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Martin Ulrich - TAXI Magazin

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VPM<br />

Heuer vor 10 Jahren löste sich der „Verein zur Förderung der psychologischen<br />

Menschenkenntnis“ auf. 4000 Mitglieder zählend, zwischen konservativ<br />

und progressiv schwankend, legal und illegal breite Kreise Zürichs<br />

unterwandernd - Was war das für eine mysteriöse Organisation?<br />

Alles begann mit dem am 25. Oktober<br />

1893 in Galizien (Provinz Österreich-<br />

Ungarns), geborenen Salomon (später<br />

Friedrich) Liebling. 1913 reiste dieser<br />

nach Wien, angeblich um Medizin zu studieren,<br />

wie er später sagt (Tatsächlich<br />

findet sich aber keine Uni-Meldekarte<br />

in den Archiven Wiens). Nachdem er im<br />

1. Weltkrieg Soldat war, reiste Liebling<br />

1918 zurück und schlug sich als Agent,<br />

Inkassant und Vertreter durch. 1923 tat<br />

er mit seinem Bruder einen Gemischtwarengrosshandel<br />

auf, nach vier Jahren<br />

wird der Handelsregister-Eintrag aber<br />

wieder von ihnen gelöscht.<br />

1938: Flucht vor den Nazis nach Schaffhausen.<br />

Dort darf Liebling nicht arbeiten,<br />

darum studiert er autodidaktisch in<br />

der Stadtbibliothek und schreibt Artikel<br />

für die Schaffhauser Arbeiterzeitung. Ab<br />

1950 hat er die definitive Aufenthaltsbewilligung<br />

und beginnt sich als freier<br />

Psychologe in Zürich zu betätigen. 1958<br />

gründet er mit Pflegesohn Josef Rattner<br />

die „Psychologische Lehr- und Beratungsstelle“<br />

(PLB).<br />

Lieblings Lehre<br />

Lieblings Vorbild Alfred Adler wollte eine<br />

lebensnahe Psychologie jedermann zugänglich<br />

machen, um es einem zu ermöglichen,<br />

seine Mitmenschen aus deren<br />

jeweiliger Lebensgeschichte heraus<br />

zu verstehen. Der Sinn des Lebens sei<br />

ein entwickeltes Gemeinschaftsgefühl<br />

zur Lösung der Lebensfragen. Die Idee<br />

von der Heilkraft des Kollektivs hat<br />

Liebling Adler entliehen. Was man ver-<br />

4<br />

<strong>TAXI</strong> Nr. 99<br />

<strong>Martin</strong> <strong>Ulrich</strong>


schwieg: Adler bezog den Begriff „Gemeinschaftsgefühl“<br />

ausdrücklich nicht<br />

auf eine strukturierte Gruppe.<br />

Während bei Freud die Frage nach dem<br />

Grund (Kausalität) einer Krankheit im<br />

Vordergrund steht, betont Adler die Notwendigkeit,<br />

nach ihrem Zweck (Finalität)<br />

zu fragen. Liebling vertrat die Milieutheorie:<br />

Der Mensch komme quasi als<br />

unbeschriebenes Blatt zur Welt, er sei<br />

ausserdem unbegrenzt lernfähig. Adler<br />

prägte den Begriff „Minderwertigkeitskomplex“<br />

bzw. „-Gefühl“. Dieses führe<br />

zu einer Überkompensation, dem „Willen<br />

zur Macht“.<br />

Zürcher Schule<br />

Erst im Alter von gegen 70 Jahren beginnen<br />

sich die Konturen seines Lebenswerks<br />

abzuzeichnen. Um Liebling<br />

entwickelt sich eine Psychologie-Bewegung,<br />

die „Zürcher Schule“, denn es<br />

gelingt ihm, viele Anhänger anzuziehen,<br />

die ihm an den Lippen hängen. Jeweils<br />

mehrere hundert Zuhörer - Sinnsucher,<br />

entwurzelte 68er - saugen seine anarchistischen<br />

Visionen von einem durch<br />

Psychologie zu schaffenden neuen Menschentypus<br />

in sich auf.<br />

Liebling behauptet, bei Alfred Adler<br />

höchstpersönlich studiert zu haben, und<br />

im 2. Weltkrieg eine politische Rolle an<br />

der Seite bedeutender Anarchisten gespielt<br />

zu haben. Aus Pietät gegenüber<br />

dem überlebenden Juden wagte niemand,<br />

genauer nachzufragen. Es ist anzuzweifeln,<br />

ob Liebling je bei Adler war.<br />

Bereits zu Lebzeiten - als man noch nicht<br />

so breit wusste, dass er keine akademischen<br />

Titel besass - war Liebling umstritten<br />

und genoss kaum Anerkennung<br />

in Fachkreisen. Er galt als eine widersprüchliche<br />

Person, deren Ansichten von<br />

Therapie den damaligen Konventionen<br />

seiner Zunft zuwiderliefen: Zeitlich unbegrenzte<br />

Therapien in Grossgruppen,<br />

noch dazu mit Zuschauern. Liebling hat<br />

kein Talent, Bücher zu schreiben. Stattdessen<br />

hält er sich wie weiland Sokrates<br />

an die alte Tradition der mündlichen<br />

Überlieferung, und macht seine Zuhörer<br />

zu lebendigen Büchern, in deren Bewusstsein<br />

er seine Lehre einmeisselt.<br />

Wenige Monate vor seinem Tod wird<br />

Liebling vom Bezirksgericht Zürich mit<br />

der höchstmöglichen Busse wegen Verstossens<br />

gegen das Gesundheitsgesetz<br />

(Psychotherapie ohne Bewilligung) bestraft.<br />

Friedrich Liebling stirbt am 28.<br />

Februar 1982 und hinterlässt ein Vermögen<br />

von 3.8 Mio. und eine Stiftung mit<br />

fünf Liegenschaften.<br />

Nachfolgestreit<br />

Die beiden Erbinnen beauftragen Annemarie<br />

Buchholz-Kaiser, Ernst Frei<br />

und Antonio Cho mit der Weiterführung<br />

Lieblings Lebenswerks. Bereits wenige<br />

Wochen nach dem Todesfall war das Kader<br />

in zwei Lager gespalten. Der Streit<br />

drehte sich um eine von Liebling angestrebte<br />

Klage gegen den Zeitungsartikel<br />

„Lebenshilfe vom Zürichberg“. Die einen<br />

PLBler wollten diese Klage zurückziehen,<br />

um den Namen Lieblings nicht noch<br />

mehr durch die Zeitungsspalten zu ziehen,<br />

die andern hingegen wollten sie unbedingt<br />

fortführen, um Lieblings Willen<br />

zu vollstrecken.<br />

Annemarie Buchholz-Kaiser begann zunehmend,<br />

eine dominante Rolle zu spielen.<br />

Sie schaffte es, die personelle Fixierung<br />

der Jünger Lieblings auf sich selbst<br />

zu übertragen. Die „Lieblinge“ waren<br />

verunsichert durch die Richtungskämpfe.<br />

Wer die falsche Meinung vertrat, wurde<br />

ausgeschlossen und bekam Hausverbot.<br />

Professionelle Wachmänner einer<br />

Bewachungsfirma führten bei Veranstaltungen<br />

Eingangskontrollen durch, damit<br />

sichergestellt werden konnte, dass keine<br />

Abweichler den Saal betraten.<br />

Ein weiterer Streit entbrannte um die<br />

Supervision. Denn Cho und Frei wollten<br />

die Supervision ihrer Lehrgangskandidaten<br />

von externen Fachleuten durchführen<br />

lassen - Was in anderen Institutionen<br />

eine Selbstverständlichkeit ist.<br />

Buchholz-Kaiser hingegen wollte sich<br />

freilich nicht in die Karten (und Methoden)<br />

