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Kaspar Hauser - Hochschule Ansbach

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Leute<br />

Karin Mack auf einem ihrer<br />

Märchenspaziergänge<br />

Die Fabelhafte<br />

Sie ist eine der wenigen hauptberuflichen Märchenerzählerinnen<br />

in Deutschland. In <strong>Ansbach</strong><br />

nutzt Karin Mack den Hofgarten als Kulisse für<br />

ihre Erzählungen<br />

Zehn Kinder und 15 Erwachsene<br />

haben sich an den gusseisernen<br />

Toren am Eingang des Hofgartens<br />

versammelt. Sie tragen Regenjacken<br />

und Schirme bei sich. Pünktlich um<br />

14 Uhr erscheint Karin Mack. „Lauter<br />

Märchenfreunde, die trotz Regen zu<br />

mir kommen!“, ruft sie und lacht. Die<br />

Erzählerin hat glatte Haut, eine kleine<br />

Nase und haselnussbraune Haare. Um<br />

die Schultern trägt sie eine Wolldecke<br />

mit grauen Spiralen auf schwarzem<br />

Grund. Darunter ein rotes, wallendes<br />

Kleid. Sie sieht aus, als sei sie selbst einem<br />

Märchen entsprungen. Sie könnte<br />

eine Heilerin sein. Nur, dass sie nicht<br />

mit Tränken und Kräutern heilt, sondern<br />

mit Worten, Geschichten und<br />

schöner, alter Sprache. „Die Märchensprache<br />

ist uns verloren gegangen“, bedauert<br />

die Heilerin. Die Spaziergänger<br />

dürfen sie jetzt wiederentdecken.<br />

Bevor ihre Liebe zu den Märchen entflammte,<br />

probierte Karin Mack viele<br />

Berufe aus. An der Hauptschule war<br />

sie das erste Mädchen, das technisches<br />

Zeichnen statt Kochen wählte.<br />

Auf der Berufsfachschule wollte sie<br />

Kinderpflegerin werden. Doch das<br />

Technische begeisterte sie mehr und so<br />

machte sie eine Ausbildung zur Bauzeichnerin,<br />

bekam eine Lehrstelle in<br />

einem Architekturbüro und arbeitete<br />

danach acht Jahre in einem Büroeinrichtungszentrum.<br />

1991 kam ihr Sohn<br />

Christoph zur Welt und sie bemerkte,<br />

„dass es die langweiligsten acht Jahre<br />

meines Lebens waren.“ Karin Mack<br />

wollte „etwas Kreatives“ machen. Als<br />

ihr Sohn in den Kindergarten kam,<br />

führte sie mit anderen Eltern Puppenspiele<br />

auf. Zur gleichen Zeit fing sie<br />

an, die Bücher von Astrid Lindgren,<br />

Ottfried Preußler und Michael Ende<br />

zu lesen. „Wie ein Kind bin ich dann<br />

geworden“, sagt sie und lacht.<br />

Die Gruppe setzt sich in Bewegung.<br />

Karin Mack geht voran und spricht bedächtig,<br />

wie sie es immer tut. Bei ihr<br />

ist die Orangerie „das Schloss“ und<br />

der Hofgarten „unser Königsgarten“.<br />

Bevor sie mit dem ersten Märchen beginnt,<br />

reißt der Himmel auf. Regenjacken<br />

werden ausgezogen und Kinder<br />

wie Erwachsene lauschen schweigend<br />

der ersten Erzählung: Von einem Birnbaum<br />

im Garten des Königs werden jedes<br />

Jahr in der Nacht vor der Ernte die<br />

46 kaspar Winter 10/11

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