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Investieren in Aserbaidschan - Maleki Conferences GmbH

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Prof. Dr. Ra<strong>in</strong>er L<strong>in</strong>dner<br />

Geschäftsführer<br />

Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft<br />

<strong>Investieren</strong> <strong>in</strong> <strong>Aserbaidschan</strong>:<br />

Risiken und Perspektiven für die deutsche<br />

Wirtschaft<br />

Wirtschaftstag <strong>Aserbaidschan</strong> im Rahmen der Global Bus<strong>in</strong>ess Week<br />

19. Mai 2010, ab 15.30 Uhr<br />

Congress Center Messe Frankfurt<br />

(Rede ca. 25 M<strong>in</strong>uten)<br />

Es gilt das gesprochene Wort!


Exzellenz,<br />

sehr geehrte Herren M<strong>in</strong>ister,<br />

me<strong>in</strong>e sehr verehrten Damen und Herren,<br />

ich bedanke mich sehr herzlich für die E<strong>in</strong>ladung zum Wirtschaftstag<br />

<strong>Aserbaidschan</strong> hier nach Frankfurt. Ich b<strong>in</strong> der E<strong>in</strong>ladung mit<br />

besonderer Freude gefolgt, denn <strong>Aserbaidschan</strong> ist nicht nur e<strong>in</strong><br />

Land, das großes wirtschaftliches Potenzial für die deutsche<br />

Wirtschaft verspricht. Es ist wirtschaftlich gesehen auch e<strong>in</strong> Land der<br />

guten Nachrichten, von denen wir <strong>in</strong> den vergangenen, von<br />

Griechenland und anderen Problemen geprägten Monaten nicht<br />

unbed<strong>in</strong>gt verwöhnt wurden.<br />

Von 2003 bis heute hat sich das Brutto<strong>in</strong>landsprodukt<br />

<strong>Aserbaidschan</strong>s mehr als verdoppelt. Es gab dabei e<strong>in</strong>ige Jahre lang<br />

die weltweit höchsten Wachstumsraten von bis zu 35 Prozent. Selbst<br />

im Krisenjahr 2009 konnte das Land e<strong>in</strong> Wachstum von über neun<br />

Prozent erzielen und auch der Ausblick für das laufende Jahr ist<br />

positiv.<br />

<strong>Aserbaidschan</strong> hat im Gegensatz zu vielen westlichen Ländern noch<br />

e<strong>in</strong>e wachsende Bevölkerung, also ke<strong>in</strong> Demographie-Problem. Der<br />

2


Verschuldungsgrad liegt bei 8 Prozent des Brutto<strong>in</strong>landsprodukts,<br />

während sich Deutschland auf 80 Prozent zubewegt. Das Land<br />

verfügt bei 8,5 Millionen E<strong>in</strong>wohnern <strong>in</strong>sgesamt über strategische<br />

Reserven <strong>in</strong> Höhe von 20 Milliarden US-Dollar, das s<strong>in</strong>d über 2.300<br />

Euro pro Kopf. Als Folge davon ist die Währung, der Manat,<br />

erfreulich stabil. Zudem g<strong>in</strong>g jüngst die Inflationsrate auf unter zwei<br />

Prozent zurück.<br />

Ich bekenne hier offen, dass man als Vertreter der deutschen<br />

Wirtschaft angesichts solcher Erfolgsmeldungen schon e<strong>in</strong> wenig<br />

sentimental werden kann.<br />

Sicherlich profitiert <strong>Aserbaidschan</strong> <strong>in</strong> hohem Maße von se<strong>in</strong>en<br />

großen Öl- und Gasvorkommen, die für über 50 Prozent des<br />

Brutto<strong>in</strong>landsproduktes und über 90 Prozent der Exporte stehen.<br />

Aber Öl und Gas haben auch andere Länder zu bieten.<br />

Nicht übersehen werden sollte, dass <strong>Aserbaidschan</strong> sich se<strong>in</strong>en<br />

