkt »Talentmanagement« bei e<strong>in</strong>er Frankfurter<br />

Unternehmensberatung tätig. In ihrer Freizeit freut sie sich über literarische<br />

<strong>und</strong> filmische Entdeckungen aller Art <strong>und</strong> entspannt beim Radeln, Joggen o<strong>der</strong><br />

Almwan<strong>der</strong>n ebenso wie beim Zeitunglesen im Café.<br />

Valent<strong>in</strong> Heimerl (Jg. 1994) möchte nach se<strong>in</strong>em Abitur im März voraussichtlich<br />

Jura <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Heimat Süddeutschland studieren. Im W<strong>in</strong>ter fährt er <strong>in</strong> den<br />

Bergen Ski, im Sommer joggt er <strong>und</strong> fährt Fahrrad. Se<strong>in</strong>em Geschichts<strong>in</strong>teresse<br />

geht er beim Reisen <strong>und</strong> beim Lesen nach, er kocht außerdem gerne <strong>und</strong> bastelt<br />

an se<strong>in</strong>er Modelleisenbahn. Valent<strong>in</strong> war im letzten Jahr begeisterter Teilnehmer<br />

<strong>der</strong> Deutschen Schüler<strong>Akademie</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Grovesmühle <strong>und</strong> freut sich sehr darauf,<br />

mit se<strong>in</strong>er ehemaligen <strong>Akademie</strong>leiter<strong>in</strong> Tabea nun die e<strong>in</strong>zigartige Atmosphäre<br />

e<strong>in</strong>er <strong>Akademie</strong> mitzugestalten.<br />

Tobias Staudner (1995) ist Schüler am Josef-von-Fraunhofer-Gymnasium<br />

Cham mitten im idyllischen Bayern. Er war selbst im Jahr 2011 Teilnehmer <strong>der</strong><br />

Deutschen Schüler<strong>Akademie</strong>. Se<strong>in</strong>e freie Zeit verbr<strong>in</strong>gt Tobias mit Lesen, Gitarrespielen,<br />

Sport aller Art <strong>und</strong> <strong>der</strong> Mitorganisation <strong>der</strong> Schülermitverwaltung<br />

(SMV) an se<strong>in</strong>er Schule. Und er könnte sich gut vorstellen, se<strong>in</strong> Interesse für<br />

Rätsel <strong>und</strong> Krim<strong>in</strong>algeschichten später auch e<strong>in</strong>mal als Anwalt beruflich auszuleben.<br />

–– 65


66 ––<br />

AKADEMIE TORGELOW (12. BIS 28. JULI 2012)<br />

Kurs 7.1<br />

Komplexe Analysis<br />

Vieles aus <strong>der</strong> reellen Analysis wird erst durch das Studium<br />

<strong>der</strong> komplexen Analysis verständlich. In <strong>der</strong> Tat sorgt e<strong>in</strong><br />

»Heraustreten« aus <strong>der</strong> reellen Zahlengerade <strong>in</strong> die komplexe<br />

Ebene für Erkenntnisse, die e<strong>in</strong> tieferes Verstehen des Reellen<br />

ermöglichen. Lassen sich reelle Funktionen zu komplexen<br />

Funktionen fortsetzen, so eröffnet die komplexe Analysis völlig<br />

neue Sichtweisen <strong>und</strong> erlaubt häufig erst die Klärung von<br />

Fragen, die <strong>in</strong> <strong>der</strong> reellen Analysis offen bleiben. Beispielsweise<br />

erweist sich die komplexe Exponentialfunktion als periodische<br />

Funktion, die mit den trigonometrischen Funktionen eng verwandt<br />

ist.<br />

Die komplexe Analysis bietet aber auch viele weitere <strong>in</strong>teressante<br />

Aspekte: So führen z.B. Konvergenzuntersuchungen<br />

an komplexen Folgen zu Gebilden <strong>der</strong> fraktalen Geometrie;<br />

konforme Abbildungen gestatten Transformationen, durch die<br />

bestimmte Eigenschaften erhalten bleiben, was etwa bei Kartenprojektionen<br />

nützlich ist. Anwendungen f<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Physik <strong>und</strong> Technik; komplexe Transformationen werden etwa<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Strömungsmechanik mit Gew<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>gesetzt. Unterstützt<br />

durch die Möglichkeit, mit Computern immer umfangreichere<br />

Kursleitung<br />

Dirk Büchner (Jg. 1980) studierte Mathematik <strong>und</strong><br />

Geschichte an <strong>der</strong> Christian-Albrechts-Universität zu<br />

Kiel. Seit August 2011 arbeitet er als Studienreferendar<br />

an <strong>der</strong> Max-Planck-Schule <strong>in</strong> Kiel. Er hat große<br />

Freude daran, <strong>in</strong> jungen Menschen das Interesse für<br />

die Mathematik zu wecken <strong>und</strong> zu för<strong>der</strong>n. In se<strong>in</strong>er<br />

Freizeit liest er gerne <strong>und</strong> beschäftigt sich mit <strong>der</strong><br />

Entwicklung von Brett- <strong>und</strong> Kartenspielen.<br />

mathematische Modelle berechnen <strong>und</strong> studieren zu können,<br />

erzielen Methoden <strong>der</strong> komplexen Analysis e<strong>in</strong>e steigende Relevanz<br />

für die mo<strong>der</strong>ne Forschung.<br />

E<strong>in</strong> erster Kursteil führt <strong>in</strong> die Gr<strong>und</strong>lagen <strong>der</strong> komplexen<br />

Analysis e<strong>in</strong>. In e<strong>in</strong>em zweiten Kursteil werden von Teilnehmer<strong>in</strong>nen<br />

<strong>und</strong> Teilnehmern kle<strong>in</strong>e Projekte bearbeitet, um so<br />

<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en Teams die verschiedenen mathematischen Methoden<br />

an speziellen Fragestellungen eigenständig zu erforschen.<br />

Im Kurs muss aus <strong>der</strong> umfangreichen Stoffmenge natürlich<br />

ausgewählt werden. In e<strong>in</strong>em dritten Kursteil werden die Ergebnisse<br />

<strong>der</strong> Projektarbeit <strong>in</strong> Form von Vorträgen dem Kurs<br />

präsentiert <strong>und</strong> <strong>in</strong> schriftlicher Form dokumentiert.<br />

Dieser <strong>in</strong>haltlich nicht e<strong>in</strong>fache Kurs wendet sich an Teilnehmende,<br />

die sich sehr für Themen aus <strong>der</strong> Mathematik <strong>und</strong><br />

ihre Anwendungen <strong>in</strong>teressieren. Erwartet wird: Freude an <strong>der</strong><br />

gedanklichen Durchdr<strong>in</strong>gung komplexer mathematischer Fragestellungen<br />

aus unterschiedlichen Bereichen, die Bereitschaft,<br />

sich <strong>in</strong> neue <strong>und</strong> schwierige Themen e<strong>in</strong>zuarbeiten, kreativ<br />

nach Lösungen zu suchen <strong>und</strong> über die erzielten Ergebnisse<br />

Referate zu halten. Vorausgesetzt wird weiterh<strong>in</strong> die Fähigkeit,<br />

gelegentlichen Frust ertragen zu können <strong>und</strong> sich durch zeitweilige<br />

Rückschläge nicht entmutigen zu lassen.<br />

Kenntnisse <strong>in</strong> <strong>der</strong> reellen Analysis, speziell <strong>der</strong> Differenzial-<br />

<strong>und</strong> Integralrechnung s<strong>in</strong>d für e<strong>in</strong>ige Teile des Kurses nötig.<br />

E<strong>in</strong>ige notwendige Gr<strong>und</strong>lagen werden im Rahmen des Kurses<br />

geson<strong>der</strong>t behandelt o<strong>der</strong> müssen <strong>in</strong> den Projekten selbst<br />

erarbeitet werden. Speziellere Vorkenntnisse aus <strong>der</strong> Mathematik<br />

s<strong>in</strong>d aber nicht erfor<strong>der</strong>lich. Erwartet wird allerd<strong>in</strong>gs die<br />

Bereitschaft, sich <strong>in</strong>tensiv mit mathematischer Literatur (auch<br />

fremdsprachlicher) ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong> zu setzen <strong>und</strong> sich <strong>in</strong> neue<br />

Gebiete e<strong>in</strong>zuarbeiten. Obwohl auch <strong>der</strong> Computer e<strong>in</strong>gesetzt<br />

wird, werden Programmierkenntnisse nicht vorausgesetzt,<br />

können aber für e<strong>in</strong>ige mathematische Fragestellungen nützlich<br />

se<strong>in</strong>.<br />

Joachim Gomoletz (Jg. 1955) ist <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schulleitung <strong>der</strong> Max-Planck-Schule <strong>in</strong> Kiel tätig, unterrichtet an diesem<br />

Gymnasium die Fächer Mathematik, Physik <strong>und</strong> Informatik <strong>und</strong> leitet das Projekt »Kompetenzzentrum Begabtenför<strong>der</strong>ung«.<br />

Er koord<strong>in</strong>ierte die Projekte MATHEMA <strong>und</strong> PHYSIK PLUS zur För<strong>der</strong>ung beson<strong>der</strong>s <strong>in</strong>teressierter<br />

Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler im Land Schleswig-Holste<strong>in</strong> <strong>und</strong> hatte an <strong>der</strong> Fachhochschule <strong>und</strong> an <strong>der</strong> Universität<br />

Kiel Lehraufträge für Mathematik <strong>in</strong>ne. Er bildet Lehrer<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Lehrer zu Informatiklehrkräften aus <strong>und</strong> ist als<br />

Schulbuchautor tätig. Mehrfach leitete er bereits Kurse bei <strong>der</strong> Deutschen Schüler<strong>Akademie</strong>. Im Jahre 1998 erhielt<br />

er den Karl-He<strong>in</strong>z-Beckurts-Lehrerpreis für se<strong>in</strong>e Verdienste um die Begabtenför<strong>der</strong>ung. Zu se<strong>in</strong>en Hobbys zählen<br />

u.a. die Beteiligung an wissenschaftlichen Forschungen, die Fotografie <strong>und</strong> ausgedehnte Radtouren.


Kurs 7.2<br />

Sand + Sonne = Strom<br />

Gr<strong>und</strong>lagen <strong>der</strong> Photovoltaik<br />

»SOL OMNIBUS LUCET«<br />

TITUS PETRONIUS ARBITER, SATYRICON<br />

»Die Sonne sche<strong>in</strong>t allen« – auch zur Energieerzeugung. Es<br />

vergeht kaum e<strong>in</strong> Tag, an dem nicht <strong>in</strong> großen Worten von<br />

den Herausfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Energiewende gesprochen wird<br />

<strong>und</strong> weitere Investitionen <strong>in</strong> erneuerbare Energien gefor<strong>der</strong>t<br />

werden. Wie aber nutzt man die allen sche<strong>in</strong>ende Sonne s<strong>in</strong>nvoll<br />

zur Energieerzeugung? Wie funktioniert Photovoltaik <strong>und</strong><br />

was hat es mit <strong>der</strong> Gleichung Sonne + Sand = Strom auf sich?<br />

Aus Silizium, dem Element, auf dem Sand beruht, werden <strong>in</strong><br />

hochre<strong>in</strong>er Umgebung blau schimmernde Scheiben. Diese<br />

s<strong>in</strong>d nicht nur die Gr<strong>und</strong>lagen unserer digitalen Welt, son<strong>der</strong>n<br />

auch <strong>der</strong> Baustoff für Solarzellen. Doch noch viel <strong>in</strong>teressanter<br />

als das ist das »Innenleben« <strong>der</strong> Scheiben: W<strong>in</strong>zige, <strong>in</strong> das Material<br />

e<strong>in</strong>gebrachte Verunre<strong>in</strong>igungen ermöglichen die Stromerzeugung<br />

mit Hilfe von Sonnenlicht. Elektronen werden über<br />

Leitungen e<strong>in</strong>gesammelt <strong>und</strong> die angeschlossene elektrische<br />

Kursleitung<br />

Schaltung führt sie als elektrische Energie dem Stromnetz zu.<br />

Entscheidend ist hier <strong>der</strong> sogenannte pn-Übergang, dessen<br />

Verständnis <strong>in</strong> diesem Kurs vermittelt wird. Dazu werden sich<br />

die Teilnehmenden mit den Gr<strong>und</strong>lagen <strong>der</strong> Halbleiterphysik<br />

ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzen<br />

<strong>und</strong> so e<strong>in</strong>iges über<br />

Halbleiter (wie<br />

Silizium), Dotieratome<br />

(die »Verunre<strong>in</strong>igungen«)<br />

<strong>und</strong> Ladungsträger<br />

(wie Elektronen)<br />

erfahren. Außerdem<br />

wird erarbeitet, was <strong>der</strong> pn-Übergang bewirkt <strong>und</strong> wie mit<br />

Hilfe von Photonen (<strong>der</strong> Sonnene<strong>in</strong>strahlung) dar<strong>in</strong> Strom<br />

erzeugt wird. Darüber h<strong>in</strong>aus geht es um das Sonnenspektrum<br />

<strong>und</strong> warum e<strong>in</strong>e Solarzelle mit 21% Wirkungsgrad schon<br />

ziemlich gut ist.<br />

Doch nicht nur die physikalische Theorie wird den Kurs begleiten,<br />

son<strong>der</strong>n auch die <strong>in</strong>genieurwissenschaftliche Praxis:<br />

Ra<strong>in</strong>er Jacob (Jg. 1982) ist e<strong>in</strong> sächsisches Orig<strong>in</strong>al. Das hört man nicht nur an se<strong>in</strong>em<br />

Dialekt, son<strong>der</strong>n er blieb bis zum Ende <strong>der</strong> Promotion dem Fachbereich Physik se<strong>in</strong>er<br />

Heimatuniversität, <strong>der</strong> Technischen Universität Dresden, verb<strong>und</strong>en. Dort promovierte<br />

er 2011 im Bereich Halbleiterspektroskopie, wobei sich se<strong>in</strong> Labor am Teilchenbeschleuniger<br />

ELBE am Helmholtz-Zentrum Dresden befand. Im Moment ist Ra<strong>in</strong>er jedoch auf<br />

e<strong>in</strong>em Ausflug <strong>in</strong> die Industrie <strong>und</strong> »jobbt« als Projektleiter <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Firma für Nanopositioniersysteme<br />

<strong>in</strong> Karlsruhe. Se<strong>in</strong>e größte Leidenschaft ist, neben dem Allerkle<strong>in</strong>sten, <strong>der</strong><br />

Sport <strong>und</strong> das Lesen. Er betreibt Kampfsport verschiedener Stile, ist viel mit dem Rad unterwegs<br />

<strong>und</strong> klettert gern <strong>in</strong> <strong>der</strong> Sächsischen Schweiz. Er begann außerdem gerade alle nordischen Staaten<br />

zu bereisen <strong>und</strong> hat immer e<strong>in</strong> gutes Buch <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Gepäck. Jetzt freut er sich darauf, das Motto se<strong>in</strong>es<br />

eigenen DSA Kurses im Jahr 2000 endlich mal selbst als Kursleiter sagen zu können.<br />

Der Kurs ist vielseitig <strong>und</strong> <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>är ausgerichtet.<br />

Nichtsdestotrotz werden vor allem naturwissenschaftliche<br />

<strong>und</strong> technische Aspekte <strong>der</strong> Photovoltaik im<br />

Mittelpunkt stehen. Von den Teilnehmenden wird die<br />

Bereitschaft erwartet, sich im Vorfeld des Kurses e<strong>in</strong>ige<br />

notwendige Gr<strong>und</strong>lagen autodidaktisch zu erarbeiten.<br />

(12. BIS 28. JULI 2012) AKADEMIE TORGELOW<br />

Wie werden Solarzellen hergestellt, <strong>in</strong> Module verpackt <strong>und</strong><br />

auf Dächer montiert? Wie stellt man den optimalen Arbeitsbereich<br />

e<strong>in</strong>er Solaranlage e<strong>in</strong> <strong>und</strong> warum muss sie mit Hilfe von<br />

Wechselrichtern an das Stromnetz angeschlossen werden? Die<br />

Klärung dieser Fragen soll aber nicht nur graue Theorie bleiben,<br />

weshalb e<strong>in</strong>ige praktische Versuche an e<strong>in</strong>er M<strong>in</strong>i-Anlage<br />

durchgeführt werden.<br />

Neben technischen Fragen ist es auch <strong>in</strong>teressant zu betrachten,<br />

welche politischen <strong>und</strong> gesellschaftlichen Hoffnungen<br />

mit Solarenergie verknüpft werden. E<strong>in</strong> Überblick über die<br />

aktuelle Energiepolitik wird daher ebenfalls Teil<br />

des Kurses se<strong>in</strong>.<br />

Der Kurs gibt den Teilnehmenden e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>blick<br />

<strong>in</strong> verschiedene physikalische <strong>und</strong> technische<br />

Diszipl<strong>in</strong>en <strong>und</strong> versetzt sie <strong>in</strong> die Lage, diese<br />

Erkenntnisse am Beispiel <strong>der</strong> Photovoltaik zu<br />

verknüpfen. Der Schwerpunkt wird dabei auf<br />

Halbleiterphysik, Schaltungstechnik <strong>und</strong> Energieelektronik<br />

liegen. Mit viel Fokus auf Interaktion werden die<br />

Teilnehmenden <strong>in</strong> Kurzreferaten, Diskussionen <strong>und</strong> Gruppenprojekten<br />

die Inhalte erarbeiten <strong>und</strong> vertiefen. S<strong>in</strong>d die ersten<br />

theoretischen Gr<strong>und</strong>lagen gelegt, kann das frische Wissen<br />

<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en Projekten praktisch erprobt <strong>und</strong> neu komb<strong>in</strong>iert<br />

werden. Dabei werden die Freiheit <strong>und</strong> <strong>der</strong> Spaß daran, eigene<br />

Ideen zu entwickeln <strong>und</strong> zu verwirklichen, nicht zu kurz<br />

kommen.<br />

Jutta Müntjes (Jg. 1982) wurde im fränkischen Nürnberg geboren, was sich<br />

sprachlich aber nur wenig nie<strong>der</strong>geschlagen hat. Sie studierte Elektrotechnik<br />

an <strong>der</strong> Friedrich-Alexan<strong>der</strong>-Universität Erlangen-Nürnberg <strong>und</strong> <strong>der</strong> Königlich<br />

Technischen Hochschule Stockholm, Schweden, <strong>und</strong> promoviert seit 2008 an<br />

<strong>der</strong> Rhe<strong>in</strong>isch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen (RWTH) im<br />

Bereich Mikrosysteme <strong>in</strong> <strong>der</strong> Mediz<strong>in</strong>technik. Wenn Jutta nicht gerade mikrosystemtechnisch<br />

das A<strong>der</strong><strong>in</strong>nere untersucht o<strong>der</strong> Erstsemester <strong>in</strong> die Gr<strong>und</strong>lagen<br />

<strong>der</strong> Elektrotechnik e<strong>in</strong>weist, geht sie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Eifel wan<strong>der</strong>n o<strong>der</strong> <strong>in</strong> den Alpen<br />

klettersteigen, spielt Klavier o<strong>der</strong> verschl<strong>in</strong>gt Bücher (gerne auch auf Schwedisch). Seitdem<br />

sie vor zwei Jahren schon e<strong>in</strong>en DSA-Kurs zum Thema GPS leiten durfte, freut sie sich darauf,<br />

geme<strong>in</strong>sam mit den Teilnehmenden wie<strong>der</strong> viele erhellende Momente zu erleben.<br />

–– 67


68 ––<br />

AKADEMIE TORGELOW (12. BIS 28. JULI 2012)<br />

Kurs 7.3<br />

Perspektivenwechsel<br />

Internationaler Handel <strong>und</strong> F<strong>in</strong>anzmärkte betrachtet durch die<br />

doppelte L<strong>in</strong>se <strong>der</strong> Politik- <strong>und</strong> Wirtschaftswissenschaften<br />

Wirtschaftspolitik ist so allgegenwärtig wie mannigfaltig – von<br />

<strong>der</strong> Eurokrise bis zu M<strong>in</strong>destlöhnen. Wirtschaftspolitik ist<br />

auch e<strong>in</strong> prom<strong>in</strong>enter Gegenstand <strong>der</strong> Politik- <strong>und</strong> <strong>der</strong> Wirtschaftswissenschaften.<br />

Jedoch unterscheiden sich die Perspektiven<br />

<strong>der</strong> beiden Sozialwissenschaften auf sie erheblich. Beide<br />

erklären wichtige Aspekte, doch beide haben auch ihre toten<br />

W<strong>in</strong>kel.<br />

Der Kurs versucht Wirtschaftspolitik doppelt zu untersuchen<br />

<strong>und</strong> dabei von den Erklärungen bei<strong>der</strong> Diszipl<strong>in</strong>en zu profitieren.<br />

Auf diese Weise erläutert <strong>der</strong> Kurs wirtschaftspolitische<br />

Themen <strong>und</strong> gewährt e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> die Methodik <strong>der</strong> Politikwissenschaft<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Volkswirtschaftslehre.<br />

Der Kurs ist <strong>in</strong> drei Themenblöcke geglie<strong>der</strong>t. Der erste Themenblock<br />

beschäftigt sich mit Handelspolitik. Sowohl nach<br />

<strong>der</strong> Grossen Depression Anfang <strong>der</strong> 1930er als auch im Zuge<br />

Kursleitung<br />

<strong>der</strong> jüngsten Wirtschaftskrise wurde <strong>der</strong> Ruf nach Handelsbeschränkungen<br />

lauter, um, so das Argument, die heimische<br />

Wirtschaft vor unlauterem Wettbewerb aus dem Ausland zu<br />

schützen. Gleichzeitig s<strong>in</strong>d wir aber auch Zeugen e<strong>in</strong>es nun<br />

schon mehrere Jahrzehnte andauernden Trends <strong>der</strong> Handelsliberalisierung.<br />

Wie können diese Globalisierungswellen<br />

erklärt werden? Die Wirtschaftswissenschaft f<strong>in</strong>det seit langem<br />

überzeugende Gründe für Freihandel, deutet aber gleichzeitig<br />

darauf h<strong>in</strong>, dass es Gew<strong>in</strong>ner <strong>und</strong> Verlierer dabei gibt. Für<br />

die Politikwissenschaft stellt sich die Frage, wie <strong>in</strong>stitutionelle<br />

Rahmenbed<strong>in</strong>gungen bestimmen, welche Interessen schlussendlich<br />

Gehör f<strong>in</strong>den <strong>und</strong> <strong>in</strong> Politik umgesetzt werden.<br />

Der zweite Block wendet sich <strong>in</strong>ternationalen F<strong>in</strong>anzmärkten<br />

zu. Seit den 1970ern wurden F<strong>in</strong>anzmärkte vielerorts liberalisiert:<br />

Die Regulierung von Banken wurde gelockert <strong>und</strong><br />

Grenzbarrieren für Kapital aufgehoben. Während diese Maß-<br />

Christian Pröbst<strong>in</strong>g (Jg. 1984) erhielt 2010 se<strong>in</strong>en Abschluss als Diplom-Volkswirt<br />

(mit Nebenfächern Politikwissenschaften, Französisch <strong>und</strong> Spanisch) an <strong>der</strong> Eberhard-<br />

Karls Universität Tüb<strong>in</strong>gen <strong>und</strong> promoviert seitdem <strong>in</strong> Volkswirtschaftslehre an <strong>der</strong><br />

University of Michigan, Ann Arbor. Se<strong>in</strong>e Schwerpunkte s<strong>in</strong>d Internationale Handelsbeziehungen<br />

<strong>und</strong> Entwicklungsökonomie. Er sammelte Auslandserfahrungen im Rahmen<br />

e<strong>in</strong>es Freiwilligen Sozialen Jahres (FSJ) <strong>in</strong> Frankreich, e<strong>in</strong>es Auslandsstudienjahres<br />

an <strong>der</strong> Université de Genève, <strong>und</strong> e<strong>in</strong>es Praktikums bei <strong>der</strong> <strong>Gesellschaft</strong> für Internationale<br />

Zusammenarbeit (GIZ) <strong>in</strong> den Philipp<strong>in</strong>en im Bereich Mikroversicherungen.<br />

nahmen Raum schafften für Innovationen im F<strong>in</strong>anzsektor,<br />

engten sie den Handlungsspielraum für Staaten e<strong>in</strong>. Diese<br />

Folgen ergeben sich aus ökonomischen Zusammenhängen,<br />

welche im Kurs untersucht werden. Außerdem wird darauf<br />

e<strong>in</strong>gegangen, warum es zu dieser Liberalisierung kam.<br />

Die aktuelle Eurokrise ist das Thema des dritten Blockes.<br />

Erklärungen <strong>und</strong> Lösungen zur Eurokrise werden <strong>in</strong> Wissenschaft<br />

<strong>und</strong> Politik hitzig debattiert. Debattiert werden soll auch<br />

im Kurs. Es stellt sich die Aufgabe, kreativ zu werden <strong>und</strong><br />

Lösungsansätze zu entwickeln. Woh<strong>in</strong> geht es mit dem Euro?<br />

Was muss getan werden, um e<strong>in</strong>e solche Krise <strong>in</strong> Zukunft zu<br />

vermeiden?<br />

Raphael Re<strong>in</strong>ke (Jg. 1984) studierte Internationale Volkswirtschaftslehre <strong>in</strong> Tüb<strong>in</strong>gen<br />

<strong>und</strong> promoviert <strong>der</strong>zeit <strong>in</strong> Florenz über Bankenrettungsmaßnahmen während<br />

<strong>der</strong> F<strong>in</strong>anzkrise. Gerne lernt er neue Städte kennen. In diesem S<strong>in</strong>ne nutzte<br />

er Zivildienst <strong>und</strong> Studium dazu, längere Zeit <strong>in</strong> Antananarivo, Denver <strong>und</strong> Wash<strong>in</strong>gton<br />

zu verbr<strong>in</strong>gen. In <strong>der</strong> Freizeit engagiert er sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> kirchlichen Jugendarbeit<br />

<strong>und</strong> bei Organisationen für <strong>in</strong>terkulturellen Austausch. Ansonsten geht er<br />

gerne Schwimmen, Laufen <strong>und</strong> Rad fahren. Neben Politik <strong>und</strong> Wirtschaft kann er<br />

sich für an<strong>der</strong>e Län<strong>der</strong> begeistern.


Kurs 7.4<br />

(12. BIS 28. JULI 2012) AKADEMIE TORGELOW<br />

S<strong>in</strong>d Geisteskrankheiten Gehirnkrankheiten?<br />

Gr<strong>und</strong>lagen <strong>der</strong> Psychopathologie<br />

Körperliche Erkrankungen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den meisten Fällen leicht<br />

auf e<strong>in</strong>e Ursache zurückführbar: Wer unter Bauchschmerzen<br />

leidet, hat sich vermutlich den Magen verstimmt, <strong>und</strong> wer<br />

h<strong>in</strong>kt, ist offenbar am Fuß verletzt. Doch<br />

wie steht es mit <strong>der</strong> »Verortung« von psychischen<br />

Krankheiten? Schon im Volksm<strong>und</strong><br />

ist die Überzeugung, es handle sich<br />

hierbei um »Krankheiten des Kopfes« bzw.<br />

des Gehirns (beide Begriffe wurden im<br />

Deutschen jahrhun<strong>der</strong>telang synonym gebraucht)<br />

tief verwurzelt: Jemand, <strong>der</strong> sich<br />

auffällig, unpassend o<strong>der</strong> irrational verhält,<br />

hat »nicht alle Tassen im Schrank«, e<strong>in</strong>en<br />

»Dachschaden« o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>en »Sprung <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Schüssel«. Und auch aus psychiatrischer<br />

Sicht spricht, betrachtet man die aktuelle<br />

Theorienlandschaft, wenig gegen e<strong>in</strong>e solche Lokalisierung:<br />

So werden Psychiater, nicht zuletzt auch motiviert durch die<br />

unleugbaren Erfolge <strong>der</strong> Psychopharmakalogie, zu Cl<strong>in</strong>ical<br />

Neuroscientists »aufgewertet« – was letzten Endes auch die<br />

Unterscheidung zwischen körperlichen <strong>und</strong> psychischen<br />

Kursleitung<br />

Krankheiten selbst <strong>in</strong> Frage stellt, die, so sche<strong>in</strong>t es, gänzlich<br />

auf neuronale <strong>und</strong> hormonelle Störungen reduziert werden<br />

können.<br />

Michael Siegel (Jg. 1987) studierte Philosophie, Logik, Kunstgeschichte <strong>und</strong> Neuere<br />

Deutsche Literatur <strong>in</strong> Marburg <strong>und</strong> Leipzig. Im Moment schreibt er se<strong>in</strong>e Promotionsarbeit<br />

zur Wissenschaftstheorie <strong>der</strong> Psychopathologie. Nebenbei arbeitet er am<br />

Senckenberg-Museum für Naturforschung <strong>in</strong> Frankfurt a.M. <strong>und</strong> als Kursleiter für<br />

Bildbearbeitung <strong>und</strong> Layout an <strong>der</strong> Philipps-Universität, Marburg. In se<strong>in</strong>er Freizeit<br />

knipst er gerne Fotos, liest Bücher, treibt Sport <strong>und</strong> bummelt über Flohmärkte.<br />

Doch bei genauerer Betrachtung erweist sich<br />

die Sachlage als weitaus komplizierter: Schon<br />

<strong>der</strong> Leidensdruck ist im Falle psychischer<br />

Krankheiten ke<strong>in</strong> somatischer. Ke<strong>in</strong> Betroffener<br />

klagt wie im gleichnamigen Monty-<br />

Python-Sketch: »My bra<strong>in</strong> hurts!« Auch gibt<br />

es theoretische Vorbehalte gegen e<strong>in</strong> solch<br />

reduktionistisches Krankheitskonzept: Schon<br />

vor fast 100 Jahren warnte <strong>der</strong> Begrün<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Psychopathologie Karl Jaspers<br />

vor irreführenden »Hirnmythologien«, <strong>und</strong><br />

manche Psychiatrie-Kritiker behaupteten<br />

gar, psychische Krankheiten seien ganz im Gegenteil gänzlich<br />

kulturelle <strong>und</strong> gesellschaftliche Konstrukte. Obwohl es <strong>in</strong> den<br />

Vere<strong>in</strong>igten Staaten <strong>in</strong>zwischen mehr Psychotherapeuten als<br />

Postboten gibt, ist <strong>der</strong> Begriff <strong>der</strong> psychischen Krankheit, wie<br />

z.B. auch die stetigen Überarbeitungen <strong>der</strong> gängigen psychiatrischen<br />

Klassifikationssysteme (DSM <strong>und</strong> ICD) zeigen, auch<br />

unter Experten alles an<strong>der</strong>e als unkontrovers.<br />

Ziel dieses Kurses ist es, mit Hilfe entsprechen<strong>der</strong> Fachliteratur<br />

mo<strong>der</strong>ne wie auch klassische Gr<strong>und</strong>lagen <strong>der</strong> psychiatrischen<br />

Krankheitslehre zu erarbeiten <strong>und</strong> ihren wissenschafts- <strong>und</strong><br />

erkenntnistheoretischen Status zu klären. In die (Un-)Tiefen<br />

<strong>der</strong> Neurobiologie sowie <strong>der</strong> kl<strong>in</strong>ischen Psychiatrie <strong>und</strong><br />

Pharmakalogie wird man dabei we<strong>der</strong> sehr weit vorstoßen<br />

können – noch müssen: Der Schwerpunkt wird vor allem auf<br />

dem (sprach-)theoretischen Gr<strong>und</strong>gerüst, auf den zentralen<br />

Begriffen <strong>und</strong> Unterscheidungen <strong>der</strong> Psychopathologie, aber<br />

(exkursorisch) auch <strong>der</strong> Mediz<strong>in</strong> im allgeme<strong>in</strong>en liegen (Was<br />

ist »ges<strong>und</strong>«, was ist »krank«?), also nur bed<strong>in</strong>gt auf <strong>der</strong>en<br />

naturwissenschaftlichem Beiwerk sowie se<strong>in</strong>er praktischen Anwendung.<br />

Die metatheoretischen Fragestellungen des Kurses<br />

werden daher lediglich exemplarisch an e<strong>in</strong>schlägigen Krankheitsbil<strong>der</strong>n<br />

<strong>und</strong> Therapieformen entwickelt.<br />

Voraussetzung für die Kursteilnahme s<strong>in</strong>d dabei ausdrücklich<br />

nicht spezielle Kenntnisse <strong>in</strong> den Bereichen <strong>der</strong> Natur- o<strong>der</strong><br />

Sozialwissenschaften. Willkommen ist, wer sich über die Heil-<br />

<strong>und</strong> Pflegepraxis h<strong>in</strong>aus dafür <strong>in</strong>teressiert, was Mediz<strong>in</strong> <strong>und</strong><br />

Psychologie als Wissenschaft ausmacht – <strong>und</strong> was nicht.<br />

Stefan Siegel (Jg. 1978) studierte Humanmediz<strong>in</strong> <strong>und</strong> Philosophie an <strong>der</strong> Universität<br />

Erlangen-Nürnberg. Er promovierte an <strong>der</strong> Ruhr-Universität Bochum mit e<strong>in</strong>er<br />

Arbeit zu ethischen Aspekten <strong>der</strong> Reproduktionsmediz<strong>in</strong>. Nach se<strong>in</strong>er Approbation<br />

als Arzt begann er se<strong>in</strong>e Weiterbildung auf dem Gebiet <strong>der</strong> Psychiatrie <strong>und</strong> Psychotherapie.<br />

Er arbeitet <strong>der</strong>zeit am Psychotraumazentrum <strong>der</strong> B<strong>und</strong>eswehr <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>.<br />

Se<strong>in</strong>e privaten Interessengebiete s<strong>in</strong>d K<strong>in</strong>o, Theater <strong>und</strong> Ballett, Science Fiction- <strong>und</strong><br />

Fantasy-Romane sowie das Wan<strong>der</strong>n <strong>in</strong> freier Natur.<br />

–– 69


70 ––<br />

AKADEMIE TORGELOW (12. BIS 28. JULI 2012)<br />

»Auf klassischem Boden begeistert« *<br />

Kurs 7.5<br />

Antike-Rezeption <strong>in</strong> <strong>der</strong> deutschen Literatur<br />

Der Hausmeister von Hogwarts heißt Argus Filch.<br />

2002 kommt <strong>der</strong> VW Phaeton auf den Markt.<br />

Max Frischs »Homo Faber« geht e<strong>in</strong>e Liaison mit<br />

se<strong>in</strong>er eigenen Tochter e<strong>in</strong>.<br />

Diesen drei Beispielen ist geme<strong>in</strong>sam, dass sie antike Mythen<br />

aufgreifen, <strong>der</strong>en Ursprung tausende Jahre zurückliegt <strong>und</strong> die<br />

heute we<strong>der</strong> aus <strong>der</strong> Fantasy-Literatur noch aus <strong>der</strong> Werbung<br />

wegzudenken s<strong>in</strong>d. Doch was ist eigentlich e<strong>in</strong> »Mythos«?<br />

Und was ist die »Antike«? Was bedeutet es, wenn sie <strong>in</strong> neuen<br />

Kontexten auftauchen?<br />

In <strong>der</strong> Literaturwissenschaft s<strong>in</strong>d Fragen wie diese wichtig,<br />

denn antike Themen spielen <strong>in</strong> vielen bedeutenden deutschen<br />

Texten e<strong>in</strong>e Rolle – so liest Werther »se<strong>in</strong>en Homer«, Eichendorffs<br />

Florio wird vom »Marmorbild« <strong>der</strong> Venus verfolgt <strong>und</strong><br />

Rilke schreibt »Sonette an Orpheus«. Solche Rem<strong>in</strong>iszenzen<br />

s<strong>in</strong>d jedoch nicht zufällig <strong>und</strong> vere<strong>in</strong>zelt, im Gegenteil: Die<br />

Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit <strong>der</strong> Antike bee<strong>in</strong>flusste die deutsche<br />

Kursleitung<br />

Karol<strong>in</strong>e Pietsch (Jg. 1986) wurde bei ihrer eigenen Teilnahme 2004 nachhaltig<br />

vom <strong>Akademie</strong>konzept <strong>und</strong> <strong>der</strong> Atmosphäre vor Ort bee<strong>in</strong>druckt, sodass<br />

sie sich parallel zu ihrem Studium bei <strong>der</strong> Organisation <strong>und</strong> Durchführung<br />

<strong>der</strong> JGW-Schüler<strong>Akademie</strong>n engagierte. Sie studiert <strong>in</strong> Freiburg Late<strong>in</strong><br />

<strong>und</strong> Germanistik mit dem festen Ziel, <strong>in</strong> Kürze als Lehrer<strong>in</strong> an die Schule<br />

zurückzukehren. Wenn sie nicht am Schreibtisch sitzt, balanciert sie Tabletts,<br />

joggt um den See o<strong>der</strong> unternimmt schöne D<strong>in</strong>ge mit ihren Fre<strong>und</strong>en.<br />

Literatur schon <strong>in</strong> ihren Anfängen <strong>und</strong> ist seitdem nie ganz<br />

verschw<strong>und</strong>en. Noch im 18. Jahrhun<strong>der</strong>t wird darüber diskutiert,<br />

ob die antike Literatur unerreichbares Vorbild o<strong>der</strong><br />

anspornendes Beispiel sei; ob e<strong>in</strong> Autor<br />

die tradierten Regeln bestmöglich erfüllen<br />

o<strong>der</strong> unter den verän<strong>der</strong>ten gegenwärtigen<br />

Verhältnissen aus sich selbst<br />

heraus schöpferisch tätig se<strong>in</strong> solle. Die<br />

hauptsächlich formale Vorbildhaftigkeit<br />

<strong>der</strong> antiken Literatur weicht im Laufe<br />

<strong>der</strong> Zeit e<strong>in</strong>er Orientierung am – so dachte man – ursprünglichen<br />

Lebensgefühl <strong>der</strong> Griechen <strong>und</strong> ihrer Humanität: Schiller<br />

preist daher das Altertum <strong>in</strong> »Die Götter Griechenlands«<br />

als »holdes Blütenalter <strong>der</strong> Natur«. Diese Idealisierung <strong>der</strong><br />

Antike schlägt später <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Antiklassizismus um, <strong>der</strong> die<br />

barbarischen Züge <strong>der</strong> Mythen <strong>und</strong> die soziale Realität <strong>der</strong><br />

Menschen im Altertum <strong>in</strong> den Fokus rücken lässt. Vor dem<br />

H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> <strong>der</strong> ideologischen Grabenkämpfe <strong>der</strong> letzten hun<strong>der</strong>t<br />

Jahre schließlich werden die antiken Mythen vor allem<br />

als Materialf<strong>und</strong>us verstanden <strong>und</strong> für verschiedenste, v.a.<br />

politische, Aussagen nutzbar gemacht. So soll Brechts »Antigone<br />

des Sophokles« die Rolle <strong>der</strong> Gewalt beim Zerfall e<strong>in</strong>er<br />

Staatsspitze aufzeigen.<br />

Der Kurs wird <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Gang durch die Literaturgeschichte<br />

– vom Mittelalter bis zur Gegenwart – Texte analysieren, die<br />

e<strong>in</strong>en formalen o<strong>der</strong> <strong>in</strong>haltlichen Bezug zur Antike aufweisen.<br />

Dabei wird zunächst nach <strong>der</strong> Art <strong>der</strong> Rezeption gefragt, etwa<br />

ob es sich um e<strong>in</strong>e Übernahme antiker Gattungsmerkmale, um<br />

die literarische Umsetzung<br />

antiker Mythen o<strong>der</strong> um e<strong>in</strong><br />

Spiel mit Motiven <strong>in</strong> neuem<br />

Kontext handelt. Anschließend<br />

kann die zentrale Frage<br />

untersucht werden: Warum<br />

wird hier die Antike aufgegriffen?<br />

Dies be<strong>in</strong>haltet mehrere D<strong>in</strong>ge: Welche Wirkung hat<br />

<strong>der</strong> Rückgriff auf die Antike? Welchen (literarischen) Konventionen<br />

folgt e<strong>in</strong> Text? Welches Bild von <strong>der</strong> Antike liegt ihm zu<br />

Gr<strong>und</strong>e? Welche Funktion soll <strong>der</strong> Text haben? Poetologische<br />

<strong>und</strong> an<strong>der</strong>e theoretische Texte aus den jeweiligen Epochen<br />

helfen bei <strong>der</strong> Beantwortung solcher Fragen. Um zu verstehen,<br />

auf welchen Wissenshorizont Anspielungen auf antike Ereignisse,<br />

Lebenswelten <strong>und</strong> Gestalten verweisen, sollen auch die<br />

late<strong>in</strong>ischen <strong>und</strong> griechischen Werke herangezogen werden, <strong>in</strong><br />

denen sie vermittelt werden.<br />

Da es während <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong> ke<strong>in</strong>e Zeit geben wird,<br />

die Texte zu lesen, wird die Bereitschaft zur vorherigen<br />

Lektüre vorausgesetzt. Late<strong>in</strong>- o<strong>der</strong> Griechischkenntnisse<br />

s<strong>in</strong>d für die Teilnahme nicht notwendig.<br />

* Johann Wolfgang Goethe: Elegien V, V.1, <strong>in</strong>: Johann Wolfgang Goethe:<br />

Gedichte 1800–1832, hrsg. von Karl Eibl, Frankfurt a.M.<br />

1988, S. 157<br />

Janja Soldo (Jg. 1986) wuchs <strong>in</strong> Baden-Baden auf, wo sie sich schon als Schüler<strong>in</strong> für die<br />

Antike begeistern ließ. Nach dem Abitur entschied sie sich für e<strong>in</strong> Studium <strong>der</strong> Klassischen<br />

Philologie <strong>und</strong> Germanistik <strong>in</strong> Freiburg, welches von <strong>der</strong> Studienstiftung des Deutschen Volkes<br />

geför<strong>der</strong>t wird. Neben dem Studium arbeitet sie als Hilfskraft am Lehrstuhl für Neuere<br />

Deutsche Literatur <strong>und</strong> übernimmt kle<strong>in</strong>ere Lektoratsarbeiten für e<strong>in</strong>en Freiburger Verlag. In<br />

ihrer freien Zeit ist sie meist h<strong>in</strong>ter e<strong>in</strong>em Buch o<strong>der</strong> bei Diskussionen über Gott <strong>und</strong> die Welt<br />

zu f<strong>in</strong>den.


