Patientinnen- ratgeber - strahlenbehandlung.de
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Zentrum für<br />
Strahlentherapie<br />
- Radioonkologie<br />
Rheine - Osnabrück<br />
<strong>Patientinnen</strong><strong>ratgeber</strong><br />
Strahlenbehandlung <strong>de</strong>r<br />
Brust o<strong>de</strong>r Brustwand nach<br />
Brustkrebsoperation<br />
Zentrum für Strahlentherapie – Radioonkologie<br />
Rheine – Osnabrück
Liebe Patientin,<br />
bei Ihnen ist es notwendig, eine Strahlenbehandlung<br />
<strong>de</strong>r Brust o<strong>de</strong>r Brustwand nach einer Brustkrebsoperation<br />
durchzuführen. In beson<strong>de</strong>ren Fällen<br />
wer<strong>de</strong>n auch die Lymphknoten <strong>de</strong>r Achselhöhle<br />
und / o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Region unterhalb und oberhalb <strong>de</strong>s<br />
Schlüsselbeins mitbestrahlt. Da es für die meisten<br />
von Ihnen das erste Mal ist, dass eine solche<br />
Behandlung durchgeführt wird, gibt es sicherlich<br />
viele offene Fragen.<br />
Wir haben bereits ein ausführliches Gespräch mit<br />
Ihnen über die anstehen<strong>de</strong> Strahlentherapie geführt.<br />
Zentrum für<br />
Strahlentherapie<br />
- Radioonkologie<br />
Rheine - Osnabrück<br />
Erfahrungsgemäß tauchen <strong>de</strong>nnoch häufig<br />
Fragen auf, die noch nicht o<strong>de</strong>r nicht vollständig<br />
beantwortet wor<strong>de</strong>n sind. Der Beantwortung dieser<br />
Fragen dient <strong>de</strong>r vorliegen<strong>de</strong> Ratgeber. Er ist<br />
so gestaltet, dass anhand häufig gestellter Fragen<br />
ein möglichst umfassen<strong>de</strong>s Bild <strong>de</strong>r durchzuführen<strong>de</strong>n<br />
Strahlenbehandlung vermitteln wird.<br />
Der Ratgeber ist kein Ersatz für das persönliche<br />
Gespräch. Wenn Sie Fragen o<strong>de</strong>r Probleme haben,<br />
können und sollten Sie sich je<strong>de</strong>rzeit an die Ärzte<br />
o<strong>de</strong>r an die MTA´s o<strong>de</strong>r Arzthelferinnen wen<strong>de</strong>n.<br />
Für die Therapie wünschen wir<br />
Ihnen alles Gute! Das Praxisteam<br />
Abb.: Ihr Praxisteam in Rheine Abb.: Ihr Praxisteam in Osnabrück
Zentrum für<br />
Strahlentherapie<br />
- Radioonkologie<br />
Rheine - Osnabrück<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
06 Warum muss bei mir eine Strahlenbehandlung<br />
<strong>de</strong>r Brust durchgeführt wer<strong>de</strong>n?<br />
07 Warum muss trotz Chemo- und/o<strong>de</strong>r Hormon-<br />
therapie eine Bestrahlung durchgeführt wer<strong>de</strong>n?<br />
08 Mit welchen „Strahlen“ wird die Bestrahlung<br />
durchgeführt?<br />
09 Was genau wird eigentlich bei <strong>de</strong>r Bestrahlung<br />
<strong>de</strong>r Brust o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Brustwand bestrahlt?<br />
10 Wann wer<strong>de</strong>n die Lymphknoten mitbestrahlt?<br />
Wann wird eine Strahlentherapie <strong>de</strong>r Brust-<br />
wand nach kompletter Entfernung <strong>de</strong>r Brust<br />
durchgeführt?<br />
11 Welche Wirkung haben die Strahlen auf die<br />
Tumorzellen und welche Wirkung auf das nor-<br />
male Körpergewebe?<br />
Mit welcher Bestrahlungstechnik wird die Brust<br />
o<strong>de</strong>r Brustwand bestrahlt?<br />
12 Wann beginnt die Bestrahlung?<br />
Wie wird die Bestrahlung dosiert?<br />
Wie viele Bestrahlungen müssen gemacht<br />
wer<strong>de</strong>n?<br />
03<br />
13 Welche Vorbereitungen wer<strong>de</strong>n bis<br />
zum Beginn <strong>de</strong>r Bestrahlung durchgeführt?<br />
15 Welche Nebenwirkungen können bei<br />
<strong>de</strong>r Bestrahlung auftreten?<br />
17 Was kann ich tun, um Nebenwirkun-<br />
gen zu vermei<strong>de</strong>n? Was muss ich nach<br />
Beendigung <strong>de</strong>r Bestrahlung beachten?<br />
18 Wer<strong>de</strong>n Kontrolluntersuchungen nach<br />
<strong>de</strong>r Bestrahlung durchgeführt?<br />
19 Kann ich zur Bestrahlung selbst mit<br />
<strong>de</strong>m Auto kommen?<br />
20 Soll ich während <strong>de</strong>r Bestrahlung be-<br />
ruflich arbeiten?<br />
Soll ich während <strong>de</strong>r Strahlenbehand-<br />
lung ergänzen<strong>de</strong> Therapieverfahren<br />
durchführen?<br />
21 Soll ich nach <strong>de</strong>r Bestrahlung eine An-<br />
schlussheilbehandlung (Kur) machen?<br />
Wie beantrage ich eine Anschlussheil-<br />
behandlung?<br />
22 Schematischer Ablauf <strong>de</strong>r Strahlen-<br />
therapie
Das Zentrum für Strahlentherapie<br />
und Radioonkologie Rheine - Osnabrück<br />
1999 wur<strong>de</strong> die Praxis für Strahlentherapie und Radioonkologie am Mathiasspital in Rheine durch die<br />
Strahlentherapeuten Dr. med. Klaus Ostkamp und Dr. med. Günter Hampel gegrün<strong>de</strong>t. Zu <strong>de</strong>m<br />
Zeitpunkt war die Praxisgründung eine <strong>de</strong>r ersten Praxisgründungen für Strahlentherapie in Deutschland.<br />