Erfolg hart erarbeitet hat, und damit komme ich zu me<strong>in</strong>em<br />

eigentlichen Vortragsthema: zu den Perspektiven und Risiken für<br />

Investitionen <strong>in</strong> <strong>Aserbaidschan</strong>.<br />

3


Im Do<strong>in</strong>g Bus<strong>in</strong>ess Report der Weltbank, der seit dem Jahr 2003<br />

erstellt wird und die Investitionsbed<strong>in</strong>gungen <strong>in</strong> 183 Ländern der Welt<br />

überprüft, gehörte <strong>Aserbaidschan</strong> <strong>in</strong> den vergangenen Jahren zu den<br />

Ländern, die die größten Sprünge nach vorne gemacht haben.<br />

Aktuell rangiert <strong>Aserbaidschan</strong> auf Rang 38 und ist damit von der<br />

Bundesrepublik, die Rang 25 erreichen konnte, nicht allzu weit<br />

entfernt.<br />

Hervorragend schneidet <strong>Aserbaidschan</strong> <strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> den<br />

Kategorien „Kreditvergabe“, „Registrierung von Eigentum“ und<br />

„Geschäftsgründung“ ab. Durch die E<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong>es „One-Stop-<br />

Shop“-Verfahrens wurden hier der Zeitaufwand und die Kosten<br />

erheblich gesenkt.<br />

In der Kategorie „Investitionsschutz“ erreicht <strong>Aserbaidschan</strong> Platz 20<br />

von 183 Ländern – und liegt damit meilenweit vor vergleichbaren<br />

Ländern der Region. Positiv schlagen hier <strong>in</strong>sbesondere das Gesetz<br />

zum Schutz von M<strong>in</strong>derheitsbeteiligungen und die E<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong>es<br />

Wirtschaftsgerichtes <strong>in</strong> Baku zu Buche.<br />

Defizite werden von der Weltbank noch beim grenzüberschreitenden<br />

Handel, bei der Erteilung von Baugenehmigungen und beim<br />

4


Steuersystem gesehen. Insgesamt aber s<strong>in</strong>d die Erfolgsaussichten<br />

für Investitionen <strong>in</strong> <strong>Aserbaidschan</strong> überdurchschnittlich gut.<br />

Zu e<strong>in</strong>er Investition gehört neben der rechtlichen und wirtschaftlichen<br />

Komponente, aber immer auch e<strong>in</strong>e emotionale Komponente.<br />

Mentalitäten und kulturelle H<strong>in</strong>tergründe spielen e<strong>in</strong>e wesentliche<br />

Rolle. Gestatten Sie mir daher an dieser Stelle e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en Ausflug<br />

<strong>in</strong> die Geschichte des Landes:<br />

Wenige Deutsche wissen, dass am 28. Mai des Jahres 1918 - <strong>in</strong><br />

wenigen Tagen jährt sich das Ereignis also zum 92. Mal - <strong>in</strong><br />

<strong>Aserbaidschan</strong> die erste demokratische Republik im islamischen<br />

Orient ausgerufen wurde. Sie existierte 23 Monate bis zur Eroberung<br />

des Landes durch die Bolschewiki im April 1920. Diese erste<br />

Republik ist auch aus deutscher Sicht äußerst bemerkenswert: Bei<br />

der Bildung des Parlaments wurde der mult<strong>in</strong>ationalen<br />

Zusammensetzung der Republik berücksichtigt. Auch die deutsche<br />

Bevölkerung <strong>in</strong> <strong>Aserbaidschan</strong> erhielt damals e<strong>in</strong>en Sitz im<br />

Parlament, der von Robert Kuhn aus Helenendorf wahrgenommen<br />

wurde.<br />

Im 19. Jahrhundert gelangten die ersten deutschen Siedler aus<br />

Schwaben <strong>in</strong> den Kaukasus. Helenendorf, das heutige Xanlar [sprich<br />

5


Chanlár] war dort auf aserbaidschanischem Gebiet im Jahr 1819<br />

sicherlich die wichtigste Gründung. 1925 lebten rund 25.000<br />

Deutsche <strong>in</strong> <strong>Aserbaidschan</strong>, davon 4370 <strong>in</strong> der Hauptstadt Baku. An<br />