schauen lassen, und machte sich<br />

selbst zur Supervisorin.<br />

In dieser Streitangelegenheit griff Buchholz-Kaiser<br />

ihre Kontrahenten nicht<br />

direkt an, sondern durch Stimmungsmache:<br />

Die beiden würden Verrat an<br />

Liebling begehen! Im VPM-Buch „Der<br />

VPM - was er wirklich ist“ heisst es dagegen<br />

andersherum: Frei und Cho hätten<br />

Buchholz-Kaiser ausbooten wollen.<br />

<strong>TAXI</strong> Nr. 99<br />

5


PLB wird VPM<br />

Viele Anhänger waren verblüfft darüber,<br />

mit welchem Geschütz die vermeintlich<br />

„aggressionsfreie Elite“ inmitten der<br />

„Geborgenheit und geistigen Heimat“<br />

aufeinander losging.<br />

Die Streitfraktion Buchholz-Kaiser besass<br />

nur den Minderteil der Aktien, darum<br />

griff sie die Erbinnen frontal an, und<br />

unterstellte diesen, sie hätten heimlich<br />

Geld in die USA transferiert, das Testament<br />

gestohlen und verschwinden<br />

lassen. Liebling hatte bei der Kantonalbank<br />

ein Fach gemietet gehabt, dessen<br />

Schlüssel verschollen war. Als es aufgebrochen<br />

worden sei, sei es leer gewesen.<br />

Buchholz-Keiser war häufig eher zurückgezogen,<br />

behauptete, die Konflikte nicht<br />

zu ertragen. Dadurch, wenn sie aufgelöst<br />

und verzweifelt wirkte, gewann sie<br />

Mitleid und Sympathie. Es, gelang ihr ein<br />

Köpferollen im Stiftungsrat. Sogar Cho<br />

und Frei mussten den Hut nehmen. Der<br />

VPM entstand als Nachfolgeorganisation.<br />

Die gesellschaftlichen Themen, in die<br />

sich der Neuentstandene VPM nun einzumischen<br />

begann, waren: Schule, Aids/<br />

Hygiene und Drogen. Man war offenbar<br />

überzeugt, in diesen Fachgebieten bis in<br />

die Grenzbereiche der Wissenschaft vorgestossen<br />

zu sein.<br />

Der „Verein zur Förderung der Psychologischen<br />

Menschenkenntnis“<br />

Die Immobilien blieben im Besitz des<br />

VPM. Das Haus an der Susenbergstrasse<br />

war das organisatorische Zentrum,<br />

das Haus Toblerstrasse eine Praxis und<br />

ein pädagogisches Zentrum, die Häuser<br />

Stäblistrasse, die Hochstrasse und die<br />

Spyristrasse dienten für Seminare und<br />

Therapien.<br />

6<br />

<strong>TAXI</strong> Nr. 99<br />

Neumitglieder wurden zu Lieblings Zeiten<br />

noch über Lehrer in den öffentlichen<br />

Schulen angeworben: Bei Lernschwierigkeiten<br />

empfahlen diese den Eltern stets<br />

Lieblings „Nachhilfe“. Ähnliches rieten<br />

Ärzte Psychosomatikern. Später trauten<br />

sich die Ärzte und Lehrer dies nicht, es<br />

hätte als Amtsmissbrauch gegolten. Darum<br />

lief die Missionierung nun über die<br />

Studenten. Sie hatten den Auftrag, desorientierte<br />

oder einsame Kommilitonen,<br />

die sich noch nicht an der Uni zurechtfanden,<br />

unter ihre Fittiche zu nehmen.<br />

An der Uni Zürich wurde das „Studentenforum“<br />

gegründet, das die Zeitschrift<br />

„Standpunkt“ herausgab. 1992 wurde<br />

per Inserat inkognito ein kombinierter<br />

einjähriger Fernkurs für Tiefenpsychologie<br />

mit 12 Heften für 2760 Franken angeboten,<br />

er sollte vor allem Hausfrauen<br />

ansprechen.<br />

Als Berufe empfahl man den Mitgliedern:<br />

Arzt, Psychologe, Pädagoge. Dies<br />

betrachtete man als die Berufe, die am<br />

ehesten geeignet seien, die Gesellschaft<br />

umzugestalten. Das Sozialprestige innerhalb<br />

des VPM war sehr von der Ausbildung<br />

abhängig, die man hatte. Der<br />

Druck auf Nichtakademiker war sehr<br />

gross, darum holten viele die Matura<br />

nach.<br />

Annemarie Buchholz-Kaiser<br />

Annemarie Buchholz-Kaiser wurde am<br />

12. Oktober 1939 geboren und wuchs in<br />

Dussnang TG auf. Ihr übermächtiger Vater<br />

war der Verwalter der Dorfbank, und<br />

wurde ehrfürchtig „Kässelikaiser“ genannt,<br />

da er eine Art Dorfkönig war. Annemarie<br />

hatte sich von ihm abgewandt<br />

und war ins offenere Zürich gezogen, wo<br />

Liebling wohl eine Art Vaterersatz bildete.<br />

Buchholz-Kaisers Karriere: Kaufmännische<br />

Lehre, Abendgymnasium,<br />

Geschichtsstudium.<br />

Im Gegensatz zu Liebling scheut sie das<br />

Rampenlicht und wirkte aus dem Hintergrund.<br />

In heiklen Situationen oder bei<br />

offenen Fragen richteten sich jeweils alle<br />

Augen auf sie, weil sie oft durch Gestik<br />

und Mimik ihren Willen kundtat. Sie<br />

bekleidete nur das Amt der „fachlichen<br />

Leiterin“, doch die Teilnehmer der Kadersitzungen<br />

wussten, wer am Schluss<br />

das letzte Wort hatte...<br />

Mitte 1989 erschien sie plötzlich nicht<br />

mehr an Gruppengesprächen. Auch das<br />

Büro an der Susenbergstrasse blieb verwaist.<br />

Während mehrerer Monate blieb<br />

sie verschwunden, selbst Vorstandsmitglieder<br />

hatten keine Ahnung, wo sie<br />

steckte. Manche wollten wissen, die öffentlichen<br />

Auseinandersetzungen hätten<br />

ihr stark zugesetzt. Auch heute kursieren<br />

noch verschiedene Versionen über<br />

die damaligen Ereignisse.<br />

Öffentliche Meinungsmache<br />

Der VPM konnte auf ein grosses Heer<br />

von Freiwilligenarbeitern zurückgreifen,<br />

vor allem wenn es galt, Aktionen gegen<br />

Kritiker zu starten, Richtigstellungen,<br />

Flugblätter, Briefe an Politiker oder ganze<br />

Bücher zu verfassen. Eine Schlüsselfunktion<br />

bei solchen Arbeiten spielten<br />

auch die ca. 50 Wohngemeinschaften<br />

des VPM. In den Jahren 1991 und 92<br />

wurden sieben Bücher geschrieben mit<br />

insgesamt 2800 Seiten. Der VPM gab<br />

eine eigene Zeitschrift heraus, die am<br />

Kiosk erhältlich war.<br />

Unorthodoxe Methoden<br />

Es herrschte ein Ideal der Gleichheit:<br />

Therapeuten wurden immer „Gesprächspartner<br />

mit Therapeutenfunktion“ genannt,<br />

weil die Therapeuten selber in<br />

die Therapie gingen. Die Sprachregelung<br />

hatte aber auch legale Gründe, lenkte<br />

davon ab, dass die Therapie nicht anerkannt<br />

war. Die einzige Therapeutin,<br />

die nicht zugleich auch Therapierte war,<br />

war Annemarie Buchholz-Kaiser. Der Informationsfluss<br />

war sehr informell: Wer<br />

nicht regelmässig die Sitzungen besuchte,<br />

hatte keine Informationen aus erster<br />

Hand mehr, und läuft somit Gefahr, sich<br />

mit einer inzwischen revidierten Meinung<br />

in die Nesseln zu setzen.