Die Praxis ist seit 2006 als Kernleistungserbringer <strong>de</strong>s Brustzentrums Nordmünsterland durch das<br />
Land NRW zertifiziert ist. Eine erfolgreiche Rezertifizierung fand 2009 statt. Im Jahr 2007 wur<strong>de</strong> das<br />
Zentrum für Strahlentherapie und Radioonkologie am Klinikum Osnabrück in Betrieb genommen. Von<br />
Beginn an wur<strong>de</strong>n dort die aktuell mo<strong>de</strong>rnsten strahlentherapeutischen Behandlungsverfahren angeboten.<br />
Im September 2008 wur<strong>de</strong> ein weiterer Linearbeschleuniger <strong>de</strong>r neusten Generation in Rheine<br />
installiert. Parallel wur<strong>de</strong> eine umfassen<strong>de</strong> technische Aufrüstung auf <strong>de</strong>n aktuellen Stand <strong>de</strong>r strahlentherapeutischen<br />
Technik durchgeführt.<br />
Die bei<strong>de</strong>n Praxen verfügen nun über insgesamt 3 Linearbeschleuniger zur perkutanen Strahlentherapie<br />
sowie über eine Brachytherapieeinheit. Alle innovativen Behandlungsverfahren <strong>de</strong>r Strahlentherapie<br />
(3-D-konformale Strahlentherapie, Intensitätsmodulierte Strahlentherapie = IMRT, bildgeführte Strahlentherapie<br />
= IGRT und stereotaktische Hochpräzisionsbestrahlungen im Gehirn und Körper) können<br />
durchgeführt wer<strong>de</strong>n. Die bei<strong>de</strong>n Praxen verfügen über 33 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, 6 Fachärzte<br />
für Strahlentherapie, 4 Medizinische Diplomphysikerinnen und Diplomphysiker, 16 medizinischtechnische<br />
Radiologieassistentinnen- und Assistenten und 7 Arzthelferinnen und Krankenschwestern.<br />
Pro Jahr behan<strong>de</strong>ln wir insgesamt über 2000 <strong>Patientinnen</strong> und Patienten mit Krebserkrankungen.<br />
04
Dr. med.<br />
Günther Hampel<br />
Dr. med.<br />
Stefan Hesselmann<br />
Kontakt<br />
Dr. med.<br />
Phu Nguyen<br />
Adresse Gemeinschaftspraxis für<br />
Strahlentherapie-Radioonkologie<br />
am Mathias-Spital Rheine<br />
Sprickmannstrasse 36<br />
48431 Rheine<br />
Telefon 05971 160980<br />
Fax 05971 1609890<br />
Mail dr.hampel@<strong>strahlenbehandlung</strong>.<strong>de</strong><br />
Internet www.<strong>strahlenbehandlung</strong>.<strong>de</strong><br />
05<br />
Dr. med.<br />
Klaus Ostkamp<br />
Dr. med.<br />
Afshin Radmad<br />
Adresse Zentrum für Strahlentherapie<br />
am Klinikum Osnabrück<br />
Am Finkenhügel 5<br />
49076 Osnabrück<br />
Telefon 0541 8004970<br />
Fax 0541 80049750<br />
Mail dr.ostkamp@<strong>strahlenbehandlung</strong>.<strong>de</strong><br />
Internet www.<strong>strahlenbehandlung</strong>.<strong>de</strong><br />
Christian Schories
Warum muss bei mir eine Strahlenbehandlung<br />
<strong>de</strong>r Brust durchgeführt wer<strong>de</strong>n?<br />
(Der Tumor in <strong>de</strong>r Brust wur<strong>de</strong> doch komplett entfernt!)<br />
Trotz kompletter Entfernung <strong>de</strong>s Tumors aus <strong>de</strong>r Brust und Entfernung <strong>de</strong>r Achselhöhlenlymphknoten<br />
bzw. <strong>de</strong>s Wächterlymphknoten besteht ein gewisses Risiko, dass einzelne Tumorzellen in <strong>de</strong>r Brust<br />
verblieben sind. Dieses Risiko ist abhängig vom Tumorstadium. In ungünstigen Fällen kann das Risiko<br />
mehr als 50% betragen. Ob tatsächlich noch Tumorzellen in <strong>de</strong>r Brust verblieben sind, wissen wir nicht.<br />
Es gibt kein Verfahren, mit <strong>de</strong>m einzelne Tumorzellen nachweisbar wären. So ist es durchaus möglich,<br />
dass eine Bestrahlung bei Ihnen gar nicht notwendig ist, weil tatsächlich gar keine Tumorzellen mehr<br />
in <strong>de</strong>r Brust sind. Nähmen wir einmal an, dass das geschätzte Risiko für verbliebene Tumorzellen in <strong>de</strong>r<br />
Brust 30% betrüge. An<strong>de</strong>rs herum wür<strong>de</strong> dies aber be<strong>de</strong>uten, dass mit einer Wahrscheinlichkeit von<br />
70% keine Tumorzellen mehr in <strong>de</strong>r Brust wären. Man könnte sich nun auf <strong>de</strong>n Standpunkt stellen,<br />
dass es ja viel wahrscheinlicher ist, dass eine Bestrahlung nicht notwendig ist und auf die Bestrahlung<br />
verzichten.<br />
Was wür<strong>de</strong> passieren, wenn nun doch Tumorzellen in <strong>de</strong>r Brust verblieben wären und keine Bestrahlung<br />
durchgeführt wird? Mit hoher Wahrscheinlichkeit wür<strong>de</strong>n sich die Tumorzellen irgendwann<br />
irgendwo in <strong>de</strong>r Brust vermehren und es wür<strong>de</strong> ein tastbarer o<strong>de</strong>r durch Mammografie o<strong>de</strong>r Ultraschall<br />
sichtbarer Knoten entstehen. Man könnten natürlich sagen, dass ein solcher Knoten in <strong>de</strong>r Brust erst<br />
mal nicht gefährlich wäre, da er, insbeson<strong>de</strong>re wenn man ihn frühzeitig ent<strong>de</strong>ckt, keine Beschwer<strong>de</strong>n<br />
macht und auch gut operativ entfernt wer<strong>de</strong>n könnte. Bei <strong>de</strong>r Betrachtung haben wir aber einen Punkt<br />
