08.12.2012 Aufrufe

Trocknen im Wellpappe-Direktdruck - Duo-Technik GmbH

Trocknen im Wellpappe-Direktdruck - Duo-Technik GmbH

Trocknen im Wellpappe-Direktdruck - Duo-Technik GmbH

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

1 Einleitung<br />

<strong>Trocknen</strong> <strong>im</strong> <strong>Wellpappe</strong>-<strong>Direktdruck</strong><br />

Das <strong>Trocknen</strong> von Farben und Lacken wurde <strong>im</strong> <strong>Wellpappe</strong>-<strong>Direktdruck</strong> lange<br />

Jahre als spezielle Randerscheinung betrachtet, während in anderen Druckverfahren<br />

wie beispielsweise dem Offset- oder Tiefdruck der Trocknung einen<br />

hohen Stellenwert eingeräumt wurde. Noch heute werden die möglichen<br />

Trocknungsverfahren <strong>im</strong> <strong>Wellpappe</strong>-<strong>Direktdruck</strong> in Kompendien oder Fachliteratur<br />

kaum erwähnt. Jedoch hat die Praxis die Theorie überholt. Drucke mit5<br />

Farben plus Lack auf vollgestrichenen Papieren gehören heute <strong>im</strong> <strong>Wellpappe</strong>-<strong>Direktdruck</strong><br />

zur Tagesordnung. Dies wurde anfangs in Offline-<br />

Druckmaschinen realisiert. Inzwischen dienen auch DRO’s (Rotary Die-Cutter)<br />

oder FFG’s (Flexo Folder Gluer) dazu, höher wertige Drucke zu erzielen. Somit<br />

hat sich hier in den vergangenen 20 Jahren ein Markt gebildet, der <strong>im</strong>mer dynamischer<br />

zu werden scheint.<br />

Ziel dieses Artikels ist es für jeden verständlich die Grundlagen des <strong>Trocknen</strong>s,<br />

die unterschiedlichen Trocknertypen und deren Vor- und Nachteile <strong>im</strong> <strong>Wellpappe</strong>-<strong>Direktdruck</strong><br />

zu verdeutlichen.<br />

2 <strong>Trocknen</strong> von Wasser basierenden Farben<br />

„Trocknung ist der Sammelbegriff, unter dem man bei Farben den Übergang<br />

von einem flüssigen in den festen Zustand versteht. Flexodruckfarben trocknen<br />

physikalisch, das heißt durch Verdunsten der Lösemittel.“ 1 Als Lösemittel wird<br />

<strong>im</strong> <strong>Wellpappe</strong>-<strong>Direktdruck</strong> Wasser eingesetzt. Dadurch wird die Trocknung<br />

durch die spezifischen chemischen Eigenschaften von Wasser sehr energieintensiv.<br />

Unter dieser Definition können 90% der Trocknungsprozesse <strong>im</strong> <strong>Wellpappe</strong>-<strong>Direktdruck</strong><br />

mit Wasser basierenden Farben abgedeckt werden. Dabei<br />

können grundsätzlich Luft oder Infrarot-Strahlung zur Anwendung kommen.<br />

Darüber hinaus gibt es <strong>im</strong> <strong>Wellpappe</strong>-<strong>Direktdruck</strong> die Sonderanwendung des<br />

Auftragens von UV-Lacken, um den Glanz des Endproduktes weiter zu erhöhen.<br />

Hier erfolgt keine physikalische, sondern eine chemische Trocknung.<br />

Durch das Aufbringen von UV-Strahlen, die kurzwelliger als sichtbares Licht<br />

sind, wird in Anwesenheit von Photoinitiatoren eine sekundenschnelle chemische<br />

Reaktion gestartet, die den UV-Lack aushärten lässt.<br />

Im Folgenden wird sich auf das Trocken von Wasser basierenden Farben beschränkt.<br />

