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Da kommen sie, <strong>uns</strong>ere<br />
Konfirmandinnen und Konfirmanden.<br />
Ungewohnt festlich sind<br />
sie gekleidet; sonst kennt<br />
man sie in ausgewaschenen<br />
Jeans und T-Shirts<br />
mit nicht immer abdruckbarer<br />
Beschriftung.<br />
Heute sind die jungen<br />
Damen und Herren nun im<br />
Anzug oder schwarzem<br />
Rock gekleidet. Die Mädchen<br />
tragen das Spitzentaschentuch<br />
mit der Maiglöckchenrispe<br />
in der<br />
Hand – doch dass junge<br />
Mädchen manchmal giftig<br />
seien und deshalb die giftigen<br />
Maiglöckchen in der<br />
Hand halten, ist nur ein<br />
Gerücht.<br />
Noch wirkt das Sakko<br />
etwas steif um die Schultern,<br />
und die Krawatte<br />
zwickt ein bisschen. Ein<br />
Seite 6 Auf Kurs<br />
Kirche und Konfirmation<br />
Nun sind sie keine Kinder mehr<br />
Pastor Lars-Christoph Langhorst schreibt zum Thema „Konfirmation“<br />
bisschen fühlen sie sich,<br />
als seien sie heute als<br />
Erwachsene nur verkleidet.<br />
Für die Eltern mischen<br />
sich Stolz und Trauer. Der<br />
Kleine ist nun nicht mehr<br />
klein, sondern ein junger<br />
Mann geworden, der nun<br />
selbst ins Leben geht. In<br />
der Konfirmation wird es<br />
deutlich: Als Kinder haben<br />
sie den Konfirmandenunterricht<br />
vor zwei Jahren<br />
begonnen – nun sind sie<br />
keine Kinder mehr! Mit<br />
etwas steiferer Kleidung<br />
öffnet sich eine ganz neue<br />
Welt.<br />
Früher fiel die Konfirmation<br />
mit der Schulentlassung<br />
zusammen. Nach der<br />
Konfirmation begann für<br />
viele Jungen und Mädchen<br />
die Lehrzeit, das erste<br />
Geld und der Einstieg in<br />
Für ein gutes Gefühl<br />
· Patientenverfügung<br />
· Vorsorgevollmacht<br />
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den Beruf. Hinaus in die<br />
Welt!<br />
Und heute? Welche Welt<br />
öffnet sich heute für die<br />
jungen Damen und Herren?<br />
Eine Welt mit vielen<br />
Chancen – und vielen Herausforderungen.<br />
Da sind die Anforderungen<br />
in der Schule und in<br />
der Ausbildung. In der<br />
Schule jagt eine Reform<br />
die andere, die Anforderungen<br />
steigen. Es bleibt<br />
immer weniger Zeit für<br />
den Verein oder das<br />
ehrenamtliche Engagement<br />
– oder auch nur einfach<br />
zum Abhängen mit<br />
Freundinnen und Freunden.<br />
Und einfache Ausbildungen<br />
in Handwerksberufen<br />
gibt es nicht mehr.<br />
Unsere Welt ist <strong>uns</strong>icherer<br />
geworden. Hatte man einmal<br />
nach der Lehre im<br />
Betrieb angefangen, bleiben<br />
viele bis zur Rente bei<br />
Seebeck oder bei der<br />
Lloyd-Werft. Wer heute<br />
einen Beruf lernt, kann<br />
nicht einmal sicher sagen,<br />
ob es diesen Beruf in fünfzehn<br />
oder zwanzig Jahren<br />
überhaupt noch gibt. Nach<br />
der Lehre hofft man, zumindest<br />
einen Zeitvertrag<br />
zu bekommen. Wer studiert<br />
hat, hangelt sich von<br />
Praktikum zu Praktikum.<br />
Unsere Welt ist enger geworden.<br />
Wo in Bremerhaven<br />
haben Jugendliche<br />
Freiräume, in denen sie<br />
sich ausprobieren können?<br />
Wo kann man in der<br />
Stadt Sonntagnachmittags<br />
in Ruhe Fußball spielen?<br />
Die Konfirmation ist für<br />
die Konfirmandinnen und<br />
Zehn Rezepte für Eltern und Verwandte, wie<br />
eine Konfirmationsfeier garantiert misslingt:<br />
1. Lassen sie den Konfirmand/die Konfirmandin möglichst<br />
wenig zu Wort kommen. Am besten, er/ sie wird in die<br />
Planung des Festes gar nicht mit einbezogen.<br />
2. Wählen <strong>Sie</strong> die Gäste genau aus. Legen <strong>Sie</strong> besonders Wert<br />
darauf, den nicht Eingeladenen zu erklären, warum sie nicht<br />
eingeladen sind.<br />
3. Je mehr Geld <strong>Sie</strong> ausgeben, desto fröhlicher wird das Fest.<br />
4. Wählen <strong>Sie</strong> die Konfirmationskleidung für ihr Kind aus; die<br />
Konfirmation wird mit möglichst förmlicher Kleidung erst<br />
gültig.<br />
5. Gehen <strong>Sie</strong> nicht zum Gottesdienst. Im Zentrum der Konfir-<br />
mation sollte das Essen stehen.<br />
6. Damit sich die Gäste nicht unterhalten können, bereiten <strong>Sie</strong><br />
eine mindestens einstündige Rede vor. Der Konfirmand/die<br />
Konfirmandin sollte ebenfalls eine lange Rede halten.<br />
7. Stellen <strong>Sie</strong> sicher, dass <strong>Sie</strong> strittige Themen in der<br />
Verwandt schaft unbedingt ansprechen. Lassen <strong>Sie</strong> die<br />
Möglichkeit zum Streit nicht ungenutzt verstreichen!<br />
8. Die Konfirmationsfeier sollte förmlich sein. Insbesondere<br />
der Konfirmand sollte den ganzen Tag an der Tafel sitzen<br />
bleiben und keinesfalls mit anderen Kindern und Jugendli-<br />
chen auf ein Zimmer gehen.<br />
9. Zeigen <strong>Sie</strong> dem Konfirmand/der Konfirmandin nicht zu viel<br />
Freude und Stolz; er/sie wird sonst übermütig.<br />
10. Versuchen <strong>Sie</strong>, die Feier möglichst wenig zu genießen –<br />
als Eltern sind <strong>Sie</strong> Gastgeber!<br />
Konfirmanden ein großer<br />
Tag. Es ist auch ein Tag<br />
voll Freude und Stolz für<br />
Eltern, Großeltern, Verwandte<br />
und Freunde.<br />
Doch Jugendliche brauchen<br />
auch nach der Konfirmation<br />
Erwachsene, die<br />
sie mit Verständnis begleiten.<br />
Die Welt ist inzwischen<br />
eine andere als die,<br />
in der die meisten von <strong>uns</strong><br />
groß geworden sind. Gerade<br />
deshalb braucht es<br />
nicht gute Ratschläge –<br />
sondern Verständnis, Zeit<br />
zum Zuhören und auch<br />
zum Streiten! Wer konfirmiert<br />
ist, geht mit dem<br />
Segen Gottes in die Welt.<br />
Geben wir den Jugendlichen<br />
in Gottes großer<br />
Welt Raum und Begleitung?