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GIG Dezember 2016

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22<br />

MUSIK<br />

KONZERTE<br />

Donots<br />

Bei ihrem Grand Münster Slam feiern die Donots in diesem Jahr ihr 1000. Konzert. Dieses<br />

Jubiläum begehen die Punk-Rocker im <strong>Dezember</strong> live in Münster mit Gästen wie Olli Schulz,<br />

Adam Angst und anderen.<br />

Messer<br />

Ästhetik der Kontraste<br />

Internationales Jazzfestival MS<br />

Alle zwei Jahre aufs Neue gelingt es dem Jazzfestival Münster, auf die Strahlkraft großer<br />

Namen weitgehend zu verzichten und dennoch mit formidabler Musik auf<br />

Weltklasseniveau zu begeistern.<br />

Der einzige wirklich große Star<br />

des Festivals ist: die Musik. Solche<br />

Gedanken liegen bei der Betrachtung<br />

des Programms der Jazz-<br />

Biennale traditionell nahe. Sie tun<br />

jedoch all den fabelhaften<br />

Künstlern Unrecht, die<br />

Frau Musica überhaupt<br />

erst zur Stimme<br />

verhelfen.<br />

Ihre Namen<br />

finden sich<br />

oft nur im<br />

„Who’s who<br />

João Barradas<br />

Grand Münster Slam<br />

Am 16.04.1994 feiern Ingo und Guido Knollmann,<br />

Jan-Dirk Poggemann, Jens Trippner und<br />

Jens Grimstein ihr Livedebüt in der berühmtberüchtigten<br />

Ibbenbürener Scheune. Im selben<br />

Jahr wird die erste Demoaufnahme „We<br />

Do Not Care So Why Should You?“ in einer sagenhaften<br />

Auflage von 30 Stück in die Umlaufbahn<br />

geschickt. Danach muss sich die Welt<br />

noch knapp zwei Jahre gedulden, bis mit „Pedigree<br />

Punk“ das erste Donots-Album vorliegt.<br />

Publikum und Presse sind von der sympathischen<br />

Donots-Familie begeistert, die zwischenzeitlich<br />

Eike Herwig und Alex Seidenbiedel<br />

als Ersatz für Jens und Jens adoptiert hat.<br />

Unter Hochdruck wird die Geschichte der nach<br />

Post-Punk 2017<br />

Die Gruppe Messer aus Münster und Berlin um den Sänger, Songschreiber, bildenden Künstler<br />

und Journalisten Hendrik Otremba erweckt den Post-Punk der 1980 Jahre zu neuem Leben.<br />

