Wundervolle Welt der Kinderzeichnung

geduldig mit Buntstiften, bunten Faserschreibern und Wachsmalstiften, die
anstelle von Pinsel und flüssiger Farbe in der Regel zuerst zur Verfügung
gestellt werden, dem zeitaufwändigen sorgfältigen Ausschraffieren der Flächen
abmühen. Das ist, drastisch ausgedrückt, Sklavenarbeit und, wohlwollend
formuliert, bestenfalls Beschäftigungstherapie. Damit gerät ein anderes
Thema in den Blickpunkt: das Ausmalen von Mandalas. Was lernen die
Kinder eigentlich dabei? Die Sekundärtugenden Ordentlichkeit und Fleiß.
Immer wieder hört man, dass dieses Mandala-Ausmalen den Kindern eine
besondere Freude bereite. Freude allein ist jedoch ein schwaches Argument.
Denn fördert die Freude über ein selbst erfundenes Bild, das durchaus einige
gedankliche Konzentration und somit eine gewisse Anstrengung erfordert
und außerdem die Sekundärtugenden sozusagen automatisch mit einübt,
die geistige und ästhetische Entwicklung nicht in weit höherem Maß?!
Als ein anderes Argument gegen das Malen mit flüssigen Farben wird der
weit überschätzte organisatorische Aufwand genannt. Die Mühe übrigens,
die Tische von den Resten der Wachsmalstifte zu reinigen, ist wesentlich
größer.
Fingerfarben, bzw. das direkte Malen mit Fingern und Händen sind
durchaus zu empfehlen, solange die Kinder sich noch in der Phase des
Spurschmierens befinden. Danach sollten ihnen jedoch andere flüssige
Malmittel zur Verfügung stehen. Ein erheblicher Nachteil der Fingerfarben
ist übrigens das Verblassen der Farbintensität beim Trocknen.
10 Schlussbemerkung
Kinder eignen sich mit ihren Zeichnungen Wirklichkeit gedanklich an, artikulieren
ihre Gefühle und lassen sich von Materialien zum bildhaften Gestalten
anregen. Damit wird analytisches Denken, die Reflexion über die
eigenen Gefühle und das prozessorientierte Experiment, d. h. kreatives
Handeln angeregt. Vermeintliche Hilfe der Erwachsenen behindert und
zerstört dieses selbst initiierte und selbst gesteuerte Lernen nicht nur, sondern
raubt den Kindern auch das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten.
Nicht ängstlich jeden Entwicklungsschritt kontrollieren, heißt die Devise,
sondern mit Wohlwollen und voller Neugierde die bildnerischen Aktivitäten
der Kinder begleiten.
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