Therapien in der „Zürcher Schule“, und<br />

sogar Erstgespräche, fanden vor vielen<br />

Zuschauern statt (bis zu mehrere 100).<br />

Die Therapiesitzungen wurden in Nebenräume<br />

und in die anderen Häuser<br />

übertragen, wo insgesamt bis zu 1000<br />

gebannt der Therapie folgten. Es wurde<br />

auch - zu Schulungszwecken - das<br />

meiste auf Tonband mitgeschnitten. Besucher<br />

nahmen für private Zwecke auch<br />

eigene Aufnahmegeräte mit. Es entstand<br />

ein gigantisches Archiv mit Bändern, die<br />

zu Studienzwecken (oder als Druckmittel...)<br />

sogar verliehen wurden. Liebling<br />

hat laut einem Ex-Anhänger auch Einzelgespräche<br />

per verstecktes Mikrofon<br />

aufgenommen.<br />

Die Therapien wurden über „Teilnehmerkarten“<br />

bezahlt. Eine Karte im Wert von<br />

500 Franken bestand aus 40 Couponfeldern,<br />

von denen jeweils zwei entwertet<br />

wurden für die Teilnahme an Gruppengesprächen.<br />

Bei 100 und mehr Personen<br />

pro Gespräch können pro Stunde mehr<br />

als 2000 Franken in die Kasse fliessen.<br />

Als die Prozesslawine das Vermögen des<br />

VPM aufzufressen begann, begann der<br />

VPM von Mitgliedern mit regelmässigem<br />

Einkommen Spenden zu nehmen.<br />

Der VPM war sehr auf gemeinsame Veranstaltungen<br />

ausgerichtet: Es wurden<br />

Winter- und Sommerseminare mit über<br />

1000 Teilnehmern veranstaltet, Drogensymposien<br />

mit 2000, Kinderlager, Kurse,<br />

Diskussionsrunden, VPM-Lehrer bereiteten<br />

Schulstunden gemeinsam vor usw.<br />

In den Gruppengesprächen lautete das<br />

Zauberwort „vorlegen“. Ein Anwesender<br />

ergreift das Mikrofon und legt ein persönliches<br />

oder berufliches Problem vor,<br />

das dann analysiert wird. Schon Kinder<br />

übten sich im Vorlegen, im Kinderkurs.<br />

Häufig ist Buchholz-Kaiser dabei, enthält<br />

sich aber meist eines Kommentars.<br />

Sie wird aber von allen genau beobachtet:<br />

Ein wohlwollendes Nicken bedeutet<br />

für den Gemeinten Anerkennung in der<br />

Gruppe. Verdüstert sich allerdings ihr<br />

Gesicht oder senkt sich ihr Kopf, dann<br />

wissen alle Anwesenden, dass der Klient<br />

falsch liegt. Anerkennung ernten laut<br />

Ex-Lieblingen vor allem jene, die nach<br />

einem bestimmten Muster vorlegen: Zuerst<br />

das Problem ansprechen, dann die<br />

Ursache in der Kindheit suchen und sagen,<br />

dass sich das Leiden dank dem VPM<br />

bereits vermindert hätte. Besondere Anteilnahme<br />

erhält, wer sich als Opfer der<br />

Linken darstellt.<br />

Ein spezielles Merkmal der Lieblinge ist<br />

die Art und Weise, sich auszudrücken.<br />

Jene, die Liebling noch persönlich kannten,<br />

ahmen seine Sprechweise nach:<br />

Langsam und monoton. Sie kopieren ihn<br />

präzise bis hin zur Gestik. Da der Mensch<br />

laut VPM an sich gut und aggressionsfrei<br />

ist, versuchen die Lieblinge jeden Ausdruck<br />

negativer Gefühle aus der Stimme<br />

zu verbannen. Deshalb tragen sie selbst<br />

Beschimpfungen in ruhigem Ton vor und<br />

unterdrücken ihre Wut. Dabei kontrastieren<br />

aber Mimik und Tonfall stark: Die<br />

innere Erregung unterstreichen sie oft<br />

mit kräftigen Ausdrücken. Ausserdem<br />

ist die Empörung im Gesichtsausdruck<br />

erkennbar.<br />

Gedankenkontrollmechanismen<br />

Ein Exmitglied berichtet, gerügt worden<br />

zu sein, weil ein Problem ihr nachts den<br />

Schlaf raubte, ohne dass sie es sofort<br />

ihrer Therapeutin telefonisch vorgelegt<br />

hätte. Sie hätte auch nachts noch anrufen<br />

können - und dies wurde auch verlangt.<br />

„Mit der Zeit war ich nicht mehr<br />

fähig auch kleine Schwierigkeiten auszuhalten.<br />

Plötzlich wurde mir bewusst,<br />

dass ich keine Entscheidungen mehr<br />

fällen konnte.“ Eine Lehrperson einer<br />

öffentlichen Schule berichtet: Ihre Kollegin,<br />

die dem VPM angehörte, sei manchmal<br />

ins Lehrerzimmer gerannt, um telefonisch<br />

vom VPM einen Rat einzuholen.<br />

Buchholz-Kaisers mehrmonatige Abwesenheit<br />

wurde von vielen genutzt, sich<br />

ein wenig Freiraum zu schaffen. Als sie<br />

aber nach etwa einem halben Jahr plötzlich<br />

wieder auftauchte, war es wie bei<br />

Liebling: Jene, die nach Führungspositionen<br />

gegriffen hatten, wurden in den<br />

Senkel gestellt und eine Gesinnungsprüfung<br />

durchgeführt.<br />

In Ungnade Gefallene, die die falsche<br />

Meinung vertraten, mussten sich jeweils<br />

in einem Selbstbezichtigungsakt selbst<br />

anklagen: „Dadurch, dass ich mitgeholfen<br />

habe, diese Wahnvorstellungen in<br />

unsere Gemeinschaft hineinzutragen,<br />

habe ich (..) die ganze Arbeit, die Herr<br />

Liebling uns hinterlassen hat, zersetzt<br />

(..) dass das möglich war, ohne dass ich<br />

gefühlsmässig davor zurückgeschreckt<br />

wäre, zeigt einen Zustand von seelischer<br />

Verrohung, vor dem ich heute fassungslos<br />

stehe, soviel Inhumanität, Ignoranz<br />

und Gewalt ist darin enthalten, dass ich<br />

fast nicht hinsehen kann (..) Was ich<br />

vorhabe ist daher, diese Charakteranteile<br />

mit Hilfe von Frau Keiser und der<br />

Supervisionsgruppe abzuklären. Ich bin<br />

mir bewusst, dass ich einen langen Weg<br />

vor mir habe, auf dem ich viel Kontrolle<br />

und Überwachung brauche.“ - Wer auf<br />

diese Weise revidierte, fand Gnade.<br />

Es war gefährlich, in Ungnade zu fallen,<br />

denn häufig hingen alle sozialen Kontakte<br />

vom VPM ab: Therapeuten verloren<br />

ihre Klienten, Patienten verloren ihre<br />

WG, Familien zerrissen. Jemand erzählte,<br />

er hätte einen alten Freund nur noch<br />