nicht berücksichtigt: Wenn noch Tumorzellen in <strong>de</strong>r Brust verblieben sind, besteht nicht nur das Risiko<br />
eines Tumorrückfalls in <strong>de</strong>r Brust. Die verbliebenen Tumorzellen können mit <strong>de</strong>m Lymph- o<strong>de</strong>r Blutstrom<br />
in <strong>de</strong>n Körper gelangen und dort Metastasen in Lunge, Leber und Knochen verursachen. Wenn<br />
das passiert, ist etwas sehr ungünstiges eingetreten. Zwar kann man in <strong>de</strong>n meisten Fällen durch eine<br />
06
Chemo- o<strong>de</strong>r Hormontherapie eine Rückbildung <strong>de</strong>r Metastasen erreichen, eine vollständige dauerhafte<br />
Heilung von <strong>de</strong>r Tumorerkrankung ist aber nicht mehr möglich. Jetzt wird sicherlich klar, warum<br />
wir selbst bei einem nur geringen Risiko von verbliebenen Tumorzellen in <strong>de</strong>r Brust eine Bestrahlung<br />
durchführen. Die Strahlentherapie senkt nicht nur das Rückfallrisiko in <strong>de</strong>r Brust auf durchschnittlich<br />
15%-20%, son<strong>de</strong>rn sie verhin<strong>de</strong>rt auch eine Fernmetastasierung und verbessert damit insgesamt die<br />
Chance auf eine dauerhafte Heilung.<br />
Warum muss trotz Chemotherapie und/o<strong>de</strong>r Hormon-<br />
therapie eine Bestrahlung durchgeführt wer<strong>de</strong>n?<br />
Die Chemotherapie und Hormontherapie wer<strong>de</strong>n<br />
zur Senkung <strong>de</strong>s Rückfallrisikos eingesetzt. Eine<br />
Hormontherapie kann nur dann durchgeführt<br />
wer<strong>de</strong>n, wenn die Tumorzellen an ihrer Zelloberfläche<br />
Bindungsstellen für die weiblichen<br />
Geschlechtshormone Östrogen und Progesteron<br />
besitzen.<br />
Ob eine Chemotherapie durchgeführt wird, hängt<br />
vom Rückfallrisiko und von <strong>de</strong>r Hormonempfindlichkeit<br />
<strong>de</strong>r Tumorzellen ab. Je größer das Rückfallrisiko<br />
ist, umso größer ist <strong>de</strong>r Vorteil, <strong>de</strong>n man<br />
durch eine zusätzliche Chemotherapie gewinnt,<br />
insbeson<strong>de</strong>re dann, wenn <strong>de</strong>r Tumor unempfindlich<br />
gegenüber einer Hormontherapie ist.<br />
07<br />
Untersuchungen haben gezeigt, dass durch eine<br />
Chemo- und/o<strong>de</strong>r Hormontherapie das Rückfallrisiko,<br />
das heißt das Auftreten von Metastasen,<br />
<strong>de</strong>utlich gesenkt wer<strong>de</strong>n kann. Auch das Rückfallrisiko<br />
im Bereich <strong>de</strong>r Brust wird gesenkt. Diese<br />
Wirkung ist allerdings bei weitem nicht so ausgeprägt<br />
wie nach Durchführung einer Bestrahlung.<br />
Auf eine Bestrahlung kann daher nicht verzichtet<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Unabhängig von <strong>de</strong>r Notwendigkeit einer Chemotherapie<br />
o<strong>de</strong>r Hormontherapie muss nach brusterhalten<strong>de</strong>r<br />
Operation immer eine Nachbestrahlung<br />
<strong>de</strong>r Brust durchgeführt wer<strong>de</strong>n. Siehe auch Radiotherapie<br />
nach kompletter Entferung <strong>de</strong>r Brust.
Mit welchen „Strahlen“<br />
wird die Bestrahlung durchgeführt?<br />
Abb.: Linearbeschleuniger (in Rotation)<br />
im Behandlungsraum<br />
Die Bestrahlung <strong>de</strong>r Brust wird heute in <strong>de</strong>r Regel mit ultraharten<br />
Röntgenstrahlen durchgeführt. Die ultraharten Röntgenstrahlen<br />
wer<strong>de</strong>n in einem Linearbeschleuniger erzeugt.<br />
Der Vorteil <strong>de</strong>r „ultraharten Röntgenstrahlen“ ist ihre gute<br />
Durchdringungsfähigkeit im Körpergewebe. Bei einer „weichen“<br />
Strahlung ist die Durchdringungsfähigkeit nur gering.<br />
Ein großer Teil <strong>de</strong>r Strahlung bleibt bereits in <strong>de</strong>r Haut stecken,<br />
wobei in <strong>de</strong>r Tiefe dann nur wenig Strahlung ankommt. Bei<br />
<strong>de</strong>r Bestrahlung <strong>de</strong>r Brust will man eine möglichst gleichmäßige<br />
Strahlendosis in <strong>de</strong>r gesamten Brust, also auch in <strong>de</strong>r Tiefe<br />
haben. Dies lässt sich tatsächlich am Besten mit ultraharten<br />
Röntgenstrahlen erreichen, die zu<strong>de</strong>m eine viel bessere Schonung<br />
<strong>de</strong>r Haut ermöglichen.<br />
Zu<strong>de</strong>m ist die Präzision, mit <strong>de</strong>r man bei Verwendung eines<br />
Linearbeschleunigers bestrahlen kann viel besser als bei an<strong>de</strong>ren<br />
Bestrahlungsgeräten. Letztendlich ermöglicht die Bestrahlung<br />
mit einem Linearbeschleuniger eine wesentlich präzisere<br />
Bestrahlung und eine Reduktion von Nebenwirkungen.<br />
08
Was genau wird eigentlich bei <strong>de</strong>r Bestrahlung<br />
<strong>de</strong>r Brust o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Brustwand bestrahlt?<br />
Wie bereits oben erläutert, wollen wir eigentlich nur die möglicherweise verbliebenen Tumorzellen in<br />
