Georg Kreisler Barbara Peters - TAXI Magazin .:. Soziales und Kultur
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<strong>Georg</strong> <strong>Kreisler</strong><br />
1938, als Österreich Ostmark <strong>und</strong> die<br />
Österreicher für sieben Jahre die deutschesten<br />
Deutschen wurden, in die USA<br />
emigriert. Während seiner Emigrationszeit<br />
in den USA Komponist für Hollywood-<br />
Filme (u. a. Filmmusik für Charlie<br />
Chaplin). Amerikanischer Soldat <strong>und</strong><br />
Truppenbetreuer für das US-Militär,<br />
schrieb 1942 sein erstes (Soldaten-)<br />
Musical. Auftritte als Chansonnier in<br />
New York <strong>und</strong> Barpianist in diversen<br />
Nachtbars. 1955 als amerikanischer<br />
Staatsbürger Rückkehr nach Wien,<br />
leitete dort das „Intime Theater“. 1956<br />
- 1958 im Programm der Marietta-Bar.<br />
Anschliessend ging <strong>Georg</strong> <strong>Kreisler</strong><br />
nach München <strong>und</strong> Salzburg, später<br />
nach Berlin. Er ist Autor zahlreicher<br />
Bühnenstücke <strong>und</strong> Fernsehspiele.<br />
Seit 1976 mit der Berliner Schauspielerin,<br />
Sängerin <strong>und</strong> seiner<br />
Bühnenpartnerin <strong>Barbara</strong> <strong>Peters</strong><br />
unzertrennlich <strong>und</strong> verheiratet.<br />
Obwohl die beiden durch die Arbeit<br />
so eng verb<strong>und</strong>en sind, finden sich über<br />
<strong>Barbara</strong> <strong>Peters</strong> fast keine Informationen.<br />
Ob gewollt, oder...<br />
Beide leben derzeit in Basel.<br />
16 <strong>TAXI</strong> AXI<br />
AXI Nr. 4<br />
<strong>Barbara</strong> <strong>Peters</strong><br />
<strong>Georg</strong> <strong>Kreisler</strong>s Werk ist vielseitig. Es<br />
reicht vom Roman über kabarettistische<br />
Chansons bis zu Musicals <strong>und</strong> politischen<br />
Theaterstücken. Durch die Machart <strong>und</strong><br />
die Form seiner Texte <strong>und</strong> seiner Musik<br />
gehört er noch immer in die alte Schule<br />
des Kabaretts. <strong>Kreisler</strong> gilt vielen als der<br />
bedeutendste deutschsprachige Kabarettist<br />
<strong>und</strong> Liedermacher (auch wenn er das<br />
Wort nicht mag) nach 1945. Seine Lieder<br />
werden vielfach nachgespielt - manche<br />
Kleinkünstler bestreiten ihre kompletten<br />
Programme mit <strong>Kreisler</strong>-Titeln,<br />
seine Musicals werden an vielen Bühnen<br />
aufgeführt, sein Musical »Heute Abend -<br />
Lola Blau« gilt als das erfolgreichste<br />
Kleinmusical der Welt.<br />
Dies ist die eine Seite seines virtuosen<br />
Umgangs mit Musik, der deutschen Sprache<br />
<strong>und</strong> dem Binnenreim. Die andere<br />
Seite <strong>Kreisler</strong>s, ist die des Meisters der<br />
klaren Worte <strong>und</strong> der eindeutigen Positionen.<br />
Aber damit findet er nicht die<br />
ihm zustehende Anerkennung. Seit mehr<br />
als 40 Jahren ziehen sich viele bekannte<br />
Leute der Unterhaltungs- <strong>und</strong> Medienindustrie<br />
die Schuhe an, die <strong>Kreisler</strong> schustert.<br />
Nicht zuletzt ist dies der Gr<strong>und</strong>,<br />
dass er im Vergleich zu vielen bekannten<br />
Meistern des Flachsinns <strong>und</strong> der Anpassung<br />
in der amtlichen <strong>Kultur</strong> wenig<br />
präsent ist. Aber auch sein Kleinkrieg mit<br />
dem MassenmediumFernsehen<br />
(oder<br />
u m g e -<br />
kehrt!!!)<br />
verhindert<br />
das Wachsen<br />
seiner<br />
Popularität.<br />
Trotz dieser<br />
Widrigkeiten<br />
hat <strong>Georg</strong><br />
<strong>Kreisler</strong><br />
eine treue<br />
<strong>und</strong> eingeschworeneFangemeinde<br />
im<br />
deutschsprachigen Raum. Es existieren<br />
