Akademie auf Zeit Solidarische Ökonomie Aktuelle Beispiele von Genossenschaften
Genossenschaften05-Beispiele
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Die Genossenschaft Energie in Bürgerhand i.G. (EIB) in Freiburg hat bundesweit Geld <strong>auf</strong><br />
Treuhandkonten gesammelt, um sich am K<strong>auf</strong> des fünftgrößten Energieunternehmens in Deutschland,<br />
der Thüga AG, zu beteiligen, <strong>von</strong> dem sich die E.ON-Ruhrgas kraft einer EU-Entscheidung trennen<br />
musste. Die Thüga ist mit 90 Minderheitsbeteiligungen an kommunalen Unternehmen das größte<br />
Netzwerk kommunaler Energieversorger in Deutschland. Innerhalb <strong>von</strong> 4 Monaten wurden <strong>von</strong> 3.500<br />
zukünftigen Mitgliedern 20 Millionen Euro <strong>auf</strong> diesem Treuhandkonto gesammelt.<br />
Ziel der Genossenschaft war es, sich mit mindestens 100 Millionen Euro an der Thüga zu beteiligen,<br />
um sich dafür einsetzen zu können, dass <strong>auf</strong> Atomstrom verzichtet wird und die Energieeinsparung und<br />
-effizienz gefördert wird. Die entsprechenden Verhandlungen waren jedoch nicht erfolgreich.<br />
1.8. Genossenschaftsbanken<br />
Die Genossenschaftsbanken gehen <strong>auf</strong> Hermann Schulze-Delitzsch und Friedrich Wilhelm Raiffeisen<br />
zurück. Diese gründeten unabhängig <strong>von</strong>einander Mitte des 19. Jahrhunderts die ersten Kreditgenossenschaften.<br />
Neben den öffentlich-rechtlichen Kreditinstituten und den privaten Geschäftsbanken gibt es heute in<br />
Deutschland 1.232 Genossenschaftsbanken. Bezüglich der Girokonten haben sie einen Marktanteil <strong>von</strong><br />
circa 24 %, bezüglich der Bilanzsumme kommen sie <strong>auf</strong> circa 18 %. Sie haben circa 30 Millionen<br />
Kunden, 16,1 Millionen Mitglieder und über 13.600 Zweigstellen. Die Mitglieder der<br />
Genossenschaftsbanken machen über zwei Drittel der Genossenschaftsmitglieder in Deutschland aus<br />
und der Zustrom ist ungebrochen. So hat beispielsweise die Sparda-Bank eG bis zu 150.000<br />
Neumitglieder pro Jahr.<br />
Ein Dorn im Auge sind Genossenschaftsbanken z.B. Henrik Müller, Redakteur beim "manager<br />
magazin" und Autor des Buches „Wirtschaftsirrtümer - Richtigstellungen <strong>von</strong> Arbeitszeitverkürzung<br />
bis Zinspolitik“ wegen der Probleme der privaten Banken in Deutschland, die unter den über<br />
Jahrzehnte extrem niedrigen Zinsen leiden würden. Eine wesentliche Ursache dafür sei, dass das<br />
Kreditgeschäft in Deutschland <strong>von</strong> Sparkassen und Genossenschaftsbanken mit einem Marktanteil <strong>von</strong><br />
75% dominiert werde. "Die öffentlich-rechtlichen Sparkassen werden durch den Staat in die Lage<br />
versetzt, sich extrem günstig zu refinanzieren - im Zweifel stehen die Steuerzahler für Ausfälle gerade.<br />
Die Genossenschaftsbanken verfolgen keinen Gewinnzweck - entsprechend eng können sie ihre<br />
Margen kalkulieren." [17]. Offensichtlich ist es in unserem Wirtschaftssystem ehrenrührig, keinen<br />
Profit zu machen. Sie haben also damit aber nicht nur eine individuelle, sondern auch eine<br />
volkswirtschaftliche Bedeutung.<br />
Im Idealfall werden in Genossenschaftsbanken die Schuldner zum eigenen Gläubiger. Auch sie können<br />
deshalb zu den Verbraucher-/Reproduktionsgenossenschaften gezählt werden, obwohl sie sich<br />
teilweise sehr weitgehend <strong>von</strong> den ursprünglichen Genossenschaftsprinzipien entfernt und den<br />
Praktiken der konventionellen Banken in vielen Bereichen genähert haben.<br />
Bundesverband der Deutschen Volks- und Raiffeisenbanken<br />
Der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken e.V. (BVR) ist der<br />
Spitzenverband der deutschen Genossenschaftsbanken (Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-<br />
Banken, PSD Banken, Kirchenbanken und Sonderinstitute), genossenschaftlicher Zentralbanken, der<br />
Unternehmen des Finanz-Verbundes und der Prüfungsverbände der Gruppe.<br />
Beim BVR angesiedelt ist auch die Sicherungseinrichtung der Volksbanken und Raiffeisenbanken und<br />
der Sparda-Banken. Der BVR ist Mitglied der Europäischen Vereinigung der Genossenschaftsbanken.<br />
Volks- und Raiffeisenbanken<br />
Während Volksbanken vorwiegend in städtischen Bereichen entstanden, wurden in ländlichen<br />
Gebieten Raiffeisenbanken gegründet. Raiffeisenbanken besitzen teilweise neben dem klassischen<br />
Bankgeschäft noch einen warenwirtschaftlichen Betrieb. Ende 2004 existierten 540 Volksbanken, 477<br />
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