Das Thema UV-Trocknung bedarf einer gesonderten eigenständigen<br />

Betrachtung.<br />

1 Flexodruck von A bis Z, Erwin Schulz, Polygraph Verlag, 2002<br />

1


2.1 Besonderheiten <strong>im</strong> <strong>Wellpappe</strong>-<strong>Direktdruck</strong><br />

Für das <strong>Trocknen</strong> von <strong>Wellpappe</strong>bögen gilt: „Die auf der Oberfläche des bewegten<br />

Druckträgers „Papier“ haftende laminare Gas-/Luftschicht ist eine<br />

Sperrschicht, um einerseits den heißen Luftstrom auf das Papier durchdringen<br />

zu lassen, andererseits können die ausgetriebenen Lösemittel nur unter hohem<br />

Druck durch diese Laminarschicht hindurchdringen.“ 2<br />

Dies bedeutet, dass die mitgeführte Luftschicht des Bogens sowohl für die Zuführung<br />

an Energie als auch für den Abtransport der Feuchtigkeit durchbrochen<br />

werden muss. Diese Problematik verstärkt sich mit <strong>im</strong>mer höheren<br />

Druckgeschwindigkeiten.<br />

Dies gewinnt insbesondere an Bedeutung, wenn durch geschlossene Deckschichten<br />

der <strong>Wellpappe</strong> eine „Wegschlagen“ der Farbe in die <strong>Wellpappe</strong><br />

nur noch in geringem Umfang oder gar nicht mehr stattfindet.<br />

Darüber hinaus sind die Besonderheiten <strong>im</strong> <strong>Wellpappe</strong>-<strong>Direktdruck</strong> zu berücksichtigen:<br />

(1) Das Bedrucken von Bögen in unterschiedlichen Formaten, Beschichtungen,<br />

Dicken und Krümmungen und damit sich stetig ändernde<br />

Bedingungen zum <strong>Trocknen</strong><br />

(2) Der automatische Rasterwalzenwechsel ist noch kein Standard, so<br />

dass in vielen Druckbereichen mit nicht opt<strong>im</strong>alen Farbauftragsvolumen<br />

gedruckt wird.<br />

(3) Wellpappbetriebe besitzen nach wie vor eine sehr staubige Umgebung.<br />

Um aufgrund von Staub die Druckmaschine nicht zu häufig<br />

stoppen zu müssen, wird dies durch zu hohes Auftragsvolumen<br />

kompensiert.<br />

2 FOGRA-Symposium, Trocknung von Farben, F. Klinger, MAN Roland, 1990, Seite 5<br />

2


2.2 <strong>Trocknen</strong> mit Luft<br />

Lufttrockner trocknen Druckfarben, indem das Wasser der Farbe durch die<br />

Luft entzogen (absorbiert) wird. Dabei wird warme Luft in großen Mengen und<br />

bei hoher Geschwindigkeit auf den Wellpappbogen geblasen. In der Regel<br />

werden Prallstrahltrockner eingesetzt. Hierbei durchbricht der Luftstrahl durch<br />

seine hohe Geschwindigkeit (50-70 m/s) die laminare Schicht unterhalb des<br />

Wellpappbogens, n<strong>im</strong>mt das Wasser der Farbe auf, prallt vom Bogen ab und<br />

wird durch die Absaugung der Trocknereinheit abtransportiert.<br />

Die Absaugung der Luft erfüllt dabei zwei Aufgaben. Zum einen, wie beschrieben,<br />

die Rückführung der feuchten Luft zum anderen schließt die Absaugung<br />

das Gesamtsystem Trocknung ab, so dass keine Luft aus dem Trocknerbereich<br />

austritt. In Unkenntnis dieser Tatsache, wird häufig als Schwäche<br />

der Lufttrocknung das Antrocknen von Klischees und Rasterwalzen angeführt.<br />

Legt man das Grunddesign zu Grunde, wird dieses Argument jedoch vollständig<br />

entkräftet.<br />

Die Trocknung funktioniert grundsätzlich auch mit Umgebungstemperatur, allerdings<br />

wird die Wasseraufnahmefähigkeit der Luft durch Erwärmung, wie das<br />

nachfolgende Diagramm zeigt, wesentlich verbessert.<br />

3


Die Grafik visualisiert, dass die Aufnahmefähigkeit von Wasser bei erwärmter<br />