heimlich treffen können. Die Mutter eines<br />

Mädchens, das im Umfeld des VPM<br />

einen Suizidversuch unternahm, schrieb<br />

einen Brief, um herauszufinden, was abgelaufen<br />

war. Ihr Sohn riet ihr, solches<br />

künftig zu unterlassen: Sie gefährde die<br />

Arbeit des VPM und damit unschuldige<br />

Menschenleben.<br />

Als VPM-Gegner die schriftlichen Selbstbezichtigungen<br />

vor Gericht als Beweismittel<br />

für die Gruppenabhängigkeit<br />

verwendeten, hiess es verharmlosend:<br />

„Wenn in diesem Zusammenhang Begriffe<br />

wie „Inhumanität“, „Gewalt“ usw.<br />

vorkommen, (..) handelt es sich (..)<br />

um nicht als wertend, sondern als beschreibend<br />

zu verstehende psychologische<br />

Kategorien“. Diese würden jedem<br />

Laien, der den Zusammenhang ihres<br />

Gebrauchs nicht kenne, einen völlig anderen<br />

Sinngehalt vermitteln, wenn er<br />

sie in der Alltagssprache deute. Somit<br />

handle die anklagende Partei durch das<br />

vorlegen der Briefe „in böswilliger Täuschungs-<br />

und Schädigungsabsicht“.<br />

Ein ehemaliges Kadermitglied bezeichnet<br />

rückblickend die systematische Ausgren-<br />

<strong>TAXI</strong> Nr. 99<br />

Inserat<br />

7


zung als „inquisitorische Verhöre“. In<br />

aggressiver Weise wurden sie abwechselnd<br />

mit Fragen bombardiert. Vor mehreren<br />

dutzend Zuschauern und während<br />

mehreren Monaten. Ihnen wurde vorgeworfen,<br />

Annemarie Buchholz-Kaiser<br />

zur Seite schaffen oder gar umbringen<br />

zu wollen. Als sie empört versuchten,<br />

die Unterstellungen zurückzuweisen,<br />

seien sie unterbrochen worden, und<br />

wenn sie geschwiegen hätten, sei dies<br />

als Eingeständnis gewertet worden. Anschliessend<br />

hätten die Lieblinge sie aufgefordert,<br />

ihre Umsturzpläne schriftlich<br />

festzuhalten. Manche waren an diesem<br />

Punkt psychisch derart fertig, dass sie<br />

fürchterliche Geschichten erfanden.<br />

Einer schrieb, er habe geglaubt, der VPM<br />

sei eine Sekte und Buchholz-Kaiser die<br />

Sektenführerin. Deshalb habe er sie aus<br />

dem Weg räumen wollen. Ein anderer<br />

erklärte, er habe die Arbeit des VPM zerstören<br />

wollen. Er sei dankbar, dass die<br />

Kolleginnen und Kollegen ihm „das rostige<br />

Messer aus der Hand genommen“<br />

hätten, mit dem er jahrelang „operiert“<br />

hätte. Aber auch mit diesen individuellen<br />

Geständnissen gab sich die Gruppe noch<br />

nicht zufrieden. Den Angeschuldigten<br />

wurde vorgeworfen, ihre Geschichten<br />

seien unwirklich und erfunden, sie sollten<br />

endlich mit der Wahrheit herausrücken.<br />

Erziehung<br />

„Wie wir das heute führen, richten wir<br />

unsere Kinder zugrunde, erziehen sie zu<br />

Idioten.“ Man machte den Mitgliedern<br />

weis, sie seien „erziehungsgeschädigt“.<br />

So motivierte man Leute zu einer Thera-<br />

8<br />

<strong>TAXI</strong> Nr. 99<br />

pie, die kaum psychologische Betreuung<br />

nötig gehabt hätten. Eltern bekamen<br />

Schuldgefühle: „Mein grösster Wunsch<br />

war, dass sich unsere Tochter dem Psychologen<br />

Liebling anschliesst, um alles<br />

zu erfahren, was ich ihr nicht zu geben<br />

vermochte.“ Der Erziehungsschaden sei<br />

- trotz aller Anstrengungen - in diesem<br />

Leben nicht mehr heilbar. Somit war lebenslange<br />

Therapie angesagt. In der<br />

normalen Psychotherapie ist die Ablösung<br />

vom Psychotherapeuten ein wichtiger<br />

Aspekt bei der Bildung der Unabhängigkeit<br />

des Patienten. Im VPM erübrigt<br />

sich dies.<br />

Alle Eltern machten in der Erziehung<br />

Fehler, weil sie es nicht besser wüssten.<br />

Aber nicht nur Eltern, sondern die ganze<br />

Menschheit lebe im Irrtum. Indem wir<br />

das erkennen, „beginnen wir, den Eltern<br />

zu verzeihen, und uns mit ihnen zu versöhnen.“<br />

Liebling hütete natürlich den<br />

Schlüssel, die Menschheit vom Unwissen<br />

zu erlösen. Eltern fühlten sich allerdings<br />

von Liebling im Stich gelassen, denn<br />

präzise Hilfe bot er nicht. Kinder wurden<br />

z.T. in die Obhut eines anderen Paares<br />

gegeben, und in Jugendlichen untergrub<br />

er die Autorität der Eltern.<br />

Sexualität<br />

Von über 1000 Anhängerinnen im gebärfähigen<br />

Alter (Es gab doppelt so viele<br />

weibliche wie männliche Mitglieder) bekamen<br />

nur einzelne ein Kind („Ein Mann<br />

darf nicht mehr als das Schäumchen auf<br />

dem Kaffee sein“). Die Mitglieder sollten<br />

keine Kinder zeugen, da selber erziehungsgeschädigt,<br />

und somit unfähig,<br />

selber Kinder zu erziehen. Ausserdem<br />

würden Kinder vom Engagement im VPM<br />

ablenken.<br />

Die Vasektomie bekam einen ideologisch-rituellen<br />

Charakter, quasi wie ein<br />

Initiationsritual. Bis zu 90 % der volljährigen<br />

Männer unterzogen sich der<br />

Operation. Selbst 18, 19 Jährige liessen<br />

sich unterbinden und ernteten Beifall<br />

von ihren WG-Mitbewohnern, wenn sie<br />

von der Operation zurückkehrten. In<br />

Einzelfällen behaupteten Minderjährige,<br />

deren Pubertät kaum begonnen hatte,<br />

Schwängerungsängste zu haben - Dies<br />

hatte den praktischen Vorteil, dass die<br />

Krankenkasse die Kosten übernahm.<br />

Man glaubte Homosexualität sei abnormal,<br />

aber heilbar: „Was sollen zwei Männer<br />

miteinander anfangen? Die Natur<br />

hat das doch so eingerichtet, dass das<br />

zusammenpasst wie der Schlüssel ins<br />

Schlüsselloch.“ Homosexuelle könnten<br />

niemals glücklich werden, selbst wenn<br />

sie behaupteten, glücklich zu sein. AIDS<br />

sei von den Homosexuellen genutzt worden,<br />