Schulen und Universitäten wurde als Fremdsprache damals vielfach<br />

Deutsch angeboten.<br />

Das Verhältnis zwischen den Deutschen und der übrigen<br />

Bevölkerung war <strong>in</strong>sgesamt sehr gut. Das zeigt sich etwa dadurch,<br />

dass der deutsche Ingenieur Nikolai (Augustowitsch) von der Nonne<br />

von 1898 bis 1902 als Stadtoberhaupt von Baku amtierte und<br />

durchaus das Stadtbild prägte. Während des 1. Weltkrieges waren<br />

es die <strong>Aserbaidschan</strong>er, die ihre deutschen Nachbarn vor<br />

Verfolgungen durch das Zarenregime bewahrten. 1941, also im 2.<br />

Weltkrieg, waren allerd<strong>in</strong>gs auch sie gegen e<strong>in</strong>en Stal<strong>in</strong>-Befehl<br />

machtlos, der die Vertreibung der Deutschen nach Kasachstan<br />

verfügte.<br />

Auch wenn es heute deshalb fast ke<strong>in</strong>e Kaukasiendeutsche mehr<br />

gibt, so gibt es doch unbestritten e<strong>in</strong>e historische und kulturelle<br />

Brücke zwischen Deutschland und <strong>Aserbaidschan</strong> und sehr enge<br />

freundschaftliche Beziehungen.<br />

6


Bei dieser Gelegenheit möchte ich neben dem Deutsch-<br />

<strong>Aserbaidschan</strong>ischen Forum <strong>in</strong>sbesondere der <strong>Aserbaidschan</strong>ischen<br />

Botschaft <strong>in</strong> Deutschland und Ihnen, Exzellenz, me<strong>in</strong>en Respekt für<br />

ihr großes Engagement zollen. Uns allen ist das <strong>Aserbaidschan</strong>ische<br />

Kulturjahr <strong>in</strong> Deutschland 2008 noch <strong>in</strong> bester Er<strong>in</strong>nerung, das nach<br />

me<strong>in</strong>er Beobachtung e<strong>in</strong> Meilenste<strong>in</strong> für die Entwicklung des<br />

deutsch-aserbaidschanischen Verhältnisses war. Nie zuvor hat sich<br />

<strong>Aserbaidschan</strong> <strong>in</strong> dieser aufwändigen Form im Ausland präsentiert –<br />

dass die Wahl dabei auf Deutschland viel, zeigt, wie stark ihr Land<br />

sich an europäischen Werten orientiert und welche hohe Bedeutung<br />

dabei Deutschland beigemessen wird.<br />

<strong>Aserbaidschan</strong> hat sich <strong>in</strong> Deutschland <strong>in</strong> Anspielung auf se<strong>in</strong>en<br />

Energiereichtum als „Land des Feuers“ präsentiert. In der Tat wird<br />

dieser Energiereichtum auch für Deutschland immer unverzichtbarer.<br />

2009 befand sich <strong>Aserbaidschan</strong> unter den sechs wichtigsten<br />

Öllieferanten Deutschlands.<br />

Und <strong>in</strong> Bezug auf Gas kennen Sie alle die großen Anstrengungen,<br />

die gegenwärtig e<strong>in</strong> Konsortium unter Mitwirkung von RWE<br />

unternimmt, um mit <strong>Aserbaidschan</strong>ischer Hilfe die Gas-Leitung<br />

Nabucco zum Erfolg zu führen. RWE hält am Nabucco-Konsortium<br />

e<strong>in</strong>en Anteil von 16,5 Prozent und bemüht sich derzeit <strong>in</strong>tensiv um<br />

7


eigene Schürfrechte <strong>in</strong> <strong>Aserbaidschan</strong>. E<strong>in</strong>e derartige Gas-Pipel<strong>in</strong>e<br />

und diese Energiekooperation würde <strong>Aserbaidschan</strong> noch enger an<br />

Europa heranführen und die Energiesicherheit Europas auf e<strong>in</strong>e<br />

sichere Basis stellen. Nabucco ist also nicht nur e<strong>in</strong> wirtschaftliches<br />

