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Beratung & Unterstützung Was Eltern tun können: Hilfe, mein Kind will nicht lesen! Sogar Kinder von Eltern, die selbst viel lesen, lassen sich oft nicht fürs Lesen von Büchern erwärmen. Wie kann man Kinder anregen, Bücher zu lesen, und wann sollten Eltern damit beginnen? Diese Fragen stellte unsere Mitarbeiterin Veronica Kothbauer an die Kinderpsychotherapeutin und Lese-Expertin Mag. a Sabine Zauner-Karpischek. KuE: Warum ist Lesen so wichtig? Mag. a Sabine Zauner-Karpischek: Grundsätzlich ist Lesen eine wichtige Basis für die Aneignung von Wissen und Information. Darüber hinaus ist es aber einfach schön, in einem Lieblingsbuch zu versinken, in andere Welten einzutauchen, dem Alltag für eine Weile zu entfliehen. Auch die Form, die Sprache und die Illustration eines literarischen Werkes zu genießen, kann eine wundervolle Erfahrung sein. Dieses „ästhetische Lesen“ halte ich für ebenso wichtig wie das Lesen-Können an sich, weil es aus einem persönlichen inneren Antrieb geschieht, was meist „von selbst“ dazu führt, dass Kinder Freude am Buch haben. Wann können und sollen Eltern damit beginnen, ihr Kind zum Lesen anzuregen? Vieles, das mit dem Rhythmus und der Struktur von Sprache zu tun hat, bringen wir unseren Kindern ganz selbstverständlich nahe: Wir singen Wiegenund Kinderlieder, spielen Finger- und Kniereiterspiele, erzählen Geschichten und Märchen, lesen ihnen Kinderbücher vor. Mit dem Vorlesen und Selber-Anschauen von Bilderbüchern erwirbt das Kind die Fähigkeit des „Lesens“ von aneinandergereihten Bildern. Das bedeutet, es lernt Bildabfolgen zu verstehen und damit den Verlauf von Geschichten zu begreifen. Einzelne Bilder können außerdem dazu anregen, eine eigene Geschichte zu erfinden. Sehr beliebt bei jüngeren Kindern sind die sogenannten Wimmelbücher ohne Text. Kinder, die in einem sprachlich abwechslungsreichen Umfeld aufwachsen, die zu Hause mitreden dürfen, haben einen großen Wortschatz und empfinden zudem das Lesen von und das Reden über Texte und Bilder als ganz normal. Das wiederum ist die beste Voraussetzung für das Lesen- und Schreiben-Lernen in der Schule. Foto: Fotolia / MNStudio Mit dem mühseligen Lesen-Lernen in der Schule vergeht allerdings manchen Kindern die Lust am Buch. Was sollen Eltern dann tun? Es hat keinen Sinn, jemanden zum Lesegenuss zu zwingen! Besser man bleibt gelassen und liest weiter Bücher vor, geht mit den Kindern ins Kindertheater oder ins Kinderkino, wodurch der Spaß am Eintauchen in Geschichten weiter lebendig bleiben kann. Ein wichtiger Aspekt des Lesens ist auch die emotionale Nähe und die familiäre Geborgenheit! Nichts ist schöner, als gemeinsam auf dem Sofa zusammengekuschelt Geschichten zu lesen. Wichtig finde ich noch, dass Kinder Bücher auch selbst aussuchen und ihre Lieblingsgeschichten so oft hören dürfen, wie sie sie brauchen. Die Wiederholung ist für Kinder wichtig, sie wirkt beruhigend! Wie beurteilen Sie den Trend zu elektronischen Medien als Buch-Ersatz? Unsere Kinder wachsen im Gegensatz zu uns selbst als Digital Natives auf. Ihnen ist der Umgang mit Tablets, Smartphone & Co. von klein auf vertraut. Es gibt heute viele entsprechende digitale Buchangebote. Das sind zum einen die E-Books, im Kinderbereich aber vor allem E-Book-Apps, die den Buchinhalt (auch) zum Spiel machen. Meine fünfjährige Nichte spielt gerne mit interaktiven Pixi-Büchern auf dem Tablet! Über den großen Reiz, den die neuen Medien ausüben, erreichen vielleicht manche Kinder Buchinhalte, zu denen sie sonst keinen Zugang hätten. Das finde ich gut! Für andere sind die Angebote mehr oder weniger interessante Ergänzungen zu den Büchern. Foto: Marlene Karpischek Mag. a Sabine Zauner- Karpischek, viele Jahre Erziehungsberaterin bei den Wr. Kinderfreunden und nun Psychotherapeutin für Kinder, Jugendliche und Erwachsene in freier Praxis: sabine.zauner-karpischek@gmx.at 13