um die Homosexualität populär zu<br />

machen.<br />

AIDS<br />

Man warnte vor Kondomen, es bestünde<br />

ein Restrisiko von 5 - 10 %. Stattdessen<br />

propagierte man den HIV-Test (der laut<br />

BAG zu einer Scheinsicherheit und Nachlässigkeit<br />

führt) und vorsichtige Partnerwahl<br />

sowie Hygiene: „Man wasche die<br />

Hände vor dem Essen und nehme die<br />

Finger während der Mahlzeit nicht in<br />

den Mund“ (interne Aufklärung für VPM-<br />

Mediziner). Man sah bereits im Speichel<br />

eine Gefahr, in Blutübertragung durch<br />

Mückenstiche oder im Schwimmen in<br />

öffentlichen Bädern. Man habe sich gegenüber<br />

allen so zu verhalten als seien<br />

sie infiziert. Eine VPM-Studentin wollte<br />

sich vom Schwimmunterricht dispensieren<br />

lassen, es kam in WGs zu Konflikten,<br />

weil übereinanderhängende Frotteetücher<br />

einander berührten.<br />

Der VPM gründete die „AIDS-Aufklärung<br />

Schweiz“ (AAS), die er gegen die staatliche<br />

„Aidshilfe Schweiz“ (AHS) stellte.<br />

Selbst Ärzte konnten AAS und AHS oft<br />

nicht auseinanderhalten und waren dann<br />

erstaunt, wenn sie Broschüren erhielten,<br />

die vor Kondomen warnten, oder ähnliches.<br />

Die AAS griff die offizielle Aidshilfe<br />

Schweiz oft schwer an: „Immer deutlicher<br />

wird der erschreckende Schluss,<br />

dass der Name Aidshilfe den Beigeschmack<br />

von Wahrheit trägt...“<br />

Dem VPM ein Dorn im Auge war auch<br />

die für schwule Ledermänner konzipierte<br />

Informationsschrift „Safer Sex für Ledermänner“.<br />

Der VPM deckte 1991 Nationalräte<br />

damit ein, um für Empörung


dagegen zu sorgen: „Unter dem Vorwand,<br />

Prävention zu betreiben, wird zur<br />

Perversion aufgefordert.“<br />

Die Broschüre wurde eingestampft.<br />

Bundesrat Flavio Cotti empfing Anfang<br />

1988 zwei VPM-Ärzte. 1992 empfing er<br />

sieben AAS-Vertreter. Ein Sitzungsprotokoll<br />

war geleakt, und führte zum Verdacht<br />

einer Gesinnungsverwandtschaft<br />

zwischen Cotti und VPM/AAS. „Ich versichere<br />

ihnen, dass ich diesen Verein<br />

praktisch nicht kenne.“, meinte Cotti im<br />

Tagesanzeiger. Fragen über seine Verbindungen<br />

zu VPM-Anhängern wies er<br />

wirsch zurück. Die AAS-Vertreter überreichten<br />

Cotti am Schluss der Audienz<br />

einen aufschlussreichen Forderungskatalog:<br />

Eine Untersuchungskommission<br />

müsse eingesetzt werden, um den<br />

„BAG-AIDS-Hilfe-Filz“ aufzudecken. Zudem<br />

sollten in allen Gremien sie selbst<br />

vertreten sein, und den Schweizer Sitz<br />

in der internationalen AIDS-Ethik-Kommission<br />

bekommen.<br />

DROGEN<br />

Das Drogenpräventionskonzept des<br />

VPMs war weder spektakulär noch reich<br />

an neuen Erkenntnissen: Absolute Drogenabstinenz<br />

sowie eine Mischung aus<br />

präventiven und repressiven Massnahmen.<br />

Das Ziel war utopisch, theorielastig<br />

und praxisfern: Eine total suchtfreie<br />

Gesellschaft. Der VPM machte kaum einen<br />

Unterschied zwischen weichen und<br />

harten Drogen. Hasch verursache körpliche<br />

und psychische Schäden und Verwahrlosung.<br />

Der VPM kritisierte u.a. die<br />

bekannte Informationsbroschüre „Auch<br />

mein Kind?“ und die Art des Zürcher<br />

Suchtpräventions-Unterrichts.<br />

Der VPM machte den Schritt über die<br />

Kantonsgrenzen und versuchte, auch im<br />

Aargau Fuss zu fassen, denn dort drohe<br />

die Gefahr von „Platzspitz-Fillialen“,<br />

wenn 100 bis 200 Schwerstabhängige<br />

in den Aargau zurückkehren würden.<br />

Man riet den Aargauern: „Auf keinen<br />

Fall sind Gassenküchen, Notschlafstellen<br />

und Tagesräume einzurichten.“ Auch<br />

Liebling hatte bereits gegen die Drogen<br />

gekämpft, allerdings unter ganz anderen<br />

Vorzeichen: Liebling glaubte, das<br />

Establishment wollte mit Drogen die<br />

revolutionären Kräfte lähmen. Der VPM<br />

hingegen glaubt umgekehrt: Die Linken<br />

wollten behelfs Drogen den gesellschaftlichen<br />

und politischen Umsturz vorantreiben.<br />

In der Duldung einer offenen<br />

Drogenszene (Platzspitz Zürich, Kocherpark<br />

Bern) sahen sie eine Gefahr für den<br />

Rechtsstaat.<br />

Rechtsrutsch<br />

Von den Ideen, aber auch von den Veranstaltungen<br />

her, gleichen sich VPM und<br />

Zürcher Schule. Nicht aber in ihren politischen<br />

Gedanken. Liebling war sozial,<br />

anarchistisch, utopistisch. Der VPM<br />

hingegen schwenkte immer mehr nach<br />

Rechts. Zur Verblüffung der Aussenstehenden<br />

vollzogen die Lieblinge diese<br />

Wende ohne Einspruch. Buchholz-Kaiser<br />

selbst verleugnete die Wende.<br />

1989 behauptete der VPM in einer Stellungnahme<br />

gar, „keine Nachfolgeorganisation<br />

der der Zürcher Schule, Beratungsstelle<br />

oder Praxis von Friedrich<br />

Liebling“ zu sein. Man verleugnete diese<br />

Wurzeln, um nicht mit den Auswüchsen<br />

der Zürcher Schule in Verbindung<br />

gebracht zu werden. In einer konfusen<br />

Stellungnahme hiess es 1990: „Der VPM<br />

ist politisch und konfessionell unabhängig,<br />

seine Mitglieder orientieren sich an<br />

den Werten einer bürgerlichen Mitte.<br />

Aktive Erhaltung des Bewährten und Anpassung<br />

an den Fortschritt unserer Gesellschaft<br />

mit legalen Mitteln.“<br />

In Drogenfragen einigte man sich mit<br />

der SVP...<br />

Ideologische Widersprüche fanden sich<br />

schon damals bei Liebling: Er predigte<br />

Anarchie, forderte aber den Gruppengehorsam.<br />

Religion sei ein wichtiger<br />

Ursprung „menschlicher Irritation“, allerdings<br />

riet er dennoch vom Kirchenaustritt<br />