Luft enorm steigt. Empirische Erfahrungen zeigen, dass <strong>im</strong> <strong>Wellpappe</strong>-<br />

<strong>Direktdruck</strong> für die Trocknung von Farben Lufttemperaturen von 60 – 80° C<br />

und für die Trocknung von Lacken 100-110 °C ideal sind.<br />

Zur Erwärmung der Luft werden Wärmetauscher eingesetzt. Diese können mit<br />

unterschiedlichsten Heizmedien betrieben werden. In der <strong>Wellpappe</strong>nindustrie<br />

wird zu 90% das Heizmedium Dampf verwendet, das in der Regel in ausreichenden<br />

Mengen und günstig zur Verfügung steht. Dabei muss nicht Frischdampf<br />

zugeführt werden, sondern es kann auch Dampf als Abfallprodukt der<br />

Wellpappanlage mit einem min<strong>im</strong>alen Druck von 3,5 bar zum Einsatz kommen.<br />

Als weitere Energiequellen für die Erwärmung können Strom, Gas, Thermalöl<br />

oder Warmwasser eingesetzt werden. Diese Flexibilität der Lufttrocknung<br />

ist aus energiepolitischer wie auch wirtschaftlicher Sicht ein Vorteil.<br />

Wie bereits erwähnt, wird die zugeführte Luft zurückgesaugt. Dies hat einen<br />

positiven und einen negativen Effekt. Positiv: Da erwärmte Luft zurückgesaugt<br />

wird, wird <strong>im</strong>mer weniger der in Summe installierten Leistung zur Erwärmung<br />

der Luft benötigt. Um die Max<strong>im</strong>altemperatur zu erreichen, wird <strong>im</strong> regulären<br />

Betrieb somit lediglich 60-70% des installierten Energiebedarfs benötigt. Negativ:<br />

Die zurückgesaugte Luft besitzt eine erhöhte Luftfeuchtigkeit, so dass 20-<br />

30% Frischluft in den Kreislauf eingebracht werden muss, um eine kontinuierlich<br />

gleichbleibenden Trocknungseffekt zu gewährleisten.<br />

Bei der herkömmlichen Lufttrocknung werden Ventilatoren eingesetzt, die<br />

Luftmengen in hohem Umfang bewegen. So wird für einen Endtrockner pro<br />

Meter Bogenbreite ein Luftvolumen von 1,0 m³/s benötigt. Hierzu sind große<br />

Verrohrungen und große Trocknungseinheiten notwendig. Diese Trocknungen<br />

sind <strong>im</strong> <strong>Wellpappe</strong>-<strong>Direktdruck</strong> in offline Druckmaschinen einfach zu integrieren<br />

und werden häufig eingesetzt. Die sogenannten Inliner bieten allerdings<br />

oftmals nicht den notwendigen Platz für eine solche Trocknung.<br />

4


Als Alternative zum herkömmlichen Lufttrockner ist seit fast 10 Jahren der sogenannte<br />

Highspeed Lufttrockner auf dem Markt anzutreffen. Dieses patentierte<br />

Trocknungskonzept verwendet als Luftquelle einen speziellen Öl freien<br />

Schraubenkompressor, der bei definiertem Druck ein definiertes Luftvolumen<br />

erzeugt. Die bei der Kompression entstehende Wärme wird als Trocknungswärme<br />

verwendet. Mit diesem Trockner ist es möglich die Luftzufuhr zur Trocknungseinheit<br />

von DN200 auf DN32, die zentrale Luftzufuhr von DN400 auf DN<br />

80 und die Zwischentrocknergröße von 400 mm auf 50-110 mm zu reduzieren.<br />

Somit ist ein Einbau in Inlinern selbst ältester Bauformate möglich. Häufig wird<br />

dieser Trockner als Zwischentrockner eingesetzt, wobei der Endtrockner als<br />

herkömmlicher Lufttrockner ausgeführt wird, um den Vorteil der Nutzung von<br />

Dampf als Energiequelle zu erhalten. Energetisch kann der Kompressor natürlich<br />

nur mit elektrischer Energie betrieben werden, wobei die Energiebilanz in<br />

Summe <strong>im</strong>mer noch unter dem Energieeinsatz eines Infrarottrockners bleibt.<br />