»Weißt du, wie das wird« *<br />

Kurs 7.6<br />

E<strong>in</strong> Musiktheater (be)schreibt Weltgeschichte – <strong>und</strong> wir schreiben mit …<br />

Der R<strong>in</strong>g des Nibelungen ist das Magnum Opus <strong>der</strong> Operngeschichte.<br />

E<strong>in</strong> 16 stündiges Riesenwerk, das se<strong>in</strong>en Schöpfer<br />

Richard Wagner über mehr als 20 Jahre begleitet hat. Wagner<br />

reflektiert im R<strong>in</strong>g Welt- <strong>und</strong> Zeitgeschichte, Mythos <strong>und</strong><br />

politische Realität – <strong>und</strong> schafft so e<strong>in</strong> »Bühnenfestspiel«,<br />

das bis heute, mehr als 100 Jahre nach se<strong>in</strong>em Entstehen, die<br />

Gemüter erregt, Künstler <strong>in</strong>spiriert <strong>und</strong> Jahr für Jahr tausende<br />

Begeisterte <strong>in</strong> die Theater treibt.<br />

An <strong>der</strong> Schwelle zum Richard-Wagner-Jahr 2013 werden<br />

Wagner <strong>und</strong> se<strong>in</strong> Werk zum Zentrum e<strong>in</strong>es analytischen <strong>und</strong><br />

kreativen Schaffens-Prozesses. Dabei steht <strong>der</strong> 4. Teil des<br />

R<strong>in</strong>gs – die Götterdämmerung – im Fokus <strong>der</strong> Arbeit. Hier<br />

fasst Wagner die Vielzahl von Handlungssträngen, von Verstrickungen<br />

<strong>und</strong> Intrigen se<strong>in</strong>er Tetralogie zu e<strong>in</strong>er letzten großen<br />

Anstrengung zusammen – um sie dann <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em gewaltigen<br />

Weltuntergangs-Szenario <strong>in</strong> Flammen aufgehen zu lassen.<br />

Auf welche Quellen hat Wagner bei se<strong>in</strong>er Arbeit zugegriffen,<br />

wie hat er sie verwendet. Wie reagiert er <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Schreiben<br />

auf die philosophischen <strong>und</strong> politischen Strömungen se<strong>in</strong>er<br />

Kursleitung<br />

Julia Bührle-Nowikowa (Jg. 1975), geboren <strong>in</strong> St. Petersburg, ist freiberuflich<br />

als bildende Künstler<strong>in</strong>, Illustrator<strong>in</strong> (Cornelsen Verlag, Frankfurter Verlagsanstalt)<br />

sowie als Bühnen-<strong>und</strong> Kostümbildner<strong>in</strong> für Oper, Musical, Schauspiel <strong>und</strong><br />

Tanztheater tätig. Eigene Arbeiten als Bühnen- <strong>und</strong> Kostümbildner<strong>in</strong>: am Staatstheater<br />

Saarbrücken (2012), Royal District Theatre <strong>in</strong> Tbilisi, DeutschenTheater<br />

<strong>in</strong> Gött<strong>in</strong>gen, an den Kammerspielen Pa<strong>der</strong>born, <strong>der</strong> Schwankhalle Bremen, <strong>der</strong><br />

Hochschule für Musik <strong>und</strong> Theater Hamburg, am Deutschen Nationaltheater<br />

Weimar u.a. Bei <strong>der</strong> Deutschen Schüler<strong>Akademie</strong> macht sie zum ersten Mal mit.<br />

Zeit, wie treibt er sie aber auch voran <strong>und</strong> schafft neue Denk-<br />

Traditionen?<br />

Wie gel<strong>in</strong>gt es im R<strong>in</strong>g, szenische Aktion mit musikalischer<br />

Textur zu verb<strong>in</strong>den, Drama <strong>und</strong> Oper, Wort <strong>und</strong> Musik zu<br />

mehrdimensionaler Projektionsfläche für handelnde Figuren<br />

<strong>und</strong> Publikum werden zu lassen? Lässt es sich aus dieser<br />

Mehrdimensionalität heraus erklären, wie <strong>in</strong> dunkelsten <strong>und</strong><br />

hoffnungsvollsten Abschnitten unserer Geschichte das Musiktheater<br />

Wagners immer wie<strong>der</strong> zum Denk- <strong>und</strong> Glaubenszentrum<br />

von Kultur wird?<br />

Die Rezeptionsgeschichte des R<strong>in</strong>gs, die Geschichte <strong>der</strong><br />

Bayreuther Richard-Wagner-Festspiele <strong>und</strong> auch die wechselvolle<br />

Geschichte <strong>der</strong> Familie Wagner s<strong>in</strong>d seit 1876, dem<br />

Gründungsjahr <strong>der</strong> Festspiele, e<strong>in</strong> immerwährendes Thema<br />

für Boulevardpresse wie Hochkultur. Bayreuth wird <strong>in</strong> jedem<br />

Sommer immer wie<strong>der</strong> neu zum Zentrum globalen Theaterlebens,<br />

hier als Künstler o<strong>der</strong> Zuschauer anwesend zu se<strong>in</strong>,<br />

kommt e<strong>in</strong>em kulturellen Adelsschlag gleich.<br />

Wer behält das letzte Wort im R<strong>in</strong>g, die Zerstörung <strong>in</strong> Krieg<br />

<strong>und</strong> Feuer? O<strong>der</strong> <strong>der</strong> Versuch, so etwas wie den »Weg« , e<strong>in</strong>e<br />

»bessere Welt« zu formulieren?<br />

(12. BIS 28. JULI 2012) AKADEMIE TORGELOW<br />

»Werktreue heißt für<br />

mich, die Reaktion,<br />

die Wirkung, die<br />

e<strong>in</strong> Komponist mit<br />

se<strong>in</strong>em Werk bei<br />

se<strong>in</strong>em Publikum auslösen wollte, heute bei me<strong>in</strong>em/unserem<br />

Publikum zu erzielen.«, sagt Peter Konwitschny, e<strong>in</strong>er <strong>der</strong><br />

wichtigen Wagner-Regisseure des 20. <strong>und</strong> 21. Jahrhun<strong>der</strong>ts.<br />

Der Kurs geht <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Arbeit genau so vor, wie es e<strong>in</strong> Regie-<br />

Team tun würde, das e<strong>in</strong>e Inszenierung <strong>der</strong> Götterdämmerung<br />

konzipieren würde. Über Recherche <strong>und</strong> Analyse des musikalischen<br />

<strong>und</strong> dramaturgischen Materials geht es zu e<strong>in</strong>er<br />

kreativen Befragung <strong>der</strong> Götterdämmerung. In Wort- <strong>und</strong> Bild,<br />

<strong>in</strong> szenisch-musikalischen Skizzen <strong>und</strong> Ausstattungsentwürfen<br />

entsteht die Vision e<strong>in</strong>es »R<strong>in</strong>gs für das 21. Jahrhun<strong>der</strong>t«. Zentraler<br />

Teil <strong>der</strong> Arbeit ist dabei das Kreieren e<strong>in</strong>es Ausstattungskonzepts,<br />

e<strong>in</strong>es Bühnenbild-Modells <strong>und</strong> e<strong>in</strong>es Storyboards.<br />

Der Kurs vere<strong>in</strong>t Aspekte aus den Fachbereichen Musik, Theater,<br />

Literatur, Geschichte <strong>und</strong> Politik.<br />

* Richard Wagner, Götterdämmerung, zitiert nach: http://www.faz.net/<br />

aktuell/feuilleton/bayreuth-2013-wie-das-wird-11105938.html<br />

Dirk Schattner (Jg. 1976) ist Regisseur, Autor <strong>und</strong> Songtexter <strong>in</strong> den Bereichen Musiktheater/Musical,<br />

Video <strong>und</strong> Sprechtheater. Se<strong>in</strong>e letzten Arbeiten waren »Das<br />

Mädchen mit den Schwefelhölzern« nach H.C. An<strong>der</strong>sen (Wien), das Musical »Wenn<br />

Rosenblätter fallen« (Hamburg, Mannheim, Wien, Amsterdam) <strong>und</strong> e<strong>in</strong> Multi-Media<br />

Abend über Gustav Mahler (Bayreuth). 2010 hat Dirk für das Kulturhauptstadtjahr ca.<br />

80 Kurz-Video-Clips produziert. Bei <strong>der</strong> Deutschen Schüler<strong>Akademie</strong> macht er zum<br />

dritten Mal mit. Mit <strong>der</strong> Bühnenbildner<strong>in</strong> Julia Bührle-Nowikowa arbeitet er seit Jahren<br />

<strong>in</strong>tensiv zusammen.<br />

–– 71


72 ––<br />

MULTINATIONALE AKADEMIE TORGELOW (2. BIS 18. AUGUST 2012)<br />

Mult<strong>in</strong>ationale<br />

<strong>Akademie</strong> Torgelow<br />

Internatsgymnasium Schloss Torgelow<br />

Fortsetzung von Seite 64:<br />

Im Oktober 2006 wurde e<strong>in</strong> weiterer Neubau eröffnet, <strong>der</strong> u.a. mit e<strong>in</strong>er neuen Bibliothek, e<strong>in</strong>em<br />

großen naturwissenschaftlichen Labor, neuen Projekträumen sowie e<strong>in</strong>em komfortabel e<strong>in</strong>gerichteten<br />

Vortragssaal die schulische Qualität noch weiter verbessert hat. Im Nachmittagsbereich f<strong>in</strong>den wöchentlich<br />

über 70 Projekte statt. Angebote, wie die Sporthalle <strong>und</strong> e<strong>in</strong> Sportplatz, <strong>der</strong> Tennisplatz,<br />

e<strong>in</strong> umfangreich ausgestattetes Fitnessstudio <strong>und</strong> vieles mehr, nehmen die Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler<br />

regelmäßig <strong>in</strong> Anspruch.<br />

Auf dem Internatsgelände wohnen die Schüler sowohl im Schloss als auch <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en mo<strong>der</strong>n e<strong>in</strong>gerichteten<br />

Gebäuden. Die Unterbr<strong>in</strong>gung erfolgt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel <strong>in</strong> Zweibettzimmern. Die Vollverpflegung<br />

erfolgt <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternatseigenen Mensa, <strong>in</strong> <strong>der</strong> die Speisen durch e<strong>in</strong> eigenes Küchenteam frisch<br />

zubereitet werden.


SCHLOSS TORGELOW, SCHLOSSSTR. 1,<br />

17192 TORGELOW AM SEE (WAREN),<br />

www.schlosstorgelow.de<br />

Programm<br />

T.1 Komb<strong>in</strong>atorische Optimierung<br />

T.2 Zeitvertreib o<strong>der</strong> Vermittler? – Phänomen Spiel<br />

T.3 Glocalize It!<br />

T.4 »Urbanus vulgaris«<br />

Leitung kursübergreifende Musik<br />

Katr<strong>in</strong> Schmidmayr (Jg. 1989) studiert Schulmusik, Englische Philologie <strong>und</strong><br />

Erziehungswissenschaften an <strong>der</strong> Universität Regensburg <strong>und</strong> <strong>der</strong> Royal Holloway<br />

University of London. Sie verfügt über e<strong>in</strong>e breite musikalische Ausbildung<br />

<strong>in</strong> Sologesang <strong>und</strong> <strong>in</strong> den Instrumenten Klavier, Klar<strong>in</strong>ette <strong>und</strong> Saxophon sowie<br />

Chor- <strong>und</strong> Orchesterleitung. In ihrer Freizeit wirkt sie <strong>in</strong> Opernproduktionen,<br />

Orchestern <strong>und</strong> Kammermusikgruppen, wie dem Klaviertrio vatriop<strong>in</strong>to, mit.<br />

Ihr beson<strong>der</strong>es Interesse gilt dem Bereich Konzertpädagogik, <strong>in</strong> dem sie schon<br />

beim London Chamber Orchestra im Rahmen e<strong>in</strong>es Praktikums tätig war.<br />

(2. BIS 18. AUGUST 2012) MULTINATIONALE AKADEMIE TORGELOW<br />

<strong>Akademie</strong>leitung<br />

Tobias Kläden (Jg. 1969) freut sich <strong>in</strong> diesem Jahr auf e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es Jubiläum:<br />

die zehnte <strong>Akademie</strong>, an <strong>der</strong> er teilnehmen darf. Der gebürtige (<strong>und</strong> heute noch<br />

überzeugte) Kölner studierte katholische Theologie <strong>und</strong> Psychologie <strong>in</strong> Bonn,<br />

Jerusalem <strong>und</strong> Münster. Nach e<strong>in</strong>igen Jahren als wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />

an <strong>der</strong> Universität Münster brachten ihn die Wechselfälle des Lebens <strong>in</strong>s schöne<br />

Erfurt, wo er als sozialwissenschaftlicher Referent bei e<strong>in</strong>er Arbeitsstelle <strong>der</strong><br />

Deutschen Bischofskonferenz arbeitet. Er würde gerne mehr Sport treiben.<br />

Mónika Bánszki (Jg. 1993) stammt aus Ungarn, hat gerade das Gymnasium<br />

beendet <strong>und</strong> möchte an e<strong>in</strong>er deutschen Universität Geographie studieren. Sie<br />

nahm <strong>in</strong> 2011 selber an <strong>der</strong> Schüler<strong>Akademie</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Landesschule Pforta teil<br />

<strong>und</strong> freut sich <strong>in</strong> diesem Jahr, als Assistent<strong>in</strong> mitzumachen, Leute aus an<strong>der</strong>en<br />

Nationen kennenzulernen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e tolle Zeit zu erleben. In ihrer Freizeit<br />

nimmt sie gern an Urlauben teil, organisiert Veranstaltungen, kocht <strong>und</strong> bäckt<br />

viel o<strong>der</strong> reitet, wenn das Wetter schön ist.<br />

��������� ������������� (Jg. 1991) kommt aus Kaunas (Litauen) <strong>und</strong><br />

studiert <strong>in</strong> ihrer Heimatstadt Mediz<strong>in</strong>. Dieses Jahr ist ihr zweites Studienjahr.<br />

Wenn aber <strong>der</strong> Kopf zu vollgestopft mit mediz<strong>in</strong>ischen Begriffen wird, tanzt<br />

sie Ballet o<strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Tanz. E<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e Tätigkeit, die sich abzulenken hilft,<br />

ist das Klavierspielen, das sie seit dem 7. Lebensjahr begleitet (jetzt aber lei<strong>der</strong><br />

immer weniger). Sie ist e<strong>in</strong> häufiger Gast <strong>in</strong> Deutschland, die Anlässe für die<br />

Besuche variieren von Austauschprogrammen bis zu mult<strong>in</strong>ationalen Schüler-<br />

<strong>Akademie</strong>n. Die erste <strong>Akademie</strong> <strong>in</strong> Torgelow hat sie als Teilnehmer<strong>in</strong> im Jahr<br />

2009 erlebt, an ihrer zweiten <strong>Akademie</strong> nahm sie als Assistent<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong>leitung zwei Jahre<br />

später <strong>in</strong> <strong>der</strong> Landesschule Pforta teil. Dieses Jahr wartet sie neugierig auf die Rückkehr nach<br />

Torgelow, wo bestimmt wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e wun<strong>der</strong>bare Zeit mit allen Teilnehmenden wartet.<br />

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74 ––<br />

MULTINATIONALE AKADEMIE TORGELOW (2. BIS 18. AUGUST 2012)<br />

Kurs T.1<br />

Komb<strong>in</strong>atorische Optimierung<br />

»Die Geschäfte führen die Handlungsreisenden bald hier,<br />

bald dort h<strong>in</strong>, <strong>und</strong> es lassen sich nicht füglich Reisetouren<br />

angeben, die für alle vorkommenden Fälle passend s<strong>in</strong>d;<br />

aber es kann durch e<strong>in</strong>e zweckmäßige Wahl <strong>und</strong> E<strong>in</strong>theilung<br />

<strong>der</strong> Tour, manchmal so viel Zeit gewonnen werden<br />

[…] Die Hauptsache besteht immer dar<strong>in</strong>: so viele Orte wie<br />

möglich mitzunehmen, ohne den nämlichen Ort zweimal<br />

berühren zu müssen.«<br />

(aus: »Der Handlungsreisende – wie er se<strong>in</strong> soll <strong>und</strong> was er zu<br />

thun hat, um Aufträge zu erhalten <strong>und</strong> e<strong>in</strong>es glücklichen Erfolgs<br />

<strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Geschäften gewiß zu se<strong>in</strong> – von e<strong>in</strong>em alten Commis-<br />

Voyageur«, B. F. Voigt)<br />

Das oben stehende Zitat ist die erste bekannte Formulierung<br />

des Problems des Handlungsreisenden, e<strong>in</strong>e <strong>der</strong><br />

bekanntesten Forschungsfragen <strong>der</strong> komb<strong>in</strong>atorischen<br />

Optimierung. Schon 1832 galt es das Problem zu lösen,<br />

Kursleitung<br />

e<strong>in</strong>e Reihenfolge festgelegter Orte zu f<strong>in</strong>den, sodass bei <strong>der</strong><br />

R<strong>und</strong>reise durch alle diese Orte e<strong>in</strong>e möglichst kurze Strecke<br />

zurückgelegt wird. Ob beim Design von Mikrochips,<br />

bei <strong>der</strong> Tourenplanung e<strong>in</strong>es Pannendienstes o<strong>der</strong> bei <strong>der</strong><br />

Genomsequenzierung – <strong>in</strong> vielen praktischen Anwendungen<br />

gilt es heute, das Problem des Handlungsreisenden<br />

<strong>in</strong> Größenordnungen von mehreren tausend Orten zu lösen.<br />

Komb<strong>in</strong>atorische Optimierung ist e<strong>in</strong> Teilbereich <strong>der</strong> diskreten<br />

Mathematik, <strong>der</strong> sich mit solchen <strong>und</strong> ähnlichen<br />

Aufgabenstellungen beschäftigt. Formal gesprochen geht<br />

es darum, das nach bestimmten Kriterien optimale Element<br />

aus e<strong>in</strong>er endlichen Menge von erlaubten Lösungen<br />

zu f<strong>in</strong>den. Dafür gilt es, schnelle Algorithmen, also von<br />

e<strong>in</strong>em Computer ausführbare Handlungsvorschriften, zu<br />

entwickeln. Diese nutzen entwe<strong>der</strong> die komb<strong>in</strong>atorischen<br />

Strukturen des Problems o<strong>der</strong> arbeiten auf e<strong>in</strong>em Modell,<br />

welches das Problem als System von l<strong>in</strong>earen Gleichungen<br />

Achim Hildenbrandt (Jg. 1986) wuchs <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en Dorf <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen auf. Nach<br />

se<strong>in</strong>em Abitur studierte er Mathematik <strong>und</strong> Informatik <strong>in</strong> <strong>der</strong> oberfränkischen Metropole<br />

Bayreuth. Mittlerweile arbeitet er am Institut für wissenschaftliches Rechnen <strong>der</strong> Uni<br />

Heidelberg. Nach Dienstschluss ist er viel mit Fre<strong>und</strong>en unterwegs, sowohl <strong>in</strong> <strong>der</strong> Natur<br />

auf ausgedehnten Wan<strong>der</strong>ungen als auch im urbanen Umfeld <strong>in</strong> Oper, Theater o<strong>der</strong> auf<br />

Heavy-Metal-Konzerten. Von se<strong>in</strong>er eigenen <strong>Akademie</strong>teilnahme im Jahre 2003 kennt er<br />

das <strong>Akademie</strong>leben bereits gut <strong>und</strong> freut sich nun, es e<strong>in</strong>mal aus e<strong>in</strong>er an<strong>der</strong>en Perspektive<br />

zu erleben.<br />

<strong>und</strong> Ungleichungen beschreibt. Der letztere Ansatz wird<br />

als ganzzahlige l<strong>in</strong>eare Programmierung bezeichnet. Der<br />

Kurs wird sich ausgiebig mit beiden Lösungsmöglichkeiten<br />

beschäftigen.<br />

Oft s<strong>in</strong>d diese Probleme jedoch beweisbar schwer zu lösen<br />

(was „schwer“ hierbei genau bedeutet, wird ebenfalls<br />

e<strong>in</strong> wichtiges Thema des Kurses se<strong>in</strong>). Es ist deshalb auch<br />

nicht immer möglich, große Probleme, wie sie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis<br />

auftauchen, exakt zu lösen. Hier liefern dann empirische<br />

Näherungsverfahren, so genannte Heuristiken, akzeptable<br />

Lösungen.<br />

Der Kurs stellt sowohl e<strong>in</strong>e theoretische als auch e<strong>in</strong>e praktische<br />

Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit komb<strong>in</strong>atorischen Optimierungsproblemen<br />

dar. Die Teilnehmenden sollten Spaß an<br />

<strong>der</strong> Beschäftigung mit theoretischen <strong>und</strong> algorithmischen<br />

Aspekten <strong>der</strong> Mathematik mitbr<strong>in</strong>gen. Beson<strong>der</strong>e Vorkenntnisse<br />

s<strong>in</strong>d nicht erfor<strong>der</strong>lich.<br />

Olga Heismann (Jg. 1988) verbrachte ihre Schulzeit <strong>in</strong> Hamburg. Bis 2010 studierte<br />

sie Mathematik an <strong>der</strong> Technischen Universität Berl<strong>in</strong> <strong>und</strong> beschäftigt sich<br />

jetzt als Doktorand<strong>in</strong> an e<strong>in</strong>em Forschungs<strong>in</strong>stitut für anwendungsorientierte<br />

Mathematik <strong>und</strong> Informatik mit komb<strong>in</strong>atorischen Optimierungsproblemen<br />

im Schienenverkehr. 2004 war sie als Teilnehmer<strong>in</strong> auf <strong>der</strong> Schüler<strong>Akademie</strong><br />

Grovesmühle <strong>und</strong> leitete 2007 e<strong>in</strong>en Kurs auf <strong>der</strong> Junior<strong>Akademie</strong> Hessen. In<br />

ihrer Freizeit tanzt sie gerne Standard- <strong>und</strong> Late<strong>in</strong>amerikanische Tänze o<strong>der</strong> geht<br />

klettern.


Kurs T.2<br />

Zeitvertreib o<strong>der</strong> Vermittler?<br />

Phänomen Spiel<br />

Literatur <strong>und</strong> Musik als Kulturgüter haben e<strong>in</strong>e lange<br />

Tradition <strong>der</strong> wissenschaftlichen Betrachtung. Die Untersuchung<br />

von Spielen als kulturelles Phänomen h<strong>in</strong>gegen<br />

ist e<strong>in</strong>e noch sehr junge Diszipl<strong>in</strong>, obwohl Spiele auf e<strong>in</strong>e<br />

nicht m<strong>in</strong><strong>der</strong> lange Geschichte zurückblicken können.<br />

Spiele vere<strong>in</strong>en narrative Elemente mit abstrakten Regelsätzen<br />

<strong>und</strong> erfor<strong>der</strong>n Interaktionen <strong>der</strong> Spieler. Hierdurch<br />

ergibt sich, dass die wissenschaftliche Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung<br />

mit Spielen, die Ludologie, sich aus e<strong>in</strong>er Vielzahl von<br />

Diszipl<strong>in</strong>en zusammensetzt: Vere<strong>in</strong>t werden Elemente aus<br />

Psychologie, Pädagogik, Erzähltheorie <strong>und</strong> mathematischer<br />

Spieltheorie.<br />

Die zentrale Fragestellung des Kurses wird se<strong>in</strong>, ob Spiele<br />

e<strong>in</strong>en re<strong>in</strong> vergnüglichen Zeitvertreib darstellen o<strong>der</strong> ob<br />

<strong>und</strong> wie Spiele als Medium <strong>der</strong> Wissensvermittlung genutzt<br />

werden können. Dazu erarbeiten die Teilnehmer<strong>in</strong>nen <strong>und</strong><br />

Teilnehmer die geschichtliche Entstehung des Spiels <strong>und</strong><br />

die heutige Def<strong>in</strong>ition von Spielen. Dies geschieht anhand<br />

wissenschaftlicher Quellen <strong>in</strong> vornehmlich englischer Sprache.<br />

Kursleitung<br />

(2. BIS 18. AUGUST 2012) MULTINATIONALE AKADEMIE TORGELOW<br />

Nachdem diese Gr<strong>und</strong>lagen gelegt s<strong>in</strong>d, wird sich<br />

<strong>der</strong> Kurs mit dem Phänomen Spiel aus verschiedenen<br />

Blickw<strong>in</strong>keln ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzen. Unter an<strong>der</strong>em mit<br />

<strong>der</strong> Benutzung von Spielmechaniken <strong>in</strong> spielfremden<br />

Kontexten (Gamification) als auch dem E<strong>in</strong>satz von<br />

Spielen <strong>und</strong> Simulationen zu Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gszwecken (Serious<br />

Games). Hier werden die Teilnehmer<strong>in</strong>nen <strong>und</strong><br />

Teilnehmer Schwerpunkte <strong>in</strong> ihrem eigenen Interessengebiet<br />

legen können.<br />

Weitere Aspekte werden die Analyse <strong>und</strong> die Entwurfspr<strong>in</strong>zipien<br />

von Spielmechaniken se<strong>in</strong>. Wie kann Fairness o<strong>der</strong><br />

Spielspaß gemessen werden? Wie kann e<strong>in</strong> Spiel entworfen<br />

werden, um den Mitspielern e<strong>in</strong>en bestimmten Sachverhalt<br />

zu verdeutlichen? Dazu werden mathematische Konzepte<br />

aus <strong>der</strong> Spieltheorie <strong>und</strong> Methoden aus <strong>der</strong> künstlichen<br />

Intelligenz erarbeitet.<br />

Malte Har<strong>der</strong> (Jg. 1986) studierte Mathematik <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Heimatstadt Bremen <strong>und</strong> <strong>in</strong><br />

Warwick, Großbritannien. Zur Zeit promoviert er <strong>in</strong> Informationstheorie <strong>und</strong> Artificial<br />

Life <strong>in</strong> Hatfield bei London, Großbritannien, <strong>und</strong> untersucht die Informationverarbeitung<br />

<strong>in</strong> Kollektiven. In se<strong>in</strong>er Freizeit klettert er gerne, fotografiert <strong>und</strong> übt sich als<br />

Hobby-Typograph. E<strong>in</strong>e weitere Leidenschaft s<strong>in</strong>d Brett- <strong>und</strong> Kartenspiele, die nicht<br />

ganz unschuldig bei <strong>der</strong> Wahl des Kursthemas war. Als Teilnehmer war Malte schon<br />

2004 bei <strong>der</strong> Schüler<strong>Akademie</strong> dabei, als Kursleiter ist dies die erste <strong>Akademie</strong> für ihn.<br />

Neben <strong>der</strong> theoretischen Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit Spielen<br />

wird im Kurs auch praktisch gearbeitet. Als Beispiel wird<br />

unter an<strong>der</strong>em e<strong>in</strong> Spiel zur Vermittlung des Paradox <strong>der</strong><br />

Selbstbeschränkung gespielt <strong>und</strong> analysiert. Im weiteren<br />

Verlauf werden die Teilnehmer<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Teilnehmer <strong>in</strong><br />

Kle<strong>in</strong>gruppen nach den im Kurs gewonnenen Erkenntnissen<br />

eigene Spiele entwickeln. Dabei wird das Ziel se<strong>in</strong>, dass<br />

diese Spiele den Spielern bestimmte Pr<strong>in</strong>zipien vermitteln<br />

sollen.<br />

Christoph Salge (Jg. 1982) studierte an <strong>der</strong> TU Braunschweig Informatik mit<br />

dem Nebenfach Psychologie. Inzwischen lebt er seit 4 Jahren <strong>in</strong> England, wo er<br />

an <strong>der</strong> University of Hertfordshire erst promovierte <strong>und</strong> jetzt als Research Fellow<br />

im Bereich »Kognitive Robotik« forscht. Se<strong>in</strong>e Forschungs<strong>in</strong>teressen liegen unter<br />

an<strong>der</strong>em auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Anwendung von künstlicher Intelligenz <strong>in</strong> <strong>der</strong> Entwicklung<br />

von Computerspielen. In se<strong>in</strong>er Freizeit ist er begeisterter Rollen-, Computer- <strong>und</strong><br />

Brettspieler, was sich auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Themenwahl wi<strong>der</strong>spiegelt.<br />

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76 ––<br />

MULTINATIONALE AKADEMIE TORGELOW (2. BIS 18. AUGUST 2012)<br />

Kurs T.3<br />

Glocalize It?<br />

Globale Wirtschafts- <strong>und</strong> Handelszusammenhänge <strong>und</strong> Alternativen<br />

Warum reist e<strong>in</strong>e äthiopische Kaffeebohne zur Röstung<br />

nach Indien, wird <strong>in</strong> Shanghai verschifft <strong>und</strong> landet über<br />

Bremen <strong>in</strong> Oer-Erkenschwick, um an <strong>der</strong> örtlichen Tchibo-<br />

Theke verkauft zu werden? Warum wird e<strong>in</strong>e ghanaische<br />

Kakaobohne aus Sohom im Amsterdamer Hafen gemahlen,<br />

auf e<strong>in</strong>em Tanker unter georgischer Flagge nach New York<br />

verschifft <strong>und</strong> <strong>in</strong> Hackettstown zu e<strong>in</strong>em Schokoriegel<br />

konfektioniert? Warum wird kenianischer Tee aus Kericho<br />

nach S<strong>in</strong>gapur transportiert, <strong>in</strong> Malaysia fermentiert<br />

<strong>und</strong> <strong>in</strong> Saalbach-H<strong>in</strong>terglemm auf <strong>der</strong> Skihütte als Eistee<br />

getrunken? Warum muss Baumwolle aus Burk<strong>in</strong>a Faso<br />

nach Bangladesch zum E<strong>in</strong>färben, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en turkmenischen<br />

Sweat-Shop zum Vernähen bevor sie als H&M-T-Shirt <strong>in</strong><br />

Karlsruhe über den Ladentisch geht?<br />

Und warum kann ich ke<strong>in</strong>e dieser Fragen beantworten?<br />

Als Adam Smith 1776 <strong>in</strong> »Der Wohlstand <strong>der</strong> Nationen«<br />

von <strong>der</strong> unsichtbaren Hand <strong>und</strong> dezentralen Märkten<br />

schrieb, ahnte er nicht wie folgenschwer se<strong>in</strong>e Ideen<br />

Kursleitung<br />

wirtschaftliches Handeln <strong>und</strong> Denken noch bis <strong>in</strong>s 21.<br />

Jahrhun<strong>der</strong>t bee<strong>in</strong>flussen würden. Oft verkennen wir die<br />

allgegenwärtigen Auswirkungen klassischer Wirtschaftstheorien<br />

auf unseren Alltag. So lebensfremd sie uns sche<strong>in</strong>en,<br />

so lebensbestimmende, -bee<strong>in</strong>flussende <strong>und</strong> -verän<strong>der</strong>nde<br />

Mechanismen verbergen sich h<strong>in</strong>ter ihnen.<br />

Markteffizienz, neoliberale Wirtschaftspolitik <strong>und</strong> Welthandel<br />

haben e<strong>in</strong>erseits für Wohlstand <strong>und</strong> Sicherheit <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>igen Teilen <strong>der</strong> Welt gesorgt, an<strong>der</strong>erseits sieht sich e<strong>in</strong><br />

Großteil <strong>der</strong> Weltbevölkerung mit gegenteiligen Lebensumständen<br />

konfrontiert. Diese ungleiche wirtschaftliche<br />

Entwicklung geht Hand <strong>in</strong> Hand mit globalen Umweltproblemen.<br />

Viele Menschen haben sich kluge Gedanken gemacht, um<br />

sich diesen Herausfor<strong>der</strong>ungen zu stellen. Daraus s<strong>in</strong>d<br />

Ideen von alternativen Wirtschafts- <strong>und</strong> Lebensmodellen<br />

entstanden, die fortlaufend diskutiert <strong>und</strong> weiterentwickelt<br />

werden <strong>und</strong> sich <strong>in</strong> sozialen Bewegungen manifestieren.<br />

Tanja Peuker (Jg. 1983) studierte <strong>in</strong> Maastricht European Studies <strong>und</strong> Media Culture bevor sie nach<br />

Danzig g<strong>in</strong>g, um für das Maximilian Kolbe Haus Projekte, wie das Jugend- <strong>und</strong> Populärkulturfestival<br />

»Akcja Siec« o<strong>der</strong> das Umweltprojekt »Wedrowka po Bieszczadach«, zu organisieren. 2008 kehrte sie<br />

nach Berl<strong>in</strong> zurück, um Interkulturelles Konfliktmanagement an <strong>der</strong> Alice Salomon Hochschule zu<br />

studieren. Nebenbei war sie an <strong>der</strong> Initiierung von Carrotmob Berl<strong>in</strong> sowie an <strong>der</strong> Institutionalisierung<br />

von »Citizens for Europe e.V.« beteiligt <strong>und</strong> arbeitete für das Goethe Institut Berl<strong>in</strong>. Dank e<strong>in</strong>es DAADpostgraduierten-Stipendiums<br />

verschlug es Tanja nach dem Master nach Neuseeland, wo sie an <strong>der</strong><br />

Unitec Auckland Journalismus <strong>und</strong> Publikationsdesign studierte. In ihrer Freizeit widmet sie sich gerne<br />

<strong>der</strong> graphischen Gestaltung von T-Shirts <strong>und</strong> produziert für den Alex die Radiosendung Kiezgeflüster.<br />

H<strong>in</strong>ter Fair Trade, BuenVivir (Sumak Kawsay), De-growth,<br />

Corporate Social Responsibility, Social Bus<strong>in</strong>ess, Recycl<strong>in</strong>g<br />

<strong>und</strong> Cradle to Cradle verbergen sich gelebte Alternativen.<br />

Unsere Welt ist aber we<strong>der</strong> schwarz-weiß noch statisch. Sie<br />

verän<strong>der</strong>t sich ständig. Die aufgeführten Konzepte s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong>e<br />

alle<strong>in</strong>gültigen Allheilbr<strong>in</strong>ger, <strong>und</strong> wirtschaftliches Handeln<br />

im herkömmlichen S<strong>in</strong>ne ist nicht per se schlecht.<br />

Der Kurs lädt zu e<strong>in</strong>er Reise e<strong>in</strong>, um globale Zusammenhänge<br />

<strong>und</strong> lokale Handlungspielräume zu erk<strong>und</strong>en. Der<br />

Ausgangspunkt ist das Geröllfeld <strong>der</strong> klassischen Wirtschaftstheorien.<br />

Exkurse werden <strong>in</strong> praktische Fallbeispiele<br />

von Ghana bis S<strong>in</strong>gapur <strong>und</strong> Genf führen. Entdeckt <strong>und</strong><br />

erforscht werden die vielfältigen Inseln <strong>der</strong> Handlungsalternativen<br />

<strong>und</strong>, für den Heimweg ist man gerüstet mit alltagstauglichen<br />

Handlungsstrategien.<br />

Der kreative Kopf ist die treibende Kraft auf dieser Reise.<br />

Nora Hofstetter (Jg. 1987) studiert nachhaltige Entiwcklung<br />

im Masterstudiengang an <strong>der</strong> Universität Basel. Nach ihrem Bachelorstudium<br />

<strong>in</strong> Sozialwissenschaften an <strong>der</strong> Jacobs University<br />

Bremen arbeitete sie <strong>in</strong> verschiedenen Eigenschaften im Bereich<br />

Corporate Social and Ecological Responsibility, zuletzt bei e<strong>in</strong>er<br />

ghanaischen NGO im Rahmen des ASA-Programms. Wie viel<br />

Spaß Kursleitung macht, hat sie vor zwei Jahren als Kursleiter<strong>in</strong><br />

bei <strong>der</strong> Junior<strong>Akademie</strong> Meisenheim entdeckt. Nora is(s)t gerne<br />

unter Leuten, <strong>in</strong> ihrer Freizeit reist sie <strong>und</strong> fährt Ski.


