Wiehre Magazin, Ausgabe Unterwiehre (November 2016)
Der Bücherretter: Andreas Hoch betreibt mit seiner Kollegin Verena Link die Buchbinderei Bock
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THALES-AKADEMIE<br />
Freiburg. Beide leiten an der Thales-Akademie neben diversen<br />
anderen Dozenten Seminare, die wissenschaftliche Erkenntnisse<br />
für den beruflichen Alltag nutzbar machen wollen. Die Akademie<br />
sieht sich damit als Schnittstelle zwischen Uni und Beruf. Zudem<br />
wird hier der Austausch unter Verantwortungsträgern gefördert.<br />
Denn gerade wenn es um ethische Fragen oder ein ethisches<br />
Dilemma geht, fehlen meist Raum und Ansprechpartner, die<br />
einen inhaltlichen Input und eine ethische Orientierungshilfe<br />
geben könnten. „Wir hatten Teilnehmer die NGO-Leiter waren,<br />
Priester, Verantwortliche aus der Automobilbranche, aber auch<br />
einen Professor für Produktentwicklung und eine Stationsleiterin<br />
einer Klinik“, erläutert Lina Berthold, die in Freiburg Philosophie<br />
studiert hat und seit Februar <strong>2016</strong> für die Thales-Akademie arbeitet.<br />
Hier organisiert sie Veranstaltungen und kümmert sich um<br />
die Öffentlichkeitsarbeit.<br />
Die Thales-Akademie, die nach dem antiken griechischen Philosophen,<br />
Mathematiker und Astronomen Thales von Milet (etwa<br />
624 v.u.Z. bis etwa 547 v.u.Z.) benannt ist, bietet eine über zehn<br />
Das Team, das den Ablauf in der Thales-Akademie organisiert:<br />
Akademie-Gründer Frank Obergfell, Lina Berthold, zuständig für<br />
die Öffentlichkeitsarbeit, und Akademie-Leiter Philippe Merz (v.l.)<br />
©Foto:Thales-Akademie<br />
Die 27-jährige<br />
Lina Berthold hat in<br />
Freiburg Philosophie<br />
studiert und arbeitet<br />
seit Anfang diesen<br />
Jahres bei der<br />
Thales-Akademie<br />
Monate dauernde berufsbegleitende Weiterbildung an, die mit<br />
einem von der Universität anerkannten Zertifikat abgeschließt.<br />
Dabei treffen sich die Teilnehmer und Teilnehmerinnen einmal<br />
pro Monat für zwei Tage zu Präsenz-Seminaren und erarbeiten<br />
sich den Stoff ansonsten von Zuhause aus. Aber auch Einzelseminare<br />
und Inhouse-Schulungen bei Firmen werden angeboten.<br />
Lina Berthold erläutert einige Beispiele zu bohrenden Fragen<br />
der Wirtschaftsethik – und erst dabei offenbart sich die ganze<br />
Tragweite, die ganze Dimension, die es mit diesem Thema auf<br />
sich hat.<br />
Beim autonomen, selbstfahrenden Auto beispielsweise, sollen<br />
der von Sensoren und Kameras gestützte Computer das Autofahren<br />
sicherer machen. Schon heute können sich einige Fahrzeuge<br />
in speziell definierten Situationen und über kurze Zeitspannen<br />
selbst steuern. Die Softwareentwickler müssen sich dabei aber<br />
durchaus mit ethischen Fragen auseinandersetzen. So muss beim<br />
Programmieren der Software von ihnen entschieden werden,<br />
wie sich das Auto verhalten soll, wenn ein Unfall nicht mehr verhindert<br />
werden kann: Soll es in die Gruppe mit älteren Passanten<br />
hinein fahren oder in die mit jüngeren? Eine scheinbar absurde,<br />
überzogene Fragestellung. Aber die Software muss eben für<br />
alle Eventualitäten programmiert werden, die Antworten dafür<br />
müssen Menschen liefern. In den USA, weiß Lina Berthold, wird<br />
eine solche Programmierungsfrage aus einer unterschiedlichen<br />
ethischen Tradition heraus anders lauten: Wäre ein Schwarzer<br />
oder eine Ärztin bei einem solchen Unfall als Opfer vorzuziehen?<br />
Auch der VW-Skandal bietet Anlass für wirtschaftsethische Fragen.<br />
©Foto: Barbara Breitsprecher<br />
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