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WLV vor Ort, Ausgabe 24-2016

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LEHRE<br />

gelkreis, wurden sehr anschaulich.<br />

Kompetent vermittelten die Referenten<br />

die verschiedenen inhaltlichen<br />

Aspekte, dazu zeigten Spitzensportler<br />

wie Paralymicssieger Niko<br />

Kappel und Kugelstoßer Tobias<br />

Dahm, dass sie Inklusion längst in<br />

ihrem Trainings- und Wettkampfalltag<br />

"leben".<br />

Theorie und Praxis wurde beim<br />

Nikolauslehrgang den über 150 Teilnehmern<br />

erfrischend kurzweilig geboten.<br />

Das Werfen, neben dem Laufen<br />

und Springen eine der grundlegenden<br />

menschlichen Bewegungsformen,<br />

stand im Mittelpunkt. Wie<br />

sie gemeinsam mit viel Freude Sport<br />

treiben und welche speziellen<br />

Übungsformen es dafür gibt, demonstrierten<br />

zum Beispiel Kinder<br />

von der Klosterbergschule und jugendliche<br />

von St. Josef, dem Zentrum<br />

für Hörgeschädigte. Die Beauftragte<br />

für die Kinderleichtathletik<br />

Jutta Bryxi zeigte einerseits das Werfen<br />

als Erlebnisfeld und Speerwerfer<br />

Peter Esenwein vermittelte andererseits<br />

sehr kleinschrittig, die Elemente<br />

vom geradlinigen zum gedrehten<br />

Werfen. Und ein völlig neues Wertschätzungsgefühl<br />

für sportliche Leistungen<br />

von Behinderten erlebten<br />

nicht behinderte Lehrgangsteilnehmer,<br />

als sie einmal im Rollstuhl sitzend<br />

ihre Werferqualitäten testen<br />

sollten - Wurferlebnis statt Wurfergebnis.<br />

Neue methodische Konzepte<br />

zum Werfen im Spiegel der Inklusion<br />

zeigte Peter Salzer in seiner Praxisdemonstration<br />

auf, der <strong>WLV</strong>-Landestrainer<br />

informierte auch darüber,<br />

welche Kompetenzen ein "inklusiver"<br />

Übungsleiter braucht.<br />

Höhepunkt des Lehrgangs war das<br />

von Ewald Walker gekonnt moderierte<br />

Gespräch mit der Trainingsgruppe<br />

von Peter Salzer, zu der die<br />

Bereit zu neuen sportlichen Großtaten: Die <strong>WLV</strong>-Kugelstoß-Garde um Coach Peter Salzer (2. von<br />

links).<br />

Foto: G. Müller<br />

Olympiateilnehmer im Kugelstoßen<br />

Tobias Dahm und die in Schwäbisch<br />

Gmünd geborene Lena Urbaniak gehören,<br />

und in welcher der 1,40 Meter<br />

kleine Niko Kappel spätestens<br />

seit seinem Sieg bei den Paralympics<br />

am 8. September <strong>2016</strong> ein ganz Großer<br />

ist. Der Welzheimer, übrigens<br />

ebenfalls in Schwäbisch Gmünd,<br />

und zwar am 1. März 1995 geboren,<br />

hat bei allen Erfolgen seine Bodenhaftung<br />

nicht verloren und versprüht<br />

immer gute Laune - und hält<br />

mit seiner klaren Meinung zu gesellschaftlichen<br />

und sportpolitischen<br />

Themen nicht hinterm Berg. Niko<br />

Kappel, hat noch große sportliche<br />

Ziele: Bei den World ParaAthletics<br />

Championships im Juli 2017 in London<br />

will er den Weltrekord von 13,64<br />

Metern knacken - seine persönliche<br />

Bestleistung liegt bei 13,57 Meter. In<br />

die Salzer-Trainingsgruppe ist als<br />

vollwertiges Mitglied integriert. „Ich<br />

bin wie ich bin“, sagt der stets gut<br />

gelaunte Spaßvogel über sich. Sein<br />

Vorbild Tobias Dahm muss ihn zwar<br />

bisweilen mal einbremsen, „aber<br />

was Wettkampfeinstellung und Ehrgeiz<br />

anbetrifft, können wir von ihm<br />

einiges abschauen“, erzählt der<br />

Deutsche Vizemeister Dahm. Natürlich<br />

könne Kappel nicht alle Übungseinheiten<br />

wie seine Schützlinge<br />

ohne Behinderung absolvieren, erklärte<br />

Salzer, „wir müssen schon auf<br />

die körperlichen Voraussetzungen<br />

schauen.“ Her<strong>vor</strong>zuheben sei bei<br />

Kappel aber zum Beispiel im Gegensatz<br />

zu anderen Kleinwüchsigen seine<br />

gerade Struktur der Wirbelsäule:<br />

„Das ist auf den guten Trainingszustand<br />

zurückzuführen.“ Deshalb beherrsche<br />

Kappel auch die schwierige<br />

Drehtechnik beim Kugelstoßen.<br />

Wertvolle Tipps für Trainingsprogramme<br />

mit Menschen mit körperlichen<br />

oder geistigen Behinderungen<br />

gab Thomas Strohm, der Landestrainer<br />

des Württembergischen<br />

Behinderten- und Rehabilitationssportverbandes:<br />

„Sie müssen auf<br />

wesentliche Unterschiede in der<br />

verbalen Kommunikation, im Bewegungsverhalten,<br />

in der Konzentration<br />

und in der Motivation achten.“<br />

Ein gemeinsames Training mit Nichtbehinderten<br />

sei stets möglich.<br />

Strohm hat dazu ein Punktesystem<br />

für Wettkämpfe ausgearbeitet und<br />

bei den ersten württembergischen<br />

Hallenmeisterschaften am 13. März<br />

2017 in Schwäbisch Gmünd soll diese<br />

Wettkampfform getestet werden.<br />

Das Fortbildungsseminare war einmal<br />

mehr für alle Teilnehmer eine<br />

wichtige Informationsquelle. Neue<br />

methodische Formen der Vermittlung,<br />

neue Wurfgeräte für die Kinder,<br />

wie simple Papiertaschentücherpäckchen,<br />

neue Organisationsformen<br />

für Schule und Verein, sich<br />

ständige verändernde und sich erweiternde<br />

Kompetenzen sind unabdingbar,<br />

gerade für eine inklusive<br />

Leichtathletik.<br />

Winfried Hofele / Gmünder Tagespost

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