<strong>de</strong>r Brust o<strong>de</strong>r Brustwand bestrahlen. Wo diese genau liegen wissen wir aber nicht. Das größte Risiko<br />
besteht allerdings dort, wo <strong>de</strong>r Tumorknoten lokalisiert war. Es ist aber auch möglich, dass Tumorzellen<br />
an einer ganz an<strong>de</strong>ren Stelle in <strong>de</strong>r Brust o<strong>de</strong>r Brustwand verblieben sind. Daher wird bei <strong>de</strong>r Bestrahlung<br />
die gesamte Brust- und Brustwand bestrahlt. Unabhängig davon, wo die Tumorzellen in <strong>de</strong>r<br />
Brust liegen, sie wer<strong>de</strong>n auf je<strong>de</strong>n Fall von <strong>de</strong>r Strahlung getroffen und mit größter Wahrscheinlichkeit<br />
abgetötet.<br />
Was ist eine<br />
Boostbestrahlung?<br />
In <strong>de</strong>r Regel wer<strong>de</strong>n nach <strong>de</strong>r Bestrahlung <strong>de</strong>r gesamten Brust o<strong>de</strong>r Brustwand noch einige zusätzliche<br />
Bestrahlungen (zwischen 5 und 10 Bestrahlungen) gezielt an die Stelle gebracht, an <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Tumor ursprünglich<br />
gesessen hat o<strong>de</strong>r wo ein höheres Rückfallrisiko besteht. Dies nennt man Boostbestrahlung.<br />
Hiermit lässt sich das Rückfallrisiko noch einmal um einige Prozent senken. Die Anzahl <strong>de</strong>r zusätzlichen<br />
Bestrahlungen hängt vom Rückfallrisiko ab und wird individuell festgelegt. Bei sehr geringem Risiko<br />
kann auf die Boostbestrahlung verzichtet wer<strong>de</strong>n. Die Boostbestrahlung ist nicht gefährlicher (mit mehr<br />
Nebenwirkungen verbun<strong>de</strong>n) als die vorherige Radiotherapie.<br />
09
Wann wer<strong>de</strong>n die<br />
Lymphknoten mitbestrahlt?<br />
Neben <strong>de</strong>r Bestrahlung <strong>de</strong>r erkrankten Brust kann<br />
es notwendig sein, auch die Lymphknoten zu<br />
bestrahlen. Dies wird immer dann in Erwägung<br />
gezogen, wenn bei <strong>de</strong>r Operation <strong>de</strong>r Achselhöhlenlymphknoten<br />
tumorbefallene Lymphknoten<br />
nachgewiesen wur<strong>de</strong>n. Die Notwendigkeit <strong>de</strong>r Bestrahlung<br />
<strong>de</strong>r Lymphknoten und <strong>de</strong>r Lymphknotenregionen<br />
hängt ab von <strong>de</strong>r Lage <strong>de</strong>s Tumors in<br />
<strong>de</strong>r Brust, von <strong>de</strong>r Anzahl und vom Ausmaß <strong>de</strong>s<br />
Befalls <strong>de</strong>r Lymphknoten sowie vom Ausmaß <strong>de</strong>r<br />
Operation.<br />
Wann wird eine Strahlentherapie <strong>de</strong>r Brustwand nach<br />
kompletter Entfernung <strong>de</strong>r Brust (Ablatio mammae, Mastektomie) durchgeführt?<br />
Nach Entfernung <strong>de</strong>r gesamten Brust muss nicht in je<strong>de</strong>m Fall eine Bestrahlung durchgeführt<br />
wer<strong>de</strong>n. Diese ist aber angezeigt, wenn <strong>de</strong>r Tumor sehr groß gewesen ist, wenn mehrere Tumoren in<br />
<strong>de</strong>r Brust vorlagen, wenn die Muskulatur o<strong>de</strong>r die Haut vom Tumor befallen waren, wenn <strong>de</strong>r<br />
Tumor nur knapp o<strong>de</strong>r nicht im Gesun<strong>de</strong>n entfernt wur<strong>de</strong>, wenn ein ausge<strong>de</strong>hnter Befall <strong>de</strong>r<br />
Achselhöhlenlymphknoten vorlag o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Tumor in Lymphgefäße o<strong>de</strong>r Blutgefäße eingebrochen war.<br />
10
Welche Wirkung haben die Strahlen auf die Tumorzellen<br />
und welche Wirkung auf das normale Körpergewebe?<br />
Durch die Strahlen wer<strong>de</strong>n die Tumorzellen entwe<strong>de</strong>r unmittelbar abgetötet o<strong>de</strong>r so geschädigt, dass<br />
sie sich nicht mehr vermehren können und später absterben. Die normalen Körperzellen wer<strong>de</strong>n durch<br />
die Bestrahlung auch geschädigt. Sie sind aber wesentlich wi<strong>de</strong>rstandsfähiger und erholen sich nach<br />
<strong>de</strong>r Bestrahlung nahezu vollständig.<br />
Mit welcher Bestrahlungstechnik wird<br />
die Brustwand <strong>de</strong>r Brust bestrahlt?<br />
Bei <strong>de</strong>r Wahl <strong>de</strong>r Bestrahlungstechnik kommt es einerseits darauf an, dass <strong>de</strong>r Brustdrüsenkörper o<strong>de</strong>r<br />
die Brustwand, das umgeben<strong>de</strong> Fettgewebe und die Haut gleichmäßig (homogen) bestrahlt wer<strong>de</strong>n,<br />
an<strong>de</strong>rerseits Lunge und Herz möglichst gut geschont wer<strong>de</strong>n. Dies erreicht man am besten über zwei<br />
schräge Fel<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>ren hintere Grenze hinter <strong>de</strong>r Brust liegt (sog. Tangentialfel<strong>de</strong>r, siehe Abb.).<br />
Bei <strong>de</strong>r Boostbestrahlung wird meist über ein direktes Feld von vorne mit Elektronen, die nur eine<br />
begrenzte Eindringtiefe haben, bestrahlt. Wenn die Lymphknoten bestrahlt wer<strong>de</strong>n müssen, erfolgt dies<br />
