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Klimawandel - Obdach e.V.

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Ausgabe 05 / Frühjahr`08 m<br />

Brauchen wir eine Frauen-WG ?<br />

Die überwiegende Zahl der bei OBDACH<br />

e.V. wohnenden Personen sind Männer. Das<br />

hängt natürlich auch damit zusammen, dass es<br />

vor allem Männer sind, die sich nach<br />

persönlichen, familiären oder beruflichen<br />

Konflikten auf die Straße begeben und dort zu<br />

überleben versuchen. Aber wir werden doch<br />

immer wieder von Frauen angesprochen, für<br />

die das Leben auf der Straße noch viel härter<br />

ist als für Männer und die unbedingt ein neues<br />

Zuhause suchen.<br />

Die Frauen, die wir bisher aufgenommen<br />

haben, erhielten jeweils ein Zimmer in einer<br />

mehrheitlich von Männern bewohnten Wohngemeinschaft.<br />

Diese Wohnsituation verursachte<br />

Konflikte, förderte aber auch positive<br />

Entwicklungen. Reibereien gab es wegen der<br />

– meist von den Männern verursachten –<br />

Probleme bei der Hygiene (Reinhaltung von<br />

Toilette, Bad, Küche), durch Ruhestörung<br />

(z. B. „angeheitert“ und lärmend nachts nach<br />

Hause kommen) oder bei Streitigkeiten, die<br />

ganz robust und handgreiflich ausgetragen<br />

werden. In diesen Situationen konnten Frauen<br />

meist beruhigend und ausgleichend wirken;<br />

und selbst unwillige Männer fingen dann mal<br />

an, das Bad zu putzen oder die Kochtöpfe und<br />

Teller nach Benutzung wieder sauber zu<br />

scheuern und Essensreste darin nicht tagelang<br />

vor sich hin faulen zu lassen.<br />

Derartige Wohnsituationen sind für Frauen<br />

nicht gerade einladend. Oft sind sie auch mit<br />

solchen Konfliktsituationen überfordert. Die<br />

Diskussion bei OBDACH e.V. über die<br />

Einrichtung einer reinen Frauen-WG läuft<br />

deshalb schon lange. Ein erster Versuch vor<br />

einigen Jahren scheiterte zwar; die Gründe<br />

dafür waren wohl vielschichtig: Meldeten sich<br />

zu wenig Frauen für die Frauen-WG, waren es<br />

nicht die „richtigen“ Frauen, die zusammenwohnen<br />

sollten und sich deshalb in die<br />

Haare kriegten, gab es zu viel „Herrenbesuche“,<br />

wobei die Herren dann zu ständigen<br />

Bewohnern (Unter-Untermietern) wurden und<br />

die Idee der Frauen-WG auf diese Weise<br />

aushebelten, war die Wohnung zu groß, d. h.<br />

hätten es statt 4 Frauen nur 2 oder 3 sein<br />

sollen, die zusammenwohnen? Alles mag<br />

dafür eine Rolle gespielt haben, dass der<br />

Versuch vor einigen Jahren abgebrochen und<br />

die Wohnung wieder als normale Männer-WG<br />

bzw. als gemischte WG geführt wurde.<br />

Ist die Zeit reif für einen neuen Versuch? Die<br />

Sozialarbeiterinnen bei OBDACH e.V. weisen<br />

immer wieder auf die Nachfrage nach einer<br />

Frauen-WG hin. Die Situation der <strong>Obdach</strong>losen<br />

auf der Straße und die Zusammensetzung<br />

dieses Personenkreises in Heidelberg<br />

haben Veränderungen erfahren. Auch sei<br />

die Betreuungsarbeit von Frauen in einer<br />

überwiegenden Männer-WG schwierig, da<br />

diesen Frauen kein adäquater Lebensrahmen<br />

angeboten werden kann, in dem sie sinnvoll<br />

gefördert und in ihrer Persönlichkeit gestärkt<br />

werden<br />

Vielleicht müssen wir doch noch einmal einen<br />

Versuch starten!<br />

Dr. Adelbert v.der Recke<br />

Stellvertr. Vorsitzender<br />

von OBDACH e.V.<br />

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