Wundervolle Welt der Kinderzeichnung
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Was sollte aber das Mädchen mit dem dritten übrig gebliebenen Strich<br />
machen? Es entschied sich, vom <strong>der</strong> Thematik des Hasen abweichend, für<br />
die Zeichnung eines Baumes, die einige Schwierigkeiten machte, da es sich<br />
um die erste Baumdarstellung handelte (Sachinteresse). Das kann man an<br />
<strong>der</strong> ungewöhnlichen Abfolge <strong>der</strong> Ast-Striche nach unten und danach nach<br />
oben erkennen.<br />
Von <strong>der</strong> Dynamik <strong>der</strong> Strichführung sollte man annehmen, dass bei dem<br />
Kritzelzeichen (Nr. 5) die Intensität des Zeichnens beson<strong>der</strong>s hoch gewesen<br />
sei. Das trifft jedoch nicht zu, im Gegenteil: Nach einigen für die kleine<br />
Zeichnerin aufgetretenen neuen Situationen – im Liegen zeichnen (Nr. 2),<br />
neues Material/weicher Bleistift (Nr. 3), übrig gebliebener dritter Strich (Nr.<br />
4) – war die Konzentration nicht mehr aufrecht zu erhalten. Jetzt wird auf<br />
Zeichen zurückgegriffen, die einer früheren Entwicklungsphase angehören<br />
und somit keinerlei geistige Anfor<strong>der</strong>ungen stellen. Sie sind zwar spontan,<br />
aber letztlich doch als Zeichen <strong>der</strong> Ermüdung zu werten.<br />
Das Leitthema des hüpfenden Hasen bleibt bis zum Schluss erhalten.<br />
Zwischendurch machen sich ein materialer Anreiz (weicher Bleistift) und<br />
ein Sachinteresse bemerkbar (Baum). Da das Mädchen öfters krank war,<br />
kann sie durch das Lied „Häschen in <strong>der</strong> Grube“ zu <strong>der</strong> Zeichnung angeregt<br />
worden sein, womit auch noch ein emotionaler Aspekt hinzu kommt.<br />
9 Malerei<br />
Alles, was farbig ist, wird allgemein als Malerei bezeichnet. Zu ihr zählen<br />
jedoch im engeren Sinn nur jene farbigen Bil<strong>der</strong>, für die flüssige Farbe verwendet<br />
wird.<br />
Bei den ersten Versuchen mit flüssigen Farben handeln die Kin<strong>der</strong> wie in<br />
<strong>der</strong> Kritzelphase, auch wenn diese längst abgeschlossen ist (Abb. 65). Die<br />
grobmotorische Gestik steuert jedoch nur noch selten den Pinsel. Vielmehr<br />
handelt es sich um ein experimentelles Handeln, in dessen Verlauf allmählich<br />
die spezifischen Eigenschaften <strong>der</strong> Farbe erfahren und erkannt werden<br />
(Abb. 64 und 65).<br />
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