über zusätzliche Bestrahlungsfel<strong>de</strong>r, die direkt an die Tangentialfel<strong>de</strong>r anschließen.<br />
Abb.: Tangentialfel<strong>de</strong>r
Wann beginnt<br />
die Bestrahlung?<br />
Wird keine zusätzliche Chemotherapie durchgeführt, kann die Bestrahlung bei guter Wundheilung<br />
innerhalb von 4-6 Wochen nach <strong>de</strong>r Operation begonnen wer<strong>de</strong>n.<br />
Wird eine Chemotherapie durchgeführt, beginnt die Bestrahlung entwe<strong>de</strong>r direkt nach Abschluss <strong>de</strong>r<br />
Chemotherapie (ca. 3 Wochen) o<strong>de</strong>r wird nach <strong>de</strong>r Hälfte <strong>de</strong>r Chemotherapie durchgeführt<br />
(sog. Sandwich-Verfahren).<br />
Wie wird die Bestrahlung dosiert?<br />
Wie viele Bestrahlungen müssen gemacht wer<strong>de</strong>n?<br />
Die Strahlenmenge (Dosis) wird in <strong>de</strong>r Einheit Gray (Gy) gemessen. Da <strong>de</strong>r Mensch die Strahlung mit<br />
<strong>de</strong>n Sinnesorganen nicht wahrnehmen kann, ist diese Einheit im Gegensatz zu an<strong>de</strong>ren Maßeinheiten,<br />
wie zum Beispiel Kilogramm o<strong>de</strong>r Kilometer, nicht erfahrbar und <strong>de</strong>shalb nur schwer vorstellbar. Bei <strong>de</strong>r<br />
Behandlung von bösartigen Tumoren wer<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Strahlentherapie Strahlenmengen von 20-80 Gray<br />
verabreicht. Da aber die komplette Gabe <strong>de</strong>r gesamten Strahlenmenge in einer einzigen Sitzung vom<br />
Körper nicht vertragen wird, wird die Strahlenmenge auf viele kleine, gleich große Einzeldosen aufgeteilt.<br />
12
Bei <strong>de</strong>r Bestrahlung <strong>de</strong>r Brust und Brustwand wer<strong>de</strong>n zwischen 50 und 54 Gray Gesamtdosis gegeben.<br />
Bei einer Einzeldosis zwischen 1.8 o<strong>de</strong>r 2 Gy pro Tag ergeben sich hieraus 25-30 Bestrahlungen.<br />
Zusätzlich wird dann in <strong>de</strong>n meisten Fällen eine Boostbestrahlung (siehe oben) nach Abschluss <strong>de</strong>r<br />
Bestrahlung <strong>de</strong>r Brust o<strong>de</strong>r Brustwand durchgeführt. Hier wer<strong>de</strong>n üblicherweise zwischen 5 und 10<br />
Bestrahlungen (9-20 Gy) gegeben.<br />
Die Bestrahlung wird täglich von Montags bis Freitags durchgeführt (5 Bestrahlungen pro Woche-<br />
Samstags und Sonntags keine Bestrahlung). Die gesamte Strahlentherapie erstreckt sich somit über einen<br />
Zeitraum von minimal 5 bis zu maximal 8 Wochen. Müssen die Lymphknoten mitbestrahlt wer<strong>de</strong>n,<br />
geschieht dies gleichzeitig mit <strong>de</strong>r Bestrahlung <strong>de</strong>r Brust o<strong>de</strong>r Brustwand. Beim Aufklärungsgespräch<br />
wer<strong>de</strong>n wir Ihnen bereits mitteilen, wie viele Bestrahlungen insgesamt gegeben wer<strong>de</strong>n.<br />
Welche Vorbereitungen wer<strong>de</strong>n bis zum Beginn<br />
<strong>de</strong>r Bestrahlung durchgeführt?<br />
In <strong>de</strong>r Regel sind 2 Vorbereitungstermine bis zum Beginn <strong>de</strong>r Bestrahlung notwendig. Beim ersten<br />
Vorbereitungstermin (Vor- Simulation, Planungs- CT) wird als erstes die Bestrahlungslagerung festgelegt.<br />
Hierzu wird <strong>de</strong>r Körper auf einem Bestrahlungstisch und Gerät (Simulator), <strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Bestrahlungsgerät<br />
nachgebil<strong>de</strong>t ist, genau ausgerichtet. Der Arm <strong>de</strong>r zu bestrahlen<strong>de</strong>n Seite o<strong>de</strong>r auch bei<strong>de</strong> Arme<br />
wer<strong>de</strong>n nach oben gelagert, damit die Bestrahlungsfel<strong>de</strong>r nicht <strong>de</strong>n Arm treffen. Anschließend wird die<br />
Lagerung anhand von Laserlinien, die auf ihre Haut projeziert wer<strong>de</strong>n, angezeichnet. Anhand dieser Anzeichnungen<br />
können wir sie dann immer wie<strong>de</strong>r exakt lagern und ausrichten. Direkt anschließend wird<br />
in <strong>de</strong>r zuvor festgelegten Bestrahlungslagerung eine Computertomografie (s. Abb.) durchgeführt.<br />
13
14<br />
Abb.: Computertomograph<br />
Bei <strong>de</strong>r Computertomografie wer<strong>de</strong>n röntgenologisch Querschnitte vom Körper erstellt. Anhand dieser<br />
Bil<strong>de</strong>r wird dann das Zielgebiet festgelegt und ein Computerbestrahlungsplan erstellt. Diese Metho<strong>de</strong>,<br />
auch 3-dimensionale Bestrahlungsplanung o<strong>de</strong>r konformale Bestrahlungsplanung genannt, ermöglicht<br />
die bestmögliche Präzision und führt auch zur Reduktion von Nebenwirkungen. Beim zweiten Vorbereitungstermin<br />
(Simulation) wer<strong>de</strong>n am Simulator die aus <strong>de</strong>r Computerbestrahlungsplanung errechneten<br />
Bestrahlungsfel<strong>de</strong>r eingemessen und auf <strong>de</strong>r Haut angezeichnet. Damit sind die Vorbereitungen<br />
been<strong>de</strong>t. Die Bestrahlung kann beginnen.