Kurs T.4<br />

»Urbanus vulgaris«<br />

Die Stadt am Beg<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>er neuen Ära?<br />

Das 21.Jh gilt offiziell als das Jahrhun<strong>der</strong>t <strong>der</strong> städtischen,<br />

urbanen Entwicklung; nicht wenige kennzeichnen städtisches<br />

Leben heute mit Begriffen wie gigantisch o<strong>der</strong> unkontrollierbar.<br />

Die Stadt als Inbegriff menschlicher Kommunikation –<br />

dieser lebendige Raum <strong>und</strong> gleichzeitig Körper ist sowohl<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e neue Quantität wie Qualität e<strong>in</strong>gestiegen – sie zu<br />

erkennen, an den Ereignissen zu partizipieren, den Raum<br />

mit zu gestalten <strong>und</strong> für sich <strong>und</strong> die eigene Umwelt zu<br />

def<strong>in</strong>ieren ist e<strong>in</strong>e komplexe Erfahrung, <strong>in</strong> <strong>der</strong> alle Akteure<br />

urbanen Raumes gezwungen s<strong>in</strong>d kommunikative Bewegung<br />

zu demonstrieren: E<strong>in</strong>wohnerschaft, Zivilgesellschaft,<br />

selbstverwaltende Organe, Politik, Wirtschaft, aber auch<br />

überregional steuernde Institutionen.<br />

Partizipative Stadtentwicklung hat <strong>in</strong> den letzten Monaten<br />

e<strong>in</strong>e vollkommen neue Richtung e<strong>in</strong>geschlagen. Als Beispiel<br />

können die Demonstrationen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Stadt Stuttgart<br />

dienen, wo die Menschen gegen den Bau e<strong>in</strong>es unterirdischen<br />

Bahnhofs auf die Straße gehen. H<strong>in</strong>zu kommen<br />

Kursleitung<br />

Jennifer Neufend (Jg. 1978) studierte <strong>in</strong> Osnabrück <strong>und</strong> Hamburg<br />

Sozialwissenschaften <strong>und</strong> Germanistik. Sie war als freie Journalist<strong>in</strong><br />

tätig <strong>und</strong> arbeitete, unterstützt durch die Europäische Union<br />

<strong>und</strong> die Bosch-Stiftung, an Schulen <strong>in</strong> Estland <strong>und</strong> Tschechien.<br />

Bis Januar 2012 war sie an e<strong>in</strong>er Hamburger Schule tätig. Zurzeit<br />

absolviert sie das Lehramts-Referendariat <strong>in</strong> Stadthagen. Ihr Herz<br />

schlägt für die Demokratiepädagogik. Dies ist bereits <strong>der</strong> zweite<br />

Kurs, den sie mit Jonas Büchel zur Stadtentwicklung an e<strong>in</strong>er Mult<strong>in</strong>ationalen<br />

<strong>Akademie</strong> durchführt. Sie reist gerne, z.B. durch das Baltikum.<br />

(2. BIS 18. AUGUST 2012) MULTINATIONALE AKADEMIE TORGELOW<br />

weltweite alternative urbane Bewegungen wie <strong>in</strong> New York,<br />

London, Madrid o<strong>der</strong> Athen.<br />

Metropolen – Quo Vadis?<br />

Die geschichtliche Entwicklung <strong>der</strong> Metropolen ist e<strong>in</strong>e<br />

Schatzkammer <strong>der</strong> europäischen Siedlungsgeschichte; sie<br />

stehen heute wie vor mehr als e<strong>in</strong>em halben Jahrtausend<br />

für die Dynamik gesellschaftlicher Entwicklung <strong>und</strong> s<strong>in</strong>d<br />

Spiegelbild des ungeheuren globalen Austauschs. In ihrem<br />

Mikro(Makro-)kosmos kondensiert sich <strong>der</strong> Nährboden für<br />

die Zukunft.<br />

Im Kurs s<strong>in</strong>d Diversität ebenso wie Übere<strong>in</strong>stimmung von<br />

Interesse: Wie <strong>und</strong> wo ähneln sich die Metropolen, wie<br />

gleichen sich ihre Kulturen, wo unterscheiden sie sich<br />

<strong>und</strong> wo haben sie geme<strong>in</strong>same Wurzeln? Neben den schillernden<br />

mo<strong>der</strong>nen Metropolen werden aber auch die traditionsreichen<br />

Städte betrachtet. Was lässt e<strong>in</strong>ige Standorte<br />

kont<strong>in</strong>uierlich an Bedeutung gew<strong>in</strong>nen, an<strong>der</strong>e jedoch <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Vergessenheit vers<strong>in</strong>ken?<br />

Der Kurs wird e<strong>in</strong>e Kompetenz vermitteln, die die historische<br />

Siedlungsentwicklung <strong>und</strong> die mo<strong>der</strong>nen Tendenzen<br />

<strong>der</strong> urbanen <strong>und</strong> Metropolenentwicklung verknüpft.<br />

Kenntnisse zur Stadt- <strong>und</strong> Raumentwicklung werden erarbeitet<br />

sowie historische <strong>und</strong> aktuelle Gründe für soziale<br />

Bewegung <strong>und</strong> Migration analysiert. Teilnehmer<strong>in</strong>nen<br />

<strong>und</strong> Teilnehmer werden geme<strong>in</strong>sam mit <strong>der</strong> Kursleitung<br />

diese Gr<strong>und</strong>lagen erarbeiten <strong>und</strong> zusammenstellen <strong>und</strong><br />

auf dem Weg dorth<strong>in</strong> lernen, Stadt <strong>in</strong> ihrer Komplexität zu<br />

begreifen. Die Methodenauswahl wird e<strong>in</strong>e ausgewogene<br />

Mischung aus Theorie se<strong>in</strong> – gleichzeitig werden Inhalte,<br />

<strong>in</strong>dividuell wie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gruppe, erarbeitet <strong>und</strong> parallel wird<br />

das erlernte Wissen unter Anleitung selbst def<strong>in</strong>ierter Beispiele<br />

nicht nur erprobt, son<strong>der</strong>n so praxisnah wie möglich<br />

e<strong>in</strong>gesetzt: Selber Stadt bauen ...!<br />

Jonas Büchel (Jg. 1965) ist glücklich verheiratet <strong>und</strong> lebt mit se<strong>in</strong>er Frau <strong>und</strong> zwei K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>in</strong> Lettland.<br />

Er studierte an <strong>der</strong> Fachhochschule Dortm<strong>und</strong> audiovisuelle Gestaltung <strong>und</strong> an <strong>der</strong> Evangelischen<br />

Fachhochschule Rhe<strong>in</strong>land-Westfalen-Lippe sowie <strong>der</strong> Alice-Salomon Hochschule Berl<strong>in</strong> Soziale<br />

Arbeit. Außerdem wurde er während e<strong>in</strong>er berufsbegleitenden Weiterbildung zum Kultur- <strong>und</strong> Eventmanager.<br />

Mit Integrierter Mediation befasste er sich im Rahmen e<strong>in</strong>er Ausbildung <strong>und</strong> Zusatzqualifikation<br />

des juristischen <strong>und</strong> psychologischen deutsch-lettischen INTERREG-Programmes <strong>in</strong> Riga.<br />

Jahrelange arbeitete er als Sozialarbeiter <strong>in</strong> <strong>der</strong> Berufsbildung im Kontext <strong>der</strong> Jugendarbeit, v.a. mit<br />

sozial benachteiligten <strong>und</strong> auffälligen Zielgruppen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> im Ruhrgebiet, Berl<strong>in</strong><br />

<strong>und</strong> den Län<strong>der</strong>n des ehemaligen Jugoslawiens. Jetzt leitet er <strong>in</strong> Riga e<strong>in</strong> Büro für Stadtentwicklung <strong>und</strong> Sozialplanung.<br />

–– 77


78 ––<br />

MULTINATIONALE AKADEMIE WALDENBURG (9. BIS 25. AUGUST 2012)<br />

Mult<strong>in</strong>ationale <strong>Akademie</strong><br />

Waldenburg<br />

Europäisches Gymnasium Waldenburg<br />

Das Europäische Gymnasium Waldenburg liegt zentral im Wirtschaftsdreieck Leipzig-<br />

Chemnitz-Zwickau im neuen Landkreis Zwickau, teilweise an <strong>der</strong> Grenze zu Thür<strong>in</strong>gen<br />

<strong>und</strong> prägt maßgelblich das gesellschaftliche Leben <strong>der</strong> Städte Waldenburg, Lichtenste<strong>in</strong>,<br />

Meerane <strong>und</strong> Glauchau.<br />

Die Töpferstadt Waldenburg liegt im Tal <strong>der</strong> Zwickauer Mulde <strong>und</strong> ihre Umgebung<br />

wird geprägt durch Waldgebiete, Flussauen <strong>und</strong> die Hügellandschaft des Erzgebirgsvorlandes.<br />

Der Grünfel<strong>der</strong> Park, das Schloss <strong>der</strong> Herren von Schönburg <strong>und</strong> das<br />

Naturalienkab<strong>in</strong>ett s<strong>in</strong>d beliebte Ausflugsziele <strong>und</strong> prägen das historische Bild <strong>der</strong><br />

Stadt. Der englische Landschaftspark »Grünfeld« zählt zu den bedeutendsten Werken<br />

sächsischer Gartenkunst. Auch Fahrrad- <strong>und</strong> Wan<strong>der</strong>fre<strong>und</strong>e kommen <strong>in</strong> Waldenburg<br />

auf ihre Kosten. Viele beschil<strong>der</strong>te Wege führen Natur- <strong>und</strong> Kunst<strong>in</strong>teressierte durch<br />

das Muldental. Zahlreiche Burgen, Schlösser, <strong>und</strong> Museen <strong>der</strong> Umgebung laden zu<br />

Kulturgenuss <strong>und</strong> Entspannung e<strong>in</strong>.<br />

Unweit <strong>der</strong> Kirche steht das ehemalige Fürstlich Schönburgische Lehrersem<strong>in</strong>ar, gestiftet<br />

1844 von Fürst Otto Viktor I. von Schönburg-Waldenburg. Heute s<strong>in</strong>d dort das<br />

1994 <strong>in</strong> freier Trägerschaft gegründete Europäische Gymnasium <strong>und</strong> die Freie Jugendkunstschule<br />

ansässig. Der große 3-flüglige Bau zählt nach se<strong>in</strong>er Rekonstruktion zu<br />

e<strong>in</strong>em <strong>der</strong> schönsten historischen Gebäude <strong>der</strong> Stadt.<br />

Das Gymnasium ist Träger <strong>der</strong> Titel «Schule mit <strong>in</strong>ternationalem Charakter» (verliehen<br />

vom Staatsm<strong>in</strong>isterium für Kultus <strong>und</strong> Sport, SMK), »Schule ohne Rassismus<br />

– Schule mit Courage« (verliehen von <strong>der</strong> Stiftung Courage), Schule <strong>der</strong> offenen Tür<br />

(verliehen von <strong>der</strong> Zeitschrift Focus-Schule) <strong>und</strong> zählt lt. Schulrank<strong>in</strong>g <strong>der</strong> Zeitschrift<br />

»Capital« 13/05 zu den 100 besten Gymnasien Deutschlands.<br />

Im vergangenen Jahr waren das Gymnasium <strong>und</strong> die <strong>in</strong> enger Kooperation verb<strong>und</strong>ene<br />

Jugendkunstschule Siegerschule des vom WDR <strong>und</strong> dem Verband <strong>der</strong> Schulmusiker<br />

ausgeschriebenen Wettbewerbs »Musik gew<strong>in</strong>nt«. Außerdem wurde das Jugendblasorchester<br />

vom entsprechenden Landesverband mit dem Prädikat »Sehr gut«<br />

e<strong>in</strong>gestuft. E<strong>in</strong>e hohe Würdigung erfuhr die Arbeit des Kollegiums auch durch den<br />

Besuch des B<strong>und</strong>espräsidenten am 17.04.2007. An <strong>der</strong> Schule werden auf <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>lage<br />

e<strong>in</strong>er Vere<strong>in</strong>barung mit dem Sächsischen Staatsm<strong>in</strong>isterium für Kultus <strong>und</strong> den<br />

Regierungen Ch<strong>in</strong>as <strong>und</strong> Vietnams Jugendliche dieser Län<strong>der</strong> zum deutschen Abitur<br />

geführt.


EUROPÄISCHES GYMNASIUM WALDENBURG<br />

ALTENBURGER STR. 44<br />

08936 WALDENBURG, SACHSEN<br />

www.eurogymnasium-waldenburg.de<br />

Programm<br />

W.1 Wie kommt die Sonne <strong>in</strong>s Auto?<br />

W.2 Märkte spielend verstehen<br />

W.3 International vergleichende Sozialpolitik<br />

W.4 Macht <strong>der</strong> Medien<br />

Leitung kursübergreifende Musik<br />

Arpad Toth (Jg. 1982) wurde <strong>in</strong> Budapest, Ungarn, geboren. Er studierte Harfe,<br />

Musiktheorie, Solfége <strong>und</strong> Chorleitung an <strong>der</strong> Budapester Liszt <strong>Akademie</strong>. An<br />

<strong>der</strong>selben Universität promovierte er. Er lehrt <strong>in</strong> Budapest, leitet mehrere Chöre<br />

<strong>in</strong> Ungarn, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Slowakei <strong>und</strong> <strong>in</strong> Rumänien (Siebenbürgen). Se<strong>in</strong> spezielles<br />

Interesse gilt <strong>der</strong> Improvisation <strong>und</strong> zeitgenössischer Musik. Seit 2006 leitet Árpád<br />

immer wie<strong>der</strong> die kursübergreifende Musik während Mult<strong>in</strong>ationaler <strong>Akademie</strong>n<br />

<strong>der</strong> DSA.<br />

(9. BIS 25. AUGUST 2012) MULTINATIONALE AKADEMIE WALDENBURG<br />

<strong>Akademie</strong>leitung<br />

Ingrid Gündisch (Jg. 1977) wurde <strong>in</strong> Bukarest geboren. 1984 kam sie mit ihrer<br />

Familie nach Deutschland. Sie studierte Regie an <strong>der</strong> Hochschule für Schauspielkunst<br />

»Ernst Busch« <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>. Heute arbeitet sie als freischaffende Regisseur<strong>in</strong><br />

<strong>und</strong> lebt mit ihrem Mann <strong>in</strong> Hamburg. Inszenierungen von ihr waren an<br />

den Theatern <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>, Köln, Hermannstadt, Dresden, Nürnberg, Essl<strong>in</strong>gen,<br />

Aachen, Stuttgart, Fürth <strong>und</strong> Bern zu sehen. Bei <strong>der</strong> Schüler<strong>Akademie</strong> ist Ingrid<br />

zum siebten Mal dabei: 1995 war sie Teilnehmer<strong>in</strong>, viermal hat sie Kurse geleitet,<br />

jetzt freut sie sich, zum zweiten Mal die <strong>Akademie</strong>leitung zu übernehmen.<br />

Alexan<strong>der</strong> Rühle (Jg. 1993) schließt im März dieses Jahres se<strong>in</strong> Schülerleben<br />

mit dem Abitur ab <strong>und</strong> bereitet sich <strong>der</strong>zeit mit e<strong>in</strong>em Krankenhauspraktikum<br />

auf das Mediz<strong>in</strong>studium vor. Wesentlich beigetragen zu diesem Wunsch, Mediz<strong>in</strong><br />

zu studieren, hat dabei die Teilnahme am Kurs »Das menschliche Immunsystem«<br />

während <strong>der</strong> Schüler<strong>Akademie</strong> 2010 <strong>in</strong> Metten. Er spielt leidenschaftlich<br />

gerne Klavier, vor allem Werke von Beethoven <strong>und</strong> Schubert. Neben <strong>der</strong><br />

Musik ist es vor allem das Fußballspielen, das ihn begeistert. An die beson<strong>der</strong>s<br />

schöne Zeit <strong>der</strong> letzten <strong>Akademie</strong> denkt er sehr gerne zurück – vor allem an die<br />

geschlossenen Fre<strong>und</strong>schaften – <strong>und</strong> möchte dies zusammen mit Felix <strong>in</strong> Waldenburg wie<strong>der</strong><br />

aufleben lassen.<br />

Felix Strieth-Kalthoff (Jg. 1993) macht <strong>in</strong> diesem Jahr se<strong>in</strong> Abitur (Leistungskurse<br />

Chemie <strong>und</strong> Mathematik), um ab dem W<strong>in</strong>ter die ländliche Heimat<br />

Lippstadt zu verlassen <strong>und</strong> dann <strong>in</strong> Münster o<strong>der</strong> München das Studium <strong>der</strong><br />

Chemie aufzunehmen. Nach Teilnahmen an e<strong>in</strong>er Junior<strong>Akademie</strong> (2007) <strong>und</strong><br />

e<strong>in</strong>er Mult<strong>in</strong>ationalen Schüler<strong>Akademie</strong> (2010) freut er sich nun auf e<strong>in</strong>e neue,<br />

spannende Herausfor<strong>der</strong>ung, bei <strong>der</strong> er die <strong>Akademie</strong> aus <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Perspektive<br />

kennenlernt. In se<strong>in</strong>er Freizeit befasst er sich aktiv mit diversen Facetten<br />

<strong>der</strong> Musik (v.a. Gitarre <strong>und</strong> Bass) o<strong>der</strong> tanzt im Standardbereich.<br />

–– 79


80 ––<br />

MULTINATIONALE AKADEMIE WALDENBURG (9. BIS 25. AUGUST 2012)<br />

Kurs W.1<br />

Wie kommt die Sonne <strong>in</strong>s Auto?<br />

Herausfor<strong>der</strong>ungen ans Automobil im 21. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

»ENVIRONMENTALLY FRIENDLY CARS WILL SOON<br />

CEASE TO BE AN OPTION … THEY WILL BECOME A<br />

NECESSITY.«<br />

FUJIO CHO – VORSTANDSVORSITZENDER VON TOYOTA<br />

»THERE IS NO SUCH THING AS A GREEN CAR.«<br />

NORWEGISCHES MINISTERIUM FÜR VERBRAUCHERSCHUTZ<br />

Schon Anfang <strong>der</strong> 1970er Jahre wurde mit Fahrverboten<br />

auf die damalige Ölkrise reagiert <strong>und</strong> versucht, den Verbrauch<br />

von Erdöl im Transport auf den Straßen zu verr<strong>in</strong>gern.<br />

Seit dieser Zeit gibt es immer wie<strong>der</strong> Meldungen,<br />

dass <strong>der</strong> Vorrat an Erdöl <strong>in</strong> absehbarer Zeit zu Ende gehen<br />

wird. In den letzten Jahren ist e<strong>in</strong> neuer Punkt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Diskussion<br />

h<strong>in</strong>zugekommen: die Klimaerwärmung durch die<br />

hohe Emission von Kohlenstoffdioxid. Außerdem wird <strong>in</strong><br />

vielen Ballungszentren über e<strong>in</strong>e erhöhte Fe<strong>in</strong>staubbelastung<br />

geklagt, die zu e<strong>in</strong>em großen Teil auf den Individualverkehr<br />

zurückzuführen ist.<br />

Kursleitung<br />

Spätestens seit diesem Zeitpunkt ist auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Politik die<br />

Notwendigkeit erkannt worden, dass neue Lösungen im<br />

Individualverkehr gef<strong>und</strong>en <strong>und</strong> forciert werden müssen.<br />

E<strong>in</strong>e Möglichkeit, die <strong>der</strong>zeit stark verfolgt wird, ist die<br />

Umstellung auf Elektroan-<br />

triebe.<br />

Aber wie genau soll das<br />

funktionieren? Was hat<br />

die Umstellung für Konsequenzen<br />

für die Konstruktion<br />

von PKWs? Welche<br />

Materialien werden dort verwendet?<br />

Wie wird die Infrastruktur<br />

von »Tankstellen« künftig aussehen? Was heißt das<br />

für die Produktion <strong>und</strong> Verteilung von elektrischer Energie?<br />

Wird es auf Gr<strong>und</strong> dieser Umstellung an<strong>der</strong>e Umweltprobleme<br />

geben?<br />

Im Kurs werden zunächst die verschiedenen Randbed<strong>in</strong>gungen<br />

ausgelotet, die für e<strong>in</strong>e erfolgreiche Umstellung<br />

auf alternative Antriebe wichtig s<strong>in</strong>d, auch <strong>in</strong> politischer<br />

<strong>und</strong> gesellschaftlicher H<strong>in</strong>sicht. E<strong>in</strong> Hauptschwerpunkt<br />

Myriam Koch (Jg. 1984) studierte <strong>in</strong> Aachen Elektrotechnik <strong>und</strong> Informationstechnik.<br />

Derzeit arbeitet sie an <strong>der</strong> Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich am Institut<br />

für Hochspannungstechnik. Bei ihrer Arbeit geht es u.a. um die Herausfor<strong>der</strong>ungen,<br />

die die Umstellung auf e<strong>in</strong>en höheren Anteil an erneuerbaren Energien im Stromnetz mit<br />

sich br<strong>in</strong>gen. Daneben macht sie gerne Musik, treibt Sport <strong>und</strong> versucht neue Sprachen<br />

zu lernen. Nach ihrer eigenen Teilnahme an e<strong>in</strong>er Schüler<strong>Akademie</strong> 2001 freut sie sich,<br />

dieses Jahr als Kursleiter<strong>in</strong> wie<strong>der</strong> bei e<strong>in</strong>er DSA dabei se<strong>in</strong> zu dürfen.<br />

Für den Kurs werden ke<strong>in</strong>e speziellen Kenntnisse benötigt,<br />

allerd<strong>in</strong>gs werden die Oberstufenmathematik <strong>und</strong> -physik,<br />

vor allem die Inf<strong>in</strong>itesimalrechnung, als Gr<strong>und</strong>lage verwendet.<br />

Das Herausarbeiten von Zusammenhängen sollte Spaß<br />

machen. Es wird die Bereitschaft erwartet sich selbständig<br />

mit e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en Themenbereich ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong> zu setzten,<br />

eventuell Texte <strong>in</strong> englischer Sprache zu lesen, sowie im Vorfeld<br />

<strong>der</strong> <strong>Akademie</strong> e<strong>in</strong> Referat vorzubereiten.<br />

<strong>der</strong> Kursarbeit wird das systematische Konstruieren von<br />

Elektroautos se<strong>in</strong>: Wie kann das Auto beson<strong>der</strong>s leicht<br />

konstruiert werden <strong>und</strong> damit möglichst wenig Treibstoff<br />

verbrauchen? Welche Materialien <strong>und</strong> Fertigungstechniken<br />

br<strong>in</strong>gen hohe Gewichts-<br />

vorteile? Beson<strong>der</strong>s <strong>in</strong>teressant<br />

bei Elektroautos s<strong>in</strong>d die neuen<br />

Möglichkeiten, die sich <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Konstruktion <strong>und</strong> Auslegung <strong>der</strong><br />

Autos ergeben. An<strong>der</strong>erseits wird<br />

aus <strong>der</strong> Sicht <strong>der</strong> Elektrotechnik<br />

angeschaut, welche Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

e<strong>in</strong>erseits an den Antrieb <strong>und</strong><br />

die Hilfse<strong>in</strong>richtungen im Auto<br />

gestellt werden <strong>und</strong> an<strong>der</strong>erseits, was es unter an<strong>der</strong>em für<br />

die Stromnetze <strong>der</strong> Zukunft heißen wird, wenn <strong>der</strong> Anteil<br />

<strong>der</strong> Elektroautos steigt.<br />

Die theoretischen Betrachtungen werden Hand <strong>in</strong> Hand<br />

mit experimentellen Untersuchungen gehen. Mit diesen<br />

Erfahrungen werden die E<strong>in</strong>satzmöglichkeiten <strong>der</strong> Komponenten<br />

<strong>und</strong> die eventuell notwendigen Zusatzvorkehrungen<br />

diskutiert.<br />

Julian von Lautz (Jg. 1986) hat Masch<strong>in</strong>enbau mit Vertiefung Materialwissenschaften<br />

<strong>in</strong> Braunschweig studiert. Jetzt promoviert er am Fraunhofer Institut<br />

für Werkstoffmechanik <strong>in</strong> Freiburg über dünne Kohlenstoffschichten. In se<strong>in</strong>er<br />

Freizeit kocht er gerne, streitet im Debattierclub <strong>und</strong> engagiert sich <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

politischen <strong>Jugendbildung</strong>. 2004 nahm er <strong>in</strong> Roßleben an e<strong>in</strong>er DSA teil, <strong>und</strong><br />

ist seitdem begeistert im Ehemaligenvere<strong>in</strong> aktiv, wo er auch Myriam kennenlernte.


Kurs W.2<br />

Märkte spielend verstehen<br />

Spieltheorie <strong>in</strong> den Wirtschaftswissenschaften<br />

Weltklimagipfel Durban, es geht heiß her: Die Vertreter von<br />

192 Staaten r<strong>in</strong>gen um e<strong>in</strong> Klimaschutzabkommen, das<br />

dem »Kyoto-Protokoll« folgen soll. Das Ergebnis ist völlig<br />

offen: von dem ersehnten Nachfolgeprotokoll bis h<strong>in</strong> zu<br />

e<strong>in</strong>er ewigen Vertagung <strong>der</strong> Verhandlungen. Je<strong>der</strong> Gesandte<br />

versucht, die Interessen se<strong>in</strong>es Landes optimal durchzusetzen,<br />

jedoch erfor<strong>der</strong>t e<strong>in</strong>e erfolgreiche geme<strong>in</strong>same Lösung<br />

von jedem e<strong>in</strong>zelnen auch Kompromisse <strong>und</strong> Kooperationsbereitschaft.<br />

E<strong>in</strong> Gesandter fragt sich nun, welche Strategie<br />

aus se<strong>in</strong>er Sicht die beste ist – abhängig davon, wie<br />

sich die übrigen Vertreter entscheiden.<br />

Wie lassen sich solche Entscheidungssituationen beschreiben<br />

<strong>und</strong> ihre potenziellen Ergebnisse analysieren? Ist es<br />

möglich, das tatsächliche Ergebnis zu prognostizieren?<br />

Welche wirtschaftlichen Interessen bee<strong>in</strong>flussen es? Und<br />

warum ist es überhaupt nötig, dass möglichst viele Staaten<br />

an so e<strong>in</strong>em Klimaschutzabkommen teilnehmen?<br />

Die Antworten lauten: Die Spieltheorie liefert das nötige<br />

mathematische Handwerkszeug. E<strong>in</strong> zentrales Konzept ist<br />

Kursleitung<br />

Christ<strong>in</strong>a Cappenberg (Jg. 1987) studierte Volkswirtschaftslehre <strong>in</strong> Münster<br />

<strong>und</strong> Paris. Zurzeit schreibt sie an <strong>der</strong> Universität Münster ihre Doktorarbeit über<br />

die staatliche För<strong>der</strong>ung regionaler Unternehmensnetzwerke. In ihrer Freizeit<br />

erk<strong>und</strong>et sie mit Vorliebe zu Pferd die Münsterlän<strong>der</strong> Parklandschaft, musiziert<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Kirchengeme<strong>in</strong>de o<strong>der</strong> veranstaltet Kochabende mit Fre<strong>und</strong>en. Im Jahr<br />

2004 nahm sie selbst an <strong>der</strong> Mult<strong>in</strong>ationalen <strong>Akademie</strong> teil, damals <strong>in</strong> Metten,<br />

<strong>und</strong> freut sich nun auf ihre erste Schüler<strong>Akademie</strong> aus <strong>der</strong> Kursleiterperspektive.<br />

(9. BIS 25. AUGUST 2012) MULTINATIONALE AKADEMIE WALDENBURG<br />

das »Nash-Gleichgewicht« – genau das Ergebnis, bei dem<br />

ke<strong>in</strong>er <strong>der</strong> Beteiligten se<strong>in</strong>e Strategiewahl nachher bereut.<br />

Die ökonomischen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen bee<strong>in</strong>flussen die<br />

E<strong>in</strong>zel<strong>in</strong>teressen. Und möglichst viele Staaten sollten e<strong>in</strong><br />

Klimaschutzabkommen unterzeichnen, da e<strong>in</strong>e saubere<br />

Umwelt e<strong>in</strong> sogenanntes Kollektivgut ist. E<strong>in</strong>erseits profitieren<br />

hiervon alle, an<strong>der</strong>erseits s<strong>in</strong>d aber auch bei e<strong>in</strong>er<br />

Schädigung durch e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>zelnen alle betroffen. Alle<strong>in</strong><br />

über die Mechanismen des »freien Marktes« lassen sich<br />

diese <strong>und</strong> ähnliche Probleme nicht lösen. Daher greift die<br />

Wirtschaftspolitik e<strong>in</strong>, wie hier durch e<strong>in</strong> Klimaschutzabkommen.<br />

Ziel dieses Kurses ist es, mithilfe <strong>der</strong> Spieltheorie verschiedene<br />

solcher Beispiele zu untersuchen, <strong>in</strong> denen e<strong>in</strong> Markt<br />

nicht optimal funktioniert. E<strong>in</strong> Markt ist hierbei <strong>der</strong>jenige<br />

Mechanismus, <strong>der</strong> dafür sorgt, dass die Spieler bzw. Marktteilnehmer<br />

aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong>treffen <strong>und</strong> ihre Situation durch<br />

Tausch bzw. durch kooperative Arbeitsteilung verbessern<br />

können.<br />

Mit <strong>der</strong> Def<strong>in</strong>ition von Markt <strong>und</strong> Marktversagen sowie<br />

<strong>der</strong> Analyse von Nash-Gleichgewichten <strong>in</strong> verschiedenen<br />

Entscheidungssituationen werden im ersten von drei Kursblöcken<br />

die Gr<strong>und</strong>lagen erarbeitet. Im zweiten Kursblock<br />

sollen selbständig vertiefende Aspekte ausgesucht, anhand<br />

von wissenschaftlicher Literatur untersucht <strong>und</strong> im Kurs<br />

präsentiert werden. Im Mittelpunkt des dritten Kursblocks<br />

stehen die Herausfor<strong>der</strong>ungen bei <strong>der</strong> praktischen Umsetzung<br />

von Strategieentscheidungen. Hierzu werden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Planspiel wirtschaftspolitische Verhandlungen simuliert.<br />

Die Gr<strong>und</strong>lagen werden mit e<strong>in</strong>er Mischung aus Vorlesungsstil<br />

<strong>und</strong> Gruppenarbeit sowie Diskussionsr<strong>und</strong>en <strong>und</strong><br />

Übungsaufgaben erarbeitet. Bei <strong>der</strong> anschließenden Projektarbeit<br />

wird neben <strong>der</strong> <strong>in</strong>haltlichen Ebene e<strong>in</strong> starker Fokus<br />

auf Präsentationstechniken liegen. Anhand des Planspiels<br />

lernen die Teilnehmenden die Grenzen <strong>der</strong> spieltheoretischen<br />

Konzepte <strong>in</strong> <strong>der</strong> Realität kennen.<br />

Für die Teilnahme am Kurs ist es hilfreich, die Gr<strong>und</strong>lagen<br />

<strong>der</strong> Differenzial- <strong>und</strong> Wahrsche<strong>in</strong>lichkeitsrechnung zu<br />

beherrschen. Es ist jedoch auch möglich, sich diese mit im<br />

Vorfeld bereitgestellter Literatur zu erarbeiten. In jedem Fall<br />

ist e<strong>in</strong> Interesse an ökonomischen Fragestellungen erfor<strong>der</strong>lich.<br />

Thomas Wotschke (Jg. 1984) studierte Physik <strong>in</strong> Bonn <strong>und</strong> Amsterdam. Im Moment<br />

schreibt er als Stipendiat <strong>der</strong> Deutschen Telekom Stiftung se<strong>in</strong>e Doktorarbeit über<br />

Str<strong>in</strong>gtheorie am Bethe Center for Theoretical Physics <strong>der</strong> Universität Bonn. In se<strong>in</strong>er<br />

Freizeit schlägt er den kle<strong>in</strong>en weißen Ball beim Tischtennis übers Netz <strong>und</strong> fiebert<br />

wahlweise bei Borussia Dortm<strong>und</strong> <strong>und</strong> den Iserlohn Roosters mit bzw. ärgert sich über<br />

selbige. Weiterh<strong>in</strong> beschäftigt er sich mit Satire, geht <strong>in</strong>s K<strong>in</strong>o <strong>und</strong> versucht bereits zum<br />

dritten Mal bis zur <strong>Akademie</strong> e<strong>in</strong>ige Akkorde auf <strong>der</strong> Gitarre zu lernen.<br />

–– 81


82 ––<br />

MULTINATIONALE AKADEMIE WALDENBURG (9. BIS 25. AUGUST 2012)<br />

Kurs W.3<br />

International vergleichende Sozialpolitik<br />

Egal ob Arbeitslosengeld, Krankenversicherung o<strong>der</strong> Rente,<br />

im Laufe des letzten Jahrhun<strong>der</strong>ts e<strong>in</strong>igten sich alle europäischen<br />

<strong>Gesellschaft</strong>en <strong>in</strong> ihren Staaten auf irgende<strong>in</strong>e<br />

Art <strong>der</strong> sozialen Absicherung. Das heißt, <strong>in</strong> jedem europäischen<br />

Staat gibt es heute e<strong>in</strong>e Form von Schutz gegen<br />

<strong>in</strong>dividuelle Lebensrisiken, wie Krankheit, Arbeitslosigkeit,<br />

Alter etc. Wie dieser Schutz genau geregelt ist <strong>und</strong> wie<br />

hoch er ausfällt, ist ganz unterschiedlich, aber <strong>in</strong> allen diesen<br />

Staaten unterstützt die <strong>Gesellschaft</strong> diejenigen, die <strong>in</strong><br />

schwierige Lebenssituationen geraten s<strong>in</strong>d.<br />

Damit unterscheiden sich die europäischen Staaten beispielsweise<br />

von den USA, <strong>in</strong> denen beson<strong>der</strong>er Wert<br />

darauf gelegt wird, sich selbst zu helfen <strong>und</strong> nicht durch<br />

die <strong>Gesellschaft</strong> unterstützt zu werden. Die Europäische<br />

Union lobt die Unterstützung, die die europäischen Bevölkerungen<br />

ihren <strong>Gesellschaft</strong>smitglie<strong>der</strong>n zukommen lassen,<br />

als das »Europäische Sozialmodell«, als e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e Art<br />

<strong>der</strong> Solidarität, die typisch für Europa sei.<br />

Kursleitung<br />

Aber wie kam es dazu, dass diese Unterstützungssysteme<br />

im Laufe des 19. <strong>und</strong> 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts geschaffen wurden?<br />

Folgen die Unterstützungssysteme <strong>in</strong> den verschiedenen<br />

europäischen Staaten wirklich <strong>der</strong> gleichen Logik o<strong>der</strong> gibt<br />

es gr<strong>und</strong>legende Unterschiede?<br />

E<strong>in</strong>erseits haben unterschiedliche geschichtliche E<strong>in</strong>flüsse<br />

die Sicherungssysteme <strong>in</strong> den Län<strong>der</strong>n unterschiedlich<br />

geprägt, an<strong>der</strong>sherum haben aber auch unterschiedliche<br />

Sicherungssysteme die entsprechenden <strong>Gesellschaft</strong>en geprägt<br />

<strong>und</strong> verän<strong>der</strong>t.<br />

Ebenso ist <strong>in</strong>teressant zu fragen: Wie haben sich die sozialen<br />

Sicherungssysteme <strong>in</strong> Westeuropa entwickelt – wie <strong>in</strong><br />

Ost europa? Was ist <strong>in</strong> ehemals sozialistischen Staaten seit<br />

dem Ende des Kalten Krieges geschehen? Wie haben sie<br />

ihre sozialen Sicherungssysteme auf- <strong>und</strong> umgebaut – <strong>und</strong><br />

warum?<br />

Nachdem die historischen Ursprünge von sozialen Sicherungssystemen<br />

(Sozialstaaten) erörtert wurden <strong>und</strong> die<br />

Teilnehmenden gelernt haben, Unterschiede zu erkennen<br />

sowie darauf aufbauend unterschiedliche Sozialstaatska-<br />

Alexandra Braun (Jg. 1984) studierte <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> <strong>und</strong> Canterbury, England, Politikwissenschaft <strong>und</strong><br />

Methoden <strong>der</strong> Sozialforschung. Ihre Leidenschaft gilt aber dem Sozialstaatsvergleich, weil sie f<strong>in</strong>det,<br />

dass die Sozialpolitik e<strong>in</strong>es Landes viel über dieses Land <strong>und</strong> se<strong>in</strong>e Menschen sagt. Seit 2010 ist sie<br />

Fellow für Teach First Deutschland <strong>und</strong> setzt sich so an e<strong>in</strong>er Mannheimer Hauptschule für mehr<br />

Bildungsgerechtigkeit <strong>in</strong> Deutschland e<strong>in</strong>. Sie liebt die Arbeit mit K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>und</strong> Jugendlichen <strong>und</strong> hat<br />

sich deshalb schon <strong>in</strong> vielen verschiedenen Bereichen engagiert. Außerdem reist sie sehr gern – egal<br />

woh<strong>in</strong>. Sie hat gerne Menschen um sich, trifft sich darum viel mit Fre<strong>und</strong>en <strong>und</strong> mag gutes Essen.<br />

tegorien zu bilden, werden <strong>in</strong> Kle<strong>in</strong>gruppen Staaten ausgewählt<br />

<strong>und</strong> untersucht. Die Gruppen werden erforschen,<br />

welche historischen E<strong>in</strong>flüsse für die Entwicklung <strong>der</strong> sozialen<br />

Sicherungssysteme <strong>in</strong> den post-sozialistischen Staaten<br />

seit den 1990er Jahren ausschlaggebend waren bzw. s<strong>in</strong>d<br />

<strong>und</strong> wie die <strong>Gesellschaft</strong>en durch die unterschiedlichen<br />

Sozialpolitiken die Lebensbed<strong>in</strong>gungen <strong>der</strong> Menschen <strong>in</strong><br />

ihren Staaten verän<strong>der</strong>n.<br />

Der Kurs wird dazu beitragen, die Komplexität h<strong>in</strong>ter gesellschaftlichen<br />

Entwicklungen zu erkennen <strong>und</strong> persönliche<br />

Wertvorstellungen nicht als gegeben h<strong>in</strong>zunehmen,<br />

son<strong>der</strong>n am Beispiel <strong>der</strong> Sozialpolitik zu verstehen, dass<br />

auch sie von <strong>der</strong> <strong>Gesellschaft</strong> bee<strong>in</strong>flusst s<strong>in</strong>d, <strong>in</strong> <strong>der</strong> wir<br />

leben. Außerdem werden die Teilnehmenden <strong>in</strong> die Lage<br />

versetzt, <strong>Gesellschaft</strong> ganzheitlich zu betrachten sowie<br />

sozialpolitische Entwicklungen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en größeren Kontext<br />

e<strong>in</strong>zuordnen.<br />

Durch die Herkunft <strong>der</strong> Teilnehmenden aus verschiedenen<br />

europäischen Staaten, wird <strong>der</strong> Kurs zu e<strong>in</strong>em wirklich<br />

europäischen Forschungssem<strong>in</strong>ar, das se<strong>in</strong>e eigenen <strong>Gesellschaft</strong>en<br />

untersucht!<br />

Hrist<strong>in</strong>a Markova (Jg. 1983) studierte Soziologie an <strong>der</strong> Universität<br />

Heidelberg. Als Promotionsstipendiat<strong>in</strong> <strong>der</strong> Friedrich-Ebert-Stiftung<br />

beschäftigt sie sich <strong>in</strong> ihrer Doktorarbeit <strong>in</strong>tensiv mit hochschulpolitischen<br />

Themen. Neben <strong>der</strong> Promotion arbeitet sie als Tra<strong>in</strong>er Assistant<br />

bei <strong>der</strong> Heidelberger Unternehmensberatung bpc Consult<strong>in</strong>g.<br />

Ihre Freizeit verbr<strong>in</strong>gt sie gern mit Fre<strong>und</strong>en, liebt Städtetouren <strong>und</strong><br />

Joggen am Fluss o<strong>der</strong> Strand.