ab. 1992 feierte der VPM anlässlich<br />

einer Tagung die heilige Messe.<br />

1991 hatte er eine Audienz bei Bischof<br />

Wolfgang Haas. Man biederte sich immer<br />

mehr bei konservativen katholischen Institutionen<br />

an. Der VPM befürchtet die<br />

Armeeabschaffung, Liebling aber war<br />

entschiedener Gegner des Militärs.<br />

VPM-Pädagogik<br />

Der VPM wollte Frontalunterricht in den<br />

Schweizer Schulen, er wandte sich gegen<br />

spielerische Unterrichts-Reformen<br />

und leitet seine Furcht davor u.a. von<br />

einer Aussage Hitlers ab: „Ich will keine<br />

intellektuelle Erziehung. Mit Wissen verderbe<br />

ich mir die Jugend. Am liebsten<br />

ließe ich sie nur das lernen, was sie ihrem<br />

Spieltriebe folgend sich freiwillig aneignen.“<br />

Unter „Spielen“ verstanden die<br />

VPMler sehr vieles, auch Simulationen<br />

und Rollenspiele. Die Übergewichtung<br />

des Intellektuellen führte zu einer kopflastigen<br />

Unterrichtsweise. Schulzimmer<br />

von VPM-Lehrern wurden als steril beschrieben,<br />

die Unterrichtsweise als stereotyp.<br />

Diverse Comichefte standen auf<br />

der schwarzen Liste, der Lehrer wollte<br />

den Medienkonsum der Schüler reglementieren.<br />

Lachen verboten, alles, was<br />

zu sinnlich oder herzlich war, wäre in<br />

Verdacht gekommen, „gestalttherapeutisch“<br />

zu sein. Die Gestalttherapie würde<br />

Menschen „restlos zur elenden Kümmerform“<br />

degenerieren lassen. „Die Schule<br />

wird von der Gestalttherapie in eine<br />

Brutstätte für verwahrloste Gewalttäter<br />

und Drogensüchtige umfunktioniert.“<br />

Eine Kindergartenschülerin bekam Angst<br />

vor dem eigenen Speichel, fürchtete sich<br />

vor unsichtbaren kleinen Tierchen und<br />

wusch deshalb sechsmal hintereinander<br />

ihre Hände. Am Familientisch begann<br />

eine Tochter, sich weinend die Ohren<br />

zuzuhalten, als über Drogen gesprochen<br />

wurde. Schüler eines VPM-Lehrers<br />

bestreikten den Unterricht und erwirkten<br />

eine Umteilung. Ein Junge forderte<br />

am elterlichen Morgentisch einzeln ab-<br />

<strong>TAXI</strong> Nr. 99<br />

9


gepackte Konfitüreportionen usw. Ein<br />

Schüler bezweifelte in Drogenfragen<br />

die Meinung des Lehrers, dass die Medien<br />

lügen. Daraufhin konstatierte der<br />

Lehrer, er sei „drogengefährdet“. Wenn<br />

Eltern die Lehrer kritisierten, hiess es,<br />

ihnen fehle die „psychologische Menschenkenntnis“.<br />

Als wütende Eltern Flugblätter gegen<br />

den VPM verteilten, fuhr ein Auto vorbei,<br />

aus dem heraus sie fotografiert und<br />

beschimpft wurden. Am Landenbergfest<br />

in Wipkingen verteilten die Eltern ebenfalls<br />

Flugblätter, stiessen aber plötzlich<br />

auf ein Spruchband an einem Baum, auf<br />

dem stand „Die linke SS marschiert“.<br />

Im Herbst 1990 löste der Fall KV ein Gerichtsverfahren<br />

aus. Eine VPM-Lehrerin<br />

erzählte herum, die Präsidentin des<br />

Konvents würde ihr unterstellen, sie setze<br />

drogenkonsumierende Schüler unter<br />

Druck und mache sie fertig. Wegen solchen<br />

Auseinandersetzungen in Drogenfragen<br />

wurden die Verträge von sechs<br />

VPM-Lehrern nicht mehr verlängert. Man<br />

gründete den „Verein Ehemalige KV“,<br />

sammelte 20'000 Unterschriften zum<br />

Schutz von VPM-Lehrern.<br />

Verschwörungstheorien<br />

Der VPM malte ein düsteres Bild von<br />

der Zukunft der Schweiz: Bewaffnung<br />

der Polit- und Drogenszene, links unterwanderte<br />

Medien und Institutionen, eine<br />

enthemmte Gesellschaft mit freiem Zugang<br />

zu Rauschgift, pervertiertem Sex<br />

und entfesselter Gewalt.<br />

Man war überzeugt, Fixer und Homosexuelle<br />

würden sich zusammenrotten,<br />

denn die Linksfaschisten strebten<br />

so den gesellschaftlichen Umsturz über<br />

die AIDS- und Drogenpolitik an. Exponenten<br />

der AIDS-Hilfe werden vom VPM<br />

namentlich genannt und als Homosexuelle<br />

bezeichnet, man sah auch wichtige<br />

Stellen der Erziehungsdirektion und der<br />

Kirche in der Hand des anderen Ufers.<br />

Dies sei eine neue Klassenkampfstrategie,<br />

nachdem die marxistische Verelendungstheorie<br />

des Proletariats sich nicht<br />

erfüllt hatte. Die Linken wollten darum<br />

nun leicht radikalisierbare Randgruppen<br />

ansprechen, Drogensüchtige, Straffällige,<br />

Homosexuelle, Psychischkranke,<br />

Obdachlose, und sie zu Revolutionären<br />

machen.<br />

Die Verschwörungstheorie reihte namhafte<br />

Philosophen, Buchautoren und<br />

Journalisten von Szeneblättern in eine<br />

Beweiskette ein. In einem Atemzug wurden<br />

Gestalttherapeut Paul Goodman,<br />

Drogenapostel Michael Baumann, Herbert<br />

Marcuse sowie die Zürcher Psychotherapeuten<br />

Emilio Modena und Berthold<br />

10<br />

<strong>TAXI</strong> Nr. 99<br />

Rothschild als homogene Revolutionsfront<br />

genannt. Der Bannstrahl traff sogar<br />

Obdachlosenpfarrer Sieber, denn<br />

„der Drogensüchtige kann sein ganzes<br />

Geld für Drogen ausgeben, während der<br />

Bürger für Nahrung, Kleidung, Wasser<br />

und Miete zahlen muss.“ Auch dem Sozialamt<br />

wird vorgeworfen, es räume mit<br />

Suppenküchen und medizinischer Betreuung<br />

den Drögelern alle Hindernisse<br />

aus dem Weg.<br />

Paranoia<br />

Anfang 1991 begann der VPM, seine<br />

Häuser zu schützen. Je vier Lieblinge<br />

bewachten die Häuser und die vereinseigene<br />

Buchhandlung, teilweise die ganze<br />

Nacht hindurch. Dazu gab es Patrouillen<br />

zu Fuss und per Auto, ausgerüstet mit<br />

Funkgeräten und Kameras.<br />

Anlass für diese gesteigerte Paranoia<br />

