Es Käsblättsche - Ausgabe 10/2016
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ÄRZTLICHE INFORMATIONEN<br />
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KRANKE DIGITALE WELT<br />
81% der Bundesbürger nutzen<br />
bereits ein Smartphone. Und es<br />
entwickelt sich zunehmend zu einer<br />
unverzichtbaren technischen, vor allem<br />
aber auch psychologisch bedeutsamen<br />
Bestandteil unseres Alltages. Ein ´Leben<br />
ohne Smartphone´ können sich aktuell nur<br />
noch 38 Prozent der Deutschen vorstellen.<br />
42 Prozent nutzen ihr Smartphone nicht<br />
nur tagsüber, sondern auch abends, wenn<br />
sie bereits im Bett liegen, und 33 Prozent<br />
bereits wieder vor dem Aufstehen. 59<br />
Prozent würden, wenn sie ihr Handy beim<br />
Verlassen ihres Zuhauses vergessen, auch<br />
nach ein paar hundert Metern Entfernung<br />
noch einmal umkehren, da sie nicht mehr<br />
darauf verzichten wollen bzw. können.<br />
Bedenklich!<br />
Auch die Ergebnisse der aktuellen Trendstudie<br />
„Mediennutzung und Kommunikation<br />
in Deutschland <strong>2016</strong> sind erschreckend:<br />
Der durchschnittliche Bundesbürger zwischen<br />
18 und 65 verbringt mittlerweile<br />
fünf Stunden täglich im Internet! Und so<br />
sieht unser „normaler, digitaler Alltag“ aus:<br />
zwei Stunden Surfen am PC, eine Stunde<br />
mobiles Surfen via Smartphone oder Tablet,<br />
eine Stunde E-Mails lesen und schreiben<br />
sowie jeweils eine halbe Stunde Aktivität<br />
mit WhatsApp und in den so genannten<br />
Social Media. Zählt man klassisches Fernsehen<br />
(2,5 Std.), Radio- und Musikhören<br />
(2,5 Std), Lesen (1 Std.) und Telefonieren<br />
(0,5 Std.) hinzu, füllen mediale Aktivitäten<br />
bereits die Hälfte des Tages der Bundesbürger<br />
aus. Kann man bei dieser Abhängigkeit<br />
nicht schon vom einem Morbus digitalis<br />
sprechen oder mutieren wir gar zum Homo<br />
digitalis?<br />
Zu den bevorzugten Aktivitäten der Smartphone<br />
Benutzer zählen das Lesen und<br />
Schreiben E-Mails und Nachrichten auf<br />
WhatsApp, das Checken sozialer Netzwerke<br />
sowie das Lesen von News aus aller<br />
Welt. Die Bedeutung unserer kleinen Begleiter<br />
ist mittlerweile bereits so hoch, dass unter<br />
40-Jährige eher auf das Telefonieren<br />
als auf das Chatten verzichten würden:<br />
Posten statt reden!<br />
Was dabei so fleißig gepostet wird lässt sich<br />
in folgende Gruppen einsortieren: Dinge<br />
die keinen Menschen interessieren (lästig,<br />
aber harmlos) und verbale Entgleisungen<br />
der übelsten Art um seine Mitmenschen, Firmen,<br />
Institutionen oder Politiker zu diffamieren.<br />
In der scheinbaren Anonymität sozialer<br />
Netzwerke scheint es äußerst einfach, die<br />
gute Kinderstube zu vergessen und sich<br />
mal so richtig Luft zu machen. Cyber-Mobbing<br />
ist nicht nur bei den Jugendlichen auf<br />
dem Vormarsch.<br />
Die meisten von uns sind sich kaum bewusst,<br />
welche unglaublichen Rechenleistungen<br />
diese Geräte besitzen. Die<br />
Geschwindigkeit der Rechenoperationen<br />
eines modernen Smartphones entspricht<br />
ungefähr der des schnellsten Computers<br />
der Welt des Jahres 1996. Die meisten von<br />
uns haben also heute permanent einen Supercomputer<br />
bei sich, um den sie 20 Jahre<br />
zuvor jede Universität, jedes Forschungszentrum<br />
und jeder Geheimdienst beneidet<br />
hätte. Jederzeit können wir geballt Informationen<br />
abrufen oder verbreiten. Welches<br />
Chaos dies auslösen kann durften wir vor<br />
kurzem bei den Ereignissen in Saarbrücken<br />
oder München erfahren.<br />
Die meisten ignorieren die Tatsache, dass<br />
wir gleichzeitig in erheblichem Maße manipuliert<br />
werden. Computerprogramme<br />
aus dem Bereich der künstlichen Intelligenz<br />
sagen uns bereits heute welche Musik wir<br />
hören, welche Bücher wir lesen und mit<br />
welchem potentiellen Liebespartner wir<br />
uns verabreden sollen. In der Zukunft werden<br />
sie automatisch unsere E-Mails schreiben<br />
(Google arbeitet tatsächlich an einer<br />
entsprechenden Funktion) oder uns Tipps<br />
geben, wie wir uns optimal beim ersten<br />
Date verhalten- selbstverständlich auf den<br />
jeweiligen Partner abgestimmt. Was passiert<br />
eigentlich, wenn wir gezielt und ausschließlich<br />
die Informationen dargeboten<br />
bekommen, die von bestimmten Gruppierungen<br />
erwünscht sind???<br />
Ihr Dr.<br />
Markus Schadt