etliche Websites, die aus-schliesslich ihm<br />
<strong>und</strong> seiner Kunst gewidmet sind.<br />
www.georgkreisler.de<br />
<strong>Kreisler</strong>, <strong>Georg</strong>,<br />
geboren 18. 7. 1922 in Wien<br />
Komponist, Autor, Kabarettist<br />
Gehn wir Tauben vergiften!<br />
Ein Wienerlied<br />
Schatz, das Wetter ist w<strong>und</strong>erschön,<br />
da leid ichs nicht länger zu Haus.<br />
Heute muß man ins Grüne gehn,<br />
in den bunten Frühling hinaus.<br />
Jeder Bursch <strong>und</strong> sein Mäderl,<br />
mit einem Freßpakederl,<br />
sitzen heute im grünen Klee.<br />
Schatz, ich hab eine Idee:<br />
Schau, die Sonne ist warm <strong>und</strong> die<br />
Lüfte sind lau,<br />
gehn wir Tauben vergiften im Park!<br />
Die Bäume sind grün <strong>und</strong> der Himmel<br />
ist blau,<br />
gehn wir Tauben vergiften im Park!<br />
Wir sitzen zusamm’ in der Laube,<br />
<strong>und</strong> ein jeder vergiftet a Taube.<br />
Der Frühling, der dringt bis ins innerste<br />
Mark<br />
beim Taubenvergiften im Park.<br />
Schatz, geh bring das Arsenik her,<br />
das tut sich am besten bewährn.<br />
Streus auf ein Grahambrot kreuz über<br />
quer,<br />
<strong>und</strong> nimms Scherzel, das fressens so<br />
gern.<br />
Erst verjagen wir die Spatzen,<br />
denn die tun ein’ alles verpatzen.<br />
So ein Spatz ist zu g’schwind, der frißts<br />
Gift auf im Nu,<br />
<strong>und</strong> das arme Tauberl schaut zu.<br />
Ja, der Frühling, der Frühling, der<br />
Frühling ist hier,<br />
gehn wir Tauben vergiften im Park!
Kabarett Kabarett -<br />
-<br />
Lieder Lieder -<br />
-<br />
mus<br />
mus<br />
Sarkas- Sarkas- Sarkas-<br />
Première, 6. März<br />
Im März 2001 gastiert der<br />
reimsüchtige Grotesk-Poet<br />
<strong>Georg</strong> <strong>Kreisler</strong> mit dem Programm<br />
„Die alten bösen Lieder“<br />
im Theater am Hechtplatz<br />
in Zürich.<br />
Billetreservationen bei:<br />
Tel. 01/252 32 34 16-19Uhr<br />
Niels van der Waerden<br />
<strong>Georg</strong> <strong>Kreisler</strong> vermittelt Stimmungsbilder.<br />
Diese wirken grotesk <strong>und</strong> rührend,<br />
makaber <strong>und</strong> verwirrend. Die Figuren in<br />
seinen Liedern haben zumeist recht eigenwillige<br />
bis weltfremde Ansichten. Sie<br />
sind aber derart einfühlsam nachvollzogen,<br />
dass es schwer fällt, kein Mitgefühl<br />
zu empfinden. Schauspiel <strong>und</strong> Text koordiniert<br />
<strong>Georg</strong> <strong>Kreisler</strong> mit einer Musik,<br />
die dem Sachverhalt im Text gern inadäquat<br />
ist. So kann es passieren, dass zu<br />
einer lieblichen Melodie ein Serienmörder<br />
von seinen aufregendsten Erlebnissen<br />
erzählt. Diese Diskrepanz - <strong>und</strong> somit<br />
auch diese Spannung zwischen Text <strong>und</strong><br />
Musik - ist einer von <strong>Kreisler</strong>s Reizen.<br />
Zum verschrobenen Inhalt gesellt sich<br />
eine konventionelle, wenn auch bestens<br />
geratene, eingängige Chansonmusik.<br />
Man geniesst einen Witz, wenn man seine<br />
Pointe hört. Man geniesst einen Schlager,<br />
wenn man ihn bereits kennt. Man<br />
lernt sie erst kennen, nachdem man ihnen<br />
begegnet ist. In ihnen ist sehr viel<br />
Mystik, in ihnen haben Satire <strong>und</strong> Lyrik<br />
höchster Ordnung auf unverwechselbar<br />
neuartige Manier zueinander gef<strong>und</strong>en.<br />
<strong>Georg</strong> <strong>Kreisler</strong> gehört zu den wichtigsten<br />
Satirikern <strong>und</strong> Gesellschaftskritiker unserer<br />
Zeit. Sein Humor ist wahr <strong>und</strong> echt,<br />
denn er kommt geradewegs von der Resignation<br />
her.<br />
<strong>TAXI</strong> AXI Nr. 4<br />
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