bot eine eingeschlagene Scheibe. Aus<br />

dem Buch „Lieblingsgeschichten“ des<br />

Kritikers Eugen Sorg interpretierte<br />

Buchholz-Kaiser Todesdrohungen gegen<br />

sich heraus. Fortan liess sie sich<br />

von Leibwächtern begleiten. Ausserdem<br />

hatten zwei VPM-Frauen in einem Lokal<br />

zwei Männer belauscht, wovon einer der<br />

Vereinigung Psychostroika angehörte<br />

(Kritische Gruppe von Ehemaligen und<br />

Betroffenen des VPM). Er mache „die<br />

Annemarie kalt“, falls den Psychostroika-Leuten<br />

etwas zustosse, bekundete<br />

der Mann gegenüber seinem Gesprächspartner.<br />

Von 1989 bis 1991 erschienen 900 Zeitungsartikel<br />

über den VPM, zumeist negative.<br />

Der VPM ging ziemlich aggressiv<br />

gegen solche Kritik vor, es kam zu dut-<br />

zenden kostspieligen Prozessen.<br />

Holocaust-Vergleiche<br />

Der VPM begann sich immer mehr mit<br />

den Juden im dritten Reich zu vergleichen.<br />

Man fand an der Uni einen Zettel<br />

„Lieblinge raus“. Weitere Beweise<br />

für die angebliche Pogromstimmung:<br />

Einer VPM-Votantin auf einer öffentlichen<br />

Veranstaltung war das Mikrofon<br />

aus der Hand gerissen worden, an einer<br />

Quartierversammlung soll jemand<br />

einem VPM-Mitglied ins Auge gespuckt<br />

haben, und bei der Vollversammlung eines<br />

Fachvereins der Universität Zürich<br />

rief jemand „Rüered doch dä vom Dach<br />

abe!“<br />

Man suchte nach Verbündeten in der jüdischen<br />

Gemeinde, wo man auf offene<br />

Ohren stiess: In der „IC Gazette“ der israelischen<br />

Kultusgemeinschaft widmete<br />

man das Editorial dem VPM und öffnete<br />

seine Spalten zwei VPM-Psychologinnen<br />

- eine davon war Renata Rapp-Wagner,<br />

Tochter des Redaktors, der sofort gefeuert<br />

wurde.<br />

Kriminelle Methoden<br />

Beim VPM-Kritiker Eugen Sorg wurde<br />

eingebrochen, die Einbrecher stahlen<br />

aber ausschliesslich VPM- und Privatunterlagen,<br />

jedoch weder Wertgegenstände<br />

noch Bargeld. Gerhard Keller, Erziehungsdirektion<br />

Kt. Zürich, fiel auf, dass<br />

er von einem Auto verfolgt wurde, als<br />

er zu einem Restaurant fuhr. Nach dem<br />

Nachtessen bemerkt er Kratzspuren auf<br />

dem Deckel seines Kofferraums. Auf der<br />

Heimfahrt verfolgen ihn zwei Autos. Die<br />

Halter aller drei Wagen sind VPM-Mitglieder.<br />

1992 wurde ein Kritiker abgehört und<br />

Unterlagen aus dem Briefkasten gestohlen.<br />

Die Ermittlungen in diesem Lauschfall<br />

begannen mit einer Verzögerung,<br />

deren Grund möglicherweise in einem<br />

hochrangigen Polizeibeamten liegt, der<br />

kein Interesse an einer sofortigen Anzeige<br />

bekundete. Verschiedene Informationen<br />

deuten darauf hin, dass er<br />

wiederholt Informationen, z.B. aus der<br />

Hausbesetzerszene, an Werner Stoller<br />

(SVP) weitergeleitet hat.<br />

Buchholz-Kaiser wurde wegen Urheberrechtsverletzung<br />

gebüsst, weil der<br />

VPM die Lizentiats-Arbeit von Susanne<br />

Schaaf (heute Leiterin der Fachstelle<br />

Infosekta) entwendet hatte. Die Arbeit<br />

wurde kopiert und denjenigen Sondergruppen<br />

zugestellt, die Schaafs Text behandelte.<br />

Als die „Evang. Zentralstelle<br />

für Weltanschauungsfragen“ eine kritische<br />

Broschüre über den VPM herausgab,<br />

fälschte der VPM auf Briefpapier<br />

der Zentralstelle eine Pressemitteilung,


die es so aussehen liess, als würde die<br />

Stelle den Broschüren-Autor Hansjörg<br />

Hemminger nun aufgrund seines Werks<br />

entlassen, hinter dem sie nicht stehen<br />

könne.<br />

Südwestdeutscher Rundfunk<br />

vs. VPM<br />

In Deutschland gab es schätzungsweise<br />

rund 1000 VPM-Mitglieder, verteilt auf<br />

kleinere Zirkel in den grösseren Städten,<br />

in Österreich ein paar in Wien. Es<br />

gab auch Scheinheiraten von Deutschen<br />

mit Schweizer VPM-Frauen, um in die<br />

Schweiz zu kommen.<br />

1991 wollte darum der Südwestdeutsche<br />

Rundfunk einen Beitrag über den<br />

VPM machen. Sie filmten von der Strasse<br />

aus die Kurszentren. Dann fuhren sie<br />

weiter an die Susenbergstrasse. Dort<br />

wurden sie bereits von den Lieblingen<br />

erwartet, die sie zum Fenster heraus<br />

fotografierten. Weil sie um Infomaterial<br />

bitten wollten, stiegen zwei Reporter aus<br />

und klingelten an der Tür. Der Türöffner<br />

wurde betätigt, sie traten ein, und am<br />

anderen Ende des Ganges stand eine<br />

Frau, die sie aufforderte, das Haus sofort<br />

zu verlassen. Nun wurden sie von<br />

ihnen unbekannten Personen auf Schritt<br />

und Tritt begleitet. Rund 20 Lieblinge<br />

bedrängten Kameramann und Tonoperateur<br />

mit eigenen Kameras und mit<br />

Beschimpfungen. Die Reporter flohen<br />

in ihren Übertragungswagen, aber eine<br />

Frau keilte sie mit einem Auto ein. Zusätzlich<br />

legten die Lieblinge Jacken über<br />

die Windschutzscheibe (Sie hätten flüchten<br />

wollen).<br />

VPM-Fichen-Affäre<br />

Personaldossiers von VPM-Lehrer verschwanden<br />

aus der Erziehungsdirektion.<br />

Am 13. November gab der Dieb drei<br />

Pakete auf der Post Zürich-Witikon auf<br />

- Express an SVP-Kantonsrat Werner<br />

Stoller. Dieser witterte einen Politskandal,<br />

nämlich dass der Staat die VPMler<br />

fichiere. Auf diesen „Fichen“ schwärzte<br />

er leere Stellen ein, um den Eindruck<br />

zu erwecken, die Erziehungsdirektion<br />

sammle massenweise private Daten<br />

über VPM-Mitglieder. Die Manipulation<br />

flog auf. Der Blick nannte Stoller „Don<br />

Chaote“. Als Vermummte einen Buttersäureanschlag<br />

auf das Hotel Stollers<br />