Projekt, sondern auch e<strong>in</strong> Projekt mit hoher politischer Symbolkraft.<br />

Auch E.ON Ruhrgas, der andere große deutsche Energieversorger,<br />

bemüht sich derzeit <strong>in</strong>tensiv um Geschäftskontakte <strong>in</strong> <strong>Aserbaidschan</strong><br />

und hat sich um den Auftrag zur Modernisierung des<br />

Gasversorgungsnetzes beworben.<br />

Öl und Gas s<strong>in</strong>d also wesentliche Faktoren unserer wirtschaftlichen<br />

Kooperation, <strong>in</strong>sbesondere auch, wenn es um den Bau und den<br />

Betrieb moderner Anlagen geht. Wir beobachten aber gleichzeitig mit<br />

größtem Interesse, wie geschickt <strong>Aserbaidschan</strong> den gegenwärtigen<br />

Rohstoffboom nutzt, um mit den daraus gebildeten Rücklagen, die<br />

Wirtschaft des Landes breiter aufzustellen und den Non-Oil-Sektor<br />

zu entwickeln.<br />

Wir wissen alle, dass Öl und Gas nicht unendlich zur Verfügung<br />

stehen und die Zeit der daraus resultierenden großen Handels- und<br />

Leistungsbilanzüberschüsse irgendwann zu Ende gehen kann. Es<br />

kommt also darauf an, die aserbaidschanische Wirtschaft zu<br />

8


diversifizieren, die Wertschöpfungsketten im Inland zu verlängern,<br />

die Infrastruktur über die Ölförderzentren h<strong>in</strong>aus zu verbessern und<br />

die vorhandenen Ressourcen noch zielgerichteter e<strong>in</strong>zusetzen. Das<br />

„Feuer“, das <strong>in</strong> <strong>Aserbaidschan</strong> brennt, muss veredelt und effizient<br />

e<strong>in</strong>gesetzt werden. Hierbei kann und wird die deutsche Wirtschaft<br />

e<strong>in</strong>e wichtige Rolle übernehmen.<br />

Das Thema Energieeffizienz ist zu Recht e<strong>in</strong>es der Top-Themen<br />

dieses Wirtschaftstages. Bereits im Jahr 2004 hat <strong>Aserbaidschan</strong> e<strong>in</strong><br />

Regierungsprogramm zur Entwicklung alternativer Energien<br />

verabschiedet. Im Sommer 2009 wurde e<strong>in</strong>e Staatliche Agentur für<br />

alternative und erneuerbare Energien gegründet, das Jahr 2010<br />

wurde zum Jahr der Ökologie ausgerufen. Wenn <strong>Aserbaidschan</strong> das<br />

„Land des Feuers“ ist, so heißt Baku übersetzt, die „Stadt des<br />

W<strong>in</strong>des“.<br />

Im Januar 2009 wurde die Hamburger Mitaki Projekt <strong>GmbH</strong> mit der<br />

Erstellung e<strong>in</strong>es 50-Megawatt-W<strong>in</strong>dparks auf der Halb<strong>in</strong>sel Absheron<br />

beauftragt. Die F<strong>in</strong>anzierung dieses 100-Millionen-Euro-Projektes mit<br />

dem Namen Yeni Yashma I erfolgt mit Hilfe der Landesbank Berl<strong>in</strong>.<br />

Insgesamt s<strong>in</strong>d 15 deutsche und zehn aserbaidschanische<br />

Unternehmen <strong>in</strong> das Projekt <strong>in</strong>volviert. Weitere Projekte dieser<br />

Größenordnung könnten folgen. Kenner der Materie besche<strong>in</strong>igen<br />

9


der Region am Kaspischen Meer e<strong>in</strong> höheres W<strong>in</strong>dpotenzial als die<br />

deutsche Nordseeküste.<br />

Noch s<strong>in</strong>d deutsche Firmen im W<strong>in</strong>dkraftbereich allerd<strong>in</strong>gs nur als<br />