Kurs W.4<br />

Macht <strong>der</strong> Medien<br />

Nachrichten, Dokumentationen, Kommentare, Internet ...<br />

Es gibt permanent aktuelle Neuigkeiten aus aller Welt, sie<br />

s<strong>in</strong>d schnell bei uns <strong>und</strong> wirken f<strong>und</strong>iert <strong>und</strong> glaubwürdig.<br />

Lei<strong>der</strong> ist die Realität nicht immer so. H<strong>in</strong>ter dem Vorhang<br />

<strong>der</strong> bunten Medienwelt geht es oft um E<strong>in</strong>fluss, Profit <strong>und</strong><br />

Quoten. Kann man Manipulationen <strong>und</strong> falsche Nachrichten<br />

<strong>in</strong> den Medien erkennen, um auf dem globalisierten<br />

Informationsmarkt nicht die Orientierung zu verlieren?<br />

Im Kurs »Macht <strong>der</strong> Medien« wird die Tätigkeit <strong>und</strong> Wirkung<br />

von Fernsehen, Film, Presse, Radio sowie Internet<br />

unter die Lupe genommen. Es wird bei den Journalisten<br />

<strong>und</strong> Filmemachern h<strong>in</strong>ter die Kulissen geschaut, ihre Arbeit<br />

h<strong>in</strong>terfragt <strong>und</strong> manchmal auch enttarnt. Außerdem<br />

gibt es e<strong>in</strong> konkretes Beispiel aus <strong>der</strong> deutschen Literaturgeschichte,<br />

das die Thematik <strong>der</strong> Manipulation durch<br />

Medien aufgreift.<br />

Der Kurs besteht aus zwei Teilen – aus e<strong>in</strong>er theoretischen<br />

Analyse <strong>der</strong> Medien an konkreten Beispielen, sollen die<br />

Teilnehmenden nicht nur die Gr<strong>und</strong>lagen <strong>der</strong> Medien kennen<br />

lernen, außerdem sollen sie selber praktisch als Journalisten<br />

arbeiten.<br />

Kursleitung<br />

Sandra Kube (Jg. 1975) studierte an <strong>der</strong> Universität <strong>in</strong> Hamburg Germanistik<br />

mit Schwerpunkt auf neuer Literatur <strong>und</strong> Film, außerdem alte Literatur,<br />

Psychologie <strong>und</strong> Ethnologie. Sie arbeitete vor, während <strong>und</strong> nach<br />

dem Studium bei verschiedenen Filmprojekten <strong>und</strong> Filmproduktionsfirmen<br />

<strong>in</strong> Hamburg <strong>und</strong> Berl<strong>in</strong> sowie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Werbung. Seit ihrem Magisterabschluss<br />

Anfang 2006 ist sie als freie Autor<strong>in</strong> <strong>in</strong> Hamburg tätig. In ihrer<br />

Freizeit liest sie gerne <strong>und</strong> liebt Filme.<br />

(9. BIS 25. AUGUST 2012) MULTINATIONALE AKADEMIE WALDENBURG<br />

Im theoretischen Teil wird anhand verschiedener Beispiele<br />

aus den Bereichen Journalismus (Presse, Radio, Internet),<br />

Film <strong>und</strong> Literatur gearbeitet.<br />

Die Arbeit <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en Workshops wird die eigene alltägliche<br />

Mediennutzung reflektieren. Die Unterschiede<br />

zwischen öffentlich-rechtlichen <strong>und</strong> privaten Medien wird<br />

als Gruppenarbeit anhand von verschiedenen Nachrichtensendungen<br />

analysiert. Dabei sollen die Gefahren <strong>der</strong> Manipulation<br />

<strong>und</strong> dem Infota<strong>in</strong>ment gezeigt werden. Im Detail<br />

werden <strong>in</strong> Vorträgen auch die Gefahren gezeigt, wie durch<br />

Medien Stereotype zwischen Nationen verbreitet werden.<br />

E<strong>in</strong>e weitere Workshop-E<strong>in</strong>heit wird <strong>der</strong> Rolle <strong>der</strong> sozialen<br />

Medien <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Gesellschaft</strong> gewidmet. An e<strong>in</strong>em Literatur-<br />

<strong>und</strong> verschiedenen Filmbeispielen wird die Arbeitsweise<br />

<strong>der</strong> unterhaltenden Medienmacher gezeigt.<br />

Im zweiten Teilen sollen die Teilnehmenden ihre eigene<br />

Zeitung erstellen. Hierfür werden sie alle Posten für die<br />

Produktion e<strong>in</strong>er Zeitung besetzen, um praktisch zu erleben,<br />

wie so e<strong>in</strong> Produkt entsteht.<br />

Die Teilnehmenden werden <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es Kurzreferates<br />

das Mediensystem ihres eigenen Herkunftslandes vorstellen<br />

<strong>und</strong> sich parallel auf die Entstehungsgeschichte von ausgewählten<br />

Medien konzentrieren. Zur Medienanalyse werden<br />

konkrete Beispiele aus den entsprechenden Län<strong>der</strong>n benötigt.<br />

Die Teilnehmenden werden schon im Vorfeld nach<br />

e<strong>in</strong>em mitgeteilten Schlüssel <strong>und</strong> Fragenkatalog Medien<br />

analysieren <strong>und</strong> für die Vorstellung im Kurs zusammen<br />

stellen.<br />

Jedem Teilnehmenden wird ebenfalls zur Vorbereitung des<br />

Kurses das Buch »Die verlorene Ehre <strong>der</strong> Kathar<strong>in</strong>a Blum«<br />

von He<strong>in</strong>rich Böll geschickt. Die Teilnehmer sollen die<br />

Erzählung lesen <strong>und</strong> vorbereiten, sie wird dann im Kurs<br />

besprochen <strong>und</strong> h<strong>in</strong>sichtlich des Themas Medienmanipulation<br />

analysiert.<br />

Die Informationen über die Arbeitsweise <strong>der</strong> Massenmedien<br />

sollen die Teilnehmenden für den Umgang mit den<br />

Medien sensibilisieren. Die eigene Mediennutzung soll<br />

kritischer werden <strong>und</strong> sie sollen das Handwerkszeug zur<br />

s<strong>in</strong>nvollen H<strong>in</strong>terfragung erlernen.<br />

Die Teilnehmenden lernen darüber h<strong>in</strong>aus die Gr<strong>und</strong>lagen<br />

<strong>der</strong> praktischen journalistischen Arbeit <strong>und</strong> die Methoden<br />

<strong>der</strong> Filmemacher kennen.<br />

Bára Procházková (Jg. 1979) studierte Politikwissenschaft <strong>und</strong> Osteuropastudien an <strong>der</strong><br />

Universität Hamburg. Während des Studiums war sie als <strong>in</strong>terkulturelle Tra<strong>in</strong>er<strong>in</strong> <strong>in</strong><br />

Deutschland, Tschechien, Frankreich, Bosnien-Herzegow<strong>in</strong>a, Litauen <strong>und</strong> Polen tätig. Seit<br />

2004 arbeitete sie als Redakteur<strong>in</strong> im Tschechischen Hörfunk, später als Chefreporter<strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Tageszeitung Deník <strong>und</strong> seit 2008 als Redakteur<strong>in</strong> <strong>der</strong> tschechischen Wochenzeitung Respekt.<br />

Sie engagiert sich <strong>in</strong> Initiativen für die Verbesserung <strong>der</strong> deutsch-tschechischen Beziehungen<br />

<strong>und</strong> leitet Sem<strong>in</strong>are für deutsche politische Stiftungen.<br />

–– 83


JGW-SCHÜLERAKADEMIEN<br />

Die JGW-<br />

Schüler<strong>Akademie</strong>n<br />

Wenn man selbst das große Glück hatte, an e<strong>in</strong>er Schüler<strong>Akademie</strong> teilzunehmen,<br />

dann weiß man, wie beson<strong>der</strong>s, wie bedeutend <strong>und</strong> <strong>in</strong> gewisser Weise auch prägend<br />

dieses Erlebnis ist. Rückblickend möchte man es unter ke<strong>in</strong>en Umständen missen <strong>und</strong><br />

ist dankbar für diese erhaltene Chance.<br />

Der Vere<strong>in</strong> <strong>Jugendbildung</strong> <strong>in</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>und</strong> Wissenschaft e.V. (JGW) wurde von<br />

ehemaligen Teilnehmenden <strong>der</strong> Deutschen Schüler<strong>Akademie</strong> gegründet <strong>und</strong> besteht<br />

seit 1999. E<strong>in</strong> ehrenamtlich arbeitendes Organisationsteam richtet seit 2004 JGW-<br />

Schüler<strong>Akademie</strong>n unter dem Dach <strong>der</strong> Deutschen Schüler<strong>Akademie</strong> aus. Ziel se<strong>in</strong>er<br />

Arbeit ist es, noch mehr Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schülern die Teilnahme an e<strong>in</strong>er Schüler-<br />

<strong>Akademie</strong> zu ermöglichen. Darüber h<strong>in</strong>aus entsendet JGW jährlich e<strong>in</strong>e Delegation zu<br />

den zwei weltweit größten UN-Simulationen – zum National Model United Nations<br />

(NMUN) <strong>und</strong> zur World-MUN. Informationen zu weiteren Projekten auf www.jgw-ev.de.<br />

84 ––


Wie bei den von <strong>der</strong> Bildung & Begabung geme<strong>in</strong>nützigen GmbH ausgerichteten<br />

Schüler<strong>Akademie</strong>n s<strong>in</strong>d die JGW-Schüler<strong>Akademie</strong>n von <strong>in</strong>tensiver Kursarbeit auf<br />

hohem Niveau <strong>und</strong> den verschiedensten Aktivitäten <strong>in</strong> <strong>der</strong> kursfreien Zeit geprägt.<br />

Musik <strong>und</strong> Sport gehören ebenso dazu wie lange Diskussionen bis tief <strong>in</strong> die Nacht,<br />

spontane Spiele-Abende <strong>und</strong> e<strong>in</strong> Exkursionstag. Die Teilnahmebed<strong>in</strong>gungen sowie das<br />

Bewerbungsverfahren s<strong>in</strong>d mit denen <strong>der</strong> Deutschen Schüler<strong>Akademie</strong> identisch.<br />

Kosten / Ermäßigung o<strong>der</strong> Erlass<br />

Aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> mit zehn Tagen kürzeren Dauer wird von den Teilnehmenden <strong>der</strong><br />

JGW-Schüler<strong>Akademie</strong>n e<strong>in</strong>e Eigenbeteiligung von 395 Euro erwartet. H<strong>in</strong>sichtlich<br />

e<strong>in</strong>er Ermäßigung o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>es Erlasses <strong>der</strong> Eigenbeteiligung gelten die gleichen<br />

Bed<strong>in</strong>gungen wie bei <strong>der</strong> Deutschen Schüler<strong>Akademie</strong> (siehe Seite 13), d.h. die<br />

Eigenbeteiligung kann ermäßigt o<strong>der</strong> ganz erlassen werden, wenn die E<strong>in</strong>kommensverhältnisse<br />

<strong>der</strong> Familie die Zahlung <strong>der</strong> Eigenbeteiligung nur zum Teil o<strong>der</strong> gar<br />

nicht zulassen. Auch hier erfolgt die Platzvergabe ohne Berücksichtigung <strong>der</strong> E<strong>in</strong>kommensverhältnisse.<br />

E<strong>in</strong> Antrag auf Ermäßigung o<strong>der</strong> Erlass ist erst nach Erhalt<br />

<strong>der</strong> Teilnahmezusage zu stellen.<br />

JGW-SCHÜLERAKADEMIEN<br />

–– 85


86 ––<br />

JGW-SCHÜLERAKADEMIE PAPENBURG I (5. BIS 14. AUGUST 2012)<br />

JGW-Schüler<strong>Akademie</strong><br />

Papenburg I<br />

Historisch-Ökologische Bildungsstätte<br />

Emsland <strong>in</strong> Papenburg e.V.<br />

Die Historisch-Ökologische Bildungsstätte Emsland <strong>in</strong> Papenburg liegt <strong>in</strong>mitten e<strong>in</strong>es<br />

vor mehreren hun<strong>der</strong>t Jahren trockengelegten Moorgebietes im nordwestlichen Nie<strong>der</strong>sachsen.<br />

Sie wurde im Rahmen e<strong>in</strong>er Beschäftigungs<strong>in</strong>itiative für ältere Langzeitarbeitslose<br />

konzipiert <strong>und</strong> erbaut.<br />

Beson<strong>der</strong>er Wert wurde dabei auf e<strong>in</strong>e Energie <strong>und</strong> Ressourcen schonende Gestaltung<br />

gelegt, was sich auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> ungewöhnlichen <strong>und</strong> orig<strong>in</strong>ellen Innengestaltung<br />

zeigt. Als anerkannte Heimvolkshochschule legt sie <strong>in</strong> ihrem eigenen Programm den<br />

Schwerpunkt auf politische <strong>und</strong> Umwelt-Bildung.<br />

Das Areal ist harmonisch <strong>in</strong> die Landschaft e<strong>in</strong>gebettet. Von <strong>der</strong> Straße ist es durch e<strong>in</strong>en<br />

sanften Hügelwall getrennt, auf dessen Innenseite sich Haupthaus <strong>und</strong> zahlreiche<br />

kle<strong>in</strong>ere Gebäude bef<strong>in</strong>den. Fast alle Häuser haben eigene W<strong>in</strong>tergärten, <strong>in</strong> denen es<br />

neben den landesüblichen Pflanzen auch zahlreiche exotische Gewächse wie Aloe vera,<br />

Kumquats <strong>und</strong> Palmen gibt. Die Flure im Haupthaus öffnen sich allesamt auf den<br />

großen W<strong>in</strong>tergarten, <strong>der</strong> wie<strong>der</strong>um auf den vorgelagerten See blickt. Dieser wird aus<br />

e<strong>in</strong>em über das Gelände <strong>der</strong> Bildungsstätte verlaufenden Bach gespeist <strong>und</strong> lädt zu<br />

Fahrten mit dem Boot e<strong>in</strong>. Das komplette Haus steht für die <strong>Akademie</strong> zur Verfügung.<br />

Fortsetzung siehe Seite 94 …


HISTORISCH-ÖKOLOGISCHE BILDUNGSSTÄTTE EMSLAND<br />

SPILLMANNSWEG 30<br />

26871 PAPENBURG<br />

www.hoeb.de<br />

Programm<br />

JGW 1.1 Bewölkt bis bedeckt<br />

JGW 1.2 Das Higgs, <strong>der</strong> LHC <strong>und</strong> Quarks<br />

JGW 1.3 Schöne neue Neurowelt<br />

JGW 1.4 Eigentum <strong>in</strong> <strong>der</strong> Krise<br />

JGW 1.5 Tumulte, Tod <strong>und</strong> Trauer?<br />

JGW 1.6 »Als e<strong>in</strong> Mensch dem Tod <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geburt erkoren!«<br />

Leitung kursübergreifende Musik<br />

Kerry Jago (Jg. 1979) wuchs <strong>in</strong> Neuseeland auf <strong>und</strong> studierte dort zunächst<br />

Komposition <strong>und</strong> Geschichte. 2001 kam er nach Deutschland, um se<strong>in</strong> Studium<br />

<strong>in</strong> Orchesterdirigieren an <strong>der</strong> Hochschule für Musik <strong>und</strong> Theater Hannover<br />

aufzunehmen, das er im Sommer 2006 beendete. Seitdem leitet er diverse Orchester<br />

<strong>in</strong> Deutschland <strong>und</strong> den Nie<strong>der</strong>landen <strong>und</strong> studierte bis 2011 zusätzlich<br />

Gesang am Kon<strong>in</strong>klijk Conservatorium <strong>in</strong> Den Haag. Kerry <strong>in</strong>teressiert sich<br />

sehr für Musiktheorie, aber auch für Geschichte, die deutsche Sprache, Bergwan<strong>der</strong>n,<br />

guten Käse <strong>und</strong> Cricket.<br />

(5. BIS 14. AUGUST 2012) JGW-SCHÜLERAKADEMIE PAPENBURG I<br />

<strong>Akademie</strong>leitung<br />

Jan Brockhaus (Jg. 1986) war 2004 Teilnehmer <strong>der</strong> ersten JGW-Schüler<strong>Akademie</strong>.<br />

Nach dem Abitur absolvierte er se<strong>in</strong>en Zivildienst im Bereich <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>-<br />

<strong>und</strong> Jugendarbeit sowie e<strong>in</strong>en »Work and Travel«-Aufenthalt <strong>in</strong> Australien.<br />

Se<strong>in</strong> anschließendes Physikstudium <strong>in</strong> Münster <strong>und</strong> Paris schloss er im Frühjahr<br />

2012 ab <strong>und</strong> ist <strong>der</strong>zeit viel mit <strong>der</strong> Planung se<strong>in</strong>es weiteren Lebensweges<br />

beschäftigt. In se<strong>in</strong>er Freizeit tanzt er gerne, liest o<strong>der</strong> spielt Klavier. Außerdem<br />

hilft er seit 2004 bei <strong>der</strong> Organisation <strong>der</strong> JGW-Schüler<strong>Akademie</strong>n mit.<br />

Maren Ochs (Jg. 1992) legte im Jahr 2011 ihr Abitur ab <strong>und</strong> zog daraufh<strong>in</strong> aus<br />

<strong>der</strong> baden-württembergischen Heimat <strong>in</strong>s schöne München. Sie absolviert dort<br />

e<strong>in</strong> Freiwilliges Soziales Jahr <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Internat für Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler<br />

mit Hörschädigung. In ihrer Freizeit beschäftigt sich Maren mit fremden Sprachen<br />

<strong>und</strong> philosophischen Themen, genießt Besuche <strong>in</strong> K<strong>in</strong>os <strong>und</strong> Kunstmuseen<br />

o<strong>der</strong> vertieft sich <strong>in</strong> Gedichte. Seit sie 2009 selbst glückliche Teilnehmer<strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er JGW-Schüler<strong>Akademie</strong> war, engagiert sie sich bei <strong>der</strong> Organisation weiterer<br />

<strong>Akademie</strong>n.<br />

–– 87


88 ––<br />

JGW-SCHÜLERAKADEMIE PAPENBURG I (5. BIS 14. AUGUST 2012)<br />

Kurs JGW 1.1<br />

Bewölkt bis bedeckt<br />

Wolken <strong>in</strong> Wetter <strong>und</strong> Klima<br />

Das Wetter bee<strong>in</strong>flusst unseren Alltag. Von <strong>der</strong> Frage, was<br />

wir morgens anziehen, bis zum Ernteerfolg des Landwirts<br />

hängt alles davon ab, was das Wetter mit sich br<strong>in</strong>gt. Aber<br />

wie funktioniert Wetter eigentlich? Wie entstehen W<strong>in</strong>d<br />

<strong>und</strong> Wolken, <strong>und</strong> wie kann man sie vorhersagen? Und welchen<br />

E<strong>in</strong>fluss haben Wolken auf unser Klima?<br />

Über die Jahrtausende haben sich<br />

Menschen mit <strong>der</strong> Beobachtung des<br />

Wetters beschäftigt, aber erst e<strong>in</strong>e<br />

schnelle Nachrichtenübertragung wie<br />

die Telegrafie, ermöglichte es, Wetterdaten<br />

von vielen Orten zusammenzutragen<br />

<strong>und</strong> zu e<strong>in</strong>em großen Bild<br />

zusammenzufügen. Heute stützt sich<br />

die Meteorologie stark auf mo<strong>der</strong>ne Kommunikations- <strong>und</strong><br />

Messmethoden sowie aufwendige Modelle <strong>und</strong> Simulationen,<br />

aber <strong>der</strong> Mensch ist trotzdem unersetzbar.<br />

Kursleitung<br />

Der Kurs beg<strong>in</strong>nt mit e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> die Meteorologie.<br />

Zunächst wird es dabei um die gr<strong>und</strong>legenden physikalischen<br />

Zusammenhänge <strong>in</strong> <strong>der</strong> Atmosphäre gehen. Daran<br />

anschließend werden globale Strömungen <strong>und</strong> große Wettersysteme,<br />

aber auch lokale Phänomene <strong>und</strong> <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

die Entstehung <strong>der</strong> Wolken betrachtet <strong>und</strong> untersucht. Das<br />

erarbeitete Wissen<br />

Der Kurs setzt ke<strong>in</strong> spezielles physikalisches, mathematisches<br />

o<strong>der</strong> computertechnisches Wissen voraus; alles Nötige wird im<br />

Kurs vermittelt. Das Interesse, physikalische Prozesse zu verstehen<br />

<strong>und</strong> sich mit Gleichungen ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>zusetzen, ist jedoch<br />

von Vorteil.<br />

Hendrik Hoeth (Jg. 1977) nahm 1996 selbst an e<strong>in</strong>er Schüler<strong>Akademie</strong> teil. Er<br />

studierte <strong>in</strong> Clausthal, Haifa (Israel) <strong>und</strong> Wuppertal Physik mit Schwerpunkt<br />

auf experimenteller Teilchenphysik. Nach se<strong>in</strong>er Promotion rutschte er <strong>in</strong> Richtung<br />

Theorie <strong>und</strong> beschäftigt sich nun an <strong>der</strong> Durham University <strong>in</strong> England<br />

mit Phänomenologie. Mit <strong>der</strong> Meteorologie kam er durch die Fliegerei <strong>in</strong> Kontakt:<br />

Am Wochenende f<strong>in</strong>det man ihn meistens auf dem Segelflugplatz o<strong>der</strong> <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Werkstatt, wo er se<strong>in</strong> eigenes Flugzeug baut.<br />

wird darüber h<strong>in</strong>aus<br />

anhand von aktuellen<br />

Wetterkarten<br />

vertieft <strong>und</strong> diskutiert.<br />

Anschließend<br />

verschiebt sich <strong>der</strong> Fokus zu kle<strong>in</strong>eren Systemen. In <strong>der</strong><br />

Mikrophysik stehen die e<strong>in</strong>zelnen Tropfen <strong>und</strong> ihre Entstehung<br />

im Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong>. Welche kle<strong>in</strong>en Prozesse spielen bei<br />

<strong>der</strong> Bildung von Wolkentropfen e<strong>in</strong>e Rolle? Und wie entstehen<br />

größere Regentropfen <strong>und</strong> Hagel?<br />

E<strong>in</strong> Meer von Wolken<br />

Nach diesem Ausflug zu den w<strong>in</strong>zigen Prozessen <strong>und</strong><br />

kurzen Zeitskalen richtet sich <strong>der</strong> Blick des Kurses auf die<br />

langfristigen Entwicklungen im globalen S<strong>in</strong>ne. Nicht nur<br />

für das Wetter, son<strong>der</strong>n auch für das Klima haben Wolken<br />

e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e Bedeutung. Diese wird im Kurs näher<br />

betrachtet <strong>und</strong> die verschiedenen möglichen Wechselwirkungen<br />

werden untersucht.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus wird auch e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> die verschiedenen<br />

mathematischen Modelle gegeben. Auf e<strong>in</strong>er w<strong>in</strong>zigen<br />

Skala entstehen die Wolken, bildet sich Regen, doch<br />

ihr E<strong>in</strong>fluss ist auch auf sehr großen Gebieten <strong>und</strong> Zeitskalen<br />

zu spüren. Um die Entstehung, Wirkung <strong>und</strong> Verän<strong>der</strong>ung<br />

von Wolken besser zu verstehen <strong>und</strong> zu untersuchen,<br />

gibt es e<strong>in</strong>e Vielzahl von unterschiedlichen mathematischen<br />

Modellen. Sie behandeln verschiedene zeitliche <strong>und</strong> örtliche<br />

Größenordnungen <strong>und</strong> verfolgen unterschiedliche<br />

Ziele <strong>in</strong> <strong>der</strong> Simulation. Außerdem werden anhand des erarbeiteten<br />

Wissens eigene e<strong>in</strong>fache Modelle formuliert <strong>und</strong><br />

auf dem Computer ausprobiert.<br />

Vera Schemann (Jg. 1983) verbrachte ihre Schulzeit im schönen Münsterland <strong>und</strong> war<br />

2002 selbst Teilnehmer<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Schüler<strong>Akademie</strong>. Anschließend zog es sie zum Studium<br />

<strong>der</strong> Technomathematik <strong>in</strong> den Norden nach Bremen. Seit dem Frühjahr 2010 lernt<br />

sie <strong>in</strong> Hamburg als Doktorand<strong>in</strong> am Max-Planck-Institut für Meteorologie, die Wolken<br />

mit an<strong>der</strong>en Augen zu sehen. Wenn sie nicht die Wolken betrachtet, vers<strong>in</strong>kt sie gerne<br />

<strong>in</strong> skand<strong>in</strong>avischen Krimis <strong>und</strong> liebt sowohl das Radfahren als auch Diskussionen über<br />

die schönste Nebensache <strong>der</strong> Welt – den Fußball.


Kurs JGW 1.2<br />

Das Higgs, <strong>der</strong> LHC <strong>und</strong> Quarks<br />

E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> die experimentelle Teilchenphysik<br />

Seit vielen Jahrhun<strong>der</strong>ten beschäftigen sich Menschen mit<br />

<strong>der</strong> Frage, woher die uns umgebende Welt stammt <strong>und</strong> wie<br />

sie aufgebaut ist. Es wurden immer wie<strong>der</strong> neue Methoden<br />

entwickelt, um Materie noch detaillierter untersuchen zu<br />

können. Inzwischen s<strong>in</strong>d Physiker <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage, Strukturen<br />

im Bereich e<strong>in</strong>es Billiardstels e<strong>in</strong>es Millimeters aufzulösen.<br />

Wie dies geschieht <strong>und</strong> wie sich Forscher die subatomare<br />

Welt vorstellen, wird <strong>in</strong> diesem Kurs gezeigt.<br />

Zurzeit ist die vorherrschende Ansicht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Physik, dass<br />

die Welt mit zwölf Elementarteilchen <strong>und</strong> vier Kräften,<br />

die zwischen diesen Teilchen wirken, beschrieben werden<br />

kann – mithilfe des so genannten Standardmodells. Teilchenphysiker<br />

auf <strong>der</strong> ganzen Welt untersuchen diese Teilchen<br />

<strong>und</strong> Kräfte mit verschiedenartigen Experimenten, die<br />

sie nicht nur auf sämtliche Erdteile verschlägt, z.B. <strong>in</strong> die<br />

Antarktis, son<strong>der</strong>n auch tief unter die Erde, unter Wasser<br />

o<strong>der</strong> <strong>in</strong> den Weltraum.<br />

Kursleitung<br />

Der Kurs beg<strong>in</strong>nt damit, das Standardmodell<br />

<strong>der</strong> Teilchenphysik genauer<br />

unter die Lupe zu nehmen,<br />

<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e welche Beobachtungen<br />

zur Entwicklung dieses<br />

Modells geführt haben. Auch die<br />

Grenzen des Modells <strong>und</strong> offene<br />

Fragen, wie die Suche nach dem<br />

Higgs-Teilchen, sollen dabei diskutiert<br />

werden.<br />

(5. BIS 14. AUGUST 2012) JGW-SCHÜLERAKADEMIE PAPENBURG I<br />

Danach wendet sich <strong>der</strong> Kurs<br />

aktuellen Experimenten zu, die<br />

genau diese offenen Fragen lösen<br />

wollen. Dabei wird es auch darum<br />

gehen, wie Versuche <strong>in</strong> <strong>der</strong> Teilchenphysik<br />

überhaupt funktionieren. Wie werden Daten<br />

genommen <strong>und</strong> ausgewertet? Warum erfor<strong>der</strong>t <strong>der</strong> Nachweis<br />

kle<strong>in</strong>ster Teilchen so große Versuchsaufbauten? Und<br />

warum s<strong>in</strong>d häufig so viele Experimentatoren – teilweise<br />

über 2000 Leute – an e<strong>in</strong>em Versuch beteiligt?<br />

Benedikt Hegner (Jg. 1978) studierte Physik, Geschichte <strong>und</strong> Philosophie an <strong>der</strong><br />

RWTH Aachen. 2008 promovierte er <strong>in</strong> experimenteller Teilchenphysik am Deutschen<br />

Elektronen-Synchrotron (DESY) <strong>in</strong> Hamburg. Seitdem ist er wissenschaftlicher<br />

Mitarbeiter an <strong>der</strong> Forschungse<strong>in</strong>richtung <strong>der</strong> European Organization for Nuclear<br />

Research (CERN) <strong>und</strong> sucht als Mitglied des Compact Muon Solenoid Experimentes<br />

(CMS-Experiment) nach neuer, unbekannter Physik. Neben <strong>der</strong> Forschung genießt<br />

er die wun<strong>der</strong>schöne Umgebung Genfs <strong>und</strong> geht gerne im Gebirge wan<strong>der</strong>n. Se<strong>in</strong>en<br />

ersten Kontakt mit <strong>der</strong> Deutschen Schüler<strong>Akademie</strong> hatte er im Jahr 2005 als Kursleiter<br />

auf <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong> Grovesmühle.<br />

Die Spuren <strong>der</strong> entstandenen Teilchen nach e<strong>in</strong>er Proton-Proton-<br />

Kollision im CMS Detektor am LHC am CERN. Das Ereignis könnte<br />

womöglich durch e<strong>in</strong> Higgsteilchen zustande gekommen se<strong>in</strong>.<br />

Abbildung © 2011 CERN<br />

E<strong>in</strong> beson<strong>der</strong>er Blick wird auf die vier Experimente geworfen,<br />

die seit zwei Jahren im Large Hadron Colli<strong>der</strong> (LHC)<br />

am europäischen Kernforschungszentrum CERN <strong>in</strong> Genf<br />

laufen. In e<strong>in</strong>em 27 km langen Kreisbeschleuniger werden<br />

dort Protonen aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />

geschossen, um die Endprodukte<br />

dieser Zusammenstöße zu untersuchen.<br />

Dort wird unter an<strong>der</strong>em<br />

nach dem vermutlich für die Masse<br />

verantwortlichen Higgs-Teilchen<br />

gesucht, an dessen Existenz Physiker<br />

seit Jahren glauben, welches<br />

jedoch bis heute nicht (sicher)<br />

nachgewiesen werden konnte.<br />

Am Beispiel des Compact Muon<br />

Solenoid-Experimentes (CMS-Experimentes)<br />

wird e<strong>in</strong> Großdetektor<br />

untersucht, aus welchen Teilen e<strong>in</strong><br />

Detektor besteht <strong>und</strong> wie sich aus<br />

den Beobachtungen <strong>der</strong> physikalische Prozess rekonstruieren<br />

lässt. Als Highlight werden e<strong>in</strong> paar echte Daten des<br />

CMS-Experimentes ausgewertet.<br />

Und ke<strong>in</strong>e Panik – es wird nicht viel gerechnet!<br />

Dörthe Kennedy (Jg. 1982) war 2002 selbst Teilnehmer<strong>in</strong> <strong>der</strong> Deutschen Schüler<strong>Akademie</strong><br />

<strong>und</strong> besuchte damals e<strong>in</strong>en Kurs über Teilchenphysik, <strong>der</strong> ihre Studienwahl<br />

maßgeblich bee<strong>in</strong>flusste. Sie studierte nach dem Abitur an <strong>der</strong> Universität<br />

Hamburg Physik <strong>und</strong> promoviert seit 2008 am Deutschen Elektronen-Synchrotron<br />

(DESY) <strong>in</strong> Hamburg im Bereich <strong>der</strong> experimentellen Teilchenphysik, wobei sie sich<br />

mit <strong>der</strong> Suche nach Supersymmetrie mit dem ATLAS-Detektor an <strong>der</strong> Forschungse<strong>in</strong>richtung<br />

<strong>der</strong> European Organization for Nuclear Research (CERN) beschäftigt.<br />

Nebenbei lernt sie e<strong>in</strong> bisschen Polnisch <strong>und</strong> am Wochenende werden regelmäßig<br />

die Jogg<strong>in</strong>gschuhe ausgepackt.<br />

–– 89


90 ––<br />

JGW-SCHÜLERAKADEMIE PAPENBURG I (5. BIS 14. AUGUST 2012)<br />

Kurs JGW 1.3<br />

Schöne neue Neurowelt?<br />

Sche<strong>in</strong> & Se<strong>in</strong> <strong>in</strong> den Neurowissenschaften<br />

Die Neurowissenschaften stehen wie kaum e<strong>in</strong> an<strong>der</strong>er Forschungszweig<br />

im Rampenlicht <strong>der</strong> öffentlichen Aufmerksamkeit.<br />

Nicht umsonst wurde das 21. Jahrhun<strong>der</strong>t zum<br />

Jahrhun<strong>der</strong>t <strong>der</strong> Hirnforschung ausgerufen: Fast täglich<br />

vermelden Hirnforscher bahnbrechende Forschungsergebnisse.<br />

Dies ist den konzeptuellen <strong>und</strong> technischen Entwicklungen<br />

<strong>der</strong> letzten Jahrzehnte zu verdanken, welche e<strong>in</strong>en<br />

unglaublichen Boom <strong>der</strong> Neurowissenschaften ausgelöst<br />

haben.<br />

Bei näherem H<strong>in</strong>sehen muss man sich allerd<strong>in</strong>gs fragen, ob<br />

dieser öffentliche Hype gerechtfertigt ist. Wie viel verstehen<br />

wir tatsächlich vom Gehirn? Und was steckt wirklich<br />

dah<strong>in</strong>ter, wenn <strong>der</strong> Spiegel mal wie<strong>der</strong> berichtet, Neurowissenschaftler<br />

könnten unsere Gedanken lesen, potenzielle<br />

Straftäter anhand ihrer Gehirne erkennen o<strong>der</strong> durch neue<br />

Medikamente unsere Konzentration <strong>und</strong> Gedächtnisfähigkeiten<br />

steigern?<br />

Kursleitung<br />

Der Kurs verfolgt zwei wesentliche Ziele:<br />

– Vermittlung e<strong>in</strong>es e<strong>in</strong>führenden Überblicks über den<br />

aktuellen Stand <strong>der</strong> Neurowissenschaften. Was wissen<br />

wir wirklich?<br />

– Beschäftigung mit Prozessen <strong>der</strong> Wissenschaftskommunikation<br />

am Beispiel neurowissenschaftlicher Arbeiten:<br />

Was passiert mit Forschungsergebnissen auf dem Weg<br />

von wissenschaftlichen Veröffentlichungen über Fernsehbeiträge<br />

o<strong>der</strong> Zeitschriftenartikel h<strong>in</strong> zur öffentlichen<br />

Wahrnehmung?<br />

Im ersten Teil des Kurses wird zunächst das Bild <strong>der</strong><br />

Öffentlichkeit von den aktuellen Möglichkeiten <strong>und</strong> Beschränkungen<br />

<strong>der</strong> Neurowissenschaften erarbeitet. Hier<br />

s<strong>in</strong>d die Teilnehmenden selbst zunächst Stichprobe <strong>der</strong><br />

<strong>in</strong>teressierten Öffentlichkeit <strong>und</strong> danach »Betrachter<br />

von außen«. In kurzen Referaten werden anschließend<br />

e<strong>in</strong>zelne Bereiche des tatsächlichen Forschungsstandes<br />

beleuchtet: von Gehirn-Computer-Schnittstellen zur Com-<br />

Torsten Betz (Jg. 1984) kommt aus <strong>der</strong> Nähe von Frankfurt am Ma<strong>in</strong>. Nach se<strong>in</strong>em<br />

Zivildienst als Hausmeistergehilfe verschlug es ihn zum Studium <strong>der</strong> Cognitive Science<br />

nach Osnabrück. Bis auf e<strong>in</strong>en Abstecher für e<strong>in</strong> Auslandssemester <strong>in</strong> Hawaii blieb er<br />

dort entspannte sieben Jahre <strong>und</strong> promoviert nun seit 2011 am Bernste<strong>in</strong> Center for<br />

Computational Neurosciene <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> über Helligkeitswahrnehmung, was spannen<strong>der</strong> ist<br />

als es kl<strong>in</strong>gt. In se<strong>in</strong>er Freizeit würde er gerne surfen, muss sich aber aufgr<strong>und</strong> geographischer<br />

Limitierungen meist mit Radfahren begnügen.<br />

putersteuerung mittels Gedanken über wissenschaftliches<br />

»Gedankenlesen« <strong>und</strong> »Cognitive Enhancer« (Mittel zur<br />

Steigerung <strong>der</strong> kognitiven Leistungsfähigkeit) bis h<strong>in</strong> zu<br />

Lügendetektion o<strong>der</strong> »Hirnschrittmachern«, welche heute<br />

beispielsweise zur Behandlung von Park<strong>in</strong>son e<strong>in</strong>gesetzt<br />

werden.<br />

Im zweiten Teil des Kurses werden dann die tatsächlichen<br />

Forschungsergebnisse mit dem zuvor betrachteten öffentlichen<br />

Bild verglichen. Angeregt durch hierbei zu Tage<br />

tretende Differenzen sollen kritisch Prozesse <strong>der</strong> Wissenschaftskommunikation<br />

untersucht <strong>und</strong> eigene Positionen<br />

hierzu erarbeitet werden. Ausgehend von Textvergleichen<br />

zwischen populär- <strong>und</strong> fachwissenschaftlichen Artikeln,<br />

Zitaten von Wissenschaftlern, Journalisten, Politikern <strong>und</strong><br />

an<strong>der</strong>en Rezipienten wird über die Verantwortung <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen<br />

Beitragenden zu diesem Prozess diskutiert. Welchen<br />

E<strong>in</strong>flüssen unterliegen die e<strong>in</strong>zelnen Akteure, <strong>und</strong> welche<br />

Konsequenzen hat ihr Verhalten für die breite Öffentlichkeit?<br />

Kai Görgen (Jg. 1983) fand nach dem Abitur, e<strong>in</strong>em halben Jahr als Surflehrer,<br />

dem Zivildienst <strong>und</strong> e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>jährigem Abstecher <strong>in</strong> die Elektrotechnik<br />

schließlich 2004 zum Studiengang Cognitive Science <strong>in</strong> Osnabrück. Hoch<strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>är<br />

dreht sich dort alles r<strong>und</strong> ums Denken, ob <strong>in</strong> künstlichen Systemen<br />

o<strong>der</strong> dem menschlichen Hirn. Nach se<strong>in</strong>em Bachelor 2007 g<strong>in</strong>g Kai nach Berl<strong>in</strong>,<br />

wo er heute <strong>in</strong> Computational Neuroscience promoviert. In se<strong>in</strong>er Freizeit geht<br />

er Klettern, Snowboarden <strong>und</strong> Kitesurfen.