Durch die vergleichsweise kleine zentrale Verrohrung kann der Highspeed<br />

Lufttrockner auch als Kombinationssystem für mehrere Druckmaschinen eingesetzt<br />

werden. D.h. es wird eine zentraler Kompressor eingerichtet, der mehrere<br />

Druckmaschinen mit Luft versorgt. Dabei wird der Kompressor nicht für<br />

den Betrieb aller vorhandenen Druckwerke ausgelegt, sondern für die durchschnittlich<br />

verwendete Anzahl der Druckwerke.<br />

Ziel eines solchen Systems ist es, den durchschnittlichen Output bei Inlinern<br />

gerade auch auf ungestrichenen Papieren zu erhöhen. Denn auf ungestrichenen<br />

Papieren wird die Druckgeschwindigkeit durch Die-Cut und Faltung<br />

auf min<strong>im</strong>ale Druckgeschwindigkeit reduziert, sobald eine Vollfläche zu drucken<br />

ist. Hier können durch den Highspeed Lufttrockner die Geschwindigkeiten<br />

bis zu 100% erhöht werden.<br />

2.3 <strong>Trocknen</strong> mit Infrarotstrahlung<br />

Infrarotstrahler wandeln elektrische Energie in elektromagnetische Wellen um.<br />

Die für die Trocknung nutzbare Wellenlänge der IR-Strahlung liegt zwischen 1<br />

und 10 µm. Dieser Spektralabschnitt wird wiederum in 3 Teilbereiche unterteilt.<br />

Es wird zwischen kurz-, mittel- und langwelligen IR-Strahlen unterschieden. In<br />

5


der Trocknungspraxis haben heute nur kurz- und mittelwellige Strahlung eine<br />

Bedeutung.<br />

Im Gegensatz zur Lufttrocknung wird durch Infrarotstrahlung das Wasser der<br />

Farbe verdampft. Dazu ist es notwendig, dass möglichst viel Energie der Strahlung<br />

vom Wasser aufgenommen wird. Grundsätzlich wird <strong>im</strong>mer ein Teil der<br />

Strahlung reflektiert, ein Teil der Strahlung absorbiert, was zum Verdampfen<br />

führt und ein Teil der Strahlung durchdringt Farbe und Werkstoff, was zum Aufheizen<br />

der Druckmaschine führt.<br />

Somit ist die ideale Wellenlänge der Wasserabsorption entscheidend für eine<br />

schnelle und gute Trocknung. Der Wellenlängenbereich, der die höchste Absorptionsfähigkeit<br />

des Wassers bedient, liegt etwas über 3 µm. Wie die beigefügten<br />

Grafiken zeigen, wird dieser Bereich grundsätzlich nur ungenügend<br />

von Infrarotstrahlern erzeugt, aber von mittelwelligen Strahlern noch mit fast<br />

doppelt so hoher Energie wie von kurzwelligen Strahlern bedient.<br />

Erfolgt eine ausreichende Absorption, um das Wasser zum Verdampfen zu<br />

bewegen, ist wie beschrieben, die laminare Luftschicht zu durchbrechen, die<br />

dem verdampften Wasser den Weg versperrt. So wird das Entfernen des verdampften<br />

Wassers aus dem Druckbereich erschwert und ein kontinuierlicher<br />

Trocknungseffekt ist nicht möglich (dies erfolgt teilweise auch durch den Va-<br />

3 Quelle: Heraeus Noblelight <strong>GmbH</strong>, Hanau<br />

4 Quelle: Heraeus Noblelight <strong>GmbH</strong>, Hanau<br />

4<br />

6<br />

3


kuumtransport der Druckmaschine). Dies bedeutet allerdings <strong>im</strong> Umkehrschluss,<br />

dass eine reine Strahlungstrocknung in diesem Falle nicht ausreichend<br />

ist, sondern <strong>im</strong>mer mit einem Element, das die laminare Luftschicht durchbricht,<br />

und einer Absaugung zu versehen ist.<br />

Nichtsdestotrotz findet man häufig Trocknungen mit kurzwelliger Infrarotstrahlung.<br />