Welche Nebenwirkungen können<br />
bei <strong>de</strong>r Bestrahlung auftreten?<br />
Die Strahlentherapie <strong>de</strong>r Brust ist heute eine<br />
sichere und gut verträgliche Behandlung. Dennoch<br />
treten im Verlauf <strong>de</strong>r Bestrahlung und auch<br />
danach einige Nebenwirkungen auf.<br />
Zu unterschei<strong>de</strong>n sind akute Nebenwirkungen,<br />
die während <strong>de</strong>r Bestrahlung o<strong>de</strong>r kurz danach<br />
auftreten können und sich gewöhnlich komplett<br />
zurückbil<strong>de</strong>n. Darüber hinaus kann es zu Spätnebenwirkungen<br />
kommen, die sich Wochen, Monate<br />
o<strong>de</strong>r erst Jahre nach <strong>de</strong>r Behandlung zeigen<br />
und überwiegend bleiben<strong>de</strong>n Charakter haben.<br />
Die Bestrahlung wirkt und macht Nebenwirkungen<br />
im Wesentlichen dort, wo die Bestrahlung<br />
gesun<strong>de</strong>s Körpergewebe trifft. Darüber hinaus<br />
können Beeinträchtigungen <strong>de</strong>s Allgemeinbefin<strong>de</strong>ns<br />
auftreten.<br />
Bei <strong>de</strong>n ersten Bestrahlungen kann es bei einigen<br />
<strong>Patientinnen</strong> zum Auftreten eines Strahlenkaters<br />
kommen. Dieser äußert sich durch leichte<br />
15<br />
Übelkeit, Schwin<strong>de</strong>l und Kopfschmerzen und<br />
tritt in <strong>de</strong>r Regel kurz nach <strong>de</strong>r Bestrahlung<br />
auf. Die häufigste allgemeine Beeinträchtigung<br />
durch die Bestrahlung ist Müdigkeit und eine<br />
eingeschränkte körperliche Belastbarkeit. Diese<br />
Nebenwirkungen treten bei mehr als 50% <strong>de</strong>r<br />
<strong>Patientinnen</strong> auf.<br />
Bei <strong>de</strong>n akuten Bestrahlungsreaktionen steht die<br />
Bestrahlungsreaktion <strong>de</strong>r Haut und Brust ganz im<br />
Vor<strong>de</strong>rgrund. Erste Symptome treten in <strong>de</strong>r Regel<br />
in <strong>de</strong>r dritten bis vierten Bestrahlungswoche auf.<br />
Es kommt zu einer Hautrötung und einem Spannungsgefühl<br />
in <strong>de</strong>r Brust. Die Brust kann leicht<br />
anschwellen. Diese Bestrahlungsreaktion nimmt<br />
dann kontinuierlich bis zum En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Bestrahlung<br />
zu. Am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Bestrahlung kann es auch<br />
an einigen Stellen zu oberflächlichen Hautablösungen<br />
kommen und die Brust selbst kann<br />
schmerzhaft geschwollen sein. In <strong>de</strong>r Regel bil<strong>de</strong>t<br />
sich die Hautreaktion innerhalb von 2-3 Wochen<br />
weitgehend zurück. Eine Bestrahlungsreaktion <strong>de</strong>r
Brust mit Schwellung braucht in <strong>de</strong>r Regel 4-6<br />
Wochen bis zur Rückbildung.<br />
Selten, insbeson<strong>de</strong>re bei sehr großer Brust, bei<br />
gleichzeitiger antihormoneller Therapie o<strong>de</strong>r<br />
vorausgegangener o<strong>de</strong>r nachfolgen<strong>de</strong>r Chemotherapie,<br />
kann es zu einer chronischen Brustentzündung<br />
kommen, die sich nur zögerlich zurückbil<strong>de</strong>t<br />
und die zu bleiben<strong>de</strong>n Verän<strong>de</strong>rungen<br />
(Verfestigung, Verkleinerung o<strong>de</strong>r Verformung <strong>de</strong>r<br />
Brust) führen kann.<br />
Bei <strong>de</strong>n späten Bestrahlungsreaktionen sieht<br />
man häufig eine leichte Verfestigung und geringe<br />
Größenreduktion <strong>de</strong>r Brust. Die Haut kann eine<br />
dauerhafte Braunfärbung o<strong>de</strong>r Ä<strong>de</strong>rchenbildung<br />
entwickeln.<br />
Schwerwiegen<strong>de</strong> bleiben<strong>de</strong> Schä<strong>de</strong>n durch die<br />
Bestrahlung sind heute sehr selten, aber <strong>de</strong>nnoch<br />
nicht absolut auszuschließen. Selten kann<br />
es durch eine nach <strong>de</strong>r Bestrahlung auftreten<strong>de</strong><br />
Lungenentzündung zu einer Vernarbung<br />
<strong>de</strong>r Lunge kommen, die im Extremfall zu einer<br />
16<br />
Verschlechterung <strong>de</strong>r Lungenfunktion führt. Eine<br />
Schädigung <strong>de</strong>s Herzens o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Blutgefäße <strong>de</strong>s<br />
Herzens kann sehr selten zu einer Herzschwäche<br />
o<strong>de</strong>r zu Herzinfarkten und Herzrhythmusstörungen<br />
führen. Eine chronische Entzündung <strong>de</strong>s<br />
Brustmuskels o<strong>de</strong>r Schädigung <strong>de</strong>r Rippen kann<br />
zu Beschwer<strong>de</strong>n und Schmerzen an <strong>de</strong>r Brustwand<br />
und zu Rippenbrüchen führen.<br />
Muss eine Bestrahlung <strong>de</strong>r Lymphbahnen durchgeführt<br />
wer<strong>de</strong>n, ist das Risiko für die Entwicklung<br />
eines Lymphö<strong>de</strong>ms erhöht. Selten können durch<br />
Schädigung <strong>de</strong>r Nerven Lähmungen <strong>de</strong>s Armes<br />
auftreten. Bei bestimmten Erkrankungen wie<br />
Rheuma, Lupus erythemato<strong>de</strong>s, Schuppenflechte<br />
o<strong>de</strong>r Neuro<strong>de</strong>rmitis ist das Risiko für die Entwicklung<br />
von akuten o<strong>de</strong>r späten Bestrahlungsnebenwirkungen<br />
erhöht.<br />
Ingesamt ist das Risiko belasten<strong>de</strong> Nebenwirkungen<br />
unter <strong>de</strong>r Bestrahlung und danach<br />
zu erlei<strong>de</strong>n gering. Bei 95% <strong>de</strong>r bestrahlten<br />
<strong>Patientinnen</strong> treten geringe bis mäßige Nebenwirkungen<br />
auf.