verübten, und bekannt wurde, dass dieser<br />

kurz zuvor Buttersäure gekauft hatte,<br />

trauten ihm selbst Parteifreunde zu,<br />

den Anschlag inszeniert zu haben.<br />

SVP-Stoller trat mit den Worten „Der<br />

Herrgott ist mein Zeuge!“ ab.<br />

SVP-Nähe des VPM<br />

Als Verbindungen zwischen VPM und SVP<br />

bekannt wurden, begann die SVP auf Distanz<br />

zu gehen. Christoph Blocher stritt<br />

jede Verbindung ab: „Natürlich versuchten<br />

diverse VPM-Anhänger an die SVP<br />

heranzukommen. Unsere Antwort war<br />

klar: Wir haben nichts mit ihnen zu tun.“<br />

Ein SVP-Exponent, der am VPM-Drogentag<br />

Gesprächsleiter war, leugnete,<br />

gewusst zu haben, wer der Organisator<br />

war. Ein Jahr später leitete aber wieder<br />

ein SVPler den Drogentag.<br />

Der SVP-Politiker Eugen Kägi, Verwaltungsrat<br />

zweier Firmen, deren Geschäftsleiter<br />

80 Kilo Kokain eingeschmuggelt<br />

hatte, trat gegen Aussen als<br />

Drogenhardliner auf und setzte sich für<br />

die VPM-Lehrer am KV-Zürich ein. Emil<br />

Grabherr, der SVP-Drogenbeauftragte,<br />

verteidigte diese Lehrer ebenfalls.<br />

Der VPM revanchierte sich, indem er<br />

die SVP auf deren Veranstaltungen sekundierte.<br />

Ein abgesprungenes Mitglied<br />

Am 3. März 2002 gab der VPM offiziell seine Auflösung bekannt. Nicht nur der<br />

Journalist Hugo Stamm ist jedoch der Ansicht, dass die Anhänger seine Aktivitäten<br />

weiterführen. Zum Beispiel bei „Pro Life“.<br />

VPM gab die Zeitschrift im Zeit-Fragen heraus, die bis heute als Print- sowie<br />

als Web-Projekt existiert. Gruppen, die eine ähnliche Ausrichtung vertreten und<br />

sich auf Liebling berufen, sind beispielsweise die Stiftung Psychologische Lehr-<br />

und Beratungsstelle, Zürcher Schule für Psychotherapie, Psychologische Lehr- und<br />

Beratungsstelle, Europäischer Verband zur Förderung der psychologischen Menschenkenntnis,<br />

Arbeitskreis qualifiziertes Studium, Gesellschaft (bzw. Institut) zur<br />

Förderung der psychologischen Menschenkenntnis.<br />

Das ehemalige VPM-Publikationsorgan „Zeit-Fragen“ und die Kongressreihe<br />

„Mut zur Ethik“ sind weiter aktiv.<br />

2009 bis 2010: Einbindung in die Vereinigung gegen mediale Gewalt (VGMG) um<br />

den Berner SP-Kantonsrat Roland Näf, die weit reichende Verbote gegen Gewalt<br />

darstellende Unterhaltungsmedien und insbesondere so genannte Killerspiele<br />

anstrebt. Es befand sich mindestens ein Dutzend ehemaliger VPM-Anhänger unter<br />

den Gründungsmitgliedern der VGMG; diese verlinkte bis zum Frühjahr 2010 billigend<br />

VPM-nahe Webseiten und publizierte auf ihrer Titelseite Texte von VPM-Anhängern.<br />

Auf Aufforderung der Vereinigung traten die ehemaligen VPM-Anhänger<br />

im Frühsommer 2010 aus dem Verein aus. Quelle: wikipedia<br />

weiss: Sie haben sich vor SVP-Veranstaltungen<br />

getroffen und jeweils und im<br />

Detail vereinbart, wer mit welchem Argument<br />

zu Wort kommen sollte.<br />

VPM heute<br />

2002 löste sich der VPM zwar offiziell auf,<br />

die Vereine „AIDS-Aufklärung Schweiz“<br />

und „Jugend ohne Drogen“ blieben aber<br />

weiter aktiv. Verquickt mit dem VPM<br />

ist auch der im Kanton Zug ansässige<br />

„Neue Rütli-Bund“, der weiterhin besteht.<br />

Auch die Zeitschrift „Zeit-Fragen“,<br />

Publikationsorgan des VPM, erscheint<br />

seltsamerweise bis heute immer noch.<br />

Der Sektenexperte Hugo Stamm vermutet,<br />

dass die Auflösung nur eine Finte<br />

war. Buchholz-Kaiser habe sich in ihr Elternhaus<br />

im Hinterthurgau zurückgezogen,<br />

gefolgt von den treuen Anhängern.<br />

Dort kauften sie reihenweise Immobilien,<br />

mischten sich in die Dorfpolitik ein,<br />

legten grosse Gärten an, und leben nun<br />

vorwiegend als Selbstversorger. Zum<br />

Schutz vor Feinden hätten sich mehrere<br />

VPM-Leute grosse Hunde zugelegt, die<br />

in der Umgebung Schafe reissen.<br />

Heute würde in Sirnach TG ein grosses<br />

Versammlungslokal betrieben. Für die<br />

politische Arbeit gründen die einstigen<br />

VPM-Anhänger jeweils ad hoc Bürgerkomitees<br />

und Arbeitsgruppen. Die verdeckte<br />

Arbeit der VPM-Leute ist nicht<br />

zu unterschätzen. Manche eidgenössische<br />

Abstimmung wäre ohne ihr eifriges<br />

Sammeln von Unterschriften nicht zu<br />

Stande gekommen.<br />

Die VPM-Anhänger hätten aber laut<br />

Stamm offenbar erneut eine politische<br />

Kehrtwende durchgemacht: Sie waren<br />

gegen den Irak-Krieg und gegen Bush,<br />

und solidarisierten sich mit den Palästinensern<br />

und würden heute vor allem die<br />

Ausbeutung der Natur und die Globalisierung<br />

fürchten, welche von den Reichen<br />

und Konservativen vorangetrieben<br />

werde!<br />

Meist fliegt der VPM heute unter dem<br />

Radarschirm, nur hin und wieder blitzt<br />

ein Lebenszeichen von ihm auf: Beispielsweise<br />

geriet SP-Politiker Roland<br />

Näf (Siehe <strong>TAXI</strong>-<strong>Magazin</strong> Nr. 66) in Erklärungsnotstand,<br />

nachdem bekannt<br />

wurde, dass seine „Vereinigung gegen<br />

mediale Gewalt“ von VPM-Mitgliedern<br />

mitgegründet wurde. Näf wusste dies<br />

nicht, die Game-Industrie machte es<br />

aber nichtsdestotrotz genüsslich publik,<br />

um ihm zu schaden. Es wurde ausserdem<br />

bekannt, dass der VPM bei der Agitation<br />

gegen Sexkoffer im Sexualkundeunterricht<br />

beteiligt war. Unlängst wurde<br />

auch der Verdacht laut, Ex-VPM-Leute<br />

unterrichteten an der Sonderpädagogischen<br />

Tagesschule am Toblerplatz.<br />

<strong>TAXI</strong> Nr. 99<br />

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