Diese besitzen Wellenlängen, die insbesondere bei Lacken und hellen<br />

Druckfarben einen hohen Reflexions- und Transmissionsgrad besitzen, d.h. ein<br />

Großteil der eingesetzten Energie steht nicht zur Trocknung zur Verfügung.<br />

Darüber hinaus wird durch die vergleichsweise hohe Kerntemperatur von ca.<br />

2.200 °C, das Umfeld der Druckmaschine und die Druckmaschine selbst stark<br />

in Mitleidenschaft gezogen. Aufgrund dieser hohen Temperaturen und auch<br />

als Schutz vor Bögen, die die Lampen zerstören können, wird in der Regel ein<br />

Quarzglas über den Lampen platziert. Dieses wiederum absorbiert einen weiteren<br />

Teil der Energie, so dass noch weniger zum Verdampfen zur Verfügung<br />

steht. Trotzdem birgt diese Trocknung ein hohes Brandrisiko für Bogen und<br />

Druckmaschine, da der Flammpunkt von Papier bei ca. 185 °C liegt und diese<br />

Temperatur auf dem Quarzglas weit überschritten wird. Durch den hohen<br />

Transmissionsanteil wird viel Energie in den Wellpappbogen abgegeben,<br />

wodurch es zu Verformungen des Bogens und damit zu Problemen bei der<br />

Weiterbearbeitung kommen kann. Die Lebensdauer eines kurzwelligen Strahlers<br />

wird von den Herstellern mit 2.000-3.000 Stunden angegeben.<br />

Die vorstehenden Betrachtungen sollten zu der Annahme führen, kurzwellige<br />

Strahler am seltensten für Trocknungen zum Einsatz kommen. Das Gengenteil<br />

ist der Fall. Dies ist <strong>im</strong> Wesentlichen durch deren geringere Anschaffungskosten<br />

und einer einfacheren, technische Umsetzung zu begründen. Der kurzwellige<br />

Strahler steht in sehr kleinen Baugrößen zur Verfügung und kann mit stets<br />

gewünschter elektrischer Spannung erworben werden. Dadurch kann gerade<br />

<strong>im</strong> Marktsegment der Inliner sehr klein gebaut werden und mit geringem<br />

technischem Aufwand eine Steuerung erfolgen. In Laufrichtung der Druckmaschine<br />

angeordnet, bietet er zudem die Möglichkeit, die Energie zielgerichtet<br />

auf das benötigte Bogenformat zu fokussieren. Dies ist bei der Lufttrocknung<br />

nicht möglich.<br />

Der technische Fortschritt hat es allerdings in den letzten Jahren möglich gemacht,<br />

dass auch mittelwellige Infrarotstrahler der Trocknung zur Verfügung<br />

stehen. Hier ist insbesondere der Carbonstrahler zu nennen, der sich durch<br />

eine hohe Energieausbeute <strong>im</strong> Bereich 3 µm, einer geringen Kerntemperatur<br />

und einer langen Lebensdauer auszeichnet. Allerdings ist die technische Umsetzung<br />

aufgrund der elektrischen Anschlussmöglichkeiten und der möglichen<br />

Baulängen nach wie vor nicht so flexibel wie der kurzwellige Strahler. Der mittelwellige<br />

Infrarotstrahler kombiniert mit einem guten Luftmanagement führt<br />

allerdings zu hervorragenden Trocknungsergebnisse und zu einer drastischen<br />

Reduzierung der Brandgefahr. Es werden lediglich 110-120 °C über der Trocknungseinheit<br />

erreicht. Dies liegt weit unter dem Flammpunkt von Papier, so<br />

dass zudem das Energie absorbierende Quarzglas als Sicherheitsvorrichtung<br />

entfallen kann.<br />

7


3 Vergleich der Trocknungstypen<br />

Eines der wichtigsten Kriterien <strong>im</strong> Vergleich ist die mögliche Produktionsgeschwindigkeit.<br />