Was kann ich tun,<br />
um Nebenwirkungen zu vermei<strong>de</strong>n?<br />
Auch wenn sich viele <strong>Patientinnen</strong> während <strong>de</strong>r Bestrahlung kaum beeinträchtigt fühlen, wird <strong>de</strong>r<br />
Körper doch erheblich belastet. Sie sollten sich daher während und 3-4 Wochen nach <strong>de</strong>r Bestrahlung<br />
keinen starken körperlichen Belastungen aussetzten (z.B. Leistungssport, schwere körperliche Arbeit).<br />
Eine mäßige körperliche Belastung (Radfahren, Walking, leichte körperliche Arbeit) ist aber erwünscht<br />
und sogar in <strong>de</strong>r Lage, die möglicherweise bestehen<strong>de</strong> Müdigkeit zu bessern. Direkt nach <strong>de</strong>r Bestrahlung<br />
sollten Sie starke körperliche Anstrengungen mei<strong>de</strong>n.<br />
Zur Vorbeugung <strong>de</strong>r Bestrahlungsreaktion <strong>de</strong>r Haut sollten Sie sich während <strong>de</strong>r Bestrahlung im<br />
Bestrahlungsfeld nur mit Wasser waschen. Dabei sollten Sie darauf achten, dass die Anzeichnungen<br />
erhalten bleiben. Seife, Duschlotionen o<strong>de</strong>r Deos sollten Sie im Bereich <strong>de</strong>r Bestrahlungsfel<strong>de</strong>r nicht<br />
benutzen, da diese die Haut zusätzlich reizen. Von uns bekommen Sie ein Hautpu<strong>de</strong>r verordnet, das im<br />
Wesentlichen <strong>de</strong>r Fixierung <strong>de</strong>r Anzeichnungen dient.<br />
Tragen sie luftige, nicht scheuern<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r zu enge Kleidung. Bei sehr großer Brust ist es von Vorteil<br />
einen Spezial- BH zu tragen, <strong>de</strong>r breitere Träger hat und aus hautverträglichem Material besteht. Dieser<br />
kann von uns verordnet wer<strong>de</strong>n. Je nach Krankenkasse muss allerdings ein Eigenanteil gezahlt wer<strong>de</strong>n<br />
(ca. 10-30 €).<br />
Während <strong>de</strong>r Bestrahlung sollten Sie die Krankengymnastik für <strong>de</strong>n Arm und die Schulter weiter<br />
fortführen. Eine übermäßige Belastung <strong>de</strong>s Armes <strong>de</strong>r erkrankten Seite (Fensterputzen etc.) sollten sie<br />
während <strong>de</strong>r Bestrahlung vermei<strong>de</strong>n.<br />
17
Was muss ich nach Beendigung<br />
<strong>de</strong>r Bestrahlung beachten?<br />
Am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Bestrahlung und einige Tage bis wenige Wochen danach, sind die bestrahlungsbedingten<br />
Nebenwirkungen am ausgeprägtesten. Bis zum Abklingen <strong>de</strong>r Bestrahlungsreaktion <strong>de</strong>r Haut sollten Sie<br />
die vorbeugen<strong>de</strong>n Lokalmaßnahmen unverän<strong>de</strong>rt weiter fortführen. In <strong>de</strong>r Regel wird die Hautpflege<br />
mit einem Hautöl, einer Creme o<strong>de</strong>r einer Salbe weitergeführt.<br />
Wie die weitere Hautpflege durchgeführt wer<strong>de</strong>n soll, wer<strong>de</strong>n wir am letzten Bestrahlungstag in Abhängigkeit<br />
vom Befund mit Ihnen besprechen. Auch wann Sie wie<strong>de</strong>r Duschen und Ba<strong>de</strong>n dürfen o<strong>de</strong>r<br />
die Sauna besuchen können, ist abhängig von <strong>de</strong>r Rückbildung <strong>de</strong>r Nebenwirkungen nach En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />
Bestrahlung. Dies alles wer<strong>de</strong>n wir mit Ihnen ausführlich besprechen.<br />
Wer<strong>de</strong>n Kontrolluntersuchungen<br />
nach <strong>de</strong>r Bestrahlung durchgeführt?<br />
Wenn nach <strong>de</strong>r Bestrahlung keine weitere Chemotherapie durchgeführt wird, ist die Behandlung bis auf<br />
die ggf. tägliche Einnahme <strong>de</strong>r Antihormontablette been<strong>de</strong>t.<br />
In <strong>de</strong>r Folgezeit wer<strong>de</strong>n regelmäßige Nachsorgeuntersuchungen (in <strong>de</strong>n ersten 3 Jahren alle 3 Monate)<br />
durchgeführt. Diese Nachsorgeuntersuchungen dienen <strong>de</strong>r frühzeitigen Ent<strong>de</strong>ckung eines möglichen<br />
18
Tumorrückfalls und <strong>de</strong>r Kontrolle, <strong>de</strong>s Nachweises o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Therapie eventueller therapiebedingter<br />
Nebenwirkungen. Die Nachsorgeuntersuchungen wer<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Regel von Ihrer Frauenärztin o<strong>de</strong>r Ihrem<br />
Frauenarzt, ggf. auch vom Onkologen o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Ärzten durchgeführt.<br />
Nach <strong>de</strong>r Strahlentherapie führen wir in <strong>de</strong>r Regel 4-6 Wochen nach En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Behandlung eine Kontrolluntersuchung<br />
durch. Wir kontrollieren, ob sich die akuten Bestrahlungsreaktionen zeitgerecht und<br />
gut zurückbil<strong>de</strong>n. Bei Problemen leiten wir eine entsprechen<strong>de</strong> Therapie ein.<br />
Wenn beim Kontrolltermin eine gute Rückbildung <strong>de</strong>r akuten Bestrahlungsreaktion vorliegt, wer<strong>de</strong>n von<br />
uns nur noch Kontrolltermine in 6-12monatigen Abstän<strong>de</strong>n durchgeführt. Diese Untersuchungstermine<br />
dienen <strong>de</strong>r Kontrolle und gegebenenfalls Therapie von bestrahlungsbedingten Spätnebenwirkungen.<br />
Nach <strong>de</strong>r letzten Bestrahlung sollten Sie sich bei Ihrer Frauenärztin o<strong>de</strong>r Ihrem Frauenarzt vorstellen,<br />