Kurs JGW 1.4<br />

Eigentum <strong>in</strong> <strong>der</strong> Krise?<br />

Es gibt kaum e<strong>in</strong> zweites Pr<strong>in</strong>zip unserer Staats- <strong>und</strong><br />

Wirtschaftsordnung, das gleichzeitig so f<strong>und</strong>amental <strong>und</strong><br />

sche<strong>in</strong>bar so selbstverständlich ist, wie die Garantie von Eigentumsrechten.<br />

Ihre Bedeutung zeigt sich erst, wenn das<br />

Selbstverständliche an Selbstverständnis verliert, nämlich<br />

zum Beispiel dann,<br />

wenn Krisen das<br />

Gefüge erschüttern.<br />

Es ist daher Ziel<br />

dieses Kurses, die<br />

herausragende Bedeutung<br />

des Konzepts<br />

des Privateigentums<br />

als gr<strong>und</strong>legendes<br />

Pr<strong>in</strong>zip<br />

e<strong>in</strong>er kapitalistischen Wirtschaftsordnung wie auch mo<strong>der</strong>ner<br />

Sozialstaaten westlicher Prägung herauszuarbeiten <strong>und</strong><br />

aus diesem Blickw<strong>in</strong>kel aktuelle Krisen (<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die<br />

Staatsschulden- <strong>und</strong> Nachhaltigkeitskrise) zu betrachten.<br />

Kursleitung<br />

Der Kurs richtet sich an Teilnehmer<strong>in</strong>nen <strong>und</strong><br />

Teilnehmer, die zur Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>ären<br />

Fragestellungen <strong>und</strong> zur Lektüre<br />

komplexer Texte (teilweise <strong>in</strong> englischer Orig<strong>in</strong>alsprache)<br />

bereit s<strong>in</strong>d. Zudem wird e<strong>in</strong> gr<strong>und</strong>legen<strong>der</strong><br />

Überblick über das aktuelle Nachrichtengeschehen<br />

erwartet.<br />

Verena Risse (Jg. 1983) studierte Jura <strong>und</strong> Philosophie <strong>in</strong> Köln, Paris <strong>und</strong> London.<br />

Inzwischen promoviert sie an <strong>der</strong> Goethe-Universität <strong>in</strong> Frankfurt am Ma<strong>in</strong> über<br />

Fragen außerstaatlicher Gerechtigkeit, was ihr auf schöne Weise erlaubt, ihre beiden<br />

Studienfächer zusammenzubr<strong>in</strong>gen. Weil das Promotionsthema oft aber die ganz<br />

großen Fragen aufwirft, bereiten ihr im Alltag die profanen D<strong>in</strong>ge häufig die größte<br />

Freude: Sie liest gerne <strong>und</strong> viel, geht wan<strong>der</strong>n o<strong>der</strong> fährt Ski <strong>und</strong> besucht Ausstellungen<br />

mo<strong>der</strong>ner Kunst.<br />

(5. BIS 14. AUGUST 2012) JGW-SCHÜLERAKADEMIE PAPENBURG I<br />

Im ersten Teil des Kurses wird anhand gr<strong>und</strong>legen<strong>der</strong><br />

Texte <strong>der</strong> Staatstheorie <strong>und</strong> Ökonomie erarbeitet, wodurch<br />

sich Eigentumsrechte auszeichnen. Zunächst wird hier die<br />

philosophische Diskussion um die Def<strong>in</strong>ition<br />

von Eigentum <strong>und</strong> verschiedener Begründungen<br />

für dessen rechtmäßigen Erwerb im Mittelpunkt<br />

stehen. Dabei wird auch darauf e<strong>in</strong>gegangen,<br />

welche f<strong>und</strong>amentale Rolle die Behauptung von<br />

Eigentum für e<strong>in</strong> funktionierendes Geme<strong>in</strong>wesen<br />

spielt <strong>und</strong> wie die Anreizwirkung von Privateigentum<br />

letztlich zur Steigerung des Wohlstands<br />

<strong>in</strong> kapitalistischen Wirtschaftssystemen führt.<br />

Diese Überlegungen legen e<strong>in</strong>e Schutzwürdigkeit des Eigentums<br />

durch den Staat nahe, die im Mittelpunkt des<br />

zweiten Teils des Kurses steht. Dabei birgt diese staatliche<br />

Eigentumsgarantie e<strong>in</strong>en Konflikt: E<strong>in</strong>erseits kann <strong>der</strong><br />

Eigentumsschutz nur mittels e<strong>in</strong>es stabilen Staatswesens<br />

erreicht werden; an<strong>der</strong>erseits wirkt das Eigentumsrecht<br />

auch gegen den Staat <strong>und</strong> begrenzt dessen Möglichkeit, auf<br />

Plakat mit dem Slogan <strong>der</strong> Occupy-Bewegung »Wir<br />

s<strong>in</strong>d die 99%« vor dem Hochhaus <strong>der</strong> Commerzbank<br />

<strong>in</strong> Frankfurt am Ma<strong>in</strong>, eigenes Foto<br />

die Ressourcen se<strong>in</strong>er<br />

Bevölkerung zurückzugreifen.<br />

Durch<br />

den Staat garantierte<br />

Eigentumsrechte<br />

s<strong>in</strong>d somit das Scharnier, über das staatlicher E<strong>in</strong>fluss <strong>und</strong><br />

wirtschaftliche Freiheit verb<strong>und</strong>en s<strong>in</strong>d. Wie aber wirkt<br />

es sich aus, wenn diese Verb<strong>in</strong>dung <strong>in</strong>stabil wird? Diese<br />

Frage nach <strong>der</strong> Krisenfestigkeit des Privateigentums wird<br />

im letzten Teil des Kurses behandelt <strong>und</strong> damit e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er,<br />

aber zentraler Aspekt <strong>der</strong> gegenwärtigen Wirtschafts- <strong>und</strong><br />

F<strong>in</strong>anzkrise <strong>in</strong> den Blick genommen: Wie sicher s<strong>in</strong>d<br />

Eigentumsrechte <strong>in</strong> staatlichen Krisen? Und gibt es möglicherweise<br />

Umstände, <strong>in</strong> denen e<strong>in</strong> demokratischer Staat zu<br />

E<strong>in</strong>griffen <strong>in</strong> das Eigentum se<strong>in</strong>er Bürger befugt ist?<br />

Lukas Buchheim (Jg. 1982) studierte Volkswirtschaftslehre <strong>und</strong> Soziologie an <strong>der</strong><br />

Münchener Ludwig-Maximilians-Universität <strong>und</strong> verbrachte Auslandsjahre an <strong>der</strong><br />

University of Wiscons<strong>in</strong> <strong>in</strong> Madison sowie am University College London. Seit 2008<br />

ist er wie<strong>der</strong> zurück <strong>in</strong> München, wo er <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Doktorarbeit unter an<strong>der</strong>em <strong>der</strong><br />

Frage nachgeht, wie Menschen Entscheidungen unter Unsicherheit treffen. Im Sommer<br />

besteigt er Gipfel <strong>der</strong> nahegelegenen Alpen <strong>und</strong> kommt auch im W<strong>in</strong>ter regelmäßig<br />

zum Skifahren wie<strong>der</strong>.<br />

–– 91


92 ––<br />

JGW-SCHÜLERAKADEMIE PAPENBURG I (5. BIS 14. AUGUST 2012)<br />

Kurs JGW 1.5<br />

Tumulte, Tod <strong>und</strong> Trauer?<br />

Die Tragödie als Text- <strong>und</strong> Kunstform<br />

»DIE TRAGÖDIE IST NACHAHMUNG EINER GUTEN<br />

UND IN SICH GESCHLOSSENEN HANDLUNG VON<br />

BESTIMMTER GRÖSSE, IN ANZIEHEND GEFORMTER<br />

SPRACHE, [...] DIE JAMMER UND SCHAUDERN<br />

HERVORRUFT UND HIERDURCH EINE REINIGUNG<br />

VON DERARTIGEN GEMÜTSZUSTÄNDEN BEWIRKT.«<br />

(ARISTOTELES, POETIK VI. ÜBERSETZUNG: M. FUHRMANN)<br />

So def<strong>in</strong>iert Aristoteles um 330 v. Chr. die Tragödie als e<strong>in</strong>e<br />

Untergattung des Dramas. Wie <strong>und</strong> woraus die Tragödie<br />

im antiken Griechenland entstanden ist, liegt im Dunkeln.<br />

Doch bereits zu Aristoteles‘ Zeit waren die drei antiken<br />

Dramatiker Aischylos, Sophokles <strong>und</strong> Euripides bekannt<br />

<strong>und</strong> gerühmt für ihre tragischen Stücke, von denen uns<br />

e<strong>in</strong>ige erhalten geblieben s<strong>in</strong>d. Seit dieser Zeit kann die<br />

Tragödie e<strong>in</strong>e beachtliche Erfolgsgeschichte verzeichnen:<br />

Zuschauer <strong>in</strong> englischen Theatern <strong>der</strong> frühen Neuzeit wurden<br />

Zeugen des Nie<strong>der</strong>gangs von William Shakespeares<br />

tragischen Helden wie Hamlet o<strong>der</strong> Macbeth. Unter dem<br />

französischen König Ludwig XIV. bestimmten Dramatiker<br />

wie Jean Rac<strong>in</strong>e o<strong>der</strong> Pierre Corneille mit ihren Tragödien<br />

die literarische Szene des Landes, während sich ca. e<strong>in</strong><br />

Kursleitung<br />

Jahrhun<strong>der</strong>t später <strong>in</strong> Deutschland<br />

so genannte bürgerliche Trauerspiele<br />

z.B. von Gotthold Ephraim Less<strong>in</strong>g<br />

<strong>und</strong> Friedrich Schiller großer Beliebtheit<br />

erfreuten. Vormals auf die Welt<br />

des Adels reduziert, hatte die Tragödie<br />

so ihren Weg <strong>in</strong>s Bürgertum gef<strong>und</strong>en.<br />

Durch die Mo<strong>der</strong>ne bis h<strong>in</strong><br />

zu heutigen Aufführungen machen<br />

immer noch Meister <strong>der</strong> tragischen<br />

Bühnenform von sich reden.<br />

Eva-Maria Martus (Jg. 1983) hat schon früh die Liebe zu Literatur <strong>und</strong> Film entdeckt.<br />

Daher war <strong>der</strong> erste Schritt nach dem Abitur e<strong>in</strong>e Ausbildung zur Buchhändler<strong>in</strong>.<br />

Nach dem Bachelorstudium <strong>der</strong> Anglistik <strong>und</strong> Germanistik <strong>in</strong> Bayreuth <strong>und</strong><br />

Sheffield sowie Tätigkeiten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Verlags- <strong>und</strong> K<strong>in</strong>obranche macht sie gerade ihren<br />

Master <strong>in</strong> English Studies im schönen Heidelberg. Wenn sie nicht auf Reisen, im K<strong>in</strong>o<br />

o<strong>der</strong> im Theater ist, macht es sich Eva auch gerne mit Literatur aus allen Genres, Zeiten<br />

<strong>und</strong> Län<strong>der</strong>n auf dem Sofa gemütlich.<br />

Auf den zweiten Blick muss diese Erfolgsgeschichte <strong>der</strong><br />

Tragödie aber verwun<strong>der</strong>n, da die meisten tragischen<br />

Stücke von wenig Vergnüglichem handeln: K<strong>in</strong><strong>der</strong>mord,<br />

Vergiftung, Verfolgung <strong>und</strong> Verblendung, Liebesverrat,<br />

Wahns<strong>in</strong>n, Gewalt <strong>und</strong> Tod – Wie ist es möglich, dass wir<br />

so etwas gerne lesen o<strong>der</strong> aufgeführt sehen? Woher kommt<br />

unsere Fasz<strong>in</strong>ation für das Schreckliche? Diese spannende,<br />

philosophische Frage bildet den H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> des Kurses.<br />

Zur Annäherung wird <strong>der</strong> Kurs sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Dreischritt<br />

mit <strong>der</strong> Tragödie als Text- <strong>und</strong> Kunstform beschäftigen.<br />

Herbert Draper, ”The Lament for Icarus”, 1898. – Ist<br />

Ikarus e<strong>in</strong> typisch tragischer Held?<br />

Am Anfang steht die geme<strong>in</strong>same Suche<br />

nach e<strong>in</strong>er Def<strong>in</strong>ition für Tragödie:<br />

Gibt es bestimmte Merkmale, die alle<br />

tragischen Stücke vere<strong>in</strong>en? In e<strong>in</strong>em<br />

zweiten Schritt soll problematisiert werden,<br />

ob »Tragödie« als Kategorie nur auf<br />

das Drama o<strong>der</strong> auch auf an<strong>der</strong>e Textgattungen<br />

zutrifft. Schließlich fragt <strong>der</strong> Kurs<br />

danach, wie sich die Tragödie im Kontext<br />

<strong>der</strong> europäischen Geistesgeschichte verän<strong>der</strong>t hat.<br />

Im Zentrum <strong>der</strong> Kursarbeit steht das geme<strong>in</strong>same <strong>in</strong>tensive<br />

Lesen <strong>und</strong> Diskutieren tragischer literarischer Texte, wobei<br />

auch an<strong>der</strong>e Kunstformen wie die Malerei, Photographie<br />

o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Film <strong>in</strong> den Blick genommen werden. Ergänzend<br />

dazu werden ausgewählte Fachtexte analysiert, die e<strong>in</strong>en<br />

spannenden E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> die wissenschaftlichen Diszipl<strong>in</strong>en<br />

<strong>der</strong> Literaturkritik <strong>und</strong> -geschichte bieten <strong>und</strong> helfen, <strong>der</strong><br />

Fasz<strong>in</strong>ation des Tragischen näher zu kommen.<br />

Ricarda Wagner (Jg. 1987) hat 2005 selbst an e<strong>in</strong>er JGW-Schüler<strong>Akademie</strong> teilgenommen.<br />

Nach drei Jahren Studium <strong>der</strong> Alten Geschichte, Anglistik <strong>und</strong> Germanistik<br />

<strong>in</strong> Heidelberg verschlug es sie für e<strong>in</strong> Jahr an die Universität Cambridge,<br />

<strong>und</strong> von dort aus wie<strong>der</strong> zurück an den Neckar. Ricarda unterhält leidenschaftliche<br />

Beziehungen zu e<strong>in</strong>igen Sprachen Europas <strong>und</strong> macht gerade nähere Bekanntschaft<br />

mit Russisch. In freien St<strong>und</strong>en f<strong>in</strong>det man sie lesend, am Klavier o<strong>der</strong> auf <strong>der</strong><br />

Fechtbahn.


(5. BIS 14. AUGUST 2012) JGW-SCHÜLERAKADEMIE PAPENBURG I<br />

Kurs JGW 1.6<br />

»Als e<strong>in</strong> Mensch dem Tod <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geburt erkoren!«<br />

Die Existenzphilosophie des Barock<br />

Die Literatur des Barock ist erschütternd. Allenthalben ist<br />

von <strong>der</strong> Vergänglichkeit aller D<strong>in</strong>ge, <strong>der</strong> Verdorbenheit<br />

unserer eigenen Natur, dem immerfort drohenden Tod<br />

zu hören. Die Welt, so schreibt Gryphius e<strong>in</strong>mal, sei e<strong>in</strong>e<br />

»Folter-Kammer« <strong>und</strong> <strong>in</strong> dieser Welt lange zu leben, sei<br />

doch nichts an<strong>der</strong>es »als lange geqvälet werden«. Wie aber<br />

ist es zu dieser ganz Europa ergreifenden existentiellen Verzweiflung<br />

gekommen? Und wie konnte <strong>der</strong> Mensch diese<br />

Verzweiflung eigentlich ertragen, wie konnte er sie überw<strong>in</strong>den?<br />

Das s<strong>in</strong>d die zentralen Fragen dieses Kurses.<br />

E<strong>in</strong>e Antwort auf die erste Frage wird im ersten Teil des<br />

Kurses versucht werden. Es wird dazu die historische<br />

Situation des 17. Jahrhun<strong>der</strong>ts umfänglich aufzuarbeiten<br />

se<strong>in</strong>. Dies wird von zwei Seiten aus geschehen: E<strong>in</strong>erseits<br />

gilt es, sich e<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>glich mit <strong>der</strong> absolutistischen Politik<br />

Kursleitung<br />

Björn Freter (Jg. 1977) studierte Philosophie <strong>und</strong> Literaturwissenschaft. Derzeit<br />

promoviert er sich mit e<strong>in</strong>er Arbeit zu Liebe <strong>und</strong> Naturrecht. In <strong>der</strong> Zeit,<br />

die neben dieser Arbeit verbleibt, widmet er sich vor allem ökologischen <strong>und</strong><br />

zoologischen Problemen, den Vorlieben für Ägyptologie, Altorientalistik <strong>und</strong> alte<br />

Sprachen sowie <strong>der</strong> Arbeit an psychiatrischen <strong>und</strong> psychotherapeutischen Fragestellungen.<br />

Daneben ist er passionierter Handwerker, schwimmt oft <strong>und</strong> gern <strong>in</strong><br />

den Berl<strong>in</strong>er Seen <strong>und</strong> ist leidenschaftlicher Musikhörer.<br />

<strong>und</strong> ihren höchsten Vertretern zu beschäftigen, <strong>und</strong> an<strong>der</strong>seits,<br />

die Lebenswirklichkeit des Geme<strong>in</strong>en Mannes zu<br />

untersuchen. Dabei werden<br />

exemplarisch e<strong>in</strong>ige <strong>der</strong><br />

unzähligen kriegerischen<br />

Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzungen (etwa<br />

<strong>der</strong> Dreißigjährige Krieg, die<br />

französischen Hegemonialkriege,<br />

<strong>der</strong> englische Bürgerkrieg o<strong>der</strong> die Türkenkriege)<br />

aufgearbeitet, aber auch nach den Ursachen <strong>der</strong> Krisenhaftigkeit<br />

des Jahrhun<strong>der</strong>ts überhaupt gefragt.<br />

Der Kurs setzt bis auf die Bereitschaft, e<strong>in</strong> Referat<br />

<strong>und</strong> e<strong>in</strong> nicht unerhebliches Lektürevolumen auf<br />

sich zu nehmen, nichts voraus.<br />

Die zweite Frage steht im Mittelpunkt <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Kurshälfte.<br />

In diesem Teil werden literarische Texte analysiert.<br />

Der Schwerpunkt wird dabei auf den barocken Trauerspielen<br />

von Andreas Gryphius, Daniel Caspar von Lohenste<strong>in</strong><br />

<strong>und</strong> Jakob Bi<strong>der</strong>mann liegen. In stetem Rückbezug auf die<br />

im historischen Teil gewonnenen Erkenntnisse werden vor<br />

allem die theologischen <strong>und</strong> philosophischen H<strong>in</strong>tergründe<br />

<strong>der</strong> Literatur des Barock aufgearbeitet. Es gilt, sich an das<br />

Selbstverständnis des Menschen im 17.<br />

Jahrhun<strong>der</strong>t anzunähern, um nachvollziehen<br />

zu können, warum die existenzielle<br />

Krise im Barock so drastische Ausmaße<br />

angenommen hat.<br />

In e<strong>in</strong>em letzten, zusammenführenden Schritt wird geklärt,<br />

welche Lösungsstrategien die Zeitgenossen entwickelten,<br />

um diese Krise überw<strong>in</strong>den <strong>und</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong> neues Zeitalter e<strong>in</strong>treten<br />

zu können. Die Lichtmetaphorik <strong>der</strong> Aufklärung gew<strong>in</strong>nt<br />

erst vor dem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> des Barock ihre historische<br />

Schärfe.<br />

Des Weiteren s<strong>in</strong>d zwei Exkurse zur barocken Architektur<br />

<strong>und</strong> zur Musik des Barock e<strong>in</strong>geplant.<br />

Sebastian E. Richter (Jg. 1981) studierte Journalistik sowie Geschichte <strong>und</strong> Germanistik<br />

<strong>in</strong> Leipzig. Gegenwärtig arbeitet er an e<strong>in</strong>er Studie zur Bildungs- <strong>und</strong> Wissenschaftsgeschichte<br />

<strong>der</strong> Montanregion Erzgebirge <strong>in</strong> <strong>der</strong> Frühen Neuzeit. Die Schwerpunkte<br />

se<strong>in</strong>er wissenschaftlichen Interessen liegen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Sächsischen Landesgeschichte<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Ostmitteleuropäischen Geschichte <strong>der</strong> Frühen Neuzeit <strong>und</strong> des 19./20. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

sowie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Literaturgeschichte dieser Region. Bereits im Jahr 2006 leitete er<br />

e<strong>in</strong>en JGW-Schüler<strong>Akademie</strong>-Kurs zu Luther <strong>und</strong> <strong>der</strong> Reformation.<br />

–– 93


94 ––<br />

JGW-SCHÜLERAKADEMIE PAPENBURG II (17. BIS 26. AUGUST 2012)<br />

JGW-Schüler<strong>Akademie</strong><br />

Papenburg I I<br />

Historisch-Ökologische Bildungsstätte<br />

Emsland <strong>in</strong> Papenburg e.V.<br />

Fortsetzung von Seite 86:<br />

Die Unterbr<strong>in</strong>gung <strong>der</strong> Teilnehmenden <strong>und</strong> Kursleitenden erfolgt <strong>in</strong> sämtlichen<br />

Gebäuden <strong>der</strong> Anlage. Manche Zimmer s<strong>in</strong>d eigene kle<strong>in</strong>e Häuschen, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

größeren W<strong>in</strong>tergarten stehen. Für die Kursarbeit stehen verschiedene Sem<strong>in</strong>arräume<br />

sowie das ebenfalls auf dem Gelände bef<strong>in</strong>dliche Regionale Umweltbildungszentrum<br />

<strong>und</strong> mehrere PCs zur Verfügung.<br />

Für das kul<strong>in</strong>arische Wohlbef<strong>in</strong>den sorgt e<strong>in</strong>e vollwertige <strong>und</strong> abwechslungsreiche<br />

Küche, basierend auf Lebensmitteln, die umweltfre<strong>und</strong>lich, artgerecht <strong>und</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Region<br />

erzeugt wurden. Auch für Freizeit <strong>und</strong> kursübergreifende Aktivitäten bietet die<br />

Anlage ausreichend Raum: W<strong>in</strong>tergärten, Kam<strong>in</strong>zimmer, Partyraum, Turnhalle <strong>und</strong><br />

die ländliche Umgebung laden zu vielgestaltiger Beschäftigung e<strong>in</strong> <strong>und</strong> werden mit<br />

dazu beitragen, dass die Zeit <strong>in</strong> Papenburg reich an unterschiedlichen <strong>in</strong>tellektuellen<br />

<strong>und</strong> s<strong>in</strong>nlichen Erfahrungen wird.


HISTORISCH-ÖKOLOGISCHE BILDUNGSSTÄTTE EMSLAND<br />

SPILLMANNSWEG 30<br />

26871 PAPENBURG<br />

www.hoeb.de<br />

Programm<br />

JGW 2.1 Von <strong>der</strong> Gaswolke bis zum Schwarzen Loch<br />

JGW 2.2 Alles unter Kontrolle<br />

JGW 2.3 Amnesie, Agnosie <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e Ausfälle<br />

JGW 2.4 Menschenrechte <strong>in</strong> Theorie <strong>und</strong> Praxis<br />

JGW 2.5 9/11: Ereignis – Wahrnehmung – Verarbeitung<br />

JGW 2.6 Wie utopisch ist »Utopia«?<br />

Leitung kursübergreifende Musik<br />

Feodora-Johanna Gabler (Jg. 1985) studierte von 2005 bis 2008 Harfe an <strong>der</strong><br />

Musikhochschule München. Im Jahr 2011 beendete sie erfolgreich die angeschlossene<br />

Meisterklasse. Parallel dazu nahm sie e<strong>in</strong> Studium <strong>der</strong> Schulmusik<br />

an <strong>der</strong> Musikhochschule Würzburg auf. Sie wurde unter an<strong>der</strong>em durch die<br />

Studienstiftung des deutschen Volkes <strong>und</strong> die Deutsche Stiftung Musikleben<br />

geför<strong>der</strong>t. Nach e<strong>in</strong>em Engagement <strong>in</strong> <strong>der</strong> Staatskapelle Dresden (2008–2010)<br />

arbeitet sie nun als freischaffende Musiker<strong>in</strong> <strong>und</strong> Lehrer<strong>in</strong>. Sie liebt Bücher,<br />

Konzertbesuche <strong>und</strong> Tanzen.<br />

(17. BIS 26. AUGUST 2012) JGW-SCHÜLERAKADEMIE PAPENBURG II<br />

<strong>Akademie</strong>leitung<br />

Carol<strong>in</strong>e Wacker (Jg. 1993) wurde im wun<strong>der</strong>schönen Erlangen geboren <strong>und</strong><br />

studiert dort Humanmediz<strong>in</strong> an <strong>der</strong> Friedrich-Alexan<strong>der</strong>-Universität. 2010 war<br />

sie begeisterte Teilnehmer<strong>in</strong> im Kurs »Von kle<strong>in</strong>en Welten zu großen Netzwerken«<br />

<strong>in</strong> Papenburg <strong>und</strong> engagiert sich seitdem mit viel Freude für die JGW-<br />

Schüler<strong>Akademie</strong>n. Wenn sie e<strong>in</strong> bisschen Zeit übrig hat, liebt Carol<strong>in</strong>e es, Saxofon<br />

<strong>und</strong> Klavier zu spielen, <strong>in</strong> Konzerte zu gehen o<strong>der</strong> auch e<strong>in</strong>fach e<strong>in</strong> gutes<br />

Gespräch zu führen.<br />

Johannes Waldschütz (Jg. 1982) studierte Geschichte mit dem Schwerpunkt<br />

Mittelalter sowie Politikwissenschaft an <strong>der</strong> Albert-Ludwigs-Universität Freiburg<br />

<strong>und</strong> an <strong>der</strong> University of Iowa. Bei den JGW-Schüler<strong>Akademie</strong>n hat er bereits<br />

drei Kurse geleitet <strong>und</strong> freut sich nun auf se<strong>in</strong>e Aufgabe als <strong>Akademie</strong>leiter.<br />

Johannes geht im Sommer gerne Wan<strong>der</strong>n <strong>und</strong> begeistert sich im W<strong>in</strong>ter für<br />

(fast) alle Varianten des Skisports. Ansonsten ist er das, was man e<strong>in</strong>e Leseratte<br />

nennt, <strong>und</strong> testet se<strong>in</strong>e Fähigkeit, sich die absurdesten D<strong>in</strong>ge zu merken, gerne<br />

beim Pubquiz.<br />

–– 95


96 ––<br />

JGW-SCHÜLERAKADEMIE PAPENBURG II (17. BIS 26. AUGUST 2012)<br />

Kurs JGW 2.1<br />

Von <strong>der</strong> Gaswolke bis zum Schwarzen Loch<br />

Vom Leben <strong>und</strong> Sterben <strong>der</strong> Sterne<br />

Wie ist die Sonne entstanden? Warum leuchtet sie? Was<br />

wird mit ihr <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zukunft passieren? Woher kommt die<br />

Erde? Erst die mo<strong>der</strong>ne Astrophysik ermöglicht es, Antworten<br />

auf diese jahrhun<strong>der</strong>tealten Fragen zu geben. Sie<br />

stellt aber auch neue Fragen: Was passiert<br />

mit Sternen, die e<strong>in</strong>e viel größere<br />

o<strong>der</strong> viel kle<strong>in</strong>ere Masse als unsere<br />

Sonne haben? Warum explodieren<br />

manche Sterne am Ende ihres Lebens<br />

als Supernova? Was s<strong>in</strong>d planetarische<br />

Nebel? Und wie können so extreme<br />

Objekte wie Neutronensterne o<strong>der</strong> Schwarze Löcher entstehen?<br />

Manche dieser Fragen können von <strong>der</strong> Wissenschaft<br />

mittlerweile recht genau beantwortet werden, viele an<strong>der</strong>e,<br />

wie zum Beispiel die nach <strong>der</strong> Entstehung <strong>der</strong> Planeten,<br />

s<strong>in</strong>d Gegenstand hitziger Diskussionen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Forschungsgeme<strong>in</strong>schaft.<br />

Dieser Kurs wird e<strong>in</strong>e gr<strong>und</strong>legende E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> den<br />

Lebenszyklus <strong>der</strong> Sterne geben, von <strong>der</strong> Geburt aus e<strong>in</strong>er<br />

Kursleitung<br />

Victoria Gr<strong>in</strong>berg (Jg. 1984) studierte Physik an <strong>der</strong> Ludwig-Maximilians-Universität<br />

(LMU) München. Während ihres Studiums sammelte sie <strong>in</strong> San Diego <strong>und</strong><br />

Amsterdam sowie am Max-Planck-Institut für Extraterrestrische Physik erste Forschungserfahrungen<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Astrophysik. Heute promoviert sie über schwarze Löcher<br />

<strong>in</strong> Doppelsternsystemen an <strong>der</strong> Dr.-Remeis-Sternwarte, Bamberg. Ihre an<strong>der</strong>e große<br />

Leidenschaft s<strong>in</strong>d Literatur <strong>und</strong> Sprachwissenschaft <strong>und</strong> sie verbr<strong>in</strong>gt ihre Freizeit am<br />

liebsten mit e<strong>in</strong>em guten Buch. Außerdem kocht sie gerne, beson<strong>der</strong>s mit Fre<strong>und</strong>en.<br />

Gaswolke über die lange <strong>und</strong> meist stabile Phase auf <strong>der</strong><br />

Hauptreihe h<strong>in</strong> zu dem leisen, kalten Tod als Weißer Zwerg<br />

o<strong>der</strong> aber <strong>der</strong> gewaltigen Explosion als Supernova <strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> Entstehung von Neutronensternen <strong>und</strong> Schwarzen<br />

Löchern. Neben<br />

dem allgeme<strong>in</strong>en<br />

Überblick werden<br />

E<strong>in</strong>zelthemen <strong>in</strong><br />

Referaten <strong>und</strong> <strong>in</strong><br />

Gruppenarbeit<br />

vertieft. Bei <strong>der</strong><br />

Diskussion von Themen wie Wasserstofffusion o<strong>der</strong> Entartungsdruck<br />

von Elektronen wird deutlich, warum e<strong>in</strong> gutes<br />

Verständnis aller Bereiche <strong>der</strong> Physik, von <strong>der</strong> klassischen<br />

Mechanik <strong>und</strong> <strong>der</strong> Quantenphysik bis h<strong>in</strong> zur allgeme<strong>in</strong>en<br />

Relativitätstheorie, für e<strong>in</strong>en Astronomen heute unabd<strong>in</strong>gbar<br />

ist.<br />

Da alle wichtigen astrophysikalischen Veröffentlichungen<br />

heute <strong>in</strong> englischer Sprache erfolgen, ist die Beherrschung des<br />

Englischen (gutes Schulniveau) für diesen Kurs unbed<strong>in</strong>gt notwendig.<br />

Gute (Schul-)Physikkenntnisse werden außerdem die<br />

Bearbeitung mancher Themen erleichtern.<br />

Während des Kurses werden gr<strong>und</strong>legende Herangehensweisen<br />

des wissenschaftlichen Arbeitens <strong>in</strong> <strong>der</strong> Astrophysik<br />

kennengelernt: Der Umgang mit wissenschaftlichen Fachzeitschriften<br />

wird anhand von wegbereitenden Artikeln,<br />

die das Feld geprägt haben, <strong>und</strong> aktuellen Forschungsergebnissen<br />

geübt. Der Kurs wird außerdem Daten von Weltklasse-Instrumenten<br />

wie dem Hubble-Weltraumteleskop<br />

analysieren <strong>und</strong> sich so die Methoden <strong>der</strong> experimentellen<br />

Astrophysik erarbeiten. Mit Hilfe astrophysikalischer Simulationen<br />

soll das Leben e<strong>in</strong>es Sterns nachgezeichnet <strong>und</strong><br />

so e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>druck gegeben werden, wie e<strong>in</strong> theoretischer Astrophysiker<br />

Schlüsse über die physikalischen Vorgänge im<br />

Weltraum zieht.<br />

Am Ende <strong>der</strong> <strong>Akademie</strong> wird <strong>der</strong> Kurs e<strong>in</strong>ige <strong>der</strong> e<strong>in</strong>gangs<br />

gestellten Fragen beantworten können o<strong>der</strong> aber zum<strong>in</strong>dest<br />

wissen, warum e<strong>in</strong>ige <strong>der</strong> Fragen<br />

(noch) offen s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> wie<br />

Astronomen <strong>und</strong> Astrophysiker<br />

versuchen, den unendlichen<br />

Weiten des Weltraums ihre Geheimnisse<br />

zu entlocken.<br />

Bildquelle: NASA and The Hubble Heritage<br />

Team (AURA/STScI); Das Lichtecho des<br />

roten Überriesen V838 Monocerotis erleuchtet<br />

den <strong>in</strong>terstellaren Staub um diesen<br />

verän<strong>der</strong>lichen Stern.<br />

Daniela Huppenkothen (Jg. 1986) studierte zunächst Geowissenschaften <strong>und</strong><br />

Astrophysik an <strong>der</strong> Jacobs University Bremen, danach Astronomie <strong>und</strong> Astrophysik<br />

an <strong>der</strong> Universiteit van Amsterdam. Erste astrophysikalische Gehversuche unternahm<br />

sie <strong>in</strong> Santa Cruz, Kalifornien, wo sie an Supernovaüberresten geforscht<br />

hat. Im Augenblick promoviert sie <strong>in</strong> Amsterdam über hoch magnetisierte Neutronensterne<br />

<strong>und</strong> Sternbeben. Ihre Freizeit verbr<strong>in</strong>gt sie am liebsten mit ihrer Harfe<br />

o<strong>der</strong> aber, bei entsprechen<strong>der</strong> Gelegenheit, unter Wasser beim Tauchen.


Kurs JGW 2.2<br />

Alles unter Kontrolle<br />

E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> die Regelungstechnik mechatronischer Systeme<br />

Wie funktioniert eigentlich e<strong>in</strong> Tempomat? Wie hält man<br />

e<strong>in</strong>en Hubschrauber auf konstanter Höhe? Wie kann e<strong>in</strong><br />

Roboter tonnenschwere Lasten millimetergenau positionieren?<br />

Diese <strong>und</strong> ähnliche Fragen beantwortet die Regelungstechnik<br />

(engl.: Automatic Control), die sich <strong>in</strong>zwischen<br />

– sichtbar <strong>und</strong> unsichtbar – durch viele Bereiche unseres<br />

täglichen Lebens zieht. Ihre Gr<strong>und</strong>lage bildet die so genannte<br />

Rückführung tatsächlichen, gemessenen Zeitverhaltens<br />

<strong>und</strong> dessen Vergleich mit dem gewünschten Verlauf<br />

<strong>der</strong> Regelgröße. Anhand <strong>der</strong> festgestellten Abweichung<br />

zwischen Soll- <strong>und</strong> Ist-Zustand wird dann regelmäßig<br />

durch korrigierende Aktionen e<strong>in</strong>gegriffen, um das System<br />

<strong>in</strong> gewünschter Weise zu bee<strong>in</strong>flussen – <strong>der</strong> Regelkreis ist<br />

geschlossen.<br />

Kursleitung<br />

(17. BIS 26. AUGUST 2012) JGW-SCHÜLERAKADEMIE PAPENBURG II<br />

Standardregelkreis<br />

Diese Technik setzt allerd<strong>in</strong>gs zweierlei voraus: Erstens<br />

muss <strong>der</strong> Ist-Zustand mithilfe von Messungen festgestellt<br />

werden können; zweitens benötigt man, um s<strong>in</strong>nvoll e<strong>in</strong>greifen<br />

zu können, Kenntnis vom dynamischen Verhalten<br />

des zu regelnden Systems. Dann ist es möglich, das Steuersignal<br />

automatisch so zu korrigieren, dass z.B. Robustheit<br />

gegenüber Störungen, schnelles <strong>und</strong> exaktes Erreichen des<br />

Wunschzustandes o<strong>der</strong> energieeffizientes Systemverhalten<br />

gewährleistet s<strong>in</strong>d.<br />

Während die simplen Regler <strong>der</strong> ersten Generation noch<br />

mechanisch umgesetzt wurden (wie z.B. <strong>der</strong> berühmte<br />

Heiko Panzer (Jg. 1984) stammt aus Kempten im Allgäu. Nach se<strong>in</strong>em Abitur<br />

studierte er Mechatronik <strong>und</strong> Masch<strong>in</strong>enbau an <strong>der</strong> Technischen Universität (TU)<br />

München, <strong>und</strong> forscht seit 2009 ebendort am Lehrstuhl für Regelungstechnik. Se<strong>in</strong><br />

Arbeitsgebiet ist die Modellreduktion dynamischer Systeme, e<strong>in</strong> mathematiklastiger<br />

Grenzbereich <strong>der</strong> Ingenieurwissenschaften. Se<strong>in</strong>e Hobbys s<strong>in</strong>d dagegen eher praktischer<br />

Natur; zu ihnen zählen Elektronik <strong>und</strong> Programmierung. Heiko leitete bereits<br />

2011 e<strong>in</strong>en Kurs auf e<strong>in</strong>er JGW-Schüler<strong>Akademie</strong> <strong>und</strong> freut sich nun auf se<strong>in</strong> zweites<br />

<strong>Akademie</strong>erlebnis.<br />

Fliehkraftregler von James Watt), kommen zur Berechnung<br />

<strong>der</strong> Stellgröße heutzutage Mikrochips zum E<strong>in</strong>satz, die ihre<br />

Messungen aus vielfältigen Sensoren beziehen <strong>und</strong> komplexe,<br />

optimierte Regelalgorithmen realisieren. Deren Entwicklung<br />

ist seit mehreren Jahrzehnten auch Gegenstand<br />

<strong>in</strong>tensiver Forschung.<br />

Mechanischer Fliehkraftregler nach James Watt (http://<br />

commons.wikimedia.org/wiki/File:Centrifugal_governor.svg<br />

(Public Doma<strong>in</strong>))<br />

Matthias Bittner (Jg. 1984) studierte <strong>in</strong> München Masch<strong>in</strong>enwesen mit <strong>der</strong> Spezialisierung<br />

auf Elektronik/Informatik <strong>und</strong> Regelungstechnik. Schon während<br />

des Studiums arbeitete er als Tutor <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lehre mit. Im Februar 2011 begann er<br />

se<strong>in</strong>e Promotion am Lehrstuhl für Flugsystemdynamik <strong>der</strong> Technischen Universität<br />

München <strong>und</strong> beschäftigt sich dort nun mit <strong>der</strong> Flugbahnoptimierung. Seit<br />

Oktober ist er zudem für die Betreuung <strong>der</strong> Vorlesung Flugsystemdynamik <strong>und</strong><br />

<strong>der</strong>en Übung zuständig. Privat reist er gerne <strong>und</strong> beschäftigt sich mit Fotografie<br />

<strong>und</strong> Bildbearbeitung.<br />

–– 97


98 ––<br />

JGW-SCHÜLERAKADEMIE PAPENBURG II (17. BIS 26. AUGUST 2012)<br />

Kurs JGW 2.3<br />

Amnesie, Agnosie <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e Ausfälle<br />

Neurologische Schäden <strong>und</strong> ihre Folgen<br />

Viele haben Verwandte o<strong>der</strong> Bekannte, die durch e<strong>in</strong>en<br />

Schlaganfall o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>en Verkehrsunfall Hirnschädigungen<br />

davon getragen haben. Beobachtet man diese Personen,<br />

so fallen häufig Verän<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong> <strong>der</strong>en Verhalten auf. In<br />

vielen Fällen kommt es zu Gedächtnisverlusten, die sich<br />

entwe<strong>der</strong> auf Er<strong>in</strong>nerungen vor, während o<strong>der</strong> nach dem<br />

tragischen Ereignis beziehen. An<strong>der</strong>e Patienten wie<strong>der</strong>um<br />

können e<strong>in</strong>en Arm nicht mehr bewegen o<strong>der</strong> verlieren die<br />

Fähigkeit, sich sprachlich auszudrücken. Sehr spezifisch<br />

s<strong>in</strong>d häufig auch Ausfälle im Sehsystem wie etwa <strong>der</strong> Verlust<br />

des Farbensehens. Auch gegenteilige Effekte s<strong>in</strong>d möglich:<br />

So glauben Menschen, die den Verlust e<strong>in</strong>es Be<strong>in</strong>es<br />

erfahren, weiterh<strong>in</strong> Schmerzen <strong>in</strong> diesem Be<strong>in</strong> wahrzunehmen,<br />

so genannte Phantomschmerzen.<br />

Wie kommt es aber überhaupt dazu? Meistens liegen die<br />

Ursachen <strong>in</strong> konkreten Schäden des Gehirns. Dabei können<br />

e<strong>in</strong>zelne o<strong>der</strong> verschiedene Hirnbereiche betroffen<br />

se<strong>in</strong>. Im Falle von Gedächtnisverlust (Amnesie) können <strong>der</strong><br />

Hippocampus o<strong>der</strong> das Großhirn bee<strong>in</strong>trächtigt se<strong>in</strong>.<br />

Kursleitung<br />

Bei <strong>der</strong> Agnosie, die dadurch gekennzeichnet ist, dass Objekte,<br />

Formen o<strong>der</strong> Personen nicht mehr richtig erkannt<br />

werden können, liegen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel Schädigungen des<br />

Temporallappens vor.<br />

Im Kurs werden die Teilnehmenden sich e<strong>in</strong>gehend mit<br />

diesen Ausfällen ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzen. Dazu werden die verschiedenen<br />

Verhaltensän<strong>der</strong>ungen näher betrachtet <strong>und</strong><br />

charakterisiert <strong>und</strong> es wird den anatomischen <strong>und</strong> physiologischen<br />

Ursachen auf den Gr<strong>und</strong> gegangen. Dabei werden<br />

mo<strong>der</strong>ne diagnostische Methoden <strong>der</strong> mediz<strong>in</strong>ischen Hirnforschung<br />

wie die funktionale Magnetresonanztomographie<br />

(fMRI) vorgestellt, aber auch klassische verhaltensbasierte<br />

Diagnoseverfahren.<br />

Neben den häufigeren Erkrankungen werden auch exotischere<br />

Fälle beleuchtet, beispielsweise werden die Teilnehmenden<br />

e<strong>in</strong>en Mann kennenlernen, <strong>der</strong> se<strong>in</strong>e Frau<br />

mit e<strong>in</strong>em Hut verwechselt hat, <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e bl<strong>in</strong>de Frau, die<br />

sehen konnte. Die Realität ist hierbei verrückter als die<br />

Fiktion.<br />

Juliane Jäpel (Jg. 1988) studierte von Oktober 2006 bis Mai 2011 Biomediz<strong>in</strong> an <strong>der</strong><br />

Julius-Maximilians-Universität Würzburg. Seit letztem Herbst ist sie Doktorand<strong>in</strong> am<br />

Max-Planck-Institut für Neurobiologie <strong>und</strong> beschäftigt sich dabei mit strukturellen Mechanismen<br />

<strong>der</strong> Plastizität. Als Stipendiat<strong>in</strong> <strong>der</strong> Studienstiftung des deutschen Volkes war<br />

sie selbst auf zwei Sommerakademien <strong>und</strong> im letzten Jahr hat sie <strong>in</strong> Papenburg e<strong>in</strong>en<br />

Kurs über Lernen <strong>und</strong> Gedächtnis gegeben. In ihrer Freizeit liest sie gerne <strong>und</strong> geht<br />

häufig <strong>in</strong>s K<strong>in</strong>o.<br />

Quelle: http://dasgehirn.<strong>in</strong>fo/wahrnehmen/fuehlen-koerper/<br />

hand-repraesentation-auf-armstumpf/;<br />

www.dasGehirn.<strong>in</strong>fo – e<strong>in</strong> Projekt <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>nützigen<br />

Hertie-Stiftung, <strong>der</strong> Neurowissenschaftlichen <strong>Gesellschaft</strong> e.V.<br />

<strong>in</strong> Zusammenarbeit mit dem ZKM | Zentrum für Kunst <strong>und</strong><br />

Medientechnologie Karlsruhe<br />

Diese Reise durch die fasz<strong>in</strong>ierende Welt <strong>der</strong> Neurologie<br />

wird die Komplexität des menschlichen Gehirns näher<br />

br<strong>in</strong>gen <strong>und</strong> die Teilnehmenden über e<strong>in</strong>drucksvolle Patientenschicksale<br />

staunen lassen. Dabei wird deutlich, dass<br />

die Wahrnehmung <strong>der</strong> Umgebung relativ ist <strong>und</strong> maßgeblich<br />

von Verarbeitungsprozessen im Gehirn bestimmt wird<br />

– die menschliche Psyche ist e<strong>in</strong> erstaunliches D<strong>in</strong>g.<br />

Daniel Meyer (Jg. 1982) studierte Chemie <strong>und</strong> Biochemie an <strong>der</strong> Ludwig-Maximilians-Universität<br />

München. Se<strong>in</strong>e Abschlussarbeit führte er an <strong>der</strong> Stanford<br />

University zum Thema Prote<strong>in</strong>faltung durch. Als Doktorand am Max-Planck-<br />

Institut für Neurobiologie gilt se<strong>in</strong> neues Interesse <strong>der</strong> Schnittfläche zwischen<br />

Neurobiologie <strong>und</strong> Psychologie, wobei er an gr<strong>und</strong>legenden Mechanismen von<br />

Lernen <strong>und</strong> Gedächtnis forscht. In se<strong>in</strong>er Freizeit beschäftigt sich Daniel mit<br />

Bildungspolitik <strong>und</strong> unternimmt gerne sportliche Aktivitäten im Freien.