Hierzu hat <strong>Duo</strong>-<strong>Technik</strong> einen Vergleichstest unterschiedlicher<br />

Trocknertypen (Warmluft, Highspeed, Luft/IR [Mittelwelle], IR [Mittelwelle], IR<br />

[Kurzwelle]) durchgeführt. Der Test fand auf einem Inliner mit Die-Cut und<br />

Faltstation, mit vollgestrichenem Papier (15 g/m² coating), einer Rasterwalze<br />

von 5 cm³/m², der Verwendung von Stahlrakeln und einem Vollflächenklischée<br />

mit einer hellen (gelb) und einer dunklen (schwarz) Farbe statt.<br />

Beurteilungskriterium, ob trocken oder nicht, waren Markierungen des Bogens<br />

durch Stanz- oder Faltstation. Die nachfolgenden Grafiken zeigen die erzielten<br />

Geschwindigkeiten:<br />

Vergleich Geschwindigkeit und Energieeinsatz „gelb“ Vergleich Geschwindigkeit und Energieeinsatz „schwarz“<br />

Die Ergebnisse sind entsprechend der theoretischen Erwartung. Einzig der große<br />

Unterschied <strong>im</strong> Geschwindigkeitsvergleich zwischen gelb und schwarz ist<br />

überraschend. Hier schneidet die Kombination von Luft/IR in der Varianz der<br />

Ergebnisse am besten ab. Be<strong>im</strong> Highspeed Lufttrockner ist hier die Varianz am<br />

größten.<br />

Dieser Test ist unter fixierten Bedingungen abgelaufen. Was passiert also,<br />

wenn einer der Faktoren (Papier oder Farbauftrag) verändert werden? Für die<br />

von <strong>Duo</strong>-<strong>Technik</strong> angebotenen Produkte geben wir heute folgende Geschwindigkeitsgarantien:<br />

Papier<br />

Rasterwalze (cm³/m²)<br />

Farbe Lack<br />

m/min<br />

Halbgestrichenes Papier ohne Wasserlack (max. 8 g/m² coating) 7,5 - 260<br />

Halbgestrichenes Papier mit Wasserlack (max. 8 g/m² coating) 7,5 10,0 210<br />

Vollgestrichenes Papier ohne Wasserlack (max. 15 g/m² coating) 4,5 - 210<br />

Vollgestrichenes Papier mit Wasserlack (max. 15 g/m² coating) 4,5 8,0 160<br />

Dies gilt für Drucke, die mit einem Kammerrakelsystem, mit einer Farbdeckung<br />

von max<strong>im</strong>al 200% und mit einem inline Die-Cut gedruckt werden.<br />

Zwei weitere wichtige Hardfacts sind die Energiekosten und die Wartungs-<br />

und Ersatzteilkosten über den Lebenszyklus der Trocknertypen. Hier zeichnet<br />

sich folgendes Bild ab:<br />

8


Auch hier fällt der Vergleich eindeutig aus, wobei der Warmlufttrocknung die<br />

Werte für die Energie nur Gültigkeit besitzen, wenn der Trockner mit Dampf,<br />

Gas oder Thermalöl betrieben wird.<br />

9


Über diese Faktoren hinaus müssen einige „weiche“ Faktoren berücksichtigt<br />

werden, die in der nachfolgenden Tabelle dargestellt werden:<br />

Sind die Zwischentrockner einzeln<br />

abschaltbar?<br />

Kann die Arbeitsbreite auf die Breite<br />

des bedruckten Bogens eingestellt<br />

werden?<br />

Ist die Energieaufnahme reduzierbar?<br />

Gibt es einen Leistungsverlust bei<br />

längerer Verwendung?<br />

Warmluft Highspeed Luft/IR IR-Kurz<br />

Ja Ja Ja Ja<br />

Nein Nein Ja Ja<br />

Ja, durch Temperaturveränderung<br />

Ja, durch Temperaturveränderung<br />

Ja, durch Anpassung<br />

der<br />

Strahlungsintensität<br />

10<br />

Ja, durch Anpassung<br />

der<br />

Strahlungsintensität<br />

Nein Nein Nein Ja, durch Verschmutzung<br />

des<br />

Quarzglases<br />

Gibt es eine Brandgefahr? Nein Nein Nein Ja<br />

Gibt es durch die Wärmeübertragung<br />

auf den Bogen Weiterverarbeitungsprobleme?<br />

Welcher<br />

wendig?<br />

Wartungsbedarf ist not-<br />

Nein Nein Nein Ja, es kann zur<br />

starken Krümmung<br />

kommen<br />

Wöchentliche<br />

Luftfilterreinigung<br />

(ca. 1 h<br />

pro Woche)<br />

Reinigen der<br />

Trocknungsdüsen<br />

alle 6 Monate<br />

(ca. 16 h)<br />

Welcher Ersatzteilbedarf besteht?<br />

Ist eine Investition in ein zusätzliches<br />

Löschsystem notwendig?<br />

Kann es zu eine höheren Einstufung<br />

der Betriebshaftpflicht kommen?<br />

Gibt es eine Wartezeit be<strong>im</strong> ersten<br />

Start der Anlage am Tag?<br />

Marginal Ölfilter, Luftfilter,<br />

Öl einmal <strong>im</strong><br />

Jahr tauschen<br />

(ca. 1,5 TEUR)<br />

Gibt es eine Wartezeit be<strong>im</strong> Stopp<br />

der Anlage?<br />

Wöchentliches<br />

Reinigen der<br />

Trocknungseinheiten<br />

(ca. 4 h<br />

pro Woche)<br />

IR Lampen alle<br />

4-5 th ersetzen<br />

(ca. 20-25 TEUR)<br />

Tägliches Reinigen<br />

der Luftfilter<br />

(1 h pro Tag);<br />

wöchentliches<br />

Reinigen des<br />

Quarzglases (2 h<br />

pro Woche)<br />

IR Lampen und<br />

Quarzglas alle 2-<br />

3 th ersetzen<br />

(ca. 20-25 TEUR)<br />

Nein Nein Nein Empfohlen<br />

Nein Nein Ja Ja<br />

Ja, 2-3 Minuten Ja, 2-3 Minuten Nein Nein<br />

Nein Nein Nein Ja, 5-8 Minuten<br />

für Sicherheits-<br />

Reset


4 Fazit<br />

Wie es scheint, haben alle Trocknertypen in best<strong>im</strong>mten Ausgangslagen ihre<br />

Berechtigung. Allerdings fällt der kurzwellige Infrarottrockner in einigen Performancekriterien<br />

und Sicherheitsaspekten stark ab, so dass von diesem trotz<br />

der ggfs. etwas geringeren Anschaffungskosten abgesehen werden sollte.<br />

Bei der Anschaffung eines Trocknungssystems sollten sich insbesondere folgende<br />

Fragen gestellt und beantwortet werden:<br />

(1) Wie groß ist mein Anteil an gestrichenen Papieren, die aller Voraussicht<br />

nach auf der Druckmaschine produziert werden?<br />

(2) Habe ich Zugriff auf Dampf, Gas oder Thermalöl?<br />

(3) Muss ich Zusatzinvestitionen für Sicherheit, elektrischen Anschluss,<br />

oder Dampfleitung erbringen?<br />

(4) Wie verhält sich meine Betriebshaftpflicht auf eine erhöhte Brandgefahr?<br />

<strong>Duo</strong>-<strong>Technik</strong> bietet Trocknungssystem vom Warmlufttrockner, über den<br />

Highspeed-Trockner bis zu den mittelwelligen Luft/IR als auch reinen IR-<br />

Trocknern an. Wir können anbieten, die Ausgangslage eines jeden Kunden zu<br />

analysieren, um dann eine opt<strong>im</strong>ale Lösung anzubieten zu können. Die Trocknungseinrichtung<br />

ist ein wichtiger Bestandteil einer neuen Druckmaschine,<br />

deshalb sollte sich die Zeit für eine fundierte Entscheidung genommen werden.<br />

11

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!