Projektentwickler tätig, was auch an den niedrigen Strompreisen<br />

liegt. Sollte es hier perspektivisch höhere Vergütungen etwa im<br />

S<strong>in</strong>ne des deutschen Erneuerbare Energien Gesetz geben, b<strong>in</strong> ich<br />

sicher, dass sich e<strong>in</strong> höchst attraktives Betätigungsfeld für deutsche<br />

Investoren öffnet. Nicht nur die W<strong>in</strong>denergie ist e<strong>in</strong>e Zukunftsbranche<br />

<strong>in</strong> <strong>Aserbaidschan</strong>, das Land ist außergewöhnlich wasserreich und<br />

erzeugt bereits 18 Prozent se<strong>in</strong>es Strombedarfs mit Hilfe von<br />

Wasserkraft. Zudem br<strong>in</strong>gt es <strong>Aserbaidschan</strong> auf 3200<br />

Sonnenstunden pro Jahr. Auch im Bereich der Solarenergie gibt es<br />

also Potenziale.<br />

Tourismus ist e<strong>in</strong> weiteres Top-Thema. Als vielleicht wichtigstes<br />

Projekt mit deutscher Beteiligung ist hier der Auftrag zum Bau e<strong>in</strong>es<br />

großen Hotelkomplexes <strong>in</strong> Baku zu nennen, der von Mariott<br />

betrieben und derzeit von e<strong>in</strong>em Konsortium aus Strabag und Zübl<strong>in</strong><br />

erstellt wird. Beide Firmen bewerben sich aktuell auch weitere<br />

Projekte.<br />

10


Das Thema Landwirtschaft möchte ich ebenfalls noch kurz<br />

ansprechen. E<strong>in</strong> großer Teil der Bevölkerung ist ja <strong>in</strong> diesem Bereich<br />

beschäftigt. Hier können aus unserer Sicht noch enorme<br />

Effizienzpotenziale gehoben werden. Die Ag Agrarwirtschaft des Ost-<br />

Ausschuss hat geme<strong>in</strong>sam mit deutschen Landtechnikfirmen große<br />

Erfolge bei der Steigerung von Ernteerträgen <strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> der<br />

Ukra<strong>in</strong>e und Russland erzielt.<br />

Um die Wertschöpfungskette entsprechend auszubauen, s<strong>in</strong>d<br />

moderne Anlagen zur Fleisch- und Milch-Verarbeitung und<br />

entsprechende Kühlhäuser e<strong>in</strong>e weitere, lohnende Investition. Auch<br />

die Vermarktung kann deutlich verbessert werden.<br />

Ansonsten bieten sich vielfältige weitere Kooperationen an, etwa im<br />

Bereich der Müllentsorgung und des Recycl<strong>in</strong>gs, aber auch im<br />

Handel und bei Dienstleistungen an.<br />

Wie positiv sich <strong>in</strong> den vergangenen Jahren das Interesse Deutscher<br />

Firmen an <strong>Aserbaidschan</strong> entwickelt hat, zeigt die Mitgliederstatistik<br />

des Deutsch-<strong>Aserbaidschan</strong>ischen Wirtschaftsfördervere<strong>in</strong>s, der sich<br />

– wie zu hören ist - schon bald zu e<strong>in</strong>er regulären<br />

Auslandshandelskammer <strong>in</strong> Baku weiterentwickeln wird. Der<br />

Wirtschaftsfördervere<strong>in</strong> konnte 2009 se<strong>in</strong>e Mitgliederzahl um 14<br />

Prozent auf über 100 Mitgliedsunternehmen steigern. Dies ist<br />

11


<strong>in</strong>sbesondere deswegen bemerkenswert, weil im vergangenen Jahr<br />

das Handelsvolumen zwischen Deutschland und <strong>Aserbaidschan</strong><br />

krisenbed<strong>in</strong>gt ja um über 30 Prozent zurückgegangen ist. Dabei<br />

bezog Deutschland Güter aus <strong>Aserbaidschan</strong> im Wert von 1,2<br />

Milliarden Euro, während wir umgekehrt Waren im Wert von 422<br />

Millionen Euro liefern konnten. <strong>Aserbaidschan</strong> gehört demnach zu<br />

den wenigen Ländern, mit denen Deutschland e<strong>in</strong><br />

Handelsbilanzdefizit hat. Immerh<strong>in</strong> liegt Deutschland h<strong>in</strong>ter der<br />