(17. BIS 26. AUGUST 2012) JGW-SCHÜLERAKADEMIE PAPENBURG II<br />

Kurs JGW 2.4<br />

Menschenrechte <strong>in</strong> Theorie <strong>und</strong> Praxis<br />

Vom Recht auf Leben zur humanitären Intervention<br />

»Alle Menschen s<strong>in</strong>d frei <strong>und</strong> gleich an Würde <strong>und</strong> Rechten<br />

geboren.« So heißt es <strong>in</strong> Artikel 1 <strong>der</strong> Allgeme<strong>in</strong>en Erklärung<br />

<strong>der</strong> Menschenrechte, die 1948 von <strong>der</strong> Generalversammlung<br />

<strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>ten Nationen verabschiedet worden<br />

ist. Seitdem wurde <strong>der</strong> Menschenrechtskatalog schrittweise<br />

erweitert <strong>und</strong> es wurden spezifische Standards für Frauen,<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>, Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>te, M<strong>in</strong><strong>der</strong>heiten, Wan<strong>der</strong>arbeiter <strong>und</strong><br />

an<strong>der</strong>e Gruppen e<strong>in</strong>geführt. Doch wenn am 8. Dezember<br />

jeden Jahres überall auf <strong>der</strong> Welt <strong>der</strong> Tag <strong>der</strong> Menschenrechte<br />

gefeiert wird, fragt sich so mancher, was die Menschenrechte<br />

eigentlich s<strong>in</strong>d.<br />

Der Kurs versucht, den Teilnehmenden e<strong>in</strong> gr<strong>und</strong>legendes<br />

Verständnis <strong>der</strong> Menschenrechte zu vermitteln <strong>und</strong> sie zur<br />

kritischen Reflexion anzuregen. Dabei werden folgende<br />

Fragen gestellt: Was s<strong>in</strong>d Menschenrechte, wie können sie<br />

philosophisch begründet werden <strong>und</strong> was bedeutet »universell«?<br />

Wie viele Menschenrechte gibt es <strong>und</strong> wer legt<br />

fest, was als Menschenrecht gilt <strong>und</strong> was nicht?<br />

Kursleitung<br />

Joseph<strong>in</strong>e Diallo (Jg. 1988) absolvierte e<strong>in</strong>en deutsch-französischen Bachelorstudiengang<br />

<strong>in</strong> Angewandter Politikwissenschaft. Nach e<strong>in</strong>em längeren journalistischen<br />

Praktikum im Senegal zog es sie im Sommer 2010 nach Dakar zurück, um e<strong>in</strong> Jahr<br />

für e<strong>in</strong>e Nicht-Regierungsorganisation im Bereich <strong>der</strong> Menschenrechte <strong>und</strong> die Internationale<br />

Organisation für Migration zu arbeiten. Seit September 2011 studiert sie<br />

an <strong>der</strong> Sciences Po Paris den Master-Studiengang Human Rights and Humanitarian<br />

Action. Sie liebt es, zu schwimmen o<strong>der</strong> für Fre<strong>und</strong>e bzw. mit ihnen zu kochen<br />

In e<strong>in</strong>em ersten Teil wird <strong>der</strong> Kurs <strong>in</strong> gr<strong>und</strong>legende philosophische<br />

Konzepte zur Idee <strong>der</strong> Menschenrechte e<strong>in</strong>führen<br />

<strong>und</strong> diese historisch verorten. Danach werden die<br />

Gr<strong>und</strong>lagen des <strong>in</strong>ternationalen Menschenrechtsregimes<br />

erarbeitet, wobei die Allgeme<strong>in</strong>e Erklärung <strong>der</strong> Menschenrechte,<br />

die Internationale Konvention über zivile <strong>und</strong><br />

politische Rechte <strong>und</strong> die Internationale Konvention über<br />

wirtschaftliche, soziale <strong>und</strong> kulturelle Rechte im Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong><br />

stehen. Auf Basis <strong>der</strong> verschiedenen <strong>in</strong>ternationalen<br />

Konventionen sollen die Teilnehmenden ihre eigene Menschenrechtserklärung<br />

verfassen.<br />

Nach diesem eher theoretischen ersten Teil widmet sich <strong>der</strong><br />

Kurs <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em zweiten Schritt <strong>der</strong> »Menschenrechtspraxis«.<br />

Jeden Tag werden überall auf <strong>der</strong> Welt Menschenrechte<br />

verletzt. Warum ist das so? Geschieht das auch <strong>in</strong> Deutschland?<br />

Und können humanitäre Interventionen, so wie im<br />

Kosovo <strong>und</strong> <strong>in</strong> Libyen, <strong>in</strong> gravierenden Fällen e<strong>in</strong>e Lösung<br />

se<strong>in</strong>?<br />

Verschiedene gesellschaftswissenschaftliche Methoden werden<br />

im Kurs vorgestellt, mit Hilfe <strong>der</strong>er die Inhalte erarbei-<br />

Das UN-Hauptquartier <strong>in</strong> New York,<br />

Foto: Dom<strong>in</strong>ik Schnei<strong>der</strong><br />

tet werden können. Es werden sowohl juristische als auch<br />

nicht-juristische Quellen verwendet, wobei <strong>der</strong> Kurs auf<br />

verschiedenartige Materialien zurückzugreift (Zeitschriften,<br />

Internet, Comics etc.). Im zweiten Teil des Kurses werden<br />

die Teilnehmenden e<strong>in</strong>e UN-Sicherheitsratssitzung <strong>und</strong> die<br />

Abstimmung über e<strong>in</strong>e humanitäre Intervention simulieren,<br />

um so die Entscheidungsmechanismen <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong><br />

Vere<strong>in</strong>ten Nationen besser verstehen zu können.<br />

Dom<strong>in</strong>ik Schnei<strong>der</strong> (Jg. 1986) verbrachte se<strong>in</strong>en Auslandszivildienst <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em K<strong>in</strong><strong>der</strong>hort<br />

<strong>in</strong> Ostpolen. Seitdem ist er begeistert von fremden Län<strong>der</strong>n, Kulturen, Sprachen<br />

<strong>und</strong> dem Reisen. Deshalb studierte er Politik <strong>und</strong> Psychologie nicht nur an <strong>der</strong><br />

Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, son<strong>der</strong>n auch an <strong>der</strong> Norwegian University of<br />

Science and Technology (NTNU) Trondheim (Norwegen) <strong>und</strong> schloss 2011 se<strong>in</strong>en<br />

Master <strong>in</strong> International Relations an <strong>der</strong> Syracuse University (USA) ab. In se<strong>in</strong>er Freizeit<br />

s<strong>in</strong>d Musik (S<strong>in</strong>gen, Klavier), Kreatives Schreiben <strong>und</strong> Sport angesagt.<br />

–– 99


100 ––<br />

JGW-SCHÜLERAKADEMIE PAPENBURG II (17. BIS 26. AUGUST 2012)<br />

Kurs JGW 2.5<br />

9/11: Ereignis – Wahrnehmung – Verarbeitung<br />

»DIE ANSCHLÄGE VOM 11. SEPTEMBER 2001<br />

LIEGEN ZEHN JAHRE ZURÜCK. DIE FOLGEN SIND<br />

NOCH IMMER STARK SPÜRBAR: KRIEGE, STRENGERE<br />

EINWANDERUNGSGESETZE IN DEN USA UND<br />

ANTI-TERROR-MASSNAHMEN IN ÜBERSEE UND<br />

HIERZULANDE HABEN UNSERE WELT, WIE WIR<br />

UNS IN IHR BEWEGEN UND WIE WIR SIE SEHEN,<br />

VERÄNDERT.«<br />

Diese Feststellung leitet das Programmheft zu »remember<strong>in</strong>g<br />

9/11«, e<strong>in</strong>er Veranstaltungsreihe des Carl-Schurz-<br />

Hauses (Deutsch-Amerikanisches Institut Freiburg), e<strong>in</strong>.<br />

Bereits am Tag nach den Anschlägen war sich die <strong>in</strong>ternationale<br />

Presse e<strong>in</strong>ig: Nichts wird mehr so se<strong>in</strong>, wie es war.<br />

Diese ersten journalistischen Aussagen als Verarbeitungen<br />

<strong>der</strong> Ereignisse bzw. als Verarbeitungen <strong>in</strong>dividueller <strong>und</strong><br />

kollektiver Wahrnehmungen <strong>der</strong> Ereignisse s<strong>in</strong>d nur <strong>der</strong><br />

Anfang – weltweit fanden die Anschläge des 11. Septembers<br />

Verarbeitung <strong>in</strong> unterschiedlichster Form. Neben Politikwissenschaftlern,<br />

Journalisten <strong>und</strong> Zeithistorikern begannen<br />

auch früh Künstler mit <strong>der</strong> Be- <strong>und</strong> Verarbeitung:<br />

Kursleitung<br />

Gedichte, Lie<strong>der</strong>, Plastiken, Denkmäler, Theaterstücke,<br />

Comics, Filme … thematisieren 9/11 auf ganz unterschiedliche<br />

<strong>und</strong> doch häufig ähnliche Weise.<br />

Der Dreiglie<strong>der</strong>ung des Titels folgend geht <strong>der</strong> Kurs auf die<br />

Ereignisse des 11. Septembers 2001, die Wahrnehmung<br />

<strong>der</strong>selben <strong>und</strong> vielfältige daraus resultierende Verarbeitungen<br />

e<strong>in</strong>.<br />

Aus geschichtswissenschaftlicher Sicht wird die Frage nach<br />

dem e<strong>in</strong>schneidenden Charakter dieses Tages gestellt –<br />

handelt es sich bei 9/11 wirklich um e<strong>in</strong>e epochale Zäsur,<br />

die die Geschichte <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Davor <strong>und</strong> Danach teilt, wie es<br />

bereits die ersten Pressemeldungen nahelegten?<br />

Isabelle Luhmann (Jg. 1987), ursprünglich aus Hildesheim bei Hannover, verschlug<br />

es im Jahr 2000 <strong>in</strong> den Schwarzwald, wobei sie e<strong>in</strong>ige Kulturschocks erlebte. Nachdem<br />

sie 2007 ihr Abitur absolvierte, g<strong>in</strong>g sie zunächst für e<strong>in</strong> halbes Jahr als Au Pair<br />

nach England. Seit 2008 studiert sie die Fächer Geschichte, Biologie <strong>und</strong> Deutsch <strong>in</strong><br />

Freiburg. Neben dem Studium ist Isabelle für alle möglichen Sportarten zu haben,<br />

e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e Schwäche hat sie jedoch für Basketball. Außerdem ist sie begeisterte<br />

Museumsgänger<strong>in</strong>.<br />

Mit Ansätzen <strong>der</strong> Oral History wird den Phänomenen <strong>der</strong><br />

Wahrnehmung <strong>und</strong> Er<strong>in</strong>nerung nachgegangen. Welche<br />

Aussagekraft haben Zeitzeugen<strong>in</strong>terviews für historische<br />

Fragestellungen <strong>und</strong> wie geht <strong>der</strong> Historiker mit ihnen um?<br />

Wo liegen Chancen <strong>und</strong> Grenzen <strong>in</strong>dividueller <strong>und</strong> kollektiver<br />

Er<strong>in</strong>nerung für e<strong>in</strong>e wissenschaftliche Erforschung <strong>der</strong><br />

Vergangenheit?<br />

Den Kern des Kurses (<strong>und</strong> zugleich die Anwendung <strong>der</strong><br />

Erkenntnisse aus den ersten beiden Arbeitsgebieten) stellt<br />

die Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit vielfältigen Formen <strong>der</strong> Verarbeitung<br />

von 9/11 aus <strong>der</strong> unmittelbaren Folgezeit bis <strong>in</strong><br />

die Gegenwart dar. Historische Arbeitsweisen f<strong>in</strong>den hier<br />

neben literaturwissenschaftlichen Methoden <strong>und</strong> Ansätzen<br />

<strong>der</strong> Cultural Studies Anwendung. Liegen <strong>der</strong> Wahrnehmung<br />

<strong>und</strong> späteren Verarbeitung von Geschehnissen wie<br />

9/11 gewisse medien- <strong>und</strong> genreübergreifende Narrative<br />

zugr<strong>und</strong>e? Welche kulturellen <strong>und</strong> <strong>in</strong>dividuellen Unterschiede<br />

treten uns <strong>in</strong> <strong>der</strong> Verarbeitung des 11. Septembers<br />

entgegen? Und welche Rolle spielen Medien <strong>und</strong> Kunst<br />

überhaupt <strong>in</strong> dieser Kette von Wahrnehmung <strong>und</strong> Verarbeitung<br />

von Ereignissen?<br />

Neben Kurzreferaten wird vor allem die <strong>in</strong>tensive Diskussion<br />

<strong>in</strong> Kle<strong>in</strong>gruppen <strong>und</strong> im Plenum die Arbeitsweise des<br />

Kurses bestimmen. Sowohl Textarbeit als auch die Analyse<br />

von Bil<strong>der</strong>n, Musikstücken <strong>und</strong> Filmen werden hierfür die<br />

Gr<strong>und</strong>lage bilden.<br />

Christian Wie<strong>der</strong>mann (Jg. 1982) absolvierte nach <strong>der</strong> Mittleren Reife e<strong>in</strong>e Berufsausbildung<br />

zum Zimmerer <strong>und</strong> war e<strong>in</strong> weiteres Jahr im Beruf tätig. Nach<br />

dem Zivildienst holte er se<strong>in</strong> Abitur auf dem zweiten Bildungsweg am Sem<strong>in</strong>ar St.<br />

Pirm<strong>in</strong> (Sasbach) nach. Seit 2008 studiert er Geschichte <strong>und</strong> Germanistik an <strong>der</strong><br />

Universität Freiburg. Als passionierter Lagerfeuergitarrist ist er seit Jahren <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Jugendarbeit aktiv, vielfältig musikalisch unterwegs <strong>und</strong> Tra<strong>in</strong>er für Geräteturnen.<br />

Außerdem ist Christian bekennen<strong>der</strong> Tatort-Fan.


Kurs JGW 2.6<br />

Wie utopisch ist »Utopia«?<br />

Staatsutopien <strong>der</strong> frühen Neuzeit <strong>in</strong> komparatistischer Perspektive<br />

Wenn man von etwas sagt, es sei »utopisch«, so me<strong>in</strong>t<br />

man damit zumeist, es sei unrealistisch, wirklichkeitsfern<br />

<strong>und</strong> kaum zu verwirklichen. »Utopie«<br />

h<strong>in</strong>gegen nennt man die Vorstellung von<br />

e<strong>in</strong>er idealen Lebensform o<strong>der</strong> die Vision<br />

e<strong>in</strong>er glücklichen Zukunft. Wie passt das<br />

zusammen?<br />

Mit »Utopia« (1516) hat Thomas Morus<br />

<strong>der</strong> literarischen Gattung <strong>der</strong> (Staats-)<br />

Utopie ihren Namen gegeben. Im Kurs<br />

wird dieses Gründungswerk <strong>der</strong> utopischen Literatur, das<br />

bis heute nichts von se<strong>in</strong>er Fasz<strong>in</strong>ation e<strong>in</strong>gebüßt hat, e<strong>in</strong>gehend<br />

betrachtet. Utopia lässt sich unter e<strong>in</strong>er Vielzahl<br />

von Gesichtspunkten lesen: als literarische Erzählung, als<br />

Reisebericht, als philosophische Abhandlung o<strong>der</strong> als politisches<br />

Traktat. Diese Vielzahl möglicher Perspektiven führt<br />

zu e<strong>in</strong>em ebenso breiten Spektrum an unterschiedlichen<br />

Interpretationen, die e<strong>in</strong>e Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit dem<br />

Kursleitung<br />

(17. BIS 26. AUGUST 2012) JGW-SCHÜLERAKADEMIE PAPENBURG II<br />

Werk sehr spannend machen. Durch die Betrachtung von<br />

»Utopia« aus verschiedenen Blickw<strong>in</strong>keln, wird <strong>der</strong> Kurs<br />

e<strong>in</strong>igen <strong>der</strong> Fragen nach-<br />

gehen, die Leser<strong>in</strong>nen <strong>und</strong><br />

Leser des Buches seit langem<br />

beschäftigen, etwa:<br />

Ist Utopia als ernsthafter<br />

Vorschlag für politische<br />

Reformen geme<strong>in</strong>t? Ist<br />

die im Werk dargestellte<br />

<strong>Gesellschaft</strong> überhaupt<br />

e<strong>in</strong> Idealstaat? Und was hat Utopia uns heute noch zu sagen?<br />

Dabei werden <strong>in</strong> die Arbeit am Text Sichtweisen <strong>und</strong><br />

Fragestellungen unterschiedlicher Diszipl<strong>in</strong>en wie Politik,<br />

Geschichte, Literaturwissenschaft <strong>und</strong> Philosophie e<strong>in</strong>fließen.<br />

Anhand des Textes lassen sich zudem E<strong>in</strong>blicke <strong>in</strong> die<br />

Kultur des Humanismus <strong>und</strong> die humanistischen Vorstellungen<br />

von Bildung, Erziehung, dem guten Leben <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

richtigen Staatsverfassung gew<strong>in</strong>nen, die ihrerseits auf die<br />

historische <strong>und</strong> politische Situation im England des 16.<br />

Jahrhun<strong>der</strong>ts antworten.<br />

»Utopia« <strong>und</strong> »Nova Atlantis« s<strong>in</strong>d zunächst auf<br />

Late<strong>in</strong> verfasst worden. Im Kurs wird mit deutschen<br />

Übersetzungen gearbeitet, ggf. ist jedoch auch e<strong>in</strong><br />

Blick <strong>in</strong> das Orig<strong>in</strong>al vorgesehen. Late<strong>in</strong>kenntnisse<br />

s<strong>in</strong>d daher hilfreich, aber ke<strong>in</strong>e Voraussetzung für die<br />

Teilnahme.<br />

Bernhard Stricker (Jg. 1988) absolvierte nach dem Abitur am Gymnasium Paul<strong>in</strong>um<br />

<strong>in</strong> Münster se<strong>in</strong>en Zivildienst im Kulturzentrum GREND e.V. <strong>in</strong> Essen. Seit 2008<br />

studiert er Allgeme<strong>in</strong>e <strong>und</strong> Vergleichende Literaturwissenschaft <strong>und</strong> Philosophie <strong>in</strong><br />

Bochum. Nebenbei machte er e<strong>in</strong>e Gr<strong>und</strong>ausbildung Theaterpädagogik am Theaterpädagogischen<br />

Zentrum Ruhr. Bernhard sammelte Erfahrungen als Sprachlehrer <strong>und</strong><br />

Gruppenleiter sowie im Bereich Schauspiel <strong>und</strong> Theater. Zudem konnte er e<strong>in</strong> bisschen<br />

<strong>in</strong>ternationale Luft bei Auslandsaufenthalten <strong>in</strong> Frankreich <strong>und</strong> Italien schnuppern.<br />

Utopia / Thomas More;<br />

Quelle: Bildarchiv des UNESCO Kompetenzzentrums,<br />

Unesco Kompetenzzentrum an <strong>der</strong><br />

Universität Pa<strong>der</strong>born, Pa<strong>der</strong>born<br />

Neben Morus’ klassischem Werk ist es lohnenswert, zwei<br />

weitere berühmte Utopien <strong>der</strong> frühen Neuzeit <strong>in</strong> Augensche<strong>in</strong><br />

zu nehmen: Tommaso Campanellas »Sonnenstadt«<br />

(1602) <strong>und</strong> Francis Bacons »Nova Atlantis« (1627). Sie<br />

führen das von Morus begründete Genre <strong>der</strong> Staatsutopie<br />

fort, rücken jedoch ganz an<strong>der</strong>e Vorstellungen von e<strong>in</strong>em<br />

guten Leben <strong>in</strong> den Mittelpunkt. Aus e<strong>in</strong>em Vergleich <strong>der</strong><br />

drei Werke wird sich schließlich vielleicht e<strong>in</strong>e Antwort<br />

auf die Frage ergeben, was eigentlich das »Utopische« an<br />

Utopien ist – <strong>und</strong> vielleicht, wer weiß, e<strong>in</strong>e Antwort darauf,<br />

warum »a map of the world that does not <strong>in</strong>clude Utopia is<br />

not even worth glanc<strong>in</strong>g at« (Oscar Wilde).<br />

Sonja Völker (Jg. 1987) absolvierte 2006 ihr Abitur am Erasmus-Gymnasium <strong>in</strong><br />

Grevenbroich. Seither studiert sie Late<strong>in</strong>, Geschichte <strong>und</strong> Griechisch <strong>in</strong> Tüb<strong>in</strong>gen<br />

<strong>und</strong> London (Ontario). Im Sommer 2009 unterrichtete sie für drei Monate<br />

<strong>in</strong> Ghana im Rahmen e<strong>in</strong>es Freiwilligendienstes. An <strong>der</strong> Universität arbeitet sie<br />

als Tutor<strong>in</strong> für Sprachkurse sowie als Mentor<strong>in</strong> für wissenschaftliches Arbeiten.<br />

Sonja engagiert sich ehrenamtlich <strong>in</strong> Gremien <strong>der</strong> universitären Selbstverwaltung<br />

<strong>und</strong> im Vorstand des Forum Offene Religionspolitik e.V.<br />

–– 101


102 ––<br />

PROGRAMME IM AUSLAND 2012<br />

Programme<br />

im Ausland 2012<br />

<strong>Akademie</strong>n <strong>in</strong> Litauen,<br />

Polen <strong>und</strong> Österreich<br />

Seit e<strong>in</strong>igen Jahren unterhält die Deutsche Schüler<strong>Akademie</strong> Austauschabkommen mit ausländischen Partnern, die vergleichbare<br />

Maßnahmen wie die Deutsche Schüler<strong>Akademie</strong> anbieten. Auch im Jahr 2012 werden diese Austauschprogramme<br />

fortgesetzt.<br />

Summer Academy <strong>in</strong> Nida,<br />

16. bis 26. August 2012 <strong>in</strong> Litauen<br />

In diesem Jahr organisiert die Deutsche Schüler<strong>Akademie</strong><br />

zum fünften Mal e<strong>in</strong> Austauschabkommen mit <strong>der</strong> National<br />

Student Academy of Lithuania, die jedes Jahr e<strong>in</strong>e <strong>Akademie</strong><br />

für hochbegabte Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler <strong>in</strong> Litauen<br />

ausrichtet.<br />

Die Teilnahmegebühr für die <strong>Akademie</strong> <strong>in</strong> diesem Jahr (16.<br />

bis 26. August 2012) beträgt 780 Euro (390 Euro Teilnahmegebühr<br />

plus 390 Euro für Unterbr<strong>in</strong>gung <strong>und</strong> Vollverpflegung)<br />

zuzüglich Reisekosten.<br />

»You are <strong>in</strong>vited to jo<strong>in</strong> the Economics section and together with a<br />

dozen 16–18-year-old peers from Lithuania deepen your know-<br />

ledge of Market<strong>in</strong>g and PR, F<strong>in</strong>ance, Sales, Personnel Management,<br />

International Investment, Entrepreneurship, Lea<strong>der</strong>ship<br />

and other topics guided by top managers and professionals from<br />

lead<strong>in</strong>g Lithuanian and <strong>in</strong>ternational companies. Sem<strong>in</strong>ars are<br />

structured <strong>in</strong> an enterta<strong>in</strong><strong>in</strong>g way – there are plenty of discussions,<br />

case studies, and <strong>in</strong>teractive games.<br />

Your action-packed day at the Academy will start at 8.00 a.m.<br />

with breakfast followed by two 1.5-hour subject <strong>in</strong>teractive<br />

classes. Topics covered dur<strong>in</strong>g previous Summer Academies<br />

<strong>in</strong>cluded Entrepreneurship, Bus<strong>in</strong>ess Plan Preparation, Implement<strong>in</strong>g<br />

Bus<strong>in</strong>ess Ideas, Methods for F<strong>in</strong>anc<strong>in</strong>g Bus<strong>in</strong>ess, Bus<strong>in</strong>ess<br />

Models and Strategies, etc.<br />

After lunch you will be welcome to jo<strong>in</strong> a 1.5 hour self-development<br />

lecture. In the afternoon you will have some spare time for<br />

sightsee<strong>in</strong>g, go<strong>in</strong>g to the beach and sport<strong>in</strong>g activities. Each day<br />

you will have a chance to m<strong>in</strong>gle with all Summer Academy’s<br />

students at a daily even<strong>in</strong>g event – a concert, c<strong>in</strong>ema or guest<br />

even<strong>in</strong>g, a m<strong>in</strong>d storm or a theatre project.<br />

The Summer Academy is organised by the National Student<br />

Academy of Lithuania. Every year the best Academy’s students<br />

as well as the most talented young musicians are <strong>in</strong>vited to participate<br />

and create a versatile and dynamic community of young<br />

<strong>in</strong>tellectuals study<strong>in</strong>g Economics, Philology, Maths, Physics and<br />

Astronomy, Chemistry, History, Biochemistry, Computer Science<br />

and Music.<br />

Lithuania is a small Baltic country with a population of 3.5<br />

million people. Nida is a neat and cosy village <strong>in</strong> westernmost<br />

Lithuania, <strong>in</strong> the Curonian Spit that is <strong>in</strong>scribed on UNESCO’s<br />

List of World Heritage.«<br />

Interessenten melden sich bitte bei <strong>der</strong> Geschäftsstelle <strong>der</strong><br />

Deutschen Schüler<strong>Akademie</strong>.


Multidiscipl<strong>in</strong>ary Scientific Camp, Polen<br />

Der Polish Children´s F<strong>und</strong>, e<strong>in</strong>e polnische Organisation<br />

zur För<strong>der</strong>ung von hochbegabten Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong><br />

Schülern, organisiert seit dem Jahr 1986 multidiszipl<strong>in</strong>äre<br />

wissenschaftliche Camps (Schülerakademien) für hoch begabte<br />

polnische Schüler. Jedes Jahr treffen sich etwa 80–90<br />

Schüler <strong>der</strong> Mittelschulen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Umgebung von Warschau.<br />

Das Camp f<strong>in</strong>det <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em gut ausgestatteten Konferenzzentrum<br />

(Zweibettzimmer mit Bad) mit Computerräumen,<br />

Schwimmbad <strong>und</strong> Sportanlagen am Waldesrand <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nähe<br />

von Warschau statt.<br />

Auf dem Programm des Camps stehen jeden Tag zur Wahl:<br />

drei Vorlesungen <strong>der</strong> besten polnischen Wissenschaftler,<br />

acht bis zehn Workshops, zwei allgeme<strong>in</strong>e Diskussionstreffen<br />

mit hervorragenden Persönlichkeiten <strong>der</strong> Wissenschaft,<br />

Literatur <strong>und</strong> Kultur, Vorträge <strong>der</strong> Teilnehmenden, Sport<br />

<strong>und</strong> psychologische Workshops. Jede(r) Teilnehmende soll<br />

<strong>in</strong> alle Aktivitäten e<strong>in</strong>mal täglich h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>schnuppern. Es gibt<br />

auch e<strong>in</strong> Konzert <strong>der</strong> klassischen Musik <strong>und</strong> Filmabende.<br />

Im Jahr 2012 wird die <strong>Akademie</strong> vom 27. April bis 5. Mai<br />

stattf<strong>in</strong>den.<br />

Teilnahmevoraussetzungen s<strong>in</strong>d die gleichen wie bei <strong>der</strong><br />

Deutschen Schüler<strong>Akademie</strong>, außerdem wird e<strong>in</strong>e sehr<br />

gute polnische Sprachkompetenz erwartet. Die Eigenbeteiligung<br />

beträgt 180 Euro.<br />

Interessenten melden sich bitte so bald wie möglich bei <strong>der</strong><br />

Geschäftsstelle <strong>der</strong> Deutschen Schüler<strong>Akademie</strong>, damit sie<br />

nähere Informationen zum polnischen Programm erhalten<br />

können.<br />

Internationale Sommerakademie Obertrum,<br />

Österreich<br />

E<strong>in</strong> Austauschabkommen für e<strong>in</strong>ige Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong><br />

Schüler unterhält die Deutsche Schüler<strong>Akademie</strong> mit <strong>der</strong><br />

Pädagogischen Hochschule Salzburg, Österreich, die vom<br />

1. bis 4. Juli 2012 die Sommerakademie Obertrum, 20 km<br />

nördlich von Salzburg am gleichnamigen See ausrichtet.<br />

Die Unterbr<strong>in</strong>gung erfolgt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Landesberufsschule Obertrum,<br />

e<strong>in</strong>er Tourismusschule mit exzellenter Infrastruktur,<br />

die jede Art von Freizeitaktivitäten erlaubt.<br />

Angeboten werden <strong>in</strong>sgesamt vier Workshops zu naturwissenschaftlichen,<br />

wirtschaftlichen <strong>und</strong> kreativen Themen.<br />

Die Teilnehmenden melden sich im Vorfeld für e<strong>in</strong>en <strong>der</strong><br />

angebotenen Workshops <strong>und</strong> arbeiten <strong>in</strong>sgesamt fünf Halbtage<br />

<strong>in</strong> Gruppen zu etwa fünfzehn Personen.<br />

PROGRAMME IM AUSLAND 2012<br />

Die an <strong>der</strong> Sommerakademie Obertrum <strong>in</strong>teressierten<br />

Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler können ab dem 26. März 2012<br />

genauere Programm<strong>in</strong>formationen abrufen unter: www.phsalzburg.at/ahs/begabtenfoer<strong>der</strong>ung.<br />

Die Eigenbeteiligung beträgt 75 Euro.<br />

Interessenten melden sich bitte bei <strong>der</strong> Geschäftsstelle <strong>der</strong><br />

Deutschen Schüler<strong>Akademie</strong>.<br />

Internationale Sommerakademie Semmer<strong>in</strong>g,<br />

Österreich<br />

Bereits zum 14. Mal wird dieses Jahr die Internationale<br />

Sommerakademie Semmer<strong>in</strong>g <strong>in</strong> Nie<strong>der</strong>österreich für leistungsbereite<br />

Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler abgehalten. Diese<br />

<strong>Akademie</strong> wird vom Vere<strong>in</strong> zur För<strong>der</strong>ung begabter <strong>und</strong><br />

hochbegabter Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler <strong>in</strong> Nie<strong>der</strong>österreich,<br />

vom Landesschulrat für Nie<strong>der</strong>österreich, Referat für<br />

Begabtenför<strong>der</strong>ung, <strong>und</strong> von <strong>der</strong> Begabtenakademie Nie<strong>der</strong>österreich<br />

ausgerichtet. Sie f<strong>in</strong>det vom 20. bis 28. Juni<br />

2012 statt.<br />

Die Teilnehmenden können e<strong>in</strong>en von zwölf Kursen wählen.<br />

Das Kursangebot umfasst auch dieses Jahr wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e<br />

Palette an <strong>in</strong>teressanten Inhalten <strong>und</strong> spannt den Bogen<br />

von den Geisteswissenschaften (Sprachen, Kunst, Kultur)<br />

h<strong>in</strong> zu den naturwissenschaftlichen Fachbereichen (Mathematik,<br />

Biologie, Chemie, Physik). So können sich die<br />

Jugendlichen unter <strong>der</strong> Anleitung von äußerst motivierten<br />

<strong>und</strong> engagierten Kursleiter<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Kursleitern mit neuartigen<br />

Kursthemen ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzen – beispielsweise<br />

anspruchsvolle mathematische Aufgabenstellungen lösen,<br />

naturwissenschaftliche Phänomene erforschen o<strong>der</strong> kreative<br />

Erfahrungen machen – <strong>und</strong> <strong>in</strong> neue Wissensgebiete<br />

e<strong>in</strong>tauchen.<br />

Alle Kurse garantieren neben <strong>in</strong>tellektuellen Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

im Unterricht auch e<strong>in</strong> Rahmenprogramm während<br />

<strong>der</strong> Pausen bzw. <strong>in</strong> <strong>der</strong> kursfreien Zeit. Kooperatives<br />

–– 103


104 ––<br />

PROGRAMME IM AUSLAND 2012<br />

Arbeiten <strong>und</strong> Kopfzerbrechen haben genauso Platz wie<br />

geme<strong>in</strong>sames Erleben <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e ordentliche Portion Spaß<br />

beim sportlichen Ausgleich. Neben <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Begabungen<br />

geht es auch um den Austausch untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />

o<strong>der</strong> mit den Referent<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Referenten.<br />

Die Teilnahmevoraussetzungen entsprechen denen <strong>der</strong><br />

Deutschen Schüler<strong>Akademie</strong>. Die Eigenbeteiligung beträgt<br />

330 Euro. Informationen zur <strong>Akademie</strong> s<strong>in</strong>d auch auf <strong>der</strong><br />

Internetseite des Landesschulrates http://bbf.lsr-noe.gv.at/<br />

erhältlich.<br />

Kursbeschreibungen Sommerakademie Semmer<strong>in</strong>g<br />

Kurs 1: »Ost-West-Dialog: Slawische <strong>und</strong> romanische<br />

Sprachen synchron«<br />

(Geme<strong>in</strong>sam Sprachen lernen)<br />

In <strong>der</strong> ersten Hälfte des Kurses werden aktive Gr<strong>und</strong>kenntnisse<br />

aus Russisch (Lese- <strong>und</strong> Schreibkompetenz, M<strong>in</strong>imalkonversation)<br />

<strong>und</strong> anhand von CD-ROMs <strong>und</strong> zahlreichen<br />

Aufschriften bescheidene passive Kenntnisse (Lese- <strong>und</strong><br />

Verstehenskompetenz) <strong>in</strong> sechs an<strong>der</strong>en slawischen Sprachen<br />

(Tschechisch, Slowakisch, Polnisch, Kroatisch, Slowenisch,<br />

Bulgarisch) erworben. In <strong>der</strong> zweiten Hälfte des<br />

Kurses werden – zum Teil über die Arbeitssprache Englisch<br />

– unter Beise<strong>in</strong> e<strong>in</strong>es spanischen Native Speaker aktive<br />

Gr<strong>und</strong>kenntnisse aus Spanisch (Lese- <strong>und</strong> Schreibkompetenz,<br />

M<strong>in</strong>imalkonversation) <strong>und</strong> anhand von CD-ROMs<br />

<strong>und</strong> e<strong>in</strong>igen Aufschriften passive Kenntnisse (bescheidene<br />

Rezeptivkompetenz) <strong>in</strong> drei an<strong>der</strong>en romanischen Sprachen<br />

(Französisch, Portugiesisch, Rumänisch) erworben.<br />

Somit ergibt sich e<strong>in</strong>e optimale Möglichkeit <strong>der</strong> Interkomprehension<br />

<strong>und</strong> e<strong>in</strong> synergistischer Effekt <strong>der</strong> Verstehenskompetenz<br />