um die weiteren Nachsorgeuntersuchungen zu besprechen.<br />
Kann ich zur Bestrahlung<br />
selbst mit <strong>de</strong>m Auto kommen?<br />
Grundsätzlich ist dies möglich. Wenn Sie sich körperlich gut fühlen, keine vermehrte Müdigkeit und<br />
körperliche Abgeschlagenheit vorliegt, können Sie selbst mit <strong>de</strong>m Auto fahren. Dies müssen Sie selbst<br />
anhand Ihrer Befindlichkeit entschei<strong>de</strong>n.<br />
19
Kann ich während <strong>de</strong>r Bestrahlung<br />
beruflich arbeiten?<br />
Hier gilt ähnliches wie beim Autofahren. Grundsätzlich<br />
ist dies möglich. Sie sollten allerdings<br />
be<strong>de</strong>nken dass, auch wenn Sie sich gut fühlen,<br />
die Bestrahlung eine körperliche Belastung verursacht.<br />
Wenn Sie einen Beruf ausüben, <strong>de</strong>r mit<br />
erheblicher körperlicher Belastung o<strong>de</strong>r Stress ein-<br />
20<br />
hergeht, empfehlen wir Ihnen, während <strong>de</strong>r Bestrahlung,<br />
trotz Wohlbefin<strong>de</strong>ns, nicht zu arbeiten.<br />
Bei körperlicher Abgeschlagenheit o<strong>de</strong>r Müdigkeit<br />
unter <strong>de</strong>r Bestrahlung besteht Arbeitsunfähigkeit!<br />
Wenn Sie beabsichtigen, unter <strong>de</strong>r Bestrahlung zu<br />
arbeiten, sollten Sie dies vorher mit uns besprechen.<br />
Soll ich während <strong>de</strong>r Strahlenbehandlung<br />
ergänzen<strong>de</strong> Therapieverfahren durchführen?<br />
Sprechen Sie uns bitte an, sofern Sie ergänzen<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r unterstützen<strong>de</strong> Therapieverfahren (z.B. Maßnahmen<br />
aus <strong>de</strong>r Homöopathie, <strong>de</strong>r Naturheilkun<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Ernährungsmedizin) zur onkologischen Therapie<br />
bereits durchführen o<strong>de</strong>r falls Sie ergänzen<strong>de</strong> Maßnahmen während <strong>de</strong>r Strahlentherapie einleiten<br />
möchten. Wir beraten Sie gerne.
Soll ich nach <strong>de</strong>r Bestrahlung eine<br />
Anschlussheilbehandlung (Kur) machen?<br />
Wie beantrage ich eine<br />
Anschlussheilbehandlung?<br />
Die Durchführung einer Anschlussheilbehandlung<br />
(Kur) nach Abschluss <strong>de</strong>r Therapie kann durchaus<br />
sinnvoll sein, muss aber nicht zwingend erfolgen.<br />
Insbeson<strong>de</strong>re, wenn die Erkrankung und Therapie<br />
zu starker körperlicher o<strong>de</strong>r seelischer Beeinträchtigung<br />
geführt haben, ist eine Anschlussheilbehandlung<br />
sinnvoll. Durch die verschie<strong>de</strong>nsten Rehabilitationsmaßnahmen<br />
(Physiotherapie, körperliches<br />
Training, psychologische Beratung und Psychotherapie)<br />
können solche Beschwer<strong>de</strong>n und Beeinträchtigungen<br />
in einer Anschlussheilbehandlung gut<br />
21<br />
gebessert wer<strong>de</strong>n. Eine Anschlussheilbehandlung<br />
dauert in <strong>de</strong>r Regel 3, manchmal 4 Wochen und<br />
muss innerhalb von 4 Wochen nach Abschluss <strong>de</strong>r<br />
Strahlentherapie begonnen wer<strong>de</strong>n.<br />
Wenn Sie eine Anschlussheilbehandlung durchführen<br />
möchten, sollten Sie dies zur Hälfte <strong>de</strong>r<br />
Bestrahlung mit einem <strong>de</strong>r Ärzte besprechen. Die<br />
Einleitung <strong>de</strong>r Anschlussheilbehandlung ist relativ<br />
einfach und wird in <strong>de</strong>r Regel problemlos genehmigt.
Schematischer Ablauf<br />
<strong>de</strong>r Strahlentherapie<br />
› Erstvorstellungstermin:<br />
Besprechung und Erörterung <strong>de</strong>r Bestrahlung / Untersuchung<br />
Keine Chemotherapie: Beginn <strong>de</strong>r Bestrahlung 3-6 Wochen nach OP<br />
Chemotherapie: Beginn <strong>de</strong>r Bestrahlung ca. 3 Wochen nach En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Chemotherapie<br />
› 1. Simulationstermin:<br />
Festlegung <strong>de</strong>r Bestrahlungslagerung Planungscomputertomografie<br />
› 2. Simulationstermin:<br />
Einmessen und Anzeichnen <strong>de</strong>r Bestrahlungsfel<strong>de</strong>r<br />
› Bestrahlungsbeginn:<br />
28-30 Bestrahlungen (5x / Woche) ggf. Boostbestrahlung (5-10 Bestrahlungen)<br />
› Nachsorge Strahlentherapie:<br />
1. Termin 4-6 Wochen / weitere Termine 6-12 Monate<br />
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Internetadressen für<br />
weitere Information<br />
www.krebsinformation.<strong>de</strong><br />
www.krebshilfe.<strong>de</strong><br />
Bücher über<br />
Brustkrebs<br />
Über-Lebensbuch Brustkrebs<br />
Ursula Goldmann-Posch<br />
Rita Rosa Martin<br />
Schattauer Verlag<br />
ISBN 3-7945-2487-X<br />
Brustkrebs. Rat und Hilfe<br />
Hermann Dellbrück<br />
W. Kohlhammer Verlag<br />
ISBN 3-17-020469-6<br />
23<br />
www.krebsgesellschaft.<strong>de</strong><br />
www.frauenselbsthilfe.<strong>de</strong><br />
Diagnose Brustkrebs – was nun?<br />
Claudine Hengstenberg<br />
FastBook Publishing<br />
ISBN 6130100329<br />
Brustkrebs: 100 Fragen – 100 Antworten<br />
Oumar Camara<br />
Jalid Sehouli<br />
Aka<strong>de</strong>mos Wissenschaftsverlag<br />
ISBN 3-934410-79-0
Zentrum für<br />
Strahlentherapie<br />
- Radioonkologie<br />
Rheine - Osnabrück<br />
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