Akademie auf Zeit Solidarische Ökonomie Aktuelle Beispiele von Genossenschaften
Genossenschaften05-Beispiele
Genossenschaften05-Beispiele
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
genossenschaftsreichsten Länder der Welt. Genossenschaftsbanken (credit unions), Lebensmittelgeschäfte<br />
(food coops), Wohnungsbaugenossenschaften (housing cooperatives) und die über 4.000<br />
landwirtschaftlichen <strong>Genossenschaften</strong> (agricultural cooperatives) zählen zu den mitgliederstärksten<br />
Bereichen. Es gibt aber auch Kindergärten, kleine Elektrizitätsunternehmen und Telefongesellschaften<br />
in genossenschaftlichem Besitz, um nur einige weitere Zweige zu nennen. Als Angehöriger einer<br />
bestimmten Berufsgruppe bzw. Organisation oder als Student wird empfohlen, ein Konto in Credit<br />
Unions zu eröffnen. Sie sind nicht profitorientiert und müssen keine Steuern zahlen, was sich für ihre<br />
Kunden auszahlt: Sie bieten die gleichen Leistungen wie Banken, verlangen aber geringere Gebühren,<br />
zahlen in der Regel höhere Zinsen für Guthaben und erheben niedrigere Zinsen für Kredite.<br />
Die meisten Housing Cooperatives bestehen aus Reihenhäusern oder Wohnungen. Um Wohnraum in<br />
einer co-op zu erwerben, k<strong>auf</strong>t man einen Genossenschaftsanteil. Viele größere Städte haben auch eine<br />
food co-op. Die Lebensmittel, die dort angeboten werden, stammen oft aus landwirtschaftlichen<br />
<strong>Genossenschaften</strong> oder <strong>von</strong> kleinen Farmen der Umgebung, die in der Regel mit biodynamischen<br />
Methoden arbeiten. Um einer food co-op beizutreten, bezahlt man einen bestimmten Betrag, mit dem<br />
man Miteigentümer der Genossenschaft wird. Man bekommt eine Mitgliedskarte, die man beim<br />
Bezahlen scannen lässt, so dass der ausgegebene Betrag per Computer festgehalten wird. Falls am<br />
Jahresende ein Gewinn erwirtschaftet wurde, erhalten die Mitglieder des Genossenschaftsladens dann<br />
einen Teil des ausgegebenen Geldes wieder zurück.<br />
5.1. Community supported agriculture (CSA)<br />
Community supported agriculture (CSA, „gemeinschaftlich unterstützte Landwirtschaft“) bezeichnet<br />
eine landwirtschaftliche Erzeuger-Verbrauchergemeinschaft, bei der ein Hof sein Umfeld mit seinen<br />
Produkten versorgt, während das Umfeld ihn finanziert. Die Produkte werden nicht einzeln verk<strong>auf</strong>t,<br />
sondern wurden vorfinanziert und stehen den Unterstützern frei zur Verfügung.<br />
Die Idee stammt <strong>von</strong> Rudolf Steiner und wurde in 80er Jahren aus der Schweiz in die USA (Jan Van<br />
der Tuin und Trauger Groh) und nach Japan exportiert. In den USA sollen bereits über 2500 CSA-Höfe<br />
existieren[31].<br />
6. Venezuela<br />
Auf wirtschaftlichem Gebiet unterstützt die Chávez-Regierung seit einigen Jahren finanziell und<br />
logistisch massiv die Bildung neuer Kooperativen. Gerade einmal etwa 800 Kooperativen waren es<br />
beim Amtsantritt <strong>von</strong> Hugo Chávez im Jahre 1999. 2010 wird <strong>von</strong> über 200.000 Kooperativen<br />
berichtet. Wie viele da<strong>von</strong> erfolgreich arbeiten, ist jedoch ungewiss, da kaum Kontrollmechanismen<br />
existieren. Traditionelle Kooperativen wie Cecosesola funktionieren hingegen auch ohne staatliche<br />
Unterstützung hervorragend [32].<br />
Im Jahre 2006 wurde das Gesetz über Kommunale Räte verabschiedet und löste eine explosionsartige<br />
Gründungswelle dieser Räte (consejos communales) aus. Entscheidungsorgan dieser Räte sind die<br />
Nachbarschaftsversammlungen. Alle BewohnerInnen ab dem 15 Lebensjahr wählen SprecherInnen für<br />
verschiedene Bereiche wie Bildung, Gesundheit oder Infrastruktur, die die Arbeit der Kommunalen<br />
Räte unterstützen. Mehrere kommunale Räte können sich zu einer Comuna und mehrere Comunas und<br />
Räte schließlich zu einer Kommunalen Stadt zusammenschließen. Ihre Zahl beträgt aktuell etwa<br />
50.000. Sie bestehen in städtischen Gebieten aus etwa 200 bis 400, in ländlichen Gebieten aus 20 und<br />
in indigenen Gemeinden aus 10 Familien. Finanziert werden die Räte durch den Staat und seine<br />
Institutionen.<br />
Mit den kommunalen Räten, die bevorzugt Kooperativen mit Aufträgen versehen, ja sogar selbst<br />
Kooperativen gründen können, haben die Kooperativen eine beachtliche Zahl <strong>von</strong> Auftraggebern<br />
25/29 22.10.10