Damit steht sie gut und nicht alleine da.<br />

Zusammen mit Bands mit so schwer verdaulichen<br />

Namen wie Die Nerven, Karies, Pisse,<br />

Candelilla oder Drangsal bilden Messer eine<br />

beeindruckend vitale, kreative Szene, die mit<br />

scharfkantigen Klängen und aufwühlenden<br />

Texten jede Menge Wut und Unzufriedenheit<br />

mit der Welt zum Ausdruck bringt und sich<br />

damit dem Wohlfühl-Pop à la Cro, Meyle, Bourani<br />

& Co. vehement entgegenstemmt. Diese<br />

Bands führen die rebellische Tradition von Ton<br />

Steine Scherben bis Fehlfarben weiter. Und<br />

haben in den Feuilletons bereits für viel Furore<br />

gesorgt.<br />

des unbekannten Jazz“, aus dem Festivalleiter<br />

Fritz Schmücker immer wieder mit glücklicher<br />

Hand schöpft. Pianist Jacky Terrasson und<br />

Trompeter Stéphane Belmondo, die sich mit<br />

dem Oud-Spieler Majid Bekkas kurzschließen,<br />

gelten indes zweifellos als internationale Größen.<br />

Und der Saxofonist Daniel Zamir ist sehr<br />

wohl ein Star - in seiner Heimat Israel.<br />

Mit seiner „Ästhetik der Kontraste“ kann das Festival<br />

ein weiteres Mal punkten. Zum einen gibt<br />

es Hommagen an Charles Mingus und Afro-Jazz-<br />

Pionier Chris McGregor (Brotherhead Heritage).<br />

Andererseits kommt Neues zu Gehör, etwa das<br />

frisch-anarchische Programm „A Novel Of Ano-<br />

Münster übergesiedelten Ibbtown-Rocker mit<br />

„Better Days Not Included“ und „Pocketrock“<br />

weitergeschrieben, und ein Jahr nach der Ver-<br />

HEIMSPIEL<br />

Auf ihrem aktuellen Album „Jalousie“ haben<br />

Messer ihren wilden Post-Punk sehr kunstvoll<br />

weiterentwickelt. In den Songs auf „Jalousie“<br />

lassen sich Verweise auf die abenteuerliche<br />

Avantgarde der Einstürzenden Neubauten, die<br />

schroffe Elektronik von DAF, sogar die Krautrock-Magie<br />

von Can und filmreife Noir-Atmosphären<br />

finden, ohne dass Messer an schneidender<br />

Schärfe, abgründiger Poesie und Sprachgewalt<br />

eingebüßt haben.<br />

Der Umgang mit der Flüchtlingskrise hierzulande<br />

hat auf „Jalousie“ den politisch gemeinten<br />

Song „Schwarzer Qualm“ hervorgebracht.<br />

maly“ von Andreas Schaerer. Lucia Cadotsch und<br />

Alexander Hawkins & Elaine Mitchener rücken das<br />

„Great American Songbook“ in zeitgenössisches<br />

Licht. Anne Paceo, Allison Miller und Westfalen-<br />

Jazz-Preisträgerin Eva Klesse lassen frech die Frauenquote<br />

am Schlagzeug ansteigen. Dorantes und<br />

Renaud Garcia-Fons adaptieren Flamenco für Klavier<br />

und Kontrabass. Und wer den Akkordeonisten<br />

João Barradas gehört hat, wird nie mehr abfällig<br />

von „Quetschkommoden“ reden. Wolfgang A. Müller<br />

>> 06.-08.01. MS - Theater Münster, fr 18 Uhr, sa 15 Uhr,<br />

so 10.30 Uhr >> www.jazzfestival-muenster.de<br />

öffentlichung von „Amplify The Good Times“ breitet<br />

sich die Donots-Mania sogar bis nach Japan<br />

aus. Bonuspunkte sammeln die Donots auch mit<br />

den Nachfolgern „Got The Noise, dem Indie-Popinfizierten<br />

„Coma Chameleon“ und „The Long Way<br />

Home“ samt anschließender Tour, mit der sie ihre<br />

eigenen Rekorde brechen. Wer denkt, das wäre<br />

nicht zu toppen, kennt die Donots nicht. Die setzen<br />

mit „Wake The Dogs“ noch einen drauf, stürmen<br />

mit hymnenhaften Melodien, prächtigen<br />

Gung-Ho-Chören und packenden Gitarrenriffs<br />

2012 auf Platz 6 der Charts. Eine dicke Überraschung<br />

gibt’s zum 20. Geburtstag. Erstmals<br />

veröffentlichen die Donots mit „Das Neue<br />

bleibt beim Alten“ einen deutschsprachigen<br />

Song und legen, befeuert von der positiven<br />

Resonanz, noch ein Brikett nach.<br />

Klar, dass auch das deutschsprachige Album<br />

„Karacho“ Donots-mäßig voll ins<br />

Schwarze trifft. Also mehr Grund, die Korken<br />

knallen zu lassen, gibt’s nun wirklich<br />

nicht. Alexandra Mai<br />

>> 10.12. MS - MCC Halle Münsterland,<br />

19.30 Uhr >> www.donots.de<br />

Donots<br />

Auszug aus dem Programm (Großes Haus):<br />

06.01. Empirical, 18 Uhr<br />

Dorantes & Renaud Garcia-Fons - „Paseo a Dos“,<br />

19.30 Uhr<br />

Eberhard / Neuser / Marien - „I Am Three –<br />

The Music Of Charles Mingus“, 21 Uhr<br />

Schaerer / Biondini / Kalima / Niggli,<br />

„A Novel Of Anomaly“, 22.30 Uhr<br />

07.01. Jacky Terrasson / Stéphane Belmondo /<br />

Majid Bekkas, 19.30 Uhr<br />

Allison Miller’s Boom Tic Boom, 21 Uhr<br />

Brotherhood Heritage, 22.30 Uhr<br />

08.01. Anne Paceo - „Circles“, 17.30 Uhr<br />

João Barradas Trio, 19 Uhr<br />

Daniel Zamir Quartet, 20.30 Uhr<br />

Und auch ein Fremdeln mit der deutschen, der<br />

nationalen Identität, gerade im Angesicht des katastrophalen<br />

Zustands der Welt. Aber da gibt es<br />

ja nicht nur die lauten Songs, sondern auch die<br />

unvermutet sanften Liebeslieder auf „Jalousie“,<br />

in denen Messer nicht ganz so schwarz in die Zukunft<br />

blicken. Oder wie Otremba sagt: „Ich empfinde<br />

Glück in der Welt, so schrecklich, wie sie<br />

ist.“ Andreas Dewald<br />

>> 03.12. MS - Gleis 22, 21 Uhr<br />

>> www.gruppemesser.blogspot.de<br />

Messer

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