Türkei und Russland auf dem dritten Rang der wichtigsten<br />

Lieferländer. Aber wir sollten hier durchaus den Ehrgeiz haben, ganz<br />

an die Spitze vorzurücken.<br />

Wenn ich abschließend e<strong>in</strong> Fazit ziehen darf, so gehört<br />

<strong>Aserbaidschan</strong> mit Sicherheit zu den Ländern im Post-Sowjetischen-<br />

Raum, die aktuell das größte Investitionspotenzial versprechen und<br />

gleichzeitig die größte Investitionssicherheit bieten. Die Risiken s<strong>in</strong>d<br />

<strong>in</strong> <strong>Aserbaidschan</strong> nicht größer, als <strong>in</strong> vielen westlichen Ländern, das<br />

belegt der erwähnte Do<strong>in</strong>g-Bus<strong>in</strong>ess-Report der Weltbank. Wer den<br />

Schritt wagt, sollte sich <strong>in</strong> jedem Fall mit der Kultur des Landes gut<br />

vertraut machen. Persönliche Beziehungen und familiäre Werte,<br />

auch im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>es säkularen, aber Werte geprägten Islam, spielen<br />

e<strong>in</strong>e wichtige Rolle. Von der Tradition der Seidenstraße her gibt es<br />

e<strong>in</strong>e große Offenheit für den Handel und für das Geschäft.<br />

12


Auch <strong>in</strong> punkto politische Stabilität ist <strong>Aserbaidschan</strong> anderen<br />

Ländern voraus. Ich habe die republikanisch-demokratische Tradition<br />

des Landes angesprochen: Wir s<strong>in</strong>d voller Hoffnung, dass sich das<br />

Land <strong>in</strong> dieser Tradition weiter entwickelt und sich der westlichen<br />

Wertegeme<strong>in</strong>schaft weiter annähert. Helfen wird dabei das EU-<br />

Programm der „Östlichen Partnerschaft“, bei dem <strong>Aserbaidschan</strong><br />

e<strong>in</strong>es der sechs teilnehmenden Länder ist und das <strong>in</strong> Zukunft<br />

hoffentlich auch im wirtschaftlichen Bereich weiter an Dynamik<br />

gew<strong>in</strong>nt.<br />

E<strong>in</strong> Quantensprung für Investoren - das sei noch angemerkt - wäre<br />

natürlich der WTO-Beitritt des Landes, der von <strong>Aserbaidschan</strong><br />

angestrebt wird. Nimmt man die Reformen der vergangenen Jahre<br />

zum Maßstab, so dürfte e<strong>in</strong> Beitritt bald <strong>in</strong> greifbare Nähe rücken.<br />

Der Ost-Ausschuss arbeitet über die deutsch-aserbaidschanische<br />

Regierungsarbeitsgruppe „Wirtschaft und Handel“ und über<br />

Veranstaltungen und Delegationsreisen daran, die<br />

Investitionsbed<strong>in</strong>gungen weiter zu verbessern und deutschen<br />

Investoren den Gang auf den Markt zu erleichtern.<br />

13


Gestatten Sie mir abschließend noch den H<strong>in</strong>weis, dass die ersten<br />

elektrischen Lichtanlagen im Kaukasus se<strong>in</strong>erzeit von e<strong>in</strong>er<br />

deutschen Firma <strong>in</strong>stalliert wurden, nämlich von der Berl<strong>in</strong>er Firma<br />

AEG <strong>in</strong> Helenendorf. Das war vor über 100 Jahren.<br />

Sie br<strong>in</strong>gen uns das Feuer, wir machen daraus Licht – <strong>in</strong> dieser<br />

fruchtbaren Tradition können sich die deutsch-aserbaidschanischen<br />

Wirtschaftsbeziehungen zu unser aller Vorteil auch <strong>in</strong> Zukunft<br />

entwickeln.<br />

Ende<br />

14

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