<strong>und</strong> Sprachanwendung für alle Kursteilnehmenden<br />

– unabhängig davon, ob Anfänger o<strong>der</strong> Fortgeschrittene.<br />

Es ist auch geplant, e<strong>in</strong>e Vorlesung zur Didaktik <strong>der</strong><br />

»Mehrsprachigkeit« am Slawistischen Institut <strong>der</strong> Universität<br />

Wien am 22.6. zu besuchen.<br />

Der Kurs richtet sich an Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler, die<br />

e<strong>in</strong>e slawische <strong>und</strong>/o<strong>der</strong> romanische Sprache bereits <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Schule lernen bzw. im Kurs neu lernen wollen, <strong>und</strong><br />

»Muttersprachler« diverser slawischer bzw. romanischer<br />

Sprachen, die über ihre Brückensprache an<strong>der</strong>e verwandte<br />

Sprachen auf <strong>in</strong>novative Weise kennenlernen wollen.<br />

Kurs 2: »Aufschrei aus Unrecht – Die<br />

Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit Verstößen gegen<br />

Recht <strong>und</strong> Würde des Menschen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Literatur des 20. <strong>und</strong> 21. Jahrhun<strong>der</strong>ts«<br />

(Deutsch/Literatur)<br />

Autoren aller Epochen schufen Erbauliches, Unterhaltsames<br />

o<strong>der</strong> Belehrendes, manche von ihnen sahen sich<br />

zudem als Mahner. Sie versuchten <strong>in</strong> ihren Werken meist<br />

e<strong>in</strong>e fiktive Welt zu erschaffen, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Unrecht aufgezeigt<br />

wird. E<strong>in</strong> Unrecht, das auch im realen Umfeld herrscht,<br />

unbarmherziger als so manches Dichterhirn sich dies ausmalen<br />

kann. Dies betrifft nicht nur Kriege <strong>und</strong> bewaffnete<br />

Konflikte <strong>und</strong> beschränkt sich nicht auf die Bewältigung<br />

von Nationalsozialismus <strong>und</strong> Stal<strong>in</strong>ismus. Auf allen Kont<strong>in</strong>enten<br />

<strong>der</strong> Erde werden Menschen nach wie vor gepe<strong>in</strong>igt<br />

<strong>und</strong> verfolgt, weil sie die Konformität mit den Machthabern<br />

<strong>und</strong> Herrschaftssystemen verweigern.<br />

Anhand ausgewählter Werke <strong>der</strong> Literatur, vor allem des<br />

20. <strong>und</strong> 21. Jahrhun<strong>der</strong>ts, wird versucht, den Aufschrei <strong>der</strong><br />

Unterdrückung herauszuhören beziehungsweise herauszulesen.<br />

In <strong>der</strong> Folge soll <strong>der</strong> Kontext zu den H<strong>in</strong>tergründen<br />

erforscht <strong>und</strong> mit diesen verglichen werden. Die Frage, <strong>in</strong>wieweit<br />

h<strong>in</strong>ter Fiktion <strong>und</strong> Fantasie tatsächliche Nöte <strong>und</strong><br />

Verstöße gegen Rechte <strong>und</strong> Würde <strong>der</strong> Menschen stehen,<br />

ist e<strong>in</strong> zentrales Anliegen des Kurses.<br />

Bitte nach Möglichkeit e<strong>in</strong> Notebook für die Kursarbeit<br />

mitnehmen.<br />

Kurs 3: »Die EU <strong>und</strong> Du: Recherchieren,<br />

Diskutieren, Präsentieren«<br />

(Rhetorik/Geschichte)<br />

In diesem Kurs sollen die Teilnehmenden ihre persönliche<br />

Wirkung <strong>und</strong> ihre Überzeugungskraft <strong>in</strong> Diskussionen,<br />

Vorträgen <strong>und</strong> Präsentationen steigern <strong>und</strong> mehr über die<br />

unbewusste Macht von Stimme, Sprache <strong>und</strong> Körpersprache<br />

erfahren.<br />

Sie erhalten konkretes Feedback <strong>und</strong> Anregungen zu ihrem<br />

Auftreten <strong>und</strong> <strong>der</strong> Art <strong>und</strong> Weise, wie sie Inhalte präsentieren.<br />

Praxisnah wird erarbeitet, wie Stimme, Sprechweise,<br />

Sprachgestaltung <strong>und</strong> persönliche Wirkung e<strong>in</strong>gesetzt<br />

werden können, um Auftritte noch wirkungsvoller <strong>und</strong><br />

ergebnissicherer zu gestalten <strong>und</strong> die Lust am Sprechen zu<br />

wecken.<br />

Inhaltlich werden wir uns dabei an e<strong>in</strong>er Thematik orientieren,<br />

mit <strong>der</strong> sich <strong>in</strong> letzter Zeit die Politik <strong>und</strong> folglich<br />

auch die Medien tagtäglich ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>gesetzt haben: »Die<br />

EU <strong>und</strong> Du.«


Sem<strong>in</strong>ar<strong>in</strong>halt:<br />

� Die Wirkung von Stimme, Sprechweise <strong>und</strong> Körpersprache<br />

erfahren<br />

� Sicher, verständlich <strong>und</strong> klangvoll sprechen<br />

� Erfolgreiche Rhetorik: Ziel ist es, se<strong>in</strong>e Wirkung <strong>und</strong><br />

Überzeugungskraft zu steigern, Diskussions-, Gesprächsstrategien<br />

<strong>und</strong> Redekonzepte zu entwickeln,<br />

klar <strong>und</strong> verständlich wie auch kompetent zu sprechen.<br />

Es wird wahrnehmungsorientiert gearbeitet, Videoanalysen,<br />

Gruppen- <strong>und</strong> Tra<strong>in</strong>erfeedback sichern e<strong>in</strong>e hohe Anwendbarkeit<br />

<strong>der</strong> Lernergebnisse.<br />

Es ist daran gedacht, im Rahmen e<strong>in</strong>er<br />

Exkursion nach Brüssel mit Mitglie<strong>der</strong>n<br />

<strong>der</strong> ständigen Vertretung Öster reichs <strong>und</strong><br />

EU-Parlamentariern über das Thema dieses<br />

Kurses zu diskutieren.<br />

Dieser Kurs richtet sich an jene Interessierten,<br />

die an e<strong>in</strong>er gezielten Weiterentwicklung<br />

ihres persönlichen <strong>und</strong> rhetorischen Auftretens<br />

sowie dem vertiefenden Kennenlernen<br />

von Strukturen <strong>und</strong> Mechanismen <strong>in</strong> <strong>der</strong> EU<br />

<strong>in</strong>teressiert s<strong>in</strong>d.<br />

Kurs 4: »Discuss with us – The Stage is Yours«<br />

(Englisch/Deutsch-Debattierklub)<br />

Man hat viel zu sagen! Es sprudelt nur so aus e<strong>in</strong>em heraus!<br />

Jetzt sucht man e<strong>in</strong>e Plattform, die e<strong>in</strong>em Gehör<br />

verschafft. Man sucht Gleichges<strong>in</strong>nte, mit denen man sich<br />

austauschen <strong>und</strong> messen kann. Super: Wir bieten all das!<br />

In diesem <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>ären Kurs kann man Methoden<br />

aus den Bereichen <strong>der</strong> Dramapädagogik <strong>und</strong> <strong>der</strong> Sprechtheorie<br />

kennenlernen, um se<strong>in</strong>e Me<strong>in</strong>ung effektiv an den<br />

Mann/an die Frau zu br<strong>in</strong>gen. Ob zum Tagesgeschehen, zu<br />

<strong>Gesellschaft</strong>spolitik, Wissenschaft o<strong>der</strong> Ethik – die eigene<br />

Me<strong>in</strong>ung ist wichtig!<br />

Man lernt, sich Gehör zu verschaffen, se<strong>in</strong>e Position auf<br />

den Punkt zu br<strong>in</strong>gen, se<strong>in</strong>e Argumentation zu strukturieren<br />

<strong>und</strong> alle mit se<strong>in</strong>em souveränen Auftreten zu überzeugen.<br />

Kurs 5: »Gut o<strong>der</strong> böse? – Ethische Fallanalysen«<br />

(Philosophie)<br />

Die technisch-wissenschaftliche Rationalität unserer Zeit<br />

führt dazu, dass die Möglichkeiten des menschlichen<br />

Handelns immer mehr erweitert werden, ohne dass <strong>der</strong><br />

größere Spielraum auch<br />

moralisch bedacht wird.<br />

Das, was man tun kann, ist<br />

aber nicht schon das, was<br />

man auch tun sollte. Daher<br />

wird die ethische Reflexion<br />

heute immer dr<strong>in</strong>glicher,<br />

wenn neue moralische<br />

Problemfel<strong>der</strong> entstehen,<br />

z.B. <strong>in</strong> <strong>der</strong> Mediz<strong>in</strong> (Klonen,<br />

Organtransplantation,<br />

Sterbehilfe usw.) <strong>und</strong> <strong>in</strong><br />

an<strong>der</strong>en Bereichen <strong>der</strong> angewandten<br />

Ethik, wie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Technikethik, Tierethik o<strong>der</strong><br />

Umweltethik. Oft geht es um nichts weniger als den Verlust<br />

<strong>der</strong> Menschenwürde o<strong>der</strong> die Zerstörung des Ökosystems<br />

auf diesem Planeten.<br />

Im Philosophie-Kurs werden arbeitsteilig zu selbst gewählten<br />

Themen moralische Argumentationen anhand aktueller<br />

Fallbeispiele analysiert. Um die Frage zu beantworten, ob<br />

das Machbare auch gemacht werden soll, werden die ethischen<br />

Gr<strong>und</strong>begriffe auf <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>lage e<strong>in</strong>er allgeme<strong>in</strong>en<br />

E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> die Philosophie geklärt <strong>und</strong> die logischen<br />

Werkzeuge <strong>und</strong> gängigen ethischen Argumentationsmodelle<br />

e<strong>in</strong>gesetzt. E<strong>in</strong>e solche ethische Reflexion ist heute notwendiger<br />

denn je, nicht zuletzt, um die Motive <strong>und</strong> Risiken<br />

<strong>der</strong> wissenschaftlich-technischen o<strong>der</strong> politisch-ökonomischen<br />

Möglichkeiten zu bewerten <strong>und</strong> so vielleicht <strong>der</strong>en<br />

PROGRAMME IM AUSLAND 2012<br />

voreilige <strong>und</strong> oft irreversible Umsetzung zu verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n.<br />

Die Teilnehmenden haben die Gelegenheit, brisante ethische<br />

Probleme unserer Zeit kritisch zu diskutieren, ihre<br />

Argumentationsstruktur genau zu untersuchen, die Ergebnisse<br />

zu präsentieren <strong>und</strong> eigenständig (z.B. essayistisch)<br />

darüber zu »philosophieren«. Falls sich die Möglichkeit dazu<br />

ergibt, soll auch <strong>der</strong> <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>äre Diskurs (z.B. mit<br />

dem Biologie-Kurs) gepflegt bzw. durch e<strong>in</strong>e Exkursion zu<br />

e<strong>in</strong>er Forschungse<strong>in</strong>richtung vertieft <strong>und</strong> veranschaulicht<br />

werden.<br />

Der Kurs richtet sich an diskussionsfreudige Schüler<strong>in</strong>nen<br />

<strong>und</strong> Schüler, die sich über die Fachgrenzen h<strong>in</strong>aus mit aktuellen<br />

ethischen Problemen analytisch ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzen<br />

wollen.<br />

Kurs 6: » ... <strong>und</strong> Action! – Die Antike im Film«<br />

(Interdiszipl<strong>in</strong>äres Late<strong>in</strong>-Lektüre-<br />

Filmprojekt)<br />

Anhand ausgewählter, im Regelunterricht üblicherweise<br />

nicht gelesener Texte werden verschiedene, die Antike<br />

betreffende Themenkreise aus historischer <strong>und</strong> kulturgeschichtlicher<br />

Sicht erarbeitet. Am Ende jedes Tages wird<br />

e<strong>in</strong> dazu passen<strong>der</strong> Film vorgeführt, <strong>der</strong> – aus <strong>der</strong> Sicht<br />

Hollywoods – dasselbe Thema zeigt.<br />

Die Teilnehmenden werden dar<strong>in</strong> geschult, den (absichtlichen<br />

o<strong>der</strong> unabsichtlichen) Ungenauigkeiten, Verzerrungen<br />

<strong>und</strong> falschen Darstellungen durch Regisseure <strong>und</strong><br />

Filmstudios auf die Spur zu kommen <strong>und</strong> so legendäre<br />

Hollywood-Blockbuster neu zu erleben <strong>und</strong> dabei gleichzeitig<br />

viele unbekannte Details über die Antike zu erfahren.<br />

Geplante Filme:<br />

Quo Vadis (USA 1951), Ben Hur (USA 1959), Cleopatra<br />

(USA 1963), Gladiator (UK/USA 2000), Troja (USA/<br />

Malta/England 2004), 300 (USA 2007).<br />

–– 105


106 ––<br />

PROGRAMME IM AUSLAND 2012<br />

Kurs 7: »Digitale Bildbearbeitung, 3D-Grafik <strong>und</strong><br />

Animation – reale <strong>und</strong> virtuelle Welten«<br />

(Bildnerische Erziehung/Mediendesign)<br />

Der Kurs beschäftigt sich zunächst mit <strong>der</strong> Digitalfotografie,<br />

wobei die Aufnahmetechnik im selbst gebauten Studio<br />

im Mittelpunkt steht. Der zweite Schwerpunkt ist die<br />

Schaffung von virtuellen Welten mit Hilfe <strong>der</strong> 3D-Compu-<br />

tergrafik. Beim abschließenden Composit<strong>in</strong>g werden die<br />

realen Personen o<strong>der</strong> Gegenstände mit Hilfe professioneller<br />

Bildbearbeitung mit den Computergrafiken zusammengeführt.<br />

E<strong>in</strong> dritter Schwerpunkt des Kurses befasst sich mit<br />

Animationstechniken (Stop-Motion- <strong>und</strong> Computeranimation).<br />

Beispiele aus Kunst, Geschichte <strong>und</strong> Werbung sollen zu<br />

<strong>der</strong> Frage überleiten: Kann man Bil<strong>der</strong>n trauen? Wo endet<br />

Dokumentation bzw. wo beg<strong>in</strong>nt Manipulation? Wann<br />

s<strong>in</strong>d Bil<strong>der</strong> Kunst? E<strong>in</strong>e Videodokumentation soll den Kurs<br />

begleiten. Eigene Digitalfotoapparate (<strong>und</strong> Notebooks) <strong>der</strong><br />

Teilnehmenden s<strong>in</strong>d willkommen, aber nicht unbed<strong>in</strong>gt<br />

erfor<strong>der</strong>lich. Computergr<strong>und</strong>kenntnisse werden vorausgesetzt.<br />

E<strong>in</strong> Kursskriptum wird an die Teilnehmenden ausgegeben.<br />

Fachliteratur <strong>und</strong> Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs-DVDs stellt <strong>der</strong> Kursleiter für<br />

die Dauer des Kurses zur Verfügung.<br />

Willkommen s<strong>in</strong>d alle am Thema Interessierten, die sich<br />

dann auch auf e<strong>in</strong>en abwechslungsreichen <strong>und</strong> <strong>in</strong>tensiven<br />

Kurs freuen können.<br />

Kurs 8: Physik<br />

Das Austrian Young Physicists’ Tournament (AYPT) ist e<strong>in</strong><br />

nationaler, teamorientierter, wissenschaftlicher Wettbewerb<br />

zwischen Schüler/<strong>in</strong>nen-Teams. Die besten Schüler/<strong>in</strong>nen<br />

vertreten als Nationalteam Österreich beim IYPT (International<br />

Young Physicists’ Tournament). Im Rahmen dieses<br />

Wettbewerbs präsentieren <strong>und</strong> diskutieren Schüler/<strong>in</strong>nen-<br />

Teams ihre Ergebnisse zu wissenschaftlichen Aufgabenstellungen,<br />

an denen sie zuvor etwa e<strong>in</strong> halbes Jahr gearbeitet<br />

haben. Die Präsentation, wie auch die Verteidigung <strong>der</strong><br />

Lösung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Diskussion wird von e<strong>in</strong>er Jury, bestehend<br />

aus <strong>in</strong>ternationalen Experten, bewertet.<br />

Der Kurs dient als Vorbereitung für die Teilnahme am AYPT<br />

2013. Die besten Teilnehmenden dürfen Österreich beim<br />

<strong>in</strong>ternationalen Wettbewerb (IYPT) 2014 vertreten.<br />

Während <strong>der</strong> Sommerakademie 2012 wird im Team an<br />

AYPT Aufgaben gearbeitet, sich Wissen angeeignet <strong>und</strong><br />

dieses Wissen bei wissenschaftlichen Problemstellungen<br />

sowie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Diskussion von Aufgaben an<strong>der</strong>er Teams angewendet.<br />

Über e<strong>in</strong>e elektronische Plattform wird dann im<br />

folgenden Schuljahr die Zusammenarbeit im Team unter<br />

<strong>der</strong> Betreuung <strong>der</strong> Kursleiter<strong>in</strong> fortgesetzt. Zeitnah zum<br />

Wettbewerb ist auch e<strong>in</strong> zwei- bis dreitätiges Präsenztreffen<br />

<strong>der</strong> Wettbewerbsteilnehmenden geplant.<br />

Die offene Art <strong>der</strong> »AYPT Problems« bietet e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong><br />

die wissenschaftlichen Arbeitsweisen <strong>der</strong> Forschung. Man<br />

lernt, e<strong>in</strong>en Zugang zu bisher unbekannten Problemstellungen<br />

zu f<strong>in</strong>den. E<strong>in</strong> weiterer wichtiger Aspekt des AYPT<br />

ist auch die Rhetorik. Es ist wichtig die vorbereiteten Lösungen<br />

<strong>und</strong> Ergebnisse <strong>in</strong> überzeugen<strong>der</strong> <strong>und</strong> e<strong>in</strong>drucksvoller<br />

Art <strong>und</strong> Weise zu präsentieren. Darüber h<strong>in</strong>aus ist<br />

e<strong>in</strong>e gewisse Spontanität erfor<strong>der</strong>lich, um <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage zu<br />

se<strong>in</strong>, b<strong>in</strong>nen sehr kurzer Vorbereitungszeit e<strong>in</strong>e Kritik-Rede<br />

<strong>und</strong> anschließende Diskussion mit dem Gegner vorzubereiten.<br />

Das AYPT bietet die Gelegenheit zu üben, wie man sich<br />

<strong>und</strong> se<strong>in</strong>e Sache am besten »verkauft«.<br />

Da das AYPT vollständig <strong>in</strong> Englisch abgewickelt wird <strong>und</strong><br />

daher im Kurs auch Englisch als Arbeitssprache verwendet<br />

wird, werden damit auch die Fremdsprachenfähigkeiten<br />

geför<strong>der</strong>t <strong>und</strong> tra<strong>in</strong>iert. Insbeson<strong>der</strong>e eignet man sich<br />

fremdsprachliches Fach-Vokabular an, was im gewöhnlichen<br />

Englischunterricht nur sehr selten <strong>der</strong> Fall ist.<br />

Kurs 9: »Vom Gen zur Gentechnologie« (Biologie)<br />

Immer wie<strong>der</strong> hört <strong>und</strong> liest man von den möglichen Risiken<br />

<strong>der</strong> Gentechnologie. Die Me<strong>in</strong>ungen <strong>der</strong> Befürworter<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Gegner prallen hier häufig aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong>. Wenn man<br />

fragt, was Gentechnologie eigentlich ist, muss man immer<br />

wie<strong>der</strong> feststellen, dass das Wissen darüber bei großen Teilen<br />

<strong>der</strong> Bevölkerung äußerst dürftig ist. Wir wollen uns daher<br />

mit e<strong>in</strong>er Reihe von Fragen zur Gentechnologie <strong>in</strong>tensiv<br />

beschäftigen:<br />

� Was ist die DNA <strong>und</strong> wie ist sie chemisch aufgebaut?<br />

� Was ist e<strong>in</strong> Gen? Wozu brauchen wir es?


� Was s<strong>in</strong>d Erbkrankheiten? Wie wirken sich Verän<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>der</strong> Gene auf den Menschen aus?<br />

Nach den Gr<strong>und</strong>lagen geht es <strong>in</strong> die Tiefe. Wir werden<br />

uns mit den Methoden <strong>und</strong> Verfahren <strong>der</strong> Gentechnologie<br />

beschäftigen:<br />

� Was s<strong>in</strong>d Plasmide <strong>und</strong> wozu setzt man sie e<strong>in</strong>?<br />

� Was s<strong>in</strong>d Restriktionsenzyme <strong>und</strong> wie kann man damit<br />

die DNA schneiden?<br />

� Was ist Klonieren? Wie unterscheidet es sich vom<br />

Klonen?<br />

� Wie kann man mit <strong>der</strong> PCR die DNA vervielfältigen<br />

<strong>und</strong> anschließend sichtbar machen?<br />

Im Kurs soll es aber nicht nur um die Verfahren gehen,<br />

son<strong>der</strong>n auch um die Anwendungen. Was ist heute technisch<br />

möglich? Was von den Möglichkeiten darf o<strong>der</strong> soll<br />

man auch wirklich anwenden? S<strong>in</strong>d gentechnisch verän<strong>der</strong>te<br />

Lebensmittel wirklich gefährlich?<br />

Geplant ist auch das praktische Arbeiten im Labor <strong>der</strong><br />

Universität Graz. Dort werden die Kursteilnehmenden die<br />

Möglichkeit haben, die wichtigsten Verfahren <strong>der</strong> Gentechnologie<br />

selbst durchzuführen.<br />

Der Kurs richtet sich an Teilnehmende, die ihre Me<strong>in</strong>ung<br />

zur Gentechnologie nicht nur aus den Tageszeitungen<br />

holen wollen, son<strong>der</strong>n die mehr darüber wissen wollen<br />

<strong>und</strong> die auch ke<strong>in</strong>e Scheu haben, im Labor praktisch zu<br />

arbeiten.<br />

Kurs 10: » Von 0 auf 100 <strong>in</strong> 3,7 Sek<strong>und</strong>en – o<strong>der</strong> warum<br />

Technik nicht langweilig se<strong>in</strong> muss«<br />

(Fahrzeugtechnik)<br />

Das Studium <strong>der</strong> Fahrzeugtechnik bietet nicht nur e<strong>in</strong>e<br />

f<strong>und</strong>ierte praxisnahe Ausbildung, son<strong>der</strong>n lässt auch Emotionen<br />

<strong>und</strong> Spaß nicht zu kurz kommen.<br />

Man wird sich im Rahmen des Kurses vom Mittwoch bis<br />

zum Sonntag am Semmer<strong>in</strong>g mit e<strong>in</strong>igen Punkten <strong>der</strong><br />

Theorie zum KFZ wie zum Beispiel Mechanik, Festigkeit,<br />

Elektrizitätslehre, Thermodynamik aber auch mit dem Motor<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Fahrdynamik beschäftigen. Um jedoch e<strong>in</strong> ausgewogenes<br />

Verhältnis von Praxis <strong>und</strong> Theorie zu erreichen,<br />

sollen gr<strong>und</strong>legende physikalische Inhalte mit e<strong>in</strong>er Reihe<br />

von Experimenten überprüft werden.<br />

Kernpunkt des Kurses ist jedoch die dreitägige Exkursion<br />

zum Joanneum nach Graz, wo die technischen E<strong>in</strong>richtungen<br />

<strong>und</strong> Laboratorien besucht werden. Außerdem ist<br />

e<strong>in</strong> Treffen mit Studenten geplant, die an <strong>der</strong> »Formula<br />

Student« – e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>ternationalen Wettbewerb für Nachwuchs<strong>in</strong>genieure<br />

– mitmachen <strong>und</strong> uns natürlich auch ihr<br />

Rennauto zeigen werden.<br />

Mittlerweile konstruiert <strong>und</strong> baut das joanneum rac<strong>in</strong>g<br />

team se<strong>in</strong> neuntes Auto, um sich damit unter an<strong>der</strong>em <strong>in</strong><br />

Silverstone <strong>und</strong> am Hockenheimr<strong>in</strong>g mit <strong>der</strong> Konkurrenz<br />

zu messen. Dabei geht es nicht nur um Beschleunigung<br />

<strong>und</strong> Geschw<strong>in</strong>digkeit, son<strong>der</strong>n auch um Fahrsicherheit<br />

<strong>und</strong> Verbrauch <strong>und</strong> nicht zuletzt um den heiß begehrten<br />

Sieg im Konstruktionswettbewerb.<br />

Kurs 11: »Ressourcenknappheit <strong>und</strong> F<strong>in</strong>anzkrise.<br />

Können Wirtschaft <strong>und</strong> Technik die<br />

aktuellen Herausfor<strong>der</strong>ungen bewältigen?«<br />

(Wirtschaft/Technik)<br />

Energiekrise, F<strong>in</strong>anzkrise, Eurokrise – unsere Welt sche<strong>in</strong>t<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Krise zu se<strong>in</strong>. Doch ist sie das wirklich? Die Erde<br />

bietet genug Nahrung für über 10 Milliarden Menschen,<br />

gleichzeitig genießen die Menschen die höchste Lebenserwartung<br />

aller Zeiten. Es sche<strong>in</strong>t uns doch gut zu gehen,<br />

o<strong>der</strong>?<br />

Die Menschheit verbraucht immer schneller immer mehr<br />

Ressourcen, als die Erde dauerhaft zur Verfügung stellen<br />

kann. Fortschrittliche Technik <strong>und</strong> die damit verb<strong>und</strong>ene<br />

erhöhte Effizienz werden gerne als Allheilmittel für dieses<br />

Dilemma gesehen. Doch oft führen mo<strong>der</strong>ne Technologien<br />

zur Entwicklung neuer Produkte, welche zusätzliche<br />

PROGRAMME IM AUSLAND 2012<br />

Bedürfnisse im Konsumenten wecken. Die F<strong>in</strong>anz<strong>in</strong>stitutionen<br />

erleichtern <strong>der</strong>en Erfüllung durch immer kreativere<br />

F<strong>in</strong>anzprodukte.<br />

�� Haben viele Volkswirtschaften jahrelang über ihre<br />

Verhältnisse gelebt <strong>und</strong> dadurch die <strong>der</strong>zeitigen Krisen<br />

verursacht?<br />

�� Kann die Versorgung von über 10 Milliarden Menschen<br />

mit Energie, Nahrung <strong>und</strong> Wasser auf nachhaltige<br />

Weise erfolgen?<br />

�� Woher kommt das Geld <strong>und</strong> warum hat es e<strong>in</strong>en<br />

Wert?<br />

�� Wie kam es zur F<strong>in</strong>anzkrise <strong>und</strong> warum sprach man<br />

zuerst nur von e<strong>in</strong>er Immobilienkrise?<br />

�� Ist mehr Technik immer besser <strong>und</strong> wie viel Technik<br />

braucht <strong>der</strong> Mensch wirklich?<br />

�� Warum musste <strong>der</strong> durchschnittliche Deutsche 1970<br />

noch 96 M<strong>in</strong>uten für 1 kg Schwe<strong>in</strong>ekotelett arbeiten<br />

<strong>und</strong> heute nur mehr 23 M<strong>in</strong>uten?<br />

Man maßt sich nicht an, Antworten auf all diese Fragen<br />

zu haben. Das Ziel des Kurses besteht dar<strong>in</strong>, aktuelle Entwicklungen<br />

kritisch zu h<strong>in</strong>terfragen, <strong>der</strong>en Ursachen zu erforschen<br />

<strong>und</strong> Lösungsansätze zu entwickeln. So sollen die<br />

Teilnehmenden persönliche Antworten auf diese wichtigen<br />

<strong>und</strong> dr<strong>in</strong>genden Fragen f<strong>in</strong>den. Diskussionsr<strong>und</strong>en mit<br />

Gastreferenten zu ausgewählten Themen sowie zwei Exkursionstage<br />

ergänzen das Kursangebot.<br />

–– 107


NACH DEN AKADEMIEN GEHT ES WEITER! CLUB DER EHEMALIGEN E.V.<br />

Club <strong>der</strong> Ehemaligen<br />

<strong>der</strong> Deutschen Schüler<strong>Akademie</strong>n e.V. (CdE e.V.)<br />

Auch <strong>in</strong> diesem Jahr haben alle Teilnehmenden e<strong>in</strong>er Deutschen<br />

Schüler<strong>Akademie</strong> (DSA) Gelegenheit, zweie<strong>in</strong>halb<br />

Wochen <strong>Akademie</strong> mitzuerleben <strong>und</strong> mitzugestalten. Sie<br />

werden dabei Projekte bearbeiten, <strong>in</strong>teressante Menschen<br />

kennen lernen <strong>und</strong> über die Kursarbeit h<strong>in</strong>aus sich geme<strong>in</strong>sam<br />

Theater, Sport, Chor, Orchester <strong>und</strong> vielen an<strong>der</strong>en<br />

kursübergreifenden Aktivitäten widmen. Dieser <strong>in</strong>haltliche<br />

<strong>und</strong> persönliche Austausch muss nicht auf die Zeit<br />

<strong>der</strong> <strong>Akademie</strong> beschränkt bleiben. Um den Teilnehmenden<br />

die Möglichkeit zu geben, auch über das Erlebte h<strong>in</strong>aus <strong>in</strong><br />

regen Kontakt mit <strong>in</strong>teressierten Schüler<strong>in</strong>nen, Schülern,<br />

Studierenden <strong>und</strong> Berufstätigen aus ganz Deutschland <strong>und</strong><br />

vielen an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n zu treten, wurde <strong>der</strong> Club <strong>der</strong> Ehemaligen<br />

<strong>der</strong> Deutschen Schüler<strong>Akademie</strong>n (CdE e. V.) <strong>in</strong>s<br />

Leben gerufen.<br />

Der Vere<strong>in</strong> ist e<strong>in</strong> lebendiges Forum für Aktivitäten, Diskussionen,<br />

Bekanntschaften – <strong>in</strong> Deutschland <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Welt! Der CdE bietet se<strong>in</strong>en Mitglie<strong>der</strong>n vielfältige Möglichkeiten,<br />

eigene Ideen e<strong>in</strong>zubr<strong>in</strong>gen <strong>und</strong> zusammen mit<br />

an<strong>der</strong>en jungen Menschen umzusetzen.<br />

Zu se<strong>in</strong>en Angeboten zählen:<br />

Hauptsächlich veranstaltet <strong>der</strong> CdE <strong>Akademie</strong>n: Jedes Jahr<br />

gibt es e<strong>in</strong>e Pf<strong>in</strong>gst<strong>Akademie</strong> mit e<strong>in</strong>er Vielzahl <strong>in</strong>teressanter<br />

Kurse <strong>und</strong> viel Raum für <strong>in</strong>haltlichen Austausch,<br />

Club<strong>in</strong>terna <strong>und</strong> persönliche Kontakte. Knapp 400 Teilnehmende<br />

werden im Mai 2012 <strong>in</strong> Kirchheim (bei Bad<br />

Hersfeld) von an<strong>der</strong>en Ehemaligen angebotene Kurse besuchen<br />

<strong>und</strong> <strong>Akademie</strong>-Atmosphäre aufleben lassen.<br />

Ferner werden auch Sommer<strong>Akademie</strong>n veranstaltet. Über<br />

100 Teilnehmer werden sich e<strong>in</strong>e Woche lang wie auf<br />

108 ––<br />

e<strong>in</strong>er Schüler<strong>Akademie</strong> fühlen können: Es gibt <strong>in</strong>tensive<br />

Kursarbeit mit kursübergreifenden Aktivitäten <strong>und</strong> viel<br />

Zeit für nette Leute. Auch über Neujahr gibt es seit sechs<br />

Jahren e<strong>in</strong>e – ebenfalls e<strong>in</strong>wöchige – W<strong>in</strong>ter<strong>Akademie</strong>. Und<br />

seit 2009 gibt es sogar e<strong>in</strong>e Mult<strong>in</strong>ationale <strong>Akademie</strong>, wo<br />

sich die Ehemaligen <strong>der</strong> Mult<strong>in</strong>ationalen DSAs für e<strong>in</strong>ige<br />

Tage <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em osteuropäischen Land treffen. Über den<br />

CdE laufen zudem noch viele weitere Veranstaltungen, wie<br />

zum Beispiel: wissenschaftliche Sem<strong>in</strong>are, Musik-, <strong>und</strong> Skifreizeiten.<br />

Zweimal im Jahr ersche<strong>in</strong>t <strong>der</strong> exPuls, das offizielle Mitteilungsorgan<br />

des CdE mit vere<strong>in</strong>s<strong>in</strong>ternen Informationen<br />

<strong>und</strong> Ankündigungen, Berichten, Diskussionen <strong>und</strong> Fotos,<br />

sowie Artikeln von CdElern: Je<strong>der</strong> ist herzlich e<strong>in</strong>geladen,<br />

dazu beizutragen. Im CdElokal treffen sich <strong>in</strong> zahlreichen<br />

Städten regelmäßig CdEler zu verschiedenen Aktivitäten <strong>in</strong><br />

ungezwungener Atmosphäre. Gerade für Studienanfänger<br />

s<strong>in</strong>d diese Lokalgruppen <strong>in</strong>teressant: So lassen sich leicht<br />

Kontakte am neuen Hochschulort knüpfen!<br />

Unter <strong>der</strong> Adresse<br />

http://www.cde-ev.de/<br />

gibt es e<strong>in</strong> umfangreiches Internet-Angebot – unter an<strong>der</strong>em<br />

mit aktuellen Informationen zum CdE, se<strong>in</strong>en Angeboten<br />

<strong>und</strong> vor allem e<strong>in</strong>er Adressdatenbank.<br />

Die DSA-Mail<strong>in</strong>gliste bietet ihren Abonnenten e<strong>in</strong> offenes<br />

Forum für den Austausch von Informationen <strong>und</strong> Me<strong>in</strong>ungen.<br />

Wer hier e<strong>in</strong>getragen ist, kann mit e<strong>in</strong>er Mail Hun<strong>der</strong>te<br />

von CdElern auf e<strong>in</strong>mal erreichen. Spannende Diskussionen<br />

garantiert!<br />

Diese Angebote stehen allen offen, die an e<strong>in</strong>er Deutschen<br />

Schüler<strong>Akademie</strong> teilgenommen haben o<strong>der</strong> vorgeschlagen<br />

wurden. Bis zum Ende ihres Teilnahmejahres s<strong>in</strong>d ehemalige<br />

<strong>Akademie</strong>teilnehmer automatisch Mitglie<strong>der</strong> im CdE<br />

<strong>und</strong> erhalten e<strong>in</strong> Exemplar des exPuls zugeschickt. Von<br />

allen, die länger im CdE bleiben wollen, erbitten wir (namentlich<br />

zur F<strong>in</strong>anzierung des exPuls) e<strong>in</strong>en Mitgliedsbeitrag<br />

von 2,50 Euro je Halbjahr. Nähere Informationen gibt<br />

es hierzu im exPuls sowie unter http://www.cde-ev.de.<br />

Die <strong>Akademie</strong> ist <strong>der</strong> Anfang, im CdE geht es weiter!<br />

Ansprechpartner des CdE<br />

Vorstand des CdE<br />

vorstand@cde-ev.de<br />

Olga Heismann, Hanno Kamp (Außenvorstand)<br />

Viktoria Ronge, Christ<strong>in</strong>e Toman (Innenvorstand)<br />

David Lorch (Kassenwart)<br />

CdE-lokal<br />

cdelokal@schuelerakademie.de<br />

Daniel Hümmer, Jost Migenda, Maike Paetzel,<br />

Anna Wieshammer<br />

Mitglie<strong>der</strong>verwaltung<br />

verwaltung@cde-ev.de<br />

Christ<strong>in</strong>a Cappenberg, Juwita Hübner,<br />

Silke Pohl, S<strong>in</strong>a Weber


Ziele<br />

Bildung & Begabung, das Zentrum für Begabungsför<strong>der</strong>ung<br />

<strong>in</strong> Deutschland, bündelt mit se<strong>in</strong>en <strong>Akademie</strong>n <strong>und</strong> Wettbewerben<br />

e<strong>in</strong> vielfältiges För<strong>der</strong>angebot für junge Talente, bietet<br />

umfassende Informationsangebote <strong>und</strong> setzt sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Begabungsför<strong>der</strong>ung<br />

für Vernetzung <strong>und</strong> Transparenz e<strong>in</strong>. Mit se<strong>in</strong>en<br />

Projekten erreicht Bildung & Begabung jedes Jahr mehr<br />

als 240.000 talentierte <strong>und</strong> motivierte junge Menschen.<br />

Bildung & Begabung ist e<strong>in</strong>e zentrale Anlaufstelle für Eltern,<br />

Lehrer <strong>und</strong> För<strong>der</strong>er begabter junger Menschen. Sie können<br />

sich zum Beispiel onl<strong>in</strong>e über För<strong>der</strong>angebote, Beratungsstellen<br />

o<strong>der</strong> schulische Praxisbeispiele <strong>in</strong>formieren. Der Begabungslotse<br />

von Bildung & Begabung (www.begabungslotse.de)<br />

ist für diese Themen e<strong>in</strong> Wegweiser für ganz Deutschland.<br />

Bildung & Begabung möchte dafür sorgen, dass Talente zukünftig<br />

<strong>in</strong> allen sozialen Herkunftsgruppen erkannt <strong>und</strong> geför<strong>der</strong>t<br />

werden. Deshalb hat Bildung & Begabung Projekte<br />

gestartet, die sich <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e auch an junge Menschen mit<br />

Zuwan<strong>der</strong>ungsgeschichte richten.<br />

Schülerwettbewerbe<br />

Um Talente im Schulalter zu wecken <strong>und</strong> herauszufor<strong>der</strong>n,<br />

bietet Bildung & Begabung Schülerwettbewerbe an, die zu den<br />

traditionsreichsten <strong>in</strong> Deutschland gehören. Die besten <strong>und</strong><br />

engagiertesten Teilnehmer werden über den Wettbewerb h<strong>in</strong>aus<br />

geför<strong>der</strong>t <strong>und</strong> können sich auf attraktive Preise freuen.<br />

Dazu zählen Stipendien, Sprachreisen o<strong>der</strong> Praktika.<br />

Zum Angebot von Bildung & Begabung gehören <strong>der</strong> B<strong>und</strong>eswettbewerb<br />

Mathematik <strong>und</strong> <strong>der</strong> B<strong>und</strong>eswettbewerb Fremdsprachen.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus organisiert Bildung & Begabung den<br />

Auswahlwettbewerb zur Internationalen Mathematik-Olympiade<br />

(IMO) <strong>und</strong> führt <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit den Mathematik-<br />

Bildung & Begabung: Talente für Deutschland<br />

Olympiaden e.V. die Geschäftsstelle <strong>der</strong> Deutschen Mathematik-<br />

Olympiade. Mit »Jugend tra<strong>in</strong>iert Mathematik« bereitet Bildung<br />

& Begabung beson<strong>der</strong>s gute Nachwuchs-Mathematiker auf <strong>in</strong>ternationale<br />

Wettbewerbe wie die IMO vor.<br />

Zahlreiche Sieger <strong>der</strong> Wettbewerbe von Bildung & Begabung<br />

werden mit e<strong>in</strong>em B<strong>und</strong>essieg <strong>in</strong> die Studienstiftung<br />

des deutschen Volkes aufgenommen. Darüber h<strong>in</strong>aus führen<br />

Austauschprogramme die Wettbewerbssieger zu Zielen <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> ganzen Welt, wo sie an akademischen Programmen o<strong>der</strong><br />

Sprachkursen teilnehmen können.<br />

För<strong>der</strong>maßnahmen<br />

Die Deutsche Schüler<strong>Akademie</strong> (DSA) br<strong>in</strong>gt <strong>in</strong> jedem Sommer<br />

motivierte <strong>und</strong> engagierte Schüler mit den unterschiedlichsten<br />

Talenten zusammen, die 16 Tage lang geme<strong>in</strong>sam spannende<br />

Themen bearbeiten. Junge Menschen, die sich erfolgreich an<br />

Wettbewerben beteiligt haben, die von ihrer Schule empfohlen<br />

worden s<strong>in</strong>d o<strong>der</strong> die ihr beson<strong>der</strong>es Leistungsvermögen<br />

auf an<strong>der</strong>e Weise unter Beweis gestellt haben, erfahren dort<br />

im Kreise von ähnlich Befähigten <strong>und</strong> Interessierten <strong>und</strong> unter<br />

<strong>der</strong> Anleitung von Experten aus Schule, Hochschule <strong>und</strong> Wirtschaft<br />

e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tensive fachliche <strong>und</strong> persönliche För<strong>der</strong>ung. Seit<br />

2003 werden auch <strong>Akademie</strong>n für Schüler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Schüler<br />

<strong>der</strong> Sek<strong>und</strong>arstufe I (Deutsche Junior<strong>Akademie</strong>n) sowie <strong>Akademie</strong>n<br />

mit Teilnehmenden aus verschiedenen mittel- <strong>und</strong> osteuropäischen<br />

Län<strong>der</strong>n (Mult<strong>in</strong>ationale <strong>Akademie</strong>n, geför<strong>der</strong>t von<br />

<strong>der</strong> Haniel Stiftung) durchgeführt.<br />

Mit <strong>der</strong> Vorbil<strong>der</strong><strong>Akademie</strong> richtet sich Bildung & Begabung<br />

seit 2011 speziell an talentierte <strong>und</strong> begeisterungsfähige junge<br />

Menschen mit Zuwan<strong>der</strong>ungsgeschichte. Die <strong>Akademie</strong> soll<br />

den Teilnehmern dabei helfen, eigene Talente <strong>und</strong> Chancen zu<br />

erkennen <strong>und</strong> Ressourcen zu aktivieren. Sie will Wissen über<br />

das Bildungssystem vermitteln <strong>und</strong> die Jugendlichen dabei unterstützen,<br />

mögliche Bildungswege für sich zu identifizieren.<br />

Informationsangebote <strong>und</strong> Veranstaltungen<br />

Mit dem Begabungslotsen (www.begabungslotse.de) bietet<br />

Bildung & Begabung das größte Informationsportal r<strong>und</strong> um<br />

alle Fragen <strong>der</strong> Talentför<strong>der</strong>ung <strong>in</strong> Deutschland an. Der Begabungslotse<br />

deckt das vielfältige Spektrum <strong>der</strong> Begabungsför<strong>der</strong>ung<br />

<strong>und</strong> Talententwicklung ab. Dazu gehört die Beratungsstelle<br />

<strong>in</strong> München ebenso wie das Frühstudium <strong>in</strong> Frankfurt<br />

o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Schülerwettbewerb <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>. Den Kern des Begabungslotsen<br />

bildet e<strong>in</strong>e b<strong>und</strong>esweite Datenbank, die sich sowohl<br />

thematisch als auch geografisch durchsuchen lässt.<br />

Mit Fachtagungen <strong>und</strong> Sem<strong>in</strong>aren vernetzt Bildung & Begabung<br />

Lehrer, Eltern sowie Wissenschaftler <strong>und</strong> Praktiker <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Begabungsför<strong>der</strong>ung. Die Veranstaltungen sollen <strong>der</strong> Begabungsför<strong>der</strong>ung<br />

<strong>in</strong> Deutschland neue Impulse geben.<br />

Träger <strong>und</strong> För<strong>der</strong>er<br />

Bildung & Begabung wurde 1985 auf Initiative des Stifterverbandes<br />

für die Deutsche Wissenschaft gegründet <strong>und</strong> wird<br />

bis heute maßgeblich vom B<strong>und</strong>esm<strong>in</strong>isterium für Bildung <strong>und</strong><br />

Forschung (BMBF) <strong>und</strong> vom Stifterverband f<strong>in</strong>anziert. Weitere<br />

Partner von Bildung & Begabung s<strong>in</strong>d die B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>, Stiftungen,<br />

Unternehmen <strong>und</strong> private Geldgeber. Schirmherr von<br />

Bildung & Begabung ist <strong>der</strong> B<strong>und</strong>espräsident.<br />

E<strong>in</strong> Kuratorium berät Bildung & Begabung <strong>in</strong> allen Fragen se<strong>in</strong>es<br />

Tätigkeitsbereichs <strong>und</strong> beschließt die e<strong>in</strong>zelnen Maßnahmen.<br />

Im Kuratorium s<strong>in</strong>d vertreten: das B<strong>und</strong>esm<strong>in</strong>isterium für<br />

Bildung <strong>und</strong> Forschung, die Kultusm<strong>in</strong>isterkonferenz, <strong>der</strong> Stifterverband<br />

für die Deutsche Wissenschaft sowie die Wirtschaft, das<br />

Stiftungswesen <strong>und</strong> die Wissenschaft.<br />

Bildung & Begabung onl<strong>in</strong>e: www.bildung-<strong>und</strong>-begabung.de<br />

Bildung & Begabung geme<strong>in</strong>nützige GmbH<br />

Kortrijker Straße 1, 53177 Bonn<br />

Tel. 02 28 / 9 59 15 10 – Fax 02 28 / 9 59 15 19<br />

<strong>in</strong>fo@bildung-<strong>und</strong>-begabung.de<br />

–– 109


Zum Schluss e<strong>in</strong> herzliches<br />

Dankeschön …<br />

… den folgenden Institutionen <strong>und</strong> Personen für ihre<br />

Hilfe <strong>und</strong> Unterstützung, ohne die die Durchführung<br />

<strong>der</strong> <strong>Akademie</strong>n nicht möglich wäre:<br />

– B<strong>und</strong>esm<strong>in</strong>isterium für Bildung <strong>und</strong> Forschung,<br />

Berl<strong>in</strong><br />

– Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft,<br />

Essen<br />

– Haniel Stiftung, Duisburg<br />

– Claussen-Simon-Stiftung, Hamburg<br />

– BASF AG, Ludwigshafen<br />

– Reuter'sche Stiftung, Essen<br />

– Johs. Kölln-Stiftung, Essen<br />

– Fonds <strong>der</strong> Chemischen Industrie, Frankfurt a.M.<br />

– Marianne <strong>und</strong> Emil Lux Stiftung, Remscheid<br />

– Rotary Club Remscheid<br />

– Edith <strong>und</strong> Carl Otto Weise-Stiftung, Frankfurt a.M.<br />

– Christ<strong>in</strong>e Diek-Stiftung, Frankfurt a.M.<br />

– Son<strong>der</strong>vermögen Be<strong>in</strong>, Essen<br />

– Merck KGaA, Darmstadt<br />

– preVent GmbH, Limesha<strong>in</strong><br />

– Maplesoft Europe GmbH, Aachen<br />

– Schach Niggemann, Heiden<br />

– Frankfurter Allgeme<strong>in</strong>e Zeitung GmbH,<br />

Frankfurt a.M.<br />

– Süddeutsche Zeitung GmbH, München<br />

– Zeitverlag Gerd Bucerius GmbH Co. KG, Hamburg<br />

– Carl-Zeiss-Jena GmbH, Jena<br />

– Sigma-Aldrich Chemie GmbH, Taufkirchen<br />

– LD Systeme AG & Co. KG, Hürth<br />

– Sartorius AG, Gött<strong>in</strong>gen<br />

– Gilson, Bad Camberg<br />

– Carl Roth GmbH+Co. KG, Karlsruhe<br />

– Verlag C. H. Beck oHG, München<br />

– Spektrum <strong>der</strong> Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH,<br />

Heidelberg<br />

110 ––<br />

– CJD Christophorusschule Braunschweig,<br />

Braunschweig<br />

– Gymnasium <strong>und</strong> Internat des Landschulheims<br />

Grovesmühle, Veckenstedt<br />

– Urspr<strong>in</strong>gschule, Schelkl<strong>in</strong>gen<br />

– Evangelisches Schulzentrum Hilden, Hilden<br />

– CJD Christophorusschule Rostock, Rostock<br />

– Privates Internatsgymnasium Schloss Torgelow,<br />

Torgelow<br />

– Europäisches Gymnasium Waldenburg, Waldenburg<br />

– Historisch-Ökologische Bildungsstätte Emsland,<br />

Papenburg<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus wurde die Deutsche Schüler<strong>Akademie</strong><br />

mit Spenden von Eltern u.a. unterstützt:<br />

Jörg-Mart<strong>in</strong> <strong>und</strong> Lieselotte Abels, Bad Berleburg; Michael<br />

Adams, Offenbach/Ma<strong>in</strong>; Monika Adler, Wallerfangen; Dr.<br />

Wera Ahn-Roth, Bonn; Wilhelm <strong>und</strong> Anja Alfke, Bassum; Josef<br />

Altmeppen, Haselünne; Eugen-Rudolf Ancke, We<strong>in</strong>bach; Thomas<br />

Armbruster, Kornwestheim; Christoph Bach, Würselen;<br />

Hans-Jürgen Bach, Neumünster; Klaus Badenhoop, Mannheim;<br />

Ali Bajawi, Heidelberg; Richard <strong>und</strong> Gabriele Bamler,<br />

Gilch<strong>in</strong>g; Gerl<strong>in</strong>de Barna, Bietigheim-Biss<strong>in</strong>gen; Cornelia Barrelet,<br />

P<strong>in</strong>neberg; Michael Becker, Bilkheim; Dr. Uwe <strong>und</strong> Heidrun<br />

Becker, Bad Malente-Gremsmühlen; Ilse Beckmann,<br />

Horst; Dr. Frank <strong>und</strong> Ines Benkert, Leipzig; Andreas <strong>und</strong> Petra<br />

Berge, Weissach; Thomas <strong>und</strong> Sab<strong>in</strong>e Berwanger, Nonnweiler;<br />

Bernhard Berwian, Lebach; Dr. Gerhard <strong>und</strong> Eva Bittner, Erlangen;<br />

Dr. Wilfried Blotenberg, D<strong>in</strong>slaken; Wolfgang Blümel,<br />

Ebersdorf; Manfred Bockius, Ingelheim; Dr. Adalbert Boczek<br />

<strong>und</strong> Elke Siegmann, R<strong>in</strong>teln; Elke Bodenstedt, Fil<strong>der</strong>stadt; Roswitha<br />

Bodenste<strong>in</strong>-Lukate, Mannheim; Dr. Ellen Böhm, Hannover;<br />

Mart<strong>in</strong>a Böhme-Götz, Ilsfeld; Mart<strong>in</strong>a Böhme-Götz, Ilsfeld;<br />

Andrea Böhr<strong>in</strong>ger, Berl<strong>in</strong>; Dr. Peter Braun, Germer<strong>in</strong>g;<br />

Klaus-Dieter Breuer, Bochum; Christoph <strong>und</strong> Elke Briegleb,<br />

Würzburg; Dr. Eberhard Brosi <strong>und</strong> Esther Muffler-Brosi, Überl<strong>in</strong>gen;<br />

Gerhard Bruns, Oberndorf a.N.; Klaus Büchler, München;<br />

John Buckley, Read<strong>in</strong>g; Monika Büter, Herford; Birgit<br />

Buttler, Marl; Klaus Byrohl, Hameln; Jürgen Chlumsky, Nie<strong>der</strong>nhausen;<br />

Klaus-Mart<strong>in</strong> Christ, Erfurt; Josef<strong>in</strong>e Clahsen,<br />

Baesweiler; Sybille Claus, Wernigerode; Kar<strong>in</strong> Dänecke-Barkhofen,<br />

Krefeld; Joachim <strong>und</strong> Sigrid Daubner, Backnang; Stefan<br />

Dick, Baienfurt; Herbert Diemer, Weichtungen; Dr. Gerhard<br />

Dietel, Regensburg; Christian <strong>und</strong> Barbara Düsel, Vilsbiburg;<br />

Renate Dylla, Herbrecht<strong>in</strong>gen; Iris Ebel-Philippi, Köln; Harmen<br />

<strong>und</strong> Irene Eckert, Bad Neuenahr-Ahrweiler; Wilfried<br />

Eckert, Ma<strong>in</strong>z; Bertolt <strong>und</strong> Sab<strong>in</strong>e Eicke, Berl<strong>in</strong>; Dr. Olaf Enge-<br />

Rosenblatt, Ha<strong>in</strong>ichen; Dr. Leo Englert, Kehl; Rita Erhardt-<br />

Mandry, Lauchheim; Andreas Ernst, We<strong>in</strong>heim; Werner Ettel,<br />

Schwäbisch Gmünd; Marcus Fähnle, Mannheim; Re<strong>in</strong>hard<br />

Faßhauer, Langenhagen; Matthias <strong>und</strong> Ulrike Fe<strong>in</strong>dler, Wuppertal;<br />

Dr. Wolfgang Feist, Darmstadt; Christian Fendt, Bamberg;<br />

Dirk Feuerherdt, Nor<strong>der</strong>stedt; Dr. He<strong>in</strong>rich A. Fichter,<br />

Frankfurt a.M.; Thomas <strong>und</strong> Gabriele Fiebiger, Ingolstadt;<br />

Marcus <strong>und</strong> Christ<strong>in</strong>a Fiekas, Osterode; Jens-Peter <strong>und</strong> Birgit<br />

F<strong>in</strong>ke, Aschersleben; Detmer Fischbeck, Aurich; Hei<strong>der</strong>ose Fischer,<br />

Bruchsal; Thomas Flad, Albstadt; Thomas Fleckenste<strong>in</strong>,<br />

Frankenthal; Nikolai Forstbauer, Stuttgart; Ingo <strong>und</strong> Andrea<br />

Frenzel, Luckau, OT Schlabendorf; Ludmilla Fuhrmann, Stuttgart;<br />

Jürgen <strong>und</strong> Astrid Funkhänel, Donauesch<strong>in</strong>gen; Elisabeth<br />

Gabele, Regensburg; Wolfgang <strong>und</strong> Helga Gebert, Hamburg;<br />

Hubert <strong>und</strong> Erika Gerke, Beverungen; Dr. Jürgen Gernert,<br />

Großr<strong>in</strong><strong>der</strong>feld; Sophia Gernert, Großr<strong>in</strong><strong>der</strong>feld; Thomas <strong>und</strong><br />

Ilse Geulig, Bietigheim; Dr. Bernd <strong>und</strong> Angela Gewiese, Straubenhardt;<br />

Hans-Michael <strong>und</strong> Almut Giesen, Berl<strong>in</strong>; Jürgen Gilcher,<br />

Buborn; Patricio Gómez de Larra<strong>in</strong>, Hamburg; Klaus <strong>und</strong><br />

Mart<strong>in</strong>a Goyke, Hagen; Katja Graf, Frankenthal; Dr. Clemens<br />

Graf von Looz-Corswarem, Köln; Markus <strong>und</strong> Ludgera Graw,<br />

Schönau; Dr. Axel Größer <strong>und</strong> Dr. Gisela Wagner-Größer, Altött<strong>in</strong>g;<br />

Manfred Gr<strong>und</strong>ei, Rohrdorf; Dr. Dietrich Gun<strong>der</strong>t <strong>und</strong><br />

Dr. Ursula Gun<strong>der</strong>t-Remy, Berl<strong>in</strong>; Yike Guo, Darmstadt; Barbara<br />

Gutsch, Lauta; Karl Gutzweiler, Rastatt; Karol <strong>und</strong> Anton<strong>in</strong>a<br />

Guzek, Bamberg; Dr. Stefan Haberland, Dorfen; Heike Habermann-Langer,<br />

Berl<strong>in</strong>; Robert Hahn, Warendorf; Thorsten Hahn<br />

<strong>und</strong> Susan Tiedt, Neustadt; Willi Hahn, Schwetz<strong>in</strong>gen; Klaus<br />

Haller <strong>und</strong> Erika Luck-Haller, Bonn; Johanna Hallermeier, Auerbach;<br />

Cornelia Händchen, Aerzen; Andreas <strong>und</strong> Simone<br />

Hanke, Meuselwitz; Peter <strong>und</strong> Annette Hanke, Karlsruhe; Gisela<br />

Hanl, Wernigerode; Wolfgang Hatzel, Pa<strong>der</strong>born; Dr. Wer-


ner Hauck, Landstuhl; Ulrich Haumer<strong>in</strong>g, Kempen; Prof. Dr.<br />

Bernhard <strong>und</strong> Margarete Hauser, München; Herr Häusler <strong>und</strong><br />

Frau Schme<strong>in</strong>g-Häusler, Ottobrunn; Nils Heblich-Menke, Bad<br />

Kreuznach; Peter <strong>und</strong> Sab<strong>in</strong>e Hefter, Forchheim; Karlhe<strong>in</strong>z<br />

Heitmüller-Falt<strong>in</strong>at, Frankfurt; Dr. Thomas <strong>und</strong> Gertraude<br />

Helmer, Gomad<strong>in</strong>gen; Dr. Harald Hemm, Landstuhl; Ortw<strong>in</strong><br />

Herbst, Grünstadt; Peter <strong>und</strong> Elisabeth Herdegen, Bischberg;<br />

Sylvia <strong>und</strong> Ralf Hereth, Coburg; Michael Herrmann, Bielefeld;<br />

Marlu Herrmann-Horter, Ma<strong>in</strong>z-Laubenheim; Dr. Gregor <strong>und</strong><br />

Dr. Eva Christ<strong>in</strong>e Hess, Worms; Manfred Hofmann, O<strong>der</strong>nheim;<br />

Dr. Dieter Hohberger, Frankfurt; Dr. Paul Hölsch, Waldkirch;<br />

Dieter Hoss, Essen; Dr. Rüdiger Hossiep, Bochum;<br />

Hans-Dieter <strong>und</strong> Gisela Howahl, Issum; Monika Huber, St.-Johann;<br />

Iris Hugendieck, Rhe<strong>in</strong>e; Mart<strong>in</strong>a Huß, Heiligenberg;<br />

Stephanie Isensee, Pforzheim; Karsten <strong>und</strong> Kirsten Jablonka,<br />

Bremen; Karl-He<strong>in</strong>z <strong>und</strong> Bett<strong>in</strong>a Jäckel, Jena; Birgit Jäger, Baden-Baden;<br />

Birgit Jäger, Baden-Baden; Mart<strong>in</strong> Jakisch, Hamburg;<br />

Dr. Werner Jann, Potsdam; Egon Kaletsch, Wettenberg;<br />

Klaus <strong>und</strong> Ulrike Kaltenbach, Kißlegg; Bett<strong>in</strong>a Kalthoff, Lippstadt;<br />

Dr. Manfred <strong>und</strong> Gisela Kalz, Neurupp<strong>in</strong>; Volker Kandziora,<br />

Weil am Rhe<strong>in</strong>; Wolfgang Kasprzik, Tüb<strong>in</strong>gen; Sandra<br />

Kerber, We<strong>in</strong>heim; Sigrid Kern, Möckmühl; Karola Kess-Knell,<br />

Berl<strong>in</strong>; Helmut <strong>und</strong> Renate Keus, Essen; Manfred Kickert,<br />

Konz; Christoph <strong>und</strong> Silke Kiefer, Korbach; Thomas <strong>und</strong> Petra<br />

Kilian, Otterstadt; Susanne Kiparski, Hamm; Klaus <strong>und</strong> Gudrun<br />

Klas, Wöllstadt; Lambert Kleesattel, Wessel<strong>in</strong>g; Kar<strong>in</strong><br />

Kle<strong>in</strong>, Konradsreuth; Herr Klene <strong>und</strong> Frau Heiler-Klene, Wilhelmshaven;<br />

Andreas Klose, Hatt<strong>in</strong>gen; He<strong>in</strong>rich Knee, Stuttgart;<br />

Dr. Franz <strong>und</strong> Gabriele Knott, München; Dr. Helge Kober,<br />

Altrip; Dr. Kar<strong>in</strong> Koch, Dudenhofen; Eberhard Kölble,<br />

Ispr<strong>in</strong>gen; Ewald Kolkhorst, Rahden; Lotte Kolliver, Herzogenrath;<br />

W<strong>in</strong>fried Königsdorf, Gründau; Wolfgang Koppenhöfer,<br />

Pf<strong>in</strong>ztal; Klaus Krah, Bremen; Helmut Krall, Bürstadt; Stefan<br />

Krasulsky, Cottbus; Herr <strong>und</strong> Frau Dr. Kreissl, Gifhorn; Dieter<br />

Kress, Oberasbach; Peter Kreutz, Stolberg; He<strong>in</strong>z-Georg Kriener,<br />

Schutterwald; Manuela Krischker, Petershagen; Arm<strong>in</strong><br />

<strong>und</strong> Beate Krug, Sche<strong>in</strong>feld; Ulrich <strong>und</strong> Nelly Kübler, Ilsfeld;<br />

Matthias Küchle, Ettenheim; Walter <strong>und</strong> Lubow Kuhlmann,<br />

Neubulach; Gabriele Kukl<strong>in</strong>ski, Köln; Elmar Kulke, Lehrte;<br />

Ulrike Kursch, Coburg-Ketschendorf; Christoph Lammersdorf,<br />

Ma<strong>in</strong>z; Josef Landstorfer, Amberg; Ulrich Lange, Bad Salzuflen;<br />

Hans-Jürgen Lankeit, Bad Arolsen; Jürgen <strong>und</strong> Sab<strong>in</strong>e Lanzendorfer,<br />

Pf<strong>in</strong>ztal; Frau C. Lassalle-Bornickel, Hildesheim; Kerst<strong>in</strong><br />

Lau, Neu-Anspach; Eva Leidescher-Blaschke, Essl<strong>in</strong>gen; Alfred<br />

<strong>und</strong> Petra Leisen, Sehlem; Bernd Leist, Ill<strong>in</strong>gen; Helmut<br />

Lermer, Ludwigshafen-Gartenstadt; Leutron Vision-Systemhaus<br />

für Bildverarbeitung GmbH, Konstanz; Giuseppe <strong>und</strong><br />

Marisa Lico, Viernheim; Gerhard Liebrich, Frankenthal; Tanja<br />

Liedtke, Korbach; Werner Lieret, Schwabmünchen; Bruno <strong>und</strong><br />

Gabriele L<strong>in</strong>n, Geisenfeld; Waldemar <strong>und</strong> Marianne Loed<strong>in</strong>g,<br />

Groß Grönau; Stefan Lohnert, Ed<strong>in</strong>gen-Neckarhausen; Prof.<br />

Dr. Michael Loick, Euskirchen; Ingrid Lorenz, Hatten; Andreas<br />

Lünemann, Oldenburg; Burkard Lutz, Kassel; Dr. Angelika<br />

Ma<strong>der</strong>, Landau; Christ<strong>in</strong>e <strong>und</strong> Matthias Mahl, Hütschenhausen;<br />

Franz Maier <strong>und</strong> Elisabeth Gistl-Maier, Deggendorf; Rolf<br />

Maier, Waibl<strong>in</strong>gen; Jens Malzacher, Mutterstadt; Günter Mänz,<br />

Baesweiler; Sigrid Mänz, Schmelz; Dr. Wolfgang <strong>und</strong> Bärbel<br />

Markhof, Grevenbroich; Prof. Dr. Dr. Michael Mart<strong>in</strong>ek, Püttl<strong>in</strong>gen;<br />

Christoph Massau, Hatten; Ivo <strong>und</strong> Marta Matic, München;<br />

Dr. Joachim <strong>und</strong> Angelika Mayer, Bietigheim-Biss<strong>in</strong>gen;<br />

Dr. Joachim <strong>und</strong> Angelika Mayer, Bietigheim-Biss<strong>in</strong>gen; Dr.<br />

Gerhard Mehltretter, Marzl<strong>in</strong>g; Fritz Mehner, Iserlohn; Gisela<br />

Mentner, Hamburg; Bernhard Mesche<strong>der</strong>, Schloß Holte-Stukenbrock;<br />

Werner Messner, Tross<strong>in</strong>gen; Dr. Dr. Ralf Meyer, Aachen;<br />

Mart<strong>in</strong>a Meyer-Schwickerath, Münster; Angela Meyerhof,<br />

Karlsruhe; Microvision Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g GmbH, Reutl<strong>in</strong>gen;<br />

Günter <strong>und</strong> Cornelia Miksch, Erdmannhausen; Andreas <strong>und</strong><br />

Ulrike Mock, Bergheim; Dr. Dieter Moehrs, Nor<strong>der</strong>stedt; Dr.<br />

Klaus-H<strong>in</strong>rich Mohaupt, Scheeßel; Jens <strong>und</strong> Eva Möller, Remscheid;<br />

Monika <strong>und</strong> Albert Monath, Grünstadt; Michael <strong>und</strong><br />

Katr<strong>in</strong> Moratz, Nienhagen; Dr. Klaus Mörike, Pliezhausen; Ulrich<br />

Morsdorf, Reckl<strong>in</strong>ghausen; Norbert Mühlberger <strong>und</strong><br />

Klaudia Kasper, Detmold; Prof. Dr. Christian <strong>und</strong> Dr. Christ<strong>in</strong>e<br />

Müller, Berl<strong>in</strong>; Dr. Friedrich Müller, Meckenheim; Lothar Müller,<br />

Kle<strong>in</strong>machnow; Herr Münch <strong>und</strong> Frau Re<strong>in</strong>ert-Münch,<br />

Kulmbach; Josef Nachtrab, W<strong>in</strong>dsbach; Dr. Erich <strong>und</strong> Dr. Petra<br />

Neisius, Heiligenhaus; Britta <strong>und</strong> Dr. Wolfgang Nettekoven,<br />

Pulheim; Josef Nickel, Weil im Schönbuch; Marianne Niebel,<br />

Vill<strong>in</strong>gen-Schwenn<strong>in</strong>gen; Margareta <strong>und</strong> Horst Nieberle<strong>in</strong>, Büchenbach;<br />

Andreas Niemeyer, Emsdetten; Horst Nitzsche,<br />

Freiburg; Frau Nohr-Görgen <strong>und</strong> Herr Görgen, Lahnste<strong>in</strong>; Robert<br />

<strong>und</strong> Helgard Nowak, Berl<strong>in</strong>; Volker Nüstedt, Oldenburg;<br />

Thomas Oberen<strong>der</strong>, Schkopau; Helga Oberg, Stuttgart; Dr. Doris<br />

Oberkobusch, Düsseldorf; Alois Obermeier, Obertraubl<strong>in</strong>g;<br />

Herr Dr. Oberst <strong>und</strong> Frau Gantert-Oberst, Ottensoos; Werner<br />

<strong>und</strong> Hildegard Olbermann, Frankenthal; Dr. Katr<strong>in</strong> Olbrich,<br />

Leipzig; Karl-He<strong>in</strong>z <strong>und</strong> Uta Opdenste<strong>in</strong>en, Nettetal; Hiltrud<br />

Oser, Bühl; Mart<strong>in</strong>a Paret, Herrenberg; Wolfgang <strong>und</strong> Angelika<br />

Parz<strong>in</strong>ger, Emmert<strong>in</strong>g; Sven Paulsen, Sylt OT Keitum; He<strong>in</strong>rich<br />

<strong>und</strong> Ulrike Peitz, Ulm; Ferd<strong>in</strong>and <strong>und</strong> Sab<strong>in</strong>e Peter, Kochel;<br />

Roland Petermann, Schotten; Hans-Hermann <strong>und</strong> Rosemarie<br />

Peters, Föhren; Dr. Ursula <strong>und</strong> Dr. Jochen-Ulrich Peters, Köln;<br />

Agnes <strong>und</strong> Walter Petschan, Heidelberg; Klaus Pflüger, Essen;<br />

Dr. Fritz P<strong>in</strong>kenburg, Rendsburg; Dr. Dieter <strong>und</strong> Dr. Ute Polte,<br />

Schermbeck; Klaus <strong>und</strong> Jutta Popp, Ludwigshafen; Margarete<br />

Porn, Swisttal-Ludendorf; Dr. Johannes Pornschlegel, Friedberg;<br />

Gerd Quecke, Düren; Michael Quernheim, Soest; Dr.<br />

Franz Qu<strong>in</strong>t, Rastatt; Bolko <strong>und</strong> Siegl<strong>in</strong>de Raffel, Dormagen;<br />

Dr. Klaus Rave, Kronshagen; Gisela Reichert, Sulzbach; Dietmar<br />

<strong>und</strong> Birgit Re<strong>in</strong>ert, Sankt August<strong>in</strong>; Dr. Dieter Remus,<br />

Hamburg; Gabriele Repczuk, Hanerau-Hademarschen; Ra<strong>in</strong>er<br />

Rettig <strong>und</strong> Ursula Eichenauer-Rettig, Weitenhagen; Renate<br />

Rettkowski, Stendal; Dirk Richau, Braunschweig; Carsten <strong>und</strong><br />

Anka Riediger, Tangstedt; Stefan R<strong>in</strong>gler, Kandel; Rita Risse,<br />

Recke; Albert Rist, Straub<strong>in</strong>g; Brigitte Sibylle Ritz, Waldshut-<br />

Tiengen; Christ<strong>in</strong>e Rohrschnei<strong>der</strong>, Leipzig; Dr. Dietmar Romann,<br />

St. Wendel; Ute Römer-Pommeranz, Gelsenkirchen; Dr.<br />

Gotthard Roosen-Runge, Krummesse; Dr. Hans Rose, Erbendorf;<br />

Dr. Jochen Rose, Viersen; Dr. Peter Roth <strong>und</strong> Anne Heusgen-Roth,<br />

Deggendorf; Ulrike Rudolph, Lilienthal; Silvia Ruf-<br />

Provenzano <strong>und</strong> Francesco Provenzano, Görwihl; Joachim<br />

Rupp, Stutensee; He<strong>in</strong>rich Ruppel, Frankfurt M.; Dr. Ferd<strong>in</strong>and<br />

Rüschenbaum, Mülheim/Ruhr; Wolfgang Sahlmüller, Ibbenbühren;<br />

Dirk Sandig, Mönchengladbach; Stephan Saß, Berl<strong>in</strong>;<br />

Dr. Peter Sauer, Castrop-Rauxel; Ir<strong>in</strong>a Scegoleva-M<strong>in</strong>kovskij,<br />

Köln; Esther Schäch, Böhl-Iggelheim; Gerhard Schackert,<br />

Schifferstadt; Joachim Schäfer, Plankstadt; Roswitha Schallnus,<br />

Bad Soden-Salmünster; Christ<strong>in</strong>e <strong>und</strong> Günther Schätzl, Passau;<br />

Bett<strong>in</strong>a Schaumberg, Hamburg; Annelie Scheffler, Hagen;<br />

Dr. Burkhard <strong>und</strong> Maria Scherf, Uedem; Klaus-Peter <strong>und</strong> Renate<br />

Schick, Lohne; Gerd Schieweck, Berl<strong>in</strong>; Michael Schikowsky,<br />

Hamburg; Bett<strong>in</strong>a Schill<strong>in</strong>gs, Voerde; Holger Schimmelmann,<br />

Nuthetal / OT Tremsdorf; Dr. med. Astrid <strong>und</strong> Dr.<br />

–– 111


med. Erich Schirner, Erlangen; Dr. Barbara Schlichte-Hiersemenzel,<br />

Hannover; Wolfgang Schlömer, Aachen; Johann <strong>und</strong><br />

Jutta Schmid, Stockdorf; Josef <strong>und</strong> Gertrud Schmiddunser,<br />

Haag; Karl-Josef Schmidgen, Wassenach; Dr. Michael <strong>und</strong> Birgit<br />

Schmidt, Hannover; Re<strong>in</strong>er Schmidt, Kornwestheim; Ute<br />

Schmidt, Coburg; Burkhard Schnack, Kiel; Ulrich Schnaut,<br />

Wilnsdorf; Volker Schnei<strong>der</strong>, Flörsheim-Weilbach; Dr. Uwe<br />

Schneidew<strong>in</strong>d, Oldenburg; Hartmut <strong>und</strong> Frauke Schnepel, Lohe-Rickelshof;<br />

Prof. Dr. H.-G. Schnürch, Kaarst; Luise Scholtissek,<br />

Osterholz-Scharmbeck; Re<strong>in</strong>hard Schomäcker, Berl<strong>in</strong>;<br />

Kar<strong>in</strong> Schön, Heidenheim; Ra<strong>in</strong>er Schönberg, Augsburg; Dr.<br />

Helmut Schönecker, Eberhardzell; Josef Schönherr, Westhausen;<br />

Kirsten Schönherr, Dresden; Toralf Schra<strong>der</strong>, Wernigerode;<br />

Fritz <strong>und</strong> Catal<strong>in</strong>a Schreiber, Kolbermoor; Herr <strong>und</strong> Frau<br />

Dr. Schriml, Lüdenscheid; Edelgard-Maria Schulz, Hochheim;<br />

Dr. Wolfgang <strong>und</strong> Dr. Petra Schulz, Tettnang; Matthias Schumacher,<br />

Lüneburg; Herr Schütte <strong>und</strong> Frau Dannenberg-Schütte,<br />

Berl<strong>in</strong>; Alice <strong>und</strong> Albrecht Schwab, Münster; Klaus Schwabenland,<br />

Oberhausen; Klaus-Dieter Schwartz, Hannover;<br />

Christian Schwarzkopf, Ma<strong>in</strong>z; Dr. Ra<strong>in</strong>er Schweizer <strong>und</strong> Kar<strong>in</strong><br />

Henssler-Schweizer, Kirchheim u. Teck; Hans-Peter<br />

Schwendemann, Zell am Hamersbach; Gudrun Seidel, Gelsenkirchen;<br />

Dr. Frank <strong>und</strong> Antje Seiffarth, Kreuztal; Rudolf Seitz,<br />

Inn<strong>in</strong>g; Maren Siewert, Gothendorf/Süsel; Marisa Maria Luise<br />

Skorianz, Olch<strong>in</strong>g; Kar<strong>in</strong> <strong>und</strong> Re<strong>in</strong>hard Skrodzki, Gelsenkirchen;<br />

Ursula Sossna, Wahrenholz; Günther Späth, Rodach;<br />

Stefan Spengler, Budenheim; Norbert <strong>und</strong> Ursula Stahr,<br />

Vechta; Dr. Herbert Stark, Kelkheim; Hans-Michael Steenbock,<br />

Heppenheim; Dr. Helmut Steger, D<strong>in</strong>golf<strong>in</strong>g; Johannes <strong>und</strong><br />

Elisabeth Stegmaier, Ravensburg; Eduard <strong>und</strong> Angelika Stelzer,<br />

Gengenbach; Hermann Steuwer, Hunteburg; Wolfgang <strong>und</strong> Rita<br />

Straub, Freis<strong>in</strong>g; Alfred <strong>und</strong> Irmgard Straub<strong>in</strong>ger, Pullach;<br />

Eva Maria Striewe, Essen; Jürgen Süykers, Oldenburg; Frau<br />

Dr. Swiridoff-Heller, Heidelberg; Detlef Szymanski, Rümmelsheim;<br />

Jürgen Tecklenburg, Hamburg; Jürgen <strong>und</strong> Jutta Thalmann,<br />

Annweiler; Wolff-Dieter <strong>und</strong> Ute Theissen, Lüdenscheid;<br />

Christiane Thomas, Wörrstadt; Bernhard-Theodor <strong>und</strong><br />

Elisabeth Till<strong>in</strong>g, Velbert; Dr. Peter Titulaer, Rheurdt; Thomas<br />

Tönshoff, Duisburg; Helmut <strong>und</strong> Elke Trappen, Bitburg; Gabriele<br />

Triebel, Kiel; Christa Udvardi-Lakos, Freudenstadt; Gerhard<br />

Uhl, Frankenthal; Uta Ungermann, Osnabrück; Kai Un-<br />

112 ––<br />

kelbach, Osthofen; Mart<strong>in</strong> Unterweger, Albstadt; Ewald <strong>und</strong><br />

Mar<strong>in</strong>a Ure, Krefeld; Ulrike van Geuns-Rosch, Wolfsburg;<br />

Theodor van Kempen, Bonstetten; Ilse Viefhues-A<strong>der</strong>s, Schüttorf;<br />

Ilka Viereck-Boenke, Baunatal; Jürgen <strong>und</strong> Mart<strong>in</strong>a V<strong>in</strong>çon,<br />

Schramberg-Tennenbronn; Franz Vocks-Turowski <strong>und</strong><br />

Luise Turowski, Bielefeld; Dr. Ehrenfried <strong>und</strong> Julia Vogt, Künzell;<br />

Waltraud Volk-We<strong>in</strong>reuter, Le<strong>in</strong>garten; Udo Völz<strong>in</strong>g, Mücke;<br />

Christa Wahl, Oberhosenbach; Volker Wallrath, Stutensee;<br />

Artur <strong>und</strong> Manuela Walter, Ingolstadt; Eva Maria Walter,<br />

Durbach; Klaus <strong>und</strong> Silvia Walter, Stegaurach; Kriszt<strong>in</strong>a Walther,<br />

Münchberg; Dr. Egon Walzer, Ma<strong>in</strong>tal; Dr. Jürgen Wegner,<br />

Düsseldorf; Dr. Hubert Wehweck, München; Moritz Weig,<br />

Mayen; Arm<strong>in</strong> <strong>und</strong> Andrea Weiß<strong>in</strong>g, Bad Salzuflen; Dieter<br />

Wenzlitschke, Obertshausen; Bernd Werner, Waldsee; Bernd<br />

Westphal, Günzburg; Roswitha Wetzel, Boppard; Brigitte Weyers,<br />

Bocholt; Thomas Widmann, Ettl<strong>in</strong>gen; Markus Wiebel,<br />

Lübeck; Herr Wiedemann <strong>und</strong> Frau Wiedemann-Elsen, Hannover;<br />

Dr. Frank <strong>und</strong> Sibylle Wiegand, Weißenfels; Prof. Dr.<br />

Hetmar Wilbert, Erwitte; Jochen <strong>und</strong> Astrid Wilde, Bad Kiss<strong>in</strong>gen;<br />

Wolfgang <strong>und</strong> Beate W<strong>in</strong>kler, Sulzbach; Dr. Fritz <strong>und</strong><br />

Rita W<strong>in</strong>ter, Leutkirch; Franz W<strong>in</strong>tergerst, Bad H<strong>in</strong>delang; Dr.<br />

Joachim <strong>und</strong> Beate Wittbrodt, Bammental; Albert Wulff, Alfter;<br />

Dr. Günther Zahn, Burghausen; Karl Zeller, Leiblf<strong>in</strong>g; Werner<br />

Zentner, Mörlenbach; Reg<strong>in</strong>a Zepf, Mosbach; Herr Zickgraf<br />

<strong>und</strong> Frau Krause-Zickgraf, Neuhofen; Gabriele Ziehensack,<br />

Frankfurt am Ma<strong>in</strong>; Markus Zielonka, Kirchheimbolanden;<br />

Holger Ziemer, Pritzerbe; Norbert Ziesche, Bockenau; Herr<br />

<strong>und</strong> Frau Dr. Zimmermann, Landshut; Angelika Z<strong>in</strong>s, Frankfurt<br />

a.M.<br />

Dezember 2011


Reuter’sche Stiftung<br />

im Stifterverband<br />

für die Deutsche Wissenschaft<br />

Johs. Kölln Stiftung<br />

im Stifterverband<br />

für die Deutsche Wissenschaft<br />

Rotary Club<br />

Remscheid

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