WLV vor Ort, Ausgabe 24-2016
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
6<br />
LEHRE<br />
gelkreis, wurden sehr anschaulich.<br />
Kompetent vermittelten die Referenten<br />
die verschiedenen inhaltlichen<br />
Aspekte, dazu zeigten Spitzensportler<br />
wie Paralymicssieger Niko<br />
Kappel und Kugelstoßer Tobias<br />
Dahm, dass sie Inklusion längst in<br />
ihrem Trainings- und Wettkampfalltag<br />
"leben".<br />
Theorie und Praxis wurde beim<br />
Nikolauslehrgang den über 150 Teilnehmern<br />
erfrischend kurzweilig geboten.<br />
Das Werfen, neben dem Laufen<br />
und Springen eine der grundlegenden<br />
menschlichen Bewegungsformen,<br />
stand im Mittelpunkt. Wie<br />
sie gemeinsam mit viel Freude Sport<br />
treiben und welche speziellen<br />
Übungsformen es dafür gibt, demonstrierten<br />
zum Beispiel Kinder<br />
von der Klosterbergschule und jugendliche<br />
von St. Josef, dem Zentrum<br />
für Hörgeschädigte. Die Beauftragte<br />
für die Kinderleichtathletik<br />
Jutta Bryxi zeigte einerseits das Werfen<br />
als Erlebnisfeld und Speerwerfer<br />
Peter Esenwein vermittelte andererseits<br />
sehr kleinschrittig, die Elemente<br />
vom geradlinigen zum gedrehten<br />
Werfen. Und ein völlig neues Wertschätzungsgefühl<br />
für sportliche Leistungen<br />
von Behinderten erlebten<br />
nicht behinderte Lehrgangsteilnehmer,<br />
als sie einmal im Rollstuhl sitzend<br />
ihre Werferqualitäten testen<br />
sollten - Wurferlebnis statt Wurfergebnis.<br />
Neue methodische Konzepte<br />
zum Werfen im Spiegel der Inklusion<br />
zeigte Peter Salzer in seiner Praxisdemonstration<br />
auf, der <strong>WLV</strong>-Landestrainer<br />
informierte auch darüber,<br />
welche Kompetenzen ein "inklusiver"<br />
Übungsleiter braucht.<br />
Höhepunkt des Lehrgangs war das<br />
von Ewald Walker gekonnt moderierte<br />
Gespräch mit der Trainingsgruppe<br />
von Peter Salzer, zu der die<br />
Bereit zu neuen sportlichen Großtaten: Die <strong>WLV</strong>-Kugelstoß-Garde um Coach Peter Salzer (2. von<br />
links).<br />
Foto: G. Müller<br />
Olympiateilnehmer im Kugelstoßen<br />
Tobias Dahm und die in Schwäbisch<br />
Gmünd geborene Lena Urbaniak gehören,<br />
und in welcher der 1,40 Meter<br />
kleine Niko Kappel spätestens<br />
seit seinem Sieg bei den Paralympics<br />
am 8. September <strong>2016</strong> ein ganz Großer<br />
ist. Der Welzheimer, übrigens<br />
ebenfalls in Schwäbisch Gmünd,<br />
und zwar am 1. März 1995 geboren,<br />
hat bei allen Erfolgen seine Bodenhaftung<br />
nicht verloren und versprüht<br />
immer gute Laune - und hält<br />
mit seiner klaren Meinung zu gesellschaftlichen<br />
und sportpolitischen<br />
Themen nicht hinterm Berg. Niko<br />
Kappel, hat noch große sportliche<br />
Ziele: Bei den World ParaAthletics<br />
Championships im Juli 2017 in London<br />
will er den Weltrekord von 13,64<br />
Metern knacken - seine persönliche<br />
Bestleistung liegt bei 13,57 Meter. In<br />
die Salzer-Trainingsgruppe ist als<br />
vollwertiges Mitglied integriert. „Ich<br />
bin wie ich bin“, sagt der stets gut<br />
gelaunte Spaßvogel über sich. Sein<br />
Vorbild Tobias Dahm muss ihn zwar<br />
bisweilen mal einbremsen, „aber<br />
was Wettkampfeinstellung und Ehrgeiz<br />
anbetrifft, können wir von ihm<br />
einiges abschauen“, erzählt der<br />
Deutsche Vizemeister Dahm. Natürlich<br />
könne Kappel nicht alle Übungseinheiten<br />
wie seine Schützlinge<br />
ohne Behinderung absolvieren, erklärte<br />
Salzer, „wir müssen schon auf<br />
die körperlichen Voraussetzungen<br />
schauen.“ Her<strong>vor</strong>zuheben sei bei<br />
Kappel aber zum Beispiel im Gegensatz<br />
zu anderen Kleinwüchsigen seine<br />
gerade Struktur der Wirbelsäule:<br />
„Das ist auf den guten Trainingszustand<br />
zurückzuführen.“ Deshalb beherrsche<br />
Kappel auch die schwierige<br />
Drehtechnik beim Kugelstoßen.<br />
Wertvolle Tipps für Trainingsprogramme<br />
mit Menschen mit körperlichen<br />
oder geistigen Behinderungen<br />
gab Thomas Strohm, der Landestrainer<br />
des Württembergischen<br />
Behinderten- und Rehabilitationssportverbandes:<br />
„Sie müssen auf<br />
wesentliche Unterschiede in der<br />
verbalen Kommunikation, im Bewegungsverhalten,<br />
in der Konzentration<br />
und in der Motivation achten.“<br />
Ein gemeinsames Training mit Nichtbehinderten<br />
sei stets möglich.<br />
Strohm hat dazu ein Punktesystem<br />
für Wettkämpfe ausgearbeitet und<br />
bei den ersten württembergischen<br />
Hallenmeisterschaften am 13. März<br />
2017 in Schwäbisch Gmünd soll diese<br />
Wettkampfform getestet werden.<br />
Das Fortbildungsseminare war einmal<br />
mehr für alle Teilnehmer eine<br />
wichtige Informationsquelle. Neue<br />
methodische Formen der Vermittlung,<br />
neue Wurfgeräte für die Kinder,<br />
wie simple Papiertaschentücherpäckchen,<br />
neue Organisationsformen<br />
für Schule und Verein, sich<br />
ständige verändernde und sich erweiternde<br />
Kompetenzen sind unabdingbar,<br />
gerade für eine inklusive<br />
Leichtathletik.<br />
Winfried Hofele / Gmünder Tagespost