Wundervolle Welt der Kinderzeichnung
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7.2 Sachanlass<br />
Bereits bei <strong>der</strong> Entwicklung zum Kopffüßler wurde dargelegt, dass mit dem<br />
Zeichnen u. a. ein Bewusstseinsprozess in Gang gesetzt wird. Kin<strong>der</strong> zeichnen<br />
das, was sie wissen, was sie gerade erkannt haben o<strong>der</strong> während des<br />
Zeichnens entdecken. Mit den Worten von Rudolph Seitz: „Darstellen heißt<br />
klarstellen.“ (Seitz 1978, S. 75) Es ist ein rationales, analytisches Denken,<br />
das hier zur Geltung kommt.<br />
Abb. 55<br />
Mädchen, 3;3 Jahre: Nussknacker<br />
Abbildung 55 zeigt eine für ein 3;3-jähriges Mädchen ausgesprochen ungewöhnliche<br />
Zeichnung, ungewöhnlich deshalb, weil hier bereits ein Mechanismus<br />
in seiner Funktion wie<strong>der</strong>gegeben wird. Dargestellt sind zwei Nussknacker,<br />
<strong>der</strong>en Zangen als Köpfe geschnitzt sind. Die großzügigen<br />
Schwingkritzel demonstrieren, wie man den Nussknacker bedient, die kleinen<br />
Kritzel zeigen die Wirkung dieser Handlung: Der Mund öffnet sich,<br />
bzw. schließt sich wie<strong>der</strong>.<br />
7.3 Emotionaler Anlass<br />
Die Freude über das neu geborene Schwesterchen dürfte mit hoher Wahrscheinlichkeit<br />
die Zeichnung von Abbildung 49 ausgelöst haben. Das Gefühl<br />
von Geborgenheit und Zuneigung mag zu dem Selbstporträt eines an<strong>der</strong>en<br />
Mädchens zwischen den Eltern (Abb. 44) motiviert haben. Eindeutig<br />
ist <strong>der</strong> Nachweis eines emotionalen Anlasses bei <strong>der</strong> Zeichnung eines Mädchens,<br />
das sich vor Wäl<strong>der</strong>n fürchtet, weil es in ihnen Gespenster vermutet<br />
(